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Verstehen - nicht bestrafen

Wie du mit den Gefühlen deines Kindes umgehen und eure Bedürfnisse leichter erfüllen kannst. Konflikte lösen & den Familienalltag entspannen

von Julia Scharnowski (Autor:in)
192 Seiten

Zusammenfassung

Wenn das Kind morgens nicht aus dem Bett kommt, nicht die Zähne putzen will, mit den Geschwistern streitet, ständig Quatsch macht oder lautstarke Wutanfälle bekommt, kommen Eltern mit ihrer Geduld schnell an die Grenze. Was kann man tun, um in solch anstrengenden Situationen nicht laut zu werden? Wie kann man mit herausforderndem Verhalten des Kindes gelassen umgehen? Wie können Eltern ihren Kindern wirklich helfen? Julia Scharnowski blickt in ihrem neuen Ratgeber lösungsorientiert auf besonders stressige Momente im Familienalltag. Sie zeigt, was dahintersteckt und warum Strafen nicht zielführend sind. Und: Sie liefert
konkrete Tipps, um die Beziehung und das Vertrauen zwischen Eltern und Kind zu stärken.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

  • Cover
  • Titelseite
  • Inhalt
  • Vorwort
  • Was Strafen bei deinem Kind bewirken
  • Strafen: Große Risiken, fatale Nebenwirkungen
  • Einfluss von Belohnungen, Strafen und Konsequenzen
  • Verzweiflung und Ohnmacht als Auslöser
  • Stell dir vor, du müsstest so leben
  • Drei Bilder, die dein Familienleben verändern
  • Werkzeugkasten für eure starke Beziehung
  • Techniken für dich und deine Gefühle
  • Verlangsame innere Abläufe
  • Deine Notfallwerkzeuge für stressige Momente
  • Nutze deine Atmung
  • Stelle eine Verbindung zu deinem Körper her
  • Nutze bewusst deine Sinne
  • Bring Bewegung rein
  • Tools für deine Einstellung und den Blick auf dein Kind
  • Finde eine konstruktive Haltung zu Konflikten
  • Setze deine Forscherbrille auf
  • Begib dich auf Spurensuche: Zurückspulen und Rauszoomen
  • Werde zum Bedürfnisermittler
  • Werkzeuge für euren direkten Kontakt
  • Komm mit deinem Kind ins Gespräch
  • Hör deinem Kind aktiv zu
  • Schaffe Bilderrahmenmomente für euch
  • Gib spielerisch die Macht ab
  • Startet gemeinsame Mini-Projekte
  • Dein Alltag – ein Pulverfass
  • Der holprige Start in euren Tag
  • Ärger an der Bettkante – dein Kind wacht schon wütend auf
  • Finde Ruhe und sorge für dich
  • Der Morgen beginnt schon am Abend davor
  • Richtiger Moment für Bildschirmzeit und Toben?
  • Gelassen bleiben und über das sprechen, was los ist
  • Lieber langsam starten
  • Selbstbestimmtes Wecken mit eigenem Wecker
  • Anziehen: immer wieder herausfordernd
  • Kinderhaut ist empfindlich – Kinderseele auch
  • Macht den Kleiderschrank-Check
  • Kleinere Schritte gehen
  • Verschaff dir einen Überblick
  • Anziehen – ein komplexer Prozess
  • Helfen hilft, sich geliebt zu fühlen
  • So wird Anziehen spielend leicht
  • Die Anziehstraße
  • Sorge für Überblick und Orientierung
  • Das Problem mit Körperpflege und Zähneputzen
  • Empfindlicher Kindermund
  • Macht es euch so angenehm wie möglich
  • Konfliktpunkt Familientisch
  • Nichts schmeckt
  • Fehlt es an Raum für Autonomie?
  • Wenn der Druck zu hoch ist
  • Überforderung vermeiden
  • Tischmanieren und Benimm
  • Dein Kind kommt nicht zum Tisch und bleibt nicht sitzen
  • Geht es um Verbindung oder um Selbstbestimmung?
  • Süßigkeiten ohne Ende?
  • Wohlmeinenden Schenkern Grenzen setzen
  • Dein Kind will nicht in Schule oder Kita
  • Umgang mit dem eigenen Druck
  • Brücken bauen: Übergang und Abschied vorbereiten
  • Lässt dieser Ort dein Kind gedeihen?
  • Trödeln und Zeit schinden – Stress beim Haus verlassen
  • Langsamkeit als Schutz vor Überforderung
  • Schwierigkeiten mit Übergängen – oder ist es eine Kränkung?
  • Ein bisschen mehr Zeit, Verbindung und Vorbereitung
  • Große Aufgaben in kleine Schritte unterteilen
  • Zoff rund ums Autofahren
  • Selbst entscheiden dürfen und Einfluss nehmen
  • Lange im Auto spielen
  • Die Fahrtrichtung bestimmen
  • Plätze reservieren oder tiefer liegende Gründe finden
  • Streit auf der Rückbank
  • Wirf einen Blick auf den Ablauf
  • Zeit- und Streitfalle Hausaufgaben und Lernen
  • Welche Gefühle gehören zu deinem inneren Schulkind?
  • Wie geht’s deinem Kind beim Hausaufgaben-Stress?
  • Gebt dem Lernen einen persönlichen Sinn
