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Das Business-Gedächtnistraining

Merkstrategien für den beruflichen Erfolg. Namen, Zahlen, Termine, Fakten, Projektinfos und Reden einfach im Kopf

von Stefanie Schneider (Autor:in) Petra Hitzig (Autor:in)
216 Seiten

Zusammenfassung

Umsatzzahlen, Namen, Verkaufsargumente und Reden - wer beruflich erfolgreich sein möchte, muss viele Informationen stets parat haben. Das Business-Gedächtnistraining widmet sich speziell den Anforderungen im Job. Dank der praktischen Übungen und der richtigen Technik merken Sie sich alles, was in Ihrem Beruf wichtig ist. Das Standardwerk für jeden, der mit dem Kopf arbeitet!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Gedächtnistraining – wozu braucht man das denn? Ist das nicht nur für Zahlen-Freaks?“

Diese und ähnliche Fragen sind oft die Reaktionen darauf, wenn wir berichten, dass wir uns intensiv mit dem Thema Gedächtnistraining beschäftigen. Viele der Fragenden vermuten, dass Gedächtnistraining ausschließlich ein Thema für Wetten, dass …?-Kandidaten, die ältere Generation oder allenfalls Schulkinder sei. Wenige können sich vorstellen, dass Gedächtnistraining im täglichen Berufsleben äußerst nützlich ist und nicht zuletzt ein effizienteres Arbeiten gewährleistet.

Der Nutzen von Gedächtnistraining ist keinesfalls eine Frage des Alters! Unabhängig davon, ob Sie gerade von der Schule oder vom Studium ins Berufsleben starten, bereits 29 Jahre in Ihrem Job tätig sind oder nach Ihrem Eintritt ins Rentnerleben als freie Beraterin oder Berater tätig werden: In jeder Phase Ihres Lebens können Sie Ihre Merkfähigkeit deutlich steigern. Mit der Anwendung von effektiven Merktechniken aus dem Gedächtnistraining können Sie sich Namen und Gesichter, Termine, Vorträge und vieles mehr aneignen und langfristig in Ihrem Gedächtnis abspeichern. Und – was besonders wichtig ist – auch direkt wieder abrufen, wenn die Informationen von Ihnen gebraucht werden.

In unserem Buch haben wir die wesentlichen Merkstrategien für Sie zusammengestellt und möchten Ihnen – auch anhand vieler Praxisbeispiele aus den unterschiedlichsten Bereichen des Berufslebens – zeigen, dass Gedächtnistraining funktioniert und vielseitig im Job einsetzbar ist. Lassen Sie sich überraschen!

Eine Bemerkung am Rande: Zwar wurde das Buch von uns – Gedächtnistrainerin und begeisterte Anwenderin – gemeinsam verfasst. Da jedoch viele Erfahrungen aus den Seminaren direkt in den Text eingeflossen sind, haben wir uns für die Ich-Form statt der Wir-Form entschieden.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der folgenden Lektüre und viel Erfolg beim Trainieren Ihres Gehirns!

Ihre

Stefanie Schneider und Petra Hitzig

Einleitung – Was uns Gedächtnistraining bringt

Wenn man an den beruflichen Erfolg denkt, an Fähigkeiten und Eigenschaften, die die eigene Karriere voranbringen, dann hat man vermutlich nicht sofort Gedächtnistraining im Sinn. Wozu braucht man denn in Zeiten von Computern, Laptops, Handys, USB-Sticks und sonstigen Speicher- und Kommunikationsmitteln noch ein gutes Gedächtnis? Schließlich müssen wir uns keine Telefonnummern mehr merken und kommen über das Internet ohnehin schnell zu allen möglichen gewünschten Informationen.

Sicher, das ist die eine Seite – wir verfügen heutzutage über eine Menge Möglichkeiten, uns Dinge nicht merken zu müssen. Auf der anderen Seite – und das wissen gerade die Menschen, die bereits seit einigen Jahren im Berufsleben stehen – gibt es immer wieder Situationen, in denen uns nichts weniger professionell aussehen lässt als ein verzweifeltes Kramen nach dem Notizbuch oder ein hastiges Durchsuchen aller möglichen Datenbanken. Wenn wir Fragen nach Preisen, Umsatzzahlen oder Produktionsverläufen nicht ad hoc beantworten können, wenn wir unseren Vortrag auf der Fachkonferenz wortwörtlich ablesen müssen, wenn wir uns partout den Namen unseres Kunden nicht merken können – wirkt das wirklich souverän und überzeugend?

Es gibt im beruflichen Alltag unzählige Situationen, in denen es wichtig ist, sich auf das eigene Gedächtnis verlassen zu können. Angefangen vom Bewerbungs- oder Mitarbeitergespräch bis zu Kundenveranstaltungen und Reden vor einem größeren Publikum – ein gutes Gedächtnis kann uns den entscheidenden Vorteil sichern. Und das ist keine Zauberei oder allein von der Veranlagung geprägt: Sie werden beim Durchlesen und Durcharbeiten des vorliegenden Buches selbst bemerken, wie Sie Dinge aufmerksamer und effizienter wahrnehmen. Sie werden wieder Sinne und Fähigkeiten benutzen, die Sie vermutlich lange nicht mehr so bewusst angewandt haben und nur zu reaktivieren brauchen. Ich erlebe in meinen Seminaren immer wieder, wie erstaunt meine Teilnehmer darüber sind, wie leicht sich Dinge merken lassen, wenn man nur weiß, wie es geht. Wenn Sie Ihr Gedächtnis dann noch gut organisieren und managen, können Sie Ihre geistige Leistungsfähigkeit um ein Vielfaches erhöhen.

Ich möchte Ihnen mit dem folgenden Buch die wichtigsten Merkmethoden und -strategien erläutern, häufige Anwendungssituationen im Beruf vorstellen und Ihnen so ermöglichen, Ihre persönlichen Herausforderungen an Ihr Gedächtnis souverän zu meistern. Eine kurze Erklärung zum Gedächtnis und zum Gehirn sowie Vorschläge für eine optimierte Gedächtnisorganisation und abschließende Tipps für den Alltag werden Sie verstehen lassen, warum diese Methoden funktionieren und wie man sein Gehirn bei den Herausforderungen im Berufsalltag nachhaltig unterstützen kann.

Unser Gedächtnis – Elektrische Impulse, Bilder und Co.

Was unser Gehirn so besonders macht

Bevor wir uns den Merktechniken widmen, möchte ich kurz Ihre Aufmerksamkeit auf das Arbeitsgerät lenken, das wir mit den folgenden Seiten auf Hochtouren bringen werden: Ihr eigenes Gehirn. Zunächst sei Ihnen versichert, dass Sie damit ein großartiges und extrem ausgefeiltes und hoch anspruchsvolles einmaliges Instrument nutzen. Mit einem Gewicht von ungefähr 1,4 kg und einem Energieverbrauch von 20 % der gesamten Nahrungszufuhr1 ist das Gehirn zwar nicht das schwerste Organ unseres Körpers, mit Sicherheit jedoch das anspruchsvollste und komplexeste. Die Erforschung des Gehirns ist in den letzten Jahren deutlich vorangeschritten. Dank neuer bildgebender Verfahren ist es möglich, dem menschlichen Gehirn sozusagen beim Denken zuzuschauen.2 Viele Fragen konnten dadurch beantwortet werden, einige frühere Annahmen erwiesen sich als falsch, und es bleiben noch sehr viele Aspekte zu entdecken.

Eines der wichtigsten Ergebnisse stellt die Erkenntnis dar, dass das Gehirn im Laufe des Lebens viel leistungsfähiger bleibt, als bislang angenommen wurde. Der Satz „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ und die feste Überzeugung, dass das Gehirn – einmal vollständig entwickelt – eigentlich nur noch abbaut, gehören in die Mottenkiste, denn heute weiß man, dass das Gehirn die Fähigkeit besitzt, sich ständig an die verschiedensten Anforderungen anzupassen.3 Diese Fähigkeit wird als Plastizität bezeichnet und sie bildet unter anderem die Basis für das Lernen.4

Zudem lassen sich mittlerweile einzelnen Gehirnarealen Funktionen zuordnen. Zwar kann dadurch keine allgemeingültige exakte „Landkarte“5 der vielfältigen Fähigkeiten des menschlichen Gehirns erstellt werden, doch weiß man, welche Bereiche durch spezielle Reize angesprochen werden und wie sich das Gehirn anpassen kann, wenn verschiedene Areale zum Beispiel durch einen Unfall verletzt wurden.6

Dass das Gehirn aus zwei Hemisphären besteht, die hauptsächlich durch einen Balken, den Corpus callosum, miteinander verbunden sind, ist lange bekannt. Man weiß auch, dass diese beiden Hemisphären sich ständig austauschen und bei nahezu jeder Aufgabe gemeinsam aktiv sind.7 Von den ehemals sehr populären Vorstellungen, dass in der einen Hemisphäre ausschließlich die Emotionen, in der anderen die Logik verarbeitet wird, dass es „rechts- und linkshirnige“ Menschen gibt oder – noch extremer – dass Frauen hauptsächlich die eine und Männer die andere Hemisphäre benutzen, ist man mittlerweile abgekommen.

