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Die besten Tipps für die Betreuung Bettlägeriger

Infos für Pflege-und Betreuungskräfte. Leicht verständlich & kompakt. Sofort umsetzbar & individuell.

von Gabriele Scholz-Weinrich (Autor:in) Michael Graber-Dünow (Autor:in)
96 Seiten

Zusammenfassung

Die Lebenssituation von bettlägerigen alten Menschen bedarf einer Pflege und Betreuung, die über das „normale“ Maß hinausgeht.
Viele Pflegekräfte fühlen sich aber überfordert,
die Bedürfnisse dieser Menschen einzuschätzen. Oft wissen oder erkennen sie nicht, wie sie adäquat fördern, fordern und betreuen.
Pflege- und Betreuungskräfte erfahren komprimiert und
praxisnah, wie sie den Alltag Bettlägeriger angenehm und
individuell gestalten sowie eine sinnvolle Betreuung anbieten. Und das, ohne sich und die Betroffenen zu überfordern.

auf den Punkt gebracht:
Was bei der Betreuung Bettlägeriger wichtig ist.
Kompaktes Basiswissen für Pflege- und Betreuungskräfte.
Leicht verständlich und praxisnah.
Ideal für den Pflegealltag.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


DANKSAGUNG

Wir möchten uns auch an dieser Stelle bei allen bedanken, die uns bei der Realisierung des vorliegenden Buches unterstützt haben. Wertvolle Anregungen haben wir von den Koautoren des von uns herausgegebenen Buchs »Lebensraum Bett. Bettlägerige alte Menschen im Pflegealltag« sowie vom Pflegedienstleiter des Frankfurter Altenpflegeheims Justina von Cronstetten Stift, Peter Barwitzki, erhalten. Ein weiteres Dankeschön gilt unserer Lektorin Petra Heyde für die wieder einmal sehr erfreuliche und konstruktive Zusammenarbeit.

VORWORT

Die Anzahl pflegebedürftiger Menschen, die ihr Bett nicht mehr oder nur noch kurzzeitig mit fremder Hilfe verlassen können, steigt. Trotzdem geraten diese Menschen vor allem im Pflegealltag in stationären Einrichtungen oft in Vergessenheit. Hier sind es eher »die Lauten«, um die sich die Pflegekräfte kümmern, die Bewohner, welche ihre Bedarfslagen artikulieren und die Befriedigung von Bedürfnissen noch einfordern können. Bettlägerige können sich hingegen häufig nicht beschweren, sodass sie oft zurückstehen. Diese Tendenz wird zudem durch die mangelhafte Personalausstattung und die daraus resultierende »Pflege im Akkord« weiter verstärkt.

Auch die Annahme, dass Bettlägerige »ohnehin nichts mehr mitbekommen würden«, ist in der Altenpflegepraxis häufig anzutreffen. Deshalb findet eine über die Grundversorgung hinausgehende Betreuung dieser Personengruppe oft nur punktuell statt, sodass bettlägerige Menschen zuweilen sogar zu »Objekten« von Pflegehandlungen werden.

Im vorliegenden Buch wollen wir daher die besondere Lebenssituation dieser Personengruppe in den Mittelpunkt rücken. Wir geben praxisorientierte Hinweise und Tipps, wie die Pflege und Betreuung von Bettlägerigen verbessert werden kann. Der überwiegende Teil der von uns formulierten Anregungen kann sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich umgesetzt werden. Sofern Unterschiede bestehen, weisen wir in den einzelnen Kapiteln jeweils darauf hin.

Wir hoffen, dass unser Buch professionellen Pflegekräften und Betreuungskräften wie auch pflegenden Angehörigen hilfreiche Tipps zur Betreuung bettlägeriger Menschen gibt. Damit ist natürlich auch die Hoffnung verbunden, die schwierige Lebenssituation chronisch immobiler Pflegebedürftiger etwas zu verbessern.


Bad Vilbel/Neuberg, im März 2016Gabriele Scholz-Weinrich
Michael Graber-Dünow
   

1 WAS SIND ÜBERHAUPT BETTLÄGERIGE?

Bettlägerigkeit ist ein in der Pflege häufig anzutreffendes Phänomen. Als Bettlägerige werden Menschen bezeichnet, welche die meiste Zeit des Tages im Bett verbringen und deren körperlichen Möglichkeiten so eingeschränkt sind, dass sie dieses nicht mehr selbstständig aus eigenem Antrieb verlassen können.

