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Stressfreie Grundschuljahre

Die neuen Herausforderungen meistern Konflikte fair lösen. Kinder verstehen lernen

von Doris Heueck-Mauß (Autor:in)
176 Seiten

Zusammenfassung

Die Grundschulzeit gemeinsam meistern: Die Grundschuljahre bedeuten für Eltern und Kinder einen Ablöseprozess von der Kindergartenzeit. Ihr Kind wird jetzt vor neue Herausforderungen gestellt: Es muss sich in eine Gruppensituation mit strengen Regeln einfügen, der Alltag und das Lernen am Nachmittag erfordern viel Konzentration. Viele Kinder verändern in dieser Zeit ihr Verhalten gegenüber ihren Eltern – Konflikte sind an der Tagesordnung. Dieser Ratgeber hilft Ihnen dabei, Ihren Blick zu schärfen und geduldiger zu sein, um Frust und seelische Störungen zu vermeiden.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Liebe Eltern und Großeltern,

liebe Lehrerinnen und Lehrer,

wir lernen unser ganzes Leben lang. Das hört nicht auf, wenn wir die Schule, die Berufsausbildung hinter uns haben. Sobald wir Eltern werden, fangen wir damit an, die Grundlagen der Erziehung zu lernen. Als Eltern wollen wir unsere Kinder formen und richtig erziehen – nur wie? Die einen greifen auf altbewährte Rezepte zurück und erziehen so, wie sie selbst erzogen wurden. Andere wollen, dass sich ihre Kinder erst einmal frei entwickeln und wieder andere haben gar keine Konzepte und erziehen heute so und morgen so. Alle drei Methoden werden bald an ihre Grenzen kommen.

„Eltern sein“ lernen wir tagtäglich im Umgang mit unseren Kindern. Am Anfang durch Versuch und Irrtum, bis wir dann eine gewisse Routine bekommen – und vor allem Erfahrung.

Kommt unser Kind nun in die Schule, beginnt ein neuer Lebensabschnitt, Eltern und Kind werden vor neue Herausforderungen gestellt. Das nötige Handwerkszeug, um die ersten Schuljahre Ihres Kindes sicher und möglichst stressfrei zu begleiten, bekommen Sie unter anderem durch lernpsychologische Erkenntnisse. Einige davon werde ich Ihnen in diesem Buch vermitteln, aber vor allem geht es darum, Ihrem Kind eine solide Basis für seine Schullaufbahn zu geben. Dazu gehört eine gute Beziehung in der Familie, in der das sozial-emotionale Lernen stattfindet. Ist dieses Fundament stabil, kann das Kind sich auf die Schule konzentrieren, auf das kognitive Wissen, das dort vermittelt wird. Ist dieses Fundament instabil, wird das Kind sich schwerer anpassen können und benötigt mehr liebevolle Hilfestellung.

Jedes Kind hat Begabungen, aber auch Schwächen. Kinder altersgerecht zu fördern ist überwiegend die Aufgabe der Schule. Sie dürfen die Schule und Ihr Kind jedoch positiv unterstützen. Damit dies im richtigen Rahmen und möglichst stressfrei auf beiden Seiten geschehen kann, habe ich diesen Ratgeber geschrieben.

Ihre

Doris Heueck-Mauß

Mit der Schulpflicht beginnt der Ernst des Lebens. „Jetzt heißt es lernen, aus und vorbei mit den Freiheiten“, sagen die Großeltern. „Die armen Kleinen dürfen nicht mehr spielen und rumtoben“, sagen die Eltern. Das klingt eher bedrohlich, doch Kinder zwischen fünf und sieben Jahren wollen Neues lernen, sie wollen sich mit anderen Kindern messen und fühlen sich in der Gruppe wohl. Mit der Entwicklung seiner emotionalen und kognitiven Fähigkeiten verwandelt sich das egoistische Kleinkind zum sozialen Gruppenkind. Diese biologischen Reifungsprozesse sind genetisch festgelegt und machen ein Kind, unabhängig von kulturellen oder familiären Unterschieden, reif für die Schule.

Schulreif, schulfähig, schulbereit

Ob ein Kind schulreif und auch schulbereit ist, hängt von mehreren Faktoren ab: Wie wurde das Kleinkind in seiner Familie und im Kindergarten gefördert? In welcher sozialen Situation ist es aufgewachsen? Wie ist die Qualität der Beziehung zwischen den Familienmitgliedern, und wie ist das Kind sprachlich und sozial in seine Umgebung integriert? „Das Schulkind“ gibt es nicht – immerhin müssen acht bis zehn Prozent aller schulpflichtigen Kinder aufgrund diverser Schwierigkeiten von der Einschulung zurückgestellt werden. Diese Kinder benötigen dann besondere Förderung, weil sie „Spätentwickler“ sind, aus einem anderen Kulturkreis stammen oder aus sozial benachteiligten Schichten.

Im Regelfall ist es bereits im Kindergarten aufgefallen, wenn ein Kind in bestimmten Bereichen in seiner Entwicklung verzögert ist. Wirken sich die Beeinträchtigungen auf die Schulfähigkeit des Kindes aus, werden die Erzieher Sie sicher schon darauf angesprochen haben. Dann können Sie Ihr Kind entsprechend fördern und unterstützen.

Sobald ein Kind ins schulpflichtige Alter gekommen ist, bekommt es eine Einladung zur Schuluntersuchung. Diese ist verpflichtend und wird in der Regel von Mitarbeitern des Gesundheitsamtes durchgeführt. Bei dieser Untersuchung werden alle Wahrnehmungsfunktionen und auch die motorische Entwicklung Ihres Kindes getestet. Diese sollten altersgerecht sein, denn feinmotorische Fähigkeiten sind notwendig, um schreiben zu lernen, grobmotorische Fähigkeiten sind wichtig für das Sitzen, die Raumwahrnehmung und das Gleichgewicht. Ein Kind kann nicht lesen und schreiben lernen, wenn es noch nicht ruhig und ausbalanciert sitzen kann oder noch Schwierigkeiten mit der Augen-Hand-Koordination hat. Auch Hör- und Sehschwächen werden oft erst bei dieser Untersuchung entdeckt. In der Regel bleibt danach noch genügend Zeit bis zur Einschulung, um dem Kind mit gezielten Maßnahmen oder Übungen zu helfen.

Für die Schulfähigkeit eines Kindes sind verschiedene Punkte wesentlich:

die körperliche Entwicklung

die motorische Entwicklung

die Wahrnehmungs- und Denkfähigkeit

die Entwicklung der Sprache

die Motivation und Leistungsbereitschaft des Kindes

die Entwicklung von Gedächtnis und Konzentration

Denken und wahrnehmen

Das Denkvermögen Ihres bereits jetzt schon schlauen und neugierigen Vorschulkindes wird sich weiterentwickeln – denn im Schulalter wird Abstraktionsfähigkeit verlangt, um später rechnen zu können. Aber auch die Buchstaben müssen als Symbole erkannt werden und zu einem Wort als Symbol für einen Begriff geformt und zugeordnet werden. Ihr Kind ist nun zu umkehrbaren Denkoperationen fähig.

Dazu ein Beispiel: Das Kind sieht zwei gleich große Gläser mit Wasser. Nun gießt man die Menge des einen Glases in ein anderes Glas, das schmaler und höher ist. Drei- bis Vierjährige meinen jetzt, im hohen Glas sei mehr drin. Schulreife Kinder erkennen, dass sich die Flüssigkeitsmenge trotz äußeren Anscheins nicht verändert hat. Sie können auch mehrere Merkmale eines Gegenstandes betrachten, also wahrnehmen, dass ein Glas höher und dafür schmaler ist, oder dass ein Luftballon groß und leicht ist, ein kleiner Stein dafür schwerer.

