Lade Inhalt...

Der Gesundheitskurs: Arthrose

Das Übungsprogramm für mehr Beweglichkeit. Die richtige Ernährung gegen Entzündungen.

von Sven Bach (Autor:in) Patrick König (Autor:in) Michael König (Autor:in)
144 Seiten

Zusammenfassung

Gemeinsam gegen Gelenkschmerzen
Mit Arthrose-Schmerzen muss man nicht leben! Grundpfeiler für ein schmerzfreies Leben sind eine arthrosegerechte Ernährung und die richtige Bewegung. Auf dieser Basis haben drei Experten ein Ernährungsund Trainingsprogramm entwickelt, mit dem Arthrose gezielt und erfolgreich behandelt werden kann: Ernährungsberater Sven Bach erläutert, welche Nahrungsmittel Entzündungen entgegenwirken. Und wer Übergewicht abbaut, kann damit schon viel gegen die Schmerzen bewirken. Die Physiotherapeuten Patrick und Michael König erleben in ihrem täglichen Umgang mit Patienten, dass Bewegung und starke Muskeln wahre Wunder bewirken können. In diesem Ratgeber nimmt das Expertenteam den Leser ganz praktisch an die Hand: Schritt für Schritt zu mehr Beweglichkeit und Schmerzfreiheit.

Grundpfeiler des Arthrosekurses:
- Die Krankheit besser verstehen: das gesunde Gelenk –
das kranke Gelenk.
- Das Ernährungsprogramm: Mit Lebensmittelbaukasten richtig abnehmen und Entzündungen reduzieren.
- Das Trainingsprogramm: Spezielle Übungspläne für mehr
Kraft und Beweglichkeit.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

unsere Gelenke sind empfindliche Strukturen, denen im Laufe unseres Lebens einiges abverlangt wird. Wenn wir schließlich Schmerzen bekommen und eine Arthrose diagnostiziert wird, sind wir zunächst einmal ratlos: Was haben wir falsch gemacht, was können wir dagegen tun?

Die Antwort ist einfach: Die Diagnose „Arthrose“ ist nicht entscheidend, sondern Ihr Wille, etwas zu verändern – das ist unsere Überzeugung und das erleben wir täglich in unserer Praxis. Die beiden Grundpfeiler dieser Veränderung sind eine arthrosegerechte Ernährung und die richtige Bewegung: Eine optimale Nährstoffversorgung bildet die Grundlage für ein gutes Funktionieren des Körpers, nicht nur der Gelenke. Und die richtige sportliche Betätigung kann wahre Wunder bewirken: Sie kann nicht nur vorbeugen, sondern richtig angewandt sogar heilen.

Sven Bach: „Als Diätassistent behandle ich in meiner Praxis sehr viele Patienten, die nicht nur unter Übergewicht leiden, sondern auch noch unter Arthrose. Die meisten haben von entzündungsfördernden Lebensmitteln wenig gehört. Dass Schweinefleisch nicht ideal im Speiseplan ist, wissen einige, aber dass auch pflanzliche Öle wie z. B. Sonnenblumenöl ein Problem darstellen, ist fast niemandem bekannt. In meiner Praxis habe ich die Möglichkeit, individuell zu beraten. In unserem Ratgeber habe ich versucht, diese Individualität durch die strukturierten Pläne darzustellen. Sie haben somit die Möglichkeit, Ihren individuellen Plan für eine Schmerz- und Gewichtsreduktion selbst zu erstellen.“

Patrick und Michael König: „Starke Muskeln bewirken eine höhere Gelenkstabilität, was wiederum zu einer besseren Druckverteilung im Gelenk führt und Schmerzen lindert. Natürlich wollen wir aus Ihnen keinen Leistungssportler machen. Unser Ziel ist es, aus Ihnen einen glücklicheren Menschen zu machen, weil Sie sich wieder besser bewegen können und auch Spaß daran haben. Als Physiotherapeuten haben wir es ständig mit Erkrankungen der Gelenke zu tun. Aus unserer Praxiserfahrung heraus ist es uns gelungen, ein in unseren Augen optimales Konzept zu entwickeln, mit dem Arthrosepatienten gezielt und erfolgreich behandelt werden können.“

Wir möchten Sie dabei unterstützen, Ihre Arthrose aktiv zu behandeln, und möchten Ihnen Mut machen, Ihrer Arthrose den Kampf anzusagen. Sie werden sehen: Für Ihren Einsatz werden Sie mit mehr Schmerzfreiheit und Lebensqualität belohnt.

Alles Gute – und los geht es!

Ihr Expertenteam

Sven Bach

Patrick König

Michael König

image

ARTHROSE –
WICHTIG ZU WISSEN

Unsere Gelenke sind täglich im Einsatz. Wir brauchen sie und möchten, dass sie lange gesund bleiben. In diesem Kapitel erklären wir Ihnen, wie unsere Gelenke überhaupt funktionieren und was sie benötigen, um intakt zu bleiben. Sie erfahren, wie eine Arthrose festgestellt wird und welche vielfältigen Möglichkeiten es gibt, sie richtig zu behandeln.

Das gesunde Gelenk

Damit Sie besser verstehen, wie eine Arthrose entsteht, möchten wir Ihnen erst einmal Aufbau und Funktion des gesunden Gelenks darstellen.

 

image
Gelenke sind die beweglichen Verbindungsstücke zwischen den Knochenenden.

Mehr oder weniger bewusst bewegen wir uns den ganzen Tag: Wir drehen uns, strecken uns, wir greifen, laufen, gehen oder springen – und das unzählige Male. Unsere Beweglichkeit verdanken wir unseren Gelenken, den beweglichen Verbindungsstücken zwischen den Knochenenden. Die erfüllen drei wichtige Aufgaben:

Ohne Gelenke ist keine Bewegung möglich. Verantwortlich für die Beweglichkeit unserer Gelenke ist die Gelenkschmiere, ein Flüssigkeitsfilm, der von der inneren Gelenkschleimhaut gebildet wird.

Gelenke federn harte Bewegungen ab. Das gelingt ihnen dank des Gelenkknorpels, das ist sozusagen der „Stoßdämpfer“ in den Gelenken. Dabei handelt es sich um einen glatten, elastischen Überzug, der das Gelenk schützt und für einen reibungslosen Ablauf der Bewegung sorgt.

Gelenke geben uns Halt. Spezielle Strukturen im Gelenk können bestimmte Bewegungen erlauben, andere Bewegungen dagegen verhindern. So sind unsere Gelenke gegen falsche Bewegungen geschützt.

Die meisten Gelenke bestehen aus einem Gelenkkopf und einer Gelenkpfanne. Beide passen ineinander wie der Schlüssel in das Schloss. Manche Gelenke wie das Kniegelenk verfügen zusätzlich über eine Gelenkzwischenscheibe, den Meniskus. Die Stabilität der Gelenke wird durch Bänder, Sehnen und Muskeln gewährleistet. Jedes Gelenk ist von einer Kapsel umgeben, die das Gelenk vor falschen Bewegungen schützt und an der die Bänder befestigt sind.

Ein wichtiger Teil des Gelenks ist die Knorpelschicht, mit der Gelenkkopf und -pfanne ausgekleidet sind. Diese Schicht ist zwischen 0,5 und 5 mm dick und besteht aus einem besonderen Gewebe mit fester, glatter und elastischer Struktur. Als Puffer ermöglicht sie eine schmerzfreie und reibungsarme Beweglichkeit der Gelenke und federt die bei jeder Bewegung auftretende Belastung ab.

 

image
Die Knorpelschicht unseres Gelenks ermöglicht uns eine reibungsarme Beweglichkeit.

Für die Gleitfähigkeit des Knorpels sorgt die Gelenkflüssigkeit, auch Synovialflüssigkeit genannt. Sie liefert dem Gelenkknorpel alle wichtigen Nährstoffe. Gebildet wird die Gelenkflüssigkeit bei der Bewegung des Gelenks, was bedeutet: Ohne regelmäßige Bewegung gibt es keinen Nachschub. Die Knorpelschicht kann sich also nicht selbst ernähren, da sie weder von Gefäßen noch von Nerven durchzogen ist.

image

So sieht ein gesundes Kniegelenk aus.

