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Die kleine Fotoschule

Grundlagen und Fotopraxis. Mit vielen Schritt-für Schritt-Workshops. Verständlich erklärt - Für Einsteiger geeignet

von Michael Groer (Autor:in)
256 Seiten

Zusammenfassung

Für den perfekten Start in die Digitalfotografie!
So machen auch Einsteiger und Hobbyfotografen richtig gute Fotos: „Die kleine Fotoschule“ erklärt sensationell verständlich, worauf es beim Fotografieren ankommt. Welches Zubehör brauche ich? Was muss ich bei meiner Kamera einstellen? Wie setze ich Blende und Belichtungszeit ein? Wie werden meine Fotos richtig scharf? Alle Grundlagen der Fotografie werden einfach auf den Punkt gebracht. Und im großen Workshop-Kapitel gibt es praktische Anleitungen wie in einem Kochrezept: So lernen Anfänger bereits durch das Nachfotografieren, wie professionelle Fotos entstehen.

Verständlich erklärt: Blende, Belichtung, Bildgestaltung und vieles mehr.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Willkommen in der faszinierenden Welt der Fotografie! Diese kleine Fotoschule wird Ihnen beim Einstieg in die Fotografie zur Seite stehen. Nicht nur Einsteigern, auch fortgeschrittenen Fotografen möchte ich in diesem Buch Impulse und Inspiration bieten. Mein Ziel ist es, Lust und Freude an der Fotografie zu wecken, technische und kreative Grundlagen verständlich zu vermitteln und die Angst vor der Technik zu nehmen.

Fotografie ist meine große Leidenschaft, eine Passion, die mich seit fast dreißig Jahren nicht loslässt. Begonnen hat alles auf einer Reise mit einem zwanzig Jahre alten VW-Bus nach Marokko. Einer meiner Reisekameraden hatte eine Spiegelreflexkamera dabei. Der Blick durch den Sucher eröffnete mir eine neue Welt – einen Ausschnitt festlegen, etwas auf das Wesentliche reduzieren. Wenig später erstand ich meine erste Spiegelreflexkamera. Seither begleiten mich Kameras durchs Leben. Der Blick durch den Sucher und der Druck auf den Auslöser ist für mich weniger Jagd nach Bildern als vielmehr Sammlung und Meditation.

In den vielen Jahren, die ich bereits fotografiere, hat sich die Fototechnik radikal verändert. Meine Leidenschaft galt und gilt vor allem der Landschaftsfotografie, der Street-Fotografie, der Architektur-, Nacht- und Reisefotografie.

Im Rahmen einer siebenjährigen Tätigkeit im Fotofachhandel entstand die Idee, die Freude und das Know-how im Bereich Fotografie auch in Kursen weiterzugeben. Gleichzeitig entstand www.kleine-fotoschule.de, eine umfassende Website mit Infos und Tipps rund um die Fotografie.

Die Freude an der Fotografie ist ein wichtiger Schatz, den es zu bewahren gilt. Ich versuche dabei keinen Druck aufkommen zu lassen. Meine persönliche Devise ist, nur das zu fotografieren, was mich wirklich interessiert. Und, um ehrlich zu sein, nur das kann ich gut.

Mein Buch richtet sich vor allem an Nutzerinnen und Nutzer von Bridge-, System- und Spiegelreflexkameras. Viele Tipps und Infos zu Bildideen und Bildgestaltung können Sie aber auch mit Kompaktkameras umsetzen.

Die Lektüre dieses Buches kann die Bedienungsanleitung nicht ersetzen, dafür gibt es zu viele verschiedene Kameras und Bedienkonzepte. Ich empfehle Ihnen, bei Unklarheiten und Fragen einen Blick in die entsprechenden Kapitel der Bedienungsanleitung Ihrer Kamera zu werfen.

Falls Sie nach der Lektüre noch nicht genug haben, würde ich mich freuen, Sie in einem meiner Kurse und Workshops in Zürich begrüßen zu dürfen. Unter www.kleine-fotoschule.ch finden Sie das aktuelle Kursprogramm.

Ich wünsche Ihnen viel Freude mit der Fotografie!

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Ihr
Michael Groer

WELCHE KAMERA?

Falls Sie noch (oder wieder) auf der Suche nach einer geeigneten Kamera sind, vergessen Sie Werbeversprechen wie „Die beste Kamera“. Orientieren Sie sich vielmehr an Ihren Bedürfnissen. Nicht immer ist der Testsieger auch die richtige Kamera. Welcher Kameratyp gut zu Ihnen passt, erfahren Sie in diesem Kapitel.

Auswahlkriterien

Viele aktuelle Kameras bieten eine mehr als ausreichende Bildqualität für ein breites Anwendungsspektrum. Vor allem bei den gängigsten Bildgrößen (9 x 13 cm bis 13 x 18 cm) und bei der Betrachtung am Fernseher oder Beamer reicht die Bildqualität meist aus.

Überlegen Sie sich, wie groß Ihre Ausrüstung sein darf, damit Sie sie auch einsetzen. Schließlich zeichnet sich die „perfekte“ Kamera auch dadurch aus, dass Sie sie mitnehmen und nutzen. Ein Spitzenmodell, das wegen seiner Größe zuhause in der Schublade liegt, bringt wenig. Je nach Ansprüchen und Budget lohnt es sich, unterschiedliche Kameras für verschiedene Einsatzbereiche zu nutzen.

Lassen Sie sich nicht verleiten, eine Kamera zu kaufen, die Ihnen von Anfang an zu schwer und zu groß ist.

Hier einige wichtige Kriterien für die passende Kameraausrüstung:

Größe

Gewicht

Bildqualität/ISO-Empfindlichkeit/Bildrauschen

Ausbaufähigkeit (Fernauslöser, Blitzsystem, Objektive usw.)

Geschwindigkeit

Brennweitenbereich

Monitor (schwenkbar, Touch-Screen)

optischer oder digitaler Sucher

mechanischer oder motorgetriebener Zoom

Energieversorgung

Robustheit (wasserdicht, trittsicher, stoßfest)

Die folgenden Fragen können Ihnen bei der Suche nach der passenden Kamera helfen:

Möchte ich Fotos bei schlechten Lichtbedingungen machen?

