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Gelassen durch die Baby-Zeit

Essen - spielen - beruhigen - schlafen. Alles für einen stressfreien Alltag. Empfohlen von der Akademie für Kindergarten, Kita und Hort. Das raten Erzieherinnen, Hebammen, Kinderpsychologen und -ärzte

von Melanie Gräßer (Autor:in) Eike Hovermann (Autor:in)
224 Seiten

Zusammenfassung

Mit einem Baby ändert sich das Leben schlagartig. Neben aller Freude entstehen aber auch Fragen, Unsicherheiten und echte Krisen: Entwickelt sich mein Baby normal? Wie oft und wie lange sollte ich stillen? Wie kann ich mein Kind bei Schreiattacken beruhigen oder selbst endlich mal wieder eine Auszeit nehmen? Erzieherinnen, Kinderpsychologen, Hebammen und Ärzte verraten in diesem Ratgeber, wie Sie stressfrei durch den Tag kommen. Die perfekte Unterstützung für aufregende, aber problemfreie Baby-Jahre!

Ruhig geschlafen. Schön gespielt. Gut gegessen. Super Tipps!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vorwort

Liebe Eltern, liebe zukünftige Eltern,

neun Monate lang hatten Sie Zeit, dem Moment der Geburt Ihres Kindes entgegenzufiebern. Neun Monate voller Vorfreude, Glück – und vielleicht auch ein wenig Angst, etwas falsch zu machen.

Vielleicht haben Sie auch schon einmal etwas vom Babyblues oder von Schreibabys und möglichen Entwicklungsverzögerungen gehört oder Sie haben Angst vor schlaflosen Nächten? Ihnen erscheint das Ganze wie ein Abenteuer mit vielen offenen Fragen? Seien Sie sicher: So geht es allen zukünftigen und frischgebackenen Eltern.

Lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn alle anderen um Sie herum scheinbar mühelos und perfekt ihr Kind großziehen. Sie müssen nicht perfekt sein, um gute Eltern zu sein! Mit der Zeit werden Sie den richtigen Weg im Umgang mit Ihrem Kind finden, und Sie werden auch in der Lage sein, zu erkennen, was es braucht.

Um Ihnen die Angst vor dem Unbekannten zu nehmen und Sie für das Abenteuer Eltern zu rüsten, haben wir gemeinsam mit zahlreichen Experten wie Erzieherinnen, Hebammen und Kinderärzten diesen Ratgeber für Sie geschrieben. Er enthält viele Tipps, gibt Ihnen Antworten auf Ihre Fragen und ist somit der ideale Begleiter und Ratgeber für die ersten zwei spannenden Jahre gemeinsam mit Ihrem Kind.

Viel Spaß beim Lesen, Schmökern oder Nachschlagen und ganz viel Freude in den kommenden Monaten und Jahren wünschen Ihnen

Melanie Gräßer und Eike Hovermann
sowie das gesamte Expertenteam.

Die Entwicklungsstufen des Babys

Wie oft sind Eltern verunsichert, stehen unter Druck und stellen sich Fragen wie: „Ist mein Kind überhaupt altersgemäß entwickelt?“, „Warum lernt es laufen, ohne vorher gekrabbelt zu haben?“, „Was ist normal und wo gibt es eventuell Abweichungen?“ Jedes neugeborene Kind gilt als Individuum, das von Anfang an seine Entwicklung mitbestimmt. Die ersten Lebensjahre eines Kindes stecken voller Überraschungen.

Eine spannende, unbeschreiblich schöne Zeit liegt vor Ihnen, in der Sie voller Ungeduld auf den ersten Zahn, den ersten Schritt und die ersten Worte warten.

Kinder erkunden ihre Welt mit allen Sinnen, haben Lust am Entdecken, Freude am Lernen. Ihre Aufgabe als Eltern ist es, Ihrem Kind die Welt zu eröffnen, ihm die Möglichkeit zu geben, sich ganzheitlich zu entwickeln.

Als Eltern erspüren Sie die Interessen und Begabungen Ihres Kindes ganz intuitiv. Dabei kommt es nicht darauf an, ob es schon mit zwölf Monaten oder erst mit 18 Monaten seine ersten Schritte wagt.

Halten Sie sich an das afrikanische Sprichwort: „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“ Ein Kind braucht in erster Linie Vertrauen und Liebe für eine gute Entwicklung.

Meilensteine in der kindlichen Entwicklung

Alter

Entwicklungsstand

2 Monate

Das Kind kann in der Bauchlage den Kopf heben.

3 Monate

Es strampelt in Rückenlage mit den Beinen.

4 Monate

Es öffnet die Fäustchen, stützt sich in der Bauchlage auf und kann den Kopf in den meisten Positionen sicher halten.

5 Monate

Es führt vor dem Körper die Hände zusammen, spielt mit den Händen und Füßen, hat die volle Kopfkontrolle.

6 Monate

Es stützt sich in Bauchlage auf die Hände, beim Hochziehen aus der Rückenlage kann es den Kopf halten.

7 Monate

Es greift Spielsachen mit der Hand und kann sie in die andere Hand wechseln.

8 Monate

Es rollt aus der Bauchlage in die Rückenlage und wieder zurück.

10 Monate

Es kann frei sitzen und beginnt, aus dem Sitz herauszukrabbeln. Es fängt an, sich an Gegenständen hochzuziehen.

12 Monate

Es kann frei stehen und sein Gewicht tragen; Entwicklung des Zangengriffs (kann Gegenstände mit Zeigefinger und Daumen greifen).

15 Monate

Es kann kurze Strecken frei laufen, muss sich dabei aber sehr konzentrieren, der Gang ist noch etwas unkontrolliert.

16 Monate

Es kann einen Ball rollen und werfen.

18 Monate

Sicheres Gehen, gleichmäßige Schritte (auch rückwärts), es fällt nur noch selten hin.

19 Monate

„Essmanieren“ entwickeln sich, das Essen mit dem Löffel klappt immer besser.

22 Monate

Es kann mit dem Fuß einen Ball schießen, mithilfe eines Geländers eine Treppe laufen, sich ausziehen, Hände waschen, Hindernisse umgehen, ohne davorzulaufen.

24 Monate

Der Zangengriff ist zum Pinzettengriff geworden; es kann Buchseiten umblättern, mit beiden Beinen vom Boden hochspringen.

Die Entwicklung der Bindung

Die Bindung zwischen Ihnen als Eltern und Ihrem Baby ist enorm wichtig für die Entwicklung, damit Ihr Kind sich sicher und geborgen fühlt. Nur wenn es eine sichere Bindung zu Ihnen aufbauen kann, wird es sich optimal entwickeln können.

An dieser Stelle erläutern wir die vier Phasen der Bindungsentwicklung und geben Ihnen Anregungen, was Sie tun können, um die Bindung zu Ihrem Kind optimal zu festigen.

Die Vorbindungsphase

Diese Phase umfasst die Zeit ab der Geburt bis zum Ende des zweiten Lebensmonats. In dieser Zeit erholt sich Ihr Säugling noch von der Geburt und versucht durch angeborene Verhaltensweisen (horchen, anschauen, schreien, festsaugen, umklammern und anschmiegen) den Kontakt zu seiner Mutter herzustellen.

EXPERTENTIPP

Reagieren Sie auf diese Verhaltensweisen, lächeln Sie Ihr Kind an, sprechen Sie mit ihm und nehmen Sie es in den Arm. Versorgen Sie es mit ausreichend Nahrung. Gehen Sie dicht an Ihr Baby heran, damit es Ihre Augen sehen kann, und sprechen Sie mit einer angenehmen und hohen Stimmlage. So helfen Sie Ihrem Kind, Sie immer wiederzuerkennen.

Die beginnende Bindungsphase

Diese Phase dauert vom Ende des zweiten Monats bis zum Alter von sechs bis acht Monaten. In dieser Phase fängt Ihr Säugling an, auf bekannte Personen (meistens Sie als Eltern) anders zu reagieren als auf fremde Personen. In dieser Zeit entwickelt es eine sehr starke Bindung zu der Hauptbezugsperson (meist der Mutter).

Zum Ende dieser Bindungsphase beginnen viele Kinder mit dem „Fremdeln“, meist drehen sie verängstigt den Kopf weg, wenn sie von einer nicht vertrauten Person angesehen werden, und klammern sich unsicher an die Vertrauensperson. Seien Sie froh, wenn Ihr Kind fremdelt, denn das ist ein Zeichen von Reife! Indem Ihr Baby zwischen Bekannten und Unbekannten unterscheiden kann, hat es einen sehr wichtigen Schritt in seiner Entwicklung gemacht. Außerdem können Sie stolz darauf sein, dass es Sie als seine engste Bezugsperson auserwählt hat.

Weil das Fremdeln meist mit acht Monaten beginnt, wird es auch als „Achtmonatsangst“ bezeichnet. Seinen Höhepunkt mit starkem Beäugen und Verstecken hinter Ihren Hosenbeinen hat das Fremdeln zumeist im zweiten Lebensjahr. Keine Sorge, ab etwa dem dritten Lebensjahr nimmt es auch wieder allmählich ab.

