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Flirten

Wie wirke ich? Was kann ich sagen? Wie spiele ich meine Stärken aus?

von Nina Deißler (Autor:in)
192 Seiten

Zusammenfassung

Flirten leicht gemacht! Deutschlands „Datedoktorin Nr. 1“ Nina Deißler verrät in diesem Buch, wie man ganz leicht Kontakte knüpft, Schüchternheit überwindet und ein charmanter Gesprächspartner wird. Der perfekte Ratgeber für alle, die sich fundierte, alltagstaugliche Tipps wünschen, die wirklich funktionieren. Denn: Flirten kann man lernen!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Die Kunst zu flirten

Was gehört zum Flirten, warum sollte man es überhaupt tun und vor allem: Wie stellt man es an?

Dieses Buch bietet Ihnen keine billigen Tricks zum kurzfristigen Beeindrucken: Ich statte Sie mit Grundlagen aus, die Sie zu einem Menschen werden lassen, der sich in Zukunft nicht mehr über verpasste Chancen ärgern muss.

Ich selbst habe immer gerne geflirtet und bin nach meiner Karriere in Vertrieb und Marketing seit 2002 selbstständige Kommunikationstrainerin und Persönlichkeitscoach. Mein Fachgebiet sind Herzensangelegenheiten und die Kommunikation zwischen Mann und Frau. In meinen Flirttrainings haben inzwischen über 5000 Menschen mehr Mut und Spaß am Leben entwickelt, und dies möchte ich auch Ihnen gerne ans Herz legen.

Ich möchte Ihnen nicht helfen, Ihren Traumpartner zu suchen – ich möchte Ihnen dazu verhelfen, selbst zu einem Traumpartner zu werden und die Menschen anzuziehen und zu erobern, die zu Ihnen passen.

WARUM SOLLTE MAN ÜBERHAUPT FLIRTEN?

Nehmen wir zum Beispiel an, Sie begegnen zufällig einem Menschen des anderen Geschlechts, der Sie interessiert. Sie sind beim Einkaufen oder auf einer Feier und plötzlich steht er oder sie unvermutet vor Ihnen.

„Liebe besteht zu drei Vierteln aus Neugier“

(Giacomo Casanova)

Wie ist Ihre Situation als „Nichtflirter“?

Vielleicht können Sie nette Gespräche führen, aber fühlen Sie sich sexy und begehrenswert? Benehmen Sie sich so? Vermutlich haben Sie als „Nichtflirter“ nur wenig Übung in Sachen Charme und wissen nicht, was im Kopf des anderen Geschlechts in solchen Situationen vorgeht. Je attraktiver Ihr Gegenüber auf Sie wirkt, umso schlimmer ist es: Sie wissen nicht, was Sie sagen sollen, die Situation erscheint Ihnen peinlich, Sie sind nicht sonderlich charmant oder tun einfach gar nichts.

Durch Ihre Gehemmtheit wirken Sie vermutlich uninteressant und genauso uninteressiert. Ein erster Eindruck, der anderen nicht gerade Lust macht, Sie näher kennenzulernen. Zum Flirten gehört Übung – und das Schöne ist: Diese Übung macht Spaß.

Stellen Sie sich doch mal dieselbe Situation vor, aber mit anderen Voraussetzungen: Kleine Komplimente und verschenkte Lächeln sind völlig alltäglich für Sie. Sie wissen, was Sie attraktiv macht und bekommen häufig Bestätigung von Ihrer Umwelt, weil Sie aufmerksam, freundlich und interessiert sind. Sie gelten bei anderen als lockerer und charmanter Mensch, den man gerne anderen vorstellt und zu Partys einlädt. Sie wissen, wie man anderen Menschen ein gutes Gefühl gibt: Es macht Ihnen Spaß, mit Menschen zu kommunizieren und diesen Spaß merkt man Ihnen an. Sie haben ein Gespür dafür entwickelt, ob es ein „nettes Gespräch“ oder ein „Flirt“ ist und Übung darin, wie Sie den Gesprächsverlauf selbst steuern können. Und warum? Weil Sie flirten können – und weil Sie es offensichtlich tun!

Was bedeutet „flirten“ und woher kommt es?

Das eigentlich englische Wort „to flirt“ erklärt zum Beispiel „Webster’s Dictionary“ folgendermaßen: „to act amorously without serious intentions“. Also „sich liebend verhalten, ohne ernste Absichten zu haben“. Ursprünglich stammt das Wort ab vom französischen „fleur“, also „Blume“, oder „fleurter“ für „blühen“ beziehungsweise „sich entfalten“. Könnte man also auch sagen, flirten bedeutet, „etwas durch die Blume“ zu verstehen geben? Nun, da sind wir gar nicht so weit entfernt.

Ein weitverbreiteter Irrglaube ist, dass flirten immer „etwas zu bedeuten“ hat (was bei Menschen in einer Beziehung dann oft die Eifersucht ins Spiel bringt) oder dass man flirtet und flirten muss, um einen Partner zu finden. Auch wird oft behauptet, dass flirten bedeute, jemanden anzusprechen.

Letzteres mag wohl stimmen – die Königsdisziplin im Flirten ist jedoch nicht, jemanden mit Worten anzusprechen, sondern schlichtweg auf andere ansprechend zu wirken. Und das wiederum schaffen Sie leicht, wenn Sie regelmäßig flirten.

Bis hinein in die Sechzigerjahre des zwanzigsten Jahrhunderts gehörte das Wort „flirten“ nicht zum Sprachgebrauch. Es gab relativ einfache Regeln, wie zwei Menschen einander zeigten, dass sie sich „zugetan“ sind. Es war sogar häufig üblich, dass sich die Frau den Mann nicht wirklich „aussuchen“ konnte, sondern auf den Rat oder gar die Entscheidung der Familie hörte, wer denn nun der Richtige für sie sei. Geworben wurde jedoch schon immer: Ein Mann warb um die Gunst einer Dame – über die Jahrhunderte hinweg sicherlich auf verschiedene Arten –, doch stets ging es darum, beim anderen gut anzukommen. Und die Regeln waren einfach: Die Aufgabe der Frau war es, für den Mann so interessant zu sein, dass er auf die Idee kam, um sie werben zu wollen. Die Aufgabe des Mannes war, so um die Frau zu werben, dass sie ihn schließlich erhörte.

Flirten ist nicht anstrengend!

Ich höre manchmal in meinen Trainings, das Flirten sei anstrengend und würde eher nerven. Das lässt mich hellhörig werden, und ich frage erst mich und dann die Teilnehmer, mit welcher Intention sie flirten und wie sie das machen. Dabei entdecken wir häufig, dass es sich bei dieser Art des Flirtens eher um eine verkappte „Anmache“ handelt. Die ist wirklich anstrengend: Denn man baut sich selbst Druck auf, der gar nicht nötig wäre, würde man einfach nur flirten.

