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Gut leben mit Neurodermitis

Ganzheitlich, erprobt, wirksam - die besten Maßnahmen für ein beschwerdefreies Leben. Das Selbsthilfeprogramm für Kinder und Erwachsene.

von Juliane Richter (Autor:in)
136 Seiten

Zusammenfassung

Zur Behandlung von Neurodermitis empfehlen Ärzte meist Lichttherapien, Auslassdiäten, juckreizstillende Medikamente oder die Anwendung von entzündungshemmendem Kortison. Viele dieser Behandlungsweisen haben jedoch Nebenwirkungen und eignen sich nicht für eine langfristige Anwendung. Dass es auch anders geht, zeigt Juliane Richter in diesem Ratgeber: Mit einer hautgesunden Ernährung, schützender Pflege, Bewegung, Entspannung und guter Selbstfürsorge können Entzündungen nachhaltig gemindert, der natürliche Hautstoffwechsel unterstützt und wiederkehrende Neurodermitis- Schübe gemildert oder sogar unterbunden werden. Das erprobte Selbsthilfeprogramm unterstützt zudem die Leistungsfähigkeit und sorgt dafür, dass Betroffene sich endlich wieder wohlfühlen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

in meinem ersten Lebensjahr erkrankte ich an einer schweren Form der Neurodermitis und weiß daher, was es bedeutet, mit einer Hautkrankheit und den damit verbundenen Einschränkungen zu leben. Es gab Zeiten, in denen der Zustand meiner Haut so schlecht war, dass ich über lange Phasen viele offene Stellen hatte und unter starken Ein- und Durchschlafstörungen litt. Das ist zum Glück vorbei. Ich bin seit rund zehn Jahren beschwerdefrei und benötige keine Medikamente. Meine Neurodermitis sehe ich mittlerweile auch nicht mehr als Last – im Gegenteil, ich bin dankbar, dass ich durch sie gelernt habe, verantwortungsvoll mit meinem Körper umzugehen.

Ich arbeite in der Kosmetik- und Nahrungsergänzungsmittelbranche und habe zusammen mit einem Team aus Wissenschaftlern eine Vielzahl an Gesundheits- und Hautpflegeprodukten entwickelt. Dabei eignete ich mir ein umfangreiches Wissen in den Bereichen der Hautpflege und Ernährung an, das es mir ermöglicht, bewusst Entscheidungen zu treffen, die meiner Hautgesundheit zuträglich sind.

Ärzte empfehlen zur Behandlung von Neurodermitis Lichttherapien, Auslassdiäten, juckreizstillende Medikamente oder die Anwendung von entzündungshemmendem Kortison. Viele dieser Behandlungsweisen haben Nebenwirkungen und eignen sich nicht für eine langfristige Anwendung. Doch es geht auch anders!

Ich zeige Ihnen in diesem Ratgeber wirkungsvolle Möglichkeiten auf, die Sie auf Ihrem Weg zu einer dauerhaften Beschwerdefreiheit unterstützen. Mein Ansatz basiert auf einem ganzheitlichen Konzept vorsorglich schützender Maßnahmen, die Entzündungen mindern, den natürlichen Hautstoffwechsel unterstützen und wiederkehrende Neurodermitisschübe deutlich reduzieren bzw. unterbinden. Diese Maßnahmen sind nach meiner Erfahrung nicht nur äußerst wirksam für die Verbesserung des Hautzustandes. Sie fördern zudem die Leistungsfähigkeit und unterstützen die Allgemeingesundheit: Betroffene fühlen sich damit nicht nur wohler in ihrer Haut, sondern gewinnen auch an Lebensqualität.

Ich wünsche mir, Sie mit diesem Buch zu informieren und zu inspirieren, sodass Sie bewusst Entscheidungen treffen können, die Ihre Hautgesundheit fördern. Ich freue mich, dass ich Sie auf Ihrem Weg zu einer gesunden und schönen Haut begleiten darf.

Ihre

NEURODERMITIS – DAS SOLLTEN SIE WISSEN

In diesem Kapitel lernen Sie Funktion und Aufbau der Haut kennen und erhalten Informationen darüber, was Neurodermitis ist, wie sie entsteht und welche Behandlungsmöglichkeiten Ihr Arzt hat. Hier teile ich auch meine persönliche Geschichte mit Ihnen.

Aufbau und Funktion unserer Haut

Die Haut ist als multifunktionelles Organ wichtig für unsere Gesundheit.

Die Haut ist mit fast zwei Quadratmetern unser flächenmäßig größtes Organ. Eine gesunde Haut ist nicht nur ein wesentliches Schönheitsmerkmal, sondern erfüllt auch viele wichtige Funktionen. Beispielsweise bildet sie eine Barriere gegen das Eindringen krankheitserregender Substanzen wie Bakterien, Viren und Schmutz. Zudem schützt sie uns vor Austrocknung, schädlichen UV-Strahlen und Verletzungen. Sie reguliert die Körpertemperatur – durch Schwitzen oder eine Gänsehaut bei Kälte –, ist am Flüssigkeitshaushalt beteiligt und dient als Sinnesorgan. Mit ihrer Hilfe können wir Berührungen sowie Schmerz wahrnehmen oder uns einfach nur wohl in ihr fühlen. Unter Einfluss von Sonnenlicht wird das für uns lebenswichtige Vitamin D in der Haut gebildet. Es ist bedeutend für gesunde Knochen und Zähne und unterstützt unser Immunsystem bei der Abwehr von Infektionen. Vitamin D trägt somit erheblich zu unserer Gesundheit bei (siehe Seite 95).

Um all das leisten zu können, besteht unsere gesamte Haut aus drei Hauptschichten, die ganz unterschiedliche Funktionen übernehmen: die Oberhaut (Epidermis), die Lederhaut (Dermis) und die Unterhaut (Subkutis).

Äußere Hautschicht: die Oberhaut

Die Oberhaut ist durchschnittlich 0,05 Millimeter dick und setzt sich aus mehreren Schichten zusammen. Der für uns sichtbare Teil ist die Hornschicht, die aus hornbildenden Zellen (Keratinozyten) besteht und durch spezielle Hautfette zusammengehalten wird. Diese Zellen entwickeln sich in der tiefsten Schicht der Oberhaut, der Keimschicht, wandern etwa alle 28 Tage nach oben und werden als verhornte Hautschüppchen abgestoßen. Je stabiler und dichter die Hornschicht, desto widerstandsfähiger ist die Hautbarriere und umso gesünder ist auch unsere Haut.

In der Oberhaut befinden sich außerdem sogenannte Melanozyten, die das Hormon Melatonin bilden, das zur Hautfarbe beiträgt und dem UV-Schutz dient. Zellen für die Immunabwehr, wie die Langerhans-Zellen sowie T-Lymphozyten, haben ebenfalls einen Platz in der Oberhaut. Sie können Krankheitserreger unschädlich machen und bei erneuten Infektionen wiedererkennen.

