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Tisch-Manieren

Im Restaurant. Beim Geschäftsessen. Zu Hause

von Nandine Meyden (Autor:in)
192 Seiten

Zusammenfassung

Welche Hürden sollte ich beim Geschäftsessen meistern können? Was muss ich bei privaten Einladungen beachten? Wie esse ich schwierige Speisen? Etikette-Expertin Nandine Meyden verrät, wie man rund ums Essen eine gute Figur macht.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Ein Mitteleuropäer nimmt im Laufe seines Lebens durchschnittlich 80.000 Mahlzeiten zu sich, d. h. er verbringt rund sechs Jahre seiner Zeit mit Essen und Trinken. „Was lebt, isst”, sagte bereits 1825 der französische Gastrosoph Jean Brillat-Savarin. Von Anselm Feuerbach stammt der Satz „Der Mensch ist, was er isst”, und der Volksmund behauptet „Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen.”

Das Gewinnen, Zubereiten und Essen von Nahrung gehört zu den grundlegenden Tätigkeiten menschlichen Lebens. Alle Völker dieser Erde haben dafür Rituale und Vorschriften entwickelt. Essen verbindet die Menschen und stiftet Identität: Geschäftsabschlüsse, Hochzeitsmahle sowie das Candle-Light-Dinner frisch Verliebter zeugen davon. Die Symbolik der Hochzeitstorte, des Brotbrechens, des Überbringens von Brot und Salz zu neuen Nachbarn sind auch in Zeiten von Convenience und Fastfood Zeichen dafür, dass das gemeinsame Essen eine tiefere Bedeutung hat. Mehr als die reine Nahrungsaufnahme ist das Essen eng eingebettet ins soziale Leben. Es birgt kommunikative und soziale Aspekte: Essen drückt Beziehungen, Macht, Respekt, Liebe, Gemeinschaft aus. Es übermittelt Botschaften über uns selbst. An einem schön gedeckten Tisch zu sitzen, allein, mit der Familie oder mit Freunden und dabei den Alltag hinter sich zu lassen, ist ein Teil von Lebensqualität.

Vielleicht fragen Sie sich aber, warum Tisch-Manieren eigentlich so wichtig sind. Ganz einfach. Gute Tisch-Manieren

erlauben positive Rückschlüsse auf Ihre Erziehung und Sozialisation,

zeigen dem Gastgeber, dass Sie ihn respektieren,

bedeuten Wertschätzung gegenüber dem Essen,

demonstrieren Ihre Weltgewandtheit,

lassen Sie Situationen bei Tisch besser kontrollieren,

ermöglichen Ihnen bei Tisch auch mit Geschäftspartnern mehr Gelassenheit und somit mehr Aufmerksamkeit für Ihren Gesprächspartner.

Sichere Beherrschung der Tisch-Manieren, Wissen über Wein und Speisen sowie Kenntnis der Regeln für Gast und Gastgeber ermöglichen es Ihnen, die vielen Situationen gemeinsamen Essens besser zu nutzen: Nicht nur im Sinne von Genuss, sondern im Sinne von bewusster Selbstpräsentation. werden Sie in diesem Buch praktische Tipps, Checklisten, Übersetzungen von Fachbegriffen, Hilfen, Ideen und viele Hintergrundinformationen erhalten.

Wenn Sie also

an Essen und Trinken interessiert sind,

gelegentlich beruflich oder privat Gast beziehungsweise Gastgeber sind,

sich bei größeren Veranstaltungen sicherer fühlen möchten,

Ihren Kindern mehr über Tischkultur vermitteln wollen,

Interesse haben, Ihre eigenen Tisch-Manieren zu überprüfen,

neugierig sind, wie Sie Speisen und Wein besser kombinieren können,

hin und wieder über Fremdworte auf Speisekarten stolpern,

bei Geschäftsessen professioneller auftreten wollen,

Die Regeln und Empfehlungen in diesem Buch beziehen sich auf die deutsche Kultur. In anderen Ländern gibt es nicht nur andere Tischsitten, die sich darin äußern können, wie die Gabel benutzt wird, wohin die Serviette gelegt wird und auf welche Art der Löffel in den Mund genommen wird. Es gibt auch vielfach andere Regeln, wie eine Rechnung im Restaurant beglichen wird und wie hoch das Trinkgeld ausfallen sollte.

Festessen bringen Abweichungen und Besonderheiten mit sich, wie z. B. Hochzeiten oder Trauerfeiern. Daraus ließe sich ein eigenes Buch füllen – hier hatte es keinen Platz mehr. In dieses Buch sind die Fragen und Erfahrungsberichte von hunderten meiner Seminarteilnehmer sowie der Zuschauer von „Vorsicht Fettnäpfchen!” eingeflossen. Ihnen allen gebührt an dieser Stelle mein Dank. Durch diese Offenheit und Neugier konnte „Tisch-Manieren” zu einem praxisgerechten Ratgeber werden. Dankbar bin ich auch allen Restaurantchefs und Sommeliers, die mich beim Besprechen und Durchführen der Übungsmenüs für meine Seminare in den letzten 16 Jahren viel gelehrt haben. Mein ganz besonderer und herzlicher Dank gilt Eugenie und Gerd Meyden. Ihre vielen fachlichen Tipps und kritischen Kommentare haben das Buch erst in dieser Form möglich gemacht.

Sie wollen Freunde und Bekannte zum Geburtstag einladen, mit Ihren Kollegen Einstand feiern oder Einladungen für Ihre Hochzeit verschicken. Nur wie? Vielleicht überlegen Sie, ob Sie sich nicht die Zeit und Arbeit sparen und gleich telefonisch einladen. Auf diese Weise bekommen Sie sofort eine Zu- oder Absage und können besser planen. Von telefonisch über ganz locker per E-Mail bis hin zur schön gestalteten und per Hand geschriebenen Karte: Die Möglichkeiten einzuladen sind vielfältig. Es kommt immer auf den Anlass an. Die Form der Einladung prägt von vornherein den Stil der Feier. Sie setzen damit ein Zeichen, wie formell, feierlich oder locker das Miteinander sein soll. Damit geben Sie zudem ein klares Signal, welche Kleidung angebracht ist.

Einladungen aussprechen

Eine mündliche Einladung ist angebracht, wenn Sie spontan planen und die Antwort sofort benötigen. Etwa wenn Ihnen am Freitagabend in den Sinn kommt, am Wochenende Freunde zum Sonntagsbrunch einzuladen, um die neue Terrasse einzuweihen. Hier ist das Zusammensein locker. Wünschen Sie so ein unkompliziertes, lockeres Miteinander, können Sie auch auf elektronischem Weg einladen. Handelt es sich allerdings um ein besonderes Fest, etwa eine Hochzeit, einen runden Geburtstag oder einen anderen großen Anlass, zeigen Sie dessen Bedeutung bereits mit der schriftlichen Einladung. Viele Menschen heben sich die Einladungskarten zusammen mit den Fotos des Festes auf. Wichtig ist: Der Stil der gesamten Mitteilung sollte zum Stil der Feier passen.

Bei großen Anlässen lohnt es sich, bei den wichtigsten Gästen vorher anzufragen, ob sie bei dem von Ihnen geplanten Termin überhaupt kommen können. Erst wenn das feststeht, schreiben Sie die Einladungen an alle Gäste. Je größer das Fest und je wichtiger der Anlass, desto früher sollten Sie die Einladungen versenden. Die meisten Menschen sind heute durch berufliche Verpflichtungen, lange vorher geplante Reisen und private Termine stark in Anspruch genommen. Planen Sie deshalb z. B. für eine große Hochzeitsfeier ruhig einige Monate im Voraus und verschicken Sie die Einladungen so früh wie möglich. Einige Zeit vor dem Termin ist es sinnvoll, noch einmal eine Erinnerung zu verschicken.

Welchen Weg Sie auch wählen, berücksichtigen Sie bei Ihrer Einladung folgende Punkte:

Was genau wird gefeiert?

