Lade Inhalt...

Die richtige Ernährung bei Lebererkrankungen

Viele leckere Rezepte, die jedem schmecken. Mit einem Geleitwort der Deutschen Leberhilfe e. V.

von Anne Iburg (Autor:in)
144 Seiten

Zusammenfassung

Alles über die Leber – umfassend, aktuell, verständlich:
Mit der richtigen Ernährung gezielt die Leber schonen Lebererkrankungen können viele unterschiedliche Ursachen haben: Neben Hepatitis-Viren, Alkohol und Medikamenten können auch Übergewicht, Stoffwechsel- oder Autoimmunerkrankungen unsere Leber schädigen. Zum Glück ist die Leber bis zu einem gewissen Grad ein reparables Organ. Durch die richtige Therapie, bei der die Ernährung häufig eine Schlüsselrolle einnimmt, lässt sich oft eine vollständige Genesung erreichen. Die Ernährungsexpertin Anne Iburg zeigt Betroffenen, wie eine lebergesunde Ernährung aussieht und wie man diese genussvoll in der Praxis umsetzt. In den Rezepten sind die Hauptnährstoffe Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate sowie der Kaloriengehalt ausgewiesen. Sowohl für Übergewichtige mit einer Fettleber als auch für Patienten mit einer Leberzirrhose und Untergewicht: Dieser Ratgeber führt Sie zur richtigen Ernährung!

Aus dem Inhalt:
- Leber – Chemiegigant in unserem Körper.
- Fettleber – die versteckte und geduldige Volkskrankheit.
- So sieht eine lebergesunde Ernährung aus.
- Die Leberdiät: Ihr Einstieg in ein neues Essverhalten.
- Leckere Rezepte für jeden Tag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


GELEITWORT DER DEUTSCHEN LEBERHILFE E.V.

Liebe Leser,

wenn Sie dieses Buch in den Händen halten, wurde bei Ihnen oder einem Angehörigen vermutlich bereits eine Lebererkrankung diagnostiziert. Vielleicht sind bei Ihnen auch zum ersten Mal erhöhte Leberwerte festgestellt worden – die nun hoffentlich weiter abgeklärt werden.

Egal welches Leberproblem Sie oder Ihr Angehöriger haben: Eine ausgewogene Ernährung ist eine wichtige Ergänzung zur Therapie. Sie entlastet die Leber, bremst damit schädliche Prozesse und kann dazu beitragen, dass eine medizinische Therapie besser wirkt und besser vertragen wird. Bei einer der größten Volkskrankheiten – der Fettleber durch Übergewicht – kann die Ernährung sogar gleichzeitig Therapie sein! Aus diesem Grund freuen wir uns, dass Patienten mit diesem Buch viele wertvolle Ratschläge und schmackhafte Rezepte an die Hand gegeben werden.

Eine strenge Leberdiät gibt es nicht. Die früher propagierte Quarkdiät sorgt bei Experten heute nur für ein Schmunzeln. Vor anderen Extremdiäten wie „eiweißfreier“ oder „fettfreier“ Ernährung wird inzwischen sogar gewarnt, da dies zu gefährlichen Mangelerscheinungen führen kann. Gerade bei fortgeschrittenen Lebererkrankungen – einer Zirrhose – kann es jedoch nötig werden, sehr genau auf die Wahl der Nahrungsmittel zu achten. Im Einzelfall kann eine persönliche Ernährungsberatung sinnvoll sein.

Mitunter fragen Betroffene mit erhöhten Leberwerten: „Was kann ich essen/einnehmen, damit meine hohen Werte wieder runtergehen?“ Zunächst steht bei diesen Menschen eine andere Frage im Vordergrund: Warum sind die Werte erhöht? Denn erhöhte Leberwerte sind wie eine Alarmanlage. Wenn die Alarmanlage in der Nacht plötzlich losgeht, fragt man sich ja nicht nur, wie man diese wieder ausstellt; man fragt sich auch, ob es nur ein falscher Alarm war oder man vielleicht doch einen Einbrecher im Haus hat. Mit der Leber ist es ähnlich. Nicht jeder Mensch mit erhöhten Leberwerten ist immer leberkrank. Doch erhöhte Werte können ein erster Hinweis auf eine Leberkrankheit sein und sollten immer abgeklärt werden.

Viele Leberkrankheiten sind heute sehr gut behandelbar – je früher man sie entdeckt, desto besser. Je nach Ursache kann die Therapie sehr unterschiedlich aussehen; Fachärzte für Gastroenterologie und Hepatologie können Sie hierzu beraten.

Behalten Sie dabei auch die Ernährung im Auge! Dieses Buch gibt Ihnen hierzu viele wertvolle Informationen und Anregungen. Wir wünschen Ihnen viel Freude beim Lesen und guten Appetit beim Ausprobieren der Rezepte!

Ihre Deutsche Leberhilfe e.V.

VORWORT

Liebe Leserinnen und Leser!

Unsere Leber ist nach der Haut das zweitgrößte Organ des Menschen. Sie arbeitet unermüdlich, jeden Tag, 24 Stunden ohne Unterbrechung, ihr Aufgabenspektrum ist äußert groß und vielfältig. Zum einen ist die Leber die Stoffwechselzentrale: Sie stellt konstant Energie bereit, speichert Stärke, Mineralstoffe und Vitamine und bildet Eiweiße. Sie hat aber auch immunologische Funktionen und ist das wichtigste Entgiftungsorgan des Körpers, wobei sie von der Niere unterstützt wird. Die Leber nimmt die Aufgabe der Entgiftung so ernst, dass sie im Extremfall lieber ihre Zellen zerstört, als dass es andere Zellen des Körpers trifft.

In der westlichen Welt nehmen Lebererkrankungen deutlich zu. In Deutschland steht die Fettleber ganz oben auf der Liste: Viele Millionen Menschen sind davon betroffen. Entzündet sich eine Fettleber, entsteht eine so genannte Fettleber-Hepatitis, die zu ernsthaften Komplikationen führen kann.

Leberkrankheiten können viele unterschiedliche Ursachen haben. Allem voran schädigen Hepatitisviren und Toxine, wie Alkohol und Medikamente, die Leber. Aber auch Übergewicht, Erkrankungen des Stoffwechsels oder sogenannte Autoimmunerkrankungen können zu Erkrankungen der Leber führen.

