Zusammenfassung
Dramen, Lachnummern, Aussetzer, Wutreden und Modesünden von A bis Z.
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat Geschichte und viele Geschichten geschrieben. Sie hat unvergessene Erfolge erreicht, unzählige Dramen geliefert und immer und immer wieder für Gesprächsstoff bei Fans und Liebhabern des runden Leders in Deutschland und der gesamten Fußballwelt gesorgt. Dabei gab es nicht nur Positives zu berichten…
Viele Mythen und Anekdoten ranken sich um dieses Team, welches in seiner Wichtigkeit und Bedeutung bei den Anhängern des Sports immer ganz weit oben stand und nach wie vor steht. Viele der in diesem Buch alphabetisch gesammelten Geschichten sind natürlich den zahlreichen Sportfans bekannt. Daher wird hier der Versuch gestartet, sich der Wahrheit einmal anders, ein wenig um die Ecke gedacht, zu nähern.
Was war denn wirklich mit der deutschen Mannschaft in Cordoba 1978 los? Wieso wurde 1982 in Spanien ein neuer Fußballstil (viele Jahre später als „Tiki-Taka“ gefeiert) der deutschen und der österreichischen Mannschaft so dermaßen falsch bewertet? Mit welchem Recht unterstellt man Bernd Hölzenbein noch immer, 1974 im Finale gegen die Holländer die „Schwalbe“ erfunden zu haben? Und was stand eigentlich wirklich auf Lehmanns Zettel bei der WM 2006, wieso verschwindet Kevin Kuranyi urplötzlich von der Tribüne, was macht Podolskis Rechte in Ballacks Gesicht und was ist das dunkle Geheimnis rund um das Fritz-Walter-Wetter?
Diesen und vielen weiteren Fragen stellt sich dieses Buch, und um Antworten sind wir nicht verlegen. Ob diese Antworten der Wahrheit entsprechen? Das kann man nicht mit Gewissheit sagen. Aber bilden Sie sich doch selbst ein Urteil über die verrücktesten Skandale und Geschichten der Fußball-Nationalmannschaft.
Dann können Sie immer noch sagen: „Alles Schmarrn. Sogar Kaiserschmarrn!“
Oder auch nicht…;-)
Ralf Friedrichs, Januar 2014
Albanien – Angstgegner und Synonym des Scheiterns
1946 wurde, wie natürlich jeder weiß, Albanien Sieger beim international zurecht gänzlich unbekannten Balkan-Cup. Bei Welt- und Europameisterschaften hat bis dato jedoch noch niemand eine Nationalmannschaft aus dem Land der Skipetaren ausfindig gemacht. Dennoch ist die albanische Fußball Nationalmannschaft für einen „schwarzen Fleck“ in der deutschen EM-Historie verantwortlich.
Am 17.12.1967 traten elf deutsche Elite-Kicker um Stars wie Günter Netzer und Wolfgang Overath im Qemal-Stafa-Stadion in Tirana an, um den selbstverständlichen Gruppensieg in der EM-Qualifikationsgruppe IV locker und gelöst einzufahren. Den DFB-Heroen genügte seinerzeit ein läppisches 1:0 gegen die Kombëtarja, wie die skipetarische Elf im eigenen Land genannt wird, um vor Jugoslawien die Endrunde in Italien zu erreichen. Und das sollte ja wohl kein Problem sein, denn immerhin hatte man den fußballerischen Gnom doch im Hinspiel mit 6:0 Toren aus dem Westfalenstadion in Dortmund geschossen. Gerd Müller (vier Tore) und Hannes Löhr (derer zwei) hießen die Torschützen bei diesem Torschusstraining unter Wettkampfbedingungen. Was sollte denn da im Rückspiel bitte noch schiefgehen? Der damalige Bundesligatrainer Max Merkel, weder verwandt noch verschwägert mit der späteren Bundeskanzlerin gleichen Nachnamens, hatte vor dem Spiel gemutmaßt, dass man auch eine durchschnittlich begabte Bundesligamannschaft hätte schicken können.
Albanischer Fußballspieler in Landestracht, Kombëtarja genannt.
Dementsprechend fehlten in Tirana dann auch Stars wie der sich angeblich in einem Formtief befindliche Gerd Müller und Nachwuchsstar Franz Beckenbauer. Zusätzlich erlaubte sich Helmut Schön den Luxus, die beiden Extrem-Edel-Egos Overath und Netzer gemeinsam im Mittelfeld den Kampf um die Spielregie ausführen zu lassen. Das hat nicht wirklich zählbares gebracht, auch weil Gerd-Müller-Ersatz Peter Meyer (Ja, genau, der „Peter Meyer Eieieieiei“ aus „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“!) zwar in der Bundesliga Tor um Tor erzielte, in diesem Spiel sich aber unfähig zeigte, aus fünf Metern einen (ohnehin nicht anwesenden) Möbelwagen zu treffen. Geschweige denn das (anwesende) gegnerische Netz. Der gebürtige Düsseldorfer schaffte übrigens das Kunststück, in diesem Spiel gleich zwei Nationalmannschaftseinsätze zu feiern: Sein Debüt war zusätzlich auch sein Abschiedsspiel.
