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1 x 1 der Fotografie

Typische Fehler erkennen und vermeiden. Mit vielen Tipps und praktischen Beispielen.

von Almut Adler (Autor:in)
256 Seiten

Zusammenfassung

Für den gelungenen Einstieg in die Fotografie
Zwei Faktoren bestimmen die Qualität eines Fotos: der richtige Einsatz der Kameratechnik und die Fähigkeit des Fotografen, den Bildaufbau zu komponieren. Beides will geübt sein – und genau dabei hilft dieser Ratgeber. Ganz praktisch zeigt die Autorin, wie man typische „Fotosünden“ vermeidet und zu echten Erfolgserlebnissen und schönen Fotos kommt. Das Grundlagenbuch für alle Hobby-Fotografen!

Typische Fehler beim Fotografieren – und wie man sie vermeidet.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Einleitung

Seine volle Aufmerksamkeit auf vermeintlich uninteressante, scheinbar langweilige und unwichtige Dinge im Alltag zu lenken, ist für bessere Aufnahmen wichtiger, als Sie denken. Dadurch lernen Sie, Ihren Blick zu schärfen und die Augen zu schulen – das ist mir bei der Vermittlung des Fotografierens stets ein großes Anliegen. Viele Fotosünden werden begangen, indem wir zu ungeduldig und unaufmerksam sind – und das nicht nur beim Fotografieren. Sei es die Haltung der Kamera, der Umgang mit unserem Handwerkszeug oder die Beobachtung der eigenen Person. Unsere Aufmerksamkeit können wir am besten trainieren, indem wir die Dinge verlangsamen.

Fotosünden muss man nicht beichten, aber man möchte sie loswerden.
Almut Adler

Ahnungslose Sünder

Fotoanfänger sind oft entmutigt, weil sie nicht wissen, was sie eigentlich falsch machen – sie sind verunsichert, weil sie selbst sehen, dass es hier und da noch an etwas fehlt, aber nicht genau wissen, woran. Diese Ahnungslosigkeit verleitet zu unbewussten Fotosünden.

Wen kann ich fragen, wer gibt mir eine kompetente Antwort und wie kann ich mein fotografisches Auge schulen? Sie fühlen sich mit ihren Problemen alleingelassen. Die meisten Fotosünden werden jedoch in der Bildgestaltung gemacht, deshalb beansprucht das Kapitel „Aufnahmetechnik“ die meisten Seiten. Technische Fehler kann man sich abgewöhnen, einen pfleglichen Umgang mit seiner Kamera lernen, aber Kreativität und Bildgestaltung können nur visuell und durch viel Praxis geschult werden – Übung macht bekanntlich den Meister.

Als Fotokurs- und Workshop-Leiterin werde ich immer wieder mit den gleichen Fehlern aus Unachtsamkeit konfrontiert, sodass ich genau weiß, wo der Schuh drückt und wie der wunde Punkt zu „heilen“ ist. Denn wie heißt es so schön: „Aus Fehlern kann man lernen.“

7 hilfreiche Tipps für Fotosünder

Die am häufigsten gemachten Fehler sollten Sie schon zu Beginn vermeiden, ich nenne sie die 7 Todsünden der Fotografie:

  1. Fotografieren ohne die richtige Kamerahaltung
  2. Fotografieren ohne Sonnenblende/Gegenlichtblende
  3. Fotografieren ohne die 1:1-Formel zu beachten
  4. Fotografieren ohne gespeicherten Fokus-Punkt
  5. Fotografieren ohne Kontrolle im Sucher (Blende, Zeit, ISO, Belichtungsskala)
  6. Fotografieren ohne Formatwechsel (Hoch-/Querformat)
  7. Fotografieren ohne Motivation

Sichtweise

Betrachten Sie alles, was Sie fotografieren wollen, möglichst aus den unterschiedlichsten Perspektiven – im Liegen, auf dem Rücken, aus der Hocke und von oben. Bewegung ist der Designer Ihrer Bilder, denn Bewegung ermöglicht immer neue Perspektiven und kreiert andere Hintergründe. Unterschiedliche Sichtweisen machen Sie sicht-weise! Die 08/15-Perspektive aus Augenhöhe ist die Otto Normalverbraucher- oder Touristen-Perspektive. Seien Sie beim Fotografieren reisefreudig, doch seien Sie niemals ein 08/15-Tourist oder ein Otto-Normal-Fotograf – dann kommen Sie über das Knips-Stadium bestimmt nicht hinaus!

Aus der typischen 08/15-Perspektive wirken die Travertin-Blöcke in einem Steinbruch wie glatte Wände. Sie können monumentaler und interessanter zur Wirkung kommen, wenn Sie in die Hocke gehen oder sie auf dem Rücken liegend fotografieren.

Ich möchte Sie in diesem Buch auf die kleinen, scheinbar unwesentlichen Fotosünden aufmerksam machen, denn sie richten größere Schäden an und produzieren schlechtere Aufnahmen, als Sie meinen. Es ist keine Sünde, Fotofehler zu begehen, aber es ist eine Sünde, Fehler zu ignorieren!

Spielen lernen

Haben Sie Geduld mit sich selbst. Wenn Sie lernen, ein Instrument zu spielen, so wissen Sie auch, dass dies nicht in ein paar Tagen möglich sein wird – es bedarf viel Übung. Betrachten Sie Ihre Kamera wie ein Instrument. Sie müssen das „Spielen“ erst erlernen – und das geht bekanntlich spielerisch am einfachsten, und spielerisches Lernen hat den größten Erfolg. Dazu suchen Sie sich zunächst einmal die richtigen Motive – und zwar „Bilder“, die nicht weglaufen, sich nicht bewegen, und Motive, die alltäglich sind. Dazu eignen sich Stillleben (engl. still life) am besten – es ist das Anfänger-Genre schlechthin. Es bewegt sich nicht, läuft nicht fort und hält einfach nur still. Wunderbare Voraussetzungen also, wenn man gerade beginnt, das Terrain der Fotografie zu betreten.

