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Ernährungsratgeber Rosacea

Gesund essen gegen Rötungen, Pusteln und brennende Haut. 66 erprobte Rezepte

von Franziska Ring (Autor:in)
168 Seiten

Zusammenfassung

Rosacea ist eine chronisch verlaufende, entzündliche Hauterkrankung. Typisch sind Rötungen, Papeln und Pusteln im mittleren Gesichtsdrittel. Zwar gibt es Medikamente zur Behandlung der Krankheit, doch helfen diese nur bedingt und nicht allen Patienten gleich gut. Dabei gibt es vieles, was Betroffene tun können, um die belastenden Symptome in den Griff zu bekommen. Franziska Ring ist selbst von Rosacea betroffen und hat auf ihrem langen Weg von der Diagnose zu einer beruhigten Haut die „3-Raum-Methode“ entwickelt: Auf was ist bei Rosacea zu achten – in der Küche (Ernährung), im Badezimmer (Pflege) und im Wohnzimmer (Leben allgemein)? Die „3-Raum-Methode“ hilft Ihnen effektiv dabei, Schübe zu verringern, Symptome abzumildern und Ihre Haut in einen beruhigten Zustand zurückzuführen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielleicht haben Sie gerade die Diagnose „Rosacea“ erhalten oder stehen am Anfang Ihrer Reise mit der chronisch-entzündlichen Gesichtserkrankung und fühlen sich hilflos und alleingelassen. Oft nur mit spärlichen Informationen vom Dermatologen ausgestattet, sehen Sie sich mit einer Krankheit konfrontiert, die Sie Ihr Leben lang begleiten wird. Kein Wunder, dass sich bald schon ein Berg von Fragen angesammelt hat: Was kann ich tun, um die unangenehmen Rötungen, Pusteln und Hitzegefühle zu mindern? Wie kann ich eine Verschlechterung der Rosacea aufhalten?

Eine Frage, die immer wieder auftaucht, werde ich Ihnen in diesem Buch beantworten: Wie lässt sich die Rosacea mit der richtigen Ernährungsweise positiv beeinflussen?

So mancher ahnt, dass der Darm als „Sitz der Gesundheit“ eine Rolle spielen könnte. Doch die Unsicherheit darüber, wie groß seine Rolle ist und wie eine rosaceafreundliche Ernährung in der Praxis aussehen könnte, führt dazu, dass es oft bei theoretischen Überlegungen bleibt. Hinzu kommt, dass das eigene Essverhalten bequemlichkeitsbedingt nur ungern geändert wird – Essen ist immer auch ein persönliches, emotionales Thema.

Ein weiterer Grund, der die Suche nach Antworten zur richtigen Ernährungsweise bei Rosacea erschwert, ist die Masse an Büchern, Selbsterfahrungsberichten, Gesundheitswebseiten und Blogs, die Betroffene eher ratlos zurücklassen. Wertvolle Tipps von wertlosen zu unterscheiden, ist für Laien nicht so einfach. Je nachdem, auf welcher Webseite man schaut und welche Schwerpunkte hier im Fokus stehen, scheinen die Ratschläge voneinander abzuweichen und sich in manchen Fällen sogar zu widersprechen. So preist beispielsweise ein Blog die basische Ernährung als Allheilmittel an – obwohl diese einige Fallstricke für Menschen mit Rosacea bereithält –, oder ein Onlinemagazin veröffentlicht die eher kontraproduktiven Tipps eines Betroffenen.

Häufig werden auch allgemeingültige Gesundheitsratschläge unpassenderweise auf die Rosacea übertragen. Ein Klassiker ist Zitronensaft: Morgens auf leeren Magen getrunken, soll er antientzündlich, reinigend und positiv auf die Rosacea wirken. Während sich die normale Haut hierüber freuen mag, wird es bei Menschen mit Rosacea zu einer mehr oder weniger starken Verschlechterung der Symptome kommen, da Zitrusfrüchte bekannte Trigger sind.

Wie sieht die richtige Ernährung bei Rosacea nun aus? Sie ahnen es: Die Thematik ist sehr komplex und das eine Wundermittel gibt es leider nicht, auch wenn man bei der Recherche im Internet diesen Eindruck gewinnen mag. Notwendig ist vielmehr eine umfassende Beschäftigung mit den wissenschaftlichen Grundlagen der chronisch-entzündlichen Hautkrankheit. Ich habe für dieses Buch zahlreiche Studien ausgewertet und mit meinen eigenen Erfahrungswerten sowie denen anderer Betroffener ins Verhältnis gesetzt. Herausgekommen ist ein verlässlicher Leitfaden für die richtige Ernährung bei Rosacea, nach dem ich mich schon einige Jahre ernähre. Dabei habe ich im wahrsten Sinne des Wortes am eigenen Leib erleben dürfen, wie stark sich meine Symptome verbesserten – so stark, dass ich manchmal jetzt noch darüber erstaunt bin.

Oft streichen Betroffene aus Sorge vor weiteren Schüben sehr viele Lebensmittel aus ihrer Ernährung und scheuen verständlicherweise davor zurück, sich noch weiter einzuschränken. Dieser Verzicht wird in vielen Fällen recht wahllos vorgenommen. Auf diese Weise bleibt der Erfolg natürlich häufig aus und die Frustration wächst. Sie werden sehen: Im Rahmen der rosaceafreundlichen Ernährung gibt es zahlreiche Lebensmittel, die Sie problemlos essen können und die sogar die Symptome lindern helfen. Man muss nur wissen, welche genau das sind!

Das erwartet Sie in diesem Buch

Im ersten Teil erläutere ich Ihnen vor allem die wissenschaftlichen Hintergründe einer rosaceafreundlichen Ernährung. Im zweiten Teil finden Sie zahlreiche Rezepte, die auf die speziellen Bedürfnisse der Rosacea abgestimmt sind. Sie werden erstaunt sein, dass es neben der Standardempfehlung „Heißes und Scharfes meiden“ noch viel mehr gibt, was man tun kann, um die empfindliche Haut zu beruhigen. Ich selbst habe die Rezepte in meinem festen Kochrepertoire – nicht nur, weil sie meiner Rosacea guttun, sondern auch, weil sie einfach gut schmecken. Das Ziel dieser Ernährung ist eine beruhigte, gesunde Haut, in der Sie sich wieder wohlfühlen können! Alles, was es dazu braucht, sind zwei Dinge:

das Wissen um die richtige Ernährung bei Rosacea und

Ihre Bereitschaft, sich auf die Ratschläge einzulassen und diese praktisch umzusetzen.

Alle Fakten habe ich gründlich für Sie recherchiert, verständlich erklärt und zusammengefasst. Gefragt ist nun nur noch Ihr Engagement! Ich empfehle Ihnen, sich einen Monat lang konsequent nach meinen Empfehlungen zu ernähren, um Ihre Haut effektiv zu beruhigen. Anschließend finden Sie dann nach und nach zu einer Ernährungsweise, die Sie auch langfristig begleiten kann. Wie Sie dabei genau vorgehen, erfahren Sie im Verlauf dieses Buches.

Ich bin mir der Brisanz bewusst, die das Thema Ernährungsumstellung mit sich bringt – vor allem, wenn da noch die Familie ist, die mit Rosacea eigentlich nichts zu tun hat. Aus diesem Grund finden Sie in diesem Buch Rezepte, die der ganzen Familie schmecken sollten, die verhältnismäßig schnell zubereitet sind und die zum größten Teil mit Zutaten auskommen, die leicht zu besorgen oder bereits in Ihrer Küche vorhanden sind.

Wohl wissend, dass Sie mit der Ernährung Ihre Rosacea positiv beeinflussen können, möchte ich Ihnen aus voller Überzeugung und eigener Erfahrung die in diesem Buch vorgestellte Ernährungsweise ans Herz legen. Ich lade Sie dazu ein, sich auf das Experiment „rosaceafreundliche Ernährung“ einzulassen. Glauben Sie mir, Sie werden es nicht bereuen!