Die deutsche Mannschaft spielte 90 Minuten auf ein Tor, und sie hätte Augenzeugen gemäß auch noch bis zum Millenniumswechsel oder sogar bis zum berühmten Sankt Nimmerleinstag weiterspielen können, ohne dass ein Treffer gefallen wäre. Naturgemäß kann so etwas nicht mit rechten Mitteln zugegangen sein. Der Platz war beispielsweise eher für ein Tennis-Match auf den Pariser Plätzen von Roland Garros geeignet. Hartplatz trifft Wimbledon trifft es besser, da in der Tat einzelne Rasenstücke nachgewiesen werden konnten. Das ist natürlich nichts für deutsche Fußballkünstler, die vor dem Spiel – wie u.a. Günter Netzer im Nachgang berichtete – auch noch durch Essensentzug gefügig („kein Hungerast, eher ein Hunger-BAUM“) gemacht wurden. Daher war so mancher Spieler in der Tat flink wie ein Wiesel … allerdings eher wie ein altes, mit Arthrose geschlagenes Wiesel. Zusätzlich gab es Gerüchte, dass in dem kommunistisch regierten und normalerweise vollständig abgeschirmten Land Mao-Sprüche auf den Hotelwänden sowie beständige Beschallungen durch launig-nervend-unverständliche Reden Mao-Tse-Tungs Psycho-Terror auf die DFB-Delegation ausgeübt wurde.
Was auch immer, wie auch immer: Nach 90 Minuten stand es 0:0 und Deutschland war raus. Erstmals hatte es eine DFB-Elf nicht geschafft, sich für ein Endturnier zu qualifizieren. Was für eine Demütigung, was für ein Skandal!
„Das ist eine Deprimierung.“ (Andreas Möller) |
Allerdings, trotz dieser „Schmach von Tirana“, die im Nachgang als größte Blamage des deutschen Fußballs in die Annalen einging, darf nicht vergessen werden, dass der DFB sich lange gegen die Teilnahme an Europameisterschaften wehrte. Das Turnier hatte für die DFB-Oberen die anreizende Atmosphäre von Urinstein, galt als unwichtig und kräftezehrend, gerade in Bezug auf die Weltmeisterschaften seien die Spieler überbelastet, hieß es. Aus diesem Grund lehnte man eine Teilnahme in den Jahren 1960 und 1964 gänzlich ab und auch für die Teilnahme zur Qualifikation zum Turnier im Jahr 1968 musste sanfter Druck seitens der UEFA her, damit sich die deutschen Elitekicker in Tirana bis auf die Knochen blamieren durften.
Zumindest dies ist beeindruckend gelungen!
Bei der Qualifikation zur Europameisterschaft 1984 schien sich die Geschichte gegen Albanien dann zu wiederholen. Im letzten Gruppenspiel der Qualifikationsgruppe VI musste erneut ein Sieg her, auch hier reichte ein einfacher Sieg. Doch bis zur 79. Minute stand es im Saarbrücker Ludwigspark lediglich 1:1, bis Libero Gerd Strack vom 1.FC Köln nach einer hohen Hereingabe die deutsche Elf ins Endturnier nach Frankreich schädelte. Sein Kopfball rettete den DFB vor einer weiteren Albanien-Blamage. Im Turnier jedoch war für Deutschland dann nach der Vorrunde Sense. Dabei wurde Spaniens blondester Fußballspieler zum Sensenmann für die Elf von Jupp Derwall. Macedas Kopfball besiegelte das Ende des Turniers und schuf zugleich den Schlusspunkt von Häuptling Silberlocke. Derwall ging und Beckenbauer kam … aber damit hatte Albanien dann recht wenig zu tun.
Ascochinga – Ein (Alp-) Traum von einem Quartier
Ein idyllisches Fleckchen Erde inmitten anmutiger argentinischer Steppe. Die Lage kann man als ruhig und abgelegen bezeichnen. Ausgestorben wäre weit übertrieben. OK, sagen wir etwas übertrieben. Jedenfalls verbrachte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft in diesem beschaulich-behaglichem Fleckchen 1978 ein paar besinnlich-spaßige Wochen und spielte nebenbei ein bisschen bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Argentinien mit.
Ascochinga wurde zu Unrecht wegen der Übersetzung „toter Hund“ mit einem Negativimage behaftet. Das hatte dieser Hort der Ruhe nun wahrlich nicht verdient und ist ungerecht.
Ascochinga war übrigens auch Schauplatz eines in der deutschen Heimat gänzlich missverstandenen und rein freundschaftlichen Besuchs des alten Kameraden Rudel beim aufrechten Freund und Vaterlandsliebhaber Hermann Neuberger, seines Zeichens Präsident des Deutschen Fußballbundes. Unverständlicherweise – jedenfalls aus Sicht der DFB-Delegation – wurde dieser Umstand von der deutschen Presse als ungebührlich empfunden.