Wenn für Sie Nachtaufnahmen oder Aufnahmen bei wenig Licht im Vordergrund stehen, sollten Sie sich für eine digitale Spiegelreflexkamera oder spiegellose Systemkamera entscheiden.

Möchte ich Sportaufnahmen machen?

Sportaufnahmen erfordern Kameras mit einem schnellen Autofokus und einer schnellen Serienbildrate. Je nach Sportart benötigen Sie auch ein (lichtstarkes) Teleobjektiv. Neben Spiegelreflexkameras oder spiegellosen Systemkameras bieten sich auch sogenannte Bridgekameras an. Achten Sie darauf, dass die Kamera über einen Sucher, einen schnellen Autofokus und einen schnellen Serienbildmodus verfügt.

Möchte ich spielende Kinder fotografieren?

Fotos von herumtobenden Kindern stellen viele Kameras (und natürlich auch die Fotografierenden) vor große Herausforderungen. Hier sind ebenfalls ein schneller Autofokus und ein schneller Serienbildmodus von Vorteil. Die Einschaltzeit und die Auslöseverzögerung sollten so kurz wie möglich sein. Im Wesentlichen gelten die gleichen Voraussetzungen wie in der Sportfotografie.

Möchte ich Tiere fotografieren?

Wie groß ist die Distanz zu den Tieren? Wenn Sie auf Safari gehen, sollten Sie ein starkes Teleobjektiv mitnehmen. Spiegelreflexkameras und spiegellose Systemkameras in Verbindung mit den entsprechenden Objektiven sind relativ groß und schwer, bieten jedoch bei wenig Licht die bessere Bildqualität. Zoomstarke Bridgekameras sind eine leichtere und kompaktere Alternative. Sie stoßen jedoch in der Dämmerung schnell an ihre Grenzen.

Möchte ich Porträts machen?

Professionelle Porträts verfügen oft über eine geringe Schärfentiefe, das heißt, der Hintergrund ist unscharf. Dafür benötigen Sie im Idealfall eine Kamera mit einem großen Sensor und ein lichtstarkes Objektiv. Für den Porträtbereich bieten sich vor allem Spiegelreflexkameras und spiegellose Systemkameras an. Klassische Porträtobjektive sind z. B. lichtstarke Festbrennweiten im Bereich 85 mm (ƒ/1,2—ƒ/1,8), 100 mm/135 mm (ƒ/2,8), aber auch Zoomobjektive ab 50 mm aufwärts lassen sich einsetzen. Die empfohlenen Brennweiten hängen nicht nur vom Sensorformat, sondern auch von den persönlichen Vorlieben ab.

Möchte ich eine Kamera für die Reise?

Hier spielen Größe und Gewicht für viele Fotografierende eine besondere Rolle. Viele schätzen auf Reisen Kompakt- und Bridgekameras mit großem Zoombereich. Wenn Sie maximale Bildqualität möchten, sind Spiegelreflexkameras und spiegellose Systemkameras mit entsprechenden Objektiven die erste Wahl. Spiegellose Systemkameras sind bei vergleichbarer Bildqualität und in Verbindung mit vergleichbaren Objektiven in der Regel kompakter und leichter als Spiegelreflexkameras.

Möchte ich maximale Bildqualität?

Neben den Motiven ist es auch wichtig, was Sie mit den Aufnahmen im Anschluss machen möchten. Wenn Sie die Fotos lediglich bis zu Größen von 20 x 30 cm ausdrucken oder sie am Monitor, Beamer oder Tablet betrachten, werden die meisten aktuellen Kameras bei guten Lichtbedingungen brauchbare Qualität liefern. Wenn Sie jedoch die Aufnahmen großformatig über DIN A3 hinaus drucken möchten, wird es anspruchsvoller.

Je nach Einsatzbereich und Qualitätsbedarf kommen im professionellen Bereich Vollformatkameras und Mittelformatkameras zum Einsatz. Diese Systeme sind in der Regel deutlich teurer, größer und schwerer als Spiegelreflexkameras und spiegellose Systemkameras mit kleineren Sensoren. Dies trifft insbesondere für die digitalen Mittelformatkameras zu.

Kameratypen

Sie sind noch unsicher, welche die richtige Kamera für Sie ist? Die folgende Zusammenfassung vermittelt Ihnen einen kurzen Überblick über die gängigen Kameratypen und ihre Vor- und Nachteile.

Spiegelreflexkameras

Die manuellen Einstellungsmöglichkeiten von Spiegelreflexkameras (auch DSLR-Kameras genannt) bieten ein weites Feld an kreativen Möglichkeiten, aber auch im Automatikmodus sind sie ihren kompakten Kollegen meist überlegen.

Die Größe von Spiegelreflexkameras bietet auch Vorteile. Für viele Einstellungen gibt es ein eigenes Bedienelement. Das sieht erst mal komplizierter aus, vereinfacht aber die Bedienung, da Sie weniger im Menü suchen müssen. Zudem liegen diese Kameras oft sehr gut in der Hand und lassen sich auch mit großen Objektiven gut bedienen. Durch ihre Erweiterungsmöglichkeiten können sie an viele Aufnahmesituationen angepasst werden. Die Hersteller bieten hierfür eine Palette an Objektiven, Filtern, Blitzgeräten, Fernauslösern usw.

Spiegellose Systemkameras

Hier handelt es sich um ein stark wachsendes Kameraformat, das je nach System Anpassungsfähigkeit und hohe Bildqualität gewährleistet. Im Vergleich zu Spiegelreflexkameras sind spiegellose Systemkameras kompakter und leichter. Verschluss- und Blendenvorwahl sowie manuelle Bedienmöglichkeiten gehören wie bei Spiegelreflexkameras zur Standardausstattung. Bei schlechteren Lichtsituationen zeigen sie aufgrund der größeren Sensorformate ebenfalls deutliche Vorteile gegenüber kompakten Kameramodellen.

Bridgekameras

Diese Kameras sind in der Regel deutlich größer als Kompaktkameras und lassen sich auch manuell steuern. Sie verfügen häufig über einen größeren Zoombereich. Sie haben jedoch keine Wechseloptiken. Zum Teil ist ein Blitzschuh für ein externes Blitzgerät vorhanden.

