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Gicht im Griff in 10 Wochen

Das Selbsthilfeprogramm für Betroffene. Viele leckere Rezepte: Purinarme Tagespläne selbst zusammenstellen

von Birgit Kaltenthaler (Autor:in) Dr. med. Heike Bueß-Kovács (Autor:in)
160 Seiten

Zusammenfassung

Gicht ist eine Stoffwechselstörung, bei der sich die Harnsäurekonzentration im Blut erhöht. So bilden sich Harnsäurekristalle, die sich in Gelenken, Schleimbeuteln, Sehnen, in der Haut und im Ohrknorpel ablagern. Die Folgen sind starke Gelenkentzündungen und später Gelenkschäden. Mit der richtigen Ernährung, einer gesunden Lebensweise und Medikamenten können Sie die Harnsäurewerte senken und Gichtattacken vorbeugen. Fachkundig erläutern die Autorinnen die vielen Möglichkeiten der Selbstbehandlung und Vorbeugung von Gicht und stellen Ihnen auf Ihrem Weg zu Gesundheit und Schmerzfreiheit bewährte Erkenntnisse aus Naturheilkunde, Homöopathie und Ernährungsmedizin vor. Im Rezeptteil finden Sie zahlreiche Vorschläge für leckere Gerichte, die speziell der Stoffwechselreinigung und Regulierung der Harnsäurewerte dienen. Wenn Sie die Empfehlungen beherzigen, können Sie in 10 Wochen den Grundstein für ein Leben in Gesundheit und ohne Schmerzen legen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

Gicht ist ein altes Leiden, das schon den Ärzten in früheren Jahrhunderten bekannt war. Die Krankheit befiel einst hauptsächlich die Reichen, die sich den Luxus üppig gedeckter Tafeln und übermäßigen Schlemmens leisten konnten. Heute gehört das Zipperlein – so wurde die Gicht im Volksmund genannt – zu den sogenannten Zivilisations- bzw. Wohlstandskrankheiten. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung, also 1,7 Milliarden Menschen, sind davon betroffen, Männer häufiger als Frauen. Die Krankheit ist in Ländern mit einem höheren Lebensstandard verbreiteter, auch wegen der dort vorherrschenden Ess- und Trinkgewohnheiten. Wohlstand und Überfluss haben also ihren Preis.

In den Industriestaaten ist bei etwa 20 Prozent der Männer der Harnsäurespiegel erhöht, was auch die Gefahr für einen Gichtanfall steigen lässt. Bei ihnen tritt die Stoffwechselkrankheit in der Regel zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr auf, bei Frauen vorwiegend nach den Wechseljahren.

Immer mehr Menschen unserer Gesellschaft leiden am metabolischen Syndrom. Hierbei handelt es sich um ein Zusammentreffen mehrerer Symptome wie starkem Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes, Hautstörungen, Kopfschmerzen, Verdauungsproblemen – und eben Gicht.

Sie alle erhöhen das Risiko für Gefäß- und Herzerkrankungen. Anfangs oft noch unbemerkt, wachsen sich viele Beschwerden im Laufe der Zeit zu richtigen Krankheitsbildern aus: Müdigkeit, Leistungsschwäche, Gelenkentzündungen und schließlich Schmerzen werden zu Dauerbegleitern des Alltags. Nichts im Körper scheint noch richtig zu funktionieren. Was können Sie selbst tun, um derartigen Problemen vorzubeugen oder sie in den Griff zu bekommen?

Der Schlüssel liegt in der Erkenntnis, dass die aus den Fugen geratenen Stoffwechselabläufe des Organismus wieder ins Lot gebracht werden müssen. Denn nur wenn die Regulation im Kleinen, auf der mikromolekularen Ebene, richtig funktioniert, nur wenn die unzähligen biochemischen Reaktionsketten und physikalischen Prozesse geordnet ablaufen, kann auch der Gesamtorganismus optimal arbeiten. Und nur dann fühlt sich der Mensch wohl und gesund.

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„Der Dicke aber – ‚autsch! mein Bein!‘ – hat wieder heut das Zipperlein!“ So beschrieb Wilhelm Busch 1867 einen Gichtanfall am Fuß.

