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Existenzgründung für Frauen

Die Entscheidungshilfe für einen erfolgreichen Start

von Barbara Eder (Autor:in)
©2012 272 Seiten

In Kürze verfügbar

Zusammenfassung

Wie kann ich Familie und Selbstständigkeit unter einen Hut bringen? Welche Rechtsform ist die richtige für meine Geschäftsidee? Wie sieht es mit Finanzierung, Versicherungen, Steuern, Marketing und Fördermöglichkeiten aus? Dieser Ratgeber berät kompetent und praxisnah. Er hilft Frauen, ihre Gründungsidee erfolgreich umzusetzen und die Träume vom eigenen Geschäft wahr zu machen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vorwort

Liebe Leserin,

als ich um eine dritte Auflage von Existenzgründung für Frauen gebeten wurde, habe ich wie bei der zweiten Auflage überlegt, ob es immer noch notwendig ist, ein Existenzgründungsbuch speziell für Frauen zu schreiben. Und ich bin wieder zu der Überzeugung gekommen, dass es sehr sinnvoll ist, auch wenn sich erneut einiges geändert hat. Vieles ist auch gleich geblieben, nach wie vor finden sich Hürden und Stolpersteine, die Frauen den Weg in die eigene berufliche Existenz schwer machen. Positiv zu werten sind die in meinen Augen recht großzügigen Unterstützungen durch staatliche Stellen, die Frauen wirklich weiterhelfen, z. B. der Gründungszuschuss bei Arbeitslosigkeit, günstiges Coaching, es gibt mehr Wettbewerbe, bei denen man sein Konzept überprüfen lassen kann. Seminare und Kursangebote – z. B. für den „berühmt-berüchtigten Businessplan“, ohne den Sie weder vom Arbeitsamt noch von den Banken Geld erhalten – sind ebenfalls sehr hilfreich. Viele aktuelle Informationen gibt es auch im Internet, Näheres finden Sie im Anhang.

Nach wie vor schwierig ist für viele Frauen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Die Öffnungszeiten in den heiß begehrten Kinderkrippen sind oft nur in den Großstädten akzeptabel und nicht alle Frauen wollen ihre Kinder so früh so lange weggeben und von Fremden betreuen lassen. Die Gespräche mit den Banken sind durch die Krise nicht einfacher geworden, das trifft allerdings auch für die Männer zu.

Der Trend zu „frauenspezifischen Berufen“, die ihnen dann kaum Karrieremöglichkeiten bieten, besteht nach wie vor; immer noch stecken viele Frauen zurück, wenn es um die Durchsetzung und Verwirklichung der eigenen Ziele und Wünsche geht, wobei der derzeitige Arbeitsmarkt nicht gerade zu mutigen Entscheidungen herausfordert.

Ich beobachte auch vermehrt ältere Frauen, die noch einmal neu starten wollen, sei es, weil sie ihren Arbeitsplatz verloren haben – oft durch Mobbing – und „nicht mehr vermittelbar“ sind oder die einfach Lust auf etwas Neues, ganz anderes haben und das ausprobieren wollen.

Für alle diese Frauen – und auch alle anderen, die einfach nur kurz und knapp umfassende Informationen suchen – habe ich dieses Buch geschrieben und darin meine Erfahrungen aus meiner Berufstätigkeit bei Bank und Industrie, aus den vielen Beratungsgesprächen, die ich mit Frauen und Männern geführt habe, aus Seminaren, die ich geleitet habe, aber auch aus der persönlichen Erfahrung mit meinen inzwischen erwachsenen Kindern und meiner Berufstätigkeit, zusammengefasst.

Die Antwort auf die Frage: „Wieso extra ein Existenzgründungsbuch für Frauen?“ lautet für mich daher ganz einfach: Wieso nicht?

Selbstständigkeit als Lebensphilosophie! Endlich meine eigene Chefin sein! Die eigenen Ideen verwirklichen! Davon träumen viele Frauen und wagen den mutigen Schritt: Etwa jedes dritte Unternehmen wird von einer Frau gegründet – mit steigender Tendenz.

Liebe Leserin, sicher träumen auch Sie dann und wann von einem eigenen Geschäft, davon, eigene Ideen umzusetzen und auf dem Markt zu verkaufen. Leider ist heutzutage oft auch Arbeitslosigkeit ein Grund, sich selbstständig zu machen. Vom Staat wird das durch Zuschüsse und vergünstigte Kredite gefördert (näheres im Abschnitt „Öffentliche Fördermittel“).

Wie aber machen Sie sich selbstständig? Welche persönlichen und beruflichen Voraussetzungen müssen Sie erfüllen, um eine erfolgreiche Unternehmerin, eine zufriedene Freelancerin zu werden? Was alles gilt es in wirtschaftlicher Hinsicht zu bedenken? Welche Möglichkeiten der Finanzierung gibt es, auch wenn Sie keine oder kaum Sicherheiten vorzuweisen haben?

Dass man als Frau „zur Unternehmerin geboren“ sein müsse, stimmt nicht. Nahezu alle Fähigkeiten, die für eine selbstständige berufliche Tätigkeit erforderlich sind, können Sie durch gezielte Weiterbildung und gründliche Beratung erwerben. Wichtig ist, dass es „Ihr Ding“, Ihre Idee ist: Sie müssen das, was Sie tun wollen, wirklich wollen.

Um es mit dem heiligen Augustinus zu sagen: „In dir muss brennen, was du in anderen entzünden willst.“

Was gehört nun dazu?

Neben der guten Geschäftsidee und einem gut durchdachten Konzept brauchen Sie immer fachliches Know-how und Berufspraxis sowie rechtliches, steuerliches und wirtschaftliches Grundwissen. Zunehmend wichtiger werden auch die persönlichen oder psychosozialen Eigenschaften wie etwa Mut, Selbstbewusstsein, Durchsetzungs- und Abgrenzungsvermögen, Zielstrebigkeit, Ehrgeiz, Disziplin, Risikofreude, zielorientiertes und strategisches Handeln – und nicht zuletzt Humor! Humor hilft Ihnen, wenn mal wieder alles danebengeht, nichts so läuft, wie Sie es gerne hätten. Wichtig ist auch, dass Sie sich selbst gut darstellen, Ihr Anliegen „rüberbringen“ können. Sie müssen sich gut „verkaufen“ – das heißt ja nicht: sich anbiedern. Manches müssen Sie vielleicht erst (wieder) lernen, aber es lohnt sich!

Dieses Buch richtet sich an alle Frauen, die überlegen, sich beruflich selbstständig zu machen. Frauen mit Kindern sind ebenso angesprochen wie Berufsrückkehrerinnen oder Frauen, deren Arbeitsplatz bedroht oder bereits weggefallen ist, ältere Frauen, die es noch einmal wissen wollen, ebenso wie solche, die sich zunächst nur mit einer Teilzeitgründung selbstständig machen wollen. Auch wenn Sie gerade Ihre Lehre oder Ihr Studium abgeschlossen haben, finden Sie hier fundierte Informationen und nützliche Tipps.

Damit Sie von Anfang an alles richtig machen und möglichst wenig Zeit und Geld verlieren, vermittelt es Strategien zur sorgfältigen persönlichen und wirtschaftlichen Planung und das erforderliche betriebswirtschaftliche Know-how.

Checklisten zu den entstehenden Kosten, zur richtigen Standortwahl, Informationen über Rechtsformen, Franchising sowie Tipps zum Familienmanagement und dem so wichtigen Gespräch mit Banken und anderen Geldgebern helfen Ihnen dabei, kompetent und sicher aufzutreten. Es gibt ein eigenes Kapitel mit Informationen und Tipps zum Erstellen des berühmten „Businessplans“. Selbst wenn Sie kein Geld von Banken benötigen, halte ich die Erstellung eines Businessplans für unbedingt erforderlich, weil Sie nur so überprüfen können, ob Sie Geld verdienen oder draufzahlen werden.

Ein ausführliches Kapitel über die öffentlichen Fördermittel von Bund und Ländern zeigt Möglichkeiten auf, wie Sie auch mit geringem Kapitaleinsatz zu einer erfolgreichen Existenzgründung kommen können. Wie Sie erfolgreich „netzwerken“, vielleicht ein eigenes Netzwerk aufbauen und erfolgreich kooperieren, erfahren Sie ebenfalls in einem eigenen Kapitel.

Im Anhang finden Sie zahlreiche Links zu virtuellen und reellen Netzwerken, Informationen zur Existenzgründung und Links wichtiger Fachverbände zu Ihrer Unterstützung. Dieses Buch möchte Ihnen vor allem Mut machen, sich mit Ihrer Idee – und sei sie am Anfang noch so verrückt und scheinbar nicht zu verwirklichen – auseinanderzusetzen. Lesen Sie auch die sehr unterschiedlichen persönlichen Erfahrungsberichte von Frauen, die sich in einer ähnlichen Situation befunden haben oder gerade darin befinden. Alle berichten offen über ihre Schwierigkeiten, aber auch über ihre Erfolge und wie sie die auftretenden Probleme gemeistert haben. Ilka Bickmann von der bga (bundesweiten Gründerinnenagentur) berichtet, dass Frauen im Vergleich zu den Männern zu wenig fordernd seien. „Frauen präsentieren sich oft nicht richtig“, berichtet Bickmann, „ihnen fehlt es oft an dem nötigen Selbstbewusstsein.“ Trotz einer ähnlichen Ausbildung stuften sich Frauen in ihren fachlichen und persönlichen Fähigkeiten deutlich schwächer ein als Männer. „Selbstbewusstsein ist aber wichtig, nicht zuletzt in Verhandlungen mit Banken über einen Kredit für die Existenzgründung.“ Auch Werner Arndt vom Münchener Business Plan Wettbewerb und Mitgestalter des Female Entrepreneur Kongresses in München berichtet Ähnliches. Immer wieder erfährt er von Banken, Sparkassen und Kapitalgebern, „dass Frauen zu wenig fordernd auftreten“: „Da entsteht der Eindruck, die Frauen gehen schon von vornherein davon aus, dass sie schlechte Karten haben. Sie blockieren sich damit selbst.“ (Quelle: www.n-tv.de/ratgeber/jobkarriere/Wenn-Frauen-gruenden-article257229.html)

Um diesen Eindruck zu ändern, sollten Sie sich mit Ihren Stärken und Schwächen beschäftigen und bei Bedarf daran arbeiten. Aber alles hat seine Grenzen: Für wen Buchhaltung ein Buch mit sieben Siegeln ist, die tut gut daran, das abzugeben, z. B. an eine Wiedereinsteigerin, die sich damit in Teilzeit selbstständig gemacht hat, statt viele wertvolle Stunden damit zu verbringen; die können Sie anders nutzen. Einen persönlichen Coach, eine Trainerin oder Mentorin kann dieses Buch natürlich nicht ersetzen, aber es kann Sie mit zahlreichen Tipps dabei unterstützen, die für Sie richtige Entscheidung zu treffen.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei der Gründung Ihres Unternehmens!

