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Partnersuche Ü60

Flirten, verabreden und glücklich bleiben. So finden Sie den passenden Mann.

von Andrea Micus (Autor:in)
192 Seiten

Zusammenfassung

Mit Selbstvertrauen und guten Flirt-Tipps ins neue Glück! Für Frauen über 60 ist es schwer, einen Partner zu finden, der wirklich zu ihnen passt. Dieser Ratgeber beantwortet die wichtigsten Fragen, wie Ihre Suche nach einem Mann endlich erfolgreich wird: Wo kann ich einen passenden Partner finden? Was sollte ich bei den ersten Verabredungen beachten, worüber kann ich mich unterhalten? Wie kann ich ihm zeigen, dass ich mehr möchte? Die hilfreichen Tipps sind lebensnah und funktionieren. Für alle Frauen Ü60, die nicht alleine bleiben möchten! Mit vielen Erlebnisberichten und großem Sonderteil: „Partnersuche im Internet“.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Ich will nicht mehr allein sein

Unsere Gesellschaft wird immer älter. Heute sind 15 Millionen Frauen und Männer über 60 Jahre alt. Jeder Dritte von ihnen lebt allein, zum großen Teil nicht freiwillig. Fast alle sehnen sich nach einer erfüllten Partnerschaft. Doch der Weg dahin erscheint ihnen mit Ü60 rätselhafter als er in Wirklichkeit ist.

Raus aus der Ü60-Sackgasse

Brauchen Sie tagsüber ein kleines Nickerchen? Haben Sie bei Smartphones, Instagram und Messenger längst den Überblick verloren? Verzweifeln Sie an den Packstationen der Post genauso wie an den Fahrkartenautomaten der Bahn und fallen in Ihren Gesprächen immer wieder Begriffe wie „Sprechstundenzeiten“ und „Apotheken-Umschau“? Alles untrügliche Anzeichen dafür, dass Sie zur Generation der Ü60-Jährigen gehören.

Aber bestimmt fühlen Sie sich wie Curd Jürgens noch „kein bisschen weise“, glauben wie Udo Jürgens, dass das Leben jetzt erst „anfängt“ und möchten wie Erika Pluhar „noch ein paar eckige Runden drehen“. Doch etwas bremst den Überschwang: Sie sind allein. Und damit haben Sie viele Weggefährten. Derzeit genau 5,5 Millionen, Tendenz steigend. Denn der Single-Anteil in dieser Altersgruppe nimmt stetig zu. Die Gründe sind vielfältig.

Zum einen rücken reichlich „Profi-Singles“ nach. Sie leben bereits seit Jahren allein, weil sie bislang nicht den richtigen Partner gefunden haben. Häufige Jobwechsel und Auslandsaufenthalte, aber auch Verpflichtungen für Eltern standen dem im Wege.

Dazu kommen zum anderen „Neu-Singles“. Es ist heute nicht ungewöhnlich, dass sich Paare auch nach langer Ehe scheiden lassen, weil sie sich noch etwas anderes vom Leben erhoffen, als in den eingefahrenen Gleisen weiterzumachen. Sie haben das bisherige Leben satt. Die Kinder sind groß, der Alltag fad. Man stellt alles auf den Prüfstand, auch den Partner – und geht. Fast 40 Prozent der Paare trennen sich im Alter zwischen 50 und 60 Jahren, um auch in Sachen Liebe, Sex und Leidenschaft neue Wege zu gehen. In der Mehrzahl sind es die Frauen, die einen Schlussstrich ziehen.

Laut Statistischem Bundesamt ist dagegen für 46 Prozent der Männer und 73 Prozent der Frauen Ü60 die Trennung nicht freiwillig. Der Partner stirbt, und wer zurückbleibt, muss erst mühsam lernen, wieder allein zu leben. Oft liegen die Single-Erfahrungen Jahrzehnte zurück, und manche haben überhaupt noch nie allein gelebt, sondern sind aus dem Elternhaus direkt in die Ehe gestolpert.

Doch egal, wie alt man ist: Der Wunsch nach Liebe und Zweisamkeit und nach Sicherheit und Geborgenheit besteht immer, verbunden mit der Hoffnung nach glühenden Herzen und wild schwirrenden Schmetterlingen im Bauch. Wenn die Zahl „6“ erst vorne steht, kommt eine gewisse natürliche Unruhe hinzu. Man sagt sich: wenn nicht jetzt, wann dann? Jetzt soll noch mal Leben ins Leben!

Doch wo kann man einen Partner finden? Natürlich gibt es König Zufall, an den man ganz fest glauben sollte. Immerhin lernen sich 35 Prozent der Paare nach wie vor an der berühmten Käsetheke im Supermarkt, beim Spazierengehen und im Treppenhausflur der Wohnanlage kennen. Man kann sich auch wirklich überall tief in die Augen sehen: im Theaterfoyer, beim Sprachkurs an der Volkshochschule oder in der Strandbar an der Ostsee. Die Fantasie kennt keine Grenzen. Es gibt Paare, die sich als Konkurrenten bei einer Wohnungsbesichtigung begegnen und sich beim Streitgespräch mit dem Makler ineinander verlieben oder die getrennt eine Tiershow im Zoo besuchen und sich zwischen Delfinen und Affen so gut verstehen, dass sie Händchen haltend wieder herauskommen. Wenn sich die Richtigen treffen, sind die so begonnenen Beziehungen genauso stabil wie die Partnerschaften, die mit ganz viel Kopfarbeit und Bedenkzeit beginnen.

Sogar in Notfällen ist man vor dem wunderbaren Kribbeln in der Herzgegend nicht gefeit. Die 61-jährige Helga hat sich in den Notfallsanitäter verliebt, der sie nach einem Infarkt in den Krankenwagen schob. Das war vor sechs Jahren. Die beiden sind immer noch zusammen. Als die 66-jährige Karin mit ihrem Wagen auf einer Berliner Landstraße liegen blieb und den Pannenhelfer rief, ahnte sie nicht, dass sie damit auch gleich den künftigen Ehemann kennenlernen würde. „Ich musste mein Auto stehen lassen und er bot mir an, mich nach Hause zu bringen. Ich habe ihn aus Dankbarkeit zum Kaffee eingeladen und – peng – das war’s.“ Übrigens war drei Monate später die Hochzeit!

Die Botschaft ist klar: Wer Liebe sucht, kann sie überall finden. Doch nicht bei allen reicht es, die Augen weit geöffnet zu halten. Sie finden einfach nicht den Richtigen. Entweder haben sie in puncto Liebe einen Sehfehler, oder sie nutzen nicht oft genug die Gelegenheiten, mit offenen Augen durch die Welt zu gehen. Denn eins ist klar: In den eigenen vier Wänden passiert wenig. Nicht jeder Postbote oder Telefoninstallateur ist ein potenzieller Partner.

Damit die vielen Millionen unfreiwilliger Singles Ü60 im Laufe der Zeit nicht in depressive Verstimmungen versinken und durch Wunderlichkeiten auffallen, gibt es ein Meer von Partnervermittlungen und Partnerbörsen, Single-Clubs und Dating-Organisationen, die immer stärker auf diese Zielgruppe spezialisiert ist. Alle bieten mehr oder weniger geschickt und mehr oder weniger kostenintensiv an, den Wunschpartner an die ausgeworfene Angel zu hängen.

Sieht man jedoch die Vermittlungszahlen an, so ist die Happy-End-Quote bei den Ü60-Jährigen deutlich niedriger als bei den jüngeren Suchenden. Warum finden denn so viele Menschen Ü60 gar nicht so schnell einen neuen Partner? Eigentlich müssten sie es doch leichter haben als die Jüngeren. Sie haben eine oft jahrzehntelange Erfahrung in Sachen Partnerschaft, sind hinreichend erprobt in sozialen Kontakten und kennen sich in den Wirren des Lebensdschungels bestens aus. Alles Pluspunkte, die einen schnellen Erfolg garantieren müssten. Doch das ist nicht so. Was unterscheidet also die Partnersuche Ü60 von der der jüngeren Menschen?

Es ist gerade die Erfahrung, die hinderlich ist. Denn aus Erfahrung lernt man. So wissen ältere Menschen besser als jüngere, was ihnen in der Liebe guttut und was nicht und welche quälenden Folgen eine unpassende Beziehung haben kann. Sie sind wählerischer als mit 20 Jahren und gehen nicht mehr so leicht Kompromisse ein.

Dazu kommt eine gewisse Bequemlichkeit. Man hat sich in seinem Leben eingerichtet, kommt ganz gut zurecht. So sagt die 62-jährige Single-Frau und Lehrerin Helena: „Was ich habe, weiß ich. Was ich bekomme, nicht“. Sie ist schon viele Jahre geschieden. Ihre Kinder sind aus dem Haus, der Beruf nicht mehr ganz so wichtig. Sie möchte ohne Zwänge noch all das erleben, was sie sich bisher versagen musste: Schöne Reisen unternehmen und ihr Hobby, die Reiterei, pflegen. Ein neuer Partner, mit dem sie wieder „Dinge mitmachen“ muss, empfindet sie als Einschränkung der neuen Freiheit.

