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Schicksalsmomente der Schachgeschichte

Dramatische Entscheidungen und historische Wendepunkte

von Michael Ehn (Autor:in) Hugo Kastner (Autor:in)
272 Seiten

Zusammenfassung

So wurde noch nie vom Schach erzählt! Vom ungelösten Rätsel des al-Suli über die Weltsensation „Schachtürke“ bis zu Kramniks Londoner Tragödie im Jahr 2013: Historisch präzise recherchiert und mit seltenem Bildmaterial ausgestattet, gibt dieses Buch einen chronologischen Einblick in schicksalhafte Momente aus über 1000 Jahren Schachgeschichte. Ein Muss für jeden, der Schach liebt!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vorwort

Unter allen Spielen nimmt das Schachspiel in seiner Stellung zwischen Kunst, Wissenschaft und Sport eine besondere Position ein. Das Schachspiel entwickelte sich aus indischen Protoformen etwa im 6. Jahrhundert in Persien und gelangte zu Beginn des 9. Jahrhunderts nach Europa. Seit dem Ende des 15. Jahrhunderts spielt man es mit einigen Modifikationen in unserer heutigen Form. Sein Regelwerk bildet ein Zeichensystem von hoher Dynamik und Komplexität; auf semantischer Ebene repräsentiert es als Weltsymbol die Idee eines berechenbaren, mit den Mitteln der Vernunft beherrschbaren und zugleich unendlich spielbaren Kosmos. Wo immer es auftrat, erzeugte das Schachspiel ein enormes Echo in der Kunst und Literatur, in der Philosophie und in der materiellen Kultur der Menschen. Das „Königliche Spiel“ trägt diesen Beinamen zurecht, denn es wurde in seiner langen Geschichte auch zu einem völkerverbindenden Kulturgut. Die Zahl der Schriften über das Schachspiel geht in die Zehntausende, die Zahl der veröffentlichten Partien geht in die Millionen, die Persönlichkeiten, die dem Zauber dieses Spiels verfielen, liest sich wie ein Who is Who der Weltgeschichte, und doch ragen einige Momente aus diesem Ozean der Schachgeschichte wie Leuchttürme heraus. Diese Schicksalsmomente der Schachgeschichte in Wort und Bild einzufangen, ist das Ziel dieses Buches.

Es geht aber nicht nur um Wendepunkte der Schachgeschichte, sondern auch um den individuellen Schicksalsmoment, der im „Lebensentwurf Schach“ eine entscheidende Rolle spielt. Das können sein:

  • Ein einzelner Zug, der über das weitere Leben der Protagonisten entscheidet, wie in Carl Schlechters Lebensdrama im WM-Kampf gegen Emanuel Lasker 1910 mit der unvermeidlichen Frage, ob Schlechter seinem tragischen Ende durch einen einzigen besseren Zug in der letzten Partie entkommen hätte können.
  • Eine einzige bahnbrechende Stellung wie im ersten Kapitel mit dem tausend Jahre alten Rätsel des al-Suli, das erst vor wenigen Jahren gelöst werden konnte. Oder die Endspielstudie des Surrealisten Marcel Duchamp, von der bis heute nicht klar ist, ob es überhaupt eine Lösung gibt, oder Nikita Plaksins monumentale Komposition, die die unfassbare Tiefe der Gedankenwelt im Schach dokumentiert.
  • Eine Schachpartie. Wie die des Amateurs Philipp Meitner, der mit einer einzigen Remispartie Berühmtheit erlangte, oder Bobby Fischers „Partie des Jahrhunderts“, die er als 14-Jähriger spielte und die über Nacht um die Welt ging.
  • Natürlich Kämpfe um die Weltmeisterschaft, etwa das Match 1960, in dem der junge „Zauberer“ Michail Tal den Analytiker Botwinnik besiegte, oder Fischers Sieg gegen Spassky im Match des Jahrhunderts 1972. Dann der „grausame“ Titelkampf Karpow – Kortschnoi 1978 auf den Philippinen und schließlich der ultimative Wettkampf „Mensch gegen Maschine“ Kasparow gegen Deep Blue 1997, der mit einer Niederlage des Menschen endete.
  • Turniere, die historische Bedeutung haben, wie in St. Petersburg 1914, wo Weltmeister Emanuel Lasker mit Bravour den heranstürmenden José Raúl Capablanca abwehrte, oder die dramatische letzte Runde des Londoner Kandidatenturniers 2013.
  • Aber auch ein einziges Buch, wie das des Königs Alfonso, der 1283 den Auftrag gab, das wunderbare „Buch der Spiele“ zu schreiben, in dem ein Großteil des arabischen Schacherbes enthalten ist. Oder das Werk des Lucena an der Wende zum 15. Jahrhundert, in dem mittelalterliches und neuzeitlich-dynamisches Schach noch gleichberechtigt vertreten sind. Oder Henri Rincks lebenslange Arbeit an einem Band über Endspielstudien.
  • Es kann der kurze kometenhafte Auftritt eines Schachgenies sein, wie Paul Morphys triumphale Siege in Paris und London 1859, oder das Auftauchen des mysteriösen Inders Sultan Khan 1929, eines Weltklassespielers, der wenige Jahre später für immer verschwand.
  • Es kann aber auch ein einziges Thema oder ein Gegenstand sein, mit dem sich jemand intensiv beschäftigt, etwa Ernst Grünfelds Entdeckung einer neuen Verteidigung mit Ewigkeitswert.
  • Eine Leistung, welche die Grenzen alles Vorstellbaren sprengt, zum Beispiel Harry Nelson Pillsburys Blindsimultanvorstellungen gegen zwanzig und mehr Gegner Anfang des 20. Jahrhunderts; oder der Vorstoß der drei Polgár-Schwestern in die Männerdomäne „Schach“, insbesondere die Leistung Judit Polgárs, die als erste Frau in einem WM-Finale der Männer mitspielte. Oder der Aufstieg des norwegischen Schachwunders Magnus Carlsen, der jüngst alle Wertungsrekorde brach.
  • Besondere Umstände, wie das Turnier in Baden-Baden 1870 während des deutsch-französischen Kriegs. Es wurde in unmittelbarer Nähe gekämpft und die Schachmeister mussten ständig damit rechnen, jederzeit in die Kampfhandlungen einbezogen zu werden. Oder das Schicksal des Jacques Mieses, der im Londoner Exil mitverfolgen musste, wie sein Lebenswerk durch die Nationalsozialisten ausgelöscht wurde und wie aus seinem „Lehrbuch des Schachspiels“ alle jüdischen Spieler entfernt wurden. Oder der seltsame Beginn der Schachkarriere des Paul Keres, der für einen kranken Freund Fernpartien zu Ende spielte, dadurch zu ambitionierterem Spiel animiert wurde und zu einem der besten Spieler aller Zeiten heranreifte.
  • Die Erfindung neuer Ideen, die die Schachgeschichte entscheidend verändert oder bereichert haben, wie die des Sam Loyd, des amerikanischen Rätselkönigs, der enorm viel zur Entwicklung des Schachproblems beigetragen hat, oder der geniale Logiker Raymond Smullyan und seine Geschichten um Harun al Raschid und Sherlock Holmes. Aber auch Philipp Stammas Entwicklung der Notation, ohne die das heutige Schach kaum vorstellbar wäre. Oder Philidors Erkenntnis, dass die Bauern die Seele des Schachspiels sind. Dann der Schachautomat, dessen Bau die spielsüchtige Kaiserin Maria Theresia förderte; oder der Babson-Task, der für mehr als siebzig Jahre ein unlösbares Problem darstellte und den ein unbekannter Amateur schließlich knacken konnte.
  • Oder schlussendlich, wenn Schach zu einem Stück Weltliteratur wurde. So in Stefan Zweigs „Schachnovelle“, die trotz ihres Pessimismus eine einzigartige Hommage an unser Spiel darstellt. Oder Gustav Meyrinks „Der Golem“, eine späte Würdigung des früh verstorbenen Schachgenies Rudolf Charousek.

Der Aufbau der „Schicksalsmomente“, 32 an der Zahl, symbolisch auf die Anzahl der weißen und schwarzen Figuren abgestimmt, mag zwar chronologisch sein, im Sinne einer möglichst weit gefächerten Thematisierung von entscheidenden Weichenstellungen der Schachgeschichte stehen die einzelnen Essays jedoch für sich. Zusätzlich zur Beschreibung der historischen Zusammenhänge sollen ein kurzer Vorspann und zahlreiche, teils unveröffentlichte Fotos den Leserinnen und Lesern einen guten Überblick und ein umfassendes Bild der jeweiligen Sternstunden im praktischen Spiel oder bahnbrechende Schachkompositionen geben.

Unser Dank gilt dem Verlag humboldt, insbesondere Herrn Eckhard Schwettmann für das Vertrauen, dieses kulturhistorische Thema in die lange Liste von Schachpublikationen aufzunehmen.

Michael Ehn & Hugo Kastner

für Irene und Marlene

Das Geheimnis des al-Suli

Ein uraltes Manuskript zeigt eine Aufgabe des berühmten al-Suli, die über viele Jahrhunderte nicht gelöst werden konnte. Ein wahres Kleinod der arabischen Schachkunst, das eine Brücke bis zur Gegenwart schlägt. Al-Suli nahm das Geheimnis seiner Inspiration mit ins Grab.

Eine rätselhafte Stellung, 12. Jahrhundert

Aus dem Manuskript des Abu’l-Fath Ahmad al-Sinjari, 12. Jh.

Schwarz ist am Zug, Weiß gewinnt

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„Diese Aufgabe ist sehr alt und dennoch konnte weder al-Adli noch irgendjemand anderer sagen, ob sie unentschieden oder gewonnen ist. Noch hat sie irgendjemand erklären oder die Lösung zeigen können, weil sie so schwierig ist. Es gibt niemanden auf der Welt, der sie gelöst hat, außer, wenn ich es ihm gezeigt habe. Ich habe auch nie gehört, dass es irgendjemanden früher gegeben hätte, der dazu fähig gewesen wäre, denn hätte jemand diese Aufgabe gelöst, würde er die Lösung aufgeschrieben haben oder sie jemandem gezeigt haben.“ So zitiert Abu’l-Fath in seinem Schachmanuskript aus dem 12. Jahrhundert den Schachmeister al-Suli und gibt die ersten beiden Züge, die uns al-Suli verrät, als Hinweis zur Lösung an: 1…Kd5 2.Kb4 Kd6.

Wahrlich stolze Worte eines Mannes, der sich seines Wissens und Könnens wohl bewusst war. Aber klingen sie angesichts der harmlos wirkenden Stellung nicht wie eine maßlose Übertreibung? Wer war dieser al-Suli, der mit vollem Namen Abu Bakr Muhammad ibn Yahya ibn Abdullah ibn al-Abbas ibn Muhammad ibn Sul Tigin hieß und der vor mehr als tausend Jahren seinen Zeitgenossen ein Rätsel aufgab, das diese nicht zu lösen vermochten? Um diese Fragen zu beantworten, lassen Sie uns in die Zauberwelt des arabischen Schachs eintauchen.

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Türkische Handschrift (undatiert), Forschungsbibliothek Gotha

Unter dem Schwert des Islam

In nicht einmal hundert Jahren nach dem Tod des Propheten Mohammed (ca. 570–632) hatten die arabischen Nomadenstämme ein Weltreich errichtet. Das halbe byzantinische Asien, ganz Persien, Ägypten und der größte Teil Nordafrikas bis nach Spanien wurden erobert. Diese geradezu explosionsartige Ausbreitung und religiöse Unterwerfung des halben Mittelmeerraumes durch das „Schwert des Islam“ kann als das außergewöhnlichste Ereignis der mittelalterlichen Geschichte bezeichnet werden. Von den Persern übernahmen die Araber etwa im 7. Jahrhundert unter anderem auch das Schachspiel und führten es zu ungeahnter Blüte und Popularität, da sich der Islam im Gegensatz zum Würfeln und anderen Glücksspielen zu diesem Spiel indifferent verhielt. Der Koran erwähnt das Schachspiel nicht explizit, ein Glücksfall der Geschichte, denn der Prophet beurteilte Spiele an sich als überflüssig und als ein Hindernis auf dem Weg der rechten Erkenntnis. In den folgenden Jahrhunderten bildeten sich aufgrund dieser Unsicherheit die gegensätzlichsten Urteile über das Schachspiel. Je nach konservativer oder liberaler Auffassung kamen die Exegeten zum Schluss, dass das Schachspiel verflucht, unbedenklich oder gar nützlich sei. Das half bei der schnellen Verbreitung des Schachspiels, allerdings erhielten die dekorativen Figuren der Perser in den vom Islam beherrschten Regionen abstrakte Formen. Bereits um die Mitte des 9. Jahrhunderts war die Institutionalisierung des Schachs so weit fortgeschritten, dass es regelrechte Kategorien für die Leistungsstärke von Schachspielern gab. Die Schachspieler wurden in fünf bzw. sechs Klassen eingeteilt, die besten Spieler waren in der höchsten Klasse („Aliyat“) versammelt. In dieser Klasse gab es nie mehr als drei Spieler gleichzeitig. Es scheint keine gesellschaftlichen Schranken in der Praxis des Spiels gegeben zu haben; Frauen, Vornehme und Sklaven spielten ebenso wie die Söhne der Kalifen. Es etablierten sich Berufsspieler, Schachtheorie und Manuskripte entstanden, Wettkämpfe, zum Teil um hohen Einsatz, wurden ausgetragen. Der legendäre, in Bagdad herrschende Kalif Hārūn ar-Rašīd (763–809), der sich mit einer glänzenden Schar von Dichtern, Wissenschaftlern und Künstlern aller Art umgab, wurde zu einem großen Förderer des Schachspiels. Mit ihm und unter seinen Nachfolgern entstand das goldene Zeitalter des arabischen Schachs. Die Namen der größten Meister dieser Epoche, wie al-Adli (800–870), ar-Razi (825–860), al-Lajlaj (900–970), und eben unser al-Suli (ca. 880–946) waren überall bekannt und populär.