Entdecken Sie das Alltägliche! Tischfußballer sind ruhige Sportler – es sei denn, Sie bringen selbst Bewegung ins Spiel! Brennweite: 58 mm, Blende: 5,6, Belichtungszeit: 1/400 Sek., ISO: 200

Zielsetzung

Den ersten großen Fehler begehen Sie, wenn der Vollautomatik-Modus Ihr Fotoleben beherrscht – damit schaden Sie sich letztendlich nur selbst. Sicherlich ist es einfacher, mit der Zeit- oder Blendenautomatik zu arbeiten, und wenn es auf einem Fest einmal ganz schnell gehen muss, ist es auch sinnvoll, die Programmautomatik für Schnappschüsse anzuwenden, weil die Grundeinstellungen erhalten bleiben. Sogar manche Pressefotografen bedienen sich der Programmautomatik, weil sie schnell am Drücker sein müssen.

Die wahre Fotografie beginnt jedoch im Modus M – hier fangen Sie an, die Abläufe von Blende und Zeit zu verstehen, und Sie haben die Möglichkeit, Ihre Bilder zu manipulieren und zu gestalten – so, wie sie gewollt sind. Im Modus M können Sie Bildern Ihre Individualnote verpassen. Schluss mit den Zufallsprodukten! Im Modus M werden Sie nach und nach begreifen, wie gute Fotos entstehen.

Machen Sie sich zum Ziel, dass das Fotografieren im Vollautomatik-Modus bald der Vergangenheit angehört – sonst knipsen Sie nur auf hohem Niveau!

Almut Adler

Kamerahandhabung und Kamerapflege

Ihre Kamera ist Bildempfänger, Datenträger, Instrument und Handwerkszeug zugleich. Betrachten Sie eine Kamera als Ihr „Baby“ – dann werden Sie sie genauso achtsam und pfleglich behandeln. Je (nach)lässiger Sie mit Ihrem Handwerkszeug umgehen, desto mehr wird die Qualität Ihrer Bilder darunter leiden. Fusseln und Staub erzeugen Sensorflecken, und auch Unachtsamkeit kann Sie teuer zu stehen kommen, wenn Ihre Kamera nicht richtig geschützt und behandelt wird.

Fotografieren ist wie Schreiben mit Licht,
wie Musizieren mit Farbtönen,
wie Malen mit Zeit und Sehen mit Liebe.

Almut Adler

Meine Kamera

Die Wahl der Kamera

Kameras werden weniger nach der Optik gekauft – vielleicht liegt es daran, dass nahezu alle Modelle schwarz ausfallen und die Gehäuse („Bodys“) sich relativ ähnlich sehen. Kaufargumente sind eher die vielen Einstellungsmöglichkeiten, Knöpfe, Rädchen und die Menüführung einer Kamera als das äußere Erscheinungsbild. Somit hängt die Kaufentscheidung eher vom Preis-Leistungs-Verhältnis und von der Bedienbarkeit einer Kamera ab als von ihrem Design.

Eine Kamera sollte gut auf Ihr persönliches Gefühl abgestimmt sein. Nehmen Sie in einem Foto-Fachgeschäft einmal mehrere Kameramodelle in die Hand und spielen Sie mit Rädchen, Knöpfchen und Einstellungsmenüs herum. Hören Sie dabei auf Ihre innere Stimme und lassen Sie die Sympathie sprechen. Hören Sie nicht auf die Argumente der Verkäufer. Oft wollen sie nur ihre „Ladenhüter“ an den Mann/die Frau bringen. Ich persönlich rate immer zu den altbewährten Kameraherstellern wie Canon oder Nikon, vielleicht noch Pentax, Olympus oder Sony. Traditionelle Kamerahersteller bieten die größte Auswahl an Objektiven, qualitativ die präzisesten Linsen und weltweit den besten Service. Welches Modell es nun letztendlich sein wird, entscheiden Ihre Vorliebe und Ihr Geldbeutel.

Kamerakauf und Objektive

Lassen Sie sich auf keinen Fall von einem Fotofachverkäufer etwas „andrehen“. Lassen Sie sich beim Kamerakauf beraten, aber nicht beschwatzen. Lassen Sie vor allen Dingen Ihr Gefühl für die Kamera sprechen, denn sie ist Ihr Instrument für die nächsten Jahre. Informieren Sie sich vorher so gut wie möglich: Nicht alle innovativen Erfindungen an einer Kamera sind nützlich oder sinnvoll. Vorsicht vor dem Kauf sogenannter Kamera-Kits! Die Objektive an den Kameras sind gerade im unteren Preissegmentoftmals aus Plastik und daher qualitativ weniger hochwertig. Kaufen Sie ein gutes Objektiv und belassen Sie lieber das zweite Objektiv erst einmal auf Ihrer Wunschliste. Denn: Das Objektiv ist für die Qualität Ihrer Bilder verantwortlich, nicht die Kamera – und natürlich Sie selbst als Fotograf/-in!

Vor- und Nachteile

Die Nikon besitzt den genialen Modus D-Lighting, der automatische Korrekturen bei Gegenlichtaufnahmen vornimmt. Canon ist mit seinem Daumenrad für die Blendenwahl ergonomisch handlicher als Nikon (meine Meinung) und besitzt die flüsterleise fokussierenden USM-Objektive. Pentax spielt in einer günstigeren Preisliga und ist ein altbewährter Kamerahersteller mit guten Objektiven. Manche Olympus-User bleiben ihrer alten Marke treu und lieben ihre gewohnte Handhabung. Sony wiederum baute zuerst den ausklappbaren Dreh- und Schwenkmonitor an seine Alpha-Kameras, was andere Kamerahersteller wie Nikon und Canon animierte, in dieser Hinsicht nachzuziehen.

