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Die Magie der guten Ausstrahlung

Souverän und überzeugend auftreten. Charme und Charisma entfalten

von Werner Knigge (Autor:in)
176 Seiten

Zusammenfassung

Wie wirke ich auf andere? Wie kann ich diese Wirkung positiv beeinflussen? Der erfolgreiche Kommunikationstrainer Werner Knigge führt Sie Schritt für Schritt zu einer typgerechten, charismatischen Ausstrahlung. Die vielen Beispiele und Tipps helfen Ihnen schnell dabei, jederzeit charmant und souverän zu wirken. Denn: Gute Ausstrahlung ist erlernbar!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Einleitung

Der Mensch ist, was er denkt.

Was er denkt, strahlt er aus.

Was er ausstrahlt, zieht er an.

Unbekannter Autor

Die Magie einer guten Ausstrahlung …

… ist erlernbar.

Warum gibt es eigentlich in der Schule kein Unterrichtsfach zum Thema Ausstrahlung? Nimmt man den Nutzen im späteren Leben als Maßstab, würde einiges dafür sprechen, sie als Thema zu behandeln. Im Vergleich zur Umsetzung gewisser Fächer wie Latein oder Physik (ich bitte alle betroffenen Lehrer um Entschuldigung) bietet das „Fach“ Ausstrahlung im späteren Leben sicher weit mehr Erfolgspotenzial. In vielen Bereichen unserer beruflichen Tätigkeiten und in ebenso vielen privaten Momenten ist eine erhöhte Ausstrahlung ein gewinnbringender Vorteil. Die Möglichkeiten, mit physikalischen Formeln oder einer toten Sprache zu glänzen, sind hier sicherlich spärlicher anzutreffen.

Immer, wenn wir mit Menschen in Kontakt treten, ist eine hohe positive Ausstrahlung eine Kompetenz, mit der sich auch Mängel in anderen Kompetenzbereichen spielend kaschieren lassen (etwa die bereits erwähnten).

Führen Sie sich bitte folgende Situation vor Augen: Ein Mensch betritt den Raum und im gleichen Moment richtet sich die Aufmerksamkeit der anderen Anwesenden auf diese Person. Beinahe wie ein Magnet zieht diese Person die Sinne anderer Menschen auf sich. Und dieses Phänomen tritt bei beruflichen Meetings und privaten Partys gleichermaßen auf.

Kennen Sie diese Situationen? Ich bin mir sicher, Sie sind in Ihrem Leben solchen Menschen bereits begegnet.

Warum besitzen manche Menschen offensichtlich mehr Ausstrahlung als andere? Was zeichnet diese Menschen aus? Und ist diese Ausstrahlung etwas, was man und frau erlernen kann? Und wenn ja, wie? Auf diese Fragen gibt dieser Ratgeber leicht nachvollziehbare Antworten.

Was wir genau bei charismatischen Menschen wahrnehmen, ist schwer zu beschreiben. Ausstrahlung zeigt sich in einer sehr feinen Körpersprache, die aber von jedem von uns verstanden wird. Ausstrahlung ist ein komplexes Zusammenspiel von Mimik, Gestik, Körperhaltung und Sprache. Sie zu trainieren stellt aufgrund ihrer Komplexität eine große Herausforderung dar und ist ohne den entsprechenden inneren Zustand zum Scheitern verurteilt. Dies dürfte nur einigen herausragenden Schauspielern gelingen.

Viel sinnvoller ist es daher, sich mit dem inneren Zustand und dem persönlichen Energiehaushalt zu beschäftigen. Wie erreichen wir ein hohes positives Energieniveau? Und wie können wir es dauerhaft halten?

Viele Menschen scheitern bei dem Thema Ausstrahlung, weil sie nur an die äußere Fassade denken und sich in Effekthascherei üben, indem sie in erster Linie an Accessoires wie Kleidung, Schmuck, Make-up oder die teure Uhr denken. Wie wir alle wissen, kann ich einen nicht so schön geratenen Weihnachtsbaum mit einer geschickten Anordnung von Lametta und Weihnachtskugeln durchaus geraten erscheinen lassen. Zumindest auf den ersten Blick.

Mit dieser Aktion beweise ich jedoch im Grunde zwei Überzeugungen:

1. Ich empfinde den Baum als hässlich.

2. Nicht der Baum ist wichtig, sondern der Eindruck, den er vermittelt.

Stellen Sie sich vor, wir würden ein in seiner Bausubstanz marodes Haus ständig mit frischer Farbe überstreichen, um auf diese Weise einen nach außen positiven Eindruck zu erzielen. Es wird viel Mühe aufzuwenden sein, den immer wieder durchkommenden wahren (maroden) Zustand zu übertünchen. Aber langfristig gesehen, wird sich der Zustand des Hauses nicht ändern, da nicht an der Bausubstanz gearbeitet wird.

Der zweite Punkt gibt einen Hinweis auf unser Wertigkeitsprinzip. Im Vordergrund steht der Schein – und nicht das Sein.

Mit anderen Worten: Das Prinzip „von innen nach außen“ mag zu Beginn eine etwas höhere Investition an Zeit, Geduld und Arbeit bedeuten. Der klare Vorteil besteht aber darin, dass der dann gewonnene innere Zustand automatisch zu der gewünschten Ausstrahlung führt. Kurzum: Ausstrahlung ist eine logische Folge des inneren Zustands. Angewendet auf das oben genannte Beispiel des maroden Hauses bedeutet dies: Bei einer umfassenden Instandsetzung des Hauses, indem die Bausubstanz geprüft und Schritt für Schritt erneuert/renoviert wird, hat man anschließend lange Zeit viel Freude an diesem Haus – ohne einen ständigen Reparaturaufwand, der wiederum Zeit und Nerven kosten würde.

