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Fantasievolle Porträtfotografie

Von der kreativen Bildidee zum gelungenen Foto

von Laura Helena (Autor:in)
256 Seiten

Zusammenfassung

Fantastische Foto-Welten
Vom Konzept zum fertigen Bild: Wie setzt du professionell Requisiten und Kostüme ein? Wie leitest du dein Model an und setzt es fantasievoll in Szene? Welche Grundlagen der Bildgestaltung musst du beherrschen? Mit Kreativität und vielen Tipps führt dich Laura Helena durch ein komplettes Fotoshooting – von der Grundidee über Set-Aufbau, Kostüm und Styling bis hin zur Bildbearbeitung. Der Ratgeber für alle, die ihre Porträts romantisch, verspielt und kreativ inszenieren wollen! Kurz: Für fantasievolle Porträts im LauraHelena-Style!

Alles, was du wissen musst: Technik, Licht, Bildaufbau,
Arbeiten mit dem Model und vieles mehr.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Hallo! Bevor wir loslegen, möchte ich Danke sagen! Danke, dass du dich für dieses Buch entschieden hast. Da du dieses Buch in den Händen hältst, teilen wir wohl eine große gemeinsame Leidenschaft, die Fotografie.

Das bin ich

Bevor wir ans Eingemachte gehen und ich dir wirklich alles beibringe, was ich zum Thema „Inszenierte People- und Fantasy-Fotografie“ auf Lager habe, möchte ich mich kurz vorstellen. Schließlich werden dich meine Tipps und Tricks in der nächsten Zeit begleiten und dich an dein Ziel bringen, nämlich zu kreativeren Bildern!

Mein Name ist Laura Helena und ich bin 27 Jahre jung. Gut sechs Jahre lang beschäftige ich mich nun schon mit der Fotografie. Seit ich in der 11. Klasse zum ersten Mal eine Spiegelreflexkamera in den Händen hielt, ließ mich das Thema einfach nicht mehr los. Es war um mich geschehen, ich verliebte mich in die Fotografie. Schnell stand für mich fest, dass die Kamera mir den Weg in meinen Traumberuf weisen würde.

So absolvierte ich mein Fachabitur im Bereich Gestaltung, das mit einem Jahrespraktikum bei einem Fotografen verbunden war. Hier konnte ich viele Erfahrungen sammeln, vor allem in sämtlichen Bereichen rund um die Produktfotografie. Schon im Laufe des Jahres wurde mir eines bewusst: Die Produktfotografie war ein guter Einstieg, um sich für die Themen Lichtsetzung und das perfekte Ausgangsmaterial zu sensibilisieren. Doch sie erfüllte mich nicht so sehr, wie ich es mir gewünscht hatte.

Für meinen Traum nahm ich es in Kauf, meiner Heimat den Rücken zu kehren und in das 350 km entfernte Mannheim zu ziehen. Dies war ein absolut wichtiger Schritt in meiner Laufbahn, denn er brachte viele Steine ins Rollen. Ich besuchte die Fachschule für Fotografie und bemerkte schnell, dass ich es liebte, Menschen zu inszenieren. Hier traf ich auf einen waschechten Trainer und Speaker, Calvin Hollywood. Kreativ war ich ja schon vorher, und auch meine Bilder fielen immer öfter auf, aber nun tat sich ein neuer Weg auf. Auch ich wollte Menschen mein Wissen weitergeben, sie begeistern und mitreißen. Ich nahm all meinen Mut zusammen und gab Calvin nach einem Vortrag an meiner Schule eine Visitenkarte.

Ehrlich gesagt dachte ich nicht, jemals von ihm zu hören, doch wenige Stunden später hatte ich eine Mail im Postfach. Sie umfasste konstruktive Kritik und viele wertvolle Tipps und Tricks. Dieser Kontakt lenkte meine Karriere auf die Bahn eines Trainers und Speakers. Calvin erkannte schnell meinen Ehrgeiz und unterstützte mich in meinem Tun. Das weiß ich immer noch sehr zu schätzen.

So dauerte es nicht lange, und bereits 2014 hielt ich meinen ersten Vortrag für Video2brain auf der Photokina. Erinnerungen daran habe ich heute nicht mehr, meine Aufregung war unfassbar groß. Dennoch muss es gut gelaufen sein, denn es kam eines zum anderen. Heute bin ich Trainerin für Firmen wie Video2brain, Adobe, Eizo und FotoTv, trage regelmäßig auf großen Messen vor, habe acht Trainings auf dem Markt, über 80 Workshops geleitet und war vor Kurzem das erste Mal international in Brasilien tätig.

Ich bin absolut kein Technikfreak, beherrsche meine eigene Herangehensweise jedoch im Schlaf. Ich begeistere durch Kreativität, Abwechslung und einen eigenen kreativen, abwechslungsreichen Bildstil. Ich versuche, Menschen mit viel Fantasie zu inspirieren, mitzureißen und vielleicht auch ein kleines bisschen zu verzaubern. Ich inszeniere, erzähle Geschichten oder erschaffe harmonische Werke, die vor Ästhetik sprühen.