Ihre

Barbara Eder

Frauen gründen anders?

Es stimmt! Frauen gründen immer noch anders als Männer. Sie gründen kleiner; sie gründen – vor allem, wenn sie Familie haben – später, oder aber sie gründen mit noch ganz kleinen Kindern; sie gründen mit weniger Geld – aber mit viel Fantasie, Engagement und tollen Ideen. Viele Frauen gründen auch, um sich einen Lebenstraum zu erfüllen. Sie sind kreative Zeitkünstlerinnen, Organisationsgenies und nicht zuletzt verlässliche Partnerinnen und, bei aller Beanspruchung als Unternehmerin, verantwortungsbewusste und liebevolle Partnerinnen und Mütter.

Frauen gründen: Daten und Fakten

Das Zahlenmaterial zu Gründerinnen ist inzwischen recht umfangreich dank der bundesweiten Gründerinnenagentur (bga) – dieses Gemeinschaftsprojekt der Bundesministerien für Wirtschaft, für Forschung sowie für Familie unterstützt und begleitet gezielt Frauen auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit – und der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).

Die ermittelten Daten bzw. Angaben des Statistischen Bundesamtes werden in Übersichten oder Gründermonitoren auf den entsprechenden Websites zur Verfügung gestellt. Demzufolge stellen Gründerinnen mit 45 Prozent knapp die Hälfte aller Erwerbstätigen, aber mit 31 Prozent nach wie vor nur knapp ein Drittel aller Selbstständigen. Dies bestätigt auch eine Untersuchung des Instituts zur Zukunft der Arbeit (IZA) Bonn. 1970 und 1980 waren es noch 20 Prozent, in den Neunzigerjahren rund ein Viertel. Frauen sind bei Unternehmensgründungen immer noch unterrepräsentiert, sie schätzen ihre Erfolgschancen geringer ein und sind auch weniger risikobereit als Männer (Quelle: Süddeutsche Zeitung 24.3.2010). Trotzdem haben sich die Zahlen verbessert: „Zwischen 1996 und 2006 stieg die Zahl der selbstständigen Frauen um 350000 auf fast 1,3 Mio.“. (Quelle: GründerZeiten Nr. 2, aktualisierte Ausgabe April 2008)

Im Jahr 2006 waren über die Hälfte aller weiblichen Gründungen sog. Nebenerwerbsgründungen, oft in Kombination mit einer Festanstellung (Quelle: KfW-Gründungsmonitor 2007), die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen und später die Chance zur vollen Selbstständigkeit bieten. Der „Gendermonitor Existenzgründung 2006 des Statistischen Bundesamtes“ wird noch deutlicher: Er besagt, im Jahr 2005 seien rund zwei Drittel Nebenerwerbstätigkeiten. Leider liegen noch keine aktuelleren Zahlen vor.

Dank der KfW gibt es ein Angebot an Finanzierungsprodukten – z. B. Mikro-Darlehen und StartGeld –, das den meist geringen Finanzierungsbedarf der Frauen berücksichtigt. Der geringere Finanzbedarf liegt vor allem daran, dass Frauen häufiger im Dienstleistungsbereich arbeiten, der wenig oder kein Kapital benötigt. Die „bundesweite gründerinnenagentur“ (bga) geht von durchschnittlich etwa 3.000 bis 7.000 Euro aus. (Quelle: GründerZeiten Nr. 2, aktualisierte Ausgabe April 2008)

Warum gründen (sehr viele) Frauen immer noch „anders“?

Frauen haben durch ihre Lebensläufe fast immer andere Voraussetzungen als Männer. Wenn Sie die Aktionen rund um den Equal Pay Day verfolgen, werden Sie feststellen, dass die nachfolgend zitierte Studie immer noch aktuell ist: „Einige Ursachen für das gender gap dürften auch auf ein in der Sozialisationsphase geprägtes Rollenverständnis zurückzuführen sein, denen schwer nachzuspüren ist.“ („Selbstständige Frauen in Deutschland“, Leicht, Lauxen-Müller und Strohmeyer, in: Chefinnensache: Frauen in der unternehmerischen Praxis, hrsg. KfW-Bankengruppe, Heidelberg 2004) Frauen haben meist ein anderes Rollenverständnis als Männer, sie sind vorsichtiger, setzen nicht gleich alles auf eine Karte. Sie gründen oft kleiner, d. h. mit weniger Eigen- und Fremdkapital, wollen zunächst vielleicht der Kinder wegen gar nicht „voll“ einsteigen.

Frauen brauchen weniger Geld für ihre Gründung

Laut Statistik der KfW beträgt das durchschnittliche Finanzierungsvolumen unter 4.000 Euro für Vollzeitgründungen und weniger als 150 Euro im Nebenerwerb. Das kann mit den gewählten Branchen zusammenhängen, denn im Dienstleistungsbereich sind die Investitionen geringer. Auch für eine Teilzeitgründung wird weniger Kapital benötigt. Es kann aber auch damit zusammenhängen, dass Frauen „kleiner“ planen und diese niedrigen Kreditsummen nicht ausreichen werden, da sie für die Banken eher uninteressant sind. Auf der Website der IHK in München heißt es, dass lediglich 30 Prozent der Firmengründer in Deutschland für den Firmenaufbau ohne Kredit auskommen. Davon wird ein großer Teil Frauen sein, die ohne Kredite auskommen müssen, da sie oft keine Sicherheiten vorweisen können, auch ihr Eigenkapital ist geringer. Noch immer verdienen Frauen nicht nur in den klassischen Frauenberufen weniger als vergleichbar qualifizierte Männer; zeitweise sind sie gar nicht berufstätig. So gibt es oft gar keine Möglichkeit, eigenes Kapital anzusparen.

Frauen gründen eher allein

Ein sehr großer Teil der Existenzgründerinnen sind immer noch „Solo-Selbstständige“, d. h., sie haben weder feste Partner noch Mitarbeiter; etwa ein Drittel von ihnen arbeitet zu Hause. Viele Frauen gehen jedoch häufig Kooperationen ein, wenn sie größere Projekte abwickeln wollen, und beschäftigen dann befristet Freelancer wie z. B. Grafiker, Fotografinnen oder Programmierer.

Hoffentlich bald kein Thema mehr – Frauen planen weniger und auch anders

Es hieß bisher, dass Frauen ihr Gründungsvorhaben im Vorfeld oft nicht ausreichend planen und vorbereiten würden. Erklärt wurde das u. a. mit geringerer Berufserfahrung, „falschen“ Branchenkenntnissen, geringerer Führungs- und Verhandlungserfahrung und fehlenden Kontakten zum „Markt“. Laut bga ändert sich das gerade. Obwohl all diese Tatsachen immer noch zutreffen, sind durch die vielen Beratungs- und Informationsangebote für Frauen, die es inzwischen auch in kleineren Städten gibt, die Frauen im Allgemeinen gut informiert und vorbereitet. „Die jungen Frauen von heute gehören zu der am besten ausgebildeten Frauengeneration aller Zeiten.“ (Quelle: GründerZeiten Nr. 2, aktualisierte Ausgabe April 2008)

Motive von Frauen für eine Existenzgründung

Über die Gründe, aus denen Frauen sich für die Selbstständigkeit entscheiden, gibt es gegenläufige Auffassungen, die jedoch alle richtig sein können. Durch die sog. Familienpause finden Frauen keinen oder einen schlechteren Wiedereinstieg ins Angestelltendasein. Die Führungspositionen sind vergeben, die Chefs oder Chefinnen deutlich jünger, der Weg nach oben ist verbaut. Was liegt näher, als sich selbstständig zu machen, mit oder ohne eigene Angestellte, die Chefin zu sein, etwas zu „unternehmen“? Selbstständig sein mit Familie und Kindern kann schwierig bis unmöglich sein, wenn Sie z. B. viel reisen und direkt beim Kunden arbeiten müssen; da wäre eine 40-Stunden-Woche im Büro vielleicht angenehmer und leichter zu organisieren. Es kann aber auch genau umgekehrt die Möglichkeit sein, alles unter einen Hut zu bringen, sofern es die passende Tätigkeit ist. Software entwickeln, Texte übersetzen, einen Online-Shop betreiben oder Online-Kurse geben – das geht bei guter Organisation und vielleicht mit Hilfe von außen „eigentlich“ immer. Selbst wenn ein Baby da ist, lassen sich Computerschulungen bei privaten Stammkunden nach vorheriger Absprache durchführen.