Ein gesundes Gelenk schmiert sich selbst. Dazu saugt sich der Gelenkknorpel bei Entlastung ähnlich wie ein Schwamm mit der Gelenkflüssigkeit voll. Unter Belastung wird diese Flüssigkeit wieder aus dem Gelenkknorpel herausgepresst, und zwar am stärksten dort, wo die höchste Belastung vorliegt. Bei diesem Vorgang entsteht ein Gleitfilm, der die Gelenkflüssigkeit und die Gelenkteile voneinander trennt.

 

image
Ein gesundes Gelenk schmiert sich selbst.
Die verschiedenen Gelenktypen

Abhängig davon, welche Funktion sie erfüllen, sind unsere Gelenke unterschiedlich aufgebaut. Verschiedene Bewegungsachsen ermöglichen verschiedene Bewegungen. So erlauben Scharniergelenke Bewegungen um eine Achse, ganz so wie Scharniere an Türen. Kugelgelenke besitzen eine deutlich größere Beweglichkeit, denn mit ihnen ist eine Bewegung um drei Achsen möglich.

Das Kugelgelenk  Das Kugelgelenk ist das beweglichste Gelenk. Es besitzt einen kugelförmigen Gelenkkopf und eine hohle kugelförmige Gelenkpfanne. Aufgrund dieses Aufbaus werden Bewegungen in sechs verschiedene Richtungen ermöglicht. Ein Beispiel dafür ist das Hüftgelenk: Wir können unsere Beine nach vorn und hinten sowie nach rechts und links bewegen, wir können sie außerdem nach innen und außen drehen. Auch bei der Schulter handelt es sich um ein Kugelgelenk.

Das Eigelenk  Es besteht aus einem eiförmigen Gelenkkopf und einer hohlen eiförmigen Gelenkpfanne. Mit einem Eigelenk kann man Beuge- und Streckbewegungen und Bewegungen von einer Seite zur anderen ausführen. Ein Beispiel für ein Eigelenk ist das Handgelenk: Unsere Hand kann man beugen und strecken, sie lässt sich nach rechts oder links bewegen und auch drehen.

image

Die verschiedenen Gelenkformen.

Das Sattelgelenk  Bei diesem Gelenk ähneln sich die beiden Gelenkteile, sie liegen nur versetzt aufeinander. Beide Teile sehen aus wie ein Sattel, der vorn und hinten nach oben ragt und in der Mitte eine Vertiefung hat. Der Daumen ist mit einem Sattelgelenk mit der Hand verbunden: Mit dem Daumen kann man Vor-und Rückwärtsbewegungen sowie Bewegungen von einer Seite zur anderen durchführen.

Das Scharniergelenk   Das Scharniergelenk arbeitet nur in einer Achse, es ermöglicht lediglich Bewegungen nach vorn und hinten. Das Ellenbogengelenk ist ein Scharniergelenk, denn der Unterarm lässt sich nur beugen und strecken. Das größte Scharniergelenk ist das Knie.

Das Zapfengelenk   Auch ein Zapfengelenk funktioniert einachsig, das heißt, es ist nur eine Drehbewegung – Einwärts- oder Auswärtsbewegung – möglich. Das beste Beispiel für ein Zapfengelenk befindet sich am Ellbogen zwischen Speiche und Elle.

Die Ursachen der Arthrose

Eine Arthrose bezeichnet den fortschreitenden Verschleiß der Gelenke. Sie beginnt mit einem schleichenden und manchmal auch sehr schmerzhaften Abbau des Gelenkknorpels. Danach finden im angrenzenden Knochen Umbauprozesse statt, bei denen die Gelenkfläche nach und nach zerstört wird. In fortgeschrittenen Stadien treten Veränderungen im Bereich des gelenknahen Knochens, der Gelenkschleimhaut, der Gelenkkapsel sowie der gelenkumspannenden Muskulatur auf. Schließlich kann die Arthrose in der Zerstörung des gesamten Gelenkapparates enden. Damit verbunden sind sehr starke Schmerzen und Gelenkunbeweglichkeit.

 

image
Den Verschleiß der Gelenke bezeichnet man als Arthrose.

 

Als häufigste Ursache für die Entstehung einer Arthrose gilt der natürliche Verschleiß bedingt durch Lebensalter, Übergewicht, dauerhafte Fehlhaltungen und Unfälle. Ob und wann eine Arthrose als Folge des ganz normalen Alterungsprozesses auftreten wird, kann man nicht vorhersagen. Klinische Untersuchungen haben aber gezeigt, dass starkes Übergewicht die Entstehung einer Arthrose fördern kann. Außerdem können Fehlhaltungen wie X- oder O-Beine zu einer Arthrose der betroffenen Gelenke führen. Bei einer solchen Fehlstellung wird das gesamte Gelenk nicht gleichmäßig belastet, stattdessen verteilt sich das Gewicht entweder nur auf die innere oder die äußere Seite des Kniegelenks. Da Elastizität und Stabilität dieser seitlichen Gelenkstrukturen geringer sind als die des Mittelteils, sind sie für eine Arthrose deutlich anfälliger.

image
Eine Arthrose ist oft die Folge des ganz normalen Alterungsprozesses.

Auch Unfälle gelten als Risikofaktor – bei rund einem Drittel aller Patienten ist die Arthrose Spätfolge eines Unfalls. Meniskus-und Kreuzbandverletzungen des Knies stellen beispielsweise ein großes Risiko für die Entstehung einer Arthrose dar. Sie verringern die Stabilität des Kniegelenks und begünstigen so eine frühzeitige Gelenkabnutzung. Wenn Sie solche Verletzungen haben, sollten Sie Ihre Gelenke vor starken Über- und Fehlbelastungen schützen.

Außerdem können Knochenbrüche, bei denen die Gelenkflächen beteiligt waren, zu einer Arthrose führen. Entzündungen im Gelenk sind ebenfalls Risikofaktoren, denn sie können den Gelenkknorpel relativ schnell zerstören. Solche Entzündungen entstehen meistens, wenn Bakterien von außen in das Gelenk gelangen. Dies passiert beispielsweise bei Spritzen in das Gelenk, bei Gelenkspiegelungen oder Operationen.

Ein weiterer Faktor, der die Entstehung einer Arthrose fördern kann, ist mangelnde Bewegung. Sie führt dazu, dass nicht ausreichend Gelenkflüssigkeit gebildet wird. Fehlt die Bewegung, geht die Produktion der für die Funktion des Gelenks unentbehrlichen Gelenkflüssigkeit zurück, und der Gelenkknorpel wird nicht mehr genügend mit Nährstoffen versorgt.

Ebenso kann sich eine Arthrose entwickeln, wenn die Gelenke, beispielsweise durch schweren körperlichen Einsatz im Beruf oder durch Extrem- oder Leistungssport, zu stark belastet werden. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Fliesenleger: In dieser Berufsgruppe werden aufgrund der knienden Tätigkeit deutlich mehr Fälle einer Kniearthrose registriert als in anderen Berufen.

Als weitere Auslöser kommen Hormon- und Stoffwechselstörungen wie Gicht, Diabetes mellitus, eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse oder die nachlassende Produktion der weiblichen Sexualhormone in den Wechseljahren in Betracht.

So unterschiedlich diese Faktoren auch sind, eines haben sie doch gemeinsam: Sie beeinflussen nicht nur die mechanischen Abläufe im Gelenk, sondern wirken sich auch negativ auf den Stoffwechsel des Gelenkknorpels aus.

