Starke Väter - starke Kinder
Was Kinder von ihren Papas brauchen. So erziehen Sie klar und werden zum guten Vorbild. Ohne Papa läuft es nicht!: Was nur Väter ihren Kindern geben können
Zusammenfassung
stehen immer wieder vor den gleichen Fragen: Wie nutze ich am besten die wenige Zeit mit der Familie? Wie bringe ich männliche Stärken in die Erziehung ein? Wie erziehe ich
einfühlsam und nachhaltig? Dieser Ratgeber liefert nützliche Antworten und bietet praktische Tipps, die sich sofort im Alltag umsetzen lassen. So machen Väter ihre Kinder nicht nur stark, sondern glücklich!
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
978-3-86910-730-1
ISBN der gedruckten Originalausgabe: 978-3-86910-625-0
ISBN des PDF-eBooks: 978-3-86910-731-8
Die Autoren:
Andrea Micus hat sich als erfolgreiche Buch- und Zeitschriftenautorin den Themen Familie und Erziehung verschrieben. Sie verbindet unterhaltsam und verständlich aktuelle Erkenntnisse mit leicht umsetzbaren Erziehungstipps – nicht nur deshalb sind ihre Ratschläge bei Eltern so beliebt.
Uwe Bohlmann ist Kinderpsychologe, Supervisor, Inhaber einer Lehrpraxis und Dozent an mehreren Instituten.
© 2013 humboldt
Eine Marke der Schlüterschen Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG,
Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover
www.schluetersche.de
www.humboldt.de
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Lektorat: Nathalie Röseler, Dateiwerk GmbH, Pliening
Covergestaltung: DSP Zeitgeist GmbH, Ettlingen
Coverfoto: fotolia/fotolia 365
ePUB: PER Medien+Marketing GmbH, Braunschweig
Einleitung
„Wer seine Verpflichtungen nicht erfüllen kann, hat nicht das Recht, Vater zu werden. Weder Armut noch Arbeit noch Rücksichten entbinden ihn der Pflicht, seine Kinder zu ernähren und zu erziehen. Ich sage jedem, der ein Herz hat und trotzdem seine heilige Pflicht verletzt, voraus, dass er seine Fehler bitter bereuen und sich niemals darüber trösten wird.“
Das schrieb der große Aufklärer Jean Jacques Rousseau 1762 in seinem pädagogischen Hauptwerk „Emile oder über die Erziehung“. Doch zwischen Theorie und Praxis liegen Welten. Rousseau selbst hatte fünf Kinder, die er alle nach ihrer Geburt in Findelhäusern abgab. Er fühlte sich der Erziehungsaufgabe nicht gewachsen und ging den vordergründig einfachsten Weg: Er gab die Verantwortung ab.
Auch die Väter heute haben Zweifel, dem Anspruch „Vaterschaft“ gerecht zu werden. Denn unsere moderne Gesellschaft erwartet ein Allroundtalent: einen Vater, der klar erzieht und alle wesentlichen Werte vermittelt, der mit seinen Kindern nach Herzenslust herumtollt, ihnen Wärme und Geborgenheit gibt, immer zur Stelle ist, „wenn der Schuh drückt“, die Mutter vertritt und notfalls ersetzt und die heile Kinderwelt finanziell absichert. Auf hohem Niveau natürlich, aber bitte so, dass es die Kleinen nicht mitbekommen.
Dem modernen Vater wird nichts geschenkt. Er ist bei der Schwangerschaftsgymnastik dabei und im Kreißsaal. Er besucht wie selbstverständlich Krabbelstuben und kennt die Namen aller Kinder aus den Marienkäfer- oder Sonnenblumen-Gruppen.
Die Gesellschaft erwartet, dass er in der Grundschule Schaukeln aufbaut und mithilft, den Pausenhof zu asphaltieren. Die Kinder erwarten, dass er twittert und einen Facebook-Account hat und beim Frühstück die MTV-Hitlist rauf und runter aufsagen kann. Er weiß, was „cool“ ist, und legt sich in der Schule mit jedem Lehrer an, der seine Sprösslinge partout nicht richtig verstehen will.
Gut, manchmal scheint ihm alles über den Kopf zu wachsen, zumal dann, wenn sich die Lebensplanung ändert und er gezwungen ist, familiär neue Wege zu gehen.
Aber die Väter heute geben trotz aller Belastungen ihre Verantwortung nicht ab. Im Gegenteil. Sie stellen sich den immer größer werdenden Herausforderungen. Sie wollen alles schaffen, was man von ihnen verlangt, um wirklich rundherum gute Väter zu sein. Weil sie ihre Kinder lieben, ihnen Vorbild in der Gegenwart und Leitstern für die Zukunft sein wollen und weil sie glauben, dass ihre Kinder es verdienen, sagen zu können: Papa ist der Beste!
Dabei ist es leicht, den Satz von einem Vierjährigen zu hören. Aber aus dem Munde eines 20-Jährigen ist er für einen Mann das, was der Nektar für die emsige Biene ist: der verdiente Lohn knallharter Arbeit. Schon Thornton Wilder sagte: „Die strengsten Richter eines Mannes sind seine Kinder.“ Der moderne Vater will sich den Anforderungen stellen. Und darauf darf er stolz sein. Denn so viel wie heute wurde noch nie von ihm verlangt. Ursprünglich mächtiger Clanchef ist seine Vaterrolle im Laufe der Jahrhunderte beeindruckend zusammengestrichen worden. Was zuletzt noch blieb, war die Rolle des Kern-Familienoberhaupts. Aber in den letzten hundert Jahren haben tsunamiartige Umwälzungen auch dieses Selbstverständnis der Väter durcheinandergewirbelt. Doch gemäß dem indianischen Sprichwort „Was mich nicht umbringt, macht mich nur härter“ sind sie gestärkt aus der Krise gekommen und heute nicht nur bestens gewappnet, sondern auch willens, die Rundumaufgabe Vater zu meistern.
„Ich bin Vater“ – aber was heißt das eigentlich?
Das Wort „Vater“ kommt vom lateinischen Terminus „pater“ und bezeichnet in der römischen Antike das Familienoberhaupt, den „pater familias“. Er ist immer da und erzieht seine Kinder, mit Strenge, aber auch mit Wohlwollen und Anteilnahme. Der Vater hat die höchste Autorität innerhalb der Großfamilie und ist das Vorbild, nicht nur für die Kinder, sondern für das „ganze Haus“, also für alle Familienmitglieder der Sippe und alle Sklaven. Der Vater damals hat die alleinige Macht und er hat das Vermögen und behält es bis zum Tod. So kann er jederzeit seine Kinder enterben und dies auch als Druckmittel einsetzen. Die Kinder sind von ihm finanziell abhängig und bekommen erst nach seinem Tod die „volle Geschäftsfähigkeit“. So etwas wie die Volljährigkeit ab einem bestimmten Alter, wie wir es heute kennen, gibt es damals nicht.
Ähnlich ist es bis ins Mittelalter. Der „Hausvater“ hat das Sagen in der Großfamilie, zu der neben der Frau, den Kindern und den entfernteren Verwandten auch hier die Knechte, Mägde und Gesellen gehören.
In diesen Familienverbänden leben und arbeiten alle zusammen. Die Kinder lernen von den Vätern und helfen von klein auf in den handwerklichen Betrieben oder auf den Höfen mit. Der Vater ist immer da und eine Identifikationsfigur für alle Belange des Lebens. Und er hat nach wie vor die Macht. Der Vater kontrolliert und bestraft, wie immer er es will.
Ab dem 16. Jahrhundert beginnt der große Umbruch in der Definition der Vaterrolle. Der Staat erstarkt. Er erlässt Gesetze, die das Zusammenleben regeln. Die Knechte, Mägde und Gesellen bekommen Rechte. Der Staat übernimmt langsam Erziehungsaufgaben. Die Volksschule etabliert sich. Kinderarbeit wird verboten. Der Vater verliert an Macht. Die großen Familiensysteme verschwinden. Dadurch wandelt sich das Zusammenleben. Der Vater ist nicht mehr vorrangig der Erzieher seiner Kinder und auch nicht mehr das alleinige Vorbild. Denn die Kinder können nicht mehr nur vom Vater etwas lernen, sondern zur Schule gehen und andere Berufe ergreifen.
Im 18. Jahrhundert ist der Vater zwar immer noch „Hausherr“, aber jetzt in der Regel nur noch für die Kernfamilie zuständig: Vater, Mutter, Kinder. Die Bindung von Mann und Frau, von Eltern zu Kindern wird wichtig. Dadurch wird nicht nur die Ehe neu definiert. Auch die Position des Vaters ändert sich. Es zählt nicht mehr, wie seit Jahrhunderten erprobt, die Führungsqualität innerhalb der Großfamilie, sondern ausschließlich die berufliche Kompetenz. Eine absolute Revolution!
Und kaum hat man die erste verarbeitet, kündigt sich schon eine weitere an. Die Industrialisierung bringt die nächste Umwälzung für die Väter. Die Menschen strömen vom Land in die immer größer werdenden Städte, um Arbeitsplätze zu finden. Während Ende des 19. Jahrhunderts noch zwei Drittel der Bevölkerung Deutschlands auf dem Land wohnen, leben vor dem Ersten Weltkrieg bereits zwei Drittel der Gesamtbevölkerung in Städten. Mit weitreichenden Folgen für die Familien. Denn mit dem Tag, an dem der Bauer seine Hacke oder der Schuster seinen Hammer aus der Hand legt und in der Fabrik seinen Lebensunterhalt verdient, gerät er aus dem Blickfeld seiner Kinder. Die Väter verdienen jetzt zwar nach wie vor das Einkommen für die Familie, können aber ihren Kindern kein Vorbild mehr sein und sie auf dem Weg ins Erwachsenenalter nicht mehr begleiten. Die Mutterrolle wird dafür umfassender. Die Mutter macht weiterhin den Haushalt, wird aber jetzt für ihre Kinder die wichtigste Bezugsperson.
Damit vollzieht sich in dieser Zeit der größte Wandel in der Bedeutung der Väter für die Kindererziehung: der Verlust der Vorbildwirkung und der Rückzug des Vaters aus dem Haus und der Kinderversorgung. Die Bedeutung des Vaters reduziert sich auf die Funktion des Ernährers. Das ist neu. Das gab es noch nie.
Aber damit nicht genug. Anfang des vergangenen Jahrhunderts bringen zwei Weltkriege das Vaterbild noch einmal komplett durcheinander.
Durch die lange Abwesenheit des Vaters sind Frauen und Kinder auf sich gestellt und müssen allein für Nahrung und Sicherheit sorgen. Die Frauen werden selbstständig. Die Kinder müssen weit über ihr tatsächliches Alter hinaus Verantwortung übernehmen. Als die Väter von der Front oder aus der Gefangenschaft zurückkommen, finden sie zu Hause völlig neue Verhältnisse vor: Die Frauen sind unabhängig, die Kinder ohne den einst üblichen Respekt, sie selbst in physisch und psychisch schlechter Verfassung. Es herrscht eine große Entfremdung. Die Väter der 1940er-Jahre fühlen sich nicht mehr wie das Oberhaupt ihrer Familien, sondern wie Außenstehende.
Das hat Folgen. Denn anstatt sich mit ihren Kindern auseinanderzusetzen, sind viele Väter mit sich selbst und dem Aufarbeiten von eigenen Problemen beschäftigt. Sie brauchen Kraft, um sich neu zu positionieren, und ziehen sich aus der Kindererziehung zurück. In den 1950er-Jahren ist der Vater ausschließlich Ernährer. Die Mutter wird zur alleinigen emotionalen Bezugsperson.
Aus dem „Handbuch für die gute Ehefrau“
(aus: Housekeeping Monthly, 13. Mai 1955) |
In den 1960er-Jahren definiert sich die Rolle der Mutter und Frau neu. Die Frauenbewegung formiert sich. Frauen setzen sich immer mehr den traditionellen Rollenaufteilungen entgegen. Sie drängen in qualifizierte Ausbildungen und auf den Arbeitsmarkt. Das verändert die Familienstruktur. Der Vater wird nicht nur in seiner traditionellen Autorität, sondern auch in seiner Schrumpfrolle als Ernährer infrage gestellt.
Das kritische Vaterbild hält sich bis in die 1970er-Jahre hinein. Die Frauen etablieren engagiert ihre Doppelrolle und erfahren, wie schwer die zu meistern ist. Plötzlich wird der Vater wieder nötig für die Betreuung und Versorgung der Kinder – zumindest ist das bequemer. Das gleichberechtigte Erziehungsmodell wird propagiert. Jetzt heißt es: Kinder brauchen ein „weibliches“ und ein „männliches“ Elternteil. Das klingt perfekt. Doch so einfach ist es nicht. Für den Mann wird der doppelte Anspruch zum Dilemma. Denn einerseits wird gefordert, dass er über die finanzielle Versorgung hinaus auch eine wichtige Rolle in der Kindererziehung einnehmen soll, andererseits muss er sich in einer zeitaufwendigen Arbeitswelt behaupten, in der männliche Karrieren nach wie vor die gängigen sind. Aller Emanzipation zum Trotz bleiben Hausmänner eine Ausnahme. Viele Väter entscheiden sich, wenn auch schweren Herzens, auch jetzt noch für ihr berufliches Weiterkommen – auf Kosten der Kindererziehung. Mit dieser Rolle sind aber immer weniger Mütter zufrieden. Die Scheidungsraten steigen.
Damit hält ein Vatermodell in den Medien Einzug, das bislang keine Rolle spielte: der Scheidungsvater. Das Modell der Supermutti ersetzt die Vorbildfunktion. Frauen können beides: Geld verdienen und Kinder erziehen. Der Anteil an alleinerziehenden Frauen nimmt zu. Väter werden zu Randfiguren. In der Erziehung kommt man ohne sie aus. Die Väter fühlen sich endgültig ausgebootet und begehren schließlich auf.
Die 1980er-Jahre sind geprägt von der Vaterrechtsbewegung, die für mehr Chancengleichheit der Väter in der Kindererziehung kämpft.
Seit den 1990er-Jahren hat sich das Familienbild langsam wieder „normalisiert“. Es gibt keine starren Bilder mehr. Männer und Frauen sind selbstverständlich am Arbeitsmarkt und in der Kindererziehung. Elternzeitmodelle gelten für beide Geschlechter.
Aber Geld will verdient sein und Kinder wollen gepflegt, versorgt und geliebt werden. Wie teilen sich also Eltern die Aufgaben? Am besten ausgeglichen! Ja, gerne, und das wäre auch so lange kein Problem, wie Arbeitgeber mitspielten und beide Partner genau gleich viel Geld verdienten.