Eine einheitliche Definition des Begriffes »Bettlägerigkeit« lässt sich allerdings nicht ermitteln. Man könnte ihn jedoch mit den Begriffen »Immobilität« bzw. »chronischer Immobilität« gleichsetzen.

Der Bettlägerigkeit können ganz unterschiedliche Ursachen und/oder Krankheiten zugrunde liegen. Hier sind beispielsweise ein schwerer Schlaganfall, eine weit fortgeschrittene Parkinson-Erkrankung oder eine Demenz im Endstadium zu nennen.

Meist führt jedoch das Zusammenwirken mehrerer Grunderkrankungen – die sogenannte Multimorbidität –, gepaart mit einer allgemeinen Schwäche, prozesshaft zu Bettlägerigkeit. Auch psychische Erkrankungen wie Depressionen können hierbei ursächlich mitwirken.

Ebenso vielfältig wie die Ursachen von Bettlägerigkeit können auch ihre Erscheinungsformen und Ausprägungen sein. Während manche bettlägerigen Menschen noch regelmäßig in einen Rollstuhl oder einen Sessel mobilisiert werden können, ist dies anderen nur sehr eingeschränkt oder überhaupt nicht mehr möglich. Auch bei der Ansprechbarkeit und Kommunikationsfähigkeit ist die Bandbreite sehr groß: Sie reicht von Menschen, bei denen diese Fähigkeiten ohne Einschränkungen vorhanden sind, bis hin zu somnolenten Pflegebedürftigen, deren kommunikativen Möglichkeiten sehr eingeschränkt oder kaum noch vorhanden sind.

Bettlägerige sind also keine einheitliche Gruppe. Sowohl hinsichtlich der noch vorhandenen körperlichen als auch der geistigen Fähigkeiten sowie psychischen Befindlichkeiten gibt es große individuelle Unterschiede. Gleiches gilt natürlich für die Interessen, Wünsche und Bedürfnisse der Betroffenen. Die Pflege und Betreuung bettlägeriger Menschen ist daher eine Aufgabe, die sich in hohem Maße an der jeweiligen individuellen Lebenssituation orientieren muss.

2 DIE PERSÖNLICHE HALTUNG

Tipp 1: Gestalten Sie Beziehungen sensibel, statt in
»blinden Aktionismus« zu verfallen

In der Begleitung und Pflege von bettlägerigen Menschen geht es nicht darum, immer etwas »los zu machen« und sie unbedingt zu beschäftigen. Vielmehr ist eine authentische und fachlich fundierte Beziehungs- und Pflegeprozessgestaltung gefragt.

Dabei gilt es zu beachten, dass bettlägerige Menschen ortsfixiert sind – sie können nicht ausweichen, wenn man ihnen zu nahe kommt. Demzufolge sollte immer eine vorsichtige Kontaktaufnahme erfolgen, die dem jeweiligen Pflegebedürftigen Raum lässt, sich zu entscheiden, ob er diesen Kontakt auch wünscht und annehmen möchte.

Bei Menschen, die sich nicht mehr artikulieren können bzw. wollen, ist daher ihre Reaktion genau zu beobachten und zu reflektieren.

Der Kontakt ist grundsätzlich immer als Angebot zu formulieren. Ziel der Beziehungsgestaltung muss es sein, eine behutsame Form von Kontakt und Begegnung und eine verlässliche Präsenz aufzubauen.

Insgesamt stellt diese Beziehungsgestaltung eine große Herausforderung an die soziale und persönliche Kompetenz aller Mitarbeiter dar.

Wichtig

Die Menschen, die sich am Ende ihres Lebens mit existenziellen Fragestellungen und Ängsten auseinandersetzen, sind ernst zu nehmen und nicht mit belanglosen Tröstungen und Aktivitäten abzulenken.

Tipp 2: Reflektieren Sie Ihr Handeln

Pflegende und Betreuende handeln – aufgrund der gesundheitlichen Situation der jeweiligen Pflegebedürftigen – oftmals stellvertretend für die bettlägerigen Menschen. Sie übernehmen Verantwortung für die Bereiche des Lebens, in denen keine eigenständigen Entscheidungen und Handlungsmöglichkeiten mehr möglich sind.

In diesen Situationen sind sie besonders gefordert, ihr Handeln immer wieder zu reflektieren und genau zu prüfen, ob eine Übernahme wirklich notwendig ist oder ob lediglich eine angemessene Unterstützung ausreicht.

Die Aussage »Haltung vor Handlung« muss leitende Maxime sein und entsprechend umgesetzt werden. Eine reflektierte Grundhaltung ist die Voraussetzung für eine menschenorientierte Pflege und Betreuung.

