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Babys brauchen Bewegung

Mit Spielen und Anregungen zu den ersten Schritten. So fördern Sie die Entwicklung Ihres Kindes. Für Kinder von 0 bis 2 Jahren.

von Ulla Nedebock (Autor:in)
176 Seiten

Zusammenfassung

Von den ersten Fingerspielen zum sicheren Laufen: Nur wenn Ihr Kind greift, läuft und herumtollt, lernt es sich und seine Umwelt optimal kennen. Ausreichende Bewegung ist daher bereits im Babyalter wichtig: Sie sorgt für eine kräftige Muskulatur, gute Koordination und einen ausgebildeten Intellekt. Die zahlreichen Anregungen und Spiele in diesem Ratgeber sind kinderleicht im Alltag umzusetzen. Durch die Einteilung nach Alter und Situationen ist es einfach, das passende Spiel zu finden – ob auf der Wickelkommode, dem Fußboden oder an der frischen Luft.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


DANKSAGUNG

Mehrere Experten haben mit hilfreichen Tipps und bewährten Übungen dazu beigetragen, dass dieser Ratgeber Sie optimal bei der Förderung Ihres Kindes unterstützt:

Verena Doennig-Wagener (Physiotherapeutin in Hagen, Nordrhein-Westfalen) www.krankengymnastik-hagen.com

Claudia Kühn (Motopädagogin und Krankenschwester in Gerolzhofen, Bayern) www.motopaedagogikundmehr.de

Katharina Rainer-Trawöger (Yogalehrerin in Wien, Österreich) www.freiraum-institut.at

Karin Siegler (Hebamme in Hongkong und Gochsheim, Bayern) www.wellnessandbirth.com

MELODIEN ZU DEN LIEDERN UND REIMEN

Sie lernen in diesem Buch viele Lieder und Reime kennen, die Spaß an der Bewegung unterstützen. Unter dem Suchwort „Babys brauchen Bewegung“ finden Sie im Internet einige Filme zu den Übungen und Liedern sowie weitere hilfreiche Tipps.

VORWORT

Liebe Mutter, lieber Vater,

Sie haben ein Baby bekommen, und ein großartiges Abenteuer liegt vor Ihnen. Wie bei jedem Abenteuer gibt es neue Herausforderungen zu bewältigen, Wunderbares zu erleben und neue Seiten an sich zu entdecken.

Ihr Alltag wird durcheinandergewirbelt, Ihre Flexibilität und Ihre Geduld werden täglich auf die Probe gestellt und die Erwartungen an Sie als Eltern sind groß. Wahrscheinlich stellen auch Sie selbst hohe Anforderungen an sich und wollen für Ihr Kind das Beste.

Sicher haben Sie davon gehört, dass eine frühkindliche Förderung vielversprechend ist und dass Kinder in bestimmten Altersabschnitten für bestimmte Erfahrungen besonders empfänglich sind. Forschung und tägliche Praxis haben dies in den letzten Jahren nachgewiesen. Auch ich bin überzeugt, dass frühe Förderung im Baby- und Kleinkindalter dazu beiträgt, dass aus unseren Kindern selbstbewusste, gesunde und lebensfrohe Erwachsene werden.

Zwei Aspekte halte ich hier für wichtig. Erstens: Fördern meint anregen, nicht überfordern. Das bedeutet, dass man sich der individuellen kleinen Persönlichkeit anpasst. Zweitens: Der liebevolle Umgang, viel körperliche Nähe, Spaß und Freude beim Kind und beim Erwachsenen bilden die Basis spielerischen Förderns.

Ziel dieses Ratgebers ist, Sie als Eltern durch die ersten zwei Lebensjahre Ihres Kindes zu begleiten und Ihnen vielfältige Anregungen zu geben, wie Sie – immer dem Alter und dem Entwicklungsstand des Kindes entsprechend – spielen und üben können, um eine gesunde Entwicklung zu fördern.

Ich möchte Sie überreden, öfter mal alles stehen und liegen zu lassen und sich ganz Ihrem Kind zu widmen. In diesem Ratgeber habe ich viele verschiedene Ideen zusammengestellt, die Sie drinnen oder draußen, im Sommer oder im Winter, am Morgen oder am Nachmittag ausprobieren können. Eines haben sie alle gemeinsam: Die spielerischen Übungen bringen Ihr Kind und oft auch Sie in Bewegung.

Bei manchen Bewegungsspielen schlage ich vor, die Rollen mal zu tauschen. Uns Erwachsenen tut es so gut, sich hin und wieder einfach wie ein Kind zu fühlen, zu rennen und auf dem Boden sitzend zu spielen. Wir spurten von einem Termin zum anderen, müssen Haushalt und Arbeit bewältigen und möchten dabei auch noch perfekte Eltern sein. In unserem gehetzten Alltag vergessen wir so oft, wie schön es ist, im Jetzt zu leben, den Moment auszukosten. Das, liebe Eltern, können wir von unseren Kindern lernen. Probieren Sie es aus! Und genießen Sie es!

Ich wünsche Ihnen und Ihren Kindern viel glückliche und erfüllte, gemeinsam verbrachte Zeit.

Ulla Nedebock

EINLEITUNG

Warum sitzen Erwachsene so gerne auf dem Sofa und ruhen sich aus? Warum finden Kinder Toben, Rennen und Springen viel reizvoller? Es macht ihnen schlichtweg Spaß!

Und nicht nur das: Nur wenn sich Kinder bewegen, lernen sie ihre Umwelt kennen und dabei auch sich selbst. Bewegung verlangt Übung, und Kinder haben Spaß am Üben – das hat die Natur gut eingerichtet. Wenn sie etwas Neues gelernt haben, versuchen sie unaufhörlich, es so lange auszuprobieren, bis es richtig gut klappt. Dafür müssen wir den Kindern Zeit geben. Bedenken Sie nur, wie oft ein Kind hinfällt und wieder aufsteht, bis es gehen kann. Wir Großen haben das alles schon geschafft, erlebt, gefühlt, erfahren. Und trotzdem geht es auch uns meist richtig gut, wenn wir uns ausreichend bewegen.

Dieser Ratgeber will auf keinen Fall verstanden werden als ein Übungsprogramm, mit dem man sein Kind schneller fit macht. Vielmehr sind darin Ideen zu finden, wie man sich auf spaßige und fruchtbare Weise mit seinem Kind beschäftigen und die motorische und geistige Entwicklung mit spielerischen Übungen begleiten kann. Frühförderung in ihrem besten Sinne ist keine Überforderung, sondern eine an den Entwicklungsstand des einzelnen Kindes angepasste Begleitung mit wohldosierten Anforderungen.