Wenn wir davon ausgehen, dass der Flirt ein Spiel ist, dann sollte man das nicht so verstehen, dass man unbedingt gewinnen muss und automatisch verloren hat, wenn der potentielle Flirtpartner nicht auf den Flirt eingeht.

Ein Flirt ist auch keine Technik, die man – wie eine Lampe – an- und ausschaltet, wenn man es gerade braucht. Es ist eher so etwas wie eine Art, charmant und spielerisch mit anderen in Kontakt zu sein. Ein Spiel für Erwachsene zwischen Nähe und Distanz, in dem es um etwas mehr als nur Sympathie geht, ohne dass es gleich verpflichtend ist.

Ein Beispiel: Sie sehen jemanden, den Sie sympathisch finden und lächeln diesen fremden Menschen an. Lächelt der Mensch zurück, haben Sie etwas gewonnen: ein Lächeln. Sie können sich auf die Schulter klopfen und sagen: Ich habe jemandem der Situation entsprechend gezeigt, dass ich ihn gut finde.

Da Sie den Menschen ja gar nicht kennen, ist ein verschenktes Lächeln der Situation sicherlich angemessen – schließlich machen wir wildfremden Menschen keine Heiratsanträge … Der Mensch hat meine Geste erkannt – er hat sich offensichtlich darüber gefreut und diese Geste erwidert. Ich habe jemanden zum Lächeln gebracht. Ich habe jemandem, den ich gar nicht kenne, eine Freude, ein kleines Geschenk gemacht.

Na, wie fühlt sich das an? Gut, oder? Steigt Ihre eigene Laune mit solchen Gedanken auch? Ja? Wie schön. Und glauben Sie, dass man gut gelaunte Menschen von schlecht gelaunten unterscheiden kann? Ich auch! Wenn Sie mir (hoffentlich) zustimmen, dass man gut gelaunte Menschen attraktiver findet oder leichter auf sie zugeht als auf Menschen, deren Gefühlslage sich eher schwer oder vielleicht sogar leicht negativ deuten lässt?

Dann wissen Sie jetzt, was die beste Voraussetzung für einen Flirt ist!

Flirten – Anmache – ein nettes Gespräch: Wo ist da der Unterschied?

„Ich lerne relativ leicht Menschen kennen, habe häufig nette Gespräche, aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich flirte.“ Diese und ähnliche Sätze höre ich häufig.

Was ist denn dann überhaupt ein Flirt? Beim Flirt geht es vordergründig stets nur um den Flirt an sich – um einen Hauch von Sexualität, ein Augenzwinkern, ein Kompliment, eine Andeutung der Möglichkeit, dass man den anderen attraktiv findet. Stellt man den Flirt als vergnüglichste aller Möglichkeiten der Kontaktaufnahme in die Mitte einer Skala, so befindet sich links davon der „nette Kontakt“ oder das „nette Gespräch“ und rechts davon die „Anmache“.

Das nette Gespräch

Hier geht es um nichts weiter als den Kontakt oder das Gespräch. Es gibt keinen Hauch, kein Zwinkern und keine Andeutung. Es gibt nur Nettigkeit zwischen zwei Individuen, deren Geschlecht völlig nebensächlich sein könnte. Wenn ich einen „netten Kontakt“ zu jemandem habe, geschieht das sehr bewusst. Nämlich dann, wenn ich jemandem begegne, den ich unter keinen Umständen auf mein Geschlecht aufmerksam machen möchte. Dumm nur, wenn Ihnen das vielleicht ständig unabsichtlich passiert.

Unter diesem „Syndrom“ leiden häufig Menschen, die zum Beispiel in ihrem Beruf sehr seriös oder „geschlechtslos“ sein müssen. Doch müssen wir das wirklich? Wären Sie ein schlechterer Arzt, eine schlechtere Anwältin, ein schlechterer Physiker, wenn Sie Ihren Job mit etwas Charme und einem Augenzwinkern ausübten? Mein Zahnarzt ist zwar nicht mein Typ, aber er ist ein toller Mann. Und er flirtet mit mir und das nicht erst, seit er weiß, dass ich Flirttrainerin bin. Nein, er flirtet mit mir, weil er merkt, dass es mich von meinen Zahnschmerzen und meiner Angst vor Zahnbehandlungen ablenkt, wenn er kleine Scherze mit mir macht und mir verschmitzt zuzwinkert. Das hilft ungemein und trägt zur Kundenbindung bei, denn ich habe eigentlich große Angst vor Zahnärzten.

Der „nette Kontakt“ entsteht ungewollt häufig bei den Menschen, die sich Ihrer Sexualität nicht bewusst sind beziehungsweise die sich Themen wie sexuelle Anziehung nicht gestatten oder Sex für schmutzig oder verwerflich halten.

Diese Männer und Frauen kommen zwar in Kontakt mit Menschen, doch die Gespräche finden auf so sachlicher Ebene statt, dass der Gesprächspartner nie auf die Idee käme, dass man sich für ihn (oder sie) interessiert. Und vor allen Dingen würde er sich nicht für sie interessieren.

Ein netter Kontakt also ist kein Flirt. Ein Flirt jedoch ist auch keine Anmache!

Anbaggern, aufreißen, abschleppen oder angraben – nennen Sie es, wie Sie möchten. Die Anmache wird häufig als eine Form des Flirtens verstanden. Leider sogar von manchen Menschen als Definition des Flirts: hingehen, ansprechen, abschleppen. Nein! Das Anmachen ist ein Spiel, bei dem nur einer gewinnt – der Anmacher, wenn er Erfolg hat. Genau deswegen geht „flirten“ auch öfter mal schief, denn die meisten Frauen werden nicht gerne angemacht. Sie mögen es nicht, wenn sie das Gefühl haben, nur deshalb angesprochen zu werden, weil eigentlich der Sex im Vordergrund steht, sie zufällig da sind und einigermaßen ins Beuteschema des Mannes passen – ohne dass der jeweilige Mann in ihres passt!.

Der Unterschied zum Flirt ist hierbei, dass sie in aller Regel unterstellen, dass lediglich „niedere Absichten“ hinter dem Verhalten des Mannes stehen. Und das ist Anmache. Wenn sich jedoch ein/e „Anmacher/in“ dieses Unterschieds bewusst ist, ist der Umgang mit Körben deutlich leichter: Ich starte eine Anmache und habe eine feste Absicht – zum Beispiel einen One-Night-Stand. Mir als Anmacher ist dann klar, dass nicht jede Frau (oder jeder Mann) darauf eingehen wird, und das ist in Ordnung. Wenn ich jedoch nur flirten möchte und behandelt werde, als hätte ich mein Gegenüber angemacht – dann tut das weh.

Ich habe einmal ein sehr schönes Beispiel für eine Anmache und den Umgang damit erlebt:

Ich saß mit zwei Freundinnen in einer Musikkneipe, als ein gut aussehender Typ an den Tisch trat und eine meiner Freundinnen ansprach. Ohne große Umschweife machte er ihr nach einem Kompliment über ihr süßes Lächeln und das hübsche Gesicht das Angebot, bei (und mit) ihm zu schlafen und eine schöne Nacht zu verbringen. Da meine Freundin bereits damals glücklich verheiratet war, lehnte sie ab. Der junge Mann bedauerte und verabschiedete sich freundlich und höflich.