Ihre

 

 

image PS: Auf meiner Webseite rosacea-selbsthilfe.de finden Sie neben meinem Blog und Informationen zu meiner angebotenen Hautberatung auch weitere hilfreiche Tipps zur Rosacea sowie Produktempfehlungen aus den Bereichen Pflege und Ernährung.

GRUNDLAGEN DER ERNÄHRUNG BEI ROSACEA

In diesem Kapitel lernen Sie die theoretischen Grundlagen einer rosaceagesunden Ernährungsweise kennen. Sie erfahren, warum manche Lebensmittel eher ungeeignet sind, während andere sich positiv auf Ihr Hautbild auswirken können. Auch, wenn Sie am liebsten direkt mit dem Kochen loslegen würden, kann ich Ihnen nur empfehlen, diesen Teil nicht auszulassen. Das tiefere Verständnis für die zugrunde liegenden Zusammenhänge unterstützt Sie später bei der Umsetzung einer rosaceagesunden Ernährung und motiviert Sie, am Ball zu bleiben.

Selbst aktiv werden lohnt sich

Man schätzt, dass in Deutschland etwa zwölf Prozent aller Menschen an der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung Rosacea leiden.1 Vor allem hellhäutige Menschen sind betroffen. Meist bricht die schubweise verlaufende Krankheit um das 30. bis 40. Lebensjahr aus und sorgt für Rötungen, Jucken, Brennen, Pusteln und in schwereren Fällen auch die bekannte „Knollennase“, die durch Wucherungen des Bindegewebes und der Talgdrüsen entsteht. Die Rosacea verläuft bei Männern schwerer als bei Frauen. Sogenannte Trigger – die häufigsten sind UV-Strahlung und Stress –, aber auch die falsche (Haut-)Pflege und Ernährung können diese Symptome auslösen. Unbehandelt kann sich die Rosacea mit der Zeit verschlechtern.

Die Erkrankung wird meist in drei Stadien eingeteilt, die aber nicht zwangsläufig ineinander übergehen, sondern auch getrennt voneinander oder gemeinsam auftreten können:

Zunächst kommt es zu einem spontanen Erröten der Wangen (Flushs) und Rötungen, die sich länger als gewöhnlich halten. Auch dauerhaft erweiterte Äderchen können auftreten. Nicht selten brennt oder juckt die Haut.

Im zweiten Stadium treten rund um Nase, Wangen, Stirn und Kinn zudem Pusteln und Knötchen auf.

Schließlich sind schwere Entzündungen und die „Knollennase“ möglich.

Sonderformen betreffen die Erkrankung der Augen oder das Auftreten nach einer längeren Cortison-Therapie (Steroidrosacea).

Die medikamentöse Therapie

Der Dermatologe verschreibt zur äußeren Behandlung meist das Antibiotikum Metronidazol oder das Insektizid Ivermectin (Soolantra®), das antientzündlich wirkt und gegen die Demodexmilben hilft, deren Beteiligung am Krankheitsgeschehen bei Rosacea diskutiert wird. Aber auch Retinoide, also Vitamin-A-Abkömmlinge wie Adapalen, sind Alternativen zu Metronidazol, wenn es um Pusteln geht.

Zur oralen Therapie verschreibt der Hautarzt vor allem in einem schwerer verlaufenden zweiten Stadium Medikamente wie Doxycyclin in nicht-antibiotischer Konzentration. Als letzter Ausweg, also wenn die Rosacea besonders schwer oder therapieresistent ist, gilt Isotretinoin, ein Abkömmling des Vitamins A. Die Isotretinointherapie darf nicht bei Kinderwunsch oder Schwangerschaft erfolgen.2

Sicher wäre es sehr viel einfacher, sich eine Creme vom Hautarzt verschreiben zu lassen oder in schwereren Fällen auch eine Behandlung mit Medikamenten durchzuführen, um der Rosacea Einhalt zu gebieten. Und für einige mag diese rein medikamentöse Behandlung auch tatsächlich funktionieren. Meiner Erfahrung nach ist es jedoch unverzichtbar, sein Leben in der einen oder anderen Weise der chronisch-entzündlichen Krankheit anzupassen. Denn wenn Sie weiterhin reizende Pflegeprodukte verwenden und dauerhaft Speisen zu sich nehmen, die die Rosacea triggern, kommen auch Cremes und Tabletten nur bedingt gegen die Symptome an, die wiederkehren, sobald sie abgesetzt werden. Selbstverständlich können Sie meine Ernährungsmethode problemlos mit Medikamenten vom Dermatologen kombinieren. Es kommt auf die richtige Balance an.

Meine Ernährungsmethode können Sie problemlos mit Medikamenten vom Dermatologen kombinieren. Das empfehle ich Ihnen sogar.

Dem Bauchgefühl vertrauen

Ein großer Vorteil unseres digitalen Zeitalters ist die Menge an frei zugänglichen Informationen, vor allem im Internet. Dies ermöglicht einerseits ein eigenverantwortliches Handeln, andererseits erfordert es, dass man das Gelesene einzuordnen und für sich selbst zu deuten weiß. Wie im Vorwort schon geschrieben, ist dies gerade im Falle von Krankheiten wie auch der Rosacea gar nicht so einfach und beginnt schon damit, dass es sehr viele Möglichkeiten gibt, sich dem Thema „gesunde Ernährung“ anzunähern.

Tatsächlich ahnen viele Menschen oft schon intuitiv, welche Nahrungsmittel ihnen guttun und welche nicht. Man hat ein gutes oder ein schlechtes „Bauchgefühl“. Ob wir dann auch tatsächlich auf unser Gefühl hören, steht auf einem anderen Blatt. Sicher hat jeder, der an Rosacea leidet, nach dem Verzehr eines scharfen Gerichtes schon einmal bemerkt, dass ihm die Hitze ins Gesicht stieg, es kribbelte und brannte. Auch Symptome wie Rötungen oder Pusteln nach einem heißen Schwarztee mit Zucker sind recht deutliche Anzeichen dafür, dass die Rosacea dieses Getränk weniger schätzt, als der Genießende es tut.

Das erwähnte Bauchgefühl ist sicher wichtig, aber auch darauf ist leider nicht zwangsläufig Verlass. So sind es manchmal eher von außen auferlegte Vorstellungen von „gesund“ und „ungesund“, die uns unbewusst leiten und im Falle der Rosacea oftmals mehr schaden als helfen. Dies stelle ich immer wieder im Zuge meiner Hautberatungen fest. Wenn ich beispielsweise das Thema Ernährung anspreche, bekomme ich oft die Antwort: „Ich ernähre mich sehr gesund!“ Gleichzeitig berichten die Betroffenen von anhaltenden Schüben, unangenehmen Hitzegefühlen oder hartnäckigen Pusteln. Wenn ich dann gezielt nach den Zutaten der verzehrten Mahlzeiten frage, bestätigt sich mein Verdacht in den meisten Fällen.

Beispielsweise könnte die Aufzählung ein Glas Orangensaft mit einem Spritzer Zitrone beinhalten sowie ein basisches Buchweizenmüsli mit Erdbeeren und Himbeeren, einen grünen Smoothie mit Avocado, Rucola und Ananas, zum Abendessen Kichererbsencurry und verschiedene Nüsse als Snack. Das klingt alles erst einmal sehr gesund. Was die aufgezählten Speisen aber nicht sind, ist „rosaceagesund“ – sie dürften bei Menschen mit Rosacea in den meisten Fällen zu einer Verschlechterung des Zustandes führen. Wird die Haut dann zugleich auch noch falsch gepflegt, ist es kein Wunder, wenn sich die Symptome nicht verbessern.

Wer vermeintlich gesund isst und damit keine Besserung seiner Symptome erreicht, entwickelt manchmal eine wahre Angst vor Lebensmitteln. Der damit einhergehende Stress kann die Rosacea dann noch weiter triggern. Mit meiner in diesem Buch vorgestellten Ernährungsweise möchte Ihnen den Genuss an Ihrem Essen zurückgeben – ohne Sorge, dass sich die Rosacea nach ein paar Bissen zu Wort meldet.