Diese Kameras sind sehr vielseitig. Sie eignen sich als flexiblere Alternative zu Kompaktkameras. Modelle mit großem Zoombereich sind als Reisekameras sehr beliebt. Sie stoßen jedoch bei wenig Licht im Vergleich zu System- und Spiegelreflexkameras schnell an ihre Grenzen.

Kompaktkameras

Großer Vorteil dieser Klasse ist die kompakte Bauweise, was diese Kameras zu idealen täglichen Begleitern macht. Kompaktkameras zeichnen sich meist durch einfache Bedienung und viele Automatikfunktionen aus. Die manuellen Einstellmöglichkeiten sind in der Regel stark eingeschränkt. Meist verfügen diese Kameras über einen kleineren Zoombereich (häufig 3-fach). Bei vielen Kompaktkameras lässt die Bildqualität bei wenig Licht stark nach.

Outdoor- und Actionkameras

Outdoor- und Actionkameras sind Kompaktkameras, die auch für den Einsatz bei Regen, am Strand und teilweise auch unter Wasser konzipiert sind. Meist sind sie besonders tritt- und stoßfest. Die Bildqualität und Bedienung entspricht einfachen Kompaktkameras. Es sind tolle Kameras für alle Situationen, in denen es rau hergeht, die Bildqualität ist aber eher zweitklassig.

PRAKTISCHES ZUBEHÖR

Das Angebot an Fotozubehör ist groß. Was braucht man wirklich? Auf den folgenden Seiten finden Sie Ausrüstungstipps zu Objektiven und weiterem Zubehör wie Filter, Stative oder Blitzgeräte.

Objektive

Objektive sind in der Regel das teuerste, aber auch das wertbeständigste Fotozubehör. Sie haben einen großen Einfluss auf die Bildqualität und die gestalterischen Möglichkeiten.

Brennweite

Die Frage nach der richtigen Brennweite ist sowohl von den eigenen Vorlieben als auch vom Motiv abhängig. Viele Fotografen finden mit der Zeit ihre Lieblingsbrennweiten. Unter Street-Fotografen ist die 35-Millimeter-Brennweite sehr populär, Sportjournalisten verwenden wiederum häufig starke Telebrennweiten. Die meisten Fotografen nutzen Objektive mit variablen Brennweiten, sogenannte Zoomobjektive.

Die Brennweite bezeichnet die Entfernung des Linsensystems zu ihrem Brennpunkt (Abstand von der Hauptlinse zum Sensor). Diese wird in der Fotografie in Millimetern angegeben. Alles klar?

WAS BEDEUTET BRENNWEITE?image

Für die Praxis gilt vereinfacht: Je größer die Brennweite (Tele), desto größer lassen sich Objekte aus gleicher Aufnahmedistanz fotografieren. Je kleiner die Brennweite (Weitwinkel), desto größer ist der Bildausschnitt.

Die folgenden beiden Aufnahmen habe ich vom gleichen Standort mit verschiedenen Brennweiten aufgenommen (50 mm und 400 mm).

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Brennweite 50 mm

Crop-Faktor

Der Bildausschnitt bei einer bestimmten Brennweite ist von der Größe des Sensors abhängig. Die folgende Darstellung zeigt, welchen Bildausschnitt Sie bei gleicher Brennweite mit unterschiedlich großen Sensoren erreichen.

Sensoren im Format Kleinbild (Vollformat), APS-C und Four-Thirds werden vor allem bei Spiegelreflexkameras und spiegellosen Systemkameras eingesetzt. In Kompakt- und Bridgekameras werden in der Regel Sensoren mit 1“, 2/3“ und kleiner genutzt.

Je nach Sensorgröße wirken die resultierenden Bildausschnitte, wie wenn sie mit unterschiedlichen Brennweiten aufgenommen wären. Ein reiner Brennweitenvergleich zwischen Kameras mit unterschiedlich großen Sensoren gibt daher keinen Aufschluss über den resultierenden Bildausschnitt. Um einen Vergleich zu ermöglichen, wird häufig die kleinbildäquivalente Brennweite angegeben. Dies ist die Brennweite, die im Kleinbild-/Vollformat notwendig wäre, um einen gleichen Bildausschnitt zu erreichen. Dadurch lassen sich Kameras und Objektive besser vergleichen.

Mit dem Crop-Faktor können Sie die kleinbildäquivalente Brennweite selbst berechnen. Kameras mit einem Bildsensor im APS-C-Format haben einen Crop-Faktor von 1,5 (Canon 1,6). Beim Micro-Four-Thirds-System liegt der Crop-Faktor bei 2. Bei Kompakt- und Bridgekameras werden in der Regel kleinere Sensorformate genutzt. Informationen zum Sensorformat Ihrer Kamera finden Sie in der Bedienungsanleitung bei den technischen Daten. Die folgende Tabelle zeigt die gängigen Sensorformate bei Spiegelreflexkameras und spiegellosen Systemkameras.

 

Sensorformat Abmessungen Crop-Faktor
Kleinbild/Vollformat 36 x 24 mm 1
APS-C 23,6 x 15,6 mm 1,5
APS-C (Canon) 22,3 x 14,9 mm 1,6
Micro-Four-Thirds und Four-Thirds 17,3 x 13 mm 2

Gängige Sensorformate

Ein Beispiel: Wenn Sie ein 100-mm-Objektiv auf einer Canon-Kamera im APS-C-Format nutzen, ergibt sich mit dem Faktor 1,6 eine kleinbildäquivalente Brennweite von 160 mm.

Im Kapitel „Bildgestaltung“ finden Sie Tipps, wie Sie verschiedene Brennweiten kreativ einsetzen können.

Bei Kameras mit größeren Sensoren haben Sie mehr Möglichkeiten, mit einer kleinen Schärfentiefe zu fotografieren, denn diese Kameras benötigen im Vergleich zu Modellen mit kleineren Sensoren eine größere Brennweite für den gleichen Bildausschnitt. Die Schärfentiefe nimmt mit zunehmender Brennweite ab. Dies ist z. B. für den Porträtbereich sehr interessant.