Jeder Entwicklungsschritt kommt zu seiner Zeit und man darf ihm nicht vorgreifen. Durch ein verfrühtes Training behindert man eher den Fortschritt oder nimmt gar die Lust daran. Dieses Buch will Eltern darin bestärken, der angeborenen Entwicklungsfähigkeit ihrer Kinder zu vertrauen und im Alltag ihrem Bauchgefühl zu folgen. Es bietet einen breiten Fundus an praktischen Beispielen für Bewegung mit Spielspaß und liefert wichtige Informationen und Ratschläge zur Entwicklung des Kindes in den ersten zwei Lebensjahren. Sie brauchen für die meisten Spielanregungen keine Utensilien, nur: Zeit!

Zum Aufbau des Buches

Die Anregungen und Übungen sind in diesem Ratgeber nach Alter des Kindes eingeteilt. Allerdings hat jedes Kind sein eigenes Tempo bei der Entwicklung der einzelnen Fähigkeiten. Beobachten Sie Ihr Kind beim Üben und Spielen, ob es mit Spaß dabei ist oder ob die Spielidee einfach noch nicht zu ihm passt oder es schon neue Herausforderungen braucht. Häufig werden Sie auch die Erfahrung machen, dass in einem Entwicklungsbereich ganz viel passiert, z. B. in der Sprache, während in der Motorik vorübergehend alles auf einem Niveau bleibt.

Genauso sind auch die Aufzählungen der Entwicklungsschritte in der kindlichen Entwicklung zu verstehen: Die Altersangaben sind ein Anhaltspunkt, mit ungefähr wie viel Monaten ein Kind etwas Neues gelernt hat. Jedes Kind ist anders und beschenkt Sie mit speziellen Liebenswürdigkeiten und Wesenszügen. Bei den Altersangaben handelt es sich schlichtweg um statistische Mittelwerte. Ein Kind ist nicht motorisch unbegabter, weil es erst mit 15 Monaten laufen lernt. Und umgekehrt ist der Junge aus der Krabbelgruppe nicht schlauer oder fitter, nur weil er schon mit 14 Monaten die Treppen erklimmt.

DAS ERSTE HALBE JAHR

Schreien, erschrecken, Ruhe finden – Babys zeigen ihre Gefühle ungefiltert und spontan. Wenn Mutter und Vater einfühlsam auf die Gefühlsäußerungen ihres Kleinen reagieren und es ernst nehmen, dann spürt es, dass es so, wie es ist, in Ordnung ist.

Doch wie steht es mit dem Körpergefühl? Was können wir als Eltern tun, damit das Kind seinen Körper gut kennt, und spürt, was er braucht? Wie lernt es seinen Körper lieben?

Machen wir uns klar, dass Gefühle wie Freude, Angst, Traurigkeit und Liebe grundsätzlich mit dem eigenen Erleben des Körpers verwoben sind. Damit Kinder ihre Gefühle kennenlernen können, müssen sie ihr Körpergefühl entwickeln – und umgekehrt. Streicheln und Gestreicheltwerden, Tasten und Greifen passieren primär auf der Haut, unserem größten Sinnesorgan. Für Babys und Kleinkinder ist es ein besonders wichtiges Wahrnehmungsorgan. Mit Bewegungsspielen und -übungen, sanften Massagen, Kuschel- und Fingerspielen unterstützen wir das Kind dabei, ein gutes Körpergefühl zu entwickeln. In dem Maß, in dem es seine Bewegungen beherrschen lernt, wächst sein Vertrauen in sich und in die Welt.

Als Erwachsene denken wir nicht mehr über alltägliche Bewegungsmuster nach. Wir schauen nicht mehr auf unsere Füße, wenn wir laufen. Beim Fahrradfahren kämpfen wir nicht mehr mit der Balance. Höchstens beim Tanzkurs sehen wir wieder unseren Füßen zu, weil wir uns der Schrittfolge nicht sicher sind. Wer einmal schwimmen gelernt hat oder Schlittschuhlaufen, verlernt es nie wieder. Nach einer längeren Pause fällt der Einstieg manchmal nicht ganz leicht, doch die Bewegungsmuster sind noch da. Eher macht uns mit zunehmendem Alter die Angst zu schaffen, wir könnten fallen und uns ernsthaft verletzen.

ÜBER DIE HAUT DIE WELT ERFAHREN

Für die körperliche und geistige Entwicklung ist es wichtig, Babys häufig nackt strampeln zu lassen: Sie gewinnen nicht nur mehr Bewegungsfreiheit, sondern sie spüren auch unmittelbar jede Berührung. Es empfiehlt sich also, viele der Übungen in diesem Buch mit möglichst wenig Kleidung am Körper zu machen. Einzige Voraussetzung: Es muss warm genug sein.

Und das Baby? Es schaut seiner Hand zu, während es versucht, nach etwas zu greifen. Es spürt und ertastet etwas und lässt es dann – zunächst ungewollt – wieder los. Beobachten und Fühlen werden verknüpft.

Dieses Hinschauen hängt damit zusammen, dass unser Gehirn ein Modell dessen braucht, was „draußen“ passiert. Die Ergebnisse werden an das Gehirn gemeldet und verarbeitet.

OHNE BEWEGUNG KEINE OPTIMALE ENTWICKLUNG

Bewegung ist für Babys bereits im Mutterleib enorm wichtig. Im Fruchtwasser können sie sich frei bewegen und lernen sogar schon, den Daumen zum Mund zu führen und daran zu saugen. Ist ein Baby im Bauch der Mutter lebhaft und „tritt“ auch mal, ist das für die Hebamme oder den Arzt ein Zeichen, dass es dem Kind gut geht.

Anregungen für die ersten Wochen

Wenn das Kind ausgeschlafen und satt ist, ist ein guter Moment für eine kleine Spielrunde auf der Wickelkommode. Diese Höhe ermöglicht Mama oder Papa eine rückenschonende Haltung. Aus dem Stillkissen und einem weichen Handtuch baut man für das Kind ein Nestchen, in dem es sich durch die Begrenzungen geborgen fühlt.

Wo sind die Finger?

Beugen Sie sich leicht vor und sprechen Sie ruhig mit Ihrem Kind. Vielleicht leiten Sie das Spiel mit einem Lied ein und wecken so seine Aufmerksamkeit. Das folgende Lied wird zur Melodie von „Alle meine Entchen“ gesungen. Ihr Kleines wird Ihnen gebannt lauschen und Ihre Hände beobachten, die Sie vor seinen Augen drehen. Dann nehmen Sie die kleinen Händchen in ihre Hände und führen die Finger des Babys sanft zu seinem Mund. Es wird daran saugen und seine Trinkfähigkeit stärken. Gleichzeitig wird die Koordination von Händen und Mund angeregt. Bauen Sie bei den ersten Schmusespielen immer wieder umhüllende Gesten ein, indem Sie das Baby mit Ihren Armen umfassen.

SONNENBLUMEN

Gelbe Sonnenblumen wiegen sich im Wind,

wiegen sich im Wind.

Drehen den Kopf zur Sonne,

Sonnenkinder sind’s.

