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Arthrose natürlich behandeln

Heilmittel, die für Linderung sorgen. Die Behandlung effektiv unterstützen.

von Gabriela Schwarz (Autor:in)
144 Seiten

Zusammenfassung

Dieser Ratgeber enthält die wichtigsten Informationen über die Erkrankung „Arthrose“. Der Schwerpunkt dieses Buches liegt allerdings auf der natürlichen Behandlung der Arthrose. Dazu gehören neben der Phyto-, Bewegungs- und Ernährungstherapie auch die Anwendung von Nahrungsergänzungsmitteln, Homöopathie und ätherischen Ölen. Ebenso werden die Physiotherapien
sowie die physikalischen und manuellen Therapiemethoden besprochen.
Nicht fehlen dürfen auch bewährte Hausmittel und geeignete Verfahren der Traditionellen Chinesischen Medizin. Auch die Ernährung spielt eine wichtige Rolle: Dass man bei Arthrose nicht auf den Genuss verzichten muss, beweisen die leckeren Rezepte.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

wir werden immer älter. Dies verdanken wir vor allem einer verbesserten medizinischen Versorgung und dem medizinischen Fortschritt. Leider bedeutet das auch, dass sogenannte Erkrankungen des Alters heute häufiger auftreten bzw. häufiger diagnostiziert werden als noch vor einigen Jahren. Zu diesen Erkrankungen gehört der Gelenkverschleiß, von Medizinern als Arthrose bezeichnet. Aber auch jüngere Menschen leiden heutzutage bereits an morgendlicher Gelenksteife sowie Knacken, Knirschen und mehr oder weniger stark ausgeprägten Schmerzen in den Gelenken – meist in Knien, Hüfte, Schultern und Rücken. Nicht wenige von ihnen müssen deswegen einen Arzt aufsuchen. Dies ist eine Folge unserer ungesunden Lebensweise – zu wenig Bewegung, zu üppiges Essen.

„Auch junge Menschen haben Probleme mit den Gelenken.“

Unsere Gelenke sind äußerst empfindliche Strukturen, aber wir verlangen von ihnen während unseres gesamten Lebens Höchstleistungen. So macht der Mensch rund 8000 bis 10.000 Schritte pro Tag. Mit dabei sind bei jedem Schritt Sprung-, Knie- und Hüftgelenke. Und auch unsere Arme und damit Hand-, Ellenbogen- und Schultergelenke werden tagtäglich mehrere tausendmal beansprucht. Bei Sportlern liegen die Zahlen noch deutlich höher. Früher oder später verspürt nahezu jeder Mensch die Folgen dieser stetigen Dauerbelastung – den schmerzhaften Gelenkverschleiß, die Arthrose.

Die im Rahmen einer Arthrose auftretenden Beschwerden und Schmerzen können in jedem Stadium der Erkrankung durch Naturheilverfahren gelindert werden. Auch wenn eine Heilung noch in weiter Ferne steht, kann das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt werden, wenn sie frühzeitig angegangen wird. Und vor allem im frühen Erkrankungsstadium werden mit naturheilkundlichen Methoden große Erfolge erzielt.

„Sie können dazu beitragen, das Fortschreiten Ihrer Erkrankung zu verlangsamen!“

Wie sich der Entwicklung einer Arthrose durch einen gesunden Lebensstil vorbeugen lässt und welchen Einfluss dieser Faktor auf eine bereits begonnene Arthrose hat, erfahren Sie in diesem Buch. Denn wie bei fast keiner anderen Erkrankung bestimmen Sie selbst, wie gut Sie mit den krankheitsbedingten Einschränkungen Ihr Leben meistern. Wir möchten Ihnen dabei unsere Unterstützung anbieten und Ihnen Mut zusprechen. Leben Sie ein schönes und erfülltes Leben trotz Arthrose – mit einer erfolgreichen naturheilkundlichen Therapie!

Ihre
Gabriela Schwarz

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ARTHROSE – WAS SIE WISSEN SOLLTEN

Unsere Gelenke sind täglich im Einsatz. Wir brauchen sie und möchten, dass sie lange gesund bleiben. In diesem Kapitel zeigen wir Ihnen, wie unsere Gelenke überhaupt funktionieren, was sie benötigen, um intakt zu bleiben, was passiert, wenn dennoch eine Arthrose eintritt, und welche Formen der Arthrose es gibt.

Unsere Gelenke

Jeden Tag bewegen wir uns, wir drehen unsere Gelenke, strecken und beugen sie – wir belasten sie täglich unzählige Male. Dabei vergessen wir ganz, welch schwere Arbeit diese Gelenke, also die beweglichen Verbindungsstücke zwischen den Knochenenden, dabei für uns leisten.

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Gelenke sind die beweglichen Verbindungsstücke zwischen den Knochenenden.

Im Wesentlichen haben unsere Gelenke drei Aufgaben:

1. Sie federn harte Bewegungen ab, und zwar mithilfe des Gelenkknorpels. Dieser Stoßdämpfer, ein glatter, elastischer Überzug, schützt das Gelenk und garantiert so einen reibungslosen und perfekten Bewegungsablauf.

2. Sie geben Halt. Denn spezielle Strukturen im Gelenk – Teile der Gelenkkapsel und die Gelenkbänder – erlauben bestimmte Bewegungen, andere dagegen verhindern sie. So sind falsche Bewegungen unter normalen Umständen unmöglich.

3. Sie ermöglichen Bewegung. Dafür verantwortlich ist ein von der inneren Gelenkschleimhaut gebildeter Flüssigkeitsfilm, die Gelenkschmiere.

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Gelenke haben drei Aufgaben: Harte Bewegungen abfedern, Halt geben und Bewegungen ermöglichen.
Das gesunde Gelenk

Jedes Gelenk besteht aus einem Gelenkkopf und einer Gelenkpfanne. Beide passen ineinander wie der Schlüssel in das Schloss. Manche Gelenke wie das Kniegelenk verfügen zusätzlich über eine Gelenkzwischenscheibe, den Meniskus. Die Stabilität der Gelenke wird durch Bänder, Sehnen und Muskeln gewährleistet. Jedes Gelenk ist von einer Kapsel umgeben, die das Gelenk vor falschen Bewegungen schützt und an der die Bänder befestigt sind.

