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Ernährungsratgeber Gastritis

Alles, was Sie bei Magenschleimhautentzündung wissen müssen. 80 Rezepte.

von Sven Bach (Autor:in) Martina Amon (Autor:in)
152 Seiten

Zusammenfassung

Bauchschmerzen, Übelkeit oder Erbrechen – dies können Symptome einer Magenschleimhautentzündung sein. Die Ursachen der Erkrankungsind vielfältig, ebenso die Therapiemöglichkeiten. Bei allen Formen der Gastritis hat sich jedoch die Ernährungstherapie bewährt, um Beschwerden zu lindern und die Entzündung zu bremsen. In ihrem Ratgeber erklären die Ernährungsexperten*innen Sven Bach und Martina Amon Ursachen und Symptome, geben Tipps zurLebensmittelauswahl und zeigen, wie Lebensstilveränderungen und Stressabbau helfen können. Mit vielen bekömmlichen Rezepten: Hirse-Heidelbeer-Brei, Nudel-Rahm-Pfanne, Pastinaken-Kürbis- Suppe, Putenschnitzel mit Kartoffelpüree und Karottengemüse, Seelachs- Gemüse-Pfanne, Vanillewaffeln.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

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kennen Sie diese Tage, an denen Ihr ganzer Magen und Darm verrücktspielen? Sie ständig geplagt werden von einem unangenehmen Schmerz in der Magengegend und Ihnen das Essen einfach nicht gut bekommen will? Eine sehr häufige Diagnose, die dann folgt: Gastritis.

Viele Menschen in Deutschland leiden unter einer Magenschleimhautentzündung, wie die Gastritis auch genannt wird, und wissen zunächst nicht, dass die Ernährung einen entscheidenden Einfluss auf ihre Beschwerden hat. Eine verbreitete erste Therapiemaßnahme ist die Gabe von Tabletten, welche die Säurebildung im Magen senken, dadurch das Sodbrennen lindern und die Magenschleimhaut schützen. Doch ein wichtiger Faktor in der Prävention und Therapie einer Magenschleimhautentzündung ist die passende und individuell abgestimmte Ernährung: Durch die richtige Auswahl an Lebensmitteln und das geeignete Wissen können Sie Ihre Beschwerden deutlich lindern und den Verlauf Ihrer Gastritis positiv beeinflussen.

Mit unserem Ratgeber stehen wir Ihnen dabei Schritt für Schritt zur Seite.

Ihre

GASTRITIS – WICHTIG ZU WISSEN

Was man unter einer Gastritis versteht, wie sich verschiedene Typen unterscheiden und wie sie behandelt werden, erfahren Sie in diesem Kapitel. Sie erhalten einen Überblick, wie Verdauung und Magen funktionieren und was es für Therapieoptionen gibt. Informationen über geeignete Lebensmittel, Zubereitungsformen und Alternativen bei Gastritis runden mitsamt Tipps zu Ernährung und Alltag das Kapitel ab.

Was ist eine Gastritis?

Eine Gastritis, auch Magenschleimhautentzündung genannt, ist eine Entzündung der Schleimhaut im Magen. Der Magen ist ein wichtiges Organ für die Speicherung des Nahrungsbreis, bevor er in kleinen Portionen in den Dünndarm abgegeben wird. Im Magen wird unser aufgenommenes Essen vermengt, zerkleinert und mit saurem Magensaft und Enzymen vermischt. Sie spalten die Nahrungsbestandteile zur besseren Weiterverwertung auf.

Unser Magen ist eingebunden in ein System von Organen, die alle verschiedene Aufgaben erfüllen, damit die Verdauung gut funktioniert.

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Natürlich hat unser Körper vorgesorgt, um uns vor dem sauren Magensaft zu schützen. Damit der Magen nicht selbst von dieser Säure angegriffen wird, produzieren feine Drüsen in der Magenschleimhaut einen zähflüssigen Schleim. Dieser Schleim kleidet den Magen aus, sodass er selbst vor der Säure geschützt ist.

Verschiedene Faktoren können dieses ausgeklügelte System allerdings zum Kippen bringen und dazu führen, dass zu viel Magensäure produziert wird. Durch dieses Ungleichgewicht kann letztlich doch die Magenschleimhaut von der Säure angegriffen werden. Infolgedessen entzündet sich die Magenschleimhaut, und man spricht von einer Magenschleimhautentzündung bzw. Gastritis.