EXPERTENTIPP

Akzeptieren Sie diese Entwicklung. Es fällt Ihrem Kind meist leichter, wenn es erst einmal nur zu einer Person eine enge Bindung aufbaut. Diese Person ist nun einmal diejenige, die sich ständig um das Kind kümmert und all seinen Bedürfnissen nachgeht. Aber keine Sorge, es wird den Kreis seiner Bezugspersonen noch erweitern.

Die Phase der eindeutigen Bindung

Diese Entwicklungsphase dauert, bis Ihr Kind eineinhalb bis zwei Jahre alt wird. In dieser Phase besteht eine eindeutige Bindung zur Mutter (oder der Hauptbezugsperson). Diese Bindung ist so intensiv, dass das Kind Trennungsängste entwickelt, sprich anfängt zu weinen, wenn Sie den Raum verlassen und sich verabschieden.

Diese Zeit nennt man auch das „Rockzipfelalter“, denn Ihr Kind möchte eigentlich immer dort sein, wo Sie sich gerade aufhalten. Es ruft nach Ihnen, wenn Sie außerhalb seines Blickfeldes sind, um zu überprüfen, dass Sie auch wirklich noch da sind. In dieser Zeit wird die Bindung nicht nur fremdbestimmt, d.h. dass jemand zu Ihrem Kind kommen muss, sondern es fängt an, selber die Bindungsintensität zu steuern. Es beginnt hinter Ihnen herzukrabbeln bzw. herzulaufen.

EXPERTENTIPP

Fühlen Sie sich nicht genervt von Ihrem Kind, auch wenn es förmlich an Ihnen zu kleben scheint, sondern fühlen Sie sich geehrt. Denn durch diese ständige Nähe und das Dabeisein bei fast allen Aktivitäten lernt Ihr Kind die Grundlagen der Welt kennen.

Die Phase gegenseitiger Beziehungen und die Trotzphase

Mit Ende des zweiten und Beginn des dritten Lebensjahrs beginnt die Phase, in der sich der Radius sozialer Bindungen deutlich erweitert. Ihr Kind ist jetzt in der Lage zu sprechen, zu verhandeln und zu verstehen, was Sie als seine Bezugspersonen von ihm möchten. Ihr Kind sucht sich nun auch andere enge Bezugspersonen aus, zum Beispiel ein Großelternteil, zu dem es eine enge Bindung eingeht und mit dem es sich fern von seiner Mutter auf Abenteuerreise begibt.

Das Kind wird auch zunehmend selbstständiger und besteht darauf, vieles schon alleine zu können. Vielleicht bekommt es einen Wutanfall, wenn mal etwas nicht gelingt. Dieses Alter nennt man deshalb auch das „Trotzalter“. In dieser Phase geht Ihr Kind immer wieder neue Bindungen ein, die eine stärker, die andere ganz schwach. Durch diese unterschiedlichen Bindungen lernt Ihr Kind, sich mit anderen auseinanderzusetzen, und es lernt die sozialen Strukturen und Regeln kennen. Diese Phase der gegenseitigen Beziehungen ist niemals abgeschlossen, sie dauert sozusagen bis zum Tod an – also befinden auch wir uns noch immer in dieser Phase.

EXPERTENTIPP

Lassen Sie Ihr Kind eigene Erfahrungen machen, aus Fehlern lernen und auch falsche Freunde finden. Denn jede Erfahrung, egal ob positiv oder negativ, trägt zur Entwicklung der eigenen Persönlichkeit bei. Bedenken Sie, dass Sie Ihr Kind nicht vor allem bewahren können, und denken Sie einmal zurück an eigene Erfahrungen, aus denen Sie selber viel gelernt haben.

Sagen Sie Ihrem Kind immer wieder, dass Sie es lieb haben, dass Sie stolz darauf sind, was es alles macht und kann und dass es etwas ganz Besonderes ist. Denn so kann Ihr Kind ein gutes Selbstbild und einen guten Selbstwert entwickeln!

KEINE GEFAHR, DASS SIE IHR BABY ZU SEHR VERWÖHNEN!

Babys und Kleinkinder bis zu eineinhalb Jahren leben im Hier und Jetzt. Zusammenhänge, die über den Zeitraum eines Augenblicks hinausgehen, kann Ihr Baby noch nicht herstellen. Sie können Ihr Kind also nicht zu sehr verwöhnen.

Gedanken wie „Wenn ich dieses tue, dann bekomme ich von Mama jenes“ sind noch nicht in der Gedankenwelt Ihres Babys angelegt. Ein Baby schreit oder weint, wenn es ein Bedürfnis hat, und nicht, weil ein größerer Plan dahintersteckt. Solche Gedankengänge treten frühestens ab ca. sechs Jahren auf.

Die seelische und körperliche Entwicklung

Die früheste Stufe der Selbstentwicklung eines Säuglings sind Körpererfahrungen. Nachdem das Neugeborene den sicheren, wohligen, wärmenden Bauch seiner Mutter verlassen hat, wird es plötzlich mit ganz vielen neuen, zum Teil erschreckenden, Eindrücken konfrontiert und muss darauf reagieren und sich anpassen. Es bekommt schnell mit, dass es durch körperliche Aktivitäten eine Wirkung erzielen kann, und bekommt, was es braucht und haben möchte. Schauen Sie Ihrem Kind zu und Sie werden merken, dass es über Bewegung Kontakt mit Ihnen aufnimmt.

Die körperliche Entwicklung Ihres Kindes verläuft in verschiedenen Abschnitten. Freuen Sie sich über diese einzelnen Entwicklungsschritte Ihres Kindes.

Ebenfalls für die seelische Entwicklung äußerst wichtig ist die Bindungsentwicklung. Schon sehr früh können Sie die Bindung zu Ihrem Kind festigen. Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass viel Körpernähe Säuglingen den notwendigen Halt gibt und die Bindung positiv beeinflusst. Das bedeutet, dass Kinder, die als Säuglinge eine sehr enge körperliche Bindung hatten, später eine festere Bindung zu ihren Eltern haben, als Kinder, die im Säuglingsalter wenig körperliche Nähe spüren konnten. Tragen Sie Ihr Kind ruhig öfters mal im Tragetuch.

Auch das Eingehen auf die frühkindlichen Bedürfnisse beeinflusst die Eltern-Kind-Bindung. Das heißt, wenn Sie direkt auf die Bedürfnisse Ihres Babys eingehen, also es z.B. direkt füttern, wenn es Hunger hat, stellt sich eine stärkere Bindung ein, als wenn Sie dies nicht tun.

Für die Eltern-Kind-Bindung sind Ihre Zuverlässigkeit und Beständigkeit wichtig. Wenn Ihr Kind erfährt, dass es sich immer auf seine Eltern verlassen kann und sie immer für es da sind, wird sich die Eltern-Kind-Bindung immer mehr festigen. Denken Sie stets daran, dass Sie für Ihr Kind die wichtigsten Bezugspersonen sind und ihm Sicherheit und Geborgenheit vermitteln sollten, egal was passiert!

EXPERTENTIPP

Lassen Sie sich bitte nicht von den eigenen Eltern, Schwiegereltern, Bekannten beirren, die noch getreu dem Motto, das Kind ruhig mal schreien zu lassen, groß geworden sind. Diese Ansichten sind aus heutiger wissenschaftlicher und fachlicher Sicht völlig überholt!

Die motorische Entwicklung

Irgendwann einmal laufen zu können, ist das Ziel. Jedes gesunde Kind lernt es – die einen früher, die anderen später. Machen Sie sich bloß nicht verrückt, wenn Ihr Kleinkind zu den angegebenen Zeitpunkten den einen oder anderen Schritt noch nicht gemacht hat. Jedes Kind entwickelt sich individuell, und dies sind nur Durchschnittswerte!

Die motorischen Entwicklungsstufen des ersten Lebensjahres

Alter

Entwicklungsstufen

4 Wochen

Ihr Säugling fängt an, in der Bauchposition das Köpfchen eigenständig zu heben.

8–14 Wochen

In der Liegeposition kann Ihr Baby wahrscheinlich schon zusätzlich zum Kopf den Brustkorb mit anheben, oft stützen sich die Säuglinge auf den Armen ab oder machen den „Flieger“.

16–20 Wochen

Mit Hilfestellung kann Ihr Säugling schon sitzen – dies sollten Sie jedoch nie länger ausprobieren, sondern erst, wenn Ihr Kind sich von ganz alleine hinsetzt!

30–34 Wochen

Ihr Kleinkind kann evtl. alleine sitzen.

34 Wochen

Mit Hilfe wird Ihr Kind wahrscheinlich schon stehen können.

36–42 Wochen

Ihr Kind fängt an zu krabbeln.

44–50 Wochen

An der Hand bzw. an den Händen kann Ihr Kind wahrscheinlich schon mehrere Schritte nacheinander gehen.

50–60 Wochen

Ihr Kind kann sich alleine hinstellen, steht sicher und fällt nicht um.

50–60 Wochen

Ihr Kind fängt an, die ersten Schritte alleine zu machen.

In der Regel passieren diese Entwicklungsschritte von ganz alleine, ohne dass Sie als Eltern groß etwas dazu beitragen müssen. Sollten Sie trotzdem das Gefühl haben, dass sich die motorische Entwicklung Ihres Kindes deutlich verzögert, besprechen Sie dies am besten mit dem Kinderarzt.