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Persische Miniatur (undatiert), London

Wenig wissen wir über das Leben al-Sulis. Er war ein „Nadim“, eine Mischung aus Gesellschafter, Sekretär, Vertrauter, Dichter und Schachspieler am Hofe der Abbasiden. Er gehörte zum Gesellschaftskreis des Kalifen Muktafi (875–908) und später zu dem seines Nachfolgers Muqtadir (895–932). Schließlich war er auch einer der Gesellschafter des Kalifen Radghi (907–940), nachdem er zuvor sein Lehrer gewesen war. Nach dem Tod Radghis fiel er in Ungnade und musste unter dem neuen Kalifen Muttaqi ins Exil nach Basra gehen, wo er in Armut starb, anderen Quellen zufolge sogar getötet wurde.

Er war als der herausragende Schachspieler seiner Zeit bekannt. Seine Fähigkeiten waren sprichwörtlich, und man sagte über einen hervorragenden Schachspieler noch bis ins 13. Jahrhundert: „Er spielt Schach wie al-Suli.“

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Miniatur aus einer persischen Handschrift (undatiert), Paris, Nationalbibliothek

Kunstvolle Mansuben

Eine Schachpartie entwickelte sich damals wegen der im Vergleich zum gegenwärtigen Schach eingeschränkten Gangart der Figuren langsam und behäbig. Es dauerte gut zwanzig Züge und mehr, bis die Eröffnung absolviert war und sich ein interessantes Spiel ergeben konnte. Daher entstand schon früh die Idee, von einer bestimmten Eröffnungsstellung („tabiya“) aus weiterzuspielen, um Zeit zu sparen. Es sind ca. ein Dutzend dieser Eröffnungsstellungen namentlich bekannt, die zum Teil klangvolle Namen, wie „Mujannah“ (Flankeneröffnung), „Sayyal“ (Strom, Flut) oder „Saif“ (Schwert) tragen. Berühmte Meister analysierten Eröffnungen bis tief ins Mittelspiel, gaben strategische Ratschläge und verfassten Manuskripte. Gespielt wurde seit jeher um Einsatz, der von Geld und Gütern bis hin zu Gliedmaßen, Konkubinen und Sklavinnen reichen konnte. Das Matt war aufgrund der geringeren Kraft der Figuren ein seltenes Ereignis und wurde mit mehrfachem Einsatz belohnt. Daher blühte schon von Anfang an die Kunstform der Schachkomposition. Eine Schachaufgabe wurde „Mansube“ genannt, in der versteckte, feine Gewinnwege zum seltenen Matt führten. Natürlich wurden auch hier Wetten auf die Lösung abgeschlossen.

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Persische Miniatur, 14. Jahrhundert, London, Royal Asiatic Society

Unser Diagramm zeigt eine der berühmtesten Mansuben. Um sie zu lösen muss man wissen, dass die Figuren andere Zugmöglichkeiten hatten als heute, wo dieses Endspiel ein völlig uninteressantes Unentschieden wäre. Der „Shāh“ (König) bewegte sich wie der moderne König ein Feld in jede Richtung, ausgenommen, wenn ein solches Feld von einem gegnerischen Stein beherrscht wurde. Der Wesir (Minister, Persisch „farzīn“), die zweite Figur in unserer Aufgabe, zog im Gegensatz zur heutigen Dame nur ein Feld diagonal in jede Richtung. Das Spiel war zu Ende, wenn der gegnerische König mattgesetzt wurde oder wenn er aller seiner Figuren beraubt war, aber nicht mattgesetzt werden konnte; dies war der „Beraubungssieg“.

Lösung eines Jahrtausendrätsels

Nachdem die Stellung viele Jahrhunderte als unlösbar galt, nahmen sich Ende des 20. Jahrhunderts wieder einige Schachforscher der Sache an. Doch erst dem russischen Großmeister Juri Awerbach, der viele Jahrzehnte als „Endspielpapst“ galt, gelang die Lösung, die mittlerweile durch Computerprogramme bestätigt wurde. Die Lösung wird möglich, indem man zwei Strategeme, Zugzwang und Dreiecksmanöver – beide eigentlich Erkenntnisse des 20. Jahrhunderts – kennt und miteinander kombiniert:

Aus dem Manuskript des Abu’l-Fath Ahmad al-Sinjari, 12. Jh.

Schwarz ist am Zug, Weiß gewinnt

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1…Kd5 2.Kb4 Sofortiges 2.Ka2? Kc4 ergibt nur ein Unentschieden, da entweder beide Wesire fallen oder der weiße vom schwarzen König ewig verfolgt wird. 2…Kd6 3.Kc4 Ke6 4.Kd4 Kf6 5.Kd5 Kf7 6.Ke5 Kg7 7.Ke6 Kg8 8.Kf6 Kh8 9.Kg6 Kg8 10.Wd2! Nachdem der König an den äußersten Rand des Brettes gedrängt wurde, gewinnt der Wesir ein wichtiges Tempo. 10…Kf8 Falls der schwarze Wesir versucht, mittels 10…Wb2 zu fliehen, folgt 11.Kf6 Wa3 12.Wc3 Kf8 13.Ke6 Ke8 14.Kd6 Kd8 15.Kc6 Kc8 16.Kb5 nebst 17.Ka4 und der Wesir wird erobert. 11.Wc1 Ke7 12.Kf5 Kd6 13.Ke4 Kc5 14.Kd3 Kb4 15.Kc2 Ka3 16.Kb1 und nun wird der schwarze Wesir erobert und die Partie durch Beraubung gewonnen. Etwas später wurde mit Computerhilfe eine hartnäckigere Verteidigung für Schwarz gefunden: 7…Kf8! 8.Kd6 Ke8 9.Kc6 Kd8 10.Kb6 Kc8 11.Kc5! Kd7 12.Kb5 Kc7 13.Kc4 Kd6 14.Kb4 Ke5 15.Ka3 Kd5 16.Kb3! Damit ist wieder die Ausgangsstellung – nach dem ersten schwarzen Königszug – erreicht, allerdings mit Schwarz am Zug. Nun verliert Schwarz nach 16…Kc5, da Weiß den Wesir nach c1 und den König nach b1 überführt: 17.Kc2 Kc4 18.Wd2 und 19.Kb1. Eine weitere Möglichkeit ist 16…Ke4 17.Ka2 Kd3 18.Wb4 Kc4 19.Wa3 und das Problem ist gelöst, da der schwarze König den weißen Wesir nicht mehr angreifen, gleichzeitig aber den eigenen nicht beschützen kann, sodass er fällt und Weiß durch Beraubung gewinnt. Selbst ein Meisterspieler der Gegenwart wird dieses Kleinod nicht auf Anhieb mit allen Verzweigungen durchschauen.

Juri Awerbach war, nachdem er die gesamte Lösung mit allen ihren Feinheiten präsentiert hatte, voll der Bewunderung für den alten Meister: „Erst als ich diese Mansube gelöst hatte verstand ich, dass al-Suli jeden Grund hatte, auf seine Analyse stolz zu sein. Es ist wirklich das Werk eines Genies! Ohne seine substanziellen Hilfestellungen konnten die Zeitgenossen des Meisters diese Mansube, die so einfach scheint, nicht lösen.“

Der russische Großmeister, der sich auch mit anderen Mansuben al-Sulis beschäftigte, meint, dass al-Suli diese Stellung nur dann als gewonnen einschätzen konnte, wenn er sie in all ihren Verästelungen und Feinheiten verstanden habe. Diese Aufgabe gilt zu Recht als der „Diamant des al-Suli“. Er funkelt mehr als tausend Jahre nach seiner Entstehung heller denn je.

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Persische Miniatur 1468, London, British Museum

Literatur

Awerbach, Juri: The history of Shatranj. In: Holländer, Hans/Schädler, Ulrich (Hrsg.): Scacchia Ludus. Studien zur Schachgeschichte, Band 1. Aachen 2008, 11–68

Murray, Harold James Ruthven: A History of Chess. Oxford 1913

Wieber, Reinhardt: Das Schachspiel in der arabischen Literatur von den Anfängen bis zur zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Walldorf 1972

Das Buch der Bücher

Schlägt man den 1283 von Alfonso el Sabio verfassten, großformatigen Codex auf, weiß man, dass das „Libros de los juegos“ eines der schönsten Bücher der Welt ist. Alfonsos Werk ist aber nicht nur eines der wichtigsten Zeugnisse des spätmittelalterlichen Spiels, sondern auch ein Vermächtnis. Für einen kurzen historischen Moment schien die Utopie eines offenen, toleranten Europas zumindest im Spiel Realität.

Alfonso el Sabio, Sevilla 1283

König Alfonso X. von Kastilien und Leon (1221–1284) war wenig Erfolg beschieden. Seine politischen und wirtschaftlichen Projekte scheiterten kläglich, der aufstrebende Landadel drängte die Macht des Königs immer weiter zurück, sodass Alfonso in seiner Residenz in Sevilla in den letzten Lebensjahren eher das Leben eines Gefangenen als das eines Herrschers führte. In die Geschichte ist Alfonso daher nicht als Potentat, sondern als Förderer der Wissenschaften und der Künste eingegangen. In Sevilla entfaltete sich unter seiner Regierung eine einzigartige christlich-islamische Doppelkultur. Am Hofe Alfonsos, der den Beinamen „El Sabio“ (der Weise) erhielt, versammelten sich Gelehrte aus Europa, Nordafrika und Asien, aller Kulturen, Konfessionen und Fakultäten zu einem jahrzehntelangen Symposion. Es entstanden wichtige Übersetzungen und Enzyklopädien; die undogmatische, intellektuelle Atmosphäre in Sevilla war auch wie geschaffen für das Schachspiel, das vom Maghreb etwa im 10. Jahrhundert auf die Iberische Insel gelangt war.

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Alfonso el Sabio diktiert das Spielebuch „Libros de los juegos“, Sevilla 1283

Spiel der Toleranz

Alfonso hatte in seinem Leben über vieles schreiben lassen, über die magischen Kräfte der Steine, über Marienlieder, über Jurisprudenz und Grammatik, doch sein letztes Buch, das „Buch der Spiele“, ist zweifellos das wertvollste. Im Escorial in Madrid liegt dieses Buch, das man nur dann sehen darf, wenn man geduldig danach fragt und besonders freundlich zu dem cerberusartigen Kustoden der Handschriftensammlung ist. Schlägt man dann nach langem Warten den großformatigen Codex auf, weiß man, dass das Werk „Libros de los juegos“ eines der schönsten Bücher der Welt ist. König Alfonso begann es 1283, knapp ein Jahr vor seinem Tod, in für ihn aussichtsloser politischer und persönlicher Lage zu diktieren und erlebte seine Fertigstellung nicht mehr. Das Buch enthält 150 wunderbar leuchtkräftige Miniaturen, die Spielszenen zeigen und den Text durch Schachdiagramme illustrieren. Wie Spielbretter sind die Diagramme zwischen den Spielenden aufgestellt und halten die aktuelle Position einer Mansube fest, deren Lösung im zweispaltig geschriebenen Text ausführlich diskutiert wird.

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Drei Weise mit drei Arten von Spielen, „Libros de los juegos“, Sevilla 1283

„Gott hat gewollt“, schreibt Alfonso im Vorwort, „dass die Menschen untereinander auf natürliche Weise allerlei Freuden genießen sollen, damit sie, wenn ihnen Kummer und Sorgen zustoßen, diese leichter ertragen können. Deshalb suchen die Menschen mancherlei Wege, um diese Freuden auch gebührend zu genießen.“ Ein Königsweg zum Genuss der Freude ist für Alfonso das Schachspiel, das den größten Teil des Buches einnimmt.

Am Anfang steht eine philosophische Frage. Drei Weise beraten einen König, ob die Welt auf Zufall oder Vernunft oder einer Mischung aus beiden beruhe. Und sie veranschaulichen ihre Debatte durch drei Spiele: Das Schachspiel dient dem ersten Weisen als Modell für eine durch und durch vernünftige Welt, in der alles auf Kausalität beruht. Der zweite Weise sieht im Gegensatz dazu das Würfelspiel als bestes Symbol für die Welt, in der alles nur durch Zufall geschehe. Der dritte hingegen verweist auf das Trick-Track, eine Vorform des Backgammon, in der man zwar würfelt, aber auch durch kluge Züge zum Erfolg kommt, und versucht die Welt als Mischform von Zufall und Rationalität zu erklären.

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Problem Nr.18 aus dem „Libros de los juegos“, Sevilla 1283

Die Kunst der Mansube

Der Schachteil des Spielebuchs enthält 103 arabische Mansuben, von deren Ästhetik heute noch viele Problemkomponisten zehren. Allerdings lösten im 13. Jahrhundert die sogenannten Bedingungsaufgaben die klassische Mansube immer mehr ab. Irgendeine trickreich erdachte Spezialbedingung erschwerte die Lösung, durch deren Kenntnis sich auch Geld beim Wetten verdienen ließ. Es wurden Einsätze gemacht, ob man ein bestimmtes Problem lösen konnte oder nicht. Die hohe Kunst der Mansube hatte also schon immer recht profane Wurzeln. Gespielt wurde ja nicht nur auf Königshöfen, sondern auch auf den Hinterhöfen, Marktplätzen und in den dunklen Schenken der mittelalterlichen Städte. Und gespielt wurde noch nach den alten arabischen Regeln. König, Springer und Turm zogen so wie im heutigen Schach. Der Fil (Läufer, im folgenden F) sprang über eigene und gegnerische Steine hinweg diagonal ins dritte Feld in alle Richtungen, der Wesir (im folgenden W) zog im Gegensatz zur heutigen Dame nur ein Feld diagonal in alle Richtungen. Der Bauer zog vertikal einen Schritt und schlug diagonal. Erreichte er die achte Reihe, wurde er ausschließlich zum Wesir, der aber in seinem ersten Zug einen Doppelschritt in alle Richtungen machen konnte. Die Rochade und das En-passant-Schlagen waren ebenso noch nicht erfunden wie der Doppelschritt des Bauern im ersten Zug. Die Partien entwickelten sich aus heutiger Sicht sehr langsam. Da sich Bauern nur in Wesire verwandeln konnten, war das Matt eine große Seltenheit. Als Gewinn wurden daher auch das Patt und der Beraubungssieg (Wegnahme des letzten Steines außer dem König) gewertet. Hier nun drei Beispiele aus dem berühmten „Buchjuwel“ aus dem 13. Jahrhundert.