Wie funktioniert unsere Verdauung?

Unser Magen agiert jedoch nicht allein in unserem Körper. Er ist eingebunden in ein komplexes System von Organen, die alle verschiedene Aufgaben erfüllen müssen, damit die Verdauung gut funktioniert. Zum Verdauungstrakt gehören alle Organe, die an der Verdauung unserer Nahrung beteiligt sind und durch die sie durch den Körper geschleust wird. Im Einzelnen sind das:

Mund

Rachen

Speiseröhre

Magen

Zwölffingerdarm

Dünndarm

Dickdarm

Mastdarm

After

Auch die Drüsen, die Verdauungssäfte produzieren, gehören im weiteren Sinne zu den Verdauungsorganen:

Speicheldrüse

Bauchspeicheldrüse

Leber

Galle

Die Nahrung wird mit Muskelbewegungen transportiert. Während des Transports wird der Speisebrei mit verschiedenen verdauungsfördernden Flüssigkeiten versetzt.

Im Mund startet die Verdauung. Durch die Zähne wird das Essen zerkleinert, und der Speichel bereitet die Nahrung für den Weitertransport in die Speiseröhre vor. Im Speichel steckt unter anderem ein Enzym, das Kohlenhydrate, z. B. aus Brot, vorspaltet. Durch das Kauen wird auch der Magensaft vorbereitet.

Der Magen bildet täglich ca. anderthalb bis drei Liter Magensaft. Er tötet z. B. Bakterien ab und macht Eiweiß besser verdaubar. Im Magen wird auch ein wichtiges Glykoprotein für die Vitamin-B12-Aufnahme produziert. Das Vitamin ist lebensnotwendig und unter anderem für die Blutbildung und Zellteilung zuständig.

Die Verweildauer von Speisen im Magen

Interessant ist die Verweildauer von verschiedenen Speisen im Magen. Wussten Sie, dass z. B. ein Schweinebraten bis zu sieben Stunden im Magen verweilt? Eier und Reis sind z. B. schon nach ca. zwei Stunden Richtung Zwölffingerdarm unterwegs.

Der Magen kann gefüllt ca. 1,5 Liter aufnehmen. Die Belegzellen im Magen produzieren den sauren Magensaft. Der Magen hat, auch im nüchternen Zustand, einen pH-Wert von 1,5 bis 2,0. Das saure Milieu sorgt für die Freisetzung und Aktivierung von Enzymen, die vor allem für die Eiweißspaltung im weiteren Verdauungs-prozess verantwortlich sind. Des Weiteren werden durch die „saure Dusche“ Keime und Bakterien reduziert.

Wichtig ist gutes Kauen der Speisen. Sie kennen das Sprichwort „Gut gekaut ist halb verdaut“ – die Weitergabe des Speisebreis vom Magen in den Dünndarm erfolgt erst, wenn der Speisebrei sehr fein und gut durchsäuert ist. Fettreiche Mahlzeiten jedoch machen durch ihr massives Fettgerüst dem Magen und der Säure viel Arbeit. Deshalb verweilen die fettreichen Speisen am längsten im Magen. Im Fall von Magenentzündungen oder auch Sodbrennen ist aber ein zügiger Durchgang der Speisen vom Magen in den Zwölffingerdarm wünschenswert, denn der Magen soll ja geschont werden.

Deshalb sind Lebensmittel wie z. B. magerer pochierter Fisch, Rührei, Geflügel und Rinderhackfleisch ideal für einen schnellen „Durchmarsch“. Salzkartoffeln, Reis und Mischbrot haben ebenfalls eine kurze Verweildauer im Magen. Gekochtes Gemüse wie etwa Spinat, Karotten, Zucchini, Kürbis und Fenchel sind in der Regel besser als beispielsweise Hülsenfrüchte.

Im Dünndarm wird der in Mund und Magen vorbereitete Speisebrei mithilfe von Enzymen zerlegt. Hier wird z. B. der Fruchtzucker mithilfe eines Transporters ins Blut befördert und der Milchzucker (Laktose) durch das Enzym Laktase gespalten. Wenn die verschiedenen Transporter und Enzyme nicht ausreichend vorhanden sind, gibt es in weiteren Darmabschnitten Verdauungsprobleme. Auch die Fettverdauung findet primär im oberen Bereich des Dünndarms statt. Die Gallenflüssigkeit fließt hier zum Speisebrei und kann somit das vorhandene Fett für weitere Verdauungsprozesse vorbereiten. Die Bauchspeicheldrüse schüttet die Verdauungsenzyme für Kohlenhydrate, Fett und Eiweiß in den ersten Dünndarmabschnitt (Zwölffingerdarm) aus. Ein großer Teil an Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente) werden vom Dünndarm in die Blutbahn aufgenommen.