Zwar stimmt es, dass weibliche und männliche Gehirne sich anatomisch voneinander unterscheiden, und auch, dass bei bestimmten Aufgabenstellungen verschiedene Gehirnareale aktiviert werden8 – für das Ergebnis bleibt dies jedoch relativ unerheblich: Der Mensch denkt, lernt und löst Probleme mit seinem Gehirn, und zwar vorzugsweise mit beiden Hemisphären.

Und was passiert im Gehirn? Dort befinden sich – grob geschätzt – 100 Milliarden bis zu 1 Billion9 Nervenzellen. Diese Nervenzellen, auch Neuronen genannt, können miteinander Verbindungen eingehen, und zwar sehr viele – jede Nervenzelle bis zu mehreren tausend. Um Ihr Vorstellungsvermögen ein bisschen herauszufordern: Die Anzahl der Verbindungsmöglichkeiten im menschlichen Gehirn ist größer als – wiederum grob geschätzt – die Anzahl der Atome im derzeit bekannten Universum.10

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Wir haben rein anatomisch gesehen alle Möglichkeiten, jederzeit etwas Neues zu lernen. Die Fähigkeit, miteinander Verbindungen einzugehen, welche durch weitere Benutzung noch verstärkt werden, bleibt den Nervenzellen nämlich in der Regel erhalten. Und genau diese Fähigkeit benötigen wir fürs Lernen. Beim Lernen wird meist Bekanntes mit etwas Unbekanntem verbunden. Das heißt, wir erhalten eine neue Information und versuchen sofort, diese mit etwas in Verbindung zu bringen, was wir schon kennen: Berichtet uns jemand, er habe eine Kumquat gegessen, können wir damit vielleicht zunächst nichts anfangen – wir wissen nur, es ist etwas Essbares. Wenn derjenige jetzt erzählt, dass es sich dabei um pflaumenförmiges Obst handelt, welches auch als Zwergorange bezeichnet wird, dann haben wir schon eine recht genaue Vorstellung, weil wir Pflaumen, Orangen – und allgemein Obst – natürlich schon kennen. Nun können wir die Frucht noch probieren und nachlesen, dass sie ursprünglich aus Asien stammt, und schon wurde unsere Liste der exotischen Früchte erweitert.

Je mehr wir bereits wissen, desto besser lassen sich weitere Informationen diesem Wissen hinzufügen. Dies erklärt, warum es uns auch im hohen Alter leichtfallen kann, Neues zu erlernen, sofern unser Gehirn regelmäßig herausgefordert wird: Unser Erfahrungsschatz ist hoch, wir können Dinge leicht in Zusammenhang bringen und auf ein großes Netzwerk in unserem Gehirn zugreifen.

Damit soll es schon genug der Anatomie gewesen sein – der genaue Aufbau des Gehirns spielt für das Gedächtnistraining ohnehin nur eine untergeordnete Rolle. Wichtig ist, dass wir uns der Großartigkeit unseres Gehirns bewusst sind.

Wenn wir nun noch die Grundfunktionsweise unseres Gedächtnisses verstehen, lässt sich leicht erkennen, warum Gedächtnistraining funktioniert.

Ein Gedächtnismodell – Von der Wahrnehmung zur Langzeitspeicherung

Der sensorische Speicher

Obwohl wir es selbst überhaupt nicht bemerken: Eine unvorstellbare Menge von Informationen prasselt permanent auf uns ein. Sie gelangt über die verschiedenen Sinnesorgane in unser Gehirn. In dem zeitlichen Modell des Gedächtnisses spricht man von dem Ort, an dem diese Informationen zunächst landen als dem so genannten sensorischen Speicher. Hier verbleiben sie allerdings nur für den Bruchteil von Sekunden.11

Die meisten Informationen wandern von dort aus direkt wieder ins sprichwörtliche Nirwana – das heißt, das meiste wird vom Gehirn aussortiert und wieder vergessen. Einige Informationen werden jedoch ins Kurzzeitgedächtnis übertragen, wo sie zunächst eine kleine Zeitspanne über verfügbar sind, andere gelangen direkt ins Langzeitgedächtnis.12 Welche Informationen wir wahrnehmen, ist unter anderem von dem eigenen Interesse, der persönlichen Erfahrung, der Aufmerksamkeit und der Erwartungshaltung abhängig: Was sehen wir, was riechen wir, was hören wir, …?

Wir filtern unbewusst: Gehen wir hungrig durch die Straßen, fallen uns vermutlich überall Essensgerüche, Restaurantwerbung und Imbissbuden auf. Habe ich mich gerade für den Kauf eines bestimmten Handys entschieden, werde ich auf der Straße plötzlich viele Personen entdecken, die genau mit diesem Handy telefonieren. Und in der aktuellen Tageszeitung fällt mir jetzt zum ersten Mal die große Werbeaktion des betreffenden Herstellers auf.

Unsere Sinne sind also die „ersten“ Informationsempfänger und wir sollten uns ihrer Rolle und Relevanz bewusst sein.

Übung: Mit allen Sinnen Details wahrnehmen und behalten

Jetzt möchte ich Sie einladen, einer kleinen Geschichte zu folgen. Vielleicht lassen Sie sich die nachstehenden Zeilen einfach vorlesen oder lesen Sie ganz entspannt selbst. Erleben Sie die Geschichte mit allen fünf Sinnen: Hören Sie, fühlen Sie, sehen Sie, riechen Sie, schmecken Sie! Wenn Sie alle Sinne bei dieser Geschichte einsetzen, wird es Ihnen leichtfallen, sich bei den anschließenden Fragen an Details zu erinnern. Versuchen Sie, Ihre Wahrnehmung bewusst zu schärfen!

Heute möchte ich Sie mit in den Park nehmen. Einer meiner Lieblingsplätze. Kommen Sie! Es wird Ihnen gefallen. Hier, wir gehen den Kiesweg entlang. Sehr schöne weiße Steine, die nicht ganz so laut knirschen. Aber es ist fast ein wenig beschwerlich, darauf zu gehen. Nun erreichen wir den schönen Königsplatz. Sehen Sie, wie hell das bronzene Reiterstandbild in der Sonne funkelt? Kommen Sie näher heran! Das ist König Heinrich IV. Er wurde von seinen Landsleuten „unser guter König“ genannt. Und tatsächlich kann man die Güte in seinem Gesicht erahnen. Er scheint sich lächelnd seinem Volk zuzuwenden. Aber hier lächelt er nur in den schönen Brunnen, auf dem sein Standbild steht. Das Wasser im Brunnen ist wunderbar kalt und klar. Merken Sie, wie gut es tut, die Hände einzutauchen? Man fühlt sich doch gleich herrlich erfrischt! Aber es gibt noch etwas Besseres: Sehen Sie dort an der Ecke den Eiswagen? Hier gibt es mein Lieblingseis: Erdbeereis. Der Duft nach Erdbeeren und der süße, kalte Geschmack – einfach herrlich. Luigi verkauft es schon seit Jahren hier. Kommen Sie weiter, hier sehen Sie den Fußballplatz, auf dem die Kinder spielen. Es macht Spaß, ihnen zuzusehen und zu hören, wie sie sich gegenseitig anfeuern. Dort, der kleine dicke Junge, mit den kurzen schwarzen Haaren, der strengt sich besonders an. Er will mal Profifußballer werden, glaube ich. Da, jetzt ist schon wieder ein Ball in dem Rosenbeet gelandet. Blüten und Erde fliegen richtig in die Luft! Ich frage mich, wie es diese Blumen schaffen, so schön auszusehen und so intensiv zu duften. Riechen Sie mal hier an der riesigen dunkelroten Rose, duftet die nicht herrlich? Und die Blütenblätter fühlen sich so samtig und weich an. Aber Vorsicht, die Dornen sind wirklich spitz, und es tut ganz schön weh, wenn man sich piekt.

Kommen Sie, hier hinter dem Reiterstandbild sind zwei Parkbänke im Schatten. Die riesigen Ahornbäume bieten eine wirklich angenehme Kühle. Setzen wir uns doch! Ist das nicht eine herrliche Ruhe? Hier kann man wunderbar entspannen und sich zurücklehnen. Oh, jetzt kommt das Liebespärchen der Saison. Sie haben sich angeblich bei einer abenteuerlichen Fahrt durch Rom kennen gelernt. Ist es nicht wunderbar, wie sie sich anlächeln? Und ich glaube, ich kann einen Ring an ihrem Finger funkeln sehen. Wir gehen besser weiter, um hier nicht zu stören. Die junge Dame auf der Liegewiese – die habe ich auch schon oft gesehen. Sie reibt sich gerade mit Sonnencreme ein, man riecht sie bis hierher. Hübsch sieht sie aus, nicht wahr? Mit ihren langen roten Haaren und ihrer fast blassen Haut. Die Jungs hinter ihr starren sie ganz schön an. Aber das macht ihr nichts aus. Sehen Sie, jetzt packt sie ihre Musikbox aus und hört alte Rock’n’Roll-Songs. So was hört man nur noch selten.

Lassen Sie uns doch dort drüben in das kleine Café gehen. Ich liebe es, es riecht hier so herrlich nach frischem Espresso. Und man kann von hier aus wunderbar den vorbeilaufenden Menschen zusehen, während man die leckeren kleinen Plätzchen isst, die ein wenig nach Anis schmecken. Sehen Sie den älteren Herrn da vorne? Er schnauft ganz schön. Mit seinem langen grauen Mantel und dem Hut ist er aber auch viel zu warm angezogen. Dort drüben, der junge Mann mit seinem offenen Hemdkragen, dem Zahnpastalächeln und dem beschwingten Gang: Der ist viel passender gekleidet.