Das sieben- bis elfjährige Kind befindet sich in seiner kognitiven Entwicklung auf einer konkret-operationalen Stufe, in welcher der Übergang vom reinen Handeln zum Denken vollzogen wird. Diese neu errungene Denkfähigkeit nennt man „Dezentrierung der eigenen Vorstellungen“. Das Kind überlegt und schlussfolgert: Es wurde kein Wasser verschüttet, also muss in dem hohen, aber schmalen Glas genauso viel Wasser drin sein wie in dem kleinen dicken Glas. Seine Wahrnehmung verlässt sich nicht mehr nur auf das Sehen, sondern es beobachtet und denkt nach und begründet logisch. Es beginnt die Dinge kritisch zu hinterfragen und lässt sich von seinen Eltern oder Geschwistern nichts mehr vormachen.

Das Kind kann nun Regeln ableiten, abstrahieren, rückgängig machen, dezentrieren. Es kann Handlungen in Gedanken vollziehen und zu einer Lösung kommen. Es sieht sich nicht mehr als Mittelpunkt der Welt. Es betrachtet und vergleicht die Erwachsenen kritisch, hinterfragt ihre Regeln und Verhaltensweisen und kann sich auch immer besser in das Denken und Wahrnehmen anderer hineinversetzen. Es wird ein vernünftiges Kind!

Sprechen und verstehen

Da im Unterricht das wichtigste Medium die Sprache ist, muss Ihr Kind gut sprechen und zuhören können. Sein Sprachwortschatz sollte altersgerecht sein. Kinder, denen viel vorgelesen und mit denen viel geredet wurde – in Erwachsenensprache! –, sind da eindeutig im Vorteil. Kinder, die sich häufig selbst überlassen sind und die viel vor dem Fernseher sitzen, haben eine reduzierte Ausdrucksweise.

Im Rahmen verschiedener Kindergartenuntersuchungen wurde festgestellt, dass jeder vierte Junge und jedes fünfte Mädchen Sprachauffälligkeiten zeigte, ihnen wurde zu einer logopädischen Behandlung geraten. Wird ein Sprachfehler oder Sprachdefizit erst bei der Schuluntersuchung festgestellt, ist bereits kostbare Therapiezeit verlorengegangen. Wird das Kind in der ersten Klasse auffällig und tut sich auch noch mit dem Lesen und Schreiben schwer, wird es schnell als Legastheniker abgestempelt. Eine diagnostische Abklärung ist dann dringend erforderlich, um dem Kind schnellstmöglich helfen zu können.

Der sprachliche Veränderungsprozess von der kleinkindhaften Sprache zur Sprache eines Schulkindes beginnt schon ab dem fünften Lebensjahr. Der Wortschatz eines sechsjährigen Kindes beträgt ungefähr 2 500 Worte, und es achtet zunehmend darauf, dass der Zuhörer auch den Inhalt verstehen kann, wenn es etwas erzählt.

Das Gruppenkind

Neben der Schulfähigkeit, bei der vor allem die Fertigkeiten des Kindes beurteilt werden, ist die Schulbereitschaft ein wichtiger Faktor für die Entscheidung, ein Kind einzuschulen. Denn die Motivation und die Lernbereitschaft eines Kindes sind von zentraler Bedeutung, wenn es darum geht, dass das Kind seine Begabung und Fähigkeiten erfolgreich einsetzt. Positive soziale Erfahrungen, Selbstsicherheit, keine Probleme, sich in Gruppen einzugliedern und natürlich die Lust, in zu Schule zu gehen, lernen zu dürfen – dies sind Faktoren der „Schulbereitschaft“.

Geben Sie Ihrem Kind daher frühzeitig die Gelegenheit, mal Zeit ohne Mama oder Eltern in einer neuen Umgebung zu verbringen. Mit fünf oder sechs Jahren kann es zum Beispiel bei einer Freundin übernachten, es kann einen Ausflug mit den älteren Nachbarskindern machen oder über ein Wochenende mit dem Sportverein wegfahren. Ihr Kind sollte mit sechs Jahren in der Lage sein, neue Kontakte zu knüpfen, zu anderen Eltern oder Kursleitern Vertrauen aufzubauen und so einen Tages- oder Übernachtungsausflug ohne Heimweh zu meistern.

Kann es sich gut in eine neue Gruppierung einfügen, eigene Bedürfnisse zurückstecken und sich an die neuen Regeln halten? Wenn ja, dann wird es ihm nicht schwerfallen, sich in eine Klassengemeinschaft einzufügen und sich als Teil der Gruppe zu fühlen, auch wenn die Lehrkraft sich mit anderen Kindern beschäftigt. So hat sich Ihr Kind vom egoistischen Kleinkind zum sozial fähigen Gruppenkind entwickelt.

Gerade für Einzelkinder ist dies oft kein leichter Lernprozess, denn sie sind es gewöhnt, bei den Erwachsenen immer im Mittelpunkt zu stehen. Geschwisterkinder haben da weniger Schwierigkeiten. Auch Kindern in einem offenen Familiensystem – das bedeutet, dass sowohl die Eltern als auch die Kinder viele soziale Kontakte haben – kommen in Gruppen meist gut zurecht. In jeder neuen Gruppe muss jedes Kind erst einmal seinen Platz finden.

Sich in eine Gruppe zu integrieren erfordert Neugierde, Motivationsbereitschaft, abwarten können, sich anstrengen wollen, auch wenn der Erfolg nicht immer gleich eintritt. Wenn das Kind mal etwas falsch macht oder eine Antwort nicht weiß, sollte es den Ehrgeiz entwickeln, nachzufragen und auch bereit sein, zu üben. Das Selbstwertgefühl eines Kindes hängt damit zusammen, was es geleistet, was es gut gemacht hat, es will gefallen und das, was es gelernt hat, auch zeigen dürfen. In der Vorschulzeit sind Lob und Anerkennung eine hohe Motivation, aber Ihr Kind muss auch durch Fehler lernen und sollte nicht gleich aufgeben. Daher sollten Sie es neben all der positiven Zuwendung auch dazu animieren, etwas besser zu machen und nicht alles unkritisch loben und bewundern. Für ein gutes Selbstwertgefühl sollte ein Kind schon vor der Schule erfahren haben, dass es auch ohne Leistung liebenswert ist.

RÜCKSTELLUNG ODER ZU FRÜHE EINSCHULUNG

Schulpflicht für die Eltern

„Jetzt ist es mit den Freiheiten vorbei“, seufzen Eltern, wenn sie an das tägliche frühe Aufstehen denken und sich nachmittags oder abends über die Hausaufgaben ihrer Kinder beugen. Ja, und spontan wegfahren geht auch nicht mehr, denn nun gilt die Ferienordnung. Neue Pflichten kommen auf die Eltern zu: das Kind pünktlich in die Schule schicken, Entschuldigungen schreiben, Krankmeldungen, Hausaufgabenkontrolle, der Stundenplan hängt für alle sichtbar an der Pinnwand, Taschenkontrollen (schon wieder ein verschimmeltes Pausenbrot), sind die Turnsachen vollständig und die Taschentücher eingepackt? Zur Fürsorgepflicht gehört, dass das Kind ausgeschlafen, gut genährt, sauber gekleidet und frohen Mutes zur Schule geht (nicht fährt, denn Bewegung ist wichtig, Schulkinder sitzen sowieso zu viel!). Nicht zu vergessen: die komplette Schulausrüstung. Dafür gibt es vor der Einschulung und unter dem Jahr Anschaffungslisten. Schluss mit der Individualität – jetzt müssen sich Eltern und Kinder an die neuen Regeln gewöhnen und diese einhalten, auch wenn dies nicht immer Spaß macht. „Ich mag heute nicht in die Schule!“ gibt es dann nicht mehr!

