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Schilddrüsenunterfunktion erfolgreich behandeln

Wege aus dem Stimmungstief, Gewicht in Balance, Schluss mit müde, schlapp und blass!

von Dr. Andrea Flemmer (Autor:in)
144 Seiten

Zusammenfassung

Die Krankheit verstehen – die Therapie unterstützen
Wenn jemand behauptet, sein Übergewicht käme von der Schilddrüse, wird er oft belächelt. Jedoch gehen die typischen Symptome sogar weit über das Gewichtsproblem hinaus: Depressionen, Müdigkeit, niedriger Blutdruck oder ständiges Frieren sind häufige Beschwerden. Die erfahrene Autorin Dr. Andrea Flemmer gibt Ihnen in diesem Ratgeber alle wichtigen Informationen an die Hand, um den hormonellen Teufelskreis zu durchbrechen. Sie erfahren, wie Sie nachhaltig abnehmen können und ausgeglichener werden. Zusätzlich gibt es Mood-Food-Rezepte mit vielen Glückshormonen sowie ganzheitliche Tipps für Heilkräuter und Gewürze, um sich dauerhaft gut zu fühlen.

Sie erhalten wertvolle Informationen zu den folgenden Themen:
- Hypothyreose: Die Krankheit besser verstehen.
- Seelische Befindlichkeit und Schilddrüse: Zusammenhänge erkennen.
- Die richtige Ernährung: Abnehmen trotz Schilddrüsenunterfunktion.
- Viele Informationen zu natürlichen Methoden und sanften Therapien.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

Sie haben oft grundlos schlechte Laune, nehmen zu, obwohl Sie nicht mehr essen als sonst, fühlen sich zerschlagen, lustlos und erschöpft. Sie haben Gliederschmerzen und Sie frösteln, obwohl Sie entspannt in der Sonne sitzen. Vielleicht schieben Sie es aufs Wetter, auf den Kreislauf, die Wechseljahre oder die gerade grassierende Grippewelle. Doch es geht nicht vorbei, die Beschwerden sind in ihrer Vielfalt hartnäckig.

Daran kann die Schilddrüse schuld sein! Eine Überfunktion erkennt man in der Regel leicht, bei einer Unterfunktion kann es dauern, bis ein Arzt auf die Diagnose kommt. Die Symptome sind breit gefächert und nicht eindeutig zuzuordnen. Störungen der Schilddrüsen zählen mittlerweile zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Die Unterfunktion der Schilddrüse tritt meist zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr auf und betrifft deutlich häufiger Frauen als Männer.

Was ist zu tun? Eine gute Hormontherapie ist in den meisten Fällen angezeigt und sehr hilfreich. Doch die Hormone lösen leider nicht alle Probleme. Erschwerend kommt hinzu, dass das Umfeld oft wenig Verständnis für die Beschwerden hat. Wie kann es Ihnen gelingen, trotz der Unterfunktion dauerhaft abzunehmen? Wie können Sie mit den Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen, mit der Abgeschlagenheit umgehen? Was tun bei Angstattacken?

In diesem Buch bekommen Sie zahlreiche Informationen, die Ihnen dabei helfen, den hormonellen Teufelskreis zu durchbrechen. Sie lernen Ihre Krankheit besser zu verstehen und erfahren, wie Sie nachhaltig abnehmen, gelassener und ausgeglichener werden können. Sie erhalten viele Ernährungstipps und Informationen zu natürlichen Methoden und sanften Therapien, die Sie dabei unterstützen, sich dauerhaft gut zu fühlen.

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Dies wünscht Ihnen

Ihre

Dr. Andrea Flemmer

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SCHILDDRÜSENUNTERFUNKTION –
DAS SOLLTEN SIE WISSEN

In diesem ersten Teil des Buches erfahren Sie, wie die Schilddrüse aufgebaut ist, welche Aufgaben sie hat – und wie es dazu kommen kann, dass sie nicht mehr richtig funktioniert. Insbesondere Frauen leiden häufig unter einer Unterfunktion dieser kleinen, aber wichtigen Hormondrüse. Warum das so ist und was der Arzt dazu sagt, können Sie hier nachlesen.

Lage und Aufbau der Schilddrüse

Die Schilddrüse ist normalerweise nicht zu sehen und zu spüren, und doch gibt es kaum eine Zelle im Körper, die nicht von den Hormonen beeinflusst wird, die die Schilddrüse produziert. Die Schilddrüsen-Liga Deutschland drückt es so aus: „Die Schilddrüse ist eine kleine Hormondrüse, von der viele Menschen nichts wissen. Sie sitzt vor dem Kehlkopf und normalerweise spürt man sie nicht. Obwohl von großer Bedeutung, wird sie erst wahrgenommen, wenn sie mit ihrem rebellischen Verhalten auf sich aufmerksam macht.“

Die Schilddrüse sitzt an der Vorderseite des Halses, unterhalb des Schildknorpels, im Volksmund auch „Adamsapfel“ genannt, einem Teil des Kehlkopfes. Sie besteht aus drei Teilen: zwei Lappen, jeweils links und rechts vom Kehlkopf, und einem Verbindungssteg, dem Isthmus. Letzterer liegt unter dem Schildknorpel. Die beiden Seitenlappen beginnen auf der Vorderseite des Halses und umschließen fast die gesamte Luftröhre. Dieser Lage hat die Drüse ihren Namen zu verdanken: Einem Schild ähnlich liegt sie vor der Luftröhre, umgeben von Halsmuskeln.

 

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Die Schilddrüse sieht aus wie ein Schmetterling mit aufgeklappten Flügeln.

Mit Blut wird sie über je zwei obere und untere Arterien versorgt. Sie wiegt bei Frauen etwa 15 bis 18 Gramm und bei Männern 20 bis 25 Gramm, bei der Geburt sind es nur 2 Gramm. Ist sie gesund, kann man die Schilddrüse von außen weder sehen noch ertasten.

Die Luftröhre bewegt sich beim Schlucken hin und her, diese Bewegung macht auch die Schilddrüse mit. Ist die Drüse vergrößert, kann ein erfahrener Arzt bereits während des Schluckens eine Verdickung unterhalb des Kehlkopfes erkennen, die parallel mit den Schluckbewegungen ihre Lage ändert.

Die beiden Seitenlappen sind aus unzähligen kleinen Drüsenläppchen aufgebaut, den sogenannten Lobuli. Diese bestehen wiederum aus winzigen Bläschen, den Follikeln, deren Wände aus den Schilddrüsenzellen, den Thyreozyten, gebildet werden. Diese Follikel machen 80 Prozent des Gewebes aus und enthalten das sogenannte Kolloid. Darin finden sich das Schilddrüseneiweiß Thyreoglobulin sowie Kohlenhydrate und Fett. In den Thyreozyten werden die Schilddrüsenhormone produziert, danach ins Innere der Follikel ausgeschüttet und dort gespeichert. Der Hormonvorrat der Follikel reicht bei normalem Bedarf etwa sechs bis acht Wochen aus.

Auch wenn es nicht so scheint: Die Drüse ist lebensnotwendig. Ohne sie würde es in unserem Körper drunter und drüber gehen! Sie beeinflusst unseren gesamten Organismus, das Herz-Kreislauf-System, die Verdauung, den Knochenaufbau und sogar unsere Psyche. Sie steuert außerdem Stoffwechselvorgänge wie Wachstum, den Energiestoffwechsel und damit einen reibungslosen Ablauf der Prozesse von Herz, Kreislauf und Muskulatur. Die Ursache dafür sind die verschiedenen Hormone, die von der Schilddrüse jeden Tag gebildet und ausgeschüttet werden.