Die meisten Unternehmensgründerinnen gehen nicht den „klassischen Weg“ in die Selbstständigkeit, sondern entscheiden sich oft aus bestimmten Lebensumständen heraus für eine Existenzgründung. Eine Existenzgründung ist nicht nur eine berufliche Entscheidung, sondern berührt immer auch die persönlichen Lebensstrategien. Vielleicht hat sie auch mit einem Anpassen an die Umstände zu tun.

Viele Motive der Männer, sich selbstständig zu machen, gelten natürlich auch für Frauen: Alle erhoffen sich mehr Selbstbestimmung am eigenen Arbeitsplatz, (relative) Unabhängigkeit und die Möglichkeit, selbst Entscheidungen zu treffen und sich selbst zu verwirklichen, also die eigenen Ideen umsetzen zu können und die eigene Kreativität auszuleben.

Unterschiedlich ist die Gewichtung der einzelnen Motive: Nach Aussagen der ehemaligen Deutschen Ausgleichsbank steht bei den Frauen, die sich beruflich selbstständig machen wollen, Unabhängigkeit an erster Stelle, mit großem Abstand gefolgt von beruflicher Selbstverwirklichung und dem Wunsch nach höherem, eigenem Einkommen. Bei den Männern steht der finanzielle Aspekt an erster Stelle.

Völlig anders ist es, wenn Sie aus der Arbeitslosigkeit heraus gründen müssen, weil Sie keine feste Anstellung mehr finden. Da geht es natürlich vor allem um das liebe Geld, trotzdem sollte auch dann die Gründung Ihre Stärken und Kompetenzen zum Vorschein bringen und Ihnen die Arbeit Spaß machen.

Vor der Gründung kommt die Zeitplanung

Ehe Sie loslegen, benötigen Sie viel Zeit für die gründliche Vorbereitung und gute Planung Ihres Unternehmens. Wie lange Sie dafür brauchen, hängt von Ihren Geschäftsideen ab, davon, ob Sie Genehmigungen benötigen, noch kaufmännisches oder Fachwissen erwerben müssen und vielleicht auch vom Einschulungstermin Ihres Kindes oder dem Platz in der Tagesbetreuung. Da wäre ein Start zu Beginn des neuen Schuljahres, wenn für Ihr Kind alles neu und vielleicht nicht ganz so einfach ist, nicht optimal.

Sie brauchen Gründerkollegen, mit denen Sie sich austauschen können. Vielleicht gründen Sie ein Erfolgsteam (auf www.akademie.de finden Sie hierzu einen nützlichen Artikel aus 2007), auch für das Konzept und die Umsetzung einer Website brauchen Sie Zeit. Wenn Sie mit mehreren Personen gründen, sollten sich alle zusammensetzen und wirklich alle Punkte klären (s. Kapitel „Vor der Gründung: Die Wahl der passenden Rechtsform“). Auch die Rechtsform muss gut überlegt sein und mit einer Rechtsanwältin oder einem Steuerberater besprochen werden. Wenn Sie Kredite aufnehmen wollen, wird es immer auch um die Haftung gehen. Das bedeutet, dass Sie mit Ihrem Ehemann und möglicherweise einem Rechtsanwalt eventuell über eine Gütertrennung und deren Folgen sprechen müssen. Falls Sie noch angestellt sind: Nutzen Sie die Zeit bis zum letzten Arbeitstag ebenfalls so gut wie möglich, erkundigen Sie sich, planen Sie, rechnen Sie. Versuchen Sie, im Frieden mit Ihrer Firma zu gehen, vielleicht können Sie gleich einen ersten Auftrag mitnehmen? Falls Sie eine Abfindung erhalten, ist das Ihr Startkapital.

Wann beginnen Sie?

Wenn Sie ein Gewerbe anmelden, ist es klar: Mit dem Tag der Gewerbeanmeldung (im Abschnitt „Das Einzelunternehmen“) wird dokumentiert, wann Sie gegründet haben. Als Freiberuflerin im Home-Office müssen Sie einfach einen Tag definieren (und ihn dem Finanzamt melden). Der Zeitplan auf der vorigen Seite soll Ihnen als Anregung und Muster dienen, damit Sie möglichst wenig übersehen und gut starten können.

Damit Sie gut beginnen können und so wenig Fehler wie nötig machen, erfahren Sie in den folgenden Kapiteln, wie Sie sich auf Ihre Existenzgründung im Einzelnen vorbereiten können und was an persönlichen und fachlichen Voraussetzungen einfach notwendig ist, um eine gute Basis zu schaffen. Die Beispiele von Gründerinnen in unterschiedlichen Lebenssituationen sollen Sie dabei ermutigen (siehe Kapitel „Aus der Erfahrung von Existenzgründerinnen“).

Vor der Gründung: Die persönliche Planung

Die Gründung eines Unternehmens – auch wenn es sich nur um ein Kleinunternehmen handelt – ist trotz vielfältiger Unterstützung und eines breiten Informationsangebots nicht ganz einfach. In der Vorbereitungszeit sollten Sie gründlich prüfen, ob Sie sich für eine selbstständige unternehmerische Tätigkeit eignen. Was meint man dazu in Ihrem Freundeskreis und vor allem in Ihrer Familie? Sie benötigen ein stabiles Umfeld, das Sie trägt, wenn trotz guter Planung Schwierigkeiten auftreten, und das die Erfolge mit Ihnen feiert. Um erfolgreich zu gründen, brauchen Sie einige Voraussetzungen.

Die fachliche Qualifikation

Die beruflichen Anforderungen an alle Menschen, ob fest angestellt oder selbstständig tätig, werden immer größer. Lebenslanges Lernen ist nicht nur ein Schlagwort. Wollen Sie sich am Markt behaupten, wollen Sie den gewünschten beruflichen und auch finanziellen Erfolg haben, müssen Sie neue Techniken und Methoden neben Ihrer Grundqualifikation, die Sie ja bereits mitbringen, einfach „draufhaben“.

Man erwartet von Ihnen:

   Flexibilität

   Kreativität

   fachübergreifende Grundkenntnisse

   eine gute Allgemeinbildung

   Fremdsprachenkenntnisse

   die Fähigkeit, vernetzt und abstrakt zu denken

   EDV-Praxis

   ökologische Grundkenntnisse

   Bereitschaft und Fähigkeit zur Weiterbildung

   soziale Kompetenz

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Was die erfolgreiche Unternehmensgründerin ausmacht

Im Internet sind Informationen aller Art in kürzester Zeit zugänglich. Auch wenn es viel Halbwissen und Fehlinformationen gibt, können Sie heute kaum mehr auf „das Netz“ verzichten. Es ist sehr wichtig, sich rechtzeitig Strukturen zu schaffen, mit denen sich die Vielzahl der Informationen auch verarbeiten und damit nutzen lässt. Man sollte auch bestimmte Abwehrmechanismen entwickeln: Sie müssen nicht alles wissen, Sie sollten allerdings wissen, wo Sie im Zweifelsfall verlässliche Informationen erhalten können.

Sie brauchen Berufserfahrung

Ohne einige Jahre Berufserfahrung und eine entsprechende fachliche Qualifikation haben Sie als Selbstständige kaum Aussicht auf Erfolg.

Gehen Sie davon aus, dass die Konkurrenz das Metier beherrscht. Sie sollten also mindestens ebenso kompetent und erfahren sein.

Wollen Sie Ihr Unternehmen in einer für Sie neuen Branche gründen, so benötigen Sie Fachkenntnisse, die Sie sich in Kursen und Seminaren aneignen können oder Sie gründen mit jemandem zusammen, der das entsprechende Know-how mitbringt.

Berufs- und damit Lebenserfahrung, verbunden mit Menschenkenntnis, trägt sehr zum erfolgreichen Gelingen Ihrer Unternehmensgründung bei.

Falls Sie bei Ihrer Hausbank (das kann auch eine Sparkasse sein) einen Kredit beantragen, wird man von Ihnen im Allgemeinen den Nachweis von Berufserfahrung sowie von fachlichen Qualifikationen verlangen, sie gehören also mit in den Businessplan (s. Kapitel „Der Businessplan“).

Stressfrei aus dem alten Job …

Wenn Sie fest angestellt sind, sollten Sie sich die Umstände Ihrer Kündigung gut überlegen. Gehen Sie im Streit oder können Sie vielleicht in Zukunft von Ihrem ehemaligen Arbeitgeber Aufträge bekommen? Seien Sie sparsam mit Informationen über Ihre Zukunftspläne, wenn Sie noch nicht gekündigt haben bzw. Ihnen gekündigt wurde. Vielleicht gibt es ja noch Verhandlungsspielraum bei der Höhe der Abfindung, die Sie als Gründerin gut gebrauchen können. Aufpassen sollten Sie bei sog. Wettbewerbsklauseln. An die vertraglichen Regelungen dazu in Ihrem Arbeitsvertrag müssen Sie sich auch in Zukunft halten und evtl. Sperrfristen einhalten.

Sie brauchen unternehmerische Eigenschaften

Sie müssen nicht nur Ihr Metier beherrschen, um sich gegenüber den Mitbewerbern durchsetzen zu können. Den Weg zum Erfolg erleichtern eine Reihe von persönlichen Eigenschaften und Verhaltensweisen.

Körperliche und psychische Belastbarkeit

Als Selbstständige werden Sie zumindest am Anfang nicht mit einer 40-Stunden-Woche auskommen, vor allem, wenn Sie noch den Familienhaushalt managen müssen. Deshalb sollten Sie auf Ihren Gesundheitszustand achten und auch Ihre psychische Belastbarkeit mit einkalkulieren.

TIPP: Planen Sie gezielt „Auszeiten“ für sich ein, in denen Sie regelmäßig Sport treiben oder sich z. B. in der Sauna entspannen. Beschäftigen Sie sich mit Yoga, Autogenem Training oder anderen Entspannungsmethoden. Gehen Sie jeden Tag zumindest kurz an die frische Luft.