Typische Beschwerden

Zu Beginn der Erkrankung ist ausschließlich der Gelenkknorpel vom Verschleiß betroffen, doch im Laufe der Zeit breitet sich die Arthrose auf alle am Gelenkaufbau beteiligten Strukturen aus. So lässt sich auch erklären, dass Sie anfangs keine oder kaum Schmerzen gespürt haben und die Gelenke voll belasten konnten. Dies liegt daran, dass das zu Beginn der Erkrankung geschädigte Knorpelgewebe weder von Nerven noch von Blutgefäßen durchzogen ist, also auch nicht schmerzempfindlich ist. Das ändert sich jedoch im weiteren Verlauf der Arthrose. Zum Teil heftige Schmerzen sind dann leider oft an der Tagesordnung. Betroffene berichten von Anlaufschmerzen, also Schmerzen, die morgens nach dem Aufstehen oder nach längerem Liegen oder Sitzen zu Beginn einer Bewegung auftreten. Diese Phase kann sich über mehrere Jahre hinziehen.

 

image
Eine Arthrose entwickelt sich schleichend – oft über Jahre hinweg.

Wenn keine Behandlung stattfindet, kommen im weiteren Verlauf Muskelverspannungen und Bewegungseinschränkungen sowie Schmerzen dazu, die dann auch im Ruhezustand auftreten. Das Gelenk wird zunehmend unbeweglicher und steifer. Auch eine Entzündung des betroffenen Gelenks, verbunden mit einer Schwellung, kann im fortgeschrittenen Stadium hinzukommen, das nennt der Arzt dann aktivierte Arthrose. Mit zunehmender Arthrose wird die Bewegungsfreiheit des Gelenks immer weiter eingeschränkt. Letztendlich kommt es zu Verformung, Zerstörung und Versteifung des Gelenks. Vor allem beim Kniegelenk lässt die Stabilität nach und es können sich X- oder O-Beine bilden.

Die Beschwerden bei einer Arthrose auf einen Blick

Belastungsschmerzen

Anlaufschmerzen

Morgensteifigkeit

Knirschen im Gelenk

Ruheschmerzen im fortgeschrittenen Stadium

verspannte Muskeln und Sehnen

eingeschränkte Beweglichkeit

Schonhaltung

Gelenkentzündungen (aktivierte Arthrose)

Gelenkerguss (vor allem bei Kniearthrose)

Gelenkschwellungen

Muskelschwäche

Instabilität des Gelenks mit eventuellen Fehlstellungen

So wird eine Arthrose festgestellt

Die meisten Arthrose-Patienten suchen leider erst dann einen Arzt auf, wenn Beschwerden oder Beeinträchtigungen aufgetreten sind, das heißt in einem fortgeschrittenen Erkrankungsstadium. Erste Hinweise für die richtige Diagnose liefern dem Arzt dann die typischen Beschwerden. Weitere Anhaltspunkte sind das Aussehen der arthrotischen Gelenke, beispielsweise Schwellungen, Bewegungseinschränkungen, Schmerzen, eine veränderte Gelenkstabilität, aber auch Hautveränderungen und schmerzempfindliche Druckpunkte. Vor allem bei einer Arthrose des Knie- oder Hüftgelenks ist das Gangbild sehr aussagekräftig.

Das ausführliche Gespräch

Jede Diagnose beginnt mit einem ausführlichen Interview, bei dem der Arzt unter anderem Ihre Krankenvorgeschichte sowie Ihre Lebens- und Ernährungsweise erfragt. Dazu gehören Fragen nach der körperlichen Fitness sowie nach Unfällen oder Sportverletzungen. Wenn Sie übergewichtig sind, wird Ihr Arzt Sie darauf ansprechen. Sie werden außerdem zu ähnlichen Krankheitsverläufen in der näheren Verwandtschaft, zur derzeitigen Medikamenteneinnahme, der maximalen Gehstrecke, der beruflichen Belastung und Sportarten, die Sie eventuell ausüben, befragt.

 

image
Am Anfang der Diagnose steht die Anamnese.

Wichtig für Ihren Arzt ist auch eine genaue Beschreibung des Schmerzes. Dazu gehören Fragen nach der Art, der Dauer und der Intensität. Im Anschluss an die Anamnese folgt eine ausführliche Beratung. Dabei stehen folgende Themen im Mittelpunkt:

Wie verläuft die Erkrankung?

Wie sollen Sie sich in Zukunft im Alltag verhalten?

Welchen Einfluss haben die verschiedenen Risikofaktoren wie Übergewicht oder Bewegungsmangel auf die Arthrose?

Welcher Belastung dürfen Sie Ihre Gelenke aussetzen?

Die körperliche Untersuchung

Hier steht die genaue Tastuntersuchung des Gelenks und seiner Umgebung im Vordergrund. Auch Muskelverhärtungen, Ergüsse und Schwellungen werden berücksichtigt. Von zentraler Bedeutung für eine exakte Diagnose ist die Feststellung von Funktion und Beweglichkeit der einzelnen Gelenke in alle Richtungen. Vor allem bei Verdacht auf eine Knie- oder Hüftarthrose erfolgen eine Bestimmung der Beinlängen sowie die Vermessung der Achse zwecks eventueller Achsenabweichung. Ihr Arzt prüft Ihren Gang und Ihre Haltung, um so mögliche Fehlstellungen oder Schonhaltungen zu erkennen. Außerdem werden die Muskelkraft und die Wirbelsäule untersucht.

Bildgebende Untersuchungsverfahren

Bei der Diagnose einer Arthrose kann auf bildgebende Verfahren nicht verzichtet werden. An erster Stelle steht hier die Röntgenuntersuchung. Sie macht Veränderung der knöchernen Gelenkform problemlos sichtbar. Der Abstand der Knochen zueinander bzw. ein verschmälerter Gelenkspalt gibt Auskunft über den Schweregrad der Erkrankung und lässt Rückschlüsse über den Zustand des Gelenkknorpels zu. Denn je enger der Gelenkspalt ist, desto weniger Gelenkknorpel ist noch im Gelenk vorhanden und kann dort seine Funktion als Schutzschicht erfüllen, und dementsprechend weit fortgeschritten ist die Arthrose.

Den Einsatz technisch aufwendigerer Verfahren wird Ihr Arzt nur bei ganz speziellen Fragestellungen in Erwägung ziehen. Hier kommen die folgenden Methoden zum Einsatz:

Ultraschall (Sonografie)   Die Untersuchung liefert ein Bild des Istzustandes. Die Sonografie kann wegen ihrer Unbedenklichkeit – die Untersuchungsmethode ist strahlungsfrei – beliebig oft wiederholt werden und dient damit auch der Verlaufsbeobachtung. Das Ultraschallbild gibt Aufschlüsse über eventuell vorhandene Gelenkergüsse und Flüssigkeitsansammlungen, die punktiert werden können.

 

image
In aller Regel wird ein Röntgenbild des betroffenen Gelenks erstellt.

Magnetresonanztomografie (MRT)   Auch die Magnetresonanzoder Kernspintomografie kommt ohne den Einsatz von Röntgenstrahlen aus. Sie dient als Ergänzung des Röntgenbildes. Der Arzt erhält mit der MRT detaillierte Schnittbilder, die die Gewebe um das betroffene Gelenk aufgrund des unterschiedlichen Wassergehaltes abbilden. Mittels Kernspintomografie lassen sich bereits Knorpelveränderungen erkennen, wenn das Röntgenbild noch unauffällig ist.

image

Im Röntgenbild lässt sich der Schweregrad einer Arthrose erkennen.

Computertomografie (CT) Bei der Computertomografie handelt es sich um eine Röntgenuntersuchung mit Computerunterstützung. Diese Untersuchungsmethode bietet im Gegensatz zum normalen Röntgenbild auch Schichtaufnahmen von Weichteilen. Dadurch können Krankheitsherde erkannt werden, die beim Röntgen nicht sichtbar sind.

Laboruntersuchungen

Zwar gibt es keine speziellen Blutparameter, deren Veränderung auf eine Arthrose hindeuten würde, doch dienen Blutuntersuchungen zur Abgrenzung einer Arthrose von beispielsweise einer entzündlichen Gelenkerkrankung wie der rheumatoiden Arthritis, die ähnliche Beschwerden wie eine Arthrose hervorruft. Dies nennt man Differenzialdiagnose.

 

image
Laboruntersuchungen dienen der Abgrenzung zu anderen Erkrankungen.