EXPERTENTIPP

Natürlich können Sie Ihr Kind auch auf spielerische Weise fördern. Legen Sie beispielsweise, wenn Ihr Kind gerade mit dem Krabbeln anfängt, sein Lieblingsspielzeug immer weiter weg, sodass es einen Anreiz hat, immer weiterzumachen.

WANN DARF DAS BABY SITZEN?

Kinder sollten nicht zu früh hingesetzt werden. Viele Mütter haben daher ein schlechtes Gewissen, wenn sie ihr Baby mal in die Sitzposition bringen. Wenn Sie es von Zeit zu Zeit gut abgestützt und nicht länger als zehn Minuten pro „Sitzung“ vor sich hinsetzen, ist das vollkommen okay!

Greifen und begreifen

Kinder lernen die Welt Schritt für Schritt kennen, zu Beginn zunächst durch das Anfassen, das Greifen. Sie begreifen, wie Dinge sich anfühlen, wie sie funktionieren und was passiert, wenn man etwas runterwirft. Selbst Säuglinge greifen schon nach dem Finger, wenn man ihn hinhält, dies geschieht jedoch zunächst eher aus einem Reflex heraus. Wenn das Greifen aber immer zielgerichteter wird, bedeutet dies einen großen Schritt in Richtung Selbstständigkeit.

Der Säugling fängt nun an, selber zu bestimmen, was er greifen möchte und was nicht. Er lernt langsam seine Umwelt kennen, untersucht die unterschiedlichen Dinge in seiner Nähe auf Herz und Nieren und führt diese auch zum Mund, ab dem fünften Monat sogar in den Mund. Der Tastsinn Ihres Babys ist wesentlich besser entwickelt als alle anderen Sinne wie Sehen, Hören oder Schmecken. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass Babys in der Lage sind, sich ein echtes Bild von dem zu machen, was sie mit Lippen, Zunge oder Gaumen ertasten.

Wenn man das Greifen und damit auch die Nutzung der Hand allgemein im Verlauf der ersten Monate und Jahre beobachtet, kann man deutliche Veränderungen wahrnehmen. Zu Beginn sind die Hände zum Packen, Festhalten und wieder Loslassen da. Im Verlauf lernen Kinder, mit ihren Händen eigenständig zu essen und sich die Schnürsenkel zuzubinden.

Die Entwicklungsschritte des Greifens im ersten Lebensjahr

Alter

Entwicklungsschritte

1. Monat

Greifreflex: Alles was das Handinnere des Säuglings berührt, wird reflexartig festgehalten, das Loslassen funktioniert unkoordiniert. Manches wird zum Mund geführt, um daran zu saugen.

2. Monat

Der Säugling hat die Hände meist zu lockeren Fäusten geballt und hält Gegenstände fest, lässt diese jedoch nicht los. Wenn man über den Handrücken streicht, geht die Hand wieder auf.

3. Monat

Die Hände sind nun geöffnet, einzelne Finger werden in den Mund gesteckt. Dinge können durch Ertasten gegriffen werden. Hingehaltene Gegenstände können gegriffen, bewegt und (meist unkontrolliert) losgelassen werden. Alles wird in den Mund gesteckt.

4. Monat

Der Säugling greift gezielt nach Dingen, und die Hände werden über die Körpermitte zusammengeführt und beobachtet. (Die Augen-Hand- und Hand-Hand-Koordination beginnt.) Ein erstes Spielen mit den Händen findet statt. Jetzt kann man anfangen, spielerisch diese Koordination zu trainieren: Halten Sie einen Gegenstand mal mittig, mal an der einen und mal an der anderen Seite über Ihren Säugling und lassen Sie ihn danach greifen. Trainieren Sie so auch das Überkreuzgreifen, das ist wichtig für die Stimulation beider Gehirnhälften.

5. Monat

Das Greifen wird immer gezielter, und Ihr Säugling fängt an, mit beiden Händen Dinge zu untersuchen. Er kann nun auch nach Dingen greifen, ohne sie zu sehen, d.h. er erinnert sich, wo etwas gelegen hat (z.B. abends im Bett der Schnuller). Die Wahrnehmung des Säuglings verändert sich nun gewaltig, er sieht nicht nur, sondern nimmt wahr!

6. Monat

Der anfängliche Greifreflex ist nun verschwunden – Dinge werden zwischen den Händen hin- und hergegeben, gedreht und betastet – der Säugling sammelt viele Eindrücke zu unterschiedlichen Dingen. Sie werden bemerken, dass Ihr Baby anfängt, Vorlieben für bestimmte Gegenstände zu entwickeln. Diese werden immer wieder lange untersucht, weniger Spannendes wird schnell wieder weggelegt. Auch fängt Ihr Säugling mit dem Pinzettengriff an, er greift Dinge mit Daumen und Zeigefinger.

7. Monat

Die Hand-Hand-Koordination wird immer sicherer, Ihr Säugling übergibt Gegenstände sicher von einer in die andere Hand. Die genetisch bedingte Händigkeit kann man schon langsam erkennen. Halten Sie einen Gegenstand in die Mitte und beobachten Sie, mit welcher Hand Ihr Baby zuerst danach greift. Meist ist dies dann auch später die Schreibhand.

8. Monat

Ihr Säugling fängt nun an, mehrere Gegenstände auf einmal zu greifen. Er kann Sachen gegeneinanderhauen oder mit ihnen auf eine Unterlage klopfen. Die Wirkung seines Handelns wird ihn begeistern, und er wird es immer und immer wieder tun. Sehr wahrscheinlich kann Ihr Kind sich auch schon eigenständig in die Bauchlage drehen und ist so sicher, dass es sich abstützen und mit einer Hand nach einem Gegenstand greifen kann.

9. Monat

Der Pinzettengriff ist langsam ausgereift, nun können mit zwei Fingern auch kleinere Dinge gegriffen werden. Außerdem wird Ihr Kind viel damit experimentieren, was passiert, wenn man einzelne Dinge fallen lässt. Seien Sie also vorsichtig, was Sie ihm geben, und ärgern Sie sich nicht, wenn Ihr Kind zum zwanzigsten Mal das Spielzeug fallen gelassen hat. Diese Phase ist wichtig für seine Entwicklung, Ihr Kind lernt das Wechselspiel von Aktion und Reaktion kennen.

10. Monat

Ihr Kind nutzt seine Hände inzwischen nicht mehr nur noch zum Greifen, sondern es kann gezielt auf Dinge zeigen, die es haben möchte bzw. toll findet. In Büchern kann es vielleicht schon auf Dinge zeigen, nach denen Sie es fragen („Wo ist der Hund?“).

11. Monat

Ihr Kind fängt langsam an, die Hände zum eigenständigen Essen (Butterbrot oder Banane werden gegriffen und gezielt zum Mund geführt) und Trinken (Flasche oder Becher werden mit beiden Händen gehalten) zu nutzen. Außerdem wird Ihr Kind anfangen, alles auf seine Funktion hin zu untersuchen, z.B. werden Schubladen und CD-Ständer ausgeräumt, Lichtschalter immer wieder gedrückt etc.

Tipp: Stellen Sie Ihrem Kind Kartons mit unterschiedlich großen und farbigen Dingen hin (Murmeln, harte Nudeln, große Holzperlen etc.) und lassen Sie es diese nach Lust und Laune sortieren oder auch mal in eine Plastikflasche füllen. Mit solchen Spielchen können sich Kinder in dem Alter lange beschäftigen. Behalten Sie es aber bitte dabei im Auge.

12. Monat

Mit dem Löffel versucht Ihr Kind nun, eigenständig zu essen. Wählen Sie das Essen mit Bedacht aus, Suppen sind weniger geeignet als festere Pürees. Außerdem kann Ihr Kind mit seinen Händen stapeln, seien es Bauklötze, Schachteln o.Ä.

EXPERTENTIPP

Das Neugeborene kann noch nicht bewusst greifen. Der Greifreflex verursacht, dass die Händchen sich automatisch schließen, wenn etwas die Handinnenflächen berührt. Die Feinmotorik entwickelt sich erst ab dem achten Lebensmonat. Gerade jetzt sollten Sie alle kleinen Gegenstände, die das Baby greifen und sich in den Mund stecken kann, in Sicherheit bringen.

Das Baby wird mobil

„Nein, gekrabbelt ist unser Kind nicht, es ist direkt losgelaufen.“

In der heutigen Zeit ist es nicht ungewöhnlich, dass Eltern über ihr Kind sagen, es wolle nicht krabbeln. Auch von sich selber berichten viele, sie seien als Kind nicht gekrabbelt. Kinderärzte, die danach gefragt werden, finden ein Überspringen des Krabbelns nicht beunruhigend. Dennoch ist das Krabbeln ein wichtiger Schritt bei der Entwicklung des Babys. Die Natur hätte das Krabbeln nicht erfunden, wenn es überflüssig wäre.

Krabbeln ist wichtig für das Erlernen von Überkreuzbewegungen (gleichzeitiges Bewegen von gegenüberliegendem Arm und Bein). Dabei finden wichtige Verknüpfungen zwischen der rechten und linken Gehirnhälfte statt. Das Krabbeln ist ein Meilenstein in der Koordinationsentwicklung. Dennoch stellt sich die Frage, warum so viele Babys nicht krabbeln wollen.

