Lade Inhalt...

Aktfotografie zu Hause

Der Einstieg in die Aktfotografie. Grundlagen, Bildideen und Anleitungen. Leicht erklärt - perfekt für Anfänger

von Henrik Pfeifer (Autor:in)
224 Seiten

Zusammenfassung

Aktfotografie für Einsteiger
So gelingen erotische Fotos – ohne umfangreiches Equipment und in den eigenen vier Wänden! Für Hobbyfotografen perfekt: Die Grundlagen der Fotografie werden leicht verständlich und mit vielen Bildern erklärt. Im großen Workshop-Kapitel lernen Sie Schritt für Schritt, worauf es bei Aktfotos ankommt. Alle Beispiele sind zum Nachfotografieren geeignet. Dazu gibt es wertvolle Tipps zu geeigneten Modelposen, zum perfekten Bildaufbau oder zum gekonnt gesetzten Licht. Der gelungene Einstieg in die Aktfotografie!

Alles drin: Technisches Grundwissen, kreative Bildideen, Posing, einfache Hilfsmittel und vieles mehr!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


INHALT


Vorwort

Träume sind keine Schäume

Über mich

Welche Kamera brauche ich?

Die Wahl des Objektivs

Technisches Grundwissen

Vom Kampf mit den Einstellungsmöglichkeiten

ISO-Wert

Blende

Zeit

Belichtung messen

Automatikeinstellungen

Kreatives Grundwissen: Der Umgang mit Licht, Bildaufbau & Posing

Licht

Bildaufbau

Brennweite und Bildausschnitt

Hoch- oder Querformat?

Hintergrund

Tiefe und Räumlichkeit

Komposition

Der Umgang mit dem Model

Wie finde ich die richtige Pose?

Fotoworkshop

Themenübersicht

Von oben

Pinke Folie

Schwarzer Balken

Draufhalten

Fuß-Selfie

Auf dem Balkon

Durch den Vorhang

Sonne zum Frühstück

Unter der Dusche

Knopf im Gegenlicht

Bathtub Nude

Roter Kopfschmuck

Mischlicht am Fenster

Mädchen mit Rosen

Ruhe im Einstelllicht

Octabox und Striplights

In der Tür zwischen zwei Räumen

Korsett im Boudoirstil

Steckdosen und andere Armaturen

Durchsichtige Bluse

Ausziehen

Stars and Stripes

Strecken

Mit verbundenen Augen

Lametta-Girl

Halb Körper – halb Wand

Spiegel mit Mischlicht

Porträt am Fenster

Neon, Laser & Rauch

Matterhorn

Unscharf – scharf

Vor dem Spiegel

Rückenansichten

Kerzenlicht

Gegenlicht in der Balkontür

Handschellen

Spaghetti in Pink

Zwei Frauen

Badewasser mit Farbe

Lachen im Gegenlicht

Das doppelte Lottchen

In einem Meer aus Federn

Kopfüber

In der Küche

Spiegelbild

Schreibtischlampe

Auf der Treppe

Intensiver Blick

An der Wand stehen

Gold

Fallen lassen

Sinnlicher Akt in altem Raum

Topfhüpfen

Baden in Milch

Dezentes Selbstporträt

Bewegungs-Collage

Türrahmenmeditation

Spiegelbild

Möbelpacker

Kein Schnickschnack

Kleines Workshop-Glossar

Die Workshop-Fotografen stellen sich vor

Schlusswort

Register

Träume sind keine Schäume

Du hast in einem Magazin oder einem Bildband tolle erotische Fotos gesehen und würdest selbst gerne so fotografieren können? Du fragst dich, wie und wo das geht?

Schnell sind wir mit unseren Vorstellungen an einem Traumstrand in der Karibik oder einer Luxussuite eines Fünfsternehotels in Las Vegas. Wir sehen unser Model vor einer weiten Wüste im Abendrot auf einem Elefanten reiten und mit Kleopatra in einem goldenen Tempel in Milch baden. Seine bronzene Haut gleitet weich über ein Leopardenfell, um sich am Horizont in der Ferne zu verlieren … Und noch schneller als die Fantasie uns eingelullt hat, sitzen wir wieder auf unserer heimischen Wohnzimmergarnitur und können uns nicht vorstellen, wie wir ohne eine solche Traumlocation auch nur ansatzweise an unseren Tagtraum herankommen können.