Ein radikaler Verzicht ist nicht nötig

Sie haben sich sicherlich schon gefragt, ob Sie bestimmte Lebensmittel, die eine negative Auswirkung auf Ihre Haut haben, nie wieder verzehren dürfen und wie stark Sie eine rosaceafreundliche Ernährung einschränken wird. Keine Angst, Sie werden fast kein Lebensmittel vollständig von Ihrem Speiseplan streichen müssen. Doch wenn Sie triggernde Speisen und Getränke zu oft oder alle an einem Tag zu sich nehmen, dann sollten Sie sich nicht wundern, wenn sich die Haut beschwert. Hinzu kommen mögliche Begleitumstände wie Stress, die sich ungünstig auf die Rosacea auswirken und für sich genommen den Hautzustand vielleicht nur wenig beeinflussen, aber in Verbindung mit bestimmten Nahrungsmitteln einen Schub auslösen können.

Ob und inwieweit Sie auf einzelne Lebensmittel ganz verzichten müssen, werden Sie herausfinden, nachdem Sie die einmonatige Karenzphase hinter sich haben. Denn dann beginnt die Testphase, in der Sie die individuelle Verträglichkeit einzelner potenziell triggernder Lebensmittel auf den Prüfstand stellen. Wie genau Sie dabei vorgehen und wie die einzelnen Phasen der Ernährungsumstellung aussehen, dazu kommen wir später noch.

Ich habe die Rezepte in diesem Ratgeber so vielfältig und abwechslungsreich wie möglich gestaltet, sodass sich das Gefühl der Einschränkung in Grenzen hält. Natürlich wird es Lebensmittel geben, die Ihrer Rosacea nicht guttun, auf die Sie aber trotzdem nur ungern verzichten möchten. Gerade bei Schokolade hört bei vielen der Spaß auf – mich eingeschlossen. Wer jedoch beginnt, den Zusammenhang zwischen dem Genuss der Lieblingssüßigkeit und dem Auftreten von Symptomen zu sehen, ist eher bereit, sein Ernährungsverhalten zu ändern, und hat auf Schoki und Co nur noch bedingt Appetit.

Ein radikaler, dauerhafter Verzicht – auch auf Schokolade – ist jedoch nicht das Ziel dieses Buches. Jeder braucht ab und zu etwas Süßes und kann nicht nur Gemüse und Reis essen. Deshalb finden Sie in diesem Buch auch Desserts und süße Backwaren, die zwar nicht im Übermaß verzehrt werden sollten, aber bei aufkommenden Gelüsten zumindest eine nicht-triggernde Alternative zu komplett ungeeigneten Süßigkeiten darstellen können. Sie werden sich also auch in Zukunft ein paar süße Leckereien genehmigen können, ohne dass die Rosacea zwangsläufig aufblüht.

Fakt ist: Am Ende der Lektüre haben Sie das Rüstzeug in der Hand, um sich rosaceagerecht zu ernähren, Zusammenhänge zwischen verzehrten Speisen und auftretenden Symptomen zu erkennen und somit Rötungen, Pusteln und Co langfristig abzuschwächen.

Ernährungsumstellung wirkt

Zum Umgang mit der Hautkrankheit gehört es, zuallererst einmal anzuerkennen, dass die Rosacea eine echte Krankheit ist, die die Möglichkeit einer fortschreitenden Verschlechterung mit sich bringt und deren Verlauf Sie durch eine entsprechende Pflege und Ernährung effektiv beeinflussen können. Ich schreibe dies so deutlich, weil ich oft beobachte, dass beispielsweise der Verzicht auf Schweinefleisch bei Rheuma als adäquates Mittel im Umgang mit der Krankheit anerkannt wird, während der Einfluss der Ernährung auf die Rosacea noch nicht wirklich in den Köpfen von Dermatologen sowie Betroffenen angekommen ist.

Wer nicht oder nur sehr wenig unter den Symptomen leidet, ist natürlich weniger motiviert, seine Ernährung auf den Prüfstand zu stellen. Schwerere Symptome wie immer wiederkehrenden Rötungen, die nicht verschwinden wollen, Pusteln und Hitzegefühlen sowie Brennen und Jucken können die Psyche jedoch stark in Mitleidenschaft ziehen und das ganze Leben beeinflussen. Vor dem Hintergrund dieses Leidensdrucks steigt auch die Motivation, die Ernährungsweise entsprechend anzupassen. Die sich dadurch einstellenden Erfolgserlebnisse wirken dann wiederum motivierend.

Rezepte, die wirken

Ich höre oft, dass man bei einer rosaceafreundlichen Ernährung lediglich viele entzündungshemmende Lebensmittel wie Kurkuma zu sich nehmen sollte. Schön wäre es ja, wenn wir nur brav morgens unseren weißen Tee trinken, Kurkuma in unsere Grünkohlsmoothies und Chiasamen in unser Müsli mischen müssten, um die Rosacea in den Griff zu bekommen. Dieses „aktive Tun“, um der Hauterkrankung etwas entgegenzusetzen, fällt vielen leichter, als auf bestimmte Speisen oder Getränke zu verzichten, ist jedoch nur ein kleiner Baustein meiner in diesem Buch vorgestellten Ernährungsweise. Vielmehr kommt es auf eine Kombination der folgenden Elemente an, die gemeinsam zum Ziel führen:

Verzicht auf triggernde, z. B. histaminreiche Lebensmittel

Verzehr von histaminarmen bzw. -senkenden und mastzellenstabilisierenden sowie frisch zubereiteten Speisen

Verzehr von haut- und rosaceafreundlichen Lebensmitteln

ein generell entzündungshemmendes, antioxidantienreiches Ernährungskonzept

Zudem gibt es einige Helferlein, die Sie beispielsweise bei einer Histaminempfindlichkeit, die häufig bei Menschen mit Rosacea auftritt, zusätzlich unterstützen können. Dies alles habe ich in den Rezepten berücksichtigt. In ihnen steckt demnach sehr viel mehr, als man auf den ersten Blick erahnen mag: nämlich eine Menge an Recherche und Überlegungen, wie Sie gleich noch selbst feststellen werden. Ach ja: Der Genuss soll dabei natürlich auch nicht zu kurz kommen!

Die drei Phasen der Ernährungsumstellung

Falls Sie sich für eine Ernährungsumstellung entschieden haben, ist dies schon einmal ein erster, wichtiger Schritt, denn ein halbherziger Versuch wird nur dazu führen, dass Ihnen alles zu viel wird – wie bei so ziemlich jeder Diät. Mit dieser Entscheidung sind gewisse Vorbereitungen verbunden. Zutaten müssen eingekauft, Süßigkeiten – je nach eigener Disziplin – eventuell verbannt und gegebenenfalls die Familie über den Plan informiert werden. Ich empfehle Ihnen, einen Wochenplan zu erstellen, in den Sie notieren, was Sie an welchen Tagen frühstücken, zu Mittag essen (und gegebenenfalls für das Büro vorbereiten müssen) und zum Abendessen servieren möchten. Vielleicht können Sie Ihre Familienmitglieder oder Mitbewohner um Unterstützung bitten.

Wie bereits erwähnt, soll Sie mein Buch vor allem zu Beginn Ihrer Ernährungsumstellung begleiten und dazu beitragen, die Rosacea durch das konsequente Nachkochen der Rezepte und Umsetzen der Tipps zu beruhigen. So gewinnen Sie Vertrauen in die Tatsache, dass die Rosaceasymptome durch entsprechende Maßnahmen abgeschwächt werden können. Erfahrungsgemäß dauert dieser Prozess etwa einen Monat.

Während dieser sogenannten Karenzzeit, in der Sie optimalerweise auch Ihre Hautpflege auf reizarme Produkte umstellen, kann zudem der Besuch eines Hautarztes durchaus sinnvoll sein, der Ihnen je nach Symptomlage gegebenenfalls eine entsprechende Therapie verordnen wird.