Im Dickdarm wird der Speisebrei eingedickt. Dem Speisebrei wird vorwiegend Wasser entzogen und Mineralstoffe aufgenommen. Übrig bleiben die Ballaststoffe. Sie „pflegen“ den Dickdarm und sorgen für eine gute Flora. Lösliche Ballaststoffe wie z. B. Beta-Glukane aus Haferflocken sorgen für eine weiche Konsistenz und füttern die guten Darmbakterien. Die unlöslichen Ballaststoffe fegen und putzen den Dickdarm durch. Am Schluss sollte ein zufriedenstellendes und vor allem regelmäßiges Ergebnis in der Toilette übrig bleiben.

Formen der Gastritis

Eine Magenschleimhautentzündung kann in unterschiedlichen Verläufen auftreten. Dabei unterscheidet man zwischen einer akuten Gastritis und einer chronischen Gastritis, wobei ein akuter Verlauf auch in einen chronischen übergehen kann.

Im Folgenden sehen wir uns die unterschiedlichen Verläufe und Auslöser genauer an. Denn diese Unterscheidung ist in der weiteren Therapie wichtig, um den richtigen Ansatz zu wählen, die Beschwerden der Krankheit zu mildern.

Akute Gastritis

Die Auslöser für eine akute Gastritis können vielfältig sein. Zu ihnen gehören folgende Faktoren:

akute Infektionen mit Bakterien, Viren oder Schimmelpilzen

Lebensmittelvergiftungen

Einnahme von Medikamenten wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Ibuprofen, Rheumamedikamente, Kortison

lokale Verätzungen des Magens durch Lauge oder Säure

Strahlentherapie

Nikotin, Kaffee, Alkohol und scharfes Essen

körperlicher Stress durch schwere Unfälle oder Operationen

andauernde psychische Belastungen und Stress

Angstzustände und Depressionen

Die Beschwerden einer akuten Gastritis können vielfältig sein und von keinen bzw. leichten bis hin zu starken Beschwerden mit Komplikationen verlaufen. Häufig klagen Betroffene über Bauchschmerzen, Erbrechen, Übelkeit oder Reflux (Rückfluss von Magensaft in die Speiseröhre). In milderen Fällen können kleine punktartige Blutungen entstehen, wobei der Blutverlust nur über ein Labor bestimmbar ist. In schwereren Fällen mit ausgeprägten Blutungen kann es zu starkem Erbrechen, Blutarmut und auch verfärbten Teerstühlen kommen. Eine akute Gastritis kann im Verlauf auch in eine chronische Form übergehen.

Hinter einer akuten Gastritis können ein einziger oder in Kombination mehrere Auslöser stecken.

Chronische Gastritis

Bei der chronischen Gastritis zeigen sich meist nur leichte Beschwerden wie Bauchschmerzen, leichtes Unwohlsein oder Erbrechen. Aufgrund der nur leicht ausgeprägten, häufig unauffälligen Symptome ist die chronische Gastritis in vielen Fällen nur ein Zufallsbefund. Es werden anhand des Auslösers hauptsächlich drei Formen der chronischen Gastritis unterschieden: Gastritis Typ A, B und C.

Gastritis Typ A – Auslöser Autoimmunerkrankung Dieser Typ ist mit ca. fünf Prozent der seltenste Auslöser einer Gastritis. Die Entstehung ist bei dieser Form noch nicht abschließend geklärt, vermutet wird ein Fehler in der Immunabwehr. Das Abwehrsystem bildet dabei Abwehrstoffe gegen den eigenen Magen, speziell gegen die Magenzellen, sogenannte Belegzellen, welche die Magensäure produzieren. Bei diesem körpereigenen Angriff entsteht eine Entzündung der Magenschleimhaut. Dabei wird immer weniger Magensekret entwickelt, was dem Magen dauerhaft schadet.

