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Wut ist auch keine Lösung

Ärger und negative Gefühle in den Griff bekommen

von Dr. Christoph Augner (Autor:in)
186 Seiten

Zusammenfassung

Wut ist fast nie eine Lösung, ihre negativen Seiten sind unübersehbar. Sie schädigt Beziehungen, vergiftet das soziale Umfeld und richtet sogar gesundheitlichen Schaden an. Konflikte eskalieren, statt sich zu entspannen, Probleme vertiefen sich, anstatt gelöst zu werden. Dr. Christoph Augner zeigt in seinem Ratgeber, dass die Wut kein Feind sein muss.
Er hilft seinen Leserinnen und Lesern, mit negativen Gefühlen gut umzugehen und die eigene Haltung zu verändern, um als „Wut-Entschärfer“ Ärger auslösende Situationen souverän zu meistern. Zudem liefert er eine Vielzahl von alltagstauglichen Gedanken, Impulsen und Techniken, um mit negativen Gefühlen umzugehen, die eigene Wut besser zu kontrollieren und bei der der Mitmenschen gelassen zu bleiben.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titelseite
  • Inhalt
  • Einleitung
  • „Mein Name ist Wut“ – Eine unverstandene Emotion stellt sich vor
  • Was ist Wut überhaupt?
  • Wut im Lauf der Geschichte
  • Wut psychologisch gesehen
  • Wut und Persönlichkeit
  • Wut physiologisch gesehen
  • Warum werden wir wütend?
  • Ursachen der Wut
  • Funktionen der Wut
  • Die negativen Folgen der Wut
  • Wut in persönlichen Beziehungen
  • Wut am Arbeitsplatz
  • Die Folgen für den Wütenden
  • Wut, Hilflosigkeit und die Macht der Demut
  • So werden Sie zum Wut-Entschärfer: Crashkurs
  • Der „Feuerdrache in uns“: So managen Sie Ihren Ärger
  • Die Grundlagen
  • Vorbeugen ist besser als heilen
  • Wenn der Vulkan zu rauchen beginnt
  • Entwickeln Sie einen Wut-Kontrollplan
  • Die „Feuerdrachen um uns“: So gehen Sie mit der Wut der anderen um
  • Die Perspektive des anderen einnehmen
  • Den Wütenden ins Leere laufen lassen und Zeit gewinnen
  • Angebote machen, um wieder in Verbindung zu kommen
  • So tun, als ob
  • Großzügig sein
  • So kontrollieren Sie Ihre Wut langfristig: Vertiefung
  • Der Wut nachhaltig Grenzen setzen
  • Analyse #1: Die eigene Wut verstehen
  • Analyse #2: Die Wahrnehmung schärfen, Wutauslöser erkennen
  • Anti-Wut-Methode #1: Widerstandsfähigkeit kultivieren
  • Anti-Wut-Methode #2: Empathische Offenheit zeigen
  • Anti-Wut-Methode #3: Die Perspektive des anderen einnehmen
  • Anti-Wut-Methode #4: Entscheidende Gesprächssituationenerkennen und steuern
  • Anti-Wut-Methode #5: Den eigenen Handlungsspielraum nutzen
  • Anti-Wut-Methode #6: Den Stress meistern, fast alles ignorieren
  • Anti-Wut-Methode #7: Die Wut konstruktiv einsetzen
  • Zum Schluss
  • Der „Werkzeugkoffer Wut“ –die Top 7
  • Dank
  • Anhang
  • Quellen
  • Weitere Bücher von Christoph Augner
  • Copyright

Kennen Sie diese Tage? Nichts funktioniert, alles scheint irgendwie gegen Sie zu arbeiten. Dann kommt auch noch dieser Kollege, den Sie nicht leiden können, mit haltlosen Vorwürfen um die Ecke. Mit unendlicher Selbstbeherrschung unterdrücken Sie Ihre Wut – nur um sie am Abend wegen einer Kleinigkeit bei Ihrem Partner rauszulassen. Irgendwann reicht es eben!