Blutkörperchensenkung (BKS)  Die Geschwindigkeit der Blutsenkung liefert erste Hinweise darauf, ob ein Mensch gesund oder krank ist. Erhöhte BKS-Werte weisen unter anderem auf rheumatische Prozesse wie Arthritis und aktivierte Arthrose hin. Außerdem stellt der BKS-Wert einen wichtigen Laborwert für die Verlaufs- und Therapiekontrolle dar.

C-reaktives Protein (CRP)  Ein weiterer Blutparameter ist das C-reaktive Protein, ein Eiweiß, das die Leber bildet. Dadurch kann zwischen entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis und nicht entzündlich-rheumatischen Erkrankungen wie der Arthrose unterschieden werden. Außerdem stellt auch das CRP einen wichtigen Laborwert für die Verlaufs- und Therapiekontrolle dar.

Antikörper  Eine weitere Möglichkeit, um die Arthrose von anderen entzündlichen Gelenkerkrankungen abzugrenzen, ist die Bestimmung der Antikörper im Blut. Bei vielen rheumatischen Erkrankungen, auch bei der rheumatoiden Arthritis, handelt es sich um sogenannte Autoimmunerkrankungen. Dies sind Krankheiten, bei denen das Immunsystem irrtümlich körpereigene Strukturen angreift. Typisches Kennzeichen von Autoimmunerkrankungen sind daher Antikörper auf körpereigenes Material. Ihr Nachweis erhärtet den Verdacht, dass den Beschwerden eine Autoimmunerkrankung zugrunde liegt. Werden dagegen keine Antikörper gefunden, kann eine Autoimmunerkrankung wie die rheumatoide Arthritis ausgeschlossen und damit eine Arthrose bestätigt werden.

Rheumafaktor (RF)  Ein weiterer Blutparameter, der für eine rheumatoide Arthritis oder eine andere rheumatische Erkrankung – aber gegen eine Arthrose – spricht, ist der sogenannte Rheumafaktor. Dabei handelt es sich um ein Eiweiß im Blut, das jedoch keineswegs die Ursache rheumatischer Erkrankungen ist. Charakteristisch ist der Rheumafaktor sogar nur für die chronische Polyarthritis. Und selbst hier ist er nur bei etwa der Hälfte der Patienten nachzuweisen.

Gelenkpunktion  Als hilfreich für die Abgrenzung der Arthrose von der rheumatoiden Arthritis hat sich die Analyse der Gelenkflüssigkeit erwiesen. Ein geschwollenes und gerötetes Knie sollte deswegen immer punktiert werden. So finden sich bei einer Arthrose eine höhere Zähflüssigkeit (Viskosität) der Gelenkflüssigkeit und eine kleinere Zellzahl. Dagegen liegt bei einer rheumatoiden Arthritis eine geringere Viskosität der Gelenkflüssigkeit vor, und die Zellzahl ist deutlich erhöht. Außerdem kann bei der rheumatoiden Arthritis in der Punktatflüssigkeit auch der Rheumafaktor nachgewiesen werden.

Die Behandlung der Arthrose

Ziel aller Behandlungsmethoden ist es, die Schmerzen zu lindern und die Bewegungsfähigkeit wiederherzustellen.

Basis-Behandlung

Wichtiger Bestandteil der sogenannten konservativen Behandlung ist es, die erkrankten Gelenke zu entlasten und vor Fehl-und Überlastungen zu schützen. Dies allein trägt schon dazu bei, die Schmerzen zu reduzieren. So empfiehlt sich bei Knie-, Hüft-und auch Wirbelsäulenarthrose, den überflüssigen Pfunden zu Leibe zu rücken. Orthopädische Hilfen wie Stock, Gehstützen, Pufferabsätze und Schuhinnenranderhöhungen sind weitere Entlastungsmöglichkeiten.

 

image
Ein wichtiges Ziel der Therapie ist die Reduktion von Schmerzen.

Die betroffenen Gelenke können mit schmerzlindernden Salben, Cremes oder Gels aus der Apotheke eingerieben werden.

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) Wichtigstes Therapieziel bei Gelenkerkrankungen ist es, die Schmerzen erträglich zu machen und Entzündungen zu verhindern. NSAR lindern Schmerzen, hemmen Entzündungen und senken Fieber. Zu den NSAR gehören unter anderem die Wirkstoffe Ibuprofen, Diclofenac und Naproxen.

Kortison  Kortison ist der Oberbegriff für Hormone, die der Körper in der Nebenniere bildet. Sie übernehmen zahlreiche Aufgaben im Stoffwechsel und im Abwehrsystem. Kortisonpräparate bremsen die Reaktion des Körpers auf einen Entzündungsreiz und hemmen so auch starke Entzündungen an den Gelenken. Allerdings können die Nebenwirkungen recht stark sein, deshalb sollte man Kortison nur nach genauer Besprechung mit seinem Arzt einnehmen.

Hyaluronsäure  Eine weitere Möglichkeit ist die Injektion von Medikamenten direkt in das Gelenk. Zur Schmerzbekämpfung werden Lokalanästhetika in das Gelenk gespritzt. Die Behand- lung mit Hyaluronsäure ist unter Medizinern umstritten. Zum einen ist die Behandlung häufig nur bei einer beginnenden Arthrose erfolgreich. Zum andern hilft das Verfahren oft nur für kurze Zeit – dann muss die Hyaluronsäure erneut gespritzt werden. Da es keinen Wirkungsnachweis gibt, übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen die Kosten nicht. Eine einmalige Behandlung mit fünf Spritzen kostet rund 300 Euro.

Natürliche Extrakte  Extrakte aus Weidenrinde, der Wurzel der Teufelskralle oder Brennnesselblättern können, wenn sie ergänzend eingesetzt werden, ebenfalls sinnvoll sein. Denn auch diese pflanzlichen Arzneimittel beeinflussen Schmerz und Entzündung. Allerdings tritt ihre Wirkung nicht sofort ein. Unterschätzen Sie nicht die Kraft pflanzlicher Arzneimittel und nehmen Sie diese nur ein, wenn Sie vorher mit Ihrem Arzt gesprochen haben.

Opioide  Kehren die Gelenkschmerzen immer wieder oder kann der Schmerz mit den beschriebenen Schmerzmitteln nicht ausreichend gelindert werden, kommen Opioide zum Einsatz. Ziel dieser Therapie ist es, den Schmerz rund um die Uhr in Schach zu halten. Bei den sogenannten retardierten Arzneiformen ist die Wirksubstanz so „verpackt“, dass sie kontinuierlich freigesetzt wird. Diese Opioide werden nicht nach Bedarf, sondern nach einem festen Zeitplan eingenommen. Das verhindert, dass der Wirkstoff plötzlich anflutet und der dadurch entstehende „Flash“ zu psychischer Abhängigkeit führt.

In vielen Fällen ist eine Kombination mehrerer Wirkstoffklassen sinnvoll. Da die Medikamente an unterschiedlichen Orten des Schmerzgeschehens eingreifen, unterstützen sie sich gegenseitig. So kann der Einsatz eines schwach wirksamen Opioids die Wirkung von Schmerzmitteln und Antirheumatika verbessern.

Physikalische Therapie

Bewegung ist wichtig – auch und vor allem bei einer Arthrose-Erkrankung. Sich bei einer Arthrose nicht zu bewegen, aus Angst, dass die Gelenke verschleißen könnten, ist, wie Sie später noch genauer erfahren werden, völlig falsch. Denn erst durch die richtige Bewegung werden die Gelenke „geschmiert“. Die physikalische Therapie beinhaltet neben der Bewegungstherapie auch Behandlungen mit Kälte und Wärme. All diese Anwendungsformen können zu Beginn der Erkrankung das Fortschreiten der Arthrose aufhalten und im fortgeschrittenen Stadium als ergänzende Maßnahme Beschwerden und Funktionseinschränkungen lindern.

 

image
Das erkrankte Gelenk muss bewegt werden!

