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Flirten & Verlieben

Wie Sie spielerisch erobern, verführen und die Liebe finden. Selbstvertrauen, Charme und Türöffner für jede Gelegenheit

von Nina Deißler (Autor:in)
248 Seiten

Zusammenfassung

Wie überwinde ich Schüchternheit? Wie spreche ich jemanden an? Wie finde ich einen Partner im Internet? Wie geht es nach dem ersten Treffen weiter? Die Date-Doktorin Nina Deißler bringt in „Flirten & Verlieben“ die erfolgreichsten Tipps aufs Papier.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


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Nina Deißler
 
 
 
 
 

Flirten & Verlieben

 
 
 
Wie Sie spielerisch erobern,
verführen und die Liebe finden? 
 
Selbstvertrauen, Charme und
Türöffner für jede Gelegenheit 


 
 
 
 
 
 
 
 
 

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

 
978-3-86910-578-9  
ISBN der gedruckten Originalausgabe: 978-3-86910-486-7
ISBN des PDF-eBooks: 978-3-86910-579-6

 

 

Nina Deißler gehört zur Elite der europäischen Date-Doktoren; seit über zehn Jahren gibt sie gefragte Flirt-Seminare für Männer und Frauen. Ihre Bücher sind Bestseller, weil die Autorin aus ihrer Coaching-Erfahrung heraus Tipps geben kann, die im Alltag auch wirklich funktionieren. Als Expertin in TV und Radio hilft Nina Deißler regelmäßig Schüchternen und Verliebten dabei, endlich den richtigen Schritt zu machen.

 
 
 
 

 
© 2012 humboldt

Eine Marke der Schlüterschen Verlagsgesellschaft mbh & Co. KG,
Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover
www.schluetersche.de
www.humboldt.de

 
Autor und Verlag haben dieses Buch sorgfältig geprüft. Für eventuelle Fehler kann dennoch keine Gewähr übernommen werden.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.

 
Lektorat: Nathalie Röseler, Dateiwerk GmbH, Pliening
Covergestaltung: DSP Zeitgeist GmbH, Ettlingen
Titelfoto: Getty Images/George Doyle

Flirten und Verlieben – wie funktioniert das eigentlich?

Verliebt zu sein ist eines der wohl schönsten Gefühle, die ein Mensch haben kann. Jeder, der schon einmal glücklich verliebt war, weiß, wie viel Energie dieser nahezu rauschhafte Zustand freisetzen kann und wie hell die Sonne scheint, wenn man die rosarote Brille der Verliebtheit trägt. Ein Flirt, das ist – wenn es ein echter Flirt ist – so etwas wie ein kleiner Appetithappen, ein Hauch dieses guten Gefühls: Ebenso wie die Verliebtheit erzeugt ein Flirt bei vielen Herzklopfen und unergründlich gute Laune, gepaart mit einem leichten „Schwebegefühl“. Nach einem gelungenen Flirt ist das Lächeln breiter und der Tag leichter.

Zumindest sollte es so sein – doch allzu oft steht der Flirtwillige eher vor unlösbaren Rätseln, großen Hindernissen oder wird geplagt von Selbstzweifeln und Misstrauen. Wenn das nötige Know-how fehlt, wird das Flirten eher zu Mühsal statt zu Vergnügen. So stellt sich die Frage:

Kann man Flirten erklären und noch wichtiger: lernen?

Eine Frage, mit der ich mich seit vielen Jahren beschäftige, denn der Flirt ist ein wichtiger Bestandteil meines Arbeitsgebietes als Coach und Trainerin. Vor etwas mehr als zehn Jahren entschied ich mich für eine Spezialisierung auf einen Bereich, der mir von allen am wichtigsten erschien: Liebe – und alles, was damit zu tun hat.

Immer wieder werde ich in der Presse oder sogar von Freunden als „Flirtexpertin“ bezeichnet oder vorgestellt. In den Köpfen der Menschen entstehen dann Bilder, die – so habe ich durch Nachfrage ab und zu erfahren – meist nur wenig mit der Realität zu tun haben. Auch was „Flirten“ eigentlich ist und wie man es lernen könnte, darüber sind die Vorstellungen recht unterschiedlich und manchmal weit von dem entfernt, was tatsächlich damit gemeint ist oder was ich darunter verstehe.

Ich muss allerdings zugeben: Als ich begann, mich als Coach mit dem Thema auseinanderzusetzen, musste ich auch erst mal eine Weile darüber nachdenken, was ein Flirt ist und was er dem Flirter bestenfalls bringen sollte, was der Unterschied zwischen einem Flirt und einer plumpen „Anmache“ oder einem „netten Kontakt“ ist und was ich Menschen beibringen kann, damit ihnen das Flirten zukünftig leichterfällt.

Wie geht es Ihnen damit? Was bedeutet ein Flirt für Sie und warum möchten Sie es besser können als bisher? Was glauben Sie, fehlt Ihnen dazu?

Dieses Buch ist eines der ausführlichsten Werke zum Thema Flirten, Verführen und Verlieben. Durch meine praktische Erfahrung als Coach und Trainerin in Sachen „zwischengeschlechtlicher Kommunikation“ werden Sie viele echte Beispiele und praktische Tipps finden, die Sie Ihrem Ziel näherbringen werden. Dabei geht es weder um Anmachsprüche noch um irgendwelche seltsamen Tricks oder gar Techniken, die Sie vor dem Spiegel einüben müssen und die gar nicht zu Ihrem Wesen passen …

Damit wir uns jedoch zunächst darüber einig sein können, worum es eigentlich geht: Beginnen wir doch erst einmal damit zu definieren, was ein Flirt ist und wie der Mensch überhaupt zum Flirt kam.

Ein Flirt – was ist das überhaupt?

Sucht man nach einer verlässlichen Definition des Begriffes „Flirt“ findet man in den gängigen Nachschlagewerken folgende Informationen:

Der Duden definiert den „Flirt“ wie folgt:

  1. Bekundung von Zuneigung durch ein bestimmtes Verhalten, durch Gesten, Blicke oder scherzhafte Worte. Beispiel: ein kleiner Flirt
  2. unverbindliche erotische Beziehung von meist kurzer Dauer; Liebelei. Beispiel: einen Flirt mit jemandem haben

Im Bertelsmann Wörterbuch kann man nachlesen:

Flirt [flœ:t m.] durch Blicke und Worte ausgedrückte Neigung, eine Liebesbeziehung zu beginnen, Liebelei [engl.: flirt „kokettieren, liebäugeln“, frz.: fleureter „schöntun“, zu fleurette „Schmeichelei“, eigtl. „Blümchen“]

In einem weiteren Nachschlagewerk las ich:

„Spielerische Kontaktaufnahme mit mehr oder weniger erotischem Akzent.“

Webster’s Dictionary erklärt in Englisch: “To act amorously without serious intentions.”

Die Online-Wissensplattform Wikipedia beschreibt:

Ein Flirt ist eine erotisch motivierte Annäherung zwischen Personen. Dabei wird ein unverbindlicher, oberflächlicher Kontakt hergestellt. Der Begriff Flirt soll auf den Ausdruck „conter fleurette“ zurückgehen, bzw. die Maitresse Fleurette de Nérac König Heinrichs IV. von Frankreich.

Der Flirt kann mit einem Blickkontakt, sprachlich (Small Talk) oder durch eine Handlung (z.B. eine Tür öffnen, etwas tragen helfen) begonnen werden. Der Flirt lebt vom Spiel mit erotischer bzw. sexueller Spannung.

Vor allem dieser letzte Satz bei Wikipedia ist einer der Hauptgründe, warum das Flirten so vielen Menschen schwerfällt – doch dazu später. Schauen wir uns doch zunächst einmal an, wie das Flirten als solches und in dieser Begrifflichkeit überhaupt entstanden ist.

Besagte Fleurette de Nérac war die Tochter eines königlichen Landschaftsgärtners vom Schloss Nérac und hatte angeblich im Jahre 1571 eine Affäre mit Heinrich von Navarra, dem späteren König Heinrich IV. – wie viel Charme und Geschick die Dame dabei bewiesen hat, ist leider nicht zuverlässig überliefert. Die Geschichte endet – wie so viele Liebesgeschichten aus dieser Zeit – tragisch: Als der Geliebte sie nach langer Zeit eines Nachts zum Rendezvous bat, dann jedoch nicht auftauchte, stürzte sie sich enttäuscht und unglücklich in einen Fluss und ertrank.

Aus dieser Geschichte soll sich der Begriff „conter fleurette“ ableiten, ein Ausdruck, den man in Frankreich heute noch gebraucht im Sinne von „schöntun“ oder „Süßholz raspeln“. Und der wanderte dann irgendwann auch über den Kanal und wurde von den Briten zum „to flirt“ gemacht und später als „flirten“ eingedeutscht.

Auch wenn diese Geschichte nicht gerade ermutigend ist: Geflirtet wurde eigentlich schon immer, es wurde nur anders genannt.

Früher war es üblich, dass ein Mann um die Gunst einer Dame warb, deren Herz er erobern wollte. Er umwarb sie oder – je nach Stand, Kultur und Zeit – auch ihre Eltern mit Aufmerksamkeit, Schmeicheleien, Geschenken und so weiter. Dies war der aktive Teil, der ganz eindeutig immer auf der Seite der Männer lag. Doch wie kam ein Mann dazu, um genau diese Frau werben zu wollen?

Machen wir uns nichts vor: In vielen Fällen war der entscheidende Punkt nicht der Liebreiz oder der Charme der jeweiligen Dame, sondern ihre Mitgift, ihre Herkunft oder das zu erwartende Erbe. Doch immer wieder kam es auch vor, dass manche Frauen ungeachtet dieser Argumente ganz besonders viele Verehrer hatten, weil sie den Männern „schöne Augen“ machen konnten und sich geschickt in Szene zu setzen wussten. Und ebenso gab es auch Männer, deren Absichten nicht unbedingt auf die Mitgift oder das Erbe der Dame abzielten – ja manchmal auch nicht unbedingt ihr Herz, sondern vor allem ihr Höschen. Diese „Gentlemen“ verführten Frauen. Der uns bekannteste Vertreter dieser Herren ist vermutlich Giacomo Girolamo Casanova.

