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So verlieben Sie sich richtig

Wie man seinen Traumpartner sucht und findet

von Nina Deißler (Autor:in)
176 Seiten

Zusammenfassung

Die bekannte „Datedoktorin“ Nina Deißler zeigt, wie man das ungewollte Singledasein beendet. Schritt für Schritt führt sie ihre Leser zum Traumpartner, indem sie die typischen Probleme bei der Partnersuche gezielt angeht: Wie erkenne ich Verhaltensmuster, die Beziehungen immer wieder verhindern? Wie löse ich sie auf? Wo finde ich, was ich suche? Worauf sollte ich beim ersten Date achten?

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Nina Deißler




So verlieben Sie sich richtig

Wie man seinen Traumpartner sucht und findet




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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

ISBN 978-3-86910-911-4

ISBN der gedruckten Originalausgabe: 978-3-86910-452-2

Die Autorin: Nina Deißler gibt seit vielen Jahren Flirtkurse und bietet auf ihrer Internetseite und ihrem Blog www.kontaktvoll.de praktische Tipps für die Partnersuche. Sie gehört zu den gefragtesten Expertinnen von Radio- und TV-Sendern zum Thema Flirten und Verlieben.

© 2009 humboldt.
Ein Imprint der Schlüterschen Verlagsgesellschaft mbh & Co. KG,
Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover
www.schluetersche.de
www.humboldt.de

Autor und Verlag haben dieses Buch sorgfältig geprüft. Für eventuelle Fehler kann dennoch keine Gewähr übernommen werden.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.

Lektorat: Redaktionsbüro Punkt und Komma, Nathalie Röseler, Pliening
Covergestaltung: DSP Zeitgeist GmbH, Ettlingen
Coverfoto: Roman Sigaev / shutterstock

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Liebe Leser,
sind Sie auf der „Suche“ nach einer Partnerschaft? Möchten Sie sich endlich einmal wieder verlieben? Fühlen Sie sich einsam oder haben Sie einfach Sehnsucht nach Zweisamkeit und Liebe? Etwas in dieser Art wird es vermutlich sein, das Sie dazu gebracht hat, dieses Buch aufzuschlagen.

Seit vielen Jahren berate ich Menschen mit Partnerwunsch, gebe Kurse und Workshops in Sachen Flirten, Partnerschaft und Kommunikation und beschäftige mich mit den Aspekten der Partnersuche aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. Der Buchmarkt hält Hunderte von Titeln zum Thema Partnerschaft und Partnersuche bereit. Viele davon sind sehr ausführlich oder beschäftigen sich mit der Optimierung von bestimmten Teilaspekten der Partnersuche. Dieses Buch gibt Ihnen schnell verständliche und dennoch fundierte Informationen zu allen wichtigen Aspekten Ihres Wunsches und wie Sie seiner Erfüllung näher kommen. Im Anhang oder in den jeweiligen Kapiteln nenne ich Ihnen weitere empfehlenswerte Bücher, falls Sie sich mit bestimmten Aspekten eingehen der befassen möchten. Am Ende jedes Kapitels folgt eine kurze Zusammen fassung mit den wichtigsten Gedanken des jeweiligen Abschnittes.

Die folgenden Kapitel werden Sie dabei unterstützen,

 
Sie werden zahlreiche Übungen finden, die Ihnen Klarheit und Hilfe bieten, damit Ihr Wunsch nach einer Partnerschaft in Erfüllung gehen kann.

Füllen Sie die Übungen am besten zunächst mit einem Bleistift aus, damit Sie eventuell Korrekturen vornehmen können, oder kaufen Sie sich ein Notizbuch, in das Sie die einzelnen Übungen und Ihre Gedanken dazu eintragen. Dies ist ein sehr wichtiger Bestandteil des Prozesses: Vom Bücherlesen alleine ist noch niemand glücklich geworden, und Ihre wahren Bedürfnisse und die Hindernisse auf dem Weg zur Erfüllung werden Ihnen nur dann wirklich bewusst, wenn Sie sie vor sich sehen. Verstehen Sie dieses Buch als Trainingsprogramm, um einen Partner zu finden – nicht nur zu suchen! Sie werden überrascht sein, was Sie auch über sich selbst noch lernen können.

Nehmen Sie also einen Stift zur Hand und nutzen Sie dieses Buch als Chance auf ein glückliches Leben in einer liebevollen Zweisamkeit – und nicht nur als Zeitvertreib …

Ich wünsche Ihnen Liebe!
Nina Deißler

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© Iris Bäuchler – Fotolia.com

Neue Regeln für alte Spiele

Der Wunsch nach einem „Gefährten“ ist wahrscheinlich so alt wie die Menschheit selbst. Und die Regeln für die Auswahl eines Partners und die Rollen in einer Partnerschaft blieben über Jahrhunderte, fast schon Jahrtausende, immer ähnlich. Doch in den letzten 50 Jahren hat sich viel verändert, diese Veränderung bringt neue Regeln mit sich – für ein uraltes Spiel. Wer das erkennt, ist bereits auf dem richtigen Weg.

Partnerschaft und Partnersuche heute

Alles, worauf die Liebe wartet, ist die Gelegenheit.
Miguel de Cervantes, Schriftsteller

Partnerschaft und Partnersuche haben in den letzten Jahrzehnten eine sehr starke Veränderung und damit eine folgenschwere Entwicklung durchlaufen:
Früher gab es für die meisten Menschen sehr wichtige und praktische Gründe für eine Partnerschaft beziehungsweise eine Ehe: gesellschaftliche Zwänge oder Anerkennung, Abhängigkeiten, Erfüllung von Erwartungen der Familie und noch vieles mehr, das man sich heute zum Teil kaum noch vorstellen kann. Über Jahrhunderte hinweg gingen Männer und Frauen Beziehungen ein, um besser leben zu können. Sie mussten sich aufeinander verlassen können, um ihr Überleben zu garantieren: Essen, Sex, Kinder, ein Dach über dem Kopf, Sicherheit waren Grundbedürfnisse, die Paare zusammenhielten und Männer und Frauen in bestimmte Rollen zwängte. Heutzutage gibt es in unserer Gesellschaft für zwei Menschen eigentlich nur noch einen Grund für eine Partnerschaft oder gar eine Ehe und das „Zusammenbleiben“: die Liebe. Doch was genau ist das – die Liebe?

