Lade Inhalt...

Mit dem ersten Eindruck begeistern

Wie wir andere in 5 Minuten für uns gewinnen. Entspannt und authentisch in Beruf und Privatleben. Ich coache mich selbst!

von Jutta D. Blume (Autor:in)
208 Seiten

Zusammenfassung

Bewerbungsgespräch, Präsentation, Partnersuche: In beruflichen und privaten Situationen entscheidet oft der erste Eindruck über Erfolg und Misserfolg. Doch wie sorgen Sie für eine optimale Grundstimmung und faszinieren Ihr Gegenüber in kürzester Zeit? Dieser Ratgeber liefert praktische Tipps, wie wir andere für uns gewinnen. Das perfekte Training für Selbstbewusstsein, Menschenkenntnis und die positive Wirkung auf andere!

Für den perfekten ersten Eindruck: Praktische Tipps, lebensnah und verständlich!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vorwort

Jutta_D_Blume_25vH.tif

Begegnungen sind mit das Wichtigste in unserem Leben. Sie prägen unsere Stimmungen wie kaum etwas anderes und entscheiden oftmals über den weiteren Verlauf unseres Lebens. Mal sind es die zufälligen, mal die sorgsam geplanten Treffen, die unserem Leben eine entscheidende Wendung geben können. Egal, ob es im beruflichen Umfeld oder im privaten Bereich ist: Wer im Kontakt mit seinen Mitmenschen spontan einen guten Eindruck machen kann, hat ungeahnte Vorteile.

Wir kennen alle das Sprichwort: „Es gibt keine zweite Chance für den ersten Eindruck.“ Und die Zeit, in der dieser erste Eindruck entsteht, ist sehr kurz. Es dauert nur wenige Sekunden, bis wir uns ein erstes Gefühl, ein erstes Bild vom anderen gemacht haben, und nur wenige Minuten, bis dieser erste Eindruck entstanden ist – und der ist dann erstaunlich hartnäckig und nicht mehr so leicht veränderbar. Gerade wenn eine Begegnung mit einem noch unbekannten Menschen geplant ist, ist uns also meist daran gelegen, von Anfang an gut rüberzukommen. Doch wie gelingt uns das?

Es gibt Menschen, die haben offenbar dieses „Gen“ mitbekommen, spontane Sympathie zu erzeugen. Wenn man sie fragt, wie sie das machen, können sie es oft gar nicht erklären. Sie sind eben so. Und doch gibt es gewisse „Regeln“ für diese Magie. Ein guter „Auftritt“ ist lernbar. Und er ist viel leichter, als wir denken!

„Ein guter „Auftritt“ ist lernbar. Und er ist viel leichter, als wir denken!“

Wie also machen wir beim ersten Treffen in kurzer Zeit einen so positiven Eindruck, dass unser Gegenüber fasziniert und beeindruckt ist, uns vertraut und Lust hat auf mehr? Wie erhalten wir einen vielleicht schon schriftlich oder telefonisch aufgebauten guten Draht aufrecht und bauen ihn im persönlichen Kontakt weiter aus?

In diesem Buch erfahren Sie die Antwort auf die Frage: Wie kann ich vom ersten Moment einer Begegnung an auf kraftvolle Weise der sein, der ich bin, und damit echte, bleibende Sympathie erzeugen? Sie lernen effektive Methoden, die Sie vor und während des Treffens anwenden können. Anhand zahlreicher Beispiele aus dem Alltag, Checklisten und praktischen Übungen bekommen Sie viele Anregungen, die Sie brauchen, um Ihren individuellen Stil im Erstkontakt zu optimieren.

„Sie lernen effektive Methoden, die Sie vor und während eines Treffens anwenden können.“

Dieser Ratgeber wartet mit psychologischen Tipps genauso auf wie mit Beispielen und unterhält dabei durch einen leicht lesbaren Stil. Es wird auf die verschiedenen Bereiche von Geschäftskontakten, die zufällig im Aufzug entstehen, ebenso eingegangen, wie auf freundschaftlich geprägte Treffen, Begegnungen auf Reisen und im Urlaub oder die allererste Kennenlernphase im Partnerschaftsbereich.

Übrigens: Planen Sie auch ein bisschen Übung im Alltag mit ein. Vom Lesen allein ändert sich zwar schon sehr viel: unsere Gedanken, Vorstellungen und inneren Bilder, unsere innere „Stimme“, Gefühle, Wissen, Ideen und vieles mehr. Damit sich neues Verhalten jedoch auch in unserem spontanen Verhalten wirklich verankern und zu einer neuen, abrufbaren Fähigkeit werden kann, ist es hilfreich und notwendig, die neuen Techniken in überschaubaren Schritten anzuwenden und regelmäßig zu üben. Niemand außer Ihnen selbst wird etwas davon bemerken. Übungsanregungen finden Sie nach jedem einzelnen Abschnitt.

Viel Erfolg!

Ihre

Jutta D. Blume

Diplom-Psychologin

Wenn im Text immer wieder der Einfachheit und leichteren Lesbarkeit halber von „er“ die Rede ist, so ist damit „der Gesprächspartner“, „der Persönlichkeitstyp“, „der andere“ keineswegs nur in männlicher Version gemeint, sondern alle Menschen.

Der erste Eindruck – wichtiger denn je

Heute geht alles viel schneller als früher. Im privaten Umfeld kommt diese Situation am deutlichsten beim sogenannten Speeddating zum Ausdruck, das auf den ersten Blick wie eine Karikatur seiner selbst wirken mag, jedoch unsere heutige Zeit geradezu perfekt widerspiegelt: Im Sieben-Minuten-Takt lernen sich zwei Singles kennen, dann kommt der nächste dran. Eine weitere typische Situation unserer Zeit ist das erste persönliche Treffen nach einer vorangegangenen Kennenlernphase per Internet oder die Reisebekanntschaft. Immer mehr Singles reisen heute mit steigendem Trend alleine und freuen sich natürlich, wenn in den schönsten Wochen des Jahres ein paar neue Freundschaften entstehen.

Im beruflichen Umfeld ist es das klassische Bewerbungsgespräch, die Begegnung mit potentiellen Kunden auf einer Messe oder ein wichtiger Neukundentermin vor Ort. Manche Berufe, z. B. im Vertrieb, im Network Marketing oder im Verkauf, sind so ausgelegt, dass man mit fremden Menschen im Erstkontakt praktisch umgehend eine Vertrauensbasis aufbauen muss, um später oder am besten sofort einen Auftrag an Land zu holen bzw. eine Ware oder Dienstleistung zu verkaufen. Gelingt das nicht im Erstkontakt, so gibt es oft auch später keine Geschäftsbeziehung. „Raus ist aus“ ist in diesem Bereich ein altbekanntes Sprichwort.

Früher war der Erstkontakt außerdem meist gleichbedeutend mit der ersten Begegnung. Man nahm sich mehr Zeit. Äußerlichkeiten spielten eine größere Rolle, und man wusste voneinander fast gar nichts. Heutzutage wissen die Beteiligten oft über das Internet schon sehr viel über den anderen, ohne sich jemals begegnet zu sein. Der mentale erste Eindruck ist in diesem Fall bereits längst vor dem Treffen entstanden. Kommt es nun zur Begegnung, gelten wieder etwas andere Spielregeln und sind ganz neue Herausforderungen zu bewältigen.

Entwickeln Sie Ihre „Marke“!

Heute geht es darum, in kürzester Zeit authentisch, kraftvoll und inspirierend zu wirken. Es ist wichtiger denn je, Kompetenz, Selbstbewusstsein und positive Energie auszustrahlen und uns von den vielen anderen irgendwie abzuheben und unsere einzigartige „Marke“ zu entwickeln. Wie auch immer: wir wollen bei unserem Gegenüber mit unserer individuellen Einzigartigkeit auf ehrliche und zugleich effektive Weise zu einem bleibenden guten Eindruck beitragen.

Noch vor wenigen Jahrzehnten war man bemüht, korrekt, seriös und in jeder Hinsicht angepasst an die gesellschaftliche Etikette aufzutreten. Bloß nicht auffallen! Denn das hieß mit hoher Wahrscheinlichkeit, unangenehm auffallen – mit anderen Worten, dass man sich blamierte. Dies zeigte sich angefangen bei einer beruflich wie privat relativ strengen Kleiderordnung bis hin zu engen Vorstellungen, was man zu tun und zu lassen hatte, dem Austausch von Höflichkeitsfloskeln sowie Hierarchie- und Rollen-„spielchen“. Es wurde erwartet, dass man sich in einer bestimmten Art benahm und den Gegebenheiten der jeweiligen Umgebung unterordnete. Man versteckte sich als Individuum hinter seiner Rolle, und das war so gewünscht. Alle machten es. Es gehörte praktisch zum guten Benehmen einer ganzen Generation.

Die Folge eines solchen Verhaltenskodexes ist auf Dauer, dass sich nicht nur alle sehr ähnlich benehmen, sondern auch, dass man nach außen hin zwar „funktioniert“, sich aber innerlich mehr und mehr einsam fühlt. Denn das äußere Verhalten weicht zum Teil ja sehr deutlich von unserem inneren Befinden ab. Das ist es, was man „Rolle“ nennt. Wir tun das, was wir glauben, tun zu müssen – unabhängig davon, wie wir uns innerlich fühlen. Nur wenigen Menschen vertraut man sich an und zeigt sich, wie man wirklich ist.

Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, in welchem Ausmaß er sich völlig ehrlich zeigt oder eine Rolle spielt. In vielen Kreisen ist es nicht üblich, sich als Mensch mit Stärken und Schwächen zu zeigen. Auf die Frage: „Wie geht’s?“ sagt man grundsätzlich „Danke, gut“ – auch wenn es gar nicht stimmt, ganz besonders im beruflichen Umfeld, aber oft auch in der Nachbarschaft. Es kommt uns vor manchen Menschen oft mehr auf die Außenwirkung an als auf die gefühlte Wahrheit. Denn wir fühlen uns irgendwie unangenehm oder unsicher, wenn andere Menschen etwas über unsere Schwächen und Probleme wissen. Was könnten sie von uns denken oder über uns reden? Vielleicht könnten sie es irgendwie ausnützen? Also versuchen wir, mit einem guten „Auftritt“ das Gesicht zu wahren, unsere beste Seite zu zeigen, möglichst perfekt und kompetent rüberzukommen – und hinter dieser „Rolle“ fühlen wir uns sicher.

Je größer die Diskrepanz zwischen innen und außen ist oder wird, umso mehr Kraft kostet diese „Show“. Und es gibt in den letzten Jahren immer mehr Menschen, denen das unangenehm bewusst wird, die das nicht mehr wollen und auch keine Energie mehr dafür haben. Auch die steigende Rate der Burnout-Fälle ist ein Indiz dafür, dass die Orientierung an äußeren Rahmenbedingungen und das systematische Übergehen der inneren Wahrheit auf Dauer krank macht.

Heute gibt es sowohl im beruflichen Umfeld als auch im privaten eine wachsende Sehnsucht nach echter Menschlichkeit. Wir suchen mehr oder weniger bewusst nach einer neuen Art von Sicherheit im Umgang mit anderen – einer Sicherheit, die aufgrund von herzlichem, offenem und beständigem Miteinander entsteht. Wie aber können wir jemandem vertrauen, der sich nicht zeigt? Der seine Meinung zurückhält, immer nur angepasst nickt und so durchschnittlich und unauffällig im Strom mitschwimmt, dass man ihn kaum wahrnimmt? Verspricht so jemand, loyal zu sein? Jemand, auf den wir uns – wenn es schwierig wird – wirklich verlassen können? Wir wissen es nicht. Weil wir ihn nicht kennen. Selbst wenn wir zehn Jahre miteinander oder nebeneinander arbeiten oder Tür an Tür wohnen. Wir kennen einander nicht.

Wenn wir lediglich als „Rolle“ miteinander umgehen, dann wissen wir nicht, wer sich dahinter verbirgt – und das ist ein komisches Gefühl. Fremd, distanziert und ein bisschen künstlich. Wie auf einer Faschingsparty, bei der jeder so gut verkleidet ist, dass man sich aufgrund der perfekten Maskerade wirklich nicht erkennen kann. Wir fühlen uns in „echten“ Begegnungen wohler und entspannter. Aber einer von uns muss damit anfangen!

Diese Art des Umgangs ist gerade im Umbruch, denn die Menschen haben keine Energie und keine Lust mehr darauf, sich zu verstellen oder von einem Rollenkabinett umgeben zu sein. Wir sind von denen begeistert, die uns im Inneren berühren und beeindrucken. Wir wollen etwas Echtes, Wahrhaftiges – doch von klein auf haben wir gelernt, uns zusammenzureißen und bemüht zu sein, so zu sein, wie man eben sein sollte. Es ist daher etwas Neues.

Wenn wir unserem Gegenüber in Erinnerung bleiben möchten, dann müssen wir ihm Gelegenheit geben, neben einer guten Optik auch ein gutes Gefühl zu bekommen. Dazu müssen wir ihn aber wirklich im Inneren erreichen, beeindrucken und bewegen. Und das geht nicht, indem wir lediglich ein gesellschaftskonformes, perfektes Rollenspiel absolvieren und versuchen, auf der Verhaltensebene alles „richtig“ zu machen. Die Kunst liegt darin, durch ein unerwartet authentisches, lebendiges und ehrliches Auftreten unser Gegenüber schlagartig wach zu machen, ohne dabei so zu übertreiben, dass es ins Negative abrutscht.

Wir können es wagen, uns zu zeigen, wie wir sind, denn das kommt mehr und mehr gut an. Mut zur Ehrlichkeit ist die Devise. Voraussetzung für einen so authentischen „Auftritt“ ist, dass wir mit uns selbst einigermaßen im Reinen sind. Zumindest in dem Maß, dass wir zu dem, wie wir uns gerade fühlen, stehen können. Tun wir das nämlich nicht, so haben wir unweigerlich die automatische Tendenz, uns zu verstecken und zu verstellen, und das schmälert automatisch unsere Ausstrahlung. Das ist das „alte Spiel“. Es ist out.

Keiner hat nur Stärken oder nur Schwächen. Wir sind immer eine Mischung aus beidem und noch viel mehr. Menschen mit Charisma und einer starken Ausstrahlung versuchen erst gar nicht, jemand anders zu sein. Sie sind auf eine erfrischende Weise ganz und gar sie selbst. Und das ohne besonders schön oder genial zu sein. Sie leben etwas, was wir „Normalos“ vergessen haben: Jeder von uns ist „anders“, und wir sind lauter Einzelstücke. Aus dieser Individualität können wir eine einzigartige, wiedererkennbare „Marke“ machen.

Vor der Begegnung

Lassen Sie uns als Erstes gemeinsam klären, wodurch jemand auf uns einen guten ersten Eindruck macht. Schließen Sie einfach mal kurz die Augen und überlegen Sie, wovon es für Sie abhängt, dass Sie einen bislang fremden Menschen im Erstkontakt innerhalb der ersten wenigen Sekunden bis Minuten positiv bewerten. Jetzt!

Was macht einen Menschen sympathisch und interessant? Eines der Hauptkriterien, die immer wieder genannt werden, ist selbstbewusstes, freundliches, offenes Auftreten. Eins steht fest: Wir können nicht unser eigener strengster Kritiker und zugleich locker und selbstbewusst sein. Zumindest nicht zur gleichen Zeit. Wenn wir übermäßig hohe Ansprüche an uns stellen, verspannen wir uns automatisch und wirken irgendwie verklemmt und verkrampft. Wichtig ist also, dass wir lernen, uns selbst leiden zu können, und zwar nicht nur unsere Stärken, sondern eben auch unsere Schwächen – damit uns unser Gegenüber auch leiden kann. Denn warum sollte er es tun, wenn wir es schon selbst nicht machen?

Gut rüberkommen: Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein

Leichter gesagt als getan, meinen Sie? Da haben Sie Recht! Es ist vielleicht eine unserer größten Herausforderungen, uns mitsamt unseren Schwächen zu mögen. Dabei sind Schwächen etwas, das wir im Grunde selbst erfinden: Wir sehen etwas an uns, das wir nicht können – was doch im Grunde ganz normal ist: Wer kann schon erwarten, alles zu können? Aber anstatt nach den Dingen Ausschau zu halten, die wir gut können, die uns leichtfallen und in denen wir auf irgendeine Weise herausragend sein oder werden könnten, konzentrieren wir uns oft auf irgendetwas, wovon wir glauben, es können zu müssen und eben nicht können, und messen dem einen relativ großen Wert bei. So entsteht ein völlig verzerrtes Selbstbild. Je nachdem, auf was er sich fokussiert, könnte der gleiche Mensch sich also selbst für genial, für mittelmäßig oder für unterdurchschnittlich halten. Und er hätte in jedem Fall Recht, denn es ist eine Sache des Blickwinkels.

Doch macht es natürlich viel mehr Freude, nach seinen Stärken, Interessen, Begabungen und uns typischen, sympathischen Eigenheiten Ausschau zu halten. Das Ergebnis ist genauso wahr. Und von dort aus fällt es uns möglicherweise leichter, unsere weniger entwickelten Fähigkeiten einfach zu akzeptieren.

Fakt ist jedenfalls: Je besser wir drauf sind, umso besser können wir uns weiterentwickeln und dazulernen. Und je mehr wir uns entwickeln, umso mehr strahlen wir von innen heraus, haben wir eine Ausstrahlung. Es ist also unsere eigene Entscheidung, ob wir uns auf unsere Schwächen oder auf unsere Stärken konzentrieren, ob unser Weg anstrengend, dunkel und steinig ist – oder wir den wählen, auf dem die Sonne scheint. Worauf haben Sie mehr Lust?

Wie auch immer wir uns entscheiden: Diese Entscheidung beeinflusst maßgeblich unser Selbstbewusstsein und unsere Ausstrahlung. Unser Selbstbewusstsein ist also nichts anderes als die Ansammlung der Annahmen über uns selbst. Und damit änderbar! Das Selbstbewusstsein ist eine Art innere Skala, wie sehr wir uns mögen, mit allem Drum und Dran. Und die bestimmt nicht nur unsere innere gefühlte „Großwetterlage“, die strahlen wir auch aus. Das heißt nicht, unsere Schwächen verdrängen oder ignorieren, es heißt nur, kein Drama draus zu machen.

Legen Sie sich ein Übungsheft an, in dem Sie die Ergebnisse der folgenden Übungen notieren können.

ÜBUNG: EMPFINDEN SIE SICH ALS SELBSTBEWUSST?

Auf einer Skala von 0 bis 10 – wo sind Sie da gerade? Fühlen Sie doch mal hin! Jetzt!

Hm, schwer zu sagen? Es ist ja auch tagesformabhängig, nicht wahr? Die Sonne scheint, die Bäckereiverkäuferin hat uns besonders freundlich angelächelt, wir haben sofort einen perfekten Parkplatz gefunden – und schon würden wir unser Selbstwertgefühl um ein paar Prozentpunkte höher einschätzen als an einem Tag, an dem gleich von früh an alles schiefgegangen ist und uns vielleicht noch ein Vorgesetzter fachlich hart kritisiert hat. Und das, obwohl wir doch der gleiche Mensch sind. Eigentlich seltsam, oder?

Mag dich selbst, sonst mag dich keiner!