Einen wichtigen Teil des Gelenks bildet die Knorpelschicht, mit der Gelenkkopf und -pfanne ausgekleidet sind. Die Dicke dieser Schicht variiert abhängig von der Gelenkgröße und der Belastungsstärke zwischen 0,5 und 5 mm und besteht aus einem besonderen Gewebe mit fester, glatter und elastischer Struktur. Diese beruht auf der enormen Wasserbindungskapazität der Knorpelschicht. Als Puffer ermöglicht sie eine schmerzfreie und reibungsarme Beweglichkeit der Gelenke und federt die bei jeder Bewegung auftretende Belastung ab.

Die Knorpelschicht kann sich nicht selbst ernähren, da sie weder von Gefäßen noch von Nerven durchzogen ist. Für die Gleitfähigkeit des Knorpels sorgt die Gelenkflüssigkeit, auch Synovialflüssigkeit genannt, die den Knorpel überall beschichtet. Sie ist es auch, die dem Gelenkknorpel alle benötigten Nährstoffe liefert und die anfallenden Abfallprodukte abtransportiert. Gebildet wird diese Gelenkflüssigkeit bei der Bewegung des Gelenks, was bedeutet: Ohne regelmäßige Bewegung gibt es keinen Nachschub.

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Ohne regelmäßige Bewegung keine Bildung von Gelenkflüssigkeit.

 

Der Gelenkverschleiß

Rund sechs Millionen vorrangig ältere Menschen in Deutschland klagen über andauernde Gelenkschmerzen und dadurch beeinträchtigte Beweglichkeit. Weitere 15 Millionen Menschen berichten über zumindest zeitweise auftretende Beschwerden. Bereits mit 40 Jahren zeigen sich bei jedem Zweiten Abnutzungserscheinungen der Gelenkknorpel. Nach Hochrechnungen des Bundesgesundheitsministeriums liegt in Deutschland sogar bei ungefähr 35 Millionen Menschen potenziell eine Arthrose vor. Aufgrund dieser hohen Zahl gilt die Arthrose heute als „Volkskrankheit“. Häufig sind nicht nur ein, sondern mehrere Gelenke von der Arthrose betroffen. Frauen erkranken häufiger an Arthrose als Männer.

Was ist eine Arthrose genau?

Eine Arthrose bezeichnet den – stets weiter fortschreitenden –Verschleiß der Gelenke. Sie beginnt mit einem schleichenden und manchmal auch sehr schmerzhaften Abbau des Gelenkknorpels. Danach finden im angrenzenden Knochen Umbauprozesse statt, bei denen die Gelenkfläche nach und nach zerstört wird. In fortgeschrittenen Stadien treten Veränderungen auch im Bereich des gelenknahen Knochens, der Gelenkschleimhaut, der Gelenkkapsel sowie der gelenkumspannenden Muskulatur auf. Schließlich kann die Arthrose in der Zerstörung des gesamten Gelenkapparates sowie damit verbundenen extrem starken Schmerzen und Gelenkunbeweglichkeit enden.

Bei einer Arthrose handelt es sich um eine schwere und ernsthafte Erkrankung, vor allem wenn sie bereits fortgeschritten ist. Sie kann zumindest nach heutigen Erkenntnissen nicht geheilt, sondern nur das Fortschreiten zumindest über einen gewissen Zeitraum aufgehalten werden.

Zahlen und Fakten rund um die Arthrose

Hier einige Zahlen und Fakten rund um die Arthrose:

Jährlich werden in Deutschland etwa 100.000 künstliche Hüftgelenke und 40.000 künstliche Kniegelenke eingesetzt.

Jährlich verursacht die Arthrose in Deutschland Kosten im Gesundheitssystem von etwa zehn Milliarden Euro.

Jährlich gibt es in Deutschland etwa 40 Millionen Arztkonsultationen aufgrund einer Arthrose.

Jährlich kommt es in Deutschland zu etwa 50 Millionen Fehltagen aufgrund arthrosebedingter Arbeitsunfähigkeit.

40 Prozent aller Rehamaßnahmen und 25 Prozent aller vorzeitigen Berentungen gehen auf das Konto der Arthrose.

Sieben Millionen Deutsche leiden unter einer klinisch nachgewiesenen Arthrose.

40 Millionen Deutsche haben bereits nachweisbare arthrotische Gelenkveränderungen.

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Wie verläuft eine Arthrose?

Am häufigsten entsteht eine Arthrose aufgrund des natürlichen Verschleißes des Gelenkknorpels mit dem Alter. Gefördert wird der Gelenkverschleiß durch Übergewicht und Fehlhaltungen wie X- oder O-Beine. Auch Unfälle in der Vergangenheit gelten als Risikofaktor. So zeigen Statistiken, dass bei rund einem Drittel aller Patienten die Arthrose als Spätfolge eines Unfalls auftritt, beispielsweise von Meniskus- und Kreuzbandverletzungen des Knies. Auch Knochenbrüche, bei denen die Gelenkflächen beteiligt waren, sowie Entzündungen im Gelenk, z. B. verursacht durch Bakterien, die etwa im Rahmen einer Gelenkspiegelung in das Gelenk eingedrungen sind, stellen ein erhöhtes Arthrose-Risiko dar. Wenn Sie in der Vergangenheit Gelenkverletzungen hatten, sollten Sie diese Gelenke vor Über- und Fehlbelastungen schützen. Doch gleich welche Ursache vorliegt – es kann nicht vorausgesagt werden, ob überhaupt eine Arthrose auftritt und wenn, wann dies sein wird.

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Bei zurückliegenden Verletzungen sollten Sie diese Gelenke vor Über-und Fehlbelastungen schützen.
Ursachen und Risikofaktoren für Arthrose

Eine der in unserer technisierten Welt sehr häufig verzeichneten Ursachen bzw. Risikofaktoren für die Entwicklung einer Arthrose ist mangelnde Bewegung. Wir fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Auto ins Büro, dort sitzen wir den ganzen Tag am Schreibtisch, um dann wieder nach Hause vor den Fernseher zu fahren, wo wir den Rest des Abends wiederum sitzend verbringen, um dann endlich ins Bett zu gehen. Viel zu selten gehen wir spazieren, wandern wir oder treiben wir Sport. Doch ohne Bewegung geht die Produktion der für das Gelenk notwendigen Gelenkflüssigkeit erheblich zurück, sodass der Gelenkknorpel nicht mehr ausreichend die notwendigen Nährstoffe erhält.

