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Grundlagen Kreative Fotografie

1,2,3 Fotoworkshop kompakt. Profifotos in 3 Schritten. 64 faszinierende Bildideen und ihre Umsetzung

von Peter Uhl (Autor:in) Martina Walther-Uhl (Autor:in) Fotoschule des Sehens (Herausgeber:in)
224 Seiten

Zusammenfassung

Faszinierende Fotos in drei Schritten: Für alle Einsteiger in die Kreative Fotografie, die sich nicht mit Theorie aufhalten möchten: Die zahlreichen Bildideen, Anleitungen und Tipps lassen Sie selbst als Anfänger schnell professionelle Aufnahmen machen. In drei kleinen Schritten lernen Sie, wie Sie Ihre Kamera einstellen müssen, um kreative Motive gekonnt in Szene zu setzen. Das Grundlagenbuch für außergewöhnliche Fotos – mit vielen Anleitungen für tolle Kreativ-Motive.

Zahlreiche Beispiele und Anleitungen für drinnen und draußen, verständlich erklärt!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


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Der Fotografenmeister Peter Uhl gründete zusammen mit seiner Frau, der Diplom-Biologin und Fotografin Martina Walther-Uhl, 2008 die Fotoschule des Sehens.

Zunächst starteten sie mit einem kleinen Fotoseminarangebot im Raum Hannover. Doch aufgrund stark wachsender Nachfrage zu verschiedensten Fotothemen vergrößerten sie kontinuierlich ihr Fotoseminarangebot, nicht nur thematisch, sondern auch regional. Heute bieten beide als Fotoschule des Sehens europaweit etwa 100 ein- und mehrtägige Fotoseminare pro Jahr an. Das komplette Seminarangebot ist auf der Website www.fotoschule-des-sehens.de ersichtlich.


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Der Erfolg liegt nicht nur im fundierten fachlichen Wissen, das beide in den Fotoseminaren vermitteln. Eine große Rolle spielt auch die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge der Fotografie leicht verständlich und für jedermann schnell erfassbar zu beschreiben. Die Seminaratmosphäre ist so gestaltet, dass jede Frage ernst genommen und ausführlich beantwortet wird.

In allen Fotoseminaren kommt immer wieder ein Leitsatz für die Fotografie zum Ausdruck: Fotografieren soll Spaß machen und neue Sichtweisen ermöglichen, aber nicht zum Leistungsdruck werden.

VORWORT

Wenn wir in unseren Seminaren die Teilnehmer bitten uns zu sagen, was sie sich vom Seminar wünschen oder erhoffen, so bekommen wir häufig Antworten wie diese: „Meine Bilder sehen immer so gleich aus. Ich möchte mal was anders machen, weiß aber nicht was und wie. Ich erhoffe mir neue Ideen.“Es wird der Wunsch geäußert, kreativer zu fotografieren als bisher oder mal etwas völlig Neues auszuprobieren. Doch es fehlen einfach die Ideen, wie man es anders machen könnte. Oftmals fotografiert man rein aus Gewohnheit immer wieder ähnliche Motive, immer wieder auf die gleiche Art und Weise.

Kreativ fotografieren kann heißen, etwas Vertrautes in einer nicht vertrauten Art und Weise zu zeigen, also die eigenen Grenzen, die einem auch in der Fotografie durch Routine begegnen, zu überwinden.

Das fällt einigen Menschen leichter als anderen. Manch einer geht erst mal vom Bauch heraus vor. Insbesondere dann, wenn er oder sie über viel Vorstellungskraft verfügt und vielleicht sowieso schon in jedem Baum oder Stein ein Gesicht oder eine Figur entdeckt. Je nach Übung darin und auch nach dem persönlichen Befinden tritt dies beim Fotografieren mal mehr und mal weniger in den Vordergrund.

Unabhängig davon, wie viel oder wenig Dinge Sie in dieser Richtung „sehen“, möchten wir Ihnen in diesem Buch Techniken vorstellen, mit denen Sie Ihre Fotos einmal ganz anders aufnehmen können. Es ist für jeden etwas dabei. Relativ einfache Tipps wie die Frage nach Hochoder Querformat können für den einen schon Fotoalltag sein, für den anderen aber eine neue Erfahrung. Darüber hinaus stellen wir Ihnen aber auch viele Techniken vor, die Sie vielleicht noch nie ausprobiert, ja von denen Sie eventuell noch nicht einmal gehört haben. Wir sind überzeugt, dass für jeden eine Menge an Ideen und Inspiration dabei ist. Kreativ sein heißt, Dinge neu sehen zu lernen, z. B. die Welt mittels einer Glaskugel Kopf stehen zu lassen. Oder mit der Kamera ganz unbefangen zu experimentieren, indem man beispielsweise ganz bewusst Unschärfe im Foto hervorruft und sich Motive überlegt, bei denen diese Technik ebenfalls zu interessanten Bildergebnissen führen kann.

Den Blick zu öffnen und die eigene Kreativität heraus zu lassen ist erlernbar, und wir möchten Sie mit diesem Buch und den verschiedenen Anregungen und Techniken, die wir Ihnen mit auf den Weg geben, dabei unterstützen.