Zudem produzieren die Belegzellen im Magen neben der Magensäure den „Intrinsic Factor“. Dieser ist notwendig, damit wir Vitamin B12 im Darm aufnehmen können. Bei dieser Form der Gastritis kann dadurch begleitend ein Vitamin-B12-Mangel vorliegen, aus dem eine spezielle Form der Blutarmut (perniziöse Anämie) entstehen kann. Dieser mögliche Mangel sollte medizinisch über eine Blutentnahme ausgeschlossen werden.

Gastritis Typ B – Auslöser Bakterien Der häufigste Auslöser einer chronischen Magenschleimhautentzündung ist eine Infektion mit Bakterien. In 70 bis 90 Prozent der Fälle handelt es sich um das Bakterium Helicobacter pylori, kein seltenes Bakterium im menschlichen Organismus. Es gelangt oral in den Magen, durchdringt die Schleimschicht und haftet sich in der Magenschleimhaut an die schleimproduzierenden Zellen an. Grundsätzlich trägt etwa jeder zweite Deutsche dieses Bakterium unwissentlich in sich.

Den meisten Menschen beschert das Bakterium keine Unannehmlichkeiten, doch bei einer geringeren Anzahl der Betroffenen kommt es zu chronischen Entzündungen der Magenschleimhaut, die gelegentlich zu schwereren Erkrankungen führen können wie Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüre oder auch Magenkrebs.

Gastritis Typ C – Auslöser magenreizende Medikamente Die Form der chemisch-toxischen Gastritis macht etwa 30 Prozent aus. Die Magenschleimhautentzündung wird dabei durch bestimmte Medikamente ausgelöst, die durch ihre chemischen Eigenschaften die Produktion der Magensäure stimulieren. Dazu zählen bestimmte Schmerzmittel und Antirheumatika. Lesen Sie daher immer die Packungsbeilage und klären Sie die Einnahme von Medikamenten wie Ibuprofen, Diclofenac oder Acetylsalicylsäure mit Ihrem Arzt ab. Sollte das Medikament möglicher Auslöser der Beschwerden sein, sollten alternative Medikamente mit gleicher Wirkung in Betracht gezogen werden, wenn dies medizinisch möglich ist.

Ebenso können auch der Rückfluss von Gallensaft aus dem Zwölffingerdarm (Gallereflux), wie er nach Operationen vorkommen kann, Alkohol oder Säuren und Laugen zu einer Gastritis Typ C führen.

Weitere Formen Eine weit seltenere Form ist eine sogenannte Riesenfaltengastritis, die Ménétrier-Gastritis. Diese seltene Magenerkrankung zeigt sich, wie der Name sagt, in einer Vergrößerung der Schleimhautfalten des Magens. Die genauen Ursachen sind allerdings noch ungeklärt. Auch kann eine Magenschleimhautentzündung mit einem Morbus Crohn, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung, einhergehen, ebenfalls eine eher seltene Ursache.

Therapie bei Gastritis

Der Fokus bei einer Therapie einer Magenschleimhautentzündung liegt immer auf dem auslösenden Faktor:

Bei einer bakteriell verursachten Gastritis (Typ B) und dem nachgewiesenen Vorliegen eines Helicobacter pylori wird sie je nach Abwägung des behandelnden Arztes häufig medikamentös angegangen.

Ist eine Gastritis aufgrund einer Autoimmunerkrankung diagnostiziert (Typ A), so liegt der Schwerpunkt auf der Beseitigung der Entzündung sowie die Therapie von einem möglichen Vitamin-B12-Mangel.

Werden die Beschwerden durch Medikamente ausgelöst (Typ C), sollte mit dem behandelnden Arzt über alternative Präparate gesprochen werden, die das aktuelle Medikament ersetzen können.

In einem Anamnesegespräch klären Sie mit Ihrem Arzt oder Ernährungstherapeuten mögliche Auslöser und Ursachen für Ihre Beschwerden.

So verhält es sich auch bei Auslösern der akuten Gastritis. In einem ausführlichen Anamnesegespräch sollten mit dem behandelnden Arzt oder dem Ernährungstherapeuten mögliche Auslöser und Ursachen für die Beschwerden gefunden und strukturiert angegangen werden. Spielen Stress, Nikotin oder Alkohol eine Rolle, sollten Wege gefunden werden, Stressursachen zu reduzieren und Lebensgewohnheiten zu ändern.