Und genau hier liegt das Problem. Karriereleitern lassen kein halbes Engagement zu und Frauen verdienen im Schnitt immer noch weniger. Und so setzen sich wieder die bekannten Rollenmuster der Jahrhundertwende durch: Der Mann geht arbeiten und die Frau bleibt zu Hause bei den Kindern. Klingt einfach! Ist es aber nicht. Denn in all den Jahren hat sich in der prinzipiellen Einstellung der Eltern einiges geändert. Die Mutter fühlt sich nicht mehr allein für die gemeinsamen Kinder verantwortlich. Der Vater ist auf die Beteiligung an Hausarbeit und Kindererziehung programmiert. Der individuelle Gestaltungsraum ist variabel geworden. Alle können alles und müssen sich zunehmend auf beiden Themenfeldern beweisen, immer häufiger gleichzeitig: Also beide arbeiten und beide erziehen Kinder. Doch da die Trennschärfe fehlt, wächst auch die Unzufriedenheit. Die Männer leiden unter dem Druck der Doppelrolle und des eigenen Anspruchs. Die Frauen fühlen sich ausgebremst und auf alte Muster zurückgestutzt.
Hat die Entwicklung der Vaterrolle also nichts gebracht? Oh doch. Es hat sich aus der seit mehr als hundert Jahren andauernden Krise und Verunsicherung ein neuer Vatertyp herausgebildet, der mit bedingungsloser Freude die Herausforderung „Kind“ umfassend angenommen hat. Der „neue Vater“ will das ganze Feld der Vaterschaft abdecken und Ernährer und Vorbild und lebenslanger Wegbegleiter seiner Kinder sein. Warum? Weil er weiß, dass erst die Vaterschaft so richtig glücklich macht. So sagt ein russisches Sprichwort: „Wenn du lebst, ohne Vater zu sein, wirst du sterben, ohne Mensch zu sein.“
Glückquelle Kind – das macht Väter stark!
Jeder kennt die anrührende Stimmung, wenn frischgebackene Väter mit Tränen der Rührung in den Augen ihre Neugeborenen in den Armen halten und mit stockender Stimme erzählen, dass dies der bewegendste Moment ihres Lebens ist.
Doch elterliche Glücksgefühle verfliegen nach Angaben des Münchner Instituts für Glücksforschung nach zwei Jahren. Dann fällt auch dem letzten Vater nach diversen schlaflosen Nächten auf, dass der Alltag mit Kindern nicht immer ein reines Vergnügen ist. Die kleinen Erdenbürger toben, streiten, weinen, kosten reichlich Nerven und lassen kaum mehr Eigeninteressen zu. Statt mit der Partnerin in schicke Restaurants zu gehen, sitzt man in familienfreundlichen Restaurants oder gar bei Burger King und McDonalds. Statt mit Freunden einen guten Wein zu genießen, steht man sich am Fußball- oder Reitplatz die Beine in den Bauch. Und die tollen individuellen Reisen sind auch Vergangenheit: Wer mit drei Kindern in den Schulferien Urlaub machen will, landet schnell im All-inclusive-Hotel mit Kinderbetreuung.
„Aber wenn man sie friedlich in ihren Betten liegen sieht, durchströmt einen Abend für Abend wieder das Glück“, sagt der Unternehmensberater Peter, der seinen smarten Zweisitzer vor Kurzem gegen eine biedere Großraumlimousine getauscht hat. „Man darf nicht immer wissen, was auf einen zukommt“, sagt er augenzwinkernd. „Eine gewisse Blauäugigkeit gehört einfach dazu.“
Assistenzarzt Uwe kann das nur bestätigen. „Das Glück lässt sich nicht dingfest machen. Es blitzt im Alltag nur immer auf. Mit Kindern sehe ich lauter kleine Dinge, über die ich als Erwachsener einfach hinweggesehen hätte. Wer hält schon morgens im Berufsverkehr an, weil ein Igel am Straßenrand den vorbeirauschenden Rädern bedrohlich nahe gekommen ist. Meine sechsjährige Tochter Laura zeigt mir, dass es schön ist, auszusteigen und den kleinen Kerl in Sicherheit zu bringen. Ihr Lachen als Zugabe – so schön fängt ein Tag nur mit Kindern an.“
Auf was sie sich wirklich eingelassen haben, merken Väter spätestens in der Pubertät. Da wird’s ernst, denn es geht nicht mehr ums bloße Toben, sondern ums Kräftemessen. Es gibt nicht Tage, nein Monate und Jahre, in denen die Nerven blankliegen können. Bereuen Väter jetzt ihr „Ja“ zum Kind?
„Nein, die Widerstandskraft wächst mit dem Alter der Kinder. Auch mit den Problemen, die immer wieder auftreten. Die zu bewältigen macht stark und selbstbewusst“, glaubt Uwe.
Er hat recht. Deshalb haben Väter auch ein anderes Auftreten. Ein 40-Jähriger, der gerade mal sich durchs Leben bringt, hat nicht annähernd so viel Charisma wie ein Mann, der sich auch auf dem Gebiet der Kindererziehung bewiesen hat.
„Kinder bringen mehr Tiefe ins Leben“, meint der Zahntechniker Dirk. „Weil man Vorbild sein will, durchdenkt man Entscheidungen gründlicher. Man lässt sich weniger gehen, reißt sich zusammen, bekommt Rückgrat. Kinder formen die Persönlichkeit. Die Gesellschaft braucht sie, damit die Erwachsenen an ihnen wachsen.“
Kinder machen wirklich nicht jeden Tag glücklicher. Aber sie schenken eine Art des Glücks, die einmalig ist. Es gibt keine andere Tätigkeit, die das Leben so sehr bereichert, wie eigene Kinder in ihrem Leben zu begleiten. Sie bieten Chancen, über den eigenen Tellerrand hinauszublicken, toleranter zu werden, die Gesellschaft zu hinterfragen, Selbstverständliches wieder bewusst wahrzunehmen. Kinder lieben ihre Eltern bedingungslos und selbstverständlich. Diese Liebe und das naturgegebene Urvertrauen der Kinder in ihre Eltern zu erleben, ist es Wert, Nachwuchs zu bekommen.
Rüdiger, ein Umweltingenieur, meint: „Wer Kinder hat, stellt sich automatisch zurück. Nicht man selber ist wichtig, nein, es sind die Kinder. Dieses Erleben der selbstlosen Liebe ist Charakter formend. Ich bin dankbar, Kinder haben zu dürfen, um mich entwickeln zu können.“
Die Väter wachsen also an den Kindern. Die Geburt des Nachwuchses als Lebenschance? Ja! Natürlich gibt es eine Diskrepanz zwischen Wunsch und Wirklichkeit, aber wer über die Doppelbelastung jammert, sieht die Freude nicht, die Kinder geben. Statt das Glas als halb leer zu betrachten, sollte man sehen, was man bekommt, und sich darüber freuen. Bedingungslos! Die Freude über ein Kind muss über allem stehen. Kinder sind Glücksquellen. Nur mit ihnen bekommen Männer ein sich stetig rundendes Leben.
Wie sieht der perfekte Vater aus?
„Mal denke ich, ich müsste meinen Kindern mehr zuhören, mal glaube ich, nicht liebevoll genug zu sein. Ich bin eigentlich nie zufrieden mit mir“, erzählt Richard. Der Fahrschullehrer liest viel über Kindererziehung und möchte der perfekte Vater sein. Er sagt: „Ich liebe meine Kinder und möchte einfach alles richtig machen!“
Wie sieht denn der perfekte Vater aus? Eine Beschreibung ist schnell erstellt. Der perfekte Vater:
1. hat reichlich Zeit für die Kinder
Der ideale Vater hat jeden Tag zwei bis drei Stunden Zeit für seine Kinder. Am Wochenende sind es täglich vier bis fünf Stunden. Er klammert in dieser Zeit Job und Freunde komplett aus und stellt sich ganz auf seine Kinder ein.
2. spielt
Der ideale Vater spielt viel mit seinen Kindern, albert und tobt mit ihnen herum. Er weiß, welche Sportart die Motorik unterstützt.
3. hilft bei den Schularbeiten
Der ideale Vater beaufsichtigt regelmäßig die Hausaufgaben, begleitet seine Kinder durch die Bearbeitung des kompletten Schulstoffes und unterhält einen engen Draht zu den Lehrern.
4. fördert
Der ideale Vater weiß, auf welchen Gebieten seine Kinder stark und förderungswürdig sind. Er unterstützt ihre Interessen und stärkt ihr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten.
4. erzieht
Der ideale Vater achtet auf eine konsequente Umsetzung festgesetzter Regeln, ist dabei ein liebevoller Begleiter seiner Kinder und lässt dort Freiräume zu, wo sie den Kindern in ihrer Entwicklung nutzen.
5. baut Emotionalität auf
Der ideale Vater zeigt seinen Kindern gegenüber seine Gefühle und begegnet ihnen mit Zuneigung, Offenheit und Verständnis. Gewaltsame Erziehungsmethoden und Wutausbrüche gibt es bei ihm nicht.
6. übernimmt finanzielle Verantwortung
Der ideale Vater sorgt für die finanzielle Sicherheit seiner Kinder.
Klingt theoretisch gut, nicht wahr? Aber bleiben Sie entspannt. Den perfekten Vater gibt es nicht. Es ist ja auch für eine Person unmöglich, alle genannten Anforderungen zu erfüllen. Wer verhält sich schon in jeder Situation angemessen, mal erwachsen und ernst, mal emotional und empathisch, dann wieder verspielt, kindisch und lustig? Väter sind Menschen, mit Fehlern, Schwächen und Unzulänglichkeiten. Sie sollten die eigene Messlatte nicht zu hoch hängen und sich nicht unnötig wie Dirk mit Selbstzweifeln quälen.
Sie wissen doch: Übung macht den Meister! Neurologen behaupten, dass man für etwas, das man wirklich gut können will, circa 10000 Stunden üben muss. 10000 Stunden, das sind 417 Tage am Stück. Ein guter Fußballer wie Rafael van der Vaart oder Lionel Messi muss also 417 Tage rund um die Uhr Fußball gespielt haben, um später Glanzleistungen vorführen zu können. Aber lässt sich Vatersein so üben? Muss man einfach nur lange genug probieren und kann dann im Kinderzimmer glänzen?
Leider nein! Grundlage für die 10000 Stunden Theorie ist, dass die Aufgabe, in der man gut sein will, erlernbar ist, also bestimmten Mustern folgt und sich wiederholt. Vatersein ist jedoch jeden Tag anders. Es gibt kaum sich wiederholende Situationen und die Anforderungen verändern sich mit der Weiterentwicklung der Kinder. Dazu kommt, dass jedes Kind ein Individuum ist und anders reagiert.
Väter können Erfahrungen sammeln. Aber mit ihren Kindern und deren Verhaltensmustern fehlerfrei umgehen, das können sie nie. Vergessen Sie den Wunsch, perfekt zu sein. Werden Sie stattdessen ein Vater, an den sich Kinder anlehnen können, dem sie vertrauen und bereitwillig durchs Leben folgen. Werden Sie ein starker Vater!
Und wie sieht der aus?
Ein starker Vater ist einer, der sich immer wieder fragt, ob er ein guter Vater ist. Er ist jemand, der sich bewähren will und der bewusst mit Liebe Anteil nimmt am Leben seiner Kinder – jenseits der Zeitbudgetkonten.
Ein starker Vater versucht mit Verstand, Verlässlichkeit und Wärme Vorbild zu sein. Allerdings: Wer Vorbild sein will, muss auch ein Bild von sich haben! Deshalb steht ein starker Vater zu seinen eigenen Idealen und Wertevorstellungen. Denn er weiß: Wer sein Fähnchen nach dem Wind richtet, kann Kindern keine Führung geben.
Ein starker Vater ist bereit, immer dazuzulernen. Er überstülpt seine Kinder nicht mit festgelegten Meinungen, sondern lässt sich auch auf neue Wege ein.
Ein starker Vater zeigt Emotionen und traut sich, durchaus auch schwach zu sein. Er spielt nicht die Heldenrolle, bemüht sich aber, sein Leben nach besten Möglichkeiten zu meistern.
Ein starker Vater – wie zeigt er sich denn im Alltag? Ganz einfach, er lebt mit seinen Kindern. Ins Kino gehen und anschließend zu McDonalds macht den Kindern vermutlich viel Spaß, doch der Freizeitspaß ersetzt keine Alltagserfahrung. Es sind eher die ganz gewöhnlichen Situationen beim Essen, beim Einkaufen, auf dem Fußballplatz und beim Geburtstag der Tante, die für die Beziehung zwischen Vater und Kind so wichtig sind. Vertrauensbildung und Mitteilungsbedürfnis brauchen Raum, um sich zu entfalten.
Man kann durchaus miteinander reden und sich zuhören, wenn man etwas zusammen erledigt. Viele Väter erfahren das, wenn sie die Kinder zum Sportunterricht oder zu anderen Hobbys bringen. Auf diesen Autofahrten kommen sie ins Gespräch. Plötzlich erfahren sie, was die Kinder in der Schule bewegt, mit wem sie streiten und worauf sie sich am meisten freuen. Im Auto ist man losgelöst von der Welt, die einen rund um die Uhr gefangen nimmt. Man kann in sich hineinhorchen, sich mitteilen, kommunizieren. Und sich gegenseitig wahrnehmen.
Ein starker Vater weiß das!
Kinder brauchen Väter
Aktuell leben 800000 Kinder ohne leiblichen Vater, 1,35 Millionen ganz ohne männliche Bezugsperson. Jahrelang wurde die wachsende Vaterlosigkeit nicht als Problem gesehen. Gebraucht wurde bloß der Unterhalt, nicht der Vater selbst.
Das änderte sich erst, als Untersuchungen in Amerika ergaben, dass unter den Schulversagern, Studienabbrechern, Drogenabhängigen, Kriminellen der Anteil der Kinder, die ohne Vater aufwuchsen, überproportional hoch war.
Bei Mädchen war das Risiko einer Teenagerschwangerschaft fünfmal und die Gefahr eines Schulabbruchs dreimal so groß wie bei einem Kind aus einer intakten Familie.
Natürlich lassen sich diese Zahlen nicht 1:1 auf das Problem der nicht vorhandenen Väter reduzieren. Eine Rolle spielen auch die soziale Brisanz und mangelnde finanzielle Möglichkeiten. Aber es ist zumindest ein Trend herauslesbar, die Vaterlosigkeit als gesellschaftliches Problem zu begreifen und gegenzusteuern.
