Zusammenfassung
Kompliziertes Fotowissen gibt es bei Benjamin Jaworskyj nicht. Leicht verständlich erklärt er, wie du ganz einfach faszinierende Bildideen umsetzt. Dabei geht er vor wie in einem Kochbuch: Mit den richtigen Zutaten führt er Schritt für Schritt zu einem gelungenen Ergebnis. Benjamin Jaworskyjs Anleitungen sind eine Offenbarung für jeden Hobbyfotografen.
Einfaches Grundlagenwissen und geniale Bildideen in einem Buch.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Über Benjamin Jaworskyj
Benjamin Jaworskyj brachte sich das Fotografieren autodidaktisch bei. 2009 startete er den YouTube-Kanal „jaworskyjpictures“, auf dem er wöchentlich Videos zum Thema Fotografie und Bildbearbeitung mit Photoshop hochlud. Ab 2012 setzte Jaworskyj mit speziellen Anleitungsvideos für Anfänger einen neuen Schwerpunkt bei seinen Fotografie-Tutorials. Zusammen mit Kameramann Michal Suminski produzierte er allein in diesem Jahr mehr als 100 kostenfreie Videos und wurde dafür 2013 mit dem „Deutschen Webvideopreis“ in der Kategorie „FAQ“ ausgezeichnet. Das freute auch die Abonnenten: Der Kanal wuchs binnen weniger Monate zum größten deutschsprachigen Fotografiekanal auf YouTube. Der Erfolg ist nicht zuletzt Bens authentischer Art und seiner Fähigkeit, komplexe Dinge einfach erklären zu können, zuzuschreiben.
Heute konzentriert sich Ben vollständig auf die Lehre der Fotografie, hat eigens dafür das Online-Lernportal lernvonben.de ins Leben gerufen und das Konzept für „Fotos nach Rezept“ entwickelt.
Das passende Buch dazu hältst du gerade in den Händen.
Vorwort
Schön, dass du dich für dieses Buch entschieden hast! Du hast Spaß am Fotografieren, aber noch keine Ahnung, worauf man achten sollte? Ich zeige dir in 30 „Fotorezepten“, wie du tolle Bilder machst – so verständlich, dass du sie direkt nachbilden kannst.
Wieso eigentlich „Rezepte“? Ich bin der Meinung, ein gutes Foto ist wie ein gutes Essen: Man braucht die richtigen Zutaten, die passenden Arbeitsmaterialien und ein geeignetes Rezept. Die „Rezepte“ in diesem Buch habe ich selbst kreiert, ausprobiert und für dich zusammengestellt. Du benötigst lediglich eine digitale Spiegelreflexkamera, das Objektiv, das zum Lieferumfang gehört (auch „Kit-Objektiv“ genannt), ein Stativ, eine Speicherkarte und einen Akku. Zu den einzelnen Komponenten gebe ich dir auf den folgenden Seiten Tipps, falls du noch vor einer Kaufentscheidung stehst. Wenn du jedes Rezept in diesem Buch nachfotografierst, wirst du merken, wie viel sicherer du mit der Kamera umgehen kannst und wie du langsam anfängst, deine eigene Note in die Bilder mit einfließen zu lassen.
Viel Spaß mit deiner neuen Leidenschaft!
Die richtige Spiegelreflexkamera
Die richtige digitale Spiegelreflexkamera zu finden ist gar nicht so leicht. Du solltest dir vor dem Kauf folgende Fragen stellen:
- Was möchte ich fotografieren?
- Wie viel kann und möchte ich ausgeben?
- Brauche ich Zubehör?
- Benötige ich eine Videofunktion?
Die aktuellen Kameramodelle unterscheiden sich auf den ersten Blick nur minimal in ihren Funktionen, liegen preislich aber zwischen 400 Euro und 3.000 Euro. Wie findet man nun die beste Kamera?
Nimm die Kamera beim Kauf richtig in die Hand und prüfe, ob du mit der Bedienung zurechtkommst.
So viel vorab: Die beste Kamera gibt es nicht. Jede Kamera ist nur so gut wie der Mensch dahinter. Die unterschiedlichen Modelle haben jedoch verschiedene Stärken.
Möchte man Sportfotos machen, sollte man beispielsweise auf eine schnelle Serienbildfunktion achten. Möchte man viel bei Nacht oder gar die Milchstraße fotografieren, sollte man auf einen großen Sensor und rauscharmes Verhalten setzen. Möchte man viele Schnappschüsse machen, sollte man auf einen internen Blitz und ein geringes Gewicht Wert legen.
