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100 clevere Tipps: Digitalfotografie

Aufnahmetechnik, Bildgestaltung, Bildbearbeitung

von Tom! Striewisch (Autor:in)
216 Seiten

Zusammenfassung

Digitale Fotografie hat sich zu einem festen Bestandteil unseres alltäglichen Lebens entwickelt. Viele Hobby-Fotografen nutzen aber die zahlreichen Funktionen und Möglichkeiten nicht, die Digitalkameras und Handys bieten. Der Autor erklärt auf verständliche Weise, wie mit einfachen Mitteln die Digitalfotografie besser genutzt werden kann. 100 praktische Tipps für Anfänger und Fortgeschrittene!

Perfekt zum Schmökern für alle, die gerne fotografieren.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vorwort

Lieber Leser,

das vorliegende Buch ist eines von mittlerweile vier Büchern, die ich bei humboldt veröffentlicht habe. Ich möchte die Gelegenheit wahrnehmen und mich sowohl bei den Lesern als auch beim Verlag für das Interesse an meinen Büchern bedanken.

Bei diesem Buch konnte ich das tun, was schon vor über sechzehn Jahren die Startidee für den Fotolehrgang im Internet (www.fotolehrgang.de, auch als Buch erhältlich: „Der große humboldt Fotolehrgang“) war. Damals sollte ursprünglich eine Sammlung von Tipps und Tricks für Fotointeressierte entstehen. Aber ich merkte schnell, dass ich auch sehr viel Spaß daran hatte, die Grundlagen zu erklären. So wurde dann aus der geplanten Tippsammlung der „Fotolehrgang“.

Jetzt sieht die Sache anders aus, der „Fotolehrgang“ existiert und wird immer wieder aktualisiert und erweitert. Das hat für Sie den Vorteil, dass Sie, wenn Sie noch tiefergehende Informationen suchen, als sie dieses Buch hier liefern kann und soll, im Internet (http://www.fotolehrgang.de) oder im „Fotolehrgang“ nachschlagen können.

In der vorliegenden Tippsammlung werden dagegen technische Zusammenhänge gelegentlich nur angerissen. Wenn Sie darüber hinausgehende detailliertere Erklärungen wünschen, wenn Sie nicht nur das „Wie“, sondern auch das „Warum“ wissen wollen, können Sie auf den „Fotolehrgang“ ausweichen.

Unter http://www.fotolehrgang.de/100tippsundtricks/index.php können Sie zusätzliche Informationen zum Buch und externe Links und Empfehlungen abrufen. Die Tipps sind sehr unterschiedlich in ihrem Umfang, doch lassen Sie sich dadurch nicht täuschen: Einige sind sehr kurz und liegen quasi auf der Hand, werden aber genau deshalb leider allzu oft übersehen, obwohl sie von elementarer Bedeutung sind.

Der einfachste, aber auch wichtigste Tipp kommt hier direkt zu Anfang des Buches: Probieren Sie in Ruhe alles aus, was Sie interessiert. Sie brauchen dank der Digitalfotografie kein Geld mehr für Filme auszugeben, dank der EXIF-Angaben in den Bildern keine Daten mehr aufzuschreiben und können das Ergebnis des Experiments sofort bis in die 100-Prozent-Ansicht kontrollieren.

Nutzen Sie diese Möglichkeiten, um Ihr fotografisches Knowhow auszubauen. Das gilt natürlich nicht nur für „technische“, sondern auch für gestalterische Experimente.

Lernen Sie das Alphabet der fotografischen Sprache kennen.

Und nun viel Spaß beim Lesen!

Tom! Striewisch

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Fototechnik

Wenn Sie die ersten Schritte in Digitalistan hinter sich haben und sich vielleicht eine neue Kamera, evtl. sogar eine DSLR (digitale Spiegelreflexkamera), als Weggefährten zugelegt haben, gilt es, die so gewonnenen neuen Möglichkeiten auch zu nutzen. Das geht bereits bei den Voreinstellungen los. Und um diese Voreinstellungen wollen wir uns auf den kommenden Seiten erst einmal kümmern.

„Fotografieren ist einfach!“ – so versprechen es Fotoindustrie und Fotohandel denen, die sich diesem faszinierenden Hobby zuwenden. Wie könnten sonst auch so viele Fotoapparate verkauft werden?

Und eigentlich, zumindest zu Anfang der fotografischen Karriere, stimmt dies ja auch. Man braucht ja lediglich die Kamera auf das Motiv zu richten und dann auszulösen, um ein Abbild zu erhalten. Mit Hilfe der verschiedenen Automatiken für die Belichtung, die Schärfe und den Weißabgleich kommt in vielen Fällen auch etwas Erkennbares zum Vorschein. Das Verfahren ist also auf jeden Fall für die meisten einfacher (und erfolgversprechender) als das Abmalen.

Je nach Interessenlage gibt man sich dann (wie vermutlich die Mehrheit der Kamerabenutzer) mit den Ergebnissen zufrieden, oder man wundert sich, dass nicht alle Fotos gleich gut gefallen. Vielleicht findet man dann heraus, dass zumindest zwei Themenbereiche die „Qualität“ eines Fotos beeinflussen.

Der eine ist der eher etwas weiche und diffuse Aspekt der Gestaltung, der andere betrifft die technische Seite der Fotografie. Auf beiden Gebieten kann man bei entsprechendem Interesse viel lernen. Naturgegeben geht es auf dem technischen Gebiet hauptsächlich um die harten Fakten, während auf dem Gebiet der Gestaltung die Dinge eher unscharf und verwischt sind, bis hin zum persönlichen Geschmack und dem Zeitgeist. Um die Gestaltung wird es im zweiten Teil dieses Buches gehen, zu Anfang kümmern wir uns um den eher einfachen Teil der Fototechnik.

Hier ist der Fotograf mit einigen Gemeinsamkeiten und den vielen Eigenarten der unterschiedlichen Kameratypen beschäftigt. Bei manchen Kameras kann man auf viele technische Einstellungen Einfluss nehmen, bei anderen bleibt neben ein paar Voreinstellungen quasi nur der Druck auf den Auslöser.

Und neben der reinen Kameratechnik gibt es verschiedene Verfahren, viele Zubehörteile und auch noch die „Fallen der Physik“, die den Fotografen auf dem Weg zum Bild begleiten (bzw. ihm im Weg stehen). Meine großen und kleinen Tipps dazu beruhen zum Teil auf persönlicher Erfahrung, zum Teil auf der Erkenntnis im Moment des glücklichen Zufalls und zum Teil auf Nachdenken. Manche Tipps sind banal – so banal, dass man anfangs gar nicht darauf kommt. Andere sind so elementar wichtig für die Bilder, dass man sie auf jeden Fall beherzigen sollte.

Sie werden im nun folgenden Teil meine Auswahl dieser eher technisch orientierten Tipps und Hinweise finden; ich hoffe es ist etwas dabei, das Ihnen nützen wird.

1. Grundeinstellungen anpassen

Wenn Sie Ihre Kamera das erste Mal in Händen halten, sind schon ein paar grundlegende Einstellungen vom Hersteller (oder vom Vorbesitzer) vorgenommen worden. Jetzt ist der richtige Augenblick, diese Einstellungen zu überprüfen.

Je nach Kameratyp stufen manche Hersteller Sie unterschiedlich ein. Als Besitzer einer digitalen Kompaktkamera hält man Sie eher für einen „Gelegenheitsfotografen“ (das meine ich hier übrigens keinesfalls abwertend), der zur Erinnerung an Erlebtes und Gesehenes in erster Linie an schnellen, möglichst scharfen, bunten und kontrastreichen Bildern auf Papier oder fürs Internet interessiert ist.

Wenn Sie dagegen eine digitale Spiegelreflexkamera kaufen, hält man Sie für einen „echten Amateur“, der seine Bilder evtl. ausgiebig nachbearbeiten und auf unterschiedliche Medien hin optimieren will. Diese Kunden sind mit nur schwach oder gar nicht in der Kamera bearbeiteten Bildern – bei denen Schärfung, Sättigung, Kontrast und Komprimierung geringer sind – oft besser beraten.

