Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
Uwe Gremmers
Neu als Führungskraft
So werden Sie ein guter Vorgesetzter
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb. ddb. de abrufbar.
ISBN 978-3-86910-915-2
ISBN der gedruckten Originalausgabe: 978-3-89994-216-3
Der Autor: Uwe Gremmers hat mehrere Jahre in zwei Top-Unternehmen in der Personalentwicklung Führungskräfte ausgebildet. Seit über 15 Jahren arbeitet der Dipl.-Psychologe selbstständig und unterstützte als erfolgreicher Coach mehr als 10000 Führungs- und Führungsnachwuchskräfte.
© 2009 humboldt.
Ein Imprint der Schlüterschen Verlagsgesellschaft mbh & Co. KG,
Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover
www.schluetersche.de
www.humboldt.de
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Lektorat: Medienprojekte München, München
Covergestaltung: DSP Zeitgeist GmbH, Ettlingen
Coverfoto: getty images
- Vorwort
- Was bedeutet Führen?
- Gibt es den einen richtigen Führungsstil?
- Führungsstile im Überblick
- Handeln Sie authentisch!
- Rollen einer Führungskraft
- Rolle als Kommunikationsmanager
- Rolle als Leistungsmanager
- Rolle als Teammanager
- Als Führungskraft denken Sie anders!
- Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
- Ausreichende Kompetenz
- Verantwortung
- Motivationsfaktoren
- Kommunikationsmanager
- Was passiert eigentlich bei der Kommunikation?
- Verzerrungen in der Kommunikation
- Feinde menschlicher Kommunikation
- Interpretation
- Generalisieren
- Tilgung
- Modelle der Kommunikation
- Eisbergmodell
- Vier-Kanal- oder Vier-Ohren-Modell
- Transaktionsanalyse
- Zwei „Königswege“ in der Gesprächsführung
- Ich-Botschaft
- Beispiel für eine vollständige Ich-Botschaft
- Non-direktive Gesprächsführung
- Sinngemäßes Wiederholen
- Wer intelligent fragt, der führt!
- Trichtermodell – vom Allgemeinen zum Speziellen
- Fokussieren und Konkretisieren durch Fragen
- Frage mit eingebauter Skala
- Direkte und manipulative Fragen
- Systemische Frage
- Weiterführende Denkanstöße geben
- Metakommunikation
- Gefühle reflektieren
- Zusammenfassung
- Konflikte managen
- Wie entstehen Konflikte?
- Welchem Ablauf folgen Konflikte?
- Wesentliche Schritte einer konstruktiven Konfliktlösung
- Leistungsmanager
- Führungsinstrumente
- Zielmanagement
- Zielmanagement im Unternehmen
- Konzeption von Zielvereinbarungen
- Zielfelder
- Messbare und spezifische Ziele definieren
- Formulieren Sie die Ziele positiv
- Welche Gütekriterien erfüllen Ziele?
- Mit Mitarbeiter oder Team zu Zielvereinbarungen gelangen
- Ablauf des Zielvereinbarungsprozesses
- Zielcontrolling
- Informationsmanagement
- Die fünf Verständlichmacher
- Selbstmanagement
- Was heißt Delegieren?
- Persönliches Zeitmanagement
- Wie wird delegiert?
- Welche Aufgaben können delegiert werden – welche nicht?
- Voraussetzungen für erfolgreiches Delegieren
- Coaching
- Persönliche Orientierung
- Strategische Orientierung im Coaching
- Wesentliche Erfolgsfaktoren beim Coaching
- Wichtige Faktoren, die den Coaching-Prozess beeinflussen
- Geeignete Maßnahmen und Lösungswege im Coaching-Prozess
- Ablauf eines Coaching-Prozesses
- Unterstützungsmaßnahmen im Coaching
- Kontrollieren
- Was beachtet der Vorgesetzte bei seinen Kontrollaufgaben?
- Wie gehen Unternehmen mit Kontrolle um?
- Sinn und Zweck des Mitarbeitergesprächs
- Das Mitarbeitergespräch verfolgt verschiedene Ziele
- Vorbereitung auf das Mitarbeitergespräch
- Phasen des Mitarbeitergesprächs
- Ablauf des Mitarbeitergesprächs
- Teammanager
- Betroffene zu Beteiligten machen
- Moderation – was ist das?
- Teammanager in seiner Rolle als Moderator
- Hilfsmittel des Moderators
- Interaktionstechniken
- Methoden der Moderation
- Planung einer moderierten Besprechung
- Ablauf einer moderierten Besprechung
- Teamentwicklung und Teammeter
- Register
- Literatur
Eine neue Aufgabe wartet auf Sie – endlich die lang
ersehnte Führungsrolle! Doch was bedeutet Führen eigentlich und mit welchen Mitteln und Methoden ist eine gute
Führung zu erreichen? Wie ist es möglich, dieser neuen
Rolle auch wirklich adäquat gerecht zu werden?
Auf diese und auf viele weitere Fragen gibt Ihnen das vorliegende Buch Antwort. Es steht Ihnen bei Ihren neuen
beruflichen Aufgaben hilfreich zu Seite und zeigt Ihnen –
anhand vieler konkreter Beispiele – einen sicheren Weg
durch die heute gültige Arbeitspraxis. Nicht nur für Ihre
Mitarbeiter ist Orientierung zu einem zentralen Begriff
geworden, sondern auch Sie selbst brauchen im Dickicht
der vielfältigen Leistungsanforderungen Orientierung.
Zu Ihren Leistungsanforderungen gehört demnächst einem
Team vor zu stehen und die Richtung anzugeben – doch wie
können Sie Ihre Mitarbeiter motivieren, Ihnen zu folgen?
Welche Schritte sind dazu sinnvoll und effektiv? Welche
Faktoren können eine Motivation noch verstärken? Gibt es
den einen richtigen Führungsstil und welcher Führungstyp
sind Sie? Wie führt man ein Mitarbeitergespräch, das später
von Erfolg gekrönt ist? Wie wird delegiert? Welche Aufgaben
können delegiert werden – welche nicht? Wie finden Sie mit
Ihren Mitarbeitern geeignete Maßnahmen und Lösungswege
in einer Problemsituation? Wie entstehen Konflikte? Welchem Ablauf folgen Konflikte? Welche Wege gibt es, Konflikte zu entschärfen und konstruktiv zu gestalten? Wie können Sie es schaffen, die Betroffenen nicht nur über
Entscheidungen zu informieren, sondern direkt in den Problemlösungsprozess mit einzubeziehen?