Wer sich intensiv mit allen Vor- und Nachteilen der verschiedenen Kameramodelle auseinandersetzt, der wird ziemlich verunsichert sein. Jeder Hersteller verspricht, DIE geniale und innovative Kamera gebaut zu haben. Wenn Sie dann reihenweise Testergebnisse vergleichen und viele Fachmagazine studiert haben, sind Sie womöglich verunsicherter als zuvor. Oder aber Sie sind technisch so versiert, dass Sie sich aufgrund dessen für ein bestimmtes Kameramodell entschieden haben.

Erste Schritte

Zu Hause packen Sie Ihr neues „Baby“ aus und wollen gleich loslegen. Dabei erleben viele ihre erste Enttäuschung, denn sie müssen zuerst den Akku aufladen, und es fehlt womöglich eine Speicherkarte. Die muss oft zusätzlich gekauft werden! Versuchen Sie beim Kamerakauf noch eine Speicherkarte als Extra zu erhandeln. Je nach Pixelstärke Ihrer Kamera würde ich bei mindestens 2 GB anfangen, besser sind 4 GB. Bei 12-Millionen-Pixel-Kameras und RAW-Aufnahmen dürfen es auch Speicherkarten mit 16 oder 32 GB sein. Hierbei empfehle ich schnelle Chips (z.B. Extreme III oder Extreme IV von SanDisk), die Ihre gespeicherten Daten wieselflink auf den Rechner übertragen. Mit einem Firewire-Kartenlesegerät geht es dann noch schneller.

Compact-Flash-Extreme-III-Speicherchip

Lochkontakte mit Oberseite nach vorne einführen.

FALSCH: Mit der Rückseite eingeführt.

RICHTIG: Der gelbe Aufkleber im Inneren der Kameraöffnung zeigt das Speicherkartensymbol so, wie sie eingelegt werden soll.

SD-Speicherchip Kingston

FALSCH: Einführen des Speicherchips mit der Rückseite.

RICHTIG: Einführen des Speicherchips mit der Oberseite in Leserichtung.

Der gelbe Aufkleber in der Kameraöffnung zeigt das Speicherkartensymbol so, wie sie eingelegt werden soll.

Speicherchip einführen

Vorsicht! Bevor Sie den Speicherchip in den Kartenschacht (Slot) Ihrer Kamera schieben, vergewissern Sie sich anhand Ihres Bedienungshandbuches, WIE der Chip einzuführen ist. Machen Sie hierbei keinen Fehler! Wenn Sie Ihren Speicherchip falsch herum einführen und womöglich noch fest nachdrücken, dann können sich die feinen Kontaktsplinte im Kartenschacht verbiegen. Dann steht im schlimmsten Fall gleich die erste Reparatur an! Kauftipp: Für Kameras mit über 10 Mio. Pixel Speicherchips mit mind. 8 GB kaufen. SanDisc Extreme III oder IV600 px haben eine schnelle Übertragungsgeschwindigkeit.

Verhältnis entwickeln

Anfangs betrachten Sie Ihre Kamera vielleicht nur als eine Art „Gerät“ mit vielen Knöpfen und Rädchen, doch sobald Sie die ersten Fotos damit im Kasten haben, fangen Sie an, ein liebevolleres Verhältnis zu Ihrer Kamera aufzubauen. Beginnen Sie sich mit Ihrer Kamera zu beschäftigen, indem Sie das Bedienungshandbuch aufmerksam lesen und gewisse Einstellungen gleich ausprobieren – das schafft eine Vertrautheit. Dieses Verhältnis entwickelt sich im Laufe der Zeit zu einer Liebe, die umso inniger wird, je mehr schöne Fotos Sie Ihrer Kamera entlocken. Spätestens im Modus M wird Ihre Kamera eine Leidenschaft in Ihnen entfachen, die Sie in dieser Form bisher nicht für möglich gehalten haben – die Leidenschaft der wahren Fotografie.

Die Kamerahaltung – Ihre Haltung zur Kamerahaltung

Wenn Ihre neue Digitalkamera nicht Ihre erste DSLR-Kamera (engl. für Digital single-lens reflex = Digitale Spiegelreflexkamera) ist, dann haben Sie sich bestimmt schon einen eigenen Fotostil angeeignet. Damit meine ich die Art, wie Sie Ihre Kamera halten und handhaben. Dieser persönliche Stil wird spätestens dann zu einem Problem, wenn Sie sich eine falsche Kamerahaltung angewöhnt haben. Es gehört viel Disziplin und eigene Beobachtung dazu, sich diese Fehlhaltung wieder abzugewöhnen. Sicherlich werden Sie sich fragen, was denn so schlimm an einer anderen Kamerahaltung ist? Und Sie werden trotzig denken, dass vorher ja auch ganz passable Fotos entstanden sind. Ganz recht, passabel, aber passabel ist niemals gut genug für einen ambitionierten Fotografen!

Verwechseln Sie die Haltung und Handhabung einer Spiegelreflex-Kamera nicht mit der einer kleinen Kompaktkamera. Diese Fotoapparate besitzen einen Display-Sucher und haben keine schweren Wechselobjektive. Auf Grund ihrer kleinen Bauweise werden diese Kameratypen zum Fotografieren meistens seitlich gehalten. Das hingegen führt bei einer SLR-Kamera zur Instabilität, weil ein Objektiv die Kamera nach unten zieht und damit häufig Verwacklungen verursacht. Die Handhaltung unter dem Objektiv stabilisiert die Kamera.

RICHTIG: Diese Fotografin hat die Kamerahaltung eines Profis. Hier wird die Kamera stabilisiert, indem das Objektiv in der Hand ruht.

FALSCH: Diese Kamerahaltung ist weit verbreitet, aber leider nicht richtig. Die Fotografin hält sich an ihrer Kamera fest, anstatt ihr ein Halt zu sein.

Richtige Kamerahaltung.