Bewegungstherapie (Physiotherapie) Physiotherapie hilft, sowohl akute als auch chronische Schmerzen zu verringern. Ein speziell auf Ihre Beschwerden abgestimmtes Krafttraining stärkt und kräftigt die Muskeln des betroffenen Gelenks. Starke Muskeln unterstützen das Gelenk und verleihen ihm mehr Stabilität. Mit aktiven und passiven Dehn- und Bewegungsübungen soll die Beweglichkeit des Gelenks erhöht und einer Verkürzung der Muskeln entgegengewirkt werden. Eine bereits bestehende Muskelverkürzung kann mit solchen Übungen wieder rückgängig gemacht werden. Aber auch Koordinations- und Gleichgewichtsübungen gehören zur Bewegungstherapie. Entscheidend für den Erfolg ist, dass Sie die Übungen regelmäßig machen – egal ob unter Anleitung des Physiotherapeuten oder zu Hause. Mehr dazu in unserem Trainingsprogramm.

image

Die Gelenke werden durch die richtige Bewegung „geschmiert“.

Thermotherapie  Bei einem chronischen Verlauf der Arthrose ohne akut bestehende Entzündung empfinden viele Betroffene die Behandlung mit Wärme als sehr angenehm. Dosierte Wärme, beispielsweise in Form warmer Packungen, Auflagen und Bäder, vor allem Thermalbäder, lockern die verspannte Muskulatur und steigern die Durchblutung. Auf diese Weise werden die Beweglichkeit verbessert und Schmerzen gelindert.

Kältebehandlung  Bei einer akuten Entzündung hat sich die lokale Kältebehandlung bewährt. Dazu dienen Kühlgels, kalte Umschläge oder eine Eismassage. Diese Kälteanwendungen blockieren die Schmerzsensoren – und dieser Effekt kann über mehrere Stunden anhalten. Sowohl die Wärme- als auch die Kälteanwendungen sollten Sie vorab mit Ihrem Arzt besprechen, denn nicht jede Anwendung ist in jedem Stadium der Erkrankung geeignet.

Operation

Hat die Erkrankung ein Stadium erreicht, in dem Schmerzfreiheit und Beweglichkeit mit den oben erwähnten Maßnahmen nicht mehr erreicht werden kann, ist eine operative Behandlung meist nicht mehr zu umgehen. Hier stehen verschiedene Methoden zur Verfügung. Arthroskopische Verfahren (Gelenkspiegelung) werden insbesondere an Knie, Schulter, Ellenbogen, Hand und Hüfte angewandt. Auch Umstellungsoperationen zur Optimierung des Kraftflusses und zur Normalisierung der Achsenverhältnisse können in bestimmten Fällen durchgeführt werden.

Wenn Sie über 60 sind, führt der künstliche Gelenkersatz an Knie, Hüfte, Schulter und Sprunggelenk zu guten Ergebnissen. Im Bereich des Sprunggelenks, des Hand- und Ellenbogengelenks sowie der Wirbelsäule sind auch gelenkversteifende Operationen immer noch von Bedeutung.

Das künstliche Gelenk

Eine Endoprothese – eine Maßnahme, die ebenfalls nur durchgeführt wird, wenn alle anderen therapeutischen Optionen erfolglos waren – kommt hauptsächlich bei einer Arthrose von Knie, Hüfte oder teilweise auch der Schulter infrage. Wichtigster Vorteil der Endoprothese ist, dass die Schmerzen nach dem Eingriff verschwinden und das Gelenk wieder beweglich ist.

 

image
Vor einer Endo-prothese sollten immer alle anderen Therapieformen ausgeschöpft sein.

Dennoch hat auch das Ersatzgelenk Nachteile: Zum einen liegt die Lebensdauer der Prothesen trotz Entwicklung neuer Werkstoffe „nur“ zwischen zehn und 15 Jahren. Die Lebensdauer einer ausgewechselten Prothese ist noch kürzer. Aus diesem Grund versuchen die Ärzte, den Gelenkersatz so weit wie möglich nach hinten zu schieben, das heißt nach Ausschöpfen aller anderen Therapieformen. Zum anderen können sich die künstlichen Gelenke auch lockern, und dann muss erneut operiert werden.

Insgesamt gesehen stellen die Endoprothesen jedoch für viele Betroffene eine gute Behandlungsart dar: Sie verhelfen zu Schmerzfreiheit und einer verbesserten Beweglichkeit. Diese Vorteile sowie die Verträglichkeit der Implantate und immer bessere Operationsverfahren minimieren das Risiko und führen zu deutlich mehr Lebensqualität.

Ein unschlagbares Team: Bewegung und Ernährung

Bei der Behandlung von Arthrose steht gezieltes Bewegungstraining ganz oben auf der Liste der empfohlenen Therapien. Wer aufgrund einer Arthrose lange eine Schonhaltung eingenommen und sich wenig bewegt hat, kann seine Beschwerden mit Bewegung in sehr vielen Fällen reduzieren. Denn ein Großteil der Schmerzen entsteht nicht im Gelenk, sondern im Weichteilgewebe um das Gelenk herum. Durch die lange Schonhaltung ist die Muskulatur verkürzt und verspannt.

 

image
Wie ein optimales Training aussieht, erfahren Sie ab S. 79

Die Wirkung von Knorpelaufbauprodukten oder speziellen Nahrungsergänzungsmitteln ist umstritten und wissenschaftlich nicht belegt. Eine ausgewogene, vitamin- und ballaststoffreiche Ernährung ist wirksamer als die einzelnen Wirkstoffe einer Tablette. Omega-3-Fettsäuren in Fisch und pflanzlichen Ölen haben eine entzündungshemmende Wirkung und eignen sich daher gut für den Ernährungsplan bei Arthrose. Ungünstig sind dagegen Fleisch und Wurstwaren und tierische Fette. Sie führen dazu, dass sich im Körper die entzündungsfördernde Arachidonsäure bildet. Eine fleischarme Mischkost mit viel Obst, Gemüse und pflanzlichen Ölen schmeckt nicht nur gut und versorgt den Knorpel mit allen notwendigen Nährstoffen, sondern führt nebenbei auch zu einer Normalisierung des Körpergewichts, so dass die Gelenke weniger belastet werden. Wie eine arthrosegerechte Ernährung aussieht und wie Sie Ihren Ernährungsplan optimal umstellen, erfahren Sie im nächsten Kapitel.

 

image
Wie eine arthrosegerechte Ernährung aussieht und wie Sie Ihren Ernährungsplan optimal umstellen, erfahren Sie im nächsten Kapitel.
image

In den folgenden Kapiteln erklären wir Ihnen, wie Sie mit der richtigen Ernährung und einem gezielten Bewegungsprogramm wieder beweglicher werden können.

image

DAS ERNÄHRUNGSPROGRAMM: GEGEN DIE SCHMERZEN

Auch wenn eine Ernährungstherapie die Arthrose nicht heilen kann, können Sie durch geschicktes Essen Ihre Schmerzen reduzieren. Bei Übergewicht können Sie ebenfalls eine Menge gegen die Schmerzen tun, wenn Sie Ihr Gewicht langsam und sinnvoll reduzieren. Hier erfahren Sie, welche Nahrungsmittel für Sie am besten geeignet sind und welche Sie besser weglassen sollten. Tagespläne unterstützen Sie dabei, Ihre Ernährung zu optimieren.

Richtig essen bei Arthrose

 

Leider gibt es keine Arthrose-Diät, die alle Beschwerden und Begleiterscheinungen wegzaubert. Dennoch können Sie mit der richtigen Ernährung eine Menge erreichen. Seit längerer Zeit ist bekannt, dass bestimmte Nährstoffe einen günstigen Einfluss auf entzündliche Prozesse im Körper haben. Diese hilfreichen Substanzen sowie allgemeine Tipps zu einer ausgewogenen Ernährung werden auf den folgenden Seiten genauer vorgestellt. Auch zu hohe Blutzucker- und Fettwerte gilt es zu reduzieren, da diese ebenfalls den Knochenstoffwechsel negativ beeinflussen und auf diesem Weg die Arthrose fördern können.

image
Mit der richtigen Ernährung können Sie eine Menge erreichen.