Später am Abend drehen Sie vielleicht den Fernseher auf und kommen gerade recht zum Interview mit einem Fußballer, der ein Spiel knapp verloren hat. Sichtlich wütend schnauzt er den Reporter bei jeder Frage an. „War es ein Fehler, in der zweiten Hälfte so offensiv zu spielen?“ – „Sie können sich ja selbst mal auf den Platz stellen, wenn Sie so ein Schlaumeier sind!“, blafft der Spieler zurück. „Es ist mein Job, diese Fragen zu stellen“, sagt der Reporter. „Dann stell doch mal eine, die nicht dumm ist“, bricht der Spieler das Interview ab.

Klar, im Sport ist reichlich Adrenalin im Spiel, da geht man schnell in die Luft. Aber auch im Alltag begegnen wir ständig irgendwo wütenden Menschen.

Ich sitze in der S-Bahn, die Fahrkarten werden kontrolliert. Die Frau vor mir zückt wie ich ihre Jahreskarte, doch leider scheint der Scanner des Kontrolleurs die Karte nicht lesen zu können. „Die ist ungültig“, sagt er. „Sie müssen ein Ticket kaufen.“ – „Die läuft erst in acht Monaten ab, natürlich ist die gültig“, erwidert die Frau schon leicht gereizt. Sie ahnen, was kommt: Ein Wort gibt das andere, es kommt zu einem Schreiduell, in dem der Frau mit der Polizei und dem Kontrolleur mit der Entlassung gedroht wird.

Ich denke noch: „Muss sie sich jetzt so aufregen?“, doch beim Aussteigen später sagt sie mir, dass ihr Tag furchtbar war und sie jetzt auch das noch regeln müsse. „Ich kenne solche Tage“, antworte ich und meine es auch so. Man muss kein geborener Choleriker sein, um einmal die Nerven zu verlieren und wütend zu werden. Wenn die Kinder schon beim Frühstück quengeln, der Chef zu Hause anruft, man keine Zeit mehr für den Einkauf hat, die Kollegen die Arbeitsaufteilung absichtlich missverstehen dann kann der Topf einfach einmal übergehen.

Beim Heimgehen biege ich in meine Gasse ein, in dem Moment dreht eine Autofahrerin mitten auf dem Gehweg um ich kann gerade noch zur Seite springen. Ich blicke zur Fahrerseite und erwarte voller Naivität eine entschuldigende Geste. Weit gefehlt, die Frau deutet mir den Mittelfinger. Sie gibt Gas, und wieder muss ich ausweichen, um nicht mit ihrem Seitenspiegel zu kollidieren. Fassungslos schaue ich dem Auto hinterher, ich spüre mit jeder Faser meines Körpers, dass ich wütend werde …

Im Straßenverkehr, auf Demonstrationen, in Internetforen, sogar in Diskussionssendungen überall wütende Menschen. Klar, Wut hat es schon immer gegeben, ist zutiefst menschlich, aber es scheint kaum von der Hand zu weisen, dass diese Emotion im Trend liegt. Wütende Rächer à la „Ein Mann sieht rot“ sind mittlerweile gängige Heldencharaktere in Film und Fernsehen. Viele Serien bestehen mittlerweile daraus, dass sich Menschen anbrüllen, „auf den Tisch hauen“ oder sich sonst irgendwie die Meinung geigen.

Auch die psychologische Forschung interessiert das Thema Wut brennend – allerdings erst seit Kurzem. Eine einschlägige Schlagwortsuche in der größten medizinischen Datenbank PubMed zeigt einen bemerkenswerten Trend: Bis 2006 wurden nur wenige Studien pro Jahr publiziert, dann plötzlich ein massiver Anstieg: Drei Viertel aller Studien zur Wut sind seit 2006 erschienen.

Manche sagen, in der modernen Gesellschaft, am Arbeitsplatz, in der Öffentlichkeit sind negative Emotionen nicht mehr akzeptiert, man darf nicht mehr sagen, was man denkt, man muss immer schön brav sein. Das staut sich dann alles auf und entlädt sich in anderen Situationen. Die Gattung „Wutbürger“ entsteht.