Es ist also ein lebendiges Wesen, dieses Selbstbewusstsein, und reagiert sensibel auf unsere Umgebung und unsere aktuellen Erfahrungen. So weit, so gut. Was aber machen wir, wenn wir nun mal nicht zu den Menschen gehören, deren Selbstliebe im oberen Drittel zuhause ist? Dazu gibt es zwei Antworten:

Erstens: Machen Sie sich nicht verrückt, wenn es mal nicht gut läuft. Der Verlauf einer Begegnung hängt nicht alleine von uns ab, sondern von einer Vielzahl von Kriterien, die wir unmöglich alle kontrollieren oder gar manipulieren können. Schließlich hat der andere ja auch noch ein bisschen Mitverantwortung. Und wer sagt eigentlich, dass wir ihn oder sie mögen werden? Wer sagt, dass wir diesen Job überhaupt wollen, wenn wir dieses Gegenüber erst kennengelernt haben? Er oder sie kann sich ruhig auch ein bisschen anstrengen, Kontakt ist schließlich keine Einbahnstraße. Und falls es Sie beruhigt: Es gibt durchaus auch so etwas wie „Bestimmung“. Ich persönlich finde diese Sichtweise immer sehr beruhigend. Wenn es sein soll, dann klappt es auch – mit uns, wegen uns oder trotz uns. Selbst wenn uns – aus unserer Sicht – irgendetwas saumäßig Blödes passiert, kann es durchaus sein, dass dem Gegenüber gerade das ungeheuer sympathisch ist. Also denken Sie ruhig: „So wie ich bin, bin ich eben – mehr oder eben auch weniger selbstbewusst.“

Zweitens: An einem besseren Selbstwertgefühl kann man arbeiten. Es lohnt sich – nicht wegen den anderen und der Außenwirkung, sondern für uns selbst. Haben wir es nicht verdient, dass wir gut über uns denken? Dass wir uns selbst der nächste und treuste Freund sind, den wir haben? Je widriger die Situation ist, umso schwieriger ist es, liebevoll mit uns selbst zu sein. Allerdings ist es dann umso wichtiger. Wie bei einem Freund: Gerade, wenn es einem schlecht geht, braucht man ihn, nicht nur bei Sonnenschein. Wir können lernen, uns selbst so ein innerer bester Freund zu sein. Und dadurch wachsen ganz nebenbei unser Selbstbewusstsein und unsere Außenwirkung. Haben Sie Lust darauf?

Alles, worauf wir uns konzentrieren, wird in unserem bewussten Aufmerksamkeitsfokus größer. Mit anderen Worten: Wenn wir unser Selbstbewusstsein erhöhen wollen, dann sollten wir uns sinnvollerweise als Erstes einmal eine Art „Positivliste“ von uns erarbeiten, die wir mit ehrlichen Gefühlen aufladen können. Mein Vorschlag an dieser Stelle: Holen Sie sich was zu schreiben und stellen Sie sich ganz ernsthaft diese Fragen. Sie sind der erste innere Baustein zu einem guten Eindruck.

ÜBUNG: DIE POSITIVLISTE
  • Was mögen Sie selbst an sich?
  • Was mögen Ihre Freunde an Ihnen?
  • Was könnte jemand an Ihnen gut, schön, sympathisch, faszinierend, interessant finden, der Ihnen wohlwollend gegenübersteht?
  • Was können Sie gut? Was konnten Sie mal gut?
  • Welche Eigenheiten machen Sie auf sympathische Weise aus?
  • Was an Ihrem Aussehen ist positiv oder zumindest akzeptabel?
  • Warum sind Sie ein guter Freund?
  • Auf was haben Sie wirklich Lust im Leben?
  • Welche Eigenschaften haben Sie, die allgemein als positiv bewertet werden?

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit, um sich mal selbst auf die Schulter zu klopfen und Ihre positiven Seiten anzuerkennen. Und schieben Sie bitte das Gefühl, „bescheiden“ sein zu müssen, möglichst mal kurz auf die Seite. Seien Sie einfach mal freundlich und großzügig mit sich. Warum könnte man Sie also gern haben? Wofür respektieren und achten? Was alles sind Ihre Stärken? Die kleinen und die großen? Nehmen Sie sich bitte ein paar Minuten Zeit dafür. Wenn Sie’s jetzt nicht tun, wer weiß, wann Sie das nächste Mal dazukommen. Jetzt!

ÜBUNG: WAS ICH AN MIR MAG

Wer bei diesen Fragen innerlich stumm bleibt und ratlos mit den Schultern zuckt, ist eindeutig zu streng mit sich und offenbar viel zu fokussiert auf seine Schwächen. Das ist eine sehr schlechte Angewohnheit, aber auch nicht mehr. Angewohnheiten kann man ändern, wenn sie nicht taugen. Bescheidenheit ist schön und gut, doch wenn wir damit so übertreiben, dass wir gedanklich kaum noch etwas Positives über uns zustande kriegen, dann hat das mit Bescheidenheit im positiven Sinne nichts mehr zu tun, sondern ist schlichtweg gemein sich selbst gegenüber. Übermäßige Strenge gegen sich selbst sollten Sie sich schleunigst abgewöhnen, wenn Sie auf andere Menschen einen guten Eindruck machen wollen. Strenge macht uns weder glücklich noch erfolgreich, sondern auf Dauer verkniffen. Außerdem macht sie Falten. Und wir strahlen diese Verkrampftheit auch aus.

01_Loewenspiegel_neu.jpg

Bescheidenheit ist schön und gut, aber machen Sie sich nicht kleiner oder schlechter als Sie sind!

Selbstbewusste Menschen können einige Dinge an sich selbst gut leiden. Wenn es selbstbewusste Menschen sind, die auch noch sympathisch sind (also nicht die arroganten Typen, die jedem auf die Nerven gehen), dann kennen sie auch durchaus ihre Schwächen – und verzeihen sie sich. Oder arbeiten an dem einen oder anderen Punkt, der ihnen wirklich wichtig ist. Und können dabei auch mal über sich selbst lachen. Wäre das nicht eine gute, vielleicht neue Angewohnheit, die sich lohnt zu üben – was meinen Sie?

Um selbstbewusst zu sein, müssen wir keineswegs ein Held sein, wie ein Model aussehen oder den IQ von Einstein haben. Es reicht völlig, sich seiner Eigenheiten auf entspannte und freundliche Weise bewusst zu sein.

Sind Sie fair mit sich?

Bei der Selbsteinschätzung fair mit sich zu sein bedeutet, dass wir eben nicht nur innerlich an uns herumkritisieren und meckern, während wir Dinge, die uns leichtfallen, als zu ignorierende Selbstverständlichkeit ansehen. Das ist unfair uns selbst gegenüber. Eine gute Selbsteinschätzung bedeutet auch anzuerkennen, was wir gut können und warum jemand Recht hat, wenn er uns mag. Sie bedeutet auch, dass wir daran glauben, dass wir es verdient haben, gemocht und geachtet zu werden.

ÜBUNG: DEN TAG REVUE PASSIEREN LASSEN

Eine sehr gute Übung hierzu ist, wenn Sie sich angewöhnen, ab sofort täglich abends den Tag Revue passieren zu lassen und dabei endlich auch all die vielen, kleinen und größeren Momente zu finden, in denen Sie ein netter, sympathischer, fähiger, fleißiger, pünktlicher, geduldiger, zuverlässiger oder vielleicht humorvoller, mitfühlender, hilfreicher Mensch waren oder sonst irgendetwas, das Sie selbst gut finden. Es wird leichter, wenn Sie erst mal angefangen haben, danach zu suchen. Wenn Sie wirklich Ihre Selbstliebe verbessern möchten, machen Sie diese Übung einmal täglich mindestens drei Wochen am Stück.

Überlegen Sie also: Sind Sie fair mit sich, waren Sie es bisher? So, wie man mit einem Menschen umgeht, den man mag – weil er eine Chance verdient hat? Falls nicht, können Sie es ändern – auch wenn es zugegebenermaßen nicht immer ganz leicht ist.

Noch besser wäre es, wenn Sie diese Übung so lange machen, bis Sie automatisch im Lauf des Tages bei den verschiedensten Momenten innerlich denken: „Das war jetzt gut, das kommt heute Abend auf die Liste!“ Dann haben Sie es nämlich geschafft, Ihr Unterbewusstsein umzuprogrammieren und auf eine neue Suche einzustellen, nämlich nach Gründen zu suchen, die Sie vor sich selbst in einem guten Licht stehen lassen. Das ist genauso die Wahrheit wie nach Negativem Ausschau zu halten, nur macht es viel mehr Freude als umgekehrt. Und führt ganz nebenbei zu einer harmonischeren, selbstbewussteren Ausstrahlung.

Tipp: Suchen Sie jeden Tag abends rückblickend nach neuen Aspekten Ihrer selbst, die Sie als positiv verbuchen können – bis Ihr Unterbewusstsein abgespeichert hat: Ich gehöre zu den Guten!

Nehmen wir also an, Sie haben ein paar Eigenschaften an sich gefunden, die Sie ganz sympathisch finden, und sind im Prozess, in den nächsten Tagen und Wochen noch weitere zu entdecken. (Achtung: Nur wenn wir systematisch und diszipliniert an unserem Selbstbewusstsein üben, wird es wirklich besser!) Was sich währenddessen bei den meisten Menschen einstellt, ist ein langsam freundlicher werdender innerer Ton, in dem wir uns und unsere Tätigkeiten gedanklich kommentieren.

Ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass wir geistig manchmal mit uns selbst reden? Hören Sie sich doch mal zu, wie Sie über sich selbst „reden“. Je mehr Sie sich auf Ihre positiven Seiten konzentrieren, umso mehr fällt Ihnen zunächst auf, wie negativ zuweilen Ihr innerer „Ton“ ist. Vielleicht bemerken Sie erstmals, wie Sie innerlich mit sich umgehen, z. B. wenn uns etwas misslingt, oder eine wichtige Begegnung vor Ihnen liegt. Vielleicht fällt Ihnen jetzt erst auf, wann Sie im Geiste besonders unerbittlich mit sich sind. Wenn das passiert, läuft alles nach Plan. Es setzt nämlich langsam ein Bewusstsein über den Grad Ihrer Selbstliebe ein.