Er nahm sich diese Absage allerdings keinesfalls zu Herzen, sondern machte im gleichen Takt weiter – und fand auch jemanden, der dasselbe wollte, wie er.

Der Flirt

Der Flirt selbst hat zwar eine sexuelle Komponente, doch diese schwingt nur unterschwellig mit: Es ist eine Art Spiel, das sowohl ernst gemeint als auch rein spielerisch sein kann. Genau das macht den Flirt ja so schön und so aufregend.

Bei einem Flirt kommuniziere ich im Grunde auf unterschiedlichen Levels mit Personen immer dieselbe Frage: Ich zeige ein „Ich finde dich gut/attraktiv/sexy/begehrenswert“ und ich möchte wissen, ob du über mich auch so denkst. Das kann zum Beispiel bereits dadurch geschehen, dass ich jemandem zulächle – und dieser Mensch lächelt zurück. Voilà!

Das ist, was ich einen „Miniflirt“ nenne. Ob es bei einem Lächeln bleibt oder zu einem Gespräch, einem Drink, einem One-Night-Stand oder einer Ehe kommt, ist erstmal egal.

Das Spiel steht immer im Vordergrund. Wenn ich mich nach einem Flirt fragen kann: „Wie ernst war das denn jetzt gemeint?“, dann war der Flirt auf genau dem richtigen Level. Genau das macht das Flirten im Grunde auch ungefährlich:

Ich flirte zum Beispiel sehr gerne mit meinem Obsthändler. Ich bin ziemlich sicher, dass auch ihm klar ist, dass ich keine sexuellen Absichten ihm gegenüber hege, und auch er lauert sicher nicht ernsthaft darauf, mich bei nächster Gelegenheit in seinem Warenlager zu vernaschen. Aber wir spielen das Spiel, weil wir die Aufmerksamkeit des anderen genießen: Wir machen uns Komplimente, zwinkern uns zu, lassen ab und zu sogar leicht zweideutige Kommentare fallen. Das macht Spaß und das Leben süß. Außerdem kurbelt es die Wirtschaft an: Ich bekomme ab und an ein kleines Geschenk von ihm (zum Beispiel einen Apfel oder ein Körbchen Beeren) und er kann sich meiner Kundentreue sicher sein.

Kein Sex – trotzdem Flirt! Was sich in unseren Köpfen abspielt, ist unsere Sache. Doch die Wirkung ist, dass ich nach dem Einkaufen meist wirklich sehr, sehr gute Laune habe. Und die wiederum wird auch von anderen Menschen bemerkt. Nicht selten kommt es vor, dass wildfremde attraktive Männer mir zulächeln, zunicken oder mich sogar mitten auf der Straße ansprechen – auf meine gute Laune zum Beispiel.

Und so macht jeder noch so kleine und unernste Flirt den nächsten – vielleicht auch „ernsteren“ – leichter.

Die Steinzeit lässt grüßen

Natürlich soll Flirten in erster Linie Spaß machen, doch macht es besonders Spaß und bekommt „Würze“, wenn unsere Flirtpartner Menschen sind, die wir attraktiv finden. Mit jemandem zu flirten, der für uns „in Frage kommen“ könnte, ist im Grunde das, was alle können und lernen möchten. Warum sonst haben Sie dieses Buch gekauft – sicher nicht für Ihren Obsthändler!

In dem Moment jedoch, wo das Flirten auf eine Person gerichtet ist, die uns attraktiv erscheint, sind wir von der Steinzeit lange nicht so weit entfernt, wie wir gerne glauben: In diesem Moment bekommt das Flirten einen etwas ernsteren Hintergrund. Wir wollen das Spiel spielen – aber der Druck ist ungleich höher. Wie kommt das?

Im Laufe der Evolution haben sich immer wieder neue Hirnstrukturen auf schon vorhandenen aufgebaut, bis sich das heutige menschliche Gehirn entwickelt hat, das zu komplexeren Funktionen fähig ist als das von beispielsweise Säugetieren oder Reptilien.

Eigentlich hat der Mensch somit drei Gehirne, die sich im Laufe der Entstehung und Entwicklung der Menschheit gebildet haben:

Das reptilische Gehirn

Der älteste Teil, der wichtig ist für alle Grundfunktionen des Lebens: Bewegung, jagen, pflegen, Revierabsteckung, unsere Angewohnheiten und den Paarungsdrang. Das reptilische Gehirn mag keine Veränderungen. Es lernt nur äußerst langsam und vermittelt uns das Gefühl der Routine und Sicherheit.

Das emotionale Mammalia-Gehirn

Dieses „emotionale“ Gehirn ist zuständig für Lachen und Weinen, Spieltrieb und Sexualität, Euphorie und Depressionen. Alle Informationen, die im Langzeitgedächtnis gespeichert werden sollen, passieren zuerst einmal diesen Teil des Gehirns. Rationales Denkvermögen und Gefühl treffen hier aufeinander.

Das denkende Neomammalia-Gehirn

In diesem Bereich wird gedacht und gespeichert. Logisches Denken, die Bildung von Denkstrukturen, Fantasie und Schöpfergeist, die Fähigkeit zu Schlussfolgerungen und neuen Erkenntnissen sowie die Langzeitspeicherung von Informationen, ist die Hauptaufgabe dieses Teils unseres Gehirns.

Drei wichtige Faktoren, die mit dem Flirten zusammenhängen, nämlich Paarungstrieb, Gefühle und Schlussfolgerungen, finden somit in drei unterschiedlichen Bereichen unseres Gehirns statt. Diese Bereiche „kommunizieren“ zwar miteinander. Sie sind aber auch ein wenig blind und „missverstehen“ sich manchmal, weil sie die Bedeutung der Botschaften füreinander stets auf Basis der Gegebenheiten beurteilen, die während ihrer Entstehung von Bedeutung waren: Das Reptiliengehirn möchte also quasi gar nicht, dass wir „flirten“ – es möchte sich nach Möglichkeit einfach nur mit dem besten zur Verfügung stehenden Partner paaren, um die eigenen Gene weiterzugeben.

Der emotionale Teil des Mammalia-Gehirns möchte sehr gerne flirten, sich verlieben und Spaß haben, ist aber auch empfänglich für Ängste. Eine Schlussfolgerung, die ich im Neomammalia-Gehirn treffe, wird blitzschnell an unser Reptiliengehirn geleitet, wo entsprechende Hormone dafür sorgen, dass ich reagiere. Das Reptiliengehirn jedoch ist blind und geht immer noch von den Gegebenheiten der Steinzeit und des reinen Überlebens aus.

Flirten für die Fortpflanzung?