In der kindlichen Entwicklung bauen die einzelnen Bewegungsschritte aufeinander auf. Liegt das Neugeborene viel auf dem Rücken und entdeckt bald seine Hände und Füße, kann es sich meist mit einem halben Jahr schon drehen. Zuerst aus der Rückenlage auf die Seite und auf den Bauch, später auch anders herum.

In der Bauchlage lernt es, seinen Kopf zu heben und sich Stück für Stück immer weiter aufzurichten.

Mit ca. neun bis zehn Monaten hat sich das Kind in den Vierfüßlerstand vorgearbeitet und beginnt von dort aus zu krabbeln.

EXPERTENTIPP

Wenn Ihr Baby auf dem Bauch liegt und sein Köpfchen hält, stützen Sie es mit einer Hand am Po. So kann es sein Köpfchen länger halten und die Muskeln werden gut trainiert. Eine weitere Möglichkeit zum Trainieren der Muskelkontrolle Ihres Babys ist das Tragen im Tragesystem/-tuch.

Die Muskulatur baut sich langsam auf, um jeden folgenden Entwicklungsschritt leisten zu können. Nach und nach kräftigen sich die Bauch- und Rückenmuskulatur, was sehr wichtig für das spätere aufrechte Gehen ist.

Nach dem Krabbeln und Sitzen folgt als nächster Entwicklungsschritt das Hochziehen. Mit ca. zehn bis elf Monaten zieht sich das Kind zuerst auf die Knie und danach vollständig hoch. Aus dem Stehen entwickelt sich dann das seitliche Gehen an Gegenständen entlang (Tisch, Sofa etc.). Mit ca. zwölf bis 18 Monaten folgt dann das freie Gehen.

Die Entwicklung des Babys von der Rückenlage bis in den Stand und von dort aus zum Laufen, ist ein langwieriger Prozess. Jedes Kind hat dabei sein eigenes Tempo. Manche Kinder sind schneller, andere langsamer. Neugierde ist der Antrieb der stetigen Weiterentwicklung. Das Baby muss selbst Erfahrungen machen und selber Dinge erreichen. Es soll sich anstrengen und, wenn es etwas Neues erreicht hat, von Ihnen mit einem Lächeln belohnt werden.

Besonders wichtig ist es, dass Sie Ihrem Kind bei seiner Entwicklung Zeit lassen! Viele Eltern machen den Fehler, ihrem Kind Entwicklungsschritte abzunehmen, etwa durch zu frühes Hinsetzen oder indem sie es an den Fingern hochziehen. Sie stehlen ihrem Kind damit die Motivation, aktiv in eine nächsthöhere Position zu gelangen, um Neues zu erreichen und zu entdecken. So wird Ihr Kind um seine Erfolgserlebnisse gebracht, wenn es stolz in eine neue Position gelangt ist und dort Neues entdecken kann. Kinder wollen krabbeln, um die Welt in ihrem Tempo und auf eigene Faust zu entdecken. Die Welt kann so spannend sein, wenn Ihr Kind sie selbst und aus eigenem Antrieb entdecken darf. Also lassen Sie sich und Ihrem Kind Zeit!

Gleiches gilt für das Hinsetzen. Wenn Sie Ihr Kind zu früh hinsetzen, ohne dass es selbst diese Position erreicht hat, hat das fatale Folgen für den Bewegungsapparat des Babys mit seinen Knochen und Muskeln. Die natürliche Bewegungsentwicklung wird unterbrochen. Die Reifephase der Muskulatur und der Wirbelsäule ist noch nicht abgeschlossen. Das heißt, Bauch-, Rücken- und seitliche Rumpfmuskulatur sind noch nicht kräftig genug, um den Körper im Sitzen zu halten. Die Wirbelsäule ist völlig überfordert. Das kann zu Fehlhaltungen führen, die in der weiteren körperlichen Entwicklung bestehen bleiben.

Die Tatsache, dass die Muskulatur für das Sitzen noch nicht richtig ausgebildet ist, verhindert die Entwicklung zum Krabbeln.

Ihr Kind hat noch keinen Bezug zu der Höhe, aus der es hinabblicken kann, wenn Sie es zu früh aufsetzen (von alleine wäre es ja da noch gar nicht). Es kommt aus dem Sitz nicht in das Krabbeln und verweilt passiv im Sitz. Von dort aus kann es nicht agieren, kann keine Gegenstände erreichen. Das ist für ein Kind ziemlich frustrierend. Möglicherweise versucht es sich zu helfen, indem es zum „Porutscher“ wird. Dazu bewegt es sich mit Po und Beinen fort.

Auch wenn ein Kind von seinen Eltern zu früh hingestellt wird, kann das schwerwiegende Folgen für die Haltung haben: Die Beine sind noch nicht stabil genug, um das Gewicht zu halten, und können sich verformen. Die Wirbelsäule ist noch nicht kräftig genug, um den Rumpf zu halten. Haltungsschäden sind vorprogrammiert. Weiterhin entstehen Probleme mit Gleichgewicht und Koordination, da diese noch nicht für die stehende Position ausgereift genug sind.

Ein anderes Problem sind Hilfsmittel, in denen Babys aufbewahrt werden – Autositz, Babyschale, Babywippe, um nur einige zu nennen. Am Allerschlimmsten sind sogenannte Gehhilfen (auch „Gehfrei“ genannt). Diese stellen zusätzlich zu den entstehenden Haltungsschäden auch noch eine hohe Unfallgefahr dar. Auf gar keinen Fall sollten Kindern in diesen „Aufbewahrungsmöglichkeiten“ zu lange gelagert werden. In der Regel sind die meisten dieser Gegenstände eine Katastrophe für die Wirbelsäule.

Legen Sie Ihr Kind auf eine flache, feste Unterlage, damit es sich frei bewegen und seine Muskulatur sich entwickeln kann. Stellen Sie es nicht zu früh hin und halten Sie es auch nicht an den ausgestreckten Armen, um das Laufen zu forcieren. Wird das Kind passiv in eine höhere Position gebracht, weiß es nicht, wie es wieder zurückkommen kann. Und schon gar nicht weiß es, wie es beim nächsten Mal alleine wieder in diese Position kommt. Außerdem lässt die Motivation nach, alleine die nächst höhere Position zu erreichen, da es die Erfahrung macht, dass es ja sowieso ohne eigene Mühe in die Position gebracht wird. Das trägt nicht gerade zu einer Entwicklung der Selbstwahrnehmung und des Selbstbewusstseins bei und führt ebenso wenig zu den so wichtigen Erfolgserlebnissen.

Lassen Sie Ihrem Kind die Zeit, die es braucht, um sich zu entwickeln.

Sollte Ihr Kind in einem Bewegungsmuster „stecken bleiben“ und nicht von alleine in den nächsten Entwicklungsschritt kommen, können Sie es in der aktiven Entwicklung unterstützen. Es gibt einfache Mittel, um die Körperwahrnehmung, das Gleichgewicht, die Motorik und die Koordination zu fördern, und spielerische Möglichkeiten, Bewegungsabläufe zu üben. Sie können z.B. über die Haut die motorische Entwicklung anregen mit:

  • einer Massage mit dem Frotteetuch nach dem Baden,
  • Fingerstrichen auf dem Rücken,
  • „Fahrradfahren“ mit den Beinen in Rückenlage,
  • Fingerspielen,
  • Babymassage.

Für Kinder ab etwa 18 Monaten gibt es lustige Hüpfspiele zur Förderung von Muskulatur, Stabilität, Kraft und Koordination:

Flohhüpfer: Zeigen Sie Ihrem Kind, wie es auf einem Kissen, einer Matratze o.Ä. auf allen vieren wie ein Floh (oder Frosch) hüpfen kann.

Pferderennen: Hierzu braucht man für jedes Kind ein Hüpftier. Nach einem Startschuss hüpfen die Kinder um die Wette, eine festgelegte Strecke bis zum Ziel. Dabei können sie noch Hindernisse umlaufen oder kleine Hindernisse überspringen (z.B. Besenstiel auf dem Boden).

Das Denken setzt ein

Von Geburt an ist Ihr Kind neugierig und möchte Dinge verstehen und an allem teilhaben. Es setzt all seine Sinne ein, um möglichst viel wahrnehmen zu können. Es begreift und überprüft Zusammenhänge und verarbeitet seine Eindrücke und Vorstellungen.

Hier ein paar Kriterien, nach denen Säuglinge an Eindrücke herangehen:

  • Kenne ich das schon?
  • Signalisiert es etwas Wichtiges? Bekomme ich z.B. jetzt etwas zu essen?
  • Ist es angenehm oder unangenehm?
  • Hängt es mit meinem eigenen Verhalten zusammen?
  • Kann ich es durch mein Verhalten erneut hervorrufen?

Entwicklungsschritte des Denkens

Alter

Entwicklungsschritte

0–8 Monate

Es existiert nur das, was Ihr Kind sehen und erleben kann. Wenn Sie sich z.B. unter einer Decke verstecken, sind Sie für das Kind weg. Es ist noch nicht in der Lage, diese Zusammenhänge zu verstehen.