Patienten, die sich zu einer umfassenden Stoffwechselsanierung entschließen, erleben häufig wahre Wunder. Plötzlich purzeln die Pfunde, der Darm kommt wieder in Schwung, der Teint wirkt samtig und rosig, Wassereinlagerungen verschwinden ebenso wie Muskelverspannungen und Kopfschmerzen. Auch schmerzhafte Veränderungen an den Gelenken, ausgelöst durch eine Gicht, bilden sich nach und nach zurück, heilen schließlich ganz aus. Die gesamte Konstitution verbessert sich, Kraft und Leistungsvermögen kehren zurück und man fühlt sich ausgeglichener.

Patienten, die sich zu einer umfassenden Stoffwechselsanierung entschließen, erleben häufig wahre Wunder.

In diesem Ratgeber erfahren Sie alles über die wichtigen Aufgaben des Stoffwechsels bei Gicht und über das komplexe Zusammenspiel des Stoffwechsels mit den Körperorganen sowie dem Herz-Kreislauf-, dem Nerven- und Immunsystem. Anhand einer Checkliste können Sie den Status Ihres Stoffwechsels selbst bestimmen und feststellen, ob möglicherweise Störungen vorliegen. Hinterfragen Sie ehrlich und selbstkritisch, ob es bei Ihnen Schwachpunkte in Lebenswandel und Ernährungsgewohnheiten gibt, die Ihrem Organismus langfristig schaden und Ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigen könnten.

Dieses Buch soll Ihnen als Leitfaden zur Stoffwechselsanierung und zum Ausgleich der Harnsäurewerte dienen. Es bietet Ihnen auf Ihrem Weg zu Gesundheit und Wohlbefinden viele praktische Tipps und Ratschläge aus Ernährungsmedizin, Naturheilkunde und Homöopathie. Außerdem finden Sie im Rezeptteil zahlreiche Vorschläge für leckere Gerichte, die speziell der Stoffwechselreinigung und Regulierung der Harnsäurewerte dienen. Neben der Frage, bei welchen Beschwerden und Störungen der Arzt konsultiert werden muss, lernen Sie viele Möglichkeiten der Selbstbehandlung und Vorbeugung kennen, die sich leicht in den Alltag einbauen lassen. Wenn Sie die Empfehlungen wirklich beherzigen, können Sie langfristig Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden zurückerobern.

Ihre

Dr. med. Heike Bueß-Kovács
Birgit Kaltenthaler

Wie Sie Ihr Ziel erreichen

Gicht geht häufig mit starken Gelenk- und Gliederschmerzen einher. Einfache Bewegungen sind dann nicht mehr möglich, normale Tätigkeiten im Alltag können nur noch unter großen Mühen ausgeführt werden. Das wirkt sich unweigerlich auf die Psyche aus; die Patienten ziehen sich mehr und mehr zurück. In diesem Buch erfahren Sie, wie Sie selbst Ihren Stoffwechsel positiv beeinflussen und Ihre Harnsäurewerte sowie andere wichtige Parameter ins Lot bringen, um körperlich und seelisch wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Auf den ersten Seiten dieses Buches und damit in Woche 1 bekommen Sie ein wenig Theorie an die Hand. Sie erfahren, was Sie unbedingt über Gicht wissen müssen, und lernen wichtige Fachbegriffe kennen. Sie erhalten grundlegende Informationen über den Harnsäurestoffwechsel und seine Funktion im Gesamtstoffwechsel, das heißt, Sie werden verstehen, wie alles zusammenspielt. Damit Sie gleich den Weg in Richtung Gesundheit und Wohlbefinden einschlagen können, finden Sie für Ihren Einkauf einen ersten Überblick über die Nahrungsmittel, die Sie zu sich nehmen dürfen und die, von denen Sie besser die Finger lassen sollten.

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Hauptübel sind ein gestörter Stoffwechsel und erhöhte Harnstoffwerte.

Danach beginnt der praktische Teil; in den Wochen 2 bis 8 bekommen Sie wertvolle Informationen über Maßnahmen und Möglichkeiten der Stoffwechselregulierung, um die Harnsäurewerte zu harmonisieren. Sie finden hier viele Ratschläge auch aus Naturheilkunde und Homöopathie.