Es ist sehr wichtig, die Ursache einer Lebererkrankung herauszufinden, da diese entscheidend für die Behandlung ist. So kann zum Beispiel eine Fettleber, die durch hochkalorische Fehlernährung entstanden ist, durch eine kalorienangepasste und ausgewogene Ernährung auskuriert werden. Ist die Belastung durch Toxine, wie beispielsweise Alkohol, die Ursache für die Fettleber, hilft natürlich nur ein konsequenter Verzicht auf das Gift.

Viele Lebererkrankungen werden erst spät erkannt, da die Leber selbst kaum ein Schmerzempfinden hat und daher keine Warnsignale aussendet.

Eine Lebererkrankung kann jeden von uns treffen – auch ganz ohne Alkoholkonsum.

Ziel dieses Ratgebers ist es, Sie mit vielen Informationen, praktischen Tipps und leckeren Rezepten dabei zu unterstützen, etwas für die Gesundheit Ihrer Leber zu tun. Es geht dabei nicht nur darum, eine bestehende Lebererkrankung zu therapieren, sondern auch darum, Ihre Leber davor zu schützen (wieder) krank zu werden.

Die Leber selbst ist bis zu einem gewissen Grad ein sehr reparables Organ. Auch wenn Sie schon schwer leberkrank sind, lässt sich durch die richtige Therapie das Ruder häufig Richtung Genesung herumreißen. Bei Fettleber ist eine gute Ernährung mitentscheidend für Genesung, bei anderen Leberkrankheiten trägt sie zur Entlastung der Leber bei.

Noch vor 25 Jahren wurde bei Leberzirrhose eine strenge Diät verordnet, das ist heute passé. Die meisten Lebererkrankten können gemeinsam mit dem Partner und in der Familie die klassischen Alltagsgerichte essen, wenn sie ein paar Sonderregeln beachten. Dieses Buch nimmt Sie an die Hand und erklärt Ihnen, was Sie über Erkrankungen der Leber und über die Besonderheiten in der Ernährung wissen müssen. Zum Schluss gibt es als Belohnung leckere Rezepte, die Gesunde sowie Lebererkrankte mit Begeisterung essen.

Die Ernährung bei Lebererkrankungen ist heute keine strenge und eintönige Diät!

Ich wünsche Ihnen eine baldige Genesung, Gesundheit, viel neues Wissen, das sich hoffentlich in die Praxis umsetzen lässt, und ganz viel Spaß beim Kochen!

Ihre

Anne Iburg

Diplom Oecotrophologin/Diätassistentin

ERKRANKUNGEN DER LEBER – WICHTIG ZU WISSEN

In Deutschland leiden Millionen Menschen an einer Lebererkrankung. Zu den häufigsten zählen Fettleber, Leberentzündung (Hepatitis), Leberzirrhose (Schrumpfleber) sowie Leberkrebs. Oftmals bleiben Lebererkrankungen lange Zeit unbemerkt, da sie sich in einem frühen Stadium lediglich durch unspezifische Symptome wie Müdigkeit oder Appetitlosigkeit äußern. Ich beschreibe in diesem Kapitel, welche Aufgaben die Leber hat, und stelle Ihnen die häufigsten Lebererkrankungen vor.

Die Leber – Stoffwechselzentrale in unserem Körper

image

Jeden Tag aufs Neue laufen Billiarden von biochemischen Reaktionen in den Zellen der Leber ab.

Mit etwa 1,5 Kilogramm ist die Leber die schwerste und auch größte Drüse des Körpers. In ihr werden lebenswichtige Nährstoffe gespeichert, und das Blut wird von Giftstoffen befreit. Knapp 2.000 Liter Blut fließen jeden Tag durch die Leber, das entspricht 1,5 Liter pro Minute. Die gesamte Blutmenge eines erwachsenen Menschen beträgt 4 bis 6 Liter, diese Menge fließt täglich 350- bis 500-mal durch die Leber.

Die Leber besteht aus einem größeren rechten und kleineren linken Leberlappen. Das Organ ist in 50.000 bis 100.000 Funktionseinheiten – die Leberläppchen – unterteilt. Die Pfortader und die Leberarterie treten von unten in die Leber ein. Das Blut aus beiden Adern versorgt das Organ mit Sauerstoff für die vielen Stoffwechselvorgänge. Über die Pfortader erreichen Schadstoffe die Leber zur Entgiftung, aber auch die Nährstoffe, Vitamine und Mineralstoffe gelangen über diesen Weg aus dem oberen Dünndarm in die Leber.

Als zentrales Stoffwechselorgan spielt die Leber eine entscheidende Rolle für das Gleichgewicht im Organismus und die Energieversorgung des Körpers. Fällt sie komplett aus, wie bei einem Leberversagen, droht innerhalb von Stunden oder weniger Tage der Tod. Denn die Aufgaben der Leber sind lebenswichtig: Sie verstoffwechselt Nährstoffe, steuert wichtige Funktionen wie die Blutgerinnung und unterstützt die Entgiftung des Körpers. Ein Leben ohne funktionierende Leber ist nicht möglich.

Fettstoffwechsel

Die Leber sorgt dafür, dass die Fette zu den Zellen transportiert werden. Dafür sind so genannte Fetttransporteure notwendig, da die Fette im Blut nicht löslich sind. Aus Zucker und Eiweiß kann die Leber selbst Fettsäuren herstellen. Diese werden verpackt in (VLDL-)Lipoproteine, mit dem Blut in Richtung Fettgewebe transportiert und dort in den Fettzellen gespeichert. Wenn nun Energiemangel herrscht, werden die Fette in den Fettzellen wieder abgebaut und zurück in die Leber transportiert, wo sie zur Energiegewinnung genutzt werden.

Cholesterinsynthese und -abbau

Die Leber produziert täglich zwischen 500 und 1.000 Milligramm Cholesterin. Cholesterin ist eine fettlösliche und lebenswichtige Substanz, die maßgeblich am Aufbau der Zellmembran sowie an vielen Stoffwechselvorgängen des Gehirns beteiligt ist. Gleichzeitig ist Cholesterin im Körper ein wichtiger Ausgangsstoff für die Produktion von Gallensäuren zur Fettverdauung sowie für die Bildung von Vitamin D und bestimmten Hormonen (z. B. Östrogen, Testosteron und Cortisol).