Bei allen spielerischen Übungen mit einem kleinen Säugling sollten Sie zwei Dinge berücksichtigen: Zum einen hilft es, das Kind und seine Bedürfnisse aufmerksam zu beobachten – müde oder hungrig spielt es sich nicht gut. Zum anderen empfiehlt es sich, Neugeborene nicht zu zaghaft anzufassen. Ein klarer Griff vermittelt Sicherheit, aber selbstverständlich darf er nicht wehtun. Bestimmt werden Sie schon nach kurzer Zeit ein gesundes Mittelmaß dafür gefunden haben.

Noch heute bin ich der resoluten Kinderkrankenschwester dankbar, die mir nach der Geburt meiner ersten Tochter auf der Neugeborenenstation beim Wickeln zusah. Sie schüttelte den Kopf und sagte energisch: „Jetzt fassen Sie das Kind doch mal richtig an. Das weiß doch gar nicht, was Sie wollen!“

Dem kann ich nur hinzufügen: Was beim Umziehen, Wickeln und Hochnehmen wichtig ist, gilt ebenso für die in diesem Buch versammelten Bewegungsanregungen.

NACKTE FÜSSCHEN

Die Füße sind wie die Hände und der Mund Tastorgane, über die der Säugling die Welt kennenlernt. Wann immer es draußen oder im Raum warm genug ist, können Sie auf Socken verzichten. Nackte Füßchen zu bewegen bringt Spaß, und durch die vermehrte Bewegung wird die Durchblutung angeregt.

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie viele Redensarten von den Füßen handeln? Jemand ist gut zu Fuß, der Sohn will auf eigenen Füßen stehen, im neuen Beruf fasst man Fuß. Oder man ist mit dem linken Fuß aufgestanden, bekommt angesichts einer großen Herausforderung kalte Füße, hat sich beim Einkaufen die Füße wund gelaufen und hat danach Füße wie Blei. Als Erwachsene müssten wir eigentlich wissen, wie wichtig gesunde Füße sind. Damit unsere Kinder später gut zu Fuß sind, können wir einiges tun.

Streck den Fuß!

Mit einem einfachen Trick lassen sich Babys zum Strecken der Füße anregen. Dazu muss man nur mit dem Finger die Ferse berühren. Automatisch streckt es den Fuß und die Zehen aus. Probieren Sie auch aus, anstatt der Ferse die Zehen zu berühren. Der Säugling zieht dann die Zehen an. Das ist in diesem Alter schlichtweg einem Reflex geschuldet, dem Fuß-Greif-Reflex, der bis zum Ende des ersten Lebensjahres bestehen bleibt. Der Hand-Greif-Reflex verschwindet schon früher, nämlich Ende des neunten Lebensmonats.

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DAS BIN ICH

In der Gebärmutter war das Baby umschlossen und geschützt. Nun hat es Bewegungsfreiheit, doch die empfindet es eher als Verunsicherung. Wir können ihm helfen, sich weiterhin geborgen zu fühlen, wenn wir es auf eine bestimmte Weise anfassen. Beispiel: Beim Halten geben wir immer wieder einen leichten Gegendruck an den Fußsohlen oder wir umfassen die Händchen. So spürt es seine „Grenzen“.

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Nehmen Sie einen Fuß wie auf der Abbildung zwischen Ihre Hände. Das geht gut auf der Wickelkommode oder auf dem Schoß. Massieren Sie die Fußsohlen in die Länge und in die Breite. Dies hat eine herrlich beruhigende Wirkung auf neugeborene Kinder, allerdings nur, wenn Sie mit leichtem Druck ausstreichen. Zu zaghaftes Streichen kitzelt mehr.

Fliegen für die Allerkleinsten

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Babys wollen und sollen auch viel getragen werden. Nirgends fühlen sich Neugeborene so wohl wie in Mamas oder Papas Arm. Sie genießen den vertrauten Geruch, die Nähe und das Schmusen. Meist trägt man das Neugeborene an die eigene Schulter gelehnt, wobei der Kopf an oder auf der Schulter ruht, oder in der Armbeuge, wie in einem Nest.

Man kann es auch waagerecht tragen. Auf diese Weise hebt es nach und nach leicht den Kopf, streckt die – freien – Arme in die Luft und stärkt die Rückenmuskulatur. Wie hält man das Neugeborene dabei richtig? Man schiebt einen Arm zwischen den Beinen des Babys hindurch und legt die Hand unter den Bauch. Der Brustkorb des Kindes ruht auf dem anderen Unterarm, wie auf der Zeichnung zu sehen. Das Baby kann seinen Kopf jederzeit entspannt ablegen. Die Ellenbogen des Kindes sollten vor den kleinen Schultern sein, die Hände können sich dabei berühren. Bei dieser Art zu tragen kann das Kind Arme und Beine frei bewegen.

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Wenn man mit Freunden und Familie zusammensitzt, kann das Kind in ähnlicher Haltung auf den Oberschenkeln ruhen. Die Beine des Erwachsenen werden übereinandergeschlagen. Das Baby legt man mit Bauch und Becken auf dem höheren Oberschenkel ab und hält mit einer Hand den Po fest. Mit der anderen Hand greift man wieder unter Brust und Schulter des Kindes, sodass seine Arme gestreckt werden. Dies beschert dem Kind außer „Arm- und Beinfreiheit“ auch noch einen erhöhten Blick auf die Dinge.

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ZUM SPIELEN AUF DEN BAUCH

Viele Neugeborene werden von ihren Eltern überhaupt nicht mehr auf den Bauch gelegt, aus Furcht vor dem plötzlichen Kindstod. Dies ist während der Schlafphasen sicher sinnvoll. Um aber die Rücken- und Nackenmuskulatur und eine gute Kopfkontrolle auszubilden, sollte das Kind in den Wachphasen auch immer wieder auf den Bauch gelegt werden. Das sorgt anfänglich nicht wirklich für Begeisterung, denn die Bauchlage ist anstrengend. Durch die Erhöhung des Brustkorbes, etwa mit einem zusammengerollten Handtuch unter dem Brustbein, wobei die Arme nach vorne darüber liegen, fällt es dem Baby leichter, die Kopfbewegung zu kontrollieren.

Das Kind transportieren

Tragetuch oder Kinderwagen?

Viele Eltern schaffen sich außer dem Kinderwagen auch ein Tragetuch oder eine Babytrage an. Im Alltag mag mal das eine, mal das andere „Transportmittel“ praktischer sein. Indes birgt das Tragen vor der Brust und später auf dem Rücken der Mutter oder des Vaters Vorteile, die ein Kinderwagen nicht leisten kann: Zum einen genießt das Baby die Nähe und den vertrauten Geruch, zum anderen schult die sanfte gleichmäßige Schaukelbewegung das Körpergefühl. Im Tragetuch muss das Baby frühzeitig einen Ausgleich schaffen, um seinen Körper zu stabilisieren.