Diese Art von Ausstrahlung übersteht auch den zweiten Eindruck. „Von innen nach außen“ bedeutet, den Kern, die Quelle der Ausstrahlung, zu betrachten und freizulegen.

Im zweiten Schritt beschreibe ich die Umstände, die unseren inneren Zustand beeinflussen. Die Gesellschaft, in der wir leben, prägt uns; ob wir wollen oder nicht. Die Prägung unserer westlichen Zivilisation zeigt eine klare Richtung auf. Einiges an dieser Prägung ist für die Ausstrahlung förderlich, einiges verhindert sie. Wenn ich diese Prägung verstehe, besteht die Chance, die Quelle meiner persönlichen Ausstrahlung freizulegen und sie in Balance mit den äußeren Einflüssen zu bringen.

Im dritten Teil des Buches werden wir die Erkenntnisse eines aufstrebenden Wissenschaftszweigs betrachten: der Glücksforschung. Es liegt auf der Hand, dass eine Ausstrahlung, die von anderen Menschen als magisch empfunden wird, etwas mit einem zumindest als glücklich empfundenen Leben zu tun hat. Der vierte Teil zeigt anschaulich, wie die innere Balance zur Ausstrahlung führt.

Dabei beweist dieses Buch, dass hierfür keine mystischen oder spirituellen Überzeugungen erforderlich sind. Es zeigt vielmehr einen pragmatischen Weg auf, den jeder gehen kann, der bereit ist, sich mit sich selbst zu beschäftigen. Dies ist der Kern des fünften Abschnitts. In diesem stelle ich Ihnen ein Trainingsprogramm vor, das ihre individuelle Persönlichkeit berücksichtigt und zur Entwicklung einer magischen Ausstrahlung führt.

Und schließlich das Abschlusskapitel – der sechste Teil: In der Magie einer guten Ausstrahlung wohnt die Fähigkeit inne, die Aufmerksamkeit anderer auf sich zu lenken und sie festzuhalten. Dieser Teil präsentiert die Faktoren, die entscheidend sind, um langfristig und nachhaltig zu „wirken“. Man könnte die Botschaft mit folgenden Worten zusammenfassen: Wer wirkt, gewinnt.

Ich bin in meinen Seminaren vielen Menschen begegnet, die diesen Weg bereits beschritten haben. Dabei handelte es sich um Menschen, die mitten im Leben stehen und als Verkäufer, Arzt, Hausfrau oder Führungskraft mit den gleichen Bedingungen und Widrigkeiten umgehen und zu kämpfen haben, die uns allen in unserer Gesellschaft begegnen.

Noch etwas:

Ich biete Ihnen in diesem Buch etwas Ungewöhnliches an. Ich lade Sie an verschiedenen Stellen dieses Buchs ein, Co-Autor zu werden. In gewissen Passagen werden Sie feststellen, dass der Text unterbrochen ist. An diesen Stellen möchte ich Ihnen die Gelegenheit geben, den angesprochenen Gedanken mit Ihren eigenen Ideen fortzusetzen. Möchten Sie noch einen Schritt weitergehen, würde ich mich freuen, wenn Sie mir Ihre Gedanken an folgende E-Mail-Adresse senden:
werner.knigge@success-in-balance.de

Die Entstehung
der Ausstrahlung

Wahre Größe ist eine innere Errungenschaft;

wenn ein Mensch wahre Größe besitzt,

strahlt er sie ohne sein eigenes Zutun aus.

Meister Hsing Yun

Warum sind wir eigentlich so ausstrahlungsarm? Die meisten Menschen befinden sich in einem mangelhaften Energiezustand. Dass dem so ist, können Sie jeden Tag beobachten. Sie brauchen sich nur die Menschen, die Sie umgeben, zu betrachten. Wie vielen Menschen begegnen Sie am Tag, denen Sie eine hohe positive Wirkung zuschreiben würden?

Angenommen, Sie wären Leiter einer Show namens „Deutschland sucht den Menschen mit der besten Ausstrahlung“. Sie begeben sich nun auf Entdeckungsreise. Sie suchen quer durch Deutschland nach Anwärtern für diesen Preis. Sie suchen auf öffentlichen Plätzen, in Unternehmen, im Freibad und in Restaurants. Wie lange werden Sie nach Ihrer Einschätzung unterwegs sein, um hundert Kandidaten für die Show zu finden?

Ich komme nicht nur in meinen Trainings mit vielen Menschen in Kontakt. Wenn ich zu Veranstaltungen reise, nutze ich meist öffentliche Verkehrsmittel, wie S-Bahn, Zug oder Flugzeug. Dies bietet mir viele Gelegenheiten, Menschen zu betrachten. Das Ergebnis: Maximal jedem Zwanzigsten, dem ich begegne, würde ich einen positiven Energiezustand zuschreiben. Falls Sie sich gerade im Moment in einem öffentlichen Verkehrsmittel bewegen, dann nutzen Sie jetzt die Gelegenheit, sich einmal umzusehen und meine Prognose zu überprüfen. Die positive Erkenntnis aus dieser Beobachtung könnte sein: Es benötigt nicht viel, um andere hinsichtlich der Ausstrahlung zu übertreffen beziehungsweise aus der Masse herauszuragen.