Wie wichtig diese Drüse ist, sieht man allein schon daran, dass in etwa 1,5 Stunden unser gesamtes Blut einmal durch die Schilddrüse fließt. Damit ist sie etwa vier- bis fünfmal stärker durchblutet als zum Beispiel unsere Nieren.

Die Hormone der Schilddrüse

Die Schilddrüsenzellen in den Follikelwänden produzieren täglich die Schilddrüsenhormone, die meist zunächst an die Follikel abgegeben werden. Dort werden sie an das Speichereiweiß gebunden, das Thyreoglobulin, und bis zum tatsächlichen Bedarf gespeichert. Werden nun Schilddrüsenhormone im Blut benötigt,

wird das Thyreoglobulin wieder in die Schilddrüsenzellen aufgenommen,

dort werden die Schilddrüsenhormone abgespalten und

direkt in die reichlich vorhandenen Blutgefäße der Schilddrüse abgegeben.

 

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Jeder Mensch hat seinen eigenen, optimalen Schilddrüsenhormon-spiegel.
Wichtige Schilddrüsenwerte: T4 und T3

Zur Bildung der Schilddrüsenhormone wird an den Eiweißbaustein Tyrosin mithilfe eines Enzyms Jod angelagert, das vorab von den Schilddrüsenzellen aus dem Blut aufgenommen wurde. Es entsteht Tetrajodthyronin oder Thyroxin (T4) und Trijodthyronin (T3).

 

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T3 und T4 sind die wichtigsten Schilddrüsenhormone.

Die Schilddrüse produziert täglich etwa 90 bis 100 μg (Mikrogramm) T4 und 10 μg T3. Tatsächlich aktiv in den Zellen ist fast nur das T3. Das T4-Hormon muss erst ein Jodatom abspalten, damit es als T3 in die Zellen aufgenommen und aktiv werden kann. Sein Vorteil ist, dass es sich besser über den ganzen Organismus verteilen kann. Damit garantiert es eine ausreichende Versorgung aller Körperzellen.

Tatsächlich stammen nur etwa 10 Prozent des im Blut befindlichen T3 direkt aus der Schilddrüse. Der größte Teil – also 90 Prozent – wird von den Zellen, die das Hormon benötigen, aus T4 gebildet und aufgenommen.

Wie viele Hormone gebildet werden, wird an die jeweiligen Bedingungen angepasst. Würde die zentrale Regulierung ausfallen, könnte die Schilddrüse nur noch etwa 60 Prozent des normalen Bedarfs an T3 und T4 produzieren.

Gesteuert wird die Produktion der Schilddrüsenhormone über den Hypothalamus. Er ist ein Teil des Zwischenhirns und dient als oberstes Regulationszentrum für alle vegetativen und hormonellen Vorgänge. Der Hypothalamus regt bei einem Mangel an Schilddrüsenhormonen die Ausschüttung des Thyreotropin-Releasing-Hormons (TRH) an und schickt es zur Hirnanhangdrüse (Hypophyse). Dort löst das TRH die Freisetzung des Hormons Thyreotropin (TSH) aus, welches zur Schilddrüse gelangt und diese zur Produktion von T3 und T4 anregt. Die Hypophyse besitzt T3-Fühler. Sind genügend Schilddrüsenhormone im Blut, wird weniger TSH freigesetzt und die Schilddrüse produziert weniger Hormone. Sind hingegen zu wenig Schilddrüsenhormone im Blut, wird mehr TSH ausgeschüttet, die Schilddrüse bildet mehr Hormone und setzt sie aus den Schilddrüsenfollikeln frei. Durch das Zusammenspiel zwischen Hypophyse und Schilddrüse wird der Hormonspiegel im Körper reguliert und hält ein konstantes Niveau.

Der erste Schritt bei einer Schilddrüsenuntersuchung ist es dann auch, den TSH-Wert im Blut zu bestimmen. Ist dieser Wert normal, kann eine Störung praktisch ausgeschlossen werden. Ist dies nicht der Fall, wird die Konzentration von freiem T3 und freiem T4 gemessen.

Die beiden Schilddrüsenhormone T3 und T4 werden bei Bedarf ins Blut abgegeben. Etwa 0,3 Prozent der Schilddrüsenhormone befinden sich frei im Blut. Man nennt sie auch freies T3 (abgekürzt fT3) und freies T4 (fT4). Nur diese Form der Hormone gelangt in die Körperzellen. Werden dem Blut diese Hormone entnommen, so wird augenblicklich gebundenes Hormon von den Transporteiweißen freigesetzt. Die Quote von 99 Teilen gebundener Schilddrüsenhormone zu einem Teil ungebundener Hormone bleibt immer in etwa gleich.

Die Aufgaben der Schilddrüsenhormone

In unserem Körper haben alle Zellen einen gewissen Grundumsatz, der dazu benötigt wird, um die normale Zellfunktion aufrecht zu erhalten. Das bedeutet, dass die Zellen Energie produzieren, die sie für ihre Aufgaben benötigen, zum Beispiel stellen die inneren Drüsen Hormone her, die Herzmuskelzellen müssen sich für den Herzschlag rhythmisch zusammenziehen und die Nieren scheiden schädliche Stoffe aus. Der Grundumsatz gewährleistet, dass die jeweiligen Zellen ihre spezifischen Aufgaben erfüllen. Bei einem höheren Grundumsatz steigert sich auch die Produktivität der einzelnen Zellen, bei einem niedrigen geht alles etwas langsamer.

Hier setzt die Wirkung der Schilddrüsenhormone an: Sie steuern diesen Grundumsatz. Mehr Schilddrüsenhormone haben einen gesteigerten Grundumsatz zur Folge, weniger einen geringeren. Damit ist auch der Energieverbrauch der Zellen verknüpft. Je höher der Grundumsatz, desto mehr Energie und Sauerstoff verbrauchen die Zellen. Dabei ist der Energieverbrauch gleichzusetzen mit Kalorienbedarf, der dann durch erhöhte Nahrungsaufnahme gedeckt werden muss.

 

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Tatsächlich werden alle Zellen des Körpers und alle Organe direkt durch die Schilddrüsenhormone beeinflusst. Das betrifft unser Herz sowie die Muskel- und Nervenfunktionen, das Gehirn und die Knochen bis hin zu Haut und Haaren, die direkt unter dem anregenden Einfluss der Schilddrüse stehen. Die Schilddrüsenhormone regulieren die Körpertemperatur, wirken sich auf den Blutdruck und das körperliche Leistungsvermögen aus. Sie beeinflussen den Darm und seine Verdauung, die geistige Leistungsfähigkeit, die Konzentration und die Stimmung. Sie regulieren den Wasserhaushalt, haben Auswirkungen auf das Immunsystem, auf die Fruchtbarkeit bei Mann und Frau sowie auf den Schwangerschaftsverlauf. Durch diese Hormone werden auch der Stoffwechsel der Nervenzellen und die Gehirntätigkeit beeinflusst. Auf diesem Wege hat die Schilddrüse einen deutlichen Einfluss auf die Psyche und das seelische Gleichgewicht.

Sehen wir uns zum Beispiel das Herz an: Bei einer Schilddrüsenüberfunktion leiden die Betroffenen unter einem zu schnellen Herzschlag bis hin zu Herzrasen und Rhythmusstörungen. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion schlägt das Herz langsamer. Auch unsere Reflexe werden beeinflusst: Bei Unterfunktion sind sie verlangsamt, bei Überfunktion zu schnell. Der Grund: Die Schilddrüsenhormone beeinflussen die Geschwindigkeit der Signalübertragung vom Nerv auf den Muskel.