Träume sind keine Schäume! Träume sind da, um realisiert zu werden!

Und genau darum geht es in diesem Buch. Mit vielen praktischen Beispielen, Workshops und Anleitungen sollst du Ideen bekommen, wie du in deinen eigenen vier Wänden schöne Fotos machen kannst. Dieses Buch soll dir eine Inspiration geben, mit deinen Möglichkeiten deine Träume umsetzen zu können. Es muss nicht zwangsweise die Designsuite im Grandhotel sein und auch nicht die professionellste Studiolichtanlage. Ein Baustrahler oder eine alte Super-8-Filmleuchte tun es auch. Und sehr oft reicht schlicht und ergreifend das vorhandene Tageslicht oder die Nachttischlampe im Schlafzimmer.

Anhand meines eigenen Werdegangs will ich dir einige Möglichkeiten zeigen, die ich selbst ausprobiert habe. Außerdem zeige ich aber auch eine Menge sehr unterschiedlicher Beispiele anderer Fotografen und ihre Wege zu ihrem Ziel.

Über mich

Mit 16 wollte ich Starfotograf werden und für große Modemagazine und den „Playboy“ fotografieren. Meine gleichaltrige Cousine und deren Freundinnen verfolgten den gleichen Traum als Model. So stylten sich die Mädchen auf dem heimischen Garagenhof, und ich beleuchtete das Szenario mit einer alten Super-8-Filmleuchte meines Opas. Zu diesem Zeitpunkt war ich mir nicht darüber im klaren, dass man Licht auf unterschiedliche Art und Weise einsetzen kann und dadurch sehr unterschiedliche Wirkungen zustande kommen können. Mir ging es ausschließlich darum, dass es hell genug war, um das Filmmaterial belichtet zu bekommen.

Ich arbeitete ausschließlich mit der Vollautomatikeinstellung meiner Spiegelreflexkamera und hatte nicht den blassesten Schimmer, was es für einen Unterschied macht, wenn ich die Blende oder die Brennweite verändere. Wo ich die eine Lampe aufstellte, die ich damals zur Verfügung hatte, hing in erster Linie davon ab, wie lang das Verlängerungskabel war und wie nah ich damit an meine Location herankam. Alles war also sehr willkürlich.

Ein paar Jahre später entdeckte ich dann als Lichtquelle den Diaprojektor meiner Eltern. Ein alter schwarzer Theatersamt, ein Reststück, das ich aus dem Fundus eines Theaters mitnehmen durfte, wurde mein Hintergrund. Eine Schulfreundin war mein erstes Aktmodel.

Erneut bewaffnet mit der Super-8-Filmleuchte fing ich mich an zu bewegen, und die Lampe diente auf einmal nicht einfach nur als Lichtquelle, sondern wurde zum Gestaltungswerkzeug.

Mit dem Licht zu spielen wurde zu einer spannenden Entdeckungsreise, die mich bald dazu brachte, eine Blitzanlage haben zu wollen. Ich kaufte mir eine kleine mobile Blitzanlage und gleich eine professionelle Mittelformatkamera dazu, mietete ein kleines Studio und fing an, mit zwei Blitzköpfen vor dem schwarzen Samt und einem großen weißen Tuch, das aus mehreren alten Bettlaken zusammengenäht war, zu experimentieren.

Jetzt kam ich mir vor wie der Starfotograf, der ich immer sein wollte. Inmitten der für meine damaligen Verhältnisse vielen Technik sah ich mich als einen der großen Fotografen, der jetzt nur noch entdeckt werden müsse.

Als ich alles wieder verkaufen musste, da ich kein Geld mehr hatte, um meine Miete zu bezahlen, war ich gezwungen, mit Tageslicht zu arbeiten, und fing quasi wieder von vorne an. Erst jetzt entdeckte ich, was passiert, wenn man mit der Blende spielt, und dass es eine Wirkung hat, wie man sein Model zum Licht positioniert.