So wie Helena geht es vielen Singles Ü60. Sie haben Angst, dass in Partnerschaften die Interessen kollidieren. Der eine liebt lange Spaziergänge, aber der neue Partner möchte gern am Wochenende die Bundesligaspiele sehen. Soll man jetzt ihm zuliebe die schönen Spaziergänge mit der Freundin aufgeben und bei strahlendem Sonnenschein vor dem Fernseher hocken? Das heißt, doch wieder nur immer Rücksicht nehmen, wieder Dinge tun, die man eigentlich nicht will, was man sein halbes Leben lang gemacht hat.

Schwierig ist auch das Alter an sich. „Gleichaltrig“ Ü60 heißt nicht, einfach „gleich alt“ zu sein und die gleiche Zahl der Lebensjahre erreicht zu haben. Viele Menschen altern unterschiedlich und haben eine andere Alterswahrnehmung. Man kennt die flotte Frau Mitte sechzig, die mit High Heels durch die Geschäfte stolziert, im Job erfolgreich ist und abends noch im Zonta-Club mit einem Vortrag brilliert. „Du gehst locker für 40 durch“, sagen ihre Freundinnen, wobei sie damit nicht das faltenfreie Gesicht meinen, sondern ihre Lebensaktivität und die dynamisch-sportliche Ausstrahlung.

Dann gibt es die gebückt gehende Grauhaarige, die morgens freudlos über den Markt schlurft und sich schon überanstrengt fühlt, wenn sie an zwei Ständen eingekauft hat. Beide sind gleichaltrig und doch trennen sie gefühlt Jahrzehnte. Wer also nach einem Partner Ausschau hält, darf nicht nur auf das Geburtsdatum schielen. Denn das ist längst nicht mehr so aussagekräftig wie bei 40-Jährigen.

Und bei Ü60 gilt: Alle wollen jüngere Partner. Männer reizt die größere körperliche Attraktivität. Frauen haben Angst, dass ein älterer Partner krank wird und sie ihn das pflegen müssen. Also orientieren sich alle „nach unten“ und je älter man wird, desto dünner wird die Luft bei der Partnerwahl, denn es gibt immer weniger Auswahl.

Für die Frauen wird es jetzt ganz dumm. Denn für sie kommt noch erschwerend hinzu, dass es im Alter insgesamt sowieso schon weniger Männer gibt, weil deren statistische Lebenserwartung kürzer ist. Frauen müssen sich also mit zunehmendem Alter auf eine wachsende Konkurrenz einstellen.

Anders als bei jüngeren Menschen sind auch zu feste Weltanschauungen bei der Partnersuche hinderlich. Ältere Menschen sind weniger offen und häufiger festgefahren in ihren Ansichten. „Der ändert sich doch nicht mehr“, hört man häufig und das stimmt auch. Ü60 ist man nicht mehr besonders aufgeschlossen für Neues. Man glaubt, genau zu wissen, was gut und falsch ist. Wer also hofft, sich in höherem Alter einen Partner noch zurechtbiegen zu können, irrt sich. Im ersten Liebesrausch passt man sich noch an, nimmt Unordnung, Haustiere und den Lärm durch Enkelkinder lächelnd hin. Man will „unter die Haube“, zeigt seine Schokoladenseite. Doch kaum hat man den begehrten Fisch an der Angel, zeigt man sein wahres Gesicht. Man möchte jetzt doch lieber seine Ruhe, viel lesen, wenig unternehmen, endlich mal ganz in Ruhe einen Quiltkurs besuchen. Die anfängliche Liebe zerfließt in den Alltagsquerelen. Schade, aber auch unnötig. Denn das hätte man wissen können. Wenn etwas am anderen stört, hat man Ü60 nur noch zwei Möglichkeiten: Man lässt die Partnerschaft sausen oder man akzeptiert es und stellt sich darauf ein. Eine dritte Möglichkeit, die Idee, dass sich der Wunschpartner schon ändern wird und seine „Macken“ abstellt, gibt es nicht. Verschwenden Sie keinen Gedanken daran. Vergessen Sie’s. Das wird nichts!

Ein weiterer Unterschied ist die Tendenz zu einer größeren Distanz. In jüngeren Jahren kann das Miteinander gar nicht eng genug sein. Man will sich mit einem Partner ein gemeinsames Leben aufbauen. Man kauft oder baut ein Haus, bekommt Kinder, gründet eine Firma. Alles immer zu zweit. Ü60 ist das anders. Wer in diesem Alter ist, hat eine eigene Wohnung, ein eigenes Einkommen beziehungsweise eine Rente, eine eigene Familie. Man muss sich also mit den Bedingungen des anderen arrangieren, das heißt, mit der Region, in der er lebt, den Wohnverhältnissen, den Kindern und Verwandten, den betagten Eltern, die häufig noch wohlbehalten sind. Das ist häufig nur auf Distanz möglich. Deshalb suchen viele Menschen in diesem Alter gar nicht einen Partner zum Zusammenleben, sondern eher jemanden für die Freizeit. Zum Ausgehen, Hobbys teilen, Verreisen. Es geht also nicht mehr darum, sich etwas zusammen aufzubauen, sondern nur noch darum, das Erreichte gemeinsam zu genießen, gern auch in zwei Wohnsitzen.

Damit ist man wenigstens klar im Vorteil zu den Jüngeren. Man ist weniger aufeinander angewiesen und behält bei aller Liebe doch seine Unabhängigkeit. Die 69-jährige Anneliese lebt seit sechs Jahren in einer festen Partnerschaft. Ihr gleichaltriger Freund wohnt zwei Straßen von ihr entfernt. Jeder hat ein eigenes kleines Haus. Sie sehen sich täglich, entscheiden spontan wie lange. Die Vorteile dieser Liebe hat sie locker so formuliert: „Man nervt sich nicht mehr, man stört sich nicht mehr, man engt sich nicht mehr ein. Er kontrolliert und meckert nicht. Ich halte mich heraus und beeinflusse nichts. Aber wir genießen, was uns verbindet: wunderbare Stunden zu zweit, mit angeregten Gesprächen, Zärtlichkeiten und gemeinsamen Erlebnissen.“

Sie haben gelesen, dass die Liebe Ü60 ganz anders ist als die Liebe in jüngeren Jahren, im Detail für manche vielleicht gar nicht mehr so verlockend. Doch es gibt in diesem Lebensabschnitt auch noch eine andere Seite, die zählt, ein sehr praktische. Bei vielen kommen in diesen Jahren besonders häufig Wenn-Fragen auf: Was ist, wenn ich krank werde? Wer ist zuverlässig da, wenn ich verreisen möchte? Habe ich jemanden, wenn ich ins Kino gehen möchte? Wen rufe ich an, wenn mir in der Wohnung etwas kaputt geht? Und wenn wir schon mal bei den ganz praktischen Belangen einer Partnerschaft sind, dürfen wir auch die finanziellen Aspekte nicht vergessen. Gerade ältere Frauen haben durch die Kindererziehungszeiten oft geringere Rentenansprüche erworben und dadurch weniger Geld zur Verfügung als Männer. Sie fragen sich: Ist mein Leben nicht wesentlich schöner, wenn ich mir die Kosten teilen kann? Eine Partnerschaft kann Defizite ausgleichen.

Das klingt jetzt nach nüchterner Zweckgemeinschaft. Sucht man Ü60 nur noch seinen Vorteil? Das stimmt so natürlich nicht. Menschen Ü60 lassen erfahrungsgemäß den Kopf etwas mehr sprechen als die jüngeren. Aber ganz oben auf der Motivliste für die Partnersuche steht auch bei ihnen die Sehnsucht nach Liebe und Zärtlichkeit. Auch wer sich Ü60 bindet, möchte tiefe Gefühle und auch Leidenschaft erleben. Viele, weil sie die große, wahre Liebe noch nie hatten und eine innere Sehnsucht danach spüren. Andere, weil sie wissen, dass es einfach schön ist, wenn man liebt und geliebt wird.

„Alter schützt vor Liebe nicht, aber Liebe schützt bis zu einem gewissen Grade vor dem Alter“, sagte einst die französische Schauspielerin Jeanne Moreau. Jeder versteht, was sie meint. Händchen haltend durch die Wiese gehen, knutschend in der Bar am Tresen stehen, mit Herzklopfen auf den Anruf des Liebsten warten. Man möchte als Paar leben und genießen, verreisen, ausgehen, ein bisschen Abenteuer spüren oder sogar zu zweit die Welt nicht nur umarmen, sondern sie sogar erobern. Das ruft Gedanken an früher hervor und man fühlt sich wieder jung. Denn mit der Liebe kommt die Lebensfreude. Etwas unternehmen, etwas ausprobieren, etwas wagen. Am besten zu zweit. Dann scheint Ü60 die Sonne besonders hell. Die Sackgasse wird zur Startrampe, und am Horizont geht’s weiter. Also los!

Nie mehr einsam!