Das Mysterium der Liebe

Alle Menschen haben verschiedene Bilder, Gefühle und Erklärungen für die Liebe. Fragen Sie zehn Menschen nach einer Beschreibung oder einer Zeichnung von einer scheinbar einfachen Sache wie einem Stuhl: Sie werden sicher zehn verschiedene Beschreibungen hören oder sehen, die zwar einige Gemeinsamkeiten haben, aber ganz viele Variablen mit sich bringen.

Wie soll es dann erst sein bei etwas so Abstraktem, einem Gefühl wie der Liebe?

Psychologen sagen: Die Kindheit – vor allem die ersten sechs Jahre unseres Lebens – ist prägend für unser Verständnis von der Welt. Wir „lernen“ durch Erleben und Beobachtung in der Kindheit – am meisten von unseren Eltern –, was „Liebe“ bedeutet.

Doch „die große Liebe“ und eine dadurch entstehende Partnerschaft fürs Leben war bis in die Generation der Nachkriegsgeborenen eher eine Seltenheit. Häufig hat man sich zum Beispiel für „eine gute Partie“ entschieden. Sei es durch gesellschaftliche Konventionen, Wünsche der Eltern oder eine geringe Auswahl an möglichen Partnern (damals gab es zum Beispiel kein Internet, viele Menschen blieben an dem Ort, an dem sie geboren wurden usw.). Nicht selten waren bis Mitte des 20. Jahrhunderts Ehen eher so etwas wie zweck gebundene Lebensgemeinschaften. Die Liebe kam mit der Zeit – oder auch nicht.

Wer seine Kindheit und Jugend vor 1968 verbracht hat, dem wurde folgende ganz klare Rollenverteilung vorgelebt: Der Mann ist der Herr im Haus, der Versorger und Beschützer. Die Frau ist die gute Hausfrau, die dem Mann den Rücken freihält, die Kinder zur Welt bringt und versorgt.

Als diese „Regeln“ in Deutschland ab Anfang der 1970er-Jahre aufweichten, war das auch eine Art Befreiung. Die jedoch brachte auch viele Unsicherheiten mit sich: Das Regelwerk der klaren Rollenverteilung, das jahrhundertelang Gültigkeit besaß, wurde brüchig. Gefühle und das Streben nach Selbstverwirklichung – auch in der Partnerschaft – traten in den Vordergrund. Heute ist es nichts Außergewöhnliches und kein Makel mehr, geschieden zu sein. Eine Mutter kann sich entscheiden, ihr Kind alleine oder zumindest ohne die dauerhafte Anwesen heit des Erzeugers zu erziehen. Was heute relativ normal ist, war in meiner Kindheit (in den 1980er-Jahren) noch etwas Exotisches.

Mit all diesen Gegebenheiten, die für uns selbst unklar und für unsere Elterngeneration neu und damit gleichzeitig ungewohnt und überfordernd waren, sind die meisten von uns aufgewachsen und wurden geprägt.

Eltern als Vorbild und Ratgeber

Als Kinder gehen wir davon aus, dass das, was unsere Eltern uns vorleben, sagen und zeigen „richtig“ ist. Was die Eltern sagen und tun und wie sie mit dem Leben und der Liebe umgehen, ist die Realität, die Wirklichkeit. So ist das Leben – und so ist die Liebe. Selbst als Erwachsener fällt es uns schwer zu glauben, dass unsere Eltern in Sachen Liebe, Gefühle und Partnerschaft 1950, 1960, 1970 oder 1980 auch nicht schlauer waren als wir heute. Wie die Beziehung unserer Eltern verlaufen ist, hat jedoch großen Einfluss auf das, was wir heute in Sachen Partnerschaft und Liebe für „wahr“ und „richtig“ halten.

So kommt es, dass ein „Ich liebe dich“ für den einen Menschen die Erfüllung seiner Träume sein kann und ein warmes Gefühl der Geborgenheit auslöst und für einen anderen beklemmend ist und ein Gefühl von Abhängigkeit, Verpflichtung und Eingeengtheit bedeuten kann. Je nachdem mit welchen „Vorbildern“ er (oder sie) aufgewachsen ist.

Unsere Eltern konnten uns nur vermitteln, was sie selbst wussten. Sie waren und sind keine Liebesexperten und können uns keine Lösungen vermitteln bei Problemen, die es zu ihrer Zeit noch gar nicht gab oder die sie selbst nicht lösen konnten.

Liebe und Partnerschaft im 21. Jahrhundert

Manche Menschen scheinen eine regelrechte Phobie gegen eine feste Partnerschaft oder tatsächliche Nähe zu haben. Andere wiederum sind beständig auf der Suche, klagen über Einsamkeit und wirken, als seien sie kaum in der Lage, ihrem Leben ohne Partner einen Sinn geben zu können. So werden im Laufe der Zeit Partnerschaftsformen und die dazugehörigen Partner „ausprobiert“, und doch scheinen fast alle Menschen davon auszugehen, dass man „Eine/n für immer und ewig“ finden müsse. Genau das macht uns dann bei der Auswahl so kritisch. Viele Errungenschaften der Emanzipation und der modernen Gesellschaft sorgen dafür, dass Paare heute nicht mehr zusammenbleiben, „bis dass der Tod sie scheidet“:
Ein „Single“ wird von der Gesellschaft nicht mehr als „alte Jungfer“ oder „Junggeselle“ kritisch oder gar hämisch betrachtet. Der Staat hat für Alleinerziehende Voraussetzungen geschaffen, auch ohne Partner mit Kindern leben zu können.