Alfonso el Sabio, Libros de los Juegos 1283, Nr. 18

Weiß zieht und setzt in 19 Zügen auf dem Feld a1 matt

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Weiß hat wegen der Drohung 1…Sxe3+ keine Zeit zu verlieren und muss mit Schachgeboten arbeiten. 1.Tc8+ Ka7 2.Tc7+ Kxa6 Falls 2…Ka8, so 3.Sb6+ Kb8 4.Tb7 matt. 3.Sc5+ Kb6 4.Tb7+ Kc6 5.Sd4+ Der König wurde aus seiner Ecke gelockt und beginnt nun eine Reise quer über das Brett. 5…Kd6 Der Sc5 wird durch den Fe3 gedeckt. 6.Td7+ Ke5 7.Sc6+ Kf6 8.Tf7+ Kg6 9.Se5+ Kh5 10.g4+ Kh4 Glücklich am rechten Brettrand gelandet, wird der König nun mit einem Bauernopfer in Richtung a1 getrieben. 11.Sf3+! Kxg4 12.Tg7+ Kf4 Natürlich nicht 12…Kh5 13.Tg5 matt. 13.Sxe6+ Ke4 14.Tg4+ Ff4 15.Txf4+ Kd3 16.Ff1+ Kc2 17.S6d4+ Kb1 18.Fd3+ Ka1 19.Sb3 matt. Eines der großen konstruktiven Probleme des arabischen Schachs!

Alfonso el Sabio, Libros de los Juegos 1283, Nr. 38

Schwarz zieht und setzt in 15 Zügen matt

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1…Wb2+ Der Wesir macht den Weg frei für den mächtigen Turm auf a5, der Schach bietet. 2.Kb1 Ta1+ 3.Kc2 Tc1+ 4.Kd3 Tc3+ Der Turm jagt den König in einer geometrischen Linie über das Brett. 5.Ke4 Te3+ 6.Kd5 Te5+ 7.Kc6 Tc5+ 8.Kd7 Tc7+ 9.Ke6 Fc8+ Der Fil leitet die Gegenbewegung des Turmes ein. 10.Kd5 Tc5+ 11.Ke4 Te5+ 12.Kd3 Te3+ 13.Kc2 Tc3+ 14.Kb1 Tc1+ 15.Ka2 Ta1 matt. Ein vollendetes Beispiel arabischer Schachkunst.

Alfonso el Sabio, Libros de los Juegos 1283, Nr. 103

Weiß zieht und setzt in 11 Zügen matt

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Die letzte Aufgabe des Schachteils, die durch die berühmte Szene eines arabischen Kriegers, der in einem Zelt gegen einen christlichen Ritter spielt, illustriert wird, setzt uns ein kniffliges Endspiel vor, für das es keine arabischen Vorbilder gibt. 1…f2+ 2.Kh1 f1W 3.Kg1 Wf3 Der umgewandelte Wesir durfte im ersten Zug einen Doppelschritt machen. 4.Kh1 Wg2+ 5.Kg1 Fd2 6.Kh2 Kf3 Der Beginn eines Dreiecksmanövers des schwarzen Königs, um seinem weißen Kollegen Tempo zu nehmen. 7.Kg1 Ke3 8.Kh2 Kf4! 9.Kg1 Kf3 Nach dieser feinen Vorbereitung folgt das Schlussspiel: 10.Kh2 Ff4+ 11.Kg1 h2 matt. Einige Endspielthemen des 20. Jahrhunderts, wie Opposition, Dreiecksmanöver und korrespondierende Felder, wurden hier erstmals vorweggenommen.

Spiel und Vermächtnis

Alfonsos Spielebuch kann aber auch als ein politisches Buch verstanden werden, es ist ein Vermächtnis. Die Miniaturen zeigen in leuchtenden Farben Spielszenen aller Art und spiegeln ein Klima der Toleranz, der Verständigung und Heiterkeit am Hofe Alfonsos wider. Dunkelhäutige Mauren spielen mit christlichen Rittern, diese mit Juden und diese wieder mit Mauren; Jünglinge sitzen mit Alten, reiche arabische Händler mit Armen und Frauen mit Männern am Brett. Beim Spiel waren Unterschiede des Glaubens, Geschlechts und der Herkunft außer Kraft gesetzt. Gleichnishaft ist die Tafel mit zwei Spielern im arabischen Zelt: Ein mohammedanischer Ritter bietet einem prunkvoll gekleideten Christen einen Trunk aus einem Becher. Dieser bedankt sich höflich, zwischen beiden ist eine Mansube aufgebaut, deren Lösung offenbar alle Aufmerksamkeit der Welt erfordert und keinen Raum lässt für Vorurteile und Rassismus. Beim Spiel scheint es weder Unterschiede des Glaubens noch der Herkunft zu geben. Alle sind sie im Spiel versunken und achten nicht darauf, ob sie vor einer Kirche, einer Synagoge oder einem Minarett sitzen. Ihre Gesichter zeigen bloß Aufmerksamkeit und Freude.

Auch wenn dieses Alfonsinische Bild der Toleranz in der europäischen Geschichte ein Traum blieb, so ist es doch ein schöner Traum, der durch das Schachspiel erzählt wird und der trotz aller Skepsis der Moderne bis heute währt. Für einen kurzen historischen Moment schien die Utopie eines offenen, toleranten Europas zumindest im Spiel Realität. Als Buch der Wertschätzung und des gegenseitigen Respekts ist der mehr als 700 Jahre alte Codex aktueller denn je.

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Problem Nr.103 aus dem „Libros de los juegos“, Sevilla 1283

Literatur

Calvo, Ricard/Schädler, Ulrich: Alfons X. „der Weise“. Das Buch der Spiele. Wien und Berlin, LIT Verlag 2009

O‘Callaghan, Joseph F.: The Learned King. The Reign of Alfonso X of Castile. Philadelphia, University of Pennsylvania Press, 1993

Steiger, Arnald: Alfonso el Sabio: Libros de acedrex, dados e tablas. Das Schachzabelbuch König Alfons des Weisen. Mit 51 Miniaturen und Tafeln, Librairie E. Droz, Genf, Eugen Rentsch Verlag, Zürich-Erlenbach 1941

Liebe und Spiel in der Renaissance

Mit den schnellen Regeländerungen am Beginn der Neuzeit entwickelte sich das Schach in Europa rasch zu einem dynamischen Spiel. Aber woher stammen die neuen Regeln? Was lässt sich über den Übergang der alten zu den neuen Regeln sagen, die das königliche Spiel am Ende des 15. Jahrhunderts so radikal veränderten? Ein verschollenes Buch gibt die Antwort.

Lucenas Schachbuch, Salamanca 1496/97

Es ist der Stoff zu einem kulturhistorischen Thriller. Im Jahr 1496/97 veröffentlichte der jugendliche Luis de Lucena in Salamanca ein Werk, das heute als Rolls Royce unter den Schachbüchern gilt: „Repeticion de amores y arte de axedres con CL iuegos de partido“, eine Anleitung zur Liebe und zur Kunst des Schachspiels mit 150 Schachproblemen. Lucena widmete dieses erste gedruckte Schachlehrbuch dem Prinzen Don Juan III., dem einzigen Sohn Ferdinands und Isabellas. Es kann aufgrund der Widmung im Vorwort ziemlich genau datiert werden. Der Kronprinz starb, erst 20-jährig, am 4. Oktober 1497, woraus sich die Jahre 1496 oder spätestens 1497 für die Drucklegung des Werkes ergeben. Das Buch gehört heute zu den größten Raritäten der Schachliteratur. Nur elf Exemplare haben die Jahrhunderte überstanden.

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Luis Ramirez de Lucena: „Repetición de amores e arte de axedres”, 1496/97

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Damiano de Odemira: „Questo libro e da imparare giocare a scachi et de le partite”, Rom 1512

Spur nach Valencia

Über den Autor wissen wir nur wenig mehr, als er uns in seinem Buch mitteilt, dass er nämlich Sohn des „hochgelehrten Doktors Don Juan Ramirez de Lucena“ sei und auf Reisen durch Spanien, Frankreich und Italien alles, was er über Schach finden konnte, aufgezeichnet habe. Vermutlich begleitete Luis de Lucena seinen Vater, der sich als Botschafter in Frankreich und Italien aufhielt. Der Schachhistoriker Antonius van der Linde konnte nachweisen, welche Manuskripte Lucena eingesehen und verwendet haben muss, so an erster Stelle den „Bonus Socius“ in Florenz. Lucena stammte aus einer Familie von „Conversos“, die unter Ferdinand und Isabella von Spanien vom Judentum zum Christentum konvertierten. Juan Ramirez de Lucena, Vater des ersten Schachbuchautors und Botschafter König Ferdinands, musste aufgrund dieser Tatsache kurzfristig vor der Inquisition nach Portugal flüchten. Es gibt einen dramatischen Brief aus dem Jahr 1504, in dem er den Monarchen an all seine Verdienste der Vergangenheit erinnert. Sein Sohn, Luis de Lucena, schrieb 1496/97 das erste, noch erhaltene Schachbuch, dessen Inhalt für den Zeitgeschmack und die Obrigkeit offensichtlich attraktiv genug war, um es vor der Vernichtung zu bewahren, welches Schicksal ihm andernfalls im Hinblick auf die problematische Situation der Familie des Verfassers zweifellos gedroht hatte. Ricardo Calvo geht davon aus, dass der Verfasser für seine Darstellung des neuen Schachs Material aus früheren Werken benutzte, die von Valencia ihren Ausgang genommen hatten. Hier ist das aus Valencia stammende Manuskript „Scachs d’amor“ von 1475 zu nennen und vor allem das verlorene Buch des Francesch Vicent aus dem Jahr 1495.

Der Weg in die Neuzeit

Lucenas „Repetición“ ist die erste Quelle, die von den neuen europäischen Regeln im Schach erzählt. Statt des arabischen Wesirs, der nur einen Schritt diagonal in alle Richtungen ziehen konnte, erscheint bei Lucena die neue, alles dominierende Dame am Schachbrett. Aus dem hüpfenden Alfil mit seiner beschränkten Wirkungskraft wird hier der moderne langschrittige Läufer. Auch die Rochade und der Doppelzug des Bauern waren noch neu. Inmitten der Renaissance hatte sich das mittelalterlich-arabische Schach zum modernen, dynamischen Spiel entwickelt; „alla rabiosa“ wird Damiano 1512 das neue Schach nennen. Bei den Spieleröffnungen enthält das Buch des Lucena auch heute noch oft gespielte Anfangszüge, so die italienische, russische, skandinavische und französische Partie, deren Namen aber erst in späteren Jahrhunderten entstanden sind. Wenig Aufschluss erhalten wir von Lucena selbst, woher die neue Spielweise stammen könnte. Er unterscheidet das Spiel nach alter Art – „del viejo“ – und das neuer Art – „de la dama“. Sie stehen fast gleichberechtigt nebeneinander. Das alte und das neue Schach ergänzten sich in dieser Anfangsphase insofern sehr gut, als auf dem Gebiet des Problems und der Endspiele das alte Schach durch den großen, Jahrhunderte alten Vorrat an arabischen Mansuben dominierte, während an dem noch in den Kinderschuhen steckenden neuen Schach vor allem die Eröffnung und die praktische Partie faszinierten. Das neue Schach barg durch die große Reichweite der Figuren schon in den ersten Zügen gewaltige Gefahren. Es ist offensichtlich, dass mit dem modernen Schach die Partie und deren Analyse in den Vordergrund treten mussten. Es ist auch kein Zufall, dass gerade die Eröffnung, die fälschlicherweise mit Damiano 1512 in Verbindung gebracht wird, im neuen Schach zuerst Begeisterung erweckte, lange Analysen nach sich zog und auch zeigte, wie wenig gefestigt das neue Regelwerk noch war:

1.e4 e5 2.Sf3 f6? Im mittelalterlichen Schach ein solider Zug, im neuen Schach ein katastrophaler Fehler. 3.Sxe5! Heute trivial, vor 500 Jahren ein frappierendes und elegantes Opfer. 3…fxe5 4.Dh5+ Damit kommt die langschrittige Dame zum ersten Mal ins Spiel, und das mit verheerender Wirkung. 4…Ke7 5.Dxe5+ Kf7 6.Lc4+ Auch der neue langschrittige Läufer kommt bereits zur Geltung, indem er den König weiter hinaus ins offene Feld treibt. 6…d5 Eine Notmaßnahme, um die weiße Dame von f5 fernzuhalten. Nach 6…Kg6 7.Df5+ Kh6 8.d4+ g5 9.h4 wird Schwarz bald matt. 7.Lxd5+ Kg6 8.Dg3+ Damiano empfahl in seinem 1512 erschienen Lehrbuch das bessere 8.h4. 8…Kf6? Beschleunigt das Ende ungemein. Mit 8…Dg5 konnte sich Schwarz länger halten. 9.Df4+ Kg6 (Diagramm 1)

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Diagramm 1

10.Df7+?? Die erste Merkwürdigkeit: Weiß konnte hier mit 10.Lf7 sofort und problemlos mattsetzen. Es scheint einfach ein Versehen zu sein, doch steckt viel eher eine Verwechslung der Regelsysteme dahinter: Das Übersehen ist dadurch zu erklären, dass Lucena plötzlich den Läufer wieder für den alten springenden Alfil ansah, den auf f7 zu postieren natürlich sinnlos wäre, daher sein Damezug, denn die Dame ist ja auf f7 nicht nur durch den neuen Läufer, sondern auch durch den alten Alfil gedeckt! 10…Kg5 Etwas länger benötigt Weiß zum Mattsetzen nach 10…Kh6 11.d3+ g5 12.h4 11.d3+ Kg4 oder 11…Kh4 12.h3! Ld6 13.g3+ Lxg3 14.fxg3+ Kxg3 15.Df2 matt. 12.Df3+ Noch schneller ginge 12.h3+ Kh4 13.g3 matt. 12…Kh4 13.g3+ Kh3 14.Dh5+? Jetzt setzt 14.g4+ Kh4 15.Dg3 am schnellsten matt. 14…Kg2 15.e5 matt (??). (Diagramm 2)

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Diagramm 2

Eine bemerkenswerte Stellung! Hier glaubt Lucena in ästhetischer Weise Schwarz mitten im weißen Lager mattgesetzt zu haben. Er hat also den langschrittigen neuen Läufer wieder als solchen erkannt, vernachlässigt jetzt aber die Tatsache, dass die neue Dame auf d8 diesen Läufer schlagen kann. Sie ist in Lucenas Augen offensichtlich wieder zum alten kurzschrittigen Wesir mutiert. Nach Antonius van der Linde ist „diese Gärung des alten und neuen Schachs in Lucenas Kopf psychologisch interessant“ (van der Linde 1881, 234). Wenn innerhalb eines einzigen Buches und sogar innerhalb einer einzigen Partie keine klare Anwendung der Spielregeln erfolgte, kann man ermessen, wie groß die Verwirrung um die Schachregeln in der Anfangsphase des neuen Schachs gewesen sein musste.