Sie haben auch genug von einsamen Abenden und Sonntagen, die sich wie Kaugummi in die Länge ziehen, und träumen schon länger von einem neuen Glück? Sie möchten mit pochendem Herzen auf Ihren Liebsten warten und warme Hände auf Ihrer Haut spüren? Dann vergessen Sie, was Sie von Skeptikern und unzufriedenen Freundinnen garantiert schon zu hören bekommen haben: „In deinem Alter findest du keinen Mann mehr!“ Falsch! Sie werden sich schneller verlieben, als Sie sich das jetzt vorstellen und ausmalen können. Denn mit den richtigen Tipps ist die Partnersuche fast ein Kinderspiel. Lassen Sie sich symbolisch an die Hand nehmen und Schritt für Schritt erklären, wie es geht. Es gibt einen Schlüssel zum Glück. Und der funktioniert in jedem Alter. Garantiert!

„Es ist leichter, einen Mann zu finden, als ihn wieder loszuwerden!“
Gina Lollobrigida

Darum sind viele Witwen einsam
  • Man will dem verstorbenen Partner treu bleiben.
  • Angst vor den ablehnenden Reaktionen der Kinder.
  • Finanzielle Sicherheit und Sorge, die Rente oder die Pension zu verlieren.
  • Zu wenig männliche Bekannte.
  • Geringes Selbstvertrauen.
  • Angst, Freiheiten wieder aufgeben zu müssen.
  • Furcht, an den Falschen zu geraten und betrogen zu werden.
  • Angst, wieder einen geliebten Menschen zu verlieren.

Ich weiß, was ich will!

„Bei dicken Männern winke ich sofort ab. So einer kommt mir nicht in die Wohnung“, hat die 62-jährige Kauffrau Brigitte immer in ihrem Freundeskreis getönt. Jetzt liebt sie einen 100-Kilo-Mann und das Gewicht ist überhaupt kein Thema mehr für sie. „Zwischen uns passt alles wunderbar. Wie oberflächlich muss man denn sein, wenn man sich bei so einem Glückstreffer dann an ein paar Kilos zu viel stört“, sagt sie heute und mag an ihre frühere Ablehnung für Übergewichtige nicht mal mehr erinnert werden.

Viele Frauen gehen mit festen Vorstellungen in die Partnersuche. Das ist auch gut so. Nur sollten die Vorstellungen dauerhaft sein und nicht nur an einem Tag gelten und am nächsten über den Haufen geworfen werden. Denn ein ständiges Hin und Her, das große Chaos im Kopf, sorgt auch für Chaos im Herzen und das kann man nun wirklich nicht mehr gebrauchen.

Bevor Sie also auf die spannende Partnersuche gehen können, bringen Sie sich mental in Schwung, sortieren Sie Ihre Gedanken und sorgen Sie für Klarheit im Kopf.

Dazu legen Sie sich als erstes Papier und Stift zurecht.

Nehmen Sie sich Zeit. Es ist besser, über die Antworten eine Nacht zu schlafen, als etwas voreilig und halbherzig hinzukritzeln. Schreiben Sie nur auf, was Sie wirklich für richtig und wichtig halten. Wenn Sie unsicher sind, bitten Sie eine gute Freundin oder Ihre Tochter oder Ihren Sohn darum, Ihnen zu helfen. Oft ist es hilfreich zu wissen, wie Nahestehende einen einschätzen.

Welche Motive habe ich für die Partnersuche?

Beantworten Sie sich jetzt folgende zwei Fragen. Geben Sie jeweils sechs Punkte pro Frage an:

1. Wie bin ich?

Schreiben Sie hier sechs Bereiche und Eigenschaften auf, in denen Sie Ihre Stärken sehen, zum Beispiel: Haushaltsführung, Organisationstalent, Nachbarschaftspflege, Hilfsbereitschaft, sportliche Leistungen.

Schreiben Sie darunter die Bereiche und Eigenschaften, in denen Sie Schwächen bei sich sehen: Antriebslosigkeit, schlechter Umgang mit Geld, Launenhaftigkeit, Sprunghaftigkeit, Schusseligkeit.

2. Warum suche ich einen Partner?

Begründen Sie hier mit sechs Punkten, warum Sie nicht mehr allein sein, sondern lieber mit einem Partner leben möchten. Formulieren Sie Ihre Ansichten in ganzen Sätzen und möglichst konkret.

Beispiele:

Ich möchte einen Partner, weil ich sehr gerne verreise und es mir allein keine Freude macht. Es ist schöner, wenn man seine Eindrücke mit einem vertrauten Menschen teilen kann.

Ich sehne mich nach einem Partner, damit ich mich nicht mehr einsam fühle. Denn seit dem Tod meines Mannes fällt es mir schwer, den Alltag allein meistern zu müssen. Am schlimmsten ist es für mich, abends in der leeren Wohnung zu sein.

Wie soll mein Wunschpartner sein?

Schreiben Sie jetzt dreißig (!) Punkte auf, die Ihnen bei einem Partner wichtig sein können. Notieren Sie einfach bunt gemixt, was Ihnen gerade alles dazu in den Kopf kommt und schreiben Sie dahinter „Ja“ oder „Nein“ und kreuzen Sie an, was zutrifft.

Die unten stehende Aufstellung soll Ihnen nur Anregungen geben und kann um weitere Punkte ergänzt werden.

Humor

Ja

Nein

Reisefreudig

Haustiere

Kulturinteressiert

Alkohol

Zigaretten

Politische Ansichten

Sex

Kontaktfreudig

Offen

Glaube/Religiosität

Familienfreundlich

Ausgehen

Häuslichkeit

Musik

Literatur

Kinder/Enkelkinder

Resilienz

Sparsamkeit

Großzügig

Wandern/Natur

Gesundheit

Sport

Kochen und Genießen

Intelligenz

Fleiß/Disziplin

Engagement

Zeit

Unkompliziertheit

Spontaneität

Entscheidend ist es, die Punkte tatsächlich aufzuschreiben und sich danach ernsthaft Gedanken zu machen, welche Bedeutung diese Eigenschaften in Ihrem Leben haben. Gehen Sie Punkt für Punkt konzentriert durch.

Ist es denn wirklich so wichtig, ob jemand unkompliziert ist?

Ja, denn wenn Sie es auch sind, kann das Zusammenleben mit einem umständlichen Partner schwierig sein. Ein Beispiel: Sie möchten ein Wochenende in Berlin verbringen, bekommen aber nicht mehr das Hotel, das Sie sich vorgestellt haben. Und? Wo ist das Problem? Dann gehe ich eben in ein anderes, denken Sie. Ja, so kann die Planung eines Städtetrips ganz unkompliziert sein. Aber was ist, wenn der Partner darauf besteht, das ehemals ausgewählte Hotel zu beziehen? Er möchte lieber auf ein anderes Wochenende umbuchen oder am liebsten die Reise ganz stornieren. Die Lust auf ein Berlin-Wochenende ist ihm vergangen. Ein neues Hotel, nein danke! Können Sie sich vorstellen, dass diese Partnerschaft von Dauer ist?

Und spielt es wirklich eine Rolle, dass der Künftige betont tierlieb ist? „Wer kann denn etwas gegen meine niedliche kleine Katze haben?“, denken Sie jetzt. Die fällt doch im Haus kaum auf. Doch was passiert, wenn Ihr neuer Freund absolut keine Katzen mag, eine Katzenhaar-Allergie hat und Ihre Mieze nach seinem Einzug kurzerhand in den Keller verbannt? Die Liebe wird in Tränen und bitterbösen Vorwürfen untergehen und Sie haben eine neue Narbe auf dem Herzen. Das hätte man vermeiden können.

Diese Beispiele lassen sich zahllos aufzählen. Wenn man sich kennenlernt, scheinen viele Eigenschaften und Vorlieben völlig belanglos zu sein. Doch im Alltag ist es auf Dauer sehr störend, wenn ein sportlicher Mensch auf einen unsportlichen, ein fröhlicher auf einen ernsten, ein unternehmungslustiger auf einen häuslichen trifft. Die spontane Anziehung kann das Herz schnell pochen lassen. Da sind die strahlenden Augen, das verschmitzte Lächeln, die Art, wie der Traummann den Wein nachschenkt. Das alles ist einfach nur zum Verlieben, zumal das Restaurant so stimmungsvoll ist und im Hintergrund gerade die Lieblingsmusik läuft. Dann spürt man noch die warme Hand auf dem Unterarm und ist erst einmal hin und weg vom Gegenüber. Klar kann man jetzt den Gefühlen freien Lauf lassen und sich in die verheißungsvoll offenen Arme fallen lassen. Aber – der Alltag sieht später anders aus. Da kommt es darauf an, dass man bei möglichst vielen Themen gleiche Ansichten hat, bei möglichst vielen Problemen gleiche Lösungsansätze sieht und in möglichst vielen Situationen gleich reagiert.

Stellen Sie sich vor, Ihre Tochter ruft an und kündigt ihren Überraschungsbesuch an und der Partner steht auf und stellt spontan die Kaffeemaschine an. Wunderbar einfach und unkompliziert!