Heiraten ist nicht mehr erforderlich, um zusammenleben zu können. Frauen haben in Ausbildung und Beruf (fast) die gleichen Möglichkeiten wie Männer – und sind damit auch einkommenstechnisch nicht mehr unbedingt von ihnen abhängig. Ob das im Einzelfall nun gut oder schlecht ist, ist nicht die entscheidende Frage. Tatsache ist: So ist es, und wir müssen mit den Folgen zurechtkommen. Eine Folge davon ist, dass der durchschnittliche Deutsche im Laufe seines Lebens auch mit 30, 40 oder 50 Jahren (wieder) ohne Partner – und damit „Single“ – sein kann. Der Zustand des „Singles“, die Suche nach „der großen Liebe“ oder dem „Traumpartner“ ist somit eigentlich etwas relativ Neues. Auch sind wir anspruchsvoller geworden, was die Gestaltung unseres Lebens und unserer Beziehungen angeht. Die Rollenverteilung in Partnerschaften zur gegenseitigen Deckung der Grundbedürfnisse reicht schon lange nicht mehr aus. Nur mit „lieben und ehren“ ist es scheinbar nicht mehr getan. Eine Frau soll durchaus Hausfrau und Mutter, Geliebte, Freundin, Kameradin, soziales Bindeglied zu Freunden und Bekannten, eigenständige, beruflich erfolgreiche und emanzipierte Frau sein – und das am besten alles gleichzeitig. Der Mann ist nicht mehr nur der Beschützer und Versorger der Familie: Neben beruflichem Erfolg und Verdienst möge er sich an der Führung des Haushalts beteiligen, verständnisvoller Zuhörer, Geliebter, Freund und Visionär sein. Die meisten Menschen erwarten mehr von einer Partnerschaft, mehr vom Leben und mehr von sich selbst als noch vor 30 oder 40 Jahren. Warum glauben wir aber immer noch, dass wir nach den gleichen Methoden vorgehen und auswählen sollten wie vor 50 Jahren?

Neues Spiel? Neues Glück!

Es ist verwunderlich, dass auch heutzutage unsere Suche immer noch von Verhaltensweisen und Glaubenssätzen geprägt ist, die unter all den oben genannten Aspekten längst antiquiert sind. Ich kenne einige Menschen, denen es regelrecht peinlich zu sein scheint, dass sie sich einen Partner wünschen. Sie möchten gerne Menschen kennenlernen, aber es soll ja nicht so aussehen, als wäre man „auf der Suche“. Und wehe, es versucht mich einer zu verkuppeln – igitt!

War es Ihnen ein bisschen peinlich, dieses Buch zu kaufen, oder haben Sie es gleich diskret im Internet bestellt?

Viele Frauen machen den Eindruck, als würden sie allen Ernstes erwarten, dass ihr Traumprinz eines Tages an der Tür klingelt. Und selbst dann würden sie ihn nicht erkennen und nur fragen, was dieser alberne Aufzug soll und warum da ein Pferd im Treppenhaus steht.

Doch auch bei den Männern sieht es nicht besser aus: Ein Bild vom letzten Kegelausflug und die Aussage, dass man(n) ehrlich, treu und zuverlässig sei und auf diesem Wege (Internet-Datingseite nach Wahl) nach einer natürlichen und schlanken Frau suche, hat ebenfalls noch keine Frau dahin schmelzen lassen! Vor allem die Frauen haben heute andere Ansprüche an Ihren Partner und eine Partnerschaft – die Rolle des Mannes als „Versorger“ und „Beschützer“ ist kaum noch gefragt, weil die Frau sich inzwischen selbst gut versorgen kann und im Grunde nicht mehr beschützt werden muss. Dennoch spielen unsere Urinstinkte bei der Partnerwahl immer noch eine große Rolle. All das will verstanden und integriert werden.

Es gilt also, sich differenzierter mit der Partnersuche auseinander zusetzen, damit aus dieser Suche schließlich auch ein Finden werden kann. Begreifen Sie diese Entwicklung als Chance: Nie hatten wir so viele Möglichkeiten und Freiheiten bei der Partnerwahl wie heute.

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© Anja Liefting – Fotolia.com

Mein Partnerwunsch

Was wünschen Sie sich denn überhaupt in Sachen Partnerschaft? Wie stellen Sie sich Ihren Partner und Ihre Partnerschaft idealerweise vor, wenn es soweit ist? Sie wollen doch bestimmt nicht einfach nur „Irgendeine/n“? Beim Kauf eines neuen Autos machen wir uns viele Gedanken über unsere Bedürfnisse und Wünsche – und dabei ist es nur ein Auto! Bei der Wahl eines Partners folgen wir hauptsächlich unserem Gefühl. Da Gefühle und Gedanken sich gegenseitig beeinflussen, ist es sinnvoll, sich zunächst einmal den eigenen Partnerwunsch bewusst zu machen.

Was wollen Sie eigentlich?

Weil er an Wunder glaubt, geschehen auch Wunder. Weil er sich sicher ist, dass seine Gedanken sein Leben verändern können, verändert sich sein Leben. Weil er sicher ist, dass er der Liebe begegnen wird, begegnet ihm diese Liebe auch.
Paulo Coelho, Schriftsteller – Handbuch des Kriegers des Lichts

Sie wünschen sich einen Partner. Bewusst oder unbewusst haben Sie auch bereits bestimmte Kriterien, wie dieser Partner sein soll. Doch woher kommen diese Kriterien – und sind sie wirklich sinnvoll?

