Die Klügere gibt ab

Inhaltsverzeichnis

• Cover
• Titelseite
• Inhalt
• Vorwort
• Vorwort von Inke Hummel
• „Ich kann nicht mehr“ – Mutterschaft als Herausforderung
• Früher war nicht alles besser, sondern anders
• Die erschöpfte Mutter
• Die Last des Ideals
• Dein Werkzeug
• Dein Stressmanagement
• Das Familienboard
• Aus der Mücke KEINEN Elefanten machen
• Multitasking, ade!
• Dein gesunder Körper
• Iss und trinke genug
• Priorisiere Schlaf
• Achte auf deinen Zyklus
• Bewege dich
• Dein entspannter Geist
• Sei die Nummer Eins
• Liebe dich selbst
• Grenze dich ab
• Dein 4-Schritte-Plan auf dem Weg zum „Nein“
• Deine Haltung
• Gut genug statt perfekt
• Eure Familienregeln
• Dein „inneres Kind“
• Es ist nie zu spät für eine glückliche Kindheit
• Das „innere Kind“ heilen
• Deine Widerstandskraft
• Dein Schutzschild
• Deine Schuldgefühle
• Wozu wir Schuldgefühle brauchen
• Warum die Schuldgefühle mit dem ersten Kind einziehen
• Wie du Schuldgefühle bremst
• Deine Wut
• Wut findet ihren Weg
• Notfallhilfe: Wenn die Wut hochkocht
• Mit deiner Wut in Kontakt kommen
• Deine Wut für dich nutzen
• Deine Wut managen
• Hilfe suchen und Verantwortung teilen
• 1. AHA: Das Prinzip der generalisierten Reziprozität
• 2. AHA: Helfen macht glücklich
• 3. AHA: Sich Hilfe holen ist gar kein Tabu
• Wünsche klar äußern
• Deine Bedürfnisse kennen
• Kommunikationstipps
• Welche Fragen müssen geklärt werden?
• Mit Ablehnung umgehen
• So kann Hilfe aussehen
• Mit unerwünschter Hilfe umgehen
• „Nein“ sagen
• Die Lösung: Abgrenzung
• Für Angehörige und alle, die helfen wollen
• Zwischen Anbieten und Aufdrängen
• Praktische und emotionale Hilfe
• Wie gehst du mit jemandem um, der eine Krise hat?
• Achte auch auf dich
• Der Partner als Stütze und Halt
• Nutze dein Werkzeug, bau dir dein Dorf
• Mit Buntstiften und Post-its ans Werk
• Der Partner packt mit an
• Verantwortung abgeben und Mental Load teilen
• Paar bleiben
• Energie ist endlich – das gilt für euch beide
• Die Familie als Halt
• Die Großeltern als Stütze des Familienclans
• Geborgen bei Oma und Opa – so klappt’s
• Wenn Oma und Opa weit weg wohnen
• Freundschaften und Elternnetzwerk
• In guten wie in schlechten Zeiten
• Wie du dir ein Elternnetz spannst
• Ideen für dein Elternnetz
• Keine Angst vor Außer-Haus-Betreuung
• Exkurs: Münchner Eingewöhnungsmodell
• Die richtige Wahl treffen
• Eingewöhnung durch den Vater oder eine andere Bezugsperson
• Zusammen ist man weniger allein(-erziehend)
• Warum Alleinerziehend-Sein so anstrengend ist
• Ein soziales Netz für Alleinerziehende
• Alleinerziehend glücklich sein
• Dein Papier-Dorf
• Das ist alles zu viel
• Psychische Krisen
• (Wochenbett-)Depression
• Burn-out
• Weitere psychische Krisen
• Wer hilft mir, wenn ich mir selbst nicht mehr helfen kann?
• Gesundheit
• Schwangerschaft
• Geburt und Wochenbett
• Psychische Gesundheit
• Im Notfall
• Entwicklung und Erziehung
• Erweitertes soziales Netz
• Partnerschaft
• Dein familiäres Netz
• Es geht mir wieder besser
• Kein Tief ohne Hoch
• Pflege deinen Werkzeugkoffer und dein Dorf
• Hilf auch anderen
• Genieße die neugewonnene Lebensfreude
• Blicke nach vorne
• Danksagung
• Mitwirkende
• Weiterführende Informationen
• Impressum

VORWORT

Im Frühjahr 2021 hatten wir großes Glück. Die wunderbare Inke Hummel machte uns miteinander bekannt, weil sie wusste, dass wir beide für das gleiche Thema brennen: überlasteten, erschöpften und auch psychisch kranken Müttern zu zeigen, dass sie nicht allein sind, und ihnen aus ihrer Not zu helfen. Michèle, weil sie beruflich als Psychologin bei den frühen Hilfen in Tirol Mütter und Familien begleitet, die im ersten Babyjahr Unterstützung brauchen. Katharina, weil sie selbst eine dieser Mütter war, nach der Geburt ihres zweiten Kindes eine Wochenbettdepression entwickelte und sich Hilfe suchte. Unabhängig voneinander hatten wir schon lange mit dem Gedanken gespielt, ein Buch dazu zu schreiben. Durch Inkes Initiative und den humboldt Verlag, der an unsere Idee glaubt, ist es nun Wirklichkeit geworden.