Der klassische Weg war nicht mein Weg. Ich habe viel experimentiert, und dadurch das gefunden, was ich gesucht habe: eine Berufung statt eines Jobs. In diesen werde ich dich mitnehmen und dir zeigen, wie du selbst mit einfachsten Mitteln in der Lage sein wirst, ebensolche kleinen Meisterwerke zu erschaffen. Ich verspreche dir, du wirst begeistert sein!

Was dich erwartet

Nun aber genug zu mir! Viel wichtiger ist es, dass ich dir erzähle, was dich alles in diesem Buch erwartet. Ich möchte dir neue Inspiration schenken und will, dass du selbst kreativ wirst.

Bevor wir uns gleich an die Details machen, musst du zunächst verstehen, wie deine Kamera funktioniert. Sie wird die Verlängerung deiner Fantasie sein, das Instrument, das es dir möglich macht, die Bilder in deinem Kopf Realität werden zu lassen. Wir werden uns genau ansehen, wie sie funktioniert, sodass du in der Lage sein wirst, alle Parameter selbst zu steuern. Denn erst dies gibt dir die kreative Freiheit, die du benötigst, um fantasievolle Bildwelten zu erschaffen. Dazu dient das Kapitel „Die Kamera“.

Bildwelten zu erschaffen bedeutet auch zu inszenieren, alles zu planen und wirklich alle Fäden in der Hand zu haben. Dazu habe ich das Kapitel „Die Bildgestaltung“ geschrieben. Du fragst dich, warum? Dein Bild wird nur dann die gewünschte Wirkung erzielen, wenn es richtig aufgebaut ist, der Blick gezielt gelenkt wird und eben nicht unruhig durch das Bild gleitet, weil er keinen Anhaltspunkt findet.

Danach wird es endlich kreativ, denn ich werde dir eine Einführung in das Thema „Kostüme und Requisiten“ geben. Schnell wirst du merken, was es dir für Möglichkeiten eröffnet, wenn du selbst in der Lage bist, Kostüme anzufertigen und Requisiten zu bauen! Und du wirst sehen, es ist gar nicht so schwer, wenn man die Basics kennt.

Das Model ist ein elementarer Bestandteil für deine Bilder. In „Grundlagen der inszenierten People-Fotografie“ werde ich dir viele Tipps mit auf den Weg geben: Worauf achte ich in Sachen Modelauswahl, Mimik und Posing?

Dann darfst du endlich deine Kamera zücken! Du begleitest mich im Kapitel „Vom Konzept zu fertigen Bild“ bei einem kompletten Shooting. Ich zeige dir jeden Schritt vom Konzept über den Aufbau bis hin zum Styling und dem Shooting selbst.

Haben wir das perfekte Bild im Kasten, ist es wichtig, auch in Sachen Feinschliff Bescheid zu wissen. Dieser Feinschliff nennt sich in meinem Fall Photoshop, und alles Wichtige dazu erfährst du im Kapitel „Bildbearbeitung“. Ich werde dir zeigen, wie du mit wenigen Steps richtig viel aus deinen Bildern rausholen kannst. Denn eins sollte dir schon jetzt bewusst sein: Eine gute Grundlage ist die absolute Voraussetzung.

Zu guter Letzt werde ich dir anhand von Beispielbildern noch jede Menge Inspiration mit auf den Weg geben. Und dann? Dann liegt es an dir, was du daraus machst. Ich gebe dir einen Werkzeugkoffer voller nützlicher Werkzeuge – welche du für dich auswählst und wie du sie einsetzt, das liegt ganz bei dir.

Kribbelt es dich schon in den Fingern? Dann lass uns loslegen! Viel Spaß wünscht dir

Deine

Laura Helena

DIE KAMERA

Es ist wichtig, dass du deine Werkzeuge kennst und sie beherrschst. Aber: Welche Kamera ist überhaupt die richtige für dich? Und wie bedienst du sie? Nur wenn du in der Lage bist, mit Parametern wie Blende, Belichtungszeit und ISO-Wert richtig umzugehen, bist du auch in der Lage, kreativ und frei zu arbeiten. Das Wichtigste dazu erfährst du hier.

Muss meine Kamera teuer sein?

Diese Frage stellen wir uns wohl alle. Fotografie ist teuer. Vor allen Dingen, wenn es sich um ein reines Hobby handelt. Aber ich kann dich beruhigen, denn zumindest meiner Meinung nach muss deine Kamera nicht teuer sein! Wichtig ist, dass du weißt, wie du sie richtig einsetzt. Du solltest ihre Stärken, aber auch ihre Schwächen kennen.

Wer seine Technik kennt, hat einen großen Vorteil! Ich habe selbst mit einem sehr günstigen Modell begonnen. Damals schenkte meine Mutter mir zu meinem Schulabschluss eine Canon EOS 1000D. Mit dabei war das 18-55 mm Kit-Objektiv. Das ist ein Objektiv mit einer nicht durchgängigen Blendenöffnung von ƒ/3,5. Das bedeutete, wenn ich auf 55 mm zoomen wollte, was ja eine perfekte Brennweite in Sachen Porträt ist, schloss sich die Blende auf ƒ/5,6. Meine Bilder waren also oft zu dunkel und verfügten über zu wenig Tiefenschärfe. Sie waren langweilig. Das lag aber nicht daran, dass meine Kamera zu günstig war. Es lag am Objektiv.