Hat man sich einmal für ein Kamerasystem eines Herstellers entschieden, sollte man bei diesem bleiben, da das Zubehör oft nicht mit anderen Systemen kompatibel ist.
TIPP: Geld sparen beim Kamerabody |
Ich empfehle, auf das Portemonnaie zu achten und eher in einen Kamerabody unter 1000 Euro zu investieren, da Objektive und Zubehör schnell ins Geld gehen, dafür aber über Jahrzehnte weiterbenutzt werden können. Der Body hingegen kann leicht ausgetauscht werden, wenn man damit an seine fotografischen Grenzen kommt. |
Wer Wert auf viel Zubehör legt, sollte sich vorher informieren, ob es für das entsprechende Kameramodell ausreichend Auswahl gibt. Für große Marken gibt es viele Hersteller von Zubehör, wohingegen es für kleinere Marken eher wenig Zubehör gibt und dieses oft vergleichsweise teuer ist.
Viele moderne Kameras haben eine Videofunktion. Möchte man mit der Spiegelreflexkamera überwiegend filmen, dann sollte man auf den Autofokus im Videomodus achten, auf die passenden Anschlüsse für Mikrofone und Kopfhörer und auf die interne Tonqualität.
Der Sensor
Die berühmt-berüchtigten Megapixel waren schon immer ein beliebtes Werbeinstrument, um Kameras zu verkaufen: Je mehr Megapixel, desto besser die Kamera? Das ist so nicht richtig. Entscheidend für die Bildqualität ist der Sensor der Kamera. Günstige Geräte haben einen kleinen Sensor, auch APS-C genannt. Er liefert gute Bildergebnisse, gerät in schlechten Lichtsituationen allerdings schnell an seine Grenzen. Vollformatsensoren sind größer und liefern auch bei weniger günstigen Lichtsituationen mit hohem ISO-Wert gute Bildergebnisse.
APS-C-Sensor und Vollformatsensor im Größenvergleich (nicht maßstabsgetreu).
Der ISO-Wert beschreibt, wie lichtempfindlich der Sensor ist. Je höher der Wert, desto größer ist die Verstärkung, desto lichtempfindlicher der Sensor, desto heller das Bildergebnis. |
Begriffe, die du kennen solltest
Blende, Belichtung, ISO – wer mit dem Fotografieren anfängt, für den klingen diese Bezeichnungen zunächst einmal rätselhaft. Doch keine Angst, für jedes Rätsel gibt es eine Auflösung. Auch in der Fotografie.
Objektiv
Das Objektiv, das mit vielen Kameras verkauft wird und auf dem ich alle Rezepte aufgebaut habe, ist das 18–55-mm-Zoomobjektiv. Es hat eine maximale Offenblende (also die größtmögliche Blendenöffnung des Objektivs) von f3,5 bei 18 mm und f5,6 bei 55 mm. Dieses Objektiv bietet die Möglichkeit, sowohl weitwinklig als auch im leichten Telebereich zu fotografieren.
Für unterschiedliche Motive eignen sich unterschiedliche Brennweiten, so benutzt man für Landschaften häufig ein Weitwinkelobjektiv, um möglichst viel aufs Bild zu bekommen, und für Porträts ein Normalobjektiv oder leichtes Teleobjektiv, um Verzerrungen im Gesicht zu vermeiden.
Objektiv-Einstellung mit 18 und 55 mm.
Was bedeutet „f“? |
Mit „f“ wird angegeben, wie weit die Blende geöffnet ist und wie viel Licht durch das Objektiv auf den Sensor trifft. Je größer die Blendenzahl ist, desto kleiner ist die Öffnung und desto weniger Licht fällt auf den Sensor. Die Blendenzahl ergibt sich aus dem Verhältnis von Brennweite zur Öffnungsweite des Objektivs. Eine sehr große Blende ist zum Beispiel f1,4, eine sehr kleine f22. |
Das gleiche Motiv mit unterschiedlichen Einstellungen: 18 mm, 55 mm, 100 mm und 200 mm.
Man kann diese Verzerrungen aber auch bewusst benutzen und so einen karikaturartigen Effekt erzeugen.