8–9 Monate

Ihr Kind begreift langsam, dass Dinge nicht „weg“ sind, nur wenn es diese nicht mehr sieht. In dieser Zeit spielen Kinder gerne stundenlang mit Hingabe „Guck-guck“.

ab dem 8. Monat

Ihr Kind beginnt einfache Zusammenhänge zu erkennen. Zum Beispiel merkt es, dass die Rassel Geräusche macht, wenn es sie hin- und herbewegt. Sie werden Ihr Kind dabei beobachten können, wie es manche Dinge immer wiederholt (z.B. an der Spieluhr ziehen), weil es sich daran erfreut, diesen Zusammenhang entdeckt zu haben. Diese Fähigkeit entwickelt sich in den nächsten Monaten und Jahren immer weiter, bis das Kind irgendwann in der Lage ist, komplexe Zusammenhänge zu erschließen.

ZEIT FÜR NEUES

Lassen Sie Ihr Kind ständig Neues entdecken und geben Sie ihm auch die Möglichkeit, jeden Gegenstand auf seine Beschaffenheit und Funktion zu untersuchen. Je intensiver Ihr Kind sich damit auseinandersetzt, desto leichter wird es ihm fallen, das „Erlernte“ später auf andere Dinge zu übertragen.

Beispiel: Ihr Kind hat ein Holzauto mit beweglichen Rädern. Die erste Zeit wird es sich wahrscheinlich nur mit der Beschaffenheit des Autos auseinandersetzen, irgendwann aber feststellen, dass das Auto mit den Rädern rollen kann. Wenn es später ein anderes Auto sieht, wird es das Erlernte – nämlich dass das Auto rollen kann – auf das andere Exemplar übertragen und direkt ausprobieren, ob dieses auch rollen kann.

Die sprachliche Entwicklung

Hier finden Sie einen schnellen Überblick über die Sprachentwicklung von Kindern. Beachten Sie jedoch, dass diese zeitliche Reihenfolge nicht zwingend stimmen muss. Diese Übersicht dient nur als Anhaltspunkt für Sie. Wenn Sie Bedenken haben, dass mit der Sprachentwicklung Ihres Kindes etwas nicht stimmen könnte, sprechen Sie Ihren Kinderarzt an.

Die Entwicklung der Sprache

Alter

Entwicklungsschritte

6. bis 8. Woche

erste Lautäußerungen, z.B. Gurren

6. bis 9. Monat

Lallen, z.B. „dada, gaga“

6. bis 12. Monat

Säuglinge bevorzugen ihre Muttersprache gegenüber anderen Sprachen und erkennen Wörter, das muttersprachliche Lautinventar wird im Gedächtnis gespeichert.

10. bis 14. Monat

Diese Phase kann bis zum zweiten Lebensjahr variieren. Erste Wörter werden gesprochen, z.B. „Mama, Papa“; Nachahmung der häufig gesprochenen Wörter der Bezugspersonen.

ca. 24. Monat

Wortschatz von 50 Wörtern – sollte der nicht vorhanden sein, besteht ein erhöhtes Risiko für Sprachentwicklungsstörungen; leicht verzögerte Nachahmung.

ca. 30. Monat

Wortschatz von mehreren 100 Wörtern; Nachahmung in Verbindung mit Fragen.

In den ersten beiden Lebensjahren machen Kinder eine rasante Entwicklung durch. Das gilt nicht nur für die Sprache. Sie ist aber das Produkt einer Vielzahl von Faktoren. Dazu gehören Bewegung, Motorik, Hören, Sehen, Tasten, Schreien, Lallen, die geistige Entwicklung, die Hirnreifung und natürlich auch die Bindungen und Beziehungen des Kindes. Damit Sprache sich frei entfalten kann, ist es wichtig, dem Kind die Möglichkeit zu geben, alle Erfahrungen selbstständig machen zu können.

Das Hören und die motorische Entwicklung finden bereits im Mutterleib statt. Wenn Ihr Neugeborenes auf die Welt kommt, warten alle sehnlichst auf den Geburtsschrei. Das ist die erste kommunikative Begegnung mit Ihrem Kind. Sie antworten ihm, sobald Sie es auf Ihrer Haut spüren, mit Nähe und Wärme. Innerhalb der ersten drei Lebensmonate bemerken Sie, dass Ihr Kind reagiert, wenn es etwas Lautes hört, z.B. indem es lacht oder weint. Es lässt sich durch vertraute Stimmen beruhigen, gurrt und gluckst und probiert erst einmal aus, was es mit der Zunge, den Lippen und der Stimme an Lauten erzeugen kann.

Bis zum sechsten Lebensmonat sucht es die Ursache für laute Geräusche und wendet sich der Geräuschquelle zu. Es wacht auf, wenn Sie laut neben ihm sprechen, und bei ärgerlichen Stimmen wird es ängstlich. Am liebsten beschäftigt es sich mit Spielzeugen oder Alltagsgegenständen, die Geräusche erzeugen. Ihr Kind reagiert, wenn Sie es ansprechen, und lallt verschiedene Laute oder mehrere Laute zusammen. Es lässt Sie seine Stimme hören.

Etwa ab einem halben Jahr reagiert es bei einer ruhigen Stimme auf seinen Namen und achtet auf Gegenstände oder Bilder, wenn sich jemand darüber unterhält. Bei Aufforderungen, wie z.B. „Halt!“ oder „Nein!“, unterbricht Ihr Kind in aller Regel sein Tun. Etwa ab dem achten oder neunten Lebensmonat beginnt es Silbenketten zu bilden, z.B. „da da da“ oder „ga ga ga“. Etwa um das erste Lebensjahr spricht es dann bereits seine ersten Wörter. Meistens sagt das Kind „Mama“ (auch „Mamam“) oder „Papa“ („Papap“). Seien Sie nicht enttäuscht, wenn es sein Lieblingsspielzeug, den „Ball“ (auch „Ba“) oder etwas anderes zuerst auswählt.

Sprache – dieses Wort steht nicht nur für alles, was wir sprechen. Es meint auch, dass wir verstehen, wovon gesprochen wird. Wenn Ihr Kind „Ball“ sagt, weil es damit spielen möchte, obwohl dieser nicht in Sichtweite ist, hat es sogar schon eine Vorstellung davon, was es Ihnen sagen möchte. Im ersten Lebensjahr lauscht Ihr Baby gespannt Ihrer Stimme und hört eifrig zu, wenn Sie Gegenstände benennen. Es lernt, dass Dinge einen Namen haben und dass dieser Gegenstand immer wieder von Ihnen so benannt wird. Es lernt auch, dass wir über Dinge sprechen können, die im Moment nicht da sind, z.B. ist der Papa bei der Arbeit oder der Ball hinter der Couch.

Im ersten Lebensjahr sammelt Ihr Kind alle Informationen aus der Umwelt und speichert diese, wie einen kleinen Schatz, in seinem Gehirn ab. Bis es dann etwa achtzehn Monate alt ist, spricht es wesentlich mehr Wörter. „Nane“, „Tu“, „Bot“ für Banane, Schuh oder Brot – Ihr Kind lernt immer neue Laute, die es jedoch noch nicht alle sprechen kann. Das Kind versteht viel mehr, als es selbst sagen kann. Mit dem zweiten Lebensjahr spricht es sehr viele Wörter und kann sich umfangreich mitteilen. Auch Zweiwortsätze sind jetzt kein Problem mehr, z.B. „Auto da“, „Puppe weg“. Einfache Aufforderungen wie „Hol die Puppe“ kann Ihr Kind schon ausführen. Es beginnt Fragen zu stellen, z.B. „Papa weg?“, oder es sagt Ihnen, was es nicht möchte.

Sprachbildung durch die Eltern

Gerade in den ersten Lebensjahren werden die Weichen für die weitere Sprachentwicklung gestellt. Das Kind braucht Menschen, die mit ihm sprechen. Deshalb können Sie als Eltern ihm die Sprache am besten nahebringen, wenn Sie schon früh viel mit ihm sprechen. Ihr Kind kennt Ihre Stimme bereits aus dem Mutterleib. Sie ist ihm vertraut. Ihr Kind liebt Ihre Stimme! Sorgen Sie dafür, dass es sie möglichst oft hört, das fördert die Sprechfreude ungemein. Sicherlich müssen Sie auch mal laut werden und schimpfen, das gehört zu einem Erziehungsalltag einfach dazu. Aber der sprachliche Grundton sollte nett, freundlich und harmonisch sein.

Die folgenden sprachfördernden Methoden sind einfach, und viele Eltern und andere Bezugspersonen setzen sie intuitiv ein.

Blickkontakt: Der Blickkontakt ist für die Sprachentwicklung eines Kindes ganz entscheidend. Schauen Sie Ihr Kind beim Sprechen freundlich an. Es macht so die Erfahrung: „Ich bin wichtig. Das, was ich mache – lallen, babbeln, sprechen –, ist wichtig, es hat positive Konsequenzen. Wenn ich ,spreche’, sehe ich ein freundliches Gesicht. Das fühlt sich gut an. Deswegen ,spreche’ ich in Zukunft noch mehr.“

Abwarten: Wohin geht der Blick Ihres Kindes? Welche Initiative zeigt es? Warten Sie immer wieder ab, woran es gerade interessiert ist. Drücken Sie ihm nicht gleich das nächste Spielzeug in die Hand, wenn es das erste fallengelassen hat. Wenn Sie seinem Blick folgen und auf sein Interesse eingehen, ist es ganz aufnahmebereit für Ihre sprachlichen Äußerungen.