Sorgte allabendlich für große Hollywood-Unterhaltung, es gab sogar mehrere Vorstellungen nacheinander: „Der Clou“ mit Robert Redford und Paul Newman.
Dabei achtete man in Ascochinga sehr genau darauf, wer Zugang zum deutschen Hotel hatte und wer nicht. Unliebsame Berichterstatter, wie etwa der ehemalige Spieler und Dauernörgler Günter Netzer, der nun für die Presse aktiv war, mussten eben draußen bleiben.
Da lacht des Herz des Pauschaltouristen. Ascochinga lockt mit einem prallem Freizeitangebot.
Aber die Unterhaltung kam dennoch nicht zu kurz. Zunächst durften sich die Spieler an Star-Kino Filmen aus Hollywood erfreuen. Wobei leider nur ein Film gezeigt werden konnte, wie der Duisburger Spieler Bernhard Dietz später leicht angewidert berichtete. „Der Clou“ mit den Schauspielern Robert Redford und Paul Newman lief somit ein wenig öfter als geplant, gefühlte 370 mal, wie Dietz sich erinnert. Aber wer kann auch ahnen, dass die anspruchsvollen Herren Nationalspieler gleich mehrere Filme sehen wollen. Zu verwöhnt sollte man sich doch besser nicht geben, das kommt schließlich auch bei den Fans nicht gut an.
Jedoch, der DFB hatte keine Kosten und Mühen gescheut und so wurde Ascochinga auch zur Bühne diverser Freiluftkonzerte des Hammondorgel-Kaisers Franz Lambert.
Hitparade rauf und runter: An dieser Hammond-Orgel hat schon Berti Vogts gesessen. Künstler vereinen sich in Ascochinga…
Das Lodern in den Augen der Nationalspieler, wenn Lambert auf der Orgel mit Welthits zum Training animierte, funkelte auch bei hellem Sonnenschein gut sichtbar über die Hotelanlage. Vor allem bei Berti Vogts, der bis heute Franz Lambert freundschaftlich verbunden ist und sich in Ascochinga gerne an der Orgel ablichten ließ. Aber auch dem letzten Ersatzspieler lachte das Herz im Leibe, wenn „die Musi“ spielte und „El Condor Pasa“ und andere südamerikanische Klassiker erklangen … da gibt es doch wohl wirklich nichts zu meckern?
Also, an Ascochinga kann es ja nun wirklich nicht gelegen haben, dass diese Weltmeisterschaft für Deutschland kein Erfolg wurde…
„Ich bin mir sicher, unserer Mannschaft wird nichts passieren.“ (Mannschaftskapitän Berti Vogts bei der WM 1978 in Argentinien über die Brutalität des dortigen Militärregimes) |
Battiston-Foul – Was wirklich geschah
Eines der bekanntesten Fouls des Weltfußballs, so die offiziell-falsche Darstellung. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1982 in Spanien trafen Deutschland und Frankreich im Halbfinale in Sevilla aufeinander.
In der 50. Minute wurde der französische Abwehrspieler Patrick Battiston beim Spielstand von 1:1 eingewechselt und dieser lief nur kurz darauf, nach einem langen Steilpass, recht zügig auf das deutsche Tor zu. DFB-Torwart Toni Schumacher hatte frühzeitig die Gefahr für sein Tor erkannt und sich entschlossen-motiviert auf Ball und Gegenspieler gestürzt. Als der Schlussmann spürte, dass er den Ball nicht mehr erreichen konnte, drehte er im Sprung die Hüfte sanft zur Seite, um eine Kollision zu verhindern. Battiston jedoch machte keine Anstalten, Schumacher auszuweichen, sondern ließ den Zusammenprall einfach geschehen. Dabei grub er brutal zubeißend seine Zähne in Schumachers Hüfte.
Lediglich der bestens austrainierten Körperstruktur Schumachers ist es zu verdanken, dass der deutsche Torwart keine bleibenden Schäden zurückbehielt. Jedoch verlor Übeltäter Battiston gleich zwei seiner Zähne. Angeblich zog sich der Franzose auch noch eine Gehirnerschütterung und eine Wirbelverletzung zu. Es gibt jedoch Stimmen, die unterstellen, dass Battiston mit einer gespielten Ohnmacht lediglich den Schiedsrichter ob seines Fouls milde stimmen wollte. Bewiesen werden konnte dies bis dato nicht.
„Seither bemühe ich mich, bei jeder leichten Berührung, bei jedem Zusammenstoß, bei jedem Foul im Gegner zuerst den Menschen zu sehen.“ (Toni Schumacher später über seine Erfahrungen aus dem Battiston-Skandal) |
Schumacher selbst verhielt sich nach der geschilderten Szenerie vorbildlich. Aus Deeskalationsgründen verzichtete er auf heuchlerische Maßnahmen, etwa sich um den schauspielernden Battistion zu kümmern. Warum auch? Er war ja der Gefoulte.
