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Sex nach sechs Stunden

So verführen Sie Frauen im Handumdrehen

von Armin Fischer (Autor:in)
184 Seiten

Zusammenfassung

Ein Mann kann jede Frau verführen, die er will. Leidenschaft, Lust und Hingabe sind keine bewussten Entscheidungen, sondern unterliegen dem Instinkt. Der Autor zeigt, dass Frauen in erstaunlich kurzer Zeit zum Sex bereit sind – wenn der Mann das Richtige tut.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Impressum

Armin Fischer: Sex nach sechs Stunden

ISBN 978-3-86910-570-3 (EPUB)

ISBN 978-3-86910-580-2 (PDF)

ISBN 978-3-86910-581-9 (Print, 3. Auflage))

 

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© 2012 humboldt

Eine Marke der Schlüterschen Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG

Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

 

Autor und Verlag haben dieses Buch sorgfältig geprüft. Für eventuelle Fehler kann dennoch keine Gewähr übernommen werden. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.

 

Lektorat: Alexandra Steiner, München

Covergestaltung: DSP Zeitgeist GmbH, Ettlingen

Coverfoto: Shutterstock/Morozova Oxana

 

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Der Autor: Armin Fischer ist Journalist und Autor in München. Er hat in seinem Bestseller »Frauen. Eine Bedienungsanleitung, die selbst Männer verstehen« bereits das Verhalten des schönen Geschlechts entschlüsselt. Nun widmet er sich voll und ganz der erfolgreichen Verführung.


Vorwort

Wenn du eine Frau willst, geh hin und nimm sie dir. Das könnte die Kurzform dieses Buches sein.

Ja, natürlich ist uns klar, dass Frauen die auswählende Rolle bei der Partnerfindung übernehmen. Das hat tiefere biologische Ursachen, auf die ich später im Detail eingehe. Ein Verführer aber, ein überlegener Mann, der die Interaktion von Frau und Mann verstanden hat, vermag es mehr und mehr, die Selektionsrichtung zu ändern: Vom Ausgewählten wird er zum Auswählenden. Das ist der Kern dieses Buches. Es zeigt Ihnen die Grundlagen, den Weg und die Techniken, die Sie brauchen, um als überlegener Mann aus einer Vielzahl von Frauen auszuwählen. Dass Sex in diesem Zusammenhang keine Frage von Wochen oder Monaten ist sondern von Stunden, versteht sich. Und es deckt sich im Übrigen ziemlich genau mit Erkenntnissen der Flirtforschung: Vom ersten Kennenlernen bis zum Sex vergehen im Durchschnitt nicht viel mehr als sechs gemeinsame Stunden – wobei diese natürlich aufgeteilt sein können in beispielsweise drei Dates.

Sex mit einer fast fremden Frau ist keine Sensation und kein Zauberkunststück, sondern eine natürliche und folgerichtige Zuspitzung des emotionalen Bündnisses, das Sie in den gemeinsamen Stunden geschaffen haben. Wenn Sie es richtig gemacht haben, hat die Frau gar keine andere Wahl. Leidenschaft, Lust und Hingabe sind keine bewussten Entscheidungen, sondern kommen aus dem Instinkt.

Passen Sie auf: Wenn Sie sich nicht um diese Dinge kümmern und sich nicht mit diesem überlebenswichtigen Thema beschäftigen, kann es sein, dass Ihre Gene für immer und endgültig aus dem Kreislauf des Lebens gelöscht werden. Wollen Sie das? Wohl kaum.

Der Verführer ist »in«. Im Fernsehen laufen Reality TV-Shows, in denen die Kamera bekannte »Pickup Artists« dabei beobachtet, wie sie in Bars und auf der Straße schöne Frauen ansprechen und »aufsammeln« (»to pick up«). Flirtschulen und Verführseminare speziell für Männer boomen.

Es hat gute Gründe: Der Identitätsverlust des Mannes in den letzten drei Jahrzehnten ist deutlich, es fehlt an Initiationsriten und männlichen Vorbildern. Viele Männer orientierten sich eine Weile an Rollenbildern, die für das Verführen von Frauen nur unzureichend geeignet sind. Es entstand ein echtes Wissensdefizit in Sachen Männlichkeit. Was früher selbstverständlich war, wird heute neu erlernt.

Männer, denen die natürliche Fähigkeit, Frauen zu verführen im Blut liegt, nennt die »Seduction community«, eine weltweite Bewegung, die sich mit der Kunst der Verführung beschäftigt, »Naturals«. Mein Onkel, ein echter Münchner »Stenz« wie aus einem Helmut Dietl-Film, war so einer, einige meiner besten Freunde sind es auch. Vielleicht hatten auch Sie prägnante Vorbilder, vielleicht wurden Sie dadurch sogar selbst ein Natural. Gratuliere! Lesen Sie das Buch trotzdem, auch Sie können noch was lernen! Vielleicht aber spüren Sie, dass viel mehr in Ihnen steckt, als Sie bisher ausleben konnten. Dann müssen Sie dieses Buch lesen, Ihren Genen zuliebe.

Wenn Sie einige Grundregeln und ein von der Natur genau festgelegtes Ablaufschema befolgen (siehe Kapitel 5), ist es ein Kinderspiel, die schönsten Frauen in kürzester Zeit ins Bett zu bekommen. Lernen Sie es und genießen Sie es. Das widerspricht dem Konzept der großen Liebe überhaupt nicht. Denn die Frau fürs Leben werden Sie viel einfacher finden, wenn Sie mehr als eine einzige kennenlernen.

Bedenken Sie aber: Die Wirkmechanismen, die Sie hier erfahren, sind so zuverlässig, dass es für Sie zur bloßen Routine werden kann, schöne Frauen anzusprechen, sie zu verführen und mit ihnen zu schlafen. Ich kann Sie zwar nicht daran hindern, das zu tun, aber ich empfehle es nicht (oder jedenfalls nicht uneingeschränkt). Das Ziel der Übung ist nicht, zum »Sozialroboter« zu werden, der mit standardisierten und eingeübten Routinen jede Frau »rumkriegt«, aber das Gefühl dabei vergisst. Sondern im Gegenteil: Lieben Sie jede einzelne Frau, mit der Sie schlafen. Dann wird es gut, und nur dann wird übrigens auch der Sex wirklich gut.

Armin Fischer


1  Sucht, Glück, Sex und Biologie

Sex ist antiintellektuell, instinktgesteuert, manchmal wild, verschwitzt und uncool, manchmal schmutzig, gern versaut. Sex ist ein Kristallisationspunkt unserer Existenz, mächtig, allmächtig manchmal, überwältigend – hoffentlich. Und ganz und gar nicht kopfgesteuert – hoffentlich nicht.