Viel Spaß beim Fotografieren wünschen Ihnen

Peter Uhl und Martina Walther-Uhl
von der Fotoschule des Sehens

KREATIV
FOTOGRAFIEREN

Kreativ fotografieren heißt …

Wenn man den Begriff „Kreativität“ vom lateinischen Wort „creare“ – zu Deutsch „schaffen“ oder „erzeugen“ – herleitet, kommt man nach dem Wortsinn zu der Erkenntnis, dass eigentlich jedes Foto, das man „erschafft“, bereits ein Produkt der eigenen Kreativität ist.

Das klingt ermutigend und ist es auch. Es ist aber nicht das, was wir hier in unserem Buch unter kreativ fotografieren verstehen wollen. Dafür möchten wir den Begriff etwas enger fassen. Für uns bedeutet kreativ zu fotografieren, sich von seinen, vielleicht durch Routine eingefahrenen, Mustern zu lösen, die eigenen bisherigen Grenzen zu überschreiten und „mal anders“ zu fotografieren. Oder Bekanntes in einer für einen selbst neuen und anderen Weise zu entdecken und darzustellen.

Eigene Kreativität fördern

Viele sehen in „Kreativität“ eine schwer fassbare, geradezu mystische Eigenschaft, die man entweder hat oder nicht. Kreativität ist einem aber nicht einfach gegeben, sondern sie ist durchaus erlernbar. Natürlich fällt es manch einem leichter, kreativ zu sein, besonders Menschen, mit viel Fantasie und Vorstellungsvermögen. Aber auch wenn Sie nicht gleich in jedem Baum oder Stein eine Gestalt oder ein Gesicht sehen, haben Sie doch Zugang zu Ihrer eigenen Kreativität und können dies bewusst unterstützen und weiterentwickeln.

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Kreativ mit Licht und Farbe, siehe
Workshop „Mit Wunderkerzen schreiben“.

Hier folgen ein paar Tipps, die Ihnen helfen, Ihre Kreativität beim Fotografieren zu fördern.

KREATIVITÄT FÖRDERN INDEM SIE …

PLANUNGEN
FÜR DAS KREATIVE
FOTOGRAFIEREN

Wie Sie im letzten Kapitel gelesen haben, ist die Fähigkeit kreativ oder kreativer zu fotografieren nichts, was man entweder hat oder nicht hat. Neben den „weichen“ Tipps, die Ihre Kreativität fördern (siehe vorherigen Kasten), gibt es natürlich auch „harte“ Techniken, die Sie als kreatives Mittel nutzen und einsetzen können.

Kreativ sein und Planen –
kein Widerspruch

Was mit Techniken gemeint ist, ist Folgendes: Wenn Sie, z. B. einen Wald einmal nicht konkret, sondern abstrakt darstellen möchten, so wie wir es im Workshop „Belichten und Kamera kippen“ beschreiben, müssen Sie dabei ein paar Dinge beim Fotografieren beachten. Zum einen müssen Sie dazu die Kamera in bestimmter Weise bewegen. Diese „Kipptechnik“ besteht darin, die Kamera während des Belichtens leicht aus dem Handgelenk heraus nach oben zu kippen. Dies führt aber nur dann zu einem gewünschten Ergebnis, wenn man vorher eine entsprechend lange Belichtungszeit eingestellt hat, die einem ausreichend Zeit gibt, um beim Hochkippen genügend Motiv auf das Bild zu bekommen. Bei kurzen Belichtungszeiten würde dies nicht klappen: Sie bekämen nur einen kleinen, mehr oder weniger scharfen Teilbereich der Bäume auf Ihr Foto.

Die eben beschriebene Technik — also das Hochkippen der Kamera bei relativ langer Belichtungszeit – ist wiederholbar und kann somit gezielt und geplant eingesetzt werden. Wenn Sie also vorhaben, Wald einmal anders zu fotografieren, sollten Sie die Technik, die dafür notwendig ist, ausprobieren und für Ihren Foto-Waldspaziergang mit einplanen. Dann sind Sie gut vorbereitet für Ihr kreativeres Waldfoto.

Motive für kreatives Fotografieren

In unseren Seminaren stellen wir immer wieder fest, dass es für Viele gar nicht so selbstverständlich ist, eine eben erlernte Technik von dem einen Beispiel, an dem sie es kennengelernt haben, auch auf andere Motive zu übertragen und auszuprobieren. Einige machen es zwar spontan, aber andere brauchen einfach mehrere Beispiele und weitere Motivideen. Genau wie in unseren Seminaren werden wir auch in diesem Buch im Workshopteil die eine oder andere Technik an verschiedenen Motiven ausprobieren, damit die Kreativität auch hinsichtlich der Motivmöglichkeiten erweitert wird. Wichtig ist, dass Sie einfach Verschiedenes ausprobieren.

Spielen Sie mit den Techniken

Natürlich sind die vorgestellten Techniken auch immer leicht abänderbar, sodass Sie Ihren eigenen Ideen freien Lauf lassen können.

Wenn Sie also beispielsweise an der „Zoomtechnik“, mit der Sie während der Belichtungszeit die Brennweite verändern, Gefallen finden (siehe Workshop „Explodierende Distel“), versuchen Sie etwas Ähnliches in leicht abgewandelter Form. Für das Workshop-Foto „Erst mal Vorbelichten, dann Zoomen“ haben wir z. B. zunächst einige Sekunden das hell erleuchtete Fenster im Haus belichtet, bevor wir am Brennweitenring gedreht und damit den Brennweitenbereich verändert haben.

Oder experimentieren Sie ein wenig mit der Geschwindigkeit beim Zoomen während der Belichtung. Sie können auch mehrmals zwischen Belichten und Zoomen während einer Aufnahme wechseln. Ihrer Freude am Ausprobieren sollten Sie keine Grenzen setzen.