In den Führungsetagen der Unternehmen gilt heute: Die
Funktion des effizienten Chefs ist in komplexen Organisationen immer weniger die des dynamischen Machers und
„Obersachbearbeiters“, sondern viel eher die eines Trainers, Coaches, Beraters und Controllers. Die Führungskraft
in der Rolle eines Team-, Leistungs- und Kommunikationsmanagers verfolgt das Ziel, das Teamwesen so zu entwickeln, dass eine Teamatmosphäre entsteht, aus der heraus
Vertrauen, Kooperation und vor allem Leistung erwachsen
kann. Denn jeder ist nur so gut, wie das Team, zu dem er
gehört oder dem er vorsteht!
Und auch wenn Sie vor der Bewerbung auf eine Führungsrolle gegebenenfalls noch etwas zurückschrecken sollten,
ist es ratsam, sich mit den verschiedenen Praktiken von
Führungskräften vertraut zu machen, denn nur so versetzen Sie sich in die Lage, vom Reagierenden zum Mit-Agierenden zu werden. Das Wissen um Zusammenhänge
hat noch nie geschadet, und wer weiß, vielleicht kommen
Sie ja auf den Geschmack …
In jeder Hinsicht viel Erfolg!
Uwe Gremmers
Eine Führungskraft ist wie ein guter Lotse, der ein Schiff durch verschiedenartige Gewässer bringt. Er gibt nicht nur Richtungshinweise, sondern sorgt auch dafür, dass der Kurs gehalten wird. Dies spiegelt auch das Wort Führen wider, das ursprünglich „in Bewegung setzen“, „jemanden geleiten“ bedeutet. Dabei fehlen jegliche Hinweise auf Hierarchien, Kontrolle oder Zensur.
Die Funktion der Führung besteht heute nicht nur darin, Arbeiten vorzubereiten, Aufgaben zu verteilen und das Tagesgeschäft zu koordinieren, sondern sie liegt vor allem darin, Menschen zu bewegen, und zwar auf Dauer und zielorientiert. So einfach dieser Satz auch klingen mag, so oft erlebt man jedoch in der Praxis, dass sich Führungskräfte zwar intensiv um das WAS kümmern, das WIE allerdings dabei unberücksichtigt lassen, anstatt wirklich zu führen und sich mit den wichtigen Fragen auseinander zu setzen: Wie läuft der Prozess? Wie können wir unsere Leistung steigern? Wie gehen wir vor? Wie kommen wir an unser Ziel?
Führen bedeutet „Menschen bewegen“. Dies geschieht zielorientiert und auf Dauer.
Um zu führen, schaffen Sie als Führungskraft die notwendigen Rahmenbedingungen, die es den Mitarbeiterinnen
und Mitarbeitern ermöglichen, ihre
Aufgaben selbstständig und effizient
innerhalb dieses Rahmens zu erfüllen. Das bedeutet konkret, dass die Aufgaben, die Verantwortung und die Befugnisse, die die Mitarbeiter erhalten, in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Allerdings zeigt sich in
der Arbeitswelt immer wieder, dass Führungskräfte ihren
Mitarbeitern zwar Aufgaben und auch Verantwortung übertragen, ihnen die notwendigen Befugnisse jedoch nicht
zugestehen. Mittelfristig führt dies zwangsläufig zu einer
Verringerung der Motivation auf Seiten des Mitarbeiters.
Die Funktion des effizienten Chefs ist in komplexen Organisationen immer weniger die des dynamischen Machers
und „Obersachbearbeiters“, sondern viel eher die eines
Trainers, Coaches, Beraters und Controllers.
Gibt es den einen richtigen Führungsstil?
Die Aufgaben, die der Mitarbeiter zu erfüllen hat, und dessen Grad an beruflicher Kompetenz beeinflussen den Stil,
wie der Mitarbeiter zu führen ist. Je nach Situation und
Kompetenz des Mitarbeiters sind verschiedene Führungsstile angebracht. Die Klaviatur einer professionellen Führung reicht dabei von autoritärer Führung mit klaren Vorgaben und Entscheidungen bis hin zum „Loslassen“.
Die Mitarbeiter werden bei dem autoritären Führungsstil in
die Entscheidungsfindung nicht einbezogen. Beim situativautoritären Führungsstil werden die Mitarbeiter indirekt in
Entscheidung einbezogen, da ihre fachliche Meinung abgefragt wird. Die Entscheidung liegt jedoch immer noch bei
der Führungskraft. Beim situativpartizipativen Führungsstil
hingegen finden Führungskraft und Mitarbeiter gemeinsam
eine Lösung. Der Mitarbeiter entscheidet also mit. Beim
bewussten Laisser-faire-Stil trifft der Mitarbeiter im Rahmen
seiner Aufgaben, seiner Verantwortung und seiner Befugnisse eigenverantwortlich Entscheidungen und handelt entsprechend, ohne jegliches Zutun der Führung.
Autoritärer Führungsstil: Die Führungskraft trifft die
Entscheidungen und informiert seine Mitarbeiter darüber.
Diese Form der Führung ist sinnvoll, wenn es sich um strategische Entscheidungen und um die Vorgaben von übergeordneten Zielen geht.
Situativ-autoritärer Führungsstil: Mit diesem Führungsstil ist gemeint, dass dem Mitarbeiter bewusst ist,
dass sein Vorgesetzter die Ansicht des Mitarbeiters hören
möchte. Dies geschieht mit dem Ziel, dass die Führungskraft eine ausreichende Datenbasis zur Entscheidungsfindung zur Verfügung hat. Diese Datenbasis bildet die Grundlage für Entscheidungen, die die Führungskraft trifft. Es
handelt sich um eine Variation von autoritärer Führung.
Situativ-partizipativer Führungsstil: Hier ist die Führungskraft „gleicher unter gleichen“. Gemeinsam mit seinen Mitarbeitern werden Lösungen gesucht. Nicht zu verwechseln ist dieser Führungsstil mit Harmonie oder einer
übertrieben partnerschaftlichen Führung. Sie treffen mit
Ihrem Mitarbeiter gemeinsam Vereinbarungen und achten
darauf, dass diese eingehalten werden. Das bedeutet auch,
dass Sie als Manager bei Bedarf Ihren Mitarbeiter mit Problemen konfrontieren und mit ihm gemeinsam Lösungen
entwickeln. Wichtig ist, dass Sie für Ihren Mitarbeiter
immer berechenbar sind, als jemand der den Kurs klar vorgibt und innerhalb dieses Rahmens kooperativ mit dem
Mitarbeiter Vereinbarungen trifft und bei Schwierigkeiten
hilft und unterstützt.