Der erste Elternabend, ein weiterer Termin im vollen Kalender. So viele neue Gesichter und Erfahrungen: „Ist die Lehrerin auch nett zu meinem Kind?“, „Na, die anderen Eltern haben ja komische Ansichten, hoffentlich findet mein Kind deren Tochter doof.“ (Sie wird natürlich die beste Freundin.)

Mit dem ersten Schultag beginnt somit tatsächlich für Ihr Kind und Sie, als Eltern, ein neuer Lebensabschnitt. Der Kindergartenbesuch ist von staatlicher Seite zwar erwünscht, steht aber noch im Ermessen der Eltern. Der Schulbesuch ist dagegen eine Pflicht! Ab jetzt ist der staatliche Erziehungsauftrag in der Schule (Artikel 7, Absatz 1 im Grundgesetz) dem elterlichen Erziehungsrecht gleichgeordnet. Das bedeutet für die Eltern, das Kind in eine staatliche Erziehungsobhut zu entlassen. Für das behütete Kind heißt es, sich mutig und offen auf diese neuen Gesellschaftsstrukturen und das Gruppengeschehen einzulassen und sich zunehmend von dem alleinigen elterlichen Einfluss zu lösen. Dieser Loslöseprozess erfährt seinen Höhepunkt dann in der Pubertät.

Engagement ja, Einmischung nein

Aktive Elternarbeit ist an vielen Grundschulen heute erwünscht. Dennoch sollte Ihr Kind in der Schule ohne Sie zurechtkommen. Es will und muss seinen eigenen Platz finden, auch wenn es nicht immer einfach ist. Es möchte seine eigenen Beziehungen knüpfen. Es will mal über die Lehrerin schimpfen dürfen, ohne dass Sie gleich der Frau den Kopf zurechtrücken und Ihr Kind verteidigen. Und es will seine eigenen Erfolge oder Misserfolge erleben und auch Dinge für sich behalten.

Wenn Ihnen als Mutter oder Vater dieser Schritt nicht leicht fällt und sich Gefühle der Angst (schafft mein Kind all die neuen Anforderungen) der Traurigkeit (Abschied von der Kleinkindzeit) oder der Leere (jetzt ist es den ganzen Tag weg, ich bin als Mutter nicht mehr so wichtig) einstellen sollten, dann sprechen Sie darüber mit anderen. Vielleicht mit einem guten Freund, einer Freundin oder mit anderen Eltern, die dieses Loslassen schon geschafft haben, aber bitte nicht mit Ihrem Kind. Auch kompensieren Sie diese Gefühle bitte nicht, indem Sie ständig in der Schule auftauchen und bei allem helfen, auch wenn es nett gemeint ist. In der Elternvertretung aktiv zu sein, am Schulfest den Kuchenstand zu betreuen ist okay. Aber Sie müssen nicht jeden Ausflug begleiten und jede Aufgabe übernehmen.

Freundschaften in der Schule

Die Grundschuljahre verändern die Qualität der Freundschaften. Bis etwa sechs Jahre kann ein Kind schnell der beste Freund oder die beste Freundin sein, weil man gerade so schön miteinander spielt, und am nächsten Tag wird die Freundschaft nach einem Streit „gekündigt“, weil man nicht mitspielen durfte. Die Dauer der Freundschaft spielt noch keine Rolle. Es werden zwar bestimmte Kinder bevorzugt und auch eingeladen, Freundschaft ist aber oft noch sehr zweckgebunden. Die Kinder mögen sich oder auch mal nicht.

Mit der Einschulung lernt Ihr Kind sehr viele neue Kinder kennen. In der Klassengemeinschaft werden nun andere Dinge wichtig: Sympathie und gemeinsame Interessen verbinden die Kinder, aber auch sich gegenseitig helfen, den anderen verteidigen und Dinge miteinander teilen.

Ab dem achten Lebensjahr finden Jungen die Mädchen meist blöd. Jungen wollen sich mit ihren Freunden häufig messen, etwas gemeinsam unternehmen, ob Raufen, Bolzen oder Computerspiele. Sie möchten schon im Grundschulalter cool sein. Mädchen wollen sich meist viel erzählen, kuscheln, Geheimnisse austauschen, sich schön machen, und grenzen sich so von den Jungen ab. Doch für beide Geschlechter gilt, dass sie ihrem Freund bzw. ihrer Freundin vertrauen und ihm/ihr Geheimnisse anvertrauen können. Klatsch und Tratsch und Lästern über Dritte gehört dazu. Es bilden sich Mädchen- und Jungencliquen, und wehe, man ist nicht mit von der Partie: Außenseiter können schon in der Grundschule zu Mobbingopfern werden, wenn sie nicht um die Mitgliedschaft kämpfen.

Stark in der Clique

In diesen Cliquen gibt es keine festen Regeln und keine Hierarchie der Mitglieder, es kommen neue hinzu, andere gehen wieder. Noch verbinden gemeinsame Interessen, wie Rad fahren, Fußball spielen, ins Ballett gehen oder mit Barbiepuppen spielen. Die beste Freundin soll übernachten dürfen oder der beste Freund kommt jeden Nachmittag mit nach Hause. Viele Eltern fürchten, ihr Kind könne negativen Einflüssen ausgesetzt werden. „Seit er mit Finn zusammen ist, hat er nur noch Flausen im Kopf und lässt sich nichts mehr sagen.“ Keine Sorge – Sie als Eltern und die gemeinsame Familienzeit ist Ihrem Kind immer noch sehr wichtig, aber Gegensätze ziehen sich an und so ist Ihr Sohn von Finn beeindruckt. Nehmen Sie den Freund oder die Freundin Ihrer Tochter ernst. Laden Sie die Kinder zu sich nach Hause oder zum Familienausflug mit ein, dann gelten Ihre Regeln und Sie lernen die Kinder von einer anderen Seite kennen. Bitte versuchen Sie Ihrem Kind niemals die Freundschaft auszureden. Es wird nichts nützen, Ihr Kind wird den Freund oder die Freundin mit Händen und Füßen verteidigen – und nichts mehr erzählen. Also schauen Sie lieber „dem Feind ins Auge“ und ermutigen Sie Ihr Kind, sich selbst treu zu bleiben.

Zwischen acht und zehn Jahren und im Übergang zur Vorpubertät können Gruppen auch mal Streiche spielen und Erwachsene provozieren, denn gemeinsam ist man stark! Eltern fallen dann oft aus allen Wolken, wenn sie in die Schule zitiert werden. Doch diese Erfahrungen gehören zu einer normalen Entwicklung hin zu einem selbstständigen Grundschulkind dazu, und auch zum Ablöseprozess. Ihr Kind braucht solche Erfahrungen, um später im Jugendalter selbstkritisch seine Gruppe zu suchen und nicht zum „blinden“ Mitläufer zu werden.