Gemeinsam kreativ sein

Die meisten der kreativen Techniken, die wir Ihnen im Workshopteil dieses Buches vorstellen, können Sie ganz allein umsetzen. Sie brauchen also nur sich selbst, Ihre Kamera, Ihre Kreativität und eventuell ein paar Utensilien, die wir Ihnen dann aber im jeweiligen Workshop benennen werden.

Doch es gibt einige Workshops, bei denen es vielleicht ganz hilfreich ist, wenn Sie nicht alleine, sondern mit einer weiteren Person zusammen die Technik ausprobieren. Auch das sollten Sie mit einplanen, bevor Sie loslegen. Sie können beispielsweise die Workshops zur Lichtmalerei alle auch allein umsetzen, wenn Sie die Kamera vorher entsprechend einstellen und sie dann mit dem Fernauslöser bedienen. Komfortabler ist es jedoch, wenn Sie jemand dabei unterstützt und vielleicht für Sie die Kamera auslöst oder sogar die Lichtmalerei übernimmt. Unbedingt erforderlich ist die Anwesenheit einer unterstützenden Person bei dem Workshop „Bewegungsunschärfe durch Autofahrt“ und beim Workshop „Mitzieheffekt mit mehr Schärfe“. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Während Sie Auto fahren, können Sie allein schon aus Sicherheitsgründen nicht gleichzeitig fotografieren. Und zum Fotografieren des Radfahrers sollte dafür dessen Einwilligung vorliegen, dass Sie Fotos von ihm machen und so die Technik „Mitziehen“ an ihm üben.

Neben diesen Sachgründen gibt es aber noch einen weiteren Grund, der dafür spricht, gemeinsam kreativ zu sein, denn das Schönste an der gemeinsamen Kreativität ist, dass Sie sich gegenseitig mit Ihren Überlegungen anregen können und dadurch vielleicht auf Ideen kommen, an die Sie allein vorher gar nicht gedacht haben.

KREATIVE TECHNIKEN
FÜR DAS
FOTOGRAFIEREN

Im Workshopteil des Buches stellen wir Ihnen in 58 Workshops die verschiedensten Techniken und Vorgehensweisen vor, mit denen Sie Ihre Fotos kreativer umsetzen können. Damit Sie sich bei dieser Vielfalt gut zurechtfinden, haben wir die Workshops in vier große Themenbereiche aufgegliedert, die wir Ihnen kurz vorstellen möchten.

Kreativ mit Objektiv,
Filter und Perspektive

Hier finden Sie Kreativtechniken, für die Sie wirklich nichts weiter benötigen, als Ihre Kamera mit Objektiv und manchmal einen Filter als Zubehör. Wir stellen Ihnen vor, wie Sie z. B. ein Weitwinkelobjektiv, ein Makroobjektiv oder auch ein Zoomobjektiv für bestimmte kreative Fotos einsetzen können. Sie bekommen an dieser Stelle aber auch kreative Ideen dazu, was Sie mit einem Foto machen können, wenn Ihr Motiv für Ihre Objektivbrennweite eigentlich zu weit entfernt war (siehe Workshop „Zu wenig Brennweite – kein Problem“) oder den Tipp, einfach mal ganz ohne Objektiv zu fotografieren und anstelle des Objektivs einen Deckel mit Loch zu verwenden (siehe Workshop „Fotografieren ohne Objektiv“).

Kreativ mit Zeit, ISO und Blende

Egal, ob Sie bereits routiniert mit Zeit, ISO und Blende umgehen können oder gerade erste Schritte damit wagen, hier finden Sie Anregungen, diese drei Mittel zur kreativen Fotografie einzusetzen. Neben Spielereien mit der Belichtungszeit und dem Einsatz von Schärfe und Unschärfe finden Sie hier auch die Möglichkeit, mittels ISO bewusst grobkörnig zu gestalten (siehe Workshop „Grobkörnig durch sehr hohen ISO-Wert“) oder durch Einstellen einer hohen Blendenzahl den Straßenlaternen Strahlen wachsen zu lassen.

Kreativ mit Licht und Farbe

In dieser Rubrik stellen wir Ihnen die verschiedensten Lichtquellen, weiß und farbig, sowie ihre unterschiedliche Wirkung auf die Fotos vor. Ob Sie mit einer punktförmigen Lichtquelle wie einer Taschenlampe schreiben oder eine breitflächige Lichtquelle einsetzen, die die Lichtspuren wie Rauch erscheinen lassen – jedes Licht ist in seiner Wirkung anders und spannend. Auch Durchlicht, hervorgerufen durch einen Dia-Leuchtkasten oder durch die Sonne sowie Gegenlichtaufnahmen finden Sie unter diesem Themenbereich. Und weil es dort, wo Licht ist, auch immer Schatten gibt, wollen wir auch den Schatten kreativ für Fotos nutzen (siehe Workshops „Schatten kreativ nutzen“ und „Kein Schattendasein“).

Kreativ mit verschiedenen Hilfsmitteln

In diesem Themenbereich herrscht eine besonders große Vielfalt, da wir hier für kreative Fotos die unterschiedlichsten Hilfsmittel mit einsetzen. Neben Fotoglaskugeln, die die Welt einfach mal kopfstehen lassen (siehe Workshop „Mit der Glaskugel durch die Stadt“), setzen wir den Diffusor mal völlig anders als sonst in der Fotografie ein, spielen ein wenig Hexenküche mittels Trockeneis (siehe Workshop „Zauberei aus der Hexenküche“), und vieles mehr. Lassen Sie sich überraschen.

