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Grundlagen Digitalfotografie

1,2,3 Fotoworkshop kompakt. Profifotos in 3 Schritten. 55 faszinierende Bildideen und ihre Umsetzung

von Alexander Spiering (Autor:in)
208 Seiten

Zusammenfassung

Der leicht verständliche Einstieg in die Digitalfotografie – perfekt für Anfänger! Für alle Foto-Einsteiger, die sich nicht mit Theorie aufhalten möchten: Zahlreiche Bildideen, Anleitungen und Profi-Tipps lassen Sie blitzschnell professionelle Aufnahmen machen. In drei kleinen Schritten lernen Sie, wie Sie Ihre Kamera einstellen müssen, um Ihr Motiv gekonnt in Szene zu setzen. Alle Beispiele wurden sorgfältig für Anfänger ausgewählt. Das Grundlagenbuch für jeden Hobbyfotografen!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vorwort

Kochen stellt für mich nach wie vor eine große Herausforderung dar. Und selbst die vermeintlich einfachsten Kochbücher, die mir voller Euphorie von Freunden empfohlen werden, erscheinen mir häufig noch zu kompliziert. Doch mit dieser Problematik stehe ich nicht alleine da: In meinem Bekanntenkreis habe ich nämlich einen Hobbyfotografen, der bisher – wie ich bei den Kochbüchern – vor komplexen Fotoratgebern zurückschreckt.

Nachdem ich ihm kürzlich in wenigen Schritten erklären konnte, wie er beim Fotografieren ein bestimmtes Problem ganz einfach vermeidet, entstand die Idee zu einer Fotoratgeber-Reihe, die fotobegeisterte Einsteiger ohne Umwege gradlinig zum Ziel führt. Und das am besten noch im Stil eines einfachen Kochbuches: Mit einem Bild auf der einer Seite und dem Rezept – einer kurzen und bündigen Anleitung, wie man zu dem Bildergebnis gelangt – auf der anderen Seite.

Bei der Auswahl der Bilder habe ich großen Wert darauf gelegt, einfach zu realisierende Beispiele zu wählen. Schließlich ist diese Buchreihe für alle gedacht, die gerade erst anfangen, sich mit der Spiegelreflexfotografie zu beschäftigen: Es geht darum, mit wenigen Mitteln das Maximum zu erreichen.

Zunächst lernen Sie kurz und knapp die Grundlagen der (Spiegelreflex-)Fotografie kennen. Sie erfahren nur das, was Sie zu Beginn wirklich benötigen. Im Anschluss nehmen Sie Ihre Kamera sofort in die Hand: Die ausgewählten Workshop-Fotos bieten Ihnen hierfür zahlreiche Motivideen zum Nachfotografieren. Und: Sie erfahren, wie Sie in drei Schritten (Bildidee, Vorbereitung, Umsetzung) zu dem Bildergebnis gelangen. Bei einigen Fotos ist es nötig, in das Thema digitale Bildbearbeitung einzutauchen. Sie haben damit noch keine Erfahrung? Kein Problem: Auch hier erkläre ich Ihnen Schritt für Schritt, was Sie zum Umsetzen der Beispiele in diesem Buch benötigen.

Viel Freude beim Lesen, Lernen und Nachfotografieren!

Alexander Spiering

(www.hybrid-foto.de)

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Grundlagen der Fotografie

In dieser Buchreihe geht es um den kreativen Umgang mit Ihrer Kamera. Daher werden wir alle Vollautomatikeinstellungen außen vor lassen. Sie sollen selbst aktiv werden und eingreifen. Nur so haben Sie die volle Kontrolle über das Ergebnis und können Ihre eigenen Ideen kreativ umsetzen. Natürlich werden Sie ab und an auf die Bedienungsanleitung Ihrer Kamera zurückgreifen, dennoch lernen Sie auf den kommenden Seiten alles Nötige über die wichtigsten Funktionen und Einstellungsmöglichkeiten dieses faszinierenden Werkzeugs. Sie werden sehen: Es ist alles nicht so kompliziert, wie es am Anfang aussieht. Und Sie werden sehr bald schon tolle Ergebnisse erzielen!

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Bedienung der Kamera

Zunächst ein wenig Technik. Das muss sein, denn je besser Sie Ihre Kamera verstehen und damit beherrschen, desto besser werden die Ergebnisse. Und das Fotografieren wird zum Kinderspiel. Versprochen.

Eine Voraussetzung für gelungene Bilder ist das Zusammenspiel der folgenden vier Parameter:

  1. Verschlusszeit
  2. Blende
  3. Brennweite
  4. ISO-Wert

Wenn Sie verstanden haben, was sich hinter den einzelnen Begrifflichkeiten verbirgt und wie sie im Zusammenspiel miteinander funktionieren, haben Sie schon ganz viel erreicht.