Auf unser Thema angewandt heißt das: Der finale Erfolg eines Flirts ist unserem „Steinzeitgehirn“ gemäß die Fortpflanzung. Die Grundmuster für diesen Trieb sind sehr einfach. Daher rührt auch das tendenziell unterschiedliche Flirtverhalten der Geschlechter: Die meisten Männer sind einem Flirt generell nicht abgeneigt, da ihr „Steinzeitgehirn“ darauf aus ist, sich möglichst häufig zu reproduzieren. Sprich: Das Gehirn ist der Ansicht, es schade nicht, mit möglichst vielen Frauen Sex zu haben. Begeben sie sich jedoch in die „Gefahr“ sich an eine Frau heranzumachen, die bereits vergeben ist oder für die sie eventuell nicht gut genug sind, bedeutet das aus dem Blickwinkel des Reptiliengehirns eine Bedrohung für das eigene Leben, weil sie somit keine Chance haben, sich zu reproduzieren.

Frauen dagegen sind von ihrem Reptiliengehirn dazu angehalten, wählerisch zu sein: Wenn Flirten zum Sex führen kann und Sex zu einer Schwangerschaft, gilt es sehr viel sorgfältiger auszuwählen, mit wem man sich da „einlässt“. Denn wenn eine Frau sich mit einem Mann „paart“ und seine Gene mit ihren verbindet, kann sie sich für eine ganze Zeit nicht mehr von einem anderen Mann „begatten“ lassen, dessen Gene vielleicht noch besser gewesen wären, die eigenen zu ergänzen.

Hinzu kommt, dass viele Frauen auch gelernt haben, dass sie sich nicht so leicht auf einen Mann einlassen dürfen: Man könnte sie für eine Schlampe halten, wenn sie zu leicht zu haben ist oder sie könnten vergewaltigt werden, wenn der Mann den Flirt falsch versteht und ihre Grenze nicht akzeptiert.

Das klingt jetzt völlig überzogen und abstrus, nicht wahr? Schließlich leben wir doch nicht mehr in der Steinzeit – wir sind alle aufgeklärt und intelligent. Doch wie ist es sonst zu erklären, dass Männer bei einer Möglichkeit zum „One-Night-Stand“ mit einer fremden Frau deutlich öfter Ja sagen, als Frauen bei einem ihnen unbekannten Mann?

Nicht denken – flirten!

Für einen guten Flirt braucht man durchaus ein wenig logisches Denken und die Fähigkeit zum Schlussfolgern. Schlussfolgere ich in meinem Neomammalia-Gehirn jedoch zu unsicher und bekomme in meinem emotionalen Mammalia-Gehirn Angst, kommt bei meinem Reptiliengehirn eine Botschaft an, die Reaktionen hervorruft als sei mein Leben in Gefahr. Es werden Stresshormone wie zum Beispiel Adrenalin ausgeschüttet. Diese wiederum blockieren die Verbindung zum Großhirn und mir fällt nichts Gescheites ein, was ich jetzt sagen oder wie ich reagieren könnte. Ich bin blockiert – die schlechteste Voraussetzung für einen Flirt.

Zum Glück geht es beim Flirten nicht nur um steinzeitliche Verhaltensmuster. Ein wichtiger Faktor für das Flirten ist die Attraktivität. Attraktivität wird weniger durch das Aussehen an sich, als durch das Verhalten einer Person bestimmt. Schön ist nicht automatisch attraktiv.

Es geht beim Flirten nicht darum, wie man andere Menschen „verbal“ anspricht (also mit welchen Sprüchen man Erfolg hat), sondern wie man „ansprechend“ oder noch besser „anziehend“ wirkt.

Wer, glauben Sie, hat mehr Chancen beim anderen Geschlecht:

Eine Frau, die sich sexy fühlt und ebenso gibt – auch wenn Sie nicht wie ein Topmodel aussieht. Die charmant ist, viel lächelt, ihre Vorzüge betont und offen auf Menschen zugeht; oder

eine Frau mit perfekten Maßen, die sich selbst hässlich findet, verkniffen schaut und sich in weiten Pullovern und ausgebeulten Hosen versteckt.

Dies gilt ebenso – und fast noch ausgeprägter – auch für Männer: Frauen beurteilen Männer weniger nach „Schönheit“ als nach ihrer Haltung, ihrem Verhalten und ihrer Ausstrahlung. Ein Mann, der einer Frau das Gefühl gibt, dass er Angst hat, wird niemals attraktiv auf die Frau wirken! Dabei ist es völlig egal, ob er Angst vor ihr oder „nur“ Angst vor Ablehnung hat.

Die erfolgreichste Einstellung für einen Flirt ist der Wunsch, einem anderen Menschen ein gutes Gefühl zu geben.

WIE WERDE ICH EIN GUTER FLIRTER?

Flirten wird dann erfolgreich, wenn Sie über den Moment des Flirtens hinaus nichts weiter anstreben als nur diesen einen Moment. Und dann erst einen weiteren und erst dann vielleicht einen weiteren. Wer sich schon vorher zu viele Gedanken darüber macht, was er sagen könnte, wenn er denn dazu käme, etwas zu sagen – verpasst die beste Chance!

Ob ein Flirt zustande kommt oder nicht, hängt damit zum größten Teil von Ihnen selbst ab. Bestimmt gibt es Menschen, die man mit noch so viel Charme nicht zu einem Flirt bringen kann, aber es gibt deutlich mehr Menschen, die zwar zunächst passiv sind, aber erfreut auf einen Flirt eingehen, wenn jemand ihnen einen „anbietet“. Sie könnten dieser Jemand sein!

Am Anfang steht das „Ich“

Ihre Persönlichkeit und Ihr Auftreten sind für einen Flirt deutlich wichtiger als jeder Spruch und jeder Trick. Der allererste Eindruck von einer Person bestimmt in der Regel, ob es überhaupt zu einem Flirt kommen kann oder nicht. Dieser erste Eindruck entsteht innerhalb kürzester Zeit und basiert zu über 90 Prozent auf Erscheinung, Auftreten, Mimik, Gestik und dem Klang der Stimme.

Wie ich jedoch auftrete, wie ich mich gebe, wie ich dreinschaue und mich bewege, hat unweigerlich damit zu tun, wie ich mich fühle. Das Bild, das Sie von sich selbst haben, bestimmt das Bild, das andere von Ihnen bekommen können. Schauen wir uns also zunächst einmal an, was Sie für sich tun können, um die besten Voraussetzungen für mehr Spaß und Erfolg beim Flirten zu schaffen.

Die Top 5, die einen guten Flirter ausmachen

Völlig unabhängig von irgendwelchen Sprüchen, Tipps, Tricks und Sonstigem sind es im Grunde fünf Punkte, die für das Flirten wichtig sind:

1. Lernen Sie sich selbst zu akzeptieren, wie Sie sind.

2. Seien Sie präsent im Hier und Jetzt.

3. Seien Sie aufmerksam und offen für Neues.

4. Werden Sie unabhängig von der Meinung anderer.

5. Machen Sie sich bewusst, dass Sie selbst dafür verantwortlich sind, ein glückliches Leben zu führen.

Was diese fünf Punkte bedeuten und wie Sie sie erreichen und entwickeln können, ist Inhalt dieses Kapitels. Jeder Mensch ist in der Lage, all diese Voraussetzungen zu erfüllen. Und das Gute daran ist: Es ist gar nicht schwer und macht Ihr Leben schöner!