ABWECHSLUNG TUT GUT

In einem Tragetuch entwickelt der Säugling einen guten Gleichgewichtssinn. Außerdem wird er, mit dem Gesicht zur Mutter oder zum Vater getragen, vor Überstimulation geschützt. Viele Hebammen schätzen zudem die angehockte „Froschposition“, bei der der Oberschenkelkopf optimal in der Hüftpfanne zu liegen kommt. Wichtig: ein qualitativ hochwertiges Tragetuch wählen und sich die korrekte Bindetechnik zeigen lassen! Gegen ständiges Tragen im Tuch spricht nach Meinung anderer Experten, dass die Wirbelsäule des Kindes Schaden nehmen könnte. Empfehlenswert ist es sicher, zwischen Tragen und Fahren im Kinderwagen abzuwechseln.

Babywippe, Autositz & Krabbeldecke

Babywippen sind beliebt, denn Babys bleiben darin relativ lange ruhig. Sie haben alles im Blick und sind somit beschäftigt. Doch dabei bleibt die Bewegung auf der Strecke. Mehr als mit den Beinen zu wackeln ist nicht möglich. Darin liegend ist es unmöglich, sich zur Seite oder auf den Bauch zu drehen.

Außerdem rutscht das Kind in der Wippe, genauso wie in Autositzschalen, in sich zusammen. Der Kopf fällt zur Seite und die Wirbelsäule wird gestaucht. Selbstverständlich muss ein Kind während einer Autofahrt sicher transportiert werden und dafür sind die Babysitzschalen die beste Lösung. Die Kinder darin „aufzubewahren“ oder täglich für lange Zeit in einer solchen Schale mit fahrbarem Untergestell umherzufahren, davon raten Fachleute allerdings dringend ab.

Der beste Platz für ein Baby ist, will man seine Motorik fördern, die Krabbeldecke. Hier kann das Baby seine Neugier ausleben und Neues erproben. Besonders in der Bauchlage probiert es zum Beispiel aus, die Beine zu strecken und mit der Hand nach dem bunten Würfel zu greifen. Das fördert die Koordination der Körperhälften und das Zusammenwirken beider Gehirnhälften, die ja ganz unterschiedliche Aufgaben haben.

BEIDE GEHIRNHÄLFTEN AKTIVIEREN

Durch sogenannte Überkreuzübungen wird die Zusammenarbeit von linker und rechter Gehirnhälfte trainiert. Besonders in der Grundschulpädagogik haben solche Übungen mittlerweile einen festen Platz. Man weiß heute, dass damit nicht nur die Koordination der zwei Körperhälften, sondern auch die Konzentration und die Lernfähigkeit gefördert werden.

Liegt das Kind in der Rückenlage auf der Krabbeldecke, kann man ein Trapez anbieten, an dem etwas Interessantes zum Greifen baumelt. Ein Baby, das bisher vor allem den Rundumblick aus der Sitzposition der Babywippe kennt, weint vielleicht am Boden schneller. Womöglich kommt noch der Frust dazu, dass es den bunten Würfel nicht erreichen kann, der etwas zu weit weg liegt, aber genau das gibt den Impuls, sich weiterzuentwickeln. Bei Erwachsenen verhält es sich ähnlich: Ein sogenannter „Couch-Potato“ mag zufrieden sein, weil er die Gemütlichkeit der Herausforderung vorzieht, verpasst aber viel und entwickelt sich nicht weiter. Versuchen Sie es bei Ihrem Kind mit einem gesunden Mittelmaß und sorgen Sie für kleine, maßvolle Herausforderungen. Vor allem: Loben Sie jede Anstrengung, die es unternimmt!

Beruhigende Babymassage

Wir Erwachsenen wissen, dass eine Massage wohltuend ist, die Muskulatur entspannt und ein angenehmes Körpergefühl hinterlässt. Frédérick Leboyer hat vor etwa 40 Jahren die indische Babymassage in Europa populär gemacht. Seitdem massieren Mütter und Väter ihre Babys nach dieser Methode. Der Erfolg ist leicht zu erklären: Die Massage lindert Blähungen und bringt Entspannung und man kann sie schon im Alter von vier Wochen anwenden. Man benötigt dazu nur ein gut vorgeheiztes Zimmer und Massageöl. Den nackten Säugling bettet man entweder auf ein Stillkissen, das mit einem Handtuch bedeckt ist, oder auf die ausgestreckten Beine des Erwachsenen.

Den Oberkörper erwärmen

Zunächst verteilt man etwas Massageöl in den Händen und wärmt es an. Dann legt man die Hände auf den Brustkorb des Babys und massiert von der Brustkorbmitte nach rechts und links außen. Dies wiederholt man mehrmals. Dann wandern die Hände auf die beiden Schultern und streichen beide Ärmchen gleichzeitig bis in die Finger aus.

Anschließend mit beiden Händen den rechten Arm des Babys fassen und vom Oberarm bis zum Handgelenk mit sanften drückenden und ziehenden Bewegungen vom Körper weg bis zu den Fingern massieren. Wenn man das am rechten Arm mehrmals wiederholt hat, verfährt man mit dem linken Arm genauso.

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ENTSPANNUNG AM ABEND

Massieren Sie Ihr Kind regelmäßig und baden Sie es danach. Machen Sie ein Ritual daraus! Das wird Ihnen als Eltern helfen, das erste Lebensjahr mit seinen Herausforderungen gut zu meistern. Es ist erwiesen, dass die Babymassage nach Frédérick Leboyer Babys zu längerem und gesünderem Schlaf verhilft, Blockaden im Körper löst und die Verdauung positiv beeinflusst.

Den Bauch entspannen

Bei der folgenden Übung sind die Beine des Babys angewinkelt oder nach oben gestreckt, so entspannt sich der Bauch. Abwechselnd massiert die rechte Hand diagonal von der rechten Schulter über den Bauch zur linken Hüfte des Babys und die linke Hand diagonal von der linken Schulter über den Bauch zur rechten Hüfte. Dabei kann man am Bauch mit etwas mehr Druck arbeiten. Aber Achtung: Dieser Teil der Massage darf erst gemacht werden, wenn der Nabel des Kindes vollständig verheilt ist.

Dann schiebt man die Hände rechts und links unter die Hüften des Babys und hebt die Hüften abwechselnd mit leichten Wiegebewegungen sanft an.

GEGEN BLÄHUNGEN

Säuglinge leiden häufig unter den sogenannten Dreimonatskoliken. Ihre Ursachen sind vielfältig. Auf jeden Fall schreit das Baby dann laut und lang anhaltend, oft krümmt es sich vor Schmerz zusammen. Die hier beschriebenen Massagegriffe am Bauch und an den Hüften helfen häufig, die Verkrampfung zu lösen und überschüssige Luft loszuwerden.

Die Beine kneten

Im Folgenden wandern die Hände noch weiter den Körper hinunter. Jetzt sind die Beine dran. Mit knetenden Bewegungen massiert man vom Oberschenkel bis zum Fußgelenk, so wie zuvor die Arme massiert wurden. Man wiederholt dies erst mehrmals an einem Bein, nimmt dann den Fuß in die Hand und streift schließlich mit dem Daumen über die Fußsohle bis zu den Zehen. Dann widmet man sich dem anderen Bein.

