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Emotionale Porträtfotografie

Von den Grundlagen zum perfekten Foto. Menschen gekonnt in Szene setzen.

von Nina Schnitzenbaumer (Autor:in)
256 Seiten

Zusammenfassung

Nina Schnitzenbaumer packt aus!
Wie setzt du in der Porträtfotografie Licht und Technik ein? Was solltest du beim Posing der Models beachten? Wie erhältst du emotionale Bilder in einem zeitgemäßen Look? Für diesen Ratgeber hat Fotografie-Star Nina Schnitzenbaumer ihre besten Einsteiger- Tipps gebündelt – gepaart mit vielen faszinierenden Bildbeispielen zum Nachfotografieren. Sie bringt dabei komplexes Foto-Wissen so verständlich auf den Punkt, dass selbst Anfänger sofort verstehen, worauf es ankommt. So geht Porträtfotografie heute!

Alles, was du wissen musst: Technik, Licht, Bildaufbau,
Arbeiten mit dem Model und vieles mehr.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Schön, dass du dich für dieses Buch entschieden hast. Hast du dir gerade erst eine neue Kamera gekauft und möchtest nun wissen, wie du die Einstellungen optimal für dich nutzen kannst? Du möchtest emotionale Porträts erstellen und fragst dich, wie du am besten mit dem vorhandenen Licht arbeitest? Dich interessiert brennend, wie man sich für die passende Location entscheidet? Dann ist dieses Buch perfekt für dich geeignet.

Angefangen bei den Einstellungen deiner Kamera bis hin zum richtigen Licht und Posing deines Models zeige ich dir in diesem Buch alles Schritt für Schritt. Du lernst, perfekt mit den natürlichen Gegebenheiten umzugehen und außerdem auch, auf die Details zu achten. Du erfährst darüber hinaus, welches Posing natürlich und authentisch wirkt und die Person echt wirken lässt. Abgerundet mit einigen Tipps und Tricks zum einfacheren Arbeiten ist dieses Buch der perfekte Ratgeber für dich als Begleitung zu deinem emotionalen Porträtshooting.

Über mich

Mein Name ist Nina. Ich komme aus einem beschaulichen Örtchen in der Nähe von Darmstadt. Mit der Fotografie bin ich schon früh in Kontakt gekommen, und nachdem ich an der Hochschule Darmstadt Film studiert hatte, machte ich mein Hobby zum Beruf. Nach und nach hatte sich herauskristallisiert, dass ich für mein Leben gern fotografiere. Mein Herz habe ich mittlerweile vollkommen der Fotografie geschenkt. Schon immer hatte es mich fasziniert, neue Menschen kennenzulernen und mit ihnen arbeiten zu dürfen. Seitdem träumte ich von nichts anderem als meinem eigenen Studio. Genau diesen Traum habe ich mir erfüllt – mein eigenes Tageslicht-Atelier.

Mittlerweile coache ich über 500 Hobby- und Berufsfotografen jährlich in Workshops und Personal Coachings. Ich bin dazu im gesamten deutschsprachigen Raum unterwegs und ich muss sagen – ich liebe es! Ich liebe es zu sehen, wie Menschen ihren fotografischen Zielen einen Schritt näherkommen. Genau deswegen schreibe ich dieses Buch – um auch dich deinen Zielen näherzubringen.

Mein Versprechen an dich

Du solltest dieses Buch natürlich nicht nur lesen, sondern die Dinge auch ausgiebig üben und ausprobieren. Nichts hilft mehr, als Theorie in die Praxis umzusetzen. Nur so kannst du auch Fehler machen – und aus Fehlern lernt man schließlich. Allerdings ist mein Versprechen an dich, wenn du genau das tust, ein sehr großes:

Ich verspreche dir, dass du manuell fotografieren lernst und den Blick dafür bekommst, welches Licht und welche Location für das von dir gewünschte emotionale Porträt wichtig ist. Du erlernst, wie du eine Person richtig positionierst und den richtigen Bildausschnitt wählst, um die Person vorteilhaft abzulichten. Du erfährst außerdem, auf welche Details ich Wert lege und worauf es ankommt, um ein sinnliches Porträt zu erstellen. Dafür habe ich sowohl fertig bearbeitete Bilder zum Erklären genutzt als auch Bilder, die komplett unbearbeitet sind und nur zur Veranschaulichung dienen.

