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Endlich ohne Antidepressiva

Wie und wann du sie absetzt. Was du stattdessen tun kannst

von Dr. med. Dipl.-Psych. Dieter Trautmann (Autor:in)
184 Seiten

Zusammenfassung

Ist die Einnahme von Antidepressiva wirklich immer sinnvoll? Welche Nebenwirkungen können die Medikamente haben? Welche Alternativen gibt es und was muss man bedenken, wenn man Antidepressiva absetzen möchte? In seinem Ratgeber gibt der Facharzt für Psychiatrie und
Psychotherapie und Diplom-Psychologe Dieter Trautmann seinen Leserinnen und Lesern alle wichtigen Informationen an die Hand, um als mündige Patienten ins Arztgespräch gehen und mitentscheiden zu können.
Er erklärt, wie eine sinnvolle Behandlung mit Antidepressiva aussehen kann und zeigt Ansätze für alle, die sich entscheiden, keine Antidepressiva (mehr) zu nehmen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titelseite
  • Inhalt
  • Vorwort
  • Sinn und Unsinn von Antidepressiva
  • Eine wahre Geschichte
  • Der Begriff „Depression“
  • Kurzer Blick in die Geschichte
  • Trauma als Auslöser depressiver Störungen
  • „Depression“ ist heute keine Diagnose mehr
  • Antidepressiva helfen nicht immer
  • Wer Antidepressiva wirklich braucht
  • Nutzen und Schaden immer abwägen
  • Darum nehmen so viele Menschen Antidepressiva ein
  • Psychotherapie ist (leider) nicht bequem
  • Psychotherapeut, Psychologe, Psychiater
  • Eine geeignete Therapie finden
  • Am Anfang steht die Stabilisierung
  • Die wichtigsten Wirkstoffgruppen
  • Trizyklische Antidepressiva (TZA)
  • Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI)
  • Monoaminoxidasehemmer (MAO)
  • Eine schwierige Entscheidung
  • Antidepressiva haben körperliche Folgen
  • „Ich kann mich nicht entscheiden“
  • Wenn aber die Situation unerträglich ist
  • Die veränderte Lebenssituation akzeptieren
  • Wenn es gar keine Depression ist
  • Wenn sie starke Nebenwirkungen haben
  • Die zweckmäßige Behandlung mit Antidepressiva
  • Sinnvolle Dosierung
  • Dosierung in der stationären Behandlung
  • Letztlich entscheidest du
  • Wann ein Präparat gewechselt werden sollte
  • Wenn Antidepressiva nicht helfen
  • Medikamentöse Alternative
  • Zusammenfassung
  • Das sind die Alternativen
  • Veränderungsmöglichkeiten in fünf Bereichen
  • 1. Deine unbefriedigende Lebenssituation verändern
  • Neue Fähigkeiten erlernen
  • So funktioniert die Persönlichkeit des Menschen
  • Wahrnehmung ist subjektiv
  • Fähigkeiten, die helfen, Situationsbedingungen zu ändern
  • 2. Deine eingefahrenen Denkmuster verändern
  • So wird dein Ich stärker
  • Ich bin okay, so wie ich bin
  • Den Teufelskreis des Rechtfertigens durchbrechen
  • Das Problem mit dem „Müssen“
  • Verantwortung übernehmen
  • Forderungen von Wünschen unterscheiden
  • 3. Deine Gefühle mittels Verhaltensänderungen verändern
  • Wir müssen nicht immer nach unseren Gefühlen handeln
  • Gefühle einfach wahrnehmen
  • Sorgen sind Gedanken – und sonst nichts!
  • Depressives Verhalten zeigen macht langfristig einsam
  • Achtsam im Hier und Jetzt
  • Wechsel in einen nicht depressiven Persönlichkeitsanteil
  • 4. Deinem Körper etwas Gutes tun
  • Es muss nicht anstrengend sein
  • Wellness, Massage und was sonst noch guttut
  • Den inneren Schweinehund überwinden
  • Den Tag strukturieren
  • So unterstützt dich deine Ernährung
  • Verrückter Tipp für Menschen, die alleine leben
  • 5. Mit anderen Menschen so umgehen, dass sie dir geben, was du wirklich brauchst
  • Sich selbst wichtig nehmen
  • Lernen, seine Bedürfnisse zu spüren
  • Lernen, die Realität zu akzeptieren
  • Sich klar werden, was man vom anderen möchte
  • Strategisch denken und handeln
  • Zusammenfassung
  • Das ist beim Absetzen zu beachten
  • Probleme, die auftreten können
  • Schnelles Absetzen verwirrt unser Gehirn
  • Schlafstörungen und Gedankenkarussell
  • Missempfindungen
  • Abhängigkeit
  • Impulskontrolle
  • Vor- und Nachteile beim Absetzen häufig verordneter Antidepressiva
  • Agomelatin (Valdoxan)
  • Amitriptylin (Saroten)
  • Bupropion (Elontril)
  • Citalopram (Cipramil)
  • Clomipramin (Anafranil)
  • Doxepin (Aponal)
  • Duloxetin (Cymbalta)
  • Escitalopram (Cipralex)
  • Fluoxetin (Fluctin)
  • Johanniskrautextrakt (Neuroplant, Laif, Jarsin)
  • Mirtazapin (Remergil)
  • Paroxetin (Seroxat)
  • Quetiapin (Seroquel)
  • Sertralin (Sertralin)
  • Trimipramin (Stangyl)
  • Venlafaxin (Trevilor)
  • Literatur
  • Lesetipps
  • Quellen
  • Register
  • Impressum