LOS GEHT’S:
VORBEREITUNGEN
FÜRS KREATIVE
FOTOGRAFIEREN

Die meisten der im Buch beschriebenen Workshops können Sie mit jedem beliebigen Objektiv umsetzen, das Sie haben. Einige Ausnahmen stellen lediglich die unter dem Themenbereich „Kreativ mit Objektiv, Filter und Perspektive“ vorgestellten Workshops dar. Hier lernen Sie kreative Techniken kennen, die die ganz speziellen Eigenschaften z. B. die von Weitwinkelobjektiven oder von Zoomobjektiven nutzen, um Fotos kreativer zu gestalten. Abgesehen davon liegt die Wahl des Objektivs meist frei in Ihrer Hand.

Alles dabei? Kameraausrüstung
und Ausrüstungs-Check

Egal, mit welcher kreativen Idee Sie jetzt gleich losgehen werden, um sie umzusetzen. Etwas Vorbereitung vorweg sollte sein. Für die Umsetzung Ihrer Ideen ist es hilfreich, alles das, was Sie voraussichtlich benötigen, also Kameraausrüstung und weiteres, in den Workshops genanntes Zubehör, schon mal griffbereit zurechtzulegen oder einzupacken, falls Sie draußen fotografieren. Natürlich sollte die Kameraausrüstung vollständig und auch einsatzbereit sein. Deshalb geben wir Ihnen die folgende Checkliste an die Hand, zu den Dingen, die Sie beim Fotografieren dabei haben sollten.

Bevor Sie loslegen, denken Sie bitte an den Ausrüstungs-Check, also daran, Ihre Kameraausrüstung noch einmal genau auf ihre Funktionsfähigkeit zu testen. Nichts ist ärgerlicher, als wenn man mitten beim Fotografieren feststellen muss, dass der Akku fast leer oder die Speicherkarte voll ist und man keine zweite dabei hat. Also bevor Sie loslegen, noch einmal testen, ob Kamera und Objektive wirklich einwandfrei funktionieren. Und natürlich auch, ob Sie all die Dinge, die Sie vielleicht zusätzlich für die Umsetzung der kreativen Bildidee benötigen, auch tatsächlich dabei haben.

CHECKLISTE: KAMERAAUSRÜSTUNG
KREATIV FOTOGRAFIEREN

Nützliche Utensilien

Natürlich brauchen Sie nicht für jede kreative Aufnahme ein Hilfsmittel. Im Gegenteil: Bei einem Großteil der Workshops brauchen Sie nichts weiter als Ihre Kamera und Ihr Objektiv. Wenn Sie darüber hinaus etwas benötigen, werden wir das in der jeweiligen Workshopbeschreibung aufführen.

Im Folgenden möchten wir Ihnen aber trotzdem einen Überblick über ein paar Dinge geben, die man in der kreativen Fotografie gut als nützliche Utensilien einsetzen kann. Einiges davon werden Sie sicher kennen, doch manches davon setzen wir in den Workshops anders ein, als Sie es vielleicht gewohnt sind.

Aufheller: Wenn die Sonne stark scheint, sind meist die Schattenpartien im Motiv sehr dunkel. Den hohen Kontrast zwischen hellen und dunklen Partien im Motiv nehmen wir mit unseren Augen oftmals gar nicht so extrem wahr. Doch die meisten Kameras haben Probleme mit hohem Hell-Dunkel-Kontrast und können diesen nur schwer bewältigen. Die Schattenpartien sind dann auf dem Bild sehr dunkel, und oft ist nur sehr wenig darin zu erkennen. Um diese Stellen aufzuhellen, können Sie ein weißes Blatt DIN-A4-Papier, ein etwas dickeres Stück Pappe, das Sie vorher mit Alufolie beklebt haben oder einen kleinen Klappspiegel als Aufheller einsetzen. Dabei hat das weiße Papier die geringste Reflexionskraft, danach folgt die Alufolie, und am stärksten reflektiert der Klappspiegel das Licht.

Sie können aber den Klappspiegel auch noch ganz anders und zugleich kreativ einsetzen, um – wie im Workshop „Die unendliche Reihe“ beschrieben – ein Objekt bei der Aufnahme zu vervielfältigen.

Mit dem Diffusor möchten Sie normalerweise erreichen, dass hartes Licht auf dem Motiv weicher wirkt. Denn hartes Licht, z. B. pralle Sonne um die Mittagszeit, macht Ihr Motiv eher platt, ausgebleicht und konturenlos. Wenn Sie draußen fotografieren, können Sie natürlich so lange warten, bis sich ein natürlicher Diffusor – sprich eine Wolke – vor die Sonne schiebt, aber das kostet Zeit, und für hartes Lampenlicht drinnen bringt das auch keine Lösung. Sie können einen Diffusor aber auch mit einfachen Mitteln selbst herstellen. Dazu nehmen Sie einen DIN-A4-Bogen grafisches Zeichenpapier und laminieren ihn mit matter Laminierfolie. Wenn Sie kein eigenes Laminiergerät besitzen, können Sie das grafische Zeichenpapier auch in einem Copyshop laminieren lassen. Durch die Folie ist der Diffusor auch gegen Feuchtigkeit geschützt. Eine andere Möglichkeit ist, dass Sie drei längliche Hölzer zu einem „U“ zusammenleimen und eine der offenen Flächen mit dem grafischen Zeichenpapier bekleben. Diese Variante hat den Vorteil, dass sie alleine steht (siehe Foto).