Jetzt denkst du dir: „Toll, dann ist der Kamerabody eben günstig, aber was bringt es mir, wenn ich Hunderte oder Tausende von Euro für das Objektiv investieren muss?“ Auch hier kann ich dich beruhigen. Mein erstes Objektiv, das mir lange gute Dienste erwiesen hat, war die 50-mm-Festbrennweite mit einer Blende von ƒ/1,8. Und jetzt kommt es: Das Objektiv lag sogar noch unter 100 Euro! Ich nutzte es, bis es fast auseinanderfiel. Meine Bilder gewannen damit augenblicklich an Qualität. Warum? Das werde ich dir gleich noch erklären.

Vor lauter Fachbegriffen ist dir sicher schon ganz schwindlig, oder? Der Punkt ist, es ist egal, von welcher Marke deine Kamera ist und wie teuer sie ist. Wichtig ist, dass du die Objektive wechseln kannst, denn das gibt dir viele Möglichkeiten. Sobald du die Fotografie nicht mehr als Hobby ansiehst, sondern das Ganze als berufliche Laufbahn in Erwägung ziehst, solltest du natürlich auch mehr in dein Equipment investieren. Aber für den Anfang brauchst du absolut nicht viel, um fantasievolle Bilder zu erschaffen. Viel mehr zählt deine Kreativität.

Sobald du dir deine erste eigene Kamera zugelegt hast, solltest du dich damit vertraut machen, wie du sie bedienen kannst. Absolut wichtig ist es, dass du in der Lage bist, alle Parameter deiner Kamera selbst zu lenken. Dazu gehören beispielsweise die Blende, die Belichtungszeit, der ISO-Wert und der Weißabgleich. Oft kannst du auch Porträtvoreinstellungen treffen, sodass dein Vorschaubild gleich besser aussieht.

Zudem solltest du so früh es geht beginnen, in RAW zu fotografieren. Dies eröffnet dir die Möglichkeit, dein Bild im Nachhinein durch die Bildbearbeitung perfekt zu optimieren. Nur so kann ein fantasievolles Meisterwerk entstehen.

Nun möchte ich dir aber erklären, was für Funktionen hinter diesen Begriffen stecken und wie du sie für dich nutzen kannst.

Die Blende

Die Blende ermöglicht es dir, die Tiefenschärfe im Bild zu lenken, und steigert unter anderem auch die Helligkeit oder Dunkelheit im Bild.

Als offene Blenden bezeichnet man z. B. Öffnungen wie ƒ/1,4, ƒ/1,6, ƒ/2,8. Als geschlossene Blenden bezeichnet man etwa Öffnungen wie ƒ/8,/ƒ/11 oder ƒ/16.

In der Abbildung siehst du mögliche Blendenöffnungen des Objektivs (sie variieren von Modell zu Modell; oft verfügt dein Objektiv über Zwischenstufen wie ƒ/1,6 oder ƒ/2,2). In jedem Fall gilt: Je kleiner die Zahl der Blende, desto größer ist die Öffnung, desto mehr Licht trifft auf den Sensor und desto mehr Unschärfe wird dein Bild aufweisen. Je größer die Zahl der Blende, desto geschlossener die Blende, desto weniger Licht trifft den Sensor und desto mehr Schärfe hast du.

Hier spricht man von Tiefenschärfe: Je mehr auf deinem Bild scharf ist, desto mehr Tiefenschärfe hat es und umgekehrt.

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Mögliche Blendenöffnungen

DIE BLENDE

Je offener die Blende, desto mehr Licht trifft auf den Sensor deiner Kamera (das Bild wird heller) und desto mehr Unschärfe hast du im Bild. Je geschlossener die Blende, desto weniger Licht trifft auf den Sensor deiner Kamera (das Bild wird dunkler), und desto mehr Schärfe hast du in deinem Bild.

Das klingt alles erst einmal sehr kompliziert. Aber wenn du eine Übung dazu durchführst, wirst du dir das Spiel mit der Blende am besten einprägen können. Nimm dir drei oder fünf gleichartige Gegenstände (ich habe damals in der Schule Deoroller verwendet) und stelle diese Gegenstände in einer Reihe nebeneinander.

1. Nimm deine Kamera und stelle die offenste Blende ein. Bei einem günstigen 50-mm-Objektiv wäre das die Blende ƒ/1,8.

2. Du stellst immer auf die gleiche Stelle scharf und machst ein Bild.

3. Wenn du ein Bild mit der Blende ƒ/1,8 gemacht hast, stellst du deine Kamera auf Blende ƒ/2,8. Danach auf ƒ/5,6 und so weiter. Am besten fotografierst du einmal mit allen Blendenstufen durch.

Am Anfang ist nur ein ganz kleiner Teil deines Bildes scharf, dafür ist es aber sehr hell, und du benötigst eine geringere Verschlusszeit, damit das Bild richtig belichtet ist, z. B. 1/250 s. Sicher ist dir aufgefallen, dass dein Bild immer schärfer wird, je weiter du die Blende schließt.

Aber es wird auch dunkler werden, und hier kommt das Thema Belichtungszeit ins Spiel, denn nicht nur mit der Blende kannst du die Helligkeit des Bildes lenken, sondern auch mit der Belichtungszeit.