Mittlerweile hat die Forschung längst bestätigt: Kinder brauchen Väter, weil sie eine Einheit sind, die von einer Mutter und einem Vater abstammt. Jedes Kind ist die Kombination zweier Menschen, von zwei genetischen Sätzen und zwei Familiensträngen. Vater und Mutter sind ein in den untersten Seelenschichten verankertes Prinzip. Der Vater kann fortgegangen, tot oder totgeschwiegen sein, die Fantasie des Kindes wird sich immer mit ihm beschäftigen. Das Kind will geliebt werden – von Mutter und Vater. Zwei Menschen zu haben, von denen man zutiefst geliebt wird, schafft Sicherheit. Es gilt heute als gesicherte Erkenntnis, dass es keinen wichtigeren bzw. unwichtigeren Elternteil gibt. Die Eltern sind gleichwichtig für die kindliche Entwicklung.
Gleichwichtig, aber nicht gleichartig. Und damit sind wir beim zweiten Punkt. Väter fördern Kinder anders. Mütter sind eher vorsichtig und besorgt. Sie geben Geborgenheit und Wärme. Väter machen Kinder mutig und selbstbewusst. Beides zusammen macht Kinder stark fürs Leben.
Beobachten kann man das von Anfang an: Väter werfen das begeistert juchzende Baby spielerisch in die Luft. Sie motivieren den Knirps, aufs Fahrrad zu steigen, und preschen auf dem Schlitten im Rekordtempo den Abhang hinunter, dass den Müttern der Atem stockt. Auf dem Fußballplatz feuern sie den Sprössling zu Höchstleistungen an und sind unendlich stolz, wenn die Tochter sich traut, beim Schultheater die Hauptrolle zu spielen. Papas sind die großen Mutmacher. „Mein Vater hat mich am Strand in Spanien zum ersten Mal mit in die Wellen genommen. Ich hatte Angst, ihn loszulassen und zu schwimmen“, erzählt die heute 22-jährige Annika. „Minutenlang habe ich an seinem Hals gehangen und er hat mir immer wieder gesagt: ‚Lass los. Du schaffst das.‘ Und dann habe ich es gemacht und bin mit ihm durch die Wellen getaucht. Als wir später im Sand lagen, waren wir beide richtig stolz auf uns.“
Väter trauen Kindern mehr Eigenständigkeit zu. Und sie sind risikofreudiger als Mütter. So greifen sie später ein, wenn ihr Kind Ärger mit einem Spielgefährten hat, und nicken schneller ab, wenn Kinder nach und nach ihre Unabhängigkeit erproben wollen. Auf die Frage der fünfjährigen Nicole „Darf ich mir selbst ein Eis kaufen?“ schüttelt die Mutter den Kopf, während der Papa sagt: „Ja klar, du packst das!“
Doch über Mut und Risikofreude hinaus prägen Väter auch das Rollenverständnis ihrer Kinder. Sie sind wichtig, damit Söhne und Töchter später in glücklichen Partnerschaften leben können.
Vater-Sohn-Beziehung
Vom Vater lernen Jungen, wie sie durchs Leben kommen
Der Vater ist das erklärte Leitbild des Jungen. Von ihm schaut er sich ab, wie ein Mann geht und steht. Ob er den Bauch einzieht und die Schultern hängen lässt, ob er sich sportlich, drahtig oder elegant bewegt. Wie er sich kleidet, wie er spricht, wie er sich gegen andere durchsetzt oder auch nicht. Verkürzt gesagt: Wie das Mannsein geht, das gucken sich Jungen vom Vater ab.
Jungen haben mehr Interesse am Wettbewerb als Mädchen. Am Kräftemessen, daran, wer größer, schneller, besser ist. Während Mütter hier oft bremsen – „Es ist doch egal, wer schneller läuft!“ – verstehen Männer genau, was ihre Söhne wollen. Sie können sich daher über Erfolge ihres Nachwuchses ausgiebig mitfreuen, ihn bei Wettkämpfen besonders gut anfeuern und bei Misserfolgen trösten, besonders wenn er so ehrlich ist und auch seine eigene Niederlagen erwähnt.
Zugleich können Väter aber auch besser als die immer etwas besorgteren Mütter vermitteln, wo die Risikofreude wirklich ein Ende haben muss, zum Beispiel bei gefährlichen Mutproben, und erklären, warum es auch für coole Jungs manchmal mutiger ist, nicht mitzumachen.
TIPP: Auch bei ihren Söhnen sollten Väter immer wieder Rollenklischees überwinden. Väter und Söhne können die typischen Männerhobbys pflegen wie Fußballspielen, Bergsteigen, an Autos basteln. Aber sie können auch gemeinsam kochen oder die Wohnung putzen. |
Übrigens sind Väter für Jungen umso wichtiger, da die Erziehung der Kinder bei uns überwiegend in weiblicher Hand ist. Während ihrer gesamten Kindergarten- und Schulzeit sind Kinder hauptsächlich von Frauen umgeben: Erzieherin, Grundschullehrerin, Gymnasiallehrerin, Kinderärztin, die eigene Mutter und die Mütter der Klassenkameraden. Um ihre Geschlechtsidentität gegenüber dieser weiblichen Übermacht zu behaupten, müssen sie sich abgrenzen. Also andere Werte verinnerlichen, andere Vorlieben entwickeln, ein anderes Verhalten an den Tag legen. Wenn ihnen kein Mann hilft, sich mit dem eigenen Geschlecht zu identifizieren, bleiben sie in der Dauerabgrenzung vom Weiblichen stecken. Auch das ist ein Grund für Frauenfeindlichkeit: Indem Männer nicht in den Erziehungsprozess eingebunden werden, sind die Jungen gezwungen, ständig Gegenpositionen einzunehmen, um ihre Identität zu finden und zu wahren.
So ist auffallend, dass Söhne, deren Väter an der Erziehung unbeteiligt waren, als Erwachsene deutlich häufiger aggressives Verhalten zeigen und Frauen gegenüber dominant auftreten.
Vater-Tochter-Beziehung
Vom Vater lernen Mädchen, wie Männer sind
Für ein Mädchen ist der Vater der erste Mann, zu dem es eine enge Beziehung hat. An ihm kann es beobachten, welche Verhaltensweisen Männer von Frauen unterscheiden, und lernen, damit umzugehen. In den Augen seines Vaters kann das Mädchen die Wirkung seines Verhaltens ablesen und abschätzen, wie es bei anderen ankommt. Im Umgang mit dem Vater liegt die Grundlage dafür, wie eine Frau sich selbst später einschätzt, aber auch, wie sie mit anderen Männern zurechtkommt und welchen Männertyp sie mag. Von ihm lernt sie außerdem, sich in der Männerwelt Respekt zu verschaffen.
Töchter, die erleben, dass ihr Vater sie wirklich mag, haben ein besseres Selbstwertgefühl und weniger Ängste. Sie haben weniger häufig Depressionen oder ein ungesundes Gewicht, nehmen seltener Drogen und sogar die Rate an Selbstmordversuchen ist geringer. Väter, die ihre Töchter ermutigen und fördern, sind so etwas wie eine Freikarte für beruflichen Erfolg und ein erfülltes Liebesleben.
Leider gilt das aber auch für die nachteilige Seite des Vaterseins. Töchter, die ein negatives Vaterbild haben oder sogar eine Gewaltbeziehung erlebt haben, geraten weitaus häufiger „an die falschen Männer“ als Mädchen von liebevollen Vätern.
TIPP: Ein Vater sollte seiner Tochter zeigen, dass sie nicht geschlechtslos, sondern ein Mädchen ist. Er kann ihr ruhig mal sagen, wie hübsch sie ist. Er sollte sie aber zugleich nicht wie eine Prinzessin behandeln, sondern ihr helfen, Geschlechter-Stereotypen zu überwinden: Er kann mit ihr ruhig Heimwerken, Kräfte messen, sie Fußballspielen lassen oder mitnehmen zum Tag der offenen Tür bei der Bundeswehr. |
Der Vater heute hat verschiedene Gesichter
Zitate von Kindern über ihre Väter:
„Mein Vater? Er ist eigentlich ein Nichts. Er möchte es allen recht machen und hat keine Autorität. Eigentlich gibt es ihn gar nicht.“ – Tom, 15 Jahre
„Mein Vater ist mein Erzeuger. Er interessiert mich nicht.“ – Wiebke, 12 Jahre
„Mein Vater ist der beste Mensch der Welt. Er ist immer für mich da und ich fühle mich schon sicher, wenn er nur in meiner Nähe ist.“ – Ina, 18 Jahre
„Mein Vater hat uns verlassen für eine jüngere Arbeitskollegin. Mutter ist seitdem nur noch traurig. Um mich hat er sich nie mehr gekümmert – das zeigt mir, dass ich ihm nie wichtig war.“ – Jan, 15 Jahre
„Mein Vater ist alles für uns. Er rackert Tag und Nacht, damit es uns gut geht.“ – Oliver, 16 Jahre
„Mein Vater schreit zu Hause nur rum. Wir freuen uns, wenn er Montagfrüh zur Arbeit geht und wir wenigstens in der Woche unsere Ruhe haben.“ – Kay, 13 Jahre
Wer das liest, erkennt: Ein Vater hat viele Gesichter. Er kann ein verantwortungsloser Geselle sein, aber auch ein liebevolles Familienoberhaupt. Er kann sich den Kindern emotional zuwenden und sie in ihrer Entwicklung unterstützen, er kann sich aber auch eher desinteressiert zeigen und auf Distanz gehen und schließlich ganz verschwinden.
In der Regel sind Väter engagiert, möchten ihren Kindern etwas mitgeben und viel Zeit mit ihnen verbringen. Doch der Erfolgsdruck und die finanziellen Verpflichtungen kollidieren damit. Zudem bremsen Trennungen und Scheidungen sie in ihrem Erziehungswunsch aus, bescheren ihnen aber wiederum eine neue Rolle als sozialer Vater in Patchworkfamilien. Dazu gibt es viele Väter, die keinen Kontakt zu ihren Kindern mehr haben. Für manche ist das eine Erleichterung. Für die weitaus meisten ist es aber der emotionale Super-GAU, der sie oft lebenslang belastet. Und für einen immer größer werdenden Teil der Väter ist die Rolle des alleinerziehenden Vaters die größte unerwartete Herausforderung ihres Lebens.
Der Vater heute hat also viele Gesichter. Modern ist an ihm, dass er sich in die Bedürfnisse und Wünsche seiner Kinder einfühlen will und mehr für sie da sein möchte, als es bislang üblich war. Denn so verschieden Väter heute leben müssen, eines eint sie alle: die grenzenlose Liebe zu den Kindern.
Der Familienvater
Arbeitsbelastung, Kinderbetreuung, Hausarbeit, Ehe: Der Familienvater heute hat kaum Zeit für sich. 49% geben an, dauerhaft gestresst zu sein. Sind Familienväter am Rande des Burn-outs? Ja, zumal sich die Bedingungen der Arbeitswelt immer mehr verschärfen. Die Arbeit tritt mittlerweile durch Smartphones & Co. auch nach Dienstschluss in Konkurrenz zu den Kindern. 29% der befragten Väter geben an, im Feierabend für Kollegen, Kunden und Vorgesetzte ansprechbar zu sein. 65% haben Angst vor einem Karriereverlust, wenn sie nicht den vollen Einsatz bringen. Und es drücken die Kosten, um das Unternehmen „Familie“ in Schwung zu halten. Denn nach wie vor sind es meist die Männer, die den größten Teil des Einkommens sichern. Nur wenige Mütter haben eine Vollzeitstelle. Doch sie möchten gern auch erziehen, bei der Schullaufbahn entscheidende Impulse geben, einfach ihre Kinder aufwachsen sehen – und stecken in der lebenslangen Zwickmühle.
Zum dauerhaft schlechten Gewissen, weil man zu wenig Zeit für die Kinder hat, kommen die Auseinandersetzungen mit der Ehefrau. Denn Mütter und Väter erziehen nun einmal anders. Für die Kinder ist das ideal. Sie wachsen mit beiden Geschlechtern auf, fühlen sich von beiden geliebt und lernen, auf verschiedene Menschen zu reagieren. Doch der Alltag sieht anders aus. Für viele Kinder ist klar: Die Mutter ist die Hauptverantwortliche im Alltag, der Vater nimmt eher an den Freizeitaktivitäten teil. So weit, so gut. Leider wird er aber immer noch unbewusst „missbraucht“ und soll nach Feierabend richten, was Mutter tagsüber nicht hinbekommen hat.
„Wenn ich nach Hause komme, wartet meine Frau schon mit einer Aufgabenliste auf mich. Ich soll dann den Kindern sagen, was sie alles richtig machen müssen. Dabei würde ich viel lieber mit ihnen den Abend genießen, toben, albern, Spaß haben“, beklagt sich Patrick, ein Finanzbuchhalter, der es satt hat, ein ewiger Disziplinator zu sein. Er fühlt sich dabei nicht gut. Er fühlt sich überhaupt nicht mehr gut als Familienvater. Denn er muss immer mehr arbeiten für die Familie und hat immer weniger Zeit für sie. „So habe ich mir das nicht vorgestellt, damals, als meine Frau und ich uns viele Kinder wünschten“, sagt er und seine Stimme klingt resigniert.
Der moderne Familienvater will mehr „mitmachen“, will informiert werden, sich einbringen. Er möchte wissen, wie die Lateinarbeit ausgefallen ist, ob die Ballettaufführung ein Erfolg war und an welcher Arbeitsgruppe das Kind teilnimmt.
Doch wie war das doch gleich mit der Zeit? Und da war noch etwas mit Ehe? Auch die Ehefrau braucht liebevolle Zuwendung und Aufmerksamkeit. Das Gespenst Scheidung schwebt über allen Köpfen. Immerhin geht im Schnitt ein Drittel der Ehen in die Brüche. Das Desaster darf nicht passieren. Also muss man präsent sein, auf allen Ebenen glänzen. Man will nicht nur ein guter Vater, sondern auch ein guter Ehemann sein. Aber der Tag hat nur 24 Stunden. Arme Väter. Sitzen sie in der Familienfalle?
Nein, aber sie müssen aufpassen und hellwach sein. Der moderne Vater muss sich auf den Verlust des Eigenlebens ebenso einstellen wie auf den Gedanken, dass Feierabend eben noch lange kein Feierabend ist. Und er muss vielleicht eigene Karrierepläne etwas zurückstellen, um sich der Rolle Familienvater in allen Facetten zu widmen. Es ist auch eine Frage der individuellen Lebensplanung. Die Gesellschaft ist vielfältiger, aufgeschlossener geworden. Man kann heute wählen, was man will.