Hinweis

Grundsätzlich gilt immer, das eigene Handeln, die eigene Haltung zu reflektieren.

Tipp 3: Arbeiten Sie im Team

Die Notwendigkeit von Teamarbeit ergibt sich aus der Tatsache, dass »Einzelkämpfer« die komplexen Aufgaben und Arbeitsinhalte nicht erfüllen können, die die Pflege und Betreuung Bettlägeriger mit sich bringt.

Eine offene und konstruktive Teamarbeit, mit gemeinsamen Zielen, geklärten Erwartungshaltungen und verbindlichen Vorgehensweisen ermöglicht hingegen ein hohes Maß an gegenseitiger Unterstützung und Fachlichkeit.

Diese Kooperation im Team umfasst alle Berufsgruppen, die in der Einrichtung oder flankierend mit dem ambulanten Dienst tätig sind.

Teamarbeit verhindert unreflektierte Einzelentscheidungen; sie ermöglicht Austausch und Kommunikation, stellt Verbindlichkeit im Handeln her. Letztlich hat sie auch Auswirkungen auf die Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter und damit auch auf die Lebensqualität der Gepflegten und ihr soziales Umfeld.

Und außerdem: Es tut gut, kein Einzelkämpfer (mehr) zu sein!

3 BIOGRAFISCHE ORIENTIERUNG

Tipp 4: Berücksichtigen Sie die Lebensgeschichte des Pflegebedürftigen

Jeder Mensch ist von seinen lebenslangen Erfahrungen geprägt. Er entwickelt Gewohnheiten, Rituale, Eigenarten, Vorlieben, Abneigungen und Ängste. All dieses gilt es insbesondere auch für die Pflegebedürftigen in ihrer Pflege und Alltagsgestaltung zu berücksichtigen.

Ist ein Pflegebedürftiger noch in der Lage, seine Bedürfnisse und Wünsche zu artikulieren, sollten diese zugleich die Handlungsleitlinien für die Pflegenden sein. Kann er dies aber nicht mehr verbalisieren, müssen wir uns bei seinen Angehörigen und Freunden danach erkundigen, wie er sein Leben bisher gestaltet hat und was ihm wichtig war. Denn dies kann eine Fülle alltäglicher Handlungen betreffen, wie etwa den Tagesablauf, die Bekleidung, das Essen, die Freizeitaktivitäten oder kulturelle Interessen.

Der Mensch sollte trotz seiner Pflegebedürftig- und Bettlägerigkeit – soweit es irgend geht – die Unterstützung erhalten, seine lieb gewonnen Gewohnheiten weiter pflegen zu können. Um seine Vorlieben zu kennen, müssen wir sie jedoch erst erfragen.

Dabei ist die Lebensgeschichte eines Menschen »sein Eigentum«, an dem er uns (nur) soweit teilhaben lässt, wie er selbst möchte. Daher sollten wir bei Menschen, die uns ihre Lebensgeschichte nicht mehr erzählen können, Dritte nur um die Informationen bitten, die für die Pflege oder zur Erklärung von Besonderheiten im Verhalten des Betroffenen unbedingt erforderlich sind. Ein sensibler Umgang mit diesen Daten muss dabei selbstverständlich sein.

Hinweis

Tipp 5: Gehen Sie auf »Spurensuche«

Bei Pflegebedürftigen, die weder Wünsche artikulieren können noch über nahestehende Menschen verfügen, die uns die entsprechenden Informationen über ihre Lebensgewohnheiten geben können, müssen wir uns selbst auf »Spurensuche« begeben. So gilt es bei allen Pflege- und Interventionsmaßnahmen, die Reaktionen des Gepflegten genau zu beachten:

Zeigt er Freude und Zufriedenheit?

Oder Gleichgültigkeit und Desinteresse?

Oder vermittelt er Ablehnung oder gar Angst?

Blickt er interessiert, lächelt vielleicht sogar oder wird er unruhig und versucht sich wegzudrehen?

Hier gilt es behutsam vorzugehen und genau hinzuschauen.

Denn nicht alle Reaktionen sind auf den ersten Blick eindeutig zu interpretieren. Schließt der Bettlägerige beispielsweise die Augen, kann dies einerseits ein Signal dafür sein, dass er in Ruhe gelassen werden möchte. Andererseits kann es aber auch Ausdruck von Konzentration oder wohligem Empfinden sein. Manche Reaktionsformen erschließen sich nur im Kontext der gesamten Mimik, Gestik und Körpersprache des Betroffenen: Ist seine Körperhaltung entspannt? Wirken seine Gesichtszüge ausgeglichen? Scheinen Artikulationsversuche Wohlbefinden auszudrücken?