Solltest du davon noch gar nichts gehört haben, empfehle ich dir, erst das folgende Kapitel zum Thema Belichtungszeit zu lesen und danach die Übung durchzuführen. Denn du merkst es schon: Die Blende und die Zeit sind in gewisser Weise voneinander abhängig und sollten deswegen zusammen betrachtet werden.

Die Belichtungszeit

Da die Blende und die Belichtungszeit in direktem Zusammenhang zueinander stehen, möchte ich nun gleich zur Belichtungszeit kommen und dir erklären, was sich hinter diesem Begriff verbirgt.

Der Begriff Belichtungszeit verrät dir eigentlich schon, worum es geht. Du musst ihn nur auseinandernehmen:

Belichtung: Auf den Sensor trifft eine bestimmte Menge Licht …

Zeit: … eine bestimmte Zeit lang.

Die Blende reguliert hierbei die Menge des Lichtes dadurch, dass die Öffnung größer oder kleiner ist.

Die Verschlusszeit oder Auslösezeit entscheidet, wie lange das Licht auf den Sensor trifft. Die Belichtungszeit bestimmt also, wie lange der Verschluss geöffnet ist, wie lange also Licht auf den Sensor trifft.

Doch auch hier gibt es wieder eine Gegenwirkung. Sonst wäre das Ganze auch zu einfach, oder? Je länger du nämlich belichtest (z. B. eine Sekunde), desto schneller wird dein Bild verwackeln – solange du aus freier Hand und ohne Blitz arbeitest. Je kürzer du belichtest, desto eher wird dein Bild „einfrieren“. Aber auch das kannst du für deine Kreativität nutzen: Mit Langzeitbelichtungen kannst du beispielsweise geniale Nachtaufnahmen machen, mit sehr kurzen Belichtungen dagegen schnelle Bewegungen einfrieren.

Hier siehst du ein völlig unbearbeitetes Bild. Ich habe eine bestimmte Belichtungszeit eingesetzt, um diesen Effekt zu erzielen. Was ist hier passiert? Es handelt sich um eine Langzeitbelichtung. Dieses Bild wurde 0,8 Sekunden lang belichtet. Ich habe aber eine geschlossene Blende von 13 verwendet, sodass alles sehr scharf ist. Doch warum ist nicht alles unscharf? Ein Mensch kann so lange nicht vollkommen stillhalten – das Bild müsste eigentlich völlig verwackelt sein. Daher habe ich einen Blitz genutzt. Dieser hat die erste Position des Models eingefroren, dann hat sie sich bewegt, und so kam es zu der gesteuerten Unschärfe. Du siehst also: Langzeitbelichtungen gehen nicht nur bei Landschaftsfotografie.

Wenn du Blende und Belichtungszeit in Zusammenhang setzen kannst, solltest du die vorangegangene Übung mit den Deorollern einfach noch einmal machen. Bitte versuche nicht nur zu sehen, wie die unterschiedlichen Blendenöffnungen sich auf das Bild auswirken. Versuche auch, bei jeder Blende die richtige Belichtung zu wählen.

image ZUSAMMENHANG BLENDE – BELICHTUNGSZEIT

Die folgende Grafik zeigt dir ganz gut, wie Blende und Belichtung zusammenhängen und wie du sie richtig auswählst.

Der ISO-Wert

Wenn dein Bild nun immer noch zu dunkel ist, obwohl du die offenste Blende verwendest und die längstmögliche Belichtungszeit gewählt hast, dann kommt der ISO-Wert ins Spiel.

Mit dem ISO-Wert stellst du die Lichtempfindlichkeit deiner Kamera ein. Kommst du also mit der Belichtungszeit und der Blende an Grenzen, kannst du den ISO-Wert verändern, um dein Bild perfekt zu belichten. Diese kannst du in Stufen steigern.

Das Bildrauschen ist eine Art Körnung, die auftritt, wenn du den ISO-Wert zu hoch wählst. Bei günstigen Kameras tritt das Rauschen wesentlich schneller auf als bei teureren Modellen. Deswegen bist du gegebenenfalls bei schwierigen Lichtsituationen etwas eingeschränkter. Sei daher vorsichtig und kontrolliere, ab wann bei deiner Kamera das Bildrauschen zu stark auftritt.

Natürlich hast du auch einen gewissen Spielraum, deine Bilder später digital etwas zu „entrauschen“, aber dadurch wirken sie schnell matschig und unscharf. Ich rate dir also, lieber schon während der Fotografie alles im Griff zu haben.

DER ISO-WERT

Je niedriger der ISO-Wert (z. B. 100), desto dunkler dein Bild.

Je höher der ISO-Wert (z. B. 800), desto heller dein Bild, desto höher aber auch das Bildrauschen.

Der Weißabgleich

Den Weißabgleich meiner Kamera nutze ich quasi ständig. Er dient mir als kreatives Mittel: Ich mag es, meinem Bild gleich einen Look oder eine Stimmung zu geben.

Der Weißabgleich in deiner Kamera ist eigentlich dazu da, dich der Farbtemperatur des Aufnahmeortes anzupassen, sodass ein Bild nicht zu warm und nicht zu kalt wirkt, sondern neutral.