Arthrosen im Bereich der Knie- und Wirbelgelenke entwickeln sich sehr häufig als Folge der ständigen mechanischen Mehrbelastung durch Übergewicht. Wenn Sie also weniger Pfunde auf die Waage bringen, wird das kranke Gelenk weniger belastet, die Arthrose schreitet weniger voran und die Schmerzen gehen zurück. Wenn Sie übergewichtig sind, steht bei Ihnen also eine Gewichtsreduktion an oberster Stelle.

Entzündungen lindern

Entzündungen sind eigentlich eine natürliche Antwort unseres Körpers, beispielsweise auf Stress oder eingedrungene Erreger. Doch auch negative Lebensgewohnheiten wie zu hoher Alkoholkonsum oder eine zu fette und fleischlastige Ernährung können zu unterschwelligen dauerhaften Entzündungen führen. Im Rahmen einer Arthrose können Entzündungen des betroffenen Gelenks auftreten, das nennt man dann eine aktivierte Arthrose. Kommt eine ungesunde, entzündungsfördernde Lebensführung hinzu, können sich die Entzündungen verstärken.

Dagegen können Sie aber etwas tun. Stellen Sie Ihre Nahrung nicht nur auf entzündungshemmende Lebensmittel um, sondern verzichten Sie auch bewusst auf entzündungsfördernde Lebens mittel. Dazu zählen vor allem industriell verarbeitete Nahrungsmittel aller Art mit Zusatz- und Konservierungsstoffen. Reduzieren Sie auch Fleisch und Wurst, da sie sehr viel Arachidonsäure enthalten – dazu gleich mehr.

 

image
Stellen Sie Ihre Nahrung auf entzündungshemmende Lebensmittel um.

Damit chronische Entzündungen gelindert werden bzw. erst gar nicht auftreten, sollten Sie eine Ernährung wählen, die gesunde Vitalstoffe enthält. Dazu gehören Vitamin C, Vitamin D und Vitamin E, Magnesium und vor allem Omega-3-Fettsäuren. Im Folgenden erläutern wir Ihnen die bei Arthrose geeigneten Nahrungsmittel.

Arachidonsäure vermeiden

In den letzten Jahren ist viel über Entzündungsvorgänge geforscht worden. Heute weiß man: Durch äußere Reize, aber auch durch „Fehlsteuerung“ des Immunsystems können spezielle weiße Blutkörperchen aktiviert werden. Wenn sie erhöht sind, deutet das fast immer auf eine Entzündung im Körper hin. Über eine Reaktionskette wird dann aus der Zellwand Arachidonsäure freigesetzt, die wiederum zu Entzündungs-Vermittlerstoffen umgewandelt wird. So kommt es zu Entzündungszeichen wie Schmerz, Schwellung und Überwärmung.

 

Arachidonsäure ist eine mehrfach ungesättigte Fettsäure, die überall im Körper vorkommt und zum größten Teil über die Nahrung aufgenommen wird. Sie ist nur in tierischen Nahrungsmitteln zu finden: besonders viel Arachidonsäure enthalten Fleisch, Eigelb und Milchfett (z. B. Butter, Sahne und Käse). Vermindern Sie die Aufnahme von Arachidonsäure auf 50–80 mg/Tag. Die Zufuhr liegt normalerweise bei 200–400 mg/Tag.

image
Vermindern Sie die Aufnahme von Arachidonsäure auf 50–80 mg/Tag. Die Zufuhr liegt normalerweise bei 200–400 mg/Tag.

Wenn Sie darauf achten, Ihrem Körper möglichst wenige solcher Nahrungsmittel und dafür mehr pflanzliche Kost zuzuführen, steht dem Organismus weniger Arachidonsäure zur Verfügung – und damit weniger Ausgangssubstanz für mögliche Entzündungsreaktionen.

Arachidonsäure in Lebensmitteln

LEBENSMITTELmg/100 g
Schweineschmalz1700
Schweineleber460
Hähnchenfleisch170
Butter110
Ei60
Karpfen60
geräucherte Makrele60
Kalbfleisch50
gekochter Schinken50
Emmentaler, 45 % F. i. Tr.30
Edamer, 45 % F. i. Tr.28
Camembert, 45 % F. i. Tr.22
Forelle20
Kabeljau20
Trinkmilch, 3,5 % Fett4
Joghurt, 1,5 % Fett2
Kartoffeln, Obst, Gemüse, Nüsse0
Sojaprodukte0
pflanzliche Fette und Öle0
Reichlich Omega-3-Fettsäuren

Mehrfach ungesättigte Fettsäuren, wie die Omega-3-Fettsäure, sind für Menschen lebensnotwendig. Die aktivsten Omega-3-Fettsäuren sind EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure), die in fettreichen Kaltwasserfischen (Hering, Makrele, Lachs, Sardine, Thunfisch) und speziellen Mikroalgen aus dem Meer enthalten sind. Die in pflanzlichen Fetten und Ölen vorkommende ALA (alpha-Linolensäure) ist eine Art Vorstufe, aus der im Körper die biologisch aktiveren EPA und DHA gebildet werden können.

Eine Ernährung, die arm an schädlicher Arachidonsäure und reich an Omega-3-Fettsäuren ist, hemmt die Bildung von körpereigenen Stoffen, die eine Entzündungsreaktion des Körpers begünstigen. In Pflanzenölen wie Walnuss-, Raps-, Lein- oder Sojaöl kommen Omega-3-Fettsäuren vor, die im Körper in derartige Arachidonsäure-Konkurrenten umgewandelt werden können. Besonders viel von diesen gesunden Fettsäuren enthalten fettreiche Fischsorten, vor allem Kaltwasserfische, und Fischöl. Die schädigende Wirkung der ebenfalls enthaltenen Arachidonsäure wird durch die Omega-3-Fettsäuren ausgeglichen. Zusätzlich reduzieren sie die Bildung von Arachidonsäure im Stoffwechsel.

Das bedeutet für Sie, dass Sie neben Fisch regelmäßig Omega-3-haltige Pflanzenöle verzehren sollten. Rapsöl enthält 9 %, Walnussöl fast 13 % und Leinöl sogar 54 % Omega-3-Fettsäuren. Mit Rapsöl können Sie gut anbraten, Walnussöl passt gut in Salat und Leinöl eignet sich für Milchspeisen (etwa mit Quark und Früchten) und in geringer Dosierung zum Salat.

 

Wissenschaftler empfehlen bei entzündlichen Erkrankungen eine hohe Dosierung von 30 mg pro kg Körpergewicht. Mit täglich 1 EL Leinöl im Müsli, 1 EL Walnussöl für den Salat und 1 EL Rapsöl zum Anbraten sind Sie bestens versorgt! Eine Portion Fettfisch sollte mindestens ein-, besser zweimal pro Woche auf dem Speiseplan stehen.

image
Wissenschaftler empfehlen bei entzündlichen Erkrankungen eine hohe Dosierung von 30 mg pro kg Körpergewicht.

Stark reduziert werden sollten Sonnenblumen-, Distel-, Erdnuss- und Maiskeimöl, denn sie enthalten große Mengen an ungünstiger Linolsäure, die entzündungsfördernd wirkt. Butter-, Schweine- und Gänseschmalz sollten Sie genauso vermeiden wie Mayonnaise und Palmfett.

Gehalt an Omega-3-Fettsäuren in Lebensmitteln (g/100 g) im Vergleich

ALPHA-LINOLENSÄURE (ALA) EICOSAPENTAENSÄURE (EPA) DOCOSAHEXAENSÄURE (DHA)
Brie, 50 % F.i.Tr. 0,02 Seeteufel 0,03 0,03 Heilbutt 0,40 0,40
Gouda, 45 % F.i.Tr. 0,30 Rotbarsch 0,50 Makrele 1,10
Grünkohl 0,40 Makrele 1,00 Dornhai 1,80
Sesam 0,70 Lachs 1,20 Sprotte 1,90
Sojabohnen 0,90 Aal 1,70 Lachs 1,90
Walnüsse 7,50 Bückling 2,00 Thunfisch 2,10
Sojaöl 7,70 Hering 2,30 Schillerlocken 3,30
Rapsöl 9,20 Heringsöl 2,90 Heringsöl 5,70
Walnussöl 12,90        
Leinsamen 16,70        
Leinöl 54,20        
Die richtigen Vitamine und Mineralstoffe

Eine Ernährung, die reich an Vitaminen (vor allem den Vitaminen C, D und E), Mineralstoffen und Spurenelementen ist, senkt zwar nicht das Risiko, an einer Arthrose zu erkranken, sie hilft aber deutlich, das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten.