Wie verzwickt wäre die Situation, wenn der Partner ganz anders reagiert und stattdessen jammert, dass er sich für heute vorgenommen hat, in den Baumarkt zu fahren, und das jetzt unmöglich verschieben kann. Oder Sie bekämen Sätze zu hören wie: „Warum denn jetzt? Einfach so? Ich habe doch auch meine Pläne. Wieso meldet sie sich nicht rechtzeitig an, damit ich mir die Zeit einteilen kann?“

Sie wären enttäuscht, Ihr Partner genervt, die Stimmung am Boden. Ihre Tochter würde in diese Krise platzen und der lieb gemeinte Besuch in Frust und Unzufriedenheit enden. Wollen Sie das?

Also: Wenn Sie spontan sind, sollten Sie sich auch einen spontan reagierenden Partner suchen. Kreuzen Sie das „Ja“ bei „Spontaneität“ an. Es wird Ihnen die Zukunft leichter machen.

Gehen Sie ebenso sorgfältig auch Ihre anderen aufgeschriebenen Punkte durch.

Stellen Sie sich in Ruhe vor, wie der Alltag abläuft, wenn Ihr Partner zum Beispiel gern Tennis spielt oder eine Leseratte ist. Überlegen Sie ganz genau, ob Sie wirklich bereit sind, häufig Flugreisen zu unternehmen oder ob es Ihnen Freude macht, regelmäßig Lokale zu besuchen. Malen Sie sich aus, wie es ist, wenn Ihr Partner supersportlich ist und gern den New-York-Marathon mitläuft, und finden Sie heraus, wie wichtig es Ihnen ist, dass Sie einen Nichtraucher in der Wohnung haben und Ihr Wunschpartner kein Fleisch isst.

Tipp: Nehmen Sie sich Zeit, konkrete Situationen in Ihrem Kopf auszumalen. Konzentrieren Sie sich, schließen Sie die Augen.

Tipp: Achten Sie darauf, sich nicht an unsinnigen Vorurteilen wie „rothaarige Männer sind untreu“ oder „wer gerne kocht, ist dick“ zu orientieren. Damit schränken Sie die Partnerauswahl unnötig ein. Hinterfragen Sie Ihre Auswahl.

Es muss einfach stimmen

Ü60 weiß man, wie wertvoll Zeit ist. Man geht bewusster damit um, als es jüngere Menschen tun. Dafür gibt es zwei Gründe: Die Zeit verrinnt gefühlt viel schneller, weil man mehr Routine erlebt und häufig ein Tag wie der andere ist. Zudem weiß man sehr wohl, dass die noch zu erwartende Lebensspanne überschaubar ist. Wer sich jetzt auf eine Partnerschaft einlässt, will keine dummen Spielchen mehr treiben. Eifersüchteleien, Nörgeleien wegen Nichtigkeiten, Dauerdiskussionen um Alltägliches, Lügereien, um sich wichtig zu machen. Vielleicht hat man sich in seiner Jugend damit herumgeschlagen, vermutlich sogar in seiner Ehe. Aber jetzt, in den reiferen Jahren, hat man dazu wirklich keine Lust mehr. Man ist radikaler und schaltet schneller auf stur. Entweder es geht oder es geht nicht, basta. Was sich im Moment hart liest, ist es nicht, wenn Lebenserfahrung auf Lebenserfahrung trifft. Wer älter ist, hat Täler durchschritten, er ist hingefallen und aufgestanden, er hat gewonnen und verloren. Er weiß, wie es sich anfühlt, wenn man mit dem Rücken an der Wand steht und weiß, wie es ist, wenn einen das Glück wieder nach oben katapultiert. Man kennt den Freiflug, aber auch den Absturz. Das macht einen auf den ersten Blick ein wenig stur. Bei näherem Hinschauen entpuppt sich das aber als Gelassenheit, die das Leben in diesem Lebensabschnitt besonders reizvoll macht. Und was das innere Erleben betrifft, lässt sich auch auf Falten und Dellen übertragen. Mit der Geißel des Jugendwahns hat man sich in diesem Alter längst auseinandergesetzt. Man weiß, dass man auch mit blonden Strähnen und eingezogenen Bauch nicht mehr wie zwanzig aussieht und eindeutig nicht mehr die Schwester der Tochter ist, sondern ihre Mutter – und das bereits auf dem ersten Blick. Man hat Endlos-Diäten satt, steht zu einer Konfektionsgröße mehr und weiß, dass Wabbelbeine in dieser Altersgruppe zumindest keine Seltenheit sind.

„Die meisten Frauen setzen alles daran, einen Mann zu ändern, und wenn sie ihn dann geändert haben, mögen sie ihn nicht mehr!“
Marlene Dietrich

Man kann sich fit halten so viel man will und seine Ernährung zum Lebensinhalt machen: Jung wird man damit nicht mehr. Man kann sich in Jeans zwängen und sich bunte Tücher umbinden. Wenn man es geschickt macht, sieht man flott und ansprechend aus. Wenn einem das Händchen für passenden Stil fehlt, kann man sich aber auch lächerlich machen. Jeder kennt den dynamisch auftretenden Sechziger mit hautenger Hose, mit roter Bikerjacke und Kreppschal. Er kauft im selben Geschäft ein wie sein 15-jähriger Enkel und hat für sich das Lieblingswort „YOLO“ – „You Only Live Once“ entdeckt. Drei Jahre nachdem es bei Jugendlichen „in“ war, ist es nun auch bei ihm angekommen und er merkt gar nicht, dass er damit alles andere als jugendlich-aktiv wirkt, sondern nur zur Lachnummer wird. Es bringt nichts, sich zu verkleiden oder sich gar unters Messer zu legen. Das Alter sieht man, basta. Irgendwann begreift das jeder der Generation Ü60. Deshalb ist die Zeit, die vor einem liegt, eine ganz besondere. Man erlebt sie bewusster als alle Jahre zuvor. Man will sie genießen, sie wertschätzen, viel mitnehmen. Und wenn man das zu zweit machen möchte, muss der Partner der Richtige sein.

Es reichen nicht ein paar Übereinstimmungen. Es muss insgesamt stimmen, natürlich mit dem Wissen, dass man nicht 100 Prozent Übereinstimmung erreichen wird. Es wird keinen Partner geben, der alle gewünschten Punkte erfüllen kann. Aber die Checkliste hilft bei der Auswahl. Alle Menschen haben auch Macken und Unzulänglichkeiten, sie machen Fehler und haben mehr oder weniger gute Seiten, die man an ihnen als liebenswert empfindet. Das ist normal. Aber das heißt nicht, dass man die eigenen Grundbedürfnisse und Einstellungen auf die Seite schieben muss, um einen Menschen an seiner Seite zu haben. Im Gegenteil: Die Grundbedürfnisse gehören ins Zentrum der Abwägung. Nur wenn sie erfüllt werden, kann man Glück empfinden und gut leben.

Man bekommt mehr als einen Partner, und Probleme sind auch dabei

Wer Ü60 einen Partner sucht, muss auch bereit sein, seinen Anhang zu akzeptieren. Kinder und Enkelkinder, Ex-Ehepartner und betagten Eltern, alle sind im Paket mit enthalten. Das gilt natürlich auch umgekehrt. In dem Alter sind die ersten Fragen: Haben Sie Kinder? Wie alt sind sie und wo leben sie? Man muss sich genau überlegen, ob man in diesem Alter bereit ist, in eine bestehende Familie einzutauchen. Zumal nicht überall das Miteinander harmonisch ist. Manche haben Spannungen mit ihren Kindern oder gar kaum Kontakt. Letzteres hört sich auf den ersten Blick vielleicht unkompliziert an. Aber Menschen, die ihre Kinder nicht sehen, leiden. Und das Leid spiegelt sich in der Beziehung wider. Hier ist es wichtig, auch in der Kennenlernphase ehrlich zu sein, auch wenn das Ergebnis dann nicht immer positiv ist. Als die 65-jährige Gastronomin Ilona aus Bautzen den gleichaltrigen Peter im Internet kennenlernte, war sie begeistert. „Er schrieb so nett und wir hatten identische Interessen“, schwärmt sie noch heute. Das Glück schien perfekt, bis sie beim dritten Date erfuhr, dass es große Probleme mit seinen Kindern gab. Der Sohn hatte sich von ihm Geld geliehen und es nicht zurückgezahlt. Mit der Tochter hatte er sich wegen der Erziehung der Enkel komplett zerstritten. In Peters Kopf drehte sich alles darum, wie er sich wieder mit den Kindern versöhnen konnte. Für Ilona war das zu viel Ärger. „Ich bin froh, dass ich mit meinen fünf Töchtern ein tolles Verhältnis habe. Jahrelang habe ich nur geschuftet und mir kaum etwas gegönnt. Jetzt habe ich das Geschäft verkauft und will mein Leben noch etwas genießen. Einen Mann mit familiären Problemen will ich nicht. Ich habe meine eigenen alle bewältigt und wirklich keine Lust, jetzt noch die anderer Familien zu lösen. Ich habe Peter aufgegeben.“