Genau so sollten Sie es halten, und viel mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen. Wäre da nicht die vertrackte Frage: Wie kommen Frau und Mann eigentlich zusammen, was zieht sie an, was lässt die Sicherungen durchbrennen, was hält sie, was macht sie süchtig und abhängig voneinander? Und was bindet und schweißt sie für immer (Vorsicht!) zusammen?

Bevor es richtig losgeht, ein kleines Brainstorming und einige geniale Erkenntnisse der Wissenschaft, die sich in den letzten Jahren verstärkt auf dem Minenfeld Mann-Frau zu schaffen macht. Einiges wird Sie überraschen, einiges aber ahnten Sie vielleicht auch schon – wenn Sie mit Herz und Körper lieben oder liebten.

1.1  Was uns süchtig macht: Hormone & Leidenschaft

Sex kann süchtig machen. Und nicht nur Sex. Der Geruch des geliebten Menschen, seine Berührungen, seine Stimme, seine bloße Anwesenheit. Der Wunsch, mit einem bestimmten Menschen zusammen zu sein, kann überwältigend werden, wie ein Rausch. Eine Droge, die es nicht auf dem Schwarzmarkt zu kaufen gibt, und die auch der Arzt nicht verordnen kann. Sondern eine, die unser eigener Körper produziert, die uns von innen überwältigt und antreibt, irrwitzige Dinge zu tun, die wir sonst nie getan hätten: aus einem Helikopter kübelweise Rosen über dem Haus der Geliebten abwerfen; plötzlich jeden Morgen 15 Kilometer joggen, um wieder sportlich und schlank zu werden; um die halbe Welt reisen – für eine einzige Nacht, vielleicht nur für einen einzigen Kuss – Beispiele könnten wir hier beliebig viele aufzählen. Was ist los mit uns? Spinnen wir, wenn uns die Liebe überfällt?

In gewisser Weise – ja. Die Wissenschaft ist den »Durchdreh-Stoffen« in unserem Körper auf der Spur, und fast an einem Punkt, an dem sie das Geeiere und Gezerre, das Bangen und Hoffen, Schmachten und Sich-Verzehren der Verliebten erklären kann.

Warum es losgeht, durchschaut die Wissenschaft (noch) nicht so genau, sie beobachtet aber, dass dann, wenn die Verliebtheit eingeschlagen hat, eine Menge passiert. Deutlicher: Innere hormonelle Dämme brechen, Wolfsrudel fangen an zu heulen, die Titanic sinkt, die Erde bebt. Das Warum ist aber vielleicht auch banal: Wir warten darauf. Wir, unser Körper, unsere Sinne, unser Fleisch und Geist, ist stets auf der Lauer – dass »es« passiert. Dass wir IHR oder IHM endlich begegnen. Nur ein paar kleine Rahmenbedingungen müssen stimmen – und zack!

Arthur Aron, Psychologe und »Liebesforscher« (bekannt geworden vor allem durch das »Brückenexperiment«, siehe Seite 106, Kapitel 5), fasst die Ergebnisse seiner jahrelangen Studien so zusammen: »Es scheint, als ob wir einfach nur auf einen attraktiven Menschen warten, der etwas tut, das wir als folgendes Zeichen deuten können: Ich mag dich.« Attraktivität und Zuneigung – das sind die simplen Grundzutaten, damit die Achterbahnfahrt losgehen kann.

Aber dann! Wenn plötzlich alles passt, wenn man diese Schwingungen spürt, wenn die Luft zittert, wenn man sich immer näherrückt, wenn aus dem konventionellen Ein-Meter-Abstand, den wir üblicherweise einhalten, 50 Zentimeter werden. Dann nur noch 15. Wenn wir nichts weiter wollen, als mehr und näher und enger und … und … und … – dann hat uns zwar noch nicht die Liebe gepackt, aber die Leidenschaft und die Verliebtheit. Dann drehen wir durch. Unsere Hormonpumpen arbeiten, unser Körper kommt ins Schwitzen, Adrenalin jagt durch die Adern und unsere Augen sehen plötzlich nicht mehr klar und deutlich. Wir sehen nur noch »schön«.

Was ist los? In unserem Gehirn verändert sich massiv etwas, wenn wir verliebt sind. Der Serotoninwert im Körper Verliebter sinkt dramatisch – und ähnelt damit sehr dem Profil, das man auch von Patienten kennt, die unter neurotischen Zwangshandlungen leiden: fünfmal nachsehen, ob die Tür wirklich abgeschlossen ist, sich fünfzigmal am Tag die Hände waschen, beim Verlassen das Hauses eine exakte Route einhalten und auf keinen Fall aufs falsche Pflaster treten und Ähnliches. Verliebte werden also in gewisser Weise zu Neurotikern – nur sind es hier weniger die Handlungen, die in ein Zwangsraster gepresst werden, sondern die Gedanken: Alles kreist plötzlich nur noch um die Zielperson unserer Begierde. Hochgradig verliebte Studenten, die an einer wissenschaftlichen Studie teilnahmen, gaben an, dass sie mindestens vier Stunden am Tag damit beschäftigt waren, intensiv an das Objekt ihrer Begierde zu denken.

 

Die Glücksboten

Serotonin und Dopamin sind chemisch verwandte Stoffe, die im Körper an vielen Stellen regelnd eingreifen und sich gegenseitig beeinflussen. Beide wirken stimmungshebend. Während Serotonin auch das Blutdrucksystem, den Magen-Darm-Trakt und das Zentralnervensystem positiv beeinflusst, schreibt man dem Dopamin die heftigen Glückserfahrungen zu, die im Gehirn zum Beispiel durch Drogen oder einen Orgasmus entstehen. Unabhängig davon ist Dopamin an zahlreichen grundlegenden und lebensnotwendigen Steuerungs- und Regelungsvorgängen im Körper beteiligt.

 

Verliebtsein versetzt unser Gehirn also in einen labilen Unglückszustand, der nur durch das Wiedersehen des geliebten Menschen vorübergehend geheilt werden kann. Es ist eine innere Pein und ein Schmerz, den der Körper aufbaut – um das Streben nach Erlösung umso drängender zu machen. Die Belohnung folgt auf dem Fuße: Alles löst sich auf in Ruhe, Gelassenheit und Glücksgefühle, wenn wir unseren Schatz endlich wiedersehen. Der Serotoninspiegel steigt vorübergehend, der Glücksstoff Dopamin wird kurzfristig mit dem Rasensprenger im Gehirn verteilt, das Angstzentrum im Gehirn (Amygdala) ist deaktiviert – schlagartig geht es uns gut. Aber nur, solange wir mit unserem Herzblatt zusammen sind.