Wenn du dieses Buch ausgiebig durcharbeitest und alles ausprobierst, wirst du selbst emotionale Porträts erstellen können und genau wissen, worauf es ankommt. Ich habe Wert darauf gelegt, in einfachen Worten zu sprechen. Meine Vergleiche sind vielleicht manchmal zum Schmunzeln, dafür aber verständlich. Ich denke, du stimmst mir zu, dass das zum Erklären der bessere Weg ist, oder?

Wir machen einfach einen Deal: Du übst die von mir beschriebenen Dinge ausgiebig, und ich halte mein Versprechen.

Viel Spaß beim Fotografieren und Kreativsein wünscht dir

Deine

Nina Schnitzenbaumer

DIE TECHNIK

Zunächst lernst du die Funktionsweise deiner Kamera kennen. Du erfährst unter anderem, was Blende, Belichtung und ISO sind, was es mit dem Weißabgleich auf sich hat und warum es bei der Porträtfotografie Sinn macht, im manuellen Modus zu fotografieren.

Welche Kamera?

Am Anfang steht die Entscheidung, welche Kamera es überhaupt sein soll. In der heutigen Zeit gibt es so gut wie keine Kamera mehr, die wirklich schlecht ist. Auch Einsteigerkameras haben eine tolle Qualität und sind zum Üben und Ausprobieren perfekt.

Viel wichtiger ist es, dass du dich mit deiner Kamera wohlfühlst. Geh am besten in einen Fotoladen in deiner Nähe und schau dir verschiedene Modelle an. Nimm sie in die Hand und mache einige Bilder. Wichtig ist, dass die Kamera gut in deiner Hand liegt und du dich damit wohlfühlst.

Welches Objektiv?

Wenn du eine Spiegelreflexkamera kaufst, ist oft standardmäßig ein Kit-Objektiv dabei (z. B. 18–55 mm) Bei diesen Objektiven gibt es aber eine negative Eigenschaft, die nicht vorteilhaft ist. Sie haben oft keine durchgängige Blende. Das bedeutet: Sobald du die Brennweite veränderst, verändert sich automatisch auch die Blende. Meistens ist man dann verwirrt, warum das Bild jetzt schon wieder anders ist, obwohl man alles richtig gemacht hat.

Du solltest Wert darauf legen, mit einer Festbrennweite zu fotografieren. Festbrennweiten, also Objektive mit einer festen Brennweiteneinstellung, haben eine bessere Abbildungsleistung als Zoom-Objektive. Ihre Linsen sind perfekt aufeinander abgestimmt und extra für diese eine Brennweite verbaut.

Diese Objektive haben eine durchgängige Blende und meist auch eine sehr hohe Lichtstärke. Hier gibt es schon günstige und gute Einsteigermodelle, wie z. B. das 50 mm f/1.8.

Blende

Stell dir vor, du stehst vor einer großen schwarzen Wand. In der Mitte dieser schwarzen Wand ist ein kleines Loch, durch das Licht fällt. Wenn das Loch nun sehr klein ist, fällt wenig Licht durch. Ist es sehr groß, fällt viel Licht durch. Genau so verhält es sich mit der Blende. Ist sie weit geöffnet, fällt viel Licht auf den Sensor. Ist sie geschlossen, fällt wenig Licht auf den Sensor.

Zusätzlich kann die Blende die Unschärfe im Hintergrund regeln. Bei jedem Bild gibt es einen Schärfebereich. Dieser Bereich bestimmt, was scharf abgebildet wird und was in der Unschärfe dargestellt wird. Ist die Blende offen, kann der Schärfebereich sehr klein sein. Wovon der Schärfebereich noch abhängt, erfährst du im weiteren Verlauf dieses Buches.

Ich gebe dir am besten ein Beispiel: Du möchtest ein Bild machen, bei dem die Augen – logischerweise – scharf sind. Also fokussierst du auf das vordere Auge mit offener Blende. Es kann nun sein, dass die Nase unscharf dargestellt wird. Woran liegt das? Der Schärfebereich ist so klein, dass die Nase nicht mehr in diesen Schärfebereich fällt. Blendest du nun etwas ab, machst also die Blende etwas kleiner, vergrößert sich der Schärfebereich, und die Nase erscheint zusätzlich scharf.