  • Sorgt für die richtige Lernumgebung
  • Vom Druck in die Freude
  • Auch du musst es nicht allein schaffen
  • Konflikte vorprogrammiert: Aufräumen und im Haushalt helfen
  • Unterschiedliches Timing von Eltern und Kindern
  • Wie wir die Mithilfe unserer Kinder verhindern
  • Unterschiedliche Wege führen zur Ordnung
  • Aufgaben überschaubar machen
  • Jeder tut, was ihm liegt
  • Das Aufräumen angenehm gestalten
  • Keine Lust, sich allein zu beschäftigen
  • Dich selbst im Blick haben
  • Aufmerksamkeit ohne Ende?
  • So fühlt sich dein Kind geliebt
  • Wenn dein Kind oft auf dich wartet
  • Tätigkeit unterbrechen oder benennen, was los ist
  • Verlieren und nicht Erster sein ist schwer
  • Von schlechten Verlierern und Frustrationstoleranz
  • Kräfte messen und gewinnen, um sich sicherer zu fühlen
  • Spielen gezielt nutzen
  • So lernt dein Kind beim Spielen das, was du möchtest
  • Streit beim Umgang mit Medien
  • Angst vor Isolation und Abhängigkeit
  • Individuelle Regelungen finden
  • Begleite dein Kind
  • Dein Kind schaltet nicht zur vereinbarten Zeit aus
  • Verstöße abstrafen oder lieber nicht?
  • Machen Medien süchtig?
  • Spielplatz-Krise: Dein Kind will nicht nach Hause
  • Bereite dein Kind vor
  • Wenn nichts hilft
  • Die Königsdisziplin: der Abend und die Nacht
  • Besser herunterfahren durch vertraute Abläufe
  • Je mehr Crew, desto besser
  • Gib deinem Kind Orientierung
  • Austoben oder runterfahren?
  • Jüngere Geschwister müssen auch ins Bett
  • Wenn die Nachtruhe nicht einkehren will
  • Der abendliche Redebedarf
  • Lasst den Tag gemeinsam sacken
  • Einschlafbegleitung: Zusammen in den Schlaf
  • Selbst bestimmen, wann es ins Bett geht
  • Nachts ins Elternbett
  • Das Verhalten deines Kindes in der Öffentlichkeit
  • Restaurantbesuche mit der Familie
  • Einkaufen mit deinem Kind
  • Dein Kind bedankt sich nicht
  • Starke Gefühle deines Kindes in der Öffentlichkeit
  • Dein Kind dreht auf, wenn ihr andere Leute trefft
  • Gefühlskrise nach Schule und Kita
  • Ungünstige Freundschaften und gemeinsam frech sein
  • Freude an der intensiven Verbindung
  • Wie dein Kind Freundschaften erlebt
  • Unerwünschtes Verhalten in Schule oder Kita
  • Verweigerung beim Arzt und bei Medikamenten
  • Was ist mit der elterlichen Verantwortung?
  • Medikamente einnehmen – variieren kann helfen
  • Dein Kind verweigert Arztbesuche und Behandlungen
  • Schutzstarre bei Überforderung
  • Abgrenzung vor vermeintlichen Autoritäten
  • Komm mit deinem Kind und dem Thema in Kontakt
  • Streit unter Geschwistern
  • Wie viel Streit ist noch normal?
  • Der Schmerz der Geschwisterkinder
  • Die Geburt eines Geschwisters – die Welt steht Kopf
  • Sicherheit hilft deinem Kind
  • Grenzen wahren
  • Werde nicht zum Schiedsrichter
  • Gib keine Lösungen vor
  • Die wichtigsten Ressourcen: Zuwendung und Verbindung
  • Manchmal dient Streit nur zum Dampfablassen
  • Verhaltensweisen, die uns Eltern stressen
  • Dein Kind macht nicht mit
  • Gib deinem Kind mehr Zeit
  • Kooperationsakku erschöpft oder Seele gekränkt?
  • Nimm die Kooperationsbereitschaft wahr
  • Aufgaben und Wünsche klar kommunizieren
  • Dein Kind kommandiert dich herum
  • Was bei uns Eltern ankommt
  • Ärger beiseitestellen, Antennen ausfahren und forschen
  • Abstand gewinnen und nach der Ursache suchen
  • Dein Kind fühlt sich fremdbestimmt
  • Dein Kind ist unsicher
  • Schenke dir selbst Anerkennung
  • Dein Kind schreit, haut und ist aggressiv
  • Dein kleines Kind beißt beim Kuscheln
  • Hauen und Beißen als Kontaktaufnahme und Abgrenzung
  • Kinder können Aggressionen nur schwer kontrollieren
  • Dein Kind wird grundlos wütend und wirft mit Dingen
  • Langsamer sein hilft oft weiter
  • Mit aggressivem Verhalten umgehen
  • Was tun bei starker Wut und Co.?
  • Dein Kind provoziert dich
  • Vor anderen steigt der Druck
  • Dein Kind hört nicht auf dich
  • Öffne dich für das, was deinem Kind wichtig ist
  • Dein Kind respektiert keine Grenzen
  • Grenzen lernen, ganz praktisch
  • Dein Kind lügt dich an
  • Lügen erfordern viele Fähigkeiten
  • Ergründe, warum dein Kind lügt
  • Auf Lügen reagieren
  • Dein Kind teilt nicht
  • So lernt dein Kind teilen
  • Danke
  • Literatur
  • Impressum