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Weißabgleich mit 3500 K: kühler Farbton

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Weißabgleich mit 5000 K: neutraler Farbton

Die Farbtemperatur wird in Kelvin gemessen. Hier siehst du verschiedene Farbtemperaturen, die du über den Weißabgleich in deiner Kamera steuern kannst.

Bei kleinen Kameramodellen gibt es oft keine Möglichkeit, die Kelvinzahl auf deiner Kamera komplett manuell einzustellen, sondern nur verschiedene Standardmodi, die du auswählen kannst. Probiere einfach mal aus, welche Ergebnisse du damit erhältst. Bei Vollformatkameras kannst du sie manuell steuern – sieh dazu in deinem Handbuch nach!

Schon während eines Fotoshootings liebe ich es, den Weißabgleich als stilistisches Mittel einzusetzen, um das Bild dem Shooting-Thema näherzubringen. Ein Beispiel: Du fotografierst eine Winterszene, und dir ist von Beginn an klar, dass du dieses Bild am Ende in einen kühlen Blauton bringen möchtest, da es zu der Szene und deiner Idee passt.

Dies kannst du gleich während des Shootings über den Weißabgleich regeln. So kommen deine Ausgangsdateien dem Ergebnis schon wesentlich näher. Das finde ich immer sehr schön, denn so kann auch dein Model von Anfang an verstehen, in welche Richtung das ganze Projekt gehen soll. Für eine Winterszenerie würde ich den Weißabgleich wahrscheinlich auf um die 4000 K stellen.

Der genaue Wert ist aber auch noch vom Wetter abhängig. Das solltest du einfach ausprobieren, indem du deinen Weißabgleich manuell einstellst und schaust, was passiert: Mal wirkt das Bild wärmer und mal kühler. Dies kannst du für deine Bildideen nutzen.

Nun hast du dir schon ganz schön viel Theorie zugemutet, aber diese Basics sind absolut wichtig. Denn wenn sie dir selbstverständlich sind und du sie beherrschst, wird es für dich wesentlich leichter, kreativ zu arbeiten, da du nicht mehr so viel Konzentration für den technischen Part aufbringen musst.

Irgendwann kennst du deine Kamera in- und auswendig. Du wirst morgens aus dem Fenster sehen und wissen, wie du deine Kamera bei diesem Wetter für das perfekte Bild einstellen musst. Dafür musst du natürlich dranbleiben und gerade die Basics so lange üben, bis du dich sicher fühlst.

Denk immer daran: Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen! Nur durch stetiges Wiederholen wirst du lernen, deine Kamera perfekt zu beherschen.

JPG vs. RAW

Bevor wir zum Thema Bildgestaltung übergehen, habe ich noch zwei weitere Punkte, die dir vielleicht schon mal Kopfzerbrechen bereitet haben. Der erste davon: RAW oder JPG? Diese Frage werden wir nun klären.

Ich habe mir am Anfang alles am Fotografieren selbst beigebracht, das Meiste durch Ausprobieren an der Kamera. Das Handbuch war mir eindeutig zu dick, daher würdigte ich es keines Blickes. Lange Zeit fotografierte ich in JPG und war damit auch sehr glücklich. Ich sah keinen Unterschied, auch nicht in der Bearbeitung. Den RAW-Converter kannte ich nicht, und so schien die Welt für mich völlig in Ordnung.

Die Wendung kam, als ich mein Jahrespraktikum bei einem Fotografen absolvierte. Auf einmal hörte ich Begriffe wie RAWs, Rohdatei oder Camera Raw … Ich verstand nur Bahnhof. Heute weiß ich es besser. Bei mir musst du nicht solange auf die Erleuchtung warten, denn ich werde dir nun den Unterschied zwischen den Dateiformaten RAW und JPG erklären und dir zeigen, warum es für dich von Vorteil sein könnte, in RAW zu fotografieren, wenn du so arbeiten möchtest, wie ich es tue.

Der Unterschied zwischen RAW und JPG

Wie du weißt, bin ich absolut kein Technikfreak, deswegen werde ich versuchen, dir den Unterschied so schnell und so einfach wie möglich begreiflich zu machen. Wenn du eine JPG- und eine RAW-Datei in höchster Auflösung auf dem Bildschirm miteinander vergleichst, wirst du kaum einen Unterschied feststellen.

Einfach gesagt liegt dir mit einem JPG schon eine bearbeitete Datei vor. Die Elektronik deiner Kamera hat Dinge wie die Steuerung des Weißabgleichs, Farbsättigung, Kontrast etc. bereits vorgenommen. Bei einer RAW- oder gern auch Roh-Datei wurden noch keine Veränderungen vorgenommen, Sie ist, wie der Name schon sagt, noch roh und unangetastet. Die RAW-Datei wird somit auch gern als digitales Negativ bezeichnet, das du im Anschluss eben noch mithilfe von Programmen wie Lightroom oder dem RAW-Converter entwickeln kannst.

Die RAW-Datei verfügt zudem über eine höhere Bit-Tiefe. Das heißt, die drei Grundfarben (dazu später) werden getrennt gespeichert. So ist es möglich, das Bild beispielsweise viel detaillierter in den Lichtern und Tiefen zu bearbeiten und Unter- oder Uberbelichtungen wiederherzustellen.