Falsche Kamerahaltung.

FALSCH: Wenn Sie Ihre Kamera so halten, dann sollten Sie unbedingt Ihren Stil verändern, denn diese Kamerahaltung ist mit längerer Brennweite besonders „wackelig“.

RICHTIG: Schauen Sie sich Ihre Kamerahaltung von den Profis ab – so wie dieser Fotograf seine Kamera hält, ist es perfekt. Achten Sie auch auf Kamera-Werbefotos oder -filme, dann sehen Sie, wie es richtig ist!

Tipp

Lassen Sie sich beim Fotografieren fotografieren! Hierbei wird eine falsche Kamerahaltung schnell entlarvt, und Sie können sich das Foto als Negativbeispiel zum Abgewöhnen an Ihren Arbeitsplatz hängen.

Die falsche Kamerahaltung

Seien Sie Ihrer Kamera ein Halt, anstatt sich daran festzuhalten! Legen Sie Ihre Kamera in gute Hände – in Ihre eigenen. Halten Sie die linke Hand geöffnet und umfassen Sie locker das Objektiv, sodass sich die Kamera darin leicht ins Hochformat drehen lässt. Halten Sie das Objektiv nicht zu fest, sonst blockieren Sie damit den Autofokus.

Das Spiegelbild

Stellen Sie sich einmal vor den Spiegel und beobachten Sie sich, wie Sie Ihre Kamera halten. Dann machen Sie ein Foto davon. Unterscheidet sich die Art, wie Sie Ihre Kamera halten, von der Skizze in Ihrem Bedienungshandbuch und den „Richtig“-Fotos im vorliegenden Buch? Dann sollten Sie sich unbedingt sofort die Profihaltung angewöhnen – oder besser gesagt, sich die falsche Haltung abgewöhnen! Das mag übertrieben klingen, die richtige Kamerahaltung ist jedoch von größerer Wichtigkeit, als Sie denken.

In jedem Kamera-Bedienungshandbuch wird explizit darauf hingewiesen, WIE eine Kamera zu halten ist. Warum wohl, wenn es keine Bedeutung hätte?

Umfassend

Ob Sie im Hoch- oder Querformat fotografieren, hängt im Wesentlichen von Ihrem Motiv ab. Und auch im Hochformat werden Sie wieder mit der richtigen Haltung Ihrer Kamera konfrontiert. Halten Sie stützend Ihre offene Hand unter das Objektiv und drehen Sie die Kamera locker in Ihrer Hand nach oben oder nach unten. Probieren Sie aus, welche Position angenehmer ist und leichter von der Hand geht. Egal ob sich der Auslöser und Ihre Hand oben befinden oder umgekehrt, beide Haltungen sind richtig. Die komfortablere Bedienung ist, wenn Auslöser und Hand oben liegen, so wie auf dem Bild. Die stabilere Haltung ist die Drehung nach unten, wenn Sie dabei den Ellenbogen in der Bauchgegend abstützen.

Beim Fotografieren mit langen Brennweiten ist das Ruhigstellen der Kamera besonders wichtig. Sich hinzusetzen und die Beine als lebendiges „Stativ“ zu nutzen, ist die bessere Alternative zu einem verwackelten Foto.

Diese Fotografin macht es ganz professionell. Im Hochformat umfasst sie ihre Kamera von unten und stützt den Ellenbogen auf dem Knie ab. Das gibt ihr den optimalen Halt.

Vorsicht Kamera!

Unachtsamkeit mit der Kamera

Es passieren immer wieder Unfälle mit der Kamera, deshalb sollten Sie auch immer daran denken, wie Sie diese verhindern können! Schauen Sie sich folgende Todsünden im Umgang mit der Kamera an. Diese Unachtsamkeiten können leicht zu Sachschäden führen, die Sie teuer zu stehen kommen. Bekanntlich sind optische Warnungen eindringlicher als gut gemeinte Ratschläge …

Das Tragen der Kamera

Kaum ein Fotograf macht sich Gedanken über den Kameragurt. Dass dieser zum Tragen der Kamera gedacht ist, scheint jedem klar, aber dass dieser Gurt auch seine Tücken hat, wird den meisten erst bewusst, wenn das Malheur passiert ist (siehe Fotos). Ich persönlich wickle meinen Kameragurt um das Handgelenk und halte so die Kamera stets sicher in der Hand.

Diese Unachtsamkeit kann Sie teuer zu stehen kommen. Behalten Sie Ihre Kamera immer im Auge und gehen Sie nicht zu lässig mit Ihrem „Handwerkszeug“ um.

Wie Sie sehen, hat der Trageriemen als Halsgurt auch seine Tücken. Vorsicht, wenn Sie sich über eine Tischkante beugen oder etwas aufheben wollen!

So trage ich meine Kamera – den Trageriemen um das Handgelenk gewickelt, habe ich sie sicher in der Hand und bin immer am Drücker. Sie können den Originalgurt auch gegen eine schmalere Variante austauschen.

„Parken“ der Kamera

Die Ablage Ihrer Kamera sollte niemals eine wackelige Angelegenheit sein. Ein „Parkplatz“ an einem felsigen Abgrund beispielsweise eignet sich nicht. Nehmen Sie sich immer die Zeit, Ihre Kamera sicher abzulegen.

Setzen Sie Ihre Fotoausrüstung niemals der prallen Sonne aus und lassen Sie Rucksack oder Fototasche nicht geöffnet herumliegen. Es kann etwas hineinfallen, eine Sandböe aufkommen oder ein Hund kurz sein Bein daran heben.

Die „Garage“ Ihrer Kamera ist die Fototasche, der Fotorucksack, ein Fotokoffer oder eine Colttasche. Hier ist Ihre Kamera sicher aufbewahrt und vor Staub, Kratzern, Stößen und vor Nässe geschützt. Kaufen Sie dieses Behältnis nicht zu klein, denn Sie werden im Laufe der Zeit immer etwas dazukaufen oder zusätzlich noch etwas mitnehmen wollen. Eine halb leere Kameratasche wird sich schon füllen! Findet sich in Ihrer zu kleinen Fototasche kein Platz mehr, so ärgern Sie sich über den voreiligen Kauf.