Eine weitere wichtige Zellgruppe dieser Hautschicht sind die Merkel-Zellen, die als hauteigene Nervenzellen fungieren und für unsere Tastempfindungen verantwortlich sind. Sie sorgen dafür, dass jede Berührung über das Rückenmark an das Gehirn weitergeleitet wird.

Zweite Hautschicht: die Lederhaut

Die zweite Hautschicht besteht hauptsächlich aus Bindegewebe.

Die zweite Hautschicht besteht hauptsächlich aus Bindegewebe, in erster Linie aus Kollagen, dem häufigsten Eiweiß in unserem Körper, das der Haut Struktur und Festigkeit verleiht. Auch Elastin, das für die Spannkraft sorgt, gehört zu den Bindegewebsfasern. Dazwischen befindet sich u. a. Hyaluronsäure. Sie hat ein hohes Wasserbindungsvermögen und ist damit wichtig für den Feuchtigkeitsgehalt der Haut und die Stabilisierung von kollagenen und elastinen Fasern.

Darüber hinaus befinden sich Talg- und Schweißdrüsen, Haarfollikel, Nervenfasern sowie Blut- und Lymphgefäße in dieser mittleren Hautschicht.

Dritte Hautschicht: die Unterhaut

Die dritte Hautschicht besteht hauptsächlich aus lockerem Bindegewebe und Fettzellen, die der Polsterung und Wärmeisolierung des Körpers dienen. Sie grenzt unmittelbar an die Bindegewebshüllen von Muskeln, Organen und Knochen an. Und auch hier finden sich Blutgefäße, Nervenzellen zur Reizwahrnehmung, Schweiß- und Talgdrüsen und die Haarwurzeln.

Ursachen für Neurodermitis

Ist die Haut gesund, zeichnet sie sich durch ein glattes, geschmeidiges und ausgeglichenes Hautbild aus. Kommt es jedoch zu Beeinträchtigungen innerhalb der Hautschichten, werden das Erscheinungsbild und die Hautfunktionen in Mitleidenschaft gezogen. Eine mögliche Folge sind Ausschläge – oder Hauterkrankungen wie Neurodermitis.

Neurodermitis ist eine nicht ansteckende, chronisch-entzündliche Hauterkrankung, die überwiegend im Säuglings- und Kindesalter ausbricht. Bei vielen Betroffenen verbessert sich die Erkrankung bis zur Pubertät und geht manchmal sogar ganz zurück.

Seit einigen Jahrzehnten erkranken immer mehr Menschen an Neurodermitis. Mit bis zu fünf Millionen Betroffenen gehört Neurodermitis auch hierzulande zu den häufigsten Hautkrankheiten. Grund dafür ist zum einen, dass die Krankheit inzwischen recht bekannt ist und Eltern heute entsprechend sensibel auf Symptome bei ihren Kindern reagieren. Aber auch unser moderner Lebensstil und äußere Faktoren wie eine übertriebene Hygiene und veränderte Umweltbedingungen können die Entstehung einer Neurodermitis begünstigen.

Der Begriff Neurodermitis stammt übrigens aus einer Zeit, in der man fälschlicherweise annahm, die Hauterkrankung basiere auf einer nervlich bedingten Entzündung (Neuro = Nerven, Dermatitis = Hautentzündung). In der Fachliteratur wird heute daher der Begriff „atopische Dermatitis“ bevorzugt. Er setzt sich zusammen aus Atopie (= anlagebedingte Bereitschaft, auf bestimmte äußere Substanzen ohne klar ersichtlichen Grund überempfindlich zu reagieren, siehe unten) und Dermatitis.

Typisch für eine Neurodermitis sind schubweise gerötete Haut, Schuppenbildung oder auch Pusteln, die sich entzünden und nässen können. Diese Symptome treten für gewöhnlich in Verbindung mit einem starken Juckreiz auf. Da dieser häufig nachts besonders intensiv ist, leiden Betroffene oft an Schlafstörungen, die langfristig zu weiteren Beeinträchtigungen der Lebensqualität führen können.

Viele Erkrankte befinden sich in einem wahren Teufelskreis, denn Kratzen und die damit verbundenen Schmerzen werden oftmals als Erlösung angesehen. Es kommt nicht selten zu einem Wundkratzen, bis die Haut blutet und die ohnehin geschädigte Hautbarriere durch offene Stellen weiter in Mitleidenschaft gezogen wird. In die aufgekratzte Haut können Bakterien, Viren und Pilze leichter eindringen und Entzündungen verursachen.

Charakteristisch für Neurodermitis ist auch der schubartige Verlauf. Das heißt, auf akute Phasen mit starken Beschwerden folgen symptomfreie Perioden. Wie lange einzelne Schübe dauern und wie oft sie auftreten, ist sehr unterschiedlich. Zwischen den Schüben heilen die Wunden in der Regel ab, und die Haut kann sogar nahezu gesund erscheinen. Die zugrunde liegenden Entzündungsherde bestehen aber in der mittleren Hautschicht oftmals weiter. Sie können jederzeit wieder ausbrechen.

Im Kindesalter gehören Gesicht, Kopfhaut, Hände, Arme und Beine zu den am häufigsten betroffenen Körperstellen, bei Jugendlichen und Erwachsenen hingegen sind Ekzeme an Händen, Füßen, Arm- und Kniebeugen, Hals und Augenlidern typisch.

Auch wenn noch nicht alle Ursachen für eine Neurodermitis entschlüsselt wurden, so weiß man heute doch, dass es sich um ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren handelt.

Genetische Veranlagung

Häufig sind mehrere Familienmitglieder an Neurodermitis erkrankt. Und tatsächlich spielt die genetische Veranlagung eine große Rolle. Genau genommen handelt es sich dabei zum einen um eine genetische Veranlagung für Überempfindlichkeitsreaktionen des Immunsystems, die auch als Atopie bezeichnet wird. Unser Immunsystem ist für die Abwehr von körperschädigenden Substanzen, z. B. Krankheitserregern, zuständig. Es kann körperfremde Stoffe, die über Haut, Schleimhäute, Mund und Atemwege in den Körper gelangt sind, erkennen und startet ggf. eine Abwehrreaktion. In manchen Fällen reagiert es allerdings übertrieben heftig auf harmlose Substanzen wie Pollen, Tierhaare oder Bestandteile in Nahrungsmitteln. Die Abwehrmaßnahmen lösen Entzündungsreaktionen aus, die zu den juckenden Hautekzemen der Neurodermitis oder anderen Symptomen einer Allergie führen.