Sehr wirkungsvoll beispielsweise sind die generellen Ernährungs- und Bewegungsempfehlungen, die Heilkräuter zur inneren und äußerlichen Anwendung, die Entspannungsübungen zum Stressabbau und viele mehr. Das Spektrum an Therapiemöglichkeiten ist gerade für die Vorbeugung und Behandlung von Gicht sehr vielfältig. Sie werden merken, dass Sie bald eine Fülle von ganz einfachen Maßnahmen zur Selbsthilfe nutzen können.

In den letzten beiden Kapiteln, also in den Wochen 9 und 10, finden Sie im „Kochstudio“ leckere Rezepte für eine ausgewogene Ernährung, die Ihren Stoffwechsel insgesamt ausbalanciert, einer Gichterkrankung entgegenwirkt und dazu beiträgt, sie langfristig zu verhüten.

Gewohnheiten ändern sich nur langsam

Wenn Sie für das Durchlesen des Buches und die Durchführung der Maßnahmen bzw. Übungen länger brauchen als angegeben, ist das überhaupt kein Problem. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie benötigen, und setzen Sie sich bitte nicht unter Druck. Wir Menschen sind eben Gewohnheitstiere und Gewohnheiten, die sich über Jahre und Jahrzehnte in unser Alltagsleben eingeschlichen und dort festgesetzt haben, lassen sich oft nicht so schnell und schon gar nicht quasi von einer Stunde auf die nächste ändern. Dass jemand vollkommen konsequent ist, einen radikalen Schnitt macht und unliebsame Gewohnheiten wie z. B. übermäßigen Alkoholkonsum, zu fettes Essen und/oder das Rauchen von heute auf morgen aufgibt, ist eher selten. Die meisten von uns brauchen dazu länger. Sie benötigen Spielräume, um nach und nach neue Verhaltensmuster einzuüben, die ihrer Gesundheit zuträglich sind.

Ganz wichtig auf dem neuen Weg sind kleine Etappensiege, Zwischenerfolge, die langsam, aber sicher zum Ziel führen, die zwischendurch aufbauen, stärken und zum Weitermachen motivieren. Wenn Sie z. B. abnehmen möchten, sind Sie schon ganz glücklich, wenn die ersten zwei, drei Kilos dahingeschmolzen sind und Ihre Jeans nicht mehr überall zwickt und klemmt, sondern wieder bequem sitzt. Das gibt Ihnen die Kraft, um weiterhin am Ball zu bleiben, auf die nächste Stufe und am Ende schließlich zum Wunschgewicht zu gelangen.

Auf ähnliche Weise bekommen Sie das Gesundheitsproblem Gicht in den Griff. Bilden sich die Veränderungen an den Gelenken allmählich zurück, schwinden Schwellungen und Schmerzen, so empfinden Sie das bereits als enorme Erleichterung. Energie und Lebenslust kommen wieder, Sie werden beweglicher, fühlen sich schon jetzt wie ein neuer Mensch. Fangen Sie an und machen Sie sich auf den Weg, um dieses Gefühl bald zu erlangen! Den ersten Schritt dazu haben Sie mit dem Kauf dieses Buches ja bereits getan.

1. WOCHE

Die Krankheit verstehen

In der ersten Woche lassen Sie es langsam angehen: Hier geht es zunächst einmal darum, die Krankheit Gicht besser zu verstehen. Dazu erhalten Sie in diesem Kapitel Informationen zu den Stoffwechselabläufen in Ihrem Körper und welche Rolle die Harnsäuren dabei spielen. Außerdem erfahren Sie, durch welche Faktoren und Einflüsse es bei Ihnen möglicherweise zu einer Entgleisung der Harnsäurewerte gekommen ist und welche Folgen das für Ihren Organismus hat. Nicht zuletzt lernen Sie, Ihre eigene Situation besser einzuschätzen, die Signale Ihres Körpers wahrzunehmen und zu erkennen, wann Selbsthilfe noch ausreichend ist und wann Sie besser einen Arzt konsultieren sollten. Hier hilft Ihnen auch die Checkliste am Ende dieses Kapitels.

Was ist Gicht überhaupt?