Im Workshop „Pastellfarben durch Diffusor“ zeigen wir Ihnen, wie Sie Ihren selbst gebastelten Diffusor auch noch auf ganz andere Weise kreativ einsetzen können.

Weiße und farbige Taschenlampen: Setzen Sie ruhig einmal eine Taschenlampe mit weißem Licht ein, wenn Ihr Motiv völlig im Dunklen liegt. In der Regel wird der automatische Weißabgleich auf das weiße Taschenlampenlicht reagieren und die Aufnahme so wiedergeben, dass die Farben stimmen. Wenn Sie farbige Taschenlampen kreativ einsetzen, beispielsweise um eine Skulptur oder einen Heizstrahler folgenfrei „anzumalen“ (siehe Workshop „Heizstrahler oder Weltraumsonde“), wird diese Farbe durch den Weißabgleich natürlich nicht kompensiert und das wollen Sie in diesem Fall ja auch gar nicht. In diesem Fall soll das farbige Licht nur Ihr Motiv farblich verändern. Vorteil gegenüber einem Blitz mit farbiger Folie: Mit der farbigen Taschenlampe kann man präzise nur die Teile des Objektes „anmalen“, die man farbig haben möchte. Alles andere bleibt vom Taschenlampenlicht unberührt.

Leuchtstäbe oder Taschenlampen mit Signalaufsatz eignen sich hervorragend für die Lichtmalerei. Der Unterschied zu Taschenlampen mit oder ohne Signalaufsatz ist, dass die leuchtende Fläche breiter ist und deshalb die Lichtspuren eine andere Wirkung haben. Übrigens sind Spielwarengeschäfte oftmals eine wahre Fundgrube für Hilfsmittel zur Lichtmalerei. Beispielsweise eignen sich Spielzeug-„Laserschwerter“ oder auch Spielzeug-„Polizeikellen“ hervorragend für Lichtexperimente mit überraschenden Fotoergebnissen.

Dia-Leuchtkasten für Durchlicht: Dies ist ein sehr nützliches Utensil, wenn Sie Aufnahmen von nicht allzu großen Objekten mit Durchlicht machen möchten. Vielleicht haben Sie ja sogar noch einen alten Dia-Leuchtkasten, auf dem man früher zur Zeit der analogen Fotografie seine Dias dank des Durchlichts schnell sortieren konnte. Diese Leuchtkästen eignen sich nämlich hervorragend, um dünne Objekte zu durchleuchten und gleichzeitig auf weißem Untergrund freizustellen (siehe Workshop „Drei auf dem Leuchtkasten“). Wenn Sie keinen Leuchtkasten besitzen, können Sie improvisieren. Dazu legen Sie zwei weiße Leuchtstoffröhren mit Kabel und Stecker nebeneinander und platzieren mit etwas Abstand darüber eine milchige, etwa zu 50 % lichtdurchlässige Plexiglasscheibe – fertig ist Ihr improvisierter Leuchtkasten für Durchlichtaufnahmen.

Mit der Fotoglaskugel können Sie die Welt einmal kopfstehen lassen, und dabei auch noch seitenverkehrt. Eine echte Überraschung für jeden, der den Effekt noch nicht kennt. Die Kugel ist gut einsetzbar für kreatives Fotografieren (siehe Workshops „Glaskugel in der Hand“ und „Mit der Glaskugel durch die Stadt“). Ein toller Effekt ist auch, dass Sie in der Glaskugel so viel sehen, als würden Sie mit Ihrer Kamera durch ein Fisheye fotografieren.
Dreibeinstativ: Bei längeren Belichtungszeiten sollten Sie, damit Ihnen die Fotos nicht verwackeln, die Kamera auf ein Stativ setzen. Das ist Ihnen sicher bekannt. Für alle, die einmal durch die Fotoglaskugel fotografieren möchten und keinen geeigneten Platz finden, die Kugel abzulegen, empfehlen wir, das Stativ als Kugelhalter einzusetzen. Zwischen Stativplatte und Kugel legen Sie einfach
einen Plastikring, darauf die Glaskugel – und schon kann es losgehen.

Regenschutzhüllen für Ihre Kamera und Objektive: Falls Sie einmal während des Fotografierens von leichtem Regen überrascht werden, können Sie Ihre Kamera und das Objektiv gut mit einer Regenschutzhülle schützen und trotzdem weiter fotografieren. Die Kameraausrüstung ist besser geschützt, wenn Sie eine Regenschutzhülle aus dem Fotobedarf darüber ziehen.