Ärgern Sie sich nicht, wenn Sie dabei innere Unfreundlichkeiten entdecken, denn die waren vorher auch schon da und haben aus dem Untergrund heraus ihr Unwesen getrieben. Denken Sie einfach: „Na und – es ist nichts als eine schlechte Angewohnheit, die gerade im Begriff ist, ausgemustert zu werden. Gut, dass ich sie aufgespürt habe, so kann sie sich auflösen. Ich muss nicht perfekt sein. Es ist okay, mich darum zu bemühen.“ Und dann einfach freundlich weitermachen …

Unsere Schwächen

Sie meinen, wir sollten auch Ihre schlechte Seite kurz ansprechen, weil sie ja schließlich auch zu Ihnen gehört? Gut: Überlegen und notieren Sie sich jetzt auch Ihre wirklich negativen Eigenschaften. Was ist so richtig schrecklich an Ihnen? Was so einschüchternd grauenhaft, dass es Sie selbst in der Begegnung mit wichtigen Menschen hemmt? Was an Ihnen könnte andere vertreiben, was an Ihrem Aussehen ist so abstoßend, dass man Sie nicht mögen könnte? Denken Sie nach! Jetzt.

ÜBUNG: WAS ICH NICHT AN MIR MAG

Bitte lesen Sie erst weiter, wenn Sie die kleine Übung wirklich gemacht haben. Ich bin sicher, es ist Ihnen einiges eingefallen. Die Negativliste geht den meisten Menschen leichter von der Hand. Das liegt allerdings nicht daran, dass wir wirklich mehr schlechte Seiten als positive haben, sondern daran, dass wir von klein auf gelernt haben, selbstkritisch und bescheiden zu sein. Im Zuge der Erziehung zu einem anständigen, gesellschaftsfähigen Wesen wurde uns immer wieder gesagt, was wir alles falsch machen. Nicht, weil unsere Eltern und Bezugspersonen uns nicht liebten – sie lieben uns (selbst wenn sie sich noch so streng oder verständnislos benommen haben). Sie sagten uns unsere Fehler, weil sie uns helfen wollten und glaubten, wenn wir lernen könnten, alles richtig zu machen, dann hätten wir ein erfolgreiches, leichtes Leben. Eines, das sie sich vielleicht selbst gewünscht hätten, aber nicht erreichen konnten.

Jeder macht es, so gut er gerade kann, auch Eltern und Großeltern, Lehrer und andere Bezugspersonen. Im Nachhinein sind alle schlauer. Wenn Sie also können und mögen, dann verzeihen Sie es ihnen einfach. Vielleicht genau jetzt. Das tut uns nämlich selber gut.

Wie dem auch sei: Oft hatte unsere Erziehung daneben, dass wir lernten, wie man „sich benimmt“, auch die Nebenwirkung, dass ein Teil von uns den Eindruck gewann, an uns sei offenbar jede Menge falsch – und nur sehr wenig richtig.

Kinder sind wie ein Schwamm und saugen ihre Umgebung förmlich auf. Erwachsene scheinen Halbgötter für sie zu sein, und sie passen auf wie die Luchse, um ja alles mitzukriegen – und zu üben, wie sie zu sein. Wenn Kinder spielen, dann spielen sie oft die Erwachsenen nach. Und das, ohne sie zu bewerten, sie nehmen sie einfach so, wie sie sind. So haben wir unweigerlich alle möglichen Angewohnheiten unserer Eltern angenommen, die guten wie die weniger guten, weil wir es für „erwachsen“ und damit für „cool“ hielten. Und erwachsen zu sein schien uns sehr erstrebenswert. Alle Kinder wollen groß sein. Alle sind stolz, wenn sie Geburtstag haben, und „schon fünf“ sind. Erst viel später sind wir in der Lage, uns das anzusehen, was wir instinktiv von unseren Bezugspersonen übernommen haben, und zu entscheiden, was davon uns wirklich dienlich ist für ein erfolgreiches und glückliches Leben – und was eher nicht.

Beispiel: Peter

„Mein Vater hatte immer eine hohe ethische Einstellung. Zum Beispiel war es für ihn absolut selbstverständlich, dass er zu seinem Wort steht. Oder dass er alles gibt und auf sich nimmt, um die Familie zu ernähren. Diese Einstellung habe ich komplett übernommen. Einerseits bin ich stolz darauf, denn auf mich kann man sich wirklich verlassen; andererseits muss ich manchmal aufpassen, dass ich mir selbst nicht zu viel zumute. Denn nur um diesem inneren Wert gerecht zu werden, neige ich manchmal dazu, notfalls über meine eigene Leiche zu gehen.“

Beispiel: Pia

„Meine Mutter sagte immer: Wenn man etwas wirklich will, dann schafft man es auch. Das hat mir immer den Mut gegeben, meinen Weg zu gehen, auch wenn damit ungewöhnliche Entscheidungen und Herausforderungen verbunden waren. Ich bin sehr froh über dieses geistige ‚Erbe‘ von ihr.“

Uns ist meist gar nicht bewusst, wie viel wir uns als Kind von den Erwachsenen abgeschaut haben. Oft sind es nur Kleinigkeiten, eine Meinung über etwas, ein Hobby, die Automarke. Manchmal sind es aber auch entscheidendere Dinge, wie z. B. die Berufswahl, unsere Art, uns im Leben durchzusetzen, mit fremden Menschen umzugehen oder die Kommunikation innerhalb der Partnerschaft. Hat unser Vater vielleicht neben all seinen vielen positiven Beiträgen innerhalb der Familie häufig durch (beruflich bedingte) Abwesenheit geglänzt, so kann es sein, dass wir das heute auch tun und selten zuhause sind. Hat die Mutter eventuell oft gejammert, um sich Unterstützung oder wenigstens Aufmerksamkeit von anderen zu sichern, so kann es sein, dass wir das, wenn es uns schlecht geht, heute genauso machen. Wurde zuhause vielleicht über arrogante (selbstbewusste) Menschen hergezogen, treten wir vielleicht heute noch lieber bescheiden auf und stellen unser Licht sogar vor uns selbst unter den Scheffel. Hat uns unsere Oma vor Fremden immer gewarnt, so kann es sein, dass wir heute noch sehr zurückhaltend im Erstkontakt sind – oder, oder, oder.

Beispiel: Sabine

„Meine Mutter hat, wenn sie sich über etwas geärgert hat, es nie direkt angesprochen. Sie hat geschmollt, manchmal länger nicht mit demjenigen gesprochen und sich bei anderen über ihn beschwert. Ich habe leider bemerkt, dass ich das in bestimmten Bereichen auch so mache.“

Beispiel: Max

„Mein Vater ist, wenn er sich nicht respektiert gefühlt hat, immer sehr schnell laut geworden. Manchmal hat er so geschrien, dass die Nachbarn vermutlich jedes Wort verstanden haben. Mir ist es wirklich unangenehm zuzugeben, dass auch ich spontan, wenn ich mich angegriffen fühle, schnell laut werde.“

ÜBUNG: MEINE PRÄGUNGEN ERKENNEN

Natürlich haben solche Prägungen auch Auswirkung auf unsere Art, wie wir auf andere zugehen und wie wir uns präsentieren, wenn wir neue Menschen kennenlernen. Wenn Sie Lust haben, können Sie aus dieser Betrachtungsweise heraus mal Ihre Herkunftsfamilie ansehen. Welche positiven Aspekte, Meinungen, Verhaltensweisen bezüglich Kommunikation und Auftreten im Erstkontakt haben Sie von Ihrem Vater abgeschaut? Welche von Ihrer Mutter?

Vater:

Mutter:

Und welche aus heutiger Sicht einengenden, blockierenden Verhaltensweisen, Angewohnheiten oder Äußerungen haben Sie von Ihren Eltern übernommen?

Vater:

Mutter:

Übrigens: Wenn wir uns solche Fragen stellen, geht es nicht um Schuld, sondern nur um ein besseres Verständnis für uns selbst. Und um die Möglichkeit, uns von übernommenen Gedanken, Gefühlen und Verhaltensweisen frei zu machen, wenn sie uns heute nicht mehr dienlich sind.

Nehmen Sie sich bitte noch einmal kurz Ihre „Negativliste“ vor, falls Sie sie gemacht haben. Wenn Sie sich die nun noch mal ansehen, dann tun Sie das bitte mit dem Herzen und mit viel Verständnis für sich selbst und die Umstände, die dazu geführt haben, dass Sie diese oder jene Eigenheit entwickelt haben. Oder ist es vielleicht nur eine Meinung über sich ohne sachliche Grundlage? Vielleicht fällt Ihnen ja jetzt auf, dass Sie etwas auf der Liste, was Ihnen das Leben schwer macht, nur von Ihren Eltern übernommen haben. Oder ist auf Ihrer Liste etwas dabei, das es Ihnen wirklich unmöglich macht, sich selbst zu mögen? Jetzt mal ehrlich! Sind es vielleicht einfach menschliche Schwächen, die jeder auf seine Weise hat? Oder andersherum gefragt: Wäre es für Sie möglich, jemanden, der diese Eigenschaften hat (und darunter heimlich leidet wie Sie), ansonsten aber ein sehr sympathischer Mitmensch ist, trotzdem zu mögen?

06_Love_My_self.jpg

„I love myself!“ – Lieben Sie sich mit all Ihren Fehlern!