Leiden und Belohnung: Nichts weiter als einer von vielen biologischen Tricks der Evolution, um uns dazu zu bringen, das zu tun, was wir tun müssen: uns paaren und vermehren. Darum sind die ersten acht Wochen (oder 9½, wie in dem Kinoklassiker) einer Beziehung eine anstrengende, manchmal katastrophale, auf jeden Fall aber aufregende Achterbahnfahrt.

1.2  Was uns glücklich macht: Hormone & Liebe

Wenn die genialen biologischen Mechanismen unserer Körper den ersten Leidenschaftskick erzeugt haben, ist das aber erst der Anfang. Worauf die Biologie abzielte, war Vereinigung, Verschmelzung der Körper, Sex. Wenn das im Turbotempo vor sich ging, sind unsere Gene darüber nicht traurig. Im Gegenteil, sie jubeln. Im evolutionsbiologischen Sinne ist eine Drei-Minuten-Wäschekammer-Affäre ein höchst erfolgreicher Akt: Wham-Bam, thank you Ma’am.

Die Natur belässt es aber nicht dabei. Sie denkt auch an später. Klar, das Zeugen ist das A und O, ohne Beischlaf keine Fortschreibung unserer Gene. Wenn das aber erledigt ist, plant die Natur schon weiter: Der Nachwuchs muss auch aufgepäppelt werden, das Baby braucht Schutz und Versorgung – zumindest für eine gewisse Zeit. Dafür ist es am besten, wenn die beiden Elternteile für eine Weile zusammenhalten und ein Team bilden. Darum sind wir Wesen, die sich nicht täglich quer durch die Fußgängerzone vögeln, sondern eher temporär-partiell monogam veranlagt. Kurz – wir wollen mehr als Sex: Bindung, Liebe, Verlässlichkeit, eine Partnerschaft, die hält. Auch dafür hat die Wissenschaft den Geheimstoff entdeckt.

 

Oxytocin: Klebstoff der Liebe

Oxytocin ist, populärwissenschaftlich gesprochen, ein Hormon der Bindung, das uns lebenslang begleitet. Durch das Saugen eines Babys an der Brust der Mutter wird deren Oxytocin-Ausschüttung angeregt, was einerseits für einen schnelleren Milchfluss sorgt, andererseits bei der Frau wohlige bis lustvolle Gefühle hervorruft. Dieser angenehme Wirkkreislauf sorgt letztlich für eine stärkere emotionale Bindung von Mutter und Kind. Die Sexualwissenschaft hat herausgefunden, dass ein ähnlicher Effekt der Zufriedenheit und Bindung, ausgelöst durch Oxytocin, auch kurz nach dem Orgasmus von Mann und Frau auftritt und so die sexuelle Vereinigung sozusagen emotional aufwertet. Der Name Oxytocin kommt aus dem Griechischen und bedeutet »schnelle Geburt«. Kontraktionen der Gebärmuttermuskulatur, die der Stoff bewirkt, sorgen einerseits beim Orgasmus dafür, dass das Sperma des Mannes regelrecht »eingesaugt« wird; andererseits lassen sich damit bei Schwangeren die Wehen auslösen. Oxytocin wird daher in der Geburtshilfe seit langem als Medikament eingesetzt, das den Geburtsvorgang beschleunigt.Der Rausch der Leidenschaft kann nicht ewig andauern, das würde unser Körper nicht durchhalten. Ständig gebeutelt zwischen Hoffen und Bangen, Sehnsucht und Wiedersehen. Kurzfristig den Kopf gespült mit Glücksdrogen, dann Entzug, neues Leiden, Angst und Depression. Darum stellt sich nach einer Weile wieder Normalität ein: Die Sucht, der Rausch verfliegt, die Droge wirkt nicht mehr. Damit die Partner aber im evolutionär vorteilhaften Sinne eine Weile zusammenbleiben, hat die Natur eine andere starke Waffe im Arsenal: Oxytocin, das »Bindungshormon« schlechthin. Dieser »Beziehungsklebstoff« macht es möglich, eine leidenschaftliche Affäre in eine beständige Partnerschaft umzuwandeln – wenn die Partner denn überhaupt zusammenpassen und zusammenkommen wollen. Denn was in den leidenschaftlichen ersten paar Wochen passierte, geschah im Rausch. Ob es einer nüchternen Betrachtung standhält, zeigt sich erst danach.

 

Oxytocin ist ein Dopamin-Ankurbler erster Güte – diesen Glücksstoff des Gehirns hatten wir bereits zuvor erwähnt. Aber im Gegensatz zum suchthaften Wechselspiel des Dopamins mit dem Serotonin, das den rauschhaften Zustand des Verliebtseins kennzeichnet, sorgt Oxytocin auf eine friedvolle Weise für den wohligen Dopamin-Regen im Gehirn. Man kann sagen, es stellt die Beziehung – vorher flatterhaft, unsicher und nervös – auf gesunde Beine. Die Liebe wird erwachsen.

Massenhaft freigesetzt wird das Hormon – raten Sie mal – beim Orgasmus. Um das zehn- bis zwanzigfache steigt der Oxytocin-Pegel bei Mann und Frau kurz nach dem Orgasmus an – und ist verantwortlich für die entspannte Zufriedenheit nach dem Sex. Frauen, die multiple Orgasmen erleben, schwingen sich zu einem regelrechten Oxytocin-Rausch auf. Mehr, mehr, mehr …

Wissenschaftler sind heute der Meinung, dass Oxytocin für uns der wichtigste Bindungsklebstoff ist. Zwei Menschen, die aufeinander mit der Ausschüttung dieses Hormons reagieren, sind ziemlich solide zusammengeschweißt. Und das Spiel der Bindungsstoffe scheint sogar eine Eigendynamik zu entwickeln. Nach einiger Zeit ist es nämlich so, dass Partner durch einen einfachen Körperkontakt, eine Umarmung, eine Berührung einen Oxytocin-Ausstoß erleben. Nicht so wuchtig wie bei einem Orgasmus, aber immerhin. Berührungen, die gepflegt werden, und körperliche Nähe sind deshalb auch ein wesentliches Fundament für eine Beziehung, die etwas länger dauert als ein paar Stunden oder heftige Monate.

1.3  Sex nach sechs Stunden

Von vielen meiner weiblichen Bekannten kam bezüglich des Buchtitels »Sex nach sechs Stunden« fast standardmäßig (halb scherzhaft) der Satz: »Sechs Stunden? So lange? Das geht doch auch in ein oder zwei Stunden!« Sie haben völlig Recht. Wenn beide es wollen und keine äußeren Hindernisse im Wege stehen, reicht auch eine intensive Stunde in einer Bar oder in einem Café für das präkoitale Beschnuppern. So schnell sind wir bereit, uns mit einem völlig Fremden einzulassen. Zum einen, weil es Spaß macht. Zum anderen sind Flirten und Sex auch Tests, um herauszufinden, ob es der/die Richtige ist. Weil Frauen durch die Pille oder andere Methoden ihr Schwangerschaftsrisiko besser einschränken können denn je, ist auch für sie Sex nicht mehr der letztgültige, ultimative Akt einer Beziehung oder Partnerschaft, sondern eher eine Stufe auf dem Weg dorthin. Für uns Männer war es ja noch nie etwas anderes als eine Suche.