Als Besitzer einer „Bridge“ sitzen Sie quasi zwischen den Stühlen. Die meisten Digitalkameras können aber für beide obengenannten Nutzertypen (und die Mischformen) optimiert werden. Dazu kann man in den Grundeinstellungen z. B. den Kontrast, die Farbsättigung und die kamerainterne Schärfung intensivieren oder reduzieren. Der Einfachheit halber kann man sich merken, dass „Knipser“ mit hohen Einstellungen gut zurechtkommen, während „Amateure“ diese Werte besser reduzieren.

Bei Kameras, die im RAW-Modus die von der Kamera unbeeinflussten Sensordaten aufzeichnen können, nutzen Amateure am besten diesen Bilddateityp, da dann alle Nachbearbeitungen am heimischen Computer an den ursprünglichen (von der Kameraelektronik unverfälschten) Sensorinformationen vorgenommen werden können. Diese Dateien weisen oft einen höheren Kontrastumfang mit feineren Abstufungen für Helligkeiten und Farben auf. Ein besseres Ausgangsmaterial für (auch umfangreiche) Manipulationen an den Bildern gibt es nicht.

Die Gelegenheitsfotografen dagegen sollten als Dateityp besser JPEG einsetzen, da das RAW-Format erst umgewandelt werden muss, um daraus Fotos auf Papier oder Bilder fürs Internet oder die Diashow zu gewinnen.

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Hier sehen Sie die möglichen Grundeinstellungen zu Dateityp und Kompression bei einer Canon 400D.

Falls Sie JPEG benutzen, sollten Sie an dieser Stelle auch die Kompression der Bilder und die vorgewählte Pixelzahl kontrollieren. Speicherkarten sind mittlerweile auf das Bild umgerechnet preiswerter als früher das entsprechende Diafilmmaterial (inkl. Entwicklung und Rahmung). Sie sollten hier also nicht unnötig geizen. Die volle Pixelzahl und möglichst schwache Kompression bieten (nach RAW) die besten Voraussetzungen für Ausschnitte und Großvergrößerungen und lassen auch noch einige Nachbearbeitungsschritte zu.

Das JPEG-Format bietet nicht nur Nachteile. Mit der schnellen Verfügbarkeit dieses weitverbreiteten Dateityps hat es auch einige Vorteile, auf die Sie als RAW-Fotograf aber nicht unbedingt verzichten müssen. Wenn Sie, was bei einigen Kameras möglich ist, RAW und JPEG als Speicherformat wählen, können Sie die Bilder später ohne weitere Bearbeitung direkt ausbelichten lassen oder als Diashow am TV ansehen oder an andere weitergeben. Das ist praktisch, wenn Sie im Urlaub nicht Ihren RAW-Konverter zur Verfügung haben. Und trotzdem besitzen Sie zusätzlich die RAW-Daten, z. B. um stärkere Veränderungen von Helligkeit oder Kontrast vornehmen zu können.

Einige (leider nur wenige) Kameras können auch nachträglich noch RAW-Dateien in JPEGs umwandeln. Theoretisch könnte diese Funktion sogar per Firmware bei bereits gekauften Kameras nachgerüstet werden, fragen Sie doch einmal Ihren Hersteller.

2. Kameratransport und -sicherung

Die Kamera sollte beim Transport in erster Linie vor zwei Gefahren geschützt werden: zum einen vor Diebstahl, zum anderen vor Beschädigung.

Vor Diebstahl ist die Kamera am besten geschützt, wenn sie unsichtbar, zumindest aber unscheinbar ist. Fototaschen, die durch Form, Farbe oder Größe den Träger als „Profi“ ausweisen, rufen viel eher die Begehrlichkeiten unehrlicher Mitmenschen hervor als unscheinbare „Turnbeutel“. Breite Kameragurte mit „Digital“-Aufdruck signalisieren auch dem unerfahrenen Gelegenheitsdieb, dass es sich um modernes und damit vermutlich wertvolles Fotogerät handelt. Diese breiten Gurte sind schwer zu bändigen, so dass sie oft im Weg sind. Einen schmalen Gurt dagegen kann man um das Handgelenk schlingen; die Kamera ist so zusätzlich gesichert, und der Gurt muss nicht mehr störend herumhängen. Diese schmalen Kameragurte, wie sie früher jeder Kamera mitgegeben wurden, kann man oft für wenig Geld in den Wühlecken des Fotohandels finden. Zum Transport sollte man die Kamera natürlich schützen, doch sollte der Schutz nicht beim schnellen Zugriff zum Fotografieren behindern. Die „Bereitschaftstaschen“ früherer Zeiten, die zuverlässig das schnelle Bild verhindern konnten, sind zwar anscheinend „uncool“ und sterben glücklicherweise langsam aus. Aber auch andere Behältnisse, die oft nur dazu geeignet sind, die Kamera allein (ohne Zubehör) zu transportieren, können den Zugriff verlangsamen.

Ich packe die Kamera, von Situationen mit widrigen Umweltbedingungen abgesehen, immer nur dann in die Tasche oder den Rucksack, wenn ich nicht mehr fotografieren will. In den anderen Situationen versuche ich, sie in den Fotografierpausen so am Körper zu fixieren, dass sie nicht weiter stört und vor allem auch bei schnellen Bewegungen nirgendwo anstoßen kann. Dazu hänge ich den Gurt über die rechte Schulter und lasse die Kamera mit dem Display vom Körper abgewandt mit dem Objektiv zu meinem Rücken zeigen. Der Gurt ist dabei so kurz, dass die Kamera auf Höhe meines Ellbogens ist, der das Gehäuse dann gegen meine Seite drückt. Da das Display vom Körper abgewandt ist, wird es durch den Ellbogen geschützt. (Vorsicht bei Jacken mit Belüftungen unter den Armen – deren Reißverschlüsse können das Display zerkratzen.)

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So können die Kamera und vor allem das Objektiv nicht so leicht anecken. Ganz ähnlich, aber nicht ganz so unauffällig und mit stärker baumelnder Kamera funktionieren einige Gurte wie der „R-Strap“ und der „Sniper“.

Das Objektiv liegt auf diese Art beim Transport in meinem Rücken, es ragt nicht an der Seite hervor und kann so auch bei schnellen Drehungen oder ähnlichen Bewegungen nicht gegen Hindernisse stoßen. Auch Objektive mit längerer Brennweite lassen sich auf diese Art einigermaßen sicher transportieren.

3. Automatik regeln

Die Belichtungsmessung (und -einstellung) ist neben der Wahl der richtigen Brennweite und Fokussierung eines der wichtigsten technischen Gestaltungsmittel des Fotografen.

Bilder können bewusst zu niedrig (oder zu stark) belichtet werden, sei es, um bestimmte Stimmungen zu erzeugen oder zu intensivieren, sei es, um in Zusammenarbeit mit einer Anpassung in der Bildbearbeitung bessere Ergebnisse als bei vermeintlich optimaler Belichtung zu erzielen (mehr dazu später).

Zum Thema Belichtung kann man ganze Bücher verfassen; in dieser Sammlung von Tipps und Tricks werde ich es nur kurz streifen. Wenn Sie das Thema vertiefen wollen, empfehle ich Ihnen mein Buch „Der große humboldt Fotolehrgang“. Oder besuchen Sie einen meiner Fotoworkshops (www.fotoschule-ruhr.de).

Die Belichtung steuert in erster Linie die Helligkeit des Bildes. Dazu gibt es zwei „Regler“, die Blende und die Belichtungszeit. Vereinfacht kann man den Vorgang mit dem Füllen eines Wasserglases vergleichen: Je weiter der Wasserhahn geöffnet wird, d. h. je stärker der Zufluss ist, desto kürzer ist die Zeit, die zum Füllen des Glases benötigt wird – und umgekehrt. Entsprechend verhält es sich bei der Belichtung: Je schwächer der Lichtzufluss, desto länger die benötigte Belichtungszeit.

Die Helligkeit des Motivs können wir mit dem Wasserdruck in der Leitung vergleichen. Ist es sehr hell, ist also der „Wasserdruck“ des Lichtes hoch, gelangt bei gleicher Öffnung des Wasserhahns (der Blende) mehr Licht zum Sensor. Gehen wir im Folgenden der Einfachheit halber davon aus, dass sich die Motivhelligkeit nicht ändert.