Feste Brennweite vs. Zoom

Mit Zoomobjektiven können Sie komfortabel unterschiedlichste Bildausschnitte wählen, ohne das Objektiv zu wechseln. Das klingt toll, hat aber auch einen Haken: Die meisten Zoomobjektive haben eine schlechtere Abbildungsleistung als Festbrennweiten. Zudem sind Zoomobjektive (in der gleichen Preisklasse) lichtschwächer als vergleichbare Festbrennweiten.

Ist Ihnen maximale Bildqualität wichtig, so sollten Sie den Zoombereich nicht zu groß wählen. Objektive mit einem Zwei- bis Vierfach-Zoom verfügen in der Regel über eine gute bis sehr gute Abbildungsleistung. Liegt das Augenmerk vor allem auf Gewicht und Komfort, dann sind sogenannte Superzoom- bzw. Reise-Zoomobjektive (z. B. von 18-200/270 mm) eine Alternative.

Festbrennweiten werden häufig verwendet, wenn ein Maximum an Bildqualität im Vordergrund steht, wenn eine besonders hohe Lichtstärke gefordert wird oder wenn andere spezielle Ansprüche an das Objektiv gestellt werden (z. B. Makro).

Ein lichtstarkes Objektiv gehört in jede Fototasche. Die meisten Hersteller bieten zumindest eine lichtstarke Festbrennweite preiswert an (z. B. 50 mm ƒ/1.8 für APS-C und Vollformat). Mit diesen Objektiven sind Sie auch auf Situationen mit wenig Licht vorbereitet. Zudem haben Sie mit lichtstarken Objektiven mehr Möglichkeiten, die Schärfentiefe zu steuern.

Zum Beginn meiner Fotoleidenschaft erhielt ich den Tipp, vor allem am Anfang Festbrennweiten zu nutzen. Warum? Mit einer Festbrennweite müssen Sie sich dem Motiv nähern oder entfernen, wenn Sie den Bildausschnitt verändern möchten. Dadurch verändern Sie auch die Perspektive. Sie entwickeln dadurch schnell ein Gefühl für veränderte Perspektiven.

Lichtstärke

Die Lichtstärke eines Objektivs wird über die größte Blendenöffnung angegeben. Sie finden die Blendenangaben auf jedem Objektiv (z. B. ƒ/2,8 oder 1:2,8). Je kleiner der angegebene Blendenwert, umso größer ist die Öffnung und umso lichtstärker ist das Objektiv.

Bei den meisten Zoomobjektiven finden Sie zwei Werte. Der erste Wert gilt für die kürzeste Brennweite, der zweite für die längste Brennweite, z. B. ƒ/3,5-5,6.

image WIE ERKENNE ICH DIE LICHTSTÄRKE?

Je kleiner die angegebene Blendenzahl auf einem Objektiv, desto größer ist die Lichtstärke.

Lichtstarke Objektive sind bei schlechten Lichtbedingungen und bei schnellen Bewegungen wichtig, aber auch in der Porträtfotografie ist eine große Blendenöffnung für die Steuerung der Schärfentiefe von Bedeutung.

Festbrennweiten sind in der Regel lichtstärker als Zoomobjektive in der gleichen Preisklasse. Wenn Ihnen Lichtstärke wichtig ist und Sie auf den Preis achten möchten, dann empfehle ich Ihnen Festbrennweiten.

Es gibt auch Argumente gegen lichtstarke Objektive. Bei vergleichbaren Brennweiten sind lichtstärkere Objektive schwerer, größer und nicht zuletzt deutlich teurer. Nicht für jeden Fotografen lohnt sich der erhöhte Anschaffungspreis, und für so manchen Fotografen spielt neben den Kosten das erhöhte Gewicht eine Rolle bei der Kaufentscheidung. Aus gestalterischer Sicht jedoch lautet die Empfehlung: Kaufen Sie sich das lichtstärkste Objektiv, dass Sie sich leisten können.

Bildstabilisator

Selbst die ruhigsten Fotografenhände können etwas zittern. Dies zeigt sich vor allem bei langen Brennweiten und langen Belichtungszeiten an verwackelten Aufnahmen. Bildstabilisatoren unterstützen Sie dabei, verwacklungsfreiere Aufnahmen zu erhalten. Wenn Ihre Kamera oder Ihr Objektiv eine Bildstabilisierung besitzt, sollten Sie sie immer aktivieren, außer bei Stativaufnahmen.

Die Hersteller haben für ihre Bildstabilisierungssysteme unterschiedliche Bezeichnungen. Auf Objektiven weisen je nach Hersteller andere Abkürzungen auf einen Bildstabilisator hin: VR, IS, OS, VC oder andere.

Wenn Ihre Kamera keinen eingebauten Bildstabilisator hat, sollten Sie vor allem beim Kauf von Teleobjektiven auf den Bildstabilisator achten. Wenn ich die Wahl habe und es finanziell vertretbar ist, wähle ich immer Objektive mit Bildstabilisator.

WANN WIRKT DER BILDSTABILISATOR?image

Bildstabilisierung wirkt nur gegen Verwacklung und nicht bei bewegten Objekten. Sie kann Bewegungsunschärfen nicht verhindern.

Filter

Die meisten Fotofilter haben mit der digitalen Bildbearbeitung an Bedeutung verloren. Viele Effekte lassen sich mittlerweile gezielter per Bildbearbeitung umsetzen. Doch es gibt immer noch Filter, die auch in der Digitalfotografie sinnvoll sind.

Schrauben Sie keine Filter übereinander! Vor allem im Weitwinkelbereich besteht die Gefahr, dass dadurch die Bildecken abschatten (Vignettierung).

Polarisationsfilter

Der Polarisationsfilter, auch Polfilter genannt, ist ein wichtiges Zubehör in der Landschaftsfotografie. Damit können Sie unerwünschte Reflexionen etwa auf Wasser oder Laub reduzieren. Der Filter wirkt sich auf Kontraste und Farbsättigung aus. Über die Landschaftsfotografie hinaus wird dieser Filter auch in der Produktfotografie, der Reprofotografie oder in der Architekturfotografie verwendet.

Polfilter sind drehbar gelagert. Je nach Drehwinkel lässt sich die Wirkung des Filters ändern. Wie stark der Filter wirkt, ist auch vom Sonnenstand abhängig. Besonders wirkungsvoll ist der Filter bei Sonnenschein, wenn die Kamera im 90°-Winkel zur Sonne steht.