Die meisten Menschen, die mich für ein Coaching aufsuchen, sind auf der Suche nach einer Partnerschaft beziehungsweise einem Partner. Wenn ich meine Klienten frage, warum sie einen Partner suchen, ernte ich häufig zunächst verständnislose oder sogar ungläubige Blicke – so als würde ich fragen, warum der Mensch denn atmen würde. Dann jedoch ist eine klare Antwort auf diese eigentlich „blöde Frage“ gar nicht so leicht zu finden oder zu formulieren.

Sind schließlich Antworten gefunden, sind diese häufig auch für den Klienten selbst nicht sehr befriedigend.

ÜBUNG
Bringen Sie selbst einmal zu Papier, warum Sie einen Partner suchen.
Nennen Sie sieben gute Gründe, die für eine Partnerschaft sprechen. Seien Sie dabei so spontan und so ehrlich wie möglich.

Ich bitte Sie eindringlich, diese Gründe wirklich zu Papier zu bringen. Sehen Sie Ihre persönlichen Gründe vor sich aufgeschrieben und betrachten Sie sie in Ruhe – und schämen Sie sich nicht für Ihre Wünsche. Hier geht es um Sie!

Nun, wie zufrieden sind Sie mit Ihren Gründen, jetzt wo Sie sie vor sich sehen?
Überlegen Sie mal, woher diese Gründe kommen: Sind das Ihre eigenen oder sind es auch fremdbestimmte Gründe? Wie viel in unserem Leben akzeptieren und leben wir einfach, ohne es zu hinterfragen?

Praxisbeispiel:

Tanja war 39, als sie zu mir zum Coaching kam. Ihr Problem beschrieb sie so: „Ich finde einfach keinen Mann, der zu mir passt. Wenn ich mal einen gut finde, dann ist er es, der sich bald von mir trennt. Keine meiner Beziehungen in den letzten zehn Jahren hielt länger als sechs oder sieben Monate.“

Ich fragte Tanja, wie viele Beziehungen oder Beziehungsversuche sie denn in den letzten zehn Jahren hatte. Das konnte sie mir nicht so genau sagen, es waren jedenfalls eine ganze Menge. Ich hakte nach, was das denn für Männer gewesen seien, und es stellte sich heraus, dass sie „fast alles“ ausprobiert hatte, um herauszufinden, was oder wer zu ihr passt. Doch alle Männer hatten zunächst eines gemeinsam: Sie interessierten sich für Tanja und zeigten ihr das auch. Ich wollte wissen, wie sie denn lebe, und es stellte sich heraus, dass sie beruflich sehr engagiert ist, in ihrer Freizeit sehr aktiv und in viele Gruppen eingebunden, wo ein Partner eigentlich nicht fehlt.

Ich erkundigte mich, wie sie sich denn alleine zu Hause fühle, wenn sie mal nichts vorhabe. Die Antwort war verblüffend: Ach, da sei sie ganz froh, auch mal ihre Ruhe zu haben. Daraufhin wollte ich wissen, warum sie denn eigentlich einen Partner suche und wofür sie ihn brauche? Sie schaute mich fast erschrocken an. Und sie konnte die Frage zunächst nicht beantworten, so verblüfft war sie. Ihr erster Erklärungsversuch begann mit: „Aber man muss doch …?“

Sie dachte wieder nach. Schließlich, nach einiger Zeit sagte sie mit einem dicken Kloß im Hals: „Meine Mutter und meine Schwester haben, als ich 30 wurde, Bemerkungen gemacht. Ich hatte mich damals gerade von einem Mann getrennt, mit dem ich sechs Jahre zusammen war, aber er hatte mir nicht gut getan. Meine ältere Schwester war bereits einige Jahre verheiratet, und die beiden meinten, ich müsse jetzt aber auf passen, dass ich keine alte Jungfer würde. Ich glaube, ich war ständig auf der Suche nach dem Richtigen und habe dabei wahllos nach jedem Strohhalm gegriffen, um ihnen zu beweisen, dass ich keine alte Jungfer werden würde. Dabei passierte immer dasselbe: Entweder der Mann nervte mich nach kurzer Zeit, weil wir einfach nicht zusammenpassten, oder ich fand ihn so toll, dass ich mich ihm total angepasst und an ihn geklammert habe – das kann ja nur schiefgehen.“ Bei dieser Selbsterkenntnis brach sie zunächst in Tränen aus. Nachdem sie sich ausgeweint hatte, fragte ich sie, ob ihre Mutter und ihre Schwester denn glücklich verheiratet seien. Die Antwort war ebenfalls verblüffend: „Nein, überhaupt nicht! Meine Mutter ist bereits zweimal geschieden, sie sucht sich immer Männer aus, die trinken, und auch meine Schwester ist überhaupt nicht glücklich in ihrer Ehe!“ Daraufhin sagte ich ihr, dass sie entspannt sein könne. Mit fast 40 sei sie nun erwachsen genug, ihr eigenes Leben zu leben und ihre eigenen Prioritäten zu setzen.

Das Leben der anderen

Tanja war ein gutes Beispiel dafür, wie Menschen ihr Leben nach etwas ausrichten, das gar nicht zu ihnen gehört, und unter den Auswirkungen leiden.