 

VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

du nimmst – seit Kurzem oder vielleicht auch schon sehr lange – Antidepressiva ein und bist dir nicht sicher, ob das sinnvoll ist oder nicht. Oder man hat dir empfohlen, Antidepressiva einzunehmen, aber du zweifelst, ob du das wirklich tun solltest. Vielleicht hast du auch davon gehört, dass es Alternativen gibt, und möchtest dich darüber informieren, ob diese etwas für dich sind. Dein Hausarzt oder deine Psychiaterin haben aber keine Zeit, ausführlich mit dir darüber zu diskutieren. Oder sie äußern eine klare Meinung, die dich aber nicht unbedingt überzeugt.

Mit diesem Buch kannst du dich selbst kompetent machen, um mit deinem Arzt auf gleicher Ebene als mündiger Patient reden zu können. Ich bin selbst kein genereller Gegner der Antidepressiva und deren Einnahme. Aber ich bin der Ansicht, dass sie zu häufig, in zu hoher Dosis und viel zu lange verordnet werden.

Man muss sich auch klarmachen, dass das, was als wissenschaftliche Erkenntnisse über Antidepressiva veröffentlicht wird, auf Studien basiert, die fast ausschließlich von Pharmaunternehmen gesponsert wurden, die Psychopharmaka produzieren. Dabei werden in der Regel nur jene Ergebnisse veröffentlicht, die in das Konzept der jeweiligen Firma passen. So gibt es keinerlei Langzeitstudien zu möglichen langfristigen Folgen einer jahrelangen Einnahme. Beispiel: Ältere Antidepressiva beeinflussen u. a. einen bestimmten Botenstoff im Gehirn, der mit der Entwicklung einer Demenz in Zusammenhang gebracht wird. Doch ist mir keine wissenschaftliche Studie zu der Frage bekannt, ob Menschen, die mehrere Jahre solche Antidepressiva eingenommen haben, im späteren Leben auch ein größeres Risiko hatten, dement zu werden. Keine Angst, falls du selbst ein solches Präparat länger eingenommen haben solltest. Ich kenne persönlich keinen Patienten, bei dem ich den skizzierten Zusammenhang vermute, aber gesicherte Erkenntnisse dazu gibt es eben keine.

Daher kann es nur Meinungen zu der Frage geben, ob Antidepressiva überhaupt sinnvoll sind. Und wenn ja, in welcher Dosis und Einnahmedauer. Meine Meinung basiert auf einer über 30-jährigen Erfahrung als Psychotherapeut und Psychiater. In diesem Buch versuche ich dir zu erläutern, wie ich meine Patienten zu mündigen Patienten mache, die mitentscheiden können und sollen, ob sie überhaupt ein Antidepressivum nehmen.

Falls sie sich dafür entscheiden, diskutieren wir ausgiebig darüber, welches Präparat jeweils das geeignetste sein könnte – auch bezüglich der Dosierung und der Dauer einer Einnahme. Für so eine Diskussion auf Augenhöhe und die individuelle Entscheidung braucht es vor allem auch Kenntnisse darüber, welche Möglichkeiten gibt, mit einer Depression umzugehen.

Die Alternativen zu Antidepressiva, die ich dir in diesem Buch anbiete, sind – dies gleich einmal vorweg – natürlich zum Teil aufwändig und mühsam. Ich kann es durchaus verstehen, dass man stattdessen gerne eine Pille hätte, die einem hilft, sich gut zu fühlen. Aber: Es gibt fast immer einen guten Grund dafür, dass jemand depressiv ist – und genau den gilt es anzupacken.