Aber darum soll es in diesem Buch vordergründig gar nicht gehen. Denn wenn wir zuallererst nach dem Nutzen unserer Ausstrahlung fragen, begehen wir bereits den größten Fehler. Wir verlieren das Prinzip „von innen nach außen“ aus den Augen. Fangen wir also nicht mit den Folgen einer positiven Ausstrahlung an, sondern mit den Ursachen. Für den Moment ist es ausreichend, wenn wir für die Wertigkeit dieses Themas sensibilisiert und motiviert sind.

 

(An dieser Stelle besteht die in der Einleitung angesprochene Gelegenheit, Co-Autor dieses Buches zu werden. Formulieren Sie Ihre eigenen Gedanken zu dem angesprochenen Thema!)

Alles eine Frage der Energie

 

Wenn Sie eine Reise in sich selbst hinein unternehmen, sich all des Inhalts entledigen, den Sie angesammelt haben, und ganz, ganz tief eindringen, dann ist da dieser weite Raum, die sogenannte Leere, die voller Energie ist.

Krishnamurti, Vollkommene Freiheit

Wie der Begriff bereits vermuten lässt, hat Ausstrahlung etwas mit Energie zu tun. Damit etwas strahlen kann, benötigt es eine Energiequelle, und je größer die Energiequelle, desto heller wird die Leuchtkraft.

Dies ist bei der menschlichen Ausstrahlung nicht anders. Der innere energetische Zustand spiegelt sich in der Wirkung auf andere Menschen wider.

Der oben zitierte Satz des indischen Philosophen Krishnamurti besagt, dass der Mensch über eine unerschöpfliche Energie verfügt. Jedoch auch, dass der Zugang zu dieser Energie für uns weitgehend verschüttet ist – durch Dinge, die wir im Alltag ansammeln. Je besser es uns gelingt, diese „Ansammlungen“ für gewisse Momente beiseitezulegen, desto mehr erhalten wir den Zugang zu dieser Energie.

Im Gegensatz zu unserer westlichen Welt besitzt der Begriff der Energie im asiatischen Raum einen wesentlich höheren Stellenwert. Übersetzt mit dem Wort Chi (auch Qi) bildet er den Ursprung bei der Behandlung von Krankheiten und den Weg für eine hohe Lebensqualität. So ist nach der traditionellen chinesischen Medizin jede Krankheit auf ein schwaches oder gestörtes Qi zurückzuführen. Auch bei uns gewinnt die Integration dieser Philosophie in die westliche Medizin immer mehr Anhänger.

Viele von uns nutzen östliche Entspannungstechniken und Meditationsübungen zum Ansammeln eines erhöhten Chi und damit für mehr Gelassenheit und Lebensqualität.

Paart sich diese Energie mit einer verstärkten Ausgeglichenheit, die wiederum auf Gelassenheit und Selbstsicherheit beruht, ergibt sich zwangsläufig eine hohe Ausstrahlung.

Das Prinzip „von innen nach außen“

 

Es ist eine große Torheit, um „nach außen“ zu gewinnen, „nach innen“ zu verlieren, das heißt für Glanz, Prunk, Titel und Ehre, seine Ruhe, Muße und Unabhängigkeit ganz oder großenteils hinzugeben.

Arthur Schopenhauer, Aphorismen zur Lebensweisheit

Bei dem Prinzip „von innen nach außen“ handelt es sich um ein bewährtes Erfolgsrezept für Nachhaltigkeit und Authentizität. In seinem Buch „Die 7 Wege zur Effektivität“ hat der Selbstmanagementexperte Stephen R. Covey dieses Prinzip anschaulich beschrieben.

Zunächst skizziert Covey eine Entwicklung, die einen Hang zur Oberflächlichkeit zur Folge hatte. Er datiert diesen Umschwung auf die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und beschreibt ihn als den Wandel von der Charakter-Ethik zur Image-Ethik. Während die Charakter-Ethik auf charakterlichen Eigenschaften wie Integrität, Gerechtigkeit und Bescheidenheit basierte, geht es bei der Image-Ethik in erster Linie um Prestige, Geltung und den persönlichen Nutzen: Welche Einstellung führt mich zum Erfolg? Wie gelingt es mir, mich und andere so zu manipulieren, dass ich „erfolgreich“ bin?

 

Charakter-Ethik und Image-Ethik

Bei der Charakter-Ethik standen Grundwerte im Mittelpunkt. Das Ziel eines erfüllten Lebens bestand daran, sein Handeln nach dieser Grundethik auszurichten. Bei der Image-Ethik dienen diese Werte höchstens noch dazu, sie als taktisches Mittel zur Manipulation anderer einzusetzen. Das Ziel besteht nun darin, Macht, Einfluss und materielle Vorteile zu erreichen.