T3 und T4 steigern den Grundumsatz sowie den Gesamtstoffwechsel. Beim Gesunden dienen sie dazu, eine ausgeglichene Energiebilanz aufrechtzuerhalten. Sie fördern den Eiweißaufbau, wie zum Beispiel den der Muskulatur, man spricht von einer „anabolen“, also aufbauenden Wirkung. Eine Mindestmenge an Schilddrüsenhormonen ist für die Entwicklung der verschiedenen Organe und besonders des zentralen Nervensystems Voraussetzung. Durch Anregung der Wärmeproduktion wird die Körpertemperatur konstant gehalten.

Die Schilddrüsenhormone wirken nur auf die Körperzellen, die einen speziellen T3-Rezeptor haben. Bildlich kann man sich das wie ein Schloss vorstellen: Das Hormon T3 ist der Schlüssel und der Rezeptor das Schloss. Passt der Schlüssel, also das Hormon, zum Rezeptor, dem Schloss, so wird T3 aufgenommen und kann seine Wirkung in der Zelle entfalten. Die Rezeptoren befinden sich am Zellkern, der Schaltzentrale der Zelle. Hat das Schilddrüsenhormon an seinem Rezeptor angedockt, so läuft eine ganze Kaskade an Stoffwechselvorgängen ab, die schließlich zu der spezifischen Wirkung der Schilddrüsenhormone in den verschiedensten Organen und Gewebearten führen.

Schilddrüsenwerte im Blut

Um Störungen der Schilddrüsenfunktion festzustellen, werden die Schilddrüsenwerte im Blut festgestellt. Die Normbereiche der Werte sind in der Tabelle aufgeführt, sie dienen jedoch lediglich als Anhaltspunkt, da sie vom Alter und Geschlecht des Patienten abhängen.

SCHILDDRÜSENHORMONNORMALWERT
T31,7–3,7 ng/l (1,16–3,00 nmol/l)
T47,0–14,8 ng/l (52–154 nmol/l)
TRH18 μU/ml
TSH0,3–4,0 mU/l (0,2–3,1 μU/ml)
Bei einer Unterfunktion sind diese Werte erhöht.
TSH nach TRH-TestAnstieg um 2,0–25 mU/l

mU/l bedeutet Tausendstel Einheit [unit] pro Liter

Die Schilddrüsenunterfunktion

Schilddrüsenerkrankungen sind bei uns die häufigsten Stoffwechselerkrankungen, wenn man den Jodmangelkropf mit einbezieht. Grund dafür ist vor allem der extreme Jodmangel in unseren Böden, aber auch Selen wird zu wenig aufgenommen. Beides erschwert der Schilddrüse die Arbeit.

 

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Der Fachbegriff für Schilddrüsenunterfunktion ist Hypothyreose.

Viele der Symptome einer Schilddrüsenerkrankung, wie zum Beispiel Schlafstörungen, chronische Müdigkeit und Antriebslosigkeit, sind unspezifisch und kommen auch bei anderen Erkrankungen vor. Nur ein Arzt kann eine verlässliche Diagnose stellen.

In der folgenden Tabelle sind die Erkrankungen der Schilddrüse aufgeführt, die mit einer Unterfunktion zusammenhängen können.

Erkrankungen bei Schilddrüsenunterfunktion

KRANKHEITÜBLICHES ERKRANKUNGSALTERHÄUFIGKEITSVERTEILUNG FRAUEN/MÄNNER
Jodmangel-KropfPubertät, Schwangerschaft, Wechseljahre3 zu 1
Angeborene
Schilddrüsenunterfunktion
von Geburt an1 zu 1
Erworbene
Schilddrüsenunterfunktion
meist ältere Menschen ab ca. 40 Jahren5 zu 1
Schilddrüsenentzündungenunabhängig vom Alter5 zu 1

Wann sollte ich mich auf Schilddrüsenprobleme untersuchen lassen? Schilddrüsenerkrankungen sind zu einem gewissen Teil erblich. Kommen in Ihrer Familie zahlreiche Fälle von Fehlfunktionen oder Kröpfen vor, kann eine Vorsorgeuntersuchung auch ohne akute Symptome sinnvoll sein. Dann sollten Sie mit dem Hausarzt sprechen. Ab dem 40. Lebensjahr sollten Sie sich generell in regelmäßigen Abständen von ein bis zwei Jahren untersuchen lassen. Da diese Untersuchungen nicht zu den normalen Vorsorgeleistungen der gesetzlichen Krankenkassen zählen, müssen Sie sie unter Umständen selbst bezahlen, wenn keine medizinische Notwendigkeit dafür besteht.

 

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Wie kann ich einer Schilddrüsenerkrankung vorbeugen? Das Wichtigste, um einer Schilddrüsenerkrankung vorzubeugen, ist die ausreichende Versorgung mit Jod. Verwenden Sie Jodsalz und essen Sie zweimal in der Woche Meeresfisch. Mehr können Sie kaum tun, da die Konzentrationen an Jod vom Einsatz des jodierten Salzes in der Lebensmittelindustrie abhängt, und das muss nicht deklariert werden. Außerdem sollten Sie nicht rauchen.

Symptome der Schilddrüsenunterfunktion

Bei der Schilddrüsenunterfunktion werden zu wenig Schilddrüsenhormone ausgeschüttet, es entsteht also ein Mangel. Dies führt zu Störungen in vielen Körperbereichen. Wie Sie bereits gelesen haben, beeinflussen die Schilddrüsenhormone zum Beispiel die Hirnfunktionen, das Herz-Kreislauf-System, die Verdauung, viele Stoffwechselvorgänge, die Muskulatur – und auch die Psyche. In der folgenden Übersicht sehen Sie die zahlreichen möglichen Symptome, von denen Ihnen einige sicherlich vertraut vorkommen.

 

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Produziert die Schilddrüse weniger Hormone, als der Körper braucht, liegt eine Schilddrüsenunterfunktion vor.

Viele Körpervorgänge, so auch der Darm, arbeiten im Schneckentempo, da die Nervenfasern extrem langsam schalten. Die lange Leitung im Darm kann dann zu starker Verstopfung, schlimmstenfalls zur Darmlähmung führen.

 

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Üblicherweise leiden 0,25 bis 1,1 Prozent der Bevölkerung unter einer Schilddrüsenunterfunktion, mit zunehmendem Alter steigt diese Rate auf bis zu 2,9 Prozent an.

Bei Frauen kommt es zur unregelmäßigen Monatsblutung, auch die Menopause kann früher einsetzen. Besteht ein Kinderwunsch, so kommt es bei einem Drittel der Patientinnen nicht zu einer Befruchtung. Kommt es dennoch zur Empfängnis, treten häufig Fehlgeburten im ersten Drittel der Schwangerschaft auf.

Außerdem können die Patienten von folgenden Problemen gequält werden: Zahnverlust, hormonelle Funktionsstörungen jeglicher Art, Lernstörungen, zu weiche Nägel mit Rillen quer oder längs, schlechte Wundheilung, Leberverfettung, seitliche Augenbrauen fallen aus, Schwellungen an verschiedenen Stellen, vor allem Augenlider und Zunge, langsames Haarwachstum, Ödeme, die nach einem Drucktest keine Delle hinterlassen, langsam wachsende und brüchige Nägel, Blutarmut bzw. verminderte Bildung von roten Blutkörperchen, Schuppen sowie trockene und brüchige Haare, die manchmal sogar büschelweise ausfallen, Myxödeme, bei denen sich in die Haut bestimmte Substanzen einlagern, was Schwellungen verursacht, besonders im Gesicht sowie an den Beinen und Armen.