So, ich muss zurück zur Arbeit. Wir können wieder den Kiesweg nehmen. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag!

Schön wäre es, wenn wir zum Beispiel unsere Mittagspause so entspannend gestalten könnten.

Nun aber zu ein paar Details unserer Geschichte. Bitte beantworten Sie die folgenden Fragen:

1.  Welche Duftnoten werden in der Geschichte erwähnt?

2.  Was befindet sich hinter dem Reiterstandbild?

3.  Was ist kühl oder kalt?

4.  Welche Farben wurden erwähnt?

Haben Sie Antworten finden können? Es ist gar nicht so leicht, sich auf Anhieb mit allen Sinnen auf eine Geschichte einzulassen. Vielleicht lesen Sie die Geschichte – jetzt wo Ihnen die Fragen bekannt sind – noch einmal aufmerksam durch. Es wird Ihnen ein Leichtes sein, die Anzahl der richtigen Antworten (siehe Anhang) zu erhöhen – weil Ihre Aufmerksamkeit bereits auf die richtigen Dinge gelenkt ist.

Das Kurzzeitgedächtnis: Größere Informationseinheiten für mehr Leistung

Auch im Kurzzeitgedächtnis bleiben die Informationen – worauf der Name schon hindeutet – nicht allzu lange. Je nach ihrer Art sind die Informationen hier nur wenige Sekunden bis Minuten verfügbar.13 Dann können sie durch Wiederholung, Abgleich mit bereits gespeicherten Informationen oder besondere Auffälligkeit ins Langzeitgedächtnis übernommen werden, oder sie werden wieder vergessen.

Das Kurzzeitgedächtnis des Menschen ist in der Lage, ungefähr 7 +/–2 Informationseinheiten – die so genannten Chunks – zu speichern.14 Die Chunks (aus dem Englischen = Brocken oder Klumpen) selbst können dabei allerdings mehrere Informationen enthalten. Ein Beispiel: Sie wollen sich eine 8-stellige Telefonnummer merken. Die Nummer lautet: 39874711. In Einzelziffern gemerkt entspricht sie acht Informationseinheiten.

Sie können nun die Nummer so lange vor sich hinmurmeln, bis Sie dazukommen, sie zu wählen: drei-neun-acht-sieben-vier-sieben-eins-eins, drei-neun-acht-sieben-vier-sieben-eins-eins … Vielleicht klappt es. Sie können aber auch die Anzahl der Chunks reduzieren, indem Sie aus der Nummer das folgende entwickeln: Ich bin 39 Jahre alt, meine Oma wurde 87 Jahre alt, und die nahm immer Kölnisch Wasser (= 4711). Das brauchen Sie sich vermutlich nur zweimal zu sagen und wissen die Telefonnummer auch noch heute Abend, um sie dann von zu Hause aus zu wählen. Aber da sind wir schon tief im Thema Gedächtnistraining angelangt.

Um die Restriktion des Kurzzeitgedächtnisses abzumildern, können Sie – wenn möglich – durch Mustererkennung oder Zusammenfassungen den Umfang der einzelnen Chunks erhöhen und so Ihre Kapazität voll ausschöpfen.

Ab ins Langzeitgedächtnis! Welche Informationen dürfen bleiben?

Haben es Informationen bis ins Langzeitgedächtnis geschafft, so bleiben sie dort für einen unbestimmten Zeitraum erhalten – mutmaßlich ein Leben lang. Ob sie von dort aus auch wieder abgerufen werden können, ist eine andere Frage.

Das Langzeitgedächtnis wird unterteilt in Wissen (= deklarativ) und Können (= nicht-deklarativ)15. Das deklarative Gedächtnis umfasst das Wissen um Fakten und Ereignisse; das nicht-deklarative quasi den Rest. Dies sind unter anderem erworbene Fähigkeiten wie Rad fahren, Schwimmen, Autofahren oder sonstige Handlungen und Gewohnheiten, die uns täglich begegnen und „in Fleisch und Blut“ übergegangen sind: Ein Chemiker denkt nicht mehr darüber nach, wie man Proben nimmt, ein Chirurg nicht mehr über die Handhabung des Skalpells – so hoffen wir jedenfalls. Das unbewusste Wiedererkennen, welches unter der Bezeichnung „Priming“ bekannt ist, findet ebenfalls im nicht-deklarativen Gedächtnis statt.

Das deklarative Gedächtnis speichert drei Arten von Informationen ab: episodische, semantische und perzeptuelle.16 Das episodische Gedächtnis hält autobiografische Inhalte fest, mit uns selbst als Mittelpunkt und Hauptdarsteller: die Hochzeit, der erste Arbeitstag oder ein Urlaub. Tatsächlich spielt es uns so manchen Streich – aber um diese Art Informationen soll es hier nicht gehen. Auch nicht um das perzeptuelle Gedächtnis, welches dafür zuständig ist, bereits Bekanntes zu identifizieren und zuzuordnen.

Wir wollen das semantische Wissen, das Faktenwissen, aufbereiten. Dinge, die wir uns merken wollen, weil wir sie nicht logisch erschließen können: Fremdwörter, Umsatzzahlen, Namen oder andere Informationen. Ich kann zum Beispiel das Golfhandicap meines Chefs nicht einfach so wissen oder durch irgendwelche Erfahrungen auf seinen zweiten Vornamen schließen. Ich muss diese Informationen empfangen, mir einprägen und verfügbar halten, um sie im beruflichen Alltag einsetzen zu können. Wie schaffen wir das? Zum Beispiel durch Wiederholungen.

Damit sind nicht die Art von Wiederholungen gemeint, an die wir uns vielleicht noch aus unserer Schulzeit erinnern: Zehn Minuten vor dem Biotest gehen wir die Liste mit den wichtigsten Hormonen durch, schreiben unsere Arbeit – und haben vermutlich bereits am Nachmittag alles auf Nimmerwiedersehen vergessen.

Es geht um bewusstes Wiederholen, das uns in immer größer werdenden Abständen bestimmte Informationen wieder ins Gedächtnis ruft, bis sie dort so fest verankert sind, dass wir sie auch nach Jahren noch problemlos abrufen können: Gesetzestexte, die wir gelesen haben, Namen und Fakten, die uns im Beruf weiterbringen, Methoden und Lösungsmöglichkeiten – all dies soll über weite Zeiträume unseres Lebens verfügbar bleiben.

Wiederholungen stellen jedoch nicht die einzige Art dar, uns Informationen einzuprägen. Eine ebenso große Rolle kommt den so genannten Mnemotechniken zu, die ich Ihnen nach der Vermittlung von einigen wichtigen Grundkenntnissen detailliert vorstellen möchte.

Mnemotechniken – Sichere Methoden zur Gedächtnissteigerung

Der Begriff „Mnemo“ stammt aus dem Griechischen (mneme = Gedächtnis, Erinnerung) und lässt sich auf die Göttin Mnemosyne zurückführen, die die Göttin des Gedächtnisses und Mutter der Musen war.17

Früher wurden die so genannten Mnemotechniken vor allem im alten Griechenland genutzt, wo sie im Zusammenhang mit der Rhetorikausbildung gelehrt wurden. Im Umfeld des griechischen Bürgertums – ebenso wie später in der römischen Oberschicht – wurde gerne und viel debattiert, es wurden lange Reden und Vorträge gehalten, und man kann es wirklich als Kunst bezeichnen, wenn diese Reden frei gehalten wurden. Nun hatten die damaligen Bürger auch sehr viel Zeit, ihre Reden zu üben, es gab kein Telefon, das einen ablenkte, keine E-Mails, die zwischendurch aufblinkten, und überhaupt waren die Berufe als Dichter, Senator oder Philosoph vermutlich kaum mit den heutigen Bürosituationen zu vergleichen. Trotzdem greifen auch wir noch auf die seinerzeit entstandenen Methoden zurück.

Unter Mnemotechniken versteht man sämtliche mehr oder minder bekannten und komplexen Merkhilfen, die im Alltag genutzt werden: von der einfachen Eselsbrücke („Sieben, fünf, drei – Rom schlüpft aus dem Ei“: Gründung Roms 753 v. Chr.) über Merksätze („Nie Ohne Seife Waschen“ für die Himmelsrichtungen im Uhrzeigersinn) bis zu komplexen Systemen, die den Gedächtnisweltmeistern zu unglaublichen Leistungen und schließlich zu ihren Titeln verhelfen.

Grundlagen zur Gedächtnisoptimierung

Es gibt Dinge, die merken wir uns, ohne darüber nachzudenken: der Geburtstag der Schwester, der Titel des Lieblingsfilms, die Zutaten für das Lieblingsessen oder – je nach Interessenlage – die chemische Formel für Serotonin. Diese Fakten merken wir uns, weil sie uns wichtig sind und uns interessieren, weil sie oft wiederholt wurden oder weil sie im Zuge unserer täglichen Arbeit ständig präsent sind. Welche Informationen uns automatisch einfallen, ist natürlich individuell verschieden.