Die zufließende Lichtmenge können Sie mit der sogenannten Blende regeln. Je weiter diese geöffnet ist, desto mehr Licht gelangt in den Fotoapparat. Eine weite Öffnung wird durch eine niedrige Blendenzahl angezeigt, Blende 2 ist deshalb viel weiter geöffnet als Blende 22. Die Skala der klassischen Blendenzahlen reicht von weit jenseits der 32 bis unter die 1.

… – 1 – 1.4 – 2 – 2.8 – 4 – 5.6 – 8 – 11 – 16 – 22 – 32 – …

Bei jedem Sprung nach rechts halbiert sich die Lichtmenge. Vorsicht, die meisten Digitalkameras zeigen nicht nur diese vollen Stufen, sondern auch halbe und Drittelstufen an (achten Sie auf die Zahlenwerte). Um die Lichtmenge zu halbieren, müssen Sie dann zum Einstellen die Blende um drei Drittelschritte schließen.

Je stärker der Zufluss des Lichtes zum Sensor, desto kürzer muss es sich für eine richtige Belichtung auswirken. Eine weite Öffnung (niedrige Blendenzahl, statt 11 z. B. 8) führt so zu einer kurzen Belichtungszeit, eine kleine Öffnung zu einer langen. Auch die Belichtungszeit wird so angegeben, dass von einem vollen Wert zum nächsten die Lichtmenge halbiert bzw. verdoppelt wird. Sie wird in (Bruchteilen von) Sekunden angegeben, von jenseits der vollen Sekunde bis hin zu kleinsten Einheiten.

… 1 – 1/2 – 1/4 – 1/8 – 1/15 – 1/30 – … –1/4000 – 1/8000 – …

Meist werden die Zahlen aber nicht als Bruch geschrieben, so dass man nur den Nenner des Bruchs zu sehen bekommt. So lautet die Reihe von der recht langen 1/15- bis zur sehr kurzen 1/8000-Sekunde:

… – 15 – 30 – 60 – 125 – 250 – 500 – 1000 – 2000 – 4000 – 8000 – …

Vorsicht: Auch die Belichtungszeiten werden von den meisten Kameras in halben oder Drittelschritten angezeigt, auch hier müssen Sie zum Einstellen drei Drittelschritte gehen, um die Lichtmenge zu halbieren.

Sie können also mit unterschiedlichen Blenden- und Zeiteinstellungen die gleiche Belichtungsintensität auf dem Aufnahmesensor der Kamera erzielen: Mit weit geöffneter Blende und kurzer Zeit kommt genauso viel Licht an wie mit geschlossener Blende und entsprechend verlängerter Belichtungszeit.

Die Lichtmenge (und damit die Bildhelligkeit) ist so jeweils die gleiche, aber die Bilder sehen trotzdem unterschiedlich aus. Denn durch die Veränderung der Blende verändert sich auch die Schärfentiefe. Mehr dazu in Tipp 12. Und auch die Belichtungszeit beeinflusst mehr als nur die Helligkeit des Bildes (Zum Thema Bewegungsunschärfe und Verwacklung siehe Tipp 5 und 6).

Wann ist das Bild richtig belichtet? Der Belichtungsmesser der Kamera (der auch die Grundlage für die automatische Belichtungseinstellung ist) geht von einem Motiv mit durchschnittlicher Helligkeit aus. Ob in dem Motiv einzelne Bereich nach oben der unten abweichen, ist dabei egal, solange die Summe der Helligkeiten in etwa „mittelhell“ ist. Der Belichtungsmesser gibt dann Werte an, die im Ergebnis zu einem mittelhellen Bild führen. Wenn der Durchschnitt der Motivhelligkeiten diesem „Mittelhell“ entspricht, kommt der Belichtungsmesser in der Regel zu guten Ergebnissen.

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v.l.n.r.: 2 Stufen unterbelichtet, richtig belichtet, 2 Stufen überbelichtet

Weicht das Motiv aber von den Vorgaben ab, so wird der Belichtungsmesser falsche Werte liefern. Egal, ob das Motiv „Weiß in Weiß“ (Schneeaufnahme, Detail eines Brautkleides, Wolkenformation etc.) oder „Schwarz in Schwarz“ ist – der Belichtungsmesser gibt Werte für ein mittelhelles Ergebnis. Im einen Fall ist das Foto also zu dunkel, im anderen Fall zu hell.

Zu analogen Zeiten war es ziemlich schwer, die Belichtung zu beurteilen, weil die (oft auch noch nachträglich vom Labor beeinflussten) Ergebnisse erst nach mehreren Tagen oder gar Wochen vorlagen. Heute zeigt Ihnen schon das Display das Belichtungsergebnis, zudem helfen Ihnen bei vielen Kameras die Clipping- oder die Histogrammanzeige.

Erstere zeigt Ihnen durch Blinken die reinweißen (und bei manchen Kameras zusätzlich die reinschwarzen) Bildbereiche, also die Stellen, die im fertigen Bild ohne Zeichnung schwarz bzw. weiß sind. Bei einer Lampe oder der Sonne ist es nicht schlimm, wenn sie reinweiß werden. Ein Brautkleid oder eine von der hinter Ihnen stehenden Sonne beleuchtete Schönwetterwolke dagegen sollte nicht struktur- und zeichnungslos im einheitlichen Weiß untergehen. Davor warnt Sie diese Clippinganzeige, die solche reinweißen Stellen mit Blinken markiert.

Um die Belichtung anzupassen, können Sie das automatisch belichtete Bild mit einer Veränderung des Korrekturwertes bewusst um eine oder mehrere Stufen (Zeit- und/oder Blendenstufen) unterbelichten, damit die Zeichnung, d. h. die Struktur im hellen Bereich, erhalten bleibt. Mittlere und dunklere Helligkeiten werden dann natürlich auch dunkler, doch können Sie diese in der Bildbearbeitung nachträglich selektiv anheben.

Die ganz dunklen Bereiche, die durch die „Unterbelichtung“ im zeichnungslosen Schwarz verschwunden sind, lassen sich aber auch mit der Bildbearbeitung nicht retten. Die meisten Betrachter kommen jedoch mit solchen „zugelaufenen“ Schatten besser zurecht als mit „ausgefressenen“ Lichtern, so dass diese Konsequenz der bewussten „Unterbelichtung“ meist nicht so schlimm ist.

Das zweite Hilfsmittel, die Belichtung zu beurteilen, ist das Histogramm. Damit können Sie die Helligkeitsverteilung im Bild recht genau ablesen. Von ganz links – schwarz – bis ganz rechts – weiß – werden die (Flächen-)Anteile jeder Helligkeitsstufe am fertigen Bild in Form eines Diagramms angezeigt. Berge bedeuten, dass viele Pixel die dazugehörige Helligkeit haben, Täler deuten auf eine geringe Häufigkeit des dazugehörigen Tonwerts hin.

Wenn Sie im Motiv alle Helligkeiten von Schwarz bis Weiß haben, aber im Histogramm die Anzeige erst bei mittleren Werten beginnt und sich zum Rand hin starke Spitzen zeigen, ist das Bild entweder unterbelichtet (Spitzen links, leere Bereiche rechts) oder überbelichtet (Spitzen rechts, leere Bereiche links).

4. Manuell steuern

Wenn die Helligkeit nach der Anzeige im Display, nach Clipping oder nach Histogramm von Ihren Wünschen abweicht, können Sie das in den verschiedenen Belichtungsautomatiken durch die Eingabe von Korrekturwerten regulieren.

Aber bei jeder Veränderung der durchschnittlichen Helligkeit des von Ihnen fotografierten Motivbereichs (z. B. weil Sie beim Foto des Brautpaares mal etwas mehr von der Braut im weißen Kleid und mal etwas mehr vom Bräutigam im dunklen Anzug im Bild haben) reagiert die Automatik auf die geänderte durchschnittliche Helligkeit mit unterschiedlichen Einstellungen, die alle unterschiedlich stark vom eigentlichen Optimum abweichen.

Das Optimum im obengenannten Beispiel wäre wohl ein möglichst helles, aber nicht reinweiß ausgefressenes Brautkleid. Kommt mehr vom Bräutigam (dunkel) ins Bild, steuert die nach mittelhell strebende Automatik mit intensiverer Belichtung gegen; kommt mehr von der Braut (hell) ins Bild, reguliert die Automatik in Richtung minus. Im ersten Fall würde das Kleid zu hell, ausgefressene Stellen wären das Ergebnis, im zweiten Fall wäre das Kleid nur grau.