Doch Wut ist keine Lösung. Ihre negativen Seiten sind unübersehbar. Wütende Menschen beschädigen ihre Beziehungen, vergiften ihre Umgebung und schaden letztlich sich selbst. Manchmal führt Wut zu Aggression oder gar Gewalt. Konflikte eskalieren, statt sich zu entspannen, Probleme vertiefen sich, anstatt gelöst zu werden. Nicht umsonst galt die Wut schon in der Antike als Charakterschwäche und war deshalb verpönt.

Ist der Wutanfall schließlich vorbei, überkommen den Wütenden nicht selten Schuldgefühle. Man hat es ja nicht so gemeint, entschuldigt sich im besten Falle, relativiert die ganze Sache („So schlimm war es ja auch nicht“, „Es musste halt raus“) oder tut einfach so, als wäre nichts gewesen.

Doch die Wut ist keine nutzlose Emotion, die nur Schaden erzeugt. Sie hat Funktionen in unserem Leben. Ein konstruktiver Umgang mit ihr heißt auch nicht, sie zu ignorieren oder einfach hinunterzuschlucken. Sie weist uns auf etwas hin, was nicht „passt“. Auf eine Ungerechtigkeit, auf verletzte Bedürfnisse oder Gefühle, auf eine Situation, die uns schadet.

Wut ist dann zwar nicht die Lösung. Aber wir können dafür sorgen, dass sie den Beginn einer Lösung darstellt. Wenn wir lernen, unsere Wut zu kontrollieren, also sie weder zu ignorieren noch sie einfach rauszulassen, kann sie ihre wichtige Funktion voll entfalten.

Genau darum geht es in diesem Buch. Wir werden zunächst unseren vermeintlichen Feind einmal kennenlernen und ihn uns zum Freund machen: Im ersten Hauptkapitel Mein Name ist Wut: Eine unverstandene Emotion stellt sich vor werden wir erfahren,

was Wut genau ist,

warum wir überhaupt wütend werden und

welche Folgen die Wut wirklich hat.

Nach diesem ersten Einblick erfahren wir, wie wir den Feuerdrachen in uns selbst zähmen, also unsere eigene Wut, unseren Ärger kontrollieren lernen und mit wutauslösenden Situationen besser umgehen. Nicht zuletzt müssen wir uns aber auch mit den wütenden Menschen in unserer Umgebung auseinandersetzen. Dies ist der Inhalt des zweiten Hauptkapitels, So werden Sie zum Wut-Entschärfer: Crashkurs.

Um langfristig einen besseren Umgang mit Wut zu etablieren, müssen wir unsere Haltung negativen Emotionen gegenüber überdenken. Dafür liefert das dritte Hauptkapitel dieses Buches zahlreiche Impulse: So kontrollieren Sie Ihre Wut langfristig: Vertiefung. Dazu gehört, die eigene Wut besser zu verstehen, aber auch, die Wahrnehmung zu schärfen und voreilige Bewertungen zu reduzieren.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842631175
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2022 (September)
Schlagworte
Ärger Ängste gelassen mit Mitmenschen Lebensgestaltung negative Gefühle wütend Emotionen

Autor

  • Dr. Christoph Augner (Autor:in)

Dr. Christoph Augner ist Arbeits- und Organisationspsychologe sowie Hochschullehrer im Gesundheitswesen. Seine Arbeiten werden regelmäßig in internationalen Fachjournalen sowie in renommierten Medien publiziert, u. a. in Deutschlandfunk, Forbes, Psychologie heute, Soziologie heute, NZZ, Frankfurter Allgemeine, ORF. Er ist Autor des Ratgebers „In der Ruhe liegt deine Kraft“ und lebt in Linz. Seine Bücher stehen unter dem Motto „lieber leben statt gelebt werden“.
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Titel: Wut ist auch keine Lösung