Die Sekunde vor dem Foul … Battistons Zähne sind gespitzt und bereit für den fiesen Biss in Toni Schumachers Hüfte. Schlimme Bilder…
Der Schiedsrichter jedoch hatte die Attacke Battistons leider nicht gesehen. Er ließ mit Abstoß für Deutschland weiterspielen, da Battiston den Ball vor der Szene noch am Kasten vorbeisetzte und vermutlich aus Ärger über die vergebene Großchance zubiss.
Nach dem Spiel erklärte der altruistisch-sensible Schumacher sich ehrlich bereit, Battistion bei der Beschaffung von Zahnersatzmaterial finanziell behilflich zu sein („Isch zahl dem Jung die Dschäkkett-Kronen!“) Eine Aussage, die ihm merkwürdigerweise auch noch negativ ausgelegt wurde.
Urteilen Sie selbst: Dieser freundliche junge Mann, von allen nur Toni genannt, soll ein Foul gespielt haben?
Überhaupt kam es nach dem Spiel zeitweise zu diplomatischen Verstimmungen zwischen den beiden Staaten. Dies geschah sicher auch aus Ärger über das sportliche Ergebnis. Letzten Endes gewann Deutschland mit insgesamt 8:7 nach Elfmeterschießen und zog in das WM-Finale ein. Schumacher hielt dabei zwei Elfmeter, dies trotz der seelischen Belastung, kurz zuvor eines der schlimmsten Fouls der WM-Geschichte erduldet haben zu müssen.
Auf gegnerischer Seite versuchte man danach schnell, die Schuld auf den deutschen Torwart abzuwälzen. Ja, die Tatsachen wurden sogar so weit verdreht, dass zeitweise sogar von einem Foul Schumachers die Rede war.
Verstehe einer diese Franzosen…
Belgrader Nachthimmel – UFOs!
Der Himmel über der Hauptstadt der Republik Serbien ist seit 1976 für den Flugverkehr nur eingeschränkt nutzbar, da seit jenen Tagen der Fußball-Europameisterschaft dort ein Flugobjekt vermutet wird, welches nach wie vor für Irritation und Gefahr sorgen könnte.
Weniger Gefahr strahlte dieses Fluggerät – man vermutet, dass es sich um einen handelsüblichen Fußball handelt – für das Tor der damaligen CSSR aus. Und dabei wollte der Schütze, ein gewisser Uli Hoeneß, es doch besonders gut machen. Aber eines nach dem anderen.
Im Finale der Europameisterschaft 1976 traf Deutschland auf die Tschechoslowakei. Und wieder geriet man – wie schon im Halbfinale gegen Jugoslawien – nullzwei in Rückstand. Da war es Dank den Kölnern Dieter Müller (3 Tore) und einem Treffer von Heinz Flohe nach Verlängerung und einem extrem spannenden Spiel mit einem 4:2 Sieg noch mal gut gegangen.
Auch im Finale sah es für die deutschen Drama-Spezialisten nach einer Wende aus, Dieter Müller und in der allerletzten Minute auch noch Bernd Hölzenbein, der Elfer-Schinder von 1974, schafften irgendwie noch den Ausgleich. Es ging also in die Verlängerung und als dort nichts mehr passierte ins Elfmeterschießen. Gab es das überhaupt schon mal in einem großen Finale? Nein, das war ein Novum.
Es fing gut an, alle Deutschen trafen: Bonhof, Flohe, Bongartz. Blöd nur, dass der Maier Sepp, die „Katze aus Anzing“ wie er liebevoll von sich selbst genannt wurde, nichts hielt. Ein Elfmeterkiller war er wahrlich nie und daraus wurde auch in diesem Spiel nichts.
Und dann kam Uli Hoeneß!
Der junge Hoeneß spielte früher in Nürnberg: Sammelbild aus dem Bergmann-Verlag (1969).
Schon 1974 versemmelte Hoeneß einen Strafstoß im wichtigen Spiel gegen Polen. In der Wasserschlacht von Frankfurt konnte man diesen Lapsus jedoch noch korrigieren und zog dennoch ins Endspiel ein.
Jedenfalls stockte Deutschland kollektiv der Atem, als der blonde Münchner unsicheren Ganges Richtung Punkt taumelte. Der Blick offenbarte Anzeichen einer gewissen Panik. Die Frisur saß auch nicht richtig und der Ball, der da vor seinen Füßen lag, wirkte wie ein Felsbrocken, den kein Mensch zu bewegen vermochte.
„Uli Hoeneß und Lothar Matthäus haben wieder normalen Verkehr miteinander.“ (Karl-Heinz Rummenigge) |
Gerade dieser Eindruck bewegte Hoeneß wohl dazu, den Ball mit besonders viel Schmackes Richtung tschechisches Gehäuse zu befördern. Das Vorhaben, den Ball hart zu treffen konnte in die Tat umgesetzt werden, das Spielgerät entwickelte daraufhin allerdings eine nicht für möglich gehaltene Dynamik, die einem Raketenabschuss auf Cape Canaveral ähnelte.
