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Den 6 großen pflegerischen Risiken professionell begegnen

Dekubitus, Sturz, Inkontinenz, Schmerz, Mangelernährung, Exsikkose. Mehr Sicherheit und Wohlbefinden für Pflegebedürftige

von Nicole Ott (Autor:in)
128 Seiten

Zusammenfassung

In der Risikomatrix des Strukturmodells spiegelt sich
längst wider, dass Pflegebedürftige bzw. Patienten oft
multimorbid sind, also an mehr als einem Risiko leiden
(können). Was fehlt? Ein Handlungsleitfaden, der Pflegefachkräften Schritt für Schritt durch die gravierendsten
Risiken multimorbider Pflegekunden führt, pflegewissenschaftliche Erkenntnisse, Assessments,
Expertenstandards kurz vorstellt und zeigt, was jede
Pflegefachkraft tun muss, um die Sicherheit und das
Wohlbefinden ihres Pflegekunden zu maximieren.
Hier ist er: Mit diesem Buch werden Pflegefachkräfte
und Auszubildende bei ihrem professionellen Tun
unterstützt. Sie erhalten zeitsparend, effektiv und
basierend auf den allerneuesten Erkenntnissen alles
zur Identifizierung des individuellen Risikos mittels
fachlicher Einschätzungsinstrumente und zur darauf
basierenden Maßnahmenplanung.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titelseite
  • Impressum
  • Inhalt
  • Einleitung: Die Einschätzung der pflegerischen Risikofaktoren ist eine Ihrer Kernaufgaben
  • 1 Risiko Dekubitus
  • 1.1 Führen Sie eine professionelle Risikoeinschätzung nach den Vorgaben des Expertenstandards durch
  • 1.1.1 Der Unterschied zwischen Screening und differenzierter Risikoeinschätzung
  • 1.1.2 Vom Nutzen der Risikoskalen
  • 1.2 Generelles zur Risikoeinschätzung: Unterscheiden Sie zwischen Initial- und Differentialassessment
  • 1.2.1 Herausforderung »Risikomatrix«
  • 1.2.2 Die modifizierte Norton-Skala garantiert eine schnelle und kompakte Risikoeinschätzung
  • 1.2.3 Die Waterlow-Skala eignet sich besonders für spezielle Zielgruppen
  • 1.2.4 Die Braden-Skala liefert sehr zuverlässige Ergebnisse
  • 1.2.5 Mit der Medley-Skala schlagen Sie ab sofort zwei Fliegen mit einer Klappe
  • 1.3 Nach der individuellen Risikoeinschätzung planen Sie die passenden Maßnahmen
  • 1.4 Weitere Tipps zur Durchführung prophylaktischer Maßnahmen
  • 1.4.1 Druckentlastung und Positionierung
  • 1.4.2 Mobilisation und Bewegungsförderung
  • 1.4.3 Hautpflege
  • 1.4.4 Ernährung
  • 1.5 Dokumentieren Sie Ihre bisherigen Schritte und legen Sie los
  • 1.6 Fazit: Individuell evaluieren und die Haut regelmäßig inspizieren
  • 2 Risiko Sturz
  • 2.1 Diese wichtigen Hintergrundinfos sollten Sie zum Risiko Sturz kennen
  • 2.2 Ein Sturz – Was ist das eigentlich?
  • 2.3 Die Sturzprophylaxe als alltägliche Maßnahme
  • 2.4 Schätzen Sie das individuelle Sturzrisiko gemäß der fachlichen Kriterien des Expertenstandards ein
  • 2.5 Diese Differentialassessments stehen Ihnen bei Bedarf zur Verfügung
  • 2.5.1 Die Morse-Skala eignet sich am besten für Pflegekunden im Setting Krankenhaus
  • 2.5.2 Die STRATIFY-Skala ist für ältere Pflegekunden sinnvoll
  • 2.5.3 Der »Steh auf und geh«-Test erfordert die Mitwirkung des Pflegekunden
  • 2.5.4 Der Mobilitätstest nach Tinetti wird am häufigsten in der Geriatrie verwendet
  • 2.6 Planen Sie sinnvolle Maßnahmen
  • 2.6.1 … aber erkennen Sie dabei auch Ihre Grenzen!
  • 2.6.2 Mobilisation
  • 2.7 Fachlich auf dem neuesten Stand: Mit diesen Hilfsmitteln bewahren Sie Ihre Pflegekunden vor schlimmen Sturzspätfolgen