Der Name Casanova ist so sehr verwebt mit erotischen Erzählungen und inzwischen ein feststehender Begriff für einen Frauenheld, dass auch ich oft der Versuchung erliege zu glauben, er sei nur eine fiktive Figur, eine Sagengestalt männlicher Verführungskunst. Doch er hat tatsächlich gelebt – er war Zeitgenosse von Voltaire, Mozart, Friedrich dem Großen („der Alte Fritz“) und Zarin Katharina der Großen, die er allesamt wohl auch gekannt hat. Die vielen erotischen Abenteuer seiner bewegten Lebensgeschichte hat er in seinen Memoiren niedergeschrieben. Wie viel davon allerdings tatsächlich genau so passiert ist, das kann man nur raten. An Fantasie allerdings mangelte es Herrn Casanova keinesfalls, und er soll im Laufe seines Lebens weit über Hundert Damen verführt und beglückt haben.

Den männlichen Leser will ich an dieser Stelle allerdings warnen, wenn ihm die Vorstellung eines Lebens à la Casanova nachahmenswert erscheint: Casanova wurde im Alter, als seine Schönheit schwand und sein Körper seinen Gelüsten nicht mehr folgen wollte, griesgrämig und weinerlich. Seine letzten Jahre verbrachte er als Bibliothekar auf Schloss Dux in Tschechien, wo er in ständigem Streit mit den anderen Bewohnern lag. Er starb zahnlos, verarmt, recht einsam und auch nicht in den Armen einer schönen Frau.

Die Kunst der Verführung zu beherrschen scheint also kein Garant, Liebe und Glück zu finden. Doch wurde sie bereits sehr viel früher „erfunden“ und manches Mal sogar regelrecht als Waffe eingesetzt. Eine der bekanntesten „professionellen Verführerinnen“ war Kleopatra, die ihre Macht im alten Alexandria gleich zweimal hintereinander dadurch schützte und sogar ausweitete, dass sie den jeweiligen römischen Imperator verführte: Sie gewann die beiden mächtigsten Römer ihrer Zeit, zuerst Julius Caesar und nach dessen Ermordung seinen Nachfolger Marcus Antonius, zu Geliebten. Laut den antiken Geschichtsschreibern soll sie sich Marcus Antonius als irdische Inkarnation der Göttin Aphrodite präsentiert und ihn in so erotischer Atmosphäre und mit luxuriösen Banketten auf ihrem Schiff bewirtet haben, dass sie ihn damit eroberte – und nicht umgekehrt.

Noch früher, nämlich bereits direkt zu Beginn der Menschheit, soll bekanntlich eine Frau namens Eva einen Mann namens Adam dazu verführt haben, in den Apfel der Erkenntnis zu beißen …

Doch wenn die Verführung und der Flirt bereits eine so lange Geschichte haben, warum wurde es uns diese „Techniken“ dann nicht als Instinkte in die Wiege gelegt?

Oh, glauben Sie mir, das wurden sie. Doch sie richtig anzuwenden verlernen wir wieder: Durch Missverständnisse darüber, was ein Flirt ist, was wir dürfen und können und was man von uns erwartet, gehen so manchem Menschen im Laufe seines Lebens die Fähigkeiten verloren, mit denen er (oder sie) großartig flirten könnte.

In jedem anderen Bereich unseres Lebens ist es ganz normal sich zu bilden, zu trainieren und sich auch beraten zu lassen, um sich zu verbessern.

Wenn es darum geht, sich dem anderen Geschlecht gegenüber erfolgreich zu präsentieren, zu flirten und die Kunst der Verführung zu beherrschen, dann sollen wir plötzlich am besten alle Naturtalente sein – sich dafür professionellen Rat einzuholen oder gar Unterstützung durch einen Coach erscheint irgendwie peinlich. Doch woher sollte man denn wissen, wie man sich am besten verhält, wie man anziehend auf andere wirkt, wie man verführt?

Was passiert in unserer Gesellschaft, dass eine Sache, die ja offensichtlich seit Jahrtausenden „praktiziert“ wird, so diffizil und gleichzeitig tabuisiert erscheint?

Das „Flirten“ ist nur eines der Themen, die ich als Coach und Trainerin behandle, doch es ist das, worauf ich am meisten angesprochen und bei dem ich gleichzeitig auch am meisten belächelt werde. Der Flirt, die Bekundung von Zuneigung durch Worte oder Gesten, die erotisch motivierte Annäherung, sollte doch im 21. Jahrhundert, in unserer aufgeklärten, fortschrittlichen Gesellschaft, in der Zeit der Medien und der grenzenlosen Kommunikation in einer Kultur, die emanzipiert und sexuell befreit ist, die einfachste und natürlichste Sache der Welt sein!

Die Realität sieht dennoch für viele Menschen anders aus. Auch wenn heute bereits in Nachmittagssendungen über Sex und Sexualität geredet und debattiert wird, sind die eigene Sexualität und der Umgang mit ihr etwas ganz anderes!

Wenn Sie das Spiel des Flirts spielen möchten, ist es notwendig, zunächst zu verstehen, worum es dabei geht und nach welchen „Spielregeln“ dieses Spiel funktioniert:

Gerade die in den Definitionen benannte „erotische Motivation“ in Verbindung mit dem „spielerischen Aspekt“ scheint vielen Menschen eine schier unlösbare Aufgabe.

Der Flirt ist eine spielerische Herangehensweise, um herauszufinden, ob zwei Menschen sich gut finden und möglicherweise für eine sexuelle Beziehung bereit und geeignet wären – ohne Verpflichtung oder Garantie, dass dies auch tatsächlich ausprobiert oder gar vollzogen werden muss. Manchmal ist der Flirt sogar nur das „So-tun-als-ob“. So wie Kinder „Kaufmannsladen“ oder „Familie“ spielen, spielen auch manche Erwachsene „Flirt“. Es ist gewissermaßen ein Spiel mit unserer Sexualität – ein Wechselspiel von Nähe und Distanz, Attraktivität, Unsicherheit, Macht, Lust und Kommunikation.

Flirten heißt, Interesse an Menschen generell zu haben, und besonders mit dem Interesse an Menschen des anderen Geschlechts unbefangen und spielerisch umzugehen, dem anderen ein gutes Gefühl geben zu können.

In vielen Ländern wie zum Beispiel Frankreich oder Italien gehört dieses Spiel regelrecht zur Kultur – es wird geflirtet, was das Zeug hält. Komplimente zu verteilen, das Gespräch mit attraktiven Fremden zu suchen oder den persönlichen Charme auch in „geschäftlichen“ Situationen einzusetzen, ist völlig normal und ein Teil des Lebens. In Deutschland jedoch ist es eher Sitte, nur zu kommunizieren oder Kontakt zu suchen, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt: Die meisten Menschen kommunizieren lediglich, wenn sie etwas „wollen“. Eine „charmante Begegnung“ zwischen zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts mit einem Augenzwinkern und einem Lächeln gehört hierzulande eher zur Ausnahme.

Ein Grund dafür ist sicherlich ein Missverständnis im Zuge der Emanzipation: Ein italienischer Journalist erzählte mir einmal, dass der größte Unterschied zwischen den italienischen und den deutschen Frauen der sei, dass die italienischen Frauen trotz ihrer Emanzipation auf ihre Weiblichkeit setzen. Es sei ihm aufgefallen, dass die deutschen Frauen häufig „Gleichberechtigung“ mit „gleich sein“ verwechseln würden und dass sie auch mit Komplimenten überhaupt nicht umgehen könnten. Das könnte vielleicht auch der Grund dafür sein, dass die deutschen Männer nicht wüssten, wie sie sich den Frauen gegenüber verhalten sollten.

Ich gebe zu, diese Erkenntnis klingt selbst in meinen Ohren verführerisch, doch ganz so „billig“ ist es nicht. Allerdings stimmt es schon, dass die Entwicklung unserer Gesellschaft der letzten Jahrzehnte für einige Verwirrung gesorgt hat, was das zwischengeschlechtliche Miteinander betrifft.

Zu Beginn des letzten Jahrhunderts gab es schließlich auch im nördlicheren Europa recht einfache und nachvollziehbare „Regeln“:

Zum Beispiel konnte eine Dame einem Herrn einen Wink geben und eine Kontaktaufnahme dadurch legitimieren, dass sie „versehentlich“ ein Taschentuch fallen ließ, das der Herr ihr dann ganz galant aufhob und überreichte. So kam man ins Gespräch. Dass diese Aktion ein reiner Vorwand war, war zwar allen Beteiligten vollkommen klar, doch war sie auf diese Weise schicklich, und man hatte damit den nötigen Anstand bewiesen.

Das Tanzen war zu allen Zeiten eine hervorragende Möglichkeit, in Kontakt zu kommen, und noch im 20. Jahrhundert durfte ein Mann auf die Aufmerksamkeit und möglicherweise auch Gunst einer Dame hoffen, wenn er im Café durch den Kellner ein Getränk an den Tisch der Dame(n) bringen ließ.

Allerdings gingen diese Flirts nie sehr weit, denn in der damaligen Gesellschaft war das, was heute für uns vollkommen normal ist, absolut unvorstellbar!

Das Lieben und Verlieben hatte einen völlig anderen Stellenwert und geschah auch auf andere Weise und nach anderen Kriterien. Alles lief auf eine Eheschließung hinaus, und man versuchte durch die erste Annäherung herauszufinden, ob das Gegenüber als Partner/in grundsätzlich infrage kam, was häufiger eine Frage der Vernunft als eine der Libido war.

Selbstverständlich war man auch damals verliebt. Doch da Sex vor der Erfindung „sicherer“ Verhütungsmittel wie Pille und Latexkondomen eine unter Umständen folgenreiche Angelegenheit war, ging es beim „Flirt“ häufig zunächst einfach nur darum, zu sehen, ob man den anderen sympathisch fand und bereit war, das von der Gesellschaft geforderte, langwierige Ritual der Werbung zu beginnen.

Partnerschaften, wie sie heute für uns normal sind, waren damals absolut undenkbar: Eltern, die ihre sechzehnjährige Tochter mit einem achtzehnjährigen Mann – ihrem „Freund“ – alleine in ihrem Zimmer lassen (womöglich sogar über Nacht), hätten in der Jugend unserer Eltern vermutlich mit ernsthaften juristischen und gesellschaftlichen Folgen rechnen müssen! Eine Frau, die offen zu ihrer Sexualität und Lust steht und diese möglicherweise auch noch mit wechselnden Partnern auslebt, hätte aufgrund dessen auch ihren Arbeitsplatz verlieren können, und niemand hätte das seltsam gefunden. Paare, die zusammenkommen, miteinander Sex haben und dann überlegen, ob sie überhaupt zusammenleben möchten, oder gar One-Night-Stands – all das wäre noch vor wenigen Jahrzehnten ein Skandal gewesen.

Natürlich gab es auch zu dieser Zeit schon schnellen Sex, uneheliche Kinder und vieles mehr, doch schwieg man sich darüber aus und setzte alles daran, das Bild zumindest nach außen den hohen Moralvorstellungen der damaligen Gesellschaft anzupassen.