1. Verschlusszeit

Über die Verschlusszeit, auch Belichtungszeit genannt, entscheiden Sie, wie lange Licht durch das Objektiv auf den Bildsensor der Kamera trifft. Damit, vereinfacht gesagt, bestimmen Sie, wie hell oder dunkel ein Bild wird. Bei einer längeren Verschlusszeit gelangt mehr Licht auf den Sensor. Das ist bei dunklen Lichtsituationen (z.B. in Innenräumen) durchaus von Vorteil. Doch je länger Sie belichten, desto größer ist auch die Gefahr, dass das Bild verwackelt. Und umgekehrt: Je kürzer die Verschlusszeit ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Bild scharf abgebildet wird. Mithilfe eines Stativs können Sie die Verwackelungsgefahr minimieren, dadurch werden wesentlich längere Verschlusszeiten möglich. Das Verwackeln ist übrigens nicht nur ein Problem einer unruhigen Hand: Das rein mechanische Drücken des Auslösers verursacht häufig bereits leichte Erschütterungen. Verhindern können Sie dies zum Beispiel mit dem Einsatz eines Fernauslösers.

Verschlusszeiten.jpg

Links: Mit einer Verschlusszeit von 1/100 s ist das Foto überbelichtet.
Rechts: Mit einer halb so langen Verschlusszeit von 1/200 s ist das Foto richtig belichtet.

Die Zeitdauer der Belichtung wird in einem Bruch angegeben. Je größer die Zahl hinter dem Bruchstrich ist, desto kürzer ist die Verschlusszeit: Wenn sie ein Hundertstel einer Sekunde andauert, wird sie als 1/100 s (s für Sekunde) angegeben. Bei einer Verschlusszeit von 1/200 s zum Beispiel trifft nur halb so viel Licht auf den Bildsensor. Das Bildergebnis fällt entsprechend dunkler aus.

Hier ein paar Beispiele, wie die Belichtungsdauer bei den meisten Kameramodellen im Display oder Sucher angezeigt wird:

  • 10“ = 10 Sekunden
  • 1“ = 1 Sekunde
  • 10 = 1/10 Sekunde
  • 100 = 1/100 Sekunde
  • 1000 = 1/1000 Sekunde

Vereinfacht gesagt: Wenn die Verschlusszeit im Kameradisplay ohne Bruch angegeben wird, bedeutet ein hoher Zahlenwert eine kurze Verschlusszeit und ein niedriger Zahlenwert eine lange Verschlusszeit!

2. Blende

Über die Blendenzahl geben Sie vor, wie weit der Blendenverschluss in Ihrem Objektiv geöffnet sein soll. Wie der Blendenverschluss funktioniert, können Sie sich leicht veranschaulichen, indem Sie mit einer Hand ein Fernrohr nachahmen und hindurchsehen: Wenn der Durchmesser größer ist, entspricht das einer größeren Blendenöffnung, auch offenere Blende genannt.

Verringern Sie den Durchmesser, spricht man von einer kleineren Blendenöffnung oder auch einer geschlosseneren Blende.

Hand-Blende.jpg

Links: Veranschaulichung einer großen Blendenöffnung.
Rechts: Veranschaulichung einer kleinen Blendenöffnung.

Die Wahl der Blende hat eine große Auswirkung auf Ihre Bildgestaltung: Ist die Blende sehr offen gewählt (kleine Blendenzahl), wird nur das Motiv, auf dem der Fokus liegt, scharf dargestellt, und der Rest verschwimmt in der Unschärfe. Man spricht dann von geringer Tiefenschärfe. Dieser Effekt wird gerne bei der Porträtfotografie genutzt.

Wählen Sie eine geschlossenere Blende (große Blendenzahl), werden sowohl Vorder- als auch Hintergrund scharf dargestellt. Das eignet sich gut für Landschaftsaufnahmen. In diesem Fall spricht man von hoher Tiefenschärfe.

  • Offene Blende = kleine Blendenzahl (große Blendenöffnung, mit hoher Lichtausbeute)
  • Geschlossene Blende = große Blendenzahl (kleine Blendenöffnung, mit geringer Lichtausbeute)

Die Blende wird immer mit f angegeben. Eine sehr kleine Blendenzahl ist zum Beispiel f1.4, eine sehr große zum Beispiel f22.