„Ich wollte mit meinen Kindern zusammen sein“, sagt Jürgen, ein Tischler aus Bayern. Er hat vor zehn Jahren einen gut bezahlten Job an den Nagel gehängt und sich mit seiner Frau und drei Söhnen in Irland auf einem Bauernhof niedergelassen. Er lebt bescheiden, fast karg. „Aber abends mit meinen Söhnen durch die Wiesen zu laufen, mit ihnen zu reden, ihre Seelen zu verstehen und ihnen mitgeben zu können, wie Leben sein kann, das war mir wichtiger als ein schickes Auto und Pauschalreisen ans Mittelmeer.“
Ein Fall zum Träumen? Wenigstens zum Nachdenken.
Tipps, damit das Familienleben klappt
Rollen absprechen und Aufgaben definieren
Wichtig ist, dass sich beide Partner wohlfühlen und ehrlich sagen, was sie gern machen und was nicht. Es gibt auch für Väter in Familien viele Wege, die sie einschlagen können. Die traditionelle Rolle ist nur ein Weg. Männer, die wenig Freude am Job haben, können als Hausmann glücklich werden oder sich in einem reduzierten Arbeitsverhältnis wohlfühlen. Wichtig ist die Offenheit der Partnerin und sich selbst gegenüber.
Nicht immer perfekt sein wollen
Geben Sie ruhig mal Aufgaben ab. Spannen Sie auch mal die Oma ein. Das bedeutet loslassen können und sich eingestehen: Ich bin nicht unersetzbar.
Zwiespältige Gefühle akzeptieren
Väter sind heute auf Vielfältigkeit programmiert. Es ist normal, dass sich eine gewisse Zerrissenheit einstellt.
Zeit zu zweit einplanen
Auch wenn Sie ein begeisterter Vater sind – vergessen Sie nicht, dass Sie außerdem Partner sind. Bauen Sie kleine Rituale ein, Momente, in denen Sie mit Ihrer Partnerin allein sind. Das gemeinsame Frühstück am Sonntag, wenn die älteren Kinder noch schlafen. Das gemütliche Glas Wein, wenn die Kinder schon im Bett sind. Sich austauschen, das Erlebte besprechen, das schafft Verständnis und stärkt die Bindung.
Zu seinen eigenen Bedürfnissen stehen
Ein starker Vater braucht auch Zeit für sich: zum Auspowern beim Sport, für den Männerabend beim Skat oder für sein liebstes Hobby. Denn starke Väter müssen auch mal Mann sein dürfen.
Der Vater in der Patchworkfamilie
Unsere Gesellschaft ist in Bewegung, und diese Entwicklung verschont auch die Familien nicht. Der traditionelle Familienbegriff beginnt sich immer mehr zu wandeln. Viele Beziehungen brechen auseinander, und mit neuen Partnern werden sogenannte Patchworkfamilien gegründet. Jede siebte Familie, so schätzt man, lebt heute so zusammen. Genaue Statistiken gibt es nicht.
Kein Wunder, bei den vielen Varianten. Entweder bringt die Mutter ihre Kinder mit in die neue Beziehung. Oder der Vater. Oder die Kinder von beiden Elternteilen leben in der Familie. Dazu gibt es die Möglichkeit, dass Kinder aus einer Beziehung mit dem Expartner nur am Wochenende zu Besuch sind. Hinzu kommen zudem gemeinsame Kinder aus der neuen Beziehung. Steigen Sie noch durch?
Jede Patchworkfamilie sieht anders aus. Sie hat eine andere Zusammensetzung, eine andere Entstehungsgeschichte und ein anderes Familienleben. Es gibt kein Patenrezept, wie man aus so vielen Menschen mit unterschiedlichen Herkunftsfamilien ein Konstrukt aus einem Guss machen kann.
Jürgen, ein Pilot, auf dessen Bauernhof in der Nähe von Münster an den Wochenenden sieben (!) Kinder leben (drei aus seiner ersten Ehe, vier aus der ersten Ehe seiner Frau Nicole), hat ein Rezept parat: locker bleiben. „Wenn es zu hoch hergeht, setze ich mich vor die Tür und spiele mit dem Hund!“
Jürgen rät zu Gelassenheit. Und das ist auch ein Tipp, der für alle Väter gilt. Denn so unterschiedlich wie die Patchworkfamilien sind auch die Anforderungen an die Väter.
Die sozialen Väter sollen Väteraufgaben übernehmen, aber nicht so richtig. Sie sollen erziehen, aber nur, solange es passt. Denn dann heißt es vom pubertierenden Sprössling: „Du hast mir gar nichts sagen“ oder von der Mutter: „Halte dich da besser heraus. Du verstehst meinen Marc nicht.“
Dann gibt es immer noch den „richtigen“ Vater, der woanders lebt, sich aber schnell auf den Schlips getreten fühlt. Oder ein Vater hält zu seinen leiblichen Kindern und gerät aufgrund mangelnder Diplomatie schnell in die Fronten zwischen der neuen Partnerin und der Exfrau, der Mutter seiner Kinder. Schon beim Lesen wird einem schwindelig, so vielfältig sind die Probleme bei dem Durcheinander.
Ein Patchworkvater, egal welcher Couleur, hat eine undankbare Position. Unterschiedliche Vorstellungen von Erziehung, Besitzansprüche an die eigenen Kinder, die oft nur am Wochenende da sind, Sympathien und Antipathien zwischen ihm und den Kindern der Partnerin. Alles Fallen, in die er schnell tappen kann. Zumal Patchworkfamilien durch erhöhte Kostenbelastungen und Unterhaltszahlungen oft auch finanzielle Probleme lösen müssen und deshalb häufig der Druck der Arbeitswelt verstärkt auf dem Vater lastet.
Man sollte also wissen: Der Weg zu einer neuen, großen glücklichen Familie ist steinig, aber nicht unmöglich zu bewältigen. Aber was Sie dann erwartet, ist wunderschön. Denn eine funktionierende Patchworkfamilie hat viel Gutes. Die Kinder wachsen in verschiedenen Familien auf, die unterschiedlich funktionieren. Das macht sie offen für Neues, tolerant und aufgeschlossen. Und die sozialen Väter lernen, sich auf unterschiedliche Lebenssituationen einzustellen, werden toleranter und haben weniger Vorurteile. Doch bleiben Sie geduldig. Bis eine Patchworkfamilie zu einer funktionierenden Gemeinschaft wird, rechnen Fachleute fünf Jahre ein.
Und so geht’s:
1. Schließen Sie mit der Vergangenheit ab!
„Bei Maren gab es sonntags nie Probleme am Kaffeetisch. Sie hatte so eine ruhige Ausstrahlung. Das mochten die Kinder.“ Sparen Sie sich Schwärmereien von der Exfrau, sie vergiften nur die Stimmung. Sehen Sie nach vorn und lassen Sie sich mit ganzem Herzen auf die neue Frau an Ihrer Seite ein. Vergleiche verletzen!
Tipp: Bleiben Sie nüchtern, wenn Sie von Ihrer Expartnerin sprechen? Gönnen Sie ihr auch ein neues Glück? Wenn Sie beides mit Ja beantwortet haben, sind Sie innerlich frei für eine neue Liebe.
2. Denken Sie realistisch!
„Ich bin glücklich wie nie. Endlich erlebe ich die Liebe meines Lebens!“ Frisch verliebt und ab jetzt wird alles besser. Mit dieser Traumfrau erfüllt sich die Vorstellung vom ganz großen Glück. Doch spätestens wenn nach drei Monaten der Hormonspiegel sinkt, hat Sie der Alltag wieder. Und der sieht oft noch düsterer aus als früher, denn die Herausforderungen sind umfangreich.
Tipp: Planen Sie von Anfang an ein, dass es in jeder Beziehung krachen wird und dass es in einer Patchworkfamilie viele Streitpunkte gibt, mit denen Sie jetzt noch nicht rechnen.
3. Kinder brauchen beide Eltern!
„Wir bekommen uns nach drei Sätzen in die Haare!“ Auch wenn es schwerfällt: Halten Sie Kontakt zur Expartnerin und unterstützen Sie auch Ihre neue Partnerin, Kontakt zum Exmann zu halten. Probleme lassen sich leichter lösen, wenn noch Gesprächsbereitschaft herrscht.
Tipp: Sehen Sie, dass ein entspannter Umgang mit den Expartnern Ihnen gemeinsame Stunden ermöglicht, die Sie für die Beziehung brauchen.
4. Lassen Sie sich Zeit!
„Spielzeug hat im Wohnzimmer nichts zu suchen!“ Kinder müssen sich langsam an Veränderungen gewöhnen. Damit sie nicht abblocken, ist es sinnvoll, behutsam mit gemeinsamer Zeit zu beginnen. Ihre Partnerin hat mit den Kindern vermutlich eine Zeit allein gelebt und es haben sich Rituale eingeprägt. Wenn ein neuer Mann dazukommt, sollte er sich vorsichtig einbringen.
Tipp: Das Zusammensein kann man am Wochenende proben. Unter der Woche sind dann wieder die alten Verhältnisse prägend.
5. Beteiligen Sie alle Familienmitglieder!
„Wir haben ein tolles Haus gefunden. Am nächsten Ersten geht’s los!“ Wenn man zusammenziehen möchte, müssen alle, auch die jeweiligen Kinder, an der Planung beteiligt werden. Seine Wohnung? Ihre Wohnung? Oder etwas ganz Neues? Egal wie Sie sich entscheiden – es müssen alle damit einverstanden sein. Auch wenn es dauert – in der Regel lässt sich ein Kompromiss finden, mit dem alle einverstanden sind.
Tipp: Der Neuanfang ist leichter in einer Umgebung, die nicht von der Vergangenheit belastet ist!
6. Lassen Sie die Erziehung nicht zum Streitthema werden!
„Wieso lässt du ihn schon zum Spielen gehen. Er muss noch Vokabeln lernen!“ Sinnvoll ist es, vorab zu klären, inwieweit sich jeder in die Erziehung der Stiefkinder einbringen soll. Gleichberechtigung gibt es nicht. Die leiblichen Eltern haben immer das letzte Wort. Ob es um die Schulwahl, die Ausbildung, die Fremdsprache geht – entscheiden müssen Vater und Mutter. Der soziale Vater kann aber beraten.
Tipp: Die meisten Streitpunkte beziehen sich auf Kleinkram: Wie verteilen sich die Haushaltspflichten, wann ist es Zeit, zu Bett zu gehen. Tauschen Sie die Vorstellungen aus (auch mit den größeren Kindern) und finden Sie eine gemeinsame Linie, die Gültigkeit hat.
7. Vermeiden Sie Konkurrenzdenken und Vergleiche!
„Mein Papa kann viel besser schwimmen als du!“ – ein Satz, der Sie nicht ärgern darf. Im Gegenteil. Stärken Sie Kinder, wenn Sie die leiblichen Eltern loben. Das schafft ein entspanntes Klima und hilft den Kindern, Vertrauen aufzubauen. Sie haben nur eine Chance auf die Zuneigung der Kinder, wenn Sie auch deren Väter akzeptieren.
Tipp: So reagieren Sie besser: Ich kenne deinen Vater nicht gut genug, um das beurteilen zu können. Aber er wirkt sehr sportlich.
8. Nur keine Eifersucht hochkommen lassen!
„Wir brauchen nicht ins Kino zu gehen. Den Film habe ich schon mit Bernd gesehen!“ Der leibliche Vater, der höchstens alle zwei Wochenenden sein Kind sieht, empfindet schnell Eifersucht auf den Patchworkfamilienvater. Er hat unbegrenzten Zugang zu seinem Kind. Das tut weh! Deshalb ist es ratsam, öfter mal die Rollen zu tauschen und sich in das Gegenüber hineinzufühlen.
Tipp: Lassen Sie sich nie als Papa anreden. Das ist dem leiblichen Vater vorbehalten. Einigen Sie sich mit dem Kind auf einen anderen Namen. Am einfachsten ist es, den Vornamen zu wählen.
9. Sprechen Sie niemals schlecht über die leiblichen Eltern!
„Die alte Hexe hat mich mit ihren ständigen Einkäufen ruiniert!“ Egal wie schlimm Ihnen Ihre Exfrau mitgespielt hat – sind die Kinder dabei, ist das Thema tabu. Das gilt auch für den früheren Mann Ihrer neuen Partnerin. Äußern Sie sich niemals abwertend über die Eltern anwesender Kinder. Das hinterlässt Narben und schadet Ihrer Akzeptanz.
Tipp: Hören Sie zu, wenn Kinder ihre Eltern kritisieren. Bleiben Sie aber bei den Antworten neutral. „Es steht mir nicht zu, das Verhalten deiner Mutter zu beurteilen.“
10. Stehen Sie selbstbewusst zu Ihrer neuen Familie!
„Das sind aber nicht meine Kinder!“ Egal, wohin Sie gehen, egal, mit wem Sie sprechen: Drucksen Sie nicht herum. Sie sind eine Patchworkfamilie und das ist gut so. Stellen Sie sich als Familie vor, machen Sie aber bei intensiverem Nachfragen z.B. in der Schule keinen Hehl daraus, dass Sie ein sozialer Vater sind.
Tipp: Suchen Sie das Gespräch mit dem Klassenlehrer und schildern Sie Ihr Verhältnis zum Kind. Wichtig: Erkundigen Sie sich, ob Sie ohne Erziehungsberechtigung an Konferenzen teilnehmen können. Ihre Stimme ist aber nicht gültig!