Dass sich die von Covey beschriebene Image-Ethik in unserem Alltag fest eingenistet hat, können Sie jeden Tag beobachten. Betrachten Sie zum Beispiel die Werbung, mit der wir jeden Tag, nahezu ununterbrochen, manipuliert werden. Das Ziel dieser Werbung besteht darin, Produkte von Unternehmen an den Mann oder die Frau zu bringen. Eigentlich könnte ein Deodorantproduzent damit werben, dass sein Produkt gut riecht, ein Getränkehersteller, dass das Mineralwasser den Durst löscht, und ein Damentaschenhersteller, dass in seinem neuesten Modell viel Platz ist. In der gegenwärtigen Werbung erfahren wir etwas völlig anderes. Sogar die einfachsten Produkte werden in einen direkten Zusammenhang mit vermeintlichen Werten und Motiven gesetzt. Das Deodorant wird als Garant für eine erfolgreiche Karriere dargestellt; das Mineralwasser verspricht ein neues Lebensgefühl; die Handtasche beides, Karriere und Lebensgefühl. Und alle Produkte zeigen als Ergebnis Menschen mit einer tollen Ausstrahlung. Und wir scheinen dieser Werbung zu glauben.

 

(An dieser Stelle besteht die in der Einleitung angesprochene Gelegenheit, Co-Autor dieses Buches zu werden. Formulieren Sie Ihre eigenen Gedanken zu dem angesprochenen Thema!)

Das Beispiel Werbung zeigt, dass wir längst selbst Opfer des von Covey beschriebenen Ethikwandels geworden sind. Wir sind es, die manipuliert werden. Und wir sind es, die uns immer weiter von dem Ursprung unserer Ausstrahlung, dem Innen, entfernen und stattdessen oberflächliche Lösungen zur Erreichung einer Wirkung favorisieren.

Eine nachhaltige Ausstrahlung zu besitzen bedeutet, weitgehend unabhängig von äußeren Bedingungen zu sein. Denn „von innen nach außen“ heißt zuallererst, die Verantwortung für den eigenen Zustand und die daraus resultierende Ausstrahlung zu übernehmen. Der Weg dahin verläuft über den inneren Dialog. Das Erstaunliche am inneren Dialog ist, dass wir die Antworten auf alle Fragen bereits in uns tragen. Wenn wir uns auf diesen Dialog einlassen, so finden wir zu einer inneren Haltung und über diese Haltung zu einem inneren Zustand, der uns Energie liefert.

Vieles in diesem Buch werden Sie kennen oder zumindest schon einmal davon gehört haben. Entscheidend für die Umsetzung ist, dass diese Erkenntnisse ein fester Bestandteil Ihres Bewusstseins werden. Formulieren Sie Ihre eigenen Gedanken und notieren Sie diese in dem Buch.

Die Zusammenhänge des Wirkungskreises

 

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Abbildung 1: Wirkungskreis

In dem abgebildeten Wirkungskreis wird der Zusammenhang zwischen Innen und Außen auf eine andere Weise dargestellt. Die Bereiche Gedanken und Gefühle gehören zum Innen, zur mentalen Ebene. Sie stellen die Quelle unserer Wirkung dar, die dann durch Körpersprache und Sprache nach außen dringt.

Beispiel: Ihr Chef bittet Sie, bei der nächsten Außendiensttagung die neue Unternehmensstrategie vor ungefähr 100 Außendienstmitarbeitern vorzustellen. Ihr spontaner Gedanke lautet: „Oh, mein Gott, nicht ich.“ Gefolgt von Gedanken wie: „Ich habe die Strategie überhaupt nicht verstanden, und ich glaube, mein Chef auch nicht. Ich kann das nicht, außerdem fange ich vor vielen Menschen an zu stottern …“

Mit den Gedanken ist unmittelbar ein Gefühl verbunden. In diesem Fall Angst und Unsicherheit. Sie bewegen sich somit in einem negativen Wirkungskreis. Falls es Ihnen bis zum Präsentationstermin nicht gelingt, Ihre mentale Ebene in den Griff zu kriegen (oder die Situation auf eine andere Weise zu bereinigen), werden diese Gefühle mit einer hohen Wahrscheinlichkeit durch Ihre Körpersprache und Sprache nach außen übertragen werden.

Grundsätzlich besitzen wir drei Ansatzpunkte, unseren Wirkungskreis zu manipulieren:

1. über die Körpersprache

2. über die Sprache

3. über unsere Gedanken

Einer der einfachsten Tricks, kurzfristig von einem negativen Wirkungskreis in einen positiven Wirkungskreis zu gelangen, ist die bewusste Veränderung der Körpersprache. Sowohl der negative wie auch der positive Wirkungskreis stehen in direktem Zusammenhang mit der entsprechenden Körpersprache. Das bedeutet nicht nur, dass negative Gefühle automatisch zu einer negativen Körpersprache führen, sondern auch, dass ich durch Veränderung der Körpersprache meine Wahrnehmung und meine Stimmung beeinflussen kann.

 

Vom negativen in den positiven Wirkungskreis

Folgende kurze Übung verdeutlicht dies:
Stehen Sie bitte auf und nehmen Sie bewusst eine positive Körperhaltung ein. Der Körper ist gestreckt, die Schultern sind entspannt und zeigen etwas nach hinten, und das Kinn ist leicht erhoben. Die Übung besteht darin, diese Körperhaltung beizubehalten und gleichzeitig gedanklich eine unangenehme, peinliche, negativ empfundene Situation in Erinnerung zu rufen. Erinnern Sie sich an diese Situation, rufen Sie die entsprechenden Bilder ab, und versetzen Sie sich in die damit verbundene Gedanken- und Gefühlswelt. Springen Sie in Ihrer Wahrnehmung zwischen Ihren Gedanken und Ihrer Körperhaltung hin und her.