 

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Eine Gelenkentzündung wird als Arthritis bezeichnet; Arthrose ist der Verschleiß der Gelenke.

Doch auch eine Überbeanspruchung der Gelenke, beispielsweise im Beruf oder bei Extremsportlern, kann die Entwicklung einer Arthrose fördern und beschleunigen. Ein Beispiel hierfür sind Fliesenleger, bei denen nach Statistiken der Krankenkassen wegen der hauptsächlich knienden Tätigkeit deutlich mehr Kniearthrosen diagnostiziert werden als in anderen Berufsgruppen.

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Hier finden Sie die Ursachen und Risiken für Arthrose auf einen Blick zusammengefasst:

Alter

angeborene Fehlstellungen wie X- oder O-Beine

ständige Überbelastung bzw. einseitige Belastung beim Sport oder im Beruf

Bewegungsmangel

Übergewicht

Gelenkverletzungen in der Vergangenheit

Entzündungen im Gelenk

Hormon- oder Stoffwechselstörungen

erbliche Veranlagung

 

So unterschiedlich diese Faktoren sein mögen, die das Risiko für die Entstehung einer Arthrose erhöhen können, eines haben sie doch gemeinsam: Sie beeinflussen nicht nur die mechanischen Abläufe im Gelenk, sondern wirken sich auch negativ auf den Stoffwechsel des Gelenkknorpels aus.

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Polyarthrose oder multiple Arthrose ist eine Arthrose, die an vielen Gelenken gleichzeitig auftritt.
Welche Gelenke sind betroffen?

Am häufigsten von einer Arthrose betroffen sind das Knie-, Hüft- und Schultergelenk. Hat sich die Entzündung in mehreren Gelenken manifestiert, handelt es sich um eine Polyarthrose oder multiple Arthrose.

Das Kniegelenk

Dass das Kniegelenk die Liste der am häufigsten von einer Arthrose betroffenen Gelenke anführt, ist nicht verwunderlich, denn schließlich tragen die Kniegelenke das gesamte Körpergewicht. Unter bestimmten Bedingungen, beispielsweise beim Joggen, beim Tennisspielen oder auch bei verschiedenen Ballsportarten wie Hand- oder Fußball, wird das Kniegelenk zumindest kurzfristig sogar mit einem Mehrfachen des Körpergewichts belastet. Auch durch berufsbedingte Fehlbelastungen wird das Kniegelenk überdurchschnittlich starken Belastungen ausgesetzt, die sogenannte Gonarthrose (griechisch gony = Knie) ist die Folge.

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Die Arthrose im Knie ist die häufigste Form von Arthrose.

Grund genug, das Kniegelenk so selten wie möglich hohen Stoßbelastungen auszusetzen. Das bedeutet, dass Sie Folgendes tun sollten:

eventuell bestehendes Übergewicht reduzieren

vor dem Sport eine Aufwärmungsphase einlegen

statt High Heels Schuhe mit stoßdämpfenden Sohlen und flachen Absätzen tragen

eventuell bestehende Fehlstellungen korrigieren

vor allem bei Extremsport eine Kniebandage anlegen

tiefe Kniebeugen und langes Stehen vermeiden

die das Knie umgebende Muskulatur durch entsprechende Übungen kräftigen (siehe S. 102)

Das Hüftgelenk

Auf dem zweiten Platz der von einer Arthrose betroffenen Gelenke steht das Hüftgelenk. Auch dieses Gelenk trägt das Körpergewicht, was vor allem bei einem über längere Zeit bestehenden Übergewicht zu einer massiven Abnutzung des Knorpels führen kann. Als andere Ursachen für eine Hüftarthrose, die sogenannte Coxarthrose (lateinisch coxa = Hüfte), gelten angeborene oder erworbene Fehlstellungen sowie falsche Belastungen, beispielsweise nach einem Schenkelhalsbruch.

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Die Coxarthrose schränkt die Bewegungsfähigkeit der Hüfte ein.

Ähnlich wie beim Kniegelenk lässt sich einer Hüftarthrose mit einigen wichtigen Verhaltensmaßnahmen vorbeugen bzw. der Verlauf der Erkrankung verlangsamen. Dazu gehört, dass Sie

vor allem beim Sitzen auf eine optimale Körperhaltung achten,

Schuhe mit stoßdämpfenden Sohlen tragen,

eventuell bestehendes Übergewicht verringern,

Fehlbelastungen wie einseitiges Heben schwerer Lasten vermeiden,

Knochenbrüchen des Beines, vor allem Schenkelhalsbrüchen, vorbeugen, beispielsweise durch Beseitigung von Stolperfallen in der Wohnung,

vorhandene Fehlstellungen korrigieren,

Oberschenkel-, Gesäß- und Hüftmuskulatur kräftigen.

Das Schultergelenk

Auch das Schultergelenk gehört zu den von einer Knorpelabnutzung häufig betroffenen Gelenken. Eine Arthrose des Schultergelenks, die sogenannte Omarthrose (griechisch omos = Schulter), tritt seltener auf als die Gonarthrose und die Coxarthrose, dennoch erschwert oder verhindert sie sogar aufgrund erheblicher Schmerzen so selbstverständliche Bewegungen der Arme wie beim Haarewaschen, beim Einschlagen eines Nagels in die Wand oder schon beim Anziehen eines Mantels. Damit es erst gar nicht soweit kommt, sollten Sie

die Schulter täglich mehrmals durch lockeres Pendeln der Arme entlasten,

die Arme nicht über einen längeren Zeitraum ausgestreckt halten, beispielsweise beim Tragen schwerer Gegenstände,

Sportarten wie Tennis oder Squash nicht zu intensiv ausüben, da sie die Schulter einseitig belasten,

die Schultermuskulatur durch Übungen kräftigen.