Wann ist das Fest (Datum, Wochentag, Uhrzeit)?

Machen Sie deutlich, ob Pünktlichkeit erwünscht und wichtig ist.

Wo findet es statt?

Teilen Sie mit, ob für das leibliche Wohl gesorgt wird.

Wie wird der Rahmen sein: festlich, locker, offiziell?

Bei großen Festen sind auch Hinweise zum Ablauf sinnvoll.

Gibt es einen Dresscode, d. h. Wünsche bezüglich der Kleidung?

Anfahrtsbeschreibung und Hinweise für Parkplätze nicht vergessen.

Gegebenenfalls Übernachtungsmöglichkeiten nennen.

Bis wann und in welcher Form soll zu- oder abgesagt werden?

Soll die Person allein kommen oder mit Begleitung?

Gibt es Wünsche für Geschenke, zum Beispiel Geschenklisten bei Hochzeiten, der Wunsch nach einer Spende für eine wohltätige Einrichtung statt eines Mitbringsels?

Auch wenn es sich vielleicht elegant anhört oder schick aussieht: Überlegen Sie gut, ob Sie Abkürzungen in Ihre Einladung schreiben. Nicht jeder versteht es, wenn Sie schreiben „r.s.v.p.”. Sagen Sie lieber: „Bitte antworten Sie bis zum xx.xx.xx.” Drücken Sie klar und deutlich aus, wie Sie die Antwort gern möchten. Ein fertig gestalteter Antwortbogen, den Ihre Gäste nur noch ausfüllen müssen, erleichtert beiden Seiten die Arbeit und sorgt für Klarheit. Hüten Sie sich vor Formulierungsfallen. Oft steht in den Antwortkarten „Ich komme mit … Personen”. Viele sind dann unsicher, ob sie sich dann noch dazuzählen sollen oder nicht. Formulieren Sie lieber so: „Ich komme und bringe … Personen mit.” Das ist deutlicher. Vermeiden sollten Sie ebenfalls, Ihren Gästen Gefühle zu unterstellen. Oft klingt das in Sätzen wie „ich komme gerne” oder „ich komme leider nicht” durch.

Im Folgenden einige Beispiele dafür, wie Sie Einladungen formulieren können.

Informelle private Einladung

Liebe Franziska,

endlich ist es geschafft! Das Haus ist fertig und wir sind eingezogen. Wir freuen uns, wenn du am Freitag, 15. April um 20 Uhr zu unserer Einweihungsparty in die Blumenstraße 37 kommen kannst. Wir werden um 20.30 Uhr das Büfett eröffnen und hoffen auf Gäste mit gutem Appetit. Wir planen einen lockeren Abend, vergiss also den Business-Dress.

Das „kleine Schwarze” darfst du auch gern im Schrank lassen. Bitte gib uns bis Ende der Woche telefonisch unter unserer neuen Telefonnummer xxx/xxx xxx xxx Bescheid, ob du mit uns feiern wirst.

Herzliche Grüße

Susanne und Holger

Formellere Einladung (beruflich und privat)

Sehr geehrter Herr Dach,

zwei für mich wichtige Ereignisse stehen an: Zu meinem 65. Geburtstag werde ich mich als Geschäftsführer der Klug AG zurückziehen.

Am 25. Juni möchte ich deshalb ein Fest mit meinen bisherigen Geschäftspartnern und meinem Freundeskreis feiern. Das Fest beginnt am Samstag, 25. Juni um 19 Uhr im Schlosshotel Lehngarten. Nach einem Empfang mit Aperitif erwartet Sie ein Festakt. Um 20 Uhr speisen wir dann gemeinsam im Rittersaal.

Ich hoffe sehr, dass Sie dabei sind.

Ihr Fritz Meyer

Dunkler Anzug Bitte geben Sie bis zum 1. Juni mit beigefügter Antwortkarte Bescheid, ob Sie teilnehmen werden.

Übernachtungskosten

Was die Gastgeber alles für die Gäste bezahlen, bestimmen die Einladenden vorher. Feste Regeln gibt es nicht. Wichtig ist nur, dass keine Missverständnisse aufkommen. Übernehmen Sie als Gastgeber die Übernachtungskosten nicht, ist ein Hinweis auf den Einladungen hilfreich. Z. B.: „In Oberburg gibt es eine Reihe von Übernachtungsmöglichkeiten für euch. Wir haben sie für euch mit der Adresse und den Preisen aufgelistet. Bitte bucht rechtzeitig, falls ihr hier übernachten wollt, denn in den Sommermonaten kommen viele Touristen.” Möchte man guten Freunden die Kosten ersparen, so kann man für diese ein handgeschriebenes Kärtchen dazulegen: „Liebe Sabine, lieber Franz, wir würden uns freuen, wenn wir möglichst viel von euch in der kurzen Zeit hätten. Vielleicht habt ihr Lust, nicht ins Hotel zu gehen, sondern auf unserem neuen Ausziehsofa zu übernachten? Liebe Grüße, eure Clara”. Oder: „Falls ihr mit den Kindern kommt und abenteuerlustig seid, dann könnt ihr bei schönem Wetter auch bei uns im Garten zelten.”

Werden die Hotelkosten übernommen, sollte folgender Hinweis nicht fehlen: „Wenn ihr zu unserem Fest kommen könnt, seid ihr selbstverständlich auch unsere Übernachtungs-Gäste. Wir teilen euch rechtzeitig mit, in welchem Hotel wir ein Zimmer gebucht haben.”

Geschenk oder Geld?

Manche Gastgeber möchten kein Geschenk, sondern wünschen sich lieber Geld. Das ist meist der Fall, wenn es sich um eine Hochzeit oder eine Housewarming-Party handelt. Bei der Formulierung dieses Wunsches ist Feingefühl gefragt. Also keine barsche Forderung, sondern eine freundliche Bitte, mit der Erklärung warum. Z. B.:

„Liebe Verwandte, liebe Freunde, wie ihr wisst, leben wir schon seit zehn Jahren zusammen und wollen nun heiraten. Wie ihr euch vorstellen könnt, haben wir schon einen kompletten Haushalt – mit allem, was man braucht. Wir sind sozusagen (fast) wunschlos glücklich. Wenn ihr uns eine Freude machen wollt, so wäre es schön, wenn ihr einen kleinen Beitrag für den Gartenteich erübrigen könnt. Davon träumen wir nämlich!” Ist der Gartenteich dann endlich fertig, können Sie ein Foto von sich am Teich mit einer Dankeskarte an die Freunde verschicken. Auf keinen Fall sollten Sie eine Bankverbindung angeben. Das ist zu plump und bringt die Gäste nur in Verlegenheit. Stellen Sie auf Ihrem Fest ein geeignetes Gefäß auf, in das Ihre Gäste einen Umschlag werfen können. Bereiten Sie auch einen Tisch vor, auf den Sie Dinge, wie selbst gebastelte Geldbäume oder Ähnliches abstellen können.

Eingeladen werden

Drücken Sie Ihre Freude über die Einladung aus. Melden Sie sich so schnell wie möglich bei Ihren Gastgebern und bedanken Sie sich. Können Sie kommen, verbinden Sie das gleich mit der Zusage. Je schneller Sie als Gast antworten, desto leichter hat es der Gastgeber mit der gesamten Planung. Antworten Sie erst in letzter Sekunde, ist das nicht nur für die Einladenden schwierig. Auch für Sie kann es ein wenig peinlich sein. Sie erwecken dadurch möglicherweise den Eindruck, dass Ihnen der Termin nicht wichtig genug war, um sich rechtzeitig darum zu kümmern. Vielleicht nähren Sie auch den Verdacht, dass Sie noch abwarten wollten, ob nicht noch eine interessantere Einladung ins Haus flattert.