WICHTIG
  • Offenere Blende (kleinere Blendenzahl) = geringe Tiefenschärfe (kleiner scharfer Bereich, Rest unscharf)
  • Geschlossenere Blende (größere Blendenzahl) = hohe Tiefenschärfe (Vorder- bis Hintergrund liegen im Schärfebereich)

3. Brennweite

Die Brennweite beschreibt einfach ausgedrückt den Abstand von der Frontlinse des Objektivs bis zum Bildsensor in der Kamera. Je größer die Zahlangabe auf dem Objektiv (in Millimeter) ist, umso größer ist auch die Brennweite. Über die Länge der Brennweite können Sie ablesen, ob ein Objektiv einen sogenannten kleinen, normalen oder großen Bildwinkel abbildet. Zum Beispiel bildet ein Teleobjektiv mit einer längeren Brennweite einen kleineren Bildwinkel ab. Umgekehrt bildet ein Objektiv mit einer kürzeren Brennweite einen größeren Bildwinkel ab.

Skizze_Bildwinkel.jpg

WICHTIG
  • Kurze Brennweite = weiter Bildwinkel (Weitwinkelobjektiv)
  • Lange Brennweite = enger Bildwinkel (Teleobjektiv)

4. ISO-Wert

Die Bezeichnung ISO-Wert kommt ursprünglich aus der analogen Fotografie. Sie bezeichnet die Lichtempfindlichkeit von Filmen. Sehr lichtempfindliche Filme werden in Situationen mit wenig Licht genutzt, z.B. für Innenraumaufnahmen, bei Kerzenlicht oder im Theater.

In der digitalen Fotografie hat man diese Begrifflichkeit übernommen. Sie beschreibt die elektrische Verstärkung des Bildsensors. Je höher der ISO-Wert an einer digitalen Kamera, umso höher ist die Verstärkung des Sensors. Durch die elektrische Verstärkung wird der Bildsensor lichtempfindlicher und produziert entsprechend hellere Bildergebnisse. Doch eine hohe elektrische Verstärkung des Sensors verursacht, ähnlich wie in der analogen Fotografie, auch eine stärkere Störung des Bildes. Diese Störung wird als Bildrauschen bezeichnet. Ab welchem ISO-Wert dieses Problem auffällig wird, hängt von der Qualität und der Aktualität des Kameramodells ab. Bei neueren Modellen wird das Bildrauschen erst ab wesentlich höheren ISO-Werten stärker sichtbar.

Bildrauschen.jpg

Links: Foto mit starkem Bildrauschen bei hohem ISO-Wert.
Rechts: Vergrößerter Ausschnitt des Bildes.

Je niedriger der eingestellte ISO-Wert, desto niedriger ist das Bildrauschen und desto besser die Bildqualität. Daher sollten Sie beim Fotografieren immer das Bestreben haben, den ISO-Wert so niedrig wie möglich zu halten.

Der entscheidende Vorteil der elektrischen Verstärkung ist, dass Sie mit angehobenen ISO-Werten eine höhere Lichtausbeute haben. Dadurch können Sie eine kürzere Verschlusszeit wählen und so schärfere und weniger verwackelte Fotos schießen.

Der ISO-Wert beginnt meist ab ISO 100. Nach oben hin sind fünfstellige ISO-Werte keine Seltenheit mehr. Doch solche extreme Verstärkungen verursachen, wie oben beschrieben, auch extrem starke digitale Störungen. Mit solch hohen ISO-Werten gemachte Aufnahmen sind, wenn überhaupt, nur noch für Dokumentations- oder Reportagezwecke zu gebrauchen.

WICHTIG
  • Niedriger ISO-Wert = wenig Bildrauschen = niedrigere Lichtausbeute
  • Höherer ISO-Wert = stärkeres Bildrauschen = höhere Lichtausbeute

Manuell oder Halbautomatik

Da Sie die volle Kontrolle über die Einstellungen der Kamera behalten sollen, werden wir die Vollautomatikprogramme wie auch die sogenannten Motivprogramme in diesem Buch außen vor lassen. Da Ihnen im Fotoalltag häufig die Zeit fehlen wird, alles manuell einzustellen (Betriebsart M), sind halbautomatische Modi wie die Zeitautomatik AV (bei Canon)/A (bei Nikon) oder die Blendenautomatik TV (bei Canon)/S (bei Nikon) ein guter Kompromiss.

Fotografie mit manueller Einstellung (M)

Wenn Sie die Zeit haben, stellen Sie ruhig alles manuell ein – das heißt die Verschlusszeit, die Blendenzahl und den ISO-Wert. Ob Sie mit dem Einstellen der Blende oder der Verschlusszeit beginnen, hängt davon ab, worum es Ihnen bei dem Bild geht. Wenn Sie einen unscharfen Hintergrund wollen, ist es unabdingbar, eine möglichst offene Blende (kleine Blendenzahl) zu nutzen, und so beginnen Sie auch mit der Wahl der Blende. Wenn Sie Bewegungen einfrieren wollen, z.B. bei Sportaufnahmen oder rennenden Kindern, ist es wichtig, mit einer möglichst kurzen Verschlusszeit zu fotografieren. Sie beginnen in diesem Fall also mit der Wahl der Verschlusszeit.