Vorsicht Falle! Hier müssen Patchworkväter achtsam seinUnterschiedliche Alltagsabläufe in den jeweiligen HerkunftsfamilienEs kommen Menschen zusammen, die oft einen unterschiedlichen Lebensrhythmus haben. Das spielt auf Wolke sieben anfangs keine Rolle und man findet es nett und süß. Aber im Alltag kann man ganz schön aneinanderrasseln. Das betrifft schon Paare, potenziert sich aber, wenn auch Kinder dabei sein. Fünf Punkte müssen auf jeden Fall sofort ausdiskutiert und geregelt werden: Ernährungsfragen, Erziehungsvorstellungen, Schlafenszeiten, Ordnung und Tagesstruktur. Rivalität unter den KindernVöllig unterschiedliche Kinder mit verschiedenem Bildungsgrad, anderen Interessen und Lebensplänen sollen sich plötzlich mögen und interessiert miteinander umgehen. Warum? Weil zwei Erwachsene das wollen! Klappt nicht. Es geht nur mit viel Geduld und gemeinsamen Unternehmungen, bei denen sich Erwachsene zurücknehmen und zulassen, dass sich die Kinder aufeinander einlassen können. Störende ExpartnerStress mit den Expartnern kann eine Patchworkfamilie sehr belasten. Leider kann man sich oft nicht einmal dagegen wehren, wenn eine Flut von Anwaltsschreiben ins Haus kommt und die Kosten für die Streitereien über den Kopf zu wachsen drohen. Es geht nur mit Offenheit und dem ehrlichen Bemühen, dem betroffenen Partner den Rücken zu stärken. Oft kann eine neutrale Meinung auch den aufgebrachten Teil des Rosenkrieges beruhigen und zu mehr Mäßigung raten. Stiefväter sind keine ErsatzväterDie Kinder der neuen Partnerin haben in der Regel bereits Väter und brauchen ihrer Meinung nach auch keinen zweiten. Dazu kommt, dass sie eine übermäßige Zuneigung zum sozialen Vater auch als Verrat am leiblichen Vater sehen würden. Das begründet oft eine unerklärliche Abneigung, manchmal sogar Feindseligkeit. Es ist besser, als sozialer Vater ein respektvolles und freundschaftliches Verhältnis aufzubauen. Mit Autorität, aber mit viel weniger emotionalen Ansprüchen als in einer Eltern-Kind-Beziehung. Wenn sich ein inniges Verhältnis entwickelt, ist das wunderbar. Aber es braucht Zeit. |
Der Wochenendvater
Das Leben der Wochenendväter, also der von der Familie getrennten Väter, bringt viele Probleme und Herausforderungen mit sich, die Vollzeitväter so nicht kennen: regelmäßige Abschiede, ein Leben zwischen Singlefreiheit und Familienpflichten und immer wieder Streitereien und juristische Auseinandersetzungen.
„Früher habe ich meine Kinder jeden Tag gesehen und ihren Alltag geteilt. Ich habe ihre Freundschaften miterlebt, die Erfolge beim Sport, Schulprobleme. Nach der Trennung ist nichts mehr, wie es einmal war“, sagt Olaf, ein Handelsvertreter, und seine Stimme klingt voller Wehmut.
Der Vater, der aus dem Familienzuhause auszieht und eine eigene Wohnung hat, lebt in einer völlig veränderten Situation. Er ist den größten Teil des Monats kein Familienvater mehr, sondern wieder Single oder Partner. Das bedeutet andere Rituale, andere Einkäufe, in der Regel auch weniger Platz. Eine Riesenumstellung, die ganz viel Kraft kostet. Olaf hat sich bis heute, zwei Jahre nach seinem Auszug, noch nicht davon erholt. „Ich bin ständig krank. Herzrasen. Der Arzt sagt, es ist die Aufregung“, erzählt er.
Das Schlimmste für ihn ist, dass das Zusammensein mit dem geliebten Kind keine Selbstverständlichkeit mehr ist, sondern geplant, organisiert und abgesprochen werden muss. Scheidungsväter können nicht mehr selbstverständlich ihre Tochter knuddeln und herzen, nicht mehr mit ihrem Sohn bolzen oder einfach ganz banale Dinge tun, wie mit den Kindern zum Tanken fahren oder schnell ein paar Brötchen holen. Die Zeit mit dem eigenen Kind ist zugeteilt, begrenzt, bestenfalls wohlwollend, schlimmstenfalls abwehrend und behindernd.
Viele Väter halten den ständigen Schmerz, den Druck des immer wiederkehrenden Kampfes, die Streitereien und das Abwehren nicht aus und geben ihr Kind irgendwann auf.
30% aller Väter haben bereits nach zwei Jahren keinen Kontakt mehr zu ihren Kindern. Eine alarmierende Zahl. Aber man darf nicht leichtsinnig schelten und davon ausgehen, dass diese Väter es sich gut gehen lassen und endlich froh sind, der Familienhölle und damit ihren Verpflichtungen entkommen zu sein. Nein, ähnlich wie im Drama „Der Kaukasische Kreidekreis“ von Berthold Brecht lassen sie los, was sie am meisten lieben. Um das Kind zu schützen und sich nicht länger quälenden Hasstiraden auszusetzen, verzichten sie auf ihr Lebensglück und werden – welch Purzelbaum des Schicksals – auch dafür wieder von den Müttern und der Umwelt, später auch von ihren eigenen Kindern verdammt. Oft lebenslang.
Doch die Mehrzahl der Väter versucht, sich den Gegebenheiten zu fügen, und beginnt ein Leben in zwei Welten. An vier bis fünf Tagen im Monat und zwei Wochen im Jahr sind sie Väter. Die restliche Zeit bauen sie sich ein neues Leben auf. Mit einem anderen Partner und oft auch weiteren Kindern. „Aber damit das klappt, muss man wie ein Zirkusdompteur alles im Auge haben und immer am Ball bleiben“, sagt der 36-jährige Finn, der seine neunjährigen Zwillinge Jan und Jule jedes zweite Wochenende zu sich holt. Der Angestellte ist wieder verheiratet und vor einem Jahr zum dritten Mal Vater geworden. Er weiß: „Als Wochenendvater bekommt man die Liebe seiner Kinder nicht mehr automatisch. Man muss sie sich immer wieder neu erarbeiten.“
Der Kontakt zum Kind aus der alten Beziehung darf deshalb nie abreißen. Wichtig ist, die Wochenendverabredungen weitestgehend einzuhalten. Kinder wollen und brauchen Verlässlichkeit. Zusagen und Absprachen müssen erfüllt werden. Denn wenn der Vater absagt, beziehen besonders kleinere Kinder das schnell auf sich. War ich nicht lieb genug? Habe ich Papa enttäuscht? Väter können Kindern diese Nöte ersparen und sich die Wochenenden einfach freihalten.
Was ist, wenn der beste Freund Geburtstag hat? Wie verhalte ich mich, wenn der Chef unbedingt möchte, dass ich noch einmal ins Büro komme?
Die Frage lässt sich schnell beantworten:
Das Jahr hat 8760 Stunden. Bei einer Wochenendbeziehung bleiben davon pro Jahr 1200 Stunden (die Ferien sind dabei nicht berücksichtigt) für Ihr Kind. Wenn Sie dann noch berechnen, wie wenige Jahre das Kind in einem Alter ist, in dem es überhaupt etwas mit Ihnen unternehmen will, dann brauchen Sie doch nicht mehr zu überlegen, oder?
Sprechen Sie in Ihrem beruflichen und privaten Umfeld offen über Ihre Lebenssituation und erklären Sie, warum Sie sich ausklinken müssen. Sagen Sie klipp und klar, dass Ihr Kind vorgeht – bedingungslos! Man wird Sie verstehen. Klar kann man Kinder auch oft mitnehmen. Sie haben Spaß auf Partys und Feiern. Aber denken Sie daran, dass sie sich wohlfühlen müssen. Schenken Sie den Kindern Aufmerksamkeit. Von der Mutter abgeholt und vom Vater abgestellt zu werden – das rächt sich später bitter.
Dabei geht es nicht darum, immer aufregende Sachen bieten zu müssen. Mal wieder eine Kanutour, den neuesten Film im Cineplex und anschließend das tolle Essen im Fast-Food-Restaurant. Und für den Nachhauseweg muss sich der Vater am besten noch eine Pappnase aufsetzen oder den Polizeiwagen anhalten und den Nachwuchs mit Blaulicht heimkutschieren. Alles Quatsch! Kinder brauchen nicht immer die tollen Erlebnisse. Die fördern auch nicht das Miteinander. Viel wichtiger ist es, an den Wochenenden echten Austausch zu ermöglichen.
Kinder müssen mit ihren Vätern etwas anfangen können. Die sollen zuhören, Vertrauen schenken, einfach da sein. Das ist wichtiger, als immer das ganz große Rad zu drehen und ein Showprogramm zu bieten. Besonders wenn es auch eine neue Freundin oder gar Familie gibt, ist es sinnvoll, die Kinder einfach in den Alltag zu integrieren.
Bedenken sollte man als Vater auch, dass man mit zu viel Programm die Mütter verschreckt. Sie müssen die ganze Woche den Alltag meistern, mit Schule, Kochen und Hausaufgaben. Für große Unternehmungen fehlen oft die Kraft und auch das Geld. Deshalb versetzt es ihnen immer einen Stich, wenn Sonntagabend die Kinder nach Hause kommen und fröhlich erzählen, was sie wieder mit ihren Vätern alles Großartiges erlebt haben. Deshalb gilt: Väter beruhigt euch! Schaltet einen Gang zurück und seid entspannt, aber präsent.
Doch es reicht nicht nur, schöne Wochenenden zu verbringen. Auch in der Zeit dazwischen darf der Kontakt nicht abreißen. Väter, die die Bindung zu ihren Kindern erhalten wollen, müssen auch Alltagserlebnisse mit ihnen teilen. Ein Kind, das eine gute Zensur geschrieben hat, möchte sich spontan mitteilen und gelobt werden. Denken Sie an die Tochter, die sich mit der Freundin gestritten hat, oder an den Sohn, der beim Fußball schlechte Leistungen gebracht hat und jetzt vom Trainer auf die Reservebank verbannt wird. Sie brauchen jemanden zum Reden. Situationen, in denen ein guter Vater ein Ansprechpartner sein sollte. Oftmals trennen Kinder und Wochenendväter mehr als nur ein paar Straßen. Manchmal sogar die halbe Bundesrepublik. Was aber immer bleibt, ist das Telefon.
Die meisten Kinder telefonieren gern. Das Telefonat mit Papa kann selbstverständlich werden, so wie früher die Gutenachtgeschichte oder das gemeinsame Abendessen. Man kann feste Telefontermine vereinbaren, an denen man sich über den Tag austauscht. Aber auch spontane Gespräche sind sehr hilfreich und stärken die Vater-Kind-Bindung. Väter, die immer erreichbar sein können, sind im Vorteil. Schnell rechts ran fahren und zuhören, nachfragen, erklären lassen. Kindern gibt das Trost in der Situation, aber auch Sicherheit und die Gewissheit, nicht allein zu sein. Genau dafür stehen starke Väter: Liebe zeigen, Lob aussprechen, Anerkennung geben und Mut machen. Warum nicht auch per Telefon.
Zu guter Letzt noch ein Thema: Ein Wochenendvater kann noch so guter Absicht sein und mit vollem Herzen sein Bestes geben wollen. All das bringt nichts, wenn die Mutter der Kinder nicht mitspielt. Sie kann alle guten Vorsätze zunichtemachen, indem sie den Umgang blockiert. Die Gründe können vielfältig sein. Es gibt die Eifersucht auf die neue Frau und das vermeintlich bessere Leben des Partners. Oder auch Rache für das empfundene Leid in der Beziehung oder Überforderung, weil man allein nicht zurechtkommt und die Erziehung stressig ist. Viele Mütter haben aber auch Angst um die geliebten Kinder, weil sie nicht wissen, was der Vater, dieser Chaot, wieder mit ihnen macht.
Hier gilt: Feindschaft und Aggressionen helfen in keinem Fall. Ein vernünftiges Gespräch aber kann immer helfen. Auch wenn es Vätern schwerfällt – es muss sein, zu der Mutter der Kinder ein halbwegs ordentliches Verhältnis aufzubauen. Wenn es absolut nicht geht, ist es sinnvoll, einen Vermittler einzuschalten, der die guten Absichten übermittelt und behutsam klarmacht, worum es geht: um die Kinder, die Wesen, die beide lieben, und nicht um alte Rechnungen, die bei gescheiterten Ehen und Partnerschaften auf beiden Seiten immer offen sind.
Tipps, wie man als Wochenendvater mit den Kindern umgehtZehn Dinge, die ein guter Wochenendvater unbedingt tun muss:
Zehn Dinge, die ein Wochenendvater auf keinen Fall tun sollte:
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Der verwaiste Vater
Kinder brauchen Väter. Und doch haben schätzungsweise 60% der geschiedenen Väter keinen Kontakt zu ihren Kindern. Bei der Hälfte von ihnen ist der Kontakt bereits innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Trennung abgerissen.
Was ist los? Ist der Durchschnittsvater so lieblos, gefühlskalt und desinteressiert, dass er froh ist, seine Kinder los zu sein? Oder ist er einfach nur verantwortungslos? Oder treibt ihn die Arbeitssucht zu so viel Gleichgültigkeit? Überraschend liest sich dazu eine Studie der Universität Berlin, nach der sich 86% der geschiedenen Väter mehr Kontakt zu ihren Kindern wünschen und die Gerichte sowie auch ihre Exehefrauen bzw. Expartnerinnen dafür verantwortlich machen, dass sie ihre Kinder nicht sehen. Das Aus ist demnach unfreiwillig und kommt für die Väter in der Regel völlig unerwartet. Heiner (36), ein Mediziner, erzählt: „Vor der Trennung konnte ich nicht genug für meinen Sohn tun. Meine Frau, Medizinerin wie ich, war stolz, dass ich so ein engagierter Vater war und sogar ein Jahr in Elternzeit gegangen bin. Danach haben wir uns abwechseln wollen: Ein Jahr wollte ich zu Hause bleiben, ein Jahr sie. Doch dazu kam es gar nicht mehr. Nach der Trennung kehrte sich alles um. Ich sollte mich aus der Erziehung heraushalten. Ich würde meinen Sohn nur durcheinanderbringen. Ich könne plötzlich mit Kindern nicht mehr umgehen und mein Sohn habe auch Angst vor mir.“
Wie sollen Väter das begreifen? Jahrelang wurden ihnen in den Medien und in der Gesellschaft erklärt: Väter sollen Präsenz zeigen und sich an der Erziehung beteiligen. Es herrscht endlich Gleichberechtigung an der Wiege. Doch kaum verstehen sich die Paare nicht mehr, soll der Vater kein Vater mehr sein. Er ist überflüssig, kann ruhig ganz verschwinden und einem Nachfolger Platz machen. Warum, das können am besten die Mütter erklären. Meist führen sie immer dieselben vier Argumente an, die die Väter ausknocken.
- Zerrissenheit – das Kind fühlt sich durch den ständigen Wechsel zwischen Mutter und Vater hin- und hergerissen und kann sich nicht mehr auf einen Lebensalltag, eine Erziehungsmethode und einen Lebensrahmen einstellen. Aus der Sicht der Mutter ist es einfacher, wenn es nur ein Umfeld gibt.