Kohlenhydratstoffwechsel und Glykogenspeicher

Der Kohlenhydratstoffwechsel wird umgangssprachlich auch Zuckerstoffwechsel genannt. Die roten Blutkörperchen und die Nervenzellen sind auf die kontinuierliche Versorgung mit Blutzucker (Glukose) angewiesen. Da wir nicht ständig essen, speichert unser Körper die Kohlenhydrate in Form von Glykogen. Kleinste Mengen an Glykogen lagern wir in den Muskeln, doch das Hauptdepot an Glykogen befindet sich in der Leber.

Nach dem Essen erhöht sich der Blutzuckerspiegel. Das Hormon Insulin regt nun die Leber an, den Blutzucker abzubauen, indem sie die Glukose in Form von Glykogen in der Leber speichert. Wenn zwischen den Mahlzeiten und nachts der Blutzuckerspiegel zu stark sinkt, baut die Leber den Glykogenspeicher ab und gibt Zucker in die Blutbahn ab. Ohne Nahrungszufuhr ist der Glykogenspeicher in weniger als einem Tag leer. Daher verfügt die Leber zusätzlich über die Möglichkeit, aus Eiweißen Zucker herzustellen. Diese Eiweiße werden hauptsächlich aus Muskelzellen gewonnen.

Speicher für Vitamine und Spurenelemente

image

Die Leber ist in der Lage, zahlreiche lebensnotwendige Stoffe zu speichern und bei Bedarf wieder freizugeben. Dazu zählen die fettlöslichen Vitamine A, D, E und die wasserlöslichen Vitamine B12 und Folsäure sowie die Spurenelemente und Mineralstoffe Zink, Kupfer und Eisen. In der Leber wird aus Cholesterin eine Vorstufe von Vitamin D gebildet. Übers Blut gelangt dieser Stoff zu den Hautzellen und wird dort unter Einfluss von Sonnenlicht (UVB-Strahlen) zu Vitamin D umgewandelt. Dieses wird dann in der Leber weiter umgebaut zu einer aktiven Form von Vitamin D.

Eiweißstoffwechsel

Die gesunde Leber baut täglich so viel Eiweiß (Protein) ab, dass etwa 12 bis 25 Gramm Harnstoff entstehen. Ein Zwischenprodukt des Eiweißabbaus ist Ammoniak. Harnstoff und Ammoniak werden beide über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden. Bei der dekompensierten Form der Leberzirrhose ist diese Obergrenze überschritten und es bleibt immer mehr Ammoniak im Körper zurück. Dieser Stoff in hoher Konzentration ist sehr schädlich, insbesondere für das Gehirn.

Die Leber produziert aber auch selbst Eiweiße. Dafür nutzt sie das Eiweiß aus der Nahrung und baut daraus körpereigene Proteine.

In den Leberzellen wird täglich 300 Gramm des Bluteiweißes Albumin hergestellt. Albumin dient im Blut als Transportprotein für viele Stoffe wie z. B. Bilirubin, Kalzium und Magnesium sowie freie Fettsäuren, Hormone und Medikamente. Es ist das Eiweiß mit der höchsten Konzentration im Blut und hält den Gewebedruck aufrecht, daher ist es für den Flüssigkeitsaustausch unerlässlich. Kann die kranke Leber zum Beispiel bei einer Zirrhose nicht mehr ausreichend Albumin produzieren, gelangt Flüssigkeit in das Gewebe, es entstehen Ödeme bzw. ein Aszites.

Die Leber ist auch an dem komplizierten Prozess der Blutgerinnung beteiligt. Sie produziert zum Beispiel das Eiweiß Prothrombin, das für die Blutgerinnung sehr wichtig ist. Wird zu wenig Prothrombin gebildet, kann die Blutgerinnungszeit verlangsamt sein.

Die Leber produziert noch andere Körpereigene Eiweiße wie Enzyme, Antikörper und Transportproteine, um einige weitere zu nennen. Sie ahnen es schon: Die Leber ist ein wirklich zentrales Organ in unserem Körper.

Ausscheidung von Bilirubin

image

Bilirubin ist das Abbauprodukt des roten Blutfarbstoffes (Hämoglobin). Die rote Blutkörperchen (Erythrozyten) sind nur 120 Tage funktionsuntüchtig und müssen dann erneuert werden. In der Milz werden sie abgebaut und dabei entsteht aus dem roten Blutfarbstoff Hämoglobin wasserunlösliches Bilirubin. Dieses Bilirubin bindet sich an das Eiweiß Albumin und gelangt damit über die Blutbahn zur Leber. In der Leber wird das Bilirubin an Glukuronsäure gebunden, wodurch es wasserlöslich wird. So kann es ohne Transportmedium übers Blut zur Galle oder Niere transportiert werden. Der Großteil verlässt über die Gallenblase und Darm den Körper, ein kleiner Teil wird über die Nieren ausgeschieden.

Laborwerte Leber

image

Die Enzyme Transaminasen GOT und GPT werden routinemäßig überprüft und spielen bei der Diagnose von Lebererkrankungen eine wichtige Rolle.

Bei den Laborwerten von Leberkrankungen handelt es sich um spezifische Enzyme, die im gesunden Zustand einen anderen Wert haben als bei der Erkrankung der Leber.

So sind die Enzyme Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) (= Alanin-Aminotransferase (ALT)), Glutamat-Oxalazetat-Transaminase (GOT) (= Aspartat-Aminotransferase (AST)) im Blut immer nachzuweisen, doch gibt es Grenzwerte. Liegen die Werte darüber, kann dies darauf hinweisen, dass gerade Leberzellen geschädigt werden – zum Beispiel durch eine Leberentzündung.

Die Glutamat-Dehydrogenase (GLDH) lässt sich in der Regel erst bei schweren Leberschäden im Blut nachweisen, weil dieses Enzym erst dann verstärkt von den Leberzellen freigesetzt wird.