Zusammenfassend kann man sagen, dass ich gelernt habe, dass man nicht zwangsweise viel braucht, um zu einem guten Ergebnis zu kommen. Wichtig ist, dass man weiß, was man tut. Also will ich dir Mut machen, deine eigenen Erfahrungen zu machen, und dich anregen, einfach auszuprobieren, was geht. Letzten Endes muss jeder seinen eigenen Weg finden. Öffne deine Sinne, erweitere dein Bewusstsein, werde kreativ und entdecke deine Möglichkeiten. In diesem Sinne viel Spaß mit dem Buch und beim Experimentieren.

Henrik Pfeifer
www.henrik-pfeifer.de

WELCHE KAMERA BRAUCHE ICH?

Im Prinzip lässt sich mit jeder Kamera ein gutes Foto machen. Sogar mit dem Handy ist jedem bestimmt schon mal ein tolles Bild gelungen. Daher möchte ich in erster Linie dazu aufmuntern, erst mal mit dem anzufangen, was man hat.

Wichtig ist, dass deine Kamera es zulässt, im manuellen Modus zu arbeiten, damit du die in den folgenden Kapiteln beschriebenen Einstellungs-möglichkeiten wie Verschlusszeit und Blende selbst vornehmen kannst. Ratsam ist grundsätzlich eine Kamera, bei der man die Objektive wechseln kann, damit man, je nachdem, was man fotografieren möchte, das richtige Objektiv dazu wählen kann.

Die Wahl des Objektivs

Meistens werden Kameras gleich mit Objektiv in einem Paket angeboten. Um einen verlockenden Preis anbieten zu können, ist dann meistens das Objektiv von minderwertiger Qualität. Je nachdem, was für ein Budget zur Verfügung steht, empfehle ich in jedem Fall, nicht an dem Objektiv zu sparen. Canon, Nikon oder Sony bieten zum Beispiel eine Spiegelreflexkamera um die 400 Euro an. Das Standardobjektiv, das meistens mit angeboten wird, ist ein 18–55-mm-Objektiv, dass keine 200 Euro kostet und meines Erachtens noch viel weniger wert ist, da es leider nicht wirklich glücklich macht. Wer solch ein Objektiv nun hat, der soll damit auch ruhig erst mal arbeiten. Wenn du aber noch vor der Kaufentscheidung stehst, würde ich dir etwas anderes empfehlen.

Gerade dann, wenn du vorhast, Menschen zu fotografieren, rate ich zu einer 50-mm-Festbrennweite. Für ca. 300 Euro bieten alle drei genannten Hersteller ein 50-mm-1:1,4-Objektiv an. Damit lassen sich super Ergebnisse erzielen. Ein etwas günstigeres Allroundobjektiv ist ein 40-mm-1:2,8-Pancake-Objektiv. Das gibt es bisher leider nur von Canon. Es ist eigentlich für den Videobereich entwickelt worden, da es die Schärfe sehr weich und langsam zieht, kostet aber keine 200 Euro und sorgt für wirklich tolle Fotos. Einige der Fotos im Buch sind mit diesem Objektiv entstanden. Wenn der Geldbeutel sehr schmal geschnitten ist, gibt es noch die Möglichkeit, auf ein 50-mm-1:1,8-Objektiv auszuweichen. Das kostet bei allen drei Herstellern zwischen 100 und 140 Euro.


! BRENNWEITE UND LICHTSTÄRKE

Selbstverständlich gibt es auch empfehlenswerte Zoomobjektive. Die sind allerdings alle eindeutig teurer. Wichtig ist es, darauf zu achten, dass sie möglichst lichtstark sind. So gibt es zum Beispiel von allen drei Herstellern und auch von der Firma Sigma ein 24–70-mm-1:2,8-Objektiv, das je nach Hersteller zwischen 700 und 1700 Euro kostet. Schluck – ja, so viel kostet ein vernünftiges Zoomobjektiv. Auf jeden Fall würde ich das teurere Objektiv einem teureren Kameragehäuse vorziehen. Bei einem Objektiv kann man recht allgemein sagen: Je teurer, desto besser. Was die Kamera angeht, möchte ich da sehr viel zurückhaltender sein, denn die günstigsten sogenannten Einsteigermodelle sind schon verdammt gut.

An dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, dass man natürlich genauso gut mit einer Systemkamera, also einer Kamera ohne Spiegel, arbeiten kann. Ich selbst fotografiere seit meiner Kindheit mit einer Spiegelreflexkamera. Das ist aber nicht zwangsweise besser. Es hat eher etwas mit Gewohnheit zu tun, und ich mag mich nicht umgewöhnen. Alles was ich hier über Spiegelreflexkameras geschrieben habe, lässt sich auch 1:1 auf Systemkameras übertragen und anwenden.

TIPP

!

Mehr zu der Wahl des Objektivs findest du in dem Kapitel „Bildaufbau“. Dort gehe ich darauf ein, was für Vor- und Nachteile eine Festbrennweite oder ein Zoomobjektiv haben. Auch erkläre ich dort, was es überhaupt auf sich hat mit der Brennweite.

TECHNISCHES GRUNDWISSEN

Die vielen Knöpfe, Rädchen, Programmautomatiken und Einstellungsmöglichkeiten an einer modernen Kamera können gerade den blutigen Anfänger schnell verunsichern. Auf den nächsten Seiten möchte ich dir die Angst vor deiner Kamera nehmen. Du wirst sehr schnell sehen, dass alles halb so wild ist.

Vom Kampf mit den
Einstellungsmöglichkeiten

Damit du deine Kamera von vornherein richtig kennenlernst, will ich zu Beginn auf Automatikeinstellungen verzichten. Schnell wirst du sehen, dass es gar nicht so schwer ist, im manuellen Modus mit einer Kamera zu arbeiten, denn von Anbeginn der Fotografie bis heute hat sich im Wesentlichen nichts verändert. Der Unterschied ist eigentlich nur, dass du eine Speicherkarte einlegst und den richtigen ISO-Wert, also die elektrische Verstärkung des Bildsensors, an der Kamera einstellst, anstatt einen Film einzulegen.

Wichtig ist das Zusammenspiel von Zeit, Blende und ISO. Es sind also erst einmal nur drei Dinge, die du an einer Kamera einstellen musst. Egal ob es eine alte analoge Kamera aus Opas Zeiten oder eine moderne digitale Spiegelreflex- oder Systemkamera ist.

Stelle deine Kamera also auf „M“. Das ist bei den meisten Kameras die Bezeichnung für den „manuellen Modus“. Nun finde heraus, wo du die Zeit (Verschlusszeit), die Blende und den ISO-Wert an deiner Kamera einstellen kannst.

EIN BLICK IN DIE BEDIENUNGSANLEITUNG

!

ISO-Wert

Während man sich früher vor dem Fotografieren für den richtigen Film entscheiden musste, kann man den ISO-Wert heute zwischen jedem Auslösen jederzeit verändern.

image

Altes Filmmaterial mit unterschiedlichen ISO-Werten.

image

Menü der Digitalkamera mit ISO-Werten von 100 bis 6400.

Der ISO-Wert beschrieb ursprünglich die Empfindlichkeit des Filmmaterials. Bei Sonnenschein legte man einen 100-ISO-Film ein, bei leicht bedecktem Himmel einen 200-ISO-Film und für Innenaufnahmen bei Tageslicht einen 400- oder 800-ISO-Film. Für extrem schlechte Lichtverhältnisse gab es sogar 1600- und 3200-ISO-Filme, die man im Labor bei der Filmentwicklung sogar noch auf 6400 ISO oder mehr pushen konnte. Je höher der ISO-Wert, umso empfindlicher war ein Film und umso weniger Licht brauchte man. Allerdings wurde die Auflösung (das Korn) auch immer gröber.

Bei einer digitalen Kamera musst du zwar keinen Film mehr wechseln, die Entscheidung für einen ISO-Wert fällt allerdings nicht weg. Auch bei einer digitalen Kamera richtet sich der ISO-Wert nach den vorhandenen Lichtbedingungen. Je sonniger oder heller es ist, umso niedriger kannst du ihn an deinem Fotoapparat einstellen. Hast du nur wenig Licht zur Verfügung, musst du den Wert anpassen und einen höheren Wert einstellen.

TIPP

!