- Ruhe – das Kind braucht Ruhe. Die ursprüngliche Familie ist zerstört. Die Restfamilie soll wieder zur Normalität finden. Das ist umso wichtiger, wenn es in der Restfamilie wieder einen neuen Partner gibt, der als Vaterersatz präsent ist. Der alte Vater ist damit ein Störenfried, der den Aufbau einer neuen heilen Welt behindert.
- Trauer – die Begegnung mit dem Vater erinnert immer an die alte Familie. Jedes Treffen reißt Wunden auf. Reaktionen wie Verhaltensauffälligkeiten und psychosomatische Symptome werden als Beleg für die Belastung herangeführt.
- Unfähigkeit – das Kind kommt mit den Erziehungsvorstellungen des Vaters nicht zurecht, weil sie nicht denen der Mutter entsprechen.
Das sind die Probleme, die Kinder haben, weil sie mit der Trennungssituation nicht zurechtkommen. Eltern müssten gemeinsam versuchen, hier zu helfen und Leid zu lindern. Doch leider fehlt dazu die passende Ebene. Der Paarkonflikt überdeckt Herz, Verantwortung und Vernunft. Während die Männer die Finanzen als Druckmittel einsetzen, versuchen Frauen häufig mithilfe der Kinder, dem ehemaligen Partner etwas heimzuzahlen, angeblich erlittenes Unrecht zu rächen. Dabei handeln beide Parteien nicht immer bewusst. Doch die Paardynamik ist so heftig, dass es selbst bei gutem Willen schwerfällt, sich auf Fakten zu konzentrieren.
Das gilt sowohl für den Vater als auch für die Mutter. Nur dass der Einsatz „Kind“ für das weitere Leben der Väter folgenschwer ist. Denn sie können sich kaum wehren. Bei den Familiengerichten herrscht die einhellige Meinung: Kinder gehören zur Mutter. Bis heute berücksichtigen die Familiengerichte auch nicht den Wunsch vieler Väter, statt sich mit hohen Unterhaltszahlungen lieber in Form einer Betreuung am Unterhalt der Kinder zu beteiligen. Die gängige Praxis ist immer noch, dass der Vater arbeitet und seiner Unterhaltspflicht nachkommt, während die Mutter die Versorgung übernimmt.
Der erzwungene emotionale Rückzug geht an den meisten Vätern nicht spurlos vorbei. Den Mediziner Heiner haben der Verlust des geliebten Sohnes und die jahrelange Auseinandersetzung mit Gerichten und Jugendämtern in die Depression getrieben. Er ist in einer ambulanten Therapie, um den emotionalen Verlust verarbeiten zu können. „Seit ich meinen Sohn nicht mehr sehen kann, fühle ich mich innerlich leer. Ich habe mit ihm den Sinn in meinem Leben verloren und an nichts mehr Freude.“ Schlimme Sätze, wie sie vielen verwaisten Vätern durch den Kopf gehen.
Was kann helfen?
Eltern müssen begreifen, dass Trennung und Scheidung die in der Beziehung aufgehäuften Probleme nicht lösen. Sie sind jetzt kein Paar mehr, aber immer noch Eltern. Doch wie sollen sie gemeinsam ein Kind erziehen, wenn sie überhaupt nicht miteinander zurechtkommen? Auf keinen Fall, indem sie auf stur schalten und sich ignorieren. Erstrebenswert sollte ein spontaner, lebendiger und toleranter Umgang sein. Eltern müssen ihre Spannungen kontrollieren und miteinander reden, sich austauschen und Entscheidungen treffen. Doch das erfordert sowohl von den Erwachsenen als auch den Kindern ein hohes Maß an Reflexion und Toleranz. Von den Erwachsenen kann man beides erwarten, nicht aber von Kindern.
Kinder reagieren deshalb häufig mit Ablehnung, Beschimpfung und brechen oft den Kontakt von sich aus ab. Wenn das passiert, haben Väter so gut wie keine Chance auf eine zeitnahe Versöhnung. Circa 65% der betroffenen Väter sehen ihre Kinder in solchen Fällen jahrelang nicht wieder.
Väter machen es sich in ihrer Verletztheit leicht, indem sie den Müttern unterstellen, die Kinder manipuliert zu haben, was zu neuerlichen Aggressionen führt. Ein verhängnisvoller Kreislauf, der Kinder und Eltern manchmal für immer gefangen hält.
Doch warum wollen Kinder ihre Väter nicht sehen? Natürlich gibt es berechtige Begründungen, weil sie sich einfach nicht wohlfühlen, nicht liebevoll und kindgerecht umsorgt oder gar vernachlässigt werden. Doch bei den meisten Kindern hat es andere Gründe.
Nach einer Umfrage einer Krankenkasse gaben befragte Kinder zwischen 8 und 13 Jahren an:
- 42% leiden unter dem Loyalitätsdruck. Sie spüren die Traurigkeit der Mutter, wollen ihr nicht wehtun und sie damit auch nicht allein lassen.
- 65% schlagen sich auf die Seite der Mutter, weil sie große Angst haben, nach der Trennung auch noch den anderen Elternteil zu verlieren.
- 25% geben an, dass es ihnen beim Vater nicht gefällt.
- 55% meinen, sie hätten zu wenig Zeit, weil sie Schularbeiten und Sportverpflichtungen hätten.
- 18% wollen nicht, weil der Vater unfähig ist, mit Kindern umzugehen, und sich nicht um sie kümmert.
- 45% erwähnen, dass der Vater keinen Unterhalt zahlt und sie ihn deshalb gar nicht mehr sehen wollen.
„Mein Vater hat meine Mutter immer nur schlechtgemacht“, sagt der heute 23-jährige Niklas. Seinen Vater hat der Informatikstudent seit zehn Jahren nicht mehr gesehen. „Nach allem, was passiert ist, kann ich mich nicht mehr mit ihm an einen Tisch setzen. Er hat meiner Mutter jahrelang mit Briefen und Forderungen zugesetzt. Es käme mir wie ein Verrat vor.“
Was können Väter tun, deren Kinder sich von ihnen entfremdet haben und die massive Ablehnung erfahren? Sie müssen am Ball bleiben. Es bringt nichts, aus der Enttäuschung heraus auf stur zu schalten. Der Vater ist der Erwachsene. Er sollte mit Weitsicht und Liebe versuchen, sein Kind wieder ins Boot zu holen.
Wenn Ihnen manchmal Zweifel kommen, ob so viel Einsatz angemessen ist, denken Sie daran, dass nicht Ihr Kind die Familie getrennt hat, sondern dass Sie als Eltern es waren. Deshalb haben Sie auch die Verpflichtung, Schadensbegrenzung zu betreiben und die Hand zur Versöhnung zu reichen: immer wieder, wenn es sein muss lebenslang.
Das können verwaiste Väter tun, um ihre Kinder zurückzugewinnen:
- Nicht abwarten! Jeder Tag ohne Kontakt zu Ihrem Kind entfremdet es immer mehr von Ihnen. Lassen Sie keine Zeit verstreichen.
- Alle Möglichkeiten ausnutzen! Nutzen Sie alle Wege, die Ihnen zur Verfügung stehen (Mails, Telefon, Briefe, Postkarten, Webseite mit Fotos).
- Familienrituale einhalten! Geburtstage, Zeugnisausgabe, Weihnachten – reagieren Sie zu allen üblichen Anlässen.
- Um Hilfe bitten! Fragen Sie Familienmitglieder und Freunde, ob sie vermitteln wollen. Lassen Sie sich erzählen, was Ihr Kind gerade macht und woran es Freude hat.
- Mediator einschalten! Und bitten Sie die Expartnerin um die Teilnahme an einem Gespräch.
- In Kontakt mit der Mutter bleiben! Vermeiden Sie grundsätzlich Vorwürfe im Gespräch mit der Kindsmutter.
- Mit dem Jugendamt sprechen! Wägen Sie ab, ob es sinnvoll ist, ein Umgangsrecht einzuklagen.
- Gutachten einholen! Drängen Sie auf eine psychologische Beurteilung des Kindes.
- Unterstützung holen! Sprechen Sie mit Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen.
- Einladungen aussprechen! Sie bleiben in Kontakt, indem sie immer wieder gemeinsame Unternehmungen vorschlagen.
- Selbstvorwürfe vermeiden! Stattdessen sollten Sie versuchen, sich abzulenken. Unternehmen Sie etwas mit Freunden, treten Sie in einen Verein ein.
- Nie aufgeben! Die Vater-Kind-Bindung ist lebenslang.
Der alleinerziehende Vater
Sie sind die am schnellsten wachsende soziale Gruppe in Deutschland: alleinerziehende Väter. 350000 Väter erziehen in Deutschland ihre Kinder allein. Zum Vergleich: Vor 15 Jahren waren es gerade mal 200000. Insgesamt machen sie 13% der Alleinerziehenden aus.
Die Gesellschaft bewundert sie als Helden. Es gibt Respekt und Anerkennung vor der tollen Leistung, allerdings immer gemixt mit Zweifeln, ob ein Mann das allein alles hinkriegt. Denn es wird von alleinerziehenden Vätern oft erwartet, dass sie automatisch in die weibliche Rolle schlüpfen. Es wird beobachtet, wie der Vater den Haushalt meistert, ob er gut bügelt, kocht und backt. Aber das ist natürlich Unsinn. Ein Mann bleibt auch als alleinerziehender Vater ein Mann. Typisch weibliche Interessen stehen im Hintergrund. Ordnung ist nicht das beherrschende Thema. Häuslichkeit nicht seine Sache. Der Haushalt wird mit den Kindern „nebenbei“ gemeinsam erledigt. „Wir mussten anfangs zu viert in einer Zweizimmerwohnung leben. Klar war da nicht alles perfekt“, erinnert sich Peter, ein IT-Spezialist, der innerhalb von einer Woche seine zwei kleinen Kinder bei sich aufnahm, weil seine Exfrau plötzlich Karriere machen wollte und ein Jobangebot im Ausland angenommen hat. „Ich war total überfordert, wollte aber auf jeden Fall für meine Kinder sorgen. Es ging drunter und drüber. Aber mit guter Organisation und dem Einsatz meiner Mutter hat es schließlich bestens geklappt. Doch mit Äußerlichkeiten halten wir drei uns bis heute nicht sonderlich auf.“
Kinder von alleinerziehenden Vätern sind deutlich selbstständiger, was Zimmeraufräumen, Wäschewaschen und Kochen anbelangt, und geben an, sehr viel mit ihren Vätern zu unternehmen. Denn alleinerziehende Väter zeichnen sich durch Unternehmungslust und Aktivität aus. Sport treiben und ins Kino gehen, Campen und Fahrradtouren. Es passiert viel.
Und noch etwas ist wichtig: Alleinerziehende Väter beeinflussen das Selbstwertgefühl ihrer Kinder positiv, da alle mit anpacken müssen und sich als Notgemeinschaft verstehen. Sowohl Jungen als auch Mädchen profitieren davon. Heiners Kinder sind mittlerweile kurz vor dem Abitur und sagen gern: „Wir sind stolz auf uns!“
Aber wie wird man überhaupt ein alleinerziehender Vater? In fast 80% der Fälle sind Trennung und Scheidung die Ursache. Wer dann die Kinder bekommt, hat meistens überdurchschnittlich konfliktreiche Trennungen hinter sich. Denn in der Regel bleiben die Kinder bei ihren Müttern. Nur wenn die freiwillig verzichten oder nicht in der Lage sind, mit den Kindern zu leben, was mehrheitlich der Fall ist, bekommen die Väter das Sorgerecht. Bei Jürgen, einem 50-jährigen Techniker aus Bremen, standen eines Nachts seine drei Kinder im Schlafanzug vor der Tür. Die geschiedene Mutter war Alkoholikerin und hat sich im Rausch nächtelang in Lokalen herumgetrieben. Jürgen hatte Monate darum kämpfen müssen, dass das Jugendamt eingreift. Vergebens. „Sie können sich doch nicht um die Kinder kümmern“, hatte die Sachbearbeiterin immer gesagt und die Kinder bei der suchtkranken Mutter gelassen. Erst als sich seine Kinder selbst dafür entschieden, beim Vater zu leben, und einfach abhauten, kam Bewegung ins Spiel und Jürgen erhielt das Sorgerecht.
„Jugendämter sind Mütterämter“ glauben neben Jürgen auch viele andere Väter, die sich in solchen Notfällen durch den Behördendschungel gekämpft haben und für ihre Kinder sorgen dürfen.
Der große Unterschied zu den alleinerziehenden Müttern: Alleinerziehende Väter sind Arbeitsmänner. 81% sind berufstätig (zum Vergleich: 70% der alleinerziehenden Mütter arbeiten). Über 90% arbeiten mehr als 30 Stunden. Entsprechend gering ist die Sozialhilfequote. Während fast 25% der alleinerziehenden Mütter auf Hartz IV angewiesen sind, nehmen nur 3,5% der Männer staatliche Hilfe in Anspruch. Für Männer ist es selbstverständlicher, zu arbeiten, wenn sie Kinder haben. „Ich will meinen Kindern ein Vorbild sein. Sie müssen lernen, dass man Leistung bringen muss, um über die Runden zu kommen.“
Der Arbeitsmarkt macht es ihnen aber schwer, Job und Familie zu vereinbaren. Sie sind in höherem Maße auf Ganztagskindergärten angewiesen und brauchen in der Regel noch zusätzliche Betreuung. Nur 66% der alleinerziehenden Väter geben in Umfragen an, dass ihre Arbeitgeber die Familiensituation berücksichtigen. 34% sagen, dass sie dies ausdrücklich nicht tun.
Das führt zu vielen Problemen bei der Alltagsorganisation. Oft müssen sie auf der Karriereleiter mehrere Schritte rückwärtsgehen. Führungspositionen sind mit Kind meist gar nicht mehr regelbar. Jürgen hat seinen gutbezahlten Job als Techniker aufgegeben und arbeitet heute als Betreuer bei der Polizei. „Die Arbeitszeiten sind einfach familienfreundlicher!“
Die Väter sind dazu bereit, sich zurückzunehmen, weil es ihnen wichtig ist, sich um die Kinder zu kümmern. 60% würden gern weniger arbeiten, doch die Gesellschaft akzeptiert diesen Lebensentwurf bei Männern nicht, noch nicht. Teilzeitstellen sind nur in wenigen Berufsbereichen vorhanden. Auf Arbeitszeitreduzierung lassen sich die Arbeitgeber in der Regel nicht ein.
Also versuchen Väter, beides irgendwie hinzubekommen.