Beides ist unerwünscht, und so müsste bei Automatikeinsatz jedes Bild einzeln mit einem unterschiedlichen Korrekturwert so angepasst werden, dass das Brautkleid zwar recht hell, aber nicht ausgefressen ist. Die Automatik ist in solchen Situationen alles anders als einfach und schnell, es ist stattdessen eine ständige Überprüfung und Korrektur nötig.

Sie können das Problem leicht erfassen, wenn sie eine weiße, eine graue und eine schwarze Pappe formatfüllend fotografieren. Alle drei Bilder werden von der Automatik ohne Korrektur in ungefähr der gleichen Helligkeit abgebildet, doch nur die mittelgraue Pappe ist richtig belichtet.

Wenn Sie in so einem Fall nicht die Automatik nutzen, sondern einfach nur die Belichtung manuell fest einstellen, können Sie ohne weitere Korrektur ganz unterschiedliche Ausschnitte fotografieren und trotzdem immer das Bild so belichtet haben, dass das Brautkleid zwar hell, aber nicht ausgefressen ist. Mit solch einer festen Einstellung der Belichtung können Sie in vielen Situationen „automatischer“ fotografieren als mit der Belichtungsautomatik; denn erst wenn die Beleuchtung sich ändert, müssen Sie neu messen und einstellen.

Wenn möglich stellen Sie die Belichtung (inkl. Überprüfung der Einstellung per Testbild und Kontrolle der Clippinganzeige bzw. des Histogramms) immer dann neu ein, wenn sich die Beleuchtung ändert und Sie eventuell bei dieser Beleuchtung fotografieren wollen. So kann dann nach dieser Vorratsmessung und -einstellung schon der erste „Schuss“ sitzen, während die Automatik dann noch kräftig danebenliegen kann.

Um die richtige Belichtung manuell einzustellen, können Sie die von der Automatik eingestellten Werte testweise im M-Modus übernehmen. Oder Sie versuchen direkt, die passenden Kombinationen von Zeit und Blende durch die Anzeige des Belichtungsmessers zu ermitteln. Zeigt dieser Belichtungsmesser auf „0“, haben Sie den Wert eingestellt, der nach seiner Messung zu einem richtigen (also mittelhellen) Ergebnis führt. Ist Ihr Motiv im Durchschnitt aber heller als „mittelhell“, sollte auch das Bild heller werden. Sie können also gleich die Belichtungseinstellung in Richtung plus anpassen, zum Beispiel auf „+1“. Umgekehrt können Sie vorgehen, wenn Ihr Motiv im Durchschnitt dunkler als „mittelhell“ ist und das Bild deshalb auch dunkler sein soll.

Wenn Sie auf diese Art ein Wertepaar für Zeit und Blende ermittelt haben, können Sie je nach gestalterischen Vorlieben daraus auch andere Wertepaare ableiten. Wenn Sie die Blende weiter schließen wollen, müssen Sie die Belichtungszeit entsprechend verlängern; wenn Sie lieber eine kürzere Zeit hätten, müssen Sie die Blende öffnen. Welchen Einfluss das auf die Gestaltung hat, sehen wir in den nächsten Tipps, zuerst auf die Belichtungszeit, dann auf die Schärfentiefe bezogen.

5. Bewegungsdarstellung beeinflussen

Mit der Belichtungszeit können Sie die Wiedergabe von Bewegung im Bild steuern. Kurze Zeiten frieren auch schnelle Bewegungen ein, lange Belichtungszeiten können auch langsame Bewegungen rasant aussehen lassen.

Aus der Skala der Belichtungszeiten können Sie viele verschiedene nutzen. Sie müssen nur je nach Beleuchtung Ihres Motivs zum Ausgleich die Blende öffnen oder schließen (oder die Empfindlichkeit, die ISO-Einstellung der Kamera, anpassen).

Wenn Ihre Belichtungsmessung Blende 11 und 1/125 ergab, können Sie genauso gut die Zeit um zwei volle Stufen über 1/60 auf 1/30 verlängern, müssen dann aber statt Blende 11 den Wert über Blende 16 auf Blende 22 verändern. Zum Ausgleich der längeren Belichtung schließen Sie die Blende um zwei Stufen. Nun haben Sie eine recht lange Belichtungszeit, bei der ein durch das Bild fahrender Radfahrer je nach Abstand und tatsächlicher Geschwindigkeit ziemlich verwischt aussehen kann. Das wirkt dann, als sei er sehr schnell unterwegs gewesen.

In der gleichen Situation könnten Sie aber auch die Belichtungszeit von 1/125 über 1/250, 1/500, 1/1000, 1/2000 um fünf Stufen auf 1/4000 verkürzen. Zum Ausgleich müssen Sie dann die Blende um fünf Stufen öffnen, also von Blende 11 auf 8, 5.6, 4, 2.8, und schlussendlich Blende 2. Dann ist die Belichtungszeit so kurz, dass der Radfahrer auf der Stelle zu stehen scheint. Durch solche kurzen Belichtungszeiten können Sie auch schnelle Bewegungen einfrieren.

6. Verwacklung verhindern

Auch die Erkennbarkeit einer (ungewollten oder gewollten) Kamerabewegung wird durch die Belichtungszeit beeinflusst. Je länger die Zeit wird, desto schneller werden die Aufnahmen verwackelt. Wenn während der Belichtung die Kamera selber (wenn auch nur ganz leicht) bewegt wird, fällt das Licht von einem Punkt des Motivs nicht nur auf einen Punkt des Sensors (oder Films), sondern bewegt sich über einen Bereich. So kann kein scharfes Abbild entstehen.

Beim manchen Sportaufnahmen kann eine besondere Art des Verwackelns bewusst eingesetzt werden, um per „Mitzieher“ das Hauptmotiv scharf, den unbewegten Hintergrund aber unscharf zu haben. Doch meist sind solche Unschärfen durch Kamerabewegung unerwünscht. Deshalb ist es wichtig, die Grenze des Verwackelns zu kennen. Je nach Situation kann die Zeit, bei der man verwackelt, unterschiedlich sein. Neben den „weichen“ Faktoren wie Kamerahaltung und körperlicher Verfassung (nach einem 100-m-Sprint ist es schwieriger, die Kamera ruhig zu halten) spielen auch „harte“ eine Rolle.

Am wichtigsten ist dabei die Brennweite bzw. der abgebildete Bildwinkel. Je kleiner dieser abgebildete Ausschnitt des Motivs, desto stärker werden Details vergrößert. Und je größer die Bilddetails werden, desto stärker macht sich deren Unschärfe durch das Verwackeln bemerkbar. Je enger also der Bildwinkel ist („Tele“, „ranzoomen“), desto schneller verwackelt man.

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Dieser Bildwinkel ist bei gleichem Bildformat abhängig von der Brennweite. Bei Aufnahmen auf das in der analogen Zeit weit verbreitete Kleinbildformat nahm man die Brennweite und bildete den Kehrwert (aus 24 mm Brennweite wurde 1/24, aus 180 mm Brennweite 1/180). Das war die jeweils längste Zeit, die man unter normalen Bedingungen noch ohne Verwackeln belichten konnte. Auf diese Art hat man früher die Brennweite zur Berechnung der Verwacklungsgrenze heranziehen können.

Da die Digitalkameras aber oft kleinere Sensoren als das Kleinbildformat haben, wirken sich die Brennweiten hier mit einem unterschiedlichen Bildwinkel aus. Um dies zu berücksichtigen, muss man die tatsächliche Brennweite vor der Kehrwertbildung mit dem sogenannten Cropfaktor multiplizieren; man erhält dann die „kleinbildäquivalente“ Brennweite. Der Cropfaktor beträgt bei den meisten digitalen Spiegelreflexkameras 1,5; eine Ausnahme bilden Canon (1,6) und Olympus (2,0). Einzig die Werte der wenigen digitalen „Vollformatkameras“ braucht man nicht zu korrigieren. Bei digitalen Kompakt- und Bridgekameras sind Werte zwischen 2 und 8 möglich, da hilft nur noch ein Blick in die technischen Angaben des Herstellers.