Bei der Durchführung dieser Übung können Sie folgende Erfahrungen machen:

1. Sie merken, dass sich Ihre Körpersprache schleichend der Gedankenwelt anpasst. Die Schultern gleiten nach vorne, und der ganze Körper sackt langsam in sich zusammen.

2. Ihnen fällt keine negative Situation ein.

3. Ihnen fällt zwar eine negative Situation ein, jedoch empfinden Sie sie plötzlich gar nicht mehr als so unangenehm.

Alle drei Erfahrungen zeigen den direkten Zusammenhang zwischen mentaler Verfassung und Körpersprache. Wir können uns diese Erkenntnis zunutze machen.

Der gleiche Effekt lässt sich bei der bewussten Anwendung einer positiven Sprache erzielen.

 

Abbildung 2: Malumba und Takete

Sprechen Sie bitte die beiden Begriffe „takete“ und „malumba“ aus und ordnen Sie sie einem der beiden Bilder zu.

Die meisten Menschen ordnen den Begriff „malumba“ dem linken und den Begriff „takete“ dem rechten Bild zu. Aufgrund der weichen Konsonanten empfinden wir den Begriff „malumba“ eher als angenehm, „takete“ dagegen als hart und negativ besetzt. Unsere These lautet, dass die Anwendung einer positiven Sprache zu einer positiven Gedankenwelt und einer entsprechenden Wirkung führt.

Zur Umsetzung hier ein Auszug aus dem (noch zu schreibenden) Wörterbuch Taketisch – Malumbisch:

Taketisch Malumbisch
Problem Aufgabe, Chance
schwierig interessant, anspruchsvoll
Hindernis Lösungsmöglichkeit
Kritik Lob
…, aber …, und
Umbruch Veränderung
die anderen ich
fremdbestimmt selbstbestimmt
weg von hin zu
zwingen loslassen
Ärger Freude

 

(An dieser Stelle besteht die in der Einleitung angesprochene Gelegenheit, Co-Autor dieses Buches zu werden. Formulieren Sie Ihre eigenen Gedanken zu dem angesprochenen Thema … oder führen Sie das Wörterbuch weiter fort!)

Der dritten Möglichkeit, über die Veränderung der Gedanken Einfluss auf den eigenen Wirkungskreis zu nehmen, ist der nächste Abschnitt gewidmet.

Die Bedeutung der Glaubenssätze

 

Mit der Kraft der Gedanken bestimmen wir nicht nur über Gesundheit und Krankheit, sondern unsere Gedanken sind unser Schicksal. Das ist eine Gesetzmäßigkeit, der sich keiner entziehen kann; aber gleichzeitig eine wunderbare Chance.

William James, Philosoph und Psychologe

Glaubenssätze sind die größten Energielieferanten. Es sind Einstellungen, die unser Leben maßgebend prägen. Sie entwickeln sich aus der Überlieferung und den von uns selbst gemachten Erfahrungen. Darüber hinaus scheint jeder Mensch von Geburt an ein Grundwertekonzept in sich zu tragen. Dieses Grundwertekonzept hilft uns, friedlich und damit entspannt in einem sozialen Gefüge zu leben. Es sind die Grundregeln unseres Umgangs.

Dieses Grundwertekonzept führt zu dem, was wir pragmatisch auch als „gesunden Menschenverstand“ oder in Österreich „Hausverstand“ bezeichnen. Damit ist im Prinzip eine Art Grundwahrheit gemeint. Angenommen, man würde hundert neutral eingestellte Menschen zu einer bestimmten Situation befragen, und mehr als 90 Prozent würden eine gleiche Meinung wiedergeben, dann wäre dies ein Hinweis auf eine Übereinstimmung der Vernunft oder des Menschenverstandes.

 

Gesunder Menschenverstand

Beispiel: Es soll über den Bau einer neuen Autobahn entschieden werden. Die geplante Trasse würde durch ein Naturschutzgebiet mit seltenen Tieren und Pflanzen führen. Vorteil und Nutzen der Straße bestünden darin, dass Menschen, die von A nach B gelangen wollen, im Vergleich zur bestehenden Autobahn im Durchschnitt acht Minuten Zeit einsparen.

Bei Abwägung des Nutzens und des Aufwands wird sich wohl jeder Mensch mit einem gesunden Menschenverstand gegen die neue Autobahn aussprechen.

Ein anderes Beispiel zeigt, dass der Alltag und unsere Glaubenssätze nicht immer so einfach in Übereinstimmung zu bringen sind. Die zu klärende Frage lautet: Wodurch ist gerechtfertigt, dass ein Manager in einem Unternehmen 100-mal so viel Geld bekommt wie eine Erzieherin in einem Kindergarten?

Unser Menschenverstand wird den Versuch, eine Berechtigung über Themen wie Verantwortung oder Gemeinnutzen herbeizuführen, schnell als absurd entlarven. Nur eine sehr verwegene Konstruktion würde die Übereinstimmung zwischen unserer Grundgerechtigkeit und dem beschriebenen Zustand herstellen können. Tatsächlich hat diese Situation auch gar nichts mit dem gesunden Menschenverstand zu tun, sondern ist lediglich eine Frage des Wirtschaftssystems, dem wir uns unterwerfen.