Heute – in der Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten und der nahezu unendlichen Freiheit – ist alles anders: Wir sind erwachsen geworden zwischen Alice Schwarzer und Uschi Obermaier, haben miterlebt, wie aus der Pornodarstellerin Gina Wild die Schauspielerin Michaela Schaffrath wurde, und haben fast vergessen, dass Beate Uhse tatsächlich eine real existierende Person war. Ständig werden neue Rollenbilder und Trends erfunden, und die Auswahl an Lebensmodellen ist schier unendlich.

Wir können anhand von ausgeklügelten psychologischen Tests unseren idealen Partner im Internet ermitteln und rund um den Globus nach Mr oder Ms Right fahnden. Wir können im Internet „flirten“ und „Freunde“ sammeln, die wir „gruscheln“ und „poken“ oder bei Missfallen einfach „blockieren“ können – und dennoch gibt es keine befriedigende Antwort auf Fragen wie: Wie gelingen Beziehungen? Wodurch wird der Umgang miteinander und mit unseren Bedürfnissen entspannt?

Es fehlt uns offenbar an eindeutigen, authentischen Vorbildern, auch in unserem direkten Umfeld – den Männern ebenso wie den Frauen. Vor allem aber fehlt es uns an Unbefangenheit und Interesse an echten Begegnungen – und genau das hat einen großen Einfluss auf unser Flirtverhalten!

Trotz all unserer Freiheiten und Möglichkeiten ist die Zahl der Eheschließungen nicht gestiegen, und es gab noch nie zuvor so viele allein lebende Menschen wie heute.

Täglich begegne ich Menschen, die weit davon entfernt sind, in einer glücklichen Partnerschaft zu sein – ganz egal, ob sie einen Partner haben oder nicht.

Wir alle stecken irgendwo fest zwischen alten Klischees, neuen Trends, unterschiedlichen Rollenbildern, eigenen und fremden Ansprüchen … Und wollen doch letztlich nur eines: uns gut fühlen.

Dieser Ratgeber soll daher keine 08/15-Anleitung mit Tricks und Sprüchen sein, die Sie in unterschiedlichen Situationen einfach abfeuern, um Eindruck zu schinden, wenn es drauf ankommt. Es soll vielmehr eine Hilfestellung dazu sein, wie Sie sich in Ihrer Haut wohler fühlen können, mit sich und mit anderen. Ich möchte Ihnen zeigen, wie Sie das Selbstvertrauen gewinnen, Ihre Bedürfnisse, aber auch Ihre Vorzüge zu zeigen und die Klaviatur der Verführung und des Flirts so zu spielen, dass Sie und andere Spaß daran haben – Verlieben nicht ausgeschlossen!

Stellen Sie sich einfach vor, Sie lernen Schritt für Schritt mit dem Feuer zu spielen – bis Sie ein Meister sind … Vom Lesen allein allerdings geschieht das nicht. Sie können dieses Buch lesen – dann werden Sie sich dabei gut unterhalten fühlen und verstehen, wie man mit dem Feuer spielt, wie andere es tun. Doch Sie werden es dadurch nicht lernen. Sie könnten dieses Buch auch lesen und nach den Stellen suchen, an denen ich Ihrer Meinung nach „Unrecht“ habe. Manchmal kommen Menschen in meine Seminare, die das tun, und vielleicht haben Sie ab und zu sogar selbst diesen Impuls: Jeder Mensch hat ein „Modell der Welt“ in seinem Kopf – eine Vorstellung, was richtig ist und was falsch, wie andere Menschen sind, wie man selbst sein darf, was „normal“ ist und so weiter – das bestimmt, was für sie vorstellbar und „richtig“ ist. Möglicherweise werden Sie an manchen Stellen dieses Buchs einen inneren Widerstand spüren. Das ist in Ordnung. An diesem Widerstand können Sie erfahren, dass es andere Perspektiven auf Dinge gibt, die bisher für Sie so nicht erfahrbar waren. Das bedeutet nicht, dass einer von uns beiden „recht“ hat und der andere nicht. Es bedeutet lediglich, dass wir unterschiedliche Erfahrungen in unserem Leben gemacht haben.

Wirklich lernen können wir nur durch Erfahrungen. Ich lade Sie daher in diesem Buch ein, Erfahrungen zu machen. Sie selbst entscheiden, wie und wo und natürlich wann Sie diese Erfahrungen machen möchten.

Der 30-Tage-Kurs im zweiten Teil dieses Buches schlägt Ihnen eine tägliche Übung vor, mit der Sie innerhalb von etwa einem Monat so viele Erfahrungen machen können, dass Ihnen das „Spiel mit dem Feuer“ leichtfällt und Erfolg versprechend wird. Selbstverständlich können Sie sich auch mehr Zeit nehmen.

Entscheiden Sie selbst, was für Sie gut ist – und glauben Sie auf keinen Fall, was ich hier schreibe. Probieren Sie einfach nur aus, was davon für Sie passt!

Aufgabe: Beantworten Sie für sich folgende Fragen

Flirten lernen – wie geht das?

Die Gründe, warum Menschen nicht so gut flirten können, wie sie gerne möchten, sind vielfältig. Um Ihr persönliches Verbesserungspotenzial besser einschätzen zu können, sollten Sie zunächst einmal feststellen, wo Sie stehen. So können Sie dann Ihr Trainingsprogramm auch genauer an Ihre Bedürfnisse und Ihre Situation anpassen.

Dieser Test wird Ihnen mehr Aufschluss darüber geben, wo Sie zur Verbesserung ansetzen können.

Beantworten Sie sich einfach so spontan und ehrlich wie möglich die folgenden Fragen. Wählen Sie pro Frage immer die Antwort, die Ihrer Situation am nächsten kommt, und addieren Sie die Zahlen hinter den Antworten. Die Auswertung finden Sie direkt im Anschluss.

Flirttest

Auswertung

0–20 Punkte: Ängstlich, unsicher

Sie sind mehr als nur schüchtern: Sie vermeiden und verhindern Kontakte zu anderen regelrecht und haben kein besonders ausgeprägtes Selbstvertrauen. Vom Flirt sind Sie aktuell noch weit entfernt – viel wichtiger wäre es, zunächst ein gutes Verhältnis zu sich selbst und Kontakte generell zu anderen Menschen aufzubauen. Sie sind anderen gegenüber eher misstrauisch und durch Ihr zurückhaltendes Wesen geht auch niemand wirklich auf Sie ein, weil Sie keine Möglichkeit dafür anbieten. Meistens werden Menschen, die Ihnen begegnen, Sie sehr schnell wieder vergessen haben, weil Sie sich Ihnen nicht zeigen. Ihre wichtigste Aufgabe ist, zunächst vom „Rückwärtsgang” in den „Vorwärtsgang” zu schalten und sich selbst Vertrauen und Wertschätzung entgegenzubringen.

20–40 Punkte: Schüchtern

Ja, Sie sind schüchtern. Häufig sind Sie einfach zu zurückhaltend. Sie brauchen eine Weile, um sich zu öffnen, und recht viel Sicherheit, um etwas zu wagen. Was Ihnen vor allen Dingen fehlt, ist Übung. Sie sind häufig einfach zu passiv und warten lieber ab, anstatt zu handeln. Kontakte mit anderen Menschen sind nun mal nicht berechenbar – wenn Sie jedoch schrittweise lernen, mehr zu wagen und sich selbst mehr zuzutrauen, wird Ihr Selbstvertrauen schnell steigen und Sie werden sich sicherer fühlen und leichter Kontakte und Flirts beginnen.

40–60 Punkte: Kontaktfreudig

Eigentlich sollte ich Sie fragen: Warum lesen Sie dieses Buch? Sie sind aufgeschlossen und kontaktfreudig und haben ein recht gutes Verhältnis zu sich selbst und anderen. Vielleicht lesen Sie dieses Buch ja auch nur, weil Sie sich denken „Man lernt nie aus”, und suchen noch ein paar Tipps, wie Sie noch erfolgreicher werden können … Vielleicht haben Sie aber auch „Kumpelitis”: Sie kommen zwar leicht mit anderen in Kontakt, doch die erotische Komponente einer Begegnung kommt bei Ihnen nicht zum Vorschein. Dann sollten Sie sich vor allen Dingen mit den sexuellen Aspekten des Flirts auseinandersetzen und lernen, unbefangener mit Ihrer Sexualität umzugehen.

60–85 Punkte: Aufdringlich

Sie sind aufgeweckt, aufgeschlossen und allzeit bereit. Ihr Problem ist nur: Sie schießen einfach zu oft weit über das Ziel hinaus. Sie sind zu bemüht, zu gewollt, zu aufdringlich – andere nehmen Sie häufig nicht ernst, weil Sie so sehr damit beschäftigt sind, sich selbst darzustellen, dass Ihr Gegenüber schnell das Interesse verliert, weil er merkt, dass er nur Statist in Ihrer Show ist. Fangen Sie an, sich für etwas anderes zu interessieren, als für sich selbst und wie andere Sie finden. Schalten Sie mal einen Gang zurück und lassen Sie anderen die Möglichkeit, auf Sie zuzugehen, anstatt alles daran zu setzen, sich selbst darzustellen.

Was bedeutet Ihr Ergebnis für Sie?

Je nachdem, welches Ergebnis Sie nun erreicht haben, stehen Sie vor unterschiedlichen Aufgaben. Wenn Ihr Ergebnis sich „am Rand“ eines Punktebereichs befindet – wenn Sie also beispielsweise 21 Punkte gezählt haben, lesen Sie sich sowohl die Auswertung für 20–40 Punkte als auch die für 0–20 Punkte durch. Wenn Sie 38 Punkte erreicht haben, lesen Sie ruhig auch die Auswertung für 40–60 Punkte. Je niedriger Ihre Punktzahl ist, desto tiefer stecken Sie in einem Schneckenhaus, aus dem Sie erst einmal rauskommen sollten.

Wenn Sie besser (oder überhaupt) flirten möchten, dann müssen Sie verstehen, dass es sich hierbei um eine Fähigkeit handelt, die aus verschiedenen Einzeldisziplinen besteht, die sich erlernen und üben lassen. Je nachdem, was für ein Flirttyp Sie sind, beherrschen Sie ja vielleicht die eine oder andere Einzeldisziplin sogar schon ganz gut und können sich in anderen Bereichen noch verbessern.