Man unterscheidet zwischen folgenden Objektiven mit entsprechender Brennweite:
- Fisheyeobjektiv < 14 mm
- Ultraweitwinkelobjektiv < 14 mm
- Weitwinkelobjektiv ca. 14 – 30 mm
- Normalobjektiv ca. 30 – 50 mm
- Teleobjektiv ca. 55 – 200 mm
- Superteleobjektiv > 200 mm
Festbrennweiten, also Objektive ohne Zoomfunktion, sind häufig sehr lichtstark und haben eine gute Schärfe. Das beliebteste Festbrennweitenobjektiv ist das 50-mm-f1,8-Objektiv, welches preislich bei knapp 100 Euro liegt.
Bei diesem Objektiv ist die Brennweite fest vorgegeben.
Der Sensor macht den Unterschied, auch beim Objektiv.
Ob Vollformat- oder APS-C-Sensor macht auch beim Objektiv einen Unterschied, denn der Blickwinkel wird beschnitten. So erscheinen 35 mm auf APS-C wie 50 mm auf Vollformat. Man bekommt mit einer Vollformatkamera, also bei gleichem Abstand, mehr auf das Bild als mit einem APS-C-Sensor.
Speicherkarte
Grundsätzlich sollte man bei guten Speicherkarten preislich mit ca. einem Euro pro 1 GB rechnen. Günstige Speicherkarten schreiben häufig nicht schnell genug, was sich besonders bei Reihen- und Filmaufnahmen bemerkbar macht.
Ab in den Schlitz: Platz findet die Speicherkarte im Kamerabody.
Es gibt zwei gängige Speicherkartentypen bei digitalen Spiegelreflexkameras: SD-und Compact-Flash-Karten.
Jeder Hersteller benennt seine schnellen Speicherkarten etwas anders. Achte auf Namenszusätze wie SDHC (z.B. Pretec oder Kingston) oder Speed (z.B. Lexar) oder auch Extreme III (z.B. SanDisk) und auf die Zahl im Kreis (die steht für die Klasse). Ich empfehle Klasse-10-Karten.
Stativ
Ein Stativ ist für viele Rezepte in diesem Buch notwendig und sollte neben der Kamera und dem Objektiv zur Grundausstattung gehören. Es hält die Kamera still, und so sind lange Belichtungen ohne Verwacklungen möglich.
Stative unterscheiden sich in Höhe, Gewicht und dem Stativkopf. Auch hier ist der Einsatzort entscheidend. Ein Kugelkopf lässt sich schnell einstellen und ist mit einem Handgriff verstellbar, dafür kann man schlecht schwenken. Ein Drei-Wege-Kopf ist gut für Feineinstellungen und Schwenks, dafür lässt er sich aber nicht so schnell bedienen.
Ein Stativ sorgt beim Auslösen für eine ruhige Kamera.
Ein gutes Stativ überlebt in der Regel die Kamera und sollte dementsprechend sorgfältig gewählt werden. Zum Üben reicht aber auch ein simples 15-Euro-Stativ aus dem Elektromarkt. |
Blende
Die Blende steuert, wie viel Licht auf den Sensor der Kamera gelangt. Je kleiner die Blendenzahl, desto offener die Blende; je größer die Blendenzahl, desto geschlossener die Blende.
Die Blende beeinflusst außerdem die sogenannte Schärfentiefe. Hiermit wird der Bereich beschrieben, der scharf ist. Bei sehr offener Blende (kleine Blendenzahl) wird nur ein kleiner Teil des Motivs scharf dargestellt, und der Rest verschwimmt in der Unschärfe. Dieser Effekt wird sehr gerne in der Porträtfotografie angewendet, wenn es darauf ankommt, beispielsweise das Gesicht scharf zu stellen und den Hintergrund unscharf erscheinen zu lassen.
Große Blendenöffnung mit einer Blende f5,6 (links), kleine Blendenöffnung mit einer Blende f20 (rechts).
Die Wahl der Blende hat Einfluss auf das Ergebnis: rechts die Aufnahme mit einer Blende f5,6, links mit einer Blende f20.
Die Belichtungsprogramme der Kamera
Jede Kamera bietet dem Fotografen unterschiedliche Einstellungsmöglichkeiten für unterschiedliche Belichtungssituationen an. Neben der vollen Programmautomatik (A oder P) gibt es halb automatische Modi, die dir helfen, die passende Einstellung zu treffen.
Zeitautomatikmodus (AV/A)
Die Kamera stellt automatisch eine passende Verschlusszeit zur manuell eingestellten Blende ein.