Die erste Aufnahme habe ich ohne Polfilter aufgenommen, die zweite mit. Die Reflexionen auf dem Wasser werden durch den Filter reduziert, dadurch kommt die Wasserfarbe zur Geltung. Das Blau des Himmels wird dunkler und gesättigter.

Graufilter

Mit Graufiltern, auch ND-Filter (für „Neutraldichte“) genannt, lassen sich auch bei Tageslicht Belichtungszeiten von mehreren Sekunden nutzen. Damit können Sie Wischeffekte von bewegten Objekten fotografieren. Häufig werden diese Filter dafür genutzt, bewegtes Wasser (z. B. Wasserfälle) aufzunehmen. Graufilter gibt es in verschiedenen Stärken. Eine gute Standardgröße ist ND 1,8. Dieser verlängert die möglichen Belichtungszeiten um den Faktor 64.

Grauverlaufsfilter

Grauverlaufsfilter, auch GND-Filter genannt, werden vor allem in der Landschaftsfotografie eingesetzt. Mit diesen Filtern lassen sich Teile des Bildes abdunkeln. Dies wird z. B. genutzt, um Wolken abzudunkeln und so dem Foto mehr Dramatik zu geben. Zwar lässt sich dieser Effekt zum Teil auch über die Bildbearbeitung erreichen, doch das geht nur, wenn die Wolken nicht überbelichtet sind.

Wenn Sie gerne Landschaftsfotos machen, ist ein Grauverlaufsfilter eine tolle Sache. Es gibt zwei Varianten von Grauverlaufsfiltern. Besonders empfehlenswert sind rechteckige Filter, die sich in einer Halterung vor dem Objektiv verschieben lassen. Dadurch lässt sich der Grauverlauf dem Bildaufbau anpassen. Bei runden Einschraubfiltern sind Sie sehr stark in der Bildgestaltung eingeschränkt, da der Verlauf nicht dem Bildaufbau angepasst werden kann.

Schutzfilter

Wie der Name andeutet, sollen diese Filter die Frontlinse des Objektivs vor Beschädigung durch z. B. Kratzer schützen. Meist werden hierfür UV-Filter genutzt. Gegen einen Schutz des Objektivs ist eigentlich nichts einzuwenden, allerdings kann es vor allem bei preiswerten Filtern zu einer Beeinträchtigung der Bildqualität kommen. Da diese Filter in der Regel immer auf dem Objektiv verbleiben, ist bei diesen Filtern mangelnde Qualität besonders ärgerlich.

Zum Sinn von Schutzfiltern gehen die Meinungen auseinander. Ich verwende lediglich für meine Kamera im Tagesrucksack einen (hochwertigen) Schutzfilter.

Speicherkarten

Sparen Sie nicht bei den Speicherkarten. Die Preise sind in den letzten Jahren ohnehin stark gesunken. Kaufen Sie Markenkarten mit genügend Kapazität und ausreichender Geschwindigkeit.

Vor allem für Sportfotografen und diejenigen, die auch filmen möchten, ist die Schreibgeschwindigkeit ein wesentliches Kriterium. Aber auch im Alltagsgebrauch kann sich eine langsame Karte bei der Performance der Kamera bemerkbar machen. Die geforderten Werte finden Sie in Ihrem Kamerahandbuch.

Nehmen Sie immer ausreichend Reservekarten mit, um genügend Speicherplatz zu haben oder falls eine Karte nicht mehr funktionieren sollte. Das kommt vor!

Bilder aus Versehen gelöscht?

Keine Panik! Falls Sie Fotos versehentlich gelöscht haben, sollten Sie keine weiteren Bilder mit dieser Karte machen. Sonst überschreiben Sie die noch vorhandenen Daten.

Sehr oft können Sie gelöschte Fotos mithilfe von Recovery-Programmen am Computer retten. Sie finden kostenlose Programme in Internet. Für die Datenrettung sollte Ihr Computer über ein Kartenlesegerät verfügen.

Bei Karten, die in der Kamera nicht mehr ordnungsgemäß funktionieren, besteht eine Chance, dass die Aufnahmen über den Computer ausgelesen werden können oder die Aufnahmen mit Recovery-Programmen wiederhergestellt werden können.

Akkus

Kameras benötigen unterschiedlich viel Strom. Während meine Spiegelreflexkamera mit einem vollen Akku über 700 Aufnahmen schafft, ist der Akku bei meinen spiegellosen Systemkameras manchmal schon nach 150 Aufnahmen erschöpft. Meist habe ich für jede Kamera mehrere Ersatzakkus dabei.

Die Leistung von Akkus sinkt bei niedrigen Temperaturen deutlich. Tragen Sie bei Kälte Ersatzakkus am Körper und setzen Sie die Akkus erst zum Fotografieren in die Kamera ein.

Achten Sie immer auf genügend Ersatzakkus und vergessen Sie das Ladegerät nicht!

Stative

Nutzen Sie ein Stativ, um Verwacklungen während der Aufnahme zu vermeiden. Dies betrifft nicht nur Nachtaufnahmen, auch am Tag kann der Einsatz eines Stativs für schärfere Aufnahmen sorgen.

Einbeinstativ

Das Einbeinstativ wird vor allem in der Sportfotografie eingesetzt. Es hilft, die Kamera ruhig zu führen und die Verwacklungsgefahr zu verringern, und entlastet den Fotografen bei der Verwendung von schweren Objektiven. Die Kamera kann dabei ohne große Einschränkung bewegt werden. Bei längeren Belichtungszeiten lassen sich mit dem Einbeinstativ jedoch Verwacklungen nicht ausschließen. Wenn es die Belichtungszeiten zulassen, nutze ich das Einbeinstativ auch gerne für Landschaftsaufnahmen.

Dreibeinstativ

Das Dreibeinstativ ist vor allem für statische Motive unter schlechten Lichtbedingungen (z. B. in der Nacht und in der blauen Stunde) die erste Wahl. Wichtig ist neben Stabilität, Arbeitshöhe, Packgröße und Gewicht des Stativs auch der passende Stativkopf. Eine generelle Empfehlung ist schwierig, probieren Sie die Stative am besten im Laden aus. Achten Sie darauf, dass absolut nichts wackelt, sonst besser Hände weg.