Klingt hart und rücksichtslos. Aber Menschen Ü60 sind häufig konsequent. Sie glauben, sich einen bequemeren Weg verdient zu haben. So sagt die 61-jährige Valerie aus München: „Ich habe drei Krebserkrankungen überlebt und kann mir jetzt Oberflächlichkeit erlauben. Ich möchte Leichtigkeit im Leben und auf keinen Fall Sorgen.“ Und was ist, wenn der neue Partner krank wird? Valerie zuckt mit den Schultern. „Ganz ehrlich? Mein Freund hat zwei Kinder, die über 40 Jahre alt sind und erfolgreich im Berufsleben stehen. Dann müssen die sich einbringen. Die verdanken ihrem Vater viel. Aber ich? Es kann nicht sein, dass ich für zwei Jahre Zweisamkeit mein ganzes Leben aufgeben soll. Im Moment wäre ich dazu nicht bereit.“

Valerie ist ehrlich. Aber sie schränkt auch ein, dass sie nur aus der Theorie heraus spricht. Wenn ihr Dieter wirklich krank wird, weiß sie auch nicht, wie sie sich verhalten wird. „Die Zeit spielt eine große Rolle. Wenn wir noch zehn Jahre so glücklich bleiben wie bisher, werde ich ihn natürlich nicht im Stich lassen. Aber die Verpflichtung ist eine andere, wenn man nicht das ganze Leben miteinander verbracht hat, sondern nur ein paar Jahre.“

So wie Valerie empfinden viele Menschen. Man weiß, in diesem Alter kann es um alles oder nichts gehen. Mit dem richtigen Partner einen wunderschönen dritten Lebensabschnitt verbringen. Davon träumen alle. Aber es ist auch der Lebensabschnitt, in dem Krankheiten den Träumen einen Strich durch die Rechnung machen können. Von einem Tag zum anderen kann alles aus sein. Natürlich passiert das auch bei jüngeren Menschen. Aber rein statistisch ist es ab Ü60 viel wahrscheinlicher. Und dann zeigt sich die Liebe von einer anderen Seite, sofern es sie gegeben hat.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) schreibt, dass 60 Prozent der Menschen Ü60 mehrfach chronisch krank sind. Bluthochdruck, Rückenschmerzen und Stoffwechselstörungen sind die häufigsten Diagnosen. Die gute Nachricht: Die Meisten fühlen sich trotzdem wohl. Aber sie stehen zumindest mit einem Bein recht nah an der Abrisskante. Wer in diesem Alter lieben will, darf das nicht ausblenden.

Wenn man nun weiß, wen man will und bei welchen Punkten man bereit ist, Abstriche zu machen, dann wird die Frage, wo man den Traumpartner findet, leichter zu beantworten. Erst einmal vorweg: Es gibt ihn und womöglich auch ganz in Ihrer Nähe. Sie sollten sich keine überflüssigen Sorgen machen, niemanden kennenlernen zu können. Es gibt zwar weniger alleinstehende Männer als Frauen, aber das muss Sie nicht schrecken. Denn: Sie sind konkurrenzlos, etwas ganz Besonderes und können viele Männer haben!

Die Liebe Ü60 ist also ganz anders als davor, weil die Voraussetzungen ganz anders sind. Man hat den größten Teil seines Lebens gelebt, muss sich nicht mehr im Job verausgaben und kann sich im Idealfall auf dem Erreichten ausruhen. Wem das nicht vergönnt ist, dem bleibt aber die Gelassenheit, schon viele Krisen gemeistert zu haben. Erfahrung macht hier auch entspannt und das wiederum kommt der Liebe zugute.

Und es gibt noch einen großen Vorteil, wenn man sich mit einer „6“ vorn auf den Partnerschaftsmarkt begibt: Man weiß schnell, was man bekommt. Man muss nicht mehr spekulieren, wie sich der Partner denn entwickeln wird. Er hat die Entwicklung ja schon hinter sich. Männer Ü60 sind fertig. Da wird nicht mehr viel Veränderung kommen. Man weiß, woran man ist. Ist doch prima, nicht wahr?

Acht Punkte, die bei der Partnersuche Ü60 anders sind:
  1. Die Charaktere sind ausgebildet und ziemlich festgelegt.
  2. Männer sind knapp.
  3. Vernunftargumente dominieren.
  4. Egoismus wird großgeschrieben.
  5. Man weiß, was man will.
  6. Je näher, desto besser.
  7. Gleiche Interessen sind wichtiger denn je.
  8. Ich heirate eine Familie.

Test: Bin ich bereit für eine neue Liebe?

Im Café blinzelt Sie ein Mann an. Wie verhalten Sie sich?

Ich lächele ihm freundlich zu.

3 P

Ich tue so, als ob ich das nicht bemerke.

2 P

Ich hole mir eine Zeitschrift und vertiefe mich in den Lesestoff.

1 P

Ich finde das aufdringlich und zeige das auch.

0 P

Was spricht für Sie gegen eine Partnerschaft?

Nichts, ich habe nur keine Lust mehr auf einen Mann.

1 P

Ich will endlich so leben, wie ich will, und nicht auf einen Mann Rücksicht nehmen müssen.

0 P

Ich glaube, ich bin mittlerweile zu kompromisslos.

2 P

Ich weiß nicht, wie ich jemanden finden soll.

3 P

Eine Freundin lädt Sie zur Party ein. Wie bereiten Sie sich vor?

Ich gehe zum Friseur. Meine Haare gefallen mir schon lange nicht mehr.

2 P

Ich mache mir nichts aus Partys und sage ab.

0 P

Ich nehme mir vor, abzunehmen, damit mir das schicke Kleid wieder passt.

1 P

Ich freue mich auf interessante Gespräche und neue Begegnungen.

3 P

In der Stadt geht vor Ihnen eine Frau Ihres Alters. Sie kuschelt mit einem wesentlich jüngeren Mann.
Was denken Sie?

Schön, dass sie die Liebe genießen kann.

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Sie wird bestimmt von dem Typen nur ausgenutzt und schon bald den Preis für ihren Leichtsinn bezahlen.

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Ich würde gern mit ihr tauschen und auch noch einmal so unbekümmert lieben.

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Als ich meinen Mann kennenlernte, haben wir uns auch in der Stadt ständig geküsst.

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Sie haben beim Einkaufen auf dem Markt einen netten Mann kennengelernt und mit ihm ganz spontan einen Kaffee getrunken. Beim Abschied hat er Sie zu einem Spaziergang eingeladen. Was fühlen Sie?

Ich freue mich total. Ich mag es, zu flirten.

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Hoffentlich habe ich nicht falsche Erwartungen bei ihm geweckt. Er ist nämlich überhaupt nicht mein Typ.

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Es ist immer schön, neue Menschen kennenzulernen. Ich bin gespannt, ob wir uns gut unterhalten werden.

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Ich ärgere mich, dass ich so spontan zugesagt habe.
Eigentlich habe ich keine Lust dazu.

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Ein Wochenende im Mai. Sie haben einen Wunsch frei. Was würden Sie gern unternehmen?

Mit dem Auto ans Meer düsen und die Sonnenstrahlen im Strandkorb genießen.

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Mit meiner Freundin ein Wellnesswochenende genießen.

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Mit meinen Enkelkindern in den Zoo gehen und anschließend eine Riesenparty veranstalten.

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Im Garten in meiner Lieblingsecke endlich meinen Roman zu Ende lesen.

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Ihre Freundin hat sich verliebt und erzählt überschwänglich von ihrer ersten Nacht. Wie verhalten Sie sich?

Das ist mir zu intim und Sex ist doch eigentlich immer gleich.

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Ich höre aufmerksam zu und freue mich für sie.

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Ich bin wehmütig, denn mein letztes Sexerlebnis ist schon lange her.

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Ich sage ihr, dass ihr Freund einen tollen Fang gemacht hat.

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Wenn Sie den Tag beginnen,

wissen Sie genau, was Sie unternehmen werden.

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überlegen Sie sich bei einer Tasse Kaffee, wonach Ihnen der Sinn steht.

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sehen Sie in Ihrem Terminkalender, was Sie sich vorgenommen haben.

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haben Sie Angst, dass er sich wieder zieht wie Kaugummi.

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Eine Nachbarin heiratet mit 70 Jahren zum dritten Mal. Was denken Sie?

Für die Liebe ist es nie zu spät.

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Bestimmt hat sie keine ausreichende Rente.

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Das Beste kommt zum Schluss.

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Da kommt auch noch Nummer vier.

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Auswertung

0–8 Punkte: Gehen Sie mit ganz viel Achtsamkeit an die Partnersuche. Ihre Gedanken drehen sich noch sehr viel um die Vergangenheit. Versuchen Sie, nicht nur der Gegenwart, sondern auch der Zukunft einen Raum in Ihrem Kopf zu geben. Schmieden Sie Pläne und schreiben Sie auf, was Sie mit einem Partner alles erleben möchten. Das weckt die Lust auf mehr.