So setzt »Sex nach sechs Stunden« also eher den Zeitrahmen nach oben fest. Wenn es wesentlich länger dauert, wird wahrscheinlich gar nichts mehr daraus. Dann ist irgendwas schiefgelaufen. Diese sechs Stunden müssen aber nicht »am Stück abgearbeitet« werden. Realistischer und lebensnaher ist eine Aufteilung in Liebeshäppchen: ein erstes Date im Park, ein Abendessen, ein gemeinsames Kochen – und hoppla, dann ist es passiert … Zufall oder Notwendigkeit? Die Natur lacht sich eins und sagt: »Da hab ich euch aber mal wieder schön eingelullt – und am Ende habt ihr guten Sex gehabt, danke! Und hoffentlich funktioniert die Verhütung nicht perfekt, denn es muss doch weitergehen mit der Menschheit.« (Dass Sie sich, unabhängig von den größeren Plänen der Natur, beim Sex mit einer neuen Partnerin durch ein Kondom schützen sollten, ist klar.)

Beobachtungen und wissenschaftliche Studien zeigen: Wenn es zum Sex zwischen Mann und Frau, die sich neu kennenlernen, kommt – dann geschieht das zu 80 Prozent beim ersten bis dritten Treffen. Passable Chancen gibt es noch beim vierten Treffen, aber danach sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Sex zwischen diesen beiden Kandidaten überhaupt jemals stattfindet, rapide. Und dann ist auch die Sex-entscheidende Sechs-Stunden-Frist abgelaufen. Nichts geht mehr.

Aber egal, wie viele Minuten, Stunden oder Tage bis zum ersten Sex vergehen: Gewisse Stufen der Annäherung müssen auf jeden Fall eingehalten werden – ohne die geht es nicht. Flirtforscher, die erstmals den magischen Moment des ersten Kennenlernens zweier Sexkandidaten unter die Lupe nahmen, waren fasziniert davon zu sehen, dass eine gewisse Reihenfolge im Ablauf der romantischen Geschehnisse unbedingt und in jedem Fall eingehalten werden muss – wenn das Vorhaben denn zum Erfolg (Koitus) führen soll. Als sie die Muster erkannten, sahen sie plötzlich die Paare wie mit festgeklebten Post-its auf der Stirn vor sich: »Fass mich an!«, »Erzähl mehr, es erregt mich!«, »Komm näher!«, »Halt, ich bin noch nicht so weit!«, »Ich bin schon ganz heiß!«, »Lass uns noch woanders hingehen …« Es war plötzlich alles so klar, dass die Wissenschaftler mit großer Sicherheit vorhersagen konnten, ob ein Paar die Bar gemeinsam verlassen würde oder nicht.

Für den Verführer bedeutet das: Wenn er die Stufen der Annäherung kennt und verinnerlicht hat, muss er gar nicht viel tun. Eher weniger. Nur nichts falsch machen und warten, bis ihm die Frau wie eine reife Frucht in die Arme fällt. Irgendwann gibt es einen Punkt, an dem sie gar nicht anders kann. Wir kommen bald darauf zurück – versprochen!


2  Das erotische Minenfeld

Liebe, Beziehung, Leidenschaft, Affäre, Treue – all diese Worte sind mit Erwartungen behaftet. Und mit Verhaltensmustern verbunden, die wir aus Filmen, Romanen und Geschichten aus Zeitungen kennen. Die Worte sind Hilfskonstrukte, an denen wir uns festhalten.

2.1  Die großen Worte

Die Liebe gehört nicht zu den urzeitlichen Grundgefühlen des Menschen wie Hunger, Sexualtrieb, Angst, Schmerz. Nein, sie ist ein – zwar wunderbares und prima funktionierendes, aber dennoch – soziales Konstrukt, das wir uns wuschgemäß zusammenbasteln. Liebe ist die von uns selbst erschaffene Manege, in der die wilden Pferde Gier, Trieb, Leidenschaft und sexuelle Ekstase brav im Kreis trotten sollen, damit wir alles schön im Griff haben. Die Pferde tun uns bisweilen den Gefallen, aber nicht immer, denn sie sind wild. Sie brechen gern mal aus. Brennen durch, in die Prärie, rennen, schnaufen, paaren sich und wollen frei sein. Der Kern der Liebe zwischen Mann und Frau ist die sexuelle Spannung, der Trieb, es miteinander zu treiben. Falls Sie etwas anderes glauben, haben Sie zu viel in der Bibel gelesen oder sind von dem vielen Zuckerguss, den wir über die Liebe kippen, schwindlig geworden. Sex ist die Kraft, die sie zusammengeführt hat, und so sollte es sein und bleiben. Sex zwischen Mann und Frau ist unser Bindungselexier.

Das erste große Wort: Liebe
Populäre Irrtümer über die Liebe – Irrtum Nummer 1: Wahre Liebe hält ewig

Ein verbreiteter Irrglaube: Wenn es nicht gehalten hat, dann war es keine wahre, keine echte Liebe. Doch, das war es. Sonst hättet ihr es wahrscheinlich gar nicht bis ins Bett geschafft, oder jedenfalls nicht mehr als einmal. Es gibt keine größere oder kleinere Liebe – es gibt nur die Liebe. Und wenn sie uns packt, dann ist es für den Moment der richtige Partner. Wie lange dieser Moment andauert, steht auf einem ganz anderen Blatt. Ein guter Verführer wurde gefragt: »Wie viele Frauen in deinem Leben hast du geliebt?« Seine Antwort: »Jede einzelne, mit der ich geschlafen habe.« Das ist gleichzeitig eines der Geheimnisse eines jeden guten Verführers, angefangen mit Großmeister Casanova: Lassen Sie sich ganz auf die Frau ein, leben Sie im Jetzt und lieben Sie im Jetzt. Erst eine Frau, die Liebe spürt, wird sich wirklich öffnen.

In einer kurzen, innigen Liebesbeziehung, die vielleicht nur zwei Tage dauert, kann sich alles entfalten, was zur Liebe gehört: Verlangen, Lust, Leidenschaft, Sehnsucht, Erfüllung, tiefes Glück und Vertrauen. Und danach ist es vielleicht vorbei. Vielleicht ist der Urlaub zu Ende, oder ein unerwarteter Dritter taucht auf, oder man verliert sich aus anderen Gründen. Egal. Entscheidend ist, dass Sie der Liebe in diesen zwei Tagen alle Chancen gegeben haben. Starren Sie also nicht auf die Liebe als Zielvorstellung (und nehmen Sie niemandem das Versprechen ab, Sie für immer zu lieben), und trauern Sie auch nicht um eine vergangene Liebe. Sondern leben Sie die Liebe im Jetzt.