Dabei ist das Geld knapp. Denn nur 19% der Väter bekommen Unterhalt für ihre Kinder, gerade mal 1% bekommt Unterhalt für sich. Damit haben sie eine finanziell komplett andere Ausgangslage als alleinerziehende Mütter.
Die Überforderung hinterlässt Spuren. Alleinerziehende Väter leiden zunehmend unter psychischen Problemen wie Depressionen und Burn-out und kämpfen gegen wachsende Suchtprobleme. Zudem klagen sie über ein geringes soziales Leben. Alleinerziehende Väter können sich keinen Babysitter leisten und haben kein soziales Netzwerk. Sport und Hobbys bleiben auf der Strecke. Ihnen fehlen Freunde. Von anderen Männern werden sie als Exoten angesehen. Und sie können nicht netzwerkorientiert sein. Auf dem Spielplatz oder beim Alleinerziehendentreff sind sie klar in der Minderheit. Ihnen fehlt der Austausch mit anderen Vätern.
Doch gefragt, ob sie ihre Rolle lieben, kommt zu 100% ein klares Ja. „Ich bekomme Liebe und Bestätigung satt“, sagt Peter. „Das wiegt alle Mühe auf.“
Vater sein – so geht das!
Sie haben nun gelesen, wie sich die Vaterrolle im Laufe der Geschichte verändert hat und wie viele unterschiedliche Lebensentwürfe es heute für den modernen Vater gibt. Kein Wunder, dass er bei den vielfältigen Anforderungen ins Schlittern gerät und nicht mehr so recht weiß, ob er wirklich alles richtig macht.
Wie soll denn ein starker Vater sein? Er soll erkennen, dass alles, was sein Kind fühlt, wichtig ist. Er soll es halten und auffangen, wenn es stolpert und zu fallen droht. Er soll es nicht ständig belehren, sondern ihm mehr zuhören und erkennen, was ihm Freude macht und was es interessiert. Ein starker Vater sieht die Stärken seines Kindes mehr als die Schwächen und ermuntert es, sich zu beweisen. Dabei vergisst er nicht, Vorbild zu sein, und lehrt seinem Kind, sich für andere einzusetzen. Zu viel? Nein. Denn Vatersein ist gar nicht schwer. Friedrich Schiller schrieb: „Nicht Fleisch und Blut, das Herz macht uns zu Vätern.“ Wer daran anknüpft, ist mit Sicherheit ein starker Vater. Denn nichts trägt so sehr durch ein Kinderleben wie ein liebendes Herz.
Damit aber auch im Alltag Hürden genommen und Probleme gemeistert werden können, gibt es Grundregeln, die jeder kennen sollte, ein handwerkliches Rüstzeug, das angewendet aus jedem Vater einen starken Vater macht:
1. Zeit richtig nutzen
2. Aktive Kommunikation lernen
3. Empathie üben
4. Loben
5. Konfliktfähig sein
6. Leistungsbereitschaft stärken
Zeit richtig nutzen
Im Schnitt verbringt ein Vater täglich gerade mal 60 Minuten Zeit mit seinen Kindern. Die andere Zeit des Tages ist mit Arbeit und Alltagserledigungen ausgefüllt. Es ist also eine wertvolle Stunde, die aber nur dem Vater-Kinder-Verhältnis dient, wenn nicht ständig das Handy klingelt, man keine Mails beantwortet oder das Wohnzimmer streicht und Badezimmerfliesen auswechselt. Denn wenn Gedanken um berufliche Probleme und Pflichten kreisen, reagiert das Gehirn mit Hochspannung. Es schüttet Stresshormone aus. Der Körper bleibt in Anspannung. Geist und Seele auch. Man ist gereizt. Keine gute Voraussetzung, um für seine Kinder da zu sein.
Was tun? Ganz einfach, hören Sie auf, alles gleichzeitig zu machen. Multitasking klingt zwar spannend, ist aber längst als Lebensfalle entlarvt. Konzentration und Präsenz sind die Zauberwörter der Zukunft und die Schlüssel zu Gesundheit und erfülltem Leben. Konzentrieren Sie sich auf die Arbeit, die Familie, die Freunde, das Hobby – auf alles, was Ihnen wichtig ist. Aber versuchen Sie nicht, es gleichzeitig zu tun. Denn das geht nicht. Machen Sie alles der Reihe nach. Nur dann sind Sie mit Leidenschaft, hundertprozentiger Energie und ganzem Herzen dabei. Und jetzt mal ehrlich: Haben Kinder das nicht verdient?
Und so entzerren Sie den Tag:
1. Zeit für sich einplanen
Wer sich Zeit für sich nimmt, sammelt Energien, um die eigenen Batterien wieder aufzuladen. Wer sich dauerhaft überlastet, baut ab. Das Ergebnis: Erschöpfung, Müdigkeit, Gereiztheit. So kann man kein starker Vater sein. Nehmen Sie sich deshalb auch den Kindern zuliebe Zeit und machen Sie sich Gedanken darüber, was Sie in Ihrer eng bemessenen Freizeit gern für sich tun möchten. Dazu gehören das Ausüben einer Sportart, das Treffen mit Freunden, Hobbys. Faustregel: 75% der Zeit widmen Sie den Kindern bzw. der Familie, 25% sich selbst.
2. Klaren Übergang einhalten
Bestimmt haben Sie es auch schon so gemacht: Mit dem Handy am Ohr und dem Ordner in der Hand stürmen Sie aus dem Büro zu Ihrem Auto. Falsch! Besser ist es, jeden Arbeitstag mit einem Ritual zu beenden. Es klingt banal, wirkt aber garantiert im Alltag. Um wirklich loslassen zu können, ist es gut, kurz vor dem Feierabend alles aufzuschreiben, was man am nächsten Tag erledigen will bzw. muss. Damit entlastet man sein Kurzzeitgedächtnis und zieht einen inneren Schlussstrich unter seinen Arbeitstag.
3. Abstand zwischen Job und Familie zulassen
Die Fahrt nach Hause ist dafür ideal. Doch lassen Sie das Handy in der Tasche. Hören Sie im Auto Ihre Lieblingsmusik, lesen Sie im Zug Ihr Lieblingsbuch und stimmen Sie sich auf das ein, was vor Ihnen liegt: Zeit mit der Familie, den Kindern, den Menschen, die sie lieben.
4. Auszeit nehmen
Zu Hause angekommen, sollten Sie mindestens zehn Minuten für sich einplanen. Umziehen, in die Badewanne steigen, die Post lesen, etwas tun, was man gern macht. Die beste Art, um Distanz zu gewinnen, Stress abzubauen und die Gedanken schweben zu lassen, ist zudem Bewegung: Joggen, Radfahren, Schwimmen. All das räumt den Kopf auf und lässt Raum zu, sich seinen Kindern und deren Themen ganz zu widmen.
So, nun sind Sie angekommen und können für die Kinder da sein. Nutzen Sie Ihre Zeit für die Familie aber richtig. Überlassen Sie nichts dem Zufall. Denn von selbst klappt das Familienleben genauso wenig wie der Job. Wovon Sie am Arbeitsplatz profitieren, kann Ihnen auch zu Hause helfen: das richtige Zeitmanagement.
Und so geht’s:
- Eine Woche lang aufschreiben, was man in der Freizeit alles tut!
- Nur wenn man weiß, womit man seine Zeit verbringt, kann man sie auch neu gestalten.
- Prioritätenliste erstellen!
- Schreiben Sie ganz oben auf, was erledigt werden muss, das weniger Wichtige darunter. Das Schlusslicht sind die Dinge, die unwichtig sind und nur Zeitfresser darstellen.
- Nicht alles auf den Abend schieben!
- Überlegen Sie, ob Sie nicht morgens einiges abarbeiten können und damit später mehr Zeit haben für die Kinder.
- Delegieren Sie!
- Trauen Sie sich, Verpflichtungen abzugeben. Müssen Sie denn Kassenwart im Sportverein sein? Vielleicht ist die Aufgabe bei einem kinderlosen Mann oder einem mit älteren Kindern besser aufgehoben.
- Nein sagen und dabei ehrlich sein!
- Sprechen Sie grundsätzlich offen an, wenn Ihnen etwas nicht passt: „Tut mir leid, ich würde das gern machen. Aber ich habe zwei schulpflichtige Kinder und der Freitagabend gehört ihnen. Da gehen wir immer zusammen zum Bowlen.“
Denken Sie daran: Mit einem konsequenten Zeitmanagement schaffen Sie es, Zeit für das zu haben, was Ihnen wirklich wichtig ist: das Familienleben. Aber damit es reichhaltig und erfüllt wird, ist es nicht genug, einfach nur „da“ zu sein.
Es gibt vergeudete Zeit und reiche Zeit. Jeder kennt es: Eine Urlaubswoche kommt einem so viel länger vor als eine Arbeitswoche. Der Grund ist klar: In der Arbeitswoche vergeht jeder Tag mit Routine, die Urlaubswoche steckt voller neuer Eindrücke. Man hat einen unroutinierten Tagesablauf, macht neue Erfahrungen, lernt viele Leute kennen und bekommt dadurch Anregungen und Impulse. Durch die vielen Erlebnisse und Eindrücke kommt einem die Zeit viel länger vor.
Das Empfinden von Zeit wird also davon bestimmt, wie viel Bewegung in ihr steckt. Oder anders ausgedrückt: Um Zeit als „reichhaltig“ zu empfinden, hängt es davon ab, was in der Zeit passiert, wie viel neue Impulse in einer Zeitspanne erlebt werden. Man kann also ein bisschen dazu beitragen, dass einem verbrachte Zeit reicher vorkommt, indem man sie bewusst mit Bewegung, also mit Erlebnissen und Eindrücken, füllt. Wer die Zeit mit Leben füllt, wird glücklicher und zufriedener und damit auch ein besserer Vater.
Doch Vorsicht, Freizeit kann zum Stress werden und genau das darf es nicht. Sie soll reich genutzt werden und neue Energie geben, aber auf keinen Fall dürfen Körper und Seele unter Dauerdruck geraten. Dann erreicht man genau das Gegenteil: Man fühlt sich müde, ausgelaugt. Circa 12% der Männer leiden an einem Burn-out, weil ihnen der Ausgleich zum Arbeitsalltag fehlt. Und das Absurde: Schon sechsjährige Kinder zeigen ähnliche Anzeichen, weil sie nach der Schule keine Ruhe finden. Sie haben Bauch- und Kopfschmerzen, sind häufig müde und klagen über Schlafstörungen. Andere sind hyperaktiv und nervös, manchmal sogar aggressiv. Überforderung hat viele Gesichter. Die Eltern sind meist ahnungslos und löchern den Kinderarzt mit immer bohrenderen Fragen, warum denn ihr siebenjähriger Lukas immer Bauchweh hat und ihre 13-jährige Monika über Durchfall klagt. Zu den Stresssymptomen kommen schlechte Zensuren. Ein Teufelskreis! Denn auch der Schulerfolg hängt vom richtigen Freizeitverhalten ab. Und hier liegt vieles im Argen: montags Tennis, dienstags Klavier, mittwochs Nachhilfe und so weiter. Am Wochenende sind dann das Volleyballturnier und der Geburtstag des besten Freundes. Stress pur!
Immer mehr Kinder haben einen randvoll gefüllten Terminkalender. Schüler sind ausgebucht wie gutbezahlte Manager. Woran das liegt? Kinder leben heute kontrollierter als noch vor fünfzig Jahren. Die Eltern sind informierter und bildungsinteressierter. Aus den Kindern soll etwas werden und das geht in den Augen der Erziehungsberechtigten nur mit einem vielfältigen Programm. Alle möchten für ihr Kind das Beste: eine gute Schulausbildung, denn nur die ist der Schlüssel zum Erfolg. Aber sie möchten auch sportliche oder musische Angebote bereitstellen, damit kein Talent ungenutzt bleibt.
Das Angebot ist umfangreich. Es gibt Schnupperkurse in allen Bereichen. Doch damit nicht genug. Es geht längst nicht mehr darum, irgendwo hineinzuschnuppern, nein, es muss auch etwas erreicht werden. Die Helden aus Fußball und Tennis sind unentwegt im Fernsehen zu sehen und Wunderkinder an Klavier und Flöte werden ebenfalls regelmäßig präsentiert.
Es geht also nicht nur darum, dass Kinder bei Sport und Musik entspannen, nein, sie müssen auch Höchstleistungen bringen. Freizeit wird zur Leistungsforderung. Volleyballspielen kann nicht einfach nur Spaß machen, es muss schon eine Medaille sein, die später über dem Bett glänzt.
Der Philosoph und Buchautor Richard David Precht hat erst kürzlich drastisch gewarnt: „Ich sage den Müttern, die ihre Kinder von einem Termin zum nächsten fahren: Aus Euren Kindern wird nichts!“ Er argumentiert damit, dass Kreativität Freiräume braucht. Ein wacher Geist kann sich nur entfalten, wenn er Zeit und Raum dazu hat.
Väter und Mütter sollten darauf achten, soviel freie und unkontrollierte Handlungsräume zu schaffen wie möglich. Denn Untersuchungen aus der Lernpsychologie zeigen: Je freier ein Kind aufwächst, desto intelligenter wird es. Kinder wollen ihre Eltern nicht enttäuschen und sagen nicht schnell, wenn sie überlastet sind.
Außerdem ist Freizeitstress gerade „in“. Wenn alle ständig ihre Zeit verplant haben, fällt man ja unangenehm auf, wenn man auf die Frage „Hast du Zeit“ mit einem spontanen „Ja“ antwortet. Väter und Mütter können bewirken, dass ihre Kinder nicht ständig in ein Schema gepresst werden, sondern sich frei entwickeln.
Aber wie sollen Sie das machen, wenn Sie selber in der Stressfalle stecken? Wann hatten Sie das letzte Mal einen ganzen Tag, an dem Sie nichts geplant hatten? Können Sie sich daran erinnern, in letzter Zeit Langeweile empfunden zu haben? Vermutlich nein, denn die halbe Stunde Wartezeit am Bahnhof vertreibt man sich doch prima mit dem Smartphone und ruft schnell den alten Schulfreund zum Geburtstag an, weil via Facebook die Erinnerung daran kam.
Ziehen Sie sich an den eigenen Haaren aus dem Stresssumpf und lernen Sie wieder kennen, was so herrlich gut tut: Nichtstun. Wie wundervoll, wenn man mit seinen Kindern gemeinsam auf die Stressbremse treten und Seite an Seite Entspannung lernen und leben kann.