Wir beide wissen, wie anstrengend das Leben als Mama sein kann und wie wichtig es ist, dass alle die Hilfe bekommen, die sie in dieser Phase ihres Lebens benötigen. Wir wollen außerdem unseren Teil dazu beitragen, dass es in Ordnung sein wird, zu sagen: „Ich bin erschöpft, ich brauche Hilfe!“ Im besten Fall kommt es durch diese Enttabuisierung überhaupt nicht mehr so weit.

Ob du dieses Buch also vorsorglich liest oder weil es bei dir schon sehr akut ist – du wirst hier in jedem Fall Informationen, Ideen und Tipps finden, um deinen Bedürfnissen wieder Raum zu geben, für dich zu sorgen, Hilfe zu bekommen und zu einem glücklicheren Familienleben zu finden. In deinem Sinne und in dem deines Kindes oder deiner Kinder.

Deshalb widmen wir dieses Buch unseren Söhnen Adam, Alexander und Paul – in der Hoffnung und dem festen Glauben, dass sie in einer Welt aufwachsen, in der immer mehr Menschen dafür sensibel sind, dass die Bedürfnisse und die (mentale) Gesundheit aller Familienmitglieder zählen und erfüllt werden sollten.

Michèle & Katharina

September 2021

HINWEISE

Die klassische Kleinfamilie ist das vorherrschende Familienmodell im deutschsprachigen Raum – aber andere werden immer häufiger. Wenn wir im Folgenden von deinem Partner sprechen, dann ist also nicht nur die typische Frau-Mann-Kind-Beziehung gemeint, sondern alle denkbaren Konstellationen: gleichgeschlechtliche Partnerschaften, polyamore Beziehungen, Co-Parenting, Patchwork-Familien und so weiter. Ihnen gemeinsam ist, dass es (mindestens) einen Menschen an deiner Seite gibt, den du liebst und/oder wertschätzt (und umgekehrt) und der im Idealfall das Elternsein mit dir gemeinsam rocken will. Bist du alleinerziehend, helfen dir die meisten der Tipps ebenso weiter. In einem eigenen Kapitel gehen wir aber zusätzlich auf die Besonderheiten Alleinerziehender ein.

Ebenso ist es uns wichtig, darauf hinzuweisen, dass dieses Buch bei Vorliegen einer ernst zu nehmenden psychischen Erkrankung professionelle Hilfe nicht ersetzen kann und will. Da Medizin, Psychologie und Psychotherapie steter Forschung und somit stetem Wandel unterliegen, können die Empfehlungen nur dem aktuellen Stand bei Drucklegung entsprechen. Wir bitten alle Beteiligten, inklusive der Berufsgruppen rund um Schwangerschaft, Geburt und Elternschaft, um größtmögliche Sorgfalt bei der Auswahl eventueller Behandlungsansätze.

VORWORT VON INKE HUMMEL

Mutterwerden ist ein großer Umbruch im Leben, vielleicht sogar der größte. Du kannst vorher nicht wissen, was das für dich bedeutet. Denn viele Veränderungen sind nicht vorhersagbar. Du freust dich darauf, hast Pläne, aber vor allem Wünsche und allerlei Gefühle. Und vieles daran ist wundervoll und wird fantastisch werden. Aber etliches kommt ganz anders als du denkst. Und: Etliches kommt, an das du gar nicht denkst.

Zum Glück sind wir heute an einem Punkt, wo diese Bereiche thematisiert werden: Mutterschaft ist nicht nur rosarot und erfüllend. Sie braucht Ressourcen. Sie fordert uns heraus und ist oftmals ein emotionaler Drahtseilakt. Aus einem Paar wird eine Familie, Arbeit und Gesellschaft drücken und ziehen. Gesundheit kann ein Thema werden. Es ist wichtig, das zu wissen und anzusprechen. Und es ist wichtig, dir Hilfe zu holen, wenn du spürst, da ist irgendwas alles andere als im Gleichgewicht.