9–17 Punkte: Sie sind innerlich hin- und hergerissen, oft fehlt Ihnen der Mut, Ihr Leben ganz neu anzupacken. Sie sollten sich Unterstützung suchen, jemand, der Sie ermutigt, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen. Ihr Herz weiß genau, was es will. Aber Ihr Kopf schiebt Gründe vor, in alten Bahnen zu verharren. Schieben Sie sie weg. Das Leben wartet schon auf Sie.

Ab 18 Punkte: Tanzen, Reisen, Träumen. Sie sind hellwach und können es kaum abwarten, in die Arme eines geliebten Partners zu sinken. Und die Voraussetzungen sind gut. So eingestellt, wissen Sie, dass Sie Kompromisse machen müssen und für die Liebe auch Verzicht üben werden. Ideale Voraussetzungen, um ganz schnell den Richtigen zu finden.

Sechs Stolpersteine auf dem Weg zum neuen Glück

Sie haben fleißig und engagiert mitgemacht und sehen jetzt klar. Sie wissen, wie Ihr Wunschpartner sein soll, damit Sie eine harmonische Partnerschaft mit ihm leben können. Kann es denn jetzt endlich losgehen? Nicht ganz. Machen Sie noch eine kurze Pause und lesen Sie, warum Sie sich selbst noch im Wege stehen können. Oft ist das Glück zwar zum Greifen nah, aber eingefahrene Positionen und falsches Verhalten hindern uns, beherzt zuzufassen. Deshalb ist es gut zu wissen, was Ihnen noch kurz vor dem Ziel das Glück vermasseln kann und – ganz wichtig – wie Sie diese Hindernisse entschärfen können.

1. Ich will nicht, dass die Leute über mich reden!

„Eigentlich sitzt man in meinem Alter mit den Enkelkindern auf dem Spielplatz und treibt sich nicht knutschend in den Gassen herum“, erzählt die 65-jährige pensionierte Grundschullehrerin Ina lachend. Seit drei Monaten ist sie frisch verliebt und zeigt das auch gern. Eng umschlungen bummelt sie mit ihrem neuen Freund durch die Straßen ihrer Kleinstadt, scheut sich auch nicht, ihrem Traumprinzen ab und zu einen Kuss zu geben. „Jeder kann mein Glück sehen“, sagt sie. Doch so selbstbewusst wie Ina sind nur wenige Frauen in diesem Alter. Sie sehnen sich zwar nach einem Partner, haben aber Sorgen, dass das Umfeld nicht positiv auf ihre Auserwählten reagiert. Die Freundinnen tuscheln: zu klein, zu alt, zu jung, zu arm, alles ist möglich. Oder die beste Freundin ist grundsätzlich gegen eine neue Beziehung. Häufig spielt dabei Eifersucht eine Rolle. Sie hat Angst, künftig auf eine feste Bezugsperson verzichten zu müssen. Aber manchmal hätten die Freundinnen auch gern selbst so einen sympathischen Partner und reagiert deshalb missgünstig.

Viele Frauen haben auch Sorge um ihren „guten Ruf“. Was ist, wenn die gerade offen demonstrierte Beziehung rasch wieder zerbricht und man nach wenigen Wochen schon einen weiteren Partner vorführt? Vielleicht gilt man dann als Flittchen und wird von den verheirateten Freundinnen als ‚männermordend‘ von den Ehepartnern ferngehalten.

„Davon muss man sich befreien“, raten Psychologen. „Geredet wird immer, egal, wie man sich verhält. Man kann nur zufrieden leben, wenn man seiner inneren Stimme folgt.“

Natürlich sollten Sie hinhören, wenn Ihre gute Freundin sachliche Kritik an Ihrem neuen Schwarm äußert. Sie kann ja durchaus berechtigt sein und Sie selbst sehen nichts, weil Sie vor lauter Liebe blind sind. Aber hier geht es um Fürsorge und Anteilnahme und das ist immer erlaubt. Wenn sich Hinz und Kunz äußern, sollten Sie sich taub stellen. Sie müssen glücklich sein, nicht die Nachbarinnen oder Kolleginnen. Die reden alle viel, schütteln entrüstet die Köpfe und gehen dann zu ihren Ehepartnern nach Hause, während Sie allein auf dem Sofa vor dem Fernsehen sitzen. Machen Sie Ihr Ding, egal, was andere sagen.

Tipp: Je unabhängiger man davon ist, was andere sagen, desto mehr hat man sein Leben in der Hand. Wichtig: Sie haben keine Kontrolle, was Menschen über Sie sagen oder denken. Sie könne nur kontrollieren, was Sie selbst tun und sagen. Wie Menschen reagieren, steht also nicht in Ihrer Macht. Deshalb gilt: Kümmern Sie sich nicht um das Gerede und setzen Sie den Kritikern freundlich aber bestimmt eine Grenze: „Ich kann sehr gut allein entscheiden, mit wem ich gern zusammen bin.“

2. Mein verstorbener Mann würde das bestimmt nicht mögen!

Die Kleidung hängt noch im Schrank und auf dem Schreibtisch steht das Hochzeitsbild. Wer seinen Partner durch den Tod verloren hat, dem fällt es nicht leicht, sich auf eine neue Liebe einzulassen. Doch nicht immer ist es nur die Trauer, die einen vor diesem Schritt zurückhält. Häufig quälen auch Schuldgefühle, dem verstorbenen Partner untreu zu werden. Jahrzehntelang ist man gemeinsam durch dick und dünn gegangen, hat alles geteilt. Doch jetzt war das Schicksal unfair: Einer musste gehen, der andere darf weiterleben. Mehr noch, er kann sogar Freude empfinden, lachen, und – ja – auch noch einmal lieben. Natürlich sagt der Kopf, dass das richtig ist. Aber tief im Herzen empfinden gerade Frauen nach langen Ehejahren das als ungerecht. „Ich dachte jahrelang, ich muss genauso leiden wie mein Peter“, sagt die 71-jährige Witwe Ingrid, eine Zahnärztin. Ihr Peter hatte ein langes Siechtum. Ingrid hat ihn aufopferungsvoll gepflegt und bis zuletzt haben beide gehofft, den Krebs besiegen zu können. Als Peter dann die Augen schloss, hat Ingrid das als große Ungerechtigkeit empfunden. „Ich durfte die Sonne sehen, die Frühlingsluft einatmen. Warum er nicht auch? Nur die Gewissheit, dass das Schicksal nie gerecht ist, reichte mir nicht.“

Ingrid hat sich drei Jahre lang von den schönen Seiten des Lebens ferngehalten. „Ich hätte mich geschämt, es mir nach Peters Tod gut gehen zu lassen“, sagt sie rückblickend.

Den Wechsel brachte ein Gespräch mit ihrer Tochter. „Mutti, ich weiß, dass Papi dich sehr geliebt hat. Und wer liebt, gönnt dem anderen alles.“

Ingrid hat damals in ihrem Inneren einen Schalter umgelegt. „Ich habe Peter in Gedanken mit in mein neues Leben genommen. Erst auf Reisen mit meinen Freundinnen, später auch in eine Beziehung mit einem anderen Mann. Ich habe mir gedacht, er wollte doch immer, dass es mir gut geht. Also jetzt auch!“

Ab wann darf man denn an ein neues Glück glauben? Psychologen können keine zeitlichen Richtwerte geben. „Nicht alle langen Ehen sind auch glücklich“, weiß der Psychologe Uwe Bohlmann. „Für manche ist der Tod auch eine Befreiung von jahrelanger Unzufriedenheit. Solche Menschen sind schnell bereit, sich wieder neu zu binden.“ Andere, die eine harmonische Beziehung aufgeben mussten, brauchen länger. Grundregel ist das bekannte Trauerjahr. Wer jedes Ereignis des Jahres allein erlebt hat, fühlt Abstand.

Aber man kann noch mehr machen, um nach dem Tod des Partners wieder Kraft zu finden, um nach vorn zu sehen:

Platz schaffen! Wer ein neues Leben beginnen will, muss äußerlich aufräumen. Wie weit das geht, kann nur jeder für sich entscheiden. Ein Umzug in eine neue Wohnung ist ein großer Schritt. Auch neue Möbelstücke schaffen den Blick in die Zukunft. Aber auch ein kräftiges Umräumen setzt ein Signal.

Tipp: Laden Sie sich Kinder oder Freunde ein. Geselligkeit tut nach solchen Stunden gut!

Vergleichen Sie den neuen Partner nicht mit Ihrem verstorbenen Partner! Jeder Mensch ist anders und hat seine ganz besonderen Qualitäten. Konzentrieren Sie sich darauf.

Beispiel: Ihr verstorbener Mann war sehr ordentlich, Ihr neuer Partner nimmt es damit nicht genau. Kritik vergiftet hier nur das Miteinander. Besser: Offen auf die andere Lebensform eingehen und daran denken, dass Unordnung auch Freiräume schafft!