Einfach nur die Gedanken sausen lassen, die Zeit vergessen, Seele und Körper baumeln lassen; mit den Kindern am See in der Sonne liegen und über alles und jeden plaudern; dabei von nichts und niemandem gestört werden; sich Zeit nehmen, um das Unterste nach oben zu holen und Dinge anzusprechen, die man schon selbst längst vergessen geglaubt hat.
Die Freizeit, schon gar die mit Kindern, muss geplant werden. Sie darf aber nicht verplant sein. Deshalb gilt für starke Väter: Nehmen Sie sich etwas vor, aber nehmen Sie sich nicht zu viel vor. Lassen Sie immer Zeit, damit sich spontan Gespräche entwickeln können und warum nicht auch Vorhaben. „Weißt du was, du wolltest doch unbedingt mal Ruderboot fahren. Die Sonne scheint, lass es uns machen, und zwar jetzt gleich.“
Mit einem Bewusstsein für Zeit und einem guten Zeitmanagement bleiben Sie gesund und schaffen all das, was Ihnen am Herzen liegt: Zeit für die Kinder zu haben.
So nutzen Sie die Zeit mit Ihren Kindern sinnvoll
- Schreiben Sie eine Liste – notieren Sie dabei die Dinge, die Sie gern machen möchten, die Ihr Kind gern machen möchte und die Sie gemeinsam machen möchten.
- Sortieren Sie die Liste – schreiben Sie dahinter, welche Dinge Sie sofort tun können, welche in einer Woche oder einem Monat, welche in einem Jahr (ins Kino gehen, wenn der neue Film herauskommt, Pilze suchen am ersten Tag der Herbstferien).
- Führen Sie einen Terminplan – tragen Sie ein, wann der Schwimmkurs beginnt oder wann es Ferien gibt.
- Schreiben Sie zu dem Zeitpunkt auch auf, was Sie sofort dafür tun können (z.B. nach Hotels für die Reise suchen, bei Freunden nach einer Ausrüstung fragen, Geld zurücklegen etc.).
- Halten Sie sich an Ihre Termine – Kinder brauchen Verlässlichkeit.
- Halten Sie sich aber Stunden und am besten einen Tag in der Woche frei. Nichtstun, in den Tag hineinleben, spontan entscheiden, wonach einem der Sinn steht – das brauchen Erwachsene und Kinder gleichermaßen.
TIPP: Zeit für den anderen zu haben ist ein Zeichen von Wertschätzung. Gerade älteren Kindern sollte man das auch vermitteln. „Ich habe mir einen Tag freigenommen, weil ich gern mit dir ans Meer fahren möchte. Ich bin sehr gern mit dir zusammen!“ |
Test – Teilen Sie Ihre Familienzeit richtig ein?
Für jedes Ja gibt es einen Punkt. Zählen Sie die Punkte am Schluss zusammen.
- Fordern Sie Ihr Kind mindestens einmal am Tag auf, sich zu beeilen?
- Müssen Sie häufig geplante Aktivitäten verschieben?
- Beklagt sich Ihre Frau/Partnerin, dass Sie zu wenig Zeit für die Familie haben?
- Fallen Ihnen spontan drei Dinge ein, die Sie schon lange machen möchten und für die Ihnen die Zeit fehlt?
- Fühlen Sie sich häufig ausgepowert und übermüdet?
- Haben Sie ein schlechtes Gewissen, weil Sie nicht genug Zeit für die Kinder haben?
- Machen Sie in Ihrer Freizeit viele Dinge gleichzeitig?
- Telefonieren Sie beim Essen?
- Liegen auf Ihrem Nachttisch Arbeitsunterlagen?
- Wissen Sie beim Kleidungskauf sofort die Größe Ihrer Kinder?
Ergebnis: … Punkte
Auswertung
0–4 Punkte: Bravo, Sie haben Ihr Zeitkonto gut im Griff. Sie leben bewusst – machen Sie weiter so!
5–7 Punkte: Sie muten sich zu viel zu und wollen es allen recht machen. Schalten Sie einen Gang zurück.
8–10 Punkte: Sie stecken im Stressstrudel. Nehmen Sie sich einen Tag frei und organisieren Sie Ihren Familienalltag neu.
Aktive Kommunikation kann man lernen
65% der Kinder wünschen sich, ihre Eltern würden ihnen mehr zuhören. 75% vermissen das vor allem bei ihren Vätern. Besonders schlimm ist es, wenn es zu Konflikten kommt. 40% der Kinder fühlen sich von ihren Vätern nicht verstanden. Die Konflikte eskalieren. Funkstille.
Das muss nicht sein. Wer mit Kindern aktiv leben will, muss mit ihnen sprechen und – noch wichtiger – sie sprechen lassen. Erst wenn Kinder bereit sind, freiwillig, offen und ohne Angst über ihre Bedürfnisse und Probleme zu reden, können Väter ihnen helfen, sie unterstützen und ihnen durch Anteilnahme und Engagement eine glückliche Kindheit ermöglichen.
Doch sprechen ist nicht gleich sprechen. Gesagt heißt nicht unbedingt gehört. Gehört heißt nicht unbedingt verstanden. Damit eine Kommunikation gelingt, muss der Empfänger verstehen, was der Sender meint. Es ist also nicht nur wichtig, „was“ man sagt, sondern auch „wie“ man es sagt. Und es ist wichtig, „aktiv“ zu sein und sich zu vergewissern, dass man verstanden worden ist. Väter müssen wissen, wie das Gesagte bei ihrem Kind ankommt und was es bei ihm gefühlsmäßig auslöst. Nur dann können sie gezielt helfen, einwirken und Konflikte lösen.
Eine gelungene aktive Kommunikation hilft Vater und Kind, sich miteinander wirklich auszutauschen. Kinder können dabei ihre Gefühle mitteilen und lernen, selbst Probleme zu lösen. Das macht selbstbewusst. Väter können sich leichter in ihre Kinder einfühlen und künftig Probleme anders angehen. Das schont die Nerven und schafft ein besseres Miteinander.
Aktive Kommunikation umfasst vier Schritte:
- Aktives Zuhören
- Ich-Botschaften
- Konflikte strategisch lösen
- Zielvereinbarungen treffen
Aktives Zuhören
Diese spezielle Form des Zuhörens wurde schon in den 1950er-Jahren von dem amerikanischen Psychologen Thomas Gordon entwickelt und ist bis heute erfolgreich. Aktives Zuhören beschreibt ein Zuhören, bei dem der Zuhörer das Gehörte mit eigenen Worten wiederholt und damit bestätigt.
Und so geht’s:
- Nehmen Sie sich Zeit und konzentrieren Sie sich auf Ihr Kind. Gespräche entwickeln sich nicht zwischen zwei Terminen. Sinnvoller ist es, eine Gelegenheit zu schaffen, in der ausreichend Zeit zum Reden ist. Das kann auf einem Spaziergang sein oder beim Abendessen.
- Schalten Sie Ihr Handy aus. Machen Sie das ganz offen und sichtbar und erzählen Sie Ihrem Kind, dass Sie mal in Ruhe mit ihm sprechen möchten. Bei Älteren ist es gut, auch ihre Terminpläne zu berücksichtigen. Beispiel: „Ich möchte mal mit dir sprechen. Wann passt es dir?“
- Schaffen Sie eine entspannte Atmosphäre. Das gelingt am besten, wenn Sie nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, sondern erst nur plaudern. Fragen Sie nach den Freunden, einem Lehrer, einem Erlebnis. Beispiel: „Sag mal, was macht eigentlich dein Freund Philip? Du hast schon so lange nicht mehr von ihm gesprochen!“
- Bleiben Sie geduldig und halten Sie Gesprächspausen aus. Erwachsene sollten das Kind nicht ständig unterbrechen, sondern zulassen, dass es sich langsam öffnen kann. Kommt es dabei zu Gesprächspausen – lassen Sie die zu und haken Sie erst nach einer kurzen Pause wieder nach.
- Halten Sie Ihre eigene Meinung zurück. Treten Sie zurück und ermöglichen Sie so dem Kind die nötige Selbstreflexion. Denn die väterliche Meinung hat Gewicht und beeinflusst schnell.
- Zeigen Sie Aufmerksamkeit. Nicken Sie mit dem Kopf, halten Sie Augenkontakt, fragen Sie nach. So merkt das Kind, dass Sie Interesse zeigen und zugewandt sind.
- Wiederholen Sie in regelmäßigen Abständen das Gesagte mit Ihren Worten. Beispiel: „Wenn ich dich richtig verstanden habe, möchtest du nicht zum Klavierunterricht, weil du nicht den richtigen Erfolg siehst!“ oder: „Du hast dich also mit der Zeit verschätzt und konntest deshalb deine Vokabeln nicht mehr pünktlich lernen!“
- Fordern Sie Bestätigung ein. Dadurch kann das Kind sein Verhalten selbst beurteilen und auch alleine eine Lösung finden. Beispiel: „Ja, genauso war es! Vielleicht hätte ich einfach früher vom Sport zurückkommen sollen. Dann hätte ich es auch geschafft.“
Ich-Botschaften
Sie erleichtern die Kommunikation. Mithilfe der Ich-Botschaften sagen Väter ihrem Kind, was sie bei seinem Verhalten denken und fühlen, ohne das Verhalten zu bewerten. Das Kind erfährt, was es bei anderen ausgelöst hat, fühlt sich aber nicht frontal angegriffen. So erhält man die Gesprächsbereitschaft und kann weiter gemeinsam nach einer Lösung suchen.
Beispiel: Die 16-jährige Sarah kommt eine Stunde zu spät nach Hause. Sie sagen: „Wieso kommst du erst jetzt nach Hause? Wo warst du?“ Das beinhaltet einen Vorwurf und schafft eine schlechte Atmosphäre.
Besser: „Ich habe mir große Sorgen gemacht. Ist etwas passiert?“ Mit der Ansprache bleibt Kindern genug Raum, sich erst einmal zu erklären und gegebenenfalls auch zu entschuldigen. Das Kind versteht, was sein Verhalten bewirkt und kann entsprechend reagieren.
Besonders wenn es um Verletzungen geht, kann man so Raum für Lösungen lassen. Beispiel: „Ich habe mir extra den Abend freigehalten und mich auf den Kinobesuch gefreut. Ich bin richtig traurig, wenn es heute nicht klappt!“ ist besser als: „Warum hältst du dich nie an unsere Verabredungen?“
Mit Ich-Botschaften können Väter ihr Kind so ansprechen, dass es sich nicht angegriffen fühlt. Sie können Ihre Bedürfnisse und Probleme erklären. Das Kind kann Sie verstehen und sich in Sie hineinfühlen. Das stärkt die Liebe zueinander. Zeitgleich fühlt sich das Kind ernst genommen und akzeptiert. Zudem geben Sie ihm die Möglichkeit, sein Verhalten von sich aus zu ändern. Das macht selbstbewusst und sicher.
Mit Ich-Botschaften stärken Väter das Selbstbewusstsein ihrer Kinder und fördern Eigenverantwortung, Hilfsbereitschaft und Rücksichtnahme.
Vermeiden Sie auf jeden Fall Nachsätze wie: „Jetzt kannst du sehen, wie du das wieder gutmachst“ oder „Du wirst sehen, was du davon hast!“ Eine gelungene Ich-Botschaft ist vollständig frei von Vorwürfen.
Ganz anders verlaufen Gespräche mit den Du-Botschaften. In einer Du-Botschaft schwingt immer eine Schuldzuweisung und damit ein Angriff mit. Sie bewirken bei Kindern in der Regel, dass sie trotzig reagieren und oft – wider besseres Wissen – Widerstand leisten. Das Kind fühlt sich schuldig, herabgesetzt, kritisiert und verletzt. Die Folge ist klar: Es will sich für das erlittene Gefühl rächen und reagiert ebenfalls mit einer Du-Botschaft wie: „Du hast mir gar nichts zu sagen!“ oder „Du meckerst sowieso nur an mir herum. Am besten du schließt mich ein.“
Das Ergebnis sind verletzte Gefühle, patzige Antworten, Tränen, zugeknallte Türen, Strafen und ein emotionales Desaster auf beiden Seiten.
Denken Sie also daran: Ich-Botschaften führen Sie leicht und zuverlässig auf den Weg zu einer richtigen Kommunikation mit Ihren Kindern. Sie stabilisieren die Beziehung zu ihnen und vermeiden Spannungen. Da die Kinder in Ihnen ein Vorbild sehen, werden sie ebenfalls positiv reagieren. So wird sich eine Beziehung aufbauen, die von Nähe, Respekt und Zuneigung geprägt ist.
Konflikte strategisch lösen
Sie vermeiden Schäden am Familienleben, wenn Sie strategisch vorgehen. Nicht immer gehen Meinungsverschiedenheiten einfach vorüber. Oft bahnt sich zwischen Kindern und Vätern ein handfester Konflikt an. Es beginnt mit einer harmlosen Meinungsverschiedenheit, setzt sich fort in einer Diskussion, geht über in Meckern und Schimpfen und endet schließlich in Schreien. Was folgt, sind Schuldzuweisungen wie „Du hast …“, und „Immer machst du …“ und schließlich Drohungen „Wenn du nicht sofort tust, was ich dir sage …“ Schließlich knallen bei allen Beteiligten die Sicherungen durch und es nichts geht mehr.
Daraus können nervenaufreibende Auseinandersetzungen werden, die Väter und Kinder monatelang belasten und die Beziehung auf Eis legen. Doch das muss nicht sein. Väter, die gelernt haben, richtig zu kommunizieren, finden in der Regel eine schnelle Lösung, die das Miteinander wieder in die richtige Bahn bringt. Bleiben Väter und Kinder in einem Dialog, lässt sich jedes Problem lösen. Deshalb gilt: immer mit den Kindern in Kontakt bleiben. Reißt das Gesprächsband ab, kann man nichts mehr regeln.
Aber keine Sorge: Frieden ist lernbar, auch in der Familie. Es gibt eine Methode, wie man Konflikte zuverlässig löst. Mit drei einfachen Schritten sind Sie auf dem schnellen Weg zurück zu Harmonie.
1. Deeskalieren
Die Türen sind zugeflogen. Die Tochter hat sich eingeschlossen. Aus dem Zimmer dröhnt laute Musik.
Details
- Seiten
- ISBN (ePUB)
- 9783869107301
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2013 (März)
- Schlagworte
- Eltern-Ratgeber Erziehungs-Ratgeber Familien-Leben Kindliche Entwicklung Konflikt-Lösung Vater-Kind-Beziehung Vater-Ratgeber