Es gibt jedoch auch Informationen, die sozusagen kollektiv vorhanden sind – wie zum Beispiel der 11. September 2001. Fast jeder weiß, was er an diesem Tag gemacht hat. Das liegt daran, dass dieser Tag sehr eindrucksvoll war, von persönlichen oder fremden Schicksalen geradezu überfrachtet und von Emotionen verschiedenster Art bestimmt. Dank der Medien haben wir zudem tausende Bilder im Kopf, die auch immer wieder auftauchen. Des Weiteren wird der 11. September nicht als „Anschlag auf das World Trade Center“ bezeichnet – zumal ja auch weitere Anschläge an diesem Tag stattfanden –, sondern wird einfach „11. September“ oder „Nine/Eleven“ genannt.

Und was haben Sie am 12. August 2001 gemacht? Das wissen Sie vermutlich nicht auf Anhieb, wenn es nicht gerade Ihr Hochzeitstag war. Dies ist auch vollkommen undramatisch, denn es ist gut, dass Alltägliches irgendwann aus unserem Gedächtnis „verschwindet“.

Tatsächlich ist das Vergessen eine der elementarsten Leistungen unseres Gehirns, ohne die wir in arge Bedrängnis geraten würden.18 Stellen Sie sich vor, sämtliche unwichtigen Informationen würden ständig in Ihrem Kopf herumschwirren: welch anstrengender Gedanke! Kommen wir zurück zu den Informationen und Fakten, die Sie sich merken wollen und die nicht derart präsent und deutlich sind wie der 11. September – zum Glück!

Was können Sie tun, damit diesen Informationen prominente Orte in Ihrem Gedächtnis eingeräumt werden? Sie machen sie Ihrem Gehirn „schmackhaft“. Wie das aussehen kann, möchte ich Ihnen anhand eines Beispiels verdeutlichen. Sie werden überrascht sein, was man alles mit Informationen machen kann und welch bunte Szenen auch aus trockenen Daten entstehen können:

Meine Firma eröffnet eine Filiale in Bhubaneswar (gesprochen BubaNiischwar), Indien.

Ich kann mir den Namen dieser Stadt einfach nicht merken, also überlege ich, was mir zu dem Klang des Namens einfallen könnte und stelle mir Folgendes vor: Ich stehe vor der neuen Filiale, die jemand komplett bunt angemalt hat. Davor steht ein kleiner indischer Bub, der unschuldig guckt und sagt: „Bube nicht war …“

Die Filiale sieht aus, als hätte jemand farbigen Zuckerguss drübergekippt – und das, wo wir doch Traktorreifen herstellen! Diese Szene merke ich mir – inklusive des Namens der indischen Stadt.

Sie fragen sich, was diese „Spielerei“ eigentlich soll? Ich habe dem anspruchsvollen Gehirn eine spannende und merkwürdige Information angeboten, die einen Sonderplatz im Gedächtnis verdient. Dies konnte gelingen, indem ich Informationen für mein Gehirn ausgefallen miteinander verknüpft habe, so dass mittels Kreativität und unter Zugabe von reichlich Emotionen eine kleine Filmszene entstanden ist. Diese Szene habe ich schließlich in Gedanken mit meiner Firma verbunden und so sichergestellt, dass mir der Name nicht mehr entfällt.

Wenn ich Lust habe, kann ich der Szene auch noch die entsprechenden Geräusche zuordnen: das Hupen und Knattern der Autos, die an der Filiale vorbeifahren. Das Lachen der Menschen, die dieses bunte Gebilde sehen. Oder den Geruch und Geschmack von Zuckerguss. Die gewünschte Information, in diesem Falle der Name der indischen Stadt, wird also unter Einbeziehung aller Sinne immer eindrucksvoller, so dass mein Gehirn diese sehr gut behalten kann.

Üblicherweise verknüpft oder assoziiert jeder Dinge anders, hat andere Emotionen, die zum Aufpeppen genutzt werden können, und verfügt über anderes Vorwissen, an dem neue Informationen verankert werden können. Ich werde Ihnen anhand von vielen Beispielen und unter Vorstellung der einzelnen Methoden zeigen, wie Sie sich für den Beruf wichtige Informationen langfristig merken können.

Erste Schritte: Die Kollegen auf der Tastatur – Zwei Dinge merkwürdig miteinander verknüpfen

Beginnen wir damit, Dinge kreativ, emotional aufgeladen und mit allen Sinnen wahrgenommen zu einer eindrucksvollen Szene zu verknüpfen. Hier ein Beispiel:

Sie sind nächste Woche im Abteilungsleiter-Meeting mit dem Protokollführen an der Reihe und müssen also – entgegen Ihren Gewohnheiten – Ihren Laptop mitnehmen. Sie versuchen nun, zwei Dinge miteinander zu verknüpfen, nämlich den Laptop und die Abteilungsleiterkollegen. Zum Beispiel, indem Sie Ihre Kollegen in Gedanken schrumpfen und jeden auf einer Taste Ihres Laptops Platz nehmen lassen. Bei Bedarf stellen Sie sich dann noch vor, wie Sie genüsslich den Deckel zuklappen. Fertig ist das Bild – und Ihr Laptop wird zum nächsten Meeting sicher nicht vergessen.

Ich möchte Ihnen nun weitere Beispiele geben, damit Sie eine Idee davon bekommen, wie Sie Gegenstände – auch wenn diese auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben – möglichst ausdrucksstark verknüpfen können. Das schult die Kreativität, ermöglicht freie Assoziationen und lässt Sie erkennen, wie leicht man sich Dinge merken kann, die man in plastischen Bildern vor sich hat. Das Verknüpfen von zwei unter Umständen vollkommen unzusammenhängenden Informationen bildet die Basis für viele Mnemotechniken.

Fangen wir also an:

Eiskugel – Buch

Eine große Eiskugel fällt vom Himmel und landet mitten in meinem aufgeschlagenen Buch.

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Stöckelschuhe – Teddybär

Ein Teddybär trägt heiße Stöckelschuhe und stolziert freudig durch die Einkaufspassage.

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Pisa – Eier

Der Schiefe Turm steht gar nicht auf dem Boden, sondern auf Eiern … gucken Sie mal ganz genau nach … Anmerkung: Hier wurde bereits ein Zusatzschritt gemacht, indem ein Ersatzwort für Pisa gewählt wurde, und zwar der Schiefe Turm, als das Wahrzeichen der Stadt. Natürlich können Sie an diese Stelle ein Bild setzen, das Sie persönlich mit Pisa verbinden: Galileo Galilei (wurde in Pisa geboren), eine wunderbare Italienreise, Ihre erste Liebe oder leckeres Essen. Hauptsache, Sie denken bei Ihrem Bild sofort an Pisa.

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Freude – Leim

Ich bin außer mir vor Freude, will ständig in die Luft springen, aber der Leim unter meinen Füßen lässt mich am Boden kleben.

Anmerkung: Begriffe wie Freude, Glück, Zufriedenheit, Wut, Sorge oder Ähnliches haben kein direktes Bild, so dass ich ein Ersatzbild wähle. Die Freude habe ich mit einem Luftsprung symbolisiert, Wut könnte das Bild einer geballten Faust sein, Zufriedenheit eine glücklich lächelnde ältere Dame.

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Mithilfe dieser Bilder ist es nun möglich, anhand nur eines Begriffes auf den jeweils anderen zu schließen, obwohl sie nicht unbedingt logisch miteinander verbunden sind. Unserem Gedächtnis ist die Logik in diesem Fall egal. Es erkennt, welche Begriffe zueinander gehören, hat sich also die entsprechenden Details gemerkt. Dies werden wir uns in den Merktechniken zu Nutze machen.

Übung: Was fehlt?

Jetzt sind Sie dran: Verknüpfen Sie nun die folgenden Begriffe möglichst kreativ und ausgefallen miteinander, so dass einprägsame Bilder entstehen:

Hautcreme – Baum

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Kiste – Maus

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Marmelade – Telefon

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Teppich – Berlin

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Feuerwehr – Nagellack

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Formular – Blumen

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Glühbirne – Tomate

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Trödelmarkt – Mann

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Gehen Sie nun Ihre Bilder in Gedanken nochmals durch. Sind alle Einzelheiten gut zu erkennen? Dann tragen Sie jetzt die fehlenden Begriffe ein:

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Haben Sie es geschafft? Herzlichen Glückwunsch.

Sollte Ihnen das eine oder andere Begriffspaar nicht eingefallen sein, ist das in Ordnung. Bemerkenswerte Verknüpfungen bedürfen nun einmal einer gewissen Übung. Freuen Sie sich einfach auf die nächsten Kapitel und Beispiele. Sie werden sehen, mit jeder Übung kommen Ihnen immer schneller ausgefallene und verrückte Bilder in den Sinn.

Nun möchte ich Ihnen noch meine Assoziationen und Bilder vorstellen:

Baum – Hautcreme

Zur besseren Landschaftspflege reibe ich den Baum mit einer feinen Hautcreme ein. Der Baum genießt und schweigt.

Feuerwehr – Nagellack

Die Feuerwehr hat nichts zu tun – was gut ist – und nutzt die freie Zeit zur Verschönerung des Feuerwehrautos, welches mit Nagellack auf Hochglanz gebracht wird.

Mann – Trödelmarkt

Auf dem Trödelmarkt erzielen Sie für Ihren Mann einen extrem guten Preis.

Kiste – Maus

Eine fleißige Maus trägt eine riesengroße Kiste auf ihrem Rücken. Es soll ihr neues Feriendomizil werden.