Negativaspekte in konstruktive Ziele verwandeln

Wenn Sie sich nun selbst aufgrund der „Negativliste“ eine Kritik im Sinne einer freundlichen Anregung zur Verbesserung geben möchten, dann fragen Sie sich zunächst, ob es eine konstruktive Kritik ist. Sie ist dann konstruktiv, wenn wir eine echte Chance haben, daran etwas zu ändern, und diese Änderung uns selbst gut tun würde. Falls nicht, ist die Kritik einfach gemein und beleidigend. Hat jemand z. B. eine sehr große Nase, dann ist es gemein, ihm das als Kritik zu sagen, denn er hat nun mal diese Nase. Und wie wir an Schauspielern und anderen Berühmtheiten sehen können, ist es durchaus möglich, auch mit einer großen Nase erfolgreich und beliebt zu sein.

Eine konstruktive Kritik hat ein positives Ziel, das sinnvoll und machbar ist. Nehmen Sie also Ihre Negativpunkte und prüfen Sie, ob sie wirklich so schrecklich sind, dass Sie Energie darauf verwenden möchten, einige davon zu ändern. Denn es kostet sehr viel Energie, etwas Eingefahrenes zu ändern. Ist es das wirklich wert? Oder ist es nicht einfach – vielleicht mit ein bisschen Humor – auch denkbar, einfach so zu bleiben und lediglich zu lernen, sich zu akzeptieren, so, wie Sie eben sind?

Menschen, die beliebt sind, haben keineswegs nur positive Seiten. Aber sie haben meist eine sympathische, harmonische Ausstrahlung. Am einfachsten wäre es also, Sie könnten üben, sich so zu mögen, wie Sie sind. Dann haben Sie Ihre ganze Energie frei für die Dinge, die Sie wirklich wollen.

Veränderungen gezielt herbeiführen

Wenn es Ihnen wirklich ein Herzensanliegen ist, die eine oder andere nicht taugliche Angewohnheit zu korrigieren, dann können Sie nach und nach auf diese Weise auch wirklich etwas ändern. Allerdings nicht, wenn Sie 317 Dinge an sich nicht mögen! Das überfordert und demoralisiert uns so sehr, dass wir rein gar nichts mehr auf die Reihe kriegen. Und auch nichts in Angriff nehmen. Genau durch diese Art der inneren, scharfen Kritik sind wir dann nämlich im ersten Eindruck verkrampft. Also bleiben Sie bitte fair sich selbst gegenüber.

ÜBUNG: SCHRITTWEISE AN SICH ARBEITEN

Entscheiden Sie sich zunächst für einen Kritikpunkt von Ihrer Liste, den Sie glauben, unbedingt ändern zu müssen, um zur Spezies der liebenswerten und erfolgreichen Menschen gehören zu können. Nehmen Sie nicht gleich den allerschwierigsten! Für den Anfang tut es ein leichter Schwierigkeitsgrad. Ihr Vorhaben sollte realisierbar sein und keine Utopie darstellen. Ab sofort konzentrieren Sie sich mit Ihren Bemühungen darauf, diese Angewohnheit zu verändern, und bauen langsam so lange Ihr Verhalten um, bis es zur neuen Gewohnheit geworden ist. Erst dann üben Sie den nächsten Punkt. Holen Sie sich eventuell auch bei schwierigen oder hartnäckigen Themen professionelle Hilfe dazu, wie etwa einen Kurs in der Volkshochschule oder ein gezieltes Coaching, z. B. mit NLP.

Wenn wir ständig an unser Problem denken und daran, wann es immer in der Vergangenheit auftrat, an die Hintergründe, die Mitwirkenden oder Schuldigen, an die Konsequenzen, was wir nicht mehr wollen, samt all den unerfreulichen „Geschichten“, die damit zusammenhängen, dann ziehen wir uns damit nur runter und rauben uns die Energie, die wir für die Veränderung gut brauchen könnten. Viel effektiver ist es, sich zu überlegen, was wir stattdessen wollen, also in Lösungen zu denken und diese dann eigenverantwortlich aktiv Schritt für Schritt anzugehen. So werden unsere Vorstellungen für uns reizvoll, ermutigen und motivieren uns und werden zum Motor für Veränderung.

Tipp: Formulieren Sie Ihr Ziel immer positiv! Unser Unterbewusstsein nimmt jedes Wort wörtlich.

Optimale Zielformulierung

Positive Vorstellungsübungen helfen unserem Unterbewusstsein, sie auch umzusetzen. Unser Vorhaben sollte im ganz normalen Wahnsinn unseres Alltags natürlich auch eine echte Chance haben.

Gegen etwas („Weg-von-Formulierung“) zu arbeiten ist immer schwerer, als für etwas („Hin-zu-Formulierung“). Wir brauchen immer ein positives Ziel. Sagen Sie also nicht: „Ich möchte nicht mehr so verkrampft sein“ sondern: „Ich will mehr und mehr entspannt sein“. Statt: „Ich möchte aufhören, so stumm zu sein im Erstkontakt“ nehmen Sie besser „Ich beginne, in Erstkontakten zu reden!“ Gehen Sie einmal Ihren Zielsatz wortwörtlich durch und untersuchen Sie, ob dabei ein negativ formulierter Begriff ist.

Dies ist deshalb so wichtig, weil unser Unterbewusstsein versucht, jedes einzelne Wort in eine Bedeutung, aber auch in ein Bild und ein Gefühl zu übersetzen und dann darauf seine ganze Energie zu geben. Manche Wörter sind nicht abbildbar, z. B. „nicht“, „un-“, „kein“, „ohne“ … und ergeben weder Bilder, noch ein Gefühl. Diese überspringt unser Unterbewusstsein. Sagt jemand also, er möchte „nicht immer so nervös sein“, dann findet sein Unterbewusstsein zunächst das Wort „nicht“ und springt dann weiter – denn „nicht“ ist nicht abbildbar und auch nicht fühlbar. Dann allerdings kommt „so nervös“ – und dazu entwickelt unser Unterbewusstsein blitzschnell ein oder mehrere Bilder und das Gefühl der aufgeregten Körperempfindung und kombiniert dazu das „immer“. Das liegt nun im unterbewussten Fokus. Da die Energie der Aufmerksamkeit folgt, lauert unser Unterbewusstsein ab sofort förmlich auf alles, was mit mehr Nervosität zu tun hat oder haben könnte. Es spürt auch die kleinsten Spannungen, alles, das mit emotionalem Unwohlsein zu tun hat, und meldet es uns. Je länger wir uns also auf negativ formulierte Sätze konzentrieren oder davon reden, umso schlechter wird es uns unweigerlich gehen.

Wir kennen alle den Satz: „Denk jetzt nicht an einen rosa Elefanten!“ Sicher hätte kein Mensch vor diesem Satz an einen rosa Elefanten gedacht, doch nun, wo es ausgesprochen ist … Sie merken, wie blitzartig die innere Abbildung läuft und wie unausweichlich sie ist. Im Nachhinein können wir den Elefanten blau oder eine Maus draus machen – aber zeitgleich mit der Sprache, und sei es auch nur gedanklich, war er zunächst einmal eine Sekunde lang da. Diese Funktionsweise unseres Hirns muss bei Zielformulierungen beachtet werden, denn dann können wir sie auf sinnvolle Weise nutzen!

04_elefant_offen_neu.jpg

„Denk jetzt nicht an einen rosa Elefanten!“ Sie kennen das: Sobald ein Gedanke formuliert ist, entsteht der innere Fokus.

Wir müssen uns also auf unseren gewünschten Zielzustand konzentrieren und an diesen denken, ihn fühlen und innerlich abbilden – in Gedanken und im gesprochenen Wort. Der Nervositätskandidat könnte z. B. denken: „Ich möchte mich entspannt und ruhig fühlen.“ Und das dann auch fühlen. Dann kann uns unser Unterbewusstsein auf die gleiche, diesmal konstruktive Weise dabei unterstützen, dass wir mehr von dem Positiven wahrnehmen und entwickeln können. Noch effektiver und direkter fürs Unterbewusstsein ist es sogar ohne „möchte“ oder „will“, z. B. so: „Ich fühle mich entspannt und ruhig.“ Lassen Sie bei der Zielformulierung Worte wie „würde“, „könnte“, „versuche“, „sollte“ oder „gebe mir Mühe“ weg, denn diese vermitteln Unsicherheit. Nehmen Sie sich ein Ziel vor, formulieren Sie es klar, positiv, kurz, prägnant, und konzentrieren Sie sich dann mit Ihrem Denken, Fühlen und Ihrer visuellen Vorstellungsübung (siehe unten) darauf. Und freuen Sie sich, dass es ab jetzt jeden Tag leichter in die richtige Richtung geht.

Wenn Sie die Wirkung schneller spüren wollen, unterlassen Sie auch Zukunftsformulierungen wie „Ich werde …“, denn damit glaubt unser Unterbewusstsein, dass wir es jetzt noch nicht haben wollen! Wählen Sie also lieber bereits die Gegenwartsform, z. B. „Ich bin ruhig und entspannt“, sonst bleibt es fürs Unterbewusstsein möglicherweise immer in der Zukunft – und wir kommen nie in den gewünschten Zustand.

BEISPIELE FÜR GUT FORMULIERTE ZIELE:
  • Ich verzeihe mir meine menschlichen Schwächen und konzentriere mich auf meine Stärken.
  • Ich kann über mich selbst freundlich lachen.
  • Ich freue mich auf schöne Kontakte mit netten Menschen.
  • Es ist leicht, mich sympathisch zu finden.
  • Ich mag andere Menschen.
  • Ich bin jeden Tag auf entspannte Art mehr ich selbst.
  • Ich traue mich, andere freundlich anzusprechen.
  • Ich kann Menschen im Herzen erreichen und bin jeden Tag erfolgreicher.

Vielleicht finden Sie es blöd und unglaubwürdig, so etwas Positives zu sich selbst zu sagen oder zu denken, obwohl Sie sich gerade genau nach dem Gegenteil fühlen. Versuchen Sie es trotzdem: „Ich fühle mich jeden Tag entspannter und ruhiger.“ So eine Formulierung funktioniert für die meisten Menschen sehr gut und erlaubt auch Ihnen einen inneren, positiven und dabei glaubwürdigen Prozess.