Künstliche Hintergründe können Sie gut einsetzen, wenn Sie eine einzelne Blume inmitten einer dichten Anzahl anderer Blumen fotografieren möchten, diese aber zu nahe an Ihrem Motiv heran stehen, sodass sie das Objekt nicht durch Einsatz einer weit geöffneten Blende freistellen können. Nehmen Sie als künstlichen Hintergrund aber bitte keinen einfarbigen Pappkarton, denn in der Natur gibt es kaum etwas, das so gleichmäßig einfarbig ist, wie ein einfarbiger Pappkarton. Auf dem Foto würde es künstlich wirken. Dagegen wirkt folgernder künstlicher Hintergrund – entgegen seinem Namen – gar nicht künstlich: Nehmen Sie einfach ein extrem unscharfes Foto von Blumen, und zwar so unscharf, dass die Pflanzen nur noch als Farbakzente, aber nicht mehr als Blumen erkennbar sind. Drucken Sie das unscharfe Foto aus und laminieren Sie es mit matter Laminierfolie. Dies können Sie entweder selbst machen, wenn Sie ein Laminiergerät besitzen, oder in einem Copyshop machen lassen. Wenn Sie diesen Hintergrund beim Fotografieren einsetzen, wirkt das gar nicht künstlich, wie Sie im Workshop „Freistellen mit künstlichem Hintergrund“ sehen werden.

Sonnenbrille als Graufilter-Ersatz: Möchten Sie z. B. fließendes Wasser „milchig“ fotografieren, dann benötigen Sie eine möglichst lange Belichtungszeit (siehe Workshop „Romantischer Bach“). Diese kann man gut erreichen, indem man einen Graufilter vor das Objektiv setzt. Haben Sie keinen Graufilter zur Hand, können Sie als „Lichtschlucker“ auch einen Polfilter oder eine dunkle Sonnenbrille (ohne Dioptrien) während der Aufnahme vor das Objektiv halten und schon verlängert sich Ihre Belichtungszeit.

Ihre Sonnenbrille können Sie aber auch noch mal ganz anders einsetzen. Vielleicht haben Sie ja Lust, einfach mal Spiegelungen aufzunehmen. Dinge spiegeln sich oftmals im Wasser, in Schaufenstern oder in Chromteilen von Autos. Aber auch in Ihrer Sonnenbrille. Einfach abfotografieren und fertig ist das kreative Bild (siehe Workshop „Spiegelung in der Sonnenbrille“).

Für den nebligen Effekt im Workshop „Zauberei aus der Hexenküche“ haben wir Trockeneis verwendet. Trockeneis ist festes Kohlendioxid bei einer Temperatur von circa – 78 Grad Celsius. Man kann es im Fachhandel für Industriegase beziehen. Der Hexenkessel-Effekt ergibt sich, wenn man auf Trockeneis Wasser gießt. Sofort steigen Nebelschwaden auf, die aber gleich wieder zu Boden fallen, da das Gas schwerer ist als Luft. Doch bitte beachten Sie für Aufnahmen mit Trockeneis unbedingt die Sicherheitshinweise, die Sie vom Hersteller mitbekommen, zur Lagerung und zur Handhabung. Sie sollten z. B. das Trockeneis nicht mit bloßen Händen anfassen. Auch wenn es nicht giftig ist, ist Trockeneis kein Spielzeug.

MIT DER KAMERA
PER DU

Das ist bestimmt jedem schon einmal passiert: Man möchte etwas Bestimmtes an seiner Kamera einstellen, weiß aber nicht mehr so ganz genau, wo oder wie. Moderne digitale Spiegelreflexkameras sind heutzutage Kleincomputer mit mehreren Hundert Funktionen. Und Einstellungen, die man nur selten anwendet, werden schnell wieder vergessen, insbesondere dann, wenn Sie die Kamera erst neu gekauft und noch nicht allzu viel mit ihr fotografiert haben.

Wenn man also auf der kreativen Fototour, und gerade dann, wenn die guten Ideen fließen, nicht durch fehlende Kameraroutine gestoppt werden möchte, ist es sinnvoll, sich vorher mit der Bedienung der Kamera auseinanderzusetzen. Nehmen Sie ruhig Ihre Bedienungsanleitung mit, auch wenn Sie sich bereits sicher fühlen. Man kann immer mal wieder etwas vergessen. Gehen Sie also auf Nummer sicher.

Das Gleiche gilt übrigens auch für die fototechnischen Aspekte. Wenn Sie darin geübt sind und z. B. wissen, was ein Öffnen oder Schließen der Blende zur Folge hat, oder wie Sie die Belichtung so korrigieren können, damit das nächste Bild insgesamt heller oder dunkler erscheint, dann sind Sie gut vorbereitet.

Im Folgenden möchten wir Sie fit machen, sowohl für die wichtigsten fototechnischen Aspekte als auch für einige wichtige Funktionen Ihrer Kamera.

Kamerasucher auf das Auge einstellen

Auch wenn Sie nicht manuell fokussieren wollen, raten wir dazu, den Sucher der Kamera auf Ihr Auge, mit dem Sie durch den Sucher schauen, einzustellen. Zum einen stellt dies sicher – sollten Sie doch einmal manuell fokussieren müssen – dass das Bild genau da auftrifft, wo es auftreffen soll, nämlich direkt auf der Sensorebene und nicht davor oder dahinter. Sonst wäre Ihr Foto nämlich immer leicht unscharf. Beim Fokussieren mit dem Autofokus passiert so etwas normalerweise nicht, da die Objektive genau auf die Kamera justiert sind.

Es gibt noch einen weiteren Grund, den Sucher auf das durchschauende Auge einzustellen: Damit können Sie im Sucher die Anzeige, also die Leiste, auf der die wichtigsten aktuellen Kamerawerte wie Blende und Zeit angegeben sind, scharf sehen und gut ablesen. Diese Werte sind für Ihre Einschätzungen wichtig, z. B. ob die Verschlusszeit, die Ihnen die Kamera bei der Blendenvorwahl vorschlägt, auch ausreicht, um verwacklungsfrei aus der Hand ohne Stativ fotografieren zu können.