1. Akzeptieren Sie sich so, wie Sie sind

Das klingt banal und irgendwie schon fast abgenutzt, nicht wahr? Seltsam nur, dass so viele Menschen sich so schwer damit tun.

Zunächst einmal: Wenn Sie mit sich selbst zufrieden sind, sind Sie für jeden Flirtversuch gewappnet, denn auch eine mögliche Niederlage kann Sie nicht so leicht aus dem Gleichgewicht bringen. Ein Mensch, der mit sich zufrieden ist, fühlt sich nicht abgelehnt oder verletzt, wenn er bei anderen nicht ankommt. Er weiß, dass alle Menschen andere Bedürfnisse haben und er nicht alle Bedürfnisse aller Menschen erfüllen kann. Sie mögen doch auch nicht jeden – warum sollte jeder Sie mögen?

Das Auto-Beispiel

Ich gebe in meinen Trainings gerne das Auto-Beispiel: Es gibt Millionen von Autos auf der Welt – und so viele unterschiedliche, dass man sie kaum zu zählen vermag. Und es gibt Menschen, die beim Anblick eines Porsche Carrera nervös werden. Andere wiederum wünschen sich nichts mehr als einen Geländewagen und wieder andere lieben heiß und innig ihren Golf mit seinen tausend Beulen.

Das Auto, das jemand fährt, sagt etwas über ihn, seine Vorlieben, Bedürfnisse oder auch Lebensverhältnisse und seinen Lebensstil aus. Aber selbst der rumpeligste, verbeulteste kleine VW-Transporter findet einen feschen Kölner Sportstudenten, der sich freut, endlich sein Auto gefunden zu haben, in das er am Wochenende sein Surfbrett packt, und ans Meer fährt. Er wird diesen Wagen hegen und pflegen, mit Sonderausstattung versehen und nahezu alles dafür tun, um auch die nächste TÜV-Plakette zu bekommen. Und wenn er alt ist, wird er seinen Kindern und Enkeln Fotos zeigen und sagen: „Das war mein erstes Auto, und es war toll!“ (Und heimlich wird er sich denken: „Und darin, mein Sohn, habe ich auch Deine Mutter zum ersten Mal vernascht …“) So gibt es eben bei Autos genau wie bei Menschen verschiedene „Modelle“ für verschiedene Bedürfnisse.

Zufrieden mit sich zu sein, ist auch ein wichtiger Faktor für Ihre Ausstrahlung: Ein Mensch, der zufrieden mit sich ist und sich mag, der wirkt auf andere gelassen und souverän – zwei Eigenschaften, die sich viele Menschen wünschen und als attraktiv erachten.

Ich meine damit nicht, dass Sie nicht danach streben sollten, sich zu verbessern – im Gegenteil. Wenn Sie etwas verbessern möchten, dann tun Sie es. Aber jammern Sie nicht über die Dinge, die sich nicht ändern können oder wollen. Akzeptieren Sie sie.

Aber ich bin nur …

Verabschieden Sie sich von den Idealbildern aus den Hollywoodfilmen und anderen Medien: Kein Mensch ist physisch und psychisch nur mit Vorzügen ausgestattet. Was ist das überhaupt, ein Vorzug? Wir sprechen immer von Stärken und Schwächen von hübsch und hässlich, von gut und schlecht. Doch wie jemand etwas beurteilt, das ist fast ausschließlich Ansichtssache!

Was ist hübsch oder hässlich? Man hört immer wieder, dass gerade die Supermodels und Schauspieler/-innen sehr unzufrieden mit sich und ihrem Äußeren sind – obwohl gerade sie doch offenbar das Schönheitsideal, das uns diktiert wird, verkörpern. Ich kenne unzählige Frauen, die unglücklich über ihre Figur sind, obwohl sie absolut tadellos ist. Viele Männer sind der Meinung, dass sie zu klein sind. Superstar Tom Cruise misst gerade mal 1,68 Meter, sein Schauspielkollege Michael J. Fox sogar nur 1,62 Meter – na und?

Ich selbst lernte einmal einen Mann kennen, der mich bewunderte und mir immer wieder sagte, dass ich so klug und gebildet sei und dass ich so toll sprechen und schreiben würde. Er stellte mich auf einen Sockel und bewunderte mich. An sich selbst hingegen ließ er kein gutes Haar. Er sei weder besonders klug noch sonderlich gebildet, könne keine Fremdsprachen und habe nie einen richtigen Beruf gelernt. Dieser Mann war jedoch auch ohne eine höhere Schulbildung ein sehr intelligenter und tiefsinniger Gesprächspartner. Ich mochte, wie er meinen Gedanken so gut folgte, dass er viele davon zu Ende führte und oft noch bessere Lösungen oder Erklärungen fand als ich. Er war zudem ein absolut virtuoser Gitarrist. Ich bewundere ihn noch heute dafür, wie unglaublich gut er dieses Instrument beherrscht, das er sich sogar selbst beigebracht hatte. „Ach das“, sagte er zu mir, „das ist doch nichts Besonderes!“

Ich habe mal probiert, Gitarre spielen zu lernen und ich weiß seitdem ganz sicher: Es ist etwas Besonderes. Es fällt nicht jedem einfach so zu. Es ist eine Mischung aus Begabung zum einen und Hartnäckigkeit, Willen, Technik, Gehör und Disziplin zum anderen. Sonst wären wir alle Jimi Hendrix …

Zeigen Sie Ihre Sonnenseiten

Ich fand es sehr schade zu sehen, dass mein Freund all das gar nicht richtig zu schätzen wusste. Im Grunde geht das vielen Menschen so: Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir für Fehler oder Schwächen eher kritisiert und getadelt werden, als dass wir ein Lob erhalten. Daher sind wir es gewohnt, eher unsere Schwachpunkte als unsere Stärken zu sehen. Jeder Mensch hat seine Schattenseiten, aber vor allem auch seine Sonnenseiten. Stellen Sie sich nicht selbst in den Schatten, sondern lernen Sie sich selbst schätzen.

Machen Sie sich doch mal Folgendes klar: Es leben über sechs Milliarden Menschen auf der Erde, und obwohl wir alle gleich gebaut sind, sind wir alle vollkommen unterschiedlich. Und doch ist ein jeder für sich bei allen Schwächen und Fehlern im Grunde perfekt. Sie müssen genau so sein, wie Sie sind, damit Sie so sind, wie Sie sein sollten. Auch wenn die Natur Sie äußerlich so geschaffen hat, wie Sie sind, und mit den Talenten ausgestattet hat, die Sie haben: Sie selbst können sich jederzeit ändern. Sie dürfen das!