Manchmal leben wir Dinge nach, die uns vorgelebt werden, ohne dass wir sie infrage stellen. Manchmal (und das ist fast noch schlimmer) leben wir aber auch nach dem Motto „Das gerade nicht!“ oder „Denen werde ich es schon zeigen“, ohne zu merken, dass wir vor allem uns selber überhaupt nicht guttun. Als Tanja aufhörte, beweisen zu wollen, dass sie sehr wohl einen Mann finden könne, entspannte sie sich zusehends. Sie beschäftigte sich mit ihren eigenen Bedürfnissen und merkte, dass sie im Moment gar nicht bereit war für eine Partnerschaft. Sie entschloss sich zu einer Therapie, um ein paar Dinge in Ihrem Leben „aufzuräumen“, und sich erst dann wieder „auf die Suche“ zu begeben, wenn sie selbst sich bereit fühlt und auch „eigene gute Gründe“ für eine Partnerschaft hat.

Haben Sie sieben Gründe für eine Partnerschaft gefunden, die Ihre eigenen sind?

ÜBUNG
Konzentrieren Sie sich einen Moment. Gehen Sie in sich und versuchen Sie sich vorzustellen, Sie sind ein Mensch, der für Sie selbst als Partner infrage kommt. Sie sind ein Traumpartner. Sie sind das Date, das Sie schon immer haben wollten. Versuchen Sie sich vorzustellen, dass also jemand wie Sie (der Traumpartner) Ihnen (dem Partnersuchenden) gegenübersitzt und Ihnen (dem Traumpartner) die von Ihnen (dem Partnersuchenden) oben genannten Gründe nennt, warum er mit Ihnen (dem Traumpartner) zusammen sein möchte.
Was sagt der Traumpartner in Ihnen dazu? Sind die Gründe überzeugend?

Nun können Sie natürlich sagen, dass ein potenzieller Traumpartner ja diese Gründe nicht hört, dass er (oder sie) sicher auch eigene Gründe hat und vieles mehr. Stellen Sie sich einfach mal vor – ganz gleich, welche sieben Gründe Sie auf geschrieben haben, egal, ob Sie diese vortragen oder nicht –, Ihre Antworten schwingen mit. Sie steuern Sie in jedem Gespräch, bei jedem Flirt, bei jedem Date, in jeder Beziehung.

Wenn Sie sich also in die Rolle Ihres potenziellen Traumpartners versetzen, fragen Sie sich: Würden mich meine eigenen Gründe überzeugen, wenn ich selbst (m)ein „Traumpartner“ wäre? Was würde ich fühlen, wenn mir jemand meine eigenen Gründe nennen würde?

Wenn wir über unsere Gründe nachdenken, gehen wir häufig von unseren Bedürfnissen (oder was wir eben dafür halten) aus. Dementsprechend höre ich von meinen Klienten sehr häufig Gründe wie zum Beispiel:

Nur äußerst selten hat ein Klient mir etwas erzählt wie:
Ich wünsche mir einen Partner,

 
Es ist nicht weiter verwunderlich, dass ich oben genannte Beispiele in meiner Praxis kaum höre. Menschen, die solche Gründe für ihren Wunsch nach einem Partner und einer Partnerschaft angeben können, gibt es zwar – aber sie suchen mich nicht auf. Weil diese Menschen meine Hilfe in der Regel nicht brauchen. Nun müssen Sie aber den Kopf nicht hängen lassen, falls Ihre sieben Gründe bisher keine besonders guten „Verkaufsargumente“ sind. Vergessen Sie nicht, dass ein anderer Mensch, der sich für Sie entscheiden soll, ebenfalls Bedürfnisse hat – genau wie Sie. Machen Sie sich daher bitte auch klar, dass Ihre Bedürfnisse und Ihre Gründe für den Wunsch nach einer Partnerschaft auch Blockaden, Ängste und Verhaltensweisen aus lösen können, die der Erfüllung Ihres Wunsches im Weg stehen – doch genau dem können Sie begegnen.

Viele Menschen wünschen sich eine Partnerschaft, weil sie glauben, dass sie mit einem Partner glücklicher wären. Zu mir kommen daher viele Menschen nicht deshalb, weil sie keinen Partner haben, sondern weil sie nicht glücklich sind und glauben (oder hoffen), dass ein Partner das ist, was ihnen zum Glück fehlt.

Leider kennen wir alle viele Menschen, die in einer Partnerschaft leben und doch nicht glücklich sind. Der Schlüssel ist also offenbar nicht die Partnerschaft oder der Partner an sich …

Eine befriedigende Beziehung fällt nicht vom Himmel, aber man kann etwas dafür tun. Wenn Sie sich einsam fühlen, fehlt Ihnen vielleicht nicht nur ein Partner, sondern gleich mehrere: Beziehungen können vielerlei Art sein, wie zum Beispiel die Beziehung zu einem Freund oder einem Geschäftspartner oder auch einem Geliebten.

Der amerikanische Therapeut John Selby hat in Gesprächen mit Klienten acht grundlegende Bedürfnisse beschrieben, die bei jedem Menschen unterschiedlich ausgeprägt vorhanden sind und durch Beziehungen befriedigt werden. Vielleicht werden bei Ihnen einige dieser Bedürfnisse in bereits bestehenden Beziehungen befriedigt – andere jedoch sind unerfüllt. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um über diese Bedürfnisse und deren persönliche Bedeutung für Sie nachzudenken:

 
Ein Partner kann und sollte selbstverständlich mehrere dieser Bedürfnisse in einer Person erfüllen. Es ist sicher eher unüblich und nicht unbedingt empfehlenswert, wenn ein fester Partner zwar das Bedürfnis nach Intimität und Nähe mit Ihnen teilt, aber das Verlangen nach Sex bei einer anderen Person gestillt wird. Wenn eine Partnerschaft jedoch alle Ansprüche und Beziehungsbedürfnisse erfüllen soll, ist der Partner schnell überfordert.