Der Ball schoss wie ein Strahl über das Tor der Tschechen und wurde seitdem am Belgrader Nachthimmel auch nicht mehr gesichtet. Schade, schließlich sind hinter der Hand geäußerte Vermutungen, der Ball sei in gewisser Weise technisch „bearbeitet“ worden, nicht völlig von der Hand zu weisen. Wie sonst soll Hoeneß, dessen schärfste Schüsse von allen Kollegen noch freundlich als „bestenfalls Einwürfe“ bezeichnet wurden, einen solchen Wumms bewerkstelligt haben?
War der tschechische EM Sieg von 1976 also in Wahrheit ein skandalöser Betrug?
Solange der Ball nicht gefunden wird, kann diese Mutmaßung nicht belegt wurden. Astronomen wollen jedoch ein winziges Objekt per Spezialteleskop im All gefunden haben, welches dem Spielgerät aus dem Jahr 1976 verblüffend ähnelt.
Das nächste Mal wird dieses Objekt im Jahr 2147 die Erde passieren. Eventuell wird man dann die Antwort auf diese uralte Frage der Fußball-Menschheit endlich finden…
Übrigens, 1976 folgte auf den merkwürdigen Hoeneß-Elfmeter ein Ereignis, welches die Welt noch nicht gesehen hatte. Bis heute gibt es kein Wort für dieses Schüsschen des Schnauzbarts, Antonin Panenka, Oberlippenbartträger und Mittelfeldmann der Tschechen. Er schoss seinen entscheidenden Elfer mitten aufs Tor, … und zwar mit der Kraft und Geschwindigkeit eines etwa zehnjährigen Hinterhofkickers. In die Mitte des Tores! Nur gelupft! Mit voller Absicht! Einfach so! Und das Ding ging rein! Frechheit!
Bundestrainer Breitner – Eine Nacht lang Revolution
Die Weltmeisterschaft 1998 lief für den deutschen Fußballbund alles andere als cremig. Beim Welt-Turnier zeigte die Elf, die sich zum Großteil aus merklich gealterten 1990er Weltmeistern zusammensetzte, Rentnerfußball der unerträglichsten Art. Gegen Kroatien schied Bertis Rollator-Gang sang und klanglos im Viertelfinale mit 0:3 aus, die Tage von Bundestrainer Vogts waren gezählt.
Doch Vogts wäre kein echter Terrier, hätte er sich nicht an seinem Job festgebissen. Für zwei Freundschaftsspiele reichte es noch, da die deutsche Elf aber weiter vor sich hin dilettierte, hatte der für das Gardemaß etwas zu kurz geratene Übungsleiter ein Einsehen und zog sich freiwillig vom Amte zurück. Eine Nation atmete auf…
Nun schlug die große Stunde des Kartoffelhändlers Egidius Braun aus dem beschaulich-schönen Aachen. Der leicht tüdelige DFB-Präsident, Herr über 6,2 Millionen Mitglieder und verantwortlich für einen Jahresumsatz von damals über 100 Millionen DM, übernahm die Nachfolgesuche höchstpersönlich. Das machte Sinn, denn Braun speiste sein Wissen über die Welt des Fußballs vornehmlich aus der Lektüre einer Aachener Lokalzeitung, die sicher ganz vorne dabei war, wenn es um den Pulsschlag des deutschen Fußballs ging.
Der Blick auf diesem Sammelbild verrät schon 1970 den künftigen Bundestrainer.
Dennoch gab es Zweifel im Lande der Fußball-Experten. Einer, der immer als zurückhaltend und scheu bekannt war, hieß Paul Breitner, seines Zeichens Weltmeister von 1974 und Elfmeterschütze des Ausgleichs im Finale von München. „Diesen DFB-Herren geht es nur darum, mit ihren Hintern auf ihren Pöstchen zu bleiben“, zitierte Paul Breitner nach seiner flüchtigen Erfahrung mit Egidius Braun den Reportern in die Blöcke. Manchem DFB-Mitarbeiter schien das zu passen, man war der Meinung, dass „erst eine Revolution vernünftige Strukturen“ auf den Weg bringen kann.
Bundestrainer Ribbeck statt Breitner: Darauf muss man erst einmal kommen!