Jährlich Laborwerte testen lassen

Fragen Sie Ihren Hausarzt nach einem Labortest. In der Praxis sehen wir bei Menschen mit Gastritis oft einen Mangel an Mikronährstoffen. Deshalb sollten Sie mindestens einmal im Jahr zusätzlich folgende Laborparameter kontrollieren lassen:

Holotranscobalamin (aktives Vitamin B12)

Vitamin D

Ferritin

Die Therapie zielt also immer auf den Auslöser ab. Was allerdings bei allen Formen hilft, um Beschwerden zu lindern, ist eine gezielte Ernährungstherapie.

Ernährungstherapie

Eine der wichtigsten und nachhaltigsten Therapieformen ist der positive Einfluss über die richtige Ernährung auf die Magenschleimhautentzündung. Heute gibt es unzählige Diäten und Ernährungsformen, von denen die Schonkost bzw. leichte Vollkost auch bei Gastritis Orientierung bieten kann.

Die angepasste Vollkost

Die leichte Vollkost, früher auch unter dem Namen Schonkost bekannt, wird heute angepasste Vollkost genannt. Das Besondere an der angepassten Vollkost ist der Verzicht bzw. das individuelle Austesten von Lebensmittel und Speisen, die schwerer verdaulich sind und zu Druck- und Völlegefühl, aber auch zu Blähungen und Durchfall usw. führen können. Dadurch soll ein bereits gereizter oder erkrankter Organismus entlastet werden. Die leichte Vollkost deckt den individuellen Bedarf an Energie und versorgt den Organismus ausreichend mit Nährstoffen.

Der Vorteil der angepassten Vollkost ist, dass eine derartige Ernährung auch reich an lebensnotwendigen Vitaminen und Mineralstoffen ist. Es werden Lebensmittel gemieden bzw. individuell getestet, auf die viele Menschen mit Blähungen, Völlegefühl und Aufstoßen reagieren, z. B. Hülsenfrüchte, diverse Kohlsorten, Sauerkraut, Paprikagemüse, Zwiebeln, Mayonnaise, frittierte, geräucherte, fettige oder zu stark gewürzte Speisen, Kohlgemüse, Bohnen, frisches Hefegebäck und rohes Steinobst. Individuell können weitere dazukommen.

Das Essen sollte nur leicht, am besten mit Kräutern, gewürzt sein. Statt gebratener oder gerösteter Speisen werden gedünstete oder in Folie gegarte Speisen bevorzugt. Die Kost sollte weder zu heiß noch zu kalt verzehrt werden. Alkoholische oder kohlensäurehaltige Getränke sind ebenfalls nicht ideal. Die angepasste Vollkost im Überblick:

schonend gegarte Lebensmittel, vor allem weiche Lebensmittel – wenig Rohkost

fettarme bzw. fettreduzierte Kost – abhängig von der individuellen Verträglichkeit

mehrere kleine Mahlzeiten über den Tag verteilt

regelmäßiges Essen, die Speisen mit angepasster Temperatur – nicht zu heiß oder zu kalt

bevorzugt gewürzt mit frischen Kräutern, wenig Pfeffer oder reizenden, scharfen Gewürzen

Einsatz von hochwertigen Eiweißlieferanten

moderates Maß an Ballaststoffen (je nach Verträglichkeit)

kein Alkohol, wenig Zucker, Kaffee nur bei Verträglichkeit

Die angepasste Vollkost kann als Basisernährung bei unspezifischen Magen-Darm-Erkrankungen angewendet werden, ist aber auch bei Gastritis, Pankreatitis oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen zu empfehlen. Übrigens: Snacks und Süßigkeiten sind in der angepassten Vollkost nicht verboten, sondern dürfen ab und zu durchaus gegessen werden, wenn es bei „ab und zu“ bleibt: Sie sollten die Ausnahme bleiben, nicht in Mengen und am besten nach den Mahlzeiten verspeist werden.

Geeignete Lebensmittel bei Gastritis

In der folgenden Tabelle sehen Sie eine grundlegend schonende Auswahl an Lebensmitteln. Die Aufzählung dient als Orientierung, welche Lebensmittel tendenziell besser verträglich sind und welche auffällig häufig zu Beschwerden führen und in der Regel schlechter verträglich sind. Dennoch ist die jeweilige individuelle Verträglichkeit entscheidend.

Versuchen Sie sich überwiegend aus der linken Spalte der gut verträglichen Lebensmittel zu ernähren. Dennoch sollten Sie besonders auf deren individuelle Verträglichkeit achten. Auch in der linken Spalte können Nahrungsmittel dabei sein, die bei Ihnen zu Unverträglichkeiten führen. Die Liste soll lediglich eine Tendenz und Orientierung für Sie bieten.