Bewusster Laisser-faire-Stil: Hiermit ist gemeint, dass
die Führungskraft ein umfassendes Aufgabenpaket dem
Mitarbeiter delegiert und es dem kompetenten Mitarbeiter
überlässt, wie er diese Aufgaben realisiert. Die Führungskraft „lässt los“, ohne das vom Mitarbeiter gefundene
Ergebnis in irgendeiner Form zu kritisieren. Dieser Stil
setzt einen kompetenten Mitarbeiter voraus. Führung findet in diesem Fall an der „langen“ Leine statt.
Die zuvor aufgeführten Stile sind weder gut noch schlecht,
sondern je nach Situation sinnvoll einzusetzen. In der Praxis zeigt sich jedoch immer wieder, dass Führungskräfte
nicht authentisch handeln.
Ein Weiterbildungsinstitut hatte unter seinen akademischen
Mitarbeitern eine auffallend hohe Fluktuation. In der Analyse
dieser Fluktuation konnte festgestellt werden, dass der nicht
authentische Führungsstil des Geschäftsführers die Ursache
war. So wurden die Mitarbeiter zum Beispiel zu einer Besprechung eingeladen, um miteinander Probleme zu lösen. Dem
Geschäftsführer war jedoch nicht bewusst, dass alle Vorschläge, die von Seiten der Mitarbeiter kamen, durch ihn –
rhetorisch geschickt verpackt – abgewiesen wurden. Dieses
nicht klar berechenbare Verhalten des Geschäftsführers führte
bei den Mitarbeitern zu Frustrationen, innerer Kündigung
und endlich wirklicher Kündigung. Sinnvoll wäre ein authentisches Verhalten der Führungskraft gewesen.
Wenn Sie eine bestimmte Lösung für ein Problem favorisieren, dann teilen Sie das Ihren Mitarbeitern mit. Gerne können Sie die Hintergründe Ihrer Entscheidung aufzeigen,
jedoch grundsätzlich in Frage zu stellen ist diese nicht mehr.
Jetzt handeln Sie authentisch und Ihre Mitarbeiter wissen,
welchen Standpunkt Sie vertreten. Durch dieses authentische
und eindeutige Handeln entsteht bei Ihren Mitarbeitern Orientierung und ein natürlicher Respekt vor Ihnen als Führungskraft. Dies heißt natürlich nicht, dass dies ein Freibrief
für jegliche Form der autoritären Führung ist, denn es bedarf
weiterhin eines behutsamen Abwägens, welcher Stil in einer
speziellen Situation geeignet erscheint.
In Ihrer Rolle als Führungskraft denken und handeln Sie
anders, als in Ihrer Rolle als Privatperson oder in Ihrer
Rolle als Kollege. Was ist damit gemeint?
In Ihrer Rolle als Kollege hatten Sie vermutlich zu den Kollegen, die Ihnen sympathisch waren, intensiveren Kontakt.
Dies ist ein ganz normales Verhalten. In Ihrer Rolle als Führungskraft denken und handeln Sie jetzt anders. Gerade die
Mitarbeiter, die Ihnen vielleicht nicht so liegen, sind Ihre
Herausforderung, an der Sie wachsen können. Sollten Sie
aus Sympathiegründen diese Mitarbeiter vernachlässigen,
so kommen Sie immer stärker in ein Motivationsproblem,
denn die Frage, die sich stellt, lautet: Wie finde ich den
Schlüssel zu diesem Menschen? (Denn Führen bedeutet ja
Menschen zu bewegen!)
In Ihrer Position als Führungskraft werden vom Unternehmen und von den Mitarbeitern bestimmte Erwartungen an
Sie gestellt. Diese Erwartungen basieren auf bestimmten
Führungsrollen und Werten, denen Sie als Führungskraft
gerecht werden müssen.
Rolle als Kommunikationsmanager
In dieser Rolle sind Sie ausgleichend und beherrschen die Kunst der Gesprächsführung, um gemeinsam mit Ihren Mitarbeitern Lösungen für ein Problem zu finden. Sie bereiten gleichsam den Nährboden, auf dem herausragende Leistung gedeihen kann. Sie beherrschen die Techniken der nondirektiven (motivierenden) Gesprächsführung und setzen diese gezielt ein, um den Mitarbeiter zu bewegen.
Um ein Schiff zu steuern, bedarf es wichtiger Navigationsinstrumente. Die Führungskraft beherrscht die wesentlichen Führungsinstrumente und wendet diese an, damit ihr das Ruder nicht aus den Händen gleitet. Zugleich setzen die Führungsinstrumente hilfreiche Spielregeln für die Zusammenarbeit zwischen Führungskraft und Mitarbeiter fest.
In dieser Rolle wissen Sie um gruppendynamische Prozesse und steuern Ihr Team behutsam, um Veränderungsprozesse gemeinsam mit Ihrem Team zu gestalten. Vor allem die Techniken und Methoden der Moderation helfen Ihnen dabei, sowohl das Teamklima zu fördern als auch mit Ihrem Team gute Leistungen zu erbringen. Um die Leistung Ihres Teams zu steigern, setzen Sie zum Beispiel den Teammeter ein.
Als Führungskraft denken Sie anders!
Auffallend ist, dass die meisten Menschen bei Konflikten
oder Problemen eine andere Person dafür verantwortlich
machen; man denkt in Schuldzuweisungen.
So äußerte sich beispielsweise ein Teamleiter dahingehend,
dass seine Mitarbeiter kein Interesse daran hätten, sich in
Besprechungen zu beteiligen und Lösungen für Probleme zu
suchen, wo er doch extra einen regelmäßigen „Jour fixe“
für die Mitarbeiter anberaumt hätte.
Auf Nachfrage erklärte er, dass er sich
sorgfältig auf diese Besprechungen
vorbereite, die zu besprechenden
Punkte auf ein Flipchart notiere, wie
im Moderationsseminar gelernt, und
diese Punkte einen nach dem anderen
bearbeite. Erst als alle Punkte besprochen waren, wobei dieser Teamleiter meist selbst wesentlich zur Lösungsfindung beigetragen hatte, wurde die Frage
gestellt, welche anderen Themen und Probleme aus Sicht
der Mitarbeiter noch zu besprechen seien. Alles blieb still,
obwohl bekanntlich etliche Probleme in der Gruppe bestanden.