Schneiden Sie die Gedanken an Untreue einfach ab! Am besten klappt es, wenn Sie mit Ihrem verstorbenen Partner ein „Gespräch“ führen oder ihm einen Brief schreiben und ihm erklären, dass Sie nicht länger allein sein wollen, sondern die Zukunft zu zweit verbringen werden. Damit schaffen Sie innerlich Klarheit und haben nicht mehr das Bedürfnis, sich zu rechtfertigen.

Sie dürfen trauern! Es wird immer Augenblicke geben, in denen Sie Ihren verstorbenen Partner sehr vermissen. Das kann auf einer Familienfeier sein oder weil Ihnen beim Aufräumen zufällig ein Bild in die Hände fällt. Oft reicht auch eine Kleinigkeit, die Sie erinnert, und schon legt sich die Trauer auf Ihr Herz. Lassen Sie das zu, wehren Sie sich nicht dagegen. Es dürfen auch Tränen fließen. Wichtig: Sagen Sie es Ihrem neuen Partner offen. Er wird Sie verstehen.

Überfordern Sie sich nicht! Liebe ist nie gleich. An einem Menschen liebt man die Leidenschaft, an einem anderen die Ruhe. Deshalb erwarten Sie nicht dieselben Gefühle wie bei Ihrem verstorbenen Partner. Sie und die Zeiten haben sich geändert. Sie lieben anders. Gestehen Sie sich das zu.

Erinnerung bewahren! Das Foto aus glücklichen Zeiten, die Bilder der gemeinsamen Traumreise, die Krawatte, die er immer so gern getragen hat. Behalten Sie all das. Erinnerungen geben Wärme. Gönnen Sie sich ab und zu Momente, in denen Sie in diese guten alten Zeiten wieder eintauchen. Doch Achtung: Ihre Wohnung darf kein Museum sein.

An andere denken! Sie haben sich neu verliebt. Prima! Doch Ihre Kinder und Freunde sehen noch den verstorbenen Partner an Ihrer Seite. Geben Sie Ihnen Zeit, sich umzustellen und die neue Situation zu akzeptieren.

Tipp: Kündigen Sie vorher an, wenn Sie mit Ihrem neuen Partner ein Fest besuchen wollen. Sie ersparen sich verletzende Reaktionen, die vermutlich nicht beabsichtigt sind, aber aus der Überraschung heraus passieren.

Bewusst neue Wege gehen! Der Lieblingsitaliener, bei dem Ihr Mann immer so gern Pizza gegessen hat und der kleine Bergbauernhof im Allgäu, den Sie immer in den Sommerferien besucht haben – diese Orte sind zumindest zu Beginn einer neuen Beziehung tabu. Bauen Sie sich mit Ihrem neuen Partner eine eigene Geschichte auf. Später dürfen Sie gern die alten Treffpunkte gemeinsam aufsuchen. Aber dann tut es nicht mehr weh.

3. Ich muss doch für die Kinder da sein!

Häufig sind die Kinder gegen neue Partner. Die Gründe sind vielfältig. Es kann die Angst sein, die Liebe der Mutter teilen zu müssen. Aber auch die Sorge, dass die Mutter, die gerade eine Scheidung oder den Tod des Vaters verwunden hat, wieder in ein tiefes Loch fällt. Dazu kommt die Angst ums Erbe. Denn mit einer neuen Eheschließung werden in Bezug auf die Vermögensaufteilung die Karten neu gemischt. Wenn dann der neue Partner ein gänzlich Fremder ist, wird das Misstrauen geschürt.

Eine Rolle spielt auch, wie intensiv sich die „Oma“ um die Enkelkinder kümmert. Hat sie sich bisher auf eine feste und regelmäßige Betreuung festgelegt, fürchten die Kinder, dass ein neuer Mann alles durcheinanderbringt. Statt für die Enkel Mittagessen zu kochen, düst Omi Gitta im Wohnmobil durch Europa. Das haben nicht alle Kinder gern. Sind die Eltern geschieden, haben sie auch Angst, dass sich das Verhältnis zum anderen Elternteil durch einen neuen Partner verändert und vielleicht gerade geregelte Verhältnisse wieder unruhig werden und Wunden neu aufbrechen.

Tipp: Offenheit hilft! Sprechen Sie mit Ihren Kindern und schildern Sie ehrlich, wie Sie sich fühlen und was Sie sich vom Leben wünschen. Wenn der geeignete Moment nicht kommt, ist ein Brief hilfreich.

4. Dann wird er krank und ich muss ihn pflegen!

75 Prozent aller Männer Ü60 wünschen sich nach einer Studie des Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) eine jüngere Partnerin. Knapp 80 Prozent der Frauen Ü60 aber auch einen jüngeren Partner. Ursache dafür ist nicht nur die Tatsache, dass weniger Lebensjahre auch eine attraktivere Optik versprechen, als vielmehr die Sorge, sich mit Einbrüchen von Krankheit und Tod auseinandersetzen zu müssen. Gerade hat man sich noch einmal mit Volldampf ins Leben gestürzt, da wird der Partner krank und man wird quasi auf der Überholspur ausgebremst. Doch Achtung: Das Schicksal lässt sich nicht bezwingen. Es gibt nun mal keine Garantien für Fitness und Gesundheit. Doch wer sich für einen kettenrauchenden, übergewichtigen, negativ denkenden Bewegungsmuffel entscheidet, sollte wissen, worauf er sich einlässt.

Tipp: Klammern Sie sich nicht an Zahlen, sondern lassen Sie Menschen im Gespräch auf sich wirken. Mancher altersmäßige „Tattergreis“ entpuppt sich beim ersten Treffen als unternehmungslustige Stimmungskanone.

5. Die paar Jahre gehen auch vorbei!

Die Generation Ü60 ist heute alles andere als „altes Eisen“. Doch das ist noch nicht in allen Köpfen angekommen. Gerade Frauen haben das Gefühl, nicht mehr flott genug für ein abwechslungsreiches Leben zu sein. Sie schalten ab, ziehen sich zurück und richten sich mit dem ein, was sie haben. Neues ausprobieren? Nein danke. Sie winken ab, zwischen Küche, Garten und Enkelkindern. Das Leben ist gelebt, basta. Wer so denkt, verschwendet einen wertvollen Teil seines Lebens. Die „Silver Ager“ haben heute noch einen großen Teil ihres Lebens vor sich. Die statistische Lebenserwartung von Frauen liegt heute bei 82 Jahren, die von Männern bei 77 Jahren. Es ist somit nicht sinnvoll, diesen großen Anteil seines Lebens in einer Endzeitstimmung abzusitzen.

Tipp: Jeder Tag ist kostbar und so sollten Sie ihn auch leben. Überlegen Sie, was Sie schon immer mal gern gemacht hätten und erfüllen Sie sich diesen Wunsch. Das macht mutig und Lust auf mehr.

6. Mich nimmt doch sowieso kein Mann mehr!

Die Durchschnittsfrau bei uns ist, laut einer Umfrage der Barmer Krankenkasse, 1,65 Zentimeter groß und trägt Kleidergröße 44. Sie hat ein Doppelkinn und Cellulite, schwabbelige Oberarme und dünne Haare. Hätten Sie das erwartet? 67 Prozent der Frauen Ü60 finden sich nicht mehr ausreichend attraktiv für einen Mann. Wischen Sie solche Gedanken einfach ganz schnell weg. Vergleichen Sie sich nicht mit all den Modellfrauen in den Medien. Die sehen abgeschminkt und jenseits des Scheinwerferlichts auch ganz anders aus.

Sie sind einzigartig und gut so, wie Sie sind. Wer will denn schon Durchschnitt sein?

Tipp: Schreiben Sie auf, was Sie optisch an sich mögen. Nennen Sie zehn Punkte und erinnern Sie sich daran, wenn Sie sich das nächste Mal „schlecht denken“.

So machen Sie sich fit für die Partnersuche

Sie wissen jetzt, wen Sie sich an Ihrer Seite als Wunschpartner vorstellen können und kennen auch die Stolpersteine, mit denen Frauen Ü60 auf dem Weg zum späten Liebesglück zu kämpfen haben. Jetzt kann es losgehen! Erobern Sie sich den Mann, der zu Ihnen passt, und erleben Sie die Bilderbuchliebe, von der Sie schon so lange träumen. Doch ein bisschen Muffensausen haben Sie natürlich schon davor, die Partnersuche jetzt auch tatkräftig und öffentlich anzugehen. Darüber reden, etwas planen, das ist eine Sache. Aber seine Pläne umsetzen und sich auf den „Markt“ begeben, ist eine ganz andere. Sie brauchen dazu Mut, Eigenliebe und Selbstvertrauen. Sie müssen positiv denken und an das Gute glauben, Vergangenes loslassen und das richtige Handwerkszeug beherrschen. Auf den nächsten Seiten erfahren Sie, wie das geht. Viel Spaß beim Lesen!

Werden Sie mutig!

Das erste Mal als Jugendliche allein im Zug. Erinnern Sie sich? Die Nacht davor haben Sie schlecht geschlafen und sich ausgemalt, was alles passieren kann. Ängstlich haben Sie sich auf den Weg gemacht und sich insgeheim geärgert, diese Reise überhaupt geplant zu haben.