Tricks und Fallen

Bemerkenswert sind die praktischen Tipps des Lucena, die beweisen, dass Schach seit jeher um Geld gespielt wurde und dass sich die Tricks im Laufe der Jahrhunderte höchstens verfeinert haben. So empfiehlt er das Gambitspiel und Fallenstellen, um möglichst schnell hohe Gewinne einzustreichen. Er schlägt vor, den Gegner gegen das Licht zu setzen und sich selbst an einen Platz, der das Brett gut beleuchtet. Auch solle man sich des Weingenusses enthalten, während man den Kontrahenten dazu ermuntern solle. Schließlich sei es empfehlenswert, am Anfang nicht zu hoch zu setzen, um den Gegenspieler nicht zu verschrecken. Obwohl das Werk viele Druckfehler enthält und nach Antonius von der Linde geradezu die „kindlichste Stufe“ des Übergangs vom alten zum neuen Schach repräsentiere, hatte es bahnbrechende Wirkung und großen Einfluss auf Zeitgenossen und spätere Autoren.

Das verschollene Buch

Mit den Regelveränderungen entwickelte sich das Schach in Europa rasch zu einem dynamischen Spiel moderner Prägung. Seitdem beschäftigt dieser „Fall“ die Geschichtsforschung: Woher stammen die neuen Regeln? Was lässt sich über den Übergang der alten zu den neuen Regeln sagen, die das königliche Spiel am Ende des 15. Jahrhunderts so radikal veränderten? Bereits im 19. Jahrhundert hatten Schachforscher im Kloster von Montserrat einen wertvollen Fund gemacht, einen Katalogeintrag, der auf ein Buch des Katalanen Francesch Vicent aus Segorbe hinwies. Das „Libre dels jochs partits dels schacs en nombre de 100, ordenat e compost per mi Francesch Vicent“, wurde 1495 in Valencia gedruckt, also nur ein, höchstens zwei Jahre, vor dem Buch des Lucena. Das Buch freilich blieb verschwunden. 1811 wurde das Kloster von den Franzosen zerstört, mit seiner Bibliothek ging wohl das letzte Exemplar des geheimnisvollen Buches des Vicent verloren.

Der spanische Schachhistoriker José A. Garzón hat vor einigen Jahren den Fall nach Vorarbeiten der Schachhistoriker Alessandro Sanvito und Ricardo Calvo neu aufgerollt. In Perugia und Cesena fand Garzón Manuskripte, die dem „spanischen Meister Francesco“, dem Schachlehrer der Lucrezia Borgia zugeschrieben wurden. Dieser war niemand anderer als Francesch Vicent, ein sephardischer Jude, der Spanien verlassen musste und in der Emigration in Italien gelebt hat. Eine genaue Analyse des Manuskripts von Cesena brachte zu Tage, dass es sich um eine Abschrift des gesuchten und verlorenen Buches des Vicent handelt. Mehr noch zeigt Garzón, dass das Cesena-Manuskript nahezu identisch mit dem Buch des Lucena ist, das nun nur noch als Übersetzung oder Bearbeitung des Buches von Vicent erscheint. Dies wieder führt Garzón zur erstaunlichen These, dass Vicent niemand anders war als Lucena selbst, ja dass sogar hinter Damiano, dem Autor des dritten, in Rom 1512 gedruckten Schachbuches, Vicent stecke. Aus den verschiedenfarbigen Buchstaben des Wortes „Questo“ auf dem Titelblatt der zweiten Auflage interpretiert Garzón eine versteckte Botschaft: „QSO“: Quis Scriptor Operum? (Wer schrieb diese Werke?) und „VSO“: Vicent Scriptor Operum (Vicent ist der Autor der Werke).

Vicents Buch selbst bleibt freilich weiterhin verschollen, doch kennen wir nun zumindest seinen Inhalt. Die Suche nach dem Ursprung des modernen Schachs führt mehr denn je ins spanische Valencia.

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Damiano de Odemira: „Questo libro e da imparare giocare a scachi et de le partite”, 2. Auflage, Rom 1518

Literatur

Calvo, Ricardo: Valencia – Geburtsstätte des modernen Schachs. In: Schach-Journal 3/1992, 34–46

Garzón, José A.: The Return of Francesch Vicent. The History of the Birth and Expansion of Modern Chess. Valencia, Generalitat Valenciana 2005

Linde, Antonius van der: Geschichte und Litteratur des Schachspiels, 2 Bände. Berlin, Springer 1874

Linde, Antonius van der: Quellenstudien zur Geschichte des Schachspiels. Berlin, Springer 1881

Sanvito, Alessandro: Il maestro di scacchi spagnolo di Lucrezia Borgia. In: L’Italia Scacchistica 1999, 392–393.

Ein Wanderer zwischen den Welten

Bahnbrechend war Philipp Stammas Erfindung der algebraischen Notation. Zudem nahm er großen Einfluss auf die Schachkomposition. Dieser seit dem späten Mittelalter völlig vernachlässigte Zweig des Schachspiels wurde durch ihn wieder zum Leben erweckt. In seiner Person und durch sein Buch werden Morgen- und Abendland im Schach endgültig versöhnt.

Die Neuerfindung des Schachproblems, Paris 1737

Sein Name und Schicksal sind kaum bekannt, und doch war der aus Aleppo in Syrien gebürtige Araber Philipp Stamma eine der wichtigsten Persönlichkeiten für die Entwicklung des Schachspiels in Europa. Stamma hatte, vertraut man den wenigen Dokumenten, die es über ihn gibt, kein langes (ca. 1705–1755), aber ein entbehrungsreiches Leben. Er soll ursprünglich Fathalla, Sohn des Safar Shtamma, geheißen haben und einer syrisch-katholischen Oberschichtfamilie entstammen. Aus seinem Leben sind nur wenige Nachrichten überliefert. Als erwachsener junger Mann wanderte er nach Europa aus und dürfte sich um 1730 in London, dann aber längere Zeit in Paris aufgehalten haben, um ein Auskommen als Übersetzer und Schachspieler zu finden.

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Philipp Stamma (1705–1755)

Noch ziemlich unbekannt schrieb er in Paris 1737 seinen „Essai sur le jeu des échecs“, ein Lehrbuch des Schachspiels mit 100 eigenen Schachkompositionen, das unzählige Auflagen in allen wichtigen europäischen Sprachen erlebte und bis ins 20. Jahrhundert nachgedruckt wurde. Im Jahr 1745 erschien in London eine verbesserte Ausgabe dieses Werkes, das zusätzlich noch 74 Eröffnungen enthielt. Stamma hatte sehr prononcierte Ansichten über das Schach. So stellte er in seiner Vorrede fest, dass Schach aus dem Morgenlande stammen müsse, nicht nur, weil die Bezeichnung der Figuren arabischen Ursprungs sei, sondern weil Schach auch überall im Osmanischen Reich begeistert gespielt werde: „… haben es die Einwohner Syriens zu ihrem Leibspiel erwehlet, besonders aber die in Aleppo, meiner Vaterstadt. Und eben alldort ist es, wo man so viele geschickte Schachspieler antrifft, ja ich glaube, dass es deren in Europa wenige gebe, welche mit den morgenländischen in Vergleichung könnten gestellet werden.“ (Stamma 1754, Vorrede)

Er fand auch, dass in seiner Heimat besser Schach gespielt werde als in Europa, und dies aus einem Grund: „Eine andere Ursache dessen ist, dass in unserem Lande die Spieler sich rathen lassen und ein jeder gemeiniglich sich zum Spiel einen Beystand erwählet, dahingegen in England, Italien, Frankreich und anderen Ländern, so ich gesehen habe, ein jeder nach seinem Gutdünken spielen und nicht leyden will, dass man ihm in sein Spiel rede.“ (Stamma 1754, Vorrede)

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Philipp Stamma: „Essai sur le jeu des echecs“, Paris 1737

Bei den Eröffnungen propagierte er besonders das Damengambit (1.d4 d5 2.c4), weshalb Philidor in seinem Lehrbuch es auch als „Gambit von Aleppo“ bezeichnete. Den klassischen Gambiteröffnungen, wie dem Königsgambit, die in seiner Zeit so hoch im Kurs standen, brachte Stamma wenig Sympathie entgegen. Vor allem kritisierte er die verwegene Spielweise des Italieners Greco und hielt sie nur dann für erfolgreich, wenn man gegen einen Anfänger spielt oder unbedingt verlieren will. Sein positionell-strategischer Zugang, so zum Beispiel dass man die Figuren unter dem Schutz der Bauern entwickeln solle, beeinflusste Philidor und dessen Bauernlehre stark.

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Philipp Stammas neue Notation 1754

Die neue Notation

Bahnbrechend war Stammas Erfindung der algebraischen Notation, war doch im 18. Jahrhundert das Aufschreiben der Züge eine überaus umständliche Angelegenheit. Man experimentierte mit verschiedenen Arten der beschreibenden Notation. So lesen wir noch 1754 in der ersten deutschen Ausgabe des Lehrbuchs von Philidor: „I. Weiß: Der Bauer des Königs zwey Schritt. Schwarz auf die nemliche Art. II. Weiß: Der Laufer des Königs auf das vierte Feld des Laufers von seiner Dame. Schwarz: Auf die nemliche Art.“

Um wie viel flotter liest sich das bei Stamma: 1.e4 e5 2.Lc4 Lc5! Der Vorteil dieser Methode, in der Buchstaben und Zahlen kombiniert werden, ist die leichte Erfassbarkeit. Der Erfolg seines Buches hat zur Popularisierung dieser Art der Notation beigetragen, sie setzte sich allmählich durch und wurde zur universellen Schachsprache, die heute in Europa und China genauso wie in Grönland oder Zentralafrika verstanden wird. Stamma war sich der Bedeutung seiner Erfindung durchaus bewusst und meinte, „dass meine Art zu spielen die natürlichste und leichteste ist, welche man noch jehmals in Europa gesehen habe.“ (Stamma 1754, Vorrede)

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Philipp Stammas Schlüssel zur Stellung der Steine 1754

Schachspiel-Geheimnisse

Bahnbrechenden Einfluss nahm Stamma auf die Schachkomposition. Dieser seit dem späten Mittelalter völlig vernachlässigte Zweig des Schachspiels wurde durch ihn wieder zum Leben erweckt. In seiner Person werden Morgen- und Abendland im Schach endgültig versöhnt. Seine Probleme, die noch ganz der arabischen Tradition der Mansube verhaftet sind und zum Teil sehr alten Vorbildern folgen, nehmen aber schon vieles vom modernen europäischen Charakter der Problemkunst vorweg. Stamma betonte den praktischen Charakter seiner „Schachspiel-Geheimnisse“: Sie sollten dem Lernenden helfen, sich in der praktischen Partie mit taktischen Mitteln aus schwierigen Situationen zu retten.

Philipp Stamma, Essai sur le jeu des échecs 1737, 20. Spiel

Weiß zieht und setzt matt

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Eine mansubenartige Grundkonstellation, wie sie aus der älteren arabischen Literatur wohlbekannt ist: Weiß steht völlig hoffnungslos, ihm droht auf der h-Linie ein Matt, das nicht mehr zu verhindern ist. Also muss er schleunigst etwas unternehmen und selbst den gegnerischen König kunstvoll mattsetzen. Aber weder 1.bxa7+? Ka8 noch 1.Txa7? führen zum Ziel, da Weiß kein einziges Tempo verschenken darf. Einzig das Opfer 1.Sd7+! eröffnet den Mattreigen. 1…Txd7 Die beste Verteidigung. 1…Lxd7? würde das hübsche Matt durch 2.Dc7+! Sxc7 3.bxa7+ Kc8 (3…Ka8 4.Sxc7 matt) 4.a8D+ Sxa8 5.Txa8 matt ermöglichen. 2.De5+! Die weiße Dame opfert sich für ein einziges Tempo – die gegnerische Dame soll von der h-Linie weggelenkt werden. 2…Dxe5 3.Txa7! Die stille Pointe. Genau jetzt hat Weiß diesen einen Zug Zeit, um die tödliche Mattdrohung Ta8 aufzustellen. 3…Sc7 4.bxc7+ Txc7 5.Ta8 matt. Schwarz könnte noch alle seine Figuren opfern, um das Matt hinauszuzögern: 3…Th1+ 4.Kxh1 Th7+ 5.Kg1 Th1+ 6.Kxh1 Dh8+ 7.Kg1 Da1+ 8.Txa1 Sc7 9.bxc7 matt. „Aber Stamma legt auf dergleichen Zuckungen eines Sterbenden kein Gewicht.“ (Bledow/von Oppen 1856)

Philipp Stamma, Essai sur le jeu des échecs 1737, 51. Spiel

Weiß zieht und setzt in vier Zügen matt

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In diesem Problem spürt man schon den Wind der europäischen Moderne: die Figuren sollen vom Richtpunkt d4 weggelenkt werden. Mit 1.Lf7+! opfert Weiß zunächst einmal den Läufer, der den schwarzen Turm von d4 weglenkt. 1…Txf7 2.Sd6+! Jetzt wird durch dieses Springeropfer auch der schwarze Läufer von d4 weggelenkt. 2…Lxd6 3.Td4+! Der weiße Turm betritt das entscheidende Feld und opfert sich als dritte weiße Figur. 3…Sxd4 Und nun hat plötzlich der bisher untätige Sb3 freie Bahn für den entscheidenden Zug: 4.Sa5 matt. Leider verwarf Stamma dieses schöne Problem und brachte es in den späteren Ausgaben seines Werkes nicht mehr. Es fehlte nämlich ursprünglich der schwarze Turm auf e8, wodurch das Problem um einen Zug schneller gelöst werden kann und viel von seinem Reiz verliert.