 

(An dieser Stelle besteht die in der Einleitung angesprochene Gelegenheit, Co-Autor dieses Buches zu werden. Formulieren Sie Ihre eigenen Gedanken zu dem angesprochenen Thema!)

Unsere Glaubenssätze bauen im Normalfall also auf ethischen Grundprinzipien auf. Sie können jedoch auch, wie die Geschichte zeigt, genau gegen diese Grundprinzipien gerichtet sein. Glaubenssätze werden benutzt, um Menschen zu manipulieren. Mithilfe von „wahren“ und konstruierten Glaubenssätzen versuchen Politiker Wahlen zu gewinnen; Unternehmensmanager Produkte zu verkaufen, Eltern ihre Kinder zu erziehen und frustrierte Menschen die Verantwortung abzuschieben.

Auch dafür ein Beispiel: Ich schildere Ihnen gleich eine kurze Geschichte. Am Ende dieser Geschichte werden Sie eventuell etwas verunsichert sein. Etwas an dieser Erzählung scheint nicht logisch (und damit mit Ihren Glaubenssätzen nicht vereinbar) zu sein.

Ein Vater geht mit seinem Sohn an der Landstraße spazieren. Es nähert sich ein Autofahrer mit überhöhter Geschwindigkeit. Der Fahrer verliert die Kontrolle über das Fahrzeug, das ins Schleudern gerät und die beiden Fußgänger erfasst. Der Vater wird so schwer getroffen, dass er noch an der Unfallstelle verstirbt; der Sohn wird mit dem Rettungshubschrauber in die nächste Unfallklinik geflogen. Aufgrund der Schwere der Verletzungen und der dadurch nötigen sofortigen Operation wird unverzüglich die Kapazität unter den Klinikchirurgen hinzugerufen. Diese erscheint, sieht den jungen Mann und sagt: „Es tut mir Leid, ich kann diese Operation nicht durchführen, denn dies ist mein Sohn.“

Hoppla, irgendetwas an der Geschichte scheint nicht zu stimmen. Vielleicht versuchen Sie jetzt mit einiger Mühe eine Konstruktion herzustellen, die einen Stiefvater, den Großvater oder eine ähnliche Vaterfigur beinhaltet. Dabei ist die Lösung dieses vermeintlichen Widerspruchs in der Geschichte viel einfacher. Die Kapazität in diesem Krankenhaus ist eine Frau, die Mutter des Verunglückten.

Was ist hier passiert? Die erzählten Umstände der Geschichte waren für viele von Ihnen nicht stimmig, da sie mit einem Glaubenssatz kollidierten: dem Glaubenssatz, dass die Kapazität in einem Krankenhaus ein Mann ist. Vor Ihrem geistigen Auge ist ganz automatisch das Bild eines Mannes erschienen, vermutlich im mittleren bis reifen Alter, angetan mit einem weißen oder grünen Kittel und vielleicht mit einer Brille. Vielen Lesern wird womöglich der Chefchirurg aus ihrer Lieblingsarztserie in den Sinn gekommen sein.

Das Beispiel zeigt, wie Glaubenssätze – teilweise unreflektiert und unbewusst – unsere Wahrnehmung und damit unser Verhalten prägen; und sie sind resistent gegen Veränderungen. Das bedeutet, egal wie unsere Leitgedanken aussehen, wir versuchen so ziemlich alles, um sie zu bestätigen. Dies geht sogar so weit, dass wir unsere Wahrnehmungen manipulieren.

Angenommen, Sie würden ein Vorurteil gegenüber einer bestimmten Volksgruppe hegen. Beispielsweise hielten Sie Bayern für schlaue und witzige Menschen (Vorurteile können negativ und positiv sein).

Jeden Bayern, dem Sie begegnen und der Ihrem Werturteil entspricht, werden Sie jetzt zum Beweis Ihrer These anführen. Aber was machen Sie mit den bayerischen Landsleuten, die Sie treffen und die Ihrem Glaubenssatz widersprechen?

Für diese Situation halten wir verschiedene Reaktionen bereit:

1. Ignorieren.

2. Ausnahmen bestätigen die Regel.

3. Der hat eben einen schlechten Tag.

4. Eigentlich ist er ja schon ganz witzig.

Diese Notreaktionen helfen uns sowohl bei positiven wie auch bei negativen Glaubenssätzen. Der Grund für diesen Umgang mit Wahrnehmungen, die unseren Glaubenssätzen widersprechen, ist ganz einfach. Es kostet uns Energie, unsere Wertvorstellungen zu verändern. Mehr Energie, als uns lieb ist. Und deshalb verteidigen manche Menschen ihre Wertvorstellungen, und sei dies auch noch so zu ihrem eigenen Nachteil.

 

(An dieser Stelle besteht die in der Einleitung angesprochene Gelegenheit, Co-Autor dieses Buches zu werden. Formulieren Sie Ihre eigenen Gedanken zu dem angesprochenen Thema!)

Eine ganz entscheidende Rolle spielen Glaubenssätze für unseren Energiehaushalt. Sie entziehen oder liefern uns Energie:

Es liegt auf der Hand, dass diese Art von Glaubenssätzen uns eher Energie entzieht. Dies ist mit einfachen Übungen zu erfahren, beispielsweise mit einer Übung, die Medizinern hilft, Allergieauslösern auf die Spur zu kommen.