Ich nutze in der Regel drei verschiedene Typen von Dreibeinstativen. Ein Tischstativ, das auch meine Spiegelreflexkameras sicher hält, ist als Notfallvariante im Fotorucksack. Auf Reisen verwende ich ein sogenanntes Reisestativ in Verbindung mit einem hochwertigen Kugelkopf. Dieses ist leicht, bietet aber nur eine geringe Arbeitshöhe und gerät bei stärkerem Wind in Schwingungen. Wenn es das Gewicht zulässt, nutzte ich ein relativ schweres, aber stabiles Stativ (Gewicht mit Stativkopf: 3 kg).

Material

Stative werden aus unterschiedlichen Materialien gefertigt. Neben dem Gewicht und der Stabilität hat das Material einen großen Einfluss darauf, wie das Stativ auf Vibrationen und Erschütterungen reagiert. Am gängigsten sind Stative aus Aluminium. Das Material ist robust, leicht und relativ preiswert. Nicht nur bei Reisestativen finden sich immer mehr Modelle aus Carbon. Das Material ist leichter und steifer als Aluminium. Stative aus Carbon sind daher besonders schwingungsarm. Leider sind diese Stative relativ teuer. Es werden auch sehr hochwertige Stative aus Holz angeboten. Diese weisen eine besonders gute Vibrationsdämpfung auf. Stative aus Kunstoff finden sich vor allem bei Tisch- und Klemmstativen.

Achten Sie unabhängig vom Material und der Bauart des Stativs und des Stativkopfs unbedingt auf das vom Hersteller angegebene Maximalgewicht.

Stativkopf

Bei den Stativköpfen werden 3D-Neiger und Kugelköpfe unterschieden. Der 3D-Neiger wird oft in der Architekturfotografie, bei Panoramaaufnahmen oder im Videobereich eingesetzt, da die horizontale und vertikale Kameraneigung unabhängig voneinander eingestellt werden können. Deutlich komfortabler ist die Arbeit mit einem Kugelkopf. Hier können Sie mit einer einzigen Schraube die Kamera für alle Bewegungsrichtungen freigeben und auch wieder arretieren. Allerdings sind Kugelköpfe weniger für Videoaufnahmen geeignet, da sie über keinen Hebel zum weichen Schwenken der Kamera verfügen.

Wechselplatte

Nutzen Sie Stativköpfe mit Wechselplatten. Diese Platten befestigen Sie an der Kamera. Dadurch lässt sich die Kamera bequem und schnell auf dem Stativ befestigen. Bei namhaften Herstellern sind diese Platten aus Metall. Sie können diese auch nachkaufen und weitere Kameras damit ausrüsten.

Fernauslöser

Verwenden Sie einen Fernauslöser, wenn Sie mit Stativ fotografieren. Das beste Stativ nützt wenig, wenn die Kamera durch den Druck auf den Auslöser in Vibrationen versetzt wird. Neben den kabelgebundenen Fernauslösern gibt es Funk- und Infrarot-Auslöser. Der Vorteil der kabelgebundenen Auslöser ist, dass sie einfach in der Handhabung sind und praktisch immer funktionieren. Die Funk- und Infrarot-Auslöser ermöglichen es hingegen, aus größerer Distanz auszulösen.

Bei aktuellen Kameras mit integriertem W-LAN gibt es auch die Möglichkeit, die Kamera über ein Smartphone zu steuern. Dabei sieht man das Live-Bild auf dem Display des Handys. Je nach Kamera lassen sich zusätzliche Einstellungen (Blende, Zeit, Fokus, ISO …) fernsteuern. Trotzdem setze ich meist (wegen der Zuverlässigkeit und einfachen Bedienung) Kabelfernauslöser ein.

Wenn Sie keinen Fernauslöser zur Hand haben, können Sie den Selbstauslöser nutzen, um Verwacklungen beim Auslösen zu vermeiden.

Blitzgeräte

Wenn Sie regelmäßig den eingebauten Blitz Ihrer Kamera nutzen, aber von den Ergebnissen enttäuscht sind, lohnt es sich, in einen Zusatzblitz zu investieren. Achten Sie darauf, dass der Reflektor des Blitzes schwenkbar ist, damit Sie die Blitzrichtung ändern können. Durch indirektes Blitzen (z. B. auf Wände oder Decken) erhalten Sie eine weiche Ausleuchtung der Szenerie.

Die Lichtleistung wird als Leitzahl angegeben. Sie finden sie in der Bedienungsanleitung Ihres Blitzgeräts bei den technischen Daten. Eine höhere Leitzahl macht sich beim indirekten Blitzen schnell bemerkbar. Außerdem sind stärkere Geräte, nachdem ein Blitz ausgelöst wurde, schneller wieder einsatzbereit. Wenn Sie indirekt blitzen möchten, empfehle ich Ihnen Blitzgeräte mit einer Leitzahl von mindestens 40.

Wenn es die Lichtsituation zulässt, empfehle ich Ihnen, immer auch ein paar Aufnahmen ohne Blitz zu machen, um die Atmosphäre besser einzufangen.

Viele Kameras können mittlerweile geeignete Blitzgeräte (auch mehrere gleichzeitig) fernsteuern. Man nennt dies „entfesseltes Blitzen“. Sie können die Blitze dabei an den gewünschten Stellen positionieren und gewinnen dadurch an Möglichkeiten, das Blitzlicht zu steuern.

Für die meisten Systemblitzgeräte benötigen Sie eigene Batterien. Achten Sie auf Reservebatterien. Wenn Sie das Blitzgerät regelmäßig nutzen, sollten Sie aufladbare Batterien nutzen.

Die Bedienung ist bei den meisten Systemblitzgeräten (zumindest im Automatikmodus) beinahe so einfach wie die Verwendung des kamerainternen Blitzgeräts.

GRUNDLAGEN DER FOTOGRAFIE

Bei analogen mechanischen Kameras gab es nur wenige Bedienelemente: Belichtungszeit, Blende, ISO-Wert und Fokussierung. Trotz der scheinbar unendlich vielen Möglichkeiten digitaler Kameras sind diese Einstellungen auch in der digitalen Fotografie entscheidend. Sie genügen meist, damit Sie volle Kontrolle über das Bildergebnis haben.