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Bei Schulterschmerzen in der Nacht hilft ein sogenanntes Abspreizkissen für den Arm.

Bestehen bereits Schulterschmerzen, vor allem nachts, hilft ein sogenanntes Abspreizkissen für den Arm, das Ihnen Ihr Arzt verordnen kann.

Weitere Formen der Arthrose

Die mit einer erblichen Vorbelastung verbundene Arthrose der Hand- und Fingergelenke, von der Frauen häufiger betroffen sind als Männer, tritt erheblich seltener auf als eine Arthrose des Knie-, Hüft- oder Schultergelenks. Mit fortschreitender Erkrankung kann es zu Fehlstellungen der Finger kommen, sodass die Betroffenen in ihrem Alltag deutlich beeinträchtigt sind. Vor allem Klavierspieler sind aufgrund der deutlich erhöhten Belastung von einer Arthrose der Fingergelenke betroffen.

Welche Beschwerden treten auf?

Zu Beginn der Erkrankung ist ausschließlich der Gelenkknorpel vom Verschleiß betroffen, doch im Laufe der Zeit breitet sich die Arthrose auf alle am Gelenkaufbau beteiligten Strukturen aus. So lässt sich auch erklären, dass anfangs keine oder kaum Schmerzen auftreten und die Gelenke voll belastet werden können. Dies liegt daran, dass das zu Beginn der Erkrankung geschädigte Knorpelgewebe weder von Nerven noch von Blutgefäßen durchzogen ist, also auch nicht schmerzempfindlich ist. Dies ändert sich jedoch im weiteren Verlauf der Arthrose. Zum Teil heftige Schmerzen sind dann an der Tagesordnung. So berichten Betroffene von sogenannten Anlaufschmerzen, also Schmerzen, die morgens nach dem Aufstehen oder nach längerem Liegen oder Sitzen zu Beginn einer Bewegung im erkrankten Gelenk auftreten. Diese Phase kann sich über mehrere Jahre hinziehen.

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Die Beschwerden einer Arthrose auf einem Blick:

Belastungsschmerzen

Anlaufschmerzen

Morgensteifigkeit

Knirschen im Gelenk

Ruheschmerzen im fortgeschrittenen Stadium

verspannte Muskeln und Sehnen

eingeschränkte Beweglichkeit

Schonhaltung

Gelenkentzündungen (aktivierte Arthrose)

Gelenkerguss (vor allem bei Kniearthrose)

Gelenkschwellungen

Muskelschwäche

Instabilität des Gelenks mit eventuellen Fehlstellungen

Im weiteren Verlauf finden sich – wenn die Ursachen nicht angegangen werden – Muskelverspannungen und Bewegungseinschränkungen sowie Schmerzen auch im Ruhezustand. Das Gelenk wird zunehmend unbeweglicher und steifer. Auch eine Entzündung des betroffenen Gelenks, verbunden mit einer Schwellung, kann im fortgeschrittenen Stadium hinzukommen (aktivierte Arthrose). Mit zunehmender Arthrose wird die Bewegungsfreiheit des Gelenks immer weiter eingeschränkt. Letztendlich kommt es zu Verformung, Zerstörung und Versteifung des Gelenks. Vor allem beim arthrotischen Kniegelenk lässt die Stabilität nach, und es können sich X- oder O-Beine bilden.

Die verschiedenen Arthrose-Stadien

Jede Arthrose-Erkrankung kann in drei Stadien eingeteilt werden. Die Stadien der Arthrose-Entwicklung beschreiben die Schädigung des Gelenks insgesamt und gehen damit über den Knorpelschaden weit hinaus.

 

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Mit zunehmender Arthrose wird die Bewegungsfreiheit des Gelenks immer weiter eingeschränkt.

Arthrose-Stadium I – das Frühstadium

In diesem Stadium kommt es bereits zu deutlichen Knorpelschäden, jedoch macht sich dies meist nicht durch Schmerzen bemerkbar. Man spricht hier auch von einer stillen Arthrose. Im Röntgenbild wird dies durch eine Verringerung des Gelenkspalts und eventuell auch durch Veränderungen am Knochen unter dem geschädigten Knorpel sichtbar. Wie lange dieses Stadium dauert, ist individuell verschieden. Wahrscheinlich leiden die meisten Menschen über 60 Jahre an einer Arthrose eines oder auch mehrerer Gelenke.

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Arthrose-Stadium II – das fortgeschrittene Stadium

In diesem Stadium läuft bereits ein entzündlicher Prozess ab. Die Patienten verspüren Belastungs- und Anlaufschmerzen, die sie zum Arzt führen. Die Schmerzen sind jedoch nicht immer vorhanden bzw. nicht immer so stark, dass Medikamente notwendig werden.

Arthrose-Stadium III – das Spätstadium

Alle Arthrosen des Stadiums II gehen im Laufe der Zeit in Stadium III über, wenn nicht rechtzeitig mit einer Behandlung begonnen wird. Zu den meist dauerhaften Schmerzen kommen auch Bewegungs- und Funktionseinschränkungen bis zur Versteifung der betroffenen Gelenke hinzu. Die Knorpelflächen sind in diesem Stadium nahezu vollständig zerstört. Es liegen Entzündungen des Gelenks vor und es haben sich knöcherne Auswüchse gebildet. Muskelverkürzungen und -verhärtungen treten auf.

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ARTHROSE NATÜRLICH BEHANDELN

Auch wenn eine Arthrose nach dem Stand der Wissenschaft nicht vollständig geheilt werden kann, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, wie Sie Ihr betroffenes Gelenk unterstützen und Schmerzen lindern können. Durch vielfältige Maßnahmen ist es möglich, das Fortschreiten der Erkrankung zu verlangsamen und sogar aufzuhalten. Durch pflanzliche Arzneimittel aus der Natur und die richtige Bewegung verbessern Sie Beweglichkeit und Funktion des Gelenks, und Schmerzen verschwinden.

Vor allem in den frühen Stadien einer Arthrose können natürliche Behandlungsmethoden durchaus Wunder bewirken. Doch gerade bei natürlichen bzw. alternativen Therapieoptionen spielt das Vertrauen des Patienten in die Methode für den Erfolg eine entscheidende Rolle. Ebenso wichtig ist es, dass Sie die Therapie aktiv mitgestalten.