Das Enzym Cholinesterase (CHE) ist bei einem Leberschaden in niedriger Konzentration nachzuweisen, weil die Leber den Eiweißstoffwechsel einstellt und dieses Enzym nicht mehr in ausreichender Menge produziert.

Die Enzyme Alkalische Phosphatase (AP) und Gamma-Glutamyl-Transferase (γ-GT) sind bei einem Stau der Gallenflüssigkeit (Cholestase) erhöht.

Wichtige Diagnosewerte für die Leber

↑ ENZYME BEI LEBERSCHADEN ↓ ENZYME BEI LEBERSCHADEN ↑ ENZYME BEI CHOLESTASE
Glutamat-Pyruvat-Transaminase (GPT) = Alanin-Aminotransferase (ALT) Glutamat-Oxalazetat-Transaminase (GOT) = Aspartat-Aminotransferase (AST) Glutamat-Dehydrogenase (GLDH) Cholinesterase (CHE) Alkalische Phosphatase (AP) Gamma-Glutamyl-Transferase (γ-GT) (auch bei Leberschaden durch Alkohol erhöht)

Je stärker die Enzyme erhöht sind, desto größer ist der Verdacht, dass gerade schädliche Prozesse in der Leber ablaufen. Bei einer leichten Schädigung der Leberzellen steigen zunächst Gamma-GT und GPT an, teilweise auch GOT. Bei einem schweren Schaden steigen zusätzlich GLDH und teilweise GOT an.

Die häufi gsten Leberkrankheiten

Kein Organ in unserem Körper hat so viele verschiedene Aufgaben wie die Leber. Daher ist es umso wichtiger zu wissen, was der Leber schadet und wie sie gesund erhalten werden kann bzw. wieder gesund wird. Mit ihren 1,5 Kilogramm Gewicht ist sie das schwerste Organ in unserem Körper, macht sich aber bei Krankheit nicht durch Schmerzen bemerkbar. Dies ist der Grund, warum viele Lebererkrankungen erst sehr spät diagnostiziert werden. Sie sind oft ein Zufallsbefund, da kaum ein Patient gezielt mit Leberbeschwerden zum Arzt geht.

image

Auf der anderen Seite ist die Leber eine Meisterin der Selbstheilung. Sie kann entstandene Schäden in ihren Zellen selbst wieder reparieren, und sie wächst sogar nach, wenn man große Teile aus ihr herausschneiden muss. Die Leber hat ein raffiniertes Selbstheilungsprogramm, das erst dann beendet ist, wenn wieder alles richtig läuft. Doch dafür müssen die krank machenden Faktoren ausgeschaltet werden. Hierbei können wir für uns selbst und für unsere Leber sehr viel tun.

Eine gesunde Leber ist der Schlüssel zu einem gesunden Körper, denn eine kranke Leber bringt den ganzen Organismus aus dem Gleichgewicht und im schlimmsten Fall führt dies zu einem frühen Tod. Laut Aussage der deutschen Leberhilfe e. V. leiden mehr als 5 Millionen Menschen in Deutschland unter einer Lebererkrankung. Viele wissen nicht einmal davon. Schätzungsweise haben 500.000 Deutsche eine Leberzirrhose. Jedes Jahr sterben in Deutschland über 20.000 Menschen an den Folgen einer Leberkrankheit und mehr als 5.000 an einem Lebertumor.

Fettleber – die versteckte Volkskrankheit

image

Die Fettleber ist heute die häufgste Lebererkrankung.

Experten gehen davon aus, dass in Europa rund 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung von einer Fettleber betroffen sind. Damit zählt sie zu den häufigsten Lebererkrankungen. Früher galt: Wer zu viel Alkohol trinkt, bekommt eine Fettleber – das ist zwar richtig, doch heute ist die Ursache für eine Fettleber in erster Linie eine falsche Ernährung mit zu viel Fett und einfachen Kohlenhydraten. Daneben können auch bestimmte Medikamente, Gifte und Mangelernährung zu einer Fettleber führen. Mediziner unterscheiden zwischen einer nicht-alkoholischen und einer alkoholischen Fettleber.

Lange wurde die Fettleber als harmlose Begleiterscheinung bei Übergewicht abgetan, doch sie ist keineswegs harmlos, sondern ein Warnsignal: Aus einer Fettleber kann ein Diabetes mellitus und auch eine Leberzirrhose entstehen.

Symptome für eine Fettleber und Therapie

Eine gesunde Leber wiegt rund 1,5 Kilogramm und das Lebergewebe enthält normalerweise nur wenige Prozent Fett. Nimmt der Fettgehalt deutlich zu, spricht der Arzt von einer Steatose (Fettleber). Eine Fettleber liegt bei einer diffusen Verfettung von mehr als 50 Prozent vor; oder anders ausgedrückt: Wenn der Fettanteil bei über 5 Prozent des gesunden Lebergewichtes liegt. Im Ultraschallbild ist die Fettleber wesentlich heller dargestellt als die dahinterliegenden Nieren. Gelegentlich treten Symptome wie Druck- und Völlegefühl auf. Eine Fettleber kann bis zu doppelt so groß und schwer wie eine gesunde Leber werden.

Die starke Fettablagerung in der Leber lässt sich dadurch erklären, dass die Leber die viele Energie, die ihr zugeführt wird, nicht in ausreichendem Maß aus der Leber heraus und ins körpereigene Fettgewebe schaffen kann. Bei einer alkoholischen Fettleber gelingt es der Leber nicht, den Alkohol vollkommen abzubauen, daher baut sie ihn zu Fett um, was wiederum nur schwer die Leber verlassen kann.