In den befallenen Gelenken üben freie Radikale vermehrt ihr zerstörerisches Werk aus. Das sind reaktionsfreudige und aggressive Moleküle, die auch an der Entstehung von Krebs beteiligt sein können und den Körper altern lassen. Aber die Wirkung der Vitamine C und E, der besten Radikalfänger, kann sie daran hindern. Da die Radikale meistens Sauerstoff enthalten und eine Reaktion mit Sauerstoff chemisch als Oxidation bezeichnet wird, nennt man die Radikalfänger auch Antioxidanzien.

Vitamin C kommt in der Natur in nahezu allen tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vor. Als besonders Vitamin-C-haltige Lebensmittel gelten frisches Obst und Gemüse, insbesondere Hagebutten, Sanddornbeeren, Paprika, Zitrusfrüchte, Beerenfrüchte und Kartoffeln.

Gute Quellen für Vitamin E sind in erster Linie pflanzliche Öle. Nüsse, Samen, Butter und Eier enthalten ebenfalls Vitamin E, wenn auch in geringeren Mengen.

Vitamin D kann vom Körper mithilfe direkter Sonneneinstrahlung auf die Haut auch selbst hergestellt werden. Allerdings kommt ein Vitamin-D-Mangel heute deutlich häufiger vor. Grund dafür ist, dass viele Menschen sich nicht mehr regelmäßig draußen aufhalten. Fehlt Vitamin D, ist der Stoffwechsel des Knochens beeinträchtigt, er kann den krankhaften Veränderungen dann nicht genügend Widerstand entgegensetzen. Vitamin E führt hier zu einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden.

 

image
Wenn Sie glauben, dass bei Ihnen ein Mangel vorliegen könnte, sollten Sie Ihren Vitamin-D-Status bestimmen lassen.

Weiterer Baustein einer gesunden Ernährung ist eine ausreichende und ausgewogene Mineralstoffversorgung, denn auch Mineralstoffe wirken entzündungshemmend. Bei Mineralstoffen handelt es sich um anorganische Substanzen, die unter anderem für die Funktion von Knochen, Muskeln und Nerven wichtig sind. Da der Körper die Mineralstoffe nicht selbst herstellen kann, müssen sie mit der Nahrung aufgenommen werden.

An erster Stelle steht hier Magnesium, denn ein Magnesiumdefizit kann die Entstehung chronischer Entzündungen fördern. Magnesium bietet auch einen effektiven Schutz vor freien Radikalen. Zu den Lebensmitteln mit einem hohen Magnesiumgehalt gehören beispielsweise Amaranth, Hirse, Vollkornreis, Mandeln, Meeresalgen, Mangold, Spinat, Brennnessel, Basilikum und Salbei.

Zu den Mineralstoffen zählen außerdem Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium, Chlorid und Phosphat. Für den Knochenaufbau und damit auch für den Aufbau der Gelenke erforderlich ist der Mineralstoff Kalzium. In der Regel lässt sich der tägliche Kalziumbedarf problemlos über die Ernährung decken. Hochwertige Kalziumlieferanten sind unter anderem Milch und Milchprodukte wie Käse oder Joghurt.

Vergessen Sie nicht: Ein Stoffwechsel, der durch eine ausgewogene Ernährung ausgeglichen und intakt ist, unterstützt die Versorgung des Knorpels mit den wichtigen Nährstoffen. Durch eine Ernährungsumstellung lässt sich eine Arthrose zwar nicht heilen, durch die Beachtung nur weniger Regeln können Sie jedoch der Entwicklung einer Arthrose vorbeugen und das Fortschreiten der Erkrankung verzögern.

Vegetarische Lebensmittel schützen vor Arthrose

In einer Studie wurde der Einfluss der Ernährung auf eine Hüftarthrose untersucht. Es zeigte sich, dass ein hoher Anteil vegetarischer Lebensmittel mit vielen Früchten und Gemüse eine schützende Wirkung auf den Knorpel hat. Frauen im Alter von 44 bis 70 Jahren, die sich hauptsächlich vegetarisch ernährten, wiesen deutlich seltener eine Hüftgelenkarthrose auf als Menschen, die eine fleischreiche Ernährung bevorzugten. Die Forscher fanden außerdem, dass dieser knorpelschützende Effekt unabhängig vom Körpergewicht ist und auf dem hohen Anteil an Lauchgemüse, Zwiebeln und Knoblauch in der Ernährung beruht. Verantwortlich dafür ist wohl der besondere Wirkstoff Diallyldisulfid, der in diesen Gemüsesorten enthalten ist. Im Labor wurde die knorpelerhaltende Wirkung dieser Substanz belegt.

 

image
Ein gut versorgter Stoffwechsel unterstützt die Versorgung des Knorpels mit wichtigen Nährstoffen.
Die ideale Ernährungsform

Rheumatologen und Ernährungswissenschaftler empfehlen bei Arthrose eine lacto-vegetarische Kost, die durch Fisch ergänzt wird. Das Wort „lacto“ steht für Milch und Milchprodukte, „vegetarisch“ für Lebensmittel pflanzlichen Ursprungs. Diese Ernährung besteht zum größten Teil aus pflanzlichen Lebensmitteln, die keine entzündungsfördernde Arachidonsäure enthalten, und lässt außerdem Milch und Milchprodukte zu. Zusätzlich sollten Sie Fisch essen, der normalerweise nicht Bestandteil dieser Ernährungsform ist. Fleisch, Eier und fettreiche Milchprodukte wie Sahne oder fetter Käse werden dagegen weitestgehend ausgeklammert.

Müssen Sie wirklich ganz auf Fleisch, Wurst und Käse verzichten? Nein. Denn auch wenn viele tierische Produkte die schädliche Arachidonsäure enthalten, gilt der Satz des Paracelsus: „Allein die Dosis macht das Gift.“ Das bedeutet für Sie:

Essen Sie maximal ein bis zwei kleine, fettarme Fleischmahlzeiten pro Woche. Eine Fleischmahlzeit ist dann klein, wenn das rohe Fleisch nicht mehr als 100 g wiegt.

Wählen Sie aus der Tabelle auf S. 32 arachidonsäurearme Produkte aus und meiden Sie Innereien, denn diese sind besonders schädlich.

Zweimal pro Woche dürfen Sie Wurst oder Käse essen. Wählen Sie einen Käse mit maximal 30 % F. i. Tr. aus. Besonders fettarm sind Hüttenkäse oder Harzer Käse. Wurst enthält immer mehr Arachidonsäure als fettarmer Käse und sollte daher höchstens einmal pro Woche möglichst in Form von gekochtem Schinken, Putenbrust, fettarmer Aspikwurst oder Corned Beef auf dem Speiseplan stehen.

Versuchen Sie statt Wurst häufiger Fisch zum Brot zu essen. Dafür eigenen sich geräucherter, gedünsteter und gebratener Lachs, Makrele, Hering und heimische Fischsorten. Dosenprodukte ohne Sonnenblumenöl im eigenen Saft oder nur in Tomatensauce sind auch in Ordnung. Damit erhöhen Sie gleichzeitig die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren.

Richtig abnehmen bei Arthrose

Gewichtstragende Gelenke wie die Kniegelenke sind doppelt gefährdet: zum einen durch eine bestehende Arthrose, zum anderen durch die verstärkte Belastung und Überbeanspruchung, der sie ausgesetzt sind. Da sich Menschen mit Arthrose wegen ihrer Schmerzen häufig weniger bewegen und folglich weniger Kalorien verbrauchen, erhöht sich ihr Risiko für Übergewicht. Außerdem führt auch die Behandlung mit Kortison und ähnlichen Medikamenten oft zu einer Gewichtszunahme.