Den Rücken massieren

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Nun dreht man das Baby auf den Bauch, sodass es entweder quer über den eigenen Beinen liegt oder über einem Kissen. Aber achten Sie bitte immer darauf, dass das Gesicht des Kindes frei liegt! Für die Massage des Rückens streicht die eine Hand von einer Körperseite zur gegenüberliegenden Seite, die andere Hand arbeitet genau entgegengesetzt. Ob man genügend Druck ausübt, kann man leicht kontrollieren: Wenn sich beide Hände in der Mitte des Rückens befinden, wird eine Hautfalte sichtbar und verliert sich wieder, wenn beide Hände in unterschiedliche Richtungen nach außen massieren. Man beginnt zunächst in Schulterhöhe und wandert bis zum Steißbein hinunter, dann beginnt man wieder von Neuem an den Schultern. Durch die Überkreuzbewegungen wird frühzeitig die Integration beider Gehirnhälften gefördert.

Vom Kopf bis zu den Füßen

Hat man diese sehr entspannende Massage mehrmals wiederholt, geht es ans Ausstreichen der gesamten Rückseite. In einer langen fließenden Bewegung massiert man vom Haaransatz bis zu den Fersen.

Dehnen und Ausstreichen

Zum Schluss folgen noch einige Dehnübungen, um auch die letzten Spannungen zu lösen. Dazu dreht man den Säugling wieder auf den Rücken und fasst beide Handgelenke. Nun werden die Arme des Babys gekreuzt und wieder geöffnet. Wiederholen Sie dies mehrmals. Damit lösen sich Spannungen in der Brustwirbelsäule, der Brustkorb öffnet sich und das Ein- und Ausatmen wird intensiver.

Danach fasst man den rechten Arm und den linken Fuß und beugt und streckt abwechselnd. Genauso verfährt man mit dem linken Arm und dem rechten Bein. Dies dehnt den Rücken und die Gesäßmuskulatur.

Um die Massage abzuschließen, wird das Baby mit beiden Händen einmal vom Kopf bis zu den Händen und vom Kopf bis zu den Füßen langsam ausgestrichen, also mit sanftem Druck von oben nach unten gestreichelt.

VERSTEHT MEIN BABY MICH?

Ganz sicher werden Sie, ohne darüber nachzudenken, während der Massage mit Ihrem Baby sprechen, ein Lied singen oder eine Melodie summen. Beruhigend reden Sie auf das Kleine ein und vertiefen die Entspannung. Das tun alle Mütter und Väter – unbewusst. Auch wenn das Baby den einzelnen Sinn der Worte noch nicht begreift, spürt es den Unterschied zwischen einem Menschen mit ruhigen Bewegungen und sanfter Stimme und einem nervösen Hektiker, der in den Raum stürmt und in ungeduldigem Kommandoton redet. Auf jeden Fall merkt es, wenn es mit Zuneigung und Respekt behandelt wird – von Anfang an.

Vielleicht fragen Sie sich, wie viel Druck Sie mit Ihren Händen ausüben sollen. Es handelt sich hier nicht nur um Streicheln, sondern wirklich um eine Massage, das heißt, das Baby sollte den Druck Ihrer Hände wirklich spüren. Dennoch darf es auch nicht zu fest sein. Wenn Sie unsicher sind, fragen Sie Ihre Hebamme, eine Motopädagogin oder eine Physiotherapeutin um Rat.

Was man schon mit 2 Monaten spielen kann

Hängeschaukel

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Wie in einem gemütlichen Nest kann man schon ein kleines Baby schaukeln, indem man es in Rückenlage auf eine Decke, ein Leintuch oder ein Handtuch bettet. Zwei Erwachsene halten je zwei Enden der Decke fest und schwingen leicht hin und her. Ein freudiges Jauchzen ist gewiss! Ein toller Spaß, der die Wahrnehmung und den Gleichgewichtssinn anspricht.

Dieses Spiel kann auch eine willkommene Abwechslung beim Zusammenlegen von Handtüchern oder Bettwäsche sein.

Beobachten Sie Ihr Baby, wie es reagiert, und sprechen Sie mit ihm oder singen Sie ein Lied dazu. Dieses Spiel kann man schon acht Wochen alten Babys anbieten, aber auch ältere Geschwister werden begeistert sein. Je jünger das Kind, desto langsamer und vorsichtiger sollten die Bewegungen sein.

Päckchen

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Der Säugling liegt vor Ihnen auf dem Teppich oder einer Krabbeldecke. Führen Sie seine Hände an seine Knie und umfassen Sie jeweils beide mit Ihren Händen. Nun schaukeln Sie ihn sanft von der einen auf die andere Seite und zurück. Verharren Sie hin und wieder auf einer Seite, wird Ihr Kleines gespannt warten, ob es noch weitergeht.

Wenn Sie mögen, singen Sie dazu ein kleines Lied.

HIN UND HER

Hin und her,

rollt der Bär.

Hin und her,

das ist nicht schwer.

Mit Vergnügen spielen

Mit jedem gemeinsamen Tag werden Sie Ihr Kind genauer kennenlernen, und es wird Ihnen immer besser gelingen, im Tagesablauf die passenden Momente für Spiel und Bewegung zu finden. Dafür eine verlässliche Tagesstruktur zu schaffen und sich aufmerksam und achtsam dem Kind zuzuwenden, ist eine Form des Respekts dem Kind gegenüber, so wie wir auch einem Erwachsenen im Gespräch Gehör schenken und ihm durch Blickkontakt, Zwischenfragen und Kommentare zu verstehen geben, dass wir ganz bei ihm sind. Berücksichtigen Sie Ihre eigene Stimmungslage und gehen Sie es locker an. Die eigene Stimmung überträgt sich auf das Baby. Wenn die Mutter völlig erschöpft oder in Sorge ist, spürt das Baby das. Seien Sie in diesen Momenten ehrlich zu sich selbst und spielen Sie nicht gezwungen fröhlich mit Ihrem Kind. Es werden sich noch genügend andere Gelegenheiten finden.

Turnen auf der Wickelkommode – ab 3 Monaten

Beim Wickeln ist das Kind ohnehin nackt und kann sich freier bewegen, und für die Erwachsenen bietet die Wickelkommode eine angenehme Höhe, um in Ruhe mit dem Kind zu spielen.

Füßchen streicheln – das Fußgewölbe ausbilden

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Diese Fußgymnastik können Sie mit Ihrem Baby schon im Alter von drei Monaten machen. Das Kind liegt auf dem Bauch, die Knie zeigen nach außen. Dadurch liegen die Füßchen aneinander. Halten Sie nun mit jeder Hand einen Fuß fest, so wie auf der Abbildung gezeigt, nur der Daumen bleibt frei. Mit den Fingern sorgen Sie dafür, dass sich Fersen, Fußaußenkanten und kleine Zehen des Kindes berühren. Mit Ihren Daumen streichen Sie nun jeweils den Fußballen oberhalb der großen Zehe auseinander. Ziel ist es, dass sich die Fußaußenkanten, aber nicht die Fußsohlen, berühren. Diese Übung beugt Knick-Senk-Füßen vor.