Müssen Sie absagen, weil die Hochzeit der Freunde am anderen Ende Deutschlands mit Anreise und Unterbringung plus Geschenk und Neuanschaffung von Garderobe die eigenen Möglichkeiten übersteigt, sollte jeder für sich entscheiden, ob er das ganz deutlich mitteilt (es gibt schließlich keinen Grund, sich dafür zu schämen) oder sich in die Ausrede „wegen beruflicher Termine nicht möglich” flüchtet. Möchten Sie deutlich machen, dass Sie es wirklich sehr bedauern, nicht kommen zu können, so sollten Sie dies nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich äußern. Schreiben Sie also ein paar Zeilen, äußern Sie Ihr Bedauern und sprechen Sie gute Wünsche für den Anlass und das Gelingen der Veranstaltung aus.

Diese Punkte sollte Ihre Absage enthalten:

Dank für die Einladung

Eine unmissverständliche Absage

Grund Ihrer Absage

Bedauern, dass Sie nicht kommen können

Interesse an der Veranstaltung/Kontakt zum Einladenden

Würdigung des Anlasses für die Einladung

Eventuell Alternativen für den Termin oder gemeinsame Zukunftspläne

Gute Wünsche für das Fest

Im Folgenden einige Beispiele dafür, wie Sie auf Einladungen antworten können.

Absage (beruflich)

Sehr geehrter Herr Müller,

herzlichen Dank für die Einladung zum Sommerfest der Klug KG. Gerne wäre ich gekommen! Leider habe ich schon vor langer Zeit meinen Urlaub gebucht, so dass ich am 1. Juli schon fern von München sein werde. Ich bedauere es sehr, dass ich nicht dabei sein kann. Gerne hätte ich alle Ihre Mitarbeiter kennen gelernt. Es ist eine schöne Idee, alle Beteiligten, die sich nur von E-Mails und Telefonaten kennen, persönlich zusammenzubringen. Sobald ich aus dem Urlaub zurück bin, melde ich mich wieder bei Ihnen und hoffe, wir finden dann eine andere Gelegenheit, uns außerhalb der beruflichen Hektik zu treffen. Ich wünsche Ihnen und Ihren Mitarbeitern sowie allen Gästen eine schöne Veranstaltung und drücke Ihnen die Daumen, dass das Wetter mitspielt.

Freundliche Grüße

Carla May

Absage nach vorheriger Zusage (privat)

Liebe Friederike,

ich hatte mich schon so auf das Candle-Light-Dinner an deinem Geburtstag gefreut und deshalb auch voller Begeisterung zugesagt. Leider muss ich nun doch absagen. Ich bin sehr traurig darüber und hoffe, du bist mir nicht böse, wenn ich deine Planung durcheinander bringe. Mein Chef hat mich jedoch kurzfristig zu einer Konferenz in Düsseldorf geschickt. Da hatte ich leider keine Wahl.

Bitte entschuldige dieses Hin und Her. Es ist mir wirklich unangenehm. Ich hoffe, du bist einverstanden, wenn wir beide in der Woche danach noch ein wenig nachfeiern. Ich lade dich zu einem Glas Champagner in deiner Lieblingsbar ein. Dir und deinen Gästen wünsche ich einen genussreichen Abend.

Ganz herzlich

Sybille

Geschenke und Mitbringsel

Generell gilt: Als Gast sollten Sie nicht mit leeren Händen kommen. Nur, wenn Sie zu sehr großen Veranstaltungen mit mehreren hundert Gästen, z. B. zu einem beruflich bedingten Fest kommen, ist das eine Ausnahme. Sonst sollten Sie immer eine kleine Aufmerksamkeit dabei haben. Eine andere wichtige Grundregel bei Geschenken ist, die Wünsche des zu Beschenkenden zu respektieren. So lange Sie keine grundsätzlichen rechtlichen oder moralischen Probleme damit haben, sollte der Geschenkwunsch des Einladenden, nicht Ihre eigene Idee im Vordergrund stehen. Das bedeutet, Sie sollten sich auch dem Wunsch nach Geld, als Beitrag zu einer größeren Anschaffung statt eines konkreten Geschenks nicht versagen. Es gibt viele Möglichkeiten, ein Geldgeschenk stilvoll zu überreichen: In Form eines Geldbaums, eines Mobiles, mit Geldscheinen gefüllte Luftballons, in Form der zukünftigen Anschaffung gefalteten Scheinen, einer Schatztruhe, einer Finanzspritze ...

Wenn Sie sich unsicher über die Höhe des Betrags sind, den Sie ausgeben sollten, dann können Sie als Grundregel nehmen: Je seltener das Ereignis, desto größer das Geschenk. Zudem ist Ihre Beziehung zum Beschenkten wichtig, je näher Sie ihm stehen, desto mehr investieren Sie. Ihre eigenen finanzielle Situation abwägend können Sie dann ein Lösung finden.

Auch wenn Sie ein Geschenk persönlich überreichen, ist es gut, wenn eine kleine Karte dabei ist. Das hat mehrere Gründe:

Sie wissen nicht, ob der Beschenkte das Präsent sofort auspackt, oder damit wartet, weil so viele Gäste da sind.

Sie können noch einmal ausführlich darstellen, wie Sie zu dieser Geschenkidee gekommen sind.

Sie können persönliche Wünsche für den Anlass des Festes anbringen, die vielleicht zum Zeitpunkt der Begrüßung und Geschenkübergabe ungünstig sind.

Gesprochene Worte vergehen schneller – geschriebene bleiben.

Falls Sie in einen privaten Haushalt eingeladen sind und eine Kleinigkeit für die Kinder mitbringen möchten, überlegen Sie vorher, ob dieses Geschenk auch im Sinne der Eltern ist. Nicht alle Erziehungsberechtigten mögen es, wenn ihre Kinder viele Süßigkeiten oder lärmendes Spielzeug bekommen.

Nur wenn Sie sicher sind, dass Ihr Gastgeber Topfpflanzen schätzt, dürfen Sie mit dem Gedanken an solch ein Mitbringsel spielen. Im Allgemeinen sind Schnittblumen die richtige Wahl. Die Techniken des Blumenbindens haben sich in den letzten Jahren sehr geändert, die Sträuße sehen anders als früher aus. So ist es auch nicht mehr nötig, unbedingt eine ungerade Zahl Blumen zu wählen. Wichtig ist nur der Gesamteindruck. Da einige Leute abergläubisch sind, sollte man lieber statt 13 Blumen zwölf oder 14 wählen. Bei ganz schlichten Sträußen, aus einer Sorte Blumen, wie einem Strauß roter Rosen, ist es immer noch sinnvoll, eine ungerade Zahl zu wählen. Achten Sie bei der Auswahl der Sorte auch auf die Symbolik der Pflanzen. Es gibt einige Blumen, deren Sprache eindeutig und allgemein bekannt ist. So stehen rote Rosen für Liebe, vierblättriger Klee für Glück, und Vergissmeinnicht trägt die Botschaft schon im Namen. Seien Sie vorsichtig mit rein weißen Sträußen, manche Menschen bringen Sie mit Friedhof, wieder andere mit Hochzeiten in Verbindung. Manche Männer sind irritiert, wenn sie einen Strauß in rosa Tönen bekommen. Sehr zarte Blüten und zarte Töne passen generell nicht zu einem beruflich bedingtem Fest.

Wenn Sie einen jahreszeitlich angepassten bunten Strauß wählen, können Sie eigentlich nichts falsch machen. Sonst ist es mit der Blumensprache schwierig. Erstens sind die Bedeutungen regional durchaus ein wenig verschieden, zweitens weiß heute kaum jemand mehr, dass eine Apfelblüte „ich möchte dir den Vorrang geben”, eine Feuerlilie „du bist leidenschaftlich” oder eine Schlüsselblume „gib mir den Schlüssel zu deinem Herzen” bedeuten soll. Wenn Sie also so etwas ausdrücken möchten, fassen Sie es lieber in Worte. Nur ein Kaktus wird von fast allen Beschenkten in seiner Symbolik verstanden und schafft wenig Freude – es sei denn, man ist Kakteensammler.