Wenn eine Freundschaft zerbricht

Großer Kummer kann auftreten, wenn der beste Freund oder die beste Freundin die Freundschaft aufkündigt oder wegzieht. Die meisten Kinder leiden dann sehr, sie trauern oder sind tief gekränkt. Auch Neid und Hass können Kinder genauso empfinden wie Erwachsene. Dann bagatellisieren Sie das Geschehene bitte nicht mit Kommentaren wie: „Es gibt doch noch andere nette Kinder, ich wusste doch, dass Eva blöd ist.“ Ihr Kind braucht jetzt Trost und viel Verständnis. Wenn es sehr schlimm ist, kann es Symptome wie Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Gereiztheit und Aggression, Lernunwillen oder gar Schulverweigerung zeigen. Dann sollten Sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen.

Balanceakt zwischen Nähe
und Distanz

Die Jahre, in denen sich das liebenswerte, abhängige Vorschulkind zu einem vorpubertären Zehnjährigen entwickelt, der lieber mit seiner Gruppe unterwegs als zu Hause ist, kann man als Balanceakt zwischen Eltern und Kind sehen. Es sind zwar ruhige Jahre, aber mit einer enormen kognitiven und emotionalen Entwicklung und einem schleichendem Ablöseprozess auf beiden Seiten. Ihr Kind ist auf der einen Seite noch völlig abhängig von seiner Familie und braucht diese als „sicheren Hafen“. Auf der anderen Seite muss es lernen, in der Schule, unter Gleichaltrigen, bunt zusammengewürfelten Kindern und Freunden, für sich Verantwortung zu übernehmen und Probleme alleine zu lösen. Das ist ein täglicher Balanceakt zwischen Nähe und Distanz.

Im Laufe der Grundschulzeit werden Eltern mehr und mehr darauf reduziert, Taschengeld zu verteilen und das Kind mit Essen und Kleidung zu versorgen. Ansonsten sind sie als Eltern „peinlich“, wenn sie ihre Tochter oder ihren Sohn noch wie ein Kleinkind betreuen wollen. Auf Fragen, wie es in der Schule so war, bekommen sie kurze, einsilbige Antworten. Die Kinderzimmertür wird geschlossen und auch im Badezimmer will es jetzt alleine sein. Küsschen gibt es in der Öffentlichkeit auch nicht mehr (peinlich!) – aber bei Kummer ist Mamas Schoß noch gefragt.

Freiheiten lassen und Rückhalt bieten

Das Kind will jetzt groß sein und alles alleine managen. In den Augen der Eltern sieht es aber die Gefahren noch nicht, die das Leben so bringt. Zudem tragen die Eltern auch noch die volle Verantwortung, denn erst mit vierzehn Jahren wird ein Jugendlicher strafmündig.

Doch „nur aus Fehlern lernt man“, sagen die Erwachsenen, die sich an ihre eigene Kindheit zurückerinnern. Und weder Überbehütung noch grenzenloses Gewährenlassen machen ein Kind zum selbstbewussten, sozial kompetenten Jugendlichen. Es ist also wichtig, einem Schulkind zunehmend Selbstständigkeit zuzugestehen, auch wenn es mit Risiken verbunden ist. Je früher ein Kind gelernt hat, altersgemäß seine eigenen Fähigkeiten und Grenzen zu entdecken und auszutesten, aus seinen Fehlern und Missgeschicken zu lernen, umso leichter wird es sich behaupten können.

Als Eltern sollten Sie Ihrem Kind vertrauen und es ihm ermöglichen, sich auszuprobieren, doch wenn es nötig ist, stehen Sie ihm selbstverständlich zur Seite. Tauchen Probleme auf, die Ihr Kind nicht alleine regeln kann, ist es wichtig, offen miteinander zu sprechen. Ob das Gespräche mit Ihrem Kind sind, mit den Lehrern oder mit Schulsozialarbeitern. Dafür ist es wichtig, dass das Verhältnis zu Ihrem Kind von Vertrauen geprägt ist.

Wenn Sie sich unsicher sind, welche Freiheiten Sie Ihrem Kind zugestehen können, ist es hilfreich, sich mit anderen Eltern auszutauschen. Vielleicht bekommen Sie dadurch etwas Sicherheit und erlauben Ihrem Kind mehr Dinge. Und auch wenn Sie nicht allem folgen müssen, was andere tun, so sollten Sie auch bedenken, dass sich Ihr Kind vielleicht benachteiligt fühlt, wenn es in vielen Bereichen weniger darf als seine Freunde und Freundinnen.

Die zunehmende Selbstständigkeit und Eigenverantwortung, die Ihr Schulkind entwickelt, entlastet Sie als Eltern und schenkt auch Ihnen wieder mehr Freiheiten und Zeit für sich als Paar. Genießen Sie dies und freuen Sie sich daran, wie Ihr Kind heranwächst.

Der erste Schultag liegt schon einige Zeit zurück, die Schultüte ist leer gefuttert, und Ihr Kind hat sich schon mit dem einen oder anderen Kind angefreundet. Dennoch ist der Alltag noch nicht Routine geworden. Es stürmen so viele neue Eindrücke auf Ihr Kind ein. Im Kindergarten war alles vertraut, nun ist alles neu: der Schulweg, die anderen Kinder in der Klasse, der klar geregelte Ablauf in der Schule. Zu Hause heißt es am Abend Schultasche packen, nichts vergessen, die Kleidung herrichten. Mit dem Trödeln im Bad ist es auch vorbei, denn pünktlich ins Bett ist oberste Pflicht – nur ein ausgeschlafenes Kind kann dem Unterricht aufmerksam folgen.

Die ersten Schritte brauchen Zeit

Viele Eltern sind erstaunt, wie leicht den Kindern heute der Eintritt in das Schulleben gemacht wird. Die ersten Wochen werden spielerisch gestaltet, und auch dem Bewegungsdrang der Erstklässler wird noch Genüge getan. Jede Woche gibt es Platzwechsel, sodass sich alle Kinder näher kennenlernen können, denn ein Gruppenzugehörigkeitsgefühl ist wichtig, damit kein Kind zum Außenseiter wird. Auch die Lehrerin muss ihre Schützlinge erst kennenlernen. Die Kinder, oft aus verschiedenen Kulturkreisen, bringen sehr unterschiedliche Kenntnisse mit. Die einen können schon fließend lesen und etwas rechnen und haben einen exzellenten Wortschatz, andere tun sich noch schwer damit, einen grammatikalisch richtigen Satz zu sprechen, und können wunderbar Blödsinn machen, aber nicht zuhören und ruhig sitzen. Diese Vielfalt ist ganz normal und wird von geduldigen Pädagogen erst einmal mit Spiel und Spaß ausgeglichen. Also bitte nicht enttäuscht sein, wenn Ihr Kind noch nicht lernen muss und mit den kleinen Aufgabestellungen – Hausaufgaben genannt – in zehn Minuten fertig ist.

Die lernpsychologische Erkenntnis, dass nur ein gut motiviertes Kind aufmerksam sein und das Gehörte lernen und umsetzen kann, hat sich in der Grundschule durchgesetzt. Mit bunten Punkten und Sternchen wird belohnt und Noten gibt es in den ersten zwei Klassen auch noch nicht.

Die Autorität der Lehrer anerkennen

Wie auch immer Sie das finden – halten Sie bitte Ihre kritischen Kommentare über die Schule oder die Lehrer Ihres Kindes zurück, sonst blockiert Ihr Kind und traut sich nichts mehr zu erzählen. Ein Ohr für die großen und kleinen Kümmernisse sollten Sie haben, aber lassen Sie das Kind anfangen zu reden und wenn es erst abends im Bett anfängt, hören Sie aufmerksam zu und geben Sie möglichst keine abwertenden Kommentare: „Na, da hast du aber eine blöde Lehrerin erwischt“ oder „Musst dich halt anpassen, mussten wir auch, Schule ist kein Honiglecken“. Damit tun Sie Ihrem Kind keinen Gefallen. Nach solchen Bemerkungen wird es garantiert schlecht einschlafen, kriegt plötzlich Bauchweh und kann morgens nicht in die Schule gehen!