Übergewicht belastet die Gelenke erheblich. Vor allem Knie-und Hüftgelenke leiden darunter, denn sie tragen den größten Teil des Körpergewichts. Schon fünf Kilo Übergewicht verdoppeln das Risiko einer Kniearthrose. Bereits ohne die überflüssigen Pfunde leisten die Gelenke enorme Arbeit, weil sie für Bewegung und Stabilität sorgen müssen. Durch Übergewicht nutzen sich die Gelenke schneller ab, was sich vor allem auf den Gelenkknorpel auswirkt, der dem Druck auf das Gelenk standhalten muss. Denken Sie daran: Jedes Kilo zu viel belastet Ihren Bewegungsapparat. Eine Gewichtsreduktion ist für Sie bei Arthrose der erste und wichtigste Schritt zur Schmerzlinderung.

 

image

Übergewicht belastet die Gelenke erheblich.

Das Ernährungstagebuch

Um Ihre Ernährungsgewohnheiten besser im Blick zu behalten, hilft es oft, ein Ernährungstagebuch zu führen: Schreiben Sie zwei Wochen lang auf, was, wann und wie viel Sie jeweils zu sich nehmen, und reduzieren Sie dann gezielt und langfristig.

Raus aus dem Diäten-Dschungel

Viele Menschen, die abnehmen möchten oder müssen, setzen auch heute noch auf eine Diät, um ihr Gewicht langfristig zu reduzieren. Es gibt eine unüberschaubare Menge an Diätvarianten. Alle haben im Prinzip nur einen Effekt: Es werden dabei die täglich aufgenommenen Gesamtkalorien gesenkt. Von solchen Diätformen profitieren Sie nur, wenn Sie sich über den Winter durch reduziertes Sporttreiben und kalorienreiches Essen ein zusätzliches Fettdepot von zwei bis vier Kilo angelegt haben.

 

image
Auf Dauer sind nur ausgewogene Diäten erfolgreich.

Sehen wir uns die gängigsten Diätformen und ihre Folgen einmal an:

Bei Kohlenhydratreduktionsdiäten bzw. Low-Carb-Diäten (etwa GLYX-Diät, LOGI-Diät, Schlank im Schlaf oder metabolische Diäten) werden Kohlenhydrate wie Brot, Gebäck, Kartoffeln, Zucker und Obst reduziert oder sogar ganz gemieden. Die Reduktion der Kohlenhydrate bzw. die unterschiedliche Aufnahme der Kohlenhydrate ins Blut soll eine bessere Fettverbrennung bewirken. Wissenschaftlich sind diese Thesen sehr umstritten. Insbesondere Frauen haben bei der Reduktion der Kohlenhydrate mit einer schlechten Konzentrationsfähigkeit und Niedergeschlagenheit zu kämpfen. Für Männer besteht durch den hohen Anteil an Eiweiß oft die Gefahr von Gichtanfällen.

Fettreduktionsdiäten wie Low-Fat-Diäten („Fett macht fett“ lautet die Theorie) funktionieren nur bei Personen, die pro Tag ca. 100 g Fett in Form von Streichfett wie Butter oder Wurst, Käse und Frittiertem verzehren. Durch eine massive Reduktion von Fett wird die Gesamtkalorienmenge des Tages gesenkt. Somit wird über den Diätzeitraum das Gewicht reduziert. Bei dieser Diätform kommt es jedoch über kurz oder lang zu einer großen Frustration. Fett ist ein Geschmacks- und Vitaminspender und trägt wesentlich zum Genuss des Essens bei. Fehlt in jeder Menükomponente ein großer Fettanteil, macht das Essen keinen Spaß und man fällt schnell in alte Essgewohnheiten zurück.

Bei Reduktionsdiäten wie Pulverdiäten oder der 800-Kaloriendiät ist zwar nach zwei Wochen eine Gewichtsreduktion von mehreren Kilos zu bemerken, doch bei dieser radikalen Reduktion der Nahrung bedient sich unser Körper leider aus der stoffwechselaktiven Muskelmasse, weil er zu wenig Protein durch das aufgenommene Essen erhält. Die Fettdepots dagegen werden nur zögerlich kleiner, und wenn man keine Lust mehr auf diese Diätvariante hat, ist die Muskelmasse reduziert, aber die unerwünschte Fettmasse haftet immer noch am Körper. Dabei ist gerade bei Arthrose die Nährstoffverteilung wichtig: In welchem Verhältnis nehme ich Fett, Kohlenhydrate und Eiweiß zu mir? Ideal sind 45 % Kohlenhydrate, 35 % Fett und 20 % Eiweiß.

Fazit: Personen, die schon über lange Jahre Übergewicht haben, sollten sich am besten von Diäten fernhalten. Sie schüren damit nur den sogenannten Jojo-Effekt, und oft hat man nach einiger Zeit sogar ein höheres Körpergewicht als vor der Diät. Einseitige Diäten bringen unseren Energie- und Leistungsstoffwechsel aus dem Gleichgewicht. Wichtige Enzyme und Hormone, die unsere Körpervorgänge steuern, werden nicht mehr ausreichend gebildet.

 

image
Wer dauerhaft abnehmen möchte, sollte sich von Diäten fernhalten.

Die Lösung ist, dass Sie dauerhafte Gesamtenergie bzw. täglich aufgenommene Kalorien reduzieren. Die „Einfuhr“ der Kalorien durch Nahrung und Getränke und ihre „Ausfuhr“ durch Grundumsatz und Bewegung müssen wie bei einer Waage im Einklang sein.

Um Ihren persönlichen Einklang bzw. Kalorientagesbedarf zu finden, lassen Sie ihn am besten durch eine Ernährungsfachkraft, etwa eine Diätassistentin oder einen Ökotrophologen, ermitteln. Denn jeder Mensch ist ein Individuum und hat seinen eigenen Waage-Einklang. Außerdem hat jeder Mensch unterschiedliche Vorlieben, Tagesabläufe und Erkrankungen, die berücksichtigt werden sollten. So halten Sie auch besser durch, wenn Sie Kalorien reduzieren und weniger essen.

Spezialdiät bei Arthrose?

Bestimmte Diäten bei Arthrose sind wissenschaftlich nicht belegt. Außerdem bergen sie die Gefahr einer Mangelernährung. Eine lacto-vegetarische Ernährung, wie oben beschrieben, hat jedoch eindeutige Vorteile.

Auch wenn wir von einer Wunderpille träumen, die uns ohne eigenes Zutun auf einen Schlag schmerzfrei macht: Vertrauen Sie nicht auf die Wunderpräparate, wie sie in Zeitschriften oder im Internet angeboten werden. Die beste Basis für Ihre Schmerzfreiheit ist immer Bewegung und richtige Ernährung! Grundsätzlich gilt: Reduzieren Sie Arachidon- und Linolsäure stark und erhöhen Sie die Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren. Auch auf Alkohol und Zigaretten sollten Sie weitestgehend verzichten.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842688667
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (Februar)
Schlagworte
Gelenkschmerzen schmerzfrei gesunde Ernährung Arthrose-Schmerzen Selbsthilfe-Programm Patienten-Ratgeber Gesundheits-Ratgeber

Autoren

  • Sven Bach (Autor:in)

  • Patrick König (Autor:in)

  • Michael König (Autor:in)

Die erfolgreiche Bekämpfung des eigenen Übergewichts weckte bei Autor Sven Bach das Interesse an gesunder Ernährung. Er quittierte den Dienst bei der Post und ist seit 1998 als Diätassistent in der Ernährungsberatung tätig. Seit 2007 berät er Patienten mit ernährungsabhängigen Erkrankungen in seinen eigenen Praxen, ist als Ernährungsberater für zahlreiche namhafte Firmen tätig und im Fernsehen als Ernährungsexperte zu sehen. Patrick und Michael König sind Physiotherapeuten und haben ein erfolgreiches Bewegungskonzept bei Arthrose entwickelt. Beide verfügen über praktische Erfahrung im klinischen Alltag, Wettkampferfahrung als Leistungssportler sowie in der Betreuung von Leistungssportlern.
Zurück

Titel: Der Gesundheitskurs: Arthrose