Ursachen der Schilddrüsenunterfunktion

Die Ursachen für eine Unterfunktion der Schilddrüse können sowohl bei der Schilddrüse selbst als auch in den übergeordneten Zentren des Hypothalamus oder der Hypophyse liegen. Liegt es an der Schilddrüse, so ist der TSH-Spiegel erhöht, ansonsten können auch erniedrigte TSH-Spiegel vorliegen, die selbst nach der Gabe von TRH nicht ansteigen.

Oft ist die Unterfunktion das Ergebnis einer Beschädigung des Schilddrüsengewebes, in den meisten Fällen aufgrund einer Entzündung (z. B. Hashimoto-Thyreoiditis), aber auch durch eine Operation oder Bestrahlung der Schilddrüse, wenn anschließend keine regelmäßigen Nachuntersuchungen stattfinden.

Medizinische Maßnahmen, die eingesetzt werden, um eine Überfunktion der Schilddrüse oder eine vergrößerte Schilddrüse zu behandeln, können ebenfalls zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen. Dies sind zum Beispiel Medikamente wie Schilddrüsenblocker oder eine Radiojodbehandlung.

In Lebensphasen, die mit starken hormonellen Veränderungen einhergehen, kann eine Schilddrüsenunterfunktion entstehen. Das gilt zum Beispiel für die Pubertät, in der der Bedarf an Schilddrüsenhormonen oft besonders hoch ist. Oder für die Wechseljahre, in denen eine Östrogendominanz die Funktion der Schilddrüsenhormone beeinträchtigen kann.

Auch eine Hormonbehandlung kann zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen. Durch einen erhöhten Östrogenspiegel steigt im Blut die Konzentration des sogenannten Thyroxin-bindenden Globulins (TBTG). L-Thyroxin wird stärker an dieses Eiweiß gebunden und löst über den hormonellen Feedback-Mechanismus eine vermehrte TSH-Bildung aus. Das führt zu dem erhöhten Bedarf an L-Thyroxin.

Nur in ganz seltenen Fällen ist eine Schilddrüsenunterfunktion angeboren, meist ist die Schilddrüse dann nicht richtig entwickelt und kann daher nicht genügend Hormone produzieren.

Eine weitere eher seltene Ursache ist ein extremer Jodmangel.

 

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Generell steigt das Risiko einer Schilddrüsenerkrankung mit zunehmendem Alter und ist bei Frauen deutlich höher als bei Männern.
Die Schilddrüsenentzündung

Grundsätzlich unterscheidet man Schilddrüsenentzündungen (Thyreoiditis), die durch Bakterien oder andere Krankheitserreger verursacht werden, von denjenigen, die auf einer Fehlregulation des Immunsystems (Autoimmunthyreoiditis, AIT) beruhen. Letztere führen langfristig zu einem Untergang von Schilddrüsengewebe, es entsteht ein Mangel an Schilddrüsenhormonen, der in der Regel medikamentös ausgeglichen wird. Krankheitserreger werden konventionell, zum Beispiel mit Antibiotika behandelt.

Haben oder hatten Sie eine Schilddrüsenentzündung, besteht bei Jodzufuhr das Risiko einer Unterfunktion. In diesem Fall sollten Sie besser Schilddrüsenhormone erhalten.

Hashimoto-Thyreoiditis – chronische Entzündung der Schilddrüse

Die häufigste Form von Schilddrüsenentzündungen ist die Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse. Das bedeutet, dass der Körper Freund und Feind verwechselt und die Schilddrüse angreift wie einen unwillkommenen Eindringling. Die Folge ist ein chronischer Entzündungsprozess, der schleichend verläuft und daher oft erst spät, manchmal erst nach vielen Jahren, erkannt wird.

 

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Die Hashimoto-Thyreoiditis ist bei Erwachsenen die häufigste Ursache einer Schilddrüsenunterfunktion.

Leicht zu erkennen ist die Krankheit nicht, da sie anfangs keine Beschwerden verursacht. Zu Beginn tritt häufig eine vorübergehende Schilddrüsenüberfunktion auf, in der Regel ohne Symptome. Diese Überfunktion entsteht, weil aufgrund der Zerstörung von Schilddrüsenzellen große Mengen Schilddrüsenhormone freigesetzt werden. Diese Phase dauert etwa vier bis acht Wochen. Anschließend kommt eine „stumme Phase“, die mehrere Jahre dauern kann. Es entwickelt sich eine immer stärker werdende Unterfunktion, die mit entsprechender Hormonzufuhr ausgeglichen werden muss. Währenddessen produziert der Organismus Antikörper (TPO-Antikörper), die an den Schilddrüsenzellen andocken und so verhindern, dass diese Bereiche arbeiten.

Oft vergrößert sich die Schilddrüse zu Beginn, dann verkleinert sie sich jedoch wieder. Die chronische Entzündung kann sogar zu einem vollständigen Untergang des Schilddrüsengewebes führen. Man nennt das medizinisch atrophische Thyreoiditis.

Nicht selten werden die Patienten als Simulanten betrachtet, sie suchen oft jahrelang nach dem Grund für ihre Beschwerden. Man hält sie für depressiv oder hysterisch, manchen wird gesagt, dass ihre Beschwerden von Bewegungsmangel und zu viel Essen kommen. Viele haben einen starken Leidensdruck, sie konsultieren zahlreiche Ärzte, ohne eine Lösung zu finden.

 

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Die Hashimoto-Thyreoiditis ist chronisch und in den meisten Fällen schrumpft die Drüse im Laufe der Zeit.

Bei einer Blutuntersuchung findet man Antikörper, die gegen das Enzym Schilddrüsenperoxidase (TPO, TPO-AK) und oft auch gegen Thyreoglobulin (Tg-AK) gerichtet sind. Es gibt allerdings Fälle, bei denen sich die typischen Antikörper nicht feststellen lassen, man spricht dann medizinisch von einer ausgebrannten Thyreoiditis. Seltsamerweise kann man die Antikörper auch in bis zu 5 Prozent der schilddrüsengesunden Bevölkerung nachweisen. Infolgedessen genügt ein positiver Antikörpernachweis für die Diagnose nicht.

 

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Da die Krankheit in Schüben verläuft, ist die Anzahl der Antikörper mal höher und mal niedriger.

Die meisten Betroffenen sind zwischen 40 und 60 Jahre alt, jedoch beginnt die Erkrankung oft in Zeiten hormoneller Umstellung, also in der Pubertät, nach Schwangerschaften (postpartale Thyreoiditis) und zu Beginn der Wechseljahre. Allerdings können sogar auch Kinder betroffen sein.

Deutliche Symptome der Hashimoto-Thyreoiditis treten bei etwa ein bis 2 Prozent der Bevölkerung auf. Jedoch sollen viermal so viel von der Erkrankung betroffen sein.

Bei Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis treten gehäuft verschiedene Krebsformen auf. Auch ist das Risiko für weitere Autoimmunerkrankungen bei etwa einem Viertel der Patienten erhöht: für Typ-1-Diabetes, rheumatische Erkrankungen, Vitiligo (Weißfleckenkrankheit), Glutenunverträglichkeit, Alopecia areata (eine spezielle Form des Haarausfalls), Magenschleimhautentzündung oder eine Zerstörung der Nebennieren, die mit einem Kortisolmangel (Addison-Erkrankung) verbunden ist. Umgekehrt sollten Betroffene dieser Erkrankungen auch die Schilddrüse untersuchen lassen.