Es ist ein bisschen wie beim Kochen: Kochen besteht aus vielen Einzelfähigkeiten wie beispielsweise dem richtigen Schneiden, Blanchieren, Braten und so weiter – aber auch aus einer Kreativität, die aus Routine, Erfahrung und Fantasie hervorgeht. Lernen Sie zunächst ein paar einzelne Fähigkeiten zu verbessern, damit Sie sich leichter tun. Wenn Sie diese einzelnen Schritte gut beherrschen, verstehen Sie immer besser das ganze Bild. Sie kommen auf den Geschmack, wissen was Sie tun, und entwickeln Ihren eigenen Stil.

Was Sie brauchen, um ein guter Flirter zu sein

Um ein guter Flirter zu sein, ist das Wichtigste, dass Flirten für Sie eine ganz normale, (all)tägliche Sache wird. Ein guter Flirter flirtet nicht nur mit Menschen, die für ihn als potenzielle/r Partner/in infrage kommen – er nimmt das alles nicht zu ernst und flirtet einfach, weil Flirten Spaß macht und die Laune hebt. Ein guter Flirter weiß, wie man anderen Menschen ein gutes Gefühl vermittelt, und hat ein gutes Verhältnis zu sich selbst und seiner Sexualität. Er muss nicht jede Gelegenheit nutzen, manchmal reicht es auch, eine zu erkennen. Und er muss nicht immer erfolgreich sein – er ist einfach neugierig und verzeiht, wenn sein Gegenüber mit dem Angebot zum Flirt überfordert ist.

Die wichtigsten Einzeldisziplinen für den Anfang sind:

1. Aufmerksamkeit

Häufig laufen wir blind und taub und nur auf irgendwelche Termine oder Besorgungen fixiert durch die Welt, hängen mit unseren Gedanken in der Vergangenheit oder in der Zukunft und sind gar nicht richtig anwesend. Je weniger Sie Ihre Umwelt wahrnehmen, umso weniger werden Sie Flirtchancen erkennen! Wenn Sie Ihre Flirtchancen massiv verbessern möchten, ist die erste und einfachste Methode dazu: mehr Aufmerksamkeit!

Machen Sie Ihre Augen auf und öffnen Sie Ihren Geist für Gelegenheiten: Schauen Sie Menschen ab sofort ins Gesicht, überall wo Sie hingehen! Sie werden feststellen, dass die meisten Menschen ihren Blick eher so in Kniehöhe richten oder irgendwohin ins Leere starren – genau so, wie Sie bisher. Doch Sie werden auch feststellen, dass es ein paar Menschen gibt, die ebenfalls „anwesend“ sind, so wie Sie jetzt. Und erst jetzt gibt es für Sie die Möglichkeit, das zu bemerken und einen Flirt überhaupt möglich zu machen.

Ich kann mich gut daran erinnern, wie eine Teilnehmerin eines Flirttrainings auf diese Weise die wichtigste Entdeckung ihres Lebens machte: Sie erzählte, dass sie sich immer unscheinbar und für Männer unattraktiv vorgekommen sei. Sie hätte stets das Gefühl gehabt, dass kein Mann sie ansehen würde. In der Vorbereitung auf den Kurs hatte sie die Aufgabe, aufmerksamer zu sein und ein paar Tage lang wirklich Menschen anzusehen, denen sie im täglichen Leben begegnete. Sie nahm diese Aufgabe sehr ernst und reservierte sich das nächste Wochenende, um sie ganz bewusst zu erledigen. Sie legte ein wenig Rouge und Lipgloss auf, ging im Park spazieren und abends zu einer Tanzveranstaltung. Sie ging einfach mit offenen Augen und Neugier auf das, was passieren würde, durch den Tag und war aufmerksam für die Menschen um sich herum. Sie war völlig überrascht, wie viele Menschen – und vor allem Männer – sie ansahen. Und da fiel ihr auf, dass sie in ihrem täglichen Leben meist so in Gedanken war, dass sie ihre Umwelt überhaupt nicht aufmerksam betrachtete und es gar nicht bemerkte, wenn jemand sie ansah. Da sie es nicht wahrnahm, existierte es nicht in ihrem Kopf – doch das war gar nicht die Realität. Sie nannte es „Aufwachen“, als sie das bemerkte.

Fazit und Flirtaufgabe: Augen auf!

Nehmen Sie sich ab heute vor, dass Sie nicht mehr blind sein möchten: Gehen Sie mit offenen Augen für andere Menschen durch die Welt und schauen Sie sich um!

||| TIPP:
Verschieben Sie Grübeleien über Vergangenes oder Zukünftiges auf Momente, in denen es wirklich nichts Besseres zu tun gibt, oder beginnen Sie damit, „effizienter” zu grübeln: Wissenschaftler haben herausgefunden, dass sich die Mehrheit unserer Gedanken immer wieder um dieselben Themen dreht und wir dadurch einen Großteil unserer Aufmerksamkeit „binden”, indem wir lange und ausgiebig und immer wieder über dieselben Dinge grübeln – ohne dabei Lösungen zu produzieren oder Entscheidungen zu treffen. Sie könnten damit beginnen aufzuschreiben, was Sie beschäftigt, und dann zu bewerten, ob Sie an den Dingen, die Ihre Aufmerksamkeit binden, etwas ändern möchten (bzw. können) oder ob Sie sie erst einmal so belassen möchten, wie sie sind. So können Sie sich darüber bewusst werden, was Ihre Aufmerksamkeit bindet, und eine bewusste Entscheidung treffen, sich Kapazität zu schaffen dafür, Ihre Aufmerksamkeit auf etwas Neues zu richten: auf die Gegenwart!

Besorgen Sie sich neue Gelegenheiten, indem Sie Ihre Aufmerksamkeit ganz gezielt für Situationen „schulen“, in denen eine Kontaktaufnahme möglich wäre. Nehmen Sie die Menschen um sich herum wahr und seien Sie aufmerksam dafür, ob jemand aufmerksam für Sie ist: ob jemand Hilfe braucht, ob es etwas gibt, das Sie loben könnten, und so weiter. Seien Sie wach und geistig an dem Ort, an dem Sie sich tatsächlich gerade befinden.

Wenn Sie ein Gebäude, einen Raum, eine Straße oder ein öffentliches Verkehrsmittel betreten, nehmen Sie bewusst wahr, was Sie dort vorfinden: Wie viele Menschen sind dort? Wie viele davon sind Männer? Wie viele Frauen? Bemerkt Sie jemand? Wen bemerken Sie? Ist alles „wie immer“ oder gibt es etwas Neues? Schauen Sie sich um! Probieren Sie einfach zunächst einmal, aufmerksamer zu sein als bisher.

FRAGE: Ich bin aufmerksam und habe mich umgeschaut. Und was habe ich gesehen: nur Paare! Ist das normal?
ANTWORT:
Ja. Wir nehmen besonders stark das war, was unser Unterbewusstsein gerne sehen möchte: Wenn Sie sich eine Partnerschaft wünschen, dann ist es nicht ungewöhnlich, zunächst besonders viele Paare oder Menschen, die in einer Partnerschaft sind, wahrzunehmen. Keine Sorge, das geht vorbei – sagen Sie sich ein paar Tage lang morgens und abends noch mal ganz bewusst, wonach Sie tatsächlich Ausschau halten möchten, und Sie werden sehr bald noch andere Dinge sehen.

2. Aufgeschlossenheit und Unbefangenheit

Wenn Sie einen Flirt nur dann realisieren möchten, wenn Sie einen Menschen sehen, den Sie attraktiv finden und gerne kennenlernen würden, finden Sie sich automatisch in der Position eines „Bittstellers“, eines „Bewerbers“ wieder: Sie „wollen“ etwas. Das bringt Sie in eine schwierige Lage – denn Sie wissen ja nicht, was der andere will. Sie sind vermutlich unsicher, was Sie so ad hoc anbieten sollen, denn Sie haben keine Übung, weil Sie viel zu selten flirten und viel zu wenige Flirtchancen erkennen und nutzen.

Trösten Sie sich: Damit sind Sie nicht allein! Unbefangen zu flirten fällt leider gerade den Menschen, die sich einen Partner wünschen, meist ganz besonders schwer. Da jeder Flirt die Chance auf eine Partnerschaft bedeuten könnte, nehmen sie den Flirt häufig zu ernst und wünschen sich anstatt des unverbindlichen Spaßes lieber etwas Verbindliches. Das ist verständlich, doch ist ein Flirt eben nur ein Flirt, wenn er leicht, unbefangen und unvorhersehbar und damit eben auch so ganz und gar nicht verbindlich ist.

Wer es schafft, sich aus der Falle der Bedürftigkeit und Befangenheit zu befreien, der wird feststellen, dass er ganz leicht Menschen kennenlernt und vor allem attraktiver auf andere wirkt. Und damit wiederum steigen die Chancen auf eine Partnerschaft enorm.

||| TIPP:
Das Gefühl der Unterlegenheit und Befangenheit entsteht in Ihrem Kopf durch einen Mangel an guten Referenzerfahrungen. Fangen Sie an, das zu ändern, indem Sie schrittweise gute Erfahrungen machen, auf die Sie in einer Kontaktsituation zurückgreifen können. Beginnen Sie damit, auch mit Menschen in Kontakt zu kommen, die nicht in Ihr Beuteschema passen. Fangen Sie bei ihnen an, je nach Grad Ihrer Schüchternheit, Ihre Kontaktscheu zu überwinden oder auch bereits Ihren Charme zu entwickeln. Machen Sie Komplimente oder schenken Sie Aufmerksamkeit. Auch mit einem Lächeln oder der Frage nach dem Befinden im Supermarkt, beim Bäcker, an der Tankstelle, im Bus ändern Sie Ihr Verhalten von Kontaktvermeidung zu Kontaktaufnahme. Ganz egal, wo: Seien Sie aufgeschlossener, freundlicher und hilfsbereiter als bisher. Damit beginnt Ihr Gehirn, andere Zustände zu einer Situation zu assoziieren, und das Gefühl der Ohnmacht verschwindet nach und nach. Wichtig ist, sich selbst dabei nicht zu überfordern: Wer mit dem Kopf durch die Wand will, bekommt statt Ergebnissen meist doch nur Kopfschmerzen.

Sortieren Sie nicht dauernd aus, wer Ihnen nicht gefällt, sondern flirten Sie auch einfach mal nur so zum Spaß.