Philipp Stamma, Essai sur le jeu des échecs 1737, 56. Spiel

Weiß zieht und setzt in vier Zügen matt

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Ganz modern mutet dieses richtiggehende „Vorplanproblem“ an, das Walther von Holzhausen im Gefolge der sogenannten „neudeutschen Problemschule“ fast 200 Jahre später genau definieren sollte. Der Mattzug 1.d5+? scheitert an den beiden Verteidigungen 1…Sxd5 und 1…Kc5. Daher 1.Se7+! Die Vorbereitung des Vorplans: Schädliche weiße Masse wird beseitigt, damit die Verteidigungen gegen den Hauptplan unschädlich gemacht werden können. 1…Lxe7 2.Tc5+! Lxc5 3.Le4+! Weglenkung des Springers, nachdem die c-Linie durch den Lc5 verstellt ist. 3…Sxe4 Und nun, nachdem Weiß alle Figuren geopfert hat, kann der unscheinbare Bauer wirklich mattsetzen: 4.d5 matt.

Im Schatten Philidors

Da Stamma aber trotz seines Bucherfolgs kaum vom Schach leben konnte, wanderte er weiter nach London, wo er in Slaughter’s Kaffeehaus um Geld spielte. Außerdem arbeitete er seit 1739 durch Vermittlung seines Gönners, Lord Harrington, als Übersetzer für orientalische Sprachen im Dienst von König George II.

Das Pech des Philipp Stamma war, im Schatten des noch größeren André Danican Philidor zu stehen. Ein Wettkampf zwischen den beiden 1747 ging klar mit 1–8 zu Ungunsten des Syrers aus, obwohl Philidor seinem Gegner stets den ersten Zug überließ und Remispartien als gewonnen für Stamma gewertet wurden. Doch sein Verdienst als Schöpfer der algebraischen Notation wird für immer unvergessen bleiben.

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Philipp Stamma: „Schachspiel-Geheimnisse“ und André Danican Philidor: „Die Kunst im Schachspiel ein Meister zu werden“ (in einem Buch vereint), Straßburg 1754

Literatur

Bledow, Ludwig/von Oppen, Otto: Stamma’s hundert Endspiele. Nach der zweiten verbesserten Ausgabe von 1745 bearbeitet. Berlin, Verlag von Veit & Comp. 1856

Fathi-Chelhod, Jean: Philip Stamma‘s Assyrian Origin. In: The British Chess Magazine 2005, 111

Roycroft, John: Philip Stamma. In: The British Chess Magazine 2004, 544–549, 603–608

Stamma, Philipp: Essai sur le jeu des echecs, Où l’on donne quelques regles pour le bien joüer, & remporter l’avantage par des coups fins & subtils, que l’on peut appeller les secrets de ce jeu. Par le sieur Philippe Stamma, natif d’Alep en Syrie. Paris: De l’imprimerie de P. Emery 1737.

Stamma, Philipp: Des Arabers Philipp Stamma, gebürtig von Aleppo in Syrien, entdeckte Schachspiel-Geheimnisse, nebst einigen Regeln, dieses Spiel wohl zu vollziehen, und den Sieg durch feine und subtile Züge davon zu tragen. Strassburg, Amand König 1754

Die Macht der Bauern

Zum ersten Mal in der Geschichte des Schachspiels wird 1749 in einem bahnbrechenden Werk der Wert der Bauern erkannt. Sie waren in früherer Zeit bloß lästige Hindernisse, die schnellstens geopfert wurden, um die Figuren für den Königsangriff freizubekommen; nun spielen sie die Hauptrolle in der Schachpartie, oder mit den Worten Philidors: „Sie sind die Seele des Schachspiels.“

Philidors „L’Analyze des Echecs“, Paris 1749

Stellte man Bent Larsen die unvermeidliche Frage nach dem stärksten Schachspieler aller Zeiten, zögerte der Däne keinen Moment: „Philidor ist der größte Spieler aller Zeiten, denn er war mit seinem Konzept des Schachs seiner Zeit um gut hundert Jahre voraus, und nie zuvor oder danach zeigte ein Spieler eine derartig ausgeprägte Überlegenheit über seine Zeitgenossen.“

1726 in eine Familie von Musikern am Hofe der französischen Könige geboren, machte André Danican schon mit 10 Jahren als Chorknabe in Versailles Bekanntschaft mit dem Schach, da sich die Musiker in den langen Pausen intensiv diesem Zeitvertreib widmeten. Mit 14, als er wegen des Stimmbruchs gezwungen war den Chor zu verlassen, finden wir ihn schon im Café de la Régence, wo ihn der stärkste Spieler dieser Jahre, François Antoine de Legall, Sire de Kermeur, ausbildete. Als Musiker und Kopist tingelte er dann durch Europa, mit Schach als einträglicher Nebeneinnahmsquelle. Allmählich fand er keine Gegner mehr; ein neuer unüberwindlicher Stil formte sich. 1749, mit erst 27 Jahren, veröffentlichte der Franzose sein bahnbrechendes Werk „L’Analyze des Echecs“, das wohl einflussreichste und bis weit ins 20. Jahrhundert meistverbreitete aller Schachbücher.

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François-André Danican Philidor (1726–1795)

Die Seele des Schachspiels

Zum ersten Mal in der Geschichte des Spiels wird der Wert der Bauern erkannt, die in früherer Zeit bloß lästige Hindernisse waren, die schnellstens geopfert wurden, um die Figuren für den Königsangriff freizubekommen; sie spielen nun die Hauptrolle in der Schachpartie. Philidor war sich des Revolutionären seiner Entdeckung durchaus bewusst, wie der wohl berühmteste Satz aus der Vorrede zu seinem Lehrbuch zeigt: „Mein vornehmster Endzweck ist, mich durch etwas neues in Ansehen zu bringen, und zwar durch so etwas neues, dessen sich noch niemand unterstanden, oder dazu vielleicht noch niemand geschickt gewesen; und dieses bestehet darinnen, dass man die Bauern wohl zu spielen wisse. Sie sind die Seele des Schachspiels, sie allein sind es, die den Angriff und die Vertheidigung ausmachen, denn auf ihre gute oder schlechte Anordnung, Stellung und Zusammenhang bestehet der ganze Gewinn oder Verlust des Spiels.“

Zum ersten Mal legte Philidor Strategien für eine ganze Partie vor und Konzepte wie Blockade, positionelles Opfer, Prophylaxe, Mobilität, isolierte, verdoppelte und rückständige Bauern. Die Verwissenschaftlichung des Schachspiels nimmt mit ihm seinen Anfang. Er zeigte, wie die Bauernstruktur die Richtung des Spiels vorgibt und glaubte, dass die Schaffung mobiler Bauernketten der wichtigste strategische Faktor sei. Die Figuren sollen die Bauern nicht behindern, sondern ihren Vormarsch von hinten unterstützen. Zum ersten Mal wurde die Schachpartie wie eine Symphonie systematisch durchkomponiert. Das Werk, eine mechanistische, fast strukturalistische Auffassung im Gegensatz zur damals herrschenden genialistischen, blieb zunächst wie sein Schöpfer vielbewundert, aber unverstanden.

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L’Analyze des Echecs, Paris 1749

Aus dem Lehrbuch

Seinen Zeitgenossen war Philidor so überlegen, dass nur eine einzige Partie von ihm existiert, die er nicht ohne Vorgabe oder blind gespielt hätte. Die Partieanlage der Lehrbeispiele aus seinem Buch wirkt erstaunlich modern. Wir bringen hier das zweite Spiel (Philidor 1754); die in barocker Sprache geschriebenen Anmerkungen sind stark gekürzt und mit kritischen Kommentaren versehen:

„Weiß. Der Bauer des Königs, zwey Schritt. Schwarz. Auf die nemliche Art.“ Mit dieser Form der beschreibenden Notation beginnt Philidor die Partie, also: 1.e4 e5 2.Lc4 c6 3.d4 „Es ist unumgänglich nöthig, dass ihr diesen Bauer zwey Schritt ziehet, dann, was ihr sonst auch spielet, so würde er euch den Vortheil des ersten Zuges abgewinnen. Und folglich auch den Angriff über euch.“ Ein wichtiger Grundsatz: Weiß muss im Zentrum aktiv werden, bevor Schwarz es tut, z.B. nach 3.d3 d5! 3…exd4 Hier gibt Philidor als Alternative 3…d5 an, glaubt aber auch dann an einen Vorteil von Weiß. 4.Dxd4 d6 5.f4 Le6 Dieser Zug geschieht aus zwei Gründen: erstens, um d5 durchsetzen zu können, zweitens, um den Lc4 abzutauschen oder zu vertreiben, denn er beobachtet unangenehm den Punkt f7. 6.Ld3 d5 7.e5 So schafft sich Weiß eine Bauernmehrheit am Königsflügel und die Voraussetzungen für einen späteren Durchbruch am Königsflügel. 7…c5 8.Df2 Sc6 9.c3 g6 Zum ersten Mal lässt Philidor zwei Züge außer Acht, die wohl eher in Frage gekommen wären als der von ihm vorgeschlagene Zug, nämlich 9…Sh6 10.Sf3 Da5 11.0-0 c4 und der sofortige Aufbruch des Zentrums mit 9…f6, der möglich ist, weil 10.f5 an 10…Sxe5 scheitert. Solche taktische Erwägungen bleiben bei Philidor meist zugunsten des strategischen Plans im Hintergrund. 10.h3 h5 Um g2-g4 zu verhindern. Die Bauernstruktur sieht nun so aus: Weiß vier gegen drei am Königsflügel und Schwarz vier gegen drei am Damenflügel. Wer von beiden zuerst die Bauernstellung seines Gegners dort, wo sie am stärksten ist, auseinanderreißen kann, wird das Spiel gewinnen. 11.g3! Denn es drohte h5-h4 und die Verbindung der weißen Bauern wäre gestört; ein prophylaktischer Zug, um Bauernschwächen zu vermeiden. 11…Sh6 12.Sf3 Le7 13.a4 Beginnt das Spiel am Damenflügel mit dem schon im zehnten Zug erörterten Ziel, die schwarzen Bauernphalanx auseinanderzureißen. 13…Sf5 (Diagramm 1)

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Diagramm 1

14.Kf1? Ein für Philidor typischer Zug – er erachtet die intakte Bauernstruktur für wertvoller als den später drohenden Verlust der Qualität. Obwohl das in dieser konkreten Stellung nicht zutrifft, ist dieses so genannte positionelle Qualitätsopfer erst im 20. Jahrhundert zu einem strategischen Thema geworden. 14…h4 15.g4 Gibt die Qualität und hält die Bauernkette intakt. Objektiv sollte Weiß nun verloren sein. 15…Sg3+ 16.Kg2 Sxh1 17.Kxh1 Philidor glaubt, dass Weiß trotz Qualitätsverlust überlegen steht, weil er Kompensation durch die sichere Stellung seines Königs hat und einen Angriff auf beiden Flügeln inszenieren kann. 17…Dd7 18.Dg1 Deckt den Bg4, weil er das Läuferopfer auf g4 fürchtet. Für Schwarz wäre es vorteilhaft, die weiße Bauernkette selbst unter Preisgabe einer Figur zu zerstören. 18…a5? Ein schwacher Zug. Viel besser war 18…d4 19.c4 0-0-0. 19.Le3 Um Schwarz zu c5-c4 zu verleiten, wonach der Springer über d4 und b5 in die schwarze Stellung eindringen kann. 19…b6 Wieder war 19…d4 besser: 20.cxd4 Ld5 21.Sbd2 cxd4 22.Lf2 (22.Lxd4 Sxd4 23.Dxd4 Lxf3+ 24.Sxf3 Dxd4 25.Sxd4 0-0-0 26.Tc1+ Kb8 27.Tc4 Lc5 28.Txc5 Txd4) 22…0-0-0 mit schwarzem Vorteil. 20.Sa3 0-0-0 Schwarz rochiert lang, um den König der Bedrohung durch die weißen Königsflügelbauern zu entziehen, meint Philidor. Doch war nach wie vor 20…d4 die bessere Alternative. 21.La6+ Kc7 22.Sc2 Ta8 23.Lb5 Dd8 Um die Dame nach f8 zu bringen, wo sie den gefährdeten Bc5 decken kann. 24.b4 Weiß öffnet Linien am Damenflügel, weil sich Schwarz durch die Bauernaufzüge a5 und b6 geschwächt hat. 24…Df8? In übertriebener strategischer Konsequenz übersieht Philidor taktische Drohungen. Es musste 24…axb4 25.cxb4 d4 geschehen. 25.bxc5 bxc5 26.Sd2 Der Springer will über b3 nach c5, um den Angriff fortzusetzen. 26…c4? Die letzte Chance war 26…f6. 27.Sf3 Weiß beherrscht das Feld d4 und glaubt entscheidenden positionellen Vorteil erreicht zu haben. Stärker wäre jedoch die taktische Lösung nebst Königsangriff: 27.Lb6+ Kb7 28.Tb1 Tc8 29.Sd4 Sxd4 30.Lxd4 Ka8 31.Sxc4 dxc4 32.Dg2+. 27…f6? Danach ist das Spiel zu Ende, weil die weißen Springer über das starke Feld d4 Zutritt zur schwarzen Stellung haben. Möglich war noch 27…Tb8 28.Tb1 Dc8. 28.Lb6+ Kb7 29.Lxc6+ Kxc6 30.Sfd4+ Kd7 Auf 30…Kxb6 folgt das Abzugsschach 31.Sxe6+ Lc5 32.Db1+ mit Damengewinn. (Diagramm 2)

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Diagramm 2

31.f5! Schlussendlich tritt die weiße Bauernmehrheit entscheidend in Aktion. 31…Lg8 32.e6+ Kc8 33.Sb5 Ld6 34.Dd4 und nun droht das unparierbare Dxd5, womit Weiß gewinnt.