FAUSTREGEL: SICHER AUS DER HAND FOTOGRAFIEREN

Die Zahl im Nenner der Verschlusszeit sollte mindestens so groß sein wie die für die Aufnahme genutzte Brennweite.

Das heißt: Wenn Sie mit einer Brennweite von 100 mm fotografieren, sollten Sie die Verschlusszeit von 1/100 s nicht unterschreiten.

Wenn es die Lichtsituation erlaubt, wählen Sie am besten eine noch kürzere Verschlusszeit. Eine kürzere Verschlusszeit bedeutet eine höhere Zahl im Nenner. Nach 1/100 s wäre die nächste kürzere Verschlusszeit 1/125 s.

Den ISO-Wert belassen Sie grundsätzlich erst einmal bei ISO 100 oder ISO 200. Wenn Sie mit der zuvor eingestellten Blende und Verschlusszeit eine zu dunkle oder eine verwackelte Aufnahme produzieren, erhöhen Sie den ISO-Wert, bis Sie eine korrekte Belichtung erzielen.

WICHTIG

Gehen Sie mit der Erhöhung des ISO-Wertes nicht zu leichtfertig um und berücksichtigen Sie das durch zu hohe ISO-Werte entstehende digitale Bildrauschen. Vielleicht bietet sich alternativ auch der Einsatz eines Blitzgerätes an.

Fotografie mit Zeitvorwahl/Blendenautomatik (TV/S)

Beim Arbeiten mit Blendenautomatik TV/S (TV = time value, dt.: Zeitwert/S = Shutter, dt.: Verschluss) geben Sie die Verschlusszeit vor und die Kameraautomatik errechnet die für ein korrekt belichtetes Bild benötigte Blendenzahl.

In diesem Modus geht Ihnen die Automatik Ihrer Kamera also hilfreich zur Hand. Wenn aber selbst mit offenster Blende (also der kleinsten Blendenzahl) ein unterbelichtetes Bild zu erwarten ist, wird die Kamera Sie über die Anzeige im Sucher und Display warnen. Jetzt haben Sie die Möglichkeit, die Verschlusszeit zu verlängern (kleinere Zahl im Nenner) und so eine korrekte Belichtung zu erzielen.

Wenn Sie dafür aber eine zu lange Verschlusszeit wählen müssten und damit Gefahr laufen würden, verwackelte Aufnahmen zu produzieren, sollten Sie an dieser Stelle beginnen, den ISO-Wert zu erhöhen (oder alternativ einen Blitz einzusetzen).

Fotografie mit Blendenvorwahl/Zeitautomatik (AV/A)

Beim Fotografieren mit Zeitautomatik AV/A (AV = aperture value, dt.: Blendenwert/A = Aperture) geben Sie die Blendenzahl vor und die Kamera berechnet automatisch die korrekte Verschlusszeit. Aber Achtung: Die Verschlusszeit, die die Kamera berechnet, ist nach oben hin nicht begrenzt. Das heißt, dass sie möglicherweise eine viel zu lange Verschlusszeit vorgibt. Und dabei kann es passieren, dass die Aufnahmen verwackelt sind.

Beispiel: Sie geben die Blende f9 vor und Ihre Kamera berechnet die passende Verschlusszeit von 1/10 s – da wird es für Sie schon nahezu unmöglich, ein unverwackeltes Bild aus der Hand zu schießen. Um eine kürzere Verschlusszeit zu erzwingen, können Sie die Blende weiter öffnen. Doch irgendwann ist die offenste Blende des Objektivs erreicht. Darüber hinaus möchten Sie vielleicht nicht mit einer so offenen Blende und entsprechend geringer Tiefenschärfe fotografieren. Also erhöhen Sie auch hier den ISO-Wert, bis eine korrekte Belichtung mit der gewünschten Blende möglich ist.

Die Belichtungsmessmethoden

Ihre Kamera verfügt über mehrere Methoden für die Berechnung der Helligkeit des Motivs. Diese heißen zwar nicht bei allen Herstellern gleich, folgen aber dem gleichen Prinzip. Welche Messmethode Sie nutzen, hängt von der jeweiligen Fotosituation ab.

Mehrfeld-Integralmessung.jpg

Links: Messbereich bei der Mehrfeld- oder Matrixmessmethode.
Rechts: Messbereich bei der mittenbetonten (Integral-)Messmethode.