Für die Behandlung von Arthrose stehen heute auch im Rahmen der sogenannten natürlichen Medizin viele verschiedene, mehr oder weniger bekannte Möglichkeiten zur Verfügung. Doch für all diese Methoden gilt: Wenden Sie sie nie ohne Einbeziehung Ihres behandelndes Arztes an, auch wenn eine Verschreibung oder ein Rezept teilweise nicht erforderlich ist.

Therapie mit pflanzlichen Arzneimitteln

Vor allem im Anfangsstadium einer Arthrose können entzündungshemmende pflanzliche Arzneimittel, sogenannte Phytopharmaka (griechisch phyton = Pflanze und pharmakon = Heilmittel), die Schmerzen lindern und damit die Beweglichkeit der betroffenen Gelenke verbessern. Zu den Vorteilen der Phytopharmaka gehören vor allem eine in der Regel bessere Verträglichkeit und ein deutlich niedrigeres oder sogar fehlendes Nebenwirkungsrisiko. Außerdem gibt es weniger Wechselwirkungen und es besteht ein breiteres Wirkspektrum. Phytopharmaka bestehen nur aus Pflanzeninhaltsstoffen.

 

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Arthrose-Beschwerden können durch Brennnesselblätter-Extrakt nachweislich verringert werden.

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Afrikanische Teufelskralle

Herkunft: Die Teufelskralle ist in den Savannen und Steppen Namibias und Südafrikas beheimatet. Aufgrund der inzwischen erheblich gestiegenen Bekanntheit in Deutschland ist die Nachfrage nach der Pflanze stark gestiegen, weshalb die Teufelskralle in ihrer Heimat inzwischen als stark bedroht gilt – ein für die Wissenschaft relativ großes Problem, denn eine Kultivierung außerhalb von Afrika ist bis jetzt noch nicht gelungen.

Name: Ihren Namen verdankt die Teufelskralle sozusagen ihrer „Anhänglichkeit“, denn kleine Widerhaken an ihren Früchten heften sich an vorbeistreifende Menschen und Tiere und bleiben dort hartnäckig hängen. Dies sichert auch die Verbreitung der Pflanze in den Savannen der Kalahariwüste von Südafrika, Botswana und Namibia. Der Name Harpagophytum procumbens setzt sich zusammen aus den griechischen bzw. lateinischen Wörtern harpax = Enterhaken, phyton = Pflanze und procumbens = niederliegend, also auf dem Boden liegenden Triebe. Die Afrikanische Teufelskralle wird auch „Trampelklette“ genannt.

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Die Afrikanische Teufelskralle wird auch „Trampelklette“ genannt.

Pflanze: Bei der Teufelskralle handelt es sich um eine krautig wachsende, am Boden aufliegende Pflanze mit 5 cm großen leuchtend rot-violetten Blüten, die sich zu holzigen Früchten mit 15 cm langen Fangarmen mit Widerhaken entwickeln. Der Wirkstoff wird ausschließlich aus den sekundären Speicherwurzeln gewonnen, die von der Primärwurzel in die Tiefe abzweigen.

Geschichte: Die heilende Wirkung der Pflanze bzw. der Wurzel wird bei Einheimischen schon lange geschätzt. In Europa wurde die wertvolle Wirkung jedoch erst Anfang des 20. Jahrhunderts erkannt. So lernte ein deutscher Soldat zu dieser Zeit von afrikanischen Heilern, wie die Teufelskralle bei Patienten eingesetzt werden kann. Die Erforschung der Pflanze hinsichtlich ihrer pharmazeutischen Bedeutung fand ab 1930 statt.

Inhaltsstoffe: Zu den wichtigsten Inhaltsstoffen gehören die für den bitteren Geschmack verantwortlichen Bitterstoffe Iridoidglykoside. Außerdem enthält die Teufelskrallenwurzel unter anderem Procumbid, Acteosid, Flavonoide, ungesättigte Fettsäuren, Chlorogen- sowie Zimtsäure. Alle Inhaltsstoffe der Pflanze sind jedoch noch nicht bekannt.

Wie bei vielen pflanzlichen Arzneimitteln ist auch bei der Teufelskralle der Gesamtextrakt wirksamer als einzelne isolierte Inhaltsstoffe. Auch ist noch nicht endgültig bekannt, welche der Inhaltsstoffe letztlich für welche Wirkung verantwortlich sind.

Wirkung: Die Teufelskralle hemmt nachweislich Entzündungen, verringert Schwellungen und lindert Schmerzen. Außerdem hemmt sie eiweißabbauende Enzyme in der Matrix des Gelenkknorpels, was ihren erfolgreichen Einsatz gegen Arthrose erklärt. Doch auf welchen Mechanismen diese Effekte beruhen, ist noch nicht geklärt. Außerdem regt die Teufelskralle die Magensaftsekretion und Galleproduktion an, weshalb sie auch bei Verdauungsbeschwerden eingesetzt wird. Allerdings sollten Sie von der Einnahme unbedingt Abstand nehmen, wenn Sie ein Magengeschwür haben.

Anwendung bei Arthrose: Die Teufelskralle wird bei leichten Schmerzen allein und bei stärkeren Schmerzen zur Unterstützung der bestehenden Therapie eingesetzt. Am bekanntesten ist die Teufelskralle in der Behandlung von Arthrose-Patienten und/oder chronischen Rückenschmerzen – beides allerdings nur im Frühstadium. Auch der Hexenschuss sowie Sehnenentzündungen, beispielsweise Tennisarm oder Golfer-Ellenbogen, gehören zu den Einsatzgebieten der afrikanischen Wurzel. Wenn Dragees, Tabletten etc. mit dem Extrakt der Teufelskrallenwurzel zusätzlich zu synthetischen Schmerzmitteln eingenommen werden, kann deren Dosis deutlich gesenkt werden.

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Wenn der Extrakt der Teufelskrallenwurzel zusätzlich zu herkömmlichen Schmerzmitteln eingenommen wird, kann deren Dosis deutlich gesenkt werden.