Sie sind psychisch wesentlich belastbarer, wenn Sie sich gesund ernähren und ausreichend schlafen. Je weniger Sie rauchen, desto besser ist es für Sie. Auch mit Alkohol sollten Sie sparsam sein, wobei gegen ein gelegentliches Glas Rotwein natürlich nichts einzuwenden ist.

Ihren Gesundheitszustand sollten Sie deshalb vor Beginn Ihrer Gründung gründlich überprüfen (lassen). Ein Check bei Ihrem Hausarzt, mit dem Sie auch über Ihre zukünftigen Pläne und die damit verbundenen Belastungen sprechen sollten, gehört auf Ihre Vorbereitungsliste. Natürlich lassen sich irgendwelche Krankheiten nicht voraussehen, aber zu wissen, dass Sie organisch gesund sind und somit topfit, gibt Ihnen Sicherheit und ein gutes Gefühl.

Einen Arbeitstag mit 10 bis 12 Stunden sollten Sie realistischerweise einplanen. Selbst wenn Sie „nur“ im Nebenerwerb oder zu Beginn als sogenannte Kleinunternehmerin arbeiten, kommen Sie mit Teilzeitstelle, Haushalt, Familie und Ihrem „Unternehmen“ leicht jeden Tag auf diese Arbeitszeit, möglicherweise auf mehr.

Sie brauchen familiäre Unterstützung

Die Unterstützung durch Ihre Familie ist ein weiterer wichtiger Punkt, den Sie rechtzeitig – vor Ihrem Start in die Selbstständigkeit – abklären müssen. Wie geht Ihre Familie damit um, dass Sie in Zukunft sehr viel weniger Zeit für sie haben werden? Weiß sie es überhaupt schon? Wie wird Ihr Partner damit umgehen, wenn Ihr Unternehmen und damit Sie sehr erfolgreich sind, wenn Sie mehr verdienen als er?

Falls Sie zu Hause arbeiten, ist es gerade für Kinder schwer zu begreifen, dass Sie zwar anwesend sind, aber jetzt nicht zur Verfügung stehen. Gut ist es, ein eigenes Büro zu haben, sodass Sie die Tür hinter sich zumachen können. Sind die Kinder alt genug, werden sie auch feste Bürozeiten akzeptieren, wenn Sie dann auch wirklich nach der abgemachten Zeit aus Ihrem Büro kommen, um sich – wie versprochen – mit ihnen zu beschäftigen. Wichtig ist nicht die Zahl der Stunden, die Sie für Ihre Kinder erübrigen, sondern die Intensität, mit der Sie sich ihnen widmen.

Es ist besser, sich nur eine Stunde voll und ganz um die Kinder zu kümmern, als den ganzen Nachmittag nur mit halbem Ohr dabei zu sein.

Ihre Familie wird Sie am ehesten unterstützen, wenn sich alle Mitglieder für gleichwertig halten können und gemeinsam versucht wird, eine Lösung zu finden, die allen gerecht wird, wenn alle, auch das jüngste Kind mit seinen ganz speziellen Bedürfnissen, beachtet werden. Hier haben sich regelmäßige Gespräche, bei denen alle gleichberechtigt ihre Themen auf den Tisch bringen dürfen, sehr bewährt. Natürlich wird es nicht ohne Pannen und Zwischenfälle abgehen, aber letzten Endes profitieren alle davon, wenn der Laden läuft.

Besprechen Sie Ihren Tagesablauf grundsätzlich mit allen Mitgliedern der Familie. Finden Sie gemeinsam Lösungen für einen optimalen Ablauf. Gerade Kinder haben oft sehr gute Vorschläge, und Sie dürfen ihnen ruhig auch etwas zutrauen. Lassen Sie sich nicht von anderen „wohlmeinenden“ Leuten sagen, was Sie Ihren Kindern an Hausarbeit zumuten können, wie viele Stunden „Fremdbetreuung“ oder gar Alleinsein zumutbar sind. Der Maßstab sind Sie und Ihre Familie. Was Sie aber auf gar keinen Fall vergessen dürfen, ist Lob. Bestätigung und Anerkennung können nicht oft genug ausgesprochen werden. Das gilt übrigens auch für Ihren Partner, wenn er Ihnen in stressigen Zeiten den Rücken freihält und Sie zum Durchhalten ermutigt.

Damit es in Ihrem Privatleben gut klappt, hier noch einmal das Wichtigste in Stichpunkten:

   Besprechen Sie Ihr Projekt „Existenzgründung“ ausführlich und vor allem auch rechtzeitig mit Ihrem Partner und Ihren Kindern. Stellen Sie gemeinsam die Vor- und Nachteile heraus.

   Berücksichtigen Sie, dass es auch für Ihren Partner Neuland ist, wenn Sie sich selbstständig machen. Es ist also auch für ihn nicht immer einfach.

   Prüfen Sie Ihren Haushalt kritisch: Was kann vereinfacht, verbessert oder einfach weggelassen werden? Organisieren Sie Ihren Haushalt um, delegieren Sie Aufgaben an Partner und Kinder!

   Wenn Sie noch kleine Kinder zu versorgen haben: Kümmern Sie sich rechtzeitig um eine liebevolle und zuverlässige Kinderbetreuung.

   Halten Sie Kontakt zu den Lehrerinnen und Lehrern Ihrer Kinder, damit es möglichst gar nicht erst zu Schwierigkeiten kommt.

   Planen Sie regelmäßig Familiengespräche ein.

Sie brauchen Kontaktfähigkeit

Als Gründerin brauchen Sie unbedingt Kontaktfähigkeit, damit Sie gut mit möglichen Kunden umgehen können. Prüfen Sie kritisch, wieweit Ihnen „Klinkenputzen“ liegt. Können Sie sich oder Ihr Produkt anbieten und verkaufen, möchten Sie das wirklich? Wie leicht oder schwer fällt es Ihnen, auf fremde Leute zuzugehen? Kommen Sie z. B. auf einer Party, bei der Sie niemanden kennen, schnell mit jemandem ins Gespräch oder stehen Sie allein herum?

Sich selbst oder seine Produkte in Zukunft immer anbieten und verkaufen zu müssen – dieser Gedanke mag Sie einschüchtern und entmutigen. Aber Sie können lernen, sich selbst gut zu verkaufen, Ihre Dienstleistung attraktiv anzubieten. Dazu werden verschiedenste Kurse und Seminare angeboten, und es lohnt sich, sie zu besuchen. Als Einstieg eignen sich reine Frauenkurse: Sie verhelfen gerade den Frauen zu Selbstsicherheit und professionellem Auftreten, die lange nur zu Hause oder längere Zeit arbeitslos waren. Da Ihre potenziellen Lieferanten und Kunden aber später vermutlich nicht nur aus Frauen bestehen werden, sollten Sie im Anschluss einen Kurs besuchen, an dem auch Männer teilnehmen. Hier erfahren Sie dann, wie Sie auf männliche Verhandlungspartner wirken, was Sie an Ihrem Verhalten verändern könnten und inwiefern Sie mit Männern anders umgehen müssen oder können als mit Frauen. Damit Sie später „auf freier Wildbahn“ bestehen können, sollten Sie den Umgang mit Männern – die ja nun einmal in der Geschäftswelt dominieren – immer wieder üben, auch wenn Sie glauben, Sie könnten das ohnehin!

Um ein Beispiel aus dem Sport zu nehmen: Existenzgründungskurse sind eher Testläufe, bei denen Sie feststellen können, wo Sie stehen und woran Sie noch zu arbeiten haben; mit den Endkämpfen haben sie nicht viel zu tun.

Selbstorganisation und Zeitmanagement

Die erfolgreiche Unternehmerin ist nicht nur optimistisch und hat gute Nerven, sie ist auch sehr gut organisiert. Ein detaillierter Zeitplan, der Ihnen genug Zeit für Unvorhergesehenes einräumt und bei dem auch Ihre privaten Bedürfnisse nicht zu kurz kommen, hilft Ihnen, alles Notwendige zu bewältigen. Ein gewisses Maß an Ordnungsliebe brauchen Sie natürlich! Wie sieht es denn auf Ihrem Schreibtisch aus? Schieben Sie notwendige, aber unangenehme Dinge gerne von sich weg? Oder finden Sie sehr leicht ganz „dringende“ Arbeiten, die unbedingt jetzt gemacht werden müssen, und das wirklich Wichtige bleibt liegen?

Je anfälliger Sie für Stress sind, desto besser müssen Sie sich organisieren und z. B. bei Terminarbeiten rechtzeitig jemanden für die Kinderbetreuung organisieren. Nur wenn Sie dies beherzigen, gilt der Spruch: „Was schiefgehen kann, geht auch schief!“ für Sie nicht. Als Gründerin müssen Sie auch Ihre Freizeit bewusst planen. Planen Sie „Auszeiten“ ein – und nehmen Sie diese auch. So schöpfen Sie immer wieder Kraft.

Versuchen Sie nicht, immer noch mehr in den Tag hineinzuquetschen, noch mehr zu erledigen. Das Ziel guter Zeitplanung besteht darin, sich Freiräume zu verschaffen, also Zeit für sich selbst zu haben, und nicht darin, hektisch die Arbeit von zwei Tagen in einem unterbringen zu wollen. Lassen Sie sich nicht durch sog. Zeitfallen (Einflüsse von außen) von den wirklich wichtigen Erledigungen abhalten. Die folgende Checkliste nennt die häufigsten Zeitfallen.