Das zögerliche Daraufeinlassen, das mulmige Gefühl im Magen, garantiert haben Sie es auch viele Male später noch erlebt. Immer wenn man etwas wagt und eine wichtige Entscheidung trifft, ist dieses Gefühl wieder da: Angst! Nur mit Mut schiebt man die Angst beiseite. Wer sich für etwas Neues öffnet, das gewohnte Terrain verlässt, ein Risiko eingeht und Grenzen überschreitet, braucht Mut.

Mut ist eine treibende Kraft in unserem Leben, die uns stark macht und dafür sorgt, dass wir unser Glück suchen und häufig auch finden.

Auch wer eine neue Liebe sucht, braucht Mut. Mutig sein heißt dabei nicht, dass man sich heldenhaft verhält. Mutig sein heißt vielmehr, sein Leben bewusst in die Hand zu nehmen und bereit sein, authentisch und unverstellt zu handeln. Nicht als eine Marionette, sondern als eine Regisseurin des eigenen Lebens.

Mutig sein kann man lernen. Der Weg dahin ist leicht, wenn man versteht, wie unsere Psyche tickt, gerade dann, wenn wir eine Niederlage erlebt haben und uns der Mut verlassen hat. So wie das nach Scheidungen und Trennungen, nach dem Tod des Partners oder anderen Lebensbrüchen der Fall ist.

Der Weg zum Mut durchquert vier Phasen:

1. Die Angstphase: In ihr dominieren Zweifel und Sorgen. Sie wissen nicht, wie es für Sie weitergehen soll. Sie fürchten sich vor Ihrer Zukunft. Das Geld reicht nie, der Arbeitsplatz ist in Gefahr, die Rentenzeit erscheint Ihnen als Bedrohung, und ob Sie jemals einen Partner finden, ist ungewiss. Quälen Sie sich nicht mit Ihren Ängsten, sondern machen Sie diese zu Ihrem Verbündeten. Ängste sind dazu da, uns zu warnen und vor Fehlern zu beschützen. Aber sie dürfen uns nicht beherrschen, sondern umgekehrt: Wir müssen sie im Griff haben. Fragen Sie: Was will mir meine Angst sagen? Wovor soll ich mich in Acht nehmen? Was soll ich ändern?

2. Die Komfortphase: In ihr haben wir uns eingerichtet und es uns gemütlich gemacht. Wir mögen die wiederkehrenden Rituale, den geregelten Ablauf, die Geborgenheit. Doch Vorsicht! Eingefahrene Gleise führen oft weit weg von unseren Träumen und all den Dingen, die wir immer noch einmal machen und erleben wollten. Achtung! Beginnen Sie häufig Sätze mit: „Ich wollte schon immer, aber …“? Das „aber“ hält uns davon ab, endlich eine Fremdsprache zu erlernen, nach New York zu reisen und/oder uns einen Partner zu suchen, mit dem wir zusammen glücklich werden können. Das „aber“ macht uns auch angepasst und abgeschliffen. Wir stehen nicht mehr zu unseren Ecken und Kanten und zu unseren individuellen Vorlieben. Wir verbiegen uns und gefallen allen ein bisschen, aber niemandem richtig.

3. Die Traumphase: Hier plant man und träumt man sich weg. In ein neues Haus, an einen neuen Wohnort, in die Arme eines neuen Partners. Träume sind die Basis unserer Lebensentwürfe. Hier beginnen wir zu schweben, denken Dinge zu Ende, ohne sie gleich mit Einwänden zu torpedieren. Geben Sie Ihren Gedanken Flügel, lassen Sie Ideen zu, und kommen Sie jetzt Schritt für Schritt ans Ziel, nämlich in die

4. „Ich schaff das“-Phase, in der wir in kleinen Schritten beginnen, unsere Träume zu realisieren. Wir verlassen die gewohnten Pfade und sehen uns auf fremdem Terrain um, erst noch etwas unsicher und unbeholfen, aber mit den gemachten Erfahrungen fühlen wir uns sicherer und mutiger. Wir beginnen, über unsere Ideen zu sprechen, lassen uns ermutigen, weiterzumachen. Die Risiken haben wir durchdacht. Sie schrecken uns nicht. Was zählt, ist das Ziel: Mutig das Leben in die eigenen Hände nehmen und sich die Äpfel vom Baum pflücken, auf die wir Appetit haben. Greifen Sie nach den dicken, roten, saftigen, weil Sie sicher sind, dass Sie sie verdient haben. Sie sind jetzt mutig genug, sich auch den Partner zu suchen, mit dem Sie zusammen sein wollen.

Tipp: Nehmen Sie sich regelmäßig, vielleicht einmal in der Woche, bewusst Auszeiten, zum Beispiel bei einem Spaziergang oder einer Autofahrt, in denen Sie sich folgende drei Fragen beantworten: Was habe ich mir schon lange vorgenommen, aber nie umgesetzt? Was möchte ich ändern? Was wünsche ich mir von Herzen?

Lernen Sie sich mögen

78 Prozent der Menschen sind nach einer Umfrage von Infratest nicht mit sich zufrieden. 64 Prozent finden sich zu dick, 56 Prozent zu ungebildet, 56 Prozent zu unattraktiv, 32 Prozent zu faul. Die Hauptursache für diese negative Selbsteinschätzung ist das perfekte Menschenbild, das uns die Medien einreden. Täglich werden wir mit circa 4000 bis 6000 Werbebotschaften konfrontiert. Dazu sehen wir Bilder von durchtrainierten Körpern und makellosen Gesichtern. Glaubt man den Medien, sehen 60-Jährige heute aus wie 30-Jährige. Doch keine Sorge: Die Falten sind auch bei unseren Stars da. Nur eine gute Bildbearbeitung lässt die Gesichter straff und alterslos erscheinen. Klar wissen wir das. Aber wir lassen uns blenden. Von all den schönen Werbemenschen, aber auch von all den schönen Heile-Welt-Geschichten, die uns die Medien vorgaukeln. Schon Kinder glauben zu wissen, wie sie in der Schule aussehen müssen, um akzeptiert zu werden. Später zieht sich das Klischee durch das Berufs- und Privatleben. Wir müssen schlank, schön, jung, erfolgreich sein, dann hat man uns auch lieb. Und wenn nicht? Dann bleibt man arm und allein. So einfach ist das? Nicht wirklich, aber man hat es uns so lange eingehämmert, dass wir es selber glauben. Minderwertigkeitsgefühle sind die Folge. Am meisten leiden ältere Frauen darunter, weil sie am wenigsten dem gängigen, sehr jungen Schönheitsideal entsprechen.

„Es gibt keinen schnelleren Weg, die Liebe in unser Leben einzuladen, als zu beginnen, uns selbst zu lieben und den Kritiker in uns zum Schweigen zu bringen.“
Pierre Franckh

Keine gute Voraussetzung, um sich einen neuen Partner zu suchen. Wer anderen gefallen möchte, sollte sich bereits selbst davon überzeugt haben, ein angenehmer Lebenspartner zu sein. Denn Selbstzweifel machen taub und blind für Komplimente und Liebesbezeugungen unserer Mitmenschen.

Nehmen wir folgenden Dialog:

Eine Frau trifft in der Stadt eine Bekannte und macht ihr ein Kompliment. „Du trägst aber heute ein wunderschönes Kleid. Die Farbe, der Schnitt, das ist prima und steht dir perfekt!“ Statt sich zu freuen und sich zu bedanken, sagt die Angesprochene: „Ach was, bei meinen breiten Hüften fällt es doch gar nicht richtig. Und Rot ist sowieso nicht meine Farbe!“ Man kann daraus lesen: Mit sich selbst unzufriedene Menschen deuten Komplimente nicht richtig und können sie auch nicht sorgenfrei annehmen.

Selbstbewusste Menschen dagegen reagieren in einem Dialog ganz anders. „Oh, das ist aber nett, dass du das sagst. In das Kleid habe ich mich sofort verliebt, und die Farbe habe ich schon früher gern getragen. Ich freue mich, dass es dir auch so gut gefällt.“

Wer sich selbst mag, glaubt anderen eher und nimmt Zuwendung dankend an. Das Gute: Selbstliebe kann man üben. Nehmen Sie sich dazu Zeit, Ihre Stärken und Schwächen aufzuschreiben.

Und so geht’s:

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869105444
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (März)
Schlagworte
flirten Frauen-Ratgeber Partnersuche Partnerwahl Single-Ratgeber Über 60-Ratgeber

Autor

  • Andrea Micus (Autor:in)

Andrea Micus ist Expertin für Themen rund um Liebe & Partnerschaft. Ihr Buch „Partnersuche Ü40“ hat bereits Tausenden Frauen dabei geholfen, endlich ihr Single-Dasein zu beenden und einen passenden Partner zu finden. Für diesen Ratgeber hat sie viele Frauen über 60 auf ihrer Partnersuche begleitet, um typische Fehler aufzudecken und hilfreiche Lösungen zu liefern.
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Titel: Partnersuche Ü60