Bei der Mehrfeld- oder auch Matrixmessung wird der gesamte Bildbereich für die Berechnung der optimalen Belichtung herangezogen. Diese Messmethode ist recht zuverlässig und deckt bereits eine große Zahl von Motivsituationen ab. Sie ist z.B. für Porträtfotos gut geeignet.

Bei der mittenbetonten (Integral-)Messung erhält die Mitte im Verhältnis zu den Randbereichen prozentual eine stärkere Gewichtung. Da das korrekt zu belichtende Motiv häufig in der Mitte des Bildes liegt, bietet sich diese Methode ebenfalls in vielen Situationen an. Zum Beispiel wenn Sie ein Motiv fotografieren, bei dem der Hintergrund völlig unbedeutend ist.

Selektivmessung.jpg

Links: Messbereich bei der Selektivmessmethode.
Rechts: Messbereich bei der Spotmessmethode.

Bei der Selektiv- oder Spotmessung wird nur ein sehr geringer Teil des Bildes zur Messung herangezogen und der restliche Bereich hat keinen Einfluss auf die Berechnung (bei der Selektivmessung ca. 10%, bei der Spotmessung sogar nur ca. 3 – 5% der Bildfläche). Bei der Spotmessung ist das Messfeld nicht zwangsläufig in der Mitte verankert, sondern auch an das aktive Autofokusfeld (siehe auch „Wahl des Autofokusfeldes“) zu koppeln, das Sie manuell verschieben können. Dadurch ist gewährleistet, dass ausschließlich der von Ihnen fokussierte Teil des Motivs korrekt belichtet wird. Das ist beispielsweise wichtig, wenn Sie einen Künstler im Spotlight auf einer ansonsten dunklen Bühne fotografieren.

Die Belichtungskorrektur (+/–)

Es kommt vor, dass Ihnen Ihre Kamera eine rechnerisch korrekte Belichtung vorgibt, das Ergebnis für Ihren Geschmack aber zu hell oder zu dunkel ist. Wenn Sie in den Halbautomatikeinstellungen (AV/A und TV/S) die Blende, die Verschlusszeit oder den ISO-Wert verändern, verschieben sich nur die Werte zueinander, aber an der Gesamthelligkeit des Bildes würde sich nichts ändern. Die Kamera wird weiterhin die von ihr berechnete Belichtung beibehalten.

Um das zu verdeutlichen: Sie geben bei Zeitautomatikeinstellung eine Blende f5.6 und einen ISO-Wert von 200 vor. Die Kamera errechnet 1/200 s als optimale Verschlusszeit. Wenn Sie, um das Bild heller zu machen, nun die Blende weiter öffnen (Blende f4), wird die Kameraautomatik gegensteuern und die Verschlusszeit ihrerseits verkürzen (1/250 s), damit die von ihr als korrekt verstandene Helligkeit erhalten bleibt.

Jetzt kommt die Belichtungskorrektur ins Spiel. Sie haben auf diese Weise die Möglichkeit, die Belichtung nach oben (+) oder unten (–) zu korrigieren. Bei den meisten Kameras wird dies über ein Wahlrad am Kameragehäuse gemacht.

Ein Beispiel: Sie fotografieren ein Motiv im Schatten. Das gesamte Szenario ist über die Kameraautomatik korrekt belichtet, doch das Motiv „säuft“ im Schatten ab, wird also zu dunkel dargestellt.

In diesem Fall korrigieren Sie mit der Belichtungskorrektur (+) etwas nach oben, bis Sie mit dem Ergebnis zufrieden sind.

Belichtungskorr.jpg

Links: Die Aufnahme ohne Belichtungskorrektur …
Rechts: … und noch einmal mit Belichtungskorrektur.

WICHTIG

Diese Belichtungskorrektur wird nach gemachter Aufnahme nicht gelöscht und wirkt sich auch auf die folgenden Aufnahmen aus – bis Sie den Korrekturwert wieder manuell auf null zurückstellen.

Wahl des Autofokusfeldes

Standardmäßig befindet sich das Autofokusfeld, auf das Ihre Kamera scharf stellt, in der Mitte des Bildes. Doch das ist nicht immer günstig. Wenn Sie zum Beispiel ein Porträt im Hochformat fotografieren und die Augen einer Person scharf darstellen wollen, sollten Sie das Autofokusfeld manuell versetzen. Wie das im Einzelnen bei Ihrem Kameramodell funktioniert, finden Sie in der Betriebsanleitung.

Autofokusfeld.jpg

Links: Ein Motiv, zwei Wirkungen: Autofokusfeld auf den Augen …
Rechts: … und Autofokusfeld auf der Hand.