ÜBUNG: IHR ZIEL VISUALISIEREN

Ein Wunsch mit einem Datum wird zu einem Ziel. Ohne Datum bleibt es ein Traum. Beschreiben Sie also zunächst ganz genau, in welcher Umgebung bzw. in welchen Situationen oder in welchem Umfeld die Veränderung erfolgen soll, mit welchen Personen und bis wann genau.

  • Stellen Sie sich dabei ganz genau vor, wie Sie dabei aussehen, wie Sie sich anhören, wenn Sie vielleicht auf diese neue Art etwas sagen; wie Sie sich dabei fühlen: körperlich und emotional.
  • Welche Vorteile hat es für Sie, Ihr Ziel zu erreichen, ist es attraktiv für Sie? Es sollte auf jeden Fall von Ihnen selbst erreichbar sein – also kein Glücksfall wie ein Lottogewinn oder ein plötzlicher Sinneswandel eines anderen nötig sein!
  • Falls Sie den Eindruck haben, es eventuell nicht alleine zu schaffen, so fragen Sie sich, welche Hilfe Sie sich wie und wo holen könnten; welche Zwischenschritte es dabei geben könnte, die Ihnen zeigen, dass Sie auf dem richtigen Weg sind.
  • Fragen Sie sich, welches Engagement (finanziell, zeitlich, Disziplin, ...) Ihrerseits dazu nötig ist, ob es Ihnen wert ist und wie Sie es hinbekommen können.
  • Planen Sie, wie Sie mit sich umgehen, wenn es mal schwierig ist, falls der innere Schweinehund aktiv wird, was sehr wahrscheinlich ist. Fragen Sie sich, wie Sie sich selbst loben, motivieren und unterstützen, trösten und auffangen können, um weiterzumachen.
  • Woran erkennen Sie, dass Sie dieses Ziel erreicht haben, welche messbaren Kriterien gibt es dafür?
  • Und am Schluss überprüfen Sie gründlich, ob die Zielerreichung in irgendeinem Bereich Ihres Lebens eine negative Auswirkung haben könnte. Denken Sie den privaten Bereich ebenso durch wie den beruflichen, den gesundheitlichen, im Freundeskreis, in der Familie … und verändern Sie das Ziel entsprechend, bis es ausschließlich positive Konsequenzen hat oder genau genug definiert ist, in welchem Bereich es genau gelten soll. Zum Beispiel: Wen betrifft Ihr Ziel noch? Ist derjenige unterstützend oder könnte er dagegen arbeiten? Wie können Sie Ihr Ziel dennoch erreichen? Steht das Ziel im Widerspruch mit anderen, wichtigen Lebenszielen? Hat es irgendwelche Nachteile, an die Sie im ersten Moment nicht denken? Wenn ja, erarbeiten Sie sich eine Lösung.

Achten Sie darauf, dass Sie Ihr Ziel selbst aktiv in Angriff nehmen können! Ziele, die sich auf andere Personen beziehen, liegen außerhalb unseres Einflussbereichs und können daher nicht direkt erreicht werden, z. B. „Ich möchte, dass mein neuer Bekannter mich toll findet.“ Besser wäre hier: „Ich lerne, in Bezug auf mein äußeres Auftreten und meine Selbstdarstellung überzeugend zu sein.“

Wenn Sie nun daran denken, müsste es ein wirklich gutes Gefühl sein, ein starkes, strahlendes Bild ohne Wenn und Aber! Das ist ein guter Anfang. Nun haben Sie die Wahrscheinlichkeit, Ihr Ziel zu erreichen, maximal erhöht.

Beispiel: Dani

„Ich möchte innerhalb eines halben Jahres, also bis zum …, bei Begegnungen mit fremden, mir wichtigen Menschen – sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich –, selbstbewusst und freundlich auftreten und mich dabei wohlfühlen. Für mich heißt das, das ich gefühlsmäßig mit mir im Einklang bin, egal, wie es mir gerade geht oder wie ich aussehe und dass ich ein freundliches Gespräch zustande kriege.

Ich stelle mir vor, dass ich fremden Personen mit Sympathie in die Augen schauen und lachen oder lächeln kann. Ich habe dabei eine aufrechte Körperhaltung und atme gleichmäßig. Ich spüre meinen ganzen Körper als lebendigen, kraftvollen Teil von mir und weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Mir ist angenehm warm und mein Herz klopft so gleichmäßig, dass ich es nicht spüre. Wenn ich mir vorstelle, wie ich dabei aussehe, dann empfinde ich mich als natürlich und gut aussehend, nach meinem Geschmack stilvoll gekleidet und gepflegt. Ich bin froh darüber, in dieser Situation ich selbst zu sein.

Die Personen, die ich jeweils treffe, mag ich, obwohl ich sie noch gar nicht kenne. Das ist ein schönes Gefühl. Wenn ich spreche, hat meine Stimme einen ruhigen, harmonischen Klang. Ich rede deutlich und gut hörbar, nicht zu laut und nicht zu leise. Und es gelingt mir, genau das, was ich sagen möchte, in Worte zu fassen. Die anderen Personen hören mir aufmerksam zu. Sie sind interessiert an dem, was ich sage. Am freundlichen Klang ihrer Stimme oder ihren Augen erkenne ich, dass sie mich mögen.

Zuerst fange ich vor dem Spiegel zuhause an. Ich schaue mir in die Augen und sage irgendwas, so lange, bis es mir nicht mehr peinlich vorkommt. Dann übe ich mit den Menschen, mit denen ich beruflich zu tun habe, die ich zum Teil aber schon ein bisschen kenne. Um mir Unterstützung und Feedback zu holen, nehme ich ab nächster Woche bei der Volkshochschule an einem Rhetorikkurs teil. Danach übe ich, indem ich in der Fußgängerzone dreimal pro Woche jemanden anspreche und nach dem Weg oder der Uhrzeit frage. Wenn ich jemand Fremden anlächle und er zurücklächelt, werte ich das als Erfolg. Ich schreibe mir jeden Tag auf, was ich diesbezüglich geübt habe und was schon besser als gestern lief.

Ich erlaube mir Phasen, in denen es zäh vorangeht oder auch mal ein Rückschritt passiert, mache aber weiter. Wenn ich frustriert bin, weil es nicht so gut geklappt hat, wie ich mir vorgestellt habe, dann rufe ich Karin an. Mit ihr habe ich vereinbart, dass sie mich wieder aufbauen soll, egal, wie sehr ich aus meiner Sicht versagt habe. Ich belohne mich jede Woche für meine Bemühungen mit einmal Kinogehen, auch wenn ich noch nicht richtig gut war.

Die Entwicklung hat positive Einflüsse auf meinen beruflichen Erfolg. Auch gesundheitlich geht es mir besser, weil ich – je mehr ich es kann – umso weniger Stress habe. In der Familie hat es keine Auswirkungen. In der Partnerschaft könnte es zu leichter Eifersucht kommen, weil Stefan meine neue Offenheit anderen Menschen (auch Männern) gegenüber als Interesse werten könnte. Ich bespreche und kläre das mit ihm. Andere Nachteile meines Ziels gibt es nicht. Den „Preis“ des Übens nehme ich in Kauf, auch den Verzicht auf meinen gewohnten und gemütlichen Rückzug nach innen.

Wenn es mir mindestens dreimal hintereinander spontan gelungen ist, mit fremden Menschen auf diese Weise in Kontakt zu treten, dann habe ich mein Ziel erreicht.

Wenn ich mir das Ziel-Bild zusammen mit dem Gefühl und dem Klang meiner Stimme vorstelle, ist das sehr schön und rund. Ja. So will ich es.“

TO-DO-LISTE: ZIELERREICHUNG
  • Was genau will ich erreichen? („Hin-zu-Formulierung“)
  • Bis wann? (Bleiben Sie realistisch!)
  • Wie fühlt es sich an: wo im Körper wie?
  • Wie sieht es aus: ich, der andere, die Umgebung, mein Ziel?
  • Wie hört es sich an, wenn ich etwas sage?
  • Wer ist dabei? Wo findet es statt?
  • Wodurch kann ich mir Hilfe holen? (Fragen Sie sich konkret: wer, wo, wann, wie?)
  • Welche Zwischenschritte gibt es?
  • Wie kann ich mich trösten und wieder aufbauen?
  • Wie kann ich mich belohnen?
  • Welche Auswirkungen hat mein Plan auf mein privates, familiäres, partnerschaftliches Umfeld, auf meine Gesundheit? Muss ich meinen Plan korrigieren?
  • Gibt es Nachteile, an die ich bisher nicht gedacht habe?
  • Woran erkenne ich, dass ich mein Ziel erreicht habe? Woran ist das messbar?

Nun können Sie Ihr Ziel in dieser Form schriftlich festhalten und in Ihrem Alltag verbindlich einplanen. Ab sofort arbeiten Sie daran.

Sie haben sicher bemerkt, dass dies aufwändiger ist als einfach nur „einen guten Vorsatz“ zu haben. Vorsätze haben ja leider keine lange Lebensdauer. Schließen Sie die Augen und stellen Sie sich immer wieder vor, wie Sie Ihr Ziel zum Zeitpunkt Ihres Wunschdatums bereits erreicht haben und wie glücklich Sie mit Ihrem neuen Verhalten sind und es mit allen Sinnen sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken können.

Gedankliche Vorstellungen und ihre Wirkung

Vergleicht man gezielt die Menschen, die auf eine ganz selbstverständliche Weise bei anderen gut ankommen, mit denen, die damit Probleme haben, so taucht ein interessanter Punkt auf: Die Letzteren machen sich meist im Vorfeld viel zu viel (vor allem problematische) Gedanken. Sie malen sich die verschiedensten Horrorszenarien aus, was alles schiefgehen könnte. Und das sehr kreativ und mit erstaunlicher Hingabe.