  • 2.7.1 Die fünf aktuell besten Hilfsmittel zur Sturzprophylaxe
  • 2.8 Evaluieren Sie die Risikoeinschätzung und die Maßnahmenplanung regelmäßig
  • 2.9 Nach einem Sturz: Diese 11 Punkte sollten Sie unbedingt dokumentieren
  • 2.10 Fazit: Testen Sie Ihr Fachwissen und halten Sie es aktuell
  • 3 Risiko Inkontinenz
  • 3.1 Schätzen Sie das potenzielle Risiko in der Matrix ein
  • 3.1.1 Die Bedeutung der zweiten Spalte in der Risikoeinschätzung
  • 3.1.2 Tappen Sie nicht (mehr) in die Doku-Falle
  • 3.2 Schätzen Sie Kontinenzprofil und -form Ihres Pflegekunden ein
  • 3.2.1 Ermitteln Sie das Kontinenzprofil
  • 3.3 Dokumentieren Sie Ihre Risikoeinschätzung ausführlich
  • 3.4 Planen Sie die passenden Maßnahmen
  • 3.4.1 Druck abbauen
  • 3.4.2 Viel trinken
  • 3.4.3 Blasentraining
  • 3.4.4 Zielgerichtete Körperpflege
  • 3.4.5 Beckenbodentraining
  • 3.4.6 Überprüfung der äußeren Faktoren
  • 3.4.7 Mehrfachmiktion
  • 3.4.8 Trigger- und Valsalvamethoden
  • 3.5 Fazit: Nutzen Sie die Risikomatrix und Checklisten
  • 4 Risiko Schmerz
  • 4.1 Definition Schmerz: Wann sollten Sie handeln?
  • 4.2 Die Ziele einer professionellen pflegerischen Schmerztherapie
  • 4.3 Zur Schmerzentstehung
  • 4.4 Schätzen Sie das Risiko systematisch ein
  • 4.4.1 Hinweise zum Ausfüllen des Assessments
  • 4.4.2 Die Definition der einzelnen Punkte bei BESD
  • 4.5 Planen Sie die individuell für Ihren Pflegekunden passenden Maßnahmen
  • 4.6 Schmerzmedikation: Beachten Sie mögliche Wechsel- und Nebenwirkungen
  • 4.7 Sonderfall BTM: Die Umsetzung der gesetzlichen Regeln ist Ihre Aufgabe
  • 4.7.1 Mit diesen zusätzlichen Tipps handhaben Sie im Alltag alles rechtlich korrekt
  • 4.8 Überprüfen Sie den Behandlungserfolg: Gibt es weitere Handlungsbedarf?
  • 4.8.1 Wichtig: Verfahrensregelung zum Schmerzmanagement
  • 4.9 Besonderheit: Placeboverabreichungen
  • 4.10 Besonderheit: chronische Schmerzen – Liegt eine stabile oder eine instabile Schmerzsituation vor?
  • 4.11 Fazit: Dokumentieren und evaluieren Sie die Schmerzeinschätzung regelmäßig
  • 5 Risiko Ernährung
  • 5.1 Warum Sie bei dieser Risikoeinschätzung doppelt gefragt sind
  • 5.2 Starten Sie Ihre Risikoeinschätzung mit einem ersten pflegefachlichen Screening
  • 5.2.1 Mögliche Gründe für eine Mangelernährung
  • 5.3 Führen Sie bei Bedarf eine weitere, differenzierter Risikoeinschätzung durch
  • 5.3.1 PEMU
  • 5.3.2 Das MUST-Assessment – ideal für den ambulanten Bereich
  • 5.4 Orientieren Sie die Maßnahmenplanung an den individuellen Defiziten
  • 5.4.1 Ihr Pflegekunde leidet unter starker Unruhe und einem erhöhten Kalorienbedarf
  • 5.5 Schließen Sie die Umsetzung des Expertenstandards mit der Evaluation ab
  • 5.6 Sieben Tipps für appetitlich angerichtetes passiertes Essen
  • 5.6.1 Gute Ernährung – auch für Pflegekunden mit Einschränkungen
  • 5.7 Risiko Exsikkose: Neue Ansätze zur individuellen Risikoeinschätzung
  • 5.7.1 Der Test, um das individuelle Risiko schnell und zielgerichtet einzuschätzen
  • 5.7.2 Berechnen Sie den individuellen Flüssigkeitsbedarf
  • 5.8 Planen Sie die individuell passenden Maßnahmen
  • 5.8.1 Das Trinkflaschenkonzept – nie wieder lästige Trinkprotokolle
  • 5.9 Fazit: Nutzen Sie die drei Schritte der Risikoeinschätzung
  • 6 Ein Plädoyer für ein geplantes Risikomanagement
  • 6.1 Verzichten Sie auf Terminfristen
  • 6.2 Ein fester Rhythmus hilft weiter
  • 6.3 Die aktuelle Evaluation der Dokumentation bleibt
  • Literatur
  • Register