Wichtig ist, das bereits Erreichte herauszustellen und nicht darauf zu pochen, dass das Ergebnis immer noch nicht den Erwartungen entspricht.
Was macht er falsch? Er denkt nicht in Prozessen, nicht im
WIE gestalte ich Prozesse, sondern er folgt einem Ursache-Wirkung-Denken, innerhalb dessen der Mensch mit großer
Wahrscheinlichkeit als Ursache gesehen wird. Als er überlegte, wie er die Besprechung anders gestalten könnte, um
die Mitarbeiter zu aktivieren, kam er auf den Gedanken,
lediglich den Ablauf seiner Besprechungen umzudrehen.
Zuerst wurden die Teilnehmer nach ihren Themen befragte
und erst danach wurden die anderen Tagesordnungspunkte
bearbeitet. Jetzt herrschte eine rege Beteiligung von Seiten
seiner Mitarbeiter. Sie waren es nämlich nicht gewohnt,
30 Minuten zuzuhören und erst dann befragt zu werden.
Nach längerem Zuhören wurden sie einfach nur müde und
nahmen eine „Fernsehsesselhaltung“ ein. Erst nachdem sie
für sich einen persönlichen Nutzen erkannten und ihre
Probleme bearbeitet wurden, waren Sie motiviert, auch
andere Ideen und Informationen anzuhören.
Eine Führungskraft sieht also Probleme und Schwierigkeiten zuerst nicht durch Personen verursacht, sondern
versucht Prozesse und Abläufe so zu gestalten, dass sich
Veränderungen und Verbesserungen entwickeln können.
Sie denken in Prozessen und in Ergebnissen.
Beachten Sie jedoch: Auch wenn das Ergebnis noch nicht
Ihren Erwartungen entspricht, so kann der Mitarbeiter
dennoch auf dem richtigen Weg sein. Sollte er auf dem
richtigen Weg sein, so bekräftigen und bestärken Sie ihn
darin, größere Anstrengungen in diese Richtung zu unternehmen.
Prozess negativ | Prozess positiv | |
Ergebnis positiv | Ein sehr gefährlicher Zustand, da das Ergebnis positiv ist, kann der Eindruck entstehen, es besteht kein Handlungsbedarf. Dabei sind vielleicht nur die Marktbedingungen so günstig, dass der Erfolg sich einstellen muss. | Das Ergebnis und der Prozess sind positiv. Dieser Zustand ist anzustreben. |
Ergebnis negativ | Hier ist überlegtes Handeln das Gebot der Stunde. Dies ist jedoch nicht mit Aktionismus gleichzusetzen. | Hier ist die Führungskraft als Coach und Begleiter gefordert. Der Mitarbeiter ist auf dem richtigen Weg und benötigt eine systematische und gezielte Unterstützung. |
Wie motivieren Sie Ihre Mitarbeiter?
Wie kann ich meine Mitarbeiter motivieren? Diese Frage
stellt sich über kurz oder lang jeder Führungskraft. Hierbei
spielt das Menschenbild, d. h. die Art und Weise mit welcher Grundhaltung Sie Ihren Mitarbeitern begegnen, eine
wichtige Rolle.
Es gibt nun verschiedene Möglichkeiten, die Leistungsbereitschaft der Mitarbeiter zu fördern, aber auch zu hemmen. Ausgangspunkt ist, dass die Mitarbeiter grundsätzlich Leistung erbringen wollen, Initiative und Einsatzwillen zeigen. Dieses
Wollen ist jedoch relativ anfällig und auch bei manchen Mitarbeitern im Laufe der Berufsjahre ganz verkümmert.
Gefördert wird die Leistungsbereitschaft z. B. durch ausreichende Kompetenzen des Mitarbeiters. Die Aufgabe als Führungskraft ist es, zu erkennen, welche Kompetenzen für die Erledigung bestimmter Aufgaben notwendig sind und diese bei den Mitarbeitern sicherzustellen bzw. ausbilden zu lassen. Wollen hat etwas mit Können zu tun.
Die Leistungsbereitschaft wird darüber hinaus durch die Möglichkeit beeinflusst, etwas tun zu dürfen. Hat ein Mitarbeiter eine Aufgabe übertragen bekommen, muss jedoch bei jeder Entscheidung bei seinem Vorgesetzten vorsprechen, so wird ihn das auf Dauer langweilen. Wird ihm stattdessen neben den Kompetenzen auch die Verantwortung übertragen, spürt der Mitarbeiter die Herausforderung und weiß, diese im Normalfall konstruktiv umzusetzen. Immerhin hat er ja das Detailwissen, mit dem er die Entscheidungen vorbereitet. Hierbei muss natürlich abgewogen werden, wie groß die Tragweite der Entscheidung ist, welche Erfahrungen der Mitarbeiter darin hat und an welcher Stelle Sie als Führungskraft unterstützend zur Stelle stehen müssen.
Es geht bei der Motivation also nicht darum, „am Schräubchen zu drehen“ und den Mitarbeiter irgendwie dazu zu bringen, etwas zu wollen. Er allein entscheidet darüber, ob er will oder nicht. Sie können aber sehr wohl die Leistungsfähigkeit undmöglichkeit beeinflussen, indem Sie sinnvolle Handlungsspielräume für Ihre Mitarbeiter schaffen. Dadurch, dass Sie die für die Fähigkeiten und Fertigkeiten des Mitarbeiters notwendigen Spielräume schaffen, vermeiden Sie Demotivation und schaffen den Nährboden, auf dem Motivation gedeihen kann.
Führen
bedeutet also, Bedingungen zu schaffen, damit Mitarbeiter und Teams ihr volles Potenzial ausschöpfen können,
um definierte Leistungen zu erreichen. Motivation ist
somit nicht direkt produzierbar, sondern ist ein Resultat
aus Umfeldbedingungen, Führungsverhalten und persönlicher Einstellung.
Im Folgenden finden Sie eine Auflistung derjenigen Verhaltensweisen, die Mitarbeiter nachhaltig motivieren, wenn diese durch die Führungskraft authentisch gelebt werden.