„Turn-Taking“ – abwechselndes Reden: Lassen Sie Ihr Kind auch reagieren! Wenn Sie es mit Sprache überrennen, dann kann im schlimmsten Fall die eigene Sprachproduktion ausbleiben. Da Kinder im Normalfall durch Wiederholungen lernen, ist die eigene Sprachproduktion extrem wichtig, um Satzbau, Aussprache und Wortschatz zu üben. Ebenso ist das Prinzip des „Turn-Taking“, also des abwechselnd Redens, so gut zu entwickeln. Dies gilt schon beim Brabbeln in der Zeit von sechs bis zwölf Monaten. Brabbeln Sie ruhig ab und zu mit Ihrem Kind einfach nur so zum Spaß. Wenn es stoppt, brabbeln Sie. Wenn Sie wieder aufhören, dann legt Ihr Kind los. So lernt es früh die wichtige Regel, sich ausreden zu lassen und zuzuhören.

Wiederholungen: Damit Ihr Kind neue Wörter und damit Sprache erwerben kann, braucht es Wiederholungen. Wiederholen Sie wichtige Wörter, zum Beispiel: „Da ist ein Teddy. Das ist ein schöner Teddy. Möchtest du den Teddy haben? Hier hast du den Teddy.“

Handlungsbegleitendes Sprechen: Begleiten Sie die Handlungen Ihres Babys und auch Ihre eigenen sprachlich. Sagen Sie, was Ihr Kind oder Sie gerade machen. Ob beim An- oder Ausziehen, beim Windelwechseln, beim Kochen, beim Spielen – fast jede Handlung lässt sich sprachlich begleiten, z.B. „Ich creme dein Gesicht ein, die Nase, das Kinn …“ oder „Ich hole Teller aus dem Schrank und decke den Tisch.“ Sie können die Umgebung, Ereignisse und Gefühle erklären (z.B. „Da vorne hüpft ein kleiner Vogel vom Baum auf die Wiese“ oder „Der Müllmann leert die Mülltonne“ oder „Ich habe dich lieb“). Je nach Interesse Ihres Kindes können Sie differenzierte Bezeichnungen vermitteln, z.B. verschiedene Schneckentypen, Automarken, Blumensorten … Und Sie können Farben und andere Attribute hinzunehmen. Zumeist zeigt Ihr Kind nach wenigen Monaten bereits, wofür es sich interessiert, und auch neue Interessen können so von Ihnen geweckt werden.

Babysprache – besser nicht!

Wenn Babys auf die Welt kommen, verfallen viele Eltern, Verwandte und Bekannte in die sogenannte Babysprache. Die hört sich zwar niedlich an. Für die Sprachentwicklung des Kindes ist sie jedoch nicht förderlich – ganz im Gegenteil, sie wirkt sich negativ auf die Sprachentwicklung aus, da die Kinder die falschen Wörter lernen.

Babys werden mit einem Gehirn geboren, das sprachliche Laute und unterschiedliche Worte bereits erkennen kann, wenn sie zur Welt kommen. Sie lernen durch Üben ebenso viel über sprachliche Laute wie durch Hören. Und Üben bedeutet für Babys zunächst einmal Lallen. Das erfüllt die Funktion, wichtige gymnastische Abläufe des Sprechens einzuüben. Damit beginnen sie etwa im Alter von zwei Monaten. Lange Melodien von „Ooooooh“ und „Aaaaaah“ werden etwa im Alter von fünf Monaten von dem Baby um Konsonanten erweitert, wie zum Beispiel „babababa“ oder „mamamama“ usw. Das Lallen wird zum Ende des ersten Lebensjahres komplexer und geht ins Lautieren über. Wie sich das kindliche Lallen im ersten Jahr entwickelt, ist von Lernerfahrungen abhängig.

Um seinen ersten Geburtstag herum wird Ihr Kind wahrscheinlich die ersten Wörter sprechen. Spätestens dann ist es wichtig, dass Sie die korrekten Begriffe benutzen. Wie kann Ihr Kind sonst verstehen dass „Lullu“ eigentlich „Schnuller“ heißen soll, wenn Sie auch immer nur vom „Lullu“ sprechen, weil Sie vielleicht das neu erfundene Wort ganz lustig finden?

Sprechen Sie in dieser wichtigen Phase der Sprachentwicklung viel mit Ihrem Kind und lesen Sie ganz viel vor, achten Sie dabei auf eine deutliche Aussprache, denn Ihre Fehler wird Ihr Kind sonst später wahrscheinlich übernehmen.

EXPERTENTIPP

Wenn Ihr Kind trotzdem später ein falsches Wort benutzt, versuchen Sie es ihm richtig zu erklären, am besten in ganzen Sätzen. Wenn es zum Beispiel „Lullu her“ sagt, könnten Sie darauf mit einer Frage antworten, in denen der richtige Begriff den falschen ersetzt. Ein Beispiel: „Soll ich dir den Schnuller geben?“ Dadurch merkt Ihr Kind, dass Sie verstehen, was es möchte, lernt aber auch den richtigen Begriff kennen.

Tipps für Zweisprachigkeit

Kinder sind schon ganz früh in der Lage, sich an unterschiedliche Sprachen zu gewöhnen. Wenn sie von Beginn an mehrsprachig aufwachsen, haben sie es später in der Schule in der Regel leichter, eine weitere Sprache zu erlernen.

Das ist wichtig, wenn Sie Ihr Kind mehrsprachig erziehen wollen:

  • Fangen Sie direkt nach der Geburt damit an. Auch wenn Ihr Säugling noch nicht versteht, was Sie sagen, fängt er an, sich an die Sprache und deren Klang zu gewöhnen.
  • Teilen Sie die Sprachen untereinander auf und sprechen Sie Ihr Baby dann nur noch in dieser Sprache an. Wenn Sie ständig die Sprache wechseln, verwirrt das Ihr Kind und es wird Schwierigkeiten haben, die Sprachen auseinanderzuhalten.
  • Hören Sie Musik in beiden Sprachen und singen Sie gemeinsam Lieder. Musik prägt sich manchmal besser bei Kindern ein.
  • Stellen Sie sich darauf ein, dass Ihr Kind wahrscheinlich erst etwas später mit dem Sprechen anfängt. Es wird zwar früh anfangen, die einzelnen Sprachen zu verstehen und z.B. auf Aufforderungen reagieren. Jedoch benötigt es bei der Umsetzung vom Hören zum Sprechen eventuell etwas länger. Verständlich, schließlich wird Ihr Kind leicht mit doppelt so vielen Wörtern konfrontiert.

Auch wenn Ihr Kind schon anfängt, in beiden Sprachen zu sprechen, sprechen Sie weiter in beiden Sprachen, damit es nicht aus der Übung kommt.

Vorlesen, spielen und singen

Eine hervorragende sprachbildende Methode ist die Bilderbuchbetrachtung. Aber Babys wollen nicht ewig still sitzen, sondern lieben aktives Vorlesen. Also solches, bei dem sie selbst richtig mitmachen dürfen – zeigen, umblättern, selbst spannende Seiten heraussuchen, mal hineinbeißen, daran herumkauen, aber auch antworten und viel lachen. Besonders stolz sind Kinder, wenn die Eltern einfache Fragen stellen, die sie bereits mit Zeigen, Babyzeichen oder gar Wörtern richtig beantworten können. Das motiviert und bringt noch mehr Begeisterung ins Spiel.

Deshalb finden sie am meisten Gefallen an Büchern zu Themen aus ihrer kleinen Welt – Tiere, Dinge aus dem Alltag, Fahrzeuge, andere kleine Leute … Wenn wir beim Vorlesen dann noch etwas Quatsch machen, unsere Stimme verstellen, kräftig Geräusche produzieren (Tierlaute oder lustige wie „Bumm“, „Peng“, „Kabautz!“), dann wird unser Bücherstündchen zu einem wirklichen Erlebnis.

TIPPS ZUM VORLESEN MIT DEN KLEINSTEN

  • Suchen Sie sich ein ruhiges Plätzchen, wo weder Fernseher noch Telefon oder Besuch stören.
  • Kuscheln Sie zusammen und lassen Sie Ihr Kind ein Buch auswählen.
  • Kinderbücher sollten im Regal möglichst weit unten stehen, sodass Ihr Kind sie jederzeit selbst herausangeln kann.
  • Machen Sie ein schönes Ritual daraus: Jeden Tag zweimal ein festes Viertelstündchen Bücher anschauen ist ideal – am besten einmal am Vormittag und einmal am Abend.
  • Lassen Sie Ihr Kleines die Seiten umblättern und auch Seiten überspringen, nicht jede Seite muss angeschaut werden. Es darf entscheiden, was ihm gefällt und sein Interesse weckt.
  • Stellen Sie einen Bezug her zwischen den Bildern und den Dingen, die Ihr Baby bereits kennt (ein Hund im Buch – der sieht so aus wie unser Hund).
  • Am Anfang reichen reine Bilderbücher. Später eignen sich kurze Reime zum ersten Vorlesen.
  • Babys lieben alles, was ihnen vertraut ist. Deshalb lesen sie am liebsten immer die gleichen Bücher. Wenn sie etwas wiedererkennen, freuen sie sich riesig. Machen Sie sich also auf viele Wiederholungen gefasst und suchen Sie Bücher aus, die Ihnen auch gefallen. Ab und zu darf ein neues Buch eingeschoben werden, das vielleicht auch bald zum Lieblingsbuch wird.
  • Widmen Sie sich nur so lange einem Buch, solange auch das Baby aufmerksam und konzentriert ist. Wird es unruhig, spielen Sie lieber etwas anderes.