Vor allem in diesem konsequenteren ersten Monat sollten Sie sich genau an die im Rezept aufgelisteten Zutaten halten und diese nicht durch andere ersetzen. Tun Sie dies dennoch, riskieren Sie, dass das Gericht sich von verträglich in unverträglich verwandelt und Hautsymptome auftreten. Dies wollen wir vermeiden, vor allem, weil Sie zu Beginn Ihrer Ernährungsumstellung wahrscheinlich noch nicht wissen, wie stark Sie auf einzelne Lebensmittel reagieren. Ein von Ihnen hinzugefügter halber Teelöffel Zimt, ein Esslöffel Tomatenpaste, eine Prise Pfeffer oder ein paar Scheiben Ingwer können bei entsprechender Empfindlichkeit schon für Rötungen sorgen.

Anschließend geht es in die Testphase. Schritt für Schritt können Sie nun potenziell problematische Lebensmittel einzeln einführen und die Reaktion Ihrer Rosacea betrachtet. Hierbei werden Sie sicher feststellen, dass es unter den potenziell triggernden Speisen auch solche gibt, die für Sie unproblematischer sind als andere. Das ist ganz normal. Hier ist Ihre Beobachtungsgabe gefragt: Welche Lebensmittel kann ich in welchen Mengen und wie oft verzehren? Bei welchen Lebensmitteln zeigen sich sofort Symptome?

Manchen hilft eine Art Ernährungstagebuch, in dem sie notieren, was an Tag X gegessen wurde und ob bzw. welche Symptome auftraten. Das kann hilfreich sein, sollte aber äußerst genau durchgeführt werden, damit es gut funktioniert. Sonst kann es sein, dass Sie die Zucchini verdächtigen, obwohl die Prise Pfeffer der Bösewicht war.

Haben Sie nach Phase zwei der Umstellung einen guten Überblick darüber, was Ihre Haut toleriert und was nicht, können Sie in Phase drei Ihre individuell angepasste Ernährungsweise dauerhaft in den Alltag übernehmen. Sicher werden Sie ab und an die eine oder andere Stellschraube bewegen, Ihr langfristiges Ziel sollten Sie dabei aber nie aus den Augen verlieren: eine rosaceafreundliche Ernährung, die Ihrer Haut die Stabilität gibt, um ernährungstechnische „Ausrutscher“ gelassener hinzunehmen.

Stellen Sie sich ein Bankkonto vor, in das Sie durch die richtige Ernährungsweise einzahlen. Passiert Ihnen irgendwann mal ein Ausrutscher oder Sie können sich für eine gewisse Zeit nicht so ernähren, wie es Ihrer Haut guttun würde, dann profitieren Sie von diesen früheren Einzahlungen und sind entsprechend abgesichert.

Wichtig ist aber auch, dass Sie Ihren kulinarischen Alltag so gestalten, dass Sie sich nicht zu stark eingeschränkt fühlen und irgendwann die Lust an dieser Ernährungsweise verlieren. Eine ausgewogene Mischung macht’s! Was genau das in der Praxis bedeutet, wird Ihnen die Rosacea schon selbst mitteilen. Da Sie im Laufe der Ernährungsumstellung immer besser den Zusammenhang zwischen auftretenden Symptomen und den verzehrten Speisen und Getränken kennenlernen, wird Ihnen eine mögliche Verschlechterung aber nicht mehr so viel Angst machen. Sie werden dann vielleicht in diesem Buch blättern und souverän bestimmen können, was die Symptome ausgelöst hat und was Sie ihnen entgegensetzen können.

Das Ergebnis der Ernährungsumstellung

Was können Sie von dieser rosaceafreundlichen Ernährungsweise erwarten? Eine gute Frage, denn schließlich werden Sie ja einige Arbeit in Ihren neuen Speiseplan investieren. Meiner Erfahrung nach wird Ihre Haut nicht nur widerstandsfähiger, sondern reagiert zudem weniger stark oder teils auch gar nicht mehr mit den typischen Symptomen auf potenzielle Trigger. Die Schübe fallen milder aus und die Grundröte reduziert sich. Zugleich heilen Symptome schneller ab und bleiben nicht mehr tage- oder gar wochenlang bestehen. Nicht zuletzt steigt dadurch Ihre Lebensqualität und Sie können sich wieder wohl in Ihrer Haut fühlen. So ist es mir ergangen, und so wünsche ich es mir auch für Sie!

Das weiß die Wissenschaft

Die Entstehung der Rosacea ist zwar noch nicht abschließend erforscht, Wissenschaftler haben aber einige Faktoren, die am Krankheitsgeschehen der Hauterkrankung mitwirken, identifizieren können.

Als Ursache der Rosacea gelten unter anderem entzündliche Prozesse des Nervengewebes, Veränderungen der Gefäß- und Lymphgefäßregulation und ein überaktives Immunsystem.

Die Veranlagung, an Rosacea zu erkranken, scheint genetisch bedingt zu sein. Hinzu kommen entzündliche Prozesse des Nervengewebes, Veränderungen der Gefäß- und Lymphgefäßregulation und ein überaktives Immunsystem. Letzteres zeigt sich in einer erhöhten Reaktion auf verschiedenste Reize (Stichwort „überempfindliche Haut“), wie beispielsweise bestimmte Inhaltsstoffe in Kosmetika sowie Mikroorganismen oder Bestandteile der Ernährung.3,4 Auch die Demodexmilbe scheint teilweise am Krankheitsgeschehen beteiligt zu sein. Außerdem können vorangegangene Therapien, wie eine Behandlung mit Immunsuppressiva oder der längerfristige Gebrauch von Kortison, das Auftreten der Krankheit anstoßen. Rosaceaartige Hautveränderungen wurden außerdem bei 30 bis 40 Prozent der Krebspatienten beobachtet, die sogenannte EGFR-Inhibitoren (Cetuximab, Erlotinib, Panitunumab und Gefitinib) oder Tyrosinkinase-Hemmer (Imatinib und Nilotinib) erhielten.5

Die Bedeutung der Ernährung

Während es für Betroffene anderer schwererer Krankheiten wie Rheuma oder Diabetes umfangreiche Leitfäden und Patientenbroschüren zum Thema Ernährung gibt, existieren für Rosacea von offizieller Seite lediglich einige wenige Hinweise. So schreibt die Deutsche Dermatologische Gesellschaft e. V. zusammengefasst in etwa, dass man Heißes, Scharfes und Alkohol meiden sollte.6

Diese spärlichen Informationen sind ein guter Anfang, mehr aber auch nicht. Für mich spiegeln sie die Tatsache wider, dass der Einfluss der Ernährung auf die Rosacea noch immer nicht die Anerkennung findet, die er verdient. Leidtragender ist der selbstverantwortliche Patient, der unter seiner Erkrankung leidet und aktiv gegen die Rosacea vorgehen möchte.

Dabei gibt es zahlreiche Hinweise darauf, dass sich eine Umstellung der Ernährung durchaus lohnt. So ergab eine Umfrage der amerikanischen National Rosacea Society, dass die meisten der befragten Betroffenen (95 Prozent) eine Verbesserung ihrer Schübe beobachteten, wenn sie Veränderungen an ihrer Diät vornahmen.7

In einer weiteren Studie berichteten 73 Prozent von 516 Rosaceapatienten, dass eine Anpassung ihrer Ernährung dabei half, die krankheitstypischen Symptome zu lindern. Die meisten vermieden besonders scharfe und würzige Gerichte, wie sie in der mexikanischen, indischen, thailändischen und italienischen Küche vorkommen. Auch auf Alkohol wurde oft verzichtet. Zudem servierten die Befragten ihre zubereiteten Speisen eher etwas abgekühlt und hielten sich nach Möglichkeit vom heißen Ofen fern.8

Noch konkreter ist eine Veröffentlichung der National Rosacea Society, in der der Mediziner Dr. Jonathan Wilkin die meistgenannten Rosaceatrigger seiner Patienten zusammengefasst hat. Was die Ernährung anbelangt, wurden unter anderem folgende, potenziell schubauslösende Speisen und Getränke genannt9:

Leber Avocado histaminreiche Speisen
Joghurt Hülsenfrüchte und Erbsen Alkohol (vor allem Rotwein)
Sauerrahm Zitrusfrüchte Bier
Käse Tomaten Bourbon
Schokolade Bananen Gin
Vanille Zwetschgen Wodka
Sojasauce Rosinen Sekt
Hefeextrakt Feigen heiße Getränke
Aubergine scharfe und heiße Speisen  

Durch diese Publikationen erhalten wir wichtige erste Hinweise für die Realisierung einer rosaceagesunden Diät, die ich im Folgenden durch weitere, wissenschaftlich basierte Erkenntnisse sowie eigene Erfahrungswerte ergänzen möchte. Diese Herangehensweise erachte ich als besonders wichtig, da uns ein grundlegendes Verständnis für die Entstehung der Rosaceasymptome mehr hilft und motiviert als vage Vermutungen darüber, was den letzten Schub ausgelöst haben könnte.