Kameraschutz und Aufbewahrung

Wind und Wetter

Wenn die Kamera Ihr Baby ist, dann legen Sie „es“ auch trocken. Nässe schadet einer Kamera und kann sie funktionsuntüchtig machen. Aber auch Sonne, Hitze, Kälte und Wind können Ihrer Kamera Schaden zufügen.

Der Wind wird dabei oft unterschätzt. In mediterranen Ländern kann buchstäblich in Windeseile eine heftige Sandböe aufkommen – so schnell können Sie gar nicht reagieren. Nicht selten entwickelt sich daraus ein Sandsturm – zähneknirschend müssen Sie dann feststellen, dass Sand im Getriebe ist und Ihre leichtläufigen Objektive schwergängig sind und kratzende Geräusche erzeugen.

Luftfeuchtigkeit der Tropen

Bei längeren Aufenthalten in tropischen Ländern ist die Gefahr von Objektivpilzen (Fungus) zwischen den Linsenelementen nicht auszuschließen. Mehr als 90 % Luftfeuchtigkeit bilden den idealen Nährboden für Linsenpilzbefall, der mit auskeimenden Pilzsporen an Glaselementen seine Sporen vermehrt.

Objektivlinsen werden durch Fungus-Belag stark geschädigt und können durch hervorgerufene Trübungen ein Objektiv unbrauchbar machen. Bewahren Sie deshalb in tropischen Ländern Ihre Fotoausrüstung möglichst geschützt in einem Alu-Tropenkoffer auf und legen Sie kleine Beutel mit dem Trockenmittel Silikagel bei. Die kleinen Kügelchen wirken stark hygroskopisch (Wasser anziehend) und eignen sich bestens als „Feuchtigkeitsschlucker“. Aus diesem Grund liegen originalverpackten Kameras und Objektiven kleine Beutelchen mit Silikagel bei. Verstauen Sie ein oder zwei dieser Beutelchen ruhig in Ihrer Fototasche – auch bei deutschem Dauerregen können die Kügelchen nicht schaden.

Pilzsporen können entstehen bei
  • längerer Lagerung in Luftfeuchtigkeit über 70 %
  • Lagerung bei völliger Dunkelheit
  • Lagerung in luftfeuchten Kellern
  • längerer Aufbewahrung in Ledertaschen oder Holzkisten

Faservlies-Beutel mit ca. 100 g Silikagel-Füllung.

Der „Safe“ Ihrer Kameraausrüstung in den Tropen ist ein Aluminiumkoffer.

KURZ NACHBELICHTET: Behandlung der Objektive

Hüten Sie Ihre Objektive wie Ihren Augapfel – denn die Linsen sind die Augen Ihrer Kamera! Schützen Sie Objektive vor Nässe, Staub und Sonneneinwirkung. Putzen Sie die Oberflächen eines Objektivs mit einem weichen, fusselfreien Tuch und hauchen Sie es bei hartnäckigeren Flecken öfter an. Behandeln Sie ein „schwitzendes“ oder feucht gewordenes Objektiv mit einem Föhn oder lassen Sie es kurz von der Sonne antrocknen. Bewahren Sie Ihre Fotoausrüstung am besten an einem Ort auf, an dem die Luftfeuchtigkeit unter 60 % beträgt, aber nach Möglichkeit nicht unter 30 %! (Oder benutzen Sie einen feuchtigkeitsresistenten Tropenkoffer.)

Kamerapflege und -behandlung

Die beste Pflege ist eine gute Behandlung. Damit meine ich, die Kamera bei längerem Nichtgebrauch abzuschalten und eventuell den Akku herauszunehmen. Schützen Sie Ihre Objektive mit dem vorderen und hinteren Linsendeckel – räumen Sie Ihre Objektive niemals ungeschützt in die Fototasche. Die sensiblen Elektrodioden an der Objektivrückseite könnten sonst leicht verschmutzen und nicht mehr einwandfrei arbeiten. Putzen Sie ein Objektiv niemals mit fusseligen oder haarigen Materialien. Hauchen Sie Ihr Objektiv leicht an und wischen Sie nicht zu fest mit einem weichen Tuch Staub, Fingerabdrücke und Schlieren weg. Starke Flecken können partielle Unschärfen bilden.

Bewahren Sie Ihre Kamera ohne Objektiv auf, so schützen Sie das Gehäuse („Body“) ebenfalls mit dem Kameraschutzdeckel. Das Innere einer Kamera ist hochempfindlich!

Der Kamerabody benötigt kaum Pflege oder Wartung, es sei denn, er wurde durch Regen feucht. Trocknen Sie in diesem Fall einfach den Body mit einem weichen Tuch gründlich ab. Kontrollieren Sie auch, ob sich in den Objektivringen keine Feuchtigkeit festgesetzt hat. Wirkliche Nässe mag kein Kamerabody, und selbst teure, gut abgedichtete Kameras und Objektive halten keinem Wasserguss oder Dauerregen stand.

Das Innenleben einer Kamera ist hochempfindlich und muss unbedingt mit dem Gehäuseschraubdeckel geschützt werden.

Bewahren Sie Ihre Fotoausrüstung an einem sicheren Ort auf. Eventuell müssen Sie Kamera und Objektive auch vor dem Zugriff Ihrer Kinder schützen. Geeignet sind beispielsweise ein gut gesicherter Schrank, ein abgeschlossener Schreibtisch oder ein abschließbarer Fotokoffer.