Um den Sucher auf Ihr Auge einzustellen, schalten Sie die Kamera ein, nehmen den Deckel vom Objektiv und schauen durch den Sucher auf einen hellen, neutralen Hintergrund, z. B. in den Himmel. Im Zentrum des Sucherfeldes sehen Sie viereckige Felder, die Autofokusmessfelder. Ihre Anzahl ist bei den verschiedenen Kameras unterschiedlich. Sie sehen die Felder mehr oder weniger scharf. Wenn der Sucher gut auf Ihr Auge eingestellt ist, sehen Sie sie scharf. Dann können Sie alles lassen, wie es ist. Sehen Sie sie unscharf, drehen Sie an dem kleinen Rädchen bzw. bewegen Sie den kleinen Schieber direkt neben Ihrem Sucher für die sogenannte Dioptrieneinstellung, bis die Autofokusfelder für Sie scharf zu sehen sind.

imageWICHTIG: SUCHER UND AUGE
MÜSSEN ZUSAMMENPASSEN

Blende

Die Blende ist das „Loch“, durch das Licht auf den Sensor fällt. Die Größe dieses „Blendenlochs“ können Sie selbst wählen, wenn Sie das Belichtungsprogramm AV (Canon) bzw. A (Nikon) eingestellt haben (siehe auch Kapitel „Belichten mit dem Belichtungsprogramm AV/A)“. Die Blende wird üblicherweise mit „ƒ“ und einer Zahl bezeichnet. Wenn Sie die Blende selbst einstellen, haben Sie mehr Einfluss auf die Gestaltung Ihres Bildes. Aber Vorsicht: Wenn das Blendenloch weit geschlossen ist (große Blendenzahl, z. B. ƒ22), dauert es länger als bei einer weit geöffneten Blende (kleine Blendenzahl, z. B. ƒ5,6), bis genügend Licht auf den Sensor trifft und das Bild richtig belichtet ist. Hier besteht die Gefahr das Bild zu „verwackeln“, wenn frei aus der Hand fotografiert wird. Oder das Motiv bewegt sich während der langen Belichtungszeit und wird deshalb unscharf abgebildet.

Um Ihnen dies stärker zu verdeutlichen, greifen wir auf ein Beispiel aus einem ganz anderen Bereich zurück. Sie stehen im Garten und haben zwei große Fässer mit dem gleichen Fassungsvermögen, es passt also in beide Fässer gleich viel hinein. Nun möchten Sie beide Fässer mit Wasser füllen. Zum Befüllen nehmen Sie für das eine Fass einen Gartenschlauch (kleiner Durchmesser) und für das andere einen Feuerwehrschlauch (großer Durchmesser). Es ist klar, dass mit einem Feuerwehrschlauch das Fass schneller voll ist mit einem Gartenschlauch.

Auf unsere Kamera bezogen ist der enge Gartenschlauch die weit geschlossene Blende (große Blendenzahl) und der Feuerwehrschlauch die weit geöffnete Blende (kleine Blendenzahl). Bei der weit geschlossenen Blende mit beispielsweise Blendenzahl ƒ22, (Gartenschlauch) dauert es länger, bis die gleiche Lichtmenge auf dem Sensor eingetroffen ist, als bei einer weit geöffneten Blende (Feuerwehrschlauch) mit Blendenzahl z. B. ƒ5,6. Sie kommen also mit kleinen Blendenzahlen (weit geöffnete Blende) auf viel kürzere Belichtungszeiten als bei hohen Blendenzahlen (weit geschlossene Blende), unveränderte ISO-Zahl und gleichbleibende Lichtverhältnisse vorausgesetzt. Kürzere Belichtungszeiten wiederum erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Bild verwacklungsfrei und scharf wird.

WICHTIG: DAS GEHÖRT ZUSAMMENimage

Vielleicht wundern Sie sich, dass wir immer, wenn wir von einer weit geöffneten Blende reden, damit eine kleine Blendenzahl verbinden und umgekehrt, wenn wir von einer großen Blendenzahl reden, die Blendenöffnung klein ist. Das klingt erst einmal unlogisch! Es erklärt sich aber dadurch, dass die korrekte Blendenzahl ein Bruch ist, also nicht einfach nur ƒ4 sondern ƒ1/4 und nicht einfach ƒ22 sondern f 1/22. Und da der Zahlenwert 1/4 nun einmal größer ist, als der Zahlenwert 1/22, löst sich das Rätsel, und es ist erklärt, warum die Blendenöffnung bei 4 viel größer ist, als bei 22. Es hat sich umgangssprachlich so entwickelt, dass man lieber nur die Zahl unter dem Bruchstrich als Blende nennt und nicht den ganzen Bruch. Das ist zwar für Neueinsteiger zunächst undurchsichtig und scheinbar unlogisch, aber im Alltag einfacher zu handhaben.

Wie Sie gleich noch sehen werden, ist die Blende auch noch zuständig für die im Bild mögliche Schärfentiefe, also wie viel im Bild scharf oder unscharf abgebildet wird (siehe Kapitel „Schärfentiefe im Bild“).

imageWICHTIG: KLEINE NUMMER – GROSSER BLENDER

Schärfentiefe im Bild

Die Schärfentiefe ist das Ausmaß des Bereichs, der im Foto scharf dargestellt wird. Bei geringer Schärfentiefe hat man einen kleinen Schärfebereich im Bild, bei viel Schärfentiefe ist der Bereich größer. Das Ausmaß der Schärfentiefe wird durch die eingestellte Blende und durch den Abbildungsmaßstab festgelegt. Auf den beiden folgenden Fotos können Sie vergleichen, wie verschieden der Schärfentiefenbereich bei geöffneter und bei geschlossener Blende ist und wie sich dadurch die Bildwirkung verändert.