Händchen reiben

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Bei der folgenden Übung liegt das Kind auf dem Rücken. Am besten lehnen Sie sich mit dem Bauch an die Wickelkommode, beugen sich leicht nach vorne und ziehen das Kind zu sich heran. Dann nämlich sind die Oberschenkel Ihres Babys zur Seite abgespreizt und die Füße berühren sich, entspannt angelehnt an Ihrer Brust.

Stützen Sie sich locker mit den Ellbogen rechts und links vom Kind auf und fassen Sie es an seinen Ellbogen. So können Sie die kleinen Hände zusammenführen und aneinanderreiben. Die Hände werden sich nach und nach öffnen, jedes Mal, wenn Sie es gemeinsam probieren, ein wenig mehr. Geben Sie dem Kind Zeit dafür, denn seit es auf der Welt ist, ist es mit dem sogenannten Hand-Greif-Reflex ausgestattet, der erst im zweiten Lebenshalbjahr nachlässt.

GERADE WIRBELSÄULE

Bei allen Bewegungsübungen auf der Wickelkommode ist es wichtig, dass die Wirbelsäule gerade liegt. Wie lässt sich das am besten überprüfen? Wenn der Säugling auf dem Rücken liegt, sollten Nase, Kinn, Brustbein und Bauchnabel auf einer gedachten Linie liegen, und die beiden „Hälften“ des Oberkörpers sollten symmetrisch ausgebildet sein. Die kleinen Beine sind in diesem Alter naturgemäß vor dem Körper gebeugt.

Falls es dem Säugling nicht möglich ist, den Kopf gerade zu halten, sprechen Sie Ihre Hebamme oder Ihren Kinderarzt darauf an.

Kräftig treten

Das Baby liegt flach auf dem Bauch. Wie bei allen Übungen auf dem Bauch sollte stets darauf geachtet werden, dass der Säugling frei atmen kann. Mama oder Papa legen ihre Handflächen gegen die Fußsohlen des Babys und üben abwechselnd links und rechts einen leichten Druck aus. Bald merkt man, wie das Kind dagegenarbeitet und das Bein ausstreckt. Wenn man diese Übung mit einem Liedchen wie dem unten stehenden begleitet, schiebt man ganz automatisch im Rhythmus die Beine vor und winkelt sie an. Bald wird Ihr Baby das Lied erkennen und mit den Beinen mitmachen.

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TIP TAP

Tip tap, tippelditapp,

Mit dem Füßchen tippelditapp.

(Name des Kindes) tippelt tippelditapp.

Gut für die Füße

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Die folgende Übung können Sie auf der Wickelkommode machen oder Sie suchen sich einen Platz, an dem Sie gemütlich auf dem Boden sitzen und den Rücken an die Wand lehnen können. Auf Ihren leicht angestellten Oberschenkeln ruht das Kind. Es ist da wunderbar eingebettet, denn sein Po liegt an Ihrem Bauch. Nehmen Sie die Unterschenkel in Richtung seines Kopfes und spreizen Sie seine Knie ab, sodass sich die Fußsohlen berühren. Ziel ist es, wie auf der Abbildung, dass sich die Fußaußenkanten berühren und das Kind auf seine Fußsohlen schaut. Dies erreichen Sie, indem Sie mit den Daumen die Fußaußenkanten des Kindes zusammenhalten und mit den Zeigefingern die Zehenballen auseinanderstreichen.

Auch wenn es seltsam aussieht – dies dient der Stärkung des Fußgewölbes und gibt Reize für die verschiedenen Belastungspunkte an den Füßen, also Ballen, Zehen, Fußaußenkanten und Fersen. Es trägt dazu bei, dass Ihr Kind die Füße später korrekt aufstellt.

IN DER BAUCHLAGE WICKELN

Anstatt in der klassischen Wickelposition, nämlich auf dem Rücken, die Windel abzunehmen und den Po zu säubern, kann man auch hin und wieder die Bauchlage wählen. Dazu dreht man das Kind sanft über eine Seite auf den Bauch, säubert es, und rollt es wieder zurück, um eine frische Windel anzulegen. Das Drehen regt die Darmbewegungen an.

Je älter das Baby ist, umso mehr kann man das aktive Drehen dem Kind überlassen. Dann genügt eine leichte Führung am Ellbogen.

Freude am Planschen

Schon mit zweieinhalb Monate alten Babys kann man im Wasser richtig viel Spaß haben. Während ihre noch schwach entwickelten Muskeln und Gelenke ihnen viele Bewegungen „an Land“ schwer machen, profitieren die Kleinen im Schwimmbad von der Auftriebskraft des Wassers. Sie bewegen sich im Wasser wesentlich sicherer als auf dem Trockenen. Sie kommen im nassen Element richtig voran! Auch für behinderte und entwicklungsverzögerte Kinder ist das Element Wasser eine hervorragende Möglichkeit, den Körper ganz neu zu spüren.

Im Allgemeinen kann man einfach mit seinem Baby in das nahe gelegene Freibad oder Hallenbad gehen, in dem es einen Kleinkindbereich gibt. Es empfiehlt sich jedoch zuvor, nach Warmbadetagen zu fragen, denn 32 °C sollte das Wasser schon haben.

MEHR ALS BABY-WELLNESS

Die Bewegung im Wasser kräftigt die gesamte Muskulatur und löst Verspannungen. Der Kopf wird länger angehoben und gehalten als „an Land“. Die Koordination der Arme und Beine kann hier leichter ausprobiert werden.

Im dritten Lebensmonat können die meisten Babys den Kopf schon etwas stabiler halten und sind nicht mehr ganz so anfällig für Infekte. Das ist ein guter Zeitpunkt, den Säugling mit ins Schwimmbad zu nehmen. Wichtig ist hier – wie bei allen neuen Situationen für das Kind – die Nähe von Mama oder Papa: Sicher auf dem Arm gehalten lassen sich die neuen Sinneseindrücke besser aushalten.

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Wie ein Fisch

Neugeborene haben den angeborenen Reflex, bei plötzlichem Untertauchen die Atmung einzustellen. Dieser verliert sich jedoch zwischen dem sechsten und neunten Lebensmonat. Diesen Reflex kann man im ersten Lebenshalbjahr ausnutzen, wenn man das Baby kurz tauchen lässt. Gut festgehalten macht das mancher kleinen Wasserratte richtig Spaß.

Bleiben Sie die ersten Male nicht so lange im Wasser. Nach 15 bis 20 Minuten sollten Sie aus dem Wasser gehen, später können es auch 30 Minuten werden. Und wenn es Spaß macht und warm genug ist, auch länger.

SCHWIMMEN GEHEN OHNE STRESS

Geben Sie dem Baby eine Stunde vor dem Schwimmbadbesuch nichts mehr zu essen.