Generell sollten Eltern die Schulerfahrungen ihres Kindes weder dramatisieren noch lächerlich machen. Schule und Lehrer sind Autoritäten, so wie es Eltern und andere Erwachsene auch sein sollten. Als Eltern müssen Sie also den Beziehungsaufbau zwischen Ihrem Kind und den Pädagogen unterstützen und nicht deren Autorität untergraben. In der Regel betreut ein und dieselbe Lehrkraft die erste und zweite Klasse, manchmal bleibt die Klassenlehrerin auch vier Jahre in einer Klasse. So ein Beziehungsaufbau braucht Zeit, denn noch vierundzwanzig andere Kinder wollen der Lehrerin gefallen. Vor allem am Anfang lernen Erstklässler für ihre Lehrerin und wollen ihr Lob. Gibt es nach den ersten sechs Wochen immer noch Probleme, sollten die Eltern zusammen mit der Lehrkraft und dem Kind nach Lösungen suchen – miteinander, nicht gegeneinander!

INTERVIEW MIT EINER GRUNDSCHULLEHRERIN –WIE ERLEBEN DIE LEHRER DEN SCHULEINTRITT?

Das Lernen lernen

Schon kleine Kinder lernen über alle Sinne. Alles, was sie greifen und untersuchen können, ordnen sie ein unter fremd oder bekannt und begreifen es allmählich. Sie lernen über zuhören und nachsprechen, durch ausprobieren, oft über den ganzen Körpereinsatz, durch riechen, schmecken und spüren.

Dieses praktische Lernen oder ganzheitlich-sinnliche Lernen wenden auch noch sechs- bis siebenjährige Kinder an, denn das abstrakte Denken und theoretische Lernen schaffen sie erst mit acht Jahren. Der Lehrplan in der Grundschule, vor allem in den ersten zwei Klassen, ist so angelegt, dass praktisches Lernen in jedem Fach möglich ist, aber auch fächerübergreifend. Viele Projekte verbinden das ganzheitliche Lernen mit dem sozial-emotionalen Lernen: einen Schulgarten anlegen, das Klassenzimmer gestalten, Wandertage, ein Biotop anlegen, Theater- und Musikaufführungen. Denn hier kann jedes Kind, egal ob Überflieger oder Spätzünder, etwas beitragen. Gerade in der ersten Klasse ist auch die Mitarbeit der Eltern erwünscht, sodass Sie ebenfalls von solchen Aktionen profitieren und sowohl Ihr Kind als auch die Schule von einer anderen Seite kennenlernen werden.

Um das Lernen zu lernen, muss sich Ihr Kind einige Lern- und Arbeitstechniken aneignen. Dazu gehört die Organisation des Arbeitsplatzes, die Zeitplanung, und vor allem ist es wichtig, dass Ihr Kind seinen individuellen Lerntyp herausfindet. Je eher Ihr Kind in der Lage ist, selbstständig zu lernen, desto weniger Stress wird es bei den Hausaufgaben geben, die es über seine gesamte Schullaufbahn begleiten werden.

Ein Platz nur zum Lernen

Für seinen Arbeitsplatz benötigt Ihr Kind noch keinen eigenen Schreibtisch, Sie können aber auch einen anschaffen, wenn Sie mögen. Wichtig ist, dass Ihr Kind immer an einem bestimmten Platz arbeitet, der mindestens 100 mal 60 Zentimeter groß sein sollte. Lernen ist Konditionierung. Immer wiederkehrende Rituale, bestimmte Plätze oder Gewohnheiten helfen, sich zu konzentrieren. Beliebt sind der Küchentisch, der Wohnzimmertisch oder der Schreibtisch vom Papa – doch da gibt es zu viel Ablenkung! Suchen Sie zusammen mit Ihrem Kind schon vor der Einschulung einen Platz, der später der „Hausaufgabenplatz“ wird, wo das Kind ungestört arbeiten kann.

Zum Lernen gehört es auch dazu, dass Ihr Kind es mal für 20 bis 30 Minuten ohne Mama, essen und trinken, Musik hören oder Geschwisterkind, das so gerne spielen will, aushält. An diesem Platz werden nur die Aufgaben erledigt, es wird nicht gespielt oder gegessen! Nur so kann eine positive Konditionierung erfolgen. Der Zahnputzbecher steht ja auch nicht im Wohnzimmer und die Hausschuhe stehen nicht in der Küche.

Zeitplanung: „Feste Lernzeit – beste Lernzeit“

Wenn Ihr Kind seine Hausaufgaben zu Hause macht, planen Sie dafür eine feste Zeit ein. Im Durchschnitt zeigt unser Hirn die beste Aufnahmefähigkeit zwischen 8 und 12 Uhr (Schulzeit) und zwischen 15 und 18 Uhr. In diesen Zeiträumen findet ein Leistungshoch statt. Eine gute Zeit für die Hausaufgaben ist also von 15 bis 15.30 Uhr. Danach hat Ihr Kind noch genug Zeit, mit Freunden zu spielen, in den Sportverein zu gehen oder sich anderweitig zu beschäftigen. Nach 18 Uhr und vor 15 Uhr wird das Lernen nicht effektiv sein. Kinder sind dann müde vom Essen oder Spielen, sind schlecht motiviert, fangen an zu trödeln, lenken sich ab und machen viele Fehler.

Allerdings sind die Kinder nicht alle gleich. Der eine Erstklässler will am liebsten sofort, noch vor dem Mittagessen, seine Hausaufgaben machen, andere wollen erst nach dem Spielen gegen Abend an den Schreibtisch. Auch werden viele Kinder bereits in der ersten Klasse bis nachmittags in der Schule betreut – sie haben am Nachmittag, wenn sie abgeholt werden, ihre Hausaufgaben schon erledigt. Sie müssen nur manchmal, meist projektbezogen, zu Hause etwas tun, und erst aber der dritten oder vierten Klasse müssen sie zusätzlich am Nachmittag arbeiten, zum Beispiel Vokabeln lernen oder Projektarbeiten vorbereiten.

Ob in der Schule oder zu Hause – Kinder sollten nach der Schule Zeit zum Mittagessen haben und danach eine Pause machen. In dieser Zeit können sie sich entspannen, ob sie das beim Spielen, beim Ausruhen oder Lesen tun, hängt vom Kind und von der Situation ab. Zur festgelegten Hausaufgabenzeit schrillt dann ein großer Wecker. Da gibt es keine Diskussion. Nach ein paar Wochen ist auch diese Zeit konditioniert.

Lerntypen: Sehen – hören – handeln

Beobachten Sie Ihr Kind einmal: Wie hat es bisher Neues aufgenommen? In der Lernpsychologie unterscheidet man zwischen dem visuellen, dem auditiven, dem motorischen und dem kommunikativen Lerntypen. Die meisten Menschen sind eine Mischform aus allem, dabei ist ein Typ besonders ausgeprägt.