Mittlerweile hatte Egidius Braun bereits ganze Arbeit geleistet und sich zur öffentlichen Belustigung bereits diverse Absagen eingehandelt, u.a. die von Jupp Heynckes, mit dem er sich aus seiner Sicht bereits einig schien. War dumm gelaufen…
So klingelte eines schönen Abends gegen 20:30 Uhr im schönen Brunnthal in Oberbayern ein Telefon, nämlich das des einstigen Nationalspielers Paul Breitner. Der 17-jährige Sohn Max reichte den Hörer an den verdutzten Ex-Spieler weiter: „Du, Papa, ein Herr Braun ist dran. “
Die Familie Breitner war wie vom Donner gerührt, als sie sodann erfuhr, dass der Hausherr, zur Zeit immerhin E-Jugend-Trainer beim TSV Brunnthal, plötzlich die Offerte erhielt, Bundestrainer zu werden. „Mir ham scho an Spaß gehabt dahoam“, soll Sohn Max damals berichtet haben, „kommt ja net so oft vor, dass der Vater Bundestrainer wird.“ Auch Braun quillt über vor Freude – seinem neuen Partner Breitner gibt er mit: „Diese Idee revolutioniert die Welt“, und: „Endlich habe ich eine gute Presse.“ Und dennoch fragt er sich selbst: „Bin ich wahnsinnig geworden?“
„Ich habe nur immer meinen Finger in Wunden gelegt, die sonst unter den Tisch gekehrt worden wären.“ (Paul Breitner) |
Egal! Jedenfalls darf sich der Brunnthaler E-Jugendtrainer diese eine Nacht als neuer Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft fühlen. Was mag in Paule vorgegangen sein, als er während der Nachtruhe vermutlich die Strukturen des DFB pulverisierte und die Mannschaft nach seinem Gusto zusammenzimmerte? Welche Revolution hätte „uns Paule“ wohl als erstes angezettelt? Die Zwangsausweisung sämtlicher DFB-Funktionäre? Die Einführung der Bayern-Hymne?
Wir werden es nie erfahren, denn schon nach wenigen Stunden war die Revolution vorbei: Am nächsten Vormittag erfuhr Braun, dass sein neuer Lieblings-Bundestrainer in der Münchner „Abendzeitung“ Brauns Rücktritt wegen Inkompetenz gefordert hatte. Braun meldete sich also hochempört erneut in Brunnthal, und diesmal fiel das Telefonat nicht ganz so freundlich aus: „Vergessen Sie es!“ So soll Braun die Entlassung des noch nicht einmal eingestellten Paul Breitner verbal umgesetzt haben. Immerhin, so blieb wenigstens der E-Jugend des TSV Brunnthal der Trainer erhalten.
Aus: Münchner Merkur
Immerhin, Jahre später wurde das neue Maskottchen des DFB offensichtlich nach Breitner benannt. Ein Adler namens „Paule“ sorgte nun für Stimmung im DFB-Laden, ein irgendwie komischer Vogel … eine vergleichende Wertung wollen wir hier natürlich nicht vornehmen.
Ach ja, Braun sorgte wie erwartet weiterhin für Heiterkeit, schließlich fiel seine Wahl für das Amt des Bundestrainers auf den sonnenbadenden Rentner Erich Ribbeck und dem gar nicht so kleinkarierten Uli Stielike (siehe: Sakko-Uli) als Co-Trainer. Zwei mehr als überraschende Personalien, auf die man erst mal kommen muss. Hut ab!
CORDOBA – So war‘s
Einer der größten Mythen des deutschen Fußballs. Wir möchten an dieser Stelle ein Dokument präsentieren, welches sich mit der 3:2 Niederlage der deutschen Fußballnationalmannschaft gegen Österreich von 1978 bei der Weltmeisterschaft in Argentinien befasst. Das Spiel in Cordoba ist zum Synonym der Fußballgeschichte zweier Länder geworden.
Nach Studium des vorliegenden Protokolls erscheint dieses Spiel nun in einem völlig neuen Licht. Hier nun die Abschrift der Halbzeitansprache von Trainer Helmut Schön an seine Mannschaft.
Helmut Schön: Männer, das läuft ja ganz ordentlich bisher. Wir führen 1:0. Kalle, gut gemacht dein Tor, du bist mein Bester, mach so weiter.
Kalle Rummenigge (errötend): Danke Trainer!
Helmut Schön: Nun, Männer, habe ich eine wichtige Frage an euch. Kurz bevor das Spiel begann, hat sich die medizinische Abteilung an mich gewandt. Ihr habt ja alle diese harmlosen Vitaminspritzen bekommen, oder?
Emsiges Bejahen, Nicken und Bestätigen des Teams…
Helmut Schön: Fein! Oder besser gesagt, nicht so fein. Spürt einer von euch eine … nun ja, Veränderung seines … ähhh, Wesens?
Schweigen im Spielerkreis, man hört verlegenes Hüsteln und leichtes Stollengetrappel. Mehr jedoch nicht. Dann meldet sich der Kapitän zu Wort.
Berti Vogts: Nun ja, Trainer. Also ich weiß nicht genau, wie ich das jetzt sagen soll. Aber irgendwas ist schon anders. Irgendwie … nun ja, spüre ich ein gewisses Verlangen.
Helmut Schön: Brav Berti! Und wonach verlangt es dich?
Berti Vogts: Jaaa, … also hmmm. Na gut, nach Liebe, Zärtlichkeit, Nähe, Streicheleinheiten und vielleicht auch … ja, vielleicht auch ein bisschen mehr als das…
Helmut Schön: Was denn? Definiere es näher.
Rüdiger Abramczik: Poppen! Mir geht dat jedenfalls so … un schummrig ist mir auch vor die Augen.