Am Ende der Beschreibung eines jeden Faktors, der auf Ihre Rosacea einwirkt, lesen Sie ein kurzes Fazit darüber, was dies konkret für Ihre Ernährungsweise bedeutet. Nicht alle der wissenschaftlich basierten Tipps sind gleichermaßen relevant. So profitiert Ihre Haut ganz sicher davon, wenn Sie antioxidantienreiches Gemüse und Obst in Ihren Speiseplan einbauen. Wichtiger ist aber das Meiden Ihrer ganz persönlichen, größten Ernährungstrigger, die bestimmte entzündliche Prozesse in der Haut anstoßen. Dabei muss auch der gelegentliche Genuss einer Süßspeise erlaubt sein, für die Sie im zweiten Teil des Buches ebenfalls Rezepte finden. Den Hauptteil Ihrer Ernährung sollten sie natürlich trotzdem nicht ausmachen. Eine gesunde Mischung macht’s!

Faktoren, die auf die Rosacea einwirken

TRP-Kanäle

Sehen wir uns nun also die Ergebnisse der eben genannten Veröffentlichungen der National Rosacea Society noch einmal genauer an. Zusammengefasst kann man sagen, dass Rosaceabetroffene im Zuge einer rosaceagesunden Diät auf Scharfes oder Heißes sowie Lebensmittel mit Capsaicin (wie in Chilis) und Zimtaldehyd (wie in Zimt) verzichten sollten.

Beteiligt an der Hautreaktion auf diese Lebensmittel sind die sogenannten TRP-Kanäle (Transient Receptor Potential), die unter anderem in der Haut und den Schleimhäuten zu finden sind. Durch diese Rezeptoren nehmen wir Reize wahr, die beispielsweise durch kalte oder heiße Speisen entstehen.10 Aber auch Wärme in Räumen, wie zum Beispiel eine im Laufe des Kochgeschehens aufgeheizte Küche oder die Hitze von Herdplatten sind Trigger dieser Rezeptoren.11 Ihre Aktivierung äußert sich unter anderem in der Erweiterung der Blutgefäße sowie einer verstärkten Durchblutung der Haut.12

Bei Betroffenen einer Rosacea bleibt es aber nicht bei einem kurzen Flush, den auch Menschen mit gesunder Haut nach dem Genuss eines scharfen Gerichtes erleben können. Durch die krankheitsbedingten Veränderungen reagieren Patienten stärker und länger auf solche Reize, was letztlich zu entzündlichen Vorgängen führen kann, die sich dann unter anderem in einer länger anhaltenden Gesichtsrötung, dem sogenannten „persistierenden Erythem“, sowie weiteren Symptomen wie einem Stechen, Brennen oder Jucken äußern.13,14 Je nach Veranlagung können sich hier auch Pusteln hinzugesellen. Besonders nennenswert sind die Rezeptoren Transient Receptor Potential Vanilloid 1 (TRPV1) und Transient Receptor Potential Ankyrin 1 (TRPA1).

TRPV1 reagiert unter anderem auf thermische Hitze (> 42 °C) sowie auf Capsaicin, das in verschiedenen Paprikaarten vorkommt und einen Hitze- oder Schärfereiz hervorruft. In der Gemüsepaprika hingegen ist fast kein Capsaicin enthalten, weswegen sie problemlos verzehrt werden kann.15

Der TRPV1 reagiert ebenfalls auf Piperin (in Pfeffer)16, Gingerol und Zingerone (in Ingwer), Eugenol (vor allem in Gewürznelke, Piment und Zimt)17, endogene Cannabinoide (Anandamid in Schokolade und Kakao18) und auf Alkohol.19 Letzterer ist auch in Zusammenhang mit einem weiteren, die Rosaceasymptome verschlechternden Faktor problematisch, nämlich dem gefäßerweiternd wirkenden Gewebshormon Histamin.20 Er bereitet fast allen Rosaceabetroffenen Probleme.

Die National Rosacea Society befragte 700 Patienten zu dem Trigger Alkohol. Während zehn Prozent antworteten, dass sie fast gar nicht tränken, und weitere zehn Prozent angaben, dass Alkoholkonsum keinen Einfluss auf ihre Symptome habe, berichteten 64 Prozent all jener Befragten, die ab und zu tranken, dass nach nur einem Glas bereits Symptome auftraten. Vor allem wurde Rotwein als Flush-Garant genannt, während Weißwein die Rosacea eher allgemein verschlechterte. Ein Drittel gab an, Sekt oder Wodka schlecht zu vertragen. Aber auch Bier, Bourbon, Gin und Rum sorgten für Probleme. Ganze 78 Prozent berichteten, dass sie deshalb ihren Alkoholkonsum einschränken würden und fast alle, die dies taten, waren davon überzeugt, dass dies die Rosaceasymptome verbesserte.21

TRPA1 steht in enger Verbindung zum TRPV1 und spielt ebenfalls eine Rolle bei der Wahrnehmung von Temperaturen, aber auch von mechanischen Reizen.22 Dies könnte eventuell erklären, weshalb bei mir beispielsweise eine härtere, besonders krustige Brotrinde oder große, dicker geschnittene Chips gelegentlich zu einem leichten Flush führen.

Der Rezeptor reagiert zudem auf Lebensmittel, die sich in der geschmacklichen Wahrnehmung am besten als scharf, stechend oder beißend bezeichnen lassen. Besonders relevant ist hier der Stoff Allylisothiocyanat, der in Senf, Meerrettich oder Wasabi vorkommt.23,24

Auch Allicin, das dem Knoblauch seinen typischen Geruch verleiht, sowie Diallyldisulfid, ein Zerfallsprodukt von Allicin, das beim Anschneiden von Knoblauch, Zwiebeln und Lauchgewächsen entsteht, aktivieren TRPA1.25 Durch Hitze, wie z. B. beim Braten oder Kochen, kann man Allicin weitestgehend inaktivieren, da der Stoff darauf empfindlich reagiert. Deshalb finden Sie in meinen Rezepten immer wieder Zwiebeln und Knoblauch in der Zutatenliste – allerdings nie roh. Des Weiteren aktivieren Zimtaldehyd (wie in Zimt, Schokolade, Zitrusfrüchten und Tomaten) und auch Menthol (wie in den ohnehin wegen ihres Zuckergehalts zu meidenden Lutschbonbons) den Rezeptor TRPA1.26,27,28

Die mehrfach ungesättigten, gesunden Omega-3-Fettsäuren und deren ausgeglichenes Verhältnis zu den eher entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren scheinen regulierend auf den TRPV1 einzuwirken.29 Omega-3-Fette sind ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Ernährung und in pflanzlichen Quellen wie Raps- oder Leinöl (fast ausschließlich α-Linolensäure) sowie in Fettfischen wie Makrele, Lachs und Sardine, aber auch in Algen (in Form von Docosahexaensäure, DHA und Eicosapentaensäure, EPA) enthalten. Bereits ein Esslöffel Rapsöl soll bei einem Erwachsenen den täglichen Bedarf an Omega-3-Fetten decken.30

In einer Studie wurde eine deutliche Verbesserung der Symptome von Patienten mit Rosacea und trockenen Augen festgestellt, nachdem sie über drei Monate zweimal täglich 325 mg EPA und 175 mg DHA eingenommen hatten.31

Zu den wichtigsten Omega-6-Fetten zählen Linolsäure und Arachidonsäure. Linolsäure findet sich in vielen Lebensmitteln, zum Beispiel in Sonnenblumen- oder Sesamöl, und bildet die Vorstufe zu weiteren Omega-6-Fettsäuren. Der Körper kann aus ihr beispielsweise Arachidonsäure sowie Gamma-Linolensäure herstellen, die bei unterschiedlichen Prozessen im Körper von Bedeutung sind. Die Arachidonsäure kann aber auch direkt über tierische Produkte wie Wurstwaren, Butter oder Eier aufgenommen werden.