Für den Anfang möchte ich hier gar nicht weiter in die Tiefe gehen, denn zu viele Zahlen finde ich verwirrend. Fakt ist: Willst du dein Bild im Nachhinein aufwendig retuschieren, so wie ich es tue und liebe, solltest du unbedingt in RAW fotografieren, denn dies gibt dir einfach viel mehr Freiheiten. Und ich kann dir jetzt schon versprechen, dass du den RAW-Converter lieben wirst!

Im Folgenden (S. 28 oben) siehst du ein Vorher-Bild, wie es als RAW-Datei aus meiner Kamera kam. Das Bild muss schon sehr gut aus der Kamera kommen, das ist mir absolut wichtig. Aber bei dem nächsten Bild siehst du, was alles noch möglich ist.

Auf S. 28 unten siehst du das Nachher-Bild. Eine Retusche in diesem Rahmen lässt sich allein wegen der Farben, den Tiefen und den Lichtern wesentlich besser an einer RAW-Datei durchführen.

Welches Objektiv ist das richtige für mich?

Und nun zum letzten Punkt im Technikkapitel. Eine leidige Frage, denn wenn man eine ganze Sammlung an Objektiven besitzen will, ist man gleich ein kleines Vermögen los. Ich habe schon als Schülerin mit der Fotografie begonnen. Ich litt unter stetigem Geldmangel und versuchte daher, aus wenig viel zu machen. Es ist schön, über verschiedene Objektive zu verfügen, denn dies gibt dir eine gewisse Freiheit. Wenn du dich jedoch mit wenig zufriedengeben musst, lernst du, kreativ zu sein und zu improvisieren. Deswegen finde ich es gar nicht schlimm, zu Anfang vielleicht nur ein Objektiv zu besitzen. Einen Vorteil hat es: Du musst es nicht so oft wechseln.

Aber nun Spaß beiseite. Welches Objektiv brauchst du, um gute Bilder machen zu können? Wie gesagt, ich habe mit sehr geringen Mitteln begonnen, und diese genügten, um mir damals schon einen Namen in der Szene zu machen. Noch heute arbeite ich nur mit zwei Festbrennweiten. Ab und zu leihe ich mir ein Objektiv, wenn ich etwas anderes benötige. Die Objektive, die ich heute einsetze, sind ein 100-mm-Makro-Objektiv und ein 35-mm-Objektiv.

Ich bin ein absoluter Festbrennweiten-Fan, da mir hier einfach offenere Blenden zur Verfügung stehen. So kann ich eine schönere Tiefenschärfe erzielen, die meine Bilder in ihrem malerischen Look unterstützen. Ich empfehle dir für den Start eine gute Festbrennweite. Diese ist gerade zu Beginn wichtiger als ein teurer Body. Sollte dein Budget sehr knapp sein, genügt auch schon die günstigste Variante der 50-mm-Festbrennweite. Hauptsache ist, dass dein Objektiv über eine offene Blende verfügt, beispielsweise ƒ/1,8. So kannst du schöne Porträts erzielen, mit der Schärfe spielen und wunderbare Schärfeverläufe erzielen.

Solltest du etwas mehr Budget haben, ist auch ein 85 mm, ein 100 mm oder ein 35 mm eine gute Wahl. Welches Objektiv dir dabei am besten gefällt, musst du entscheiden. Es gibt auch geniale Zoomobjektive, jedoch sind die „offenblendigen“ Varianten oft sehr teuer.

Das folgende Bild wurde mit dem 100-mm-Objektiv aufgenommen, allerdings habe ich einen wesentlich engeren Bildschnitt gewählt. Es liegt also nicht nur am Objektiv, wie ein Bild wirkt, sondern auch am Abstand zum Model. Mit dem 100 mm habe ich die Möglichkeit, sehr nahe Aufnahmen zu machen. Allerdings muss ich für Ganzkörperaufnahmen sehr weit entfernt vom Model stehen.

Im folgenden Bild habe ich ein Beispiel für eine Aufnahme mit meinem 35-mm-Objektiv. Auch dieses verfügt mit einer Blendenöffnung von //1,4 über eine sehr offene Blende. Daher liegt nur das Hauptmotiv in der Schärfe. Für diesen Bildausschnitt muss ich mit dem 35-mm-Objektiv wesentlich näher an mein Model heran als etwa mit dem 100-mm-Objektiv. Dafür eignet es sich wesentlich besser für Ganzkörperaufnahmen und aufwendige Sets, da ich nicht so weit entfernt sein muss.

Eines wird also sehr klar: Wenn du zu Anfang mit wenigen Mitteln arbeiten möchtest, solltest du ungefähr wissen, in welchem Bereich du tätig sein möchtest. Das 100-mm- und das 35-mm-Objektiv sind zwei sehr extreme Brennweiten. Das ist auch der Grund, warum ich sie beide verwende: Sie ergänzen sich einfach fantastisch.

Wenn du nach einem Mittelweg suchst, empfehle ich dir aber ein Objektiv wie das 50-mm-Objektiv, das auf einer Vollformatkamera als Normalbrennweite gilt, oder das 85-mm-Objektiv, das sich super für Porträts eignet.

Entscheide dich also für das Objektiv, das für deine Zwecke am besten geeignet ist. Solltest du dich immer noch unsicher fühlen, kann ich dir eine Beratung durch Fachhändler wie z. B. Calumet ans Herz legen. Sie haben die größte Ahnung sind immer auf dem neusten Stand. Mir hat das gerade am Anfang sehr geholfen.