Leider ist es so, dass die Qualität unter einem hohen ISO-Wert sehr leidet. Ähnlich wie früher das Korn immer gröber wurde, bekommt heute das Bild ein sogenanntes „digitales Rauschen“. Wenn du dieses Rauschen vermeiden möchte, solltest du also immer schauen, dass du einen möglichst niedrigen ISO-Wert an deiner Kamera einstellst. Ich persönlich finde dieses digitale Rauschen manchmal sehr schön und setze es bewusst als Stilmittel ein.

Um einen für dich passenden ISO-Wert zu finden, musst du also abwägen, ob du unter schlechten Lichtbedingungen ein digitales Rauschen in Kauf nimmst oder lieber mit einer künstlichen Lichtquelle arbeiten möchtest, um das fehlende Licht auszugleichen.

Auf die Arbeit mit unterschiedlichen Lichtquellen gehe ich in einem späteren Kapitel noch genauer ein.

Blende

Mit der Blende (die mit ƒ angegeben wird) stellst du die Größe der Öffnung des Objektivs ein. Je niedriger die Blende ist, umso mehr Licht fällt in die Kamera. Je höher die Blende ist, umso weniger Licht fällt in die Kamera. Über die Verschlusszeit kannst du steuern, wie lange du wie viel Licht in die Kamera fallen lässt. Um ein Foto zu belichten, braucht es eine bestimmte Menge Licht. Kommt zu wenig Licht in die Kamera, ist das Foto zu dunkel. Kommt zu viel Licht in die Kamera, ist es zu hell.

! OFFENE UND GESCHLOSSENE BLENDE

Das Zusammenspiel von Verschlusszeit und Blende ist also entscheidend dafür, ob ein Foto über- oder unterbelichtet ist. Bei einer sehr offenen Blende fällt in sehr wenig Zeit viel Licht in die Kamera. Bei einer nahezu geschlossenen Blende braucht es sehr viel mehr Zeit, bis die Kamera genügend Licht hat.

9783869102382_web_ch3_img_7_5.jpg

Je nachdem was für ein Objektiv du verwendest, stehen dir unterschiedliche Blendeneinstellungen zur Verfügung. Bei dem abgebildeten Beispiel ist ein 40-mm-Objektiv mit einem Spielraum von ƒ2,8 bis ƒ22 im Einsatz.

Warum also nicht einfach grundsätzlich die Blende sehr weit öffnen, um so schnell wie möglich genügend Licht in die Kamera zu bekommen? Das hat einen sehr guten Grund. Denn durch die Blende hast du sehr großen Einfluss auf die Gestaltung des Fotos. Mit der Wahl der Blende kannst du die Tiefenschärfe verändern. Mit der Tiefenschärfe wird beschrieben, wie viel in welcher Entfernung von der Kamera scharf ist. Das bedeutet, dass du darüber entscheiden kannst, wie viel auf einem Foto scharf oder unscharf ist.

Am einfachsten lässt sich das in zwei Beispielen veranschaulichen.

Mit einer offenen Blende bekommst du wenig Tiefenschärfe in das Foto. Die Schärfe liegt in diesem Beispiel auf den Augen des Models. Vordergrund und Hintergrund sind unscharf. Durch eine offene Blende lässt sich also der Fokus des Betrachters auf etwas Bestimmtes richten. Das Foto zwingt den Betrachter zu einer subjektiven Wahrnehmung. Dadurch kannst du den Blick steuern und gezielt auf ein Detail lenken.

Mit der geschlosseneren Blende bekommst du sehr viel Tiefenschärfe in das Bild. Die Schärfe ist zwar auch hier auf den Augen des Models, allerdings sind Vordergrund und Hintergrund fast genauso scharf. Das Foto lässt für den Betrachter eine viel objektivere Wahrnehmung zu.

Mit der Wahl einer möglichst offenen Blende kann ich also den Blick des Betrachters auf Details oder Dinge im Bild lenken. Bei einem Porträt sind das in der Regel die Augen des Models. Gerade bei einem Aktfoto finde ich es sehr spannend, mit dem Verlagern der Schärfe zu spielen. In ein und derselben Pose kann ein Foto aus dem exakt gleichen Blickwinkel so eine sehr unterschiedliche Wirkung bekommen.