Für den menschlichen Körper sind beide Arten von ungesättigten Fettsäuren wichtig. Problematisch wird es wie bereits erwähnt nur, wenn ein Überschuss an Omega-6-Fettsäuren vorherrscht. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. empfiehlt, höchstens fünfmal so viel Omega-6- wie Omega-3-Fettsäuren zu sich zu nehmen.32

Es ist wichtig, auf eine gesunde Balance zwischen Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren zu achten.

Während früher dazu geraten wurde, den Verzehr der als entzündungsfördernd angesehen Omega-6-Fette drastisch zu reduzieren, erkennt man heute deren wichtige Rolle im Körper – beispielsweise für das Herz-Kreislauf-System – an. Entsprechend wird empfohlen, insgesamt eher mehr Omega-3-Fette zu verzehren, als Omega-6-Fettsäuren vollständig vom Speiseplan zu streichen.33

Auch Ölsäure, die zu den Omega-9-Fettsäuren zählt, kann nachgewiesenermaßen die aktivierende Wirkung von capsaicinhaltigen Lebensmitteln und heißen Temperaturen auf den TRPV1 reduzieren.34 Ölsäure kommt in fast allen natürlichen (pflanzlichen und tierischen) Ölen und Fetten vor. Einen besonders hohen Anteil besitzen Olivenöl (70 bis 75 Prozent), Rapsöl und Sesamöl (35 bis 46 Prozent).35

Bedeutung für die Praxis

Für die konsequente rosaceafreundliche Ernährung, an die wir uns im ersten Monat halten wollen, bedeutet das, dass wir auf scharfe oder heiße Lebensmittel verzichten – so, wie es auch in der Leitlinie der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft e. V. empfohlen wird.

Des Weiteren verzehren wir besser keine Speisen oder Getränke, die ebenfalls die in der Rosaceahaut überreagierenden Rezeptoren der TRP-Familie stimulieren. Hierzu zählen Pfeffer, Senf, Meerrettich oder Wasabi, Schokolade, Alkohol, roher Knoblauch oder rohe Lauchgewächse wie Zwiebeln. Auch auf zimtaldehydhaltige Produkte wie Zimt, die bereits genannte Schokolade, Zitrusfrüchte und Tomaten sowie Menthol sollten wir verzichten.

Positive Auswirkungen haben der Verzehr von Omega-3-Fettsäuren in Form von Lebensmitteln oder auch durch in moderaten Mengen eingenommene Nahrungsergänzungsmittel mit Fischöl. Zudem hat die Ölsäure, wie sie unter anderem in Olivenöl vorkommt, einen stabilisierenden Effekt auf den TRPV1-Rezeptor, der beispielsweise auf die Schärfe von Chilis reagiert.

Unsere Speisen verzehren wir besser etwas abgekühlt anstatt heiß aus dem Ofen oder vom Herd und achten in der Küche darauf, dass wir stets einen kühlen Kopf bewahren.

Auch meiden wir nach Möglichkeit mechanische Stimuli, die über die Reizung der Mundschleimhaut zu Problemen führen könnten.

Histamin

Histamin nimmt eine zentrale Rolle bei allergischen Reaktionen ein und ist Bestandteil des Immunsystems, das für die Abwehr körperfremder Stoffe zuständig ist. Als einer von vielen Botenstoffen ist Histamin beispielsweise an Entzündungsreaktionen beteiligt. Es wird zum einen von den sogenannten Mastzellen (Zellen der körpereigenen Abwehr, die sich auch in der Haut befinden) ausgeschüttet, zum anderen kann Histamin über Speisen aufgenommen werden. Sogenannte Histaminliberatoren fördern seine Freisetzung im Körper, aber es kann ebenso gut in seinem Abbau gehemmt werden.36

Als Gärungs-, Reifungs- oder Verderbnisprodukt ist Histamin in den meisten Nahrungsmitteln in stark unterschiedlicher Konzentration enthalten. Besonders viel von diesem Stoff findet sich in Fischkonserven, Wurstwaren, lang gereiften Käsesorten, Rotwein, Sekt oder Bier. Typische Liberatoren sind Zitrusfrüchte, während unter anderem Alkohol und schwarzer Tee den Abbau von Histamin blockieren.

Einzelne biogene Amine haben zudem eine histaminähnliche Wirkung. Dabei handelt es sich um organische Verbindungen, die beispielsweise in Form von Putrescin vor allem in Getreidekeimlingen und Sauerkraut oder als Serotonin in Walnüssen, Ananas, Bananen und Tomaten vorkommen. Der Histamingehalt in Speisen kann weder durch Einfrieren noch durch Kochen verringert werden.

Der Histamingehalt verändert sich weder durch Einfrieren noch durch Kochen der Lebensmittel.

Da sehr viele Rosaceabetroffene davon berichten, dass sie auf Histamin in Speisen empfindlich reagieren, liegt der Gedanke nahe, dass eine Histaminsensitivität oder gar eine Histaminintoleranz vorliegen könnte. Kein Wunder, denn die histaminbedingt auftretenden Flushs durch die Erweiterung der Blutgefäße sind auch ein Leitsymptom der chronisch-entzündlichen Hauterkrankung. Allerdings liegt eine solche Unverträglichkeit, die sich unter anderem durch die Konzentration des histaminabbauenden Enzyms Diaminoxidase im Blut nachweisen lässt, tatsächlich eher selten vor. Wenn Sie also negativ auf Histaminintoleranz getestet werden, ist das durchaus normal, bedeutet allerdings nicht unbedingt, dass Sie deshalb problemlos histaminhaltige Nahrungsmittel verzehren können.

Ob und wie stark Sie auf diesen Stoff reagieren, entscheidet die persönliche Toleranzschwelle, aber auch die Gesamtmenge des Histamins im Körper. Beides wird neben der Ernährung unter anderem durch Stress,37,38 starke Hitze und UV-Strahlung sowie Schlafmangel, den gleichzeitigen Genuss von Alkohol, die Hormonlage oder den Kontakt mit Allergenen beeinflusst, da das Immunsystem auf diese Reize mit der Ausschüttung des körpereigenen Botenstoffs Histamin reagieren kann.

Bedeutung für die Praxis

Ob nun eine Histaminintoleranz vorliegt oder Sie „nur“ empfindlich auf diesen Stoff reagieren – erfahrungsgemäß profitieren Rosaceabetroffene sehr davon, wenn sie versuchen, sich möglichst histaminarm zu ernähren – besonders konsequent im ersten Monat der Ernährungsumstellung. Deshalb meiden wir nach meinem Konzept Speisen und Getränke, die in Bezug auf Histamin problematisch sein könnten.

Berücksichtigt habe ich in meinen Rezepten unter anderem die Liste der Schweizerischen Interessengemeinschaft Histamin-Intoleranz (SIGHI).39 Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass die Liste zwar eine sehr gute Orientierung bietet, im Internet und in Büchern aber teils abweichende Angaben zum Histamingehalt einzelner Lebensmittel kursieren. Wir können sie also nur als groben Anhaltspunkt nehmen. Zum Beispiel nennt die Liste der Schweizerischen Interessengemeinschaft Sesam als leicht problematisch, während andere Quellen ihn als gut verträglich einordnen. Ich selbst habe bei Sesam nie Probleme gehabt, weswegen Sie ihn in manchen meiner Rezepte finden werden.