Eine Partnerschaft kann nicht das alleinige Lebensziel sein: Niemand möchte mit jemandem zusammen sein, nur weil diese Person einsam ist. Gibt es aber zu viele „Baustellen“ in Ihrem Leben, macht es vielleicht sogar Sinn, das Thema Partnerschaft für ein paar Monate nach hinten zu stellen, bis Sie andere Themen geklärt oder im Griff haben: Vielleicht sind Sie nicht glücklich mit Ihrer Arbeit oder Sie suchen noch nach einer Stelle, vielleicht gefällt Ihnen Ihre Wohnsituation nicht? Wie sieht es mit Freunden und Familie aus?

ÜBUNG
Machen Sie sich Ihre Situation ebenfalls einmal in Stichpunkten schriftlich bewusst.
Tragen Sie zunächst in kurzen Stichworten bei allen Lebensthemen den „Istzustand“ ein. Machen Sie sich dann ein paar Notizen, was Sie im jeweiligen Lebensthema in absehbarer Zeit verändern, verbessern und erreichen möchten, und vergeben Sie dann Prioritäten (A = sehr wichtig und dringend, B = sehr wichtig, C = weniger wichtig, D = nicht so wichtig)
 

Lebensthema Istzustand (realistischer)
Wunschzustand
Priorität
Liebe      
Beruf      
Finanzen      
Gesundheit      
Familie & Freunde      
Wohnen & Leben      
Sonstiges      

 
Je nachdem, wie Sie nun Ihre Prioritäten gesetzt haben, bedürfen momentan vielleicht andere Lebensbereiche noch mehr Aufmerksamkeit als die Liebe. Wenn Sie nahezu alle Lebensbereiche mit einem Veränderungswunsch und Priorität A oder B gekennzeichnet haben, sollten Sie sich Hilfe holen bei der Neuordnung Ihrer Angelegenheiten.

Ganz gleich, wie Ihre Prioritäten aussehen: Sie sollten bei allem, was Sie tun, immer darauf bedacht sein, Kontakte zu knüpfen und Menschen kennenzulernen. Erweitern Sie Ihren Bekanntenkreis, nicht nur unter dem Aspekt Ihres Partnerwunsches!

Befreien Sie sich zunächst aus der Einsamkeit, oder verlassen Sie altbekannte Pfade und erweitern Sie Ihre Kreise: Kontakte – Freunde und Bekannte – machen vieles im Leben leichter. Sei es ein Rat oder ein Tipp, den Sie gebrauchen können, ein Hinweis auf eine Wohnung oder eine freie Stelle, Hilfe beim Umzug, Zerstreuung in der Freizeit oder ein offenes Ohr: Freunde und Bekannte sind wichtig und hilfreich in jeder Lebensphase.

Wenn Sie bei jeder Begegnung mit einer Person des anderen Geschlechts denjenigen direkt unter dem Aspekt „potenzieller Partner“ betrachten, klassifizieren und mit Ihren Bedürfnissen, Wünschen und Ängsten in Verbindung bringen, entgeht Ihnen vieles im Leben, dass es auch (vorerst) ohne einen festen Partner lebenswert machen könnte.

Wenn Sie also ein Mensch mit nur wenigen Freunden und Bekannten sind, ändern Sie das, während Sie Prioritäten für Ihr Leben bestimmen. Steht die Liebe an erster Stelle, dann legen Sie los: Begeben Sie sich auf die Reise zum Traumpartner – zu Ihnen selbst!

Werden Sie selbst zu einem Traumpartner, anstatt bedürftig nach einem zu suchen!

 
Was für eine Partnerschaft wünschen Sie sich?

Die gegenwärtige Situation eines Menschen ist das genaue Spiegelbild seiner Glaubenssätze.
Anthony Robbins, Erfolgstrainer und Bestsellerautor

Ganz gleich, ob Sie bisher noch nie, nur wenige oder bereits mehrere Partnerschaften hatten: Es lohnt sich zunächst einmal anzuschauen, welche Art Partnerschaft Sie (bisher) suchten und welchen Mustern Sie dabei folgten, um einen Partner zu finden, der wirklich zu Ihnen passt und Ihnen nicht „mehr Leid als Freud“ beschert.

ÜBUNG
Machen Sie sich zunächst eine Liste mit mindestens zehn Punkten, welche Wünsche und „Anforderungen“ Sie an einen Partner und eine Partnerschaft haben:
Was wünschen Sie sich? Wie muss ein Mensch sein, um für Sie als Partner infrage zu kommen? Was muss er oder sie haben? Was ist Ihnen am wichtigsten an einer Partnerschaft?

Und nun überlegen Sie sich bitte zu jedem Punkt:
Warum wünsche ich mir das? Woher oder wie entstand diese Anforderung?
Ist das tatsächlich mein eigener Wunsch oder wird dadurch eine Anforderung befriedigt, die andere an mich haben?
Ist wirklich mein Partner dafür verantwortlich, dass dieser Wunsch erfüllt wird, oder liegt es (auch) an mir?

Werden Sie sich bewusst, dass auch Sie selbst durch Ihr eigenes Verhalten und Ihr geistiges Vermögen sehr viel dazu beitragen, dass diese Wünsche und Anforderungen an einen Partner und eine Partnerschaft erfüllt werden können – oder eben nicht.

Es bringt nichts, sich einen Partner zu wünschen, mit dem man sich auch streiten kann, wenn Sie selbst konfliktscheu sind. Wenn Sie sich eine zärtliche, innige Partnerschaft wünschen, müssen Sie selbst in der Lage sein, Zärtlichkeit zu geben und Ihren Wunsch nach Intimität zu kommunizieren und zu leben. Kein Partner und keine Partnerschaft können etwas ersetzen oder herbeizaubern, zu dem Sie selbst nicht fähig sind.

Verabschieden Sie unglückliche Beziehungsmuster!