Das gleiche Foto habe ich auch noch mal mit einer sehr viel geschlosseneren Blende fotografiert, um dir zu zeigen, wie sich das auf die Fotos auswirkt.

Mit einer geschlosseneren Blende bekommst du viel mehr Tiefenschärfe in das Foto. Die Schärfe liegt zwar auch in diesem Beispiel auf den Augen des Models, aber Vordergrund und Hintergrund sind deutlich schärfer. Mit einer geschlosseneren Blende lässt sich der Fokus des Betrachters weniger auf ein bestimmtes Details richten. Das Foto lässt den Betrachter das Bild objektiver wahrnehmen. Der Blick lässt sich nicht mehr so eindeutig auf ein Detail lenken.

! DIE BLENDE LENKT DEN BLICK

Zeit

Mit der Verschlusszeit stellst du ein, wie lange der Verschluss der Kamera offen bleibt, damit Licht durch das Objektiv auf den Chip oder bei analogen Kameras auf das Filmmaterial gelangen kann. In den meisten Fällen empfiehlt es sich aus den im Kapitel zuvor genannten Gründen, die Zeit nach der Blende auszurichten.

9783869102382_web_ch3_img_3_10.jpg

Je nach Kamera stehen dir unterschiedliche Verschlusszeiten zur Verfügung. Bei dem abgebildeten Beispiel ist ein Kamera mit einem Spielraum von 30 Sekunden bis zu einer 1/4000 Sekunde im Einsatz.

Die Belichtungszeiten werden in Bruchteilen einer Sekunde angegeben. Je nach Kamera kannst du zwischen einer Tausendstelsekunde (1/1000) und 2 bis 3 Sekunden Verschlusszeit bei der Kamera einstellen. Die klassischen Einstellungsmöglichkeiten sind:

KLASSISCHE BELICHTUNGSZEITEN

1/1000 s 1/500 s 1/250 s 1/125 s 1/60 s 1/30 s 1/15 s 1 s B = beliebig: Stellt man die Kamera auf „B“, bleibt der Verschluss so lange offen, wie du auf den Auslöser drückst.

Bei den meisten neuen Kameras lassen sich auch Belichtungszeiten, die dazwischen liegen, einstellen. Auch Kameras, die eine Verschlusszeit von 1/4000 s oder sogar 1/8000 s schaffen, sind heutzutage keine Ausnahme mehr.

Eine Sekunde ist beim Fotografieren also eine ziemlich lange Zeit. Es ist ratsam, unabhängig von der Blende, immer eine möglichst kurze Belichtungszeit zu wählen, da sonst durch die Bewegung des Models oder eine eigene Bewegung leicht eine sogenannte Bewegungsunschärfe entstehen kann. Das Drücken auf den Auslöser oder eine leichte Bewegung durch tiefes Einatmen können schon ausreichen, damit eine solche ungewollte Unschärfe entsteht. Natürlich kannst du eine solche Unschärfe auch bewusst als Stilmittel einsetzen. Ich empfehle, immer mit mindestens 1/125 Sekunde zu fotografieren, damit bist du auf der sicheren Seite. Wer eine sehr ruhige Hand hat, kann auch Glück mit 1/60 Sekunde haben.

Eine Bewegungsunschärfe ist nicht automatisch falsch. Wird sie bewusst eingesetzt, kann sie ein spannendes Stilmittel sein, um damit Bewegungen oder den Effekt einer Mehrfachbelichtung zu erreichen. In der Sport- oder Tanzfotografie wird gerne damit gearbeitet, um Schwung und Bewegung zu verdeutlichen.

Belichtung messen

Die meisten Kameras bieten verschiedene Belichtungsmessmethoden an. Man kann je nach Bedürfnis zwischen Integral-, Mehrfeld oder Spotmessung oder weiteren Einstellungen wählen. Im Zeitalter der digitalen Kameras hat sich das meiner Meinung nach jedoch erübrigt, da man ja sofort nach der Aufnahme das Bild auf dem Display angezeigt bekommt und selbst entscheiden kann, ob einem die Aufnahme zu hell oder zu dunkel erscheint. Um aber keine Fragen offen zu lassen, will ich kurz auf die verschiedenen Messmethoden eingehen.