Es ist nicht immer leicht, hinter dem, was unsere Kinder tun und sagen, das zu sehen und zu fühlen, worum es wirklich geht. Es ist nicht immer leicht, ruhig zu bleiben, nicht zu schreien, der eigenen Wut und Hilflosigkeit freien Lauf zu lassen und dem Verhalten unseres Kindes „Konsequenzen folgen zu lassen“. Es ist vermutlich eines der schwersten Dinge unseres Elternseins – und eines der wichtigsten. Denn alles, was unsere Kinder tun oder lassen, alles, was sie sagen und wie, hat einen Grund. Sie können es nicht anders ausdrücken.

Es läuft oft wahnsinnig vieles gleichzeitig ab, wenn wir mit unseren Kindern in Konflikte geraten. Es passieren Dinge im Außen, in unseren Kindern spielen sich emotionale Feuerwerke ab und auch in uns toben Gedanken- und Gefühlsstürme. Ehe wir uns versehen, sagen wir Dinge, die wir später bereuen und die sich wie dunkle Wolken über unsere Familienbeziehungen schieben. Da ist es leichter gesagt als getan, kindliches Verhalten wie einen Code zu lesen, zu entschlüsseln und zu übersetzen. Doch es ist so lohnenswert und wir werden darin auch immer geübter, je mehr wir uns wie Detektive auf Spurensuche im Alltag machen. Je mehr wir die Situationen unter die Lupe nehmen und ein Hinweis sich zum anderen fügt, bis sich ein Gesamtbild zusammensetzt, das plötzlich Sinn ergibt und du verstehst, warum dein Kind sich so verhält.

Dieses Einfühlen, Aufspüren und Verstehen ist unendlich wertvoll. Denn es ebnet uns den Weg in ein Familienleben mit echter Nähe und Beziehungen, die unsere Kinder ein Leben lang tragen – auch dann, wenn wir nicht mehr jeden Tag persönlich an ihrer Seite sind.

Mit diesem Buch möchte ich dich darin unterstützen. In dem Kapitel „Werkzeugkasten für eure Beziehung“ gebe ich dir starke Instrumente an die Hand, um dein Kind gelassen durch seine Entwicklung zu begleiten. Ich verweise immer wieder auf diese Werkzeuge, daher solltest du dieses und das erste Kapitel zu Anfang lesen. Danach kannst du das Buch in deiner eigenen Reihenfolge lesen.