Sind Sie unzufrieden mit sich, weil Sie zu dick sind? Dann nehmen Sie ab, Sie dürfen sich ändern! Glauben Sie, Sie wären glücklicher mit einer kleineren Nase? Gut, fangen Sie an zu sparen – eine Nasen-OP kostet in etwa so viel wie zwei Sommerurlaube. Sie finden sich zu klein? Lernen Sie in hohen Schuhen zu laufen!

Ich plädiere in keiner Weise für Schönheitsoperationen, Mogelpackungen, Hungerkuren oder Sonstiges. Ich möchte Ihnen nur klarmachen: Es gibt Dinge, die man ändern kann. Wenn Sie etwas an sich stört, ändern Sie es. Sie haben es in der Hand, Ihr Leben für sich selbst glücklicher zu gestalten. Natürlich gibt es auch Dinge, die man nicht ändern kann. Aber sich über etwas Unabänderbares zu ärgern oder darüber zu jammern, bringt gar nichts. Im Gegenteil, akzeptieren Sie es so, wie es ist anstatt es als Ausrede zu benutzen, warum gerade Sie nicht glücklich werden sollten.

Das „Gesamtpaket“ muss stimmen

Kein einziger Mensch hat nur Anlagen mitbekommen, die von der Gesellschaft als Vorzüge gewertet werden – jeder von uns ist ein „Gesamtpaket“. Wir haben eine große Chance, aus diesem Gesamtpaket etwas zu machen: Das Leben hat uns eingeladen, diesen Planeten etwa 30 000 Tage erleben und entdecken zu dürfen – nutzen Sie diese Chance und machen Sie etwas aus Ihrem „Gesamtpaket“. Machen Sie das Beste aus sich! Betonen Sie das, was Sie lieben und verzeihen Sie sich das, was Sie nicht so sehr lieben. Es gibt jemanden, der auch das liebt oder für den die „Vorteile des Gesamtpaketes“ so reizvoll erscheinen, dass er die „Nachteile“ gerne in Kauf nimmt.

Die amerikanische Autorin und Therapeutin Byron Katie sagte einmal: „Sie können etwas lieben oder hassen – es macht keinen Unterschied. Aber wenn Sie zwischen lieben und hassen wählen müssen, entscheiden Sie sich für lieben, für eine positive Sicht.“ So werden Sie die Menschen anziehen, nach denen Sie sich sehnen.

Lernen Sie, sich zu akzeptieren

Eine Teilnehmerin im Flirttraining sagte einmal zu mir, dass es ja für jemanden wie mich wohl sehr leicht sei, sich selbst zu mögen und zu akzeptieren. Für sie jedoch sei es ungleich schwieriger. Ich bat sie, diese Aussage zu erklären. Sie sagte: „Schau dich doch mal an: du siehst toll aus, bist irre selbstbewusst, bringst andere zum Lachen, bist intelligent und außerdem bist du eine bekannte Flirttrainerin – alle mögen dich. Da ist es doch wohl nicht schwer, sich selbst zu mögen.“

Das verschlug mir im ersten Moment fast die Sprache, denn ich war beeindruckt und überrascht davon, dass diese junge Dame im Grunde fast alle Auswirkungen des „Sich-selbst-Mögens“ an mir erkannt und beschrieben hatte, aber selber gar nicht begriff, dass ihre genannten Gründe die Auswirkung – nicht die Ursache – waren.

Ich antwortete ihr, dass ich, wenn ich wollte, viele Gründe zur Selbstablehnung finden könnte. Zum Beispiel wäre ich ein bisschen zu dick, hätte schiefe Zähne, tendierte zu Unordentlichkeit, hätte einen Hang zur Selbstinszenierung und übertriebe es oft mit Ausgaben für Luxusartikel. Selbstverständlich würde auch ich ab und zu zweifeln, zögern oder mich über mich ärgern. All das wären Dinge, die ich mir ständig und durchaus zu Recht vorwerfen könne. Aber ich würde es nicht tun, da ich mir dann selber das Leben schwermachen würde. Ich zöge es vor, mir all das zu verzeihen und mich zu mögen – trotz oder vielleicht sogar gerade wegen all dieser „Schwächen“. Genau diese Einstellung mache mich erst selbstbewusst und das ermögliche es mir überhaupt, toll auszusehen, andere zum Lachen zu bringen und eine gute Flirttrainerin zu sein.

Die Kursteilnehmerin war übrigens beneidenswert schlank, hübsch und intelligent. Vor allem die männlichen Teilnehmer konnten nicht nachvollziehen, was diese Frau für ein Problem hatte. Ihr Problem war das Bild, das sie von sich selbst hatte: Sie fand sich nicht hübsch genug, sie fand sich nicht klug genug, sie machte sich den ganzen Tag Gedanken darüber, warum sie dieses oder jenes nicht getan oder so gemacht hatte und vieles mehr. Anstatt dankbar dafür zu sein, wie viel Glück sie hatte, sah sie nur das, was sie nicht hatte, nicht konnte, nicht war. Sie ärgerte sich über sich, lehnte sich selbst dafür ab, dass sie nicht so war, wie sie sich gerne haben wollte.

Demut macht dankbar

Kommt Ihnen das vielleicht sogar bekannt vor? Dann habe ich eine schöne Übung für Sie: Wenn Sie morgen früh aufwachen, verharren Sie einen Moment. Liegen Sie in einem bequemen, weichen Bett, eingekuschelt in eine warme Decke?

Gut. Seien Sie für einen kleinen Moment dankbar, denn Sie haben circa 90 Prozent der Weltbevölkerung etwas voraus. Schalten Sie das Licht an. Sie haben Licht in ihrem Zimmer, einfach so auf Knopfdruck? Und vielleicht Heizung? Und im Badezimmer kommt heißes Wasser aus der Dusche?

Schön. Seien Sie für einen kleinen Moment dankbar. Auch hier haben Sie über 90 Prozent der Weltbevölkerung etwas voraus.

Und jetzt müssen Sie zur Arbeit? Sie haben Arbeit? Toll! Sie haben keine Arbeit und trotzdem ein Dach über dem Kopf und Essen im Haus? Wow, wirklich?

Sind Sie gesund? Seien Sie dankbar dafür! Sind Sie krank? Ein Arzt, der Ihnen helfen kann, ist nicht weit entfernt und behandelt Sie für verhältnismäßig wenig Geld? Ist das nicht unglaublich?

Ich denke, Sie merken, worauf ich hinaus will. Es ist eine Übung in Dankbarkeit und Demut. Es gibt unglaublich viele Menschen, die täglich um ihr nacktes Überleben kämpfen müssen.

Stellen Sie sich vor, wie Sie mit einem chinesischen Fabrikarbeiter oder einem Obdachlosen auf den Straßen Manilas sprechen und Sie ihm von Ihrem Zuhause, Ihrer Arbeit, Ihrem Leben in Deutschland erzählen. Und dann sagen sie ihm bitte, dass Sie unzufrieden sind mit sich und Ihrem Leben.