Telefon – Marmelade

Mein Telefon reibe ich mit Marmelade ein. Wunderbar, so kann ich mein Telefon nicht nur hören, sondern auch riechen und unvergesslich berühren.

Tomate – Glühbirne

Unsere Wohnung soll extravagant werden. Unter diesem Motto hängt seit Neuestem eine große Anzahl Glühbirnen und Tomaten an meiner Zimmerdecke. Sehr schön!

Blumen – Formular

Das Formular decke ich mit unzähligen bunten Blumen zu. Weg ist es!

Teppich – Berlin

Ich setze mich auf den großen Teppich und fliege damit dreimal um den Reichstag.

Der Grundstein für ein optimiertes Gedächtnis und die Basis für die Merkmethoden ist mit dieser Übung gelegt – und es kann losgehen!

Mit der Geschichte-Methode verschiedenste Aufgaben sofort merken

Das Prinzip der Geschichte-Methode ist schnell erklärt: Sie wollen sich ein paar Dinge merken und haben keinen Zettel dabei? Überlegen Sie sich einfach eine kleine Geschichte, in der die für Sie wichtigen Informationen vorkommen. Denken Sie immer daran: Das Gehirn ist verwöhnt und will unterhalten werden! Nutzen Sie also lustige, traurige, übertriebene, verrückte, emotionale oder erotische Elemente und fangen Sie einfach an. Sie werden erstaunt sein, wie schnell Sie eine kleine Geschichte beisammenhaben – und schon wieder kreativ waren.

Beispiel: Die spontane Aufgabenliste

Vielleicht kennen Sie die Situation? Eigentlich sind Sie gerade dabei, eine neue Strategie für das nächste Verkaufsgespräch zu planen, oder Sie bearbeiten die Schriftstücke der letzten Woche – da steckt die Vorgesetzte auf dem Weg zum Flughafen kurz ihren Kopf ins Zimmer und sagt Ihnen, was Sie bis zu ihrer Rückkehr in zwei Tagen unbedingt noch erledigen sollten:

Aus den folgenden Stichpunkten können Sie nun eine Geschichte erstellen:

Wie könnte die Geschichte aussehen?

Zum Beispiel so: Ich fahre mit dem Auto gerade auf die Autobahn, als ich Kollegin Sabine vor mir fahren sehe. Ich kurbele das Fenster herunter und werfe ihr das Geschenk hinüber. Leider trifft es ihren Beifahrer aus dem Vorstand, der vor Schreck sämtliche Papiere mit den Umsatzzahlen aus dem Autofenster flattern lässt. Viele Papiere fliegen direkt auf die Frontscheibe eines kleinen Flugzeuges, das daraufhin direkt auf dem Stuttgarter Flughafen zwischenlanden muss. Es hält mitten in einer Präsentation des Abteilungsmeetings. Da gehen die Türen auf und heraus rollt ein wunderschöner neuer Drucker.

Mit dieser Geschichte sollte es ein Leichtes sein, sich an sämtliche Aufgaben bis zur Rückkehr Ihrer Chefin zu erinnern. Und sie bestenfalls auch zu erledigen.

Übung: Ich packe für meine Geschäftsreise

Hoffentlich habe ich bloß nichts vergessen! Ein Gedanke, den wir nicht haben möchten, wenn wir gerade in unseren abfahrbereiten Zug steigen. Also geht man am besten eine kurze Geschichte durch, bevor man das Haus verlässt. Was müssen wir für unsere Geschäftsreise unbedingt mitnehmen?

Bitte überlegen Sie sich nun Ihre Geschichte:

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Sehr gut! Bitte gehen Sie die Geschichte in Gedanken nochmals durch. Sie werden merken, dass es Ihnen mit etwas Übung sehr leichtfallen wird, aus dem Stegreif Geschichten zu erfinden. Und wer weiß, wozu das für Sie noch gut sein wird.

Tragen Sie nun Ihre Packliste in die nachstehenden Zeilen ein:

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Sind Ihnen sieben und mehr Gegenstände eingefallen? Bravo!

Jetzt möchte ich Ihnen kurz meine Geschichte schildern, die mir zu den aufgeführten Begriffen eingefallen ist:

Mein Laptop hat schon wieder meinen Personalausweis gefressen. Einfach zugeklappt und weg war er. Jetzt muss ich ihn mit der Zahnbürste zwingen, sich zu öffnen. Damit er offen bleibt, klemme ich noch einen Deostift dazwischen. Natürlich ist der Laptop stärker und der Deostift geht kaputt. Alles spritzt über meine Kleidung und die Mappe mit den Geschäftsunterlagen, die jetzt kolossal verklebt sind und extrem duften. Zur Strafe piekse ich den Laptop mit meinem Kamm. So! Ich schnappe mir mein Handy – das einzige Gerät, auf das hier Verlass ist – und rufe die Polizei! Den Laptop fessle ich sicherheitshalber noch mit den Kabeln der Lade- und Netzgeräte. Jetzt kann ihn die Polizei bedenkenlos mitnehmen.

Die Geschichte-Methode eignet sich übrigens hervorragend für etwa 15 bis 20 Begriffe oder Informationen. Wenn Sie sich mehr Dinge merken wollen, könnte die Geschichte zu umfangreich werden, so dass die Gefahr besteht, dass man „rauskommt“ und so wichtige Informationen verloren gehen. Für die Version mit „unlimitierter Speichergröße“ kommen wir nun zur Loci-Methode.

Von der Argumentationskette bis zur freien Rede – Nichts auslassen dank Loci-Methode

Einsatzmöglichkeiten und Herkunft der Loci-Methode

Sie möchten sich innerhalb kurzer Zeit Aufgabenlisten, Verkaufsargumente und Stichpunkte für die nächste freie Rede sicher und in der richtigen Reihenfolge merken? Sie möchten Ihren Mitarbeitern die Leitlinien des Unternehmens nahebringen oder den Ablaufplan eines großen Prozesses sicher vorstellen? Dann ist die Loci-Methode als Klassiker unter den Merktechniken das Mittel der Wahl.

Der Name Loci-Methode stammt von dem lateinischen Wort loci = Orte. Diese Methode wird auch Raummethode genannt und bildet im Grunde eine Art Sortiersystem für Informationen im eigenen Gedächtnis. Dieses System wussten wohl schon die alten Griechen zu schätzen, namentlich Simonides von Keos. Der Mythos, den Cicero in seiner Schrift zur Rhetorik De oratore wiedergibt, beschreibt den Ursprung der Loci-Methode und ist – wie es sich für diese Zeit gehört – tragisch, mit einer Moral verbunden und mit ordentlich vielen Toten dekoriert:

„Man erzählt nämlich, Simonides habe einst zu Krannon in Thessalien bei Skopas, einem begüterten und vornehmen Mann, gespeist und ein auf ihn gedichtetes Lied gesungen, worin er vieles nach Art der Dichter zur Ausschmückung auf das Lob des Kastor und Polydeukes eingestreut hatte; Skopas habe hierauf gar zu knickerig zu Simonides gesagt, er werde ihm nur die Hälfte der ausbedungenen Summe für dieses Lied geben, die andere Hälfte möge er sich, wenn es ihm beliebe, von seinen Tyndariden erbitten, die er eben so sehr gelobt habe. Bald darauf, erzählt man weiter, wurde dem Simonides gemeldet, er möchte herauskommen; zwei junge Männer ständen vor der Tür, die ihn dringend zu sprechen wünschten. Er erhob sich von seinem Sitz, ging hinaus, sah aber niemand. In der Zwischenzeit stürzte das Zimmer, wo Skopas speiste, zusammen, und er mit den Seinigen wurde durch den Einsturz unter den Trümmern begraben und kam um. Als nun die Angehörigen diese zu bestatten wünschten und die Zerschmetterten durchaus nicht unterscheiden konnten, soll Simonides dadurch, dass er sich erinnerte, welchen Platz jeder bei Tisch eingenommen hatte, allen gezeigt haben, wen jeder zu begraben habe. Durch diesen Vorfall aufmerksam gemacht, erzählt man, machte er damals ausfindig, dass es besonders die Ordnung sei, die dem Gedächtnis Licht verschaffe.“19

Zwei Dinge lehrt uns diese Erzählung: Man sollte niemals einen griechischen Dichter um seinen Lohn prellen und sich vor Augen führen, wie hilfreich es für das Gedächtnis ist, eine „räumliche Ordnung“ im Kopf zu erstellen. Denn genau das hat Simonides von Keos gemacht: Entlang der Sitz-„Ordnung“ hatte er Namen und Gesichter abgespeichert und so keinen der Gäste vergessen. Dieses Ereignis brachte ihn zu der Erkenntnis, dass Orte im Gedächtnis, an die man bildlich vorgestellte Informationen anknüpfen kann, ungemein hilfreich sind20 – und genau das wird bei der Loci-Methode getan.

Sie können sich Ihr Gedächtnis als eine Art riesengroße Bibliothek vorstellen. Niemand weiß, wie viele Bücher hier eigentlich untergebracht sind – aber es sind Unmengen. Sämtliche im Gedächtnis verfügbaren Informationen sind in dieser Bibliothek aufgehoben – nur leider wird man die einzelnen Bücher nicht alle wiederfinden, wenn man nicht weiß, wo sie genau stehen. Jede gut sortierte Bibliothek besitzt ein eindeutiges Ordnungssystem für die Bücher, welches den genauen Standort nachvollziehbar macht.