Wenn Sie in der Testphase einzelne Lebensmittel auf ihre Verträglichkeit testen, ist Ihre Beobachtungsgabe gefragt. Wie bereits erwähnt, spielen hier die Begleitumstände eine große Rolle. Haben Sie großen Stress und seit einer Woche kaum geschlafen, wird sich eine stark histaminhaltige Mahlzeit stärker bemerkbar machen und möglicherweise zu einem Flush führen. Weitere Symptome können sich unter anderem in Form von Juckreiz, Übelkeit, Durchfall, einer laufenden Nase, Atemnot, Blutdruckabfall und Kopfschmerzen zeigen.

Als unproblematisch habe ich es erlebt, zubereitete Speisen für zwei bis drei Tage im Kühlschrank oder im Gefrierfach aufzubewahren und dann noch zu essen, obwohl sich hierbei der Histamingehalt erhöht. Dies erweist sich beispielsweise bei der Vorbereitung des Mittagsessens fürs Büro als Vorteil. Häufig wird auch empfohlen, eher mehrere kleine Mahlzeiten am Tag anstatt zwei sehr große zu sich zu nehmen. Dies deckt sich mit meiner Erfahrung. Nach sehr großen Mahlzeiten bekomme ich eher das histamintypische Herzklopfen oder einen Flush.

Eine auf den ersten Blick banale Empfehlung, die nicht nur auf den Histaminspiegel, sondern auch auf Ihre Rosacea und alle anderen Lebensbereiche einwirkt, betrifft die Entspannung: Sorgen Sie im Alltag für ausreichend Schlaf und Ruhepausen, erkennen Sie eigene Belastungsgrenzen, akzeptieren Sie auch scheinbar imperfekte Umstände und sorgen Sie allgemein für Ihr Wohlbefinden. Wie genau das individuell für Sie aussehen könnte, wissen Sie selbst am besten.

Zusätzlich können Sie noch weitere Dinge tun, um unterstützend auf den Abbau des Histamins einzuwirken, beziehungsweise seiner verstärkten Bildung vorzubeugen: Vitamin C soll beispielsweise dabei helfen, Histamin im Körper abzubauen. Im besten Fall wird es über die Nahrung aufgenommen, kann aber auch als Nahrungsergänzungsmittel zugeführt werden. Hier ist darauf zu achten, dass Kapseln oder Tabletten möglichst keine unerwünschten Zusatzstoffe wie Zucker(arten) enthalten. Ich nehme Kapseln mit natürlichem Vitamin C aus der Acerolakirsche ein. Über die täglich benötigte Menge von Vitamin C gibt es unterschiedliche Aussagen. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. empfiehlt etwa 100 mg pro Tag.40

Vitamin C hat einen positiven Einfluss auf den Histaminabbau.

Andere Studien raten zur Einnahme von hoch dosiertem Vitamin C, wenn der Bedarf bei starkem Stress oder vorliegenden entzündlichen Erkrankungen erhöht ist. Am besten ist es, dieses Vitamin über den Tag verteilt in kleineren Dosen aufzunehmen. Dies erhöht die Aufnahmefähigkeit des Organismus. Viele Gemüsesorten, die auch mit einer rosaceagesunden Diät kompatibel sind, enthalten viel Vitamin C, so etwa Petersilie, rote Paprika, Grünkohl, Brokkoli, Fenchel oder Blumenkohl. Auf die oft im Zusammenhang mit Vitamin C genannten, bei Rosacea triggernden Zitrusfrüchte verzichten Sie jedoch besser.

Aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen die Einnahme von spezieller Heilerde in Granulatform empfehlen, die für die Bindung von Histamin von Bedeutung ist. Sie wird etwa eine Viertelstunde vor einer histaminhaltigen Mahlzeit mit Wasser eingenommen. Da Histamin wasserlöslich ist, hilft es außerdem, generell viel zu trinken. Ich empfehle Ihnen stilles Wasser.41

Achten Sie zudem auf die Frische von Produkten wie Fleisch oder Fisch, da sich die meisten Bakterien auf der Oberfläche befinden und dort Histamin produzieren. Durch das Abspülen mit fließendem kaltem Wasser können Sie Histaminproblemen ein wenig vorbeugen.

Kapseln, die das Enzym Diaminoxidase (DAO) enthalten und den Abbau des mit der Nahrung im Darm aufgenommenen Histamins unterstützen sollen, habe ich persönlich als am wenigsten hilfreich erlebt.

Frauen sollten besonders in der prämenstruellen Phase und zu Beginn der Menstruation auf eine histaminarme Ernährung achten, da sie in dieser Zeit empfindlicher darauf reagieren. Histamin und Östrogene scheinen sich aufeinander auszuwirken.42

Bei vermuteten Allergien oder Darmerkrankungen sollten Sie diese ärztlich abklären lassen, auch weil sie in Bezug auf die Histaminempfindlichkeit eine Rolle spielen.

Zuletzt sei an dieser Stelle noch erwähnt, dass bei einer vermuteten Histaminintoleranz oder -sensitivität auch die Option besteht, eine Zeit lang einen H1- und/oder H2-Rezeptorblocker einzunehmen und zu überprüfen, ob sich das Beschwerdebild verändert. Je nach Ursache der Histaminempfindlichkeit kann auch die Gabe von Mastzellenstabilisatoren sinnvoll sein. Dies besprechen Sie am besten mit einem Dermatologen oder Gastroenterologen. Mastzellenstabilisatoren gibt es übrigens nicht nur als Medikamente, sondern auch in natürlicher Form. Welche das sind und was es zum Thema Mastzellen noch zu beachten gibt, dazu kommen wir jetzt.

Mastzellen

Die Mastzellen gehören zur körpereigenen Abwehr. Sie haben nicht nur das bereits erwähnte Histamin, sondern auch weitere, am Krankheitsgeschehen der Rosacea beteiligte entzündungsfördernde Botenstoffe und antimikrobielle Peptide gespeichert. Diese setzen sie nach ihrer Aktivierung frei und können dadurch beispielsweise die Erweiterung und Neubildung von Gefäßen beeinflussen.

Bei der Rosacea ist die Anzahl der Mastzellen in der Haut nachgewiesenermaßen erhöht. Eine Beteiligung an der Rosacea und damit verbundenen Entzündungsprozessen wurde in verschiedenen Studien vermutet.43 Der Versuch, die Hautkrankheit medikamentös mit Mastzellenstabilisatoren zu behandeln, zeigte in einer Studie Erfolg.44

Zum Glück können wir den Körper und unsere Haut durch natürliche Mastzellenstabilisatoren unterstützen. Dies hat meiner Erfahrung nach einen äußerst positiven Einfluss auf Symptome wie das Auftreten von Flushs und Schüben. Die Forschung befindet sich diesbezüglich noch in den Kinderschuhen, erkennt aber bereits Zusammenhänge.

Auch der Konsum von Ballaststoffen, also weitgehend unverdaulichen Nahrungsbestandteilen aus pflanzlichen Lebensmitteln wie Getreide, Obst oder Gemüse, und die durch im Darm angeregte Bildung von kurzkettigen Fettsäuren sollen regulierend auf Mastzellen und zudem positiv auf die Darmflora einwirken.45 Dies ist auch deswegen für die Rosacea von Bedeutung, da das wichtigste Verdauungsorgan und die Haut eng miteinander verknüpft sind – so eng, dass man von der „Darm-Haut-Achse“ spricht. So ist es nicht verwunderlich, dass das Auftreten bestimmter Darmerkrankungen vermehrt bei einer gleichzeitig vorliegenden Rosacea beobachtet wurde. Ob und wie Erkrankungen des Verdauungstraktes konkret mit der Rosacea zusammenhängen, wird momentan intensiv erforscht. Zwar gibt es einige Studien, die mögliche Verbindungen aufzeigen, wie z. B. eine groß angelegte dänische Untersuchung, die ein erhöhtes Vorkommen von Zöliakie, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Reizdarm, Helicobacter pylori und Dünndarmfehlbesiedlung bei Rosaceapatienten nachweisen konnte. Doch die genaue Verbindung, so die Wissenschaftler, sei bislang noch unbekannt.46

Beschwerden des Verdauungstraktes können mit Ihrer Rosacea zusammenhängen.