Mäkeln Sie nicht an sich herum, sondern nutzen Sie die Chance, Ihr Leben so gestalten zu können, dass Sie glücklich sind. Überlegen Sie mal: Wenn Sie sich selbst nicht mögen, warum sollte es ein anderer tun?

Die Geschichte vom Schokoladenkuchen

Stellen Sie sich vor, Sie sind ein Schokoladenkuchen. Da stehen Sie nun auf einem Tortenbuffet und präsentieren sich inmitten vieler anderer Sorten: Erdbeerkuchen, Linzer Torte, Frankfurter Kranz und andere. Leute kommen ans Buffet und schauen, was es gibt. Sie hoffen natürlich, dass Sie jemand mag – schließlich sind Sie ein köstlicher Schokoladenkuchen.

Die Gäste fangen an, sich zu bedienen:

Der Erste nimmt sich … Erdbeerkuchen.

Der Zweite nimmt sich … Erdbeerkuchen.

Der Dritte nimmt sich … Linzertorte.

Der Vierte nimmt sich … Streuselkuchen.

Der Fünfte schaut, und nimmt sich ja, ja … schon wieder: Erdbeerkuchen!

Keiner hat den Schokoladenkuchen gewählt.

Sie werden traurig. Sie fragen sich, ob mit Ihnen etwas nicht stimmt und überlegen, ob Sie vielleicht ein paar Erdbeeren brauchen, um interessanter zu werden oder ob Sie vielleicht nicht gut genug aussehen. Sie fragen sich, ob es vielleicht heute einfach keine Esser mehr für Schokoladenkuchen gibt.

Langsam finden Sie die Buffetgäste allesamt blöd. Doch dann kommt einer, schaut über das Buffet und sagt: „Oh – Schokoladenkuchen! Mein Lieblingskuchen!“ Er nimmt sich ein besonders großes Stück, freut sich und genießt.

Was ist passiert? Waren Sie vielleicht – obwohl Sie schon die ganze Zeit ein leckerer Schokokuchen waren – vorher nicht genießbar? Hat irgendwas mit Ihnen nicht gestimmt?

Wohl kaum: Die anderen Gäste mochten einfach lieber anderen Kuchen – Erdbeerkuchen zum Beispiel. Und wer Erdbeerkuchen mag, der soll Erdbeerkuchen haben. Wäre doch eintönig, wenn alle immer nur Schokoladenkuchen haben wollten, oder? Wer Schokoladenkuchen mag, der wird sich freuen, wenn er Schokoladenkuchen bekommt!

Und darüber hinaus: Wenn Sie ein Schokoladenkuchen sind, dann seien Sie mit Leib und Seele und voller Überzeugung Schokoladenkuchen – dunkel und saftig und mit der allerbesten Schokolade, sodass jeder sofort sehen kann: Wow, das ist aber mal ein richtig schokoladiger Schokoladenkuchen, der sieht echt lecker aus!

Denn wenn Sie solch ein Schokoladenkuchen sind, dann kommt vielleicht auch so mancher Erdbeerkuchen-Fan auf den Gedanken: „Mmmh, eigentlich bin ich ja ein Erdbeerkuchen-Typ, aber dieser Schokoladenkuchen, der sieht ja derartig köstlich aus, dass ich den auch mal probieren könnte. Vielleicht entdecke ich ja etwas Neues und Besonderes!“

image ÜBUNG: WAS MÖGEN SIE AN SICH?
2. Seien Sie präsent –
im Hier und Jetzt

Viele Menschen schleichen mit geneigtem Kopf oder hochgezogenen Schultern durch die Gegend und machen den Eindruck, gar nicht erst bemerkt werden zu wollen. Oder noch schlimmer: Sie scheinen sich beständig dafür zu entschuldigen, dass sie überhaupt da sind! Manchmal sehe ich Menschen einen Raum betreten, die förmlich zu denken scheinen: „Hoffentlich bemerkt mich niemand!“ Traurigerweise funktioniert das dann meist auch.

Es geht nicht darum, etwas zu tun, um anderen sofort aufzufallen. Es geht darum, wirklich da sein zu wollen. Einen Raum, einen Bus oder welches Gebiet auch immer bewusst zu betreten, und in Gedanken zu sagen: „Hallo allerseits!“ – und wirklich da zu sein.

Setzen Sie auf Ihre Ausstrahlung

Waren Sie schon mal so richtig verliebt? Können Sie sich noch an das Gefühl erinnern, als Sie zum Beispiel den Job oder Studienplatz bekommen haben, den Sie sich wünschten? Denken Sie mal daran zurück. Erinnern Sie sich vielleicht daran, dass es Ihnen zu dieser Zeit auch passiert ist, dass völlig fremde Menschen Sie ansahen oder sogar anlächelten, obwohl Sie selbst (scheinbar) gar nichts gemacht hatten?

Das lag an Ihrer positiven Ausstrahlung, die so präsent war, dass auch andere sie spüren konnten und darauf reagierten. Nun sind Sie vermutlich im Moment noch nicht verliebt – sonst würden Sie vielleicht diesen Ratgeber nicht in Händen halten. Und man bekommt auch nicht täglich einen Job, den man sich wünscht. Natürlich – und das ist auch menschlich – ist man nicht jeden Tag gleich präsent und positiv. Es gibt diese Tage, an denen das Wetter nervt oder man einen unangenehmen Gesprächspartner erwartet oder einfach in Gedanken versunken ist und dann einfach, wie man so schön sagt, „etwas neben sich steht“.

Doch genau das ist der Grund, warum ich diesem Thema besondere Aufmerksamkeit widme und Sie bitte, dies ebenfalls zu tun. Ganz gleich, aus welchem Grund Sie vielleicht gerade nicht auffallen, Sie nehmen dennoch Ihre Umwelt wahr und beurteilen Ihre Erfahrungen: Alle Menschen haben ein Grundbedürfnis gemeinsam: Sie suchen nach Anerkennung und möchten geliebt werden.

Keiner liebt mich! Wirklich?

Zuwendung und Liebe sind Grundbedürfnisse aller Menschen – deshalb achten wir auch im Kleinen ganz unbewusst beständig darauf, ob wir sie bekommen: in Form von Bestätigung, Anerkennung, Freundlichkeit, Aufmerksamkeit von anderen. Wir tasten sozusagen unbewusst unsere Umgebung nach Meinungen über uns ab. Sind wir jedoch selbst nicht präsent, fallen wir niemandem auf. Weil wir selbst keine „Signale aussenden“, reagiert niemand auf uns. Andere Menschen verhalten sich neutral, fast so, als wären Sie gar nicht da. Und diese Neutralität wird – da sie keine Bestätigung oder Zuwendung ist – häufig als Ablehnung interpretiert: Keiner liebt mich! Daraus entsteht dann eine ganz fatale, sich selbst erfüllende Prophezeiung: Wenn Sie glauben, dass keiner Sie liebt, werden Sie noch weniger tun, um aufzufallen. Sie werden noch unsicherer werden und noch weniger präsent sein. Und genau damit werden Sie anderen Menschen allen Grund geben, Sie zu ignorieren. Denn wer bemerkt einen fremden Menschen, der sich gibt, als möchte er am liebsten gar nicht da sein?