Die Tendenz zu Überempfindlichkeitsreaktionen wird als Atopie bezeichnet.

Zum anderen ist auch die Veranlagung zu trockener, empfindlicher Haut und einer erhöhten Neigung zu Ekzemen genetisch bedingt. Das hängt mit einer gestörten Barrierefunktion der Haut zusammen. Als äußerste Hülle unseres Körpers hat die Haut die Aufgabe, unseren Körper vor dem Eindringen schädlicher Fremdstoffe, z. B. krankheitserregender Keime, schädlicher Substanzen aus der Umwelt und Allergenen, zu schützen. Außerdem verhindert die Haut einen übermäßigen Verlust an Feuchtigkeit und damit ein Austrocknen des Körpers – sie bildet also eine Barriere. Diese Hautbarriere wird im Wesentlichen von der äußersten Hautschicht, der Hornschicht, gebildet. Bei Menschen mit Neurodermitis ist der Aufbau dieser Hautschicht so verändert, dass sie ihre Schutzfunktion nicht mehr optimal erfüllen kann. Sie ist daher trocken und sehr empfindlich, ihr fehlen Feuchthaltefaktoren und Hautfette.

Äußere Faktoren

Neben der erblich bedingten Neigung, Neurodermitis zu entwickeln, gibt es verschiedene äußere Faktoren, sogenannte Triggeroder Provokationsfaktoren, die Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf der Neurodermitis haben und Ekzeme auslösen können. Wie stark die Auswirkungen sind, ist von Patient zu Patient verschieden. Häufig lässt sich auch nicht nur ein Auslöser erkennen, vielmehr ist es ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren.

Lebensstilfaktoren wie Stress und Umwelteinflüsse können Schübe auslösen.

Diese meist ganz harmlosen Provokationsfaktoren werden durch das übersensible Abwehrsystem des Körpers als Schädlinge interpretiert. So kann es passieren, dass beispielsweise Pollen, Schimmelpilze, Tierhaare, Hausstaubmilben oder bestimmte Nahrungsmittel, die vielen Menschen keinerlei Beschwerden bereiten, eine allergische Reaktion oder einen Schub auslösen.

Wissenschaftlichen Untersuchungen ergaben, dass bei solchen Überreaktionen unverhältnismäßig viel von dem Antikörper (= körpereigene Proteine, die Schutzstoffe darstellen) Immunglobulin E (IgE) produziert wird, der vor allem bei allergischen Reaktionen eine Rolle spielt. In der Folge schüttet unser Körper vermehrt Histamine aus, das sind Gewebshormone, die als Botenstoffe im Körper, aber auch in vielen Lebensmitteln vorkommen. Dies führt dann zu den beschriebenen Rötungen und Entzündungen und zum starken Juckreiz.

Aufgrund der sehr individuellen Reaktionen, die Betroffene haben können, kann leider keine einheitliche Empfehlung zur Meidung bestimmter Provokationsfaktoren gegeben werden. Entscheidend ist daher, dass Sie Ihre eigenen potenziellen Auslöser erkennen und darauf überprüfen, ob der Kontakt zu ihnen wiederkehrende Schübe oder allergische Reaktionen auslöst.

Zu den wichtigsten Provokationsfaktoren, die in Verdacht stehen, Krankheitsschübe auszulösen, zählen laut der Deutschen Haut- und Allergiehilfe e. V. die folgenden:

Allergene: Viele Neurodermitispatienten haben gleichzeitig auch eine Allergie, und der Kontakt mit den Allergenen kann einen Schub auslösen. Häufige Nahrungsmittelallergene für Kinder sind Kuhmilch- und Hühnereiweiß, Soja, Weizen, Haselnuss, Erdnuss und Fisch. Bei Erwachsenen spielen vor allem pollenassoziierte Nahrungsmittelallergene wie bestimmte Obst- und Gemüsesorten sowie Nüsse eine Rolle. Darüber hinaus sind Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare und Schimmelpilze typische Auslöser.

Bei Verdacht auf zusätzliche Allergien

Allergien können Neurodermitis verschlimmern. Damit Sie jedoch nicht voreilig auf wichtige Lebensmittel verzichten, sollten Sie einen Verdacht auf Lebensmittelallergie ärztlich abklären lassen. Speziell bei Kindern, die sich noch im Wachstum befinden, sollten vollwertige, nährstoffreiche Lebensmittel nur vom Speiseplan entfernt werden, wenn sich solch ein Verdacht bestätigt hat.

Es kann insbesondere bei Kleinkindern sogar sein, dass die betreffenden Lebensmittel nach einer gewissen Auslasszeit wieder vertragen werden. In Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt sollte daher die Testung nach ein bis zwei Jahren wiederholt werden. Gerade im Kindesalter kann sich eine Allergie auch wieder „auswachsen“, Toleranzentwicklung nennen es die Fachleute. Grundsätzlich gilt: Bei schweren Allergien sollten Sie keine Selbstversuche unternehmen.

Für Krankheitsschübe können auch Kreuzallergien verantwortlich sein. Zu vielen Pollenarten gibt es Nahrungsmittel mit ähnlicher Struktur, die Pollenallergiker oft nicht vertragen und auf die sie mit entsprechenden Symptomen im Mund- und Rachenraum sowie im Verdauungstrakt reagieren. Diese Kreuzallergien führen bei Menschen mit Neurodermitis häufig auch zu einer Verschlechterung des Hautbildes. Zum Beispiel reagieren Birkenpollen-Allergiker oft mit Symptomen gegen Haselnüsse, Mandeln, Äpfel, Birnen, Aprikosen, Brombeeren, Erdbeeren, Himbeeren, Litschis, Kirschen, Kiwis, Pfirsiche, Quitten oder Zwetschgen.

Trockene Haut durch mangelnde oder falsche Pflege: Neurodermitiskranke Haut braucht viel Pflege. Wird sie nicht regelmäßig mit Fett und Feuchtigkeit versorgt, trocknet sie noch stärker aus. Übermäßige Reinigung in Form von langen Bädern oder heißem Duschen fördert ebenfalls die Hauttrockenheit und belastet die Barriereschicht zusätzlich.

Reizungen durch Kleidung: Wollfasern, die auf der Haut kratzen, und enge Kleidung oder luftundurchlässige Materialien, die zu einem Wärmestau führen, können die Haut strapazieren und den Juckreiz verstärken.

Aktives und passives Rauchen kann Neurodermitisschübe auslösen oder verstärken.

Klima und Jahreszeit haben Einfluss auf den Hautzustand. Extreme Temperaturen, geringe Luftfeuchtigkeit und trockene Heizungsluft können die Schutzbarriere schwächen und zur Verschlechterung der Neurodermitis führen.