Dieser Modus eignet sich für Porträts und Landschaftsaufnahmen, denn durch das Verstellen der Blende variiert die Schärfentiefe, also der Bereich, der scharf abgebildet wird. Bei Porträts soll das Model scharf abgebildet sein, der Hintergrund eher in der Unschärfe liegen. Bei Landschaftsaufnahmen soll eine möglichst große Schärfentiefe erreicht werden.
Bei Canon heißt der Zeitautomatikmodus AV, bei Nikon A.
Blendenautomatikmodus (TV/S)
Die Kamera stellt automatisch eine passende Blende zur manuell eingestellten Verschlusszeit ein.
Dieser Modus eignet sich für Motive, die sich schnell bewegen. Bei der Aufnahme von zum Beispiel Sportlern, kommt es darauf an, die rasche Bewegung im Bild festzuhalten, den Sportler quasi „einzufrieren“.
Bei Canon heißt der Blendenautomatikmodus TV, bei Nikon S.
Manueller Modus (M)
Dieser Modus verlangt dem Fotografen einiges ab: Blende, Verschlusszeit und ISO-Wert können manuell eingestellt werden, die Kamera wählt keine automatischen Einstellungen aus.
Mit diesem Modus hast du die volle Kontrolle über die Kamera. Setz ihn ein, wenn du Zeit hast, die oben genannten Werte in Ruhe einzustellen. Mit dem manuellen Modus kannst du Aufnahmen nach deinen Vorstellungen gezielt über- oder unterbelichten. Er eignet sich aber zum Beispiel auch bei Nachtaufnahmen: Wenn die Kameraautomatik bei sehr langen Belichtungszeiten nicht das gewünschte Ergebnis liefert, kannst du selbst „Hand anlegen“.
Bei Canon und Nikon heißt der manuelle Modus M.
Licht
Fotografie heißt frei übersetzt „mit Licht malen“. Ohne Licht also kein Foto. Licht ist nicht nur für die Stimmung im Bild wichtig, sondern auch für eine korrekte Belichtung. Zu wenig Licht kann zu verwackelten Bildern führen, weil die Verschlusszeit nicht schnell genug und das Bild sonst unterbelichtet ist. Mit zu viel Licht kann man ohne Filter keine langen Verschlusszeiten wählen, weil das Bild dann überbelichtet wird.
TIPP: die richtigen Zutaten fürs Rezept |
Die richtige Tageszeit, das richtige Wetter und der richtige Ort spielen also zusammen, weshalb ich in jedem Fotorezept besonderen Wert auf das Zusammenspiel dieser Komponenten lege. |
Belichtung
Sobald man mit dem Fotografieren startet und anfängt, Einstellungen selbst zu wählen, kommt es häufig vor, dass Bilder zu hell oder zu dunkel werden. In der analogen Fotografie musste man noch Blende und Verschlusszeit zusammen mit dem ISO-Wert des Films berechnen oder mit einem externen Belichtungsmesser arbeiten. Diese Aufgabe nimmt uns die Kamera im digitalen Zeitalter ab.
Es gibt drei Varianten, die ich zur Überprüfung der korrekten Belichtung verwende.
Belichtungsanzeige
Die Belichtungsanzeige im Sucher oder auf dem Display der Kamera zeigt auf einer Skala von –2 bis +2 das optimale Zusammenspiel von Blende, Verschluss und ISO an. Zeigt der Pfeil auf „0“, ist das Bild mit der gewählten Messmethode korrekt belichtet.
Möchte man ein Bild bewusst unter- oder überbelichten, wählt man seine Einstellungen so, dass sich der Pfeil entweder im Bereich „+“ für überbelichtet oder im „–“ für unterbelichtet befindet.
Live View
Moderne Kameras haben einen Live View, der das Bild in Echtzeit auf dem Display anzeigt. (Ob deine Kamera das kann, checkst du im Handbuch.) Interessant dabei ist die Belichtungssimulation, in der die Kamera das Bild je nach Einstellungen genau so anzeigt, wie es gespeichert wird. So kannst du die Belichtung nach Augenmaß vornehmen, was vor allem bei „available light“, also bei dem vorhandenen Licht, von Vorteil ist.
Die Belichtungsanzeige der Kamera auf dem Display.
Der Live-View-Modus zeigt die Aufnahme in Echtzeit an.
Testaufnahme
In der Analogfotografie noch undenkbar, heute kein Problem mehr: die Testaufnahme. Ich nutze Testaufnahmen häufig, um das Blitzlicht einzurichten oder wenn ich die Kameraeinstellungen optimieren möchte. Wie das geht? Einfach ein Foto machen und anschließend auf dem Display schauen, ob das Bild zu hell oder zu dunkel ist, und sich an das gewünschte Ergebnis herantasten. Im Zusammenspiel mit den beiden anderen Methoden eine gute Möglichkeit, um ein Gefühl für die richtigen Einstellungen zu bekommen.