Auch die erotische Komponente des Flirts ist für viele Menschen ein Problem und löst Befangenheit aus: Ich höre oft von Teilnehmern „Ich kann doch nicht jemandem schöne Augen machen und irgendwelche Versprechungen, die ich gar nicht so meine.“ Oder: „Ich kann doch nicht jemanden anflirten, wenn ich gar kein richtiges Interesse an der Person habe.“

Bitte gehen Sie nicht davon aus, dass jeder Mensch, dem Sie mal ein Kompliment machen oder den Sie anlächeln, davon ausgeht, dass er mit Ihnen ins Bett gehen soll. Sehr viele Menschen flirten nur zum Spaß, und gerade die, die das tun, können es besonders gut. Wenn das bisher nicht Ihre Art war, ist es nicht leicht und auch nicht notwendig, sich sofort zu verändern. Es genügt, wenn Sie zunächst einfach grundsätzlich aufgeschlossener werden – und das auch gegenüber Menschen, die möglicherweise ebenso aufgeschlossen für einen Kontakt, ein Kompliment oder einen Scherz sein könnten. Unabhängig davon, ob Sie etwas von der Person „wollen“.

Fazit und Flirtaufgabe: Nicht immer nur nach dem Traumtyp suchen!

Genau das ist es, was den Flirt zum Flirt macht: Spielerisch damit umzugehen, dass man Interesse und Aufmerksamkeit zeigt, was aber nicht heißt „Ich muss dich haben!“ (oder „Du darfst mich haben“), sondern nur „Du machst mir Spaß!“ Es ist der Genuss des Augenblicks, des Kompliments, des Interesses, des Augenzwinkerns. Und manchmal meint man es eben etwas ernster, und wenn dies auf Gegenseitigkeit beruht, dann geht es weiter … und weiter … und weiter. Oder eben nicht!

Zu flirten heißt auch, seine Bedürftigkeit zu verlieren und seine Unbefangenheit wieder zu entdecken.

FRAGE: Ich habe einen bestimmten Geschmack und kann einfach nicht mit Menschen flirten, die ich nicht attraktiv finde. Entweder jemand gefällt mir oder eben nicht. Und wenn mir jemand gefällt, dann versagt bei mir eben alles! Wie soll ich das denn ändern?
ANTWORT:
In meinen Kursen erleben die Teilnehmer, wie die gegenseitige Sympathie füreinander mit jeder Stunde und jeder gemeinsamen Übung im Kurs steigt. Menschen, die sich vorher fremd waren, entdecken Gemeinsamkeiten und befreunden sich über den Kurs hinaus an. Sogar Liebespaare haben sich dabei schon gefunden.
Natürlich hat jeder Mensch Vorlieben und findet manche Menschen auf den ersten Blick attraktiv und andere weniger oder gar nicht. Attraktivität ist jedoch nicht nur eine Sache für den ersten Blick: Oft genug stellt sich heraus, dass ein Mensch im Verlauf eines Gesprächs immer weniger begehrenswert wird, weil der Inhalt nicht hält, was die Optik vermeintlich versprochen hat. Doch passiert es auch, dass sich Menschen, die einem nicht sofort ins Auge fielen, im Laufe einer Unterhaltung als sehr anziehend erweisen. Probieren Sie es doch einfach mal aus! Sie werden nie erfahren, wie attraktiv ein Mensch wirklich ist, wenn Sie ihn nicht kennenlernen. Ich bin sicher, dass es auch bei Ihnen nicht nur die Kategorien „superattraktiv” und „unattraktiv” gibt, sondern dass es dazwischen bestimmt auch noch einiges mehr gibt.
Und noch etwas gebe ich zu bedenken: Da Sie jetzt offenbar Single sind, hat keiner der Menschen, die Ihnen auf den ersten Blick sehr gut gefallen haben, Sie wirklich glücklich gemacht. Ihr „System” ist also nicht unbedingt erfolgreich!
Machen Sie es sich also nicht zu schwer, indem Sie nur die Menschen als „Flirtpartner” betrachten, die direkt und auf den ersten Blick anziehend auf Sie wirken. Sie müssen (und sollen) Ihren Flirt ja nicht gleich heiraten oder für die Nacht mit nach Hause nehmen!

3. Kommunikationsfähigkeit

Selbstverständlich gibt es Menschen, die von Natur aus kontaktfreudiger und offener sind als andere. Und auch eine entsprechende Erziehung und die Vorbilder der Kindheit und Jugend beeinflussen uns im späteren Erwachsenenleben noch massiv. Doch niemand kann erwarten, in einer Disziplin gut zu sein, wenn er nie übt!

Auch der talentierteste Gitarrist und der begnadetste Fußballer muss üben und trainieren. Vor einem großen Konzert wird der Gitarrist dennoch ein wenig aufgeregt sein, genau wie der Fußballer vor einem wichtigen Spiel – aber sie werden es gut machen, denn sie haben es Hunderte, Tausende Male vorher geübt.

Sie können kein lockerer, charmanter Flirter sein, wenn Sie ansonsten überwiegend ein „Kontaktvermeider“ sind und nur kommunizieren, wenn Sie „müssen“! Nutzen Sie also Ihren neuen Vorsatz zur Aufgeschlossenheit und schalten Sie Ihren Wunsch nach Kontakten nicht nur am Samstagabend an. Beginnen Sie, sich langsam, aber stetig immer mehr in Kontakt zu begeben und kommunizieren Sie mit Ihrer Umwelt. Nutzen Sie Ihre Chancen zu sprechen, wenn Sie welche sehen. Laufen Sie nicht achtlos an der Empfangssekretärin vorbei, wenn es möglich ist, ein paar freundliche Worte zu wechseln. Erkundigen Sie sich in Geschäften oder Arztpraxen nach Informationen und Angeboten. Wechseln Sie auf Reisen, wenn es möglich ist, ein paar freundliche Worte mit Hotelangestellten, Servicemitarbeitern, Zugbegleitern und so weiter. Fragen Sie Menschen, wie es ihnen geht oder was sie gerade tun, wann immer es geht. Die meisten Menschen freuen sich über Interesse und die Gelegenheit, ein paar Worte zu wechseln, die außerhalb des täglichen Einerleis sind.

Fazit und Flirtaufgabe: Gute Kommunikation lernt man durch Kommunizieren. Üben Sie immer!

Der 30-Tage-Flirtkurs im weiteren Verlauf bietet Ihnen diese Möglichkeit, starten Sie Ihr eigenes Flirtcamp und trainieren Sie Ihre „Flirtmuskeln“. Natürlich kostet das am Anfang Überwindung und es läuft nicht vom ersten Moment an alles „wie geschmiert“ – aber wo tut es das schon?

Die Fähigkeit gut zu kommunizieren, freundliche Komplimente zu machen oder anzunehmen, Menschen anzusprechen oder gute Fragen zu stellen, kommt nicht einfach so über Nacht. All das will erprobt, geübt und verfeinert werden – je mehr Sie kommunizieren und sich erproben, desto leichter fällt es Ihnen, kontaktfreudig oder auch mal schlagfertig zu sein. Sie müssen kein Alleinunterhalter sein und sollen ein attraktives Gegenüber nicht an die Wand reden, aber die Grundregeln guter Kommunikation, die sollten Sie auf jeden Fall beherrschen. Dazu gehört auch die Fähigkeit des Zuhörens: Sehr viele Menschen behaupten von sich, gute Zuhörer zu sein – und sehr viele Menschen irren sich darin. Doch die Fähigkeit, wirklich gut zuzuhören, darf beim Flirt nicht unterschätzt werden. Sie ist eine Ihrer begehrenswertesten Eigenschaften, wenn Sie den Flirt beherrschen!

FRAGE: Es ist nicht so, dass ich Angst habe zu reden. Aber ich rede eben einfach nicht viel und nicht so gern, weil es nicht meine Art ist. Habe ich jetzt schlechte Chancen beim Flirt?
ANTWORT:
Nein, nicht weil Sie ruhig sind, haben Sie schlechte Chancen, sondern höchstens, weil man Sie nicht einschätzen kann: Sie wirken auf andere nicht anziehend, weil sie nicht durchblicken lassen, was sich hinter ihrer Fassade verbirgt. Jemand, der nicht viel sagt, hat häufig auch ein „Pokerface”, das für andere nicht durchschaubar ist. Und damit wirkt er eher unheimlich. Leider neigen alle Menschen dazu, anderen eher etwas Negatives zu unterstellen als etwas Positives. Je weniger Sie sich durch Kommunikation zu erkennen geben, desto mehr Raum lassen Sie dem Gegenüber, für seine (negative) Fantasie über Sie. Sie können durchaus ein ruhiger Typ sein und wenig reden, aber zeigen Sie Ihre Sympathie und Ihre Freundlichkeit eindeutig. Wenn es eine freundliche Ruhe ist, die von Ihnen ausgeht, wird so mancher das sehr zu schätzen wissen.
Lernen Sie in den nächsten Kapiteln, wie Sie Anziehung aufbauen können, und schulen Sie Ihre Fähigkeit des aufmerksamen Zuhörens. Dann werden Sie ein fantastischer Flirter werden!

4. Interesse

Eines der größten Hindernisse auf dem Weg zum Flirt ist Egoismus: eine starke Ichbezogenheit, die die jeweilige Person bisher noch gar nicht registriert hat. Ich habe einmal gesagt, die meisten Menschen, die von sich behaupten, sehr schüchtern zu sein, seien in Wahrheit arrogant. Das ist erst mal starker Tobak – aber lassen Sie mich erklären: Viele schüchterne Menschen geben als Grund für ihre Schüchternheit an, dass sie Angst davor haben, was andere über sie denken könnten. Mit anderen Worten: Schüchterne Menschen gehen offenbar tatsächlich davon aus, andere Leute – sogar völlig Fremde – würden über sie nachdenken und sich für sie interessieren. Das ist doch ganz schön arrogant – und außerdem (glücklicherweise) weit an der Realität vorbei.

Aber mal ganz im Ernst: Versetzen Sie sich mal zurück in eine Situation, in der Sie gerne geflirtet hätten – Sie haben sich aber nicht getraut. Worüber haben Sie nachgedacht? Gehen Sie in sich und denken Sie genau nach, was Ihre Gedanken und Gefühle in diesem Moment waren: Wo waren Sie gedanklich? Was hat Sie beschäftigt oder abgehalten?

Haben Sie vielleicht überlegt, was Sie tun oder sagen könnten? Haben Sie gemutmaßt, was der/die andere wohl über Sie denkt? Haben Sie darüber nachgedacht, ob Sie Chancen hätten oder nicht (und warum nicht)? Hatten Sie Angst, sich zu blamieren?

Mit anderen Worten: Haben Sie in Wahrheit die ganze Zeit nur an sich gedacht?

Selbst wenn Sie darüber nachdenken, ob der andere Sie gut findet oder nicht, ob sie/er Sie ansprechen würde oder nicht, ob Sie sein/ihr Typ sind – dann denken Sie in Wahrheit die ganze Zeit also nur an sich. Sie interessieren sich gar nicht für den anderen, sondern nur dafür, ob er/sie sich für Sie interessiert.