Blumen überreichen Sie immer mit nach oben gerichteten Blüten, ohne Papier. Nur bei einer Zellophanhülle können Sie diese um den Strauß gewickelt lassen. Am besten ist es, beim Überreichen das Papier erst mal in der Hand zu halten. Normalerweise nimmt der Gastgeber es Ihnen ab. Falls er nicht selbst auf die Idee kommt, fragen Sie, wenn die Gastgeber gute Bekannte sind, einfach, wohin Sie das Papier tun dürfen. Kennen Sie Ihre Gastgeber nicht, oder diese sind erkenntlich im Stress, legen Sie das Papier einfach mit der Garderobe ab und nehmen es dann wieder mit.

Falls Sie die Blumen schon einen Tag vorher ins Haus der Gastgeber schicken lassen möchten, legen Sie eine kleine Karte dazu. Früher wäre es unmöglich gewesen, einem Mann Blumen zu schenken. Diese Zeiten sind vorbei. Sind Sie als Paar eingeladen, überreicht traditionell der Mann der Gastgeberin die Blumen. Sind Sie in ein Restaurant eingeladen, so bringen Sie keine Blumen mit. Das schafft nur Probleme für die Gastgeber, die Blumen während des Abends versorgt und abgestellt zu wissen und anschließend nach Hause zu bringen.

Ihre Aufgaben als gern gesehener Gast

Ob es sich um ein gemütliches Essen in kleinem Rahmen, ein festliches Dinner mit 120 Personen oder ein Fest mit diversen Programmpunkten handelt – eines ist immer entscheidend für das Gelingen: Das Zusammenspiel von Gast und Gastgeber. Je mehr beide ihre Rollen kennen und wissen, welche Erwartungen der andere hat, desto leichter und sicherer wird das Fest ein Erfolg.

Sind Sie aus beruflichen Gründen eingeladen, sollten Sie niemals vergessen, dass Sie nicht zum Spaß auf dieser Veranstaltung sind, sondern dass es – bei aller Fröhlichkeit, die herrscht und an der Sie auch teilhaben dürfen – ein Arbeits-Termin ist. Ihr Verhalten auf dem Fest prägt nicht nur Ihr eigenes Image bei Kunden und Geschäftspartnern, sondern auch das Image Ihres Unternehmens. Im Klartext bedeutet das bei Festen im Arbeitsumfeld: Tanzen – ja, Tanzen auf den Tischen – nein. Sind Sie privat eingeladen, sollte der Grad Ihrer Fröhlichkeit so sein, dass auch die Gastgeber noch gute Laune haben. Vielleicht finden die es nicht so toll, wenn Sie mit Ihren Schuhen durch das Meissner Porzellan hüpfen.

Auch bei guten Freunden ist eben nicht alles erlaubt. Lockeres und lässiges Verhalten ist nicht gleichbedeutend mit nachlässigem Verhalten. Ein Sprichwort sagt, ein Gast solle sich zwar wie zu Hause fühlen, aber sich nicht wie zu Hause betragen. Hier also ein paar Tipps für alle, die gern gesehene Gäste sein wollen:

Allergiker und Vegetarier machen vor der Veranstaltung auf ihre Restriktionen aufmerksam.

Auf eine Fastenkur dürfen Sie keine Rücksicht nehmen.

Kommen Sie pünktlich.

Erkundigen Sie sich danach, welche Kleidung erwünscht ist, wenn dies nicht durch die Einladung ersichtlich ist.

Bekleidungsvermerke sind bindend und nicht ein unverbindlicher Wunsch.

Grüßen Sie die Gastgeberin zuerst.

Überreichen Sie die Blumen ausgewickelt.

Ein Geschenk sollte mit einer Karte versehen sein.

Sie sollten niemanden (auch keinen Hund!) unangemeldet mitbringen.

Gehen Sie erst zu Tisch, wenn die Gastgeber darum bitten.

Setzen Sie sich erst, wenn alle ihre Plätze gefunden haben und die Gastgeber bitten, Platz zu nehmen – der Tischherr steht dabei links vom Stuhl seiner Tischdame.

Wenn Gastgeber oder Service das Menü erklären, unterbrechen Sie Ihre Gespräche und hören zu.

Auch wenn Sie das Essen eklig finden: Mäkeln ist tabu.

Machen Sie Smalltalk.

Verhalten Sie sich positiv und unterstützend.

Beachten Sie auch subtile Signale der Gastgeber.

Falls Ihre Gastgeber vor dem Essen beten, Sie aber nicht gläubig sind, bleiben Sie einfach ruhig sitzen, jegliche abwertende Kommentare sind tabu.

Zeigen Sie gute Laune.

Kontrollieren Sie Ihr Essenstempo, damit Sie nicht der Letzte sind, auf den alle warten müssen.

Gehen Sie bei Essenseinladungen spätestens eine halbe Stunde nach dem Espresso.

Bedanken Sie sich, wenn Sie die Einladung annehmen oder absagen, wenn Sie kommen, wenn Sie gehen, einige Tage später per Telefonat oder Karte.

Dank sagen

Wenn Sie sich ein paar Tage nach der Einladung bedanken, können Sie dies telefonisch oder auch per E-Mail machen, wenn es eine lockere Party war. Bei großen Festen oder sehr aufwendig gestalteten Abenden sind ein paar handgeschriebene Zeilen gefragt. Würdigen Sie noch einmal die Besonderheiten des Abends und drücken Sie Ihre Freude darüber aus, dass Sie dabei sein konnten.

Im Folgenden einige Beispiele.

Dankesbrief des Gastes nach informellem Abend (privat)

Liebe Susanne, lieber Holger,

nochmals vielen Dank für die Einladung zu eurer „Housewarming-Party”. Ich habe mich gefreut, dass ich dieses schöne Ereignis mit euch feiern durfte. Kompliment für euer Geschick bei der Renovierung, das Haus ist wirklich nicht wiederzuerkennen. Der Abend mit all den interessanten Gästen und dem tollen Büfett hat mir viel Spaß gemacht.

Bis auf hoffentlich ganz bald, eure

Franziska

Dankesbrief des Gastes nach großem Fest (beruflich)

Sehr geehrte Frau Huber,

vielen Dank für die Einladung zu Ihrem Firmenjubiläum. Sie haben einen würdigen Rahmen für die hundertjährige Firmengeschichte geschaffen. Eine großartige Idee, die wichtigsten Stationen der letzten 100 Jahre als hautnah zu erlebende Zeitreise aufzubauen! Ich habe selten einen Abend erlebt, der so viel Gesprächsstoff bot, dass sich wildfremde Menschen begeistert unterhalten konnten. Ich hatte viel Vergnügen, bei Schlagern aus längst vergangener Zeit das Tanzbein zu schwingen. Die Zeit ist wie im Flug vergangen: Ihr Büfett und Ihre Weine haben ein Übriges getan, um diesen Abend lange in Erinnerung zu behalten.

Mit bestem Dank und herzlichen Grüßen

Ihr Klaus Kramer

Dankesbrief des Gastgebers nach großem Fest (privat)

Gedruckter Text:

Herzlichen Dank, dass ihr zu unserer Hochzeit gekommen seid. Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass wir alle zusammen feiern konnten. Eure vielen guten Wünsche haben uns tief berührt. Als wir am Tag nach dem Fest all die schönen Geschenke ausgepackt haben, bedauerten wir es sehr, euch nicht spontan in den Arm nehmen und euch danken zu können. Ihr habt uns eine wirklich große Freude bereitet. Wir hoffen, es war auch für euch ein schönes Fest. Das Foto soll eine kleine Erinnerung an diesen Tag sein.

Handschriftlicher Text:

Liebe Gerda, lieber Klaus,

danke, dass ihr die weite Anreise gemacht habt. Wir waren beide sehr glücklich, dass ihr da wart. Den besten Dank für den großartigen Beitrag zu unserer Bibliothek.