Auch das Hilfeholen ist heutzutage weniger negativ besetzt als noch vor wenigen Jahrzehnten. Steckst du dennoch fest in dem Glauben, du müsstest alles allein schaffen? Dieses Buch nimmt dich an die Hand, damit du erst einmal lernst, Hilfe annehmen zu können. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, Unterstützung zu bekommen – wie gut!

Doch es bleibt ein Problem: Welche Unterstützung gibt es und welche brauche ich eigentlich? Ist die Hilfe die richtige? Passt sie zu mir? Ist sie gut? Es gibt so viele selbst ernannte Berater und Beraterinnen, die dir verbohrt ihren einen Weg aufdrücken wollen, und dieser Weg ist unter Umständen weder wissenschaftlich fundiert noch alltagspraktisch erprobt. „Die Klügere gibt ab!“ von Michèle Liussi und Katharina Spangler ist anders und fängt dich dort auf, wo du es brauchst.

Beide Autorinnen kennen das Thema, die Probleme, die Gefühle, den Alltag, die Hürden, die Hilfen und die Mütter. Katharina hat selbst die Erfahrung gemacht, wie viel Verzweiflung unter Umständen mit Mutterschaft einhergeht. Sie durfte aber auch daran wachsen. Und sie macht sich inzwischen dafür stark, dass wir noch mehr hinsehen, und dass Elternwerden nicht nur bedeutet zu verstehen, welche Bedürfnisse ein Kind hat. Sondern auch, welche Herausforderungen gerade die Mütter meistern müssen – und manche mehr als andere. Michèle begleitet tagtäglich mit fundiertem psychologischen Wissen Frauen, die ihre Mutterschaft unerwartet fordert, und zwar nicht nur im alltäglichen Handling, sondern vor allem im seelischen Erleben. Das kann bis hin zu postpartaler Depression führen, die gesehen und begleitet oder der am besten vorgebeugt werden muss.

Mithilfe dieses Buches kannst du erspüren, wo genau bei dir der Schuh drückt, wo du Hilfe brauchst. So kannst du viele Herausforderungen bewältigen und landest wahrscheinlich gar nicht erst an dem Punkt, an dem du nicht mehr weiterweißt. Katharina und Michèle kennen nicht nur alltagstaugliche Hilfsmöglichkeiten und tatsächliches Stressmanagement. Sie wissen auch, was Bindung, Bedürfnisse und Beziehung brauchen, sodass du dich nicht sorgen musst, dass dein Kind auf der Strecke bleibt, wenn du gut nach dir schaust.

„Bau dir ein Dorf!“ ist nicht einfach nur ein netter Satz, sondern die grundlegende Wahrheit. Unsere Kinder können am gesündesten in einem guten Beziehungsnetz aufwachsen. Je stärker du aufgefangen, gehalten und gestützt wirst, desto besser kannst auch du deinem Kind, deiner Familie Halt und Stütze sein. Den Weg als Mama musst du nicht allein gehen. Es ist ein gesellschaftliches Unding, dass Mütter noch immer in solche Krisen kommen. Reiche die Verantwortung dafür an dein „Dorf“ weiter.

Die Klügere gibt ab!

Inke Hummel, Autorin, Pädagogin und Familienbegleiterin

Juni 2021

„ICH KANN NICHT MEHR“ – MUTTERSCHAFT ALS HERAUSFORDERUNG

Mutterschaft ist schön, aber auch verdammt anstrengend. Mit diesem Gefühl bist du nicht allein. Zur Fremdbestimmung, die gemeinsam mit dem ersten Kind einzieht, kommen heutzutage unrealistische Erwartungen, unzureichende gesellschaftliche Rahmenbedingungen und ein Mutter-Ideal, dem niemand gerecht werden kann. Wenn du das unterschreiben kannst, wenn du dich erschöpft, müde und auch einsam fühlst, dann sprich darüber und hol dir Hilfe!

„Ich lag auf dem Boden. Weinend. Erschöpft. Mein knapp Zweijähriger turnte auf mir herum. Heute Abend hatte ich den ersten Abend seit Monaten „frei“. Aber am Nachmittag ging plötzlich nichts mehr. Ich war so müde, so traurig. Mein Mann verstand die Welt nicht mehr: Wo kam das plötzlich her? Gerade heute, an dem Tag, an dem ich endlich mal entspannen durfte. Ich glaube, es war genau das. Ich wusste, ich darf für einen Abend loslassen – und Körper und Seele haben dann einfach ein paar Stunden früher den Dienst quittiert. Die Vorstellung, noch diese fünf Stunden durchhalten zu müssen, hatte mir den Rest gegeben. Mein Mann hat übernommen. Am Abend war ich dann auf einem Konzert, tanzte mir die Seele aus dem Leib und schaffte es, für einige Stunden abzuschalten. Aber ich wusste auch: Da läuft etwas grundlegend schief“.