CHECKLISTE: Zeitfallen

   Fehlende Pufferzeiten, kein Raum für Unvorhergesehenes

   Keine klar definierten Ziele, entsprechend auch keine Vorgaben, was genau zu tun ist

   Fehlender Überblick darüber, was alles wann zu tun ist

   Ein „chaotischer“ Arbeitsstil (Notizen und Zettel gibt es überall, nur nicht da, wo Sie sie gerade suchen)

   Die Unfähigkeit, Arbeit zu delegieren (Kinder können beispielsweise im Haushalt helfen)

Prüfen Sie selbstkritisch, warum es Ihnen so viel ausmacht, Arbeit abzugeben. Hat es etwas damit zu tun, dass Sie alles selbst kontrollieren wollen? Sie kommen mit Ihrer Selbstständigkeit besser voran, wenn Sie die anstehenden Aufgaben verteilen. Sonst wächst Ihnen die Arbeit irgendwann über den Kopf.

   Störungen durch andere, etwa durch unangemeldete Besucherinnen oder private Anrufe.

Hier müssen Sie – das trifft vor allem dann zu, wenn Sie Ihr Büro zu Hause haben – langfristig vorgehen, z. B. allen Freunden und der Familie freundlich, aber sehr konsequent klarmachen, dass Sie zu bestimmten Zeiten nicht gestört werden wollen.

   Die Unfähigkeit, nein zu sagen. Es kostet Sie viel Zeit, wenn Sie Aufgaben und Erledigungen nicht ablehnen können. Warum lehnen Sie Bitten um Hilfe nicht öfter ab? Was haben Sie davon, wenn Sie als freundlich und hilfsbereit gelten, aber mit Ihren eigenen Projekten nicht fertig werden? Im Zweifelsfall hilft Ihnen nämlich niemand. Ziehen Sie Ehrenämter nicht unnötig an sich! Bekanntlich sind es immer nur wenige, meistens die Gleichen, die sich engagieren, und das müssen ja nicht immer Sie sein.

   Mangelnde Selbstdisziplin. Es hilft nichts, sich Pläne zu machen, die Arbeit zu strukturieren und einzuteilen, wenn Sie es dann nicht schaffen, diszipliniert Ihre selbst gestellten Vorgaben zu erfüllen. Es gehört – gerade zu Beginn einer Existenzgründung – sehr viel Energie dazu, sich nicht ablenken zu lassen und zielgerichtet den eigenen Weg zu verfolgen.

   Schlechte Kommunikation unter den Gründerinnen bzw. mangelhafte Information von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Geschäftskundinnen und Auftraggebern oder der eigenen Familie.

   Wartezeiten. Lange Wartezeiten – oft durch mangelnde Organisation selbst verschuldet – bringen Ihr Zeitmanagement ebenfalls durcheinander. Das wird vor allem dann zum Problem, wenn Sie dadurch selbst Ihre Aufgaben gegenüber einem Auftraggeber nicht erfüllen können.

Lassen Sie sich nicht entmutigen!

Um bei Rückschlägen nicht gleich aufzugeben, ist es gut, wenn Sie zäh, vielleicht sogar stur sind. Lassen Sie sich nicht entmutigen, suchen Sie nach anderen Lösungsmöglichkeiten, prüfen Sie Alternativen – setzen Sie Ihre Interessen durch. Wenn Sie dieses Projekt, jenen Auftrag nicht bekommen, dann eben etwas anderes. Vielleicht hilft Ihnen folgender Spruch: „Wenn nicht das, dann eben was Besseres!“ Es ist allerdings nicht immer leicht, sich danach zu richten, vor allem, wenn man diesen speziellen Auftrag zu gerne bekommen hätte und das Honorar innerlich schon längst für eine Anschaffung verplant war.

Behalten Sie diesen potenziellen Kunden auf alle Fälle in Ihrer Datenbank, melden Sie sich gelegentlich bei ihm mit einem interessanten Angebot, vielleicht ergibt sich ja später doch noch ein Auftrag, oder Sie werden zumindest weiterempfohlen.

Zielstrebigkeit und konsequentes Verhalten

Zielstrebigkeit und Konsequenz erleichtern Ihnen den Weg zum Erfolg. Wichtig ist, dass Sie sich von Rückschlägen nicht aus dem Konzept bringen lassen. Verfolgen Sie Ihre gesteckten Ziele! Lassen Sie sich nicht von Ihrem Weg abbringen, wenn Sie sicher sind, dass es Ihr Weg ist.

Isolation und Einsamkeit

Wenn Sie als Freiberuflerin oder Einzelunternehmerin zu Hause beginnen, wenn Sie den ganzen Tag vor dem PC sitzen und der Kontakt zur Außenwelt möglicherweise nur noch über E-Mail und Telefon stattfindet, werden Sie sich über kurz oder lang sehr isoliert und einsam fühlen. Vor allem wer an das soziale Leben eines Büros gewohnt war, an Konferenzen und Besprechungen, an Mittagessen mit Kolleginnen und Kollegen oder an geschäftliche Besprechungen außer Haus, wird sich zumindest am Anfang zu Hause sehr schwertun. Diese Gefühle dürfen Sie aber nicht depressiv und arbeitsunfähig machen. Gehen Sie zu Netzwerkveranstaltungen (vgl. dazu auch Kapitel „Frauen-Netzwerke“), treffen Sie sich mit anderen Gründungswilligen zum regelmäßigen Austausch, bilden Sie sich gemeinsam mit anderen weiter oder bringen Sie Unterlagen auch mal persönlich bei Ihrem Auftraggeber vorbei. Wichtig ist, dass Sie sich aktiv um Kontakte kümmern. Suchen Sie Gleichgesinnte, die im Notfall Zeit für Sie haben und Ihnen bei Ihren Fragen und Problemen helfen können, das entlastet auch Ihre Familie und Ihren Freundeskreis. Bieten Sie Gleiches auch den anderen an.

Unternehmerisch handeln

Wenn Sie sich mit dem Gedanken an eine Existenzgründung schon länger beschäftigen, taucht natürlich auch die Frage auf: Kann ich das eigentlich? Kann ich unternehmerisch handeln und denken? Was gehört denn eigentlich zu einer unternehmerischen Kompetenz?

Dies sind die wichtigsten Eigenschaften und Fähigkeiten, die eine Unternehmerin haben bzw. sich aneignen sollte:

Vor der Gründung: Die wirtschaftliche Planung

Selbstständig sein setzt nicht nur bestimmte persönliche Eigenschaften und Fähigkeiten voraus; Sie brauchen auch fachliches Know-how und Grundkenntnisse in Betriebswirtschaft, um auf Dauer am Markt bestehen zu können. Am wichtigsten von allem jedoch ist die Idee, mit der Sie sich selbstständig machen wollen.

Die richtige Idee oder Marktlücke

Am Anfang jeder Planung steht natürlich „die Idee“: Ihre Gründungsidee, das Produkt, die Dienstleistung, mit der Sie in Zukunft Geld verdienen werden. Nun geht es darum, Ihre Idee, Ihr Know-how auf dem Markt anzubieten und zu verkaufen. Was brauchen Sie dafür?

Fundierte Marktkenntnisse sind sehr wichtig. Sie müssen herausfinden, wer Ihre Dienstleistung – z. B. Ihr Moderationstraining – oder Ihr Produkt – z. B. den chilenischen Wein – brauchen kann. Wie können Sie es an die Frau oder den Mann bringen? Wo treffen Sie Ihre potenziellen Kunden, und welchen Preis können Sie realistischerweise erzielen?

Es ist eher unwahrscheinlich, dass Sie ein völlig neues Produkt entwickeln oder eine noch nie da gewesene Dienstleistung anbieten können. Aber eine Marktnische, eine bisher an Ihrem Ort übersehene Zielgruppe – die können Sie finden. Es ist auch lohnend zu sehen, was die Mitbewerber machen: Wie präsentieren sie sich am Markt? Wie gehen sie mit Standortnachteilen um? Studieren Sie deren Strategien und scheuen Sie sich auch nicht, Testangebote einzuholen.

Wenn Sie noch keine Idee haben, sich aber – aus welchen Gründen auch immer – beruflich selbstständig machen wollen oder müssen, helfen Ihnen die folgenden Überlegungen vielleicht weiter. Es ist sehr wichtig, dass Sie etwas finden, das Sie wirklich gerne machen. Worin liegen Ihre Stärken? Was tun Sie gern und können Sie gut? Wer nicht gern vor anderen Leuten spricht, sollte keine Trainerin oder Dozentin werden. Wer eher genial und großzügig veranlagt ist, sollte keine Finanzberatung gründen oder versuchen, als Buchhalterin zu arbeiten, auch wenn hier ein großer Bedarf besteht. Sind Sie kein Computer-Freak, so wird es Ihnen auch schwerfallen, im Internet Ihr Geld zu verdienen.

Um herauszufinden, wofür Sie sich selbst und andere begeistern können, sollten Sie sich folgende Fragen stellen:

TIPP: Machen Sie nur die Dinge, die Sie wirklich gern tun, die Ihnen Spaß machen und für die Sie sich begeistern können. Denn nur dann sind Sie authentisch und überzeugend. Nur wenn Sie glaubhaft sind, können Sie Ihre Idee „rüberbringen“ und die Kunden vom Nutzen Ihres Angebots überzeugen. Setzen Sie auf Ihre Stärken und bauen Sie diese aus.

Das 1998 erschienene Buch von John Hormann Future Work hat immer noch nichts von seiner Aktualität verloren: Nach wie vor gehört folgende Frage zu den dringlichsten: „Wenn meine Mitbewerber innovativ, zuverlässig, kompetent, qualifiziert und preiswert sind, was macht mich besser?“ Sie müssen also gut überlegen, was Sie bzw. Ihre Idee von allen anderen unterscheidet. Hormanns Antwort lautet: „Neue Erkenntnisse schnell umsetzen, ohne gleich die eigene Identität und den eigenen Kurs aufzugeben.“ Ganz wichtig sind also die eigene Identität und Ihre eigenen ehrlichen und unverfälschten Ideen, Zielorientiertheit und Authentizität. Um noch einmal John Hormann zu zitieren: „Die sechs wichtigsten Eigenschaften erfolgreicher deutscher Führungskräfte (sind): Glaubwürdigkeit, persönliche Integrität, positive Lebenseinstellung, Einfühlungsvermögen, Flexibilität und Reflexionsfähigkeit.“ (John Hormann, Future Work, Signale für das Leben im 3. Jahrtausend. Universum Verlagsanstalt, Wiesbaden 1998) Diese Eigenschaften sind auch für Sie als Gründerin nützlich.