Positiv für den Spracherwerb wirken auch alle Kose- und Kniereiterspiele, Fingerspiele.

Singen und musizieren Sie mit Ihrem Kind! Es gibt für jeden Geschmack Kinderlieder, die Babys beruhigen und anregen. Hierbei spielt es keine Rolle, jeden Ton richtig zu treffen. Viel wichtiger sind die Wahrnehmung einer vertrauten Stimme und der Spaß beim Singen. Viele Kinder hören sich sehr gerne Kinderlieder auf CDs an und sind ebenso zugänglich für andere Musikrichtungen. Unser Sohn mochte sehr gerne Schlager und die „Toten Hosen“. Ein monatelanger Hit war unsere freie Interpretation „Eine neue Windel ist wie ein neues Leben“ nach dem Schlager „Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“. Hiermit vergaß er zudem seine Widerstände beim Windelwechseln, und in der Kita breitete sich der Hit auch rasant aus.

EXPERTENTIPP

Eine liebevolle sprachliche Förderung ist ohne großen Aufwand in jeder Alltagssituation einfach umzusetzen. Kinder können Sprache nur lernen, wenn auch mit ihnen gesprochen wird. Für sie ist alles neu und interessant. Erwachsene sollten sich darauf einlassen, Selbstverständlichkeiten wieder bewusst wahrzunehmen und auch zu benennen. Das macht Ihnen und Ihrem Kind Spaß!

Verzögerte Sprachentwicklung

Viele Kinderärzte haben keine Zusatzausbildung im Bereich Sprachentwicklung. Es kann vorkommen, dass Sie bei Sprachverzögerungen den Satz hören: „Das verwächst sich noch.“ In Sachen Sprachentwicklung kann dies leider falsch sein. Falls Sie sich unsicher sind, bitten Sie Ihren Kinderarzt um eine Diagnostikverordnung und suchen Sie einen Logopäden oder Facharzt auf.

Eine der häufigsten Ursachen für eine Verzögerung oder sogar ein Steckenbleiben im Spracherwerb in den frühen Jahren ist schlechtes Hören durch Wasser in den Ohren. Sollten Sie feststellen, dass Ihr Kind sprachverzögert ist und Sie es nur mit Schreien erreichen, sollten Sie Ihren Kinderarzt darauf ansprechen und ggf. zu einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt gehen. Diese Ursache kann unkompliziert beseitigt werden, und Ihr Kind wird schnell Fortschritte machen.

Die Entwicklung des Sehens

Die Entwicklung des Sehens ist für viele andere Entwicklungsbereiche sehr wichtig, denn was ein Kind sieht, nach dem kann es auch greifen und das kann es genauestens erkunden, mit den Händen, aber auch mit den Augen.

Wenn Sie bei Säuglingen das Gefühl haben, dass sie Ihnen direkt in die Augen schauen, stimmt das meist noch gar nicht. Sie drehen meist ihr Gesicht in die Richtung, aus der ein Geräusch kommt.

Die folgende Tabelle gibt Ihnen einen Überblick darüber, wie und zu welchen Zeiten sich das Sehen verändert.

Die Entwicklungsschritte des Sehens

Alter

Entwicklungsschritte

1. Monat

Die Sehschärfe ist noch sehr gering. Hell und Dunkel können voneinander unterschieden werden. Die Umgebung wird nur schemenhaft wahrgenommen. Nur im Bereich 20–25 cm vor dem Gesicht können Babys scharf sehen.

2. Monat

Ihr Säugling kann kurzzeitig den Blick auf etwas richten. Oft passiert es, dass Säuglinge in diesem Alter schielen, da die Kontrolle über die Augen noch nicht sehr stark ausgeprägt ist. Gegenstände, die sich im Bereich 20–25 cm vor dem Gesicht befinden, können kurzzeitig auch verfolgt werden.

3. und 4. Monat

Die Augenbewegungen werden immer kontrollierter. Scharfe Kontraste sind sehr interessant, aber am schönsten findet Ihr Baby in diesem Alter Gesichter.

5. Monat

Das räumliche Sehen beginnt, und Ihr Säugling kann somit erkennen, ob ein Gegenstand nah oder weiter entfernt ist. Außerdem entwickelt sich das Farbsehen. Der Säugling ist jetzt stark an seiner Umwelt interessiert und beobachtet die Vögel auf dem Baum, den Hund auf der Wiese und alles andere, was es sonst noch zu entdecken gibt.

12. Monat

Alle Funktionen des visuellen Sehens sind nun ausgebildet. Ihr Kind kann inzwischen gut abschätzen, ob Gegenstände weit entfernt oder nah sind, und zeigt in die richtige Richtung. Es hat weiterhin Spaß, die Welt mit den Augen zu entdecken, dieses ständige Training ist auch wichtig, damit Ihr Kind irgendwann die volle Sehstärke erreichen kann.

Die Entwicklung des Hörens

Der Gehörsinn bildet sich im zweiten und dritten Lebensmonat Ihres Kindes aus. Ihr Baby wird anfangen, seinen Kopf Geräuschen zuzuwenden. Plötzliche laute Töne können aber immer noch eine Schreckreaktion auslösen, dies ist Säuglingen so angeboren.

Das Hören ist für die sprachliche Entwicklung ganz wichtig. Schon im Mutterleib entwickelt sich der Hörsinn und Ihr Kind kann Geräusche auch außerhalb des Mutterleibes wahrnehmen. Nach der Geburt sind alle Funktionen des Ohres komplett ausgereift. Trotzdem unterscheidet sich das kindliche Hören noch von dem Hören eines Erwachsenen.

In den ersten drei Lebensjahren bildet sich die Hörfähigkeit Ihres Kindes durch äußere Hörreize, denen es jeden Tag ausgesetzt ist, aus. In diesen Jahren lernt das Gehirn die Hörinformationen zu verfeinern, zu verschärfen und sinnvoll zu deuten.

Wichtig: Auf lautes Spielzeug sollten Sie im Kinderzimmer besser verzichten. Eine dauerhafte Hörbelastung wirkt sich schädigend auf die Entwicklung des Hörens Ihres Kindes aus.

Entwicklungsverzögerungen? Gelassen bleiben!

Ratgeber und Experten definieren gerne bestimmte Zeitpunkte, zu denen ein Säugling oder Kleinkind dies oder jenes können sollte. Dies suggeriert den Eltern, dass mit ihrem Kind etwas nicht stimmt, wenn es von diesen Normen abweicht.

Ein Beispiel aus eigener Erfahrung: Unser Sohn lag in der PEKiP-Stunde glücklich nackt auf der Babydecke und strahlte einen Ball an, der über ihm schwebte. Während er dies tat, ohne sich weiter zu bewegen, jonglierte das Baby neben uns seinen Ball zirkusverdächtig mit Händen und Füßen. Die Frage der PEKiP-Leiterin, ob unser Sohn sich häufig so verhalte, trug zur Besorgnis um den vermeintlichen motorischen Entwicklungsrückstand unseres Kindes bei. Schließlich verschrieb der Kinderarzt Krankengymnastik. Allerdings mit dem Hinweis, dass dies eher der Nervenberuhigung der Mutter diene als aus Sorge um das Kind geschehe. Unser Sohn war in der Krankengymnastik immer sehr gestresst und weinte viel. Es zeigte sich, dass er die Bewegungen, mit denen er bei der Krankengymnastik „gequält“ wurde, grundsätzlich einige Monate später als statistisch erwartet ausführte. Als wir ihn von der Physiotherapie abmeldeten, hatten wir ein schlechtes Gewissen: Die Kinderkrankengymnastin sprach tatsächlich von „unterlassener Hilfeleistung“ (!). Es erwies sich aber als ein für alle Beteiligten (außer der Krankengymnastin) richtiger Schritt. Unser Sohn ist mittlerweile acht Jahre alt, er ist sportlich und hat enormen Spaß an Bewegung.

Kinder entwickeln sich unterschiedlich, in ihrem eigenen Tempo, und wir Erwachsenen und Eltern sollten nicht wegen jeder Abweichung von der statistischen Norm gleich in Panik geraten. Kleine Kinder müssen in den allerersten Lebensjahren so unglaublich viele Dinge lernen (motorisch, sprachlich, sozial, emotional …), dass es auch statistisch gesehen eher normal als unnormal ist, wenn es auf dem einen oder anderen Teilgebiet zu einer Verzögerung im Vergleich zu den Normwerten der Altersgruppe kommt.