Grundbegriffe

Das vorhandene Licht variiert je nach Tageszeit, Jahreszeit oder Beleuchtungsquelle. Eine Kamera muss sich ständig an sich ändernde Lichtverhältnisse anpassen, damit die Fotos nicht zu hell oder zu dunkel werden.

Die Menge des einfallenden Lichts wird bei Kameras durch die Blende und die Belichtungszeit gesteuert. Der ISO-Wert entscheidet darüber, wie die Kamera mit der auf dem Sensor auftreffenden Lichtmenge umgeht, anders ausgedrückt, mit wie viel Licht sich die Kamera zufriedengibt.

Der Zusammenhang von Blende und Belichtungszeit lässt sich sehr gut anhand eines Wasserhahns verdeutlichen. Stellen Sie sich vor, Sie möchten ein Glas mit Wasser füllen. Sie können entweder den Wasserhahn ganz öffnen, dann geht es sehr schnell, bis das Glas voll ist. Oder Sie öffnen ihn nur wenig, dann dauert es länger. Das Ergebnis ist in beiden Fällen das Gleiche. Dies können Sie auch auf die Fotografie übertragen: Bei einer großen Öffnung (Blende) wird weniger Zeit (Belichtungszeit) benötigt als bei einer kleinen Öffnung. In beiden Fällen kann trotz der unterschiedlichen Einstellungen die gleiche Bildhelligkeit erreicht werden.

Klingt kompliziert? Entwarnung: In den Automatikprogrammen kümmert sich Ihre Kamera selbstständig um diese Einstellungen. Im Verlauf dieses Buches werden Sie erfahren, warum es sich dennoch lohnt, die Automatikfunktionen zu verlassen.

Belichtungszeit

Die Belichtungszeit ist die Zeitdauer, in welcher der Sensor (oder der Film) dem Licht bei der Aufnahme ausgesetzt wird. Die Belichtungszeit lässt sich kreativ einsetzen. Sie ist dafür verantwortlich, ob ein bewegtes Objekt „eingefroren“ (scharf abgebildet) wird oder ob es zu Bewegungsunschärfen kommt.

Die Wirkung unterschiedlicher Belichtungszeiten auf Bewegung lässt sich sehr gut an Wasser zeigen. Bei diesem Bild wurde eine lange Belichtungszeit von vier Sekunden genutzt. Das Wasser „verwischt“ bei dieser Zeit.

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Lange Belichtungszeit: 4 s

Bei der folgenden Aufnahme wurde 1/1000 s gewählt. Dabei werden die Bewegungen der Wassertropfen nahezu eingefroren.

Moderne Spiegelreflex- und Systemkameras bieten Belichtungszeiten von 1/4000 s und kürzer. Mit sehr kurzen Verschlusszeiten können Sie auch schnelle Bewegungen einfrieren. Damit dies klappt, muss neben den richtigen Kameraeinstellungen auch ausreichend Licht vorhanden sein. So ist es z. B. eher schwierig, einen Wasserfall während der Dämmerung im Foto einzufrieren.

Wie Sie die Belichtungszeit selbst steuern können, erfahren Sie im Kapitel „Blendenautomatik (S/Tv)“.

Blende

Die Blende lässt sich mit der Pupille des menschlichen Auges vergleichen. Wie diese steuert auch die Blende die Menge des einfallenden Lichts über die Größe der Öffnung. Neben der Lichtmenge beeinflusst die Blende auch die Schärfentiefe. Die Schärfentiefe beschreibt den Bereich der Schärfe von dem fokussierten Punkt in Richtung Kamera und weg davon. Eine große Blende lässt viel Licht durch und führt zu einer kleinen Schärfentiefe, eine kleine Blende lässt weniger Licht durch und hat eine große Schärfentiefe zur Folge.

Die folgenden beiden Aufnahmen zeigen die Wirkung unterschiedlicher Blenden auf die Schärfentiefe. Bei beiden Aufnahmen wurde auf die Knoten im Vordergrund fokussiert.

image SCHÄRFENTIEFE

Die Begriffe Blende und Blendenzahl sind manchmal verwirrend: Der Begriff Blende bezieht sich auf die Größe der Blendenöffnung. Eine hohe Blendenzahl von z. B. ƒ/16 bedeutet eine kleine Blende/Blendenöffnung, eine niedrige Blendenzahl wie ƒ/1,8 bezeichnet eine große Blende/Blendenöffnung.

Es gibt Apps, mit denen Sie die Schärfentiefe mit der jeweiligen Blende, Brennweite und Distanz berechnen können. Diese sind nicht nur für Einsteiger extrem hilfreich.

Wie Sie die Blende selbst steuern können, erfahren Sie im Kapitel „Zeitautomatik (A/Av)“.

ISO-Wert und Bildrauschen

Der ISO-Wert beschreibt die Lichtempfindlichkeit. In der analogen Fotografie ist die Lichtempfindlichkeit vom verwendeten Film abhängig. In der Digitalfotografie bietet Ihre Kamera einen variablen ISO-Bereich, das heißt, Sie können die Werte von Foto zu Foto anpassen.

Der eingestellte ISO-Wert beeinflusst die Bildqualität:

Je höher der Wert, umso stärker macht sich Bildrauschen bemerkbar. Störsignale lassen die Aufnahme „körnig“ wirken und Bilddetails gehen verloren.

Bei einem niedrigen ISO-Wert nimmt bei wenig Licht die Verwacklungsgefahr beim Fotografieren ohne Stativ zu.

Die ISO-Automatik kann Ihnen die Entscheidung abnehmen, welchen ISO-Wert Sie wählen sollen. Für Freihandaufnahmen ist diese Automatik eine tolle Sache. Vor allem bei Aufnahmen mit Stativ aber sollten Sie den ISO-Wert manuell festlegen, da die Kamera in der ISO-Automatik unnötig den Wert erhöht.

Nutzen Sie zu Beginn die ISO-Automatik für Aufnahmen aus der Hand. Sie hilft, Verwacklungen zu vermeiden, und Sie können sich auf das Motiv und die anderen Einstellungen konzentrieren.