Eine Ursache für die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine genetische Veranlagung. Die Krankheit bricht dann bei einer hormonellen Umstellung aus, Faktoren wie Stress, bestimmte Umwelteinflüssen oder Infektionen spielen ebenfalls eine Rolle. Auch Rauchen wird als Risikofaktor angenommen. In den betroffenen Familien besteht auch noch ein erhöhtes Risiko, an Morbus Basedow zu erkranken. Bei dieser Autoimmunerkrankung bewirkt eine Überfunktion der Schilddrüse, dass die Schilddrüse gleichmäßig anschwillt.

Ein Selenmangel kann die Problematik verstärken, da damit ein geringerer Schutz der Schilddrüse vor aggressiven Stoffwechselverbindungen verknüpft ist. Oft wird Selen daher in Kombination mit der Gabe von Schilddrüsenhormonen verabreicht.

Über den Einfluss von Jod auf den Ausbruch der Krankheit wird noch geforscht. Aktuell sehen Experten in Jod nicht die Ursache, sondern den Auslöser der Autoimmunerkrankung. Jedoch weiß man bislang nicht, welche Mengen Jod dafür notwendig sind. Man weiß auch nicht, ob es nicht der verbesserte Nachweis ist, der für eine Erhöhung der Fallzahl verantwortlich ist.

Eine kurzfristige Jodbelastung, zum Beispiel im Rahmen einer Röntgenkontrastmittel-Untersuchung ist problemlos. Jedoch enthält zum Beispiel das gegen Herzrhythmusstörungen verwendete Medikament Amiodaron mit 6 mg pro Tag extrem viel Jod. Diese extrem hohen Jodmengen können eine Autoimmunthyreoiditis oder auch eine Schilddrüsenüberfunktion auslösen. Das Medikament wird jedoch nur in einer lebensgefährlichen Situation gegeben, sodass eine mögliche Schilddrüsenüberfunktion in Kauf genommen und entsprechend behandelt werden muss.

So wird eine Schilddrüsenunterfunktion behandelt

Neben der körperlichen Untersuchung, in deren Rahmen die bereits genannten Symptome festgestellt werden, wird Ihr Arzt das Blut untersuchen. Hier kommt es besonders auf den TSH-Basalwert an: Liegt er unter 0,3 mU/l, besteht keine Unterfunktion. Liegt er über 3,5 mU/l, kann eine Unterfunktion vorliegen. Die T3- und T4-Werte sind erniedrigt.

Wird Ihre Schilddrüsenunterfunktion optimal behandelt, bessern sich die Symptome rasch und auf Dauer. Dazu verordnet Ihnen der Arzt künstlich hergestellte Schilddrüsenhormone, um den Hormonmangel auszugleichen. 100 bis 200 μg L-Thyroxin ist die gängige Menge. Diese Hormone müssen Sie ein Leben lang einnehmen.

Die Beschwerden bessern sich nach ein bis drei Monaten, jedoch werden Sie erste Anzeichen bereits nach etwa zwei bis drei Wochen bemerken. Zuerst betrifft dies die psychischen Erscheinungen, wie Müdigkeit, depressive Verstimmung und Antriebsarmut, auch die körperlichen Beschwerden, wie das verstärkte Frieren, bessern sich relativ schnell.

Nach dem ersten Verschreiben der Hormone überprüft Ihr Arzt nach etwa vier bis sechs Wochen, ob der TSH-Wert in den erwünschten Bereich gesunken ist (um ca. 1,0 mU/l). Ist dies nicht der Fall, wird die Dosis erhöht und nach vier bis sechs Wochen werden die Blutwerte erneut kontrolliert. Sind die Werte schließlich zufriedenstellend, reichen weitere Kontrollen in jährlichem Abstand. Manche Patienten profitieren auch von einer gleichzeitigen Einnahme von Schilddrüsenhormonen und Jod.

Was ist bei der Einnahme von Schilddrüsenhormonen zu beachten?

Bei der Einnahme von Schilddrüsenhormonen kann es zu unerwünschten Wechselwirkungen mit bestimmten Nahrungsmitteln und Medikamenten kommen. Deshalb sollten Sie dabei Folgendes beachten:

Nehmen Sie die Hormone nicht gleichzeitig mit kalziumreichen Getränken oder Nahrungsmitteln wie Milch, Milchprodukten und Fruchtsäften ein. Kalzium vermindert die Aufnahme der Hormone in den Körper.

Trinken Sie mindestens eine halbe Stunde vor der Einnahme keinen Kaffee. Am besten nehmen Sie die Medikamente mit Leitungswasser ein, da bestimmte Mineralstoffe im Mineralwasser mit den künstlich zugeführten Hormonen wechselwirken können.

Auch Sojaprodukte können die Aufnahme von Schilddrüsenhormonen blockieren. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wenn Sie häufig Sojaprodukte essen.

Vorsichtig müssen Sie sein, wenn bereits eine Osteoporose vorliegt. Auch ein Kalzium- oder Eisenmangel kann die Aufnahme des Schilddrüsenhormons stören.

Nach einer Operation der Nebenschilddrüsen müssen Sie ganz besonders auf bestimmte Symptome achten: Dann können Sodbrennen, eine Mehrproduktion von Magensäure, Magen- bzw. Zwölffingerdarm-Geschwüre sowie Blutarmut eine Aufnahme der Schilddrüsenhormone behindern.

Eine mögliche Begleiterscheinung: der Kropf

Eine Schilddrüsenvergrößerung, wie beim Kropf, ist die häufigste Schilddrüsenerkrankung in Deutschland. Bei 90 Prozent der Schilddrüsenpatienten – je nach Region, in der die Menschen leben, bei 15 bis 30 Prozent der Deutschen – lässt sich mithilfe des Ultraschalls ein Kropf feststellen. Ursache ist meist ein Jodmangel. Als Kropf – medizinisch Struma – bezeichnet man eine deutliche Schwellung unterhalb des Kehlkopfes. Sie ist die Folge einer vergrößerten Schilddrüse, die nicht immer von außen sichtbar ist. Entweder ist die gesamte Schilddrüse vergrößert oder – was häufiger vorkommt – es betrifft nur einzelne Areale, dann entstehen Knoten. Die Schilddrüsenfunktion ist in den meisten Fällen normal. Ein Kropf kann aber auch bei einer Unterfunktion oder einer Überfunktion der Schilddrüse vorkommen.

 

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Bei einer Schilddrüsenunterfunktion kann sich ein Kropf entwickeln.

Die Schilddrüse von Erwachsenen benötigt 200 μg Jod pro Tag. Das ist nicht sehr viel, aber wenn diese Menge unterschritten wird, wird es problematisch. Innerhalb der Schilddrüsenzellen werden Wachstumsfaktoren produziert, die Zellen vermehren und vergrößern sich. Bestimmte Jodfette scheinen ebenfalls für das Wachstum der Zellen verantwortlich zu sein. Auch das Schilddrüsensteuerungshormon TSH bewirkt eine Größenzunahme der Zellen.

Durch eine Gewebevermehrung versucht die Schilddrüse noch geringste Jodmengen aufzunehmen, damit ausreichend Hormone gebildet werden können. Deshalb wächst sie und bildet neue Schilddrüsenfollikel. Mithilfe der zusätzlich gebildeten Zellen kann der Hormonspiegel über eine kurze Zeit konstant gehalten werden. Ist die Jodzufuhr jedoch dauerhaft zu gering, bilden sich immer mehr neue, größere Zellen, die Schilddrüse wächst und wächst. Es entsteht ein Kropf, der ohne Behandlung sehr groß werden kann.