Fazit und Flirtaufgabe: Interesse macht interessant. Beginnen Sie, sich wirklich für andere zu interessieren – nicht nur für sich!

Die meisten Menschen vermasseln sich ihre Flirts und Flirtchancen von vorneherein in ihrem eigenen inneren Dialog – ganz ohne Zutun eines potenziellen Flirtpartners. Sie sehen jemanden, den sie attraktiv finden, und fangen direkt an, sich selbst einzureden, warum sie bei dieser Person keine Chance haben oder was alles Schreckliches passieren könnte. Damit verlässt sie natürlich auch sofort jeglicher Mut …

||| TIPP:
Hören Sie auf, an sich selbst zu denken, und entwickeln Sie eine Neugier auf diese andere Person. Ein Mensch kann immer nur einen Gedanken zur gleichen Zeit haben – wenn Sie also einen negativen Gedanken über sich selbst oder Ihre nicht vorhandenen Chancen hegen, werden Sie ein passendes Gesicht zu diesen Gedanken machen. Dieser Gesichtsausdruck ist in der Regel nicht gerade attraktiv, und alleine schon dadurch vermasseln Sie sich den letzten Rest einer Flirtchance, falls Sie – allen negativen Glaubenssätzen zum Trotz – vielleicht sogar eine gehabt hätten. Verwenden Sie jedoch in dieser Zeit Ihre Gehirnkapazität für positive, neugierige Gedanken in Bezug auf die andere Person, dann können Sie nicht gleichzeitig negativ über sich selbst und Ihre Situation denken. Sie denken etwas Freundliches und werden vermutlich auch dazu ein passendes Gesicht machen – dieses Gesicht ist im Normalfall deutlich attraktiver und ansprechender als das erste. Und Sie schlagen damit zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie vermasseln sich nicht Ihre Einstellung durch negative Gedanken und Sie wirken auch noch attraktiver!

Kurz gesagt: Anstatt „Da hab ich ja eh keine Chance!“ oder „Wie mache ich es, der er/sie mich mag?“ denken Sie in Zukunft „Hallo, du bist aber süß!“ oder „Wow, wer bist du denn?“ oder „Du machst mich neugierig!“ oder auch „Dich würde ich nicht von der Bettkante schubsen!“ Und lassen Sie einfach den dazu passenden Gesichtsausdruck zu. Zeigen Sie damit schon mal Interesse und bleiben Sie ansonsten entspannt!

Und noch eine Auswirkung hat es, wenn Sie beginnen, Ihren Mitmenschen Interesse entgegenzubringen: Sie geben ihnen das, was sie sich wünschen. Denken Sie mal nach: Wenn Sie sonst darüber grübeln, ob der andere Sie gut findet oder wie Sie es erreichen können, dass man sich für Sie interessiert – worüber denkt Ihr Gegenüber wohl nach!?

Jeder Mensch wünscht sich, auf eine gewisse Art wichtig zu sein, gemocht zu werden, Wertschätzung zu erfahren, das Gefühl zu haben, „richtig“ und „gut“ zu sein. Flirten bedeutet, in der Lage zu sein, anderen diese Gefühle vermitteln zu können, ohne sich selbst dabei zu erniedrigen oder zu erhöhen, sondern – ganz im Gegenteil – auf gleicher Augenhöhe mit dem Flirtpartner zu sein. Das zu erreichen, ist gar nicht schwer, wenn Sie sich ein Ziel setzen.

5. Das richtige Ziel

Die meisten Menschen mit dem (bisher unerfüllten) Wunsch nach einem Flirt konzentrieren sich auf das falsche Ziel: Sie möchten durch den Flirt erreichen, dass der andere Interesse an ihnen und an weiteren Treffen hat, und wollen im Flirt hauptsächlich gut auf das Gegenüber wirken und gemocht werden.

Geht es Ihnen auch so? Denken Sie häufig darüber nach, ob der/die andere Sie mag? Ist es das, was Sie in einem Flirt möglichst schnell herausfinden bzw. erreichen wollen?

Das ist zwar nachvollziehbar, doch verschlechtert das ganz unmittelbar Ihre Chancen und Ihre Attraktivität, denn

  1. finden Sie so nicht viel über Ihren Flirtpartner heraus,
  2. wirken (und sind) Sie bedürftig,
  3. machen Sie sich damit von Ihrem Gegenüber abhängig,
  4. ist es dann kein Spiel mehr und macht auch keinen Spaß.

Nichts ist langweiliger als ein Gesprächspartner, der erkennen lässt, dass er unbedingt gemocht werden möchte. Was soll das außerdem bringen?

Sehen Sie, selbst wenn Ihr Hauptziel die Eroberung eines anderen Menschen (egal ob Herz oder Höschen) ist, so möchten Sie doch wohl jemanden erobern, der zu Ihnen passt! Jemand, der dasselbe will wie Sie. Jemand mit dem Sie auf einer Wellenlänge sind, der vielleicht ähnliche Werte und Ansichten hat, der mit Ihrem Humor „kann“. Jemand, den Sie mögen! Und der Sie mag, wie Sie sind und nicht wie Sie sich geben, weil Sie glauben, dass er/sie jemanden mag, der so wäre, wie Sie jetzt vorgeben zu sein.

Fazit und Flirtaufgabe: Hören Sie auf, sich anzubiedern und finden Sie lieber heraus, ob Sie Ihr Gegenüber mögen!

Konzentrieren Sie sich nicht ausschließlich darauf, von Ihrem Gegenüber ein Zeichen des Interesses zu erhalten, sondern vielmehr darauf, ob und wie Sie beide sich „ergänzen“. Im Flirt geht es nicht darum, möglichst wenig falsch zu machen, sondern sich auszutauschen, herauszufordern und zu amüsieren.

Wenn Sie durch eine bestimmte Ansprache oder durch Ihren Kleidungsstil oder Ihre Figur für den anderen nicht infrage kommen, dann heißt das doch nicht, dass Sie „falsch“ sind oder „nicht gut genug“. Es heißt lediglich, dass der andere einen anderen Geschmack hat. Und das ist in einem freien Land doch immer noch ein gutes Recht, einen eigenen Geschmack zu haben …

Machen Sie doch mal folgendes Experiment: Gehen Sie in eine Fußgängerzone oder ein Einkaufszentrum oder meinetwegen auch in eine Bar oder einen Club. Zählen Sie die Personen des anderen Geschlechts, die Sie innerhalb der nächsten Minuten sehen – alle! Und dann zählen Sie auch die, die Ihnen direkt auf den ersten Blick gefallen.

Na, wie sieht dieser Vergleich aus? Ist es möglich, dass Ihnen – je nach Location – von 100 Vertretern des anderen Geschlechts vielleicht nur vier oder fünf oder vielleicht gerade mal zehn auf den ersten Blick direkt attraktiv erschienen?

Alle anderen waren nicht Ihr Geschmack: zu alt, zu jung, zu dick, zu dünn, zu ungepflegt, zu unbehaart oder im Gegenteil, zu blond, zu braun, zu hässlich, zu gestylt oder auch einfach „nicht Ihr Typ“ … Mit anderen Worten: Sie finden auch nicht alle anderen toll. Warum sollten alle anderen Sie toll finden?

Natürlich ist es schade, wenn jemand, den man attraktiv findet, dies nicht erwidert. Aber letztlich ist es doch kein Beinbruch! Es gibt vermutlich einige Menschen, die an Ihnen interessiert wären, aber die eben auch überhaupt nicht Ihr Fall sind (und daher von Ihnen meist gar nicht bemerkt werden).

Hören Sie also auf, bei Menschen beliebt sein zu wollen, die Sie noch gar nicht kennen!

6. Mut zum Risiko

Eine Falle, in die viele Menschen tappen: Sie möchten nur flirten, wenn sie sich sicher fühlen. Sie möchten nichts riskieren, sondern dann aufs Ganze gehen, wenn es auch eine „echte Chance“ gibt. Doch wann können sie das schon wirklich sicher wissen?

Tatsächlich verlaufen statistisch gesehen (je nach Umfeld) etwa acht von zehn Flirtversuchen erfolglos: Es kommt nicht zu einem Flirt oder man wird gar nicht erst wahrgenommen. Manchmal, weil man eben nicht der Typ des anderen ist, manchmal, weil das Gegenüber die Signale nicht verstehen kann, abgelenkt oder unaufmerksam ist, keine Lust auf einen Flirt hat oder in einer Partnerschaft ist oder aus anderen Gründen gerade gar nicht flirten möchte … Gewöhnen Sie sich an den Gedanken, dass es nicht immer klappen muss, weil es gar nicht immer klappen kann.

Ihre bisherige Unsicherheit zum Beispiel hat bei so manchem Menschen, der gerne mit Ihnen geflirtet hätte, dafür gesorgt, diese Statistik in die Höhe zu treiben! Überlegen Sie mal: Vielleicht hat Ihnen schon mal jemand ein positives Signal gesendet, aber Sie haben sich dennoch nicht so recht getraut und nichts weiter unternommen. Damit war die Begegnung mit Ihnen für den anderen automatisch ein gescheiterter Flirt – einer der acht von zehn, bei denen es trotz Bemühungen nicht funktioniert hat!

Natürlich wäre es schön, wenn wir immer zuverlässig erkennen könnten, welche zwei dieser zehn Chancen tatsächlich Erfolg versprechend sind – doch darum geht es ja beim Flirt! Sie wissen es eben nicht – Sie können es jedoch beeinflussen, indem Sie möglichst mutig und sympathisch sind. Je mehr „unsichere“ Situationen Sie wahrnehmen und in denen Sie Ihr Glück versuchen, desto besser lernen Sie einzuschätzen, wo es sich lohnen könnte und wie Sie sich verbessern können.

Fazit und Flirtaufgabe: Nur wenn Sie ein gefühltes Risiko eingehen, können Sie lernen, was wirklich ein Risiko ist.

Es gibt es zahlreiche Möglichkeiten, das Risiko etwas zu verringern – etwa, indem Sie lernen, Signale besser zu deuten oder selbst welche zu senden; durch bessere Ansprachen und attraktiveres Verhalten. Das Risiko selbst jedoch bleibt. Ich kann Ihnen allerdings versichern, dass die meisten Menschen niemals so abweisend reagieren werden, wie Sie es sich vorstellen.

Sie haben Angst, sich lächerlich zu machen? Das tun Sie bereits! Jedes Mal, wenn Sie dieses kleine Risiko nicht eingehen, jedes Mal, wenn Sie auf einen tollen Abend, eine neue Bekanntschaft oder möglicherweise sogar die Liebe Ihres Lebens verzichten, weil Sie aus Angst vor einem möglichen „Nein“ lieber kneifen, als „Hallo“ zu sagen, machen Sie sich lächerlich. Also, wie viel schlimmer könnte es denn noch kommen?