Begrüßen
Bauen Sie einen guten Kontakt zu Ihrem Mitarbeiter auf, indem er sich durch Sie wahrgenommen fühlt. Je niedriger die Position eines Mitarbeiters oder je niedriger der Selbstwert eines Menschen ist, desto wichtiger ist es für diesen, dass er durch Sie begrüßt und damit wahrgenommen wird. Es freut einen Menschen, wenn Sie ihm die Hand reichen und sich in einem kurzen Gespräch nach seinem Wohlbefinden erkundigen. Es sind oft wenige freundliche und aufmunternde Worte, die eine gute Grundlage für eine produktive Zusammenarbeit legen.
Menschen wollen beachtet werden. Was bedeutet dies konkret? Jeder Mensch möchte das Gefühl haben, dass er wichtig ist, dass seine Meinung zählt, dass er gehört wird. Wenn
Sie Menschen so behandeln, wie Sie glauben, dass diese
sind, machen Sie diese mitunter schlechter. Wenn Sie Ihre
Mitarbeiter allerdings so behandeln, wie Sie glauben, dass
sie sein könnten, machen Sie diese besser und motivieren
sie zu höheren Leistungen.
Welchen starken Einfluss Erwartungen auf einen Menschen haben, ist in der Medizin und der Psychologie
allseits bekannt. In einem Experiment wurde dies eindrucksvoll gezeigt: Lehrer hatten zwei Schulklassen zu
unterrichten. Die Schüler der einen Klasse wurde als engagiert und intelligent dargestellt, während die Schüler der
anderen Klasse als weniger engagiert, faul und weniger
intelligent bewertet wurden. Dies wurde den Versuchspersonen glaubhaft vermittelt. Wie reagiert nun ein Lehrer,
wenn er weiß, sein Schüler ist intelligent und hat etwas
nicht verstanden? Er versucht diesem intelligenten Schüler
die Aufgabe solange zu erklären, bis er sie verstanden hat,
da er ja weiß, er wird es verstehen, weil er intelligent ist.
Was geschieht im Fall des scheinbar weniger intelligenten
Schülers? Der Lehrer geht unbewusst davon aus, dass dieser Schüler es nicht verstehen wird, da er weniger intelligent ist und erklärt ihm die Zusammenhänge weniger
motiviert, weil er nicht an ihn glaubt. Obwohl beide Schülergruppen in Wahrheit den identischen Intelligenzquotienten besaßen, hatte die scheinbar intelligentere Schülergruppe am Ende des Schuljahres die besseren Noten als die
scheinbar weniger intelligente. Das bedeutet, die Schüler
der intelligenten Gruppe wurden von den Lehrern in stärkerem Maß positiv beachtet.
Diese Untersuchung ist ein schönes Beispiel für das Phänomen der Selffulfilling Prophecy (Sich selbst erfüllende
Prophezeiung) und zeigt zugleich, wie Ihre positive oder
negative Beachtung das Verhalten und die Leistungsfähigkeit Ihrer Mitarbeiter beeinflusst. Diese Prozesse sind Ihnen
allerdings im Alltag nicht bewusst. Also beachten Sie Ihre
Mitarbeiter und trauen Sie Ihren Mitarbeitern etwas zu. Je mehr Sie von Ihren Mitarbeitern erwarten, desto mehr sind
diese im Stande zu leisten. Trauen Sie Ihren Mitarbeitern
dagegen wenig zu, sinkt auch deren Leistung. Das bedeutet
jedoch nicht, dass Sie Ihre Mitarbeiter zu unrealistischen
Zielen drängen sollten, denn dann geben Ihre Mitarbeiter
bald auf und leisten weniger als sie könnten.
Hinter diesem Begriff der Beachtung verbirgt sich jedoch
noch ein anderer Aspekt. Einer meiner Mentoren verblüffte
mich einmal mit der Frage, die eine Führungskraft sich am
Anfang seiner Karriere zu stellen habe. Diese Frage laute „Liebst Du die Menschen?“ In meinen weiteren Überlegungen kam ich
zu dem Schluss, dass dies eine wichtige und notwendige Frage ist, die
man sich als Führungskraft zu stellen hat. Denn als Führungskraft werden Sie Menschen führen müssen, die Ihnen
sympathisch sind und auch welche, die Ihnen unsympathisch sind. Sie werden mit Menschen zu tun haben, die
zuverlässig und engagiert sind und auch mit solchen, bei
denen man Leistung permanent einfordern muss oder solchen, die man immer erst in langatmigen Diskussionen
überzeugen muss.
Lieben Sie die Menschen und wollen Sie mit ihnen wirklich arbeiten?
Als Führungskraft sollte man Informationen speziell für
die Mitarbeiter „zugeschnitten“ weitergeben. Das heißt, die Informationen werden durch die Führungskraft in
einem Format präsentiert, welches das Ziel hat, den Informationsinhalt empfängerorientiert zu verpacken. Neben
der Wortwahl ist dabei auf Kürze und Verständlichkeit zu
achten.
Es kann bei manchen Führungskräften beobachtet werden,
dass Sie eine Information folgendermaßen weitergeben:
„Wir sollen Folgendes tun …“ Jetzt wird ausführlich
beschrieben, was das Team machen soll. Durch das Wort
„sollen“ entsteht bei den Mitarbeitern der Eindruck, dass
die Führungskraft sich nicht mit den Aufgaben identifiziert
und diesen skeptisch gegenüber steht.
Sie fragen sich jetzt vielleicht, ja, wie kann ich es denn formulieren, wenn ich meine Mitarbeiter über eine Aufgabe
informiere, hinter deren Ausführung ich nicht stehe. Ich
handle ja schließlich auch nur auf Anweisung von oben.
Das ist schon richtig, aber seien Sie authentisch und ehrlich
und dabei motivierend. Jeder Ihrer Mitarbeiter ist erfahren
genug, um zu wissen, dass man sich nicht immer im Leben
durchsetzen kann. Erklären Sie, dass Sie sich in der Diskussion mit Ihrem Vorgesetzten mit Ihren Argumenten nicht
durchsetzen konnten, dass Sie aber trotzdem von Ihren
Mitarbeitern erwarten, die Aufgabe mit aller Kraft umzusetzen. Jetzt haben Ihre Mitarbeiter verstanden, dass Sie
zwar einen anderen Standpunkt einnehmen, dass es aber
notwendig ist, diese Aufgabe mit aller Kraft umzusetzen.