Irrtum Nummer 2: Liebe überwindet alles …

… und wenn die Beziehung nicht funktioniert, dann mangelt es an Liebe. Liebe ist – sehen wir der Sache ins Auge – kein Garant für eine erfolgreiche Beziehung. Liebe kann eine gute Ausgangsbasis sein, um eine dauerhafte Partnerschaft zu schmieden. Aber nicht notwendigerweise. Auch Menschen, die nicht zusammenpassen, die nicht auf einer Wellenlänge liegen, die sich zu sehr voneinander unterscheiden, um auf Dauer ein Paar zu werden, können sich lieben. Und immer, wenn die Gegensätze trotz Liebe zu groß sind, wird es schwierig: Man kämpft um die Liebe, man möchte den anderen behalten, man versucht, sich zu ändern und alles recht zu machen. Man liebt und leidet. Es muss doch klappen! Es ist doch Liebe! Die Wahrheit ist: Es ist Liebe, aber es klappt trotzdem nicht. Ein Zitat meiner geschätzten Kollegin Nina George, alias Anne West (siehe Literaturverzeichnis): »Eine Beziehung funktioniert nicht von selbst, und die Liebe kann den Job auch nicht für Sie erledigen.«

Liebe, diese Mixtur unserer Hormonausschüttungen, unserer Idealvorstellungen und Traumbilder und des gesellschaftlich Erwünschten, trifft zwei Menschen überraschend und relativ wahllos. Es ist einfach ein kleines Experiment der Natur, das mehr oder weniger gut klappen kann, Versuch und Irrtum, oder auch Dauererfolg. Der Natur kann das relativ egal sein, sie gewinnt immer, denn für eine Serie von innigen Verschmelzungsvorgängen wird es reichen. Die Menschheit ist wieder mal gerettet!

Irrtum Nummer 3: Nur die Liebe auf den ersten Blick ist die »echte«

Der vielleicht populärste romantische Irrtum. Es ist ja auch eine schöne Vorstellung: Zwei Menschen treffen sich, sehen sich in die Augen – und zack!, sie sind ab sofort quasi verschmolzen, verheiratet oder sonst was. Und tatsächlich, diese Fälle gibt es wirklich, sonst würden sie nicht so gern in der Literatur und in Schnulzenfilmen zitiert. Der Normalfall sieht jedoch ein wenig anders aus: langsames Beschnuppern, ein wenig Flirten, den anderen austesten, sich körperlich annähern, probeweise den Geruch des anderen inhalieren, … Darauf kommen wir später ausführlich zu sprechen.

Liebe ist ein Gefühlscocktail, der in der Zubereitung ein wenig Zeit braucht. Darum ist der Ausruck »Liebe auf den ersten Blick« auch etwas irreführend. Was da passiert, ist noch keine Liebe. Aber die Liebesschleusen öffnen sich vielleicht durch den Blick auf etwas, das man schon so lange gesucht hat. Das interne »Verbandelungsprogramm« springt an, wir sind ganz »Auge und Ohr«. Dieser Mensch könnte es sein, Achtung! Nein, er ist es! Wenn zwei sich treffen, bei denen es gleichzeitig klingelt, dann kann es wirklich zack-bumm gehen. Das nennen wir dann »Liebe auf den ersten Blick«.

Liebe ist eine Himmelsmacht, einerseits ja. Und andererseits greifen wir (mehr oder weniger bewusst) steuernd ein. Wir können uns vorteilhaft oder weniger vorteilhaft verhalten, attraktiv wirken oder zurückweisend. Ein guter Verführer wird die Liebe, das Mächtigste aller Bindungsinstrumente, immer charmant und liebevoll willkommen heißen – und schauen, dass sie sich wohlfühlt. Er wird das Tor weit öffnen, durch das die Liebe mit einem Mal ganz unauffällig hereinspaziert. Und er sorgt dafür, dass das nicht zwei Jahre dauert, sondern dass die Frau nach zwei Stunden innerlich schreit: »Ich will dich, weil ich dich liebe!«

Irrtum Nummer 4: Wer liebt, ist gut

Wer liebt, erlebt gute Gefühle (oder auch schmerzende), aber er ist kein besserer oder schlechterer Mensch als andere, nur weil er liebt. Die Liebe adelt nicht, sie erhöht uns nicht (nur in Träumen, Gedichten, Romanen und TV-Schnulzen). Sie ist einfach da, und solange sie da ist, können wir in Hormonausschüttungen baden, in unserem Kopf Traumbilder von uns und unserem Schatz malen, und – wenn wir Glück haben – große Geborgenheit und Zufriedenheit spüren. Eine schöne Zeit, um uns selbst durch den anderen Menschen neu zu spüren, auf neue Gedanken zu kommen, sich neue Welten zu eröffnen. Ganze Universen werden durch die Liebe in unserem Geist erschaffen. Es ist eine tolle Sache, ein Super-Ding der kulturellen Evolution des Menschen, das uns turbomäßig nach vorne gebracht hat. Aber es hat nichts damit zu tun, dass der einzelne durch die Liebe »besser« würde. Nur anders. Würden alle Menschen durch die Liebe geadelt und zu besseren Menschen werden, würden nicht so viele kleine Schlechtigkeiten auch in gelebten, geliebten Beziehungen ihren Platz haben.

Das zweite große Wort: Treue

Generationen von Moralaposteln haben uns eingebläut, dass Treue für eine funktionierende Partnerschaft unabdingbar ist. Mehr noch, dass eine gute Partnerschaft nur jene ist, die sich auf Treue gründet. Obwohl wir im Herzen an dieser Auffassung sowieso zweifeln, weil wir oft genug etwas anderes spüren, klebt das Treue-Ding doch häufig wie ein Blutegel an unseren Beziehungen und saugt sie aus. Und spritzt stattdessen Eifersucht, Neid, Verlustangst und Unsicherheit in den Liebeskreislauf.

Treue ist eine wunderbare Sache, wenn sie aus ihrem einzigen legitimen Grund entspringt: der absoluten und überbordenden Lust auf genau einen Menschen, nämlich unseren Partner. Doch wie wir schon gelernt haben, sind Beziehungen gewissen Wandlungen unterworfen, und es ist unwahrscheinlich – wenn nicht unmöglich – dass bei einem Paar, das schon fünf Jahre lang wirklich zusammen (also in der gleichen Wohnung) lebt, tatsächlich die Lust noch so da ist wie am ersten Tag. Das ist keine Katastrophe, kein Grund, gleich alles hinzuschmeißen. Nein, das ist normal.