Objektive und ihre Behandlung

Der richtige Objektivschutz

Objektive sind die Augen Ihrer Kamera. Hüten Sie Ihre Objektive also dementsprechend. Sie würden doch auch nicht ungeschützt in die grelle Sonne schauen wollen oder Ihre Augen einer staubigen oder Funken sprühenden Arbeit ohne Schutzbrille aussetzen.

So wie eine verkratzte, fleckige oder fettige Brille Ihre Sehqualität mindert, so verhält es sich auch mit der Aufnahmequalität eines Objektivs. Auf Ihren Fotos hinterlässt ein dreckiges Objektiv sichtbare Spuren. Das zeichnet sich bei starker Abblendung durch Unschärfen, Fusseln, Kontrastminderung oder durch dunkle Punkte ab (Sensorflecken), die am deutlichsten bei geschlossenen Blenden sichtbar werden.

Ein Objektiv sollten Sie hüten wie Ihren Augapfel. Behandeln und pflegen Sie es aufmerksam.

Gegenlichtblenden, UV-Filter oder Schutzglas-Filter und Objektivdeckel schützen Ihre Objektive vor Stößen, Kratzern und Flecken. Den richtigen Durchmesser für den Kauf eines Filters entnehmen Sie der Innenseite Ihres Objektivdeckels.

Ein achtsamer Fotograf hätte den Strohhut über seine Kamera gestülpt oder sie besser in den Schatten gelegt, anstatt sie der prallen Sonne auszusetzen – noch dazu mit einem nach oben gerichteten Objektiv! Das ungeschützte Objektiv wirkt bei der „auf dem Rücken“ liegenden Kamera wie ein Brennglas. Längere Sonneneinstrahlung kann das Innere Ihrer Kamera durch Überhitzung zerstören. Zudem sollte die Kamera mit dem empfindlichen Display nicht nach unten abgelegt werden.

Objektive sollten niemals ungeschützt in die Fototasche geräumt werden, da Staub zu dunklen Sensorflecken auf Ihren Aufnahmen führen kann. Bringen Sie deshalb immer die vorderen und hinteren Objektivdeckel an.

Objektivwechsel an der Kamera

Was viele Fotografen unterschätzen – ein häufiger Objektivwechsel ist ein guter Vorbereiter für Sensorflecken. Besonders dann, wenn Sie diesen Wechsel nicht sorgsam ausführen. Bei einem Objektivwechsel sollte die Kamera immer ausgeschaltet sein, denn durch die Wärmestrahlung der Kamera wird der Staub geradezu magnetisch angezogen. Wechseln Sie Ihre Objektive auch niemals unter Bäumen, es könnte Ihnen von oben etwas ins Objektiv oder in das Kameragehäuse hineinfallen, wenn Sie die Kameraöffnung nach oben halten. Auch bei heftigen, Staub aufwirbelnden Windböen sollte man einen Objektivwechsel tunlichst meiden. Ein Grund dafür, dass Profifotografen oft mit zwei Kameras unterwegs sind, ist die flexible Schnelligkeit durch den fehlenden Objektivwechsel.

Eine kleine Abschüssigkeit könnte ein liegendes Objektiv ins Rollen bringen. Stellen Sie Ihr Objektiv auf die breitere Frontseite, nicht auf die wackelige Rückseite.

Die Qualität der Optik

Sicherlich kennen Sie den optischen Unterschied zwischen einer billigen Supermarkt-Brille mit Plastikgläsern und einer kostspielig angefertigten Brille mit passender Sehschärfe. Ähnlich verhält es sich mit gewichtigen und hochqualitativen Objektiven im Vergleich zu leichten und billigen Plastikobjektiven.

Sparen Sie niemals am falschen Ende, denn die Qualität Ihrer Aufnahmen ist vom Objektiv abhängig und nicht von der Kamera. Sie müssen sich natürlich nicht gleich eine Profioptik anschaffen, doch die sogenannten Kamera-Kits haben meistens miserable Plastikobjektive oder zweitklassige Amateurobjektive. Kaufen Sie Ihre neue Kamera nicht mit dem angebotenen Set-Objektiv, sondern wählen Sie eine bessere Optik und handeln Sie trotzdem einen Kit-Preis aus. Die meisten Fotohändler lassen mit sich reden.

KURZ NACHBELICHTET: Objektivwechsel

Legen Sie Ihr Objektiv bei einem Wechsel nicht längs auf einen Tisch – es könnte Ihnen wegrollen. Stellen Sie das Objektiv auf die Seite mit dem größten Umfang und schützen Sie es gleich mit vorderem und hinterem Objektivdeckel, um Sensorflecken durch Staubeinwirkung zu vermeiden. Räumen Sie Ihr abgeschraubtes Objektiv am sichersten direkt wieder in Ihre Fototasche. Und wer es sich leisten kann: Ein zweites Kameragehäuse („Body“) verhindert häufiges Objektivwechseln und macht Sie zu einem schnellen Fotografen.

Kameraausrüstung

Was ist notwendig?

Die Ausrüstung eines Fotografen kann sehr spartanisch ausfallen – oder sehr umfangreich. Dementsprechend groß kaufen Sie sich dann auch Ihre Fototasche oder Ihren Rucksack.

Viele Fotografen fragen sich zu Recht, was für eine Standardausrüstung eigentlich alles notwendig ist. Die Fotoindustrie macht uns weis, dass wir alle möglichen Zubehörteile und Hilfsmittel benötigen. Brauchen wir die Dinge wirklich?

Zuerst einmal brauchen Sie eine Kamera und vielleicht einen zweiten Kamerabody, um Objektivwechsel zu reduzieren. Dann sind Zoomobjektive mit den Brennweiten 24–70 mm oder 16–85 mm, 70–200 mm oder ein Reisezoom mit 18–250 mm sinnvoll. Damit sind Sie Brennweiten-technisch schon sehr gut abgedeckt. Natürlich könnte es dann auch noch ein extremeres Weitwinkel mit 10–20 mm oder 12–24 mm sein. Ein 60 mm, 105 mm oder 180 mm Makroobjektiv mit Bildstabilisator wäre wünschenswert für Detailliebhaber und Naturfotografen. Ein lichtstarkes 50 mm/1:1,4-Normalobjektiv ist dann noch ein Traum für engagierte Porträtfotografen.