Sieh dir dazu die folgenden Bilder an: Im ersten Beispiel ist sie f/8.0, also: geschlossene Blende, wenig Licht kommt auf den Sensor, großer Schärfebereich. Im zweiten Beispiel ist die Blende f/1.4, das heißt: offene Blende, viel Licht kommt auf den Sensor, kleiner Schärfebereich.

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Die Blende bestimmt, wie viel Licht auf den Sensor trifft und wie groß der Schärfebereich ist.

Belichtungszeit

Stell dir noch einmal vor, du stehst vor der schwarzen Wand mit dem Loch. Dann halte deine Hand davor, sodass du jetzt das Loch schließen und wieder freigeben kannst. Wenn du das Loch lange offen hältst, fällt viel Licht durch. Ist das Loch nur kurz offen, kann in dieser Zeit nur wenig Licht hineinfallen. Genau das beschreibt perfekt die Belichtungszeit: Sie bestimmt, wie lange das Licht auf den Sensor trifft.

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Die Belichtungszeit bestimmt, wie lange das Licht auf den Sensor trifft.

Verwackelte Bilder

Bestimmt kennst du das: Ein Bild ist verwackelt. (Wer kennt das nicht!) Ich will dir kurz erklären, wie das Verwackeln zustande kommt. Stell dir vor, du stehst an einem Fluss. Weiter oben setzt jemand ein kleines Papierschiffchen in den Fluss, das nun langsam auf dich zukommt. Du willst dieses Papierschiffchen in voller Fahrt fotografieren. Was passiert jetzt, wenn du an der Kamera eine Belichtungszeit von zwei Sekunden einstellst? So lange, wie das Bild „dauert“, so lange nimmst du das Schiffchen auf, also zwei Sekunden lang – und genau diesen Weg, den das Schiff in dieser Zeit zurücklegt, hast du dann auf deiner Kamera aufgenommen. Es ist quasi kein eingefrorener Moment, sondern ein Weg, der in der Zeit vollzogen wurde. Dieser Weg wird im folgenden Bild als „Schlieren“ sichtbar. Das ist für bestimmte Langzeitbelichtungen ideal, bei Porträts ist es jedoch wichtig, dass unser Model scharf erscheint, von der Belichtungszeit quasi eingefroren wird und keine Schlieren sichtbar sind.

Übrigens erhältst du auch Schlieren, wenn du mit der Kamera wackelst. Du solltest also bei Aufnahmen mit einer langen Belichtungszeit darauf achten, deine Kamera z. B. auf einem Stativ zu fixieren.

Fassen wir zusammen: Achte bei Porträts also darauf, dass die Belichtungszeit kurz genug ist. Doch was heißt „kurz genug“? Gibt es eine Regel, wann die Zeit „kurz genug“ ist? Ja! Sie klingt für den Anfang immer erst mal sehr kompliziert, da sie sich sehr technisch anhört: Die Belichtungszeit sollte bei Porträts nicht kürzer als der Kehrwert der Brennweite sein.

Was bedeutet diese Regel nun für unsere Porträts? Bei einem 50-mm-Objektiv sollte die Belichtungszeit nicht länger als 1/50 s sein, bei 100 mm nicht länger als 1/100 s usw. Achte also immer darauf, mit welcher Brennweite du gerade fotografierst. Sie entscheidet darüber, welche Belichtungszeit du nicht unterschreiten darfst.

Die Belichtungszeit wird übrigens in Sekunden (s) angegeben. Da du jedoch ein sehr kurz belichtetes Bild machen möchtest, damit das Bild nicht verwackelt, werden daraus Brüche. Es wird also nicht eine Sekunde belichtet, sondern 1/100 s. Manche Kameramodelle zeigen diesen Bruch allerdings nicht an, sondern sie zeigen dir nur die 100 an, je nach Modell. Dir sollte also bewusst sein, dass hiermit 1/100 s gemeint ist.

Welche Zeit ist nun länger? 1/80 s oder 1/120 s? Um dir eine Eselsbrücke zu bauen, denk einfach an ein Stück Kuchen. Was ist größer: ½ Stück Kuchen oder ¼ Stück Kuchen? Dann wirst du relativ schnell darauf kommen, dass 1/120 s kleiner bzw. kürzer ist als 1/80 s.