Mehrfeldmessung (Matrixmessung)

Bei der Mehrfeldmessung wertet die Kamera die Messergebnisse vieler verschiedener Messpunkte im Sucherbild aus. Die Kamera ist allerdings von ihrer Programmierung abhängig. Verschiedene mögliche Lichtsituationen sind programmiert und können von der Kamera erkannt werden, wie zum Beispiel Gegenlicht. Da es allerdings nicht möglich ist, alle zu erwartenden Lichtsituationen abzuspeichern, kann man sich also nicht ausschließlich auf diese Belichtungsmethode verlassen.

Integralmessung (Ganzfeldbelichtungsmessung)

Bei der Integralmessung wird das gesamte Sucherbild gleichermaßen gemessen. Hier kann sehr schnell ein Messfehler entstehen, zum Beispiel bei einem sehr hellen oder sehr dunklen Hintergrund. Im Gegensatz zur Mehrfeldmessung sind hier keine vorgegebenen Lichtsituationen programmiert. Die Kamera tappt also quasi im Dunkeln, da sie ja nicht wissen kann, um welchen Bereich es im Bild geht.

Spotmessung

Bei der Spotmessung hat man den größten Einfluss darauf, was gemessen werden soll, da man relativ punktgenau messen kann. Der Fotograf kann mit einem vorgegebenen Messpunkt exakt einen Punkt anpeilen und dort messen. Um zu einem exakten Ergebnis zu kommen, sollte man mit einer sogenannten Graukarte arbeiten. Der Belichtungsmesser ist auf einen bestimmten Reflexionswert eingestellt. Eine Graukarte ist mit einem bestimmten mittleren Grauwert auf diesen Reflexionswert abgestimmt. Das klingt etwas kompliziert – und ist es auch. Um ohne Graukarte auszukommen, braucht man sehr viel Erfahrung, um abzuschätzen, welcher Bereich im Bild diesem Grauwert am nächsten kommt. Für Fotografen, die ausschließlich analog arbeiten, ist eine Graukarte allerdings unentbehrlich.

Selektivmessung

Die Selektivmessung ist eine Mischung aus Integral- und Spotmessung. Der Messbereich ist ein wenig größer als bei der Spotmessung und nicht so umfangreich wie bei der Ganzfeldbelichtungsmessung.

Mittenbetonte Messung (Mittenbetonte Integralmessung)

Die mittenbetonte Messung beruht ebenfalls auf der Integralmessung. Wie der Name schon sagt, werden die Messwerte aus der Mitte des Bildes verstärkt berücksichtigt.

Auch diese Messmethode führt nur selten zu dem gewünschten Ergebnis, da das zu messende Objekt sich ja nicht zwangsweise in der Mitte des Bildes befindet.

Das Messen der Belichtung mit dem integrierten Belichtungsmesser der Kamera führt in der Regel in die Nähe der richtigen Belichtung. Wenn das Bild aber so werden soll, wie du es gerne haben möchtest, empfehle ich immer die Kontrolle über die eigene Wahrnehmung. Die Kamera kann ja nicht wissen, was du willst. Und genau deshalb bin ich persönlich kein Fan von Automatikeinstellungen. Sie helfen zwar, einem guten Foto nahezukommen, aber warum es nicht weiter verbessern?

Ich selbst benutze den Belichtungsmesser nur, um einen ungefähren Wert zu bekommen. Dazu eignet sich meiner Meinung nach am besten die Mehrfeldmessung oder Matrixmessung. So bekommst du in jedem Fall schon mal ein nahezu gut belichtetes Foto. Zur Feinjustierung kannst du dann wunderbar von dort aus weiterarbeiten.

Im Alltag mache ich es folgendermaßen: Im Sucher findest du unter dem Bild eine Anzeige, auf der es einen Minus- und Plusbereich gibt. Wenn du ISO-Wert, Blende oder Zeit veränderst, wandert ein kleiner Strich in den Plus- oder Minusbereich. Wenn er genau in der Mitte gelandet ist, bedeutet das, dass die Belichtung jetzt richtig sein sollte. Also machst du einfach mal ein Foto und schaust es dir auf dem Display deiner Kamera an. Jetzt kannst du selbst entscheiden, ob du mit dem Ergebnis bereits zufrieden bist oder etwas daran korrigieren möchtest.