Und (beinahe) genauso normal ist Fremdgehen – wenn wir schon dieses dezent schuldbesetzte Wort verwenden wollen: Aktuellen Umfragen zufolge gehen 45 Prozent aller Männer und fast genauso viele Frauen (43 Prozent) in ihrer Beziehung fremd. In rund zwei Dritteln aller Dauerbeziehungen geht mindestens einer von beiden fremd. Sind die Sitten so verfallen? Geht es uns so schlecht? Sind wir alle Schweine, oder haben wir alle Partner zum Davonlaufen? Nichts davon. Die Antwort ist eine andere: Es liegt ein Stück weit in unserer Natur.

Wie viele Frauen braucht ein Mann? Viele

»Der Seitensprung«, so schreibt Bas Kast (siehe Literaturverzeichnis) in seinem wissenschaftlich sehr fundierten Buch über die Liebe, »gehört zur genetischen Grundausstattung eines Mannes. Gene, die einen Mann zur absoluten Treue veranlassen, pflanzen sich schlicht weniger fort als solche, die ihm eine Tendenz zum Fremdgehen zuflüstern.« Warum ist das so? Nun, beim Mann ist es eine einfache Rechnung: Je mehr Sexualkontakte er hat, umso wahrscheinlicher ist es, dass er eine Frau schwängert und somit seine Gene weitergibt. Das war in früheren Zeiten so, und heute ist es trotz Pille und anderer Verhütungsmethoden nicht anders. Denn die Chance, dass irgendwo und irgendwann eben doch mal ein cleveres Spermium durchschlüpft, steigt. Während der strikt monogame Mann alles auf eine Karte setzt, spielt der polygame eben mit einem ganzen Kartenspiel.

Ein zweiter, heiklerer Grund: Ein Mann kann sich nie wirklich sicher sein, der Vater des Kindes zu sein, außer er überwacht die Eizellenwanderung seiner Partnerin rund um die Uhr mit einer Webcam. Tatsächlich zeigen immer wieder Zufallsbefunde, dass die Zahl der Kuckuckskinder erstaunlich hoch sein muss. Vorsichtige Schätzungen gehen von fünf bis zehn Prozent aus. Für das Erbmaterial eines Mannes kann es also überlebensnotwendig sein, sich einen Notfallplan zu schmieden: eine zweite Frau als Reservespeicher für die guten, hauseigenen Gene. Und vorsichtshalber eine dritte, eine vierte Frau.

Frauen beherrschen die Kunst – wir kommen später darauf zurück –, einen Mann in einer Beziehung zu zähmen, zu binden und abhängig zu machen. Das ist in ihrem genetischen Programm verankert, denn die Urfrau brauchte einen Ernährer und Beschützter für den Nachwuchs. Dieser Instinkt beinhaltet aber nicht, dass der Mann nur und ausschließlich mit ihr Sex haben darf. Im Grunde ihrer Gene kann das einer Frau auch ziemlich egal sein, denn ihr eigenes Fortpflanzungsvermögen wird dadurch nicht geschmälert. Gefährlich wird es erst dann, wenn der Mann sich in eine andere Frau verliebt, also wenn die Gefahr besteht, dass sie ihn verliert.

 

Sexuelle versus emotionale Untreue

Der amerikanische Psychologe David Buss fragte Frauen und Männer, was sie am meisten ins Unglück stürzen würde:

a) zu entdecken, dass ihr Partner/ihre Partnerin eine tiefe emotionale Bindung zu einem anderen Menschen aufbaut, sich also verliebt?

b) zu entdecken, dass ihr Partner/ihre Partnerin leidenschaftlichen Sex mit einer anderen Person hat?
(zitiert nach Bas Kast)

Nichts davon ist angenehm, klar. Doch 83 Prozent der Frauen entschieden sich für Antwort a) und fürchteten also eine emotionale Bindung ihres Partners an eine andere Frau mehr als bloßes Fremdgehen. Bei den Männern fiel das Ergebnis genau andersherum aus: 60 Prozent drehten bei dem Gedanken durch, ihre Frau könne Sex mit einem anderen haben. Die Erklärung dafür leuchtet ein: Es ist die nie zu unterschätzende Gefahr, dass ein anderer ihnen ihre Fortpflanzungsmöglichkeit – nicht stiehlt, aber immerhin – für lange Zeit blockiert, indem er ihnen ein Kuckuckskind unterjubelt.

 

Für den Verführer und überlegenen Mann ist es gut zu wissen, dass Frauen zwar auf emotionale Bindung pochen, dass sexuelle Treue aber nicht unbedingt Voraussetzung für eine Beziehung sein muss – wenn man die Frau richtig zu nehmen weiß.

Wie viele Männer braucht eine Frau? Zwei

Warum gehen dann aber Frauen fremd, schließlich können sie ihr Erbgut nicht streuen, was sollen also die Eskapaden? Einfache Lösung: Frauen können zwar ihr Erbgut nicht versprühen, aber sie können welches einsammeln. Amerikanische Forscher haben diesem Umstand den schönen Namen »Shopping for genes« (etwa: »Gene einkaufen gehen«) verpasst.

Frauen sind – auch das unterstreichen wissenschaftliche Studien – hin- und hergerissen. Das Gift, das sie anzieht und gleichzeitig abstößt, heißt Testosteron. In ihrer Evolution haben die Frauen nicht unbedingt die besten Erfahrungen damit gemacht: Stark testosterongesteuerte Männer sind tendenziell aggressiver, sie sind untreu und unzuverlässig, nicht die denkbar besten Versorger für den Nachwuchs. Manchmal sind sie sogar brutal und regelrecht gefährlich. Nicht unbedingt rosige Aussichten für eine bindungswillige Steinzeitfrau auf Bräutigamschau. Darum sind Frauen im Umgang mit dem vertrackten männlichen Potenzhormon vorsichtig geworden.

Bei einem interessanten wissenschaftlichen Versuch der Psychologen David Perret und Ian Penton-Voak an der Universität Saint Andrews, Schottland, sollten Männer und Frauen vorgegebene Gesichter und Figuren nach ihren Wunschvorstellungen am Computer mit einem Grafikprogramm weiblicher und männlicher machen. Bei den Männern keine große Überraschung: Sie formten sich Traumbodys mit üppigen Brüsten und Hüften, ein feminines Gesicht, weit auseinanderstehende Augen und hohe Wangenknochen.