Liebe Grüße von

Claudia und Franz

Checkliste für den perfekten Gastgeber

Empfangen und begrüßen Sie die Gäste am Eingang oder einer übersichtlichen Stelle.

Nehmen Sie ihnen die Garderobe ab oder organisieren jemanden, der das tut.

Bedanken Sie sich für das Kommen.

Machen Sie die Gäste miteinander bekannt.

Gehen Sie sorgsam mit Geschenken und Blumen um. Achten Sie darauf, diese nicht einfach irgendwo lieblos liegen zu lassen.

Geben Sie Orientierung: Zeiten, Programm, wo ist was?

Weisen Sie darauf hin, wie es bei dieser Veranstaltung mit dem Rauchen geregelt ist.

Bitten Sie zu Tisch.

Begleiten Sie Ihre wichtigsten Gäste zu Tisch. Sind Sie ein Paar, so geht der Gastgeber mit dem weiblichen Ehrengast zuerst, die Gastgeberin folgt den Gästen mit dem männlichen Ehrengast.

Wenn alle ihre Plätze gefunden haben: Geben Sie ein Signal zum Hinsetzen.

Dirigieren Sie im Restaurant, wenn à la carte gegessen wird, das Preisniveau diskret, indem Sie Empfehlungen aussprechen.

Übernehmen Sie die Bestellung und teilen Sie die Wünsche Ihrer Gäste dem Service mit, falls Sie kein Menü vorab bestellt haben.

Wählen Sie den Wein aus und testen Sie ihn.

Bevor Sie nach dem Testen den ersten Schluck Wein trinken, prosten Sie den anderen dabei zu. Auf diese Weise erteilen Sie die Erlaubnis, dass der vor allen stehende Wein nun auch getrunken werden darf. Beachten Sie, dass dies bei jeder neu ausgeschenkten Weinsorte gilt, die möglicherweise zu den verschiedenen Gängen gereicht wird.

Halten Sie eine kurze Willkommens- oder Tischrede.

Organisieren Sie den Ablauf und die Reihenfolge, falls es mehrere Tischreden geben sollte.

Wenn es heiß ist: Geben Sie die Erlaubnis, das Jackett abzulegen (falls Sie das wünschen) möglichst frühzeitig, damit die Hemden noch in präsentablem Zustand sind. Sagen Sie dazu ein paar nette Worte wie: „Ich hoffe, die Damen haben nichts dagegen ...”

Wenn Sie vor dem Essen beten, kündigen Sie das Ihren Gästen mit einem freundlichen Lächeln an.

Erteilen Sie das Startzeichen für das Essen. In familiärer Runde können Sie „Guten Appetit”, „lasst es euch schmecken” oder Ähnliches sagen. Bei formellen Anlässen nimmt der Gastgeber oder die Gastgeberin nur das Besteck, sieht lächelnd in die Runde, nickt einmal: Gesagt wird dabei nichts.

Kontrollieren Sie, dass Ihre eigenes Essenstempo nicht zu schnell ist, die Gäste könnten das sonst als Signal, sich zu beeilen, verstehen.

Steuern Sie die Gespräche.

Achten Sie bei den Gesprächen darauf, dass Angehörige von beratenden, heilenden und helfenden Berufen nicht für kostenlose Beratungen missbraucht werden und Prominente nicht belästigt werden.

Kümmern Sie sich darum, dass es allen Gästen gut geht.

Reden Sie mit allen Gästen.

Behalten Sie Organisation und Ablauf des Essens im Auge.

Sorgen Sie dafür, dass das Niveau gehalten wird (Alkohol, Jackett).

Bezahlen Sie nicht am Tisch vor den Augen Ihrer Gäste.

Lassen Sie durch den Service einen Dank an die Küche für das vorzügliche Menü ausrichten.

Falls Sie zu Hause feiern und ein Gästebuch haben, kündigen Sie das rechtzeitig an. Wählen Sie dazu Worte, die die Schreibhemmung nehmen „ein paar kurze Worte ...”

Heben Sie die Tafel auf.

Sorgen Sie für einen schönen Ausklang, indem Sie noch ein paar Worte sagen, die den Abend zusammenfassen, vielleicht auch einen Ausblick geben.

Verabschieden Sie die Gäste.

Bedanken Sie sich für das Kommen.

Kümmern Sie sich darum, dass alle ihre Garderobe bekommen.

Lassen Sie gegebenenfalls Taxis rufen.

Die korrekte Sitzordnung

Bei einem Essen, an dem mehr als zwölf Personen teilnehmen, sind Platzkärtchen sinnvoll. Wenn Sie selbst Gastgeber sind, erleichtern Ihnen Tischkarten die Platzierung Ihrer Gäste erheblich: Jeder weiß sofort, wo sein Platz ist und muss nicht auf Ihre Hinweise warten.

Die Sitzordnung ist immer anspruchsvoll und oftmals auch heikel. Je nachdem, wie formell der Anlass ist, müssen Sie nicht nur entscheiden, wer sich am besten mit wem unterhalten wird, sondern auch wie es mit der hierarchischen Reihenfolge aussieht. Ferner gilt es zu überlegen, ob Sie Paare nebeneinander sitzen lassen möchten oder ob sie diese getrennt platzieren. Für die allgemeine Kommunikation, und wenn es Ihnen wichtig ist, dass sich verschiedene Menschen kennen lernen, ist es günstiger, Paare auseinanderzusetzen. Gesellschaftlich ungeübte Menschen oder auch Partner, die sich wenig sehen, sind oft über getrennte Plätze nicht glücklich. Falls sie getrennt gesetzt werden sollen, achten Sie darauf, dass die Partner immer noch Blickkontakt haben.

Es ist nicht immer leicht zu entscheiden, wer „ranghöher” steht. Dies ist jedoch wichtig, da die Personen mit dem höchsten Rang oder diejenigen, die am wichtigsten bei diesem Anlass sind, am dichtesten bei den Gastgebern sitzen. Beim Erstellen der Sitzordnung ist viel Fingerspitzengefühl erforderlich, um möglichst allen Anforderungen gerecht zu werden und den Abend für sämtliche Beteiligte zu einem angenehmen und interessanten Erlebnis werden zu lassen.

Bei rein gesellschaftlichen Essenseinladungen sind es im Regelfall gleich viele Frauen wie Männer, hier hat jeder Herr eine Tischdame, die rechts von ihm sitzt. Die Aufgabe des Tischherrn besteht darin, seiner Tischdame mit dem Stuhl behilflich zu sein, sich auch zu erheben, wenn sie es tut, und sich um ihre Getränke und ihr Wohlergehen zu kümmern. Haben Sie mehr Frauen als Männer eingeladen, sollten Sie auf jeden Fall Ihr Augenmerk darauf richten, dass die Frauen nicht ganz außen sitzen.

Für die richtige Sitzordnung können Sie meist nach folgender Regel vorgehen:

Die Gastgeber (in den Abbildungen grau dargestellt) sitzen sich gegenüber oder leicht versetzt gegenüber.

Der ranghöchste Herr bzw. der Ehrengast sitzt rechts neben der Gastgeberin.

Die ranghöchste Dame hat ihren Platz rechts neben dem Gastgeber.

Der Tischherr sitzt jeweils links von seiner Tischdame.

Der ranghöchste Gast ist so platziert, dass er in den Raum blickt.

Für das Gegenüber der Gastgeber gibt es verschiedene Möglichkeiten: Der englische Stil gibt vor, dass sie an den schmalen Stirnseiten des Tisches weit auseinandersitzen. Die französische Variante lässt die beiden Gastgeber in der Mitte der langen Seiten der Tafel sitzen (Abb. 1). Für die Kommunikation bei Tisch ist die französische Variante besser geeignet. Sie hat den Vorteil, dass die Gastgeber mit allen wichtigen Gästen und auch untereinander leichter kommunizieren können, falls noch eine Abstimmung oder Entscheidung nötig ist.