Wie stellst du nun die Belichtungszeit perfekt für dein Foto ein? Keine Sorge! Im weiteren Verlauf dieses Buches gehe ich noch genau darauf ein.

ISO-Wert

ISO NIEDRIG HALTEN!

Versuche immer, den ISO-Wert so niedrig wie möglich zu halten, um Bildrauschen zu vermeiden.

Der ISO-Wert ist eine „Hilfe“ der Kamera, wenn von außen durch Blende und Belichtungszeit nicht genug Licht ankommt. Das heißt: Je höher du den ISO-Wert stellst, desto heller wird das Bild. Je niedriger er ist, desto dunkler wird das Bild.

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Weil der ISO-Wert sehr hoch gewählt war (ISO 4000), macht sich in der Vergrößerung das Rauschen stark bemerkbar.

Wenn wir den ISO-Wert höher einstellen, fängt das Bild jedoch an zu „krisseln“. In der Fotografie wird dieses Krisseln Rauschen genannt. Je höher, also empfindlicher der ISO eingestellt ist, desto mehr Rauschen findest du in deinem Bild. Das Bild wirkt somit auch etwas unschärfer. Du solltest daher versuchen, den ISO-Wert so niedrig wie möglich zu halten (z. B. ISO 100, aber möglichst nicht darunter, sonst verschlechtert sich die Bildqualität). Manchmal geht es aber leider nicht anders: Zum Beispiel in sehr dunklen Räumen muss man einen hohen ISO wählen, sonst ist das Bild zu dunkel.

Belichtungsmesser

Da wir bei der emotionalen Porträtfotografie manuell fotografieren und alle Werte selbst einstellen, brauchen wir ein Messgerät, das uns sagt, ob unser Bild zu hell oder zu dunkel ist. Woher genau wissen wir, ob unser Bild die richtige Helligkeit besitzt? Deine Kamera sagt dir mit dem sogenannten Belichtungsmesser, ob das Bild zu hell oder zu dunkel ist.

Es gibt vier verschiedene Modi, um die Helligkeit deines Motivs zu messen: Die Mehrfeld-, die Spot-, die Selektiv- und die mittenbetonte Integralmessung. Ich empfehle dir, die Mehrfeldmessung einzustellen. Sie ist die komplexeste Belichtungsmessung und erzielt meist sehr gute Ergebnisse.

Richte die Kamera auf die Person, die du fotografieren möchtest. Drücke nun den Auslöser halb durch, um zu fokussieren. In diesem Moment misst deine Kamera das einfallende Licht bzw. die Helligkeit. Schau nun durch deinen Sucher und achte auf den Belichtungsmesser. Sieh am besten in deinem Handbuch nach, wo sich dieser bei deinem Kameramodell befindet. Oft ist er am unteren Rand, bei manchen Kameras aber auch an der Seite.

Auch wie dir dort die Helligkeit angezeigt wird, kann variieren. Meist ist auf einer Seite des Balkens ein +, auf der anderen ein –. Wenn der kleine Messer, der dort hin und her wandert, in der Mitte ist, ist dein Bild laut Kamera richtig belichtet.

Auch hier kannst du kreativ arbeiten. Wenn du gerne etwas dunkler fotografieren möchtest, dann achte darauf, dass der Messer etwas im Minusbereich ist. Wenn du gerne heller fotografierst, dann achte darauf, dass er im Plusbereich ist. Ich persönlich bevorzuge es bei meinen Bildern, ein bis zwei Striche im Minus zu fotografieren.

Wie genau du nun mit dem Belichtungsmesser kreativ arbeiten kannst und dein Bild manuell bestimmst, darauf gehe ich im weiteren Verlauf des Buches noch genauer beim Thema „Manuell fotografieren“ ein.

Weißabgleich

Der Weißabgleich bestimmt, wie „warm“ oder „kühl“ dein Bild ist. Bestimmt kennst du das, wenn die Gesichter der Personen zu gelb oder zu blau sind. Dann ist der Weißabgleich schuld. Ich stelle ihn gern manuell ein, um die für mich passende Stimmung im Bild zu erzeugen. Der Weißabgleich wird in Kelvin angegeben. 5500 K entsprechen Tageslicht.