LEBENSMITTEL GUT VERTRÄGLICH SCHLECHT VERTRÄGLICH
Brot und Gebäck

fein vermahlene Vollkornprodukte, abgelagertes Bauernbrot/ Mischbrot, Knäckebrot

grobes Vollkornbrot, frisches Brot, Brot/Brötchen mit ganzen Körnern, Blätterteig

bei Zwieback die Zutatenliste beachten: Invertzucker oder Honig sollten nicht enthalten sein

Getreide und Pseudogetreide

feine Haferflocken, Dinkelflocken, ungesüßte Fertigmüslis ohne Nüsse, weich gekochter Couscous, Bulgur, Hirse, Quinoa, Reis, Amaranth

Frischkornbrei, ganze Getreidekörner, Fertigmüslis mit Zucker und Nüssen

Kartoffeln und Kartoffelprodukte

Kartoffeln ohne Schale, Kartoffelbrei, Schupfnudeln, Gnocchi, Klöße

Pommes, Bratkartoffeln mit viel Fett und Speck

Gemüse und Salat

Blattsalate, Gurken, junge, leicht verdauliche Sorten wie Zucchini, junger Kohlrabi, Karotten, Brokkoli, Pastinaken, Kürbis, Rote Bete, Sellerie, Spinat, feine grüne Erbsen, Fenchel, Spargel

schwer verdauliche Sorten wie Kohlgemüse, Zwiebeln, Lauch, Paprika, Hülsenfrüchte, Pilze, frische Tomaten, tiefgekühltes Gemüse mit Zusätzen wie Verdickungsmitteln, Gemüseprodukte mit Zusätzen

Obst

reife, säurearme Obstsorten wie Bananen, Äpfel, Birnen, Pfirsiche, Nektarinen, Trauben ohne Kerne, Honigmelonen, Heidelbeeren, Aprikosen, Erdbeeren

Obstmark aus dem Glas oder selbst eingekochtes Obst

säurereiche Sorten wie Kiwis, Zitrusfrüchte wie Zitronen, Mandarinen, Grapefruits; Johannisbeeren, Himbeeren, Ananas

Trockenobst, gezuckerte Obstkonserven, Obstmus

Nüsse, Kerne und Samen

fein vermahlene Nüsse und Samen wie gemahlene Mandeln oder Haselnüsse

Nussmus, Mandelmehl, Leinmehl oder ähnliche alternative Mehle nur in kleinen Mengen

ganze Nüsse und Samen

Süßes und Süßigkeiten

Zucker und Zuckeralternativen wie Honig, Agavendicksaft, Kokosblütenzucker, Sirup

Snacks aus der Babyabteilung, Reiswaffeln, Maiswaffeln, fein vermahlene Vollkornkekse, selbst gebackene fettarme Kuchen und Süßspeisen

Zuckeraustauschstoffe wie Sorbit, Xylit, Mannit (in Kaugummis oder zuckerreduzierten Produkten)

Schokolade, Chips, Gummibärchen, fettreiche Kuchen und Torten

Fleisch und Fisch

fettarme Fleischsorten wie Putenbrust, Hähnchenbrust, mageres Rind- und Kalbsfleisch, Wildfleisch

magere Wurstsorten wie Bierschinken, gekochter Schinken ohne Fettrand, Corned Beef, magerer Bratenaufschnitt

alle Fischsorten, schonend zubereitet

fettreiches Fleisch wie Schweinenacken oder Haxe

gepökelte, geräucherte oder fettreiche Fleisch- und Wurstwaren wie Kassler, Schinken, Lachsschinken, Salami, Leberwurst, Mettwurst, Leberkäse

panierter Fisch oder Fischzubereitungen mit viel Fett

Milchprodukte

Milch 1,5 %, Naturjoghurt 1,5 % Fett, Magerquark, fettarmer Frischkäse 20 %, Limburger, Harzer Rolle, geringe Mengen Käse mit bis zu 45 % Fett

fettreiche Milchprodukte wie griechischer Joghurt

fettreiche Käsesorten wie Frischkäse 60 %, Camembert oder Brie 60 %, große Mengen fettreicher Käse