Die gute Nachricht ist, dass eine Fettleber sehr gut behandelt werden kann. Die Therapie besteht aus dem Ausschalten der Verursacher. Fallen die Auslöser weg, gehen auch die Fetteinlagerungen in der Leber zurück und die Leber erholt sich wieder restlos. Bleibt die Ursache jedoch bestehen, kann es zu einer Entzündung der Fettleber kommen, der Steatohepatitis. Dies kann zu einer chronischen Schädigung und schließlich zu einer Leberzirrhose oder Leberkrebs führen.

image

Nicht-alkoholische Fettleber und Fettleberhepatitis

Die nicht-alkoholische Steatohepatitis (NASH) ist eine chronische Entzündung der Fettleber, die meist bei übergewichtigen Menschen vorkommt. Sie gehört in der westlichen Welt zu den häufigsten chronischen Erkrankungen.

image

Die nicht-alkoholische Fettleberhepatitis ist häufig Ursache unklarer Transaminasenerhöhungen. Eine Klärung kann manchmal nur durch Leberpunktion und Histologie erfolgen. Die NASH ist wahrscheinlich auch häufig Ursache einer ungeklärten Leberzirrhose. Bei der nicht-alkoholischen Fettleber besteht großer Forschungsbedarf. Es liegt sehr nahe, dass die Steatohepatitis (NASH) in enger Beziehung zum Körperfettgehalt, zum viszeralen Fett (Bauchfett), zum Diabetes Typ 2 (Insulinresistenz) und Fettstoffwechsel steht. Die Zusammenhänge sind aber noch nicht endgültig geklärt.

Am wahrscheinlichsten gilt die Annahme, dass die Anhäufung von Fettabbauprodukten in der Leber selbst Insulinresistenz und Diabetes auslöst. Bei Patienten mit Fettleber reduziert eine kalorien- und fettarme Diät den Fettanteil in der Leber innerhalb weniger Wochen um bis zu 80 Prozent und steigert gleichzeitig die Aufnahme von Zucker in die Körperzellen (Reduzierung des Diabetesrisikos).

Da auch entzündungsregulierende Enzyme wie die hepatischen Proteinkinase bei einer Fettleber erhöht sind, gilt als weitere Hypothese, dass es sich um entzündliche Reaktionen handelt, die den Kohlenhydrat-, Fett und auch Eiweißstoffwechsel in der Leber aus dem Gleichgewicht bringen.

Alkoholische Fettleber und Fettleberhepatitis

Eine alkoholische Fettleber findet sich bei 5 bis 10 Prozent der Bevölkerung westeuropäischer Länder. Die alkoholische Steatohepatitis (ASH) ist eine durch Alkohol hervorgerufene Verfettung der Leber, in der eine chronisch schleichende Entzündung abläuft, erkennbar an einer Erhöhung der Transaminasen GPT und GOT. Es kommt zu narbigen Veränderungen, so dass sich im Laufe der Jahre eine Leberzirrhose entwickeln kann.

image

Bei der alkoholischen Fettleber lagern die Leberzellen in der Regel vermehrt Fett ein. Durch Störungen im Fett- und Eiweißstoffwechsel kommt es zu Zelluntergängen unterschiedlicher Ausprägung. Bei einem Teil der Patienten mit alkoholischer Fettleberhepatitis kommt es zu ähnlich krank machenden Mechanismen wie bei der nicht-alkoholischen Fettleberhepatitis. Offenbar steht die Entwicklung reaktiven Sauerstoffs im Mittelpunkt, die in besonderem Ausmaß durch alkoholabbauende Enzyme produziert wird. Der reaktive Sauerstoff zerstört die Stoffwechselwege von Fett, Kohlenhydrate und Eiweiß in der Leber.

Akute und chronische Hepatitis

Eine Entzündung der Leber nennt man Hepatitis. Müdigkeit, Fieber, Übelkeit und Erbrechen zählen zu den Frühsymptomen. Bei einigen Patienten sind Augen und Haut auffällig gelb gefärbt, dann wird von Gelbsucht (Ikterus) gesprochen. Der ganze Organismus kann geschwächt werden, so treten bei schweren Formen nicht selten eine Vergrößerung der Lymphknoten, eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse und des Herzbeutels sowie bestimmte Formen von Anämien auf.

Ausgangspunkt der Hepatitis ist immer eine Schädigung und Zerstörung von Leberzellen. Aus den geschädigten Zellen werden Proteine und Enzyme (z. B. Transaminasen) freigesetzt, das Ansteigen dieser Lebertransaminasen im Blut ist für den Arzt ein wichtiger Hinweis auf eine Hepatitis.

Je nach Dauer der Erkrankung unterscheidet man die akute Hepatitis, die weniger als ein halbes Jahr andauert, von der chronischen Hepatitis, die über diesen Zeitraum hinaus besteht. Eine chronische Hepatitis entwickelt sich hauptsächlich aus einer akuten Virushepatitis B, C oder D. Eine chronische Hepatitis A gibt es nicht, eine chronische Hepatitis E ist sehr selten.

Ursache der Hepatitis können zahlreiche Faktoren wie Stoffwechselstörungen (z. B. bei einer Fettleberhepatitis), Vergiftungen (z. B. durch Alkohol) oder Autoimmunprozesse sein. Doch in den allermeisten Fällen handelt es sich bei einer Hepatitis um eine Viruserkrankung (Virushepatitis). Sie wird hauptsächlich durch Hepatitisviren vom Typ A, B, C, D oder E ausgelöst. Experten schätzen, dass 240 Millionen Menschen weltweit chronisch mit Hepatitis B infiziert sind, und 184 Millionen Menschen haben nachweisliche Antikörper gegen Hepatitis C. Bei mindestens 7 Prozent der akuten Hepatitiden ist die Ursache unbekannt, daher nannte man diese Form zunächst Hepatitis F. Mittlerweile wurde noch ein weiteres Hepatitis-Virus entdeckt, Hepatitis G genannt. 10 Prozent der unbekannten akuten Hepatitiden sind auf diesen Virustyp zurückzuführen. Er verursacht nur Beschwerden, wenn er mit einer Hepatitis C auftritt.

image

Die verschiedenen Formen von Hepatitis

  ÜBERTRAGUNGSWEGE IMPFUNG MÖGLICH
Hepatitis A

Wird hauptsächlich fäkal-oral übertragen, das bedeutet durch Kontakt- oder Schmierinfektion.

In 30 Prozent der Fälle wird die Erkrankung auf Reisen in Länder erworben, wo die Hygiene-Standards nicht eingehalten werden.

ja
Hepatitis B

Wird über alle Körperflüssigkeiten wie Blut, Sperma, Tränen, Speichel, Gehirnflüssigkeit (Liquor), Urin, Magensaft und Muttermilch übertragen.