Ein wasserundurchlässiges, gepolstertes Tuch schützt Kamera und Objektiv vor Kratzern, Stößen und Feuchtigkeit, wenn Sie einmal nicht die Gesamtausrüstung in der Fototasche mitnehmen möchten.

So können Sie unendlich weiterträumen, denn Sie haben sich eine kostspielige Liebe zugelegt. Wenn Sie gern nachts fotografieren, dann darf ein stabiles Stativ nicht fehlen, ein guter Kugelkopf gehört ebenso dazu, und den Fernauslöser sollten Sie dabei auch nicht vergessen. Sie sehen schon, je weiter Sie Ihr Interessenfeld ausweiten, desto umfangreicher wird auch Ihre Fotoausrüstung ausfallen und sich Ihre Fototasche vergrößern. Zur erweiterten Standardausrüstung gehören auch ein Polarisationsfilter (kurz Polfilter), ein externes Blitzlicht, ein zweiter Akku, eine zweite oder dritte Speicherkarte, ein Kartenlesegerät und ein Blasebalg zur Sensorreinigung.

Aufbewahrung der Kamera

Legen Sie Ihre Kamera nie zu anderen Sachen in einen Rucksack oder in eine Handtasche. Gegenstände wie Kugelschreiber, Brillenetuis oder ein Schlüsselbund können Kamera und Objektiv verkratzen. Obst, Kekse, Schokolade oder gar Butterbrote gehören auch nicht in die Nähe einer Kamera, sie könnten für böse Überraschungen sorgen. Möchten Sie auf Wanderungen nicht auf Ihren Tourenrucksack verzichten oder auf einer Citytour nicht Ihre Handtasche mitnehmen, dann wickeln Sie Ihre Kamera in ein gepolstertes und feuchtigkeitsresistentes Tuch oder einen stoßdämmenden Beutel. Fotobeutel und Kamera-Wickeltücher mit Klettverschluss gibt es im Fotofachhandel zu kaufen (z.B. von Domke).

Kameratechnik und Fehler

Die Technik der eigenen Kamera ist für manche Fotografen ein Buch mit sieben Siegeln. Die Beschäftigung mit unglücklich formulierten Funktionsbeschreibungen schreckt viele ab – zu kompliziert, zu viele Knöpfe und Rädchen. Vielfältige Menüführungen verunsichern dann noch zusätzlich. Deshalb bleiben viele Amateure im Vollautomatik- oder Programmautomatik-Modus hängen – sie knipsen sozusagen auf hohem Niveau. Oder anders ausgedrückt: Sie fahren Porsche mit 80 km/h auf der Autobahn! Stellen Sie Ihre Kamera wohlüberlegt auf Ihre persönlichen Bedürfnisse ein und speichern Sie diese Werte ab – dann können Sie Ihre volle Aufmerksamkeit auf das Motiv richten.

Der eigentliche Auslöser ist unser Auge –
ein Bild ist schon „belichtet“, bevor es gemacht wird.
Almut Adler

Einstellungssache

Zurückstellen nicht vergessen

Jeder Fotograf hat seine ganz eigenen Kameraeinstellungen, mit denen er am liebsten arbeitet. Diese können sehr individuell und nach eigenen Vorlieben gewählt werden. Ihre Lieblingseinstellungen können Sie nach Belieben abspeichern und auf Knopfdruck abrufen: für Schwarz-Weiß-Aufnahmen, für farbintensivere Bilder, für mehr Schärfe oder gelbstichige Töne. Doch Vorsicht, verstellen Sie nicht zu viel an Ihrer Kamera, wenn Sie diese Positionen nicht abspeichern. Das Zurückstellen in die Ausgangsposition wird häufig vergessen, und das könnte leicht zu unangenehmen Überraschungen führen …

Fixe Kameraeinstellungen

Im Laufe der Jahre habe ich mir angewöhnt, so wenig wie möglich an meiner Kamera zu verstellen und möglichst die gleichen Einstellungen zu benutzen. Das erspart so manche unangenehme Überraschung, weil man vergessen hat, seine Kamera wieder in die „Ausgangsposition“ zu stellen. Wenn Sie im RAW-Modus fotografieren, können Sie zwar vieles wieder ausbügeln, aber JPEG-Fotografen werden sich ärgern, wenn ihre Bilder alle einen Blaustich haben, weil sie vergaßen, den Weißabgleich von Neonlicht wieder auf AWB umzustellen. Auf dem kleinen Kameradisplay wird dieser Farbstich schnell übersehen. Zu Hause auf dem Computermonitor oder dem großen TV-Flachbildschirm ist die Enttäuschung dann groß.

KURZ NACHBELICHTET: Häufiges Verstellen der Kamera

Gewöhnen Sie sich an, möglichst wenig an Ihrer Kamera „herumzuschrauben“, denn jedes Verstellen erfordert ein Wiederzurückstellen – und das wird meistens vergessen. Dann ärgern Sie sich schwarz über blaustichige Fotos wegen eines verstellten Weißabgleichs, über krachige Bilder bei überzogener Farbgebung oder unnötig verrauschte Aufnahmen, weil Sie in der Nacht zuvor mit 3200 ISO fotografiert haben.

Meine Standardeinstellungen

Folgende Einstellungen habe ich an meiner Nikon D700 zu meinem Standard gemacht. Das erleichtert mir die Kontrolle, weil ich sofort sehe, wenn ich vergessen habe, etwas auf die Standardeinstellung zurückzudrehen. Ebenso gut können Sie natürlich auch andere Einstellungen zu Ihrem Standard machen.