Verschlusszeit/Belichtungszeit
Der Verschluss regelt, wie lange Licht auf den Sensor gelangt.
Bei langen Verschlusszeiten braucht man ein Stativ, um das Bild nicht zu verwackeln. Je länger die Brennweite, desto kürzer muss die Verschlusszeit sein, um nicht zu verwackeln.
Mit einem Bildstabilisator am Objektiv oder in der Kamera kann man jedoch die Verschlusszeit verlängern, ohne dass das Bild verwackelt.
20“ bedeutet: Für 20 Sekunden fällt Licht auf den Sensor.
Faustregel für Freihandfotografie |
Brennweite = Verschlusszeit 50 mm Brennweite = 1/50 Verschlusszeit 100 mm Brennweite = 1/100 Verschlusszeit 200 mm Brennweite = 1/200 Verschlusszeit |
1/100 bedeutet: Eine hundertstel Sekunde lang fällt Licht auf den Sensor.
Messmethode
Eine Kamera bietet verschiedene Messmethoden, um eine Belichtung zu wählen. Die am meisten verwendete Variante ist die Mehrfeld- bzw. Matrixmessung, dabei wird die Belichtung über mehrere Messfelder ermittelt und ein Durchschnittswert des gesamten Bildes errechnet. Je nach Kamera werden außer der Helligkeit auch die Brennweite des Objektivs, die Entfernung zum Objekt und die Farbverteilung berücksichtigt.
Dieses Symbol steht bei Canon für die Mehrfeldmessung.
Bildstabilisator
Der Bildstabilisator kann leichtes Wackeln oder Zittern ausgleichen und sorgt auch bei längeren Verschlusszeiten für bessere Bildergebnisse bei Aufnahmen aus der freien Hand. Bei manchen Herstellern ist der Bildstabilisator direkt in der Kamera verbaut, bei anderen im Objektiv. Der Unterschied: In der Kamera wird der Bildsensor bewegt, im Objektiv sorgen optische Elemente für die Stabilisierung. Jeder Hersteller hat für den Bildstabilisator am Objektiv andere Bezeichnungen. Bei Canon heißt er beispielsweise IS (Image Stabilizer), bei Nikon VR (Vibration Reduction) und bei Tamron VC (Vibration Compensation).
Bei Langzeitbelichtungen mit Stativ kann der Bildstabilisator das Bild beim Auslösen aber auch unbeabsichtigt verwackeln, deshalb schalte ich ihn in diesem Fall aus.
Der Bildstabilisator lässt sich zu- und abschalten.
Aufnahme mit eingeschaltetem Bildstabilisator.
Aufnahme mit ausgeschaltetem Bildstabilisator (jeweils aufgenommen mit 55 mm / f5,6 / 1/10 s / ISO 200).
ISO
Der ISO-Wert gibt die Lichtempfindlichkeit des Sensors an. Je höher die Zahl, desto empfindlicher der Sensor und desto heller wird das Bild bei gleichbleibender Blende und Verschlusszeit.
Bei APS-C-Kameras (also Kameras mit kleinerem Sensor) wird die Bildqualität ab ISO 800 sichtlich schlechter und sogenanntes Rauschen wird im Bild sichtbar. Vollformatkameras können problemlos mit höheren ISO-Werten arbeiten, da der größere Sensor rauscharmer ist.
ISO ist also nichts „Schlimmes“ oder „Kompliziertes“, sondern hilft, die Verschlusszeit und Blende zu ergänzen und Bilder heller oder dunkler zu gestalten, ohne die beiden anderen Einstellungen zu verändern.
Übersicht über mögliche ISO-Einstellungen.
Drei Aufnahmen mit unterschiedlichem ISO-Wert bei gleicher Belichtung und Blende (1/160 s / f3,5).
Mit steigender ISO-Zahl wird je nach Sensor das sogenannte Bildrauschen stärker. Das Bild wird krisselig. Ich bin aber der Meinung, lieber ein krisseliges Bild als ein unscharfes oder gar keines. Also keine Angst vor hohen ISO-Werten!
Autofokus
Der Autofokus stellt das Bild automatisch scharf. Die Kamera verfügt über verschiedene Fokuspunkte. Beim Blick durch den Sucher siehst du sie und kannst sie über die Fokuseinstellungen verstellen.