Das Risiko, sich bei einer Nadelstichverletzung anzustecken, liegt bei 30 Prozent und ist damit sehr hoch. Kleinste Mengen an Blut reichen für eine Übertragung aus.

ja
Hepatitis C

Die Übertragung erfolgt vermutlich nur über Blut, obwohl das Virus in nahezu allen Körperflüssigkeiten nachweisbar ist.

Hohes Ansteckungsrisiko besteht bei Verwendung von kontaminiertem Besteck zum Drogenkonsum, Tätowieren oder Piercing.

Blutprodukte vor 1991 waren eine häufige Ansteckungsquelle. Eine sexuelle Übertragung ist seltener als bei Hepatitis B, das Risiko steigt aber während der Menstruation oder bei „harten Praktiken”.

Bei etwa 30 Prozent aller Patienten mit chronischer Hepatitis C ist der Übertragungsweg nicht bekannt.

nein
Hepatitis D

Kommt nur zusammen mit einer Hepatitis-B-Virusinfektion vor.

Wird über Körperflüssigkeiten wie Blut und Sperma übertragen.

nein*
Hepatitis E

In Deutschland weit verbreitet, ca. 18 Prozent der Bevölkerung haben Antikörper als Zeichen einer durchgemachten (und ausgeheilten) Infektion im Blut.

Kommt sehr häufig in Entwicklungsländern, in Asien und Afrika, vor. In einigen Ländern hat jeder zweite Mensch Spuren einer durchgemachten und ausgeheilten Infektion.

Wird in Europa hauptsächlich über unzureichend gegartes Fleisch (z. B. Schweinemett) übertragen, oder durch engen Kontakt mit Wild- oder Hausschweinen sowie Wildtieren. In Entwicklungsländern auch über Trinkwasser.

Die Übertragung von Mensch zu Mensch ist sehr selten.

nein

* Die Impfung vor Hepatitis B schützt jedoch auch vor Hepatits D.

Noch vor nicht allzu langer Zeit wurde bei Hepatitis eine Schonkost verordnet. Auch heute verordnen manche Ärzte und Ernährungsgurus eine Hepatitis-Diät. Doch nach den medizinischen Leitlinien für Hepatitis C und B gibt es keine Diät mit therapeutischem Nutzen bei der Hepatitis. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung, mit der das Normalgewicht erreicht und gehalten wird, unterstützt den Heilungsprozess. Selbstverständlich sollte kein Alkohol getrunken werden, denn die erkrankte Leber kann auf zusätzliche Belastungen wie den Abbau von Alkohol gut und gerne verzichten.

image

Leberzirrhose

Die Leberzirrhose (Schrumpfleber) ist das Endstadium einer chronischen Lebererkrankung, die über Jahre bis Jahrzehnte fortschreitend verläuft. Das Lebergewebe geht zugrunde und wandelt sich nach und nach in Narben- und Bindegewebe um. Durch den Einfluss schädlicher Stoffen wie durch einen hohen Konsum von Medikamenten, Alkohol oder auch falscher Ernährung sterben gesunde Leberzellen ab und werden durch Bindegewebe ersetzt. Die Leber kann nicht mehr ihren vielfältigen Funktionen nachkommen.

Trotz Leberzirrhose kann die Leber sehr lange ihre zentrale Stoffwechselfunktion im Körper ausüben, doch wird die Krankheit nicht gestoppt, sind die Schäden an der Leber nicht mehr zu reparieren.

In Deutschland wird die Leberzirrhose besonders durch alkoholische und nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen, oft aber auch durch Hepatitis B und C ausgelöst. Ihre Häufigkeit steigt mit dem Körpergewicht, auch Rauchen fördert die Bildung von Bindegewebe anstelle von gesunden Leberzellen. Mit ca. 250 Erkrankten pro 100.000 Einwohner pro Jahr kommt die Leberzirrhose häufig vor. In Deutschland zählt die Leberzirrhose zu den 20 häufigsten Todesursachen bei zunehmender Tendenz.

image

In frühen Stadien der Zirrhose kann in vielen Fällen durch eine Therapie der Grunderkrankung (siehe Tabelle) eine weitere Verschlimmerung verhindert und sogar eine Rückbildung der Zirrhose erreicht werden. Darüber hinaus ist es wichtig, auf eine ausgewogene und vitaminreiche Ernährung zu achten sowie auf einen guten Stuhlgang, um den Körper von Giftstoffen zu befreien. Es gibt zurzeit noch kein Medikament, mit dem die übersteigerte Bildung von Bindegewebe bei einer Leberzirrhose direkt behandelt werden kann.

Grunderkrankungen der Leberzirrhose und Therapiemöglichkeiten

GRUNDERKRANKUNG MASSNAHME
Hepatitis B bzw. Hepatitis C/ chronische Virus-Hepatitis Antivirale Medikamente
Autoimmunhepatitis Immunsuppressiva
PBC (Primär biliäre Cholangitis, alter Name: Primär biliäre Zirrhose) Gallensäuren
PSC (Primär sklerosierende Cholangitis) Endoskopische bzw. chirurgische Behandlung bei Komplikationen, Gallensäuren sind derzeit umstritten
Eisen- bzw. Kupfer-Überladung bei Hämochromatose bzw.
Morbus Wilson
Aderlass und Verzicht auf sehr eisen- bzw. kupferreiche Lebensmittel
alkoholische Fettleberhepatitis Alkoholkarenz
nicht-alkoholische Fettleberhepatitis Änderung des Lebensstils

Im schlimmsten Fall führt die Leberzirrhose zu Leberkrebs oder auch zu einer so starken Schrumpfung der Leber und dem Rückgang der funktionstüchtigen Zellen, dass der Erkrankte an der Leberzirrhose im Endstadium stirbt. Im Durchschnitt erkranken und sterben etwa doppelt so viele Männer wie Frauen an Leberzirrhose, insgesamt hat die Sterblichkeit in den letzten Jahren zugenommen.

Symptome und Komplikationen einer Leberzirrhose

Von einer beginnenden Leberzirrhose bemerken die betroffenen Patienten meist nichts, da die Veränderungen keine Beschwerden verursachen. Eine Zufallsdiagnose sind auffällige Leberwerte bei einer Blutuntersuchung oder bei einer Ultraschalluntersuchung die Verdachtsdiagnose einer Leberfibrose oder einer Fettleber. Bei einer Fibrose ist die Gewebsstruktur der Leber trotz Bindegewebebildung noch erhalten. Die Patienten verspüren ein Druckgefühl im rechten Oberbauch.