Merke: Unsere Gedanken stehen im direkten Zusammenhang mit unseren Gefühlen und unserem Körperempfinden. Negative Gedanken – negative Gefühle, positive Gedanken – positive Gefühle.

Wir Menschen sind im Grunde ganz einfach funktionierende Wesen. Genau wie beim Selbstbewusstsein und unseren Schwächen entstehen unsere Gefühle auch beim Ausmalen von Situationen. Unsere Gedanken stehen immer in direktem Bezug zu unseren Gefühlen und die wiederum zu unserem Körper. Der kann kaum unterscheiden, was ein intensiv gefühlter Gedanke und was echte Realität ist. Malen wir uns also eine schreckliche Version einer Begegnung aus, bekommen wir normalerweise auch prompt ein unangenehmes Gefühl, das sich dann auch körperlich zuordnen lässt. Dann fühlen wir uns erst recht mies und erinnern uns in diesem Zustand an andere Begebenheiten, in denen wir uns genauso schlecht gefühlt haben. Ein Teufelskreis beginnt.

Beispiel: Armin

Armin arbeitet seit wenigen Monaten zu einem vorläufigen, relativ niedrigen Einstiegsgehalt in einer großen Firma. Vereinbarungsgemäß steht nach Ablauf der Probezeit ein erstes Gespräch mit dem übergeordneten Chef an, um das ab jetzt geltende Gehalt zu besprechen. Diesen hat er noch nie zu Gesicht bekommen. Armin stellt sich die Situation immer und immer wieder vor. Ihm fallen viele unglückliche Sequenzen seiner noch frischen Firmenzugehörigkeit ein. Es drängen sich Erinnerungen auf, in denen er ratlos war oder Fehler gemacht hatte. Armin schämt sich und hat zunehmend Angst vor dem Gespräch mit dem Chef. Diesen stellt er sich groß, streng und mächtig vor, unerbittlich und geradezu allwissend. Während dieser Gedanken bekommt Armin einen Klumpen im Magen. Was soll er nur sagen? Wie kann er nur einen positiven Eindruck machen und ein konstruktives Gehaltsgespräch führen? Nach ein paar Stunden ist Armin in einem so schlechten Zustand, dass er am liebsten krankmachen würde, nur um nicht zu diesem Termin gehen zu müssen. Sein Gehalt ist ihm inzwischen nahezu egal. Dass er nach der Probezeit überhaupt übernommen wurde, kommt ihm wie ein Wunder vor, das in dem Gespräch auffliegen wird.

Was sagt Ihnen Ihre Intuition: Wird Armin am nächsten Tag einen guten „Auftritt“ haben? Wird sein Chef ihn für einen guten Mann halten, den es gilt mit Anerkennung und einem angemessenen Gehalt ans Unternehmen zu binden?

Merke: Nicht unsere Fehler und Schwächen machen uns klein, sondern unsere mangelnde Selbstakzeptanz und negativen Vorstellungen.

Es müsste schon ein kleines Wunder geschehen, wenn das richtig gut funktioniert. Mit derlei negativen Gedanken im Vorfeld machen wir uns selbst klein und schwach, so wie Armin in unserem Beispiel. Wir projizieren unsere Macht und natürliche Autorität nach außen, auf das Leben, im Fall von Armin auf den Chef, und verfallen dadurch in ein Gefühl kindlicher Schwäche und Abhängigkeit. Dass das Konsequenzen auf unsere Gemütsverfassung, unser Körpergefühl und darüber letztlich auch auf unsere Außenwirkung hat, ist klar, oder?

ÜBUNG: EIN EXPERIMENT (TEIL 1)

Haben Sie Lust auf ein kleines Experiment? Dann legen Sie los!

1 a) Wählen Sie drei schlechte Eigenschaften, Schwächen oder Fehler von sich aus und notieren Sie sie:

1 b) Und nun eine blöde Erinnerung, in der Sie schlecht dastanden, versagt haben, kritisiert wurden oder einen Fehler gemacht haben. Nehmen Sie die erste Situation, die Ihnen einfällt!

2 a) Haben Sie’s? Nun wählen Sie drei gute Eigenschaften von sich aus und notieren Sie sie. Die guten sollten mindestens genauso stark sein wie die schlechten.

2 b) Und nun wählen Sie eine wirklich gute Erinnerung an eine Situation, in der Sie mit sich selbst richtig zufrieden waren – und andere Menschen vielleicht auch noch.

Haben Sie alles? Dann geht’s los!

Nun denken Sie an 1 a) und 1 b), also Ihre Schwächen und Fehler und an die negative Situation, in der Sie jämmerlich versagt oder sich vielleicht auch blamiert haben. Tun Sie’s. Jetzt gleich. Ist ja nichts Schlimmes, wir tun es sowieso immer mal wieder. Wenn Sie sich nun richtig auf diese miese Situation einlassen und sich mit Haut und Haaren (Bilder, Gefühle, Geräusche) daran erinnern, dann bekommen Sie mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit ein unangenehmes Gefühl. Fühlen Sie mal rein. Haben Sie’s? Wo ist es bei Ihnen? Im Brustbereich? Im Bauch? Im Kopf? Allgemein? Und wie genau? Ein Druck? Eng? Hohl? Ganz anders? Und wie genau?

Beschreiben Sie es!

Manche empfinden eine allgemeine Anspannung im gesamten Körper. Andere einen Kloß im Hals. Wieder andere einen Druck im Magen, manche fühlen sich ein bisschen nervös oder niedergeschlagen usw. Was ist es bei Ihnen? Und auf einer Skala von 0 bis 10, wie hoch ist nun Ihr Selbstwertgefühl? Antworten Sie für sich selbst!

Vermutlich ist es momentan im eher unteren Bereich. Achten Sie auch mal ganz detailliert auf Ihre Körperhaltung: Haben Sie während dieser unerfreulichen Erinnerung eine aufrechte Haltung eingenommen oder lassen Sie eher die Schultern und vielleicht auch den Kopf ein ganz kleines bisschen hängen? Dies gehört praktisch zum niedrigen Selbstwertgefühl wie der Topf zum Deckel. Vielleicht haben Sie die Luft angehalten oder die Rückenmuskeln angespannt? Wohin blicken Ihre Augen, wenn Sie an diese negative Erinnerung denken, nach unten, nach oben, zur Seite? Wie ist Ihr Atem? Beobachten Sie mal ganz genau, welche gesamte Körperhaltung Sie haben, wenn es Ihnen so mies geht wie bei dieser Erinnerung.

So geht das, wenn man sich selbst runterziehen will. Ganz einfach, stimmt’s? Aber wer will das eigentlich? Im Grunde niemand. Und doch machen wir es. Wir denken ausgiebig an negative Erlebnisse und wundern uns dann, dass wir uns schlecht und immer schlechter fühlen.

Tipp: Wenn Sie das nächste Mal bemerken, dass Sie sich auf etwas Negatives konzentrieren und sich selber runterziehen, dann sagen Sie einfach: Stopp!

Die gute Nachricht: Gefahr erkannt, Gefahr gebannt! Wenn Sie merken, dass Ihre Gedanken um etwas Unerfreuliches kreisen, sozusagen um Ihr Anti-Ziel, dann sagen Sie innerlich: Stopp! Und freuen Sie sich: Sie haben’s gemerkt! Das ist der erste Sieg und der wichtigste Schritt, etwas zu ändern.

ÜBUNG: EIN EXPERIMENT (TEIL 2)

Konzentrieren Sie sich nun einen Moment auf 2 a): drei richtig gute Eigenschaften von sich, und 2 b): mindestens eine wirklich tolle Erinnerung an einen Erfolg oder einen Moment, in dem Sie ganz und gar Sie selbst und glücklich waren. Lassen Sie sich ruhig Zeit dafür, bis Sie es genauso intensiv sehen und fühlen können wie vorhin bei Teil 1. Wie fühlen Sie sich jetzt?

Haben Sie’s? Das hat nicht nur Wirkung nach außen, sondern auch nach innen. Spüren Sie’s? Schon geht es Ihnen ein bisschen besser.

Experimentieren Sie doch ein bisschen weiter: Als Nächstes stehen Sie auf – wenn das gerade möglich ist – und gehen ein paar Schritte. Oder wenn das nicht geht (z. B. in einem Meeting kurz vor „Ihrer“ wichtigen Begegnung), ändern Sie Ihre Position und Körperhaltung. Nehmen Sie eine aufrechte Körperhaltung ein, atmen Sie tief durch, denken Sie absichtlich an ein paar Ihrer besten Eigenschaften und an einen Moment, in dem Sie gerade stark und gut drauf waren, denken Sie an Menschen, die gut über Sie denken, lächeln Sie in sich hinein und setzen Sie ein selbstbewusstes Gesicht auf – das selbstbewussteste, das Sie haben. Als wären Sie – als geborener Siegertyp – gerade in Ihrer absolut besten Form.

Tun Sie’s doch gleich mal! Es ist genauso einfach wie andersherum. Jetzt! Das gehört ab sofort zu Ihrer ganz persönlichen Trickkiste, um sich wieder aufzumöbeln.

Wenn Sie diese kleinen Experimente mitgemacht haben, haben Sie wahrscheinlich bemerkt, dass Ihre Gedanken Gefühle erzeugen, auch wenn Sie sie anfangs vielleicht nur schwach wahrnehmen. Aber unsere Gefühle sind, wenn sie intensiv genug sind, auch körperlich spürbar und können uns mental wie körperlich schwächen – oder im umgekehrten Fall auch extrem stärken. Alles hängt irgendwie zusammen: Unsere Gedanken, die Gefühle und der Körper. Und das Beste: Wir sitzen am Ruder! Es braucht nur ein bisschen Übung, um richtig hinzuspüren.