Manni Kaltz: Mir auch, jedenfalls die letzten 10 Minuten. Und ich könnte den Krankl knutschen, so was ist sonst gar nicht mein Ding.
Rüdiger Abramczik: Und ich geh dem Prohaska gleich noch an dat Föttken. Glaubt mir Männer, dafür wirste im Pott normalerweise getötet, wenn du so wat in der Kabine sachst.
Helmut Schön:…und das geht euch allen so?
Eifriges Nicken und betretenes zu Boden schauen.
Helmut Schön: Dann muss ich es euch sagen, Männer. Unsere medizinische Abteilung hat aus noch ungeklärten Gründen wohl einen schweren Fehler begangen. In der Spritze waren – warum auch immer – keine Vitamine. Ihr habt nach erster Probe unserer Mediziner scheinbar alle einen starken Mix verschiedener Aphrodisiaka erhalten. Normalerweise ist das wohl ein Mittel zur Luststeigerung für Männer über 60, so wie mi…. also für ältere Herren halt. Auch wenn wir uns den Vorgang nicht erklären können, tut es der medizinischen Abteilung und mir natürlich sehr leid.
Erich Beer (schmachtend): Nicht schlimm, Mützen-Mausi … wir haben dich trotzdem ganz dolle lieb…
Helmut Schön: Aber Erich, … nun gut, das ist ja auch eine der Nebenwirkungen. Das Zeugs steigert nicht nur die sexuelle Lust, es fördert auch eine starke Anhänglichkeit und das Verlangen nach Körpernähe, egal welchen Geschlechts.
Erich Beer:…will kuscheln … und dann Schläfchen machen (gähnt laut und herzhaft)
„Wir müssen gewinnen, alles andere ist primär.“ (Hans Krankl, österreichischer Rekordtorschütze und späterer Nationaltrainer) |
Helmut Schön: Tja, müde macht es auch noch. Nach einem körperlichen Kraftakt – in diesem Fall die erste Halbzeit – verfallt ihr alle in eine extreme Müdigkeit. Der eine früher, der andere später. Beim Erich ist es schon so weit, der ist eingeschlafen.
In der Tat schläft Erich Beer, selig lächelnd an der Schulter von Bernhard Dietz angelehnt, bereits den Schlaf des Gerechten.
Berti Vogts: Was machen wir denn nun, lieber Trainer. Wir mögen die Österreicher ja, gewinnen will ich aber trotzdem. Obwohl…(schwelgend), der Krankl guckt so lieb … vielleicht helfe ich ihm noch ein wenig beim Tore schießen, dem Schnuckel.
Helmut Schön: Um Gottes Willen, wir wollen Weltmeister werden! Aber wir helfen euch mit unseren spontanen Gegenmaßnahmen, … ahh, da kommt ja schon unser Spezialmix…
Ein Mitarbeiter des DFB erscheint plötzlich mit einem Küchenwagen voller Kaffeekannen in der Kabine. Drei weitere DFB-Kollegen schwenken laut schreiend rote Fahnen. Man hört Begriffe wie…
„…Aggressivität, … gemein sein, … Blutgrätschen, … umnieten…“
„Um eines mal endgültig klarzustellen: Ein Trainerstab ist kein Vibrator.“ (TV-Moderator Harald Schmidt) |
Helmut Schön (Laut rufend): Dieser extrem starke Kaffee macht euch wach. Trinkt alle davon und zwar reichlich.
Die Spieler bedienen sich reichlich vom fast zähflüssig-starken Kaffee. Die Fahnenschwenker springen und laufen währenddessen mit wehenden, roten Fahnen durch die Kabine, sie fletschen die Zähne und schreien weiter ihre Parolen.
„Haut sie um … Ösis sind Dösis … Foul spielen … hinterhältig sein…“
Helmut Schön (wieder laut rufend): Die Leute steigern durch ihre Rufe wieder eure verloren gegangene Aggressivität. Rote Farbe macht wütend, kennt man von den Stierkämpfen. Verbale Anfeuerung stachelt an. Das ist also nur zu eurem besten.
„…Meniskus und das Wadenbein, wollen jetzt gebrochen sein…“
Rüdiger Abramczik: Fühle mich schon wieder besser, Trainer. Will dem Prohaska nun nicht mehr an dat Föttken, sondern die Schienbeine polieren … is dat en erlaubter Körpernähenwunsch?
Die DFB Mitarbeiter steigern sich in einen Rausch: „…Knochenbrecher … Rippenprellung … Pferdekuss…“
„Sex vor einem Spiel? Das können meine Jungs halten, wie sie wollen. Nur in der Halbzeit, da geht nichts.“ (Berti Vogts) |
Helmut Schön: OK, ihr müsst wieder raus, Schiedsrichter Abraham Klein hat bereits im Gang zur zweiten Halbzeit gepfiffen. Hansi Müller ersetzt den schlafenden Problem-Beer … für taktische Anweisungen haben wir keine Zeit mehr. Nun gewinnt mal schön, Jungs.