7. Entspannter Umgang mit Sexualität

Es scheint so vielen Menschen so peinlich zu sein, wenn sie mal jemanden attraktiv und nett finden, dass es ihnen sofort die Sprache verschlägt! Ich erlebe in meinen Kursen immer wieder Teilnehmer, die möglichst unauffällig flirten möchten: Wenn sie jemanden ansprechen, soll es auf keinen Fall so wirken, als ob sie sexuelles Interesse an der anderen Person hätten. Doch darum geht es beim Flirt!

Das Spiel ist gewissermaßen, dass beide Beteiligten damit kokettieren, dass sie ein Mann und eine Frau sind, und testen, wie weit sie gehen können – dabei aber ein wenig so tun, als wüssten sie das nicht. Wenn Sie jedoch von vorneherein so tun, als ob Sie den anderen nicht attraktiv fänden oder kein Interesse an der Person als Mann/Frau haben, funktioniert das ganze Spiel nicht! Und ehrlich gesagt würde es auch bedeuten, dass Sie den anderen schon in den ersten Minuten einer möglichen Beziehung belügen!

Fazit und Flirtaufgabe: Es ist nicht peinlich, wenn der andere merkt, dass Sie ihn attraktiv finden – setzen Sie nur nicht voraus, dass das zwangsläufig sexuelle Folgen haben muss.

Entspannen Sie sich: Es ist völlig normal, dass man sich von manchen Menschen besonders angezogen fühlt, weil man sie attraktiv findet. Wenn Sie jemanden attraktiv finden, dann ist in Ihrem Unterbewusstsein vorher Folgendes passiert: Sie haben einen Menschen wahrgenommen, die Attribute, die Sie als „sexy“ definieren, abgecheckt und sich (unbewusst) die Frage gestellt, ob Sie mit diesem Menschen Sex haben würden, wenn es möglich wäre. Lautet die Antwort „Ja“, nehmen Sie diesen Menschen als attraktiv, als „anziehend“ wahr. Das ist nicht peinlich oder unanständig, denn es ist in Ihrem Körper so vorgesehen und so soll es auch sein. Schließlich bringt ja auch nicht der Storch die Kinder.

Alle Menschen sind sexuelle Wesen: Es ist normal und schön, wenn sich Ihre Libido regt, weil Sie jemanden attraktiv finden. Es ist normal, dass Männer bei Frauen auf Brüste oder Po schauen, wenn es etwas zu sehen gibt. Das bedeutet ja nicht gleich, dass das Folgen haben muss. Im Gegenteil, es bedeutet, dass alles so ist, wie es sein soll. Fangen Sie an, sich zu entspannen und es zu genießen, wenn Sie jemanden sehen, der Ihnen gefällt: Flirten ist ein Spiel für Erwachsene – also werden Sie erwachsen und stehen Sie zu Ihrer Sexualität.

Die sieben Bausteine zum Flirtenlernen

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Diese sieben Punkte sind gute Voraussetzungen dafür, ein guter Flirter zu werden. Aufmerksamkeit, Aufgeschlossenheit und gute Kommunikationsfähigkeit bilden dabei die Basis. Sie werden im Verlauf des Buchs viele Übungen und Ansätze dazu finden, sich in den einzelnen Disziplinen zu verbessern. Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass es keine Disziplin gibt, die „den richtigen Spruch draufhaben“ heißt – ganz einfach, weil ein solcher Spruch nicht existiert und weil das, was Sie sagen, nicht ansatzweise so wichtig ist, wie das, was Sie ausstrahlen. Kein Spruch auf der Welt wird Ihnen etwas nützen, wenn Sie nicht den Mut haben, ihn auszusprechen, die richtige Situation für einen solchen Spruch nicht erkennen können und dieser Spruch vielleicht auch gar nicht zu Ihnen passt.

Im nächsten Kapitel erfahren Sie, wie Sie mit Blockaden umgehen können, die Sie vielleicht momentan noch davon abhalten, zu flirten.

Aufgabe: Beantworten Sie für sich die Fragen

Flirtkrankheiten und wie man sie kuriert

Hier kommen wir zu einem der wichtigsten Punkte, wenn es darum geht, das, was Sie in diesem Buch erfahren und lernen können, umzusetzen. Sehr häufig liegt Ihr „Nichtflirten“ ja nicht daran, dass Sie nicht in der Lage wären, auf jemanden zuzugehen (schließlich haben Sie vermutlich alles, was man dafür braucht: Beine, Augen, Mund), oder dass Sie nicht theoretisch alles wüssten, sondern Sie „können einfach nicht“. Sie trauen sich nicht – mit anderen Worten: Sie haben Angst und diese Angst löst eine Blockade aus. Möglicherweise schätzen Sie sich, den anderen oder das Flirten selbst falsch ein, sodass Sie daran gehindert werden, angemessen (oder überhaupt) zu handeln.

Ich nenne solche Missverständnisse und Blockaden gerne etwas scherzhaft „Flirtkrankheiten“, weil es mehr Spaß macht, sie wie eine Krankheit zu sehen – und es liegt auch sehr nahe, denn schließlich leiden Sie ja auch darunter. Lassen Sie uns also die bekanntesten Flirtkrankheiten einmal anschauen, vielleicht ist Ihre ja dabei oder Sie können eine Ähnlichkeit feststellen.

Übrigens leiden sehr viele Menschen an diesen „Krankheiten“, wenn Sie also mal das Gefühl haben, Sie hätten bei einer Kontaktaufnahme alles richtig gemacht und dennoch einen Korb kassiert, dann ist es recht gut möglich, dass Ihr Gegenüber an einer der folgenden Flirtkrankheiten litt:

Signalblindheit: Ich kann nichts sehen!

Viele Menschen leiden unter Signalblindheit: Egal wie deutlich der andere sein Interesse zum Ausdruck bringt, die Botschaft scheint nicht anzukommen.

Signalblindheit kann viele Ursachen haben: Von der tatsächlichen Unkenntnis der Signale, über hohes Sicherheitsbedürfnis bis hin zu körperlichen Defiziten wie Sehbehinderungen gibt es viele Gründe für Signalblindheit. Häufig ist sie jedoch auch nur ein Symptom oder eine Begleiterscheinung von einer der nachfolgenden „Flirtkrankheiten“. Wenn Sie nämlich zum Beispiel an „Unattraktivitis“ leiden und sich gar nicht vorstellen können, dass jemand mit Ihnen flirten würde, dann blenden Sie die Signale sozusagen aus, weil Sie nicht in Ihre Auffassung der Realität passen.

Manchmal hat Signalblindheit aber auch damit zu tun, dass wir auf die falschen Stellen schauen, und so nur einen Teil der Signale wahrnehmen, denen wir dann nicht vertrauen können. Ein überaus deutliches und verlässliches Signal ist der Augenkontakt (in der „Regel Nummer zwei: Körpersprache und Signale“). Dieser Augenkontakt allerdings kommt nicht zustande, wenn Sie Menschen nicht ins Gesicht sehen! Deshalb leiden besonders Männer unter Signalblindheit. Die Blickrichtung von Männern und Frauen ist ohnehin nicht förderlich für das Zustandekommen eines Blickkontakts. Männer betrachten Frauen eher von unten nach oben, während Frauen Männer eher von oben nach unten mustern. Mit anderen Worten: Möglicherweise ist der erste Blick, den Sie auf jemanden werfen, gerade in dem Moment an einer ganz anderen Stelle, in dem Ihr Gegenüber in Ihr Gesicht sieht. Und gerade Männer neigen – Klischee hin oder her – tatsächlich dazu, Frauen eher auf den Körper als ins Gesicht zu schauen. (Und häufig genug macht es sie dann befangen, wenn sie es selbst bemerken, sodass sie dann erst recht nicht mehr hinschauen!)

Die beste Therapie bei Signalblindheit ist, damit zu beginnen, bewusst auf Signale unterschiedlichster Art (nicht nur Flirtsignale) zu achten und ihnen nach und nach vertrauen zu lernen.

Signalstörung: Ich sende falsche Signale

Eine Krankheit, die vor allem Frauen betrifft: Das eindeutigste und sicherste Signal für einen Mann, dass eine Frau Interesse an ihm hat, ist und bleibt ein (bzw. ein zweiter) Blickkontakt. Falls Sie eine Frau sind und nie von den Männern angesprochen werden, die Ihnen gefallen, könnte das daran liegen, dass Sie ihnen keinen eindeutigen Blickkontakt bieten.

Fragt man eine Frau mit Signalstörung, warum sie das tut, dann ist eine der häufigsten Antworten, dass die Frau nicht möchte, dass der Mann weiß, dass sie an ihm interessiert ist. Ja, ich weiß, das klingt verrückt – und das ist es auch!

Wenn Sie ihn mögen, dann zeigen Sie es!

Auch Frauen haben Angst vor Zurückweisung. Viele sind der Ansicht, dass es die Aufgabe des Mannes ist, auf sie zuzugehen. Und teilweise haben sie damit auch recht. Was sie jedoch scheinbar nicht wissen, ist, dass es ihre Aufgabe ist, den Mann zu ermutigen, auf sie zuzugehen – ihm sozusagen „grünes Licht“ zu geben.

Im Verlauf dieses Buchs werden Sie noch eine Menge Information dazu finden. Erkunden wir jedoch zunächst ein paar weitere „Flirtkrankheiten“, die vielleicht auch Ursache oder Begleiterscheinung Ihrer Signalblindheit oder Signalstörung sein könnten:

Umstandskrankheit: Ich habe zu wenig Zeit/Gelegenheit/kein Umfeld dafür

Manche Menschen leiden darunter, dass sie einfach zu wenige Gelegenheiten zum Flirt hätten, da sie wenig ausgehen oder auf dem Land leben oder zu viel arbeiten.

Nun, wenn Sie in einem Dorf wohnen, in dem außer Ihnen nur drei gebeugte, verrunzelte alte Frauen leben, die wahlweise halb blind und/oder halb taub und noch dazu von garstigem Gemüt sind; wenn Sie mit einem 16-Stunden-Tag von zu Hause aus arbeiten, Ihre Lebensmittel mit einem Lieferservice von einem unkommunikativen, vermummten Kurierfahrer gebracht werden und die nächste Stadt mehr als zwei Stunden Fahrtzeit entfernt ist, dann haben Sie wahrscheinlich recht: Sie haben einfach keine Gelegenheit zum Flirten!