Denken Sie einmal darüber nach, wie gravierend sich die Arbeitswelt in den letzten 25 Jahren geändert hat: Schlagworte wie Globalisierung oder Lean Management (schlanke Strukturen) stehen für eine weitreichende Veränderung. Sie müssen keine Trendforscherin sein, um zu erkennen, dass die Zeiten der sicheren Festanstellung endgültig vorbei sind. Befristete Arbeitsverträge für bestimmte Projekte werden die Regel sein. Die Frage ist nun: Wie können wir dieses Wissen für uns nützen, welchen Vorteil können Sie daraus ziehen, wenn Sie dies alles wissen?

Wir leben in einer Technologie- und Informationsgesellschaft, in der die weltweite Vernetzung nichts Besonderes mehr ist. Wer hier beruflich Erfolg haben will, muss sein Handwerkszeug im Bereich Projektmanagement wirklich beherrschen, ohne Internet-Know-how geht nichts mehr. Gute Organisation und Koordination werden daher noch wichtiger, denn der Dienstleistungssektor gilt als Wachstumsbranche, und Service, d. h. schnelle und pünktliche Lieferung von Waren, Informationen oder anderen Dienstleistungen, ist ein Muss.

Dienstleistungen lassen sich in primäre und sekundäre Dienstleistungen unterteilen. Als primäre Dienstleistungen werden z. B. Reinigen, Bewirten, Lagern, Sichern, Transportieren verstanden sowie alle Bürotätigkeiten und der Handel. Dieser primäre Bereich wird nicht zuletzt durch die zunehmende Selbstbedienung der Kunden (Fahrkarten, Flugtickets) abnehmen, obwohl es immer wieder auch gegenteilige Beispiele gibt, z. B. Anläufe der Mineralölkonzerne, an größeren Tankstellen wieder Tankwarte einzusetzen – gegen Gebühr natürlich. Der sekundäre Bereich hingegen wird steigen, hierzu gehören beispielsweise Betreuen, Beraten, Lehren, Publizieren, Organisieren, alle Tätigkeiten, die mit Management im weitesten Sinne zusammenhängen, sowie Forschen und Entwickeln.

Bei der Suche nach einer Marktlücke, nach der richtigen Idee, womit Sie sich selbstständig machen wollen, sollten Sie folgende Fragen beantworten:

Bieten Sie Problemlösungen an

Wenn wir davon ausgehen, dass alle Produkte mehr oder weniger gleich sind, so kann der Zusatznutzen im Bereich Dienstleistungen liegen – also z. B. im Service oder beim Image. Ihr Produkt ist „in“ – das Produkt könnte technisch auf dem neuesten Stand sein oder der Zusatznutzen könnte im günstigen Preis liegen. Verwechseln Sie „günstig“ bitte nicht mit „billig“. Sie können eine gute Dienstleistung, ein Produkt von guter Qualität nicht billiger verkaufen als die Konkurrenz, ohne selbst dadurch einen Verlust zu erleiden. Hüten Sie sich zu Beginn Ihrer Existenzgründung, als Einstieg sozusagen, als Billiganbieterin aufzutreten. Es ist beim nächsten Auftrag dann sehr schwer, eine Preiserhöhung durchzusetzen, ohne den Kunden zu verlieren, zumal Sie vermutlich auch keine guten Argumente dafür haben.

Ihre Aufgabe muss es sein, Probleme der Kundinnen und Kunden zu erkennen und ihnen dafür Lösungen anzubieten. Wichtig ist es, dem Kunden nicht lediglich ein weiteres Produkt zu verkaufen, sondern eine Lösung für ein bestehendes Problem. Es geht also wieder darum, dass Ihre Problemlösung nicht austauschbar ist, sondern einzigartig. Wenn Sie mit offenen Augen durch die Welt gehen und sensibel auf die Bedürfnisse der Mitmenschen achten, werden Sie einige Problemfelder bzw. Trends vermutlich selbst entdecken.

Was kann ich verlangen?

Gleichgültig, ob Sie als Freiberuflerin arbeiten oder ein Gewerbe (die Abgrenzung finden Sie im Abschnitt „Welchen Status haben Sie – gewerblich oder frei?“) angemeldet haben, weil Sie beispielsweise nicht nur Web-Designerin sind, sondern Ihren Kunden auch den Web-Space vermieten, kommen Sie um die Frage nicht herum: Was ist ein angemessener Preis für mein Produkt, für meine Dienstleistung?

Oft werden Pauschalhonorare, Werk- oder auch Zeitverträge vereinbart: Die Auftraggeber unterbieten sich in der Höhe (besser Tiefe) der Honorare, schlecht oder auch gar nicht bezahlte Praktika sind an der Tagesordnung.

   Wie können Sie dem begegnen, können Sie solch „unmoralischen“ Angeboten etwas entgegensetzen oder müssen Sie diese akzeptieren, da Sie am Anfang jeden Euro brauchen?

   Welchen Stunden- oder Tagessatz können Sie verlangen?

Wie viel können Sie auf Ihr Produkt aufschlagen?

   Was gibt der Markt her?

   Was sind Sie bzw. Ihr Produkt wert?

Schwierige Fragen, zu denen es keine Patentlösung gibt.

Um herauszufinden, wie viel Geld Sie eigentlich verdienen müssen, schlage ich Ihnen vor, erst einmal herauszufinden, wie viel Geld Sie brauchen. Es hängt sehr von Ihren persönlichen Lebensumständen ab, wie hoch die einzelnen Posten sind. Ob Sie Alleinverdienerin in einer Familie sind, dazuverdienen wollen oder müssen, Schulden zurückzahlen oder „nur“ sich selbst ernähren wollen, macht einen großen Unterschied bei der Berechnung des benötigten Mindesteinkommens.

Es ist viel Arbeit, alles zusammenzurechnen, aber nur so kommen Sie auf den Betrag, den Sie durchschnittlich jeden Monat erwirtschaften müssen.

Bitte überlegen Sie sich, wie viele Stunden in der Woche oder im Monat Sie arbeiten können oder müssen; entsprechend ermitteln Sie den Stundensatz.

Eine Beispielrechnung

In diesem Beispiel gehen wir von einem monatlichen Bedarf von 3.000 Euro aus, ein Betrag, der für eine Familie mit Kindern durchaus realistisch ist, wenn Sie Miete zahlen, ein Auto haben, für den Kindergarten bezahlen müssen usw.:

Monatliche Lebenshaltungskosten

3.000 Euro

30 Prozent Steuern pauschal

900 Euro

40 Prozent Vorsorge pauschal

1.200 Euro

Summe

5.100 Euro

Jahresbedarf

5.100 × 12 = 61.200 Euro

Wenn Sie davon ausgehen, dass Sie sechs Wochen im Jahr nicht arbeiten wollen oder können, weil Ihre Kinder Ferien haben und auch mal krank sind, Sie jemanden aus der Familie betreuen und Sie sich Ihren Urlaub wirklich verdient haben, Sie sich evtl. weiterbilden wollen, so müssen Sie diesen Betrag in 46 Wochen erzielen. Das sind dann rund 1.330 Euro in der Woche – bei fünf Arbeitstagen sind das rund 266 Euro pro Tag, bei vier Arbeitstagen ca. 333 Euro. Nun können Sie Ihren benötigten Stundensatz, abhängig von der Zahl der Stunden, die Sie arbeiten können oder wollen, leicht selbst berechnen.

Das aber sind Stunden, die Sie verkaufen wollen, die Ihnen jemand bezahlen soll. Hinzu kommen nun noch die vielen Stunden für Akquise, Recherche, endlose Telefonate. Sie brauchen Zeit für die Konzeptentwicklung beispielsweise einer Homepage oder einer PR-Kampagne, der Messeauftritt muss vor- und auch gründlich nachbereitet werden, sonst war er Zeit- und Geldverschwendung. Zeit für die Vor- und Nachbereitung von Seminaren und Beratung muss ebenso eingeplant werden wie für den Besuch von Netzwerkveranstaltungen und allgemeine Kontaktpflege. Auch Ihr Büro will organisiert sein: Sie müssen Rechnungen schreiben, die Unterlagen für den Steuerberater und das Finanzamt sammeln, ab und zu muss Ihr Büro auch mal gesaugt werden usw. Diese im Fachjargon oft als „unproduktiv“ bezeichnete Arbeit benötigt trotz guter Zeitplanung mit „Luft für Zwischenfälle“ viele Stunden, die Sie in Ihre Kalkulation mit einbeziehen müssen. Gerade unvorhergesehene Dinge wie ein PC-Absturz oder der Ausfall Ihrer E-Mail-Verbindung kosten sehr viel Zeit und Nerven, sie lassen sich leider nicht mit einplanen. Auch Konzepte lassen sich nicht immer druckreif aus dem Ärmel schütteln.

Übrigens war in unserer Beispielrechnung keine Büromiete vorgesehen, keine Abschreibungen und kein Geld für eine vernünftige Telefonanlage, von ergonomisch gestalteten Büromöbeln einmal ganz abgesehen.