Was also tun wir, wenn wir uns auf eine wichtige Begegnung optimal vorbereiten wollen? Wir konzentrieren uns auf unsere Stärken der Positivliste. Darauf dürfen übrigens nicht nur positive Eigenschaften, sondern auch sämtliche „Errungenschaften“ stehen, die wir jemals hinbekommen haben – berufliche wie private Erinnerungen. Alles, was uns mal gelungen ist und wir geschafft haben, Kleinigkeiten und Größeres und aus allen Bereichen unseres Lebens: Beruf, Freundeskreis, Familie, Partnerschaft, Gesundheit … Auch alles, was andere Gutes über uns gesagt haben. Alles, was wir selbst an uns mögen. Diese Liste steht Ihnen dann im „Ernstfall“ zur Verfügung. Es dürfen auch zwei oder drei völlig verschiedene Situationen oder Fähigkeiten sein, die wir dann gedanklich in uns aufleben lassen. Gut ist es, diese Liste immer wieder herzunehmen, zu lesen und ständig zu ergänzen. Zum Beispiel jetzt!

Zur Vorbereitung auf eine wichtige Begegnung können wir dann diese ständig wachsende Positivliste hervorholen und uns mit Haut und Haar an diese Punkte erinnern, sie lebendig werden lassen, uns sozusagen gezielt hineinsteigern. Wie das geht?

Erinnerungen lebendig machen

In den Siebzigerjahren entstand in Kalifornien aus der Zusammenarbeit zwischen Richard Bandler (einem Psychologen) und John Grinder (einem Sprachwissenschaftler) ein interessantes Projekt. Gemeinsam beobachteten sie erfolgreiche Menschen bei der Arbeit und ihrer Kommunikation und notierten die Merkmale, die zu ihrem außergewöhnlichen Erfolg beitrugen. Im Vordergrund dieser Forschungsarbeit stand die Analyse der drei berühmtesten Therapeuten jener Zeit: dem Gestalttherapeuten Fritz Perls, der Familientherapeutin Virginia Satir und dem Hypnosetherapeuten Milton Erickson. Das Ergebnis war das sogenannte NLP, Neuro-Linguistische Programmieren, dem auch die Kriterien der positiven Zielformulierung entnommen sind.

Aus zahllosen Videoaufzeichnungen und der akribischen Analyse von allen möglichen Kriterien wie Körpersprache, Mimik, Gestik, Abstand, Lautstärke, Sprachverhalten, Inhalte usw. entstand schließlich eine Reihe von Techniken, die lehr- und lernbar sind. In den letzten vierzig Jahren hat sich NLP in Bereichen wie Persönlichkeitsentwicklung, Wirtschaft, Pädagogik und Gesundheitswesen weiterentwickelt und bietet heute eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten in allen möglichen Bereichen des Privat- und Berufslebens.

NLP: DEFINITION

Neuro- wie wir die Welt durch unsere Sinneskanäle wahrnehmen

Linguistisches wie wir Geschehnisse durch Sprach- und Denkmuster interpretieren

Programmieren wie Sprache und eigenes Verhalten auf uns selbst und unsere Mitmenschen wirkt

Im NLP gibt es eine Technik, die uns hilft, ganz gezielt erwünschte Zustände, Stimmungen und Selbsteinschätzungen aufzurufen. Es wird dabei mit Erinnerungen gearbeitet, die konstruktiv waren. Diese Technik heißt „moment of excellence“.

Dazu werden systematisch all unsere Sinneskanäle in einer intensiven Vorstellungsübung genutzt. Unter Sinneskanälen werden im NLP unsere fünf Sinne verstanden: Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken. Jede Wahrnehmung erreicht uns über einen Mix aus diesen Sinnen. Und jede Erinnerung ist eine für uns auf ganz typische Weise abgespeicherte Wahrnehmungsmixtur, die uns später im Negativen „heimsucht“ oder die wir im Positiven absichtlich wieder aufrufen können und als Kraftquelle nutzen.

Bei dieser Technik suchen wir zunächst gezielt eine Erinnerung, in der wir uns in einem positiven, geradezu idealtypischen Zustand befunden haben. Die erinnerte Situation sollte am besten gefühlsmäßig „verwandt“ mit der Situation sein, auf die wir uns vorbereiten möchten. Wollen wir also z. B. unser Selbstbewusstsein für eine neue, wichtige Begegnung aufmöbeln, so finden wir in uns erst mal eine Erinnerung, in der wir uns schon mal selbstbewusst gefühlt haben – egal, mit wem und in welchem Umfeld.

ÜBUNG: POSITIVE ERFAHRUNGEN NUTZEN

Das Thema sollte absolut konkret und greifbar sein. Auf welche vor Ihnen liegende Situation möchten Sie sich vorbereiten? Und welche Fähigkeit bzw. innere Haltung möchten Sie für diese Situation in sich etablieren oder verstärken?

Haben Sie’s? Finden Sie nun ein oder zwei gute Erinnerungen, die Ihnen bei Ihrem gewünschten Zustand als Basis dienen können, weil sie genau diese Fähigkeit oder innere Haltung repräsentierten.

Jetzt steigen Sie ein in diese Situation und nehmen alle Sinneseindrücke wahr, die sie hergeben.

Oder möchten wir an unserer Fähigkeit, auf Menschen zuzugehen, arbeiten, finden wir in uns eine Erinnerung, in der wir schon mal erfolgreich auf einen Menschen zugegangen sind. Je stärker und positiver die Erinnerung ist, umso leichter wird uns die Übung fallen.

Fakt ist: Wir können uns nichts wünschen, das wir nicht schon kennen. Das heißt, der gewünschte Zielzustand hat irgendwann schon einmal in uns stattgefunden. Vielleicht in abgewandelter Form, in unterschiedlichem Umfeld, mit anderen Menschen, in anderer Färbung, aber wir wissen genau, wie es sich anfühlen sollte, weil wir es schon einmal hatten. Darauf baut diese Technik auf. Möchten Sie es gleich mal ausprobieren?

Beispiel: Vera

„Es geht um ein vor mir liegendes, erstes Treffen mit einer Internetbekanntschaft. Mein Idealzustand hierfür ist, dass ich bei diesem Treffen entspannt und offen bin für das, was dabei entstehen kann. Ich stelle mir dieses selbstbewusste, relaxte Gefühl vor, es ist ein warmes Gefühl, hier im Bauch und im Herz. Es strahlt irgendwie in alle Richtungen aus und ich fühle mich weich und zugleich kraftvoll. Ich kann mit anderen Menschen so sein, wie ich gerade bin. Genauso ist es gut.

Woher kenne ich dieses Gefühl, wann hatte ich das schon mal? Hm. Ja, z. B. als ich früher manchmal Nachhilfe gegeben habe. Da habe ich mich oft mit meinen „Schülern“ so gefühlt. Ich war natürlich selbstbewusst, weil ich einen Alters- und Wissensvorsprung hatte. Und ich mochte meine Schützlinge schon von vornherein, selbst wenn ich sie noch nie gesehen hatte und es ein Ersttermin war. Ich fühlte mich genauso offen und herzlich und ganz locker. Ja, dieses Gefühl ist die ideale Ausgangsbasis.“

Wenn eine geeignete Erinnerung gefunden ist, dann gehen wir sie Schritt für Schritt durch unsere fünf Sinneskanäle durch: erst visuell, dann auditiv, dann gefühlsmäßig, dann eventuell über das Schnuppern/Riechen und über den Geschmack.

UNSERE GESPEICHERTEN ERINNERUNGEN

Alle Erinnerungen sind über unsere damaligen Sinneswahrnehmungen gespeichert:

V (visuell) was wir gesehen haben

A (auditiv) was wir gehört haben

K (kinästhetisch) was wir gefühlt haben

O (olfaktorisch) was wir gerochen haben

G (gustatorisch) was wir geschmeckt haben

Visuell: Zunächst rufen wir wie bei einem inneren Foto oder Kinofilm alle sichtbaren Ereignisse aus dieser Situation auf: Was gab es damals zu sehen, ist es in Ihren Gedanken eher ein Film oder ein Bild? Wie groß sehen Sie es? Mit einer Art Bilderrahmen drumherum oder so, als wären Sie wieder in dieser Situation mit 360-Grad-Blickwinkel? Ist es farbig oder schwarz-weiß? Eher dunkel oder hell? Wenn farbig: welche Farben hauptsächlich? Kräftig oder eher zarte Farben? Ist es scharf oder leicht verschwommen, nah oder fern?

Sehen Sie sich von außen in der Situation oder schauen Sie aus sich heraus in die Umgebung? Sie können sich, wenn Sie Lust haben, hierzu Notizen machen. Es ist interessant, das später auszuwerten – vor allem im Vergleich mit einer negativen Erinnerung. Die sind nämlich meist in entscheidenden Punkten anders.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869105499
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (Oktober)
Schlagworte
Erster Eindruck Positiven-Eindruck-hinterlassen Selbstbewusstseins-Training Selbstcoaching Selbstcoaching-Ratgeber Selbstdarstellung Sicheres Auftreten

Autor

  • Jutta D. Blume (Autor:in)

Die erfolgreiche Autorin und Dipl.-Psychologin Jutta D. Blume leitet eine Praxis für Psychotherapie. Sie ist Hypnosetherapeutin, Gesprächspsychotherapeutin, NLP-Trainerin sowie akkreditierte Insights- Beraterin. In den Medien ist sie aufgrund ihrer großen Erfahrung eine geschätzte Expertin für Kommunikationsthemen. Mit diesem Ratgeber liefert sie ein außergewöhnlich praktisches und zeitgemäßes Training für einen umwerfenden ersten Eindruck.
Zurück

Titel: Mit dem ersten Eindruck begeistern