Wenn die Zeit länger wird als der Kehrwert der „kleinbildäquivalenten“ Brennweite, können Sie die Blende öffnen und/oder die Empfindlichkeit (den ISO-Wert) der Kamera erhöhen und/ oder mehr Licht auf das Motiv geben (evtl. per Blitz), um eine kürzere Belichtungszeit zu erhalten. Wenn das aber nicht geht und sich an der Belichtungszeit nichts ändern lässt, müssen Sie versuchen, die Kamera so ruhig zu halten wie möglich.

Eine gute Haltung der Kamera ist wichtig. Bei den Spiegelreflextypen sollten Sie versuchen, das Objektiv in die linke Handfläche zu legen, so dass Daumen und Zeigefinger vom Körper weg zeigen und die vorderen Bereiche des Objektivs umfassen können. Mit der rechten Hand halten Sie dann den rechten Teil der Kamera, der oft schon wie ein Handgriff ausgebildet ist (siehe Abb. linke Seite). Für ein Hochformat drehen Sie die Kamera einfach (von hinten gesehen) gegen den Uhrzeigersinn in der linken Hand, so das die rechte Hand jetzt nach oben wandert. Wenn Sie dann noch die Ellbogen an den Körper nehmen, mit leicht gespreizten Beinen stehen und während des ruhigen Ausatmens den Auslöser sanft drücken, können Sie womöglich ein oder zwei Zeitstufen gewinnen. Sie können auch versuchen, die Kamera irgendwo abzulegen oder abzustützen, am besten natürlich mit Hilfe eines stabilen Stativs.

Einige andere Wege, z. B. die Kamera zu fixieren, finden Sie in den folgenden Tipps und Tricks.

7. Beanbag

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Im Notfall und mit etwas Phantasie kann man sogar die Improvisationslösung Beanbag improvisieren.

Statt eines Stativs kann man sich oft auch mit einem „Beanbag“ behelfen. Dabei handelt es sich um einen flachen Stoff- oder Lederbeutel, der mit Bohnen oder Reis oder Bucheckern oder Sand oder … gefüllt wird. Die Abmessungen sollten so gewählt werden, dass die Kamera sich bequem darauf ablegen lässt. Der Beutel darf nicht prall gefüllt werden, damit die Kamera in den Beutel hineingedrückt und auf diese Art ausgerichtet werden kann. Wenn das Füllmaterial klein, aber rau ist, behält der Beutel die Form bei, die Kamera lässt sich dadurch ausrichten und behält die Position ohne zu verwackeln bei.

8. Fadenstativ

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Ein Fadenstativ kann man, siehe die Abbildung rechts, um das Objektiv legen. Die etwas elegantere Lösung besteht in einer Stativschraube mit Öse, wie sie zu einigen Wechselplatten gehören.

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Wenn keine Möglichkeit besteht, die Schnur am Stativgewinde zu befestigen, können Sie sie um das Objektiv legen. Bei Kompaktkameras legen Sie die Schnur evtl. besser um das Kameragehäuse.

Eine weitere Alternative zum klassischen Stativ mit etwas anderen Anwendungsfällen als beim Beanbag ist das Fadenstativ. Dazu muss an einer Stativschraube – oder im Notfall mit einer Schlaufe um das Objektivbajonett – ein Bindfaden befestigt werden. Diese Schnur muss so lang sein, dass Sie bei ausgerichteter Kamera mit einem Fuß auf das andere Ende treten können. Wenn Sie die Kamera dann vorsichtig gegen das Band drücken, können Sie sie so stabilisieren. Mit etwas Übung kann man auf diese Art die längstmöglichen Belichtungszeiten um zwei oder drei Stufen steigern. Wenn man zwei Fäden anbringt und die Enden mit beiden Füßen fixiert, ist die Kamera sogar in zwei Richtungen stabilisiert.

Eine Abwandlung des Fadenstativs nutzt den Tragegurt der Kamera. Legen Sie sich diesen um den rechten Unterarm und Ellbogen und spannen Sie damit die Kamera gegen die rechte Hand.

9. Dauerfeuer kontra Verwackeln

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Einzelbild – Serienbild

Als Gegenmaßnahme gegen das bei längeren Belichtungszeiten drohende Verwackeln gibt es verschiedene Verfahren, die zum Teil in den vorhergehen Tipps erklärt wurden. Doch was tun, wenn Sie all das nicht zur Verfügung haben oder nicht anwenden können? Dann können Sie versuchen, die Kamera auf „Dauerfeuer“ um zuschalten.

Befindet sich die Kamera im Einzelbildmodus, muss für jedes Bild der Auslöser neu gedrückt werden. Und jedes Drücken des Auslösers erhöht die Gefahr einer unerwünschten Kamerabewegung.

Wenn die Kamera dagegen im Serienbildmodus ist, also auf Dauerfeuer steht, können Sie den Auslöser gedrückt halten, und die Kamera löst weiter ununterbrochen aus, bis der Speicher voll ist. Auf diese Art können Sie mehrere Bilder hintereinander schießen, ohne dass der Auslöser immer wieder neu gedrückt werden muss. Die Kamera können Sie so ruhiger halten, unbeabsichtigte Bewegungen werden vermieden, und die Wahrscheinlichkeit, dass eines der Bilder aus der Serie unverwackelt ist, steigt.

10. Fernauslöseranschluss selbst bauen

Bei langen Belichtungszeiten benötigen Sie nicht nur einen stabilen Halt für die Kamera. Sie müssen sie auch möglichst erschütterungsfrei auslösen.

Früher konnte man dazu an fast allen Kameras einen Drahtauslöser anschließen, doch die entsprechenden Buchsen sind vielfach weggefallen. Einige Hersteller packen ihren Kameras Ersatz in Form von infrarotgesteuerten Fernauslösern bei, doch das ist leider die Ausnahme. Die meisten bieten (oft nur kabelgebundene) Fernauslöser im Zubehör an, zu recht hohen Preisen. Man kann zwar über das Internet Produkte von nicht markengebundenen Anbietern beziehen, aber nicht für jedes Kameramodell. Und angesichts des Preises lohnen sie sich nur, wenn man den Fernauslöser häufig einsetzt.

Für einige Kompaktkameras gibt es so überhaupt keinen Fernauslöser. Aber man kann sich selbst einen bauen: mit etwas Gummiband, dem Verschluss einer Plastikflasche, einem kleinen Handbohrer, Heißkleber und einem alten Drahtauslöser.

11. Selbstauslöser einsetzen

Stellen Sie die Kamera auf Selbstauslöser ein (er wird meist durch eine Art Uhrensymbol dargestellt). Falls Sie aus unterschiedlichen Vorlaufzeiten wählen können, dürfen Sie meist ruhig die kürzere (2 Sekunden) wählen. Dadurch ist die Veränderung im Motiv zwischen dem Druck auf den Auslöser und der Entstehung des Fotos nicht so groß.

Richten Sie die Kamera mit dem (improvisierten?) Stativ aus und drücken Sie den Auslöser, möglichst ohne die Kamera zu bewegen. Nun läuft die Vorlaufzeit ab, oft signalisiert durch ein (gelegentlich leider recht störendes) rotes Blinklicht an der Vorderseite des Fotoapparates, bis dann die Aufnahme erfolgt.

12. Schärfentiefe steuern

Die Schärfe im Bild liegt je nach gewählter Blende und Brennweite nicht nur in einem schmalen Streifen im Motiv, sondern kann sich auch über einen großen Entfernungsbereich von vorn nach hinten erstrecken. Diese Ausdehnung der Schärfe wird (bei sonst unveränderten Bedingungen) über die Blende gesteuert. Ist die Blende weit geöffnet, ist die Schärfentiefe klein, ist sie stark geschlossen, ist der Bereich der Schärfentiefe groß. Bei Blende 2 ist die Schärfentiefe also kleiner als bei Blende 22.

Auch die Brennweite hat einen Einfluss auf die Schärfentiefe: Bei langen Brennweiten („Teleobjektiv“) ist die Schärfentiefe kleiner als bei kurzen Brennweiten („Weitwinkel“).

Die Aufnahmeentfernung hat ebenfalls Einfluss auf die Schärfentiefe; je näher man dem fokussierten Hauptmotiv kommt, desto geringer ist die Schärfentiefe.