Stress, auch positiver, wirkt sich auf das Immunsystem aus. In Belastungssituationen werden im Gehirn Botenstoffe ausgeschüttet, die zu verstärktem Juckreiz und einer Verschlechterung des Hautbildes beitragen können.

Hautinfektionen, ausgelöst durch Viren, Bakterien oder Pilze: Krankheitserreger schwächen das Immunsystem und können die Entzündungen der Haut erheblich verstärken. Besteht der Verdacht auf eine Infektion, muss immer ein Hautarzt aufgesucht werden, der eine spezielle Behandlung einleiten wird.

Starkes Schwitzen kann den Juckreiz verstärken.

Psychische Belastungen können die emotionale Verfassung enorm verschlechtern. Durch die für jeden sichtbare Erkrankung wird oftmals auch das Selbstbewusstsein in Mitleidenschaft gezogen. Das kann dazu führen, dass sich Betroffene immer mehr zurückziehen und soziale Kontakte meiden, was schließlich auch in Depressionen oder Angstzustände münden kann.

Aus meiner Erfahrung heraus möchte ich die folgenden Provokationsfaktoren ergänzen:

Zusatzstoffe in Lebensmitteln: Konservierungsmittel, Stabilisatoren, Emulgatoren, Farbstoffe, Aromastoffe, Geschmacksverstärker, Süßstoffe, Schwefeldioxide, Sulfite, Rückstände von Hormonen, Antibiotika, Insektizide, Fungizide oder Pestizide

Chemikalien und deren Ausdünstungen, z. B. aus Textilien, Möbeln, Teppichen

Medikamente wie Antibiotika und Schmerzmittel sowie Alkohol.

Eine gestörte mikrobielle Besiedlung der Haut

Es gibt noch einen weiteren interessanten Unterschied zwischen gesunder und neurodermitiskranker Haut. Unsere Haut ist mit einer Vielzahl unterschiedlicher Mikroorganismen besiedelt. Dieses sogenannte Hautmikrobiom trägt dazu bei, den Organismus vor fremden Keimen zu schützen. Untersuchungen zeigen, dass bei Patienten mit Neurodermitis die mikrobielle Besiedlung der Haut gestört ist: Die Vielfalt der Keime ist geringer, sodass sich bestimmte Bakterien besser durchsetzen und vermehren können. In Studien wurde beobachtet, dass sich insbesondere Staphylococcus- aureus-Bakterien, die fast überall in der Natur vorkommen können – und bei den meisten Menschen auch keine Krankheiten hervorrufen –, in einer ungewöhnlich hohen Anzahl auf der Hautoberfläche von Menschen mit Neurodermitis im akuten Schub befinden. Die Bakterien können sich explosionsartig vermehren, die Hautbarriere zusätzlich schädigen und weitere Entzündungsreaktionen verursachen. Diese fallen umso stärker aus, je höher die Bakterienanzahl ist.

Bei Patienten mit Neurodermitis ist die mikrobielle Besiedlung der Haut gestört.

Das hat zur Folge, dass sich nützliche Bakterien, die zusammen mit der Hautbarriere einen Schutzschild gegen Krankheitserreger bilden, reduzieren. Ähnlich wie die Bakterienvielfalt in unserem Darm sorgt eine ausgeglichene Bakterienflora auf der Haut für eine natürlich gestärkte Abwehr und reguliert den pH-Wert.

Mögliche Begleiterkrankungen

Neurodermitis zählt zu den drei Erkrankungen des atopischen Formenkreises, zu dem auch Heuschnupfen (allergische Rhinitis) und Asthma bronchiale gehören. Ihnen liegt eine sogenannte Typ-2-Entzündung zugrunde, bei der das Abwehrsystem aus dem Gleichgewicht geraten ist und überreagiert. Häufig treten diese Krankheiten gleichzeitig oder im Laufe des Lebens nacheinander auf.

Die Behandlung durch den Arzt

Um den Zustand Ihrer Haut zu verbessern und Schübe in ihrer Häufigkeit und Intensität zu reduzieren, stehen Ihrem Arzt verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung. Zusätzliche gute Hilfestellungen erhalten Sie in speziellen Schulungen durch Kliniken, Universitäten, Krankenkassen oder Vereine. Hier lernen Sie, Beschwerden durch veränderte Verhaltensweisen im Alltag oder auch eine gezielte Hautpflege besser zu begegnen. Informationen hierzu finden Sie für die Eltern-, Kinder- und Jugendlichenschulung bei der Arbeitsgemeinschaft Neurodermitisschulung (AGNES) sowie bei der Arbeitsgemeinschaft Neurodermitisschulung für Erwachsene (ARNE).

Die nicht-medikamentöse Therapie

Es gibt zahlreiche nicht-medikamentöse Möglichkeiten, die bei Neurodermitis helfen.

Die Therapie bei Ihrem Arzt hat zum Ziel, Ihren Hautzustand zu verbessern und den Juckreiz zu lindern. Als Basistherapie wird er Ihnen eine kontinuierliche Pflege mit speziellen, für Neurodermitiker geeigneten Pflegeprodukten und Ölen empfehlen, die die defekte Schutzbarriere der Haut gezielt aufbauen. Ein regelmäßiges Eincremen (siehe Seite 99) und weitere Pflegerituale wie beispielsweise Basenbäder mindern die gesteigerte Trockenheit der Haut.

Bei Allergien, z. B. gegen Hausstaubmilben oder Pollen, die zu Schüben führen, kann eine Immuntherapie, auch Hyposensibilisierung oder Desensibilisierung genannt, die Beschwerden lindern. Dabei wird das entsprechende Allergen über einen längeren Zeitraum, der sich durchaus über drei Jahre erstrecken kann, regelmäßig verabreicht. Das Abwehrsystem des Körpers kann sich dadurch an den allergieauslösenden Stoff gewöhnen und regiert mit der Zeit nicht mehr über.

Kuraufenthalte am Meer oder in den Bergen stellen eine weitere Behandlungsmöglichkeit dar, da die Belastung mit Allergenen in diesen Regionen besonders gering ist und Schübe dementsprechend reduziert werden können. Das Immunsystem kann sich folglich erholen.

Eine weitere Methode ist die UV-Lichttherapie, bei der die Haut mit künstlichen Ultraviolettstrahlen einer bestimmten Wellenlänge bestrahlt wird. Diese haben einen antientzündlichen Effekt und können somit den Hautzustand kurzfristig verbessern. Die Verträglichkeit und Wirksamkeit solcher fototherapeutischer Verfahren ist individuell recht verschieden. Da UV-Strahlen die Hautzellen bekanntermaßen bei zu hoher Dosierung sogar schädigen können, wird mit der UV-Lichttherapie in der Regel nur bei Erwachsenen und auch nur zeitlich sehr begrenzt (maximal einmal jährlich) gearbeitet.