In der Grundschule werden alle Lerntypen zurechtkommen, da noch mit allen Sinnen gelernt und gelehrt wird. Spricht die Lehrerin über ein Thema, wird sie dazu eine Zeichnung machen, ein Bild zeigen oder einen Tonträger einsetzen. Spätestens ab der zweiten Klasse sollte sich ein Kind, gemäß seinem Typ, selbst die Hilfen geben: Der visuelle Typ unterstreicht den Text, malt ein Bild dazu. Der auditive Typ liest sich selbst laut vor und wiederholt das Gelernte laut. Der motorische Typ darf mit den Armen oder Füßen, also in Bewegung rhythmisch lernen, sich Modelle basteln. Kleine Kinder beschreiben zum Beispiel die Größe eines Gegenstandes immer mit Armbewegungen. Der kommunikative Typ lernt in der Gruppe, spricht mit anderen über die Themen oder erklärt einem Familienmitglied, was es gelernt hat.

Lesen und schreiben lernen

ABC-Schütze ist ein wunderbar altmodischer Ausdruck für die Erstklässler. Die Großelterngeneration erinnert sich noch an große Klassen, lederne Tornister, in denen sich eine Schiefertafel, Kreide und eine Lesefibel befanden. An der Seite hingen ein Schwamm und ein Läppchen. Ab dem ersten Schultag übten die Kinder Buchstaben, und die Kreide quietschte so schön über die Tafel. Falsches wurde weggewischt, bis ein Grauschleier über der Tafel lag.

Heute bekommen die Kinder ab der ersten Klasse vorgefertigte Arbeitsblätter, Buchstaben-Hufeisen und dürfen sich beim Schreiben lernen Zeit lassen. In manchen Grundschulen wird schon mit Laptops gearbeitet. Das ist verfrüht sagen die Kritiker, da die Motorik für das Schreibenlernen im Sinne des ganzheitlichen Lernens wichtig sei.

Textverarbeitungsprogamme sorgen mit ihrer Korrekturfunktion für einen einigermaßen fehlerfreien Text. Gerade für Linkshänder oder Kinder mit einer Lese-Rechtschreib-Schwäche sei das von Vorteil, sagen die Befürworter. Nachteile: Kinder zwischen sechs und acht Jahren lernen noch ganzheitlich mit allen Sinnen. Die Buchstaben sehen, tasten, in der Luft ein O nachfahren, mit Fimo Buchstaben und Zahlen formen, mit einem Stift auf Papier schreiben – diese Erfahrungen prägen sich viel besser ein als nur tippen und sehen.

Viele Erstklässler können schon einige Wörter richtig lesen, vor allem Wörter, die sie immer wieder in der Werbung oder auf Lebensmitteln sehen. Sie erkennen einzelne Buchstaben oder das ganze Wort und „lesen“. Das nennt man „Als-ob-lesen“. Sie lernen zunächst das buchstabenweise Erlesen eines Wortes und begreifen erst nach und nach seine Bedeutung. Das kostet Ihr Kind enorme Anstrengung und Geduld – aber Übung macht den Meister. Diese Geduld wird auch Ihnen als Mutter oder Vater abverlangt, wenn Ihr Schulkind sich anfangs schwer tut. Für Sie ist ja alles vertraut. Haben Sie nicht die Zeit oder Geduld, mit Ihrem Kind zu lesen, gibt es vielleicht einen Großelternteil oder eine nette Nachbarin. Gerade bei Eltern, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, wäre so eine „Lesetante“ wichtig. Auch ein älteres Geschwisterkind, das gerne liest, kann dem Erstklässler zuhören.

Das gemeinsame Vorlesen, schon vertraut aus der Vorschulzeit, kann jetzt übergehen in das gemeinsame Lesen, bis Ihr Kind Ihnen etwas vorliest. Die Schlagzeilen der Zeitung, eine spannende Geschichte, dazu die Nähe von Mama und Papa – all dies motiviert Ihr Kind, sich anzustrengen. Es ist dann mächtig stolz, wenn es „richtig“ gelesen hat und dafür Anerkennung bekommt.

Vor 1980 mussten die Erstklässler alle mit einer Lesefibel lernen, und zwar im vorgeschriebenen Zeitplan. Heute achten die Pädagogen und Eltern darauf, dass das Lernangebot und Lerntempo der Leistungsstufe des Kindes entspricht, um es weder zu unterfordern noch zu überfordern. Die Kinder sollen Spaß am Lesen haben und möglichst bald den Sinn des Textes oder der Wörter erfassen, statt an den einzelnen Buchstaben zu „kleben“. Den Text „dekodieren“ nennen das die Pädagogen. Nur so lernen Kinder in den weiterführenden Klassen den Inhalt eines Textes zügig zu erfassen.

Beim Lesen- wie beim Schreibenlernen sollten Sie Ihrem Kind sein Tempo lassen. Schauen Sie Bilderbücher, Liedertexte und Reime zusammen an, lassen Sie sich Geschichten von Ihrem Kind erzählen. Lassen Sie Ihr Kind kleine Zettel oder Briefchen schreiben. Ständiges Korrigieren mit negativer Zuwendung „Falsch, das heißt doch …“ blockiert Ihr Kind eher. Ermutigen Sie es: „Schau noch mal genau hin, hör genau hin, heißt das wirklich so?“ Sie können ein falsch gelesenes Wort auch ruhig wiederholen und richtig aussprechen, dabei versuchen, entspannt zu bleiben.

Der ABC-Schütze muss aber auch heute noch, wie anno dazumal, das ABC lernen, um später lesen und schreiben zu können. Ein „Buchstabenhaus“ oder ein „Buchstabenhufeisen“ über dem Arbeitsplatz gibt Ihrem Kind den täglichen optischen Anreiz, sich die großen und kleinen Buchstaben einzuprägen, so wird das ABC spielerisch gelernt. Sitzen Sie am PC, darf es auch hier die Buchstaben suchen und Worte schreiben. Daraus werden schnell kleine Nachrichten.

Lernkonzepte

Ob schreiben oder rechnen – die Methoden, mit denen die Kinder heute lernen, sind mit den früheren nicht zu vergleichen.

„Lesen durch Schreiben“

In Deutschland gibt es von Bundesland zu Bundesland unterschiedliche Konzepte für die Vermittlung des Schreibenlernens. In den 1980-Jahren – das Zeitalter der Reformpädagogik – wurde die gute alte Schreib- und Lesefibel verbannt und neue Konzepte wurden ausprobiert und übernommen. Vor allem die Methode „Lesen durch Schreiben“ des Schweizer Pädagogen Jürgen Reichen verbreitete sich schnell bundesweit. Er war der Meinung, jedes Kind könne sich selbst in seinem eigenen Tempo und mit Hilfe von Anlauttabellen und Buchstabentoren die Schriftsprache erarbeiten. Alle Wörter würden aus Lauten zusammengesetzt, die könnten die Kinder in Buchstaben umsetzen – wie sie diese Wörter schreiben, sei erst mal egal. Rechtschreibregeln wurden frühestens Ende der zweiten Klasse eingeführt.

Viele Eltern waren damals entsetzt über das Kauderwelsch ihrer Kinder. Sie versuchten sie zu korrigieren, doch genau das sollten sie nicht tun. Laut Reichen würden sie damit den Kindern die Freude am Lernen nehmen.