Einleitung: Die Einschätzung der pflegerischen Risikofaktoren ist eine Ihrer Kernaufgaben

Vor kurzem besuchte ich einen Vortrag, bei dem die Referentin über die Situation der deutschen Pflegebranche nach der Corona-Pandemie sprach. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir ihre Definition von professioneller Pflege: »Unser Kernauftrag als Pflegefachkräfte ist die Fürsorge. Im Gegensatz z. B. zur Berufsgruppe der Ärzte, bei der der Hauptfokus der täglichen Arbeit auf der Heilung liegt.«

Die individuelle Fürsorge für einen anderen Menschen übernehmen, wenn sich dieser in einer Krise befindet – was für ein schöner Gedanke und was für eine schöne Berufsbeschreibung!

Was Fachkräfte weiter auszeichnet, ist die Tatsache, dass Sie in all Ihren Tätigkeiten professionell agieren. Sie kennen die Begründung für Ihr Handeln/Nicht-Handeln und richten es daraufhin aus. Das unterscheidet Sie z. B. von privaten Pflegekräften ohne Ausbildung. Diese kann man sicher auch zur grundpflegerischen Versorgung eines Pflegekunden nach einem Apoplex anleiten, aber das Hintergrundwissen zu dem Krankheitsbild wird immer fehlen. »Warum versorge ich diesen Menschen jetzt so und nicht anders?« – »Welche Maßnahmen sind unbedingt wichtig, welche dagegen eher sogar kontraproduktiv?« Solche und weitere Fragen werden Laien nie fachlich beantworten können, Sie hingegen schon.

Das professionelle Agieren beim Risikomanagement Ihrer Pflegekunden ist auch eine der pflegerischen Kernaufgaben. Die großen Risiken kennen, genau wissen, wie Sie bei jedem zielgerichtet vorgehen, welche Assessments Ihnen zur Verfügung stehen und welche sinnvollen Maßnahmen sich zur Prophylaxe in der Tagesstruktur anbieten – das sind Ihre tagtäglichen wichtigen Aufgaben. Dabei soll Ihnen ab sofort dieses Fachbuch eine Hilfe sein.

Ihr Kernauftrag der Fürsorge gebietet es, dass Sie dafür sorgen, dass

Ihre Pflegekunden keinen Dekubitus bekommen,

nicht stürzen,

beim drohenden Risiko einer Inkontinenz optimal unterstützt werden,

keine Schmerzen erleiden und

der Gefahr der Mangelernährung und Exsikkose bestmöglich vorgebeugt wird.

Die Auswahl dieser Risiken erinnert Sie an etwas? Richtig, in diesem Buch geht es um genau die Risiken, die in der Risikomatrix der Strukturierten Informationssammlung (SIS®) separat benannt sind. Es sind dies die überdurchschnittlich häufigsten Risiken in der professionellen Pflege von erwachsenen Menschen, »die häufig einzeln oder in Kombination miteinander vorkommen und zentral bei Pflegebedürftigkeit auftreten«1

Die Matrix bietet in der letzten Spalte mit der Überschrift »Sonstiges« die Gelegenheit, weitere individuelle Risiken wie z. B. die Gefahr einer Thrombose, einer Aspiration, einer Ödembildung oder weitere zu behandeln und auszuwerten. Greifen Sie dabei auf Ihr fachliches Know-how zurück und entscheiden Sie, welche Risiken Sie beim Pflegekunden zusätzlich professionell auswerten sollten.