Zum Abbau von Stress werden Schulungsprogramme zum Erlernen von Entspannungstechniken angeboten. Damit können das Entzündungslevel gesenkt und der Juckreiz gelindert werden.

Einige Ärzte empfehlen das Führen eines Neurodermitis-Tagebuchs, in welchem Ernährung, äußere Einflüsse wie Wetter, Pollenflug, Kontakt mit Tieren sowie der damit verbundenen Beschwerdeverlauf dokumentiert werden. Diese Informationen helfen im Beratungsgespräch, die passende Therapie auszuwählen.

Die Arzneimittelbehandlungen

Ob eine antientzündliche Behandlung mit Medikamenten erfolgen sollte, beurteilt Ihr Arzt je nach Schweregrad der Neurodermitis. Zwei Mittel haben sich zur Reduktion von Entzündungen und Juckreiz in der Dermatologie bewährt: Glukokortikoide, das viele als Kortison kennen, und Calcineurin-Inhibitoren.

Kortison

Kortison unterdrückt die überschießende Reaktion des Immunsystems, lindert dadurch Entzündungen der Haut und der Juckreiz lässt nach. Bei den in der lokalen Behandlung eingesetzten Glukokortikoiden handelt es sich um synthetisch hergestellte Stoffe, die in ihrem chemischen Aufbau unserem körpereigenen Kortison gleichen. Sie können in Form von Cremes, Tabletten oder als Infusion verabreicht werden.

Bei vielen anderen Hautkrankheiten wie Rosazea, Akne oder Hautpilz kann Kortison zu Verschlimmerungen führen, weshalb im Vorfeld eine sorgfältige diagnostische Abklärung sehr wichtig ist. Zudem legt Ihr Arzt fest, welches Präparat zum Einsatz kommt, da es immerhin über 30 verschiedene Glukokortikoide unterschiedlicher Stärke gibt. Jeder Körperbereich reagiert anders auf das aufgetragene Kortison, die korrekte Anwendung spielt also eine große Rolle.

Kortison und Calcineurin-Inhibitoren sollten möglichst nicht langfristig angewendet werden.

Kortison eignet sich nicht für eine Langzeittherapie, da es im dauerhaften Gebrauch die Haut schädigen kann: Es besteht die Gefahr von Hautverdünnung (Glashaut), Haarwurzelentzündung, roten Äderchen bis hin zu Pigmentstörungen. Zudem kann die Hautbarriere weiter geschädigt werden, wodurch sich die Neurodermitis verschlimmern kann. Mit dem Abklingen der akuten Symptome sollte daher eine Anwendung in Zusammenarbeit mit dem Arzt wieder ausgeschlichen werden. Letztlich hängt das Ausmaß möglicher Nebenwirkungen stark vom Präparat, der Therapiedauer und Größe der behandelten Hautfläche ab.

Calcineurin-Inhibitoren

Um den Zustand der Haut über einen längeren Zeitraum zu stabilisieren, gibt es eine Alternative zur Kortisontherapie: die Calcineurin- Inhibitoren. Sie gehören zur Gruppe der immunsuppressiven Medikamente. Das heißt, sie hemmen die Aktivitäten des Immunsystems und verhindern dadurch die Entstehung von Entzündungen.

Calcineurin-Inhibitoren werden äußerlich in Form von Salben angewendet und dünnen – anders als die Glukokortikoide – die Haut nicht aus. Der Wirkstoff Cyclosporin hat sich z. B. als besonders wirksam erwiesen, ist bei längerer Anwendung aber ebenfalls nicht frei von möglichen Nebenwirkungen wie einem erhöhten Risiko für Nierenfunktionsstörungen und Bluthochdruck.

Meine Erfahrung mit Neurodermitis

Bevor ich Ihnen im zweiten Teil ein ganzheitliches Konzept vorstelle, mit dem ich mein Hautbild und meine Lebensqualität deutlich verbessern konnte, gebe ich Ihnen einen kurzen Einblick in meine persönliche Geschichte, die wahrscheinlich viele Parallelen zu der anderer Betroffener, vielleicht auch zu Ihren Erfahrungen aufweist.

Diagnose Neurodermitis als Säugling

Bereits als Säugling erkrankte ich an einer schweren Form der Neurodermitis. Zunächst zeigten sich Entzündungen mit offenen Stellen auf meinem Kopf und im Gesicht, und die Haut meines Körpers fühlte sich extrem trocken und schuppig an. Da in unserer Familie keine erbliche Veranlagung bekannt war, mussten meine Eltern den Umgang mit dieser Krankheit erlernen. Sie unternahmen damals alles Erdenkliche, um meinen Hautzustand zu verbessern und mir ein normales Leben zu ermöglichen. Auf Empfehlung des Kinderarztes badeten sie mich beispielsweise regelmäßig in Olivenöl, um meine extrem trockene Haut zu pflegen. Sie kauften rückfettende Seifen, unparfümierte Cremes und verwendeten beim Wäschewaschen keinen Weichspüler, um zusätzliche Reize, vor allem durch chemische Zusatzstoffe, weitestgehend zu vermeiden. Außerdem achteten sie auf einen geregelten Tagesablauf mit ausreichend Schlaf.

Sofort nach der Diagnose bereiteten sie meinen Babybrei nur noch aus frischen Zutaten selbst zu; es kamen keinerlei Fertigprodukte für Kleinkinder mehr zum Einsatz. Diese Maßnahmen zeigten dann auch relativ schnell ihre erhoffte Wirkung und ich konnte meine Kindheit größtenteils beschwerdefrei genießen.

Erneute Verschlechterung in der Jugend

Erst als Schulkind, als sich mein Tagesrhythmus und Umfeld änderten und erste Belastungen durch äußere Anforderungen und Erwartungen auf mich zukamen, traten wieder vermehrt Schübe auf. Besonders im Winter, wenn meine Haut durch Kälte und Heizungsluft trockener wurde, verstärkten sich die Ekzeme. Es gab immer wieder Phasen mit schweren Schüben, die sich vorrangig an dünnhäutigen Stellen im Gesicht, an den Armbeugen, Kniekehlen und Handgelenken zeigten. Mein damaliger Kinderarzt verschrieb für diese akuten Zustände kortisonhaltige Cremes.

Als ich nach dem Abitur mit 18 Jahren von zu Hause auszog, verschlechterte sich meine Haut wieder. Nun zeigten sich Entzündungen an Händen und Füßen. Mein Leben veränderte sich zu dieser Zeit schlagartig. Ich war viel unterwegs, hatte keinen geregelten Tagesablauf mehr. Kurze und unregelmäßige Schlafenszeiten waren normal geworden. Zudem ernährte ich mich schlecht, hauptsächlich mit verarbeiteten Produkten bzw. Fast Food. Gegen all das rebellierte meine Haut.