Die Marburger Studie von 2002 zum Thema Rechtschreibung bestätigte dann die Befürchtungen vieler Eltern. „Hilfe, mein Kind kann in der vierten Klasse immer noch nicht fehlerfrei schreiben, es soll doch den Sprung aufs Gymnasium schaffen.“ Rechtschreibung wurde Schlechtschreibung! Was gut gemeint war und spielerisch sein sollte, endete in Stress für Eltern und Kinder. Denn haben sich Fehler erst mal eingeprägt, kostet es Zeit und Mühe, diese wieder abzutrainieren. Dafür gibt es im Gymnasium keine Zeit mehr, und Kinder geraten schnell unter Druck. Eltern gingen auf die Barrikaden, Pädagogen, Linguisten und Hirnforscher plädierten massiv: „Lesen lernen durch Schreiben muss verboten werden!“

Heute hat sich die Kritik gegen diese Methode verfestigt. Nur noch jeder fünfte Neuntklässler beherrscht einigermaßen sicher die Orthografie. Studien zeigen, dass Kinder, die mit der Fibel gelernt haben, im Durchschnitt bei 100 Wörtern 5 Fehler haben, dagegen haben Kinder, die schreiben durften, wie sie sich es dachten, bei 100 Wörtern 68 Fehler! Das sollte uns wirklich zu denken geben. Auch wurden deutlich mehr Kinder als rechtschreibschwach eingestuft (23 Prozent), wenn sie nach der Methode „Lesen durch schreiben“ gelernt hatten, während es bei den Kindern, die mit der Fibel lernten, nur 5 Prozent waren.

Kinder, die nicht richtig schreiben lernen, werden in ihrer weiteren Schullaufbahn benachteiligt sein. Gegenargumente wie „Schreiben stirbt doch aus im Zeitalter der PC und Smartphones“ greifen daher nicht. Richtiges, schnelles Lesen kann nur gelernt werden, wenn die Rechtschreibung beherrscht wird, und das erfordert Übung und ständige Wiederholungen. Tut sich ein Kind mit der Orthographie schwer, wird Lesen und Schreiben immer mehr vermieden und die Bildung verflacht. Lesen und Schreiben sind das Tor zum Wissen!

Das deutsche Alphabet umfasst 26 Buchstaben, mit den Umlauten sind es 30. Mit der Rechtschreibung verhält es sich wie mit dem Erlernen eines Instrumentes: Nur vom Hören und Ausprobieren kann man noch nicht gut spielen. Man muss die Noten erlernen und das Spielen des Instrumentes üben, bis es beherrscht wird. Das braucht Jahre und ist dann abgespeichert, aber wehe, man spielt lange Zeit nicht mehr, dann geht das Üben von vorne los. Doch zumindest die Noten sind abgespeichert und werden nicht mehr verlernt.

So ähnlich verhält es sich mit dem Schreiben und Lesen, der Orthografie. Die Rechtschreibung soll das Kind in der Grundschule lernen und üben, damit sie so im Gedächtnis verankert ist, dass sie ein Leben lang abrufbar ist.

Seien Sie daher „altmodisch“ und achten Sie bei Ihren Kindern auf die Rechtschreibung. Lassen Sie sich viel vorlesen und erzählen, so können Sie Ihr Kind motivieren und vermeiden Probleme auf den weiterführenden Schulen. Sprechen Sie gegebenenfalls mit den Lehrern.

Rechnen lernen

Der Rechenunterricht hat sich im Vergleich zu Ihrer Schulzeit ebenfalls verändert. Stures Kästchenrechnen und die Vermittlung der Mengenlehre mit vielen Plus- und Minusaufgaben wurde ersetzt durch das „aktiv entdeckende Lernen“. Es gibt heute viele anschauliche Materialien, die helfen sollen, Rechnen vorstellbarer zu machen. Vorschulkinder lernen mit allen Sinnen. Drei Äpfel und drei Birnen können sie sehen und tasten und verteilen. Sie benutzen ihre Finger, um zu addieren oder zu subtrahieren. Bauklötze kann man so zählen, bis der Turm zusammenkracht. Die kleineren Bausteine erzeugen einen kleineren Turm, obwohl es dieselbe Menge ist wie die großen Klötze im großen Turm. Wer springt weiter in die Sandgrube, Papa oder das Kind – und warum?

In der ersten Klasse steigen Personen in Autos ein und aus. Wie viele Plätze sind frei geworden, wie viele Personen können einsteigen? Gibt es einen Unterschied zwischen der Anzahl der Sitzplätze im Auto und im Bus? Wenn zwei ausgestiegen sind, wie viele Personen sind dann noch übrig? In wie viele Teile muss ich einen Apfel schneiden, damit vier oder sechs Kinder ein Stück bekommen? So lernen Erst- und Zweitklässler spielerisch addieren, subtrahieren, multiplizieren und dividieren. Dieses anschauliche Rechnen hilft auch schwächeren Kindern, sich Zahlen im Kopf vorzustellen und sie zu strukturieren. Abstrahiertes Denken entwickelt sich ab dem neunten Lebensjahr. Noch benötigen Kinder Vorstellungsbilder.

Jedes Kind darf heute in seinem eigenen Tempo lernen und sollte auch zu Hause nicht unter Druck gesetzt werden, wenn das Nachbarskind schon viel weiter im Rechnen ist. Angst, nichts zu verstehen, nicht mit den anderen mitzukommen, blockiert Lernen ebenso wie Zeitdruck. Neurologisch gesehen löst Angst Stress aus und dieser blockiert die rationale, kognitive Seite. Auch Zeitdruck und Vergleiche mit anderen lösen biochemische Veränderungen im Stresssystem aus und hemmen das Lernen. „Nun mach mal voran, dein Bruder hat das viel schneller kapiert …“ ist also kein guter Ansporn. Hat ein Kind erst einmal eine Rechenblockade aufgebaut und glaubt daran, dass es nicht rechnen kann, kann sich diese Einstellung durch das ganze Schulleben ziehen. Als mein Sohn in der fünften Klasse war, sagte sein Mathelehrer zu ihm, als er eine Textaufgabe nicht verstand: „Macht nichts, wir brauchen auch Leute für die Müllabfuhr.“ Diesen Satz vergaß Ferdinand sein Leben lang nicht. Er schaffte seinen Schulabschluss, Mathematik war und blieb jedoch ein rotes Tuch. Als er sich mit zwanzig Jahren mit Informatik befasste und selbst Programme schrieb, waren wir Eltern völlig überrascht, dass ihm diese Materie gefiel. Was war geschehen? Jetzt konnte er freiwillig und selbstbestimmt lernen und den Erfolg sehen. Wie gerne hätte er nun den Mathelehrer zur Rede gestellt.

Das Einmaleins muss nach wie vor auswendig gelernt werden. Ab der dritten Klasse ist Ihr Kind fähig, die angewandte Arithmetik anhand der Textaufgaben im Rechenbuch durch Abstrahieren zu lösen. Es kann sich durch seine anschaulich erworbenen Lernerfahrungen Größen und Zahlen vorstellen und sie strategisch einsetzen. Fünf Äpfel sind jetzt dieselbe Menge wie fünf Autos, das ist für einen Erstklässler noch nicht zu begreifen. Manche Kinder brauchen etwas länger, bis der „Groschen fällt“, aber jedes Kind kann rechnen lernen!

Wenn das Lernen schwer fällt

Schon in der ersten Klasse werden Unterschiede in der Auffassungsgabe, in der Umsetzung des Lernstoffes und im Lerntempo deutlich. Ob ein Kind sich nur schwer tut oder ob es sich um eine Lese-Rechtschreib-Schwäche (LRS), eine Legasthenie oder um eine Rechenschwäche (Dyskalkulie) handelt, kann man in der ersten Klasse noch nicht feststellen. Wenn jedoch trotz guter, individueller Förderung die Auffälligkeiten bleiben, sollte am Ende des ersten Schuljahrs eine professionelle Diagnostik stattfinden und danach eventuell eine spezielle Förderung in Angriff genommen werden.