Über einen kleinen Schalter lässt sich der Autofokus zuschalten.
So kann man z.B. Dinge im linken oder rechten Bildbereich scharf stellen und den Blick des Betrachters gezielt lenken.
Über die Fokuspunkte wählst du, auf welchen Bildbereich scharf gestellt werden soll. In schlechten Lichtsituationen funktioniert der mittlere Fokuspunkt bei vielen Kameras am besten.
Manuell fokussieren
Den Autofokus zu deaktivieren und manuell scharf zu stellen, empfiehlt sich bei Aufnahmen mit wenig Licht, bei denen der Autofokus nicht mehr verlässlich arbeitet.
Der Autofokus lässt sich ausschalten. Das ist nötig, wenn du zum Beispiel Nachtaufnahmen machst und manuell fokussieren musst.
Ich nutze dabei häufig den „Live View“-Modus meiner Kamera. Damit schaue ich mir das Bild über den Monitor statt über den Sucher an. Ich vergrößere den Bildbereich, den ich scharf stellen möchte, mit dem digitalen Zoom in der Vorschau.
Wenn du im manuellen Modus fotografierst, kontrollierst du die Schärfe am besten im „Live View“. Vergrößere das Motiv über die Zoomtasten an deiner Kamera – so erkennst du Unschärfen.
Weißabgleich
Der Weißabgleich bestimmt die Farbtemperatur und lässt ein Bild gelblicher oder bläulicher erscheinen. Die Maßeinheit für die Farbtemperatur ist Kelvin und wird mit „K“ abgekürzt. Der automatische Weißabgleich funktioniert bei Aufnahmen ohne Blitzlicht sehr zuverlässig.
Mit dem Weißabgleich bestimmst du die Farbtemperatur eines Bildes.
Stich ins Bläuliche: Blume mit 3150 Kelvin.
Stich ins Gelbliche: Blume mit 8800 Kelvin.
Selbstauslöser
Der Selbstauslöser ist nicht nur geeignet für Familienfotos, sondern auch für verwacklungsfreie Langzeitbelichtungen ohne Fernauslöser.
Nachtaufnahmen, Gruppenfoto und vieles mehr: Der Selbstauslöser hilft dir in vielen Situationen. Ich nutze meistens den Zwei-Sekunden-Selbstauslöser.
JPEG oder RAW?
JPEG ist ein Format, bei dem die Bilddaten bereits komprimiert sind. Der Prozessor in der Kamera weist der Aufnahme automatisch einen erhöhten Kontrast, mehr Schärfe und Dynamik zu und speichert sie dann als JPEG ab. Während ein JPEG über 256 Helligkeitsstufen verfügt, sind es beim RAW-Format 4096. Durch die automatische Komprimierung gehen Bildinformationen, vor allem in den hellen und dunklen Bereichen, verloren und können mit Bildbearbeitungssoftware nur noch schwer gerettet werden. JPGS nehmen dafür weniger Platz auf der Speicherkarte ein und müssen nicht zwingend mit einer Software bearbeitet werden.
RAW ist das „rohe Format“ ohne Komprimierung und ohne interne Bearbeitung oder Anpassung. Bei Canon haben diese Dateien die Endung „.cr2“, bei Nikon „.nef“.
Die Qualität des RAW-Bildes sieht auf den ersten Blick schlechter aus. Der Eindruck täuscht aber.
RAW-Bilder sind im Vergleich zum JPEG größer und bieten mehr Bildinformationen. So kann das Bild später besser weiterbearbeitet werden. Dafür wird allerdings spezielle Software benötigt. JPEG-Dateien lassen sich direkt öffnen und z.B. bei Facebook oder Flickr hochladen, ohne sie zu bearbeiten.
Ich empfehle, immer in beiden Modi, RAW und JPEG, zu fotografieren, wenn man die Bilder später noch bearbeiten möchte.
Details
- Seiten
- ISBN (ePUB)
- 9783869102559
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2014 (Mai)
- Schlagworte
- Naturfotografie Digitalfotografie fotografieren lernen Fotopraxis Langzeitbelichtung Porträtfotografie Nachtfotografie Makrofotografie Photoshop Fotografie-Ratgeber Fotorezept Foto-Workshop Anleitungen Hobbyfotograf Belichtung Blende Digitalkamera DSLR Freizeit Grundlagen Kamera Landschaftsfotografie RAW Spiegelreflex Tierfotografie Verschlusszeit