Bei den Frauen erwarteten die Wissenschaftler nun, diese würden ebenso vorgehen und die Männergesichter vermännlichen, kantiger, härter machen – der optische Ausdruck für hohe Testosteronwerte. Doch das Gegenteil passierte: Auch die Frauen feminisierten die Männer ein Stück weit, machten die Gesichter netter und harmloser. Frauen suchen also für den Alltag eher den pflegeleichten, braven Typen mit erträglicher Testosterondosis. Sie greifen ihn sich, stecken ihn in einen Sack und domestizieren ihn vollends – auf das er ein guter Ernährer, Versorger und Kindsvater sei.

Aber auch die Gene der Frauen sind ja nicht dumm: Sie wollen sich trotzdem mit den kräftigen, dominanten und durchsetzungsfähigen Genen des Testosteron-Typen mischen. Darum gehen Frauen gern mal shoppen – bezeichnenderweise besonders häufig an den Tagen kurz vor dem Eisprung – dann also, wenn die Chance einer Befruchtung am größten ist. Die Forscher ließen fast ihre Kaffeetassen fallen, als ein nächster Versuch das bestätigte: Genau in jener entscheidenden Phase ihres Zyklus tendierten die Frauen plötzlich zu den männlichen, testosteronstrotzenden Typen. Babyface war plötzlich nicht mehr angesagt. Und auch die Fantasien änderten sich, wie ein anderes Forscherteam herausfand: Genau um diese Zeit dominieren bei vielen Frauen nämlich auch härtere und drastischere Sexfantasien, etwa das Genommenwerden von einem Unbekannten, Sex mit mehreren Männern und so weiter.

Damit kamen die Forscher der impliziten, normalerweise unbewussten Doppelstrategie der Frauen auf die Spur: Den guten Kerl für die lange Strecke – mit dem kann man es aushalten. Den vermeintlichen Testosteron-Macho aber als Häppchen für zwischendurch, denn gute Gene braucht die Frau. Es muss ja schließlich niemand wissen (siehe Thema Kuckuckskinder). Frauen, die bereits einen Partner haben, stehen übrigens tendenziell noch mehr auf den männlicheren Mann als Single-Frauen. Diese suchen sich als erste Wahl zunächst offensichtlich erst einmal den alltagstauglichen Kerl.

Fazit: Sexuelle Treue ist eine schöne Sache, wenn sie sich als natürliche Folge der übermächtigen Anziehungskraft zweier Menschen einstellt. Aber man kann sie nicht erzwingen. Je mehr sexuelle Begierden unter dem Deckel gehalten werden, umso mehr brodelt es darunter, umso unzufriedener werden wir und umso labiler und anfälliger wird unsere Beziehung. Wir sollten Treue deshalb nicht allzu eng an die Begriffe Liebe oder Partnerschaft knüpfen. Denn Treue ist zwar ein auf den ersten Blick überzeugendes Konzept, aber zu viele der biologischen Mechanismen wirken in eine andere Richtung: bei Mann und Frau. Wirklich entscheidend für eine Dauerpartnerschaft ist nicht sexuelle Treue, sondern etwas anderes: soziale Treue, wie schon unser großer alter Aufklärer Oswalt Kolle so schön sagte.

Auch wenn Treue für Sie ein Leitmotiv ist: Behalten Sie im Hinterkopf, dass Frauen und Männer Treue unterschiedlich definieren. Das liegt daran, dass für beide die Konsequenzen von physischer Untreue des Partners sehr unterschiedlich sind: Für den Mann kann das Fremdgehen der Frau dramatische Folgen wie ein Kuckuckskind haben, für die Frau macht es aus evolutionsbiologischer Sicht aber keinen Unterschied, ob der Mann seinen Samen auch noch woanders verstreut. Ihre Gene sind gesichert, wenn sie schwanger wird. Ihre Mutterschaft ist eindeutig.

Bedenken Sie, dass diese unbewussten Mechanismen, obwohl uralt, heute noch durchschlagen. Als Verführer und Mann, der Frauen liebt, brauchen Sie, wenn Sie eine selbstbewusste Partnerin haben, Ihr Verlangen nach anderen Frauen nicht zu verstecken. Sie können mit mehreren Frauen schlafen, ohne die Frau Ihres Herzens zu verlieren. Sie müssen ihr aber als Ausgleich sehr viel emotionale Sicherheit schenken.

Das dritte große Wort: Beziehung

Das Wort, das uns am meisten ärgert, auf falsche Fährten führt und an Märchen glauben lässt, ist nicht Liebe oder Treue, sondern: Beziehung.

Beziehung – das klingt irgendwie ernsthaft, hat einen seriösen Anstrich. Es klingt nach Kaufvertrag und Banküberweisung, nach Versicherung und ADAC. Und damit mümmeln wir uns ein, mit dem Märchen, eine Beziehung sei »sicher«. Mit dem Glauben, man könne einen Vertrag miteinander schließen – und dann sei alles gut. Und in der Tat tun das viele Menschen, einen Vertrag schließen (Ehe), aber es ist eben dadurch noch längst nicht alles gut, im Gegenteil.

Jede Beziehung, die den Namen verdient, beruht auf funktionierender Sexualität. Das ist die Basis. Je nach Charakter und individuellen Ansprüchen, je nach Übereinstimmungsgrad kann man mehr Zutaten dazugeben: Fürsorge, Anteilnahme, eine gemeinsame Wohnung, Kinder, berufliche Ziele und Projekte, die man teilt, ein gemeinsames Konto. Das sind alles Entscheidungen, die man gemeinsam auf der Wunschliste abhaken kann. Aber nicht muss. Die einzige essentielle Komponente für eine Beziehung jedoch ist Sex. Etwas Beziehung zu nennen, in dem Sex (noch) nicht vorkommt (dann wird es übrigens wahrscheinlich auch nicht mehr passieren) oder nicht mehr vorkommt, ist deshalb hanebüchen und naiv.

Nicht das Wort zählt, nicht der »Vertrag«, den man miteinander schließt, sondern die Tat. Wir können Frauen nicht dazu überreden, bei uns zu bleiben. Und es hat keinen Sinn, eine Beziehung vertraglich abzusichern, so wie wir uns gegen Hagel oder Wasserschäden versichern. Das einzige, was wir tun können, um unsere Frau an uns zu binden, ist sie zu verführen. Immer wieder. Wie macht man das? Man weckt ihren Appetit, man zeigt ihr, dass man der richtige, der starke Partner ist, auf den sie es abgesehen hat. Und man gibt in der Partnerschaft ihren Versuchen, uns zu zähmen und zu dressieren, nicht nach. Man bleibt der, der man damals war, als man zum ersten Mal Sex mit ihr hatte.