Äußere Einflüsse wie eine ungesunde Ernährung können sich auf den Hautzustand auswirken.

Ich versuchte es mit speziellen medizinischen Pflegecremes für Neurodermitis, die keine Linderung brachten. Im Gegenteil, meine Haut reagierte nun vermehrt mit Pustelbildung und Nässen. Die Entzündungen nahmen zu, und schlussendlich hatte ich chronisch offene Stellen an Händen und Füßen. Der Juckreiz wurde an Abenden und Nächten so schlimm, dass ich betroffene Stellen wund kratzte. Da keine meiner Maßnahmen zu einer Verbesserung führte, verband ich meine Füße über zwei Jahre lang, um die Läsionen zu schützen. Mein Arzt verschrieb mir Kortisonsalben, später auch Schlaftabletten, da ich durch den Juckreiz kaum noch zur Ruhe kam. Beides half nur kurzzeitig und war nicht nachhaltig. Zu diesem Zeitpunkt erkannte ich noch nicht, welche Bedeutung dem persönlichen Lebensstil, der Ernährung und weiteren Einflussfaktoren zukommt.

Geregelte Tagesabläufe als Lösung

Mit dem geregelten Leben gingen die Entzündungen zurück.

Erst als ich mit 22 Jahren ein geregelteres Leben führte und mich gesünder ernährte, verbesserte sich mein Hautzustand. Ich begann selbst zu kochen und aß mehr frisches Gemüse und Obst. Die Entzündungen an meinen Händen bildeten sich mit der Zeit fast vollständig zurück, lediglich an den Füßen hatte ich noch kleine Hautekzeme.

Einige Jahre hatte ich die Entzündungen ganz gut unter Kontrolle. Mittlerweile arbeitete ich im Marketing in der Kosmetikbranche und lernte viel über die Haut, ihre richtige Pflege und über die Inhaltsstoffe kosmetischer Produkte.

Mit Anfang 30, nach einem Jobwechsel und dem damit verbundenen Umzug in eine neue Stadt, begannen die Schübe erneut und meine Haut verschlechterte sich enorm. Da der Verlauf meiner Neurodermitis nun eine schwere Form annahm und ich wieder unter offenen, nässenden Hautstellen und starkem Juckreiz litt, beschäftigte ich mich erstmals sehr intensiv mit alternativen Möglichkeiten, um langfristig beschwerdefrei zu werden.

Auf meinem Speiseplan standen nun hauptsächlich frische, unverarbeitete Produkte, möglichst biologischer Herkunft. Ich strich Schweinefleisch und Wurstwaren vollständig aus meiner Ernährung, außerdem Produkte aus Dosen, Süßigkeiten, Chips und Softgetränke. Bereits nach wenigen Wochen gingen meine Entzündungen zurück und meine Haut verbesserte sich zusehends. Das motivierte mich, meine Ernährung dauerhaft zu verändern. Dazu integrierte ich gezielt besonders nährstoffreiche und entzündungshemmende Lebensmittel in meinen Speiseplan – mit dem Ergebnis, dass meine Haut geschmeidig und widerstandsfähiger wurde und keine neuen Entzündungen auftraten.

In der Folge kündigte ich meinen aufreibenden Job und suchte mir einen, der mir viel mehr Freude bereitete. In meiner Freizeit trieb ich Sport und entdeckte als Ausgleich zu den Anforderungen im Beruf Yoga für mich neu. Zudem gelang es mir, Zigaretten dauerhaft aus meinem Leben zu verbannen.

Wenn ich heute auf all diese Erlebnisse zurückblicke, weiß ich, dass die Ernährungsumstellung den größten Einfluss auf die Verbesserung meiner Neurodermitis hatte. Ich schlief wieder besser, wurde leistungsfähiger und hatte nach der Arbeit noch genug Power, zum Sport zu gehen. Meine Haut ist seit vielen Jahren in einem sehr guten Zustand und meine Lebensqualität hat sich enorm verbessert. Dafür bin ich unendlich dankbar. Dennoch ist mir bewusst, dass die Krankheit nicht heilbar ist. Insbesondere im Urlaub, wenn ich gezwungen bin, meine Essgewohnheiten zu ändern, merke ich, dass ich meiner Neurodermitis damit eine Gelegenheit gebe, erneut aufzuflammen. Doch heute weiß ich, was dann zu tun ist!

Meine Erfahrungen im erfolgreichen Umgang mit meiner Neurodermitis habe ich nun für Sie zusammengetragen. Vielleicht werden Sie sich bei dem ein oder anderen Punkt wiederfinden, neue Impulse für Ihr Alltagsleben bekommen und neugierig oder motiviert sein, den für Sie individuell richtigen Weg zu finden – für ein beschwerdefreies Leben mit Neurodermitis.

GUT LEBEN MIT NEURODERMITIS – DAS SELBSTHILFEPROGRAMM

Viele verschiedene Bereiche des Lebens wirken auf unsere Haut, und wir können diese selbst nachhaltig beeinflussen, um das Krankheitsbild Neurodermitis positiv zu verändern. Eckpfeiler sind die Themen Bewusstseinsstärkung, Ernährung, Hautpflege, Bewegung, Entspannung, ein guter Schlaf sowie die Psyche.

Gute Gewohnheiten etablieren

Unser Alltag besteht aus vielen Gewohnheiten und wir treffen täglich – oftmals unbewusst – zahlreiche Entscheidungen in allen Lebensbereichen. Ob beruflich oder privat, jedes Verhalten kann in direkter Verbindung mit unserer Hautgesundheit stehen. Treiben wir regelmäßig Sport oder sitzen wir abends lieber vor dem Fernseher? Sorgen wir für eine gute Schlafqualität oder liegen wir mit Handy im Bett und bleiben viel zu lange wach? Geben wir unseren Kindern zum Trost Süßigkeiten oder spielen wir mit ihnen? Vielleicht vermuten wir es nicht auf den ersten Blick, aber diese vielen kleinen täglichen Entscheidungen bestimmen auch unsere Hautgesundheit. Körperliche Bewegung an der frischen Luft löst beispielsweise zahlreiche positive biochemische Prozesse in uns aus, die uns und unsere Haut gesund halten sowie der Psyche guttun. Und die richtige Ernährung kann Entzündungsprozesse im Körper reduzieren und den Hautaufbau fördern.

Dennoch fällt es uns oft schwer, unsere Lebensführung zu verändern, sogar dann, wenn die Lebensqualität durch eine Erkrankung wie Neurodermitis extrem eingeschränkt ist. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Häufig suchen wir bei Ausbruch eines Schubes zunächst nach schnellen Lösungen, die es uns erlauben, so weiterzumachen wie bisher. Das ist auch verständlich, denn die Herausforderungen in Alltag, Schule und Beruf werden bei den meisten in der Regel nicht weniger, sondern stetig mehr. Ändert man jedoch langfristig nichts an seinen Gewohnheiten, wird die eigentliche Ursache für die wiederkehrenden Entzündungen mit Juckreiz und offenen Hautstellen meist nicht behoben.