Sollten Sie bei sich Beschwerden des Verdauungstrakts bemerken, suchen Sie am besten neben Ihrem Dermatologen auch einen Gastroenterologen auf und berichten Sie ihm von den Zusammenhängen. Möglicherweise vorliegende Begleiterkrankungen des Darms zu eliminieren oder das Risiko ihres Auftretens zu reduzieren, können wichtige Schritte im Umgang mit Ihrer Rosacea sein.

Sollten Sie überlegen, Probiotika einzunehmen, die manchmal bei Rosacea empfohlen werden, achten Sie bitte darauf, dass sie keine histaminbildenden Bakterienstämme enthalten. Oft werden aber selbst rosaceafreundliche Probiotika nicht gut vertragen. Ich reagiere beispielsweise auf jede Art dieser Mittel mit Symptomen. Für die Einnahme solcher Mittel sprechen jedoch zahlreiche Studien, die positive Effekte nachweisen konnten.47 Probieren Sie es am besten selbst aus.

Auch fermentierte Nahrungsmittel, die oft für eine probiotische Diät empfohlen werden, sind mit Vorsicht zu genießen, da sie stark histaminhaltig sind. Eine rosaceagesunde Diät kann also nur von Lebensmitteln profitieren, die die Mastzellen nicht aktivieren, sondern sie stabilisieren, sodass sie nicht mehr so sensibel auf mögliche Reize reagieren. Die entsprechenden Empfehlungen überschneiden sich teilweise mit denen für eine histaminarme Diät.

Bedeutung für die Praxis

In der einmonatigen Karenzphase werden wir Lebensmittel meiden, die in Bezug auf eine Mastzellenaktivierung problematisch sein könnten. Dabei sind die unter dem Punkt „Histamin“ genannten Hinweise zu beachten.

Flavonoide sind Naturfarbstoffe, die sich hauptsächlich in den farbigen Schalen von Obst und Gemüse befinden. Luteolin (wie Petersilie, Artischockenblätter, Karotten, Sellerie, Olivenöl, Kamille, Pfefferminze, Thymian, Rosmarin, Oregano) und Apigenin (wie Kamille, Thymian, Kirschen, Brokkoli, Petersilie) gehören zu den stärksten Mastzellenstabilisatoren dieser Gruppe. Sie wirken zudem antientzündlich. Nachgewiesenermaßen ist auch der Naturfarbstoff Quercetin ein starker Mastzellenstabilisator. Er findet sich in Liebstöckel, Grüntee, Zwiebeln, Heidelbeeren, Grünkohl, roten Trauben, Äpfeln oder Brokkoli. Quercetin wirkt zudem regulierend auf die sogenannten Toll-like-Rezeptoren 2 und 4, die zum angeborenen Abwehrsystem gehören und eine Art Alarmsystem für Krankheitserreger darstellen. Bei Rosaceapatienten sind diese Rezeptoren überaktiv und stoßen entzündliche Vorgänge an. Auch Kaempferol (rote Weintrauben, Brokkoli, Äpfel, Kürbis, Salatgurke, Salat, Brombeeren) und Fisetin (Äpfel, Kakis, Trauben, Gurken, Zwiebeln) gelten als mastzellenstabilisierend. Silymarin, ein Stoff aus der Mariendistel, der als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich ist, sowie Kurkuma wirken ebenfalls auf diese Weise und zudem antientzündlich. Alle als Beispiele genannten Lebensmittel sind zugleich rosaceafreundlich.

Bestimmte Medikamente können im Zusammenhang mit einer Sensitivität der Mastzellen – beziehungsweise einer Überempfindlichkeit auf Histamin – problematisch sein. Sollten Sie dauerhaft Medikamente einnehmen, sprechen Sie beim nächsten Arztbesuch das Thema an. Eine umfangreiche Liste stellt die oben erwähnte Schweizerische Interessengemeinschaft Histamin-Intoleranz (SIGHI) bereit.

Ernährungswissenschaftler raten, am Tag mindestens 30 Gramm der mastzellenstabilisierenden Ballaststoffe aufzunehmen. Sie lassen sich in wasserlösliche (Pektine, Inulin und Beta-Glukane) und -unlösliche (Zellulose) unterteilen. Letztere regen die Verdauung an und helfen zum Beispiel, Verstopfung vorzubeugen. Lösliche Ballaststoffe werden im Dickdarm von Bakterien zerlegt und dienen der Darmflora als Futter. Ballaststoffe kommen vorwiegend in Obst, Gemüse und Getreide (hier vor allem in den zu bevorzugenden Vollkornprodukten) vor. Kohlsorten (Blumenkohl, Brokkoli, Grünkohl, Rotkohl, Weißkohl), aber auch Karotten, Fenchel und Kartoffeln liefern viele Ballaststoffe. Manchmal kommt es bei Personen, die zuvor kaum Ballaststoffe gegessen haben und nun plötzlich die Zufuhr erhöhen, zu anfänglichen Beschwerden wie Blähungen, Völlegefühl und Darmgrummeln. Mit der Zeit lässt dies aber meist nach.

Gesättigte Fette und Transfette

Auch ein Blick auf gesättigte Fette und Transfette lohnt sich, wenn man sich über eine rosaceafreundliche Diät Gedanken macht. Gesättigte Fette kommen vor allem in tierischen Produkten wie Butter und anderen Milchprodukten, in fettreichen Fleisch- und Wurstwaren sowie in pflanzlichen Fetten wie Kokosfett, Palmöl, Palmfett und Kakaobutter vor. Eine amerikanische Studie zeigte, dass ein übermäßiger Verzehr solcher Lebensmittel über eine Aktivierung des bereits erwähnten, bei der Rosacea am Krankheitsgeschehen maßgeblich beteiligten Toll-like-Rezeptors 2 zu einer Entzündungsreaktion führen kann.48,49 Mehrfach ungesättigte Fettsäuren, vor allem die uns schon bekannte Docosahexaensäure aus der Klasse der Omega-3-Fettsäuren, scheinen dem entgegenwirken zu können.50

Einen regulierenden Effekt auf die in der Rosaceahaut ablaufenden entzündlichen Prozesse, an denen auch das Enzym Kallikrein-5 beteiligt ist, könnten zudem Ursol- und Oleanolsäure ausüben. Zumindest legt dies eine Studie nahe, die die Fähigkeit der beiden Triterpene untersuchte, die Aktivität von Kallikrein-5 zu hemmen.51 Ursolsäure kommt als Naturstoff unter anderem in Äpfeln (Apfelschalen), Thymian, Cranberries, Rosmarin und Oregano vor. Oleanolsäure findet sich zum Beispiel in Salbei, Rosmarin oder Pistazien. All diese genannten Lebensmittel sind Zutaten, die Sie auch im Rezeptteil finden.

Autor

  • Franziska Ring (Autor:in)

Franziska Ring lebt als freie Texterin in Wiesbaden. Mit 25 erhielt sie die Diagnose Rosacea. Da sie nur wenige Informationen zur Selbsthilfe finden konnte und die verschriebenen Medikamente bei ihr nicht halfen, entwickelte sie die äußerst effektive „3-Raum-Methode“. Die Autorin erfuhr unter der Anwendung der darin formulierten Empfehlungen schon bald eine Besserung von Rötungen, Pusteln und brennender Haut. Dank der zahlreichen praktischen Tipps aus den Bereichen Ernährung, Pflege und Lebensführung sind Krankheitsschübe bei ihr selten geworden. Mit diesem Ratgeber möchte Franziska Ring auch andere Rosacea-Betroffene ermutigen, Selbstverantwortung zu übernehmen und so zu erfahren, wie ihre Methode die typischen Symptome verringern und damit zu einem entspannten Leben mit Rosacea beitragen kann. Autorenwebsite: https://rosacea-selbsthilfe.de/
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Titel: Ernährungsratgeber Rosacea