Ihr Verhalten Ihrem Mitarbeiter gegenüber sollte grundsätzlich von Wertschätzung zeugen, auch dann, wenn er
einen Fehler gemacht hat.
Aus der Psychologie wissen wir, dass die Angst und die
Befürchtung, man könnte einen Fehler machen, etliche
Mitarbeiter davon abhält, innovative Ideen mitzuteilen,
geschweige denn umzusetzen. Viele Widerstände, die
einem von Mitarbeiterseite entgegengebracht werden, insbesondere, wenn es darum geht, als Führungskraft Veränderungen einzuführen, haben ihren Ursprung in Unsicherheit und Angst. Aus diesem Grund ist es förderlich,
wenn Sie eine Führungskultur und damit eine Teamkultur
aufbauen, in der die Mitarbeiter angstfrei agieren können.
Dadurch, dass Ihre Mitarbeiter erleben, dass Sie Ihnen,
auch wenn Fehler geschehen sein sollten, mit Wertschätzung begegnen, tragen Sie entscheidend dazu bei.
Anderen Menschen mit Wertschätzung zu begegnen, ist
eine Frage der inneren Haltung und darf nicht damit verwechselt werden, alles immer schön zu reden. Es macht
zum Beispiel einen großen Unterschied, ob Sie zu einem
Mitarbeiter sagen „Das hätten Sie aber besser machen können.“ oder ob Sie zu ihm sagen „Ich möchte Ihnen gerne
etwas sagen, weil ich möchte, dass Sie in Ihrem Aufgabenbereich noch erfolgreicher werden. Mir ist Folgendes aufgefallen …“
Wenn Sie eine Entscheidung getroffen haben, so ist es zum Nachvollziehen Ihrer Entscheidungsfindung notwendig und hilfreich, Ihren Mitarbeitern Ihre Beweggründe mitzuteilen. Dabei weisen Sie auf die Vorteile und die Chancen hin, die Sie mit dieser Entscheidung verbinden. Verschweigen Sie jedoch auch die Risiken und eventuelle Nachteile nicht, denn jede Entscheidung hat Vor- und Nachteile. Agieren Sie nicht wie ein „Marktschreier“, der seine Waren anpreisen muss, sondern argumentieren Sie differenziert. Dadurch wirken Sie abwägend und authentisch in Ihrem Vorgehen und die Mitarbeiter sind eher bereit, Ihnen auf diesem Weg zu folgen.
Wer intelligent fragt, der führt und bewegt Menschen zu
außerordentlichen Leistungen. Menschen fühlen sich
dann Ernst genommen und wertgeschätzt, wenn sie befragt werden.
Wenn Menschen das Gefühl vermittelt wird, sie werden in Entscheidungsprozesse einbezogen, dann sind sie auch eher bereit, Kompromisse einzugehen. Menschen benötigen das Gefühl der Entscheidungsfreiheit. Nimmt man
Ihnen dieses Gefühl, so reagieren sie mit offener oder
verdeckter Leistungsverweigerung.
Wer intelligent fragt, der führt und bewegt Menschen zu außerordentlichen Leistungen.
Dieser Motivationsfaktor ist im Grunde genommen auf der einen Seite eine Selbstverständlichkeit, auf der anderen Seite kann man jedoch immer wieder beobachten, dass in emotional stressigen Situationen, der falsche Ton angeschlagen wird. Achten Sie auf Ihre Sprache, und sollten Sie einmal, hoffentlich selten, daneben gelegen haben, so entschuldigen Sie sich – bitte.
Belohnen
Aus der Verhaltenswissenschaft wissen wir, dass sowohl
positives als auch negatives Feedback motivierend sein
kann, wenn es authentisch ist und so formuliert wird, dass
der Mitarbeiter für sich einen Nutzen erkennen kann.
In Seminaren ist ein sehr häufig wiederkehrender Beitrag:
„Ich bekomme von meinem Vorgesetzten kein Lob, wenn ich
etwas gut gemacht habe“ oder „Ich bekomme nie Feedback,
maximal im jährlichen Beurteilungsgespräch“. Diese Haltung
scheint bei uns in Europa gängige Praxis zu sein. Eine Ursache
liegt vermutlich in unserer Erziehung. Wenn man beobachtet,
welche Art von Feedback Kinder erhalten, so kann man feststellen, dass die überwiegende Anzahl des Feedbacks negativ
ist. „Wie isst Du schon wieder!“, „Setzt Dich gerade hin!“, „Du
musst in Latein besser werden“ usw.
Wenige Eltern verstärken ihre Kinder in der Art: „Ich sehe, dass
Du zwar immer noch eine fünf in Latein hast, merke allerdings, dass Du in letzter Zeit jeden Tag eine Stunde Vokabeln lernst
und bin überzeugt davon, wenn Du so weiter machst, wird sich
die Note langsam verbessern!“ Diese Art von Feedback wird
vermutlich den ein oder andern befremden, doch denken Sie
nach, was motiviert Menschen wirklich?
Zum Belohnen gehört auch die andere Seite der Medaille,
nämlich die Kritik. Wie eine Kritik formuliert wird, ist eine
Frage der inneren Einstellung einer Führungskraft. Diese
Haltung kann sich zum Beispiel auf diese Art zeigen: Mein
Mitarbeiter macht einen Fehler also sage ich ihm dies, damit
er dies in Zukunft besser macht. Diese Haltung ist weit verbreitet und stößt vermutlich auf Ablehnung beim Empfänger. Wenn Sie Ihrem Mitarbeiter allerdings den Nutzen der
Kritik vor Augen führen, ist er bereit, sich diese anzuhören
und auch anzunehmen. Das bedeutet, Sie erklären dem Mitarbeiter, dass Sie ein großes Interesse daran haben, dass er
noch erfolgreicher ist. Genau dies ist der Grund, weshalb Sie
ihm Ihr Feedback geben, damit er in seinem Aufgabenbereich noch besser wird. Dies ist nicht mit der Haltung zu
verwechseln: „Ich will doch nur Ihr Bestes“.
So wie beim Motivationsfaktor des Beachtens geht es auch in
diesem Fall darum, eine angstfreie und innovative Teamkultur aufzubauen. Ihr Mitarbeiter hat den Eindruck und das
Gefühl, dass Sie hinter ihm stehen – auch in schlechten Zeiten.