Die folgende Aufnahme habe ich mit einem ISO-Wert von 6400 fotografiert. Das gesamte Bild sieht im Druckformat noch ordentlich aus, doch eine Ausschnittvergrößerung offenbart das Bildrauschen.

Ein großformatiger Druck in guter Qualität wäre bei diesem Bildrauschen nicht möglich. Zoomen Sie bei der Bildkontrolle immer ins Bild, damit Sie das Bildrauschen beurteilen können. Wie Sie solche Aufnahmesituationen richtig umsetzen und Bildrauschen vermeiden, erfahren Sie im Workshopteil.

SENSOR UND ISO-WERTimage

Gerade im Bereich Lichtempfindlichkeit und der Reduktion von Bildrauschen hat sich in den letzten Jahren viel getan. Wenn Sie auf gute Bildqualität bei schlechten Lichtbedingungen angewiesen sind, empfehle ich eine Kamera mit großem Sensor und lichtstarke Objektive.

Auflösung

Die Auflösung einer Digitalkamera wird in Pixel angegeben. Ein Pixel entspricht einem Bildpunkt und enthält die Informationen zu Farbe und Helligkeit. Die Auflösung ist mitentscheidend, in welcher maximalen Größe das Foto in hoher Qualität gedruckt werden kann.

Verwenden Sie möglichst immer die maximale Auflösung Ihrer Kamera. Damit haben Sie Spielraum bei der späteren Nutzung der Aufnahmen. So ist es auch möglich, das Foto anschließend zu beschneiden, ohne dass die Qualität darunter leidet. Fotos in voller Auflösung benötigen zwar mehr Speicherplatz, doch sind die Kosten für Speicherkarten in letzten Jahren deutlich gesunken.

Wenn Sie die Auflösung auf niedrige Werte stellen und vergessen, diese Einstellung wieder rückgängig zu machen, sind die Aufnahmen eventuell unbrauchbar. Sollten Sie Aufnahmen in geringerer Auflösung z. B. für das Internet benötigen, so können Sie die Aufnahmen ohne großen Aufwand am Computer verkleinern.

Die Auflösung allein ist als Kriterium für die Bildqualität nur bedingt aussagekräftig. Neben der vom Hersteller genannten Auflösung spielen Kamera- und Objektivqualität eine wichtige Rolle. Auch die Aufnahmetechnik (z. B. mit Stativ oder ohne, ISO-Wert) ist entscheidend.

Fotografieren Sie immer mit der höchsten Auflösung. Zur Bildverkleinerung finden Sie im Internet gute kostenlose Programme, z. B. Faststone Image Viewer oder IrfanView.

Dateiformat: JPG oder RAW?

Neben der Auflösung ist auch das Dateiformat für die Bildqualität wichtig. Viele Kameras bieten neben dem Dateiformat JPG oder JPEG auch das RAW-Format. Beide Formate haben ihre Vor- und Nachteile.

Das JPG-Format ist das gebräuchlichste Dateiformat für Fotos. Es bietet bei geringem Speicherbedarf eine für viele Anwendungen ausreichende Bildqualität. Die meisten Profis nutzen wegen der höheren Bildqualität und der erweiterten Bearbeitungsmöglichkeiten das RAW-Format.

Hier die Vor- und Nachteile beider Formate im Überblick:

JPG (JPEG)

+ kann nahezu jeder Computer öffnen + geringer Speicherbedarf

- Verluste durch Kompression möglich

- im Vergleich zu RAW eingeschränkte Nachbearbeitungsmöglichkeiten

RAW

+ kein Verlust durch Kompression

+ bessere Bearbeitungsmöglichkeiten

- herstellereigene Formate (entsprechende Software ist nötig)

- Nachbearbeitung bzw. Konvertierung für weitere Nutzung ist notwendig

- höherer Speicherplatzbedarf

Wenn Sie auf höchste Bildqualität Wert legen, kommen Sie um das RAW-Format kaum herum. Wenn Sie sich noch unsicher sind, welches Format das richtige ist, können Sie auch in RAW und JPG gleichzeitig fotografieren, dann werden jeweils zwei Dateien eines Fotos auf der Speicherkarte abgelegt.

Der Aufnahmemodus

Die Moduswahl gehört zu den grundlegenden Einstellungen beim Fotografieren, daher befindet sich das Moduswahlrad an prominenter Stelle (meist oben rechts oder links). Dieses Kapitel wird Ihnen helfen, für unterschiedliche Aufnahmesituationen den jeweils passenden Aufnahmemodus zu finden.

Vollautomatik (Auto)

Die Vollautomatik (Auto) von Digitalkameras ist so konzipiert, dass Bedienfehler möglichst ausgeschlossen werden. Das ermöglicht einen intuitiven und spielerischen Einstieg. Sie können sich dabei auf die Bildgestaltung konzentrieren. Gleichzeitig haben Sie in der Vollautomatik jedoch kaum Einflussmöglichkeiten.

Die Kamera versucht in diesem Modus zu erraten, wo das Hautobjekt ist, und stellt in der Regel selbstständig scharf. Dies klappt erstaunlich oft, hat aber auch seine Grenzen. Auch Belichtung und Schärfentiefe sind nicht steuerbar. Bei wenig Licht wird (wenn eingebaut) in der Regel automatisch der Blitz aktiviert.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869103938
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (September)
Schlagworte
Fotografie-Grundlagen Foto-Workshop Hobbyfotograf Bild-Gestaltung Digitalfotografie Fotografie-Ratgeber Anleitungen

Autor

  • Michael Groer (Autor:in)

Michael Groer ist Fototrainer und Fotodesigner. Durch seine langjährige Erfahrung im Fotohandel und bei Promotion- und Beratungsaufgaben für namhafte Kamerahersteller versteht er es, auch komplexe fotografische Themen einfach und verständlich zu vermitteln. In Zürich betreibt er die „Kleine Fotoschule“. Einsteiger und fortgeschrittene Fotografen lieben seine Fotokurse und Workshops, weil sie beweisen: Für gute Fotos muss man nicht Fotografie studiert haben. Mit verständlichen Erklärungen und den richtigen Tipps erhalten auch Anfänger schnell faszinierende Bildergebnisse.
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Titel: Die kleine Fotoschule