Sind Sie alleiniger Gastgeber, achten Sie darauf, dass die wichtigste Person rechts neben Ihnen sitzt, die nächst wichtigen auf Ihrer linken Seite und gegenüber von Ihnen (Abb. 2).

Bei langen Tafeln in Form eines I oder bei sehr großen Veranstaltungen, in denen Tische als T-, U- oder in Kamm-Form stehen, sollten der oder die Gastgeber möglichst zentral sitzen (Abb. 3). Achten Sie stets auf den kommunikativen Aspekt, es geht nicht darum, an einer Tafel zu residieren – es ist ja kein Meeting. Wichtig ist es, für alle sichtbar zu sein, selbst den Überblick zu haben und sich mit möglichst vielen Menschen unterhalten zu können.

Generell gilt:

Gleichgeschlechtliche Paare sind ebenso wie heterosexuelle Paare zu behandeln.

Der Rang des begleitenden Partners entspricht dem der eingeladenen Person.

||| Die protokollarische Rangfolge

Der Ehrengast steht an erster Stelle.

Ausländer (bei gleichem Rang) vor Inländern.

Gewählte Ämter vor berufenen Ämtern.

Ehepartner werden nach Rang ihres anwesenden Partners behandelt.

Bund vor Land.

Land vor Kommune.

Kunst vor Wissenschaft.

Wissenschaft vor Industrie.

Dienstalter vor Lebensalter.

Andere Institutionen vor der eigenen Institution.

Stellvertreter nach ihrem eigenen Rang, nicht nach Rang des Amtsinhabers.

Vergessen Sie nicht, bei sehr vielen Gästen einen so genannten Placementspiegel aufzustellen. Auf dieser Tafel sind die Namen der Gäste in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet, hinter dem Namen steht die Bezeichnung des Tisches, an dem der Gast sitzen wird. Eine Skizze des Raums erleichtert es, zielgerichtet auf den eigenen Tisch zuzusteuern. Eine Nummerierung der Tische ist dabei nicht günstig. Ein Gast, der sehen muss, dass die Gastgeber an Tisch Nummer eins sitzen, er am Tisch 14 sitzt und es 15 Tische gibt, wird sich nicht sehr wertgeschätzt fühlen. Deshalb ist es üblich, die Tische mit Namen von Blumen, Ländern, Städten, Flüssen oder bei Firmenveranstaltungen mit Produktnamen zu versehen.

Sie wünschen eine Sitzordnung, möchten aber keine hierarchischen Kriterien einbringen oder diese passen nicht, so haben Sie immer noch die Möglichkeit, die Sitzordnung mit einem Spiel zu gestalten. So könnte zum Beispiel jeder Gast ein Los ziehen, auf dem sich ein Symbol befindet. Das gleiche Symbol hat dann noch eine zweite Person, die dann der Tischnachbar wird. Bei mehreren Tischen können dann alle an einem Tisch sitzen, die das gleiche Symbol auf ihrem Zettel haben und dieses in der Tischdekoration wieder finden.

Wenn Sie zu sich nach Hause einladen, bedenken Sie, dass die Sitzordnung für Sie als Gastgeber praktikabel sein muss. Sie müssen schließlich öfter in die Küche gehen, um etwas zu holen oder den Zustand der köchelnden Gerichte zu überprüfen. Da ist es nicht sinnvoll, wenn Sie sich jedes Mal an den Gästen vorbeischlängeln müssen.

Zum guten Stil gehören entsprechende Tisch-Manieren. Die Missachtung von Tisch-Manieren und Etikette kann im Beruf, bei einem Rendezvous oder im Urlaub sehr peinlich sein, vor allem wenn der Betroffene gar nicht bemerkt, was er falsch gemacht. Damit Ihnen das nicht passiert, erhalten Sie auf den folgenden Seiten einige Tipps, die zu einer guten Esskultur gehören.

Die Haltung bei Tisch

Die meisten Fehler passieren, weil viele Menschen bereits falsch am Tisch sitzen. Sie sitzen zu weit von der Tischkante entfernt. Auf diese Weise müssen sie sich zwangsläufig beim Essen nach vorn beugen. Diese ständige Auf-und-Ab-Bewegung sieht nicht nur unschön aus, sie führt auch dazu, dass leichter gekleckert wird. Generell gilt: Die Sitzhaltung ist immer aufrecht, das bedeutet, der Oberkörper bleibt ruhig. Der alte Spruch „das Besteck bewegt sich zum Mund, nicht der Mund zum Besteck” gilt auch heute noch. Die Lehne des Stuhls wird nur zum Abrücken des Stuhls benutzt. Beim Essen lehnen Sie sich nicht an, nur zwischen den Gängen können Sie die Rückenlehne dezent nutzen, ohne dass der Körper dabei in sich zusammensackt. Vor dem Körper sollten Sie ungefähr eine Handbreit Platz bis zum Tisch haben, so sitzen Sie bequem und müssen keine unruhigen Bewegungen machen, um zu essen. Wenn Sie die Sitzfläche des Stuhls möglichst komplett ausnutzen, so dass Ihre Oberschenkel eine möglichst große Auflagefläche auf dem Stuhl haben, ist es leicht, auch während eines mehrgängigen Menüs entspannt zu sitzen. Ihre Füße sind dabei nicht um die Stuhlbeine geschlungen – das sieht unschön aus (Abb. 4).

Abb. 4: Falsche Haltung bei Tisch: Um die Stuhlbeine geschlungene Beine

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Die Ellenbogen befinden sich dicht am eigenen Körper. Während des Essens werden die Arme nur parallel zum Rumpf und eng am Körper bewegt. Mit dieser Art des Essens stören Sie Ihren Tischnachbarn nicht, auch wenn Sie eng beieinander sitzen. Ihre Hände ruhen etwa fünf bis zehn Zentimeter oberhalb der Tischkante. Wie weit Sie die Hände über die Tischkante hinaus legen dürfen, hängt von der Art des Schmucks oder der Manschettenknöpfe ab.

Hände gehören nicht unter den Tisch. Wenn Sie gerade nicht essen, ruhen die Hände wie oben beschrieben auf dem Tisch. Halten Sie allerdings Besteck in der Hand, sollten Ihre Hände mit dem Besteck nicht auf den Tisch gestützt werden. Möchten Sie Ihre Arme entspannen, können Sie jederzeit das Besteck auf dem Teller ablegen und Ihre Hände auf den Tisch legen. Die Ellenbogen sind zu keinem Zeitpunkt auf dem Tisch, weder während der Essenspausen noch nach dem Essen (Abb. 6).

Ihr Platz am Tisch ist auf der linken Seite begrenzt durch die linke Kante von Brot- oder Salatteller, auf der rechten Seite durch die rechte Kante des äußeren Glases.

Grundsätzliches Verhalten beim Essen

Alles, was sich nicht in Ihrer Reichweite befindet, wie etwa Salz oder Brot, nehmen Sie sich nicht mit weit ausholenden Bewegungen. Bitten Sie Ihren Nachbarn höflich darum, aber greifen Sie nicht ausholend über den Tisch. Grundregel: Der Arm darf nie ganz durchgestreckt sein.

Von rechts wird serviert und abgeräumt. Von links bekommen Sie nachgereicht oder es werden Ihnen Platten zur Selbstbedienung gereicht. Wenn Sie sich selbst von den Platten nehmen: Nur der Service nimmt die beiden Besteckteile (Vorlegebesteck) in eine Hand, Sie benutzen bitte beide Hände.

Falls Sie während des Essens mal auf die Toilette müssen, gilt: Während eines Menüs verlässt man generell nicht den Tisch. Müssen Sie allerdings unbedingt zwischen den Gängen gehen, entschuldigen Sie sich kurz ohne Angabe von Gründen. Es geht niemanden etwas an, ob Sie Ihren Lippenstift nachziehen wollen, eine Faser aus den Zähnen entfernen müssen, kurz bei Ihrem Babysitter nachfragen möchten, ob noch alles in Ordnung ist oder ob Sie sonstige körperliche Bedürfnisse haben. Deshalb ist es auch völlig überflüssig, zu sagen, Sie müssten sich nur kurz die Nase pudern.