Ist das Foto zu dunkel, benötigt die Kamera mehr Licht. Verlängere die Verschlusszeit oder erhöhe den ISO-Wert und mache erneut ein Foto. Ist das Foto immer noch zu dunkel, wiederhole diesen Vorgang so lange, bis du mit dem Ergebnis zufrieden bist.

Ist das Licht dagegen zu hell, so benötigt die Kamera weniger Licht. Verkürze die Verschlusszeit oder stelle einen niedrigeren ISO-Wert ein und mache erneut ein Foto. Ist das Foto immer noch zu hell, wiederhole diesen Vorgang so lange, bis du mit dem Ergebnis zufrieden bist.

Automatikeinstellungen

Um schnell und spontan reagieren zu können, ist es manchmal hilfreich, auf eine Automatikeinstellung zurückgreifen zu können. Wenn du trotzdem den Einfluss auf die Blende und die Zeit nicht aufgeben möchtest, empfiehlt sich der Modus der ISO-Automatik und der Zeitautomatik. Sie sind bei den meisten Kameras mit „AV“ (bei einigen Herstellern auch als „A“) für die Zeitautomatik und in den ISO-Einstellungen als „Auto“ beschriftet.

9783869102382_web_ch3_img_3_16.jpg

Einstellrädchen auf Av.

9783869102382_web_ch3_img_5_16.jpg

Display der ISO-Einstellung auf „Auto“.

Im AV-Modus kannst du einen Blendenwert festlegen. Die Kamera misst dann eigenständig eine geeignete Verschlusszeit. Bei schneller Bildfolge an einem Ort mit ständig wechselndem Licht kann die Zeitautomatik einem eine Menge Stress abnehmen.

Auch bei der Verschlusszeit gibt es Situationen, in denen es hilfreich ist, auf eine Automatikeinstellung zurückgreifen zu können. Wenn du trotz Automatik den Einfluss auf die Verschlusszeit nicht aufgeben möchtest, empfiehlt sich der Modus der Blendenautomatik. Sie ist bei den meisten Kameras mit „TV“ (oder je nach Hersteller auch mit „S“) beschriftet.

In den meisten Fällen ist in einem Raum die Lichtsituation über einen längeren Zeitraum konstant und verändert sich nicht so schnell. Solange man also die Zeit und die Ruhe hat, sich um manuelle Einstellungen zu kümmern, sollte man das auch machen. Denn es gibt eine Menge Situationen, in denen die Kamera nicht wissen kann, um was es dir geht.

Beispiel: Wenn das Model vor einer hellen Wand steht, ist der Belichtungsmesser von den großen hellen Flächen irritiert und darauf programmiert, das Bild nicht überzubelichten. Er macht es also automatisch etwas dunkler. Unser Model wird demzufolge automatisch unterbelichtet.

Genau so kann es Probleme vor einem sehr dunklen Hintergrund geben: Auch hier wird der Belichtungsmesser von der großen dunklen Fläche irritiert und neigt dazu, das Bild überzubelichten. Er macht es also automatisch etwas heller. Unser Model wird automatisch überbelichtet.

Bei Gegenlicht hat man eine ähnliche Problematik. Da das Model zu der vom Licht abgewandten Seite steht, ist es quasi mit der zur Kamera gewandten Seite im Schatten und damit sehr viel dunkler als der vom Gegenlicht überstrahlte Hintergrund. Das grelle Gegenlicht irritiert den Belichtungsmesser auch hier, was dazu führt, dass das Bild automatisch unterbelichtet wird.

Autor

  • Henrik Pfeifer (Autor:in)

Henrik Pfeifer fotografiert seit über 15 Jahren ausschließlich Menschen. Der Berliner Fotograf ist für viele Models und Schauspieler erste Wahl, wenn es darum geht, Persönlichkeit gekonnt in Szene zu setzen. Für diesen Ratgeber verzichtet er bewusst auf umfangreiches Equipment und zeigt, wie Hobbyfotografen – nur mit ihrer Kamera ausgerüstet – professionelle Ergebnisse erzielen können.
Zurück

Titel: Aktfotografie zu Hause