Zum Ausdruck kommt dies auch dadurch, dass Sie seine Leistungen gegenüber Dritten nicht als Ihre Ideen darstellen, sondern explizit betonen, dass dies eine Idee Ihres Mitarbeiters
war. Leider gilt dies nicht für den umgekehrten Fall. Hat Ihr
Mitarbeiter eine Aufgabe nicht so wie geplant ausgeführt, ist
es notwendig, dass Sie gegenüber Dritten die Schuld auf sich
nehmen. Sobald Sie den Eindruck erwecken, Sie wollten sich
rechtfertigen und die Schuld öffentlich bei Ihrem Mitarbeiter
suchen, wirken Sie als schwache Führungskraft.
Begleiten
In Zusammenhang mit dem bekannten „Begleiten und Coachen“ kommt immer wieder auch das Begriffspaar „Fördern und Fordern“ ins Spiel. Was ist damit gemeint? Damit mein Mitarbeiter in seinem Können einen Schritt weiter kommt, ist es notwendig, dass ich ihn bei der Bewältigung einer Aufgabe begleite, d. h. fördere. Dabei bin ich als Führungskraft in der Rolle eines „Beraters“ und „Coaches“, der den Mitarbeiter nach einem gemeinsam definierten Plan berät. Diese Form der Beratung geschieht oft über Fragetechniken und Techniken aus der Gesprächsführung, damit der Mitarbeiter selber geeignete Lösungen findet. Neben diesem Ansatz, Lösungen gemeinsam zu erarbeiten, wird der Mitarbeiter durch den Coach auch zu bestimmten Verhaltensweisen aufgefordert. Er fordert auch Dinge ein, damit sich der Mitarbeiter in eine bestimmte Richtung bewegt, denn Führen bedeutet, Mitarbeiter zu bewegen, auf Dauer und zielorientiert.
Bewerten
Zum Führen gehört auch, dass Sie Ihre Mitarbeiter regelmäßig bewerten. In vielen Unternehmen findet jährlich eine
Mitarbeitereinschätzung statt. Wenn diese Einschätzung
nach einem transparenten System vorgenommen wird und
der Maßstab dem Mitarbeiter bekannt ist, so kann sie eine
nützliche Form der Standortbestimmung sein.
Allerdings ist die Art und Weise der Mitarbeiterbewertung
wiederum eine Frage der Haltung. Es gibt keinen objektiven Maßstab, sondern, trotzt aller Bemühungen auf Seiten der Führungskraft, werden natürlich persönliche Sichtweisen und ein persönlicher Leistungsmaßstab in eine
Bewertung einfließen – mehr oder weniger. Auf dieses
Mehr oder Weniger kommt es allerdings an. Seien Sie sich
bewusst, dass die Bewertung von Leistung und Verhalten
ein Gefühl der Abwertung erzeugen kann.
Sollte sich ein Mitarbeiter, trotz mehrmaligem und intensivem Bemühen der Führungskraft und mehrerer Feedback-Gespräche, den Wertmaßstäben des Unternehmens nicht anpassen, so ist es notwendig, ihm in Form einer „Ich-Botschaft“ Rückmeldung über sein Verhalten zu geben und Konsequenzen mit Blick auf sein Verhalten anzudrohen. Bei einem solchen Gespräch ist es eventuell notwendig, sich im Vorfeld mit dem direkten Vorgesetzten, Personalabteilung und/oder Betriebsrat abzustimmen.
Nach dem Sie Ihrem Mitarbeiter die Hintergründe für bestimmte Aufgaben und Verhaltensweisen erklärt haben, kann es sehr wohl erforderlich sein, ihn aufzufordern, diese Maßnahmen umzusetzen. Dabei kennt und versteht der Mitarbeiter den Rahmen, in dem er sich bewegt. Die Entscheidungen und Anweisungen werden nicht willkürlich getroffen. Dies kann man jedoch in der Führungspraxis leider immer wieder beobachten.
Sollte der Mitarbeiter trotz mehrmaliger Gespräche und
Bitten, den Aufforderungen nicht nachkommen, so ist es
notwendig und richtig, konsequent die angedrohten Maßnahmen und Sanktionen durchzuführen. Dies ist auch mit
Blick auf das gesamte Team notwendig, da sonst der Eindruck entstehen könnte, einem Teammitglied werden Sonderrechte eingeräumt.
Natürlich sind die Sanktionen mit dem direkten Vorgesetzten und anderen wichtigen Stellen im Unternehmen (Personalabteilung; Betriebsrat) abzustimmen.
Als soziales Wesen ist der Mensch auf die Interaktion mit anderen angewiesen. Wir möchten unsere eigenen Ideen und Gedanken anderen mitteilen und uns darüber austauschen. Mittels Kommunikation setzt sich der Mensch mit seiner Umwelt auseinander. Das kann entweder verbal, d. h. mittels des gesprochenen Wortes, oder nonverbal mittels Gestik, Mimik, Tonfall und Körperhaltung geschehen. Kommunikation ist somit ein menschliches Grundbedürfnis.
Was passiert eigentlich bei der Kommunikation?
Natürlich kann jeder Mensch kommunizieren, aber die Art
und Weise der Kommunikation beeinflusst in großem Maß
den Ausgang eines Gesprächs. Wie Sie das Gespräch steuern, was Sie wann wie sagen, entscheidet über Erfolg oder
Misserfolg eines Gesprächs.
Unter Kommunikation wird im Folgenden jegliche Form
des zwischenmenschlichen Informationsaustausches (interpersonelle Kommunikation)
verstanden. Dies kann direkt von Person zu Person oder über ein Medium
wie das E-Mail geschehen. Jede Form
schließt auch das nonverbale Verhalten (Gestik, Mimik usw.) mit ein. Daneben kommen aber
auch noch hinsichtlich der Kommunikation Ihre Gedanken, Ihre Vorstellungen, Ihre Haltung oder Ihre Einstellung
zu dem anderen Menschen bei der Kommunikation zum
Tragen (intrapersonelle Kommunikation). Denn es macht
einen großen Unterschied für den Verlauf eines Gesprächs,
ob Ihnen ein Mensch sympathisch oder unsympathisch ist.
Dem sympathischen begegnen Sie vielleicht mit einem
kaum wahrnehmbaren Lächeln, das von der anderen Seite
erwidert wird und so den weiteren Gesprächsverlauf positiv beeinflusst. Dem Menschen, der Ihnen nicht so sympathisch ist, begegnen Sie freundlich distanziert. Diese
Signale werden durch das Verhalten des anderen gespiegelt
und beeinflussen den weiteren Gesprächsverlauf. Es wird
vermutlich ein distanziertes Gespräch bleiben.