Belichtungsmessart:

Spotmessung

Weißabgleich AWB:

automatischer Weißabgleich

Fokussteuerung:

AF-S = Einzelautofokus = Schärfenspeicherung (Canon = one shot)

AF-C = Kontinuierlicher Fokus = Schärfenspeicherung bei bewegten Motiven (Canon = all fokus)

ISO:

200 oder automatische ISO-Einstellung

Farbraum:

RGB (für Druckvorlagen) oder sRGB (normal)

Bildoptimierung:

brillant (kontrast- und farbreicher als Standard)

Einstellräder:

umgekehrt (Blendenrad liegt hinten, wie bei Canon – sehr praktisch, wenn man von Canon auf Nikon umsteigt)

Skalen spiegeln:

Minussymbol (–) liegt links, Plussymbol (+) rechts – wie bei Canon (siehe Gespiegelte Skalen)

+/– Belichtungs-
korrektur
:

auf −0,3 bis 0,7 einstellen, oder +/−-Korrekturknopf auf 0-Stellung belassen und die Belichtungsskala ein bis zwei Striche/Punkte in den Minusbereich korrigieren (siehe Belichtungsskala)

Motivprogramme

Aufnahmemodi wie Porträt, Landschaft, Sport, Makro, Nacht usw. erscheinen praktisch und bedienerfreundlich, aber sie liefern nicht die optimalen Ergebnisse, die Sie aus Ihren Aufnahmen herausholen könnten (z.B. Belichtungskorrekturen), und Ihren Fotos wird die Individualität fehlen.

A/Auto = Vollautomatikprogramm: Im Vollautomatikmodus (grünes Rechteck bei Canon, grünes Kamerasymbol bei Nikon) können ISO-Einstellung, Weißabgleich, Belichtungsmessfeld, AF-Messfeldmethode und Belichtungskorrektur nicht verändert werden. Die Kamera stellt alles automatisch ein und wählt dabei die Matrixmessung. Auch der interne Blitz auf dem Prismendach springt automatisch auf, wenn das Umgebungslicht nicht ausreicht.

P = Programmautomatik: In der Programmautomatik können Sie, im Gegensatz zur Vollautomatik, noch individuelle Einstellungen vornehmen: ISO-Einstellung, Weißabgleich, Belichtungsmessfeld, AF-Messmethode und +/−-Korrektur lassen sich manuell verändern. Die Kamera stellt nur die Belichtung automatisch ein. Der interne Blitz auf dem Prismendach muss per Knopfdruck von Hand zugeschaltet werden, wenn die Lichtverhältnisse nicht ausreichend sind.

Kreativprogramme

Zu den Kreativprogrammen werden auch die Halbautomatikprogramme A/Av und S/Tv gezählt.

A/Av = Zeitautomatik: Hier wählen Sie die Blende vor, und die Zeit stellt sich – wie der Name schon sagt – automatisch ein. Je nach Blendenöffnung wird die Schärfentiefe gesteuert. Bei offener Blende, z.B. 2,8 oder 4, ist die Schärfentiefe sehr begrenzt und eignet sich sehr gut für Porträts. Bei Landschaften wählen Sie eine geschlossene Blendenöffnung vor, z.B. 22 oder gar 32, und erhalten eine sehr große/weite Schärfentiefe.

S/Tv = Blendenautomatik: Hier wählen Sie die Belichtungszeit vor, und die Blende stellt sich automatisch ein. Kurze Belichtungszeiten von 1/1000 Sekunde oder 1/2000 Sekunde eignen sich zum „Einfrieren“ von Bewegungen und Reduzieren von Verwacklungen. Längere Belichtungszeiten von 1/60 Sekunde bis 1/15 Sekunde können bei lebendigen Motiven Bewegungsunschärfen erzeugen – damit können Sie Dynamik ins Bild bringen.

M = manueller Modus: Der manuelle Modus verfügt über die Möglichkeit, sowohl die Blende als auch die Belichtungszeit in einem Einstellungsmodus zu verändern. Das hat den Vorteil, schnell zu entscheiden, ob ich lieber die Schärfentiefe verändern möchte oder die Belichtungszeit, um eventuelle Bewegungsunschärfen einzufangen.

Die Belichtungsskala

Die Belichtungsskala ist nur in den Kreativprogrammen M, A/Av, S/Tv und P sichtbar. Mit der Belichtungsskala können Sie Ihre Aufnahme individuell beeinflussen, indem Sie entweder mit der Blende oder mit der Belichtungszeit über- oder unterbelichten. Die Grafik zeigt den Blick auf das Sucherdisplay einer Nikon-Kamera.

Der Blick auf die Zahlen im Sucherdisplay erscheint anfangs verwirrend. Hier bedeuten sie Folgendes: Spotmessung, 1/250 Sekunde Belichtungszeit, Blende 5,6, Belichtungsskala, ISO 200, verbleibende Aufnahmen 211 (Zahl in Klammer).

Canon-Belichtungsskala.

Nikon-Belichtungsskala.

Gespiegelte Skalen

Logischer ist die linke Platzierung des Minuswertes für die Unterbelichtung. Nikon bietet diese Umstellung unter dem Menüpunkt „Skalen spiegeln“, die ich als ehemalige Canon-Userin sofort genutzt habe. Ebenso vertauschte ich das Blendenrad nach hinten, das Zeitrad nach vorne. MERKE: Zeigefinger = Zeitrad

Autor

  • Almut Adler (Autor:in)

Almut Adler ist ausgebildete Fotografin und studierte zusätzlich Grafikdesign. Mit ihrer Kamera unternahm sie unter anderem eine einjährige Weltreise. Sie veranstaltet regelmäßig Seminare zu Fotothemen in Deutschland und Spanien. Als Fotoexpertin schreibt sie für verschiedene Zeitschriften und hat mehrere Bücher veröffentlicht. Mehr über die Autorin: www.fotovisuelle.de
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Titel: 1 x 1 der Fotografie