Auf den Tisch gehören weder Handys noch Handtaschen, auch keine Hüte oder Mützen! Haben Sie eine kleine Handtasche dabei, können Sie diese entweder unter Ihre Serviette, auf den Schoß oder zwischen Rücken und Stuhllehne legen. Größere Handtaschen gehören auf den Boden, vor Ihnen zwischen Ihre Füße. Auf keinen Fall wird die Handtasche über die Stuhllehne gehängt oder neben den Stuhl gestellt. Dort stören sie nur den Service, der dann nicht mehr gut an den Tisch kommt. In manchen Restaurants werden schon so genannte Taschenhocker angeboten. Sie bieten Frauen mit sehr hochwertigen Handtaschen die Möglichkeit, das gute Stück nicht auf den Boden, sondern auf einen kleinen Schemel zu stellen. Übrigens: Vom Teller des Nachbarn zu probieren ist auch dann tabu, wenn es Ihr Partner ist.

Korrekter Umgang mit Besteck, Geschirr und Gläsern

Es gibt ein Grundprinzip bei Tisch, das viele Regeln erklärt: die Symmetrie der Tafel. Jeder schön gedeckte Tisch ist so eingedeckt, dass das Arrangement von Geschirr, Besteck und Gläsern für jeden Gast exakt gleich ist. Auch die Tischdekoration sowie Butterschalen oder anderes sind punktgenau eingesetzt. Jeder Gast, der sich nun entscheidet, sein Rotweinglas ein wenig zu verrücken, weil er dann besser Händchen mit der Nachbarin halten kann oder den Brotteller direkt vor sich platziert, um nicht zu krümeln, zerstört diese Symmetrie und damit den Anblick der festlich gedeckten Tafel. So erklärt es sich, dass die Position der Teller nicht verändert werden darf und der Brotteller seinen Platz behalten muss.

Das Besteck

Das Besteck links und rechts neben dem Teller wird von außen nach innen verwendet. Das über dem Teller liegende Besteck hat die entgegengesetzte Reihenfolge: Das dem Teller nächstliegende Besteck wird zuerst benutzt, dann arbeitet man sich nach außen vor. Sie werden es aber selten vorfinden, dass mehr als zwei Besteckteile, die zusammengehören, oberhalb des Platztellers eingedeckt wurden. Das Dessertbesteck besteht aus Löffel und Gabel, gebrauchen Sie beide Teile gleichzeitig und verwenden Sie dabei den Löffel nicht nur in seiner klassischen Funktion, sondern auch als Messerersatz zum Zerteilen. Sollten Sie eines der beiden Bestecke nicht mehr benötigen, können Sie es im oberen Teil des Tellers ablegen und nur mit dem anderen Besteckteil essen. Sie können beide Teile, also sowohl Löffel als auch Gabel zum Mund führen. Eleganter ist es, wenn Sie dafür nur eines der Bestecke benutzen.

Die Spitze des Bestecks darf nie nach oben oder auf das Gegenüber gerichtet sein. Das sieht nicht nur unschön aus, sondern hat auch einen aggressiven Touch. Machen Sie niemals unterstreichende Gesten, wenn Sie das Besteck in der Hand halten. Auch damit können Sie Ihre Tischnachbarn irritieren. Möchten Sie Ihre Hände für Gesten einsetzen, ist das selbstverständlich auch bei Tisch möglich. Legen Sie einfach Ihr Besteck auf dem Teller ab und gestikulieren Sie dann. Vermeiden sollten Sie dabei allerdings weit ausholende Gesten.

Wenn Sie nachgelegt bekommen möchten, kreuzen Sie das Besteck auf dem Teller. So sollte das Besteck auch liegen, wenn Sie eine Essenspause machen (Abb. 7).

Sind Sie mit dem Gang fertig, wird es parallel, wobei die Griffe gegen fünf Uhr zeigen, abgelegt (Abb. 8).

Bitte bauen Sie keine „Brücken”, indem Sie das Besteck mit dem Griff auf dem Tischtuch auflegen und die Spitze auf dem Tellerrand ruht (Abb. 9). Es gilt die Regel, dass das Besteck, das einmal das Tischtuch verlassen hat, dieses kein zweites Mal berühren darf. Durch die Schräglage könnte Sauce am Griff herunterlaufen.

Ebenfalls weit verbreitet ist der Fehler, den Suppenlöffel in der Suppentasse stecken zu lassen. Das sollten Sie nie tun. Es besteht immer die Gefahr, dass Sie oder jemand vom Service gegen den Löffel stößt und dann die ganze Tasse umfällt (Abb. 10).

Legen Sie den Löffel stets auf den Unterteller der Suppentasse (Abb. 11). Manchmal sind zwei Teller unter der Tasse. Der untere, etwas größere ist nur zum Servieren gedacht. So ist es für den Service leichter, die heißen Tassen zu transportieren. Den Löffel legen Sie immer auf den Teller, der direkt unter der Tasse ist.

Aus dem gleichen Grund lassen Sie Ihr Besteck auch nie in einem Eisbecher stehen, sondern legen es immer auf den Unterteller ab (Abb. 12, 13).

Bitte schieben Sie nicht den Teller nach dem Essen von sich weg, damit unterstreichen Sie zu demonstrativ, dass Sie mit

Abb. 10: So wird der Löffel nicht abgelegt

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Abb. 11: So wird der Löffel bei einer Suppentasse abgelegt, wenn Sie entweder eine Pause machen oder fertig sind

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Ihrem Gang fertig sind – das könnte Ihre Nachbarn unter Zeitdruck setzen. Ebenso behindern Sie damit den Service, der sich weit über den Tisch beugen müsste, um Ihren Teller vom Tisch zu nehmen. Aus diesem Grund „unterstützen” Sie auch bitte nicht den Service mit dem Zusammenstapeln von Geschirr. Tatsächlich machen Sie damit den Mitarbeitern des Restaurants das Arbeiten nur schwerer. Geschulter Service hat spezielle Handgriffe, die auf effektive Weise das Auf- und Abtragen gewährleisten. Das funktioniert nur, wenn sich die Gäste an die Spielregeln halten. Legen Sie Ihr Besteck anders ab oder reichen Sie den Teller an, so können die gewohnten, sicheren Handgriffe nicht eingesetzt werden.

Die Gläser werden meist von rechts nach links aufgereiht, manchmal stehen sie auch im Dreieck. Dann verwendet man sie vom Tellerrand her Richtung Tischmitte. Stielgläser werden nur am Stiel, möglichst im unteren Drittel angefasst. Die Hand ist auf diese Weise maximal vom Kelch entfernt und erwärmt den Wein nicht. Der Finger wird dabei entgegen allen anders lautenden Gerüchten nicht abgespreizt.

Rechts des Tellers liegen höchstens vier, links des Tellers maximal drei Besteckteile. Über dem Teller finden Sie zwei bis maximal vier (Abb. 14). Bei mehreren Gängen wird das Besteck dann vor jedem neuen Gang nachgedeckt. Lediglich Sonderbestecke werden manchmal zusätzlich, oft schräg angelegt, eingedeckt. Das Dessertbesteck ist oberhalb des Tellers‚ Löffel oben, Griff nach rechts, Gabel darunter mit Griff nach links. Der Brotteller wird links neben der Gabel eingedeckt, er bleibt meistens bis zum letzten Hauptgang auf dem Tisch. In manchen Restaurants wird er auch nach Suppe oder Salat entfernt. Solange der Brotteller auf dem Tisch steht, dürfen Sie auch vom Brot essen.

Abb. 14: Komplettes Gedeck für fünf Gänge

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Wird zwischen den Hauptgängen ein Sorbet gereicht, wird der Löffel am Sorbet angelegt, aber nie eingedeckt. Der Suppenlöffel liegt rechts neben den Messern, früher war er auch gelegentlich unter dem Dessertbesteck.