Ich möchte dich mit diesem Buch dabei unterstützen, herauszufinden, was in deinem Leben dafür verantwortlich sein könnte, dass du (immer wieder mal) in depressive Phasen gerätst. Denn wenn du für dich diese Frage beantworten kannst, kannst du auch dauerhaft dein Leben positiver gestalten.

Viel Spaß beim Lesen, Erkennen und Entdecken wünscht dir

SINN UND UNSINN VON ANTIDEPRESSIVA

Experten schätzen, dass in Deutschland ungefähr vier Millionen Menschen Antidepressiva einnehmen. Um zu verstehen, warum so viele Menschen darauf zurückgreifen, obwohl es in vielen Fällen nicht notwendig und auch nicht sinnvoll ist, werde ich in diesem ersten Teil etwas weiter ausholen und die Geschichte des Depressionsbegriffs darstellen. Weiterhin versuche ich aufzuzeigen, wie eine sinnvolle Behandlung mit Antidepressiva aussehen kann und was zu tun ist, wenn diese nicht helfen.

Eine wahre Geschichte

Der Patient, von dem ich zum Einstieg berichten möchte, hat mir die Erlaubnis gegeben, seine Geschichte in anonymisierter Form darzustellen. Er begann seine Therapie bei mir im Dezember 2016. Er wirkte zu diesem Zeitpunkt völlig erschöpft und ausgelaugt, fühlte sich beruflich als Ingenieur und Abteilungsleiter einer Firma, die Kopiergeräte herstellt, überfordert.

Zuhause hatte er keinen Ausgleich. Mit seiner Frau lief es für ihn schon längere Zeit nicht mehr zufriedenstellend, es kam häufig zu Streitereien. Die drei Kinder waren 19 Jahre (Tochter) und 16 Jahre (männliche Zwillinge) und machten alle Probleme: Die Tochter stand kurz vor dem Abitur und wusste nicht, was sie anschließend machen wollte. Der eine Sohn hatte „keinen Bock“ auf Schule und zog sich nur in sein Zimmer zurück, um Computerspiele zu spielen. Der andere Sohn war zwar in dieser Hinsicht relativ unproblematisch; aufgrund der vielen Baustellen, die mein Patient hatte, fehlten ihm jedoch die zeitlichen und emotionalen Kapazitäten, um etwas mit ihm zu unternehmen. Hinzu kam noch ein Nachbarschaftsstreit. Und in der wenigen Freizeit, die er noch hatte, verspürte er keinerlei Antrieb mehr, irgendetwas zu unternehmen. Stattdessen griff er relativ häufig zur Bierflasche.

Kontakte zu Freunden oder Bekannten hatte mein Patient so gut wie nicht mehr. Seine sportlichen Aktivitäten, die er früher gerne betrieben hatte, waren komplett eingestellt. Er schleppte sich jeden Tag mühsam zur Arbeit und kam abends völlig erschöpft nach Hause – musste sich dann aber noch um die beschriebenen Probleme in der Familie kümmern.

Die Diagnose: mittelgradige depressive Episode. In dieser Situation habe ich meinen Patienten natürlich darüber aufgeklärt, dass auch eine zusätzliche medikamentöse Behandlung sinnvoll sein könnte, was er aber ablehnte. Er wollte es alleine schaffen – und er hat es geschafft!

Sein erster Schritt im Job war – und das schon, bevor er die Therapie bei mir begann –, dass er sich in eine niedrigere Position vom Abteilungs- zum Teamleiter versetzen ließ, was mit weniger Verantwortung und natürlich auch mit etwas weniger Gehalt verbunden war.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842642409
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (März)
Schlagworte
Depressionen Psychotherapie Medikamente absetzen Verhaltensänderungen Psychopharmaka Selbsthilfe Monoaminoxidasehemmer Nebenwirkungen Arzneimittelsucht Selbstmord

Autor

  • Dr. med. Dipl.-Psych. Dieter Trautmann (Autor:in)

Dr. med. Diplom-Psychologe Dieter Trautmann ist Facharzt für psychotherapeutische Medizin, Arzt für Psychiatrie und Psychotherapie und im Vorstand der Gesellschaft zur Erforschung und Therapie von Persönlichkeitsstörungen tätig. Seit 2006 arbeitet er in einer psychiatrischen Facharztpraxis in Landsberg. Er vertritt die Ansicht, dass Antidepressiva in vielen Fällen niedriger als üblich und empfohlen dosiert werden könnten, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Er verschreibt die Medikamente nur, wenn seine Patienten nach ausführlicher Aufklärung damit einverstanden sind.
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Titel: Endlich ohne Antidepressiva