DIE SCHÄRFENTIEFE IST UMSO GRÖSSER:

Die Schärfentiefe dehnt sich nach vorne und nach hinten aus, und zwar in den Ebenen, die parallel zur Kamerarückwand vor dem Fotografen liegen, ausgehend von der Ebene, auf die fokussiert wurde. Bei weiter entfernten Motiven, auf die Sie fokussieren – wie Sie es vielleicht von der Landschaftsfotografie kennen – verläuft die Ausdehnung im Verhältnis ein Drittel zu zwei Drittel. Bei Aufnahmen im Nahbereich dehnt sich die Schärfe, ausgehend vom fokussierten Bereich, gleichermaßen nach vorne und nach hinten aus.

Dies hat Konsequenzen dafür, wohin Sie die Schärfe legen, damit bestimmte Elemente in Ihrem Bild scharf abgelichtet werden sollen. Als Faustregel gilt z. B. in der Landschaftsfotografie, dass man den Schärfepunkt mit dem Autofokus ins vordere Drittel des Bildes legen muss, wenn man eine von vorne bis hinten durchgehende Schärfe im Bild haben möchte. Bei Aufnahmen im Nahbereich legen Sie die Schärfe etwa in die Hälfte Ihres Motivs.

Übrigens, die beste Schärfe hat ein Objektiv, wenn man 2–3 ganze Blendenstufen von der Anfangsblende des Objektivs abblendet, also weiter schließt. Damit ist jetzt nicht die Schärfentiefe gemeint, sondern die Schärfequalität des Objektivs. Wenn also Ihr Objektiv seine größte Blendenöffnung (kleinste Zahl) bei ƒ2,8 hat, liegt die beste Schärfequalität des Objektivs bei Blende ƒ5,6 oder ƒ8. Startet Ihr Objektiv bei ƒ5,6, dann hat es seine beste Schärfe bei Blende ƒ11 oder ƒ16.

GANZE BLENDENSTUFEN

Belichtungszeit

Eine weitere wichtige Größe beim Fotografieren ist die Belichtungszeit. Das ist die Zeitspanne, in der nach dem Auslösen der Kameraverschluss geöffnet bleibt, in der also Licht auf den Sensor fällt. Die Belichtungszeit kann man selbst einstellen (TV bei Canon, S bei Nikon und bei M = manuell) oder durch die Kameraautomatik einstellen lassen.

Bei kurzen Belichtungszeiten (z. B. 1/500 s) können Sie gut aus der Hand fotografieren, bei längeren Belichtungszeiten (z. B. 1/10 s) brauchen Sie ein Stativ, da Sie sonst das Bild „verwackeln“ (siehe Kapitel „Frei Hand fotografieren, Bildstabilisator und Stativ“). Sicher haben Sie schon einmal gehört, dass man beim Fotografieren von Objekten in Bewegung, z. B. Tieren oder fahrenden Autos, eine kurze Belichtungszeit einstellen muss, um sie scharf abzubilden. Doch gerade wenn man noch nicht allzu viel Fotoerfahrung hat, raten wir dazu, nicht die Belichtungszeit mittels TV/S selbst einzustellen, sondern besser die Blende über AV oder A zu regeln. Egal welche Blende Sie einstellen, die Kamera gibt Ihnen beim Programm der Blendenvorwahl immer die am kürzesten mögliche Zeit und nicht die Zeit, die Sie sich vielleicht wünschen.

Das heißt, wenn Sie die kleinste Blendenzahl einstellen (z. B. ƒ5,6), gibt Ihnen die Kamera automatisch die überhaupt kürzest mögliche Zeit für die aktuell gewählte Kameraeinstellung und für diese Lichtsituation. So wird Ihr Bild auf jeden Fall richtig belichtet. Sie müssen nur abschätzen, ob Sie die Kamera noch frei halten können, ob Sie ein Stativ nehmen müssen oder ob die Zeit, die Ihnen die Kamera zur Verfügung stellt, zu lang ist, z. B. für ein Objekt, das sich bewegt.

Für die Bildwirkung ist es sehr wichtig zu wissen, dass kurze Belichtungszeiten die Bewegungen erstarren lassen, also „einfrieren“ und dass längere Belichtungszeiten die Bewegung verwischen lassen. Diese Erkenntnis lässt sich auch bewusst bildgestalterisch nutzen.

Autoren

  • Peter Uhl (Autor:in)

  • Martina Walther-Uhl (Autor:in)

  • Fotoschule des Sehens (Herausgeber:in)

Peter Uhl und Martina Walther-Uhl sind Fotografen aus Leidenschaft. Gemeinsam zeigen sie Hobbyfotografen in ihrer Fotoschule des Sehens, wie auch ohne große Vorkenntnisse faszinierende Fotos entstehen. Ihre Foto-Seminare sind so erfolgreich, weil sie Einsteiger und Fortgeschrittene zu schnellen Erfolgserlebnissen führen und damit den Spaß am Fotografieren vervielfachen.
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Titel: Grundlagen Kreative Fotografie