Darreichungsform: Kontrovers diskutiert wird immer noch, in welcher Anwendungsform die Wurzel der Teufelskralle am besten wirkt. Vom Tee wird abgeraten, da dieser sehr bitter schmeckt. Deutlich besser eignen sich hochdosierte Extrakte in Form von Tabletten oder Kapseln aus der Apotheke.

Nebenwirkung: Insgesamt werden nach Verabreichung des Extrakts aus der Teufelskrallenwurzel nur selten Nebenwirkungen beobachtet. Sehr selten wird von Durchfall, Erbrechen, Übelkeit, Schwindel und Kopfschmerzen berichtet. Ebenso sehr selten kommt es zu Überempfindlichkeitsreaktionen wie Hautausschlag, Nesselsucht, Gesichtsödem und Kreislaufzusammenbruch oder zu einem Anstieg der Blutzuckerwerte bei bekanntem Typ-2-Diabetes.

Brennnessel

Herkunft: Die Brennnessel ist ein wahrer Kosmopolit. Man findet sie fast weltweit, vorwiegend aber in Mitteleuropa in den klimatisch gemäßigten Regionen. Die Pflanze fehlt nur im tropischen und südlichen Afrika sowie in den Polargebieten. Sie wächst meistens in Gruppen und bevorzugt unkrautarme Böden in warmer, sonniger Lage mit guter Bodenfeuchtigkeit. Eben diese Bedingungen bieten meist auch private Gärten, in denen die Brennnessel eher als lästiges Unkraut angesehen wird. Außerhalb von Gärten fühlt sich die Brennnessel nahezu überall auf gut genährten Böden wohl, beispielsweise in Auwäldern und Ufernähe, auf Kulturflächen, Ödland und Schuttplätzen.

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Die Brennnessel findet man fast weltweit, vorwiegend aber in Mitteleuropa in den klimatisch gemäßigten Regionen.

Name: Auf dem Brennen nach Berührung der Brennnesselblätter basiert auch der Gattungsname Urtica, der sich vom lateinischen urere = brennen ableitet. „-nessel“ geht wahrscheinlich auf das althochdeutsche „nezzila“ zurück, das mit dem Wort „Netz“ in Zusammenhang steht. Dieses weist auf die frühere Fasergewinnung aus der Brennnessel hin, die zur Herstellung von Nesseltuch diente.

Pflanze: Bei uns gibt es zwei Brennnesselarten, die Große und die Kleine Brennnessel. Die Große Brennnessel ist eine 30–150 cm hohe Staude mit einem weitverzweigten unterirdischen Wurzelstock. Dagegen wird die Kleine Brennnessel nur rund 50 cm hoch, außerdem fehlt ihr der Wurzelstock. Es handelt sich also um eine einjährige Pflanze. Die Blätter beider Arten besitzen Brenn- und Borstenhaare, die beim Anfassen ein durch ein Nesselgift verursachtes Brennen auf der Haut verursachen. Beide Arten werden arzneilich verwendet.

Geschichte: Die Brennnessel gehört zu den ältesten Heilpflanzen. Die Heilwirkung der Pflanze war bereits den Römern und Griechen bekannt, wenn auch der römischen Dichter und Naturforscher Plinius der Ältere (1. Jh. n. Chr.) sie als die „am meisten verhasste aller Pflanzen“ bezeichnete. Das erste dichterische Loblied auf die Brennnessel stammt vom römischen Dichter Catull (1. Jh. v. Chr.), weil sie seinen starken Schnupfen und Husten geheilt hatte. Auch in den Kräuterbüchern des Mittelalters werden die Heilwirkungen der Brennnessel ausführlich beschrieben.

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Die Brennnessel zählt zu den ältesten Heilkräutern der Menschheit.

Inhaltsstoffe: Extrakte aus Brennnesselblättern enthalten Kaffeesäurederivate, vor allem Kaffeoyläpfelsäure, außerdem Kieselsäure, Aminosäuren, Vitamine, Karotinoide, Flavonoide, ungesättigte Fettsäuren sowie Kalzium- und Kaliumsalze. In den Brennhaaren der Blätter finden sich Amine wie Serotonin, Histamin und Acetylcholin. Zu den wichtigsten wirksamkeitsbestimmenden Inhaltsstoffen der Wurzel zählen Sterole und Beta-Sitosterin, Cumarin, Lignane und Polysaccharide.

Wirkung: Die in den Blättern enthaltene Kaffeeoyläpfelsäure besitzt entzündungshemmende Eigenschaften. Sie hemmt die Bildung und Freisetzung entzündungsfördernder Zytokine wie Interleukin 1 (IL-1) und den Tumornekrosefaktor alpha (TNF-alpha). Studien haben gezeigt, dass die Arthrose-Beschwerden durch Brennnesselblätter-Extrakt nachweislich verringert wurden. Die Samen der Brennnessel lassen sich auch gegen Haarausfall einsetzen.

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Die Samen der Brennnessel lassen sich auch gegen Haarausfall einsetzen.

Anwendung bei Arthrose: In der Therapie der Arthrose kann die Brennnessel wegen ihrer entzündungshemmenden und schmerzlindernden Eigenschaften höchst effektiv eingesetzt werden. So stellte man bei einer Studie fest, dass der tägliche Verzehr von 50 Gramm eines Gemüses aus gedämpften Brennnesseln die tägliche Arzneimitteldosis eines nicht-steroidalen Antirheumatikums (NSAR) um 75 Prozent senken kann. Bei den Patienten, die Brennnesselmus zu sich nahmen, verbesserten sich die rheumaspezifischen Blutwerte sowie Schmerz, Bewegungseinschränkung und Steifigkeit um 70 Prozent und damit genauso stark wie bei jenen Patienten, die keine Brennnesseln aßen und dafür bei der üblichen Dosis des NSAR geblieben waren.

Darreichungsform: Extrakte aus dem Brennnesselkraut sind als Fertigarzneimittel in Form von Dragees, Kapseln, Filmtabletten, Tropfen, Presssaft und flüssigen Auszügen erhältlich.

Nebenwirkung: Es sind keine Nebenwirkungen bekannt. Jedoch sollten Brennnesselzubereitungen nicht bei Stauungen und Wasseransammlungen aufgrund einer eingeschränkten Herzfunktion angewendet werden.