Ursachen für einen Kropf

Zur Kropfbildung kommt es vor allem in Phasen eines erhöhten Hormonbedarfs wie Pubertät, Schwangerschaft, Stillzeit und Wechseljahre. So entwickelt sich ein Kropf bei Mädchen häufig in der Zeit der Geschlechtsreife. Meist kann man dessen Wachstum aber gut durch die Gabe von Jod stoppen.

Die häufigste Ursache für einen Kropf ist eine unzureichende Jodversorgung. So kann ein Kropf sowohl bei einer Unterfunktion als auch bei einer Überfunktion der Schilddrüsen auftreten. Sogar bei einer normalen Hormonproduktion kann ein Kropf entstehen.

Es ist auf alle Fälle wichtig, die Ursache vom Arzt abklären zu lassen. Äußerlich erkennt ein Arzt einen Kropf durch Untersuchung mit Überstreckung des Kopfes nach hinten. Aber vor allem werden die Laborwerte bestimmt und es wird ein Ultraschall gemacht. Auch eine Röntgenuntersuchung des Oberkörpers und eine Schilddrüsen-Szintigraphie, die über die Funktion der Schilddrüse Auskunft gibt, können hinzukommen. Zusätzlich ist eine Punktion der Schilddrüse möglich, damit man erkennt, ob Gewebeveränderungen gutartig oder bösartig sind.

Diagnoseverfahren und typische Untersuchungsergebnisse bei Jodmangelkropf

DIAGNOSEVERFAHRENUNTERSUCHUNGSERGEBNISSE
Sonographienormale Echostruktur, vergrößerte Schilddrüse, ohne/mit Knoten
BLUTUNTERSUCHUNGUNTERSUCHUNGSERGEBNISSE
TSHnormal
TSH nach TRHnormale Antwort
T3(hoch) normal
T4normal
Antikörper (z. B. Thyreoglobulin-oder TSH-Rezeptor-Antikörper)negativ
URINUNTERSUCHUNGUNTERSUCHUNGSERGEBNISSE
Jodausscheidungvermindert
Szintigraphieleicht erhöhte Aufnahme der radioaktiven Substanz, evtl. Nachweis von Knoten
Symptome für einen Kropf

Insbesondere in der Anfangsphase verursacht ein Kropf häufig keine Probleme, es können jedoch auch schon Druck- und Schluckbeschwerden auftreten. Leichte Schilddrüsenvergrößerungen machen sich auch durch folgende Anzeichen bemerkbar: Der Hemdkragen erscheint zu eng, Rollkragen werden vermieden, anliegende Ketten bzw. ein Schlips werden als unangenehm empfunden.

Doch in der Regel hat man lange Zeit keine Beschwerden, erst wenn der Kropf sehr groß wird, sich sogenannte autonome Knoten bilden oder die Hormonproduktion gestört ist, zeigen sich Symptome: häufiges Räuspern, Schluck- und Atembeschwerden, außerdem ein Gefühl der Einengung im Hals (Globusgefühl), das von der Tageszeit abhängig sein kann, bei Frauen teilweise sogar von der Monatsblutung.

Je nach Ursache ist eine gesteigerte oder verminderte Schilddrüsenfunktion mit dem Kropf verbunden. Besteht er längere Zeit, treten häufig Knoten auf, da die Schilddrüsenzellen unterschiedlich auf den Jodmangel bzw. die TSH-Stimulation reagieren. Anders gesagt: Die Knotenbildung steigt mit zunehmendem Alter.

 

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Ein Kropf, der die Atmung behindert, muss auf alle Fälle in seinem Wachstum gebremst werden. Ist man jünger als 45 Jahre, sollte der Kropf auch behandelt werden, um Komplikationen zu vermeiden, die im Zusammenhang mit der Schilddrüsenfunktionsstörung in späteren Jahren auftreten können. Ist man bereits älter, kann es genügen, die Schilddrüse regelmäßig ärztlich kontrollieren zu lassen.

So behandelt der Arzt einen Kropf

Als erste Maßnahme und bei geringen Beschwerden verschreibt ein Arzt Jodtabletten. Zum Vorbeugen genügen meist 100 μg täglich, zur Kropftherapie müssen es 200 μg sein, manchmal auch 400 μg. Im Anschluss an die Therapie genügen meist sechs bis zwölf Monate lang täglich 100 bis 200 μg. Hat dieser Ansatz über sechs Monate keinen Erfolg, verordnet der Arzt zusätzlich das Schilddrüsenhormon Levothyroxin (L-Thyroxin). Dadurch können sich die Schilddrüsenzellen zurückbilden. Ziel ist ein TSH-Wert im unteren Normbereich (0,3 bis 1,2 mU/ml).

 

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Als erste Maßnahme verschreibt Ihr Arzt Jodtabletten.

Bei Schwangeren kombiniert der Arzt meist sofort Jod mit dem Schilddrüsenhormon. Gerade bei jüngeren Patienten kann sich bei ausreichender Jodzufuhr ein Kropf sogar zurückbilden.

Die Verabreichung von Jod steht als alleinige Therapie im Vordergrund. Diese ist genauso effektiv, um das Schilddrüsenvolumen zu reduzieren, wie die Medikation mit dem Schilddrüsenhormon. Zudem nimmt nach der Behandlung mit Jod das Volumen der Schilddrüse nur geringfügig wieder zu, da der ursächliche Jodmangel beseitigt wurde. Auch um einen Rückfall zu vermeiden, hat sich die Gabe von Jod als wirksam erwiesen.

 

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Schlägt die medikamentöse Behandlung nicht an oder ist der Kropf sehr groß und verursacht starke Beschwerden, wird operiert, das heißt, die Schilddrüse wird – möglichst nur teilweise – entfernt. Eine weitere Möglichkeit für die Behandlung einer stark vergrößerten Schilddrüse ist eine Radiojodtherapie (siehe Lexikon, Seite 141), die immerhin 70 bis 80 Prozent der Patienten hilft.

Schilddrüsenunterfunktion in speziellen Lebensphasen

Die Schilddrüse bei Frauen

Bestimmte Lebensabschnitte einer Frau sind mit starken hormonellen Veränderungen verbunden, insbesondere eine Schwangerschaft, die Zeit nach einer Entbindung sowie die Wechseljahre. In diesen Phasen kann eine Schilddrüsenerkrankung entstehen, wenn bereits eine Erkrankung besteht, muss die Therapie angepasst werden.

Unerfüllter Kinderwunsch

Schilddrüsenhormone haben einen Einfluss auf die Hormonproduktion der Eierstöcke (auch der Hoden). Einer Unterfunktion der Schilddrüse kann daher Grund dafür sein, wenn es nicht gelingt, schwanger zu werden. Unregelmäßige Monatsblutungen bis hin zum Ausbleiben der Regelblutungen sind ein deutliches Symptom für eine Schilddrüsenunterfunktion. Bei einer leichten Unterfunktion ist die Periode jedoch meist regelmäßig, so dass die Erkrankung nicht entdeckt wird. Dabei müssen die Abweichungen beim TSH-Wert nicht groß sein, kleine Abweichungen reichen bereits aus. Wird die Schilddrüsenfunktion reguliert, ist eine Schwangerschaft möglich.

 

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Bei unerfülltem Kinderwunsch sollten Frau und auch Mann ihre Schilddrüse untersuchen lassen.
Kropf in der Schwangerschaft

Die Jodversorgung ist heute deutlich besser als früher, doch immer noch kann während der Schwangerschaft ein Kropf auftreten. Um dies zu verhindern, wird die Zufuhr von 100 μg Jod ab der zehnten Schwangerschaftswoche empfohlen. Tritt trotzdem eine Vergrößerung der Schilddrüse oder ein Knoten auf, empfiehlt sich die gleichzeitige Gabe von Schilddrüsenhormonen. Führt man während der Schwangerschaft kein Jod extra zu, kann es sogar zur Kropfbildung des Ungeborenen kommen.