Viele Menschen wissen gar nicht, wie groß der Einfluss des Lebensstils auf den Verlauf ihrer Erkrankung ist. Oft unterschätzt wird beispielsweise die Heilkraft der Ernährung. Dabei kann ein Verzicht auf Süßigkeiten z. B. hilfreich sein, um die Hautentzündungen nicht weiter anzufeuern.

Möchten Sie Ihren Hautzustand nachhaltig verbessern, ist also ein erster wichtiger Schritt, grundsätzlich offen für Veränderungen zu sein. Ich bin davon überzeugt, dass jeder Betroffene es schaffen kann, seine Haut mit natürlichen Mitteln dauerhaft zu verbessern und − wie ich − sogar beschwerdefrei zu werden.

Äußere Einflüsse steuern unser Erbgut

Wie sehr sich äußere Einflüsse dabei auf unsere Gene auswirken, untersucht die Epigenetik.

Wir kommen zwar mit einem festen Set an Genen auf die Welt, diese können jedoch ein- bzw. ausgeschaltet werden. Zahlreiche Forschungsergebnisse zeigen, dass anhaltende Änderungen der Lebensumstände zu Veränderungen der Gene führen – Faktoren wie Ernährung, Alkohol, Tabak, sportliche Aktivität, Stress oder auch Umweltbelastungen wie Schadstoffe in der Luft oder im Wasser können in diese epigenetischen Mechanismen eingreifen.

Eine ausgewogene Ernährung mit nährstoffreichen und vollwertigen Lebensmitteln hat dabei einen positiven Einfluss auf die Genexpression (exprimere = ausdrücken) und somit die Gesundheit. Forscher der Harvard T. H. Chan School of Public Health führten dazu eine umfassende Analyse auf Basis von 120.000 Datensätzen aus. Sie untersuchten Angaben zu Ernährung, körperlicher Aktivität, Körpergewicht, Rauchen und Alkoholkonsum.

Es zeigte sich, dass gesunde Gewohnheiten sich in allen fünf Bereichen auszahlten: Die betreffenden Menschen lebten im Schnitt 13 Jahre länger. Menschen ohne gesunde Gewohnheiten starben hingegen häufiger vorzeitig an Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Diese Erkenntnisse unterstützen die Annahme, dass durch eine konsequente Lebensführung mit einer gesunden, vollwertigen Ernährung, ausreichend Bewegung, Stressmanagement und erholsamem Schlaf, Krankheiten wie Neurodermitis abgewendet oder zumindest abgeschwächt werden können.

Stoffwechselorgane gesund halten

Stoffwechselorgane wie der Darm und die Leber beeinflussen unsere Gesundheit maßgeblich und können zur Minderung von Symptomen der Neurodermitis beitragen, denn sie übernehmen in unserem Körper zahlreiche Funktionen, die wiederum einen großen Einfluss auf das Hautbild haben.

Der Darm – unser Verdauungsorgan

Der menschliche Darm beherbergt sehr viele verschiedene Bakterien, Viren, Hefen und Protozoen. Der Lebensraum dieser Mikroorganismen ist das Mikrobiom. Inzwischen weiß man, dass in unserem Darm sogar mehr Bakterien leben als wir körpereigene Zellen haben! Der überwiegende Teil dieser unterschiedlichen Bakterien, die zusammen rund 1,5 bis zwei Kilo auf die Waage bringen, lebt in Harmonie mit unserem Körper.

Sind die Bakterien des Mikrobioms nicht im Gleichgewicht, wird das Immunsystem beeinträchtigt.

Eine wichtige Aufgabe des Mikrobioms ist neben der Verdauung die Unterdrückung der Aktivität und des Wachstums von Krankheitserregern, was den Darm zu einem wichtigen Teil unseres Immunsystems macht. Mehr als 70 Prozent der Zellen, die für unsere Körperabwehr wichtig sind, befinden sich in der Darmwand. Das bedeutet auch: Sind die Bakterien des Mikrobioms nicht im Gleichgewicht, wird das Immunsystem beeinträchtigt. Möglich Folgen davon sind Allergien und Hauterkrankungen (siehe auch Seite 14).

Industriell verarbeitete Lebensmittel, ein hoher Zucker- und Fettkonsum, wenige Ballaststoffe oder auch Medikamente und Stress können die bakterielle Besiedlung nachteilig verändern, die für uns guten Darmbakterien werden verdrängt. Wenn auch die Darmschleimhautbarriere derart angegriffen ist, dass unverdaute Substanzen oder schädliche Erreger in den Blutkreislauf gelangen können, spricht man vom durchlässigen Darm oder Leaky Gut Syndrom. Unser Immunsystem reagiert auf die Schadstoffe im Körper mit Entzündungen und allergischen Prozessen.

Anders herum hat ein aus dem Gleichgewicht geratenes Mikrobiom zur Folge, dass oft nicht mehr ausreichend Nährstoffe aus der Nahrung aufgenommen werden können. Dies kann zu einer Unterversorgung mit für uns lebenswichtigen Nährstoffen führen, die sich unter Umständen im Hautbild widerspiegelt.

Zu den gesundheitsförderlichen Darmbakterien gehören z. B. Bifidobakterien und Lactobazillen, bekannt sind sie auch als probiotische Bakterien. Studien belegen, dass Probiotika in der Lage sind, unser Abwehrsystem so zu beeinflussen, dass bisher unverträgliche Nahrungsmittel, Blütenstaub oder Tierhaare toleriert werden – es also mithilfe der Probiotika nicht mehr zu allergischen Reaktionen kommt. Bei Atopikern wie Menschen mit Neurodermitis ist die Anzahl dieser Bakterien oft sehr niedrig.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich das Darmmikrobiom beim Menschen erst ab dem vierten Lebensjahr stabilisiert – bei Babys und Kleinkindern ist das Immunsystem noch nicht vollständig ausgebildet. Wissenschaftler gehen davon aus, dass dies einer der Gründe sein kann, warum insbesondere Säuglinge und Kleinkinder an Neurodermitis erkranken. Stillen soll einen positiven Einfluss auf die Ausbildung des Mikrobioms haben.

Als bei mir Neurodermitis diagnostiziert wurde, warnte der Hautarzt meine Eltern zudem vor übertriebener Hygiene. Um mein Immunsystem zu stärken, sollte ich beim Spielen möglichst häufig mit Schmutz in Berührung kommen. Diese Hygienehypothese existiert bis heute. Studien belegen, dass beispielsweise Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, seltener an Allergien und Asthma erkranken.