Gicht (Arthritis urica) ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der es zu erhöhten Harnsäurewerten im Blut kommt. Ursache dafür sind die sogenannten Purine. Das sind Eiweißbausteine, die wir mit der Nahrung aufnehmen und die sich vor allem im Fleisch finden. Purine werden zu Harnsäure abgebaut und normalerweise über die Nieren ausgeschieden. Manche Menschen können die Harnsäure aber nicht in ausreichendem Maße ausscheiden. Ist die Konzentration an Harnsäure dann zu hoch, bilden sich aus diesem Stoffwechselprodukt Kristalle, die sich vorzugsweise an Gelenken und Sehnen ansammeln und dort zu schmerzhaften Veränderungen führen können.

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Purine sind Eiweißbausteine aus der Nahrung, die beim Gesunden über die Nieren ausgeschieden werden.

Typisches Symptom: Gichtknoten

Eine der häufigen Veränderungen sind die sogenannten Gichtknoten. Sie werden in der Fachsprache auch Gichttophi oder einfach nur Tophi (Einzahl: Tophus) genannt und finden sich an den Sehnenansätzen oder Knorpeln in der Region der betroffenen Gelenke. Solche Gichttophi entstehen vorwiegend dann, wenn die Gicht chronisch geworden ist. Es kommt zu regelmäßig wiederkehrenden Gelenkschmerzen und schließlich zu Gelenkschäden, die nicht mehr rückgängig zu machen sind. Gichtknoten können so gut wie jedes Gelenk befallen, z. B. die Gelenke der Finger und der Zehen.

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Es gibt auch schmerzlose Gichtknoten, etwa am Fuß, am Ohr oder auf dem Nasenrücken.

Die Fußgicht (Podagra) beispielsweise tritt häufig am Großzehengrundgelenk auf, das stark gerötet und geschwollen ist, außerdem entstehen dort Gichttophi. Diese können einen halben bis einen Zentimeter groß werden und sind mit einer weißen Flüssigkeit bzw. Masse gefüllt, die hauptsächlich aus Harnsäureablagerungen besteht. Eine Berührung dieser Tophi löst in der Regel keine Schmerzen aus. Am äußeren Rand der Ohrmuscheln können derbe, schmerzlose Ohrtophi auftreten. Manchmal bilden sich diese Ablagerungen von Harnsäurekristallen auch auf dem Nasenrücken.


Gelenke, die häufig von einem Gichtanfall betroffen sind
Großzehengrundgelenk60 %
Sprunggelenk14 %
Knie6 %
Fußweichteile und übrige Zehen2 %
Quelle: www.gichtliga.de

Gichtknoten zeigen sich vorwiegend in einem späten Stadium der Erkrankung. Wird der Patient rechtzeitig und vor allem richtig behandelt, so kann die Entstehung der Gichttophi sogar verhindert werden. Aber selbst nach einer bereits über Jahre bestehenden Gicht ist es möglich, die Knoten zu reduzieren oder vollständig abzubauen. Eine weitere Möglichkeit ist, sie operativ zu entfernen. Dieser Weg erweist sich in vielen Fällen als sinnvoll, damit es nicht zu weiteren Schädigungen der betroffenen Gelenke und Knorpel kommt.

Da Gichtknoten zu den ganz typischen Symptomen der Krankheit gehören, stellen sie einen sicheren Baustein bei der Diagnose dieser Gelenkkrankheit dar. Im Röntgenbild lassen sie sich eindeutig nachweisen.

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In manchen Fällen ist es sinnvoll, die Knoten operativ zu entfernen.

Was passiert bei einem Gichtanfall?

Bei keiner Gelenkerkrankung treten so starke Schmerzen auf wie bei einem Gichtanfall. Er überfällt die Betroffenen ganz unerwartet meist in der Nacht. Bei etwa 60 Prozent der Gichtpatienten schwillt das Großzehengrundgelenk an und verfärbt sich rötlich violett, es wird außerdem heiß und tut extrem weh. Allein der Druck der Bettdecke kann die Schmerzen in den betroffenen Gelenkregionen bis ins Unerträgliche steigern. Erst am Morgen lassen sie dann endlich etwas nach. Manchmal aber kehren sie während der nächsten drei bis fünf Tage anfallsartig wieder.

Ein Gichtanfall am Fuß hat meist zur Folge, dass sich die erkrankte Person nur unter großen Schmerzen und sehr mühsam fortbewegen kann. Sie läuft daher mit kleinen, trippelnden Schritten. Schwillt das Grundgelenk des großen Zehs an, so ist es manchmal nicht einmal mehr möglich, die Socke oder den Schuh an- oder auszuziehen.