Natürlich bergen solche Interpretationen immer die Gefahr der Fehldeutung. Dies gilt vor allem, wenn die Pflegekraft den bettlägerigen Menschen noch nicht lange kennt. Es ist daher notwendig, in solchen Interaktionen ein Höchstmaß an Sensibilität und Empathie einzubringen, denn die Reaktionen eines artikulationsunfähigen Menschen sind meist das einzige Indiz dafür, ob die Maßnahmen seinen Bedürfnissen entsprechen könnten oder nicht. Auch der Intuition des Pflegenden kann dabei eine große Bedeutung zukommen.

4 ARBEIT MIT DEN ANGEHÖRIGEN

Tipp 6: Beachten Sie: Angehörige sind auch Betroffene

Das Verhältnis des pflegebedürftigen Menschen zu seinen Angehörigen ist das Ergebnis einer lebenslangen Beziehung. Entsprechend vielfältig sind auch die Beziehungsmuster: Dabei reicht die Bandbreite von sehr intensiven und liebevollen Verbindungen über problembelastete Beziehungen bis zu einem (mitunter auch nur einseitigen) völligen Desinteresse am anderen.

Wie immer aber das Verhältnis zwischen dem Pflegebedürftigen und seinen Angehörigen im jeweiligen Einzelfall gestaltet sein mag, so sind Angehörige jedoch immer von der Lebenssituation des Bettlägerigen mitbetroffen. Ausgenommen davon sind lediglich diejenigen, die den Kontakt zu ihrem Verwandten vollständig abgebrochen haben. Folglich sind sie faktisch nicht mehr »existent«.

Alle anderen Angehörigen bedürfen aber als ebenfalls »Betroffene« einer einfühlsamen Begleitung und Entlastung durch individuelle Gesprächsangebote. Da nicht alle Mitarbeiter gleichermaßen dazu geeignet sind, ist in den Einrichtungen oder Pflegediensten zu überlegen, ob feste Ansprechpartner für die Angehörigen benannt werden sollten. Auch institutionalisierte Formen der Begleitung in Angehörigengruppen haben sich in der Praxis bewährt.

Ebenso hilfreich sind zudem praktische Unterstützungsmöglichkeiten, wie z. B. das Angebot, Mahlzeiten gemeinsam mit dem Pflegebedürftigen einzunehmen. Auch sind viele Angehörige für systematische Hinweise dankbar, wie eine für beide Seiten befriedigende Interaktion mit dem Bettlägerigen gestaltet werden kann. Dies vermittelt Angehörigen wie Betroffenen Sicherheit. Die Anverwandten haben zugleich das Gefühl, sich in sinnvoller Weise in die Versorgung des Pflegebedürftigen einbringen zu können.

Tipp 7: Wecken Sie keine falschen Erwartungen

Pflegende Angehörige im ambulanten Bereich sind durch die ständigen Anforderungen der Pflege und Betreuung oft der Gefahr einer physischen und/oder psychischen Überforderung ausgesetzt. In einem Pflegeheim sind Angehörige zwar von der praktischen Beanspruchung durch die Pflege entbunden, jedoch bestehen zuweilen ebenfalls hohe psychische Belastungen. So kann bei einem Heimeinzug beispielsweise die Erwartungshaltung des Pflegebedürftigen nach einer häuslichen Versorgung ebenso wie die in unserer Gesellschaft weit verbreitete Idealisierung der familialen Pflege – bei gleichzeitiger Stigmatisierung der Pflegeeinrichtungen – bei den Angehörigen ein »schlechtes Gewissen« hervorrufen.

Dies führt zum Teil dazu, dass unrealistisch hohe Anforderungen an die Betreuung in den Einrichtungen gestellt werden. Es gilt daher schon vor dem Heimeinzug, die Angehörigen realistisch über die Möglichkeiten, aber auch die Grenzen einer stationären Versorgung aufzuklären.

Andererseits können durch das »schlechte Gewissen« der Angehörigen mitunter Kontakte zum Pflegebedürftigen eingeschränkt oder gar gänzlich vermieden werden. In diesen Fällen sollten Pflegende versuchen, die Angehörigen in Gesprächen in ihrer Entscheidung, den Pflegebedürftigen in eine Einrichtung »abgegeben« zu haben, zu stärken. Im Austausch miteinander kann Entlastung geschaffen und somit dazu beigetragen werden, dass sich das Verhältnis zum Pflegebedürftigen wieder normalisiert.