Die Sensor- oder Filmgröße regelt ebenfalls die Schärfentiefe. Je kleiner der Sensor ist, desto größer ist auch die Schärfentiefe. Bei den kompakten Digitalkameras ist der Sensor oft sehr klein. Die Schärfentiefebereiche sind deshalb sehr groß und die Übergänge zwischen scharf und unscharf in der Regel sehr weich. Mit diesen Kameras ist es schwer, ein scharf dargestelltes Objekt vor einem komplett unscharfen (und damit nicht mehr vom Hauptobjekt ablenkenden) Hintergrund abzulichten. Diese klassische Technik für Porträts lässt sich mit diesen Kameras nicht so ohne weiteres anwenden.

Dafür kann man aber Makrofotos mit riesigem Schärfetiefenbereichen machen, wie sie früher undenkbar waren. Diese einfach zu erreichenden Schärfetiefen führten vor einigen Jahren zu einem wahren Boom in der Makrofotografie.

Doch wie groß ist nun die Schärfentiefe? Während man früher an fast jedem Objektiv diese Bereiche ablesen konnte, sind die entsprechenden Skalen in der Zeit der Autofokusfotografie im Aussterben begriffen. Man findet sie nur noch an ganz wenigen Objektiven. Doch es gibt Hilfen, die in den folgenden Tipps beschrieben werden.

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Der Übergang von scharf zu unscharf kann sehr abrupt oder auch langsam fließend sein; bei kurzen Brennweiten und/oder kleinen Sensoren und/oder stark geschlossenen Blenden ist der Übergang viel weicher. Dass gerade diese Art des Übergangs für die Bildgestaltung von großer Bedeutung ist, wird von vielen Fotointeressierten beim Einsatz der Hilfsmittel übersehen.

Leider lässt sich dieser Übergang nicht in der Tabelle ablesen. Sie werden also auch mit perfekt berechneten Schärfentiefeskalen nicht um das Sammeln eigener Erfahrung herumkommen.

13. Abblendtaste

Bei den digitalen Spiegelreflexkameras wird die Blende erst im Moment der Aufnahme auf den für das Bild gewählten Wert geschlossen. Vorher ist das Sucherbild wegen der ganz geöffneten Blende zwar schön hell, aber man kann die Schärfentiefe nicht beurteilen. Viele Kameras besitzen deshalb eine sogenannte Abblendtaste. Wenn Sie diese drücken, wird die Blende auf den Aufnahmewert geschlossen, und Sie können im Sucher die Ausdehnung der Schärfe erahnen. Zu Anfang fällt es dabei schwer, die Veränderung im Sucher, der sich stark verdunkelt, zu erkennen.

Fokussieren Sie deshalb zum Ausprobieren ein hell beleuchtetes und einzeln stehendes Motiv im nahen Vordergrund vor einem weit entfernten ebenfalls hell beleuchteten Hintergrund an (z. B. an einem sonnigen Tag einen einzelnen ins Bild hängenden Ast mit Blättern in 0,5 m bis 1 m Entfernung vor einem Baum in 10 m Entfernung).

Schließen Sie die Blende auf 16 oder gar 22. Drücken Sie die Abblendtaste (das Sucherbild wird dunkler werden) und beobachten Sie den Hintergrund, der schärfer als vorher abgebildet werden sollte.

Aufgrund der Abdunklung des Sucherbildes und der geringen Vergrößerung im Sucher kann man die Schärfentiefe so aber nur erahnen. Man sieht die Wirkung der Schärfentiefe, doch die präzisen Grenzen des scharfen Bereiches sind nicht zu erkennen.

Mit der Abblendtaste können Sie im Sucher einer Spiegelreflexkamera die Wirkung der Schärfentiefe erahnen, die genauen Scharf-/Unscharfgrenzen lassen sich damit aber nicht erkennen.

14. Schärfentieferechner

Im Internet finden Sie an unterschiedlichen Stellen kleine Programme, die anhand einiger Angaben die exakten Grenzen des Schärfentiefebereichs berechnen. Aber Vorsicht, nicht alle dieser Rechner sind für alle Kameraarten (oder besser: Sensorgrößen) geeignet. Mit der passenden Formel (die Sie auf der nächsten Seite finden) können Sie die Ausdehnung der Schärfentiefebereiche in einer Tabellenkalkulation aber auch selber berechnen.

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Nahpunkt der Schärfentiefe:

Beispiel*:

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Fernpunkt der Schärfentiefe:

Brennweite2 x Entfernung

Brennweite2 – (Blende x Zerstreuungskreis x (Entfernung – Brennweite))

Beispiel*:

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*  Brennweite 50 mm, Entfernung 5000 mm, Zerstreuungskreis 0,03 mm, Blende 11): Die Schärfentiefe reicht bei einem Zerstreuungkreis von 0,017 mm (für Digitalkamera mit Crop 1,5 bzw. 1,6 bei hohem Schärfeanspruch geeignet) einem Aufnahemabstand von 5 m (5000 mm) und Blende 11 von 3,65 m bis 7,94 m.

Der Zerstreuungskreis ist abhängig von der Sensorgröße und beträgt bei Kleinbild ungefähr 0,03 mm. Bei digitalen Spiegelreflexkameras beträgt er 0,02 mm (1,5er Crop) bzw. 0,0185 mm (1,6er Crop).

15. Schärfentiefeskalen

Für den Einsatz an Ort und Stelle sind solche Rechner eher ungeeignet, denn wer hat schon immer einen Computer dabei? Stattdessen setzt man in solchen Situationen häufig Tabellen ein, die man zum Teil bei den oben angeführten Rechnern herunterladen und ausdrucken kann.

Eine derartige Tabelle ist nicht besonders gut abzulesen, deshalb bevorzuge ich Rechenscheiben. Solche Rechenscheiben für unterschiedliche Kameratypen (Cropfaktor 1, 1,5, 1,6 und 2) können Sie sich von der Website zu diesem Buch laden.

16. Nicht weiter abblenden als nötig

Aus den vorherigen Tipps könnte man den Eindruck gewinnen, dass man die Blende am besten so weit wie möglich schließt, wenn man viel Schärfentiefe will. Doch das wäre falsch. Durch das Schließen der Blende schleicht sich eine gleichmäßige Unschärfe ins Bild, die sogenannte Beugungsunschärfe. Meist beginnt sie hinter den „mittleren“ Blenden, im Bereich digitaler Spiegelreflexkameras also jenseits der 11 oder 16.

Doch wenn die Sensoren sehr klein und die Brennweiten sehr kurz werden, kann die Beugung schon früher stören. Viele digitale Kompaktkameras lassen sich deshalb nicht weiter als bis Blende 8 abblenden.

Bei der Einstellung auf die hyperfokale Distanz (von der gewählten Brennweite und Blende abhängig) reicht die Schärfe von „unendlich“ bis möglichst weit vorn.

Auf den Rechenscheiben können Sie die hyperfokale Distanz ablesen, wenn Sie die Marke für den Ferngrenzbereich der eingestellten Blende über die „unendlich“-Marke stellen. Unter der Einstellmarkierung für die Entfernung können Sie dann die in diesem Fall nötige Entfernungseinstellung ablesen. Und die Marke für den Nahgrenzbereich der eingestellten Blende zeigt Ihnen, wie weit die Schärfe nach vorn reicht.

17. Empfindlichkeit

Neben der Einstellung von Blende und Belichtungszeit hat auch die Empfindlichkeit der Kamera bzw. des Sensors einen Einfluss auf die Belichtung, die Helligkeit des Bildes.

Während aber mit den Veränderungen von Belichtungszeit und Blende unterschiedliche durchaus wünschenswerte Folgen (z. B. für Bewegungsunschärfe und Schärfentiefe) im Bild einhergehen, führt eine Erhöhung der Empfindlichkeit immer nur zu mehr Rauschen im Bild. Das ist fast nie als gestalterisches Mittel erwünscht und ließe sich, falls es doch einmal nötig sein sollte, auch nachträglich noch einarbeiten. Deshalb kann man bei der Empfindlichkeit eine einfache Regel aufstellen: Sie sollte so niedrig wie möglich sein.

Die Empfindlichkeit sollten Sie nur dann erhöhen, wenn Sie beim vorhandenen Licht Probleme mit einer zu langen Belichtungszeit (Verwacklung bzw. eine für Ihren Bildwunsch unerwünschte verwischte Bewegung) oder mit einer zu großen Blendenöffnung haben (eine für Ihren Bildwunsch zu geringe Schärfentiefe).