Die Spieler stehen auf und begeben sich Richtung Gang, der zum Spielfeld führt. Lediglich der schlafende Erich Beer bleibt natürlich liegen. Die Motivationsfahnenschwenker begleiten den Tross noch und erledigen weiter ihren Job:
„…Wegpölen, … umhauen, … Stollenschlitzer…“
Helmut Schön bleibt noch einen Moment alleine in der Kabine, da schlendert im Gang auch bereits die österreichische Mannschaft Richtung Spielfeld. Auch Trainer Senekowitsch ist dabei, sieht aber so gerade noch den in sich versunkenen Helmut Schön im Raume sitzen. Senekowitsch geht auf Schön zu und spricht ihn an.
Senekowitsch: Grüß Gott, Herr Kollege … bevor es gleich weitergeht, habe ich eine etwas delikate Frage. Unsere medizinische Abteilung hat gestern nach dem Abschlusstraining einen Koffer gefunden, der voller harmloser Vitaminspritzen war … dafür ist unser Medizinkoffer, das gleiche Modell übrigens … nicht mehr aufzufinden. Ist der vielleicht bei euch aufgetaucht? Da war nämlich ein Geschenk für die FIFA Kommission drin, etwas woran ältere Herren ihre Freude haben werden…
Helmut Schön (entsetzt): Wie war das gerade?
Senekowitsch: Ah, Sie habens net g’funden. OK! Falls aber doch, bitte eines beachten. Niemals mit Kaffee mischen, das steigert zehn Minuten nach Einnahme die Wirkung der Müdigkeit. Einen schönen Gruß an die Gemahlin und ein gutes Spiel noch…
Da fehlen die Worte: Nachwirkungen der medizinischen Behandlung in Cordoba.
DDR – Netzer ebnet den WM-Weg
Am 22. Juni 1974 erwiesen sich die DFB-Strategen wieder einmal als lenkungsfähige Mitmenschen und erteilten der Delegation der DDR eine Lektion in Sachen taktischer Planung. Ja, man kann sogar von einem Meilenstein der zweckdienlichen Konzeption sprechen.
Bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in der damaligen Bundesrepublik Deutschland ging es im letzten Gruppenspiel der Finalrunde sportlich lediglich um den Sieg in Gruppe 1. Man konnte also dieses Spiel getrost verlieren, dadurch ersparte man sich den Gang in die schwere Gruppe mit Brasilien, Argentinien und Holland (siehe auch: Nacht von Malente). Diesen Spaß der besonderen Art wollte man der DDR gönnen.
Insofern war die Vorbereitung auf das Spiel eher gemütlich ausgeprägt und im Spiel selbst ging man auch nicht volles Risiko, sondern schonte eher Muskulatur und Knochen für die kommenden Aufgaben. Allerdings war das Spiel in der Öffentlichkeit mit hoher Brisanz versehen, schließlich trennte die beiden Deutschlands nicht nur eine Mauer, sondern auch die gesamtpolitische Grundausrichtung.
Wie auch immer, das Spiel stand lange Zeit 0:0 und der hoch favorisierten bundesdeutschen Auswahl gelang es, ihre spielerische Überlegenheit nicht in der Statistik zählbare Erfolge umzusetzen. Dennoch würde die BRD bei einem Remis weiter auf dem verhassten Platz 1 verharren. Bundestrainer Helmut Schön musste also reagieren und er tat das einzig richtige: Er wechselte den Garanten für die wichtige Niederlage und damit den entscheidenden Spieler zum Gewinn der Weltmeisterschaft ein: Günter Netzer!
„Ich hoffe, dass die deutsche Mannschaft auch in der 2. Halbzeit eine runde Leistung zeigt, das würde die Leistung abrunden.“ (Günter Netzer) |
Netzer wird zurecht als Spielmacher der EM-Elf von 1972 gefeiert, als sein spielerischer Genius-Status auf dem Höhepunkt war. Aus der Tiefe des Raumes und den Tiefebenen des Niederrheins kommend, hatte der langbemähnte Netzer die deutsche Elf zum überaus wichtigen und glorreichen Sieg im Viertelfinale von Wembley gegen England geführt. Der kurz darauf erfolgte EM-Titel wird zurecht dem blonden Fußballstar und Kurzzeit-Discothekenbesitzer Netzer zugeschrieben.
Bei der Heim-WM zwei Jahre später war Real Madrid-Star Netzer jedoch in der konditionellen Verfassung eines übergewichtigen Dorfkeglers, so zumindest Stimmen aus dem Mannschaftskreis. Somit war der zuvor formschwache, aber immerhin fitte Kölner Wolfgang Overath im Mittelfeld gesetzt.
Details
- Seiten
- ISBN (ePUB)
- 9783869102573
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2014 (April)
- Schlagworte
- Fußball Fußball-Buch Fußball-Geschichte Fußball-Fan Fußball-Satire Fußball-Zitate Geburtstags-Geschenk Männer-Geschenk Nationalmannschaft Podolski Völler Beckenbauer Breitner Effenberg