Fette

Hochwertige, pflanzliche Öle wie Olivenöl, Rapsöl, Leinöl, Walnussöl

geringe Mengen Butter

große Mengen an Ölen

Schweineschmalz, gehärtete Fette

Gewürze

Salz, weißer Pfeffer, frische und getrocknete Kräuter, Gemüsebrühe ohne Zusätze

schwarzer und roter Pfeffer in größeren Mengen, Chili, Curry,

scharfer Senf, Paprika, Knoblauchoder Zwiebelpulver, Meerrettich

fertige Gewürzmischungen, Soßenpackungen, Fertigsoßen

Getränke

stilles Mineralwasser, Saftschorlen im Mischverhältnis 1:3 aus geeigneten Obstsorten wie Apfel oder Birne

Kräutertees vor allem Anis-, Kamillen-, Fenchel-, Pfefferminztee

geringe Mengen säurearmer Getreidekaffee

kohlensäurehaltiges Mineralwasser, Softdrinks wie Cola, Fanta, Sprite oder Spezi, säurereiche Saftschorlen wie Orangensaft, Tomatensaft, Sauerkrautsaft

säurereicher Bohnenkaffee

Alkohol

Soßen, Suppen

fettarme Suppen, fettarme Bouillon, fettarme Soßen wie Gemüsesoßen oder dünne Cremesoßen

fettreiche Suppen und Soßen, Mayonnaise

Sonstiges

Tofu, Eier

Fertiggerichte und Fast Food, Sojasoße

Brot und Gebäck

Verzehren Sie das Brot nie frisch vom Bäcker, lassen Sie es am besten über Nacht ablagern. Dadurch werden die Backwaren besser verträglich, als wenn sie frisch verzehrt werden. Achten Sie vor allem auch auf fein vermahlene Brote und meiden Sie ganze Körner.

Besonders gut bekömmlich ist ein Mischbrot aus Sauerteig mit einem Kümmelanteil aus einem handwerklich traditionell geführten Betrieb, das Sie erst am nächsten Tag essen. Handwerkliche Betriebe arbeiten in der Regel mit traditionellen Zutaten und achten auf eine lange Teigführung, das heißt, dem Teig wird für die Gärung mehr Zeit gelassen. Dadurch wird das Brot besser bekömmlich als Massenware von Discountbäckern.

Handwerkliche Betriebe arbeiten in der Regel mit traditionellen Zutaten und achten auf eine lange Teigführung. Traditionsbäcker bieten mittlerweile auch sogenannte 24-Stunden-Brote an!

Getreide und Pseudogetreide

Achten Sie bei der Auswahl von Getreide und Pseudogetreide auf Ihre individuelle Verträglichkeit. Dabei ist Weizen immer wieder im Gespräch. Die meisten Menschen vertragen ihn allerdings gut. Testen Sie ganz individuell, welche Getreidesorten für Sie bekömmlich sind. Dabei können Roggen, Dinkel oder auch alte Getreidesorten wie Kamut, Emmer oder Einkorn eine gut verträgliche Alternative sein.

Meist sind fein vermahlene Mehle etwas leichter bekömmlich als Vollkornmehle. Kochen Sie Getreide, wenn Sie ganze Körner zubereiten, immer ausreichend durch, das erhöht ebenfalls die Verträglichkeit: Durch das lange Kochen werden die Inhaltsstoffe leichter zugänglich für unsere Verdauung.

Kartoffeln und Kartoffelprodukte

Bevorzugen Sie Kartoffeln ohne Schale. Vor allem in der Schale befinden sich Glykoalkaloide, vornehmlich Solanin. Solanin findet sich in den Keimstellen, also den „Augen“, und in grünen Stellen an Kartoffeln, die Sie sicher schon einmal beim Schälen entdeckt haben Der Gehalt an Solanin ist immer abhängig von der Sorte, Reifung, Lagerung und Behandlung der Kartoffel. Diese Glykoalkaloide können bei einer hohen Aufnahme zu Erbrechen und Durchfall bis hin zu schwereren Störungen führen, das ist allerdings nur bei enormen Mengen beobachtet worden.

Der Solaningehalt steigt mit der falschen Lagerung. Lagern Sie deshalb Ihre Kartoffeln möglichst dunkel und kühl bei vier bis sechs Grad. Dafür eignet sich perfekt ein Keller. Im Kühlschrank stimmt zwar die Temperatur, aber das Klima ist zu feucht, so könnte die Kartoffel faulig werden. Sollten sich dennoch grüne Stellen oder auch Keime bilden, schneiden Sie die Stellen großzügig heraus. Alte, überlagerte Kartoffeln sollten Sie besser entsorgen. Sehr gut bekömmlich sind selbst hergestellte Kartoffelklöße, Kartoffelpüree, Gnocchi oder Schupfnudeln.