Schilddrüsenprobleme nach der Geburt:
die Postpartum-Thyreoiditis

Bis zu 10 Prozent aller Frauen entwickeln zwei bis acht Monate nach der Geburt eine Autoimmunerkrankung – eine spezielle Form der Hashimoto-Thyreoiditis, die Mediziner als Postpartum-Thyreoiditis bezeichnen (lat. post partum = nach der Geburt). Die Schilddrüsenentzündung geht in der Regel mit einer Überfunktion der Schilddrüse einher und kann bis zu sechs Monate, in Einzelfällen bis zu neun Monate anhalten. Bei vier von fünf Frauen geht sie in eine normale Funktion über, bei den anderen kann eine Schilddrüsenunterfunktion entstehen. Das bedeutet, dass die Schilddrüse in jährlichem Abstand überprüft werden muss. Auch bei nachfolgenden Schwangerschaften kann es wieder zu dieser Form der Schilddrüsenentzündung kommen.

Die Anzeichen dafür können leicht übersehen werden, da sie oft auf die üblichen Umstände bei der Betreuung von Neugeborenen zurückgeführt werden. Typische Merkmale sind:

Schlaflosigkeit

Nervosität und Gereiztheit

Schwitzen

Haarausfall

Gewichtsabnahme

Beschleunigter Puls

Der Arzt wendet für die Untersuchung die Diagnostik der Hashimoto-Thyreoiditis an. Der sogenannte Babyblues nach der Entbindung – die Frau ist unglücklich, obwohl sie eigentlich glücklich sein sollte, da sie ihr eigenes Kind in den Armen hält – kann durch eine Unterfunktion der Schilddrüse (mit-)bedingt sein.

Hormonelle Veränderungen: Schilddrüsenunterfunktion in den Wechseljahren

Während der Wechseljahre verändern sich die Hormone, was auch eine Schilddrüsenunterfunktion begünstigt: Durch die Östrogendominanz kann es zu einer Schilddrüsenhormonresistenz kommen, das bedeutet, die Organe und Gewebe sprechen nicht mehr richtig auf die Hormone an. Dadurch wiederum können sich die Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion verstärken. Es kann passieren, dass die Schilddrüse, die eigentlich völlig korrekt die übliche Hormonmenge herstellt, den höheren Hormonbedarf nicht mehr abdecken kann.

Schilddrüsenprobleme bei Kindern und alten Menschen
Schon im Mutterleib möglich: Schilddrüsenunterfunktion beim Fetus

Die Schilddrüsenhormonbildung beginnt beim Ungeborenen zwischen der zehnten und zwölften Schwangerschaftswoche. Bereits beim Fetus kann eine Schilddrüsenunterfunktion bestehen; dies kommt bei etwa jedem 4000sten Kind vor. Ist diese angeboren, dann ist das Hormon TSH im Blut des Neugeborenen sehr hoch. Um schlimme Folgen dieser Unterfunktion auszuschließen, wurde in den 1980er-Jahren in ganz Deutschland das Neugeborenen-Screening zwingend eingeführt. Dazu wird dem Baby zwischen dem dritten und fünften Lebenstag Blut aus der Ferse entnommen. Damit kann festgestellt werden, ob eine derartige Unterfunktion vorliegt, die dann auch sofort behandelt wird, um Folgen wie verringertes Längenwachstum und geistige Fehlfunktion zu verhindern.

 

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Jedes 4000ste Neugeborene hat eine Schilddrüsenunterfunktion.
Vor allem in der Pubertät: Schilddrüsenunterfunktion bei Kindern und Jugendlichen

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann insbesondere während der Pubertät auftreten. Dann ist der Bedarf an Schilddrüsenhormonen oft besonders hoch, insbesondere bei Mädchen verändert sich der Schilddrüsenstoffwechsel. Die Ursache für die Unterfunktion kann aber auch die Autoimmunkrankheit Hashimoto-Thyreoiditis sein.

Aufgrund der verbesserten Jodversorgung ist es zwar selten, aber doch möglich, dass sich bei Kindern und Jugendlichen ein Kropf entwickelt. Dann wird eine niedrig dosierte Schilddrüsenhormontherapie eingeleitet.

Die Anzeichen einer Unterfunktion bei Kindern und Jugendlichen sind:

Konzentrationsschwäche

Müdigkeit

Gewichtszunahme

Schlafstörungen

Symptome, die mit dem Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADHS) verwechselt werden können

Schulprobleme

Schilddrüsenprobleme bei älteren Menschen

Ältere Menschen sind mit einem Jodmangel aufgewachsen, daher sind Schilddrüsenerkrankungen nicht selten. Erst seit Anfang bis Mitte der 1990er-Jahre ist die Jodversorgung besser. Hinzu kommt, dass ein bestehender Kropf mit zunehmendem Alter meistens größer wird. Häufig entstehen Knoten, die meist gutartig, nur in seltenen Fällen bösartig sind.

 

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Wie leicht eine Unterfunktion übersehen wird, zeigt eine Untersuchung in amerikanischen Alters- und Pflegeheimen: Bis zu 20 Prozent der Bewohner hatten eine deutliche Unterfunktion!

Typische Anzeichen einer Unterfunktion bei älteren Menschen sind:

Vergesslichkeit

Müdigkeit und Abgeschlagenheit

verminderte Leistungsfähigkeit

depressive Verstimmungen

Konzentrationsschwäche

Kälteempfindlichkeit

Gewichtszunahme

kühle und trockene Haut

Verstopfung

Eine mögliche Unterfunktion kann der Arzt leicht ausschließen oder mit einfachen Labortests feststellen (TSH, fT4, Autoantikörper). Therapiert wird sie mit künstlichen Schilddrüsenhormonen, deren Dosierung im Laufe der Zeit optimiert wird.

So manches Mal ist auch eine ärztliche Maßnahme schuld an der Unterfunktion: Operationen, Jodtherapie, eine Behandlung mit Thyreostatika. Aber auch wenn der Zugang zu ärztlicher Versorgung schwierig ist, zum Beispiel nach einem Wohnortwechsel oder einem Wechsel des Hausarztes, ist es möglich, dass eine Unterfunktion nicht erkannt wird und sich somit entwickeln kann.

Jod ist unentbehrlich für die Schilddrüse

Damit die Schilddrüse ihre umfangreichen Aufgaben erfüllen kann, benötigt sie vor allem eines: Jod. Dieser Mineralstoff ist ein unentbehrlicher Baustein der Schilddrüsenhormone T3 und T4; kein anderer Mineralstoff kann die Funktion von Jod übernehmen. Da Jod zum Beispiel über den Abbau der Hormone ausgeschieden wird, müssen wir unserem Körper immer genug davon zuführen.

 

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Sowohl bei einer Unterfunktion als auch bei einer Überfunktion der Schilddrüse ist eine optimale Jodversorgung wichtig.

Jod ist ein sehr seltenes Element. Der Jodmangel in unseren Böden und Gewässern ist auf den Rückzug der Gletscher nach der letzten Eiszeit zurückzuführen. Dabei wurde das Jod mit dem Schmelzwasser aus dem Boden ausgeschwemmt und ins Meer transportiert. Dort ist die Jodkonzentration deutlich höher (60 μg/l). Im Meer hat das Jod sich zunächst in den Meerespflanzen und schließlich in den davon lebenden Meeresbewohnern, vor allem in Fischen, angereichert. Entsprechend finden Sie Jod in Meeresalgen, Meeresfischen, Muscheln und anderen Meerestieren.