Wenn Sie Ihre bisherigen Beziehungen und Beziehungswünsche einmal genauer betrachten, fällt Ihnen womöglich auf, dass einige davon gar nicht von einem Partner erfüllt werden können, wenn Sie selbst nicht die Grundvoraussetzungen dafür schaffen. Jede Beziehung, die Sie bisher in Ihrem Leben hatten (damit sind nicht nur Liebesbeziehungen gemeint), kann Ihnen helfen, herauszufinden, wer Sie sein möchten. Begreifen Sie daher jede Beziehung – auch gescheiterte – als Lernchance, nicht als Gefahr, die Ihnen Niederlagen beschert oder die man meiden muss.

Vor allem aus der Wahl unserer (bisherigen) Partner können wir viel über unsere eigenen Wünsche an uns selbst lernen.

Hier ein paar Beispiele für häufige Beziehungsmuster:

Komplettierung

Man wählt einen Partner, der etwas kann oder ist, das ich selbst gerne wäre. Die Faszination liegt darin, dass man hofft, von dem anderen etwas „abzubekommen“ und sich gemeinsam irgendwo in der Mitte einpendelt, also beide Partner sich in ihrem Können oder Sein annähern. Das geht sehr häufig schief, da in vielen Situationen einer, meist sogar beide, „den Kürzeren ziehen“.

Überlegenheit

Man wählt einen Partner, dem man überlegen ist, weil man zum Beispiel gebildeter ist, sein Leben besser im Griff hat oder sozial höher steht. Man wird vom Partner bewundert, ohne große Mühen auf sich nehmen zu müssen. Außerdem fühlt man sich gut, weil man jemanden liebt, der es ja nicht so leicht hat(te) wie man selbst und diesen Menschen trotzdem an seiner Seite „duldet“. Leider wird eine solche Konstellation sehr bald langweilig, weil man sich selbst und auch dem Partner nicht wirklich die Chance gibt, innerlich zu wachsen. Wächst der Partner aus eigener Anstrengung, fühlt man sich schnell schlecht und unterlegen.

Helfersyndrom

Man wählt einen Partner, der in Schwierigkeiten steckt, drogen- oder alkoholsüchtig ist oder Ähnliches und versucht, diesem Menschen mit seiner Liebe zu helfen. Das wirkt zwar im ersten Moment sehr romantisch, hat aber ähnliche Züge wie der Wunsch nach Überlegenheit: Ich fühle mich besser, ich bin besser, wenn ich jemanden wähle, dem es schlecht geht und ich ihm oder ihr helfen kann. Der Partner wird damit im Grunde missbraucht als Mittel zur Erhöhung des Selbstwertgefühls.

Distanzbeziehung

Man verliebt sich am liebsten und grundsätzlich am meisten in Menschen, die unglücklicherweise am anderen Ende des Landes leben. Seitenweise E-Mails, stundenlanges Chatten, lange Telefonate ersetzen die direkte Anwesenheit des Partners, das Zusammenleben konzentriert sich auf Urlaube und Wochenenden. Das kann auch sehr bequem sein, vor allem für Menschen, die Schwierigkeiten mit echter Nähe haben. Bei einer Distanzbeziehung erlebt man Nähe in kleinen, regulierbaren Häppchen. Montag bis Donnerstag lebt man so, wie man es immer getan hat, nur dass man am Abend (auf Wunsch) eine vertraute Stimme hört, die einem sagt, dass man geliebt wird. Man sieht sich am Wochenende und zeigt sich von der besten Seite – und falls das schwerfällt, ist es ja spätestens übermorgen wieder vorbei. Sollte dies der Lebensentwurf beider Partner sein – wunderbar. Doch meist hat einer von beiden irgendwann keine Lust mehr auf die Teilzeitpartnerschaft.

Unerreichbarkeit

„Er ist verheiratet, aber schon lange nicht mehr glücklich.“ Oder „Sie steht in der Öffentlichkeit, deshalb können wir uns nur heimlich treffen.“ Wenn ein Mensch ganz besonders interessant ist, wenn er nahezu unerreichbar ist beziehungsweise nicht für eine feste Partnerschaft zur Verfügung steht, lohnt es sich darüber nachzudenken, ob man überhaupt bereit ist für eine feste Beziehung, in der man beim Partner die erste Geige spielt. Auch die wiederholte Wahl von Partnern, die offenbar nicht bindungswillig sind, gehört zu diesem Muster: „Natürlich liebt er/sie mich, ganz bestimmt, hoffe ich …“ Schafft man es letztlich doch, den Unerreichbaren zu erreichen, hat man etwas wirklich Großes vollbracht, und die Liebe ist nun endlich auch etwas wert. „Ich selbst bin endlich etwas wert, ich habe jemanden wirklich erobert.“ Schade nur, dass dieses Gefühl nicht lange hält und der nun „Eroberte“ den Reiz der Unerreichbarkeit verloren hat und zu einem ganz normalen Menschen mit Bedürfnissen, Macken und Gewohnheiten wird.

Unterlegenheit

Man sucht sich einen Partner, der – nein, nicht überlegen ist, sondern – sich schlecht verhält. Manche Menschen fühlen sich besonders zu Menschen hingezogen, die sie nicht liebevoll und wertschätzend behandeln. Sie lieben Menschen, die sie für ihre Probleme verantwortlich machen, ihnen untreu sind oder sogar Gewalt antun oder sie bestehlen. Oft steckt dahinter ein Gefühl von Minderwertigkeit, das Gefühl nichts Besseres verdient zu haben. Manchmal jedoch auch ein tragisches Märtyrerdenken, dass der Liebende, der all das erträgt, besonders stark liebt und besonders viel wert ist, weil er alles erträgt.