Wer diese Zeit nicht investieren möchte oder kann, kann auch auf fertige Produkte zurückgreifen. Wenn Sie Fertigprodukte einsetzen, sollten Sie jedoch einen Blick auf die Zutatenliste werfen, damit keine unerwünschten Zusatzstoffe enthalten sind, die Ihren Magen reizen könnten: Leider sind Fertigprodukte häufig mit Konservierungsmitteln, unnötigem Zucker, Feuchthaltemittel und Ähnlichem versehen.

In der Regel enthalten Fertigprodukte aus dem Kühlregal wie beispielsweise Gnocchi weniger Zusätze als Trockenprodukte. Meiden Sie bei der Auswahl frittierte Speisen wie Pommes, fertige Kartoffelecken oder auch jegliche frittierten Teigtaschen. Auch wenn Sie Pommes oder Kartoffelecken im Ofen zubereiten, wurden die Produkte aus der Tüte bereits vorfrittiert. Dadurch enthalten Sie einiges an Fett und sind sehr schwer bekömmlich. Ein Blick auf die Verpackung verrät Ihnen, ob das Produkt bereits vorfrittiert wurde.

Gemüse und Salat

Verzehren Sie Gemüse überwiegend in gegarter Form, mit der Ausnahme von Salat und Gurken. Beim Garen werden die Zellstrukturen von Gemüse aufgebrochen, dadurch wird unseren Verdauungsorganen ein wesentlicher Schritt abgenommen.

Verzehren Sie Gemüse überwiegend in gegarter Form, mit der Ausnahme von Salat und Gurken.

Innerhalb der unterschiedlichen Gemüsesorten unterscheidet sich die Verträglichkeit nach den Inhaltsstoffen. Umso ballaststoffhaltiger eine Gemüsesorte ist, desto schwerer verträglich ist sie für den Körper. Dazu zählen beispielsweise schwer verdauliche Sorten wie Kohlgemüse, Zwiebeln, Lauch, Paprika, Hülsenfrüchte, Pilze und frische Tomaten. Dabei sollten Sie allerdings wieder auf eine individuelle Verträglichkeit achten. Denn wenn häufig ballaststoffreiches Gemüse gegessen wird, kann es auch besser vertragen werden. Der Körper gewöhnt sich Schritt für Schritt an die Verdauung dieser Lebensmittel. Wenn Sie auf tiefgekühltes Gemüse zurückgreifen, gilt auch hier: Achtung bei Zusätzen wie Verdickungsmitteln, scharfen Gewürzen oder sonstigen unerwünschten Zusätzen.

Halten Sie sich verstärkt zu Beginn einer magenschonenden Kost an junge, leicht verdauliche Sorten wie Zucchini, junger Kohlrabi, Karotten, Brokkoli, Kohlrabi, Pastinaken, Kürbis, Rote Bete, Sellerie, Spinat, feine grüne Erbsen, Fenchel, Spargel. Diese können frisch oder tiefgekühlt verwendet werden. Häufig wird tiefgekühltes Gemüse sehr gut vertragen. Auch das Einfrieren spaltet die Zellen im Gemüse auf, sodass es noch leichter verdaulich ist.

Autoren

  • Sven Bach (Autor:in)

  • Martina Amon (Autor:in)

Martina Amon coacht seit 10 Jahren Mitarbeiter*innen von Unternehmen zu gesunder Ernährung und einem entspannten Umgang mit Stress. Als staatlich geprüfte Diätassistentin, Sozialpädagogin und Stressmanagementtrainerin behandelt sie auch Menschen mit Übergewicht, Essstörungen und Unverträglichkeiten. Sven Bach ist seit 20 Jahren einer der erfolgreichsten Ernährungsexperten Deutschlands. Der staatlich geprüfte Diätassistent therapiert Patient*innen mit ernährungsabhängigen Erkrankungen. Seit 14 Jahren ist er zudem für verschiedene Funk- und Fernsehsender als Ernährungsexperte tätig. Zusammen haben sie die EssWert GmbH & Co. KG gegründet, die Unternehmen bei der Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeiter unterstützt.
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Titel: Ernährungsratgeber Gastritis