Zum Glück haben wir heutzutage mit den Digitalkameras die Möglichkeit, das Bild direkt auf dem Display anzuschauen und zu optimieren. Allerdings gibt es oft leider keine Möglichkeit, die Kelvinzahl komplett manuell einzustellen, sondern nur verschiedene Standardmodi, die du auswählen kannst. Wähle für Porträts einen eher warmen Weißabgleich (z. B. 6000 K). Diesen kannst du entweder manuell einstellen (insofern das bei deiner Kamera möglich ist) oder einen voreingestellten Modus wählen, der ungefähr bei dieser Kelvinzahl liegt.

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Passender Weißabgleich (6000 K)

Autofokus

Achte beim Fotografieren darauf, dass du stets den Autofokus deiner Kamera nutzt. An deinem Objektiv sollte der Autofokusregler auf automatisch stehen, nicht auf manuell. Stelle allerdings den Fokuspunkt, der scharf sein soll, in der Kamera für jedes Bild manuell ein! So kannst du die Bildwirkung beeinflussen und bestimmen, welcher Punkt in deinem Bild scharf sein soll. Verschiebe in der Einstellung „Einzel-AF“ den Fokuspunkt auf das vordere Auge der Person. Sieh in deinem Handbuch nach, wo bzw. wie du diesen Fokuspunkt verschieben kannst.

Du solltest bei Festbrennweiten mit offener Blende darauf achten, den Fokus nicht zu „ziehen“. Also nicht zuerst fokussieren und dann erst den Bildausschnitt wählen. Der Schärfebereich deines Bildes liegt parallel zur Glasscheibe deines Objektivs. Schwenkst du nun mit deiner Kamera, nachdem du fokussiert hast, kann es sein, dass du den Fokusbereich nicht parallel verschiebst. So kann es durchaus passieren, dass plötzlich die Nase anstatt der Augen scharf ist. Suche immer zuerst deinen Bildausschnitt und wähle dann den entsprechenden Fokuspunkt.

Sollte es passieren, dass dein Bild trotzdem unscharf ist, solltest du es mit dem mittleren Fokuspunkt versuchen. Er ist der stärkste Fokuspunkt mit den besten Ergebnissen.

RAW oder JPG?

Wenn du deine Bilder im Nachhinein noch bearbeiten möchtest, solltest du in RAW fotografieren. RAW besitzt viel mehr Bildinformationen als JPG. Du kannst viele Dinge wie z. B. die Helligkeit oder den Kontrast nachträglich noch optimieren. Bei JPG wird das schwierig, es ist quasi schon das „fertige Bild“.

JPG wird von der Kamera automatisch komprimiert. Eine JPG-Datei kann von jedem Computer gelesen und direkt angeschaut werden. RAW ist die „Rohversion“ des Bildes, also komplett unkomprimiert. Die Datei ist zwar sehr groß, allerdings aufgrund der vielen Bildinformationen perfekt zur Bildbearbeitung geeignet.

Um eine solche RAW-Datei weiterzuverarbeiten, empfehle ich dir die Programme Lightroom oder Photoshop. Diese sind mittlerweile relativ günstig erhältlich und du kannst damit deine Bilder perfekt optimieren.

Wenn du kein Weiterverarbeitungsprogramm hast, fotografiere in JPG. Wenn du allerdings das Maximum aus deinem Bild herausholen willst, fotografiere in RAW und nutze anschließend ein Bildbearbeitungsprogramm zur weiteren Optimierung.

Brennweiten

Bei Objektiven gibt es verschiedene Brennweiten, die bestimmen, wie viel Bildausschnitt auf dem fertigen Bild zu sehen ist. Mit manchen Brennweiten kannst du bestimmte Dinge vergrößern, andere Brennweiten sind eher weitwinkliger.

Bei den folgenden Beispielbildern siehst du auch, wie sich die Unschärfe im Hintergrund mit verschiedenen Brennweiten ändert. Bei einem Weitwinkelobjektiv ist der Hintergrund sehr viel schärfer als bei einem Teleobjektiv. Wenn du eine Telebrennweite verwendest, musst du den Abstand zum Motiv vergrößern, um einen ähnlichen Bildausschnitt wie mit einem Weitwinkelobjektiv zu erhalten.