Der Armstrecktest funktioniert ganz einfach. Sie benötigen dazu nur eine zweite Person. Sie stellen sich hin, strecken einen Arm zur Seite und denken und/oder sprechen den Glaubenssatz wiederholt aus. Die andere Person steht hinter Ihnen und versucht, mit einer Hand Ihren ausgestreckten Arm am Handgelenk herunterzudrücken, während Sie dagegenhalten.

In 90 Prozent der Versuche werden beide Personen den Unterschied spüren. Bei energieraubenden Glaubenssätzen fällt es wesentlich schwerer, den Arm ausgestreckt zu halten.

Es ist ganz offensichtlich, welche Glaubenssätze uns mehr Energie liefern – und dennoch werden Sie in Ihrem Umfeld feststellen, dass die energieraubenden Einstellungen die Oberhand haben.

 

Abbildung 3: Der Scheiterhaufen unserer Energie

In der Abbildung sehen Sie zwei identische Feuer, die sich nur in ihren Benennungen unterscheiden. Das linke Feuer ist mit „Probleme/Hindernisse“ betitelt, das rechte Feuer trägt die Überschrift „Chancen/Möglichkeiten“. Stellen Sie sich nun vor, Sie stehen zwischen diesen beiden Feuern und vor Ihnen liegt ein Haufen Holzscheite. Diese Scheite stehen stellvertretend für Ihre gedanklichen Investitionen. Angenommen, Sie widmen Ihre Aufmerksamkeit überwiegend den Problemen und Hindernissen, ohne dabei Lösungen zu entwickeln. Dies würde bedeuten, dass Sie Ihre Holzscheite (= Energie) in das linke Feuer werfen – mit der Folge, dass dieses Feuer größer und mächtiger wird, während das andere kleiner wird und vielleicht sogar ganz erlischt.

Und nun die Preisfrage: In welches Feuer sollten Menschen ihre Holzscheite werfen?

Ihnen mag die Antwort auf diese Frage sehr banal erscheinen. Tatsächlich jedoch beantworten die meisten Menschen die Frage jeden Tag unbewusst damit, ihre Energien in das linke Feuer zu werfen. Sie beschäftigen sich mit den Problemen und Hindernissen, statt an Lösungen zu arbeiten.

Stellen Sie sich vor, der US-Präsident Barack Obama tritt im Rahmen einer Pressekonferenz vor das Mikrofon. Er trägt einen dunklen Anzug, seine Schuhe sind glänzend geputzt, die Krawatte sitzt. Alles scheint in bester Ordnung. Allerdings ist bei näherem Hinsehen auf seiner linken Schulter auf dem dunklen Anzug ein weißer Fussel zu erkennen.

Wohin wird die Aufmerksamkeit der Anwesenden gelenkt werden? Was wird in den Fokus rücken und später weltweit diskutiert werden? Sein toller Anzug, die schön gebundene Krawatte – oder der Fussel? Es ist vorstellbar, dass der Fussel in seiner Bedeutung sogar den Inhalt der Pressekonferenz übertrifft.

Dieser Hang zur „Fusselmentalität“ spiegelt sich auch darin wider, dass wir in unserer Erinnerung dazu neigen, negative Ereignisse zu behalten. Angenommen, Sie sind im Verkauf tätig. Sie hatten heute Kontakt zu 20 Kunden, 19 davon waren angenehm und sympathisch und haben sich bei Ihnen für Ihre Beratung bedankt. Einer jedoch hat sich sehr abfällig geäußert und sich über Sie beschwert. An welche(n) Kunden werden Sie sich am Feierabend erinnern? Und über welchen Kunden sprechen Sie am Abend mit Ihrem Partner zu Hause?

 

Fusselmentalität

In einer Umgebung, in der 90 Prozent in unserer Wahrnehmung positiv und nur 10 Prozent negativ bewertet wird, erobern die 10 Prozent unsere Aufmerksamkeit.

 

(An dieser Stelle besteht die in der Einleitung angesprochene Gelegenheit, Co-Autor dieses Buches zu werden. Formulieren Sie Ihre eigenen Gedanken zu dem angesprochenen Thema!)

Das Außen, das
das Innen beeinflusst

Sich selbst zu erkennen, bedeutet auch,

die Umstände zu verstehen, die dein Selbst überdecken.

Werner Knigge

Welche Ursachen sind für das immer wiederkehrende Energiedefizit verantwortlich? Woher beziehen wir Energie und wie und wofür investieren wir sie?

Bei der Frage nach dem Energiebezug werden die meisten von Ihnen kurz nachdenken und dann Themen wie Familie, Freunde, Hobby, Beruf oder Urlaub benennen. Tatsächlich können diese Bereiche große Energiequellen darstellen, aber auch das Gegenteil. Beim Thema Energieinvestition können daher die gleichen Begriffe stehen.

Aber zurück zur Frage nach den Ursachen für unser Energiedefizit. Die Antwort lautet: Wir entfernen uns immer mehr von den nachhaltigen Energiespendern. Unser Leben befindet sich außerhalb der Balance, weil wir uns, wie kleine Hamster in einem Rädchen, abstrampeln, um Dinge zu erreichen, die uns sowieso kein Glück und keine Energie bringen.

Der Philosoph Richard David Precht, Autor des Buches „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele“, hat dies einmal so formuliert: „Wir kaufen Dinge, die wir nicht brauchen, um Leute zu beeindrucken, die wir nicht mögen; mit Geld, das wir nicht haben.“

Die Welt, in der wir leben

 

Wir wissen, jede Gesellschaft hat ihr Wertesystem.