Beinwell

Herkunft: Den Beinwell (Symphytum officinale = Echter oder Gemeiner Beinwell) findet man in nahezu ganz Europa. So ist er im Norden bis Irland, Schottland, Skandinavien und Finnland verbreitet, im Osten bis Sibirien und Kleinasien. Er bevorzugt feuchte Standorte und wächst auf nassen Wiesen, an Bächen sowie an den Ufern von Flüssen und Teichen.

Name: Der Name Beinwell leitet sich von seiner Anwendung bei Knochenbrüchen und offenen Wunden ab. Auch bei Verletzungen von Bändern und Sehnen wurde der Pflanze eine heilende Wirkung zugeschrieben. Sowohl der heute anerkannte Gattungsname Symphytum als auch der in früheren Werken gebräuchliche Name Consolida beinhaltet den Vorgang des Zusammenwachsens.

Pflanze: Beim Beinwell handelt es sich um eine rund 60 cm hohe Staude mit einem schwarzen und kräftigen Wurzelstock, was ihm auch den Namen Schwarzwurz einbrachte. Die rot-violetten oder auch gelblichen glockigen Blüten sind traubenförmig angeordnet. Beinwell gehört zu der Familie Raublattgewächse.

Geschichte: Der Beinwell ist schon seit über 2000 Jahren als Heilpflanze bekannt. In seinem Lehrbuch „Materia Medica“ beschreibt der griechische Arzt Dioskurides (1. Jh. n. Chr.) die heilende Wirkung des Beinwells ausführlich. Die Pflanze galt schon damals als hilfreiches Mittel bei Knochenbrüchen, Verrenkungen und Gelenkbeschwerden. Im Mittelalter verwendete ihn die Äbtissin Hildegard von Bingen zur Heilung von Knochenbrüchen, Wunden und Geschwüren.

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Der Beinwell ist schon seit über 2000 Jahren als Heilpflanze bekannt.

Inhaltsstoffe: Arzneilich wirksam ist die Beinwellwurzel. Sie enthält Allantoin, Pyrrolizidinalkaloide, Gerbstoffe, Schleimstoffe und Rosmarinsäure.

Wirkung: Der Wirkstoff Allantoin ist hauptsächlich für den abschwellenden und schmerzlindernden Effekt verantwortlich. Die gleiche Wirkung besitzen vermutlich die in der Wurzel enthaltenen Schleim- und Gerbstoffe.

Anwendung bei Arthrose: Bei einer beginnenden Arthrose, die nur oberflächliche Gelenke betrifft, kann eine Salbe oder ein Umschlag, der einen Extrakt der Beinwellwurzel enthält, die Beschwerden – Schmerzen und Schwellung – lindern. Jedoch sollte die Anwendung unbedingt mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden.

Nebenwirkung: Die Beinwellwurzel enthält sogenannte Pyrrolizidinalkaloide, die nach neuesten Erkenntnissen die Leber schädigen und krebserregend wirken können. Deshalb wird von der inneren Anwendung abgeraten.

Darreichungsform: Extrakte aus der Beinwellwurzel werden nur äußerlich angewendet, und zwar in Form von Salben und Umschlägen.

Weide

Herkunft: Auf der Nordhalbkugel, in Europa, Asien und Amerika sind Weidengewächse (Salix) weit verbreitet. So findet man sie bis zur absoluten Vegetationsgrenze. Weidengewächse bevorzugen feuchte Standorte wie Flussauen und Bachufer, aber auch Auen und Waldränder.

Name: Zur Herkunft des Namens existieren viele Erklärungen. Die gebräuchlichsten Namen sind Weide oder Abwandlungen davon wie Wiede, Wede, Wichel, Wilche. Weitere Namen wie Salch, Salche oder Salixl gehen auf das lateinische Wort salix für Weide zurück. Manchmal werden Weiden auch als Hupen- oder Felberstrauch, Maiholz oder Weihbuschen bezeichnet. Aus dem Mittelhochdeutschen stammt das Wort wida für Weide, das mit dem lateinischen Wort vitis = Weinrebe, Ranke verwandt ist. Die lateinische Bezeichnung salix wird auf das altindische salilam = Wasser oder sarit = Fluss zurückgeführt. Andere gehen davon aus, dass die Weide ihren lateinischen Namen ihrem sprunghaften Wachstum zu verdanken hat und leiten salix ab von lateinisch salire, springen.

Pflanze: Die Weiden sind eine Pflanzengattung aus der Familie der Weidengewächse (Salicaceae). Sie umfasst etwa 450 Arten. Allen Weiden gemeinsam ist, dass sie als Baum oder Strauch vorkommen. Bereits vor den Blättern erscheinen die Blüten, die sogenannten Weidenkätzchen, wobei die männlichen Blüten gelbe Staubbeutel haben. Die Rinde lässt sich im Frühling sehr leicht von den Ästen und Zweigen abschälen.

Geschichte: Salicylathaltige Naturstoffextrakte werden seit über 2400 Jahren als Naturheilmittel gegen Schmerzen und Fieber angewendet. Schon etwa 500 v. Chr. soll die Weidenrinde in China als Arznei eingesetzt worden sein. Hippokrates (ca. 5./4. Jh. v. Chr.) setzte Extrakte aus Weidenrinde als Schmerzmittel unter anderem bei Geburtswehen ein. Bereits im Corpus Hippocraticum, einer von alexandrinischen Gelehrten um 300 v. Chr. angelegten Sammlung medizinischer Schriften, wird die Weidenrinde gegen Schmerzen und Fieber erwähnt. Der Naturforscher Plinius der Ältere (1. Jh. n. Chr.) verwendete Aufgüsse aus Pappelrinde bei Ischiasbeschwerden und den Saft aus Weidenrinde als harntreibendes Mittel. Etwa 100 n. Chr. beschreibt der griechische Arzt Dioskurides Weidenrinde als entzündungshemmendes Mittel.