Deutliche Krankheitszeichen treten häufig erst im späten Stadium einer Leberzirrhose auf. Typische Anzeichen für das Vorliegen einer Leberzirrhose sind Hautveränderungen (z. B. Geldscheinhaut, sternförmige Neubildung von Blutgefäßen unter der Haut im Gesicht und Oberkörper) und hormonelle Störungen (Menstruationsstörung, Potenzstörung).

Durch den Umbau der Leber und eine verminderte Durchblutung wird nur noch ein Teil des Blutes aus dem Magen-Darm-Trakt durch die Leber geleitet und entgiftet. Die Haut und Bindehaut verfärben sich gelb (Ikterus). Es treten Störungen der Hirnleistung auf (Gedächtnisstörungen, Bewusstseinstrübungen, psychische Veränderungen). Weiterhin kann es zu Blutungen kommen, da die geschädigte Leber nicht genügend Faktoren für die Blutgerinnung erzeugt. Der Kohlenhydratstoffwechsel ist gestört und die Insulin-Werte zu hoch.

Solange die Leber ihre Aufgaben noch erfüllt (kompensierte Form), ist eine Leberdiät nicht notwendig. Es genügt, sich ausgewogen und kalorienbewusst zu ernähren und Alkohol zu vermeiden, dazu bekommen Sie viele Anregungen in diesem Buch. Kann die Leber ihre Aufgaben nicht mehr erfüllen, spricht der Mediziner von der dekompensierten Form, dazu zählen folgende Anzeichen: Aszites, Speiseröhrenblutungen und hepatische Enzephalopathie. Hier ist eine Ernährungstherapie unter fachlicher Anleitung wichtig, die Sie von Ihrem Arzt „verordnet” bekommen. Dieses Buch kann Sie unterstützen, doch eine persönliche Ernährungsberatung von einer zertifizierten Fachkraft kann es nicht ersetzen. Fragen Sie bei Ihrem Arzt oder Ihrer Krankenkasse nach. Sie können auch im Internet www.vdoe.de oder www.vdd. de selbst nach einer Ernährungsberatung suchen.

Krampfadern in der Speiseröhre

Bei einer Leberzirrhose staut sich das Blut vor der vernarbten Leber. Dadurch steigt der Druck in der Pfortader, was zur Bildung neuer Blutgefäße (Krampfadern) führt. Diese können Ursache für schwere, lebensgefährliche Blutungen zum Beispiel aus Krampfadern der Speiseröhre (Ösophagusvarizen) sein. Patienten mit diagnostizierten Ösophagusvarizen sollten kleine Mahlzeiten essen, denn große Mahlzeiten erhöhen die Durchblutung der Magen-Darm-Gefäße, der Druck wird stärker. Eine weiche Kost und das gute Einspeicheln von Lebensmitteln sind sinnvoll. Kleine spitze und kleinkörnige Lebensmittel wie Samen, Knäckebrot, Chips, grobes Vollkornbrot oder auch Himbeeren können bei schweren Formen ein Risiko für einen Riss und eine Blutung darstellen.

Aszites

Bei Aszites – auch als Bauchwassersucht oder Wasserbauch bezeichnet – handelt es sich um eine Ansammlung von Flüssigkeit in der Bauchhöhle, eine weitere Komplikation der Leberzirrhose. Bauchschmerzen und erschwerte Atmung sind die Folge. Lebensbedrohlich wird die Situation, wenn es infolge des Aszites zu einer Infektion des Bauchfells kommt oder die Nieren versagen. Der menschliche Körper besteht zu etwa 70 Prozent aus Wasser, das auf die Zellen, die Umgebung zwischen den Organen und Zellen (Interstitium) und die Blutgefäße verteilt ist. So gelangt immer ein kleiner Teil Flüssigkeit aus dem Blut ins Gewebe und wird dort wiederum von den Lymphbahnen zu den Venen transportiert. Wird dieses Gleichgewicht gestört, tritt vermehrt Wasser ins umliegende Gewebe über. Steigt der Druck zum Beispiel innerhalb der Adern an, wird mehr Flüssigkeit ins umliegende Gewebe gepresst. So entsteht nicht nur ein Aszites, sondern es können sich auch Ödeme in den Beinen oder im Gesicht bilden.

Als diätische Therapie eines Aszites kommt eine natriumarme und gleichzeitig kaliumreiche Ernährung in Frage. Allerdings ist Kaliumsalz nicht gewünscht, das Kalium sollte auf natürliche Weise mit Lebensmitteln aufgenommen werden. Sehr kaliumreich sind Kartoffeln, Gemüse und Obst. Im Gegensatz zu früher, wo man genau ausrechnen musste, wieviel man trinken darf, rät man den Patienten heute häufig, pro Tag nicht mehr als 1,5 Liter Flüssigkeit zu sich zu nehmen. Diese Menge kann je nach Patient abweichen, deswegen sollte auch hierzu ärztlicher Rat eingeholt werden.

image

Hepatische Enzephalopathie

Die hepatische Enzephalopathie ist eine häufige Komplikation der Leberzirrhose und eine Störung der Funktion des Gehirns und damit seiner kognitiven Leistungen. Im Blut verbleiben giftige Abbauprodukte aus dem Eiweißstoffwechsel, da die Leber ihre Entgiftungsfunktion eingestellt hat. So schädigt zum Beispiel Ammoniak, Abbauprodukt aus dem Eiweißstoffwechsel, das Gehirn. Zu den Krankheitszeichen einer Enzephalopathie gehören Konzentrationsstörungen, Stimmungsschwankungen, längere Reaktionszeiten, Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus, Veränderungen des Schriftbildes, krankhafte Schläfrigkeit bis hin zum Verlust des Bewusstseins. Im Endstadium kommt es zum Leberausfallkoma. Bei einer geeigneten Behandlung können sich die Schädigungen wieder zurückbilden.

image

Je nach Stadium der Enzephalopathie wird die Eiweißmenge auf 40 bis 60 Gramm pro Tag eingeschränkt. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass nicht alle Eiweiße gleich schädlich sind. Eiweiß aus Pflanzen und Milch ist günstiger als Eiweiß aus Fleisch, Fisch und Eiern. Bei einer zu starken Einschränkung des Eiweißes kann ein Eiweißmangel entstehen. Folge ist der Abbau von körpereigenem Eiweiß, insbesondere von Muskeln. In dieser Phase können auch verzweigtkettige Aminosäuren (kleinste Einheit der Eiweiße) wie Valin, Leucin und Isoleucin als Medikament verordnet werden und Sie werden engmaschig von Ihrem Arzt betreut. Diesen können Sie um eine ärztliche Notwendigkeitsbescheinigung zur Ernährungsberatung bitten. Es handelt sich dabei um eine sehr individuelle Diät, die therapieunterstützend ist. Eine solch spezielle Beratung kann dieses Buch nicht leisten.