Zusätzlich gibt es noch eine Reihe von Spezial- und Hilfsbestecken (Abb. 15) wie Kaviarmesser und Kaviarlöffel, Hummergabel und Hummerzange, Schneckengabel und Schneckenzange, Gourmetlöffel, Fonduegabel, Krebsmesser, Austerngabel.

||| Essen mit Stäbchen

In vielen asiatischen Ländern wie China, Japan oder Korea ersetzen Stäbchen Messer und Gabel. In Thailand finden Stäbchen nur beim Essen von Nudelsuppe Verwendung. Die festen Bestandteile werden mit den Stäbchen herausgefischt, die Flüssigkeit direkt aus der Schüssel getrunken. Andere thailändische Gerichte, die auf Tellern angerichtet sind, werden mit Gabel und Löffel verzehrt, wobei die Gabel dazu dient, die Speisen auf den Löffel zu befördern. Es gäbe viel zu den Etikette-Regeln der jeweiligen Länder im Umgang mit Stäbchen zu sagen. Hier soll es jedoch nur um den korrekten Umgang mit Stäbchen in einem asiatischen Restaurant in Deutschland gehen. Legen Sie ein Stäbchen in den Schnittpunkt zwischen Daumen und der übrigen Hand und legen es auf der Spitze des Ringfinger ab. Dieses Stäbchen wird nicht bewegt und sollte stabil liegen.

Abb. 16: Essen mit Stäbchen

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Das zweite Stäbchen wird ähnlich wie ein Stift mit den Spitzen des Daumens, Zeige- und Mittelfinger gehalten. Achten Sie darauf, dass sich die Stäbchenspitzen auf der gleichen Höhe befinden. Schwenken Sie das zweite Stäbchen zum stationären Stäbchen und hin wieder davon weg. Auf diese Weise können Sie auch große Dinge einfach festhalten. Mit etwas Übung fungieren die Stäbchen wie ein Paar Greifer. Tipp: Für den Anfang kann es helfen, die Stäbchen in der Mitte zu fassen. Mit mehr Erfahrung können Sie dann immer weiter zum Ende rutschen und damit die Kapazität der Stäbchen vergrößern.

Die Serviette

Gelegentlich werden aus Servietten komplizierte hohe Gebilde geformt, die auf den Platzteller drapiert die Sicht auf das Gegenüber verstellen und jederzeit umzukippen drohen. In so einem Fall dürfen Sie die Serviette einfach hinlegen. Das bedeutet, sie genauso gefaltet oder gerollt wie sie ist von ihrer senkrechten Position in eine waagerechte Lage zu bringen. Sind Sie der Gastgeber, können Sie die Serviette nach dem Bestellen entfalten und auf den Schoß legen. Dieses Zeichen ist dann Signal für alle, es ebenso zu machen. Es ist wichtig, die Serviette zu Beginn des Abends auf den Schoß zu legen, und nicht erst dann, wenn das Essen kommt. Oft wird es übersehen, dass der professionelle und leise Service sich schon mit dem ersten Gang nähert. Wenn alle erst dann ihre Servietten entfalten, müssen die Kellner mit den heißen und schweren Tellern in der Hand warten. Das ist erstens nicht angenehm, zweitens verzögert sich so der Ablauf. Zudem gibt es manchmal vorab als Überraschung einen „Gruß aus der Küche”, auch Amuse-gueule oder Amuse-bouche genannt. Auch dazu sollte der Platz bzw. Ihr Platzteller frei sein.

Die Serviette wird niemals ganz entfaltet. Sie liegt einmal halbiert während des ganzen Essens auf dem Schoß. Sie nehmen sie immer nur dann ein Stück nach oben, wenn Sie sich den Mund abtupfen wollen, danach kommt sie wieder auf den Schoß zurück. Zwischen den Gängen bleibt sie dort ebenfalls liegen. Wenn Sie die offene Seite der Faltung zum Körper hin platzieren, können Sie mit der Innenseite der „Oberhälfte” den Mund abtupfen und beim Ablegen bleibt sowohl die Außenseite als auch Ihre Kleidung unter der Serviette stets sauber. Bevor Sie trinken, tupfen Sie sich kurz den Mund ab. Auf diese Weise vermeiden Sie unappetitliche Fettränder an den Weingläsern. Wenn Sie den Platz verlassen, liegt die Serviette locker zusammengefaltet links neben Ihrem Teller.

Dort wird sie auch lose gerafft oder gefaltet nach dem Essen abgelegt, bitte nicht akkurat zusammenlegen. Das gilt sowohl für Stoff- als auch für Papierservietten. Auch Papierservietten werden niemals auf dem Teller abgelegt und auch nicht zusammengeknüllt. Das ist eine der wenigen Regeln, die sich in der Etikette geändert haben. Früher kam die Papierserviette auf den Teller. Appetitlich hat es noch nie ausgesehen. Grund der Änderung ist die Mülltrennung, bei der heute Papierservietten getrennt von den Speiseresten entsorgt werden.

Wichtige Startzeichen

Bei einem Essen gibt es für fast alles ein Startzeichen. So soll gewährleistet werden, dass der Abend gemeinsam erlebt wird. Eine Ausnahme ist das Wasser. Sobald alle Gäste Wasser in ihren Gläsern haben, dürfen auch alle davon trinken, ohne dass dafür ein Signal gegeben werden muss. Anders ist es beim Wein. Hier kommt dem Gastgeber das Privileg zu, seine Gäste zum Trinken einzuladen. Das bedeutet, der Gastgeber oder die ranghöchste Person erheben als Erste das Glas, werfen einen Blick in die Runde, deren Gäste dann ebenfalls das Glas erheben. Nach dem ersten Zutrinken sollten alle noch einen Blick in die Runde werfen und dann erst das Glas wieder abstellen. Dorthin, wo es vorher stand. Ob der Gastgeber diesen ersten Schluck mit einer Tischrede oder einem Toast verbindet, hängt vom Anlass und Geschmack ab. „Prost” eignet sich nur für sehr rustikale Veranstaltungen, z. B. wenn in einem Biergarten gefeiert wird. Für den gehobenen Rahmen ist „zum Wohl” der passende Ausdruck. Werden im Lauf eines Menüs verschiedene Weine zu den einzelnen Gängen gereicht, sollte der Gastgeber mit einem freundlichen Nicken die Aufforderung zum Trinken geben. Ein neuerlicher Toast ist unnötig. Wichtig ist für alle, dass die Gläser nicht so weit erhoben werden, dass sie sich direkt vor dem Gesicht befinden – sonst kann der Blickkontakt zum Gegenüber nicht mehr hergestellt werden. Als Grundregel können Sie sich merken, dass der Glasrand des Kelchs nicht höher als Ihr Kinn sein sollte. Angestoßen wird nur bei besonderen Gelegenheiten wie Geburtstagen oder Jubiläen, allerdings auch nur einmal.

Der Gastgeber gibt das Zeichen, dass mit dem Essen begonnen wird. Das bedeutet, dass Sie als Gast keinen Schluck Wein trinken und keinen Bissen Ihres Menüs essen dürfen, bevor Ihnen nicht der Start signalisiert wurde. „Guten Appetit” eignet sich nur für familiäre Runden, „Mahlzeit” ist völlig deplaziert. Dieses Wort sollten Sie ganz aus Ihrem Wortschatz streichen. Je formeller das Essen ist, desto mehr wird vom Gastgeber auf eine mündliche Aufforderung verzichtet und nur mit einem kurzen Nicken mit dem Kopf, wenn alle ihr Essen vor sich haben, der Beginn signalisiert.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869101378
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2019 (Januar)
Schlagworte
Benimm-Ratgeber Benimm-Regeln Etikette Geschäftsessen Knigge Tisch-Manieren Umgangsformen

Autor

  • Nandine Meyden (Autor:in)

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Titel: Tisch-Manieren