Schwimmwindeln, die danach einfach entsorgt werden können, sind praktisch.

Bevor Sie gemeinsam ins Wasser gehen, legen Sie für Ihr Baby ein Kapuzenhandtuch heraus. Für sich selbst sollten Sie einen Bademantel griffbereit haben, den Sie sich rasch anziehen können. Denn wenn Sie beide aus dem Wasser kommen, werden Sie sich zunächst um das Kind kümmern, bis es trocken und warm angezogen ist. Es ist aber keinem geholfen, wenn Sie sich derweil eine Erkältung zuziehen.

Außerdem macht Schwimmen hungrig: Bereiten Sie ein Fläschchen vor oder planen Sie eine Stillpause nach dem Schwimmen ein – und packen Sie auch einen Snack für sich selbst ein.

Babyschwimmen fördert das Baby

Eine Langzeitstudie in Schweden hat gezeigt: Kinder, die als Babys einen Wassergymnastikkurs besucht hatten, schnitten später bei Gleichgewichtsübungen und Übungen zur Auge-Hand-Koordination besonders gut ab. Zwei bis drei Monate alte Babys nahmen etwa vier Monate lang an dem Kurs teil, der insgesamt zwei Stunden pro Woche umfasste. Als die Kinder fünf Jahre alt waren, wurde ihr Koordinationsvermögen verglichen mit dem jener Kinder, die keine Wassergymnastik gemacht hatten. Ergebnis: Sie konnten besser Balance halten, z. B. sicherer und länger auf einem Bein stehen und gezielter greifen, also etwa Jonglierbälle fangen.

Spiel- und Bewegungsspaß ab 3 Monaten

Mit drei Monaten haben die meisten Kinder den Ellbogenstütz erreicht. Kopf- und Rückenmuskulatur sind nun stark genug, um das Gleichgewicht zu halten.

Spieglein, Spieglein

Für die folgende Übung setzt man sich am einfachsten mit dem Kind auf den Boden und legt es bäuchlings quer über die eigenen Oberschenkel. Eines der Beine stellt man etwas auf, damit Becken und Beine des Babys tiefer liegen als die Schultern. So kann es leichter den Kopf abheben und die Arme nach vorne strecken, denn darum geht es bei der Übung. Man hält die gebeugten Ellbogen in den Händen und führt die Arme damit leicht nach vorne, bis das Baby die Fingerchen in den Mund nehmen kann. Vielleicht haben Sie einen Spiegel, der bis zum Boden reicht und in dem das Kind sich sehen kann. Dann ist es für das Kind noch spannender – und Sie können im Spiegel gut sehen, ob es noch mit Spaß dabei ist oder ob es genug davon hat.

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Ist das Kind noch guter Dinge, kann man aus dieser Ausgangsposition noch Folgendes zusammen ausprobieren:

Hände reiben

Die Ellbogen liegen weiterhin in den Händen des Erwachsenen und können somit leicht nach vorne geführt werden. Dabei berühren sich die Handballen des Kindes. Wenn Sie die Hände nun aneinanderreiben, werden sie sich öffnen. Gleichzeitig wird das Baby den Kopf anheben. Es sieht sich im Spiegel und kann den Spiegel mit den Fingerchen berühren.

Hand auf!

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Bei dieser Übung wird nur ein Arm am Ellbogen nach vorne geführt und gestreckt. Die Handfläche des Kindes sollte dabei zu ihm selbst gedreht sein. Nehmen Sie mit Ihrer freien Hand das Händchen und streichen Sie es mit dem Daumen über die ganze Hand bis zu den Fingerchen aus.

„DAS SPIELT DOCH NUR“

Lassen Sie Ihr Kind bestimmen, wie lange es ein Spiel machen will. Umgekehrt gilt: Stören Sie es nicht, wenn es sich gerade in ein Spiel vertieft hat.

Hängepartie

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Es empfiehlt sich, diese Übung zunächst am Boden zu spielen, ohne Ball, nur mit dem Spiegel. Dieser kann ruhig etwas größer sein, sollte aber keine scharfen Kanten haben. Das Kind liegt mit dem Oberkörper auf dem Spiegel. Da es versuchen wird, sich darin anzusehen, wird es den Kopf einrollen und sich auf die Unterarme oder die Hände hochstemmen. Das ist eine gute Vorbereitung für das Robben und den Vierfüßlerstand. Durch die Beugung der Wirbelsäule strengt es automatisch die Bauchmuskeln an.

Auf der Abbildung sehen Sie, wie man diese Übung mit einem großen Gymnastikball kombinieren kann. Dazu legen Sie das Kind auf den Ball und halten sein Becken die ganze Übung hindurch mit beiden Händen gut fest. Rollen Sie das Kind mit dem Ball nun zunächst leicht vor und zurück. Dann rollen Sie den Ball so weit nach vorne, dass Ihr Kind sich im Spiegel sehen kann. Das macht ihm bestimmt Vergnügen. Machen Sie ein Kuckuckspiel daraus!

Beim nächsten Mal können Sie den Ball noch weiter nach vorne rollen. So kann es sich sogar mit den Händen am Boden aufstützen, während Sie es sicher am Becken halten

Wie viele Spielsachen braucht ein Baby?

Manche Eltern kaufen immer neue Spielsachen (oder bekommen sie von wohlmeinenden Verwandten geschenkt) und sorgen ständig für „Abwechslung“. So kann es sein, dass das Baby in einer Wippe liegt, die hin- und herschaukelt, vielleicht dudelt dazu ein Liedchen und über seinem Kopf drehen sich grell leuchtende Bauernhoftiere. Jetzt mal ehrlich: Würden Sie da nicht auch zu viel kriegen?

In vielen Wohnzimmern häufen sich die Produkte einer Industrie, die sich immer neue Dinge ausdenkt, die Babys und Kleinkinder angeblich gefallen. Sicher, wir können nicht ausschließen, dass sie diese lauten und bunten Dinge besonders schön finden. Es gibt aber keinen Grund dafür, davon eine ganze Armada anzuschaffen und permanent für Neues zu sorgen. Im Gegenteil: Kleine Kinder lieben Bekanntes, freuen sich, wenn sie etwas wiedererkennen und empfinden dies nicht grundsätzlich als langweilig. Vielmehr verschafft es ein Gefühl von Sicherheit. Überstimulation schadet dem Kind. Ihm genügen wenige Spielsachen.

WERTVOLLES SPIELZEUG

Wenn Sie zweifeln, was Sie anschaffen sollen, orientieren Sie sich an Bewährtem. Was kleine Kinder über Jahrzehnte erfolgreich begleitet hat, wird auch Ihrem Kind Spaß machen: Greifring, Rasseln, größere Holzautos mit einem Griff und bunte Plastikbecher genügen für den Anfang.