In diesem Buch steckt eine einmalige Mischung meiner Erfahrungen und meines Wissens aus meinen zahlreichen Beratungsgesprächen sowie aus meinem eigenen Familienalltag mit drei Kindern. Du kannst mir nicht nur bei meiner Arbeit und in meiner Mamarolle über die Schulter blicken. Ich gebe dir bei jedem Schritt wertvolle Anregungen an die Hand, die dich in dein eigenes Familienleben begleiten.

Konkrete Übungen und Impulse findest du in den Kästen. Hier warten praktische Alltagswerkzeuge auf dich und Möglichkeiten, deine Perspektive und dein Mindset zu verändern. Unterstützend dazu stelle ich dir im gesamten Buch immer wieder Hördateien und weiteres Zusatzmaterial zur Verfügung, mit dem du dein Wissen vertiefen kannst. Folge dazu einfach mit deinem Smartphone den QR-Codes.

Wenn wir die Sprache des Verhaltens unserer Kinder verstehen lernen, werden Strafen überflüssig. Uns bleibt mehr Kraft, weil wir uns Kämpfe ersparen und unsere Beziehungen vertiefen sich. Ich wünsche dir viel Freude mit all deinen Erfahrungen und Schritten, die du mit diesem Buch gehst.

 

Hinweis: Ich verzichte in diesem Buch auf geschlechterspezifische Formulierungen – gemeint sind immer alle Geschlechter. Ich nutze die kostbaren Zeilen lieber, um mehr Gelassenheit in dein Familienleben zu bringen und bleibe bei der einheitlichen Form.

WAS STRAFEN BEI DEINEM KIND BEWIRKEN

Viele von uns werden von der Sorge getrieben, unseren Kindern nicht genug mit auf den Weg zu geben, wenn wir sie nicht stets dazu bringen, die Dinge zu tun, die wir für richtig halten und die wir sowie die Gesellschaft von ihnen erwarten. Der Druck, der dadurch in uns Eltern entsteht, belastet die Beziehungen in der Familie. Wir und unsere Kinder distanzieren uns voneinander. Geraten wir Eltern in einen Kampf mit ihnen, werden wir dabei immer überlegen sein – solang die Kinder klein genug sind.

Kinder sind psychisch, körperlich und wirtschaftlich abhängig von uns Eltern. Doch im Laufe ihres Heranwachsens schwinden unsere elterlichen Einflussmöglichkeiten – und ganz ehrlich: Wollen wir Beziehungen, die allein auf Macht beruhen und die durch Angst und Gehorsam funktionieren? Drohungen, Belohnungen, logische Konsequenzen und Strafen führen vielleicht an der Oberfläche zunächst zu dem Ergebnis, das du dir für den Moment wünschst: Dein Kind putzt sich die Zähne, schaltet den Fernseher aus oder lässt sein Geschwisterchen in Ruhe.

Auf der Ebene eurer Beziehung und mit dem Selbstwert deines Kindes geschieht aber etwas Fatales: Sein Vertrauen in dich wird erschüttert, ihr entfernt euch emotional voneinander. Sein Selbstwertgefühl wird verletzt – dazu noch von einer seiner engsten Bindungspersonen, das ist eine einschneidende negative Beziehungserfahrung, die nur schwer zu reparieren ist. Kinder lernen dadurch, dass sie so, wie sie sind, nicht richtig sind. Sie kommen so entweder in die Überanpassung und entfernen sich von ihren eigenen Gefühlen und Bedürfnissen oder sie begehren auf in Wut und Frust.

Strafen: Große Risiken, fatale Nebenwirkungen

Die Psychotherapieforschung hat in den letzten Jahrzehnten viele Studien geliefert, die beleuchten, warum Menschen seelisch krank werden, gesellschaftlich nicht zurechtkommen oder Schwierigkeiten haben, liebevolle und nahe Beziehungen aufzubauen. Ich möchte dazu an dieser Stelle gar nicht weiter in die Tiefe gehen, denn entscheidend finde ich folgenden Punkt: Wenn unsere Kinder klein und stark von uns abhängig sind, mögen Konsequenzen und Strafen nach außen hin funktionieren. Wir zerstören aber damit das wichtigste Gut, auf das wir als Eltern angewiesen sind, wenn Kinder mit Beginn der Pubertät und ihrer Abnabelung von uns unabhängiger werden: ihr Vertrauen zu uns. Nur, wenn dieses Band des Vertrauens zwischen uns wachsen und stark werden darf, wenn es aus unserer elterlichen Verantwortung heraus in der Baby-, Kleinkind- und Grundschulkindzeit umsorgt und genährt wird, werden unsere Kinder es in der späteren Zeit ihres Heranwachsens nutzen. Nämlich dann, wenn sie und wir darauf angewiesen sind. Wenn sie in Schwierigkeiten geraten und unsere Hilfe brauchen. Und diese Zeiten werden kommen – auch wenn wir uns das als Eltern jüngerer Kinder nicht vorstellen möchten.