Die selbsterfüllende Prophezeiung

In der differenziellen Psychologie taucht der Begriff der „selbst erfüllenden Prophezeiung“ im Zusammenhang mit dem sogenannten „Attraktivitätsstereotyp“ auf: Psychologen wollten in Jahr 1977 mittels einer Studie herausfinden, ob Menschen wirklich nach dem Motto „Was schön ist, ist auch gut“ denken und handeln. Das Ergebnis der Studie, die 1981 von den Psychologinnen Susan Andersen und Sandra Lipsitz Bem fortgeführt wurde: Stereotype aus dem Bereich der Attraktivitätsforschung können zur „selbst erfüllenden Prophezeiung“ werden. Das heißt, dass Menschen, die den allgemeinen Maßstäben physischer Attraktivität entsprechen – also attraktiv sind – mehr positive Charakterzüge wie Aufgeschlossenheit, Freundlichkeit und Geselligkeit zugeschrieben werden. Demzufolge werden gut aussehende Menschen von ihren Mitmenschen ebenfalls offen und freundlich behandelt. Im Umkehrschluss handeln die attraktiven Menschen – wie erwartet – freundlich und bestätigen das „freundliche Vorurteil“ ihnen gegenüber.

Viele Menschen, die „schüchtern“ sind, verhalten sich zurückhaltend, weil sie Angst haben, dass andere sie als unattraktiv empfinden könnten oder dass das, was in ihren Köpfen vorgeht von anderen nicht geschätzt oder auch nur akzeptiert würde. Sie ziehen sich zurück und sind aus Angst vor Ablehnung nicht präsent.

Andere wiederum haben Angst, dass ihr „wahres Ich“ nicht interessant oder perfekt genug ist und inszenieren eine große Show. Sie wirken präsent – aber sie sind es in Wahrheit gar nicht: Das was sie „präsentieren“ ist nur eine Show, eine Maskerade hinter der sie sich verstecken.

Suchen Sie nach einem Menschen, der Sie liebt? Ich gehe davon aus, dass Ihre Antwort „ja“ lautet. Wenn ein Mensch Sie liebt, dann bedeutet das doch, dass dieser Mensch Sie mögen soll, so wie Sie sind. Sie möchten einen Menschen finden, der das, was Sie vertreten und glauben, gut findet. Oder wenn er schon nicht alles mag, dass er dann zumindest auch die Punkte akzeptiert, die nicht genau in sein „Schema“ passen.

Sie wollen doch nicht einem anderen Menschen „nach dem Mund reden müssen“, damit er Sie mag, oder? Genau wie Sie in einem Bewerbungsgespräch keine falsche Versprechungen über Ihre Fähigkeiten machen würden, um eine Stelle zu bekommen, die Ihrem Können und Ihren Vorstellungen nicht entspricht. Zeigen Sie sich, seien Sie präsent. Aber bleiben Sie dabei Sie selbst, bleiben Sie authentisch. Dann haben Sie die Chance, die Menschen zu erkennen, die zu Ihnen passen: Es sind die, die das, wofür Sie stehen wollen, gut finden.

Was tun bei Schüchternheit?

Schüchterne Menschen machen sich meist zu viele Gedanken darüber, was andere über sie denken. Diese Angst ist dann oft stärker als das Bedürfnis, einfach man selbst zu sein und Menschen kennenzulernen. „Bloß nicht auffallen“, ist sozusagen die Lebensdevise des Schüchternen.

Was dabei oft vergessen wird: Andere Menschen denken meist ebenso über sich nach, wie Sie über sich und ich über mich. Wenn ein anderer Mensch aber gar nichts von Ihnen mitbekommt, weil Sie nur schweigen und den Blick nach unten senken – also nicht präsent sind –, denkt er (oder sie) einfach gar nichts über Sie. Und er kommt somit gar nicht auf die Idee, dass Sie jemand sein könnten, den man kennenlernen sollte.

Es gibt verschiedene Wege, die Menschen, die zu einem passen, zu finden.

Anstatt sich mit dem zu quälen, was Sie nicht können, tun Sie das, was Sie können. Wenn Sie keine großen Menschenmengen mögen, dann zwingen Sie sich nicht, an Orte zu gehen, wo viele Menschen sind, nur um jemanden kennen zu lernen. Wenn Sie sich dort permanent unwohl fühlen, sinkt nur Ihr Selbstvertrauen und Sie wirken dadurch auch nicht gerade attraktiv.

Vielleicht sind Sie ja auch gar nicht schüchtern, sondern einfach nur „still“ oder eher introvertiert? Warum sollten Sie das ändern, wenn Sie es vielleicht sogar mögen, so zu sein? Man muss nicht viel reden oder einen „Riesenauftritt“ haben, um zu flirten. Manchmal sind es gerade die stilleren Menschen, die einen besonderen Zauber haben. Sorgen Sie dafür, dass Sie auf Ihre Art Freundlichkeit, Offenheit und Aufmerksamkeit zeigen. Wenn Sie Ihr Gegenüber freundlich und interessiert anschauen, können Sie positiv wahrgenommen werden– anstatt unheimlich oder desinteressiert.

Spielen Sie die Rolle Ihres Lebens: sich selbst!

Wie Sie sich verhalten und was Sie von sich zeigen, bestimmt, was Ihnen widerfährt. Sie können Vertrauen aufbauen, Herzen gewinnen, Menschen verblüffen, erheitern und vieles mehr.

Präsent zu sein bedeutet auch, sich gedanklich an dem Ort und in der Zeit zu befinden, die Sie gegenwärtig umgibt – und nicht in Gedanken der Vergangenheit, schlechten Erfahrungen und daraus resultierenden Ängsten zu hängen oder bereits so weit in der Zukunft zu sein, dass Sie die Gegenwart gar nicht wirklich spüren.

DER ZENMEISTER UND DIE SUCHENDEN

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869105338
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (November)
Schlagworte
Flirten lernen Kommunikation Kontakte knüpfen Liebe und Partnerschaft Partnerschafts-Ratgeber Partner-Suche sicheres Auftreten

Autor

  • Nina Deißler (Autor:in)

Nina Deißler ist Europas Date-Doktorin Nummer 1. Ihre Flirtseminare helfen unzähligen Männern und Frauen, endlich ihren Traumpartner zu finden. Auch als Expertin in TV und Radio hilft Nina Deißler Schüchternen und Verliebten dabei, den richtigen Schritt zu machen. Ihre Bücher sind Bestseller, weil die Autorin aus ihrer Erfahrung heraus Tipps geben kann, die im Alltag funktionieren.
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Titel: Flirten