Erfahren Sie auf den nächsten Seiten, wie es Ihnen gelingt, die »großen« Risiken Dekubitus, Sturz, Inkontinenz, Schmerz und Ernährung professionell einzuschätzen. Braucht es immer ein Assessment dazu? Wenn ja, welche gibt es überhaupt und welche eigenen sich für Ihre Pflegekunden? Welche Tipps und Hinweise gibt es zur Maßnahmenplanung und was sollten Sie bei der Evaluation beachten? Hier erhalten Sie Antworten auf all diese Fragen. Ich wünsche Ihnen viel Freude bei der Lektüre!

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1 MDK & MDS (2019): Hinweise zur Umsetzung des Strukturmodells zur Effizienzsteigerung der Pflegedokumentation im Zusammenhang mit Qualitätsprüfungen in Pflegeinrichtungen nach den Qualitätsprüfungs-Richtlinien (QPR), Essen, S. 14

1.1 Führen Sie eine professionelle Risikoeinschätzung nach den Vorgaben des Expertenstandards durch

Definition Dekubitus

»Ein Dekubitus ist eine lokal begrenzte Schädigung der Haut und/ oder des darunterliegenden Gewebes, in der Regel über knöchernen Vorsprüngen, infolge von Druck oder von Druck in Kombination mit Scherkräften. Es gibt eine Reihe weiterer Faktoren, welche tatsächlich oder mutmaßlich mit Dekubitus assoziiert sind; deren Bedeutung ist aber noch zu klären.« – So lautet die internationale Definition des Begriffs Dekubitus des NPUAP (National Pressure Ulcer Advisory).*

* NPUAP und EPUAP 2009

Obwohl mittlerweile mehr als ein Jahrzehnt vergangen ist, hat sich an dieser Definition nichts geändert. Für Sie als Pflegefachkräfte ist das Thema Dekubitus im Arbeitsalltag ebenfalls nach wie vor allgegenwärtig. Wie können Sie bei Ihren Pflegekunden ein eventuell bestehendes Risiko bestmöglich einschätzen? Welches Hintergrundwissen brauchen Sie dafür und auf welche Assessment-Instrumente können Sie bei Bedarf zurückgreifen?

Mit diesen Fragestellungen sollten Sie sich regelmäßig auseinandersetzen. Bevor ich Ihnen in den nächsten Absätzen gleich alles Wichtige rund um das Thema Dekubitus vorstelle, möchte ich Sie zuerst noch mit zwei wichtigen Informationen vertraut machen:

1. Dem Unterschied zwischen Screening und differenzierter Risikoeinschätzung und

2. dem Nutzen der Risikoskalen.

1.1.1 Der Unterschied zwischen Screening und differenzierter Risikoeinschätzung

Immer zu Beginn Ihres Pflegeauftrags oder bei gravierenden Veränderungen im Gesundheits- oder Allgemeinzustand Ihres Pflegekunden müssen Sie eine Risikoeinschätzung vornehmen oder die bereits vorgenommene neu evaluieren. Diese Einschätzung umfasst je nach Bedarf ein oder zwei Stufen.

Stufe 1 ist das initiale Screening. Zeigen sich dabei Auffälligkeiten bzw. weisen die Ergebnisse daraufhin hin, dass möglicherweise ein Dekubitusrisiko vorliegen könnte, dann sind Sie aufgefordert, zur Stufe 2, der differenzierten Risikoeinschätzung, überzugehen. In der Übersicht (image Tab. 1) habe ich Ihnen zusammengefasst, was die beiden Stufen im Detail voneinander unterscheidet.

Tab. 1: Übersicht: Initales Screening und diferenzierte Risikoeinschätzung

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842691773
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2023 (Mai)
Schlagworte
multimorbide Risiken Gewaltprävention Handlungsleitfaden Altenpflege Pflegerisiko Pflegeplanung Pflegemaßnahmen

Autor

  • Nicole Ott (Autor:in)

Nicole Ott ist Unternehmensberaterin für Einrichtungen im Gesundheitssektor. Als examinierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, Qualitätsmanagerin und langjährige Leistungskraft kennt sie Abläufe in der Pflege von Grund auf. Ihr Fachwissen gibt sie als Fachautorin und Dozentin der Erwachsenenbildung weiter. Sie ist im gesamten Bundesgebiet für Auftraggeber der privaten Wirtschaft und öffentliche Trägerschaften tätig.
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Titel: Den 6 großen pflegerischen Risiken professionell begegnen