Dieses Lehrbeispiel einer Partie Philidors spiegelt seine schachlichen Ideen sehr gut wider.

Ewiger Ruhm

Nach seinem literarischen Erfolg reiste Philidor mit seiner Mätresse durch ganz Europa von Hof zu Hof und erregte überall durch sein unwiderlegbar harmonisches Spiel Aufsehen. Besonders mit der Verteidigung, die nach ihm benannt wurde (1.e4 e5 2.Sf3 d6) zerdrückte er die Gegner förmlich. In diesen Jahren des schachlichen Ruhms entstanden auch seine besten musikalischen Werke. Neben Motetten, Arien und Symphonien auch die Opern „Le Sorcier“ (1764), „Tom Jones“ (1765) und „Carmen Seculare“ (1779), von denen Ludwig XV. derart begeistert war, dass er den Komponisten mit einer lebenslänglichen Pension belohnte. Der Londoner Schachklub in der St. James Street bei Parsloe’s lud ihn für einige Monate im Jahr zu Schachunterricht und Simultanvorstellungen ein. Seine Blindpartien gegen drei Gegner zugleich erregten Aufsehen und wurden als Wunder und unerhörte Leistung des menschlichen Geistes bestaunt. Jean-Jacques Rousseau, ein begeisterter, aber schlechter Schachspieler, pflegte den Kontakt mit dieser einzigartigen schachlich-musikalischen Doppelbegabung. Denis Diderot warnte Philidor, sein musikalisches Talent an das Schachspiel zu verschwenden.

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François-André Danican Philidor (1726–1795)

Als in Frankreich die Revolution ausbrach, saß Philidor in England fest und wurde auf die Liste der „émigrés“ gesetzt. In diesen Jahren der Mittellosigkeit und der Trennung von seiner Familie hielt ihn einzig das Schachspiel über Wasser. Trotz seines fortgeschrittenen Alters gab er den besten Spielern Londons Figuren, Bauern und Züge vor. Depression und Krankheit führten zu seinem baldigen Tod. Mehr als hundert Jahre später griff Wilhelm Steinitz die Theoreme des Franzosen wieder auf und verhalf ihnen zu jener kopernikanischen Wende im Schach, unter deren Eindruck wir heute noch stehen.

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François-André Danican Philidor spielt blind im Parsloe’s gegen drei Gegner im Beisein des türkischen Botschafters, London 1784

Literatur

Allen, George: The Life of Philidor Musician and Chess-Player. Philadelphia, E. H. Butler & Co. 1863

Boffa, Sergio: François André Danican Philidor. La culture échequienne en France et en Angleterre au XVIIIe siécle. Olomouc, Publishing House Moravian Chess 2010

Dupont-Danican, Jean François: Pour Philidor. Eine Gedenkschrift zum 200. Todestag des Musikers und Schachmeisters. Koblenz, Verlag Hans-Wilhelm Fink 1994

Philidor, André Danican: Die Kunst im Schachspiel ein Meister zu werden. Das ist: Ein neuer Unterricht, wie man in kurzem dieses so edle und beliebte Spiel nach seiner Vollkommenheit erlernen könne. 2 Teile in 1 Band, Straßburg, A. König 1754

Poldauf, Susanne: Philidor. Eine einzigartige Verbindung von Schach und Musik. Berlin, Exzelsior Verlag 2001

Walker, George: A Selection of Games at Chess, actually played by Philidor and his Contemporaries. London-Sherwood, Gilbert & Piper 1835

Ein „Schachtürke“ am Wiener Hof

Im Sommer 1769 präsentierte Baron Wolfgang von Kempelen zum ersten Mal dem staunenden Publikum am Wiener Hof seinen Schach spielenden Automaten. Kempelen wurde als Genie der Mechanik, als neuer Prometheus gefeiert. Für einen kurzen historischen Moment schienen die philosophischen Träume von der Menschmaschine eingelöst.

Kempelens Schachmaschine, Wien 1769

Das 18. Jahrhundert war in Wien das Jahrhundert des Spiels, vor allem der neuen Spiele: Billard, das Hasardspiel „Pharao“ und das Lotto. Und es war auch das Jahrhundert der Spielebücher, die nach dem in dieser Beziehung relativ ereignislosen 17. Jahrhundert nun eifrig gedruckt wurden, um einem offensichtlich stark wachsenden Bedürfnis nachzukommen. In diesem Zeitalter verbreitete sich auch eine neue Institution, das Kaffeehaus, der bürgerliche Widerpart des adeligen Salons, das diesen allmählich ablöste. Zeitgenössischen Besuchern fiel auf, wie stark Spiel und Vergnügungen die Residenz prägten: „Die Wiener lieben das Wohlleben und das Spiel; und sie beschäftigen sich damit so stark, dass die Leute, welche zu Wien zu thun haben, sie fast stets bey diesen beyden großen Gegenständen antreffen.“ (Pilati di Tassullo 1778, 14)

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Wolfgang von Kempelen (1734–1804), ca. 1790

Unter Maria Theresias Augen

Der Adel und auch die Kaiserin Maria Theresia selbst frönten dem Glücksspiel in außergewöhnlichem Maße, obwohl sie es für die übrige Bevölkerung drastisch einzuschränken versuchten. Die Kaiserin erfreute sich auch an Vergnügungen, wie dem damals populären Magnetismus und an Automaten. Der Franzose Jacques de Vaucanson hatte zum Beispiel 1738 eine Ente geschaffen, die schnatterte, Kopf und Flügel bewegte und Körner aufpickte. Nach einer Vorstellung des Franzosen Pelletier, der Kunststücke mithilfe des Magnetismus vorführte, „äußerte die Monarchin ihr Wohlgefallen, mit dem Beisatz, dass die schönsten Erfindungen Ausländer zu Urhebern hätten.“ Das wollte der anwesende, technisch begabte junge Baron Wolfgang von Kempelen (1734–1804) nicht auf sich sitzen lassen und kündigte der Kaiserin an, dass er sich eine Maschine zu bauen getraue, die alles, was die Kaiserin eben gesehen habe, bei weitem übertreffen würde. Er zog sich für ein halbes Jahr in seine Heimatstadt Pressburg zurück, wo er als Konzipist der ungarischen Hofkammer in die Dienste der Kaiserin getreten war.

Kempelens Schachautomat

Im Sommer 1769 präsentierte er zum ersten Mal dem staunenden Publikum am Wiener Hof seinen „Schachautomaten“. Bereits am 24. August 1769 berichtete eine Brünner Zeitung von diesem Ereignis: „Ein ungarischer Hofcammerrath, Namens von Kempelen, hat kürzlich ein künstliches Uhrwerk erfunden, dessen sinnreicher Bau oder Zusammensetzung nicht nur das Ansehen der neubegierigen Liebhaber verdienet, sondern auch ihre Einbildungskraft bey Untersuchung der darinn verborgen liegenden Kunst ungemein beschäftiget. Er hat eine Maschine, so einen Türken in Lebensgröße repraesentiret, stehend bey Hofe dargestellet. Dieser Türke antwortet auf verschiedene an ihn gerichtete Fragen, löset die schweresten arithmetischen Problemata auf, indem er die ihm vorgelegten Buchstaben und Ziffers aussuchet und zusammensetzet, und was das wundernswürdigste ist, spielet er mit jedem Zuschauer Schach. Die türkische Figur bewegt sich mit Kopf und Händen, zieht, und macht alles Nothwendige beym Spiel selbst, wie ein anderer Spieler. Man hat dabey bemerket, daß, wann jemand falsch spielet, oder seine Desseins ändern will, es die Maschine sogleich wahrnihmt, und seinen Gegner durch Zeichen corrigiret. Es haben die höchsten jungen Herrschaften beynahe alle, wie auch andere hohe Nobleße mit dieser Maschine gespielet. Der Kaiserin Maj. haben dem Herrn von Kempelen eine goldene Dose mit 1000 Ducaten zur Belohnung gegeben, und es wird dieses Kunststück, wenn selbiges genau beschrieben und gedruckt ist, in das kais. Kunst-Cabinet gebracht werden.“

Die Maschine bestand aus einer lebensgroßen Figur in türkischer Tracht, die mit gekreuzten Beinen vor einem großen Kasten saß. Dieser rechteckige Kasten war einen Meter lang, 60 cm tief und ca. 85 cm hoch. In der Mitte stand das Schachbrett mit Figuren, der rechte Arm der Figur lag seitwärts auf einem Kissen, die linke hielt eine lange Tabakpfeife, die vor dem Spiel weggenommen wurde, denn der Automat führte die Züge mit der linken Hand aus. Die vordere Seite des Kastens hatte drei Türen, die vor der Vorstellung geöffnet wurden und den Blick auf einen komplizierten Mechanismus von Rädern, Hebeln, Walzen und Schnüren freigaben. Um zu beweisen, dass kein Mensch in der Maschine saß, wurde auch noch die Hintertür des Kastens geöffnet, sogar die türkische Puppe selbst ließ sich öffnen. Dies alles wurde den Zuschauern gezeigt. Die Vorstellung lief dann folgendermaßen ab: „Dann trat er (Kempelen, Anmerkung der Autoren) wieder zur Maschine und zog sie vermittels eines Schlüssels mit großem Geräusch auf. Dieser Vorgang wurde nach etwa zehn bis zwölf Zügen wiederholt. Links und rechts vom Schachbrett waren noch zwei Leuchter mit je drei Kerzen aufgestellt worden. Wenn einer der Zuschauer sich bereit erklärt hatte, mit dem Türken zu spielen, konnte die Partie beginnen. Der Türke hatte meistens Weiß und eröffnete die Partie. Vor jedem seiner Züge bewegte er den Kopf hin und her, als wolle er das Brett besser überschauen. Falsche Züge des Gegners verbesserte er, indem er den Kopf schüttelte, den gezogenen Stein auf seine frühere Stellung setzte und dann selbst einen Zug tat. Wenn er Schach bot, nickte er vorher dreimal mit dem Kopf. Auf diese Weise lief die Partie als perfektes Schauspiel ab, das vom Publikum mit allergrößter Aufmerksamkeit verfolgt wurde.“ (Faber 1983, 69)

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Film „Der Schachspieler“, 1927

Und der Automat konnte noch mehr: Er vollführte die Springercharade (dieses Kunststück besteht darin, auf alle Felder des Schachbretts mit einem Springer zu ziehen, ohne auf einem Feld zwei Mal zu landen oder eines auszulassen) und beantwortete Fragen durch Bezeichnung einzelner Buchstaben auf einer Tafel. Der Wiener Hof war schockiert und begeistert zugleich: Eine Maschine konnte die freie geistige Tätigkeit des Menschen simulieren und hatte das schwierigste aller Spiele erlernt, die Mechanik hatte Besitz von der Ratio ergriffen! Der Türke wurde zum Tagesgespräch und war eine der großen technischen Sensationen des 18. Jahrhunderts. Man hatte sich überzeugt, dass niemand in der Maschine saß, und so schienen für einen kurzen historischen Moment die philosophischen Träume von der Menschmaschine eingelöst. Die ersten Nachrichten ins Ausland sind dementsprechend euphorisch: So berichtet Louis Dutens in einem Brief an den „Mercure de France“ 1770 von diesem „für die Wissenschaft so ruhmreichen Ereignis“. Kempelen wurde als Genie der Mechanik, als neuer Prometheus gefeiert. Doch wurden auch immer mehr Stimmen laut, die eine Aufklärung des Geheimnisses verlangten. Die Gefahr, dass der Schwindel aufflog, wurde immer größer und Kempelen, der seinen Ruf als Ingenieur zu verlieren hatte, zog schließlich den Automaten zurück, mit der Ausrede, er sei irreparabel beschädigt. In den nächsten Jahren avancierte er zum Hofrat, wurde Verwalter der kaiserlichen Salinen und des Salzmonopols in Ungarn-Siebenbürgen und beschäftigte sich mit anderen technischen Experimenten (zum Beispiel mit dem Bau einer Sprechmaschine).