Lernpsychologen sprechen von „Teilleistungsschwächen“, die durch kognitive Defizite verursacht werden. Dahinter können aber auch emotionale oder soziale Ursachen stecken, meist ausgelöst durch familiäre Probleme. Wie schon erwähnt, muss Ihr Kind beim Lesen, Schreiben und Rechnen fähig sein, richtig zu sehen, zu hören und die Augen-Hand-Koordination gut beherrschen, um sich konzentrieren und um die Buchstaben und Zahlen umsetzen zu können. Tritt nun in einem dieser Wahrnehmungsbereiche eine so genannte Teilstörung auf, wird Ihr Kind Schwierigkeiten bekommen und zum Beispiel Buchstaben vertauschen oder die Zahlen verdrehen und sich schwer tun, von links nach rechts zu lesen oder zu schreiben.

Um Ausfälle in diesen Teilbereichen zu diagnostizieren, gibt es Tests, die die Schulpsychologen oder auch der Kinderarzt durchführen können. Tieferliegende Störungen der Sinneswahrnehmung zeigen sich bereits im Vorschulalter durch „Ungeschicklichkeiten“ im motorischen Bereich. Eltern und Erzieher meinen dann oft, das wachse sich schon noch bis zur Einschulung aus. Werden Teilleistungsstörungen diagnostiziert, bekommen diese Kinder gezielte Förderung entweder durch Logopädie, Audiometrie oder Ergotherapie. Bewegung sollte unbedingt gefördert werden, da noch viele Erstklässler Probleme mit dem Gleichgewichtssinn und der Körperkoordination oder dem räumlichen Sehen haben. Geeignet sind Ballspiele, Klettern, Tanzen, Ballett und Schwimmen.

Eine sinnvolle Frühförderung sollte schon im Kindergartenalter beginnen, vor allem in Verbindung mit Bewegung: Abenteuerspielplätze mit Klettergarten, Ferienkurse im Kinderzirkus, Kinder-Judo und Schwimmkurse machen Spaß und fördern die Geschicklichkeit und das sozial-emotionale Verhalten ohne Druck. Bewegungsmangel und passiv vor der Glotze sitzen lässt Kinder leicht zu Außenseitern werden. Übergewichtige und körperlich ungeschickte Kinder werden oft zum Gespött der anderen. Kommen dann noch Lernschwierigkeiten hinzu, geben diese Kinder schnell auf, da ihr Selbstwert bereits sehr niedrig ist. Sie bezeichnen sich dann selbst als „dumm“ und glauben daran. Spätestens jetzt sollte Hilfe in Anspruch genommen werden, sowohl für das betroffene Kind als auch für die Familie.

Richtig Hausaufgaben machen

Bei dem Thema Hausaufgaben und ob diese sein müssen, scheiden sich die Geister. Eltern sehen ihre Kinder mit rauchenden Köpfen über den Hausaufgaben und sich selbst in der täglichen, leidigen Pflicht, diese zu kontrollieren und ihrem Kind helfen zu müssen.

Tatsache ist: Trotz spielerischen Lernens in den ersten beiden Schuljahren und pädagogisch wertvoll aufbereitetem Unterricht bekommen auch heute Kinder Hausaufgaben auf. Diese dienen zur Nachbereitung und Vorbereitung des Unterrichts, zur Vertiefung des Gelernten und vor allem zum Üben. Das Erlernte soll vom Kurzeit- in das Langzeitgedächtnis sinken, wo es dann jederzeit abrufbar sein sollte. Vorbereitung bedeutet auch, dass Ihr Kind alleine oder mit der Gruppe Materialien sammelt, Beobachtungen durchführt, Erkundigungen einholt. Das kostet Zeit, macht aber Spaß, und Eltern sollten ihrem Kind zutrauen, diese Aufgaben alleine durchzuführen. Diskussionen über den Sinn einer Aufgabenstellung sollten Sie mit Ihrem Kind vermeiden. Finden Sie die Hausaufgaben unnötig oder blöd, weil diese vielleicht Ihren Nachmittagsplan durchkreuzen, untergraben Sie nicht nur die Autorität der Lehrkraft, sondern demotivieren zusätzlich Ihr Kind. Auch Anpassungsfähigkeit will gelernt sein.

Hausaufgaben muss Ihr Kind während seiner gesamten Schulzeit machen. Es wird mit den Jahren mehr werden und der Zeitaufwand wird sich erhöhen. Daher ist es so wichtig, dass Ihr Kind vom ersten Schultag an lernt, die Hausaufgaben zu erledigen, auch wenn tausend andere Sachen gerade wichtiger wären oder es einfach keinen Bock hat.

Wie beschrieben, ist es sinnvoll, eine feste Zeit für die Hausaufgaben zu vereinbaren. Motivation spielt eine große Rolle und diese wird durch einen übersichtlichen Arbeitsplatz, durch eine bestimmte Anfangszeit begünstigt. Bei einem gemeinsamen Mittagessen kann Ihr Kind zu Hause ankommen, dem Leistungstief gleich nach dem Essen mit Entspannung oder Bewegung begegnen. Die ausgemachte Uhrzeit, am besten 15 Uhr, sollte dann der Arbeitsbeginn sein.

Erst- und Zweitklässler benötigen ungefähr eine halbe Stunde, vorausgesetzt sie fangen zügig an. Man kann die Zeit auch vertrödeln, indem man Stifte anspitzt oder zum Fenster rausschaut. Da hat sich ein Wecker bewährt, der klingelt, wenn die dreißig Minuten vorbei sind und die Aufgaben erledigt sein sollten. Danach ist Spiel- und Bewegungszeit!

Haben Sie den Eindruck, die Aufgaben sind zu viel für Ihr Kind und es braucht länger, sollten Sie möglichst zügig mit dem Lehrer oder der Lehrerin sprechen. Auf keinen Fall dürfen Sie die Hausaufgaben für Ihr Kind machen, damit es sein Pensum schafft. Die Lehrer sind auf Informationen von Ihnen angewiesen, da jedes Kind nach seinem Tempo lernen und nicht durch Druck oder Misserfolg demotiviert werden soll.

Klare Regeln für Hausaufgaben

Seien Sie die ersten Wochen für Ihr Kind da. Bei einem gemeinsamen leichten Mittagessen kann es schon mal erzählen, was in der Schule los war.

Achten Sie auf einen ruhigen, aufgeräumten Arbeitsplatz.

Machen Sie eine feste Uhrzeit mit Ihrem Kind aus.

Stellen Sie einen Wecker für die Kontrolle der Arbeitszeit.

Ihr Kind darf mit einer leichten Aufgabe anfangen, z. B. ein Bild malen.

Halten Sie sich mit Kommentaren zurück und helfen Sie nur, wenn es etwas fragt.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869107165
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (November)
Schlagworte
Einschulung Erziehungstipps Grundschulkinder Kinder verstehen Kinder-Erziehung Konflikt-Lösung Stressbewältigung Grundschul-Alter Familien-Leben Eltern-Ratgeber Erziehungs-Ratgeber

Autor

  • Doris Heueck-Mauß (Autor:in)

Doris Heueck-Mauß ist Diplom-Psychologin und Expertin für die Entwicklung des Kindes, menschliches Verhalten und Kommunikation. In ihrer Praxis hilft sie seit über drei Jahrzehnten Kindern und Eltern bei den täglichen Erziehungskonflikten. Sie ist Bestseller-Autorin der Ratgeber "Das Trotzkopfalter", "So rede ich richtig mit meinem Kind" und "Stressfreie Vorschuljahre".
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Titel: Stressfreie Grundschuljahre