Hüten Sie sich als überlegener Mann vor dem Glauben an einen »Beziehungsvertrag«. Das heißt nicht, dass Sie nicht aus anderen Gründen und mit realistischer Einschätzung des Ehedokuments heiraten können. Aber leiten Sie daraus keine Sicherheit ab. Sie haben es auch gar nicht nötig, Ihre Frau mithilfe eines Versprechens oder eines Stückchen Papiers an sich zu binden. Sondern Sie tun es mittels Ihrer männlichen Präsenz. Nur eine Frau, die jederzeit gehen kann – und trotzdem bleibt – ist wirklich Ihre.

Eine funktionierende Beziehung aus der Sicht des überlegenen Mannes sieht so aus: eine sexuelle Partnerschaft (plus gemeinsamer Wunschliste), bei der die Frau versucht, Sie zu binden, zu dressieren und zu zähmen – es aber nie vollständig schafft. Dann hat die Sache Zukunft. Denn falls Sie es doch schaffen sollte, verliert sie über kurz oder lang das Interesse an Ihnen.

2.2  Das Weib, das Weib

Lieben Sie Frauen kompromisslos. Geben Sie sich ganz hin. Seien Sie Mann, seien Sie präsent, dominant und stark. Sehen Sie Frauen um Gottes willen nicht als Gegner an (wie das stehen gebliebene Emanzen mit Männern tun). Frauen sind unsere Partner, unsere Spielgefährten. Wenn Sie Glück haben, können sie Ihnen helfen, eine neue Welt zu erschaffen. Eine liebende, selbstbewusste Frau an Ihrer Seite (Typ: starke-sanfte Frau, siehe Literaturverzeichnis Armin Fischer, »Frauen«) kann Sie auf neue Ebenen des Glücks, der Seligkeit und der Wonne führen. Sie kann die Königin Ihres Herzens werden, der Sie jeden Tag huldigen sollten. Indem Sie sie verführen. Sie können all das tun, solange Sie sich nicht dressieren, manipulieren und zähmen lassen (was eine starke-sanfte Frau ohnehin nicht ernsthaft versuchen wird).

Frauen sind die Mutter Natur, die Erde und der Schoß, in dem wir uns verströmen sollen. Weibliche Energie umgibt uns überall, seit der Geburt. Und je mehr weibliche Energie ein Mann atmen kann, umso männlicher wird er. Es ist das Gesetz von Yin und Yang, die Anziehung der Gegensätze. Eine Frau, eine wirkliche, starke, weibliche Frau, ein Weib, ein Vollweib, wenn Sie so wollen, ist der heilige Altar, auf dem wir unser Bestes opfern: unseren Samen.

Echte Kerle wollen echte Frauen. Und da liegt ein kleines Problem: Den Männern hat man mittels emanzipatorischer Heilslehren und Ähnlichem ja schon länger ausgetrieben, echte Kerle sein zu wollen. Zum Glück gibt es noch Restbestände, und momentan wächst eine neue Generation Mann heran, die wieder zu sich steht. Und die Frauen haben plötzlich gemerkt, dass diese Art Mann, die sie da versucht haben heranzuzüchten, so ganz und gar nicht sexy und anziehend ist. Zwischen emanzipatorischer Political Correctness und den eigenen (zum Teil unbewussten) Trieben, Wünschen und Sehnsüchten sind sie hin- und hergerissen. Manchmal haben sie geile, rohe und wilde Sexfantasien und fragen sich, wie das zu ihnen passt, ob sie am Ende vielleicht nicht ganz normal sind. Sie trimmen sich ihre Männer nach altbackenen Emanzipationsspielregeln und wundern sich dann, warum sie schlechten oder keinen Sex haben.

Und so weiter und so fort, Beispiele für das Dilemma könnte man unendlich viele aufzählen. Kurz: Frauen sind heute mindestens genauso durch den Wind wie Männer. Viele haben vergessen, was es heißt, eigentlich Frau zu sein, sind zu »verkopft«, können schwer loslassen und sehen die Beziehung als einen Kampf. Sie stehen neben sich und wissen nicht, wo es langgeht.

Zum Glück trifft dieses düstere Bild nicht auf alle Frauen zu, aber es ist eine Tendenz. Weil ich es nicht besser ausdrücken könnte, hier das Zitat einer Frau: »Es sind so viele Frauen, die ich kenne, die unsicher sind. Sich fragen: Wie soll ich sein? Wie will ich sein? Welche Frau bin ich? Eine Mutter? Eine ewige Singlette? Eine Karrieristin? Eine Schlampe, ein Diva, eine Zu-kurz-Gekommene? Muss ich zwischen diesen Rollen wählen? Muss ich mich anpassen, verändern, um Liebe zu finden? Darf ich das bloß nicht tun, um nicht ins Mittelalter zurückzufallen? Muss ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich einen Mann erobere, oder eines, wenn ich mich erobern lasse? Bin ich eine Verräterin der Emanzipation, wenn ich einen Stall Kinder will und er bringt die Kohle nach Hause? Bin ich ein Mannweib, wenn ich breitbeinig schmutzige Witze reiße und keine Wohnungsschlüssel austauschen will? Welches ist der Weg für mich, um zufrieden zu sein im Leben; sogar glücklich ab und an?« (Anne West). Fragen über Fragen! Kaum eine andere Autorin bringt das Dilemma der modernen Frau so gut auf den Punkt.

Die lustvolle Neu- und Gegenemanzipation der Vordenkerinnen ist noch nicht bei allen Frauen angekommen, aber macht Hoffnung. Es geht im Kern darum, die Mann-Frau-Polarität als etwas Essentielles, Naturgegebenes, Lust- und Glückspendendes zu erkennen und anzunehmen. Nicht ständig am Mann herumzumäkeln, ihn (oje, dieses Mängelwesen!) zu ändern und zurechtzubiegen, sondern in hin- und aufzunehmen, wie er ist. Als Mann eben.

Da dies ein Buch für Männer ist, überlasse ich es anderen, ins Detail der fraulichen Verwirrungen einzusteigen. Doch Sie, lieber Leser, können ganz einfach helfen: Nehmen Sie die Frau an der Hand und zeigen Sie ihr, wo es langgeht. Dazu allerdings müssen Sie wissen, wer Sie selbst sind. Vergessen Sie also nicht, das Kapitel »Mann sein« zu lesen.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869105703
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2012 (September)
Schlagworte
Date Flirten Flirt-Ratgeber Frauen begeistern Männer-Ratgeber Sex-Ratgeber Verführung

Autor

  • Armin Fischer (Autor:in)

Armin Fischer ist ein renommierter Journalist und Buchautor. Für sein Buch „Frauen. Eine Bedienungsanleitung, die selbst Männer verstehen“ hat er unzählige Frauen interviewt und ihr Verhalten entschlüsselt. In „Sex nach sechs Stunden“ widmet er sich nun der Königsdisziplin einer angehenden Beziehung: der Verführung.
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Titel: Sex nach sechs Stunden