Bei der Loci-Methode ist das ähnlich. Sie legt fest, wo sich Informationen befinden beziehungsweise wo wir (in Gedanken) entlanggehen müssen, um an der gewünschten Information vorbeizukommen. Es wird also ein Weg erstellt, sei er nun imaginär oder real, der mehrere Routenpunkte hat. An diesen Punkten werden die Informationen durch bildhafte Verknüpfung „abgelegt“, die wir uns merken möchten.

Wir benötigen im nächsten Schritt also Räume oder Wege, die wir sicher „entlanggehen“ können.

Beispiel: Sicherheit im Mitarbeitergespräch – Gesprächsstichpunkte auf der Körperroute

Fangen wir mit einer sehr übersichtlichen „Route“ an, auf der wir verschiedene Punkte zur Informationsverankerung einrichten: unserem eigenen Körper. Der Körper eignet sich als Weg insofern prima, als wir ihn „überall mit hinnehmen können“. Richten wir also zunächst gemeinsam Wegpunkte ein, indem wir den Körper von den Füßen bis zum Kopf „abschreiten“:

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Dieser Weg beginnt mit Punkt 1 und endet mit Punkt 10. Dass wir dabei von unten nach oben zählen, dient der leichteren Visualisierung – die Füße sind schließlich auch unten. Wiederholt man die verschiedenen Wegpunkte ein paar Mal und geht sie tatsächlich einmal mit der Hand ab, so hat man sich eine sehr übersichtliche und gut zu behaltende Route mit eindeutigen Wegpunkten erstellt. Nun gilt es, diese Wegpunkte auf dem Körper mit den zu merkenden Informationen zu verknüpfen. Die Verknüpfung sollte möglichst plastisch und für das Gehirn sehr anregend gestaltet werden, damit sie leicht zu merken ist. Danach schreitet man den Körperweg in Gedanken wieder ab und trifft unterwegs auf die dort verankerten Informationen.

In unserem ersten Beispiel versuchen wir, uns Fragen und Fakten zu merken, die während eines Vorstellungsgespräches mit einer potenziellen neuen Mitarbeiterin behandelt werden sollen. Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten als Führungskraft in einem Pharmazieunternehmen, welches sich auf die Herstellung von Nasentropfen spezialisiert hat. Sie haben schon einige Einstellungsgespräche geführt – doch ab und zu passiert es Ihnen, dass Sie die eine oder andere wichtige Frage vergessen, wenn Sie Ihren Spickzettel nicht dabeihaben. Damit Sie das nächste Gespräch ohne Zettel führen können, legen Sie die Fragen und Fakten stichpunktartig auf Ihrer Körperroute ab.

Sie wollen Folgendes wissen:

  1. Vorwissen über die Unternehmensbranche (Pharmazie)
  2. Vorwissen über das konkrete Unternehmen (Marktführer für Nasentropfen)
  3. Ausbildung
  4. Ehemalige Arbeitgeber
  5. Karriereziele
  6. Grund für Jobwechsel
  7. Arbeitszeiten
  8. Gehaltsvorstellungen
  9. Möglicher Arbeitsbeginn
  10. Entscheidungstermin

Los geht’s:

1.  Wir starten mit der Position Nummer 1, den Füßen. Unsere Füße 1. sollen fantasievoll mit der ersten zu merkenden Frage aus unserem Beispiel kombiniert werden: Was weiß die Kandidatin über die Pharmaziebranche? Verknüpfen Sie nun bildlich Ihre Füße mit der Pharmazie, indem Sie sich vorstellen, wie Ihre Füße in einer Schüssel unzähliger bunter Tabletten baden, die lustig an den Zehen kitzeln.

2.  Unsere Knie werden mit den Nasentropfen verbunden. Also stellen Sie sich vor, dass Ihre Knie einen Schnupfen haben, so dass sie ständig jucken und mit Nasentropfen beträufelt werden müssen.

Genauso wird mit den übrigen Informationen und Wegpunkten verfahren:

3.  In Ihrer Gesäßtasche befinden sich die Ausbildungszeugnisse der letzten Jahre. Bei den vielen Schul- und Ausbildungsjahren sind das eine Menge, so dass sie ordentlich drücken.

4.  In Ihrem Bauchnabel befinden sich zahlreiche Firmenlogos der ehemaligen Arbeitgeber.

5.  Quer über Ihre Brust haben Sie das Wort ZIELE geschrieben. In schönen bunten Buchstaben.

6.  Unter den Achselhöhlen kitzelt es, da sich dort Ihre Bewerberin befindet und von Job zu Job wechselt.

7.  Auf Ihrer Schulter balancieren Sie eine Stechuhr zur Erfassung der Arbeitszeiten.

8.  In Ihrem Mund steckt ein Gehaltszettel, den Sie genüsslich verspeisen und …

9.  … auf der Nase balancieren Sie den Terminkalender, in dem der erste Arbeitstag angestrichen ist.

10.  In Ihren Haaren sitzt ein Männchen, das ständig Entscheidungen trifft: Daumen hoch, Daumen runter.

Sie haben nun alle zu merkenden Informationen sicher an Ihrem Körper abgelegt. Wenn Sie jetzt Ihre Körperroute beim nächsten Vorstellungsgespräch in Gedanken abschreiten, werden Ihnen sofort die dort abgelegten Informationen wieder begegnen.

Wir haben gemeinsam zehn Wegpunkte eingerichtet. Wenn Sie mögen, können Sie mehr Wegpunkte am Körper festlegen, indem Sie zum Beispiel die Wade, den Hüftknochen oder jeden einzelnen Finger mit aufnehmen. Wenn Sie weitere Routenpunkte benötigen, erschaffen Sie sich hierfür neue Routen. Warum man verschiedene Routen braucht und wie diese erstellt werden, erfahren Sie im folgenden Kapitel.

Tipps für optimale Routen

Als mögliche Routen eignen sich Räume, die uns sehr vertraut sind und die wir problemlos auch in Gedanken abschreiten können. Zum Beispiel das Büro, in dem wir täglich sitzen oder auch die eigene Wohnung. In jedem Zimmer lässt sich eine Route erstellen.

Natürlich eignen sich auch Wegstrecken an der frischen Luft, sofern sie uns hinreichend vertraut sind: der alte Schulweg, Wege zu Freunden, eine vor Kurzem durchgeführte Rundreise oder ein gern gewählter Spazierweg.

Wir sollten immer mehrere Routen im Kopf parat haben, für den Fall, dass wir uns schnell etwas merken wollen. Denn zum einen könnte es sein, dass mehr Informationen zu behalten sind, als eine Route Wegpunkte hat, zum anderen können Wegpunkte einfach bereits belegt sein, weil dort die Informationen der vorangegangenen Routennutzung noch präsent sind. Erfahrungsgemäß verschwinden die Bilder und Informationen – je nach Qualität der Verknüpfung – nach einem oder mehreren Tagen wieder aus dem Gedächtnis, sofern sie nicht mittels Wiederholungen wunschgemäß in das Langzeitgedächtnis übernommen wurden. Dann wären also auch bereits benutzte Routen wieder „frei“. Verfügt man jedoch über mehrere Routen, umgeht man ganz sicher die Gefahr überlappender Bilder beziehungsweise Informationen und hat jederzeit Platz für neue zu merkende Dinge.

Das Erstellen mehrerer einprägsamer und sicherer Routen ist die Grundlage der Loci-Methode. Um dabei nicht in Stolperfallen zu geraten, erfahren Sie nun, nach welchen Regeln alle Routen erstellt werden sollten:

Erstellen Sie Routen mit einer leicht zu merkenden Anzahl von Routenpunkten.

Zum Beispiel: Wohnzimmer – 20 Punkte, Bad – 10 Punkte, Küche – 10 Punkte, Arbeitsweg – 20 Punkte. Das ermöglicht Ihnen eine schnelle Übersicht über die benötigten Routen. Sie müssen sich 37 Begriffe merken? Dann müssen Wohnzimmer, Bad und Küche herhalten. Bei 17 reicht schon das Wohnzimmer oder der Arbeitsweg.

Alle Wegpunkte sollten fest an ihrem Platz stehen.

Das bedeutet, dass die Orte, die Sie als Wegpunkte verwenden, relativ unbeweglich sein sollten. Die zuverlässigsten Wegpunkte sind feste Gegenstände wie der Büroschrank oder die Garderobenhaken. Die bleiben da, wo sie sind.

Weniger eignen sich das Bonbonglas, der Locher oder die Keksdose. Es sei denn, Sie sind ein besonders ordentlicher Mensch, bei dem immer alles an seinem Platz steht. Sollten Sie jedoch eher zum spontanen Typus gehören oder solche Kolleginnen und Kollegen haben, kann es sein, dass der Locher schon mal im Schrank und die Keksdose unter Umständen gar nicht zu finden ist.

Behalten Sie stets die Reihenfolge aller Wegpunkte bei.

Wenn Sie sich nur fünf Informationen merken möchten, verwenden Sie einfach die ersten fünf Punkte einer Route. Es ist nicht ratsam, für diesen Zweck auf einmal nur die fünf größten Orte auf einer Route zu nutzen, wie Bahnhof, Bushaltestelle, Dom, Rathaus und Bürogebäude. Sonst wissen Sie bei der nächsten Verwendung nicht mehr, welche Wegpunkte genau auf die jeweilige Route gehören.