Der Schachautomat erobert Europa

1781 begann die „zweite Karriere“ des Türken. Der russische Großfürst Paul, Sohn Katharinas der Großen, und seine Frau Maria Fedorowna waren nach Wien gekommen. Um die hohen Gäste zu unterhalten, erinnerte man sich wieder an den „Schachtürken“, der instand gesetzt und für eine Vorstellung verwendet wurde. Der Großfürst war begeistert und riet Kempelen, den Automaten auch in anderen Ländern zu zeigen. Ein Vorschlag, der für Kempelen genau zur rechten Zeit kam, denn seine zahlreichen anderen Experimente hatten ihn an den Rand des finanziellen Ruins geführt. Joseph II., der nun nach dem Tod seiner Mutter regierte, unterstützte diese Anregung und entband Kempelen für zwei Jahre von seinen dienstlichen Verpflichtungen, damit er den Automaten auch außerhalb Wiens bekannt machen könne. So besuchte Kempelen zwischen 1783 und 1785 mehrere deutsche Städte, Paris und London. Der Automat wurde in kürzester Zeit weltberühmt und die Schriften, die nach einer Erklärung des mechanischen Wunders suchten, immer zahlreicher. Zunächst glaubte man an das Einwirken übernatürlicher Kräfte, wie zum Beispiel der Regensburger Gymnasiallehrer Johann Philipp Ostertag 1783. Karl Gottlieb von Windisch, ein Freund Kempelens, veröffentlichte 1783 ein Buch in vier Sprachen, ohne das Rätsel zu klären – vielmehr, um die Atmosphäre noch mehr anzuheizen und Werbung zu betreiben. In Paris strömten zahlreiche Schaulustige zur Vorstellung Kempelens. Hier trat der Automat gegen den berühmten Philidor an und verlor eine seiner wenigen Partien. Anlässlich der Vorstellung in Leipzig 1784 beobachteten die Mathematiker Johann Jacob Hindenburg und Carl Friedrich Ebert die Maschine. Sie schlossen Übernatürliches bereits aus und glaubten, dass die Maschine größtenteils mechanisch eingespeicherte Partien abspiele. Noch wurde der Türke für einen echten Automaten gehalten. Einzig Friedrich der Große, ebenfalls ein leidenschaftlicher Schachspieler, soll das Geheimnis des Automaten um eine große Summe Geldes erkauft haben. Kempelen wurde nach seiner triumphalen Tournee wieder befördert.

Auf den Spuren des Geheimnisses

Inzwischen waren einige deutsche Wissenschaftler der Lösung sehr nahe gekommen. So der misstrauische Joseph Friedrich Freiherr zu Racknitz, der den Türken nachgebaut hatte, um die Welt von der Mystifikation einer denkenden Maschine zu befreien. Racknitz entdeckte, dass ein Mensch, der sich im Kasten verborgen hielt, sehr wohl das Geschehen am Brett verfolgen könnte, wenn die Schachfiguren mit Magnetkernen versehen wären, wodurch bei Betreten eines bestimmten Feldes unmittelbar darunter angebrachte Metallnadeln gehoben würden. Die Lenkung der Puppe von innen könne durch die neue Technik der „Storchschnabelmechanik“ erfolgen – die Bewegung am inneren (kleinen) Schachbrett würde mittels Seilzugs auf den linken Arm des Türken und damit auf das große Schachbrett übertragen. Doch vorerst blieben diese Ansichten ohne Widerhall. Als Kempelen 1804 starb, war das Rätsel nach wie vor ungelöst. Der Türke wurde verpackt und in einem Lagerraum des Schlosses Schönbrunn gelagert.

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Illustration von Joseph Friedrich Freiherr zu Racknitz zum Geheimnis des Automaten, 1789

Begegnung mit Napoleon Bonaparte

1806 verkaufte Carl von Kempelen, der Sohn Wolfgang von Kempelens, den Türken an den berühmten Mechaniker Johann Nepomuk Maelzel, bekannt vor allem durch das in der Hauptsache auf ihn zurückgehende Metronom, ein im Prinzip bis heute unverändertes Gerät zur Taktmessung in der Musik. Maelzel hatte einen selbstgebauten Trompeter, eine mechanische Seiltänzerin und ein mechanisches Orchester konstruiert, für das sogar Beethoven eine Ouvertüre komponierte. Zusammen mit dem Schachautomaten ging er quer durch Deutschland bis nach Amsterdam auf Tournee. 1809 traf der Schachautomat auf seinen wohl berühmtesten Gegner: Napoleon Bonaparte. Die ausführlichste Schilderung von Napoleons Zusammentreffen mit dem Schachautomaten verdanken wir seinem Kammerdiener, Louis Wairy Constant: „M. Maelzel hatte auch einen Automaten hergestellt, der in ganz Europa unter dem Namen ‚der Schachspieler‘ bekannt war. Er hatte ihn nach Schönbrunn gebracht, um ihn Seiner Majestät zu zeigen und hatte ihn in das Gemach des Prinzen von Neuchâtel geschafft. Der Kaiser begab sich zum Prinzen; ich folgte ihm mit einigen anderen. Der Automat wurde vor einen Tisch gestellt, auf dem das Schachspiel stand. Seine Majestät nahm einen Stuhl und setzte sich dem Automaten gegenüber und sagte lachend: ‚Allons mon camarade, lass uns eine Partie spielen!‘ Der Automat nickte und machte dem Kaiser ein Handzeichen, als ob er ihm anzufangen bedeuten wolle. Nach der Eröffnung der Partie machte der Kaiser zwei oder drei Züge und setzte vorsätzlich einen Bauer falsch. Der Automat nickt, nimmt den Bauer wieder auf und setzt ihn an seinen Platz zurück. Seine Majestät mogelt ein zweites Mal; der Automat nickt wieder, aber er konfisziert den Bauern. ‚Das ist recht‘, sagt seine Majestät und, zum dritten Mal, setzt er bewusst falsch. Nun schüttelt der Automat den Kopf und, indem er mit der Hand über das Schachbrett fährt, wirft er alle Schachfiguren um. Der Kaiser machte dem Erfinder große Komplimente ob seiner außergewöhnlichen Mechanik.“ (Constant 1896, Band 3, 174–175)

Es steht also fest, dass Napoleon den Automaten „getestet“ hat, ob er jedoch eine ganze Partie gespielt hat, ist zweifelhaft, ebenso, ob tatsächlich Johann Baptist Allgaier, einer der besten Spieler seiner Zeit, in der Maschine saß. Die Partie „Automat gegen Napoleon“ tauchte zuerst in der Schachkolumne der „Illustrated London News“ vom 30. November 1844 auf. Es wird keine Quelle genannt. The Chess Players Chronicle druckte 36 Jahre später die Partie ab und vermutet, dass sie Maelzel selbst aufgezeichnet habe und dass im Gegensatz zu den anderen überlieferten Partien Napoleons diese keine Fälschung sein könne, weil beide so schlecht spielen. Dies ist das einzige Argument, das für die Echtheit der Partie spricht.

Der Schachautomat (Allgaier?) – Napoleon

Wien, Schloss Schönbrunn 1809

1…e5 Der Schachautomat spielte stets mit Weiß. Da Napoleon auf dem ersten Zug bestand, musste er mit Schwarz beginnen. 2.e4 Df6 Dient zur Vorbereitung der folgenden durchsichtigen Falle. 3.Sc3 Lc5 Wird der „Türke“ auf das Matt hereinfallen? 4.Sf3 Natürlich nicht. 4…Se7 5.Lc4 a6 Sichert den Läufer vor eventuellem Sa4, viel stärker war jedoch die schnelle Entwicklung mit 5…d6. 6.d3 0-0 7.Lg5 Dd6 8.Sh4 Bläst bereits zum Angriff. 8…h6? Eine unnötige Schwächung. Nach 8…Sbc6 war noch nichts verdorben. 9.Lxe7 Dxe7 10.Sf5 De8? Ein schrecklicher Rückzug, der die Partie wegwirft. Der Korse sollte mit dem aktiven 10…Dg5 11.Df3 Lb4 Entlastung suchen. 11.Sd5 Noch stärker war 11.Dg4! g5 12.Sxh6+ Kh8 13.Dh5 mit Matt in wenigen Zügen. 11…Lb6 (Diagramm 1)

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Diagramm 1

12.Sxh6+! Plötzlich ist alles ganz klar. 12…Kh7 Oder 12…gxh6 13.Sf6+ mit billigem Damengewinn. 13.Dh5 Droht Matt durch Sf5+ nebst Sde7 usw. 13…g6 Zu 13…gxh6 siehe Anmerkung zum vorigen Zug. 14.Sf6+ Kg7 Auch 14…Kh8 führte zur Katastrophe: 15.Dh4 Kg7 16.Sf5+! gxf5 17.Dg5+ Kh8 16.Dh6 matt. 15.Sxe8+?! Nervosität angesichts des prominenten Gegners oder einfach zu materialistisch gedacht? Schade, denn das würdige Ende wäre 15.Sf5+! Kxf6 (15…gxf5 16.Dg5+ Kh8 17.Dh6 matt) 16.Dh4+ g5 17.Dh6 matt gewesen. 15…Txe8 16.Dg5?! Wieder ergibt 16.Sf5+! analog dem vorigen Zug ein schnelleres Finale. 16…d6 17.Lxf7 Th8 18.Dxg6+ Kf8 19.Ld5 Ke7 (Diagramm 2)

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Diagramm 2

Hier soll der Automat ein Matt in vier Zügen angekündigt haben, das aber nur mit Hilfe von Schwarz zu realisieren ist. 20.Df7+ Kd8 21.Df6+ Kd7 21…Ke8 hätte das Ende noch um einige Züge hinausgezögert. 22.De6+ Kd8 23.Sf7 matt.

Auf in die Neue Welt

Nach dieser Begegnung stieg der Wert des Automaten ins Unermessliche. Eugene de Beauharnais kaufte ihn um den unglaublich hohen Preis von 30.000 Gulden (umgerechnet ca. 650.000 €) und brachte ihn nach Mailand in seine Residenz. 1817 kaufte Maelzel den Türken zurück und ging mit seinem Automaten wieder auf Tournee nach Paris und weiter nach England. Wieder spielte der Automat großartig, denn Maelzel konnte den stärksten Spieler Englands und berühmten Schachautor William Lewis verpflichten. 1821 veröffentlichte der Engländer Robert Willis eine Schrift, in der er zum ersten Mal das Versteck des Spielers im Automaten plausibel erklären konnte. Der Aufsatz wurde populär, und als Maelzel kurz vor der Enttarnung stand, schiffte er sich mit dem Automaten nach Amerika ein.

In New York, der ersten Station in der Neuen Welt, waren die Vorstellungen glänzend: Der Automat konnte nun auch das Kartenspiel Whist spielen und mithilfe einer Sprechvorrichtung „Schach“ sagen. Die Maschine bediente nun der Elsässer Meister Wilhelm Schlumberger. Der Türke kam durch ganz Amerika: Boston, Philadelphia und Baltimore. Der Wert des Automaten im Showbusiness wurde nun auch von anderen erkannt und nach wenigen Monaten bekam der Türke Konkurrenz. Die Brüder Walker kopierten das Original und machten nun selbst mit dem „American Automaton Chessplayer“ Geschäfte.

In Baltimore ereignete sich dann die Katastrophe, die schon Kempelen befürchtet hatte: Zwei Halbwüchsige beobachteten, wie Schlumberger nach einer Vorstellung aus dem Automaten stieg, wodurch das Geheimnis des Automaten gelüftet war. Rasch erfolgte die Abreise nach Pittsburg. 1834 besuchte Edgar Allan Poe in Richmond mehrmals Vorstellungen. In seinem Aufsatz „Maelzel’s Chess Player“ kam der der Lösung zwar schon nahe – der Automat war nun aber über den Rang einer Alltagssensation hinaus ein Stück Weltliteratur. Maelzel zog weiter nach New Orleans, wo eine weitere Hiobsbotschaft eintraf: Jacques François Mouret, einer der früheren Direktoren des Automaten, hatte sein Geheimnis an eine Pariser Zeitschrift, das „Magazin Pittoresque“ verkauft. Der Zauber des Türken war verflogen, aus dem geheimnisvollen Automaten war eine bessere Jahrmarktsattraktion geworden. Die Maelzel’sche Truppe ging noch nach Havanna (Kuba), doch im Frühling 1838 erkrankte Schlumberger an Malaria und starb bald darauf. Maelzel brach den Aufenthalt ab, aber auch er sah weder Amerika noch Europa wieder. Auf der Überfahrt von Havanna nach Philadelphia wurde Maelzel inmitten leerer Weinflaschen tot in seiner Kabine gefunden und sein Leichnam der See übergeben. Damit war dem Schachautomaten sein planender „Geist“ genommen – was blieb, war eine funktionslose Maschine.

Aus seinem Nachlass ersteigerte John Ohl den Türken und verkaufte ihn an den Physiker John K. Mitchell weiter, der ihn schließlich 1840 dem chinesischen Museum in Philadelphia schenkte. Am 5. Juli 1854 brach im Nationaltheater in Philadelphia ein Brand aus, der auf das benachbarte Museum übergriff. Der Türke, mittlerweile in Kisten verpackt, konnte nicht mehr gerettet werden und verbrannte.

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Auf vier Zeichnungen wird das Geheimnis des Schachautomaten festgehalten

Das Erbe des Schachtürken

Die Schachmaschine fand zahlreiche Nachfolger, zum Teil mit klingenden Namen, wie „Ajeeb, das Wunder des Orients“ (1868), die bis ins 20. Jahrhundert zum Einsatz kamen. Ebenfalls oft wurde das Motiv des Schachautomaten in Theaterstücken und Romanen und Filmen verwendet, so zum Beispiel in Heinrich Becks „Schachmaschine“ 1797, einem Intrigenlustspiel, in dem der Automat als Versteck dient oder E. T. A. Hoffmanns „Die Automate“ 1814. Der Franzose Henry Dupuy-Mazuel veröffentlichte 1926 den Roman „Der Schachspieler“, der im selben Jahr verfilmt wurde. Der prominente Regisseur Luis Bunuel drehte 1965 „Maelzels Schachspieler“, einen Film, der sich an Edgar Allan Poes Erzählung orientiert, das Thema aber dann selbständig zu einer tragisch endenden Geschichte weiterspinnt.

Erst 1910 gelang die Konstruktion eines echten Schachautomaten: Der spanische Ingenieur und Mathematiker Leonardo Torres y Quevedo (1852–1936) baute unter großem Aufwand eine Schachmaschine, die das Endspiel Turm und König gegen König perfekt in der kürzestmöglichen Zugfolge spielen konnte. Die Leistung war bescheiden, aber immerhin war der Mensch nun tatsächlich aus der Maschine verschwunden.