WICHTIG

Bei mehreren und sich sehr schnell bewegenden Motiven ist es auch durchaus mal sinnvoll, die automatische Auswahl des Autofokusfeldes zu nutzen. Dabei ist nicht gesichert, dass die Automatik immer auf die richtigen Stellen fokussiert, aber die Trefferquote ist deutlich höher als bei dem Versuch, das Feld manuell entsprechend schnell zu verschieben.

Automatischer Weißabgleich (AWB)

Damit auf Ihren Bildern das Weiß so abgebildet wird, wie es das menschliche Auge in der jeweiligen Situation als Weiß sieht, bieten nahezu alle Kameramodelle diverse Voreinstellungen, sogenannte Presets an. Zum Beispiel für Aufnahmen bei Regen, Wolken, Sonne, Kunst- oder Neonlicht.

Diese Voreinstellungen haben ihre Berechtigung, doch ich bin mir sicher, dass Sie in 90% aller Fotosituationen auch mit dem automatischen Weißabgleich (AWB) sehr gute Ergebnisse erzielen werden.

Und gerade beim Einstieg in die Fotografie passiert es leicht, dass mit einer falsch gewählten Voreinstellung oder einem falsch ausgeführten manuellen Weißabgleich ganze Serien von Bildern misslingen.

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Innenraumaufnahme mit Kunstlichteinstellung: Die Farben werden richtig dargestellt.

 

WB_Kunstlicht_Aussen.tif

Aufnahme vor der Kirche, weiterhin mit Kunstlichteinstellung: Die Farben werden bläulich dargestellt.

Ein Beispiel: Sie fotografieren ein Brautpaar auf dem Standesamt zuerst drinnen (mit entsprechenden Weißabgleich auf Kunstlicht) und müssen dann ganz schnell nach draußen eilen, um den Empfang des Paares vor der Tür festzuhalten. Da kann es sehr leicht passieren, dass Sie in der Hektik erst viel zu spät bemerken, dass der Weißabgleich noch auf Kunstlicht eingestellt ist.

Der Goldene Schnitt

Eine der wichtigsten Gestaltungsregeln, die Ihnen immer wieder begegnen wird, ist die sogenannte Drittel-Regel, manchmal auch Zwei-Drittel-Regel genannt. Diese Regel ist angelehnt an die Proportionslehre des Goldenen Schnitts und hilft Ihnen, Motive spannender im Bild zu platzieren.

Entsprechend dieser Regel teilen Sie das Bild gedanklich in neun gleichgroße Teile, indem Sie je zwei Linien waagerecht und senkrecht ziehen und Ihr Motiv an diesen Linien oder einem der vier Schnittpunkte ausrichten.

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Raster zur Verdeutlichung der Dritteleinteilung.

Hierfür bieten die meisten Kameras die Möglichkeit, ein Raster einzublenden, an dem Sie sich beim Fotografieren orientieren können. (Wie Sie dieses Raster ein- und auch wieder ausblenden können, erfahren Sie im Handbuch Ihrer Kamera.)

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Ausrichtung des Motivs an Linien und Schnittpunkt.

WICHTIG

Bedenken Sie, dass diese Regel kein Dogma darstellt und je nach Bildidee auch gebrochen werden kann.

Fotoequipment

Das Angebot an Kamerazubehör ist schier unendlich. Doch kaufen Sie nicht gleich die gesamte Fotoabteilung leer, legen Sie sich Ihr Equipment nach und nach – und wohlüberlegt – zu.

Objektive

Teleobjektive

Der Brennweitenbereich von Teleobjektiven liegt ungefähr zwischen 70 mm und 300 mm. Teleobjektive holen das Motiv optisch näher heran. Sie eignen sich neben der Sport- und Tierfotografie auch besonders für die Porträtfotografie. Sie haben die Eigenschaft, Personen vom Hintergrund zu lösen, indem sie (besonders bei offener Blende) das eigentliche Motiv scharf und den Hintergrund unscharf abbilden. Darüber hinaus schmeicheln längere Brennweiten den abgelichteten Personen, da sie aufgrund des engen Bildwinkels auf den Bildern etwas schlanker wirken. Teleobjektive mit einer noch längeren Brennweite als 300 mm werden als Superteleobjektive bezeichnet, allerdings werden solche Objektive eher in der Profifotografie eingesetzt.

Weitwinkelobjektive

Der Brennweitenbereich von Weitwinkelobjektiven liegt grob zwischen 10 mm und 40 mm. Sie werden eingesetzt, um möglichst viel auf einem Foto abzubilden. Sie müssen zum Beispiel beim Fotografieren von Gebäuden nicht weit vom Motiv entfernt stehen. Doch Weitwinkelobjektive haben auch die Eigenschaft, Motive breiter und größer wirken zu lassen. So erscheinen mit kurzen Brennweiten fotografierte Gesichter zum Beispiel unvorteilhafter und breiter, als sie tatsächlich sind.