Die Wegpunkte im Raum sollten sich ungefähr auf einer Höhe befinden.

Der Leuchter an der Decke ist ebenso ungeeignet wie der Parkettboden. Erstens könnten Sie beide völlig vergessen, weil Sie in der Regel beim Abschreiten Ihrer Räume und Wege nicht nach oben oder nach unten sehen. Zweitens sind diese beiden Orte von jedem beliebigen Punkt Ihres Weges aus sichtbar, so dass diese Wegpunkte keiner eindeutigen Reihenfolge unterliegen.

Wählen Sie eindeutige Routenpunkte, die nicht in mehreren Wegen vorkommen.

Zimmertüren, die sich ähnlich sehen, Steckdosen, die in jedem Zimmer auch noch mehrmals auftauchen, oder Straßenlaternen, die eine gewisse Einmaligkeit vermissen lassen, sind ungeeignet. Die Verwechslungsgefahr ist zu groß, wenn Sie mehrere Routen hintereinander benötigen.

Gehen Sie Ihre Wege physisch oder in Gedanken ab, bis Sie sicher sein können, dass Sie keinen Wegpunkt vergessen.

Der Weg ist das A und O der Loci-Methode und eine exakte Erinnerung an die einzelnen Punkte entscheidet über den Erfolg. Sie können sich den Weg zum besseren Erlernen auch aufzeichnen. Damit unterstützen Sie zusätzlich den visuellen Effekt.

Beherzigen Sie diese Tipps, sollte es ein Leichtes sein, neue schnell zu merkende und eindeutige Routen anzulegen. Wenn Sie diese dann noch regelmäßig „abschreiten“, steht Ihnen die Loci-Methode mit all ihren Vorteilen zur Verfügung.

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Beispiel: Die tägliche Aufgabenliste – Raumrouten im Büro

Als Route für die nächste Aufgabe wollen wir ein Büro verwenden. Da wir nun vermutlich nicht alle das gleiche Büro vor Augen haben, dient uns die beigefügte Skizze zur Verdeutlichung des Raumes und der einzelnen Wegpunkte. Ich habe die folgenden Orte für Sie als Wegpunkte skizziert:

1.  Tür

2.  Lichtschalter

3.  Garderobe

4.  Schirmständer

5.  Bücherregal

6.  Mülleimer

7.  Pflanze

8.  Fenster

9.  Wandgemälde

10.  Aktenschrank

Nun merken wir uns unsere Tagesaufgaben, indem wir die zugehörigen Informationen mit den vorgegebenen Wegpunkten verknüpfen. Die Beispielaufgaben sind die folgenden:

  1. Aktenvernichter bestellen
  2. Blumenstrauß für die Sekretärin kaufen
  3. Zugverbindung klären
  4. Zum firmeninternen Yogakurs anmelden
  5. Geld wechseln für die Auslandsreise
  6. Schlüssel für den Besprechungsraum abholen
  7. Newsletter abbestellen
  8. Mitarbeitergespräch führen
  9. Statistiken für den Bereichsleiter zusammenstellen
  10. Rechnungen anweisen

Zur Verdeutlichung lege ich Ihnen nun noch einmal mögliche Verknüpfungen dar, bevor Sie in der nächsten Übung diesen Schritt selbst unternehmen können.

  1. Ich bekomme die Tür nicht auf, weil sie vom Aktenvernichter blockiert wird.
  2. Der Lichtschalter schaltet nicht das Licht an, sondern lässt tausende Blumen auf die Sekretärin herabregnen.
  3. An der Garderobe wartet ein Zug auf mich.
  4. Auf dem Schirmständer sitzt ein Yoga-Lehrer.
  5. In meinem Bücherregal stapeln sich die Geldscheine.
  6. Aus dem Mülleimer ragt ein überdimensional großer Schlüssel.
  7. An der Pflanze hängen ausgedruckte E-Mails, die ich dringend entfernen muss.
  8. Auf der Fensterbank sitze ich mit meinem Mitarbeiter und führe ein intensives Gespräch.
  9. Auf dem Wandgemälde ist der Bereichsleiter abgebildet, der jubelnd einen Berg von Statistiken in die Luft wirft.
  10. Aus dem Aktenschrank quellen mir Unmengen Rechnungen entgegen.

Konnten Sie alle Bilder deutlich sehen? Dann gehen Sie nun bitte in Gedanken noch einmal den Weg beziehungsweise die Skizze entlang, und schauen Sie, welche Bilder Ihnen dabei begegnen und welche Begriffe Sie daraus erkennen können. Sollten an dieser Stelle noch Begriffe fehlen, könnte dies daran liegen, dass es nicht Ihre eigene, sondern meine Fantasie ist, die die Verknüpfungen vorgenommen hat. Die Bilder aus der eigenen Fantasie sind für das Gedächtnis intensiver und nachhaltiger.

In den kommenden Übungen werden Sie Ihre Wege deshalb selbst festlegen und die Informationen auch selbstständig verknüpfen.

Übung: Verkaufsargumente ablegen und abrufen

Für den nächsten Kundentermin möchten Sie alle Verkaufsargumente sofort parat haben. Zu diesem Zweck erstellen Sie zunächst eine Route, auf der Sie später die Argumente ablegen können.

Notieren Sie sich eine Route durch die Teeküche oder Ihr Wohnzimmer mit zehn Routenpunkten. Hilfsweise können Sie diese Route auch aufmalen, um sich den Weg besser einzuprägen.

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Können Sie den Weg sicher im Kopf abschreiten? Dann folgt der nächste Schritt: Merken Sie sich die folgenden Verkaufsargumente für einen Lederkoffer in der richtigen Reihenfolge, indem Sie sie mit Ihren Routenpunkten verknüpfen:

  1. Sehr günstig
  2. Besonders hochwertiges Material
  3. Besonders leicht
  4. In vielen Farbschattierungen erhältlich
  5. Lebenslange Garantie
  6. Unser Vorstandsvorsitzender hat den auch
  7. Zahlenschloss
  8. Viele Dokumentenfächer
  9. Laptopfach
  10. Seriosität: Der Kunde soll endlich vom Rucksack wegkommen

Haben Sie alle zehn Bilder an Ihren zehn Routenpunkten? Dann können Sie noch kurz überlegen, mit welchem Lächeln im Gesicht Sie die Argumente vortragen möchten. Hier können Sie die Verkaufsargumente in der richtigen Reihenfolge eintragen:

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Und? Haben Sie sich acht oder mehr Begriffe merken können? Bravo! Wenn nicht – Gedächtnistraining macht den Meister.

Nun möchte ich Ihnen noch meine Verknüpfungen präsentieren, wobei die folgenden Routenpunkte in einer Küche angesiedelt sind:

1. Kühlschrank

2. Spülmaschine

3. Gewürzregal

4. Kaffeemaschine

5. Arbeitsplatte

6. Herd

7. Reiskocher

8. Orchidee

9. Geschirrschrank

10. Weinregal

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1.  Kühlschrank – sehr günstig
An meinem Kühlschrank klebt ein riesiges Rabattschild, auf dem ein ganz kleines EURO-Zeichen vermerkt ist.

2.  Spülmaschine – hochwertiges Material
Meine Spülmaschine ist gefüllt mit Stempeln, die alle das Gütesiegel irgendwo aufdrucken wollen.

3.  Gewürzregal – leicht
Im Gewürzregal stehen zwischen den Gewürzen lauter kleine Gewichte.

4.  Kaffeemaschine – viele Farbschattierungen
Meine Kaffeemaschine macht heute komische Sachen und gibt meinen Kaffee in den unterschiedlichsten bunten Farben heraus.

5.  Arbeitsplatte – lebenslange Garantie
Obwohl ich schon unzählige Kräuter auf meiner Arbeitsplatte zerhackt habe, geht das geniale Ding einfach nicht kaputt. Sie wird mein Leben lang garantiert halten.

6.  Herd – unser Vorstandsvorsitzender
An meinem Herd steht heute unser Vorstandsvorsitzender, der mit einem Aktenkoffer in der Hand für mich kocht. Toll!

7.  Reiskocher – Zahlenschloss
Der Reiskocher ist mit ganz vielen Ketten verriegelt, die mit einem Zahlenschloss abgesichert sind.

8.  Orchidee – viele Dokumentenfächer
Meine Orchidee ist ein prima Ablageort für zahlreiche Dokumente, so dass aus jedem Blütenblatt ein Papier hervorschaut.

9.  Geschirrschrank – Laptopfach
In meinem Geschirrschrank steht kaum noch Geschirr drin, weil dort jetzt ein Laptop wohnt und ein Fach zu seinem Zuhause erklärt hat. Das Geschirr hat er rausgeschmissen.

10. Weinregal – Seriosität, weg vom Rucksack
In meinem Weinregal lagert eine besonders seriöse Flasche, die man nur in einem Koffer transportieren darf. In einen Rucksack steigt sie nicht ein.

Wenn Sie alle Übungen und Beispiele mitgemacht haben, verfügen Sie jetzt übrigens bereits über Routen mit insgesamt 30 Routenpunkten und können so schon ziemlich lange Vorträge spielend memorieren. Herzlichen Glückwunsch!