Zwischenzeitlich nahezu in Vergessenheit geraten, wurde die Weidenrinde im 18. Jahrhundert von dem Engländer Reverend Edward Stone wiederentdeckt, und zwar als Mittel gegen Malaria. Das einzige verfügbare fiebersenkende Mittel war damals Chinin, das aber immer knapper und teurer wurde, weil der Extrakt aus der in Südamerika beheimateten Chinarinde gewonnen wurde. Stone testete die Wirkung von Weidenrinde an etwa 50 Malariapatienten und stellte 1763 sehr gute fiebersenkende Eigenschaften der Weidenrinde bei diesen Versuchen fest.

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Die Weidenrinde hat fiebersenkende Eigenschaften.

Im 19. Jahrhundert gewann die Weidenrinde weiterhin an Bedeutung. 1897 gelang es dem Chemiker Felix Hoffmann erstmals, die in der Weidenrinde vorkommenden Salicilylsäuren in einer chemisch reinen und stabilen Form zu synthetisieren. Zwei Jahre später wurde das Produkt – Aspirin mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure (ASS) – zunächst in Pulverform auf den Markt gebracht. Als im Jahr 1900 die erste 500-mg-Tablette eingeführt wurde, war Aspirin eines der ersten Medikamente der Welt, das in dieser standardisierten und damit exakt dosierbaren Form erhältlich war.

Inhaltsstoffe: In der Weidenrinde ist Salicin enthalten. Daneben finden sich weitere Glykoside, Flavonoide und Gerbstoffe.

Wirkung: Der Inhaltsstoff Salicin ist in seiner reinen Form nicht aktiv, erst durch Stoffwechselvorgänge im Körper wird Salicin in Salicylsäure umgewandelt und damit aktiv. So lindert ein Extrakt aus Weidenrinde Schmerzen und hemmt Entzündungen bei rheumatischen und entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, zu denen auch die Arthrose zählt, indem die Produktion der schmerz- und entzündungsfördernden Eiweiße (Prostaglandine) unterdrückt wird. Außerdem senkt der Wirkstoff Fieber. Die Weidenrinde gilt aufgrund ihres Wirkspektrums als „Aspirin der Natur“.

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Die Weidenrinde ist das „Aspirin der Natur.“

Hinsichtlich der Wirkung unterscheidet sich Salicin also nicht von der ASS. Doch da Salicin erst in den aktiven Wirkstoff verwandelt werden muss, verursacht Weidenrinde keine wesentlichen Magen-Darm-Beschwerden wie ASS und andere nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR). Dies haben auch verschiedene klinische Untersuchungen gezeigt: So linderte Weidenrinden-Extrakt bei Patienten mit Arthrosen des Hüft- und Kniegelenks Schmerzen deutlich, und zwar erheblich stärker als ein Scheinmedikament (Placebo). Die unerwünschten Arzneimittelnebenwirkungen entsprachen denen des Scheinmedikaments, waren also mehr oder weniger nicht vorhanden. Und noch ein Unterschied: ASS beeinflusst die Blutgerinnung, es „verdünnt“ das Blut. Weil der Weidenrinde die Acetylgruppe fehlt, hat sie diese Wirkung nicht.

Anwendung bei Arthrose: Neben Tabletten und Kapseln, die den Weidenrinden-Extrakt enthalten, kann die Weidenrinde auch als Kaltauszug oder als Tee angewendet werden.

Darreichungsform: Weidenrindenpräparate werden als Arzneimittel in Form von Kapseln und Tabletten angeboten, die den Trockenextrakt der Weidenrinde enthalten.

Nebenwirkung: Selten können Überempfindlichkeitsreaktionen der Haut (beispielsweise Juckreiz, Hautrötung, Ausschlag, Nesselsucht) und Asthma auftreten. Extrem selten sind Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, Verdauungsstörungen, Sodbrennen.

Achtung: Wenn Sie eine Überempfindlichkeitsreaktion gegenüber Acetylsalicylsäure zeigen, sollten Sie Weidenrinden-Extrakt nicht anwenden. Wegen der Gefahr der Entstehung eines Reye-Syndroms darf Weidenrinde bei Kindern nicht angewendet werden.

Löwenzahn

Herkunft: Den Löwenzahn (Taraxacum officinale) findet man nicht nur auf jeder Naturwiese, sondern auch auf Äckern, an Wegen und in lichten Wäldern. Beheimatet ist die Pflanze in ganz Europa, Teilen Asiens und Afrikas sowie in Nordamerika.

Name: Der Löwenzahn hat im Volksmund etwa 500 verschiedene Bezeichnungen, beispielsweise Milchstock, Kettenblume, Ringelblume, Lichtbloom, Hundeblume, Teufelsblume, Pfaffenplatte und aufgrund seiner entwässernden Wirkung auch Pissblume. Heutzutage ist er auch als Pusteblume bekannt. Den Namen Löwenzahn verdankt die Pflanze ihren gezähnten Blättern.

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Der Löwenzahn hat im Volksmund etwa 500 verschiedene Bezeichnungen.

Taraxacum kommt aus der arabischen Kultur, wo die Ärzte die Pflanze als tarakshagan bezeichneten. Officinale bedeutet, dass Löwenzahn als Arzneipflanze genutzt wird. Andere führen den Namen Taraxacum officinale dagegen auf die alten Griechen zurück: taraxis = Augenentzündung und akeonai = ich heile.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842686342
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (Februar)
Schlagworte
Alternative Medizin Arthrose Entspannung Ernährung Komplementärmedizin Schmerzen

Autor

  • Gabriela Schwarz (Autor:in)

Gabriela Schwarz, geboren 1958 in Bonn, ist seit Abschluss ihres Chemiestudiums als Medizinredakteurin tätig. Sie hat bereits viele Patientenratgeber zu den unterschiedlichsten Erkrankungen (Alzheimer, Diabetes, Darmkrebs) sowie Bücher zu verschiedenen gesundheitlichen Themen (Küchenkräuter – gut für unsere Gesundheit, Die 100 gesündesten Lebensmittel, Gesunde Ernährung bei Diabetes) geschrieben. Außerdem betreut sie eine Fachzeitschrift für Psychiater und Neurologen, arbeitet als freie Autorin für einen medizinischen Fachverlag und für mehrere medizinische Fachagenturen.
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Titel: Arthrose natürlich behandeln