Nun haben wir uns lange genug mit dem Thema Kameratechnik befasst. Technik ist das eine, du solltest sie verinnerlichen und kennen. Das andere ist das Wissen, wie man Bilder richtig inszeniert, und darum geht es im nächsten Kapitel.

DIE BILDGESTALTUNG

Wie inszenierst du Bilder richtig? Worauf musst du achten, damit ein Bild harmonisch ist? Welche gestalterischen Mittel gibt es, die es dir leichter machen, deine Ideen in Bildern festzuhalten und zu unterstreichen? Ich gebe dir hier eine kleine Einführung in dieses Thema. Das bedeutet nicht, dass du dich ab heute nur noch an diese Regeln halten musst. Du solltest sie jedoch kennen, dann darfst du sie auch bewusst brechen.

Die Blickführung

Wie gesagt ist das hier nur eine kleine Einführung, denn zum Thema Bildgestaltung könnte ich ein ganzes Buch schreiben. Hier folgen die Regeln, die mir am wichtigsten sind und an die auch du dich halten kannst.

Fangen wir mit der Blickführung an. Die Blickführung könnte fast als Überbegriff für das Thema Bildgestaltung verwendet werden, denn alle Regeln, die wir hier besprechen, dienen oft auch der Blickführung, greifen ineinander und unterstützen sich gegenseitig. Ich möchte dir in diesem Kapitel zeigen, welche Parameter es gibt, die deinen Blick durch ein Bild lenken können.

Es ist ein sehr komplexes Thema, bei dem man noch viel mehr in die Tiefe gehen kann. Wir kratzen nur an der Oberfläche. Ich empfehle dir daher, diesen Abschnitt nur als Anstoß zu sehen. Gerade wenn dir dieses Thema neu ist, solltest du dich im Anschluss tiefergehend damit befassen.

Der Begriff Blickführung verrät dir eigentlich schon, worum es sich dreht: Wie gelingt es dir, dass der Blick des Betrachters länger als eine Sekunde auf dem Bild ruht? Wie schaffst du es, dass er es gezielt durchwandert und ergründet? Welche Regeln helfen dir, den Blick des Betrachters durch das Bild zu lenken?

Schärfe und Unschärfe

Es gibt verschiedene Parameter, die deinen Blick durch ein Bild führen können. Ich möchte dir ein paar der mir besonders wichtigen aufführen. Beginnen wir mit dem Thema Schärfe und Unschärfe. Der Blick des Betrachters wird sich immer erst auf den schärfsten Punkt im Bild richten. Objekte, die in der totalen Bildschärfe liegen, treten damit in den Vordergrund und bekommen eine höhere Gewichtung. Unscharfe Elemente treten automatisch in den Hintergrund.

Das Bild auf der Seite gegenüber zeigt eindrucksvoll die Macht der Schärfe. Denn durch den Schärfeverlauf wird dein Blick gleich auf das Gesicht des Models, das hier der Blickpunkt ist, gelenkt.

Da hier Ton in Ton gearbeitet wurde und ein sehr einheitliches Licht vorherrschte, war es wichtig, ein passendes Gestaltungsmittel zu finden, mit dem wir das recht unruhige Set in den Hintergrund rücken und das Model in den Vordergrund des Bildes setzen konnten. Da die Gestaltungsmittel Farbe und Licht gesetzt waren, blieb uns die Schärfe, um den Bildaufbau harmonisch zu gestalten.

Hell und dunkel

Auch Helligkeits- und Dunkelheitsunterschiede können deinen Blick in einem Bild lenken. Das Auge geht automatisch auf den hellsten Punkt im Bild, daher ist es wichtig, dass dieser vom Hauptmotiv ausgeht oder in direkter Nähe liegt und so den Blick auf das Objekt lenkt. Aber auch Dunkelheit kann den Blick lenken oder eben ablenken, wenn nicht auf sie geachtet wird. Ich möchte dir hier zwei Szenen umreißen, die das Ganze sehr gut demonstrieren – und das, ohne dass ich dir ein Bild zeige!

Szene 1: Ein Mädchen mit dunklen Haaren und einem dunkelgrünen langen Kleid steht in einer düsteren Allee. Die Bäume, die sie umgeben, sind dunkelgrüne Tannen. Der Weg, auf dem sie steht, ist dunkelbraun. Es herrscht eine abendliche Dämmerstimmung. Alles wirkt sehr harmonisch. Und das Gesicht des Mädchens wäre wegen der hellen Haut normalerweise der hellste Punkt im Bild. Doch dein Blick wird von etwas abgelenkt. Zuerst weißt du nicht, was es ist, aber irgendetwas stört dich. Es ist das Loch im Blätterdach der Bäume. Ein weißes klaffendes Loch, das heller ist als alles andere im Bild und vor allem heller als dein Hauptmotiv. Ob es dir gefällt oder nicht: Dein Blick wird automatisch immer zu dem hellsten Punkt im Bild gehen, und das ist hier das Loch im Blätterdach. Dabei hätte doch alles so schön harmonisch und stimmungsvoll sein können!