Die Empfindlichkeit wird in ASA (ISO) angegeben und beginnt an Digitalkameras meist mit 50, 100 oder 200. Jede Verdopplung des Zahlenwerts verdoppelt die Empfindlichkeit und ermöglicht es, bei gleicher Helligkeit die Belichtungszeit um eine volle Stufe (drei Drittelstufen) zu kürzen bzw. die Blende um eine volle Stufe (drei Drittelstufen) zu schließen. Wenn bei ISO 100 das Wertepaar 1/500 und f8 (Blende 8) lautet, können Sie bei ISO 200 1/1000 und f8 oder 1/500 und f11 einstellen, um die gleiche Bildhelligkeit zu erhalten.

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Gerade auch bei Nachtaufnahmen mit hoher Empfindlichkeit macht sich das Rauschen stark bemerkbar.

Wenn Ihnen in einer Situation das Licht fehlt, um zu einer für Ihre Bildvorstellung (in Bezug auf Verwackeln/Verwischen und Schärfentiefe) passenden Kombination von Zeit und Blende zu kommen, können Sie die Empfindlichkeit, den ISO-Wert, erhöhen. Dadurch dürfen Sie dann bei gleicher Blende die Belichtungszeit verkürzen.

18. Weißabgleich

Das Thema Weißabgleich betraf zu anlogen Zeiten nur wenige (in erster Linie die Dia-Fotografen). Bei der Digitalfotografie muss sich aber nun jeder mit der Tatsache auseinandersetzen, dass Lichtquellen unterschiedlich gefärbtes Licht abgeben.

Während unsere Wahrnehmung die von den Augen empfangenen Farben so manipuliert, dass uns ein weißes Blatt Papier sowohl bei („neutralem“) Tageslicht als auch unter dem eher orangefarbenen Licht einer „Glühbirne“ weiß erscheint, sieht die Kamera das Bild im echten, im Falle der Glühlampe orange eingefärbten Licht. Diese Färbung entspricht zwar der „Realität“, aber nicht unserer Wahrnehmung und Erfahrung. Die orange Färbung des Kunstlichtes wird uns stören; wir erwarten, dass Weiß Weiß ist und alle anderen Farben entsprechend auch „richtig“ wiedergegeben werden. Zu Zeiten des analogen Farbnegativfilms hat das Labor diese Anpassung vorgenommen. Heutzutage kann die Kamera diese Veränderung, den sogenannten Weißabgleich, erledigen – vollautomatisch. Aber Vorsicht, die Automatik kann falsch liegen und durch das Bild beherrschende Farbflächen irritiert werden.

Der Weißabgleich geschieht erst bei der Umwandlung der Sensordaten in ein Bild. Solange Sie mit RAW fotografieren (also nur die noch unbearbeiteten Sensordaten aufzeichnen), können Sie deshalb den Weißabgleich später noch ohne Verluste verändern; er wird vorerst nur auf das kleine Vorschaubild angewendet.

Wenn Sie auf JPEG fotografieren, ist eine Nachbearbeitung des Bildes nicht mehr ohne Verluste möglich. Hier sollte der Weißabgleich direkt bei der Aufnahme schon stimmen. Sie müssen den Weißabgleich viel stärker beachten und – anstatt die Automatik einzusetzen – evtl. auf die „Presets“, die der Hersteller der Kamera mitgegeben hat, umsteigen. Hier können Sie die vorherrschende Lichtquelle aus einer Reihe von Voreinstellungen (meist: sonnig, bewölkt, Glühlampe, Neonröhre, Blitzlicht etc.) auswählen. Auch wenn im Bild dann eine dominierende Farbfläche vorliegt, wird dieser Weißabgleich davon unbeeinflusst recht gut stimmen.

Und wenn eine Mischung unterschiedlicher Lichtquellen das Motiv beleuchtet? Ein Porträt mit Fensterlicht und Glühlampe? Dann können Sie auf den manuellen Weißabgleich umsteigen. Hierbei „zeigen“ Sie der Kamera ein Menü-Detail, das durch den Weißabgleich neutral, also farblos, werden soll. Üblicherweise nimmt man dazu ein weißes Blatt Papier oder eine Graukarte. Auf den so gemessen Wert stellt die Kamera dann den Weißabgleich um. Der Vorgang sollte, da er ja auf ein neutrales Grau abzielt, besser Neutralabgleich oder Grauabgleich heißen, aber der Begriff Weißabgleich hat sich durchgesetzt.

19. Scharf stellen per „FTR“

Neben der richtigen Belichtung ist das Fokussieren, das „Scharfstellen“, einer der wichtigsten Schritte der Fototechnik auf dem Weg zum Bild. Im Gegensatz zu Lochkameras oder zu Fixfokuskameras, die im Bereich der Digitalfotografie so gut wie überhaupt nicht vorkommen, müssen die „normalen“ Objektive auf die für das Hauptmotiv passende Entfernung fokussiert werden. Das geschieht entweder manuell über die Entfernungsskala oder mit Unterstützung durch den Autofokus.

Die meisten Digitalkameras sind mit Autofokusobjektiven ausgerüstet, die sich leider nur schlecht manuell scharf stellen lassen. Denn damit der Autofokus schnell sein kann, ist der Fokussierbereich sehr kurz übersetzt, so dass man mit einer kleinen Drehung schon große Veränderungen herbeiführt. Die Kameras weisen leider oft auch keine für die manuelle Fokussierung geeigneten Scharfstellhilfen wie Mikroprismenringe oder Schnittbildkeile auf. Meist bleibt also zum effektiven Scharfstellen nur der Autofokus übrig.

Standardmäßig besitzen viele Digitalkameras mehrere Messbereiche für die Entfernung. Wenn sich in mehreren dieser Bereiche erkennbare Motivdetails befinden, wird in der Regel auf den Bereich scharf gestellt, in dem sich die Motivdetails mit der kürzesten Entfernung zur Kamera befinden. Damit wird der Vordergrund stärker bewertet – was für viele Bilder auch richtig ist. Doch wenn man mehr Wert auf die Schärfe weiter hinten liegender Bilddetails legt, ist dieses Verhalten ungünstig. Bei manchen Kameras kann man deshalb den zur Fokussierung genutzten Bildbereich festlegen.

Andere Kameras haben nur einen in der Mitte platzierten Entfernungssensor. Wenn man damit zwei nebeneinander stehende Personen fotografieren will, kann es vorkommen, dass die Kamera auf den zwischen den beiden Personen sichtbaren Hintergrund scharf stellt und die beiden Personen evtl. unscharf abgebildet werden. Solche Unsicherheiten des Autofokus lassen sich mit verschiedenen Tricks überspielen. Einer nennt sich „FTR“ (Focus Then Recompose/Erst scharf stellen, dann neu komponieren). Für diese Technik sollten Sie nur den mittleren Fokuspunkt aktivieren. Im obengenannten Beispiel schwenken Sie dann die Kamera, bis eine der beiden Personen unter dem Messpunkt liegt. Wenn Sie nun den Auslöser halb drücken, wird das Objektiv richtig eingestellt. Während Sie den Auslöser gedrückt halten, wählen Sie den gewünschten Bildausschnitt. So bleibt die Einstellung auf die zuerst gemessene Entfernung erhalten, auch wenn nun etwas unendlich Entferntes im Hintergrund unter dem Fokuspunkt liegt. Wenn Sie jetzt auslösen, ist die Entfernung wie gewünscht auf die beiden Personen eingestellt. Leider fokussiert die Kamera nach jedem Loslassen des Auslösers neu, so dass man diesen Vorgang jedes Mal wiederholen muss, wenn man den Auslöser losgelassen hat (siehe übernächster Tipp).

20. Autofokus und Kompaktkameras

Der Autofokus einer Kompaktkamera ist meist langsamer und nicht so zielgenau wie der eines Spiegelreflexmodells. Unter anderem darauf beruht die oft recht lange Zeit, die zwischen dem Druck auf den Auslöser und der tatsächlichen Aufnahme vergeht. Diese Auslöseverzögerung ist zwar im Laufe der technischen Entwicklung der letzten Jahre kürzer geworden, aber es ist trotzdem hilfreich, einen „Workaround“ zu kennen.