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Brennweite 35 mm: Weitwinkelobjektiv

Ein Wert von 50 mm entspricht ungefähr dem menschlichen Blick. Es wird als natürlich wahrgenommen und ist weder sehr weitwinklig noch sehr rangezoomt. Ideal für Porträts.

Ein Teleobjektiv holt weit entfernte Dinge sehr nah an die Kamera ran. Du blendest dadurch den Hintergrund schön aus und der Fokus liegt auf der Person. Sie wirkt herangezoomter. Der Schärfebereich ist kleiner, somit erscheinen dein Vorder- und Hintergrund unschärfer als bei einem Weitwinkelobjektiv – ideal für Porträts, da du den Hintergrund schön ausblenden kannst.

Crop Faktor

Um den Crop-Faktor richtig verstehen zu können, ist es wichtig, dass du weißt, dass es verschiedene Sensorgrößen gibt. Die meistverbreiteten Sensoren sind Vollformat-Sensoren und APS-C-Sensoren.

Nutzt du ein 50-mm-Objektiv an einer Kamera mit Vollformat-Sensor, zeigt das aufgenommene Bild den originalen Bildausschnitt einer 50-mm-Brennweite. Schraubst du nun das gleiche Objektiv an eine Kamera mit kleinerem Sensor, kann auch nur ein kleinerer Bildausschnitt aufgenommen werden. Das erkennst du sehr gut im folgenden Bild: Der graue kleinere Rahmen zeigt den Bildausschnitt einer APS-C-Kamera, der größere weiße Rahmen den einer Vollformat-Kamera.

Du musst also wissen, dass Bilder einer Kamera mit kleinerem Sensor bei gleicher Brennweite herangezoomter wirken als die Bilder einer Vollformat-Kamera.

Ein APS-C Sensor von z. B. einer Canon 700D ist um den Faktor 1,6 kleiner als der einer Vollformat-Kamera. Um herauszufinden, wie deine Brennweite auf dem fertigen Bild bei dieser Kamera wirkt, multipliziere einfach deine Brennweite mit dem Crop-Faktor. Um diesen herauszufinden, schaust du am besten in deinem Handbuch oder im Internet nach, denn er variiert je nach Kamera. Eine 50-mm-Brennweite hat somit auf einer Canon 700D den Bildausschnitt wie eine 80-mm-Brennweite auf einer Vollformat-Kamera (50 x 1,6).

DIE IDEALE BRENNVVEITE FUR PORTRÄTS

Nutze für deine Porträts entweder eine Normalbrennweite (50 mm) oder ein Teleobjektiv (z. B. 85 mm).

Übrigens: Die 50-mm-Brennweite bleibt immer eine 50-mm-Brennweite. Es wirkt lediglich so, als sei herangezoomt, da der Bildausschnitt geändert (verkleinert) wird.

Manuell fotografieren

Bei der emotionalen Porträtfotografie ist es am besten, manuell zu fotografieren, denn so erhältst du die volle Kontrolle über dein Bild. Um deine Kamera auf den manuellen Modus einzustellen, stelle sie auf den Modus M. Diesen findest du am Drehrädchen oben an der Kamera.

Du hast die einzelnen Faktoren, die für die Belichtung eines Bildes entscheidend sind, inzwischen kennengelernt. Doch wie werden diese kombiniert, um ein richtig belichtetes Foto im manuellen Modus zu machen?

Zuerst ist es wichtig, deine Kamera auf eine Art „Grundeinstellungen“ einzustellen. Tu das vor jedem Foto. Das macht es am Anfang einfacher. Irgendwann wirst du merken, dass du die Grundeinstellungen nicht mehr brauchst, weil du vieles automatisch machst.

Zuerst ist es wichtig, eine Wunschblende einzustellen. Du möchtest ja eine bestimmte Unschärfe in deinem Bild erhalten, diese legst du hiermit fest. Danach stellst du deine maximal längste Belichtungszeit ein (Kehrwert der Brennweite) um das Maximum an Umgebungslicht einzufangen. Der ISO-Wert sollte ganz unten bleiben, um unnötiges Rauschen zu vermeiden; hier nimmst du am besten ISO 100. Diese Einstellungen sind, wie schon erwähnt, nur die Grundeinstellungen, nicht die Einstellungen, mit denen wir gleich unser Bild machen.