Und das Wertesystem ist wie ein Kleid,

in dem sie sich einrichtet und zu Hause ist.

Elisabeth Noelle-Neumann

Das Wertesystem, in dem wir leben, prägt uns. Dies ist nicht nur ein philosophisches Thema, sondern hat ganz pragmatische Auswirkungen auf unseren Alltag. Dies wurde mir vor Kurzem beim Besuch eines Kindergartens vor Augen geführt. Die Erzieherinnen hatten die Idee, interessierten Eltern den Kindergarten durch andere Kinder zeigen zu lassen. Von den beiden Mädchen, denen wir zugeteilt wurden, stellte sich das eine wie folgt vor: „Mein Name ist Katharina, ich bin fünf Jahre alt und habe schon einen Nintendo.“

 

Das Wertesystem, in dem wir leben, prägt uns.

Wer in dieser Welt sagt diesem liebenswürdigen Mädchen, dass es wichtig ist, einen Nintendo zu besitzen?

Es ist unsere Gesellschaft, die sich über Besitz und nicht über das Sein definiert. Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich finde nichts Schlimmes daran, dass ein fünfjähriges Mädchen einen Nintendo besitzt. Ich finde es nur bedenklich, welchen Stellenwert diese Dinge bei uns einnehmen. Und dies gilt nicht allein für Kinder. Denn was für Kinder das Computerspiel, ist später für viele Erwachsene die Gucci-Brille, das Luxusauto oder das iPad. Es ist schon spannend, wofür wir in Deutschland unsere Energie verwenden. Wann und wofür gehen die meisten Menschen auf die Straße? Für soziale Gerechtigkeit, mehr Kindergartenplätze, Umweltschutz? Nein. Für ein iPad. Erwachsene Menschen stellen sich stundenlang auf die Straße, um ein solches Gerät zu erwerben.

Das Problem daran: Materielle Dinge versetzen uns langfristig in keinen positiven Zustand. Das haben viele Studien nachgewiesen. Warum aber verwenden wir so viel Energie auf Besitz?

Es ist das gleiche Motiv, das uns dazu bringt, andere nicht ausreden zu lassen, uns im Verkehrsstau möglichst weit nach vorne zu drängeln, uns über die unverschämte Verkäuferin zu beschweren, irgendwelche Ämter in Vereinen zu bekleiden oder im hohen Alter verbissen Sport zu treiben. Es ist das gleiche Motiv, das die meisten Amokläufer zu ihrer Kurzschlussreaktion treibt.

Wenn es um Motive geht, hilft uns ein klassisches Modell am besten weiter: die Maslowsche Bedürfnispyramide.

Der amerikanische Psychologe Abraham Maslow untersuchte in den 1940er Jahren die Motive der Menschen und stellte fest, dass alle Motive auf Bedürfnisse zurückzuführen sind, die sich in fünf Bereiche unterteilen lassen. Die Befriedigung dieser Bedürfnisse findet grundsätzlich von unten nach oben statt. Ist das Bedürfnis nach Essen oder Trinken gerade akut, werden andere Bedürfnisse, etwa das nach Selbstverwirklichung, in den Hintergrund treten.

 

Abbildung 4: Die Bedürfnispyramide (nach Maslow)

Betrachten wir diese Pyramide einmal gesamtgesellschaftlich, dann stellen wir fest, dass wir in einer Gemeinschaft leben, in der einige Bedürfnisse nahezu selbstverständlich abgedeckt werden. Um die physiologischen Grundbedürfnisse macht sich wohl niemand von uns ernsthafte Gedanken. Der Staat übernimmt auch weitgehend die Befriedigung der Sicherheitsbedürfnisse (Polizei, Solidaritätsprinzip, Gesundheitswesen usw.). Abgesehen von älteren Menschen wird auch das Bedürfnis nach sozialen Kontakten (zumindest quantitativ) bei vielen von uns kein zentrales Motiv darstellen.

Welche Strategien nutzen Männer, um dieses Bedürfnis zu befriedigen? Sie schaffen sich Luxusautos an. Neben Motiven wie Spaß oder Komfort ist Prestige die treibende Kraft. Die Frage jedoch lautet, wie geeignet diese Vorgehensweise ist, mein Bedürfnis zu befriedigen. Selbst wenn meine Freunde im Tennisclub mir zu diesem Fahrzeug gratulieren und mir alles Gute wünschen, wird die Wertschätzung wohl mehr dem Auto als meiner Person gelten. Diese Trennung ist nebenbei erwähnt für prominente Stars eines der größten Probleme. Gilt die Anerkennung der Rolle, die ich spiele, oder wirklich mir?

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869105956
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2011 (März)
Schlagworte
Ausstrahlung Charme Selbstbewusstsein stärken Selbstcoaching-Ratgeber Sicheres Auftreten Souveränes Auftreten Wahrnehmung verbessern

Autor

  • Werner Knigge (Autor:in)

Werner Knigge hat das Erbe seines berühmten Verwandten übernommen und dessen Erkenntnisse „über den Umgang mit Menschen“ auf die heutige Zeit übertragen. Er ist seit über 15 Jahren Trainer und Seminarleiter. Seine Themen sind Kommunikation, Ausstrahlung, Erfolgsstrategien und Verhandlungsführung.
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Titel: Die Magie der guten Ausstrahlung