Sollte Ihre Kamera davon betroffen sein, können Sie sie auf dem gleichen Weg wie gerade beschrieben überlisten. Wenn Sie die Kamera auf ein Motivdetail in der gewünschten Entfernung richten und dann den Auslöser bis zum ersten Druckpunk drücken, stellt der Autofokus scharf. Nun können Sie mit gedrücktem Auslöser warten, bis die Situation sich wunschgemäß entwickelt hat, um dann den Auslöser durchzudrücken, damit die Aufnahme genau in diesem Moment erfolgt.

21. Autofokus und Auslöser trennen

Digitale Spiegelreflexkameras bieten, versteckt unter den sogenannten Individualfunktionen oder Custom Functions (CF), die Möglichkeit, den Autofokus vom Auslöser zu trennen. Der Autofokus wird dann nur gestartet, wenn man eine spezielle Taste an der Rückseite der Kamera drückt. Diese Taste (bei Canon ist das die Sterntaste) kann man mit dem Daumen der rechten Hand gut erreichen, so dass ein schnelles Fokussieren möglich ist.

Solange aber die Taste nicht gedrückt wird, bleibt die Entfernung so wie einmal eingestellt, egal, was sich beim Drücken des Auslösers gerade unter dem Autofokusfeld befindet. So kann man die Vorteile des Autofokus mit den Vorteilen der manuellen Fokussierung koppeln.

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Bei Kameras von Canon ist das etwas verwirrend gelöst. Vor dem Schrägstich stehen die Angaben für den normalen Auslöser, hinter dem Schrägstrich die Bedeutung der Sterntaste auf der Kamerarückseite. Mit der hier gezeigten Einstellung erhält der Auslöser die Belichtungsspeicherfunktion, und die Sterntaste erhält die Autofokusmessfunktion.

22. Scharf stellen per Vorratsmessung

Schon lange vor der Entwicklung des Autofokus gab es sogenannte Schnappschusseinstellungen, bei denen man sich die Schärfentiefe für eine Vorwahl des Schärfebereiches zunutze machte.

Bei einem leichten Weitwinkel (35 mm kleinbildäquivalente Brennweite) ist schon bei mittleren Blenden (8 oder 11) die Schärfentiefe so groß, dass sie z. B. den Bereich von 2 bis fast 10 m abdeckt, wenn Sie auf ca. 3,20 m scharf stellen.

Wenn Sie also (manuell) die Entfernung vorwählen, können Sie ganz auf erneutes (Auto-)Fokussieren verzichten, solange sich die Hauptmotive innerhalb dieses Schärfebereiches bewegen. Damit umgehen Sie die damit verbundenen Probleme, die z. B. durch die Wahl eines falschen Referenzobjektes für das Autofokusmessfeld entstehen.

23. Digitalzoom meiden

Einige digitale Kompaktkameras bieten die Möglichkeit, den Brennweitenbereich des eingebauten Zooms mittels eines sogenannten Digitalzooms zu erweitern. Dabei wird aber nur der innere Teil des Bildes auf die Endgröße des Fotos „aufgeblasen“. Das entspricht zwar in der Wirkung einer Verlängerung der Brennweite, aber es kommen keine neuen Details ins Bild.

Nur wenn das Bild ohne weitere Bearbeitungsmöglichkeit genutzt werden muss, sollte man den Digitalzoom einsetzen. Sonst ist es sinnvoller, das volle Bild zu fotografieren und den Ausschnitt später festzulegen. Das „Hochrechnen“ der Bildinformation kann man dann mit auf das jeweilige Bild hin optimal geeigneten Interpolationsmethoden der Bildbearbeitungen vornehmen.

24. Objektivwechsel

Zum Objektivwechsel könnte man drei oder auch vier Hände gebrauchen. Aber es gibt ein paar Kniffe, sich das Wechseln zu erleichtern: Nehmen Sie zuerst vom neuen Objektiv den Rückdeckel ab und halten Sie ihn mit der Öffnung nach vorn vor das Objektiv. Dann nehmen Sie das an der Kamera befindliche Objektiv mit der anderen Hand ab, drehen es auf den Deckel und packen es dann weg. Das neue Objektiv kann nun an die Kamera geschraubt werden.

Ein Zusatztipp, quasi die Steigerung des vorherigen: Kleben Sie zwei Objektivrückdeckel aneinander. Wenn Sie nun das „neue“

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Links das „einzuwechselnde“ Objektiv mit dem abgenommenen Objektivdeckel, dessen Öffnung gedreht wurde, um nun das von der Kamera entfernte Objektiv (rechts) aufzunehmen.

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Mit dem gedoppelten Deckel geht der Objektivwechsel noch einfacher von der Hand, man benötigt aber einen zusätzlichen Deckel und mehr Stauraum in der Fototasche.

Objektiv aus der Tasche holen, ist dort ein „geöffneter“ Rückdeckel dran, an dem Sie das „alte“ Objektiv befestigen. Dann drehen Sie die Einheit, lösen das neue Objektiv und packen das alte mit dem doppelten Rückdeckel in die Tasche. Das neue Objektiv kann dann an die Kamera.

25. Objektivreinigung

Irgendwann ist es so weit: Auf dem Objektiv sind Staub oder gar Fingerabdrücke. Eine Reinigung ist dann meist unumgänglich, denn sonst können seitlich auf das Frontglas fallende Lichtstrahlen den Schmutz hell anstrahlen. Dieser Schmutz wird dann zwar nicht scharf auf dem Bild sichtbar (wenn wir mal von Fisheye-Objektiven absehen, wo das tatsächlich passieren kann), aber er kann sich als heller Schleier über das Bild legen und Kontrast rauben. Besonders Objektive ohne oder mit zu kurzer Streulichtblende sind davon betroffen. Um die dann nötige Reinigung der Frontlinse wird viel Tamtam gemacht, aber eigentlich ist es recht einfach. Ich benutze dazu seit vielen Jahren fast ausschließlich Zigarettenpapier. Der Hinweis stammt aus einer alten Foto-Zeitschrift.

Zuerst wird das Frontglas durch kräftiges Pusten mit dem Mund oder einem Blaseblag von grobem Schmutz oder gar Sand gereinigt. Es dürfen keine harten Stoffe auf dem Objektiv zurückbleiben. Wenn beim Pusten mit dem Mund etwas Spucke auf den Sensor trifft, ist das zwar nicht schön, aber in geringem Maß auch kein Problem.

Anschließend nehme ich ein Blättchen aus der Packung. (Bei den Discountern erhalten Sie Vierer-Packs der Blättchen für recht wenig Geld, dann haben Sie eine Packung für zu Hause, eine für die Fototasche und eine für die Aufbewahrung im Auto. Das sollte für alle Eventualitäten reichen.)

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Verschmutztes Objektiv

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Klebekante abreißen

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Blättchen falten

Die Blättchen haben eine gummierte Klebekante, die ich nun großzügig abreiße, damit die Gummierung nicht auf das Glas gelangt. Anschließend falte ich das Blättchen einmal quer und lege es über die Spitze meines Zeigefingers. Daumen und Mittelfinger pressen es dann seitlich an den Zeigefinger und halten es so fest.

Nun hauche ich das ja bereits von grobem Schmutz gereinigte Frontglas des Objektivs kräftig an, damit sich ein ganz dünner Feuchtigkeitsfilm darauf bildet. Von der Mitte aus führe ich das Zigarettenpapier kreisförmig nach außen und wische so (mit sanftem Druck) über das Glas.

Manche Fingerabdrücke sind hartnäckig, und es wird eine zweite Reinigung nötig. Dazu nehme ich ein frisches Papier. Durch Drehen des bereits benutzten Papiers würde zwar eine frische Seite nutzbar, aber an der könnte Fett von meinem Zeigefinger sein. Da die Blättchen so billig sind, ist der etwas höhere Verbrauch kein Problem.

26. Sensorreinigung

Erscheinen auf den Bildern aus Ihrer digitalen Spiegelreflexkamera in gleichmäßigen Flächen wie dem blauen Himmel kleine unscharfe dunkle Punkte, die immer schärfer abgebildet werden, je weiter die Blende bei der Aufnahme geschlossen war? Dann haben Sie evtl. Schmutz auf dem Sensor.

Autor

  • Tom! Striewisch (Autor:in)

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Titel: 100 clevere Tipps: Digitalfotografie