Normalbrennweitenobjektive

Zwischen den oben genannten Brennweitenbereichen liegt der Bereich der Normalbrennweite. Er liegt bei ca. 50 mm und führt zu realitätsgetreuen Abbildungen, weder verschlankt noch verbreitert. Der Bildwinkel entspricht ungefähr dem Sichtfeld eines gesunden menschlichen Auges.

Brennweiten und Cropfaktor

Die Brennweitenangaben auf den Objektiven beziehen sich auf das klassisches Kleinbildformat (KB), auch Vollformat genannt. Vollformatkameras besitzen einen Bildsensor mit einer Größe von 24 x 36 mm. In vielen semiprofessionellen Kameramodellen werden aber kleinere Bildsensoren mit einer Größe von ca. 15 x 22,5 mm eingesetzt. Bei Canon heißt es APS-C, bei Nikon DX-Format. Diese Bildsensoren zeichnen im Vergleich zu Vollformatkameras einen kleineren Bildausschnitt auf.

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Vergleich: Bildsensoren Kleinbildformat (KB) und APS-C/DX-Format.

Aufgrund der Ausschnittverkleinerung und des damit verbundenen engeren Bildwinkels verändert sich auch die Brennweite (zumindest rechnerisch). Um einen realistischen Vergleich zu den Brennweiten an Vollformatkameras zu erhalten, multipliziert man die Brennweite mit dem Faktor, um den der dort eingesetzte Sensor kleiner ist. Dieser Faktor wird als Cropfaktor bezeichnet.

Ein Beispiel: Die Brennweite eines Objektivs an einer Canon EOS 650D wird mit dem Cropfaktor 1,6 multipliziert. Und so wird (rechnerisch) aus einem Teleobjektiv mit 200 mm Brennweite ein Objektiv mit 320 mm Brennweite. Rechnerisch, weil die tatsächliche Brennweite des Objektives sich ja nicht verlängert, das Motiv aber optisch noch näher herangeholt wird. Das ist im Telebereich nicht unbedingt von Nachteil, da Sie in den Genuss einer noch stärkeren Telewirkung mit Objektiv als an einer Vollformatkamera kommen. Von Nachteil ist es im Weitwinkelbereich, da dort eine längere Brennweite die Weitwinkelwirkung reduziert. Ein 17-mm-Weitwinkelobjektiv hat an einem Sensor mit Cropfaktor 1,6 nur noch eine Weitwinkelwirkung eines Objektives mit 27 mm Brennweite. Die äußeren Bereiche des Bildes werden im Vergleich zum Kleinbildformat nicht aufgezeichnet. Sie werden gecropt. Deshalb bieten die Hersteller auch speziell abgestimmte Objektive für Kameras mit kleineren Bildsensoren an. Bei Canon sind es EF-S-Objektive, bei Nikon sind es DX-Objektive.

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Vergleich: Kleinbildformat (KB) und APS-C/DX-Format an einem Weitwinkelobjektiv mit 17 mm.

Festbrennweiten- oder Zoomobjektiv

Festbrennweitenobjektive (oder kurz Festbrennweiten genannt) liefern in der jeweiligen Brennweite meist bessere Qualität als Zoomobjektive, und das für weniger Geld. Allerdings sind Sie mit einer festen Brennweite auf einen Bildausschnitt festgelegt. Um ein Motiv größer abzubilden, müssen Sie darauf zugehen. Mit einem Zoomobjektiv, das mehrere Brennweiten vereint, können Sie das Motiv vergrößert darstellen, indem Sie es optisch näher heranholen, ohne dabei Ihre Position verändern zu müssen. Damit sind Sie wesentlich flexibler als mit Festbrennweiten und können schneller auf unterschiedliche Situationen reagieren.

Beispiel: Sie fotografieren eine Menschengruppe mit einer kurzen Brennweite (weitwinkelig) und sehen dann eine einzelne Person innerhalb dieser Gruppe, die Sie einzeln abbilden wollen. Mit einem Zoomobjektiv zoomen Sie die Person einfach näher heran, ohne sich vom Fleck wegbewegen zu müssen. Um das mit Festbrennweiten zu realisieren, bräuchten Sie zwei Objektive, wobei das Wechseln der Objektive Zeit kosten würde und ein spannender Moment möglicherweise bereits Geschichte wäre.

DAS KOSTEN OBJEKTIVE
  • Festbrennweitenobjektive von Canon oder Nikon bekommen Sie bereits ab ca. 120 Euro.
  • Zoomobjektive von Canon oder Nikon beginnen ab ca. 180 Euro.
  • Drittanbieter, wie Sigma oder Tamron, haben Zoomobjektive bereits ab ca. 110 Euro im Programm.