Die Leber – wichtige Entgiftungszentrale

Eine dauerhaft falsche Ernährung mit viel Fett, Zucker oder Alkohol kann die Leber nachhaltig schädigen.

Die Leber ist unser wichtigstes Stoffwechsel- und Entgiftungsorgan und daher von zentraler Bedeutung für Herz, Gehirn, Immunsystem, Verdauungstrakt und unsere Haut. Ohne eine funktionierende Leber kann der Mensch nicht leben. Sie übernimmt zahlreiche zentrale Aufgaben im Organismus und wird oft auch als Chemiefabrik des Körpers bezeichnet, denn sie baut Stoffe ab, um und auf. So ist sie beispielsweise am Stoffwechsel von Fetten, Kohlenhydraten und Eiweißen beteiligt. Außerdem produziert sie die Blutgerinnungsfaktoren und das C-reaktive Protein, ein Eiweiß, das bei entzündlichen Prozessen im Körper gebildet wird. Die Leber stellt aber auch Cholesterin her, das u. a. als Ausgangsstoff zur Bildung von Gallensäuren für die Fettverdauung benötigt wird, wie für die Bildung von Vitamin D und bestimmten Hormonen (z. B. dem Stresshormon Kortisol).

Darüber hinaus besitzt die Leber wichtige Speicherfunktionen: Sie lagert Fette sowie überschüssige Glukose – der wichtigste Einfachzucker im Kohlenhydratstoffwechsel – ein, die sie bei Bedarf dem Körper wieder bereitstellt. Zudem werden die Vitamine A, B12, D, E und K sowie das Spurenelement Eisen in der Leber gespeichert.

Abwehrfunktionen gehören ebenfalls zu ihren Aufgaben, denn im Blut befinden sich nicht nur Nährstoffe, sondern auch Substanzen, die schädlich für unseren Organismus sein können und die herausgefiltert werden müssen. Hierzu gehören Pestizide, Kunststoffe, Ammoniak, krankheitserregende Keime, Schimmel, toxische Metalle oder Medikamente. Für unsere Leber bedeutet das Eliminieren dieser Stoffe Schwerstarbeit. Sie werden von ihr entweder zu unschädlichen Stoffen umgewandelt oder über die Nieren, den Darm, die Lunge oder die Haut ausgeschieden. An der Haut können sich Symptome wie Entzündungen oder Juckreiz bemerkbar machen. Allergien und Überreaktionen können erste Zeichen dafür sein, dass die Leber überfordert ist. Bei fortgeschrittenen Leberschäden kommt eine typische Gelbfärbung an Augen und Haut hinzu.

Da die Leber im Vergleich zu anderen Organen nicht über Nerven verfügt und schmerzunempfindlich ist, verlaufen Funktionsbeeinträchtigungen zu Beginn oft unbemerkt. Bis zu einem gewissen Grad kann sich die Leber selbst regenerieren. Erst nach einiger Zeit zeigen sich Symptome wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, Reizdarmsyndrom, Hitzewallungen, Appetitverlust, Gewichtsveränderungen oder ein Druckgefühl im rechten Oberbauch.

Eine hautgesunde Ernährung

Nährstoffreiche Lebensmittel bilden die Basis einer gesunden Ernährung.

Unsere Ernährung bildet eine wichtige Basis für eine gesunde Haut. Vor allem Lebensmittel aus pflanzlichen Quellen haben eine entzündungshemmende Wirkung und stärken unser Immunsystem. Auf meinem Speiseplan stehen daher frische, unverarbeitete Produkte, die vorwiegend pflanzenbasiert und weitestgehend frei von Zucker, dem Klebereiweiß Gluten und Zusatzstoffen sind. Viele meiner Nahrungsmittel sind sogenannte Superfoods, das sind besonders nährstoffreiche Lebensmittel, die einen sehr hohen Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Aminosäuren, sekundären Pflanzenstoffen und vielen weiteren wertvollen Stoffen aufweisen. Dazu gehören hauptsächlich Gemüse, Obst, Pilze, Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen und Kerne, Vollkornprodukte, gute Pflanzenöle, Kräuter und Gewürze aus ökologischem Anbau. Ich verzichte fast gänzlich auf Fleischund Milchprodukte sowie Eier und Fisch. Dies mache ich einerseits aus ethischen Gründen, andererseits ist belegt, dass ein übermäßiger Konsum tierischer Produkte langfristig die Gesundheit beeinträchtigen kann. Außerdem trinke ich vorwiegend Wasser und Tee.

Einige gute Gründe sprechen dafür, dass Sie als Neurodermitiker möglichst auf tierische Produkte verzichten sollten. Ein hoher Fleischkonsum wird u. a. aufgrund seiner entzündungsfördernden Wirkung mit zahlreichen Krankheiten in Verbindung gebracht, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Rheuma und Diabetes Typ 2. Nicht ausgeschlossen werden können zudem Infektionen, die durch Massentierhaltung in der konventionellen Landwirtschaft vom Tier über das Produkt auf den Menschen übergehen können. Viele Tiere erhalten − zum Schutz vor Infektionen und zur Steigerung der Produktivität – auch eine Vielzahl verschiedener Medikamente. So erlauben Antibiotika eine Aufzucht auf engstem Raum. Hohe Kraftfuttergaben sowie der Einsatz von Wachstumshormonen wirken sich ebenfalls negativ auf die Gesundheit der Tiere aus. Fehlender Bewegungsraum in den Ställen oder noch immer erlaubte Anbindehaltung erzeugen Stresssituationen, was wiederum die Qualität des Fleisches, der Eier oder der Milch beeinträchtigen kann.

Wissenschaftliche Untersuchungen gehen davon aus, dass auch Fische, deren Verzehr von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfohlen wird, durch die Verschmutzung der Meere oder durch Zuchttechniken belastet sind.

Autor

  • Juliane Richter (Autor:in)

Juliane Richter ist Dipl.-Betriebswirtin (FH) und Marketingexpertin mit langjähriger Erfahrung in der Kosmetik- und Nahrungsergänzungsmittelindustrie. Zusammen mit einem Team aus Wissenschaftler* innen entwickelt sie zahlreiche Gesundheits- und Hautpflegeprodukte. Auch aufgrund ihrer eigenen Neurodermitis-Erkrankung beschäftigte sie sich mit Hautpflege und Ernährung und begann, bewusstere, ihrer Haut zuträglichere Entscheidungen zu treffen, wodurch sie nun seit vielen Jahren beschwerdefrei ist. Mit ihrem Wissen möchte sie Betroffene auf ihrem Weg zu einer gesunden und schönen Haut begleiten.
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Titel: Gut leben mit Neurodermitis