Einfluss von Belohnungen, Strafen und Konsequenzen

Belohnungen: Wenn du meine Anforderungen erfüllst, bekommst du etwas von mir. Erfüllst du sie nicht, bleibt diese Bestätigung aus, was wiederum wie eine Strafe funktioniert. Belohnungen schwächen die intrinsische Motivation von Menschen, sodass diese immer abhängiger werden von äußeren Anreizen.

Bestrafungen: Du verhältst dich nicht so, wie ich es sage oder erwarte, deswegen nehme ich dir etwas, das dir wichtig ist und verletze deinen Selbstwert, um dich anzupassen. Ich glaube nicht, dass du aus dir selbst heraus gut und kooperativ bist.

Logische Konsequenzen: Wenn du dein Zimmer nicht aufräumst, darfst du nicht fernsehen. Logische Konsequenzen erwecken den Anschein, als implementierten sie eine für die Kinder gute Entscheidungsmöglichkeit. Sie sind jedoch künstlich gesetzt und ebenso wie bei einer Verhaltensanpassung über klassische Strafen kommen Eltern nicht dahinter, worum es bei dem Verhalten ihres Kindes wirklich geht und was das Kind braucht.

Natürliche Konsequenzen: Wenn es regnet, wird man nass. Wenn es kalt ist und man keine Jacke anzieht, kann es sein, dass man friert.

Verzweiflung und Ohnmacht als Auslöser

Alle Eltern, mit denen ich in meinen Beratungen und Coachings spreche, schildern ausnahmslos, dass es sich für sie falsch und schlecht anfühlt, ihre Kinder zu bestrafen. Dass sich nach ausgesprochenen Drohungen oder umgesetzten Konsequenzen Schuldgefühle und Zweifel einschleichen. Genauso erzählen sie auch alle, dass sie in den Momenten, in denen sie drohen und ihre Kinder unter Druck setzen, innerlich mit dem Rücken an der Wand stehen. Sie berichten, dass sie sich vollkommen überfordert und verzweifelt fühlen und sich einfach nicht mehr anders zu helfen wissen. Es geht ihnen dann ähnlich wie ihren Kindern, die sagen: „Wenn du mir das Spielzeug nicht gibst, darfst du nicht mehr mitspielen!“ Auch hier wissen Menschen sich nicht anders zu helfen – allerdings sind diese Menschen noch sehr klein und es fehlt ihnen noch an Hirnreife, vollzogenen Entwicklungsschritten, kognitiven Fähigkeiten und Erfahrungen.

Ich weiß, dass du in Not bist, wenn du drohst und dass dich deine eigenen starken Gefühle zu überwältigen drohen. Vielleicht fehlen dir Alternativen, um anders zu handeln. Vielleicht hast du aber auch durch den inneren Stress keinen Zugriff auf neu erlernte Strategien. Das ist eine normale Stressreaktion deines Gehirns und deswegen werde ich dir in diesem Buch zeigen, wie du dich selbst und deine Gefühle beruhigen kannst. Wenn du noch tiefer einsteigen möchtest, kannst du auch mein vorheriges Buch lesen, in dem ich dir viele wertvolle Tools für deine Gelassenheit an die Hand gebe.

Autor

  • Julia Scharnowski (Autor:in)

Julia Scharnowski ist Mutter von drei Söhnen, arbeitet als Familienberaterin, betreibt den Podcast „ Gelassen Familie leben“ und ist ausgebildete Journalistin – ihre Community liebt sie für ihre offenen und ehrlichen Posts, in denen sie immer wieder eindrücklich zeigt, wie wir unsere Kinder besser verstehen und begleiten können. In ihrem Podcast gibt sie tausenden Müttern Anregungen für ein entspannteres Erziehen. Außerdem schreibt sie Eltern-Kolumnen für Online- Magazine und hat im SWR mit ihren Alltagstipps schon vielen Familien geholfen. Sie lebt in Dortmund.
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Titel: Verstehen - nicht bestrafen