Freizeitgemeinschaft

So richtig gefunkt hat es zwar nie, aber man kennt sich schon länger und hat so viel gemeinsam. Man ist sich so einig, man liebt dieselben Dinge und fernsehen ist viel schöner, wenn man es nicht alleine tut. Leider sind Beziehungen, die nur aus der Vermeidung von Einsamkeit und Langeweile entstehen, in aller Regel recht brüchig und bieten den jeweiligen Partner nur wenig Möglichkeiten für Wachstum innerhalb der Beziehung.

Sexbeziehung

Eigentlich ist er ein totaler Idiot und Sie hätten sich schon längst von ihm getrennt … wenn er nur nicht so unglaublich gut im Bett wäre? Denken Sie mal darüber nach, wie viele gute Partner Sie vermutlich nicht einmal bemerkt haben, weil Sie sich 90 Prozent Ihrer Beziehung schönreden mussten, nur weil der Sex befriedigend war. Meist passiert das Menschen, die in den ersten Jahren keinen, sehr wenig oder sehr unbefriedigenden Sex mit einem Partner hatten und sich nicht vorstellen können, dass erfüllte Sexualität mit vielen Menschen möglich ist – auch mit einem, der wirklich zu Ihnen passt.

Dr. Jekyll und Mr. Hyde

Am Anfang sieht alles wunderbar aus – doch von Woche zu Woche wird der Partner seltsamer. Anfängliche Sonderlichkeiten, die man in der Verliebtheit zunächst akzeptiert, nehmen immer skurrilere Züge an. Der anfängliche Traumpartner entpuppt sich auf wundersame Weise nach einiger Zeit als Psychopath(in), Stalker oder schlichtweg die Hölle auf Erden. Na, haben Sie etwas davon wiedererkannt?

Sicher haben Sie in Ihrer Vergangenheit auch noch andere oder ähnliche, vielleicht schwächer ausgeprägte Beziehungsmuster er- und durchlebt. Häufig ist es dann die Angst, der Gedanke „Bloß das nicht wieder“, der uns überkritisch, ängstlich oder misstrauisch werden lässt. Und damit leider auch vielleicht genau den Menschen abschreckt, der zu uns passen könnte.

Wie können Sie Ihre Muster „knacken“?

Betrachten Sie noch einmal Ihre Liste und vergleichen Sie Ihre Wünsche mit den bisherigen Erfahrungen. Überlegen Sie, ob Sie selbst etwas an sich und Ihrem Verhalten und Ihrem Denken verändern können, welche Konflikte wiederholt auftauchen und wie Sie sich ihnen stellen können.

Wenn Sie gleiche Muster entdeckt haben, lesen Sie nach Möglichkeit auch weitere Literatur zu diesem Thema (eine Liste mit empfehlenswerten Büchern folgt im Anhang) und besprechen Sie sich auch mit guten Freunden dazu. Suchen Sie vielleicht einen Coach oder einen Therapeuten auf, der das Thema mit Ihnen bespricht, das kann sehr hilfreich sein.

Ist Ihre Liste geprägt von Wünschen, die aus der Intention stammen, etwas Erlebtes oder etwas, das Sie befürchten, verhindern zu wollen? Was möchten Sie stattdessen erreichen? Kein Mensch ist von Grund auf schlecht oder möchte einen anderen bewusst schlecht behandeln. Beziehungen bestehen immer aus zwei Menschen, die in ihrem Zusammenleben eine eigene Dynamik entwickeln, die aus den Problemen, Ängsten und Bedürfnissen, die man in diese Beziehung mitbringt, entsteht.

Der Psychoanalytiker Prof. Dr. med. Michael Lukas Moeller beschreibt in seinem Buch „Wie die Liebe anfängt“, wie der erste Akt einer Begegnung mit einem Menschen eine Beziehungsstruktur bildet: „Begegnen sich Zwei und verlieben sich ineinander, dann werden bei beiden durch blitzschnelle Oszillationen („Schwingungsübertragung“) ganz bestimmte, lebensgeschichtlich erworbene Beziehungsvalenzen mobilisiert und verknüpft. Es entsteht ein gemeinsames Unbewusstes innerhalb einer Beziehungsstruktur, als deren zentrales Zeichen das neu aktualisierte Selbst des einen und des anderen gelten kann. Mit einem anderen Partner sähe mein Selbst anders aus, weil es anders aktualisiert wäre und sich anders entwickelte. Frau und Mann, die sich etwas bedeuten, bilden also eine Art seelisches Magnetfeld aus, dessen Dipol sie selbst darstellen. Bewegt sich etwas in einem, ist der andere immer mit betroffen.“

Vielleicht kennen Sie die Aussage von einem glücklichen Paar, wenn einer über den anderen sagt: „Er (oder sie) bringt das Beste in mir hervor.“ Leider funktioniert das eben auch um gekehrt, man kann ganz unbewusst die schlechten Seiten eines Partners hervorbringen.

Wir existieren immer in Beziehung zu anderen und in Interaktion mit anderen. Wir agieren und erfahren darauf Reaktion. Wir erleben etwas, interpretieren es aufgrund unserer Verfassung und Erfahrung und reagieren entsprechend. Des halb ist es sehr wichtig, nicht ausschließlich andere für schlechte Erfahrungen in Ihrer Vergangenheit verantwortlich zu machen, sondern aus den eigenen Fehlern zu lernen: Anderes Verhalten ruft andere Reaktionen hervor. Andere Gedanken ermöglichen anderes Verhalten …

Autor

  • Nina Deißler (Autor:in)

Die Autorin Nina Deißler gibt seit vielen Jahren Flirtkurse und bietet auf ihrer Internetseite und ihrem Blog www.kontaktvoll.de praktische Tipps für die Partnersuche. Sie gehört zu den gefragtesten Expertinnen von Radio- und TV-Sendern zum Thema Flirten und Verlieben.
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Titel: So verlieben Sie sich richtig