Im Süßwasser (2 μg Jod/l) und im Boden (1 bis 2 μg Jod/g) kommt sehr wenig Jod vor. Entsprechend jodarm sind unsere landwirtschaftlichen Nutzflächen und alles, was darauf wächst. Das Fleisch der Tiere, die auf diesen Böden weiden, enthält ebenfalls wenig Jod.

So wird Jod vom Körper aufgenommen

Jod liegt in der Nahrung als Salz oder an andere Nahrungsbestandteile gebunden vor. In dieser Form wird es im Magen-Darm-Trakt aufgenommen und auch im Blut verteilt. Über das Blut gelangt das Jod zur Schilddrüse. Dort befindet sich in bestimmten Zellen ein sogenannter Natrium-Iodid-Symporter (NIS), der Jod in den Schilddrüsenzellen anreichert. Überschüssiges Jod wird zu 80 Prozent über den Urin ausgeschieden, zum geringen Teil über die Galle und den Stuhl, bei Stillenden zu 51 Prozent über die Milch.

Die Jodkonzentration im Blut wird immer auf demselben Stand gehalten. Wird eine bestimmte Jodmenge im Blut überschritten, wird sein Einbau in die Schilddrüsenhormone und auch seine Freisetzung ins Blut gestoppt.

Im erwachsenen Körper befinden sich etwa 10 bis 20 mg Jod. Etwa drei Viertel davon ist in der Schilddrüse gespeichert, den Rest findet man – in der Regel in Form der Schilddrüsenhormone – in Muskulatur, Galle, Leber, Hypophyse, Speicheldrüsen und verschiedenen Teilen des Auges.

 

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In der Schilddrüse befindet sich etwa drei Viertel des gesamten Körperbestandes an Jod.

Die Schilddrüse kann bei guter Versorgung 10 mg Jod speichern. Dies entspricht dem Bedarf für drei bis sechs Monate. Eine kurzzeitig erniedrigte Jodzufuhr bedeutet somit nicht sofort auch einen Jodmangel. Dennoch ist es wichtig, ausreichend Jod mit der Nahrung aufzunehmen, damit die Schilddrüse ihre Funktion voll erfüllen kann. Wenn Sie regelmäßig jodhaltige Lebensmittel wie Meeresfisch essen und Jodsalz verwenden, ist das in der Regel genug, und Sie brauchen sich um die Jodversorgung Ihrer Schilddrüse keine Gedanken zu machen. Sie benötigen auch keine zusätzlichen jodhaltigen Nahrungsergänzungsmittel.

Wie bereits gesagt, nimmt die Schilddrüse kein Jod mehr auf, wenn sich zu viel Jod im Blut befindet. Dieses Prinzip nutzt man auch, um die Aufnahme von radioaktivem Jod durch die Schilddrüse zu blockieren: bei bestimmten medizinischen Untersuchungen oder zur Vorbeugung vor Strahlenschäden durch radioaktive Jodverbindungen in kerntechnischen Anlagen und nach Reaktorunfällen. Durch die Gabe einer ausreichenden Jodmenge (12 μg täglich für Säuglinge und 100 μg für Erwachsene) für einige Tage wird die weitere Jodaufnahme blockiert und damit eine Strahlenschädigung der Schilddrüse verhindert. Anschließend wird die Dosis wieder verringert, das Jod wird durch die Schilddrüsenzellen abgegeben und der hemmende Effekt wieder aufgehoben.

Wofür brauchen wir Jod?

Jod wird nur zur Bildung der Schilddrüsenhormone benötigt. Ist zu wenig Jod vorhanden, kann die Schilddrüse nicht genügend Hormone bilden. Jede Störung der Schilddrüsenhormone wirkt sich auf den Grundumsatz aus, also auf den Energieverbrauch des Körpers. Die Überfunktion der Schilddrüse erhöht den Grundumsatz, die Unterfunktion erniedrigt ihn.

Durch eine dauerhaft jodarme Ernährung entsteht ein Kropf, sie kann aber auch die Entstehung einer Schilddrüsenkrebserkrankung begünstigen.

Wie viel Jod benötigt der Körper?

Der genaue Jodbedarf ist schwierig zu ermitteln, da sich der Körper innerhalb gewisser Grenzen an ein unterschiedliches Jodangebot in der Nahrung anpassen kann. Deshalb orientiert man sich daran, wie viel Jod wir brauchen, damit keine Mangelzustände entstehen. Für Erwachsene wird ein Tagesbedarf von 180 bis 200 μg Jod angenommen.

Umgerechnet auf das ganze Leben benötigen wir insgesamt nur 4 bis 5 g Jod. Das ist wirklich nicht viel und dennoch werden auch heute noch viele Schilddrüsenkrankheiten durch einen Jodmangel ausgelöst.

Der Jodbedarf hängt auch von Faktoren ab wie Alter, Umweltbelastung (z. B. Rauchen und Nitratzufuhr über die Nahrung) und Essgewohnheiten. Es gibt zum Beispiel bestimmte Pflanzen, die jodhemmende Substanzen enthalten (z. B. verschiedene Kohlarten und Bohnen). Ihr ganz spezieller persönlicher Bedarf an Jod kann über die Menge der vom Körper gebildeten Schilddrüsenhormone ermittelt werden.

Erhöhter Bedarf an Jod in der Schwangerschaft

Schwanger zu werden ist trotz einer Schilddrüsenunterfunktion kein Problem. Doch Sie sollten sich während der Schwangerschaft regelmäßig untersuchen lassen, medikamentös gut eingestellt sein und auf eine gute Jodversorgung achten. So wird ein Jodmangel während und vor der Schwangerschaft für eine fehlende Einnistung des befruchteten Eis in die Plazenta, Fehl- und Todgeburten sowie Fehlbildungen des Kindes verantwortlich gemacht. Ein Schilddrüsenhormonmangel hat beim Kind Minderentwicklung, zentrale Entwicklungsstörungen (Taubheit, motorische Koordination, Sprachstörungen) oder Reifungsdefizite (Lungenreifung) zur Folge. Langfristig kann es zu Lern- und Entwicklungsstörungen und verminderter Intelligenz kommen. Bei einer gut dosierten Medikamentengabe ist jedoch eine normale Entwicklung des Kindes gesichert.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842687585
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (Februar)
Schlagworte
Alternativmedizin ganzheitlich Gesundheit Gesundheitsratgeber Jod Lebensfreude Schilddrüse Fehlfunktion Funktionsstörungen

Autor

  • Dr. Andrea Flemmer (Autor:in)

Dr. Andrea Flemmer ist Diplom-Biologin und Ernährungswissenschaftlerin. Die Autorin hat zahlreiche Ratgeber rund um die Themen Medizin, alternative Therapien und Ernährung veröffentlicht. Ihre Bücher wurden von Fernsehauftritten im WDR, Bayerischen Fernsehen und bei TV München begleitet. Neben Ihrer Tätigleit als Buchautorin ist Andrea Flemmer journalistisch tätig, z. B. für den Reformhauskurier, Report Naturheilkunde, BIO oder Phytodoc etc. Das besondere Interesse der Autorin gilt natürlichen Behandlungsmethoden, insbesondere für bislang unheilbare Krankheiten, um Betroffenen möglichst ohne oder mit geringfügigen Nebenwirkungen helfen zu können. Dr. Andrea Flemmer ist Trägerin des Neubiberger Umweltpreises, den sie für ihr „kontinuierliches und ideenreiches Engagement in der Umweltbildung“ erhielt.
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Titel: Schilddrüsenunterfunktion erfolgreich behandeln