Gallenerkrankungen als Folgekomplikation

Bei chronischen Lebererkrankungen wie der Leberzirrhose kann es zu einer Verlegung der Gallenkapillaren kommen. Hierbei kann nicht genug Gallensäure zur Gallenblase abgeführt werden und es entsteht ein Mangel an Gallenflüssigkeit in oberen Dünndarm. Die Fettaufnahme aus dem Dünndarm funktioniert für die herkömmlichen langkettigen Fettsäuren nicht mehr, in diesem Fall muss der Patient auf mittelkettige Fettsäuren zurückgreifen. Sie werden umgangssprachlich MCT-Fette genannt, mehr dazu lesen Sie auf Seite 59.

Leberkrebs

In den westlichen Industrieländern kommt Leberkrebs (Leberkarzinom) eher selten vor, die Häufigkeit nimmt allerdings zu. Frauen sind seltener betroffen als Männer. Die häufigste Art von primärem Leberkrebs ist der Leberzellkrebs, auch Leberzellkarzinom oder hepatozelluläres Karzinom (HCC) genannt. Bestimmte Erkrankungen gehen mit einem erhöhten Risiko für ein Leberkarzinom einher. Vor allem eine Leberzirrhose begünstigt, dass Leberkrebs entsteht. Daher ist es wichtig, dass sich Personen mit einer Leberzirrhose regelmäßig untersuchen lassen, sodass der Arzt ein Leberkarzinom möglichst frühzeitig erkennen und behandeln kann. Da Leberkrebs sich häufig erst bei fortgeschrittener Erkrankung zu erkennen gibt, werden viele Lebertumore relativ spät entdeckt.

Bei Leberkrebs ist eine Operation die Behandlung der Wahl. Leberkrebs kann allerdings oft nicht operiert werden, z. B. wenn er sich schon zu stark ausgebreitet hat, an Blutgefäßen sitzt oder wenn die Leber bereits vernarbt ist (meist kommt erst die Zirrhose, dann der Krebs) und das Wegschneiden eines Großteils der Zellen nicht mehr auffangen kann. Bei dieser unglücklichen Mehrheit der Patienten dient die Therapie wachstumsverzögernden Maßnahmen, in der Regel gibt es aber keine Heilung mehr.

Je nach den vorliegenden Umständen wird die Leber teilweise oder komplett entfernt und durch eine neue ersetzt. Lebertransplantationen sind bei Leberkrebs jedoch nur unter bestimmten Umständen bei einer Minderheit der Patienten machbar, wenn die Tumoren noch nicht zu groß oder zu zahlreich sind.

Werden Teile des Organs entfernt, so können diese wieder nachwachsen. Aus diesem Grund ist es zum Beispiel möglich, eine stark geschädigte Leber operativ zu entfernen und durch Teile der Leber eines lebenden Spenders (Leberlebendspende) zu ersetzen. Hierbei werden in der Regel 50 bis 60 Prozent der Leber des Spenders in den Empfänger verpflanzt. Sowohl im Spender als auch im Empfänger fängt die Leber bereits nach wenigen Tagen an zu wachsen. Häufig erreicht die Restleber nach einigen Wochen wieder 70 Prozent ihrer Ausgangsgröße. Neben dieser Transplantation eines Leberlappens von einem Lebendspender wird viel häufiger die Leber eines verstorbenen Spenders verpflanzt.

Speicherkrankheiten, die die Leber belasten

Kupferspeicherkrankheit (Morbus Wilson)

Bei der Kupferspeicherkrankheit (Morbus Wilson, Wilson-Krankheit) handelt es sich um eine seltene Erbkrankheit, die gekennzeichnet ist durch die mangelnde Fähigkeit, Kupfer auszuscheiden. Normalerweise scheidet die Leber überschüssiges Kupfer über die Galle in den Darm aus. Beim Morbus Wilson funktioniert dies nicht, daher wird übermäßig viel Kupfer im Körper gespeichert. Zunächst reichert sich das Kupfer in der Leber an, später auch in bestimmten Regionen des Gehirns. Die Kupferablagerungen beeinträchtigen die Funktion des betroffenen Gewebes und können nach einiger Zeit zu leicht erhöhten Leberwerten und einer Fettleber führen, oder auch zu einer akuten und lebensbedrohlichen Hepatitis oder einer Leberzirrhose.

Eine möglichst frühe Diagnose ist wichtig, dann sind die Chancen auf eine deutliche Besserung der Symptome am besten. Ziel der Behandlung ist es, den Kupfergehalt des Körpers zu senken, dazu wird mit Medikamenten das Kupfer gebunden und ausgeschieden. Diese Behandlung müssen die Betroffenen ein Leben lang konsequent weiterführen.

Autor

  • Anne Iburg (Autor:in)

Die Diplom-Ökotrophologin und Diätassistentin Anne Iburg arbeitet in einer eigenen Praxis für Ernährungstherapie in Kaiserslautern und hat 1999 ihr erstes Kochbuch geschrieben. Seitdem hat die erfolgreiche Autorin über 30 Ratgeber zu kulinarischen, ernährungsmedizinischen oder warenkundlichen Themen veröffentlicht. Neben der Theorie finden die Leser in ihren Büchern zahlreiche von ihr mehrfach erprobte Rezepte, die sich immer kinderleicht nachkochen lassen und gelingen.
Zurück

Titel: Die richtige Ernährung bei Lebererkrankungen