Wenn Sie sich ein Büro anmieten, was am Anfang ja nicht unbedingt sein muss, so berechnen Sie die realistischen Kosten bitte nach dem in der Checkliste „Finanzbedarf“ vorgegebenen Schema (s. Abschnitt „Den Finanzbedarf ermitteln“); den Jahresbetrag addieren Sie wieder und teilen das Ergebnis durch 46 (weil Sie ja, wie oben gesagt, nicht volle 52 Wochen im Jahr arbeiten).

Verkaufen Sie sich nicht unter Preis!

Das Ergebnis zeigt ganz deutlich, dass mit Dumpingsätzen von 30 Euro pro Stunde oder gar darunter wenig zu erreichen ist. Es ist nun Ihre Aufgabe – und das ist wirklich schwer –, Ihren zukünftigen Kundinnen oder Auftraggebern den Wert Ihrer Arbeit, Ihres in vielen Jahren erworbenen Know-hows zum angemessenen Preis zu verkaufen. Die Kunst liegt darin, Ihren Kundinnen und Kunden klarzumachen, dass Sie bzw. Ihre Beratung oder Ihr Konzept diesen Stundensatz wert sind.

Denken Sie nach, was Sie ohne zu murren für einen Friseurbesuch zahlen, was die Kfz-Werkstätte kostet, wie viel Rechtsanwälte verlangen. Überlegen Sie, was Sie für den Informationsabend zu Ihrem Fachthema bezahlt haben, für den Workshop zum Telefontraining oder zur erfolgreichen Verhandlungsführung. Rechnen Sie nach, wie viele Teilnehmer es waren, was an Kosten für Miete, Teilnehmerunterlagen und evtl. Getränke entstanden sein könnte – auch so können Sie relativ gut abschätzen, welches Honorar die Dozentin (vermutlich) bekommen hat. In verschiedenen Frauenzeitschriften gibt es schon seit längerem spezielle „Business-Seiten“. Dort werden immer wieder Seminare und Coaching-Termine angeboten. Aus den verlangten Teilnahmegebühren können Sie ebenfalls Ihre Rückschlüsse ziehen. Weitere Tipps bekommen Sie z. B. bei mediafon (www.mediafon.net), hier können Sie beispielsweise erfahren, welche Summe Sie mindestens für einen Vortrag oder für eine Seite Lektorat verlangen sollten. Auch auf www.akademie.de gibt es sehr gute Artikel zum Thema Honorare.

Ein Grund für die häufig gezahlten Dumpingpreise liegt auch bei den Frauen, die lediglich „dazuverdienen“ müssen oder wollen. Sie sind über den Ehepartner sozialversichert oder arbeiten beispielsweise als Studentin noch nicht sozialversicherungspflichtig; sie müssen die Kosten für Krankenversicherung und Altersversorgung nicht auf die Stundensätze aufschlagen. Sie arbeiten zu Hause und kalkulieren auch die Kosten für das Büro nicht mit ein. In diesem relativ unfairen Wettbewerb kann die „echte“ Selbstständige natürlich nicht mithalten.

Die Kurse und Seminare der öffentlichen Weiterbildungseinrichtungen sind für einen Großteil der Teilnehmerinnen und Teilnehmer nur bezahlbar, weil die Honorare der Lehrkräfte niedrig sind. Bei marktüblichen Kursgebühren bleiben die Teilnehmer weg.

Streng genommen können Sie es sich als Existenzgründerin gar nicht leisten, an Fortbildungszentren, Volkshochschulen oder anderen Weiterbildungsinstituten, die sich zum Teil aus Geldern der Arbeitsagentur finanzieren, zu arbeiten. Wenn Sie es doch tun, beispielsweise, weil Sie sich sagen, ein geringes Honorar sei besser als gar keines, sollten Sie sich jedoch unbedingt darüber im Klaren sein, dass das nur eine Übergangslösung sein kann. Das Positive für Sie daran ist, dass Sie Praxis im freien Sprechen, im Halten von Vorträgen oder im Umgang mit Gruppen bekommen und lernen, Konzepte zu entwickeln. Solche Veranstaltungen können auch dazu dienen, auf sich aufmerksam zu machen, Kontakte zu knüpfen und evtl. Kunden zu gewinnen.

Trends erkennen

Trends zu erkennen und für das eigene Geschäft richtig zu beurteilen ist nicht einfach. Für viele Marken beispielsweise spielt die Jugendszene eine Rolle, Trends – vor allem aus den Bereichen Sport, Musik und Multimedia – haben dort oft ihren Ursprung und werden von den Erwachsenen kopiert. Ein Trend beispielsweise ist das wachsende Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit. Das kann sich auf Sicherheitsprobleme des Internets beim Online-Banking beziehen, aber genauso auf Sicherheitsdienste in öffentlichen Gebäuden oder Verkehrsmitteln (Videokameras in den S-Bahnen) etwa oder Sicherheitsmaßnahmen innerhalb der eigenen vier Wände. Die Menschen leben immer länger und werden im Durchschnitt immer älter. Für die Bedürfnisse der Älteren hat sich ein spezieller Markt entwickelt: bequeme Bekleidung, spezielle Reiseangebote, spezielle Sport- und Fitnessangebote, alle Arten von Pflegediensten, Anpassung der Wohnungseinrichtungen oder der Pkws an evtl. körperliche Schwächen, z. B. Tastentelefone mit besonders großen Zahlentasten, Mobiltelefone, die mit einer Notruftaste ausgerüstet sind, Audiobooks, Lesegeräte mit einer sehr hohen Vergrößerung, auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Älteren zugeschnittene Informationsangebote, z. B. sprechende Internetseiten für Sehbehinderte. Auch die Autoindustrie erforscht ihre Käuferschichten und stellt sich auf ältere Kundinnen und Kunden ein. Wichtig ist es, bei allen neuen Ideen darauf zu achten, dass sie die Menschen unterstützen und nicht diskriminieren oder bloßstellen.

Die Zeiten, in denen Vollbeschäftigung ein realistisches Ziel war, sind nicht nur nach meiner Ansicht endgültig vorbei. Lesen Sie die Berichte über den zunehmenden Stellenabbau, die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins kostengünstigere Ausland und die Rationalisierung in den Produktionsbetrieben. Mit einer dauerhaft hohen Arbeitslosenquote werden wir uns wohl abfinden müssen, auch als Folge der Bankenkrise im Herbst 2008.

Was können Sie als Existenzgründerin daraus ableiten?

Je weniger Festangestellte – in Voll- oder Teilzeit – es gibt, desto mehr Freizeit hat der Einzelne zur Verfügung. Abhängig von der zur Verfügung stehenden Kaufkraft kann hier ein erweiterter Markt für Freizeitaktivitäten entstehen. Sie könnten auch Angebote für Erwerbslose, die über wenig oder kein Geld verfügen, entwickeln und über öffentliche, kirchliche oder auch private Träger finanzieren, wobei das in Zeiten knapper Kassen eher weniger Erfolg versprechend erscheint. Es ist hinreichend erforscht, dass Langzeitarbeitslose unter diesem Stigma, dieser Belastung „ich bin arbeitslos, ich bin Hartz-IV-Empfänger“ stark leiden und eine traumatische Störung entwickeln können. Warum gründen Sie nicht eine Trauma-Beratung und suchen sich zur Finanzierung Sponsoren? Sie müssen dafür allerdings die richtige Ausbildung haben und evtl. zertifiziert sein. Übrigens: Auch Sponsorensuche ist eine Geschäftsidee, Ihr Honorar berechnet sich prozentual aus den Beträgen, die Sie bei den Firmen für das Sponsoring einwerben konnten.

Der Weiterbildungsbereich wird boomen: Lebenslanges Lernen ist die Devise, ständige Weiterbildung und die Nutzung der neuen Technik sind Grundvoraussetzungen für alle diejenigen, die mit Erfolg Arbeit suchen und die mehr arbeiten wollen oder müssen. Entsprechend entsteht ein Bedarf an Fitnesstrainerinnen, Reisebegleitern, aber auch Dozentinnen und Trainern sowie Weiterbildungsinstituten aller Art. Auch Erziehungstrends und politische Strömungen haben hier einen großen Einfluss. Nach der viel propagierten Gleichheit der Geschlechter in den späten Sechziger- und Siebzigerjahren ist es heute wieder eher üblich, Mädchen und Frauen separat zu unterrichten.

Durch das Internet und die Fülle an Informationen und technischen Möglichkeiten ergeben sich ebenfalls völlig neue Dienstleistungen, denken Sie an Twitter, Facebook usw., es entstehen völlig neue Märkte und damit neue Probleme bzw. Bedürfnisse, die gelöst bzw. befriedigt werden müssen.