Abschließend noch ein ermutigendes Beispiel zum selben Thema: Der erste Kitakumpel unseres Sohnes hatte mit knapp drei Jahren Eigenarten bei der Aussprache. So sagte er anstatt „Ritter“ hartnäckig „Litter“, was von der einen oder anderen Erzieherin den Eltern gegenüber bereits problematisiert wurde. Die Mutter des Jungen rief daraufhin bei einer Logopädin an und schilderte den Fall. Diese beruhigte die Mutter mit der einfachen, aber genialen Gegenfrage: „Ja, kennen Sie denn einen Erwachsenen, der immer noch „Litter“ statt „Ritter“ sagt?“

Babys erste Tage zu Hause

Die ersten Tage mit dem neuen Familienmitglied zu Hause gestalten sich meist als Herausforderung. Dinge, die man sich vorher so schön überlegt hat, klappen vielleicht gar nicht, Sie haben das Gefühl, ständig im Stress zu sein, und zweifeln an Ihren eigenen Fähigkeiten. Haben Sie keine Angst, diesen Problemen stehen so ziemlich alle Eltern beim ersten Kind gegenüber. Wir geben Ihnen Tipps, wie Sie sich den Alltag erleichtern können.

Am Allerwichtigsten ist: Akzeptieren Sie, nicht perfekt sein zu können! Kein Mensch erwartet von Ihnen, dass Sie jeden Tag gut gelaunt, gelassen und gestylt Ihr Baby versorgen und nebenbei noch den Haushalt mit Einkaufen, Kochen, Putzen, Wäschewaschen und Bügeln schmeißen. Setzen Sie für sich selber eine Priorität, diese wird wahrscheinlich erst einmal die Versorgung des Säuglings sein. Alles andere geschieht dann, wenn es eben in den Zeitplan passt. Es schadet niemandem, wenn Sie nicht jeden Tag staubsaugen und das feinste Essen kochen! Verteilen Sie die Aufgaben im Haushalt. In dieser Zeit sollten beide Eltern mit anpacken.

Tipps für den Alltag:

  • Nehmen Sie Hilfe an! Natürlich möchte man den Eindruck vermitteln, dass man alles allein schaffen kann, aber man zeigt keine Schwäche, wenn man Hilfe von Familie und Freunden annimmt. Vielleicht wohnen Ihre Eltern in der Nähe und können für Sie mitkochen oder Sie haben jemanden im Freundeskreis, der mal eine Stunde mit Ihrem Säugling spazieren geht, damit Sie etwas erledigen können. Wenn Sie einmal gemerkt haben, wie nützlich es ist, Hilfe anzunehmen, merken Sie meist auch, dass Sie etwas gelassener werden.
  • Denken Sie praktisch! Sie müssen nicht immer ins Kinderzimmer zum Wickeln gehen. Deponieren Sie in jedem Raum, in dem Sie sich häufig aufhalten, Wechselkleidung und Wickelsachen. So oft wie Säuglinge gewickelt und umgezogen werden müssen, können Sie sich einige Wege ersparen.
  • Sorgen Sie vor! Wenn Sie nicht stillen, kochen Sie abends schon Wasser ab und füllen Sie es in eine Thermoskanne. Dann haben Sie nachts, wenn Ihr Nachwuchs Hunger hat, direkt warmes Wasser parat und müssen ihn nicht unnötig lange schreien lassen.
  • Gönnen Sie sich Auszeiten! Wenn Ihr Kind schläft, schlafen Sie auch. Sie müssen in dieser Zeit nicht putzen oder kochen, Sie benötigen diese Auszeiten genauso wie Ihr Kind. Gerade wenn Sie ein Kind haben, das viel schreit, ist es wichtig, sich mal eine Pause zu nehmen. Gehen Sie dann beispielsweise einfach mal alleine spazieren, während jemand anderes auf das Baby aufpasst.

Dies sind nur einige nützliche Tipps zur Erleichterung des Alltags, mit der Zeit werden Sie eigene Strategien entwickeln, wie Sie dem Stress im Alltag ausweichen können.

BABYS ERSTAUSSTATTUNG

Folgende Dinge sollten Sie vor Babys Einzug bei Ihnen zu Hause anschaffen:

  • Stubenwagen, Wiege oder Kinderbett
  • nicht zu harte Matratze
  • wasserdichten Matratzenschoner oder Betteinlage, Bett- oder Spannlaken
  • Babyphone
  • Moltontücher (40 x 40 cm und 80 x 80 cm)
  • Kinderzimmerlicht
  • Schlafsack, der Größe Ihres Kindes angepasst; hierbei gilt: Länge des Babys vom Hals bis zum Fuß + 10 cm

Organisation von Kind und Haushalt

Es ist verständlich, dass Sie ungerne im Chaos versinken möchten. Im Haushalt gilt ganz einfach: Organisation ist alles!

Mit ein paar organisatorischen Tipps sollte fast jeder Haushalt trotz kleiner Kinder zu managen sein:

  • Planen Sie Ihre Einkäufe, denn wer genau plant, muss nicht ständig in den Supermarkt laufen, weil etwas Wichtiges fehlt. Machen Sie einen großen Wocheneinkauf, überlegen Sie sich vorher, was die Woche über gekocht und gegessen werden soll. So sind Sie in der Lage, eine Menge Zeit einzusparen.
  • Kochen Sie große Portionen und frieren Sie das Essen portionsweise ein.
  • Wenn Sie staubsaugen oder wischen möchten, dann saugen Sie am besten, wenn Ihr Kind wach ist, und nutzen Sie seine Schlafzeit zum Wischen.
  • Gewöhnen Sie Ihr Kind von Anfang an daran, dass Sie diverse Hausarbeiten zu verrichten haben. Bleiben Sie gelassen, wenn es mal zu weinen anfängt, Sie aber z.B. gerade die Spülmaschine ausräumen.
  • Sie können manche Arbeiten mit Ihrem Baby im Tragetuch erledigen, dort fühlt es sich meist pudelwohl oder schläft sogar ein. Folgendes funktioniert sehr gut mit Tragetuch: Staub wischen, Essen kochen, Wischen, Aufräumen.
  • Wenn Ihr Kind etwas größer ist, kann es Ihnen auch beim Aufräumen und Putzen „helfen“ – meist hat es Spaß daran, Ihnen zur Hand zu gehen. Geben Sie ihm einfach einen sauberen Putzlappen, trocken oder leicht befeuchtet, und lassen Sie es z.B. sämtliche Türen damit abwischen.

Sollten Sie trotz der Tipps und eigenen kreativen Ideen das Gefühl haben, den Haushalt nicht bewältigen zu können, überlegen Sie, ob Sie vielleicht einige Dinge abgeben können. So können Sie z.B. jemanden zum Fensterputzen kommen lassen, das ist meist gar nicht so teuer, wie Sie vielleicht denken.

Sicherheit im Haushalt

Die Gesundheit des Kindes hat oberste Priorität, deshalb sollten Sie alle gesundheitsgefährdenden Dinge möglichst von Ihrem Baby fernhalten.

Spezielle Sicherheitsvorkehrungen sind in den ersten Lebenswochen noch nicht notwendig. Wichtig ist, dass Ihr Baby einen Platz zum Schlafen hat, ausreichend mit Nahrung und Zuwendung versorgt und nicht durch unnötigen Krach in seinen Ruhephasen gestört wird. Sobald es jedoch anfängt zu krabbeln, zu robben, sich hochzuziehen und gar zu laufen, sollten Sie Ihre Wohnung spätestens kindersicher machen.

GEFAHRENQUELLE HAUSHALT

Auf der Internetseite der Kinderärzte im Netz (www.kinderaerzte-im-netz.de) gibt es in der Mediathek ein hübsch aufbereitetes Sicherheitstraining zu allen Gefahrenquellen im Haushalt: Schauen Sie doch einfach mal nach, wie fit Sie sind und ob Sie bereits alles umgesetzt haben.

Welche der im Anschluss aufgeführten Sicherheitsvorkehrungen erforderlich sind, muss jede Familie für sich entscheiden.

Verschluckbare Kleinteile: Achten Sie darauf, dass in der Nähe Ihres Säugling keine Kleinteile herumliegen, die es leicht verschlucken kann. Schon sehr früh fangen Babys an, alles, was sie in die Finger bekommen, in den Mund zu stecken, und manchmal wird dann auch etwas verschluckt. Vieles geht seinen normalen Weg nach draußen, aber manche Dinge sind zu groß und können stecken bleiben oder auch in die Luftröhre geraten. Zudem gibt es gesundheitsschädigende Sachen, die Vergiftungserscheinungen nach sich ziehen können.

Medikamente und Putzmittel: Beides gehört nie in die Reichweite von Säuglingen und Kleinkindern und sollte am besten weit oben und verschlossen gelagert werden.

Steckdosenschutz: Kleinkinder experimentieren mit den unterschiedlichsten Gegenständen. Und da kann es vorkommen, dass sie etwas in die Steckdose stecken, was nicht dort hinein gehört. Um dem vorzubeugen, gibt es in jedem Babyfachhandel oder auch in Baumärkten unterschiedliche, günstige Sets für den Steckdosenschutz.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869107202
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2015 (März)
Schlagworte
Eltern-Ratgeber Familien-Leben Kindliche Entwicklung Neugeborenes problemfreie Baby-Jahre Säuglingspflege stressfreier Alltag

Autoren

  • Melanie Gräßer (Autor:in)

  • Eike Hovermann (Autor:in)

Melanie Gräßer ist Dipl.-Psychologin sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin mit eigener Praxis in Lippstadt. Eike Hovermann jr. ist Gründer und Geschäftsführer der Akademie für Kindergarten, Kita und Hort.
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Titel: Gelassen durch die Baby-Zeit