Bewegungsübungen ab 4 Monaten

Maras Mutter hat ihre Kleine im Esszimmer auf die Krabbeldecke gelegt. So hat sie Mara bei der Hausarbeit im Blick. Mara liegt, nur mit der Windel bekleidet, auf dem Bauch. Während die Mutter Wäsche zusammenlegt, wirft sie immer mal wieder einen Blick hinüber. Inzwischen gelingen Wickeln, Füttern und all die Dinge, die sie täglich tut, viel besser als noch vor ein paar Wochen. Der Alltag ist einfacher geworden. Als sie Mara quengeln hört, legt die Mutter zwei bunte Plastikbecher auf die Decke, aber nur einen davon in Reichweite ihrer Tochter, und wendet sich wieder der Wäsche zu. Mara rudert mit Armen und Beinen. Sie ruckelt mit dem ganzen Körper und zieht die Beine an, um auch an den roten Becher zu gelangen, der weiter weg liegt, doch sie kommt kaum vorwärts. Maras Mutter kommt hinzu und hält ihre Hände gegen Maras Fußsohlen. Erstaunt stellt sie fest, wie kräftig Mara sich abstößt und ihren Körper ein Stück nach vorne schiebt. Es gelingt Mara sogar, den roten Becher zu greifen und stolz zu sich heranzuziehen.

Wasserball

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Die Beinmuskulatur wird im Laufe des ersten halben Lebensjahres jeden Tag kräftiger. Mit einem kleinen Wasserball kann man diese Entwicklung begleiten und fördern. Er ist das perfekte Spielzeug: Bunt, groß, trotzdem leicht und er macht Geräusche, wenn man an ihm reibt oder dagegen tritt.

Sie können am Ventil eine Schnur befestigen, die aber nicht länger als 15 Zentimeter lang sein sollte – etwa die Länge Ihrer Hand. Daran lassen Sie den Ball über der Brust des Babys baumeln, wenn es auf dem Rücken liegt. Es wird versuchen, mit den Händen nach dem Ball zu schlagen, ihn zu berühren und mit den Händen zu fassen. Seine Hände sind im Alter von vier Monaten dabei leicht geöffnet.

Bei jüngeren Babys unter drei Monaten bietet es sich an, mit dem Ball sanft die nackten Fußsohlen zu berühren. Mit einer Hand hebt man den Po ein wenig hoch, damit die Beine frei sind. Bestimmt wird es lebhaft strampeln und mit den Füßen gegen den baumelnden Wasserball treten.

Im Alter von etwa fünf Monaten wird es dann richtig interessant für das Kleine: Es kann gleichzeitig mit Händen und Füßen nach dem Ball greifen und ihn sogar festhalten, denn dann ist es in der Lage, seine Finger auseinanderzuspreizen.

Halt dich fest!

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Zum gemeinsamen Spiel benötigt man häufig nicht mehr als die Finger. Sie üben eine große Faszination auf Babys aus: Sie bewegen sich vor den Augen hin und her, zappeln und kitzeln plötzlich irgendwo!

Schon mit etwa vier Monaten nimmt ein Baby die Hände hoch und versucht, nach den Fingern von Mama zu greifen. Bald will es sie in den Mund ziehen, um sie besser untersuchen zu können. Im zweiten Vierteljahr können Sie ihm bei dieser Gelegenheit helfen, sich erst auf die Seite und – einige Zeit später – weiter auf den Bauch zu drehen. Wenn das Baby Ihren Zeigefinger festhält, legen Sie den Daumen auf die Oberfläche der Babyhand. Gleichzeitig führen Sie Ihre Hand in Richtung des anderen Arms des Kindes. So zieht es sich selbst in die Seitenlage.

Diese Übung lässt sich wunderbar in den Alltag einbauen, etwa beim Anziehen eines T-Shirts, dessen Knöpfe auf dem Rücken geschlossen werden müssen. Reichen Sie dem Kind einfach einen Finger, und Sie werden sehen: Es zieht sich stolz auf die Seite!

Oder Sie bieten anstatt Ihres Zeigefingers beim Spielen eine Rassel oder einen Greifring an. Kleine Variationen erhöhen den Spaßfaktor.

Falls das Baby schon so weit ist, wird es die angezogenen Beine aktiv und selbstständig etwas ausstrecken, als wollte es sich umdrehen. Ansonsten folgt dies einige Wochen später, allerdings bleibt häufig erst mal der Arm unter dem Körper liegen. Widerstehen Sie dem Impuls, den Arm beim ersten Quengeln sofort herauszuziehen, sondern streicheln Sie erst mal den Rücken des Kindes. Es muss sich in der neuen Körperlage zurechtfinden. Vielleicht hebt es den Kopf höher und es gelingt ihm, den Arm selbst vorzuziehen. Nur wenn es sehr unzufrieden wird, helfen Sie nach.

PLÖTZLICHE BEWEGUNGSFREIHEIT

Irgendwann zwischen dem vierten und sechsten Lebensmonat schaffen es die meisten Babys, sich auf die Seite zu rollen und zu drehen. In den häufigsten Fällen zuerst vom Bauch auf den Rücken, aber umgekehrt kann es genauso passieren. Das kann auch auf dem Wickeltisch sein, denn ohne Kleidung wächst die Bewegungsfreiheit. Deswegen raten Hebammen: „Beim Wickeln immer eine Hand am Kind!“

Hochziehen über die Seite

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Bieten Sie Ihrem Kind für jede seiner Hände einen Zeigefinger an und fordern Sie es auf, sich daran festzuhalten. Es wird Sie erwartungsvoll angucken. Legen Sie dann Ihre Daumen auf die Handrücken, damit es nicht abrutschen kann. Es wird nämlich den Kopf anheben und sich langsam nach oben ziehen. Sie bieten Hilfestellung, indem Sie es ein wenig über eine Seite hochziehen und dann sanft – auch wieder über die Seite – ablegen. Üben Sie auch über die andere Seite.

Sollte Ihr Baby den Kopf liegen lassen oder nicht nach den angebotenen Fingern greifen, ist es nicht der richtige Moment. Oder dieser Entwicklungsschritt kommt erst noch. Wie bei allen Übungen, die in diesem Buch vorgeschlagen werden, sollten Sie dies respektieren und ein anderes Mal einen Versuch wagen.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869107226
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2014 (Oktober)
Schlagworte
Bewegung für Neugeborene Bewegungsentwicklung Eltern-Ratgeber gesunde Kleinkinder Kindliche Entwicklung Säuglingsgymnastik Säuglingspflege

Autor

  • Ulla Nedebock (Autor:in)

Ulla Nedebock hat über viele Jahre Mutter-Kind-Kurse geleitet. Sie ist überzeugt, dass eine frühe Förderung die Entwicklung des Kindes positiv beeinflusst. Zusammen mit weiteren Experten entwickelte sie für dieses Buch ein alltagstaugliches Konzept für alle Eltern, die die Entwicklung ihrer Kinder positiv unterstützen möchten. Ulla Nedebock arbeitet außerdem für Kinderbuchverlage, schreibt Kinderbücher und führt Buchprojekte in Grundschulen durch. Sie ist Mutter von drei Töchtern.
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Titel: Babys brauchen Bewegung