Wenn du jetzt auf dein Model fokussierst (halb auslösen), gibt es nur noch folgende Möglichkeiten: Entweder das Bild ist laut Kamera direkt richtig belichtet, der Belichtungsmesser am unteren Bildrand steht auf 0. Du kannst jetzt dein Bild machen. (Natürlich heißt dies nur, dass die Kamera der Meinung ist, dass dein Bild richtig belichtet ist. Hast du z. B. Gegenlicht oder sehr viele helle Bereiche im Bild, will deine Kamera auf 0 das Bild sehr dunkel belichten, um das auszugleichen. Wie ich bei Porträts vorgehe, um das Gesicht trotzdem hell zu gestalten, zeige ich dir später.)

Der Belichtungsmesser kann nun allerdings auch im Minus- oder im Plusbereich sein. Ist der Regler im Minusbereich, ist dein Bild noch zu dunkel. Welchen Regler solltest du nun umstellen? Die Blende möchtest du nicht verändern, denn sonst veränderst du den Schärfebereich im Bild. Die Belichtungszeit ist schon auf der maximalen Helligkeit, weil ansonsten das Bild verwackeln würde. Wir können also jetzt nur noch die Empfindlichkeit erhöhen, um unser Bild heller zu machen. Also stellst du den ISO-Wert so weit nach oben, bis dein Belichtungmesser auf 0 ist. Nun kannst du dein Bild machen.

Ist der Belichtungmesser dagegen im Plusbereich, wird das Bild also zu hell, kannst du auch hier nach dem Ausschlussverfahren vorgehen. Die Blende willst du nicht umstellen, da du sonst wieder deinen Schärfebereich veränderst. Der ISO-Wert ist mit 100 schon ganz unten, so geht es also nicht dunkler. Was ist also der einzige Wert, den du noch verändern kannst, um dein Bild dunkler zu machen? Genau, die Belichtungszeit. Diese stellst du nun so viel kürzer, bis dein Belichtungsmesser auf 0 steht.

Nach diesem Ausschlussverfahren ist es dir immer möglich, die perfekten Werte für alle drei Faktoren zu wählen.

Die richtigen Grundeinstellungen

1. Stell eine Wunschblende ein (je nachdem, wie groß dein Schärfebereich sein soll).

2. Wähle als Belichtungszeit den Kehrwert der Brennweite (bei 50 mm sind das 1/50 s).

3. Stell den ISO-Wert auf 100.

4. Fokussiere auf dein Objekt bzw. Model.

5. Schau auf den Belichtungsmesser.

6. Ist der Belichtungsmesser genau auf der 0, kannst du nun dein Bild machen.

7. Im Minusbereich → Erhöhe den ISO-Wert, bis der Regler auf 0 ist.

8. Im Plusbereich → Wähle die Belichtungszeit kürzer, bis der Regler auf 0 ist.

9. Drück auf den Auslöser!

Unschärfe erzeugen

Mit Unschärfe im Vorder- und Hintergrund hast du die Möglichkeit, den Blick des Betrachters zu führen. Als Betrachter achten wir zuerst auf die scharfen Bereiche des Bildes – der Blick wird somit direkt auf dein Model gelenkt.

Der Schärfebereich im Bild wird durch mehrere Faktoren bestimmt: Blende, Brennweite, den Abstand von dir zu deinem Model und dem deines Models zum Hintergrund und nicht zuletzt durch die Sensorgröße. Lass uns die Faktoren im Einzelnen anschauen.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869104034
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (Februar)
Schlagworte
Emotionalität Porträtfotografie youtube Technik Foto-Workshop Licht Bildaufbau Arbeiten mit dem Model Fotografie-Ratgeber

Autor

  • Nina Schnitzenbaumer (Autor:in)

Nina Schnitzenbaumer hat Film studiert und betreibt ein eigenes Tageslicht-Studio in Darmstadt. Sie fasziniert mit ihrer emotionalen Porträtfotografie: Unzählige Hobbyfotografen folgen der Fotografin bei Facebook, Instagram oder YouTube und bekommen dort oder in den begehrten Live-Workshops wertvolle Tipps. Ihr Können, ihre Art und vor allem ihre Fotos haben dafür gesorgt, dass sie zu den Shooting-Stars der deutschen Fotoszene gehört.
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Titel: Emotionale Porträtfotografie