Externe Blitzgeräte

In vielen Einsteiger- und semiprofessionellen Kameras ist bereits ein Blitzgerät in das Gehäuse integriert, das automatisch oder über einen Knopf zugeschaltet wird. Bei Nutzung der sogenannten Motivprogramme wird der eingebaute Blitz oft automatisch hinzugeschaltet, auch wenn das nicht immer gewünscht ist. Ein Grund mehr, sich auf die manuellen und halbautomatischen Betriebsarten zu konzentrieren!

Wenn Sie ein Motiv aufhellen wollen und kein externes Blitzgerät (auch Aufsteckblitz oder Systemblitz genannt) dabei haben, ist der eingebaute Blitz sinnvoll. Doch beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich frontal blitzen. Das bringt zwar Licht ins Dunkel, ist aber nicht immer schön und verursacht häufig rote Augen. Zudem ist es nahezu unmöglich, mit einem eingebauten Blitz kreativ zu werden.

Wenn Sie also das nächste Mal in Ihre Fotoausrüstung investieren möchten, dann tun Sie das in ein externes Blitzgerät!

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Motiv frontal angeblitzt.

WICHTIG

Achten Sie darauf, dass Sie ein Blitzgerät mit schwenkbarem Blitzreflektorkopf kaufen, denn damit müssen Sie Ihr Motiv nicht frontal anblitzen, sondern können es auf verschiedenste Weise indirekt aufhellen.

Viele Aufsteckblitze haben eine herausziehbare weiße Reflektorkarte im Blitzreflektorkopf integriert. Wenn Sie den Blitzreflektorkopf nach oben richten, wird das meiste Licht für die indirekte Aufhellung an die Decke gehen. Ein kleiner Teil des Lichts aber wird über die weiße Reflektorkarte nach vorne reflektiert. Das hellt zum einen das Motiv ganz weich von vorn auf. Darüber hinaus lässt sich das Kärtchen auch noch als Glanzlicht in den Augen der Person ausmachen. Das ist ein schöner zusätzlicher Effekt der Reflektorkarte.

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Motiv indirekt über die Zimmerdecke aufgehellt.

Blitzsynchronzeit

Beachten Sie, dass Sie mit einem Blitz nicht endlos kurze Verschlusszeiten nutzen können. Die kürzeste Verschlusszeit in Kombination mit dem Einsatz eines Blitzes wird als Blitzsynchronzeit bezeichnet. Sie liegt, abhängig vom Kameramodel, bei digitalen Spiegelreflexkameras zwischen 1/200 s und 1/300 s.

Das bedeutet: Wenn Sie vor dem Hinzuschalten des Blitzes eine korrekte Belichtung mit einer Verschlusszeit von z.B. 1/1000 s eingestellt haben (und den Blitz nur zum zusätzlichen Aufhellen des Motivs einsetzen wollen), dann wird beim Hinzuschalten des Blitzes die Verschlusszeit automatisch auf die Blitzsynchronzeit angehoben. Ein stark überbelichtetes Bild wäre die Folge. Also denken Sie möglichst im Vorfeld daran, dass, wenn Sie einen Blitz einsetzen, die Verschlusszeit nicht kürzer als die Blitzsynchronzeit werden kann. Welche das im Einzelnen ist, steht in der Betriebsanleitung Ihrer Kamera.

Verbinden von mehreren Blitzgeräten

Wenn Sie mehrere kompatible Aufsteckblitzgeräte besitzen, können Sie sie mit Ihrer Kamera gleichzeitig ansteuern und so ein mobiles Studio entstehen lassen. Und so funktioniert es: Sie benutzen den Aufsteckblitz auf der Kamera als Steuereinheit (Master) und sprechen darüber eines oder mehrere externe Blitzgeräte (Slaves) an. Diese bauen Sie, entsprechend der Ausleuchtung, die Sie erzielen möchten, am Set auf.

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Aufbauskizze mit drei Blitzgeräten.

 

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Bildergebnis mit drei Blitzlichtgeräten (entsprechend dem skizzierten Aufbau).

Autor

  • Alexander Spiering (Autor:in)

Alexander Spiering ist ein gefragter Filmer und Fotograf. Durch die Vielfalt seiner Aufträge gibt es kaum etwas, das er noch nicht in faszinierenden Bildern festgehalten hat. Mit seiner herrlich unkomplizierten Sichtweise vermittelt er auch Foto-Anfängern schnell, worauf es bei guten Fotos ankommt.
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Titel: Grundlagen Digitalfotografie