Ein weiteres Feld für Selbstständige bietet die langfristige Energieversorgung. Je abhängiger wir von der Technik werden – überlegen Sie doch einfach, was alles nicht mehr funktioniert, wenn der Strom ausfällt: die elektrisch betriebene Ölheizung und Warmwasserbereitung, das Telefon, der PC usw. –, desto mehr müssen wir uns mit alternativen Energiequellen beschäftigen, die die Umwelt nicht noch mehr belasten. Hier sind Innovationen und Problemlösungen z. B. von Physikerinnen, Biologinnen oder Bio-Chemikerinnen, aber auch Designerinnen und Technikerinnen dringend gefragt. Die Nutzung nachwachsender Rohstoffe könnte mittel- bis langfristig zur Lösung von wirtschafts-, umwelt- und gesellschaftsrelevanten Problemen beitragen. Beispiele: Heizen mit Holz, Strom- und Wärmeerzeugung aus Biogas und fester Biomasse, Schmierstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen, die nicht nur biologisch abbaubar sind, sondern auch qualitative Vorteile haben. Nachwachsende Rohstoffe bieten die Chance für innovative Entwicklungen, aus ihnen können Produkte hervorgehen, die sich weltweit vermarkten lassen. (Quelle: Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe: www.nachwachsende-rohstoffe.de mit den entsprechenden Themenportalen)

Neue Geschäftsideen finden Sie möglicherweise auf Fachmessen und bestimmt auch, wenn Sie sich mit der Literatur zur Trendforschung beschäftigen. Zukünftige Strömungen und Megatrends werden beispielsweise von Matthias Horx und Stefan Grünewald in ihren jeweiligen Büchern und Reports beschrieben. Alle aktuellen Themen können zu Trends und damit zu Geschäftsideen führen. Noch einmal zur Verdeutlichung, wie Sie selbst sehr gut aus den Ihnen zur Verfügung stehenden Informationen wie z. B. einer Zeitung Trends erkennen bzw. Marktnischen finden können: Immer wieder wird von Lebensmittelskandalen berichtet, die uns darauf aufmerksam machen, wie wichtig staatliche Kontrollen und vor allem eine gesunde, bewusste Lebensweise sind. Viele Schulen bieten Ganztagesbetreuung an, vielleicht wäre ja eine gesunde und bezahlbare Mittagsverpflegung für die Kinder eine gute Idee? Gerade junge Familien sind sehr daran interessiert, gesundes und unbelastetes Essen für ihre Kinder kaufen zu können. Mit einem Lieferservice könnte wöchentlich frisches Obst und Gemüse, Brot und Käse zu den Kundinnen gebracht werden, selbstverständlich mit Qualitätssiegel. Auch die Diskussionen um genmanipulierte oder verseuchte Lebensmittel (BSE, Vogelgrippe oder einfach nur unappetitlich vergammeltes Fleisch) können Ängste und Befürchtungen auslösen und Ihnen neue Kundschaft bringen, wenn Sie glaubhaft machen können, dass Ihre Lebensmittel einwandfrei sind und bestimmten Qualitätskriterien entsprechen. In dieselbe Richtung geht der Trend zu ökologisch unbelasteter Kleidung. Je mehr Allergien und Unverträglichkeiten entstehen, desto stärker wächst das Bedürfnis nach naturbelassener und unbehandelter Kleidung. Ein weiteres Beispiel für eine an sich einfache Gründungsidee ist die „Teekampagne“ von Günter Faltin, Professor an der FU Berlin, der seit 1995 Marktführer im deutschen Teeversandhandel ist. Die Lagerkosten werden auf die Kundschaft abgewälzt, man kann nur ein- oder zweimal im Jahr seinen Darjeeling bestellen.

Setzen Sie sich mit den Trends unserer Zukunft auseinander: Was wird anders sein? Auf was sollten Sie sich einstellen, welche Veränderungen können stattfinden?

Einige Beispiele:

   Kinder und Jugendliche sehen heute im Durchschnitt etwa 10 bis 15 Minuten täglich fern, surfen aber drei bis vier Stunden im Netz und sind regelmäßig Gast auf Facebook, wo sie oft mehr preisgeben, als ihnen klar ist. (Quelle: www.trendletter.de/trends/trends-der-zukunft)

   Nachhilfe bereits in der Grundschule

   Verstärkte Gründung von Privatschulen

   Viele Produkte sind austauschbar, was lockt und hält den Kunden?

   Was für Engpässe gibt es? Denn neue Dinge und Verfahren werden im Allgemeinen erst bei gravierenden Engpässen erfunden.

Die wirklich existenziellen Fragen, die sich jede Unternehmerin und jeder Unternehmer immer und immer wieder stellen muss, lauten:

   Welche Trends lassen sich für die Märkte der Zukunft erkennen?

   Welche neuen Technologien wird es geben, und wie werden sie sich auf uns und unsere Wirtschaft auswirken?

Welche Schlussfolgerungen können Sie für Ihre Existenzgründung und auch für sich privat ziehen, wenn Sie wissen, dass sich das Konsumentenverhalten sehr geändert hat, in sehr vielen Haushalten nicht nur ein PC oder Laptop, sondern noch ein iPhone und eine Digitalkamera vorhanden sind, Bücher, Software und DVDs übers Internet bestellt werden? Hörbücher die üblichen gebundenen Bücher ersetzen? Welche Geschäftsideen fallen Ihnen dazu ein?

Das richtige Marketing

Um Ihr Produkt oder Ihr Warenangebot bzw. Ihre Dienstleistung erfolgreich am Markt zu platzieren, brauchen Sie zuallererst ein gutes Marketingkonzept. Es muss auf jeden Fall zu Ihnen und Ihrem Stil passen.

Häufig wird Marketing einfach mit Werbung gleichgesetzt. Doch Marketing ist sehr viel mehr als nur Werbung: Erkennen Sie zukünftige Trends, dafür brauchen Sie Branchenkenntnis. Ihr Angebot muss auf die Bedürfnisse Ihrer zukünftigen Kundinnen und Kunden zugeschnitten sein: Überlegen Sie, wie Sie sich am Markt einführen und behaupten wollen, Sie benötigen ein Konzept für Absatz und Vertrieb und selbstverständlich auch eine Preispolitik. Standortnachteile – auch für Ihre Kunden –, die Sie eventuell in Kauf nehmen, können Sie durch geschicktes Marketing ausgleichen. Lassen Sie sich von anderen Firmen anregen und inspirieren. Welche Werbung gefällt Ihnen, welche Image-Kampagne ist Ihnen aufgefallen, was davon können Sie für sich übernehmen? Ein Werbe- oder Marketingprofi kann Ihnen bei der Marktanalyse ebenso behilflich sein wie bei der Produktpolitik und der Auswahl der Werbemittel. Zu einem guten Marketingkonzept gehören alle Maßnahmen und Strategien, durch die aus Ihrer neu zu gründenden Firma ein markt- und kundenorientiertes Unternehmen wird.

Auf Ihr ganz spezielles Angebot kommt es an

Sammeln Sie alle Daten zum Markt, die irgendwie für Sie von Bedeutung sein können, und werten Sie sie aus. Dazu gehört beispielsweise, dass Sie herausfinden, welche Bedürfnisse nicht befriedigt sind, welche Probleme Ihre potenzielle Kundschaft hat, für die Sie eine maßgeschneiderte Lösung anbieten können. Was könnten Ihre zukünftigen Kundinnen und Kunden benötigen, das Sie ihnen zur Verfügung stellen können?

Wenn Sie beispielsweise einen Obst- und Gemüseladen eröffnen möchten, könnten Sie Ihr Angebot etwa mit speziellen Gewürzen oder besonderen Tees erweitern und ergänzen. Bieten Sie unterschiedliche, bereits vorgefertigte Obstsalate an oder brillieren Sie mit Ihren Kenntnissen über ayurvedische Kräuter. Ihr Geschäft wird dann besonders attraktiv, wenn der Kunde für andere Produkte, die er benötigt, nicht noch in ein weiteres Geschäft gehen muss, wenn er Zeit spart oder Zusatzinformationen erhält. Arbeiten Sie als Freiberuflerin, sollten Sie ebenfalls einen konkreten Mehrwert anbieten können. Wenn Sie beispielsweise als Redakteurin Texte verfassen, könnten Sie auch das passende Bildmaterial zum Thema zuliefern. Wollen Sie als Web-Fachfrau kleineren Firmen den Internetauftritt gestalten, so könnten Sie neben der Erstellung einer Website und der regelmäßigen Pflege und Aktualisierung der Daten vielleicht auch Seminare über die Internetnutzung oder über Datensicherheit abhalten. Falls Sie Finanzdienstleistungen anbieten, wären Vorträge, die sich mit dem Thema „sichere Geldanlage“ und dem Börsencrash beschäftigen, ein durchaus attraktives Angebot. Ein Beispiel aus meinem Kundenkreis: Standbein Nr. 1 ist der Großhandel für Bio-Bergkäse, Standbein Nr. 2 sind Internetdienstleistungen, die auch der Käsekundschaft mit angeboten werden könnten (Websites: www.berggenuss.de und www.montviso.de).

Die richtige Zielgruppe ansprechen

Um die richtige Zielgruppe für Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung zu ermitteln, sollten Sie folgende Fragen beantworten können.

CHECKLISTE: Zielgruppe

   Wer braucht mein Produkt oder meine Dienstleistung?

Wen unterstütze ich mit meiner Beratung?

   Wer sind meine potenziellen Kundinnen und Kunden?

   Wie viele Menschen brauchen mein Angebot? Wie oft?

   Wen will ich ansprechen? Berufstätige Mütter mit kleinen Kindern? Singles? Senioren? Internetnutzer? Sportler oder kleine Handwerksbetriebe, denen der „Bürokram“ über den Kopf wächst? Geschäftsreisende oder Alleinerziehende?

   Welche Zielgruppe benötigt beispielsweise mein Benimm-Seminar, welche Zielgruppe schickt ihre Kinder in eine Computerschule?

Die ermittelten Zielgruppen (sie werden auch Teilmärkte oder Marktsegmente genannt) können Sie gezielt mit Ihrem speziellen Angebot ansprechen. Wichtig ist, dass die Zielgruppe zu Ihnen passt, besser, dass Sie zur Zielgruppe passen: dass Sie sich in sie hineinversetzen können und wissen, welche Bedürfnisse sie hat, wie sie „tickt“. Sie können also beispielsweise keinen Laden für Segelbekleidung und Segelzubehör eröffnen, wenn Sie Backbord und Steuerbord nicht unterscheiden können, denn die Kundin will gut beraten sein und sich verstanden fühlen. Es wird Ihre Aufgabe sein, im weitesten Sinne als „Problemlöserin“ aufzutreten.

Details

Seiten
Jahr
2012
ISBN (ePUB)
9783869107929
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2012 (August)
Schlagworte
Existenzgründung Frauen

Autor

  • Barbara Eder (Autor:in)

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Titel: Existenzgründung für Frauen