Ach, kommen Sie schon, geben Sie es zu: Ihre eigentliche Angst ist doch „Was würden denn die Leute sagen?!“ Weil Sie bedürftig sind und viel zu viel in einen Flirt hineininterpretieren, glauben Sie, man hielte Sie (als Mann) für einen Lustmolch oder (als Frau) für eine Schlampe, wenn Sie zu Ihren Mitmenschen plötzlich netter, offener und charmanter sind, als Sie es unbedingt sein müssen.

Wenn Sie in einer kleinen Stadt oder in einem Dorf leben und (als Mann) der Dame im Dorflädchen oder der Nachbarin mal ein nettes Kompliment machten oder (als Frau) dem Postboten mal sagten, dass Sie sich freuen ihn zu sehen, und dem Nachbarn ein nettes Lächeln schenkten: Was würde passieren? Vielleicht würde man reden! „Der/die hat mir ja neulich ein Kompliment gemacht …“ Und jemand anders würde vielleicht sagen: „Ja, mir auch!“

Wäre dann Ihr Ruf ruiniert? Weil Sie netter, humorvoller, freundlicher, spielerischer, aufmerksamer und wertschätzender mit anderen umgehen? Ich bitte Sie!

Wenn sich erst einmal rumspricht, dass Sie daraufhin niemanden in Ihr Schlafzimmer gezerrt haben, sondern einfach ein charmanter, freundlicher Mensch sind, der anderen gerne Komplimente macht oder für einen Scherz zu haben ist, werden Ihre Mitmenschen Schlange stehen, um auch etwas davon abzubekommen!

Und wenn Sie in einer Stadt leben: Natürlich ist es leicht zu behaupten, dass die Männer oder Frauen dort alle diese oder jene Schwächen haben und deshalb ungeeignet für eine Partnerschaft und auch für einen Flirt erscheinen. Machen Sie nur! Laufen Sie herum, als wären Sie etwas Besseres, und tragen Sie Ihre Nase weit oben. Aber was bringt Ihnen das, außer dass Ihnen Ihr Leben in dieser Stadt noch einsamer und noch langweiliger vorkommt?

Was vergeben Sie sich denn, wenn Sie sich auch mal zu Menschen, mit denen Sie nicht ins Bett gehen würden, ein bisschen charmant, kokett, freundlich, interessiert, offen verhielten?

FRAGE:
Ich bin alleinerziehende Mutter und treffe wirklich kaum Männer, geschweige denn welche, die für mich infrage kämen – und wenn, dann sind das andere Väter oder Männer, die Reißaus nehmen, wenn Sie hören oder sehen, dass ich Kinder habe! Was soll ich tun?

ANTWORT:
Ich bin sicher, dass es schwierig ist, wenn man Kinder hat, die einem viel abverlangen, und für einen selber meist viel zu wenig Zeit bleibt. Und natürlich sieht man nicht immer wie aus dem Ei gepellt aus. Und manchmal ist man einfach genervt oder müde oder in Gedanken beim nächsten Problem, das man zu lösen hat – dann fühlt man sich häufig auch nicht sexy. Und ja, sehr viele Männer sehnen sich nicht danach, eine alleinerziehende Mutter mit einem, zwei, drei oder mehr Kindern kennenzulernen. Aber: Ist das wirklich ein Grund, quasi allen Männern von vorneherein zu unterstellen, dass sie Sie nicht attraktiv finden könnten oder nichts mit Ihnen zu tun haben möchten, weil Sie Kinder haben? Verbessert das Ihre Chancen, wenn mal einer dabei ist, bei dem Sie sich damit vielleicht auch mal täuschen? Bitte hören Sie auf, sich selbst schlechte Laune zu machen und anderen Menschen eine bestimmte Einstellung zu unterstellen. Und bleiben Sie in Kontakt mit Ihrer eigentlichen Persönlichkeit: Reden Sie mal über was anderes als Ihre Kinder. Ja, natürlich ist der Typ auf dem Spielplatz der Mann von der Frau, die Sie kennen – aber Sie müssen ihn doch nicht ignorieren, nur weil er mit der Kindesmutter verbandelt ist! Sie sollen ihn ja auch nicht gleich anbaggern! Kommen Sie doch einfach mal nett und entspannt ins Gespräch – vielleicht hat er einen Kollegen oder einen Bruder … Und auch wenn das hart klingen mag: Kein Mann kann irgendwas dafür, dass es mit dem Vater Ihrer Kinder nicht geklappt hat! Urteilen Sie nicht über andere Männer, sondern lernen Sie sie kennen.

Als ich noch in Hamburg wohnte, hatte ich die Auswahl aus bestimmt acht verschiedenen Supermärkten, vier Obst- und Gemüsehändlern und zig Cafés und Kneipen in der näheren Umgebung. Alle hatten ein gutes Angebot oder eben eigene ganz bestimmte Vorzüge. Am liebsten jedoch bin ich dorthin gegangen, wo man mich nett und aufmerksam behandelt hat, wo vielleicht auch mal ein Lächeln oder ein nettes Wort ausgetauscht wurde. Jeden Sonntag habe ich mich auf meinen Besuch in einer bestimmten Bäckerei gefreut, weil dort ein sehr junger Mann arbeitete, der – obwohl bei Weitem nicht meine Altersklasse – einfach so unschuldig charmant war, der mich jedes Mal so derart anstrahlte und dessen „Schön, Sie zu sehen“ so ehrlich und freundlich klang, dass selbst ich als „Profi“ einfach dahinschmolz und mein Herz einen kleinen, freudigen Hüpfer machte, wenn ich mir ausrechnen konnte, dass ich in der Schlange der Wartenden am Ende bei ihm landen würde. Dabei war es ganz egal, ob ich einen Partner hatte oder nicht – diese sonntägliche Begegnung war einfach schön und durch und durch erfreulich. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, mir irgendetwas dabei zu denken – nur wenn ich mich aufmachte zur Bäckerei, fiel es mir wieder ein, und ich dachte: „Ach, hoffentlich bedient mich heute wieder der süße Aushilfsverkäufer.“

Diese Offenheit auch „Nicht-Zielgruppen-Personen“ gegenüber hat noch einen weiteren großen Vorteil: Wie Sie sich fühlen, hängt sehr stark davon ab, was Sie wahrnehmen und demnach beurteilen können. Wenn Sie sich anderen gegenüber verschlossen zeigen, werden Sie nicht viele Gelegenheiten für einen Flirt haben und wahrnehmen können. Sie bekommen sehr wenig Feedback zu Ihrer Person und zu Ihrer Attraktivität. Wenn Sie dann doch mal eine Flirtchance erkennen oder bereit wären, sich auf einen Flirt einzulassen, dann ist das in Ihrer Wahrnehmung in diesem Moment eine einzige, ganz seltene Möglichkeit. Die Situation wird von Ihnen dadurch überbewertet und Sie werden automatisch bedürftig. Sie setzen sich selbst unter Druck, denn jetzt dürfen Sie es auf keinen Fall versauen – aber Sie haben gleichzeitig auch keine Übung … Ihre Gefühle, vor allem Ihre Ängste, fahren Achterbahn mit Ihnen! Endlich mal eine (!) Chance … und dann so was!

Das wird nicht so leicht passieren, wenn Sie aufhören sich einzureden, dass Sie eine „perfekte Situation“ für einen Flirt brauchen, sondern anfangen, kleine Flirts mit vielen Menschen in Ihrer direkten Umgebung wahrzunehmen. Wie kleine Pralinen – von denen man zwar nicht satt wird, aber ohnehin keine ganze Schachtel essen würde, die aber zwischendurch genossen süß und köstlich sind.

Wenn Sie der Meinung sind, dass Sie einfach keine Zeit haben zum Flirten, weil Sie immer so viel arbeiten müssen und dort auch nicht flirten können oder dürfen, dann frage ich Sie, warum Sie dieses Buch lesen? Möchten Sie ernsthaft arbeiten oder möchten Sie flirten? Vielleicht sogar einen Partner finden? Wenn Sie noch nicht mal Zeit für einen Flirt finden, wie wollen Sie dann Zeit für einen Partner finden?

FRAGE:
Das klingt alles nach so viel Aufwand: sich um jemanden zu bemühen, Fantasie und Mut an den Tag zu legen, sich für jemanden wirklich interessieren und so weiter. Ich habe das Gefühl, dass recht viel von mir verlangt wird! Kurz gesagt: Es ist anstrengend! Geht es nicht irgendwie einfacher?

ANTWORT:
Ja, es ist tatsächlich aufwendig. Wie alles, was man neu lernen soll, muss man Zeit und Energie aufbringen, um neue Fähigkeiten zu erlernen, und es wird nicht gleich beim ersten Versuch von so viel Erfolg gekrönt sein, dass Sie Ihre Anstrengungen nicht mehr wiederholen müssen.
Überlegen Sie mal, wie Sie Lesen, Schreiben, Rechnen, Fahrrad- oder Autofahren gelernt haben. Mit wie viel Aufwand das verbunden war und wie unsicher Sie anfangs waren. Denken Sie daran, was Sie alles investieren mussten für den Beruf, den Sie heute ausüben. Vielleicht haben Sie studiert oder jahrelange Übung in etwas, das Ihnen heute leicht von der Hand geht oder über viele Jahre Wissen und Fachkenntnis angesammelt. Das alles war Aufwand. Wenn Sie besser flirten möchten, weil Sie sich einen Partner wünschen, dann bedeutet das, dass Sie jemanden davon überzeugen möchten, einen großen Teil seines Lebens mit Ihnen zu verbringen. Und Sie maulen darüber, dass Sie dafür ganz schön Aufwand betreiben müssten? Wenn Sie sich ein Leben als „Einsiedler” eingerichtet haben und jetzt merken, dass Sie ohne Liebe leben, dann ist es an Ihnen zu überlegen, ob Sie das ändern möchten oder nicht – aber erwarten Sie bitte nicht, das jemand von Ihnen begeistert sein wird, wenn Sie nichts tun, dass das rechtfertigt! Wenn Ihnen Menschen zu anstrengend sind, kaufen Sie sich einen Kanarienvogel – der nimmt Sie auch griesgrämig und widerspricht nie!

Kumpelitis: Ich bin immer nur der gute Kumpel

Kumpelitis ist eine sehr weit verbreitete Flirtkrankheit, von der vor allem Männer betroffen sind – es gibt allerdings auch Frauen, die darunter leiden. Die häufigste Ursache von Kumpelitis ist eine mangelnde sexuelle Ausstrahlung.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869105789
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2012 (November)
Schlagworte
Flirten lernen Kontakte knüpfen Partnerschafts-Ratgeber Partnersuche Ratgeber zum verlieben Selbstbewusstes Auftreten Verführung

Autor

  • Nina Deißler (Autor:in)

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Titel: Flirten & Verlieben