Stell dir vor, es würde sich dabei um deine Arbeit handeln, und das Ganze würde dir erst auffallen, nachdem du das Bild publiziert hast und dich Außenstehende darauf aufmerksam machen. Du würdest dich ärgern, oder? Daran merkst du, wie wichtig es ist, auf so etwas zu achten. Ich habe aber auch noch ein Gegenbeispiel für dich. Auch das falsche Einsetzen von Dunkelheit kann dein Bild zerstören oder zumindest den Blick so ablenken, dass dein Ziel und deine Intention verfehlt wird.

Szene 2: Diesmal hast du ein Bild aus zum größten Teil zurücktretenden und schlichten Farben gestaltet. Dein Model liegt auf einem Bett aus Blüten. Das gesamte Bild wird beherrscht durch wunderbare sanfte Sandtöne und leichte Pastellfarben wie Rosa. Es versprüht eine Leichtigkeit und Ruhe, die zum Verweilen einlädt. Wäre da nicht dieser pechschwarze Punkt oben links im Bild. Es ist eine dicke Hummel, die auf einer Blüte sitzt. Nun musst du sie andauernd ansehen, denn sie ist der einzige dunkle Punkt im Bild und zieht daher alle Aufmerksamkeit auf sich. Die Harmonie deiner sonst so schönen Komposition ist gestört.

Auch hier würdest du dich wahnsinnig ärgern. Du hattest dich so sehr auf die Hautretusche fixiert, dass du immer gleich ins Gesicht deines Models geschaut hast, weshalb dir die Hummel nicht auffiel.

Was will ich dir damit sagen? Ich lasse meine Bilder nach der Fertigstellung gern ein oder zwei Tage liegen und betrachte sie dann nochmal neu, um eben solche Missgeschicke zu vermeiden. Denn egal, wie fit du in der Gestaltung bist: Manchmal ist man einfach blind, da der eigene Fokus auf anderen Parametern liegt. Du siehst, dass man mit dem Einsatz von Helligkeit und Dunkelheit sehr gut in der Lage ist, den Blick zu lenken, wenn man sie nur richtig einsetzt.

Das Bild oben ist ein gutes Beispiel für ein helles Bild. Hier gibt es zwar das dunkle Tattoo, das härter wirkt als der Rest. Es befindet sich aber auf dem Model und lenkt den Blick nicht von ihr ab. Zudem passt es gut zu den Augen und den Umrahmungen, die den Farbton wieder aufgreifen. Durch dieses Spiel wird es harmonischer.

Das Bild auf dieser Seite zeigt dir, wie sehr dein Blick vom hellsten Punkt des Bildes gesteuert wird. Er liegt zwar nicht direkt auf dem Model, aber direkt an ihr dran, sodass dein Blick trotzdem direkt zum Hauptmotiv gelenkt wird und von da aus weiter das Bild ergründen kann.

Dominante und zurückhaltende Farben

Neben Helligkeit und Dunkelheit sowie Schärfe und Unschärfe können auch Farben deinen Blick lenken. Hier unterscheide ich gern dominante Farben wie z. B. Rot von zurückhaltenden Farben wie etwa Sandtönen. Kombinierst du diese Farben in einem Bild miteinander, so wird der Blick immer erst zu der dominanten Farbe gehen, da diese die volle Aufmerksamkeit auf sich zieht.

Also solltest du auch diesen Punkt beachten, wenn es um die Blickführung geht. Hast du beispielsweise ein Bild, das in reinen Cremetönen gehalten ist (auch das Model), dann wird eine einzige rote Rose im Hintergrund den Blick ablenken – außer, das ist so gewollt. Wenn ich also dominante Farben am Model einsetze, bietet es sich an, den Hintergrund ruhiger zu gestalten.

Im Bild gegenüber siehst du zwar nicht so viel vom Hintergrund, aber es wird sehr deutlich, wo die dominanten Farben eingesetzt wurden: rund um das Model, das so nicht nur durch den engen Bildschnitt in den Fokus rückt, sondern auch durch die sie umspielende Farbe und den sandigen, eher zurückhaltenden Hintergrund.

Der Blick wird natürlich auch noch durch andere Elemente gelenkt. Gerade in anderen Bereichen wie der Architektur- oder Landschaftsfotografie spielen Linien eine große Rolle. Auch in der People-Foto-grafie können sie eine große Rolle spielen. Ich nutze sie jedoch eher selten.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869103914
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (September)
Schlagworte
LauraHelena Style Kostüm-Fotografie Kreativ-Shooting Bildbearbeitung Digitalfotografie Foto-Workshop Fotografie-Ratgeber

Autor

  • Laura Helena (Autor:in)

Laura Helena gehört zu den Top-Stars der jungen deutschen Fotografen-Szene. Mit dem LauraHelena Style hat sie die fantasievolle und inszenierte Porträtfotografie in den vergangenen Jahren maßgeblich geprägt. Ihr Herz und ihre Leidenschaft gehören der Fotografie, der Bildbearbeitung und der Trainertätigkeit. Ihr Talent, Fotowissen zu vermitteln, hat sie zu einer der beliebtesten Foto-Trainerinnen werden lassen. Ihr romantisch-verspielter Look begeistert die internationale Fotowelt.
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Titel: Fantasievolle Porträtfotografie