Tipp 8: Binden Sie Angehörige ein

Wenn sich der Bettlägerige nicht mehr nachvollziehbar artikulieren und Wünsche äußern kann, sind die Angehörigen im stationären Bereich wichtige und oft einzige Informanten für eine biografieorientierte Alltagsgestaltung des Pflegebedürftigen.

Zudem können Angehörige eine Entlastung für die Pflegenden darstellen, wenn sie beispielsweise einen Teil der Betreuung oder bestimmte Pflegetätigkeiten übernehmen. Beispielhaft ist hier das oft sehr zeitintensive Anreichen von Mahlzeiten bei Bettlägerigen zu nennen.

Das setzt aber vorherige Absprachen und in vielen Fällen auch eine Anleitung/Einweisung der Angehörigen vonseiten der Pflegekräfte voraus. Denn vielfach sind Angehörige unsicher und gehemmt, bei pflegerischen Tätigkeiten mit »zuzupacken«.

Sind jedoch die Pflegebedürftigen und Angehörigen damit einverstanden, kann das eine geradezu ideale »Win-Win-Situation« sein: Während einerseits die Pflege entlastet ist, hat andererseits der Angehörige das Gefühl, sich noch äußerst sinnvoll in die Versorgung des Bewohners einbringen zu können. Und schließlich kann auch der Pflegebedürftige daraus Vorteile ziehen, weil sich der Angehörige in der Regel weitaus mehr Zeit für die Versorgung nehmen kann als Mitarbeiter von Pflegeheimen und -diensten. So kann beispielsweise das Anreichen von Mahlzeiten in einer ruhigen Atmosphäre und im individuellen Tempo des Bewohners erfolgen. Dies ist aufgrund des bestehenden Zeitdrucks bei professioneller Pflege leider nicht immer möglich.

Wichtig

5 PFLEGERISCHE ASPEKTE

Tipp 9: Gestalten Sie die Körperpflege bewohnerorientiert

Wie bei allen Pflegedürftigen sollte sich die Körperpflege bei bettlägerigen Menschen nach den individuellen Gewohnheiten, Ritualen und Wünschen der Betroffenen richten. Dies betrifft sowohl den Ablauf der Körperpflege als auch die Verwendung von Körperpflegeprodukten, wie Seifen, Cremes oder Parfüms. Ebenso sollte die Uhrzeit der Körperpflege bei bettlägerigen Menschen dem lebenslang gewohnten Rhythmus entsprechen.

Im Sinne einer aktivierenden Pflege ist es ferner wichtig, die Betroffenen soweit als möglich und von ihnen gewünscht in die Ausführung der Pflegemaßnahmen zu integrieren. Dabei werden Wünsche, wie beispielsweise nach einer gleichgeschlechtlichen Pflegekraft, selbstverständlich berücksichtigt.

Auch in die Auswahl der Bekleidung (Schlafanzug, Nachthemd, Bettjäckchen usw.) muss der Pflegebedürftige einbezogen und seinen Wünschen entsprochen werden.

Wichtig

Gerade bettlägerige Menschen sind in besonderem Maße darauf angewiesen, dass Pflegende ihre Intimsphäre schützen. So dürfen immer nur die Körperregionen entkleidet sein, die gerade gepflegt werden. In Einrichtungen, die noch über Doppelzimmer verfügen, muss bei der Körperpflege ein Paravent oder ein geeigneter Sichtschutz aufgestellt werden.

Tipp 10: Denken Sie an die Prophylaxen

Bettlägerige Menschen sind in besonderem Maße gefährdet, Kontrakturen, Druckgeschwüre (Dekubiti) oder eine Lungenentzündung (Pneumonie) zu erleiden.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842687486
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (Mai)
Schlagworte
Aktivierung Altenpflege Betreuung Bett Bettlägerigkeit Bewusstlosigkeit Biografiearbeit Krankenpflege Milieugestaltung Milieutherapie Mobilität

Autoren

  • Gabriele Scholz-Weinrich (Autor:in)

  • Michael Graber-Dünow (Autor:in)

Gabriele Scholz-Weinrich ist Diplom-Sozialgerontologin und Sozialarbeiterin. Sie arbeitet als freie Fortbildnerin und Trainerin und führt regelmäßig Schulungen zur Lebenssituation bettlägeriger Menschen durch. Michael Graber-Dünow ist Diplom-Sozialarbeiter und Altenpfleger sowie Fachbuchautor. Seit 1997 leitet er das Justina von Cronstetten Stift in Frankfurt/Main.
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Titel: Die besten Tipps für die Betreuung Bettlägeriger