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Filmprogramm „Der Schachspieler“, 1927

Literatur

Extra-Blat zu dem Brünner Intelligenz-Zetl Nr. 34, 24. 8. 1769

Faber, Marion (Hrsg.): Der Schachautomat des Baron von Kempelen. Reprint der Ausgabe Joseph F. zu Racknitz: Über den Schachspieler des Herrn von Kempelen. Dortmund, Harenberg Verlag 1983

Felderer, Brigitte/Strouhal, Ernst: Kempelen – Zwei Maschinen. Texte, Bilder und Modelle zur Sprechmaschine und zum schachspielenden Androiden Wolfgang von Kempelens. Wien, Sonderzahl 2004

Levitt, Gerald M.: The Turk, Chess Automaton. Jefferson, McFarland & Company 2000

Memoirs of Constant the Emperor Napoleon’s head valet. Containing details on the private life of Napoleon, his family and his court. Translated by Percy Pinkerton. 4 Bände, London, H.S. Nichols 1896

Pilati di Tassullo, Carlo Antonio: Reisen in verschiedene Länder von Europa, in den Jahren 1774, 1775 und 1776; oder Briefe, die aus Deutschland, der Schweiz, Italien, Sicilien und Paris geschrieben worden. Leipzig, Böhme 1778

Poe, Edgar Allan: Maelzel’s Chess Player. In: Poe, Edgar Allan: Essays and Reviews New York, Library of America 1984, 1253–1276

Ein Komet aus New Orleans

Harold Schonberg schrieb 1974 über Paul Morphy: „[Er war] ein geheimnisvoller genialer junger Mann, der aus dem Nichts auftauchte, ins Nichts entschwand; der Partien spielte, die zu den schönsten gehören, die die Welt je gesehen hat, und dessen Spielstärke doch nie jemand je wirklich auf die Probe stellte, weil seine Gegner ihm so hoffnungslos unterlegen waren, dass es zu keinem gleichwertigen Kampf kam.“

Paul Morphys Genie, 1859

Unter den Größten des Spiels gilt er vielen als der Allergrößte. Und als Unglücklicher. Paul Charles Morphy wurde 1837 in New Orleans in eine wohlhabende Familie geboren. Sein Vater Alonzo, dessen Familie irischer Abstammung war, wird als fleißiger, sehr konservativer Rechtsanwalt beschrieben, die Mutter Thelcide, eine französische Kreolin, war eine hochbegabte Musikerin. Im Alter von vier Jahren begann sich Paul für Bücher und Bleistifte zu interessieren und lernte dann sehr schnell lesen und schreiben. Er war ein sehr stiller Knabe, der weder dem Sport noch dem Treiben seiner Klassenkameraden in den Schulpausen etwas abgewinnen konnte. Er blieb lieber im Klassenzimmer, um zu lesen. Von seinen Kameraden wurde er bald als Genie angesehen, da er in seinem Wissen viel weiter entwickelt war als es seinem Alter entsprach. In Paul Morphys Verhalten war aber auch eine gewisse Kälte und Distanziertheit zu spüren, die möglicherweise auch durch seine starke Kurzsichtigkeit verursacht war. Das Schachspiel wurde ihm nicht bewusst beigebracht, es flog ihm quasi zu. Denn er hatte in seiner Familie drei exzellente Schachspieler: seinen Großvater mütterlicherseits, Joseph le Carpentier, seinen Vater Alonzo, vor allem aber seinen Onkel Ernest Morphy, der zu den besten Spielern der Stadt gehörte. Als Paul zehn war, gewann er gegen sie alle regelmäßig. Ab 1850 hatte er keine ebenbürtigen Gegner mehr und begann Figuren vorzugeben und sich im Blindspiel zu üben.

Die Schule absolvierte Morphy mit Auszeichnung, ebenso das Studium der Rechtswissenschaften, das er im Alter von 20 Jahren abschloss. Da er noch minderjährig war, erhielt er keine Anwaltslizenz und vertrieb sich die Zeit mit Schach. 1857 reiste er nach New York, um am ersten amerikanischen Schachkongress teilzunehmen, den er auch mühelos gewann und dabei im Stichkampf den bekannten deutschen Meister Louis Paulsen überlegen schlug. Als der britische Champion Howard Staunton, der als einer der besten Spieler der Welt angesehen wurde, in der Illustrated News einen abfälligen Artikel über ihn, den neuen Wunderspieler, schrieb, brachte das Paul Morphy auf die Idee, sich mit den besten Meistern der Welt, die alle in Europa lebten, zu messen und zu beweisen, dass er der beste Spieler der Welt sei. Eine Entscheidung, die die Presse im folgenden Jahr als Weltsensation feierte.

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Paul Morphy (1837–1884) in jungen Jahren, signierter Stich

Eine Weltkarriere von sechs Monaten

Morphys internationale Schachkarriere dauerte kaum sechs Monate, als er im Juni 1858 nach England und Frankreich kam. Auf seiner Grand Tour schlug er hintereinander in Wettkämpfen alle englischen und französischen Meister, die sich ihm stellten, überlegen, darunter auch Johann Jacob Löwenthal und Daniel Harrwitz. Der kluge Engländer Howard Staunton wich in London einem Duell mit Morphy, dem bereits der Ruf des Unschlagbaren vorauseilte, wohlweislich aus.

Blieb nur noch der Deutsche Adolf Anderssen (1818–1879), der seit seinem Londoner Turniersieg 1851 als ungekrönter Weltmeister galt. Anderssen, von Beruf Mittelschulprofessor, hatte nur wenig Gelegenheit zu spielen und brannte darauf, dem jungen Amerikaner in einem Wettkampf gegenüberzutreten. Fast poetisch mutet die Charakterisierung der Haltung Anderssens an: „Anderssen, von ritterlichem Thateneifer erfüllt, mochte nicht die eigene Begier des fremden Eroberers erwarten, sondern entbrannt, sich mit dem, welchem der Bewunderungstrieb der Menge überall huldigte, zu messen, ging er bis Paris ihm entgegen und legte zum Opfer entschlossen seine alt gereifte Meisterschaft wie seine ruhmerstrittene Lorbeerkrone willig in die Waagschale.“ (Lange 1859)

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Der Wettkampf Morphy – Anderssen 1858

Der Wettkampf wurde in Paris im Hotel Breteuil, in dem Morphy wohnte, ausgetragen und kann als der erste Kampf um die Weltmeisterschaft angesehen werden, da beide die stärksten Spieler ihrer Zeit waren. Morphy war anfangs krank, Anderssen durch eine längere Spielpause etwas außer Übung. Der auf sieben Gewinnpartien angesetzte Wettkampf dauerte nur knapp eine Woche. Morphy gewann überlegen mit 7 zu 2 bei zwei Unentschieden. In der neunten Partie fügte er Anderssen eine besonders schmerzhafte und bittere Niederlage zu, indem er eine Verteidigung widerlegte, die Anderssen mit Vorliebe anwendete. Mit dieser Partie begrub er wohl Anderssens letzte Hoffnungen.

Morphy – Anderssen

Paris 1858, 9. Wettkampfpartie

1.e4 c5 2.Sf3 Sc6 3.d4 cxd4 4.Sxd4 e6 5.Sb5 Eine moderne Form der sizilianischen Verteidigung, die nach dem aus Ungarn stammenden Schachmeister Johann Jacob Löwenthal benannt ist. 5…d6 6.Lf4 Bobby Fischer war von diesem Zug Morphys überzeugt, während Anatoli Karpow das positionell einengende 6.c4 bevorzugt. 6…e5 7.Le3 f5? „Auf diesen Zug, durch welchen Schwarz irrtümlich glaubte, sein Spiel freimachen zu können, stützte sich überhaupt die Wahl der Eröffnung in gegenwärtiger Partie. Besser wäre jetzt a7-a6, obgleich auch dabei Weiß das stärkere Spiel behalten wird.“ (Lange) Anderssen, der diese aggressive Verteidigung mit Vorliebe anwendete, glaubte durch diesen damals neuen Zug sein Spiel zu verbessern. Doch Morphy findet die stärkste Fortsetzung. Heute würde man sich den weißen Ambitionen mit 7…Sf6 8.Lg5 a6 entgegenstellen. 8.S1c3! „Dieser Springerzug zerstört jenen Glauben, da nun 8…a6 an 9.Sd5 axb5 10.Lb6 etc. scheitern würde. Es bleibt Schwarz keine andere Wahl als f5-f4, worauf Weiß zu einem Entscheidungsmanöver in seinem glänzenden Stile Gelegenheit findet.“ (Lange) 8…f4 (Diagramm 1)

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Diagramm 1

9.Sd5! Trotzdem! Paul Morphy opfert den Läufer und startet die Jagd auf den gegnerischen König. 9…fxe3 10.Sbc7+ Kf7 11.Df3+? Setzt sofort nach, um den König zu erlegen, wodurch unerhörte Komplikationen entstehen. Heute würde man sich nüchtern mit dem Turmgewinn auf a8 zufrieden geben. 11…Sf6 12.Lc4 Sd4! Der einzige Zug, der Schwarz wieder Hoffnung gibt. 13.Sxf6+ d5! Wieder das Einzige. Nach 13…Kg6? 14.Dh5+ Kxf6 15.Se8+ Dxe8 16.Dxe8 Sxc2+ (16…d5 17.0-0 0-0!) 17.Kf1 e2+! (17…Sxa1 18.g4!) 18.Lxe2 Sxa1 19.g4! bleibt Weiß weiter im Angriff und 13…Ke7 14.Sfd5+ Kd7 15.Df7+ verliert ebenfalls. 14.Lxd5+ Kg6? „Schwarz rechnet hiebei auf 15.Dh5+ nebst 16.Df7+ und glaubt dann sich mit seinem Könige durchzuschlagen. Der einfachere Zug 16.fxe3 entscheidet aber sofort.“ (Lange) Das einzige Versäumnis Anderssens in dieser Partie. Das listige 14…Ke7! führt nach 15.Dh5 gxf6 16.Df7+ Kd6 17.Sxa8 zu weiteren kaum einschätzbaren Verwicklungen. Nach 14…Dxd5? erreicht Weiß hingegen mit 15.Sfxd5+ Sxf3+ 16.gxf3 exf2+ 17.Kxf2 das bessere Endspiel. 15.Dh5+ Kxf6 (Diagramm 2)

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Diagramm 2

16.fxe3! Ein kleiner, aber feiner Zug Morphys, der alle Träume Anderssens mit einem Mal beendet. Morphy öffnet entscheidend die f-Linie für den Th1. Hingegen wäre jetzt 16.Se8+? Dxe8 17.Dxe8 mit 17…Lb4+ beantwortet worden. 16…Sxc2+ Auch nach 16…Dxc7 17.Tf1+ Sf5 18.Txf5+! Lxf5 19.Dxf5+ Ke7 20.De6+ Kd8 21.0-0-0! Ld6 22.Lxb7 ist das Ende nicht mehr fern. 17.Ke2 Und schon 1-0, denn nach 17…Sxa1 18.Tf1+ Ke7 19.Dxe5+ Kd7 20.Le6+ Kc6 21.Tc1+ wird es Matt und auch 17…Dxc7 18.Taf1+ Ke7 19.Tf7+ ist nicht zu überleben.

Diese beeindruckende Vorstellung des 21-jährigen Amerikaners gegen den besten Spieler Europas dauerte nicht einmal eine halbe Stunde. Laut Morphys Sekretär Frederick Edge äußerte sich Anderssen voll des Lobes und der Bewunderung über Morphy: „Am Morgen vor seiner Abreise sagte er [Anderssen] im Interview: – ‚Ich betrachte Mr. Morphy als den besten Schachspieler, den es je gab. Er ist allen lebenden weit überlegen und würde ohne Zweifel auch Labourdonnais besiegt haben. In allen seinen Spielen gegen mich hat er stets nicht nur einen exakten Zug gespielt, sondern den exaktesten. Er macht niemals einen Fehler [Morphy, daneben stehend, lächelte bescheiden]; aber falls sein Gegner den kleinsten Fehler macht, ist er verloren.‘“

Bei einer anderen Gelegenheit meinte Anderssen, dass dieser junge Mann wie von einem anderen Stern spiele und niemand Hoffnung haben könne ihn zu besiegen. Morphy äußerte sich leider nie, worin das Geheimnis seiner Überlegenheit bestand, welche neuen Theoreme er entdeckt hatte. Seine Technik war vollendet, seine Partien charakterisierte ein Zusammenspiel von positionell-statischen und dynamischen Faktoren, wie wir sie erst in der Neoromantik Ende des 20. Jahrhunderts wieder finden.

Triumphale Heimkehr

Nach seiner triumphalen Rückkehr nach New Orleans war Paul Morphy ein berühmter Mann, doch er wollte keine ernsthaften Partien mehr spielen. Vielmehr begann er das Spiel um Geld und die Berufsschachspieler zu hassen.

Über ein Jahrhundert lang haben Psychoanalytiker Morphys Biografie zergliedert, um eine Erklärung für sein Verhalten in den späteren Jahren seines Lebens zu finden. Zum Beispiel vermutete der bekannte Psychoanalytiker Ernest Jones 1931, die Ursachen für Morphys Neurose in Stauntons schroffer Ablehnung gefunden zu haben.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869102610
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (April)
Schlagworte
Berühmte Schachspieler Geburtstags-Geschenk Schach-Buch Schach-Geschichte Schach-Historie Schach-Novelle Welt des Schachs

Autoren

  • Michael Ehn (Autor:in)

  • Hugo Kastner (Autor:in)

Michael Ehn ist Inhaber des größten Wiener Spezialgeschäftes für Schach, verfügt über eine der umfangreichsten Sammlungen zum Thema und ist Autor zahlreicher Bücher. Dazu hat der studierte Soziolinguist mehr als 2000 Artikel zu Schachthemen publiziert. Hugo Kastner ist Lehrer an einem Wiener Gymnasium und Schachtrainer. Als Fachbuchautor für Spiele hat er sich durch zahlreiche Veröffentlichungen einen Namen gemacht. Standardwerke wie „Alles über Schach“, „Schachkompositionen“ (mit Michael Ehn) und „Das große humboldt Schach Sammelsurium“ stammen aus seiner Feder.
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Titel: Schicksalsmomente der Schachgeschichte