Kommunikation findet immer auf verschiedenen Ebenen
statt. Mit diesem Hintergrund lässt sich auch der folgende
Satz verstehen. „Nicht das Ding an sich ist das Problem,
sondern die Art und Weise, wie Sie die Dinge interpretieren und bewerten.“ Was bedeutet dies und was hat das mit
Kommunikation und Gesprächsführung zu tun?
Wir wissen, dass die menschliche Wahrnehmung subjektiv
ist und ein und dieselbe Situation von Menschen unterschiedlich interpretiert und bewertet werden kann. Dies ist
zwar keine neue Erkenntnis, sie fließt allerdings in die
Gestaltung unseres Führungsalltags zu wenig ein, denn
sonst würde man genauer hinhören und genauer hinterfragen, was von Seiten des Mitarbeiters wirklich mitgeteilt
wird. In diesem Zusammenhang gilt es auch zu lernen,
zwischen Tatsachen und Vermutungen zu unterscheiden.
Unsere Interpretation der Situation und des Gegenübers beeinflusst die Kommunikation.
Verzerrungen in der Kommunikation
Die Frage stellt sich, wie Verzerrungen in der Kommunikation immer wieder entstehen können und weshalb es zu Missverständnissen zwischen Führungskraft und Mitarbeiter kommen kann. Zum Verständnis eignet sich ein Bild aus der Kindheit. Vielleicht haben Sie als Kind auch das Spiel „Stille Post“ gespielt. Das erste Kind flüstert dem nächsten eine Information ins Ohr und dieser Vorgang wird bis zum letzten Kind fortgesetzt. Bis dahin hat sich die ursprüngliche Information stark verändert. Daraus folgt, dass eine Information von jeder Person anders interpretiert wird und sich dadurch verändert.
Gedacht ist noch lange nicht gesagt. Gesagt ist noch lange nicht gehört.
Vielleicht kennen Sie das, Sie wollen einen Sachverhalt genau
erklären und Ihnen fehlen die Worte. Oder es handelt sich
um eine komplexe Angelegenheit, und es fällt Ihnen schwer,
die richtigen Worte zu finden. Außerdem beeinflussen Ihre
Einstellung und Ihre Gefühle, die durch den anderen ausgelöst werden, das, was Sie sagen und
wie Sie es sagen entscheidend. Hier
findet bereits die erste Verzerrung in
der Kommunikation statt.
Gehört ist noch lange nicht verstanden. Verstanden ist noch lange nicht einverstanden.
Die nächste Verzerrung entsteht an
der Schnittstelle Sagen und Hören. Ist Ihr Gesprächspartner
wirklich aufmerksam und konzentriert? Ist das Umfeld
wirklich leise, so dass man alles gut verstehen kann? An
dieser Schnittstelle erleben wir die zweite Verzerrung einer
Nachricht.
Hat das Gegenüber wirklich verstanden, was gemeint war.
Wir benützen die gleichen Worte, meinen wir aber auch
dasselbe damit? Wenn ein Schwabe sagt, sein Fuß tut ihm
weh, was meint er wirklich? Meint er den Fuß bis zum Knöchel oder auch seinen Unterschenkel. Der Begriff „Fuß“
wird im schwäbischen Dialekt weiter gefasst und bezieht
den Unterschenkel mit ein. Verstehen wir also unter den
Begriffen, die wir benützen wirklich dasselbe? So finden
sicherlich Beispiele aus Ihrem Umfeld, wo es zu Missverständnissen kam, weil wir die gleichen Begriffe benützen,
jedoch unterschiedliche Dinge meinen. In einem Team kam es zu Differenzen zwischen dem Leiter und einer Mitarbeiterin. Um diese Differenzen auszuräumen, wurden die
gegenseitigen Erwartungen besprochen. Eine Erwartung der
Mitarbeiterin an den Vorgesetzten war, dass er sie fair und
gerecht behandle. Der Vorgesetzte war damit einverstanden,
diese beiden Erwartungen zu erfüllen. Hierdurch war bereits
der nächste Konflikt vorprogrammiert, denn er hinterfragte
nicht, was diese beiden Erwartungen konkret bedeuten. Die
eine Erwartung bedeutete nämlich für die Mitarbeiterin,
dass der Vorgesetzter jeden Tag freundlich zu ihr sei soll.
Nachrichten überprüfen
Wenn man als Führungskraft eine Aufgabe delegiert,
kann es sehr hilfreich sein, den Mitarbeiter am Ende des
Gespräches kurz den Auftrag zusammenfassen zu lassen,
um zu prüfen, ob die Nachricht vollständig angekommen
ist. Sagen Sie jedoch nicht: „Bitte fassen Sie die Aufgabe
kurz zusammen, damit ich sehen kann, ob Sie alles verstanden haben.“ So eine Aussage wäre gegenüber dem
Mitarbeiter nicht sehr freundlich und könnte als mangelnde Wertschätzung interpretiert werden. Günstiger ist
die Formulierung, „Bitte, fassen Sie die Aufgabe kurz
zusammen, damit ich sehen kann, ob ich nichts vergessen habe und Ihnen alle notwendigen Informationen
gegeben habe.“
Ein Mitarbeiter kann die Information oder Anweisung verstanden haben, diese jedoch ablehnen. Dies führt zu einer weiteren Schnittstelle, die eine Verzerrung der Kommunikation zulässt. Diese Ablehnung kann für die Führungskraft erkennbar oder verdeckt sein und dadurch auf den ersten Blick eben nicht erkennbar sein. Offener Widerstand bietet für eine Führungskraft die Möglichkeit der Auseinandersetzung. Viel schwieriger wird es jedoch bei verdecktem Widerstand. Durch ein regelmäßiges Controlling werden die Aktivitäten des Mitarbeiters verfolgt; er wird bei Bedarf unterstützt.
Feinde menschlicher Kommunikation
Die drei „Hauptfeinde“ der menschlichen Kommunikation
sind
1. die Interpretation,
2. das Verallgemeinern und Generalisieren und
3. die ungenaue Wahrnehmung oder Tilgung von Wahrnehmbarem.
Details
- Seiten
- ISBN (ePUB)
- 9783869109152
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2010 (Dezember)
- Schlagworte
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