Weiterführende Anwendungsgebiete der Loci-Methode

Wenn man die Loci-Methode häufig verwendet und Übung darin bekommt, Dinge an festen eindeutigen Orten abzulegen, wo man sie zuverlässig wiederfindet, lässt sich diese Fähigkeit vortrefflich in Diskussionen verwenden. Zunächst sollte man seinen Gesprächspartner konsequent ausreden lassen, ohne auf einzelne Punkte durch Unterbrechung einzugehen. Man hört aufmerksam zu und merkt sich blitzschnell stichpunktartig sämtliche Argumente in der vorgetragenen Reihenfolge. Ist die Argumentationsreihe beendet, kann man einen Punkt nach dem anderen wieder ins Gespräch bringen beziehungsweise auf jedes einzelne Argument eingehen, ohne dass man einen Zettel zur Hilfe nehmen muss. Sie dürfen mir glauben, dass Sie mit dieser Methode nicht nur als äußerst höflich im Gedächtnis bleiben, sondern Ihren Diskussionspartner auch noch schwer beeindrucken. Und jeder Diskussionspartner kann sich sicher sein, dass Sie ihm wirklich zugehört haben.

Die Loci-Methode bildet im Übrigen auch die Grundlage für die Erstellung eines so genannten Gedächtnispalastes, welcher sehr fantasiereich von Thomas Harris in dem Buch Hannibal dargestellt wurde. Bei einem Gedächtnispalast handelt es sich um ein möglicherweise real existierendes oder ausgedachtes großes Gebäude, welches als eine Art Route genutzt wird. Dabei kann jedes einzelne Zimmer, jeder Saal und jedes Verlies innerhalb des Gebäudes eine „Unterroute“ darstellen. Harris lässt seinen hochintelligenten, aber äußerst makaber agierenden Protagonisten Hannibal Lecter über einen vollständig imaginären Gedächtnispalast verfügen, der tausendundeinen Raum umfasst und teils äußerst prunkvoll ausgestattet ist. Lecter nutzt diesen allerdings nicht nur zur Informationsverknüpfung, sondern auch als einen Rückzugsort aus der Realität. Eindrücklich beschreibt Harris, wie Hannibal Lecter in den Gedächtnispalast eintritt, auf ein bestimmtes Zimmer zusteuert und dort gezielt die Adresse von Clarice Starling heraussucht, welche auf einem Tableau aus Marmor bildhaft dargestellt ist.21

Wenn Sie genügend Fantasie und Ausdauer haben, können Sie sich ebenfalls Routen in Fantasieräumen erstellen, bis Sie einen ganzen Palast, eine Stadt oder gleich einen ganzen Kontinent erschaffen haben. Sie sollten dann nur nicht vergessen, beizeiten auch wieder durch die Realität zu spazieren – sonst gehen Ihnen am Ende noch vor lauter Routenpunkten die dort abzuspeichernden Informationen aus.

Namen und Gesichter merken

Regeln beim Kennenlernen – Genau hinhören, genau hinsehen

In meinen Seminaren gibt es regen Zuspruch, wenn ich auf das Thema „Namen und Gesichter“ zu sprechen komme. Viele Menschen sehen hier bei sich einen Mangel an Begabung und vermuten, dass sie „von Haus aus“ nur schwer in der Lage sind, sich Namen und Gesichter zu merken. Und hat man sich erst einmal selbst davon überzeugt, dass man die richtigen Namen ohnehin nicht den entsprechenden Personen zuordnen kann, findet man sich damit ab und versucht gar nicht erst, sich Namen wirklich zu merken.

Bedenken Sie jedoch: Gerade im Berufsleben – und natürlich auch im privaten Umfeld – wird es sehr geschätzt, wenn man Kunden, Kollegen und Vorgesetzte mit Namen anspricht.

Bei den eigenen Kollegen wird man wohl eher selten in die Verlegenheit kommen, dass einem die Namen immer wieder entfallen – vor allem, wenn man ihnen nahezu täglich begegnet. Anders ist es, wenn man zum Beispiel Kunden nur in unregelmäßigen Abständen sieht, wie auf Kongressen oder Messen.

Besonders interessant wird es, wenn Kollegen in unvermutetem Umfeld oder mit der „falschen“ Kleidung auftauchen: Den Controller, den man nur in Anzug und Krawatte sowie mit korrektem Seitenscheitel kennt, sieht man plötzlich in schwerer Ledermontur, wie er von einem dicken Motorrad steigt und den Helm abnimmt. Oder der Arzt, den Sie ohne seinen weißen Kittel in einem Baumarkt nicht zuordnen können.

Auch diese Herausforderungen sind zu meistern, wie Sie in den folgenden Kapiteln erfahren werden.

Positive Einstellung

Beginnen wir mit der inneren Einstellung: Fast jeder ist in der Lage, sich Namen zu merken, sofern er das Interesse und die Bereitschaft mitbringt, sich mit seinem Gegenüber und dessen Namen auseinanderzusetzen. Gehen Sie also zum nächsten Firmenevent mit der eindeutigen Absicht, sich mindestens zehn neue Namen passend zu den Gesichtern zu merken. Dies wird umso einfacher, je besser Sie die beiden folgenden Punkte beherzigen:

Aufmerksam hinhören und verstehen

Wir möchten gerne einen Namen behalten – dann ist es natürlich zunächst wichtig, dass wir diesen überhaupt richtig verstehen. Andernfalls sind unsere Bemühungen relativ überflüssig. Versuchen wir also, bei der Vorstellung die folgenden Punkte zu beachten:

Namen zu Bildern wandeln

Nachdem der Name als Wort nun klar und deutlich in unserem Kopf angekommen ist, wollen wir ihn uns natürlich noch eine ganze Weile merken. Da wir uns Informationen ja generell leichter merken, wenn sie als fantasievolle und emotional besetzte Bilder in unseren Köpfen vorliegen, nutzen wir dies auch für das Abspeichern von Namen. Bei einigen funktioniert das spontan, bei anderen machen wir einfach einen Zwischenschritt. Beachten Sie, dass es hier nicht darum geht, sich die Schreibweise eines Namens zu merken, sondern das Klangbild, damit Sie die gewünschte Person während einer Veranstaltung oder beim nächsten Treffen mit Namen ansprechen können.

Grundsätzlich lassen sich Namen in zwei Kategorien unterteilen:

Namen, die eine Bedeutung haben:

Viele Nachnamen lassen sich recht einfach und eindeutig in Bilder umwandeln. Sowohl für Berufe, von denen ja viele Nachnamen abstammen, als auch für andere Namen und deren Schreibvarianten lassen sich schnell Bilder entwickeln.

Weber

–  Ein Mensch an einem Webstuhl

König

–  Eine Krone

Rosenbaum

–  Eine Rose, die einen dicken Baum umrankt

Wol

–  Ein großer grauer einsamer Wolf

Beyer

–  Ein Bayer mit Lederhose

Wenn Sie bereits ein paar Übungen in diesem Buch mitgemacht haben, werden Sie sehr schnell das passende Bild für diese Art Namen im Kopf haben.

Namen ohne offensichtliche Bedeutung:

Im Prinzip haben alle Nachnamen irgendeine Bedeutung, die sich jedoch den meisten Menschen nicht automatisch erschließt, so dass wir uns Bilder überlegen, die dem Klang des Namens entsprechen. Dabei können wir die Namen in Silben zerlegen, wenn uns zum Gesamtnamen keine passende Assoziation vorliegt. Aus den Silben werden Einzelbilder, die wir dann zu einer kleinen Geschichte oder einer Szene verknüpfen.

Kaminski

–  Über dem Kamin wird ein Paar Ski aufgetaut

Gerlach

–  Jemand, der gerne lacht

Faissmann

–  Ein Eismann, der „F“s verkauft

Malek

–  Malt in der Ecke

Rentsch

–  Rennt auf der Ranch

Es bedarf bei dieser Art Namen einer gewissen Übung, um schnell von einem Namen zu einem Bild zu kommen. Setzen Sie Ihre Fantasie und Ihre Kreativität voll ein und assoziieren Sie einfach drauf los. Sie werden merken, dass Sie mit der Zeit immer besser und schneller werden.

Übung: Aus Namen werden Bilder

Jetzt sind Sie dran. Überlegen Sie sich bitte Bilder zu den folgenden Namen:

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Schon allein dadurch, dass Sie nach möglichen Bildern gesucht haben, sind Ihnen die Namen nun wesentlich vertrauter. Ich würde die folgenden Bilder wählen:

Pomberg

–  Ein riesiger Pommes-Berg

Juraschek

–  Ein Jurastudent checkt alles

Dieboldt

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869107905
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2012 (August)
Schlagworte
Berufs-Ratgeber Business-Gedächtnistraining Führungskraft Gedächtnis-Ratgeber Gedächtnistraining Gehirnjogging Karriere-Ratgeber Konzentration steigern Merketechniken

Autoren

  • Stefanie Schneider (Autor:in)

  • Petra Hitzig (Autor:in)

Stefanie Schneider arbeitete nach ihrem betriebswirtschaftlichen Studium viele Jahre im nationalen und internationalen Management. Seit einigen Jahren ist sie selbstständig tätig als Gedächtnistrainerin, Strategieberaterin und Business Coach. Petra Hitzig ist Germanistin, arbeitete lange als Personalleiterin und Projektmanagerin und ist mittlerweile als Autorin tätig.
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Titel: Das Business-Gedächtnistraining