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Ein Gichtanfall ist geprägt von akuten Schmerzen, geschwollenen Gelenken und heißer, geröteter Haut. An den Gelenken entstehen oft kleine Knoten.

Ein Gichtanfall sollte so schnell wie möglich konsequent behandelt werden. Dann zieht er auch keine bleibenden Schäden nach sich. Ignoriert man ihn, therapiert man ihn falsch oder unzureichend, so kann er der Beginn eines Gesundheitsproblems sein, das ein ganzes Leben lang bestehen bleibt. Zwar dauert es manchmal Jahre, bis ein erneuter Gichtanfall auftritt, aber dann werden die zeitlichen Abstände zwischen den einzelnen Anfällen immer kürzer, bis sie schließlich chronisch auftreten.

Eine Zerstörung der Gelenkknorpel, der Knochen und Sehnen in den betroffenen Arealen ist nun nicht mehr aufzuhalten. Es kommt zu irreparablen Gelenkschäden mit Deformierungen und zu Bewegungseinschränkungen, die von heftigen Schmerzen begleitet werden. Das alles vermindert die Lebensqualität enorm.

Behandlung der Gicht

Der Arzt verordnet im akuten Gichtanfall meist Colchicin, das aus den Samen der Herbstzeitlosen gewonnen wird. Der Patient sollte viel trinken, mindestens 2,5 Liter täglich in Form von Mineralwasser, verdünnten Obst- und Gemüsesäften oder Kräuter- und Früchtetees. Außerdem gilt es, eine purinarme Kost einzuhalten (siehe Seite 24).

Die Behandlung stellt eine Dauertherapie dar, deren Erfolg von der konsequenten Einnahme der verordneten Medikamente und der Einhaltung entsprechender Ernährungsvorgaben abhängt.

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Ein Gichtanfall erfordert rasches und richtiges Handeln, um langfristige negative Folgen zu vermeiden.
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Spricht der Arzt von Hyperurikämie, meint er einen erhöhten Harnsäurespiegel.

SPECIAL

Kleiner Exkurs in die Biochemie des Körpers

Wie Sie bereits gelesen haben, spielen die Harnsäure sowie tierische Eiweiße, die sogenannten Purine, eine Schlüsselrolle bei der Entstehung von Gicht. Was aber ist nun Harnsäure genau und welche Bedeutung hat sie im Stoffwechsel des Körpers?

Harnsäure ist eine biochemische Substanz, die beim Abbau von Eiweißstoffen aus der DNA, also der Erbsubstanz in den Zellkernen, entsteht. Genauer gesagt handelt es sich um die sogenannten Purinbasen, wichtige Bausteine in der DNA. Ein vermehrter Abbau von Purinbasen und – damit verbunden – eine vermehrte Bildung von Harnsäure fällt an, wenn wir purinhaltige Lebensmittel zu uns nehmen. Dazu gehören beispielsweise Wild, Innereien wie Herz und Leber, aber auch Geflügel, Muscheln und bestimmte Fischarten (siehe Tabelle Seite 24).

Auch im Blut können die Harnsäurewerte ansteigen, wenn die Ausscheidung beeinträchtigt ist, etwa bei stärkerem Alkoholkonsum, durch die Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. gegen Krebs) oder bei Nierenstörungen. Die Harnsäure wird nämlich zu 75 Prozent über die Nieren ausgeschieden, der Rest wird über den Schweiß, den Speichel und den Darm aus dem Körper abtransportiert.

Wie viel Harnsäure sich im Körper befindet, hängt vom Alter, vom Geschlecht und von der Ernährung des Einzelnen ab. Ist zu viel Harnsäure im Blut messbar, so sprechen Mediziner von einer Hyperurikämie. Hierbei kann die Harnsäure in Form von Harnsäurekristallen ausfallen.

Der ideale Harnsäurewert bei Männern:
Untergrenze: 3,6 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)
Obergrenze: 8,2 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)

Der ideale Harnsäurewert bei Frauen:
Untergrenze: 2,3 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)
Obergrenze: 6,1 Milligramm pro Deziliter (mg/dl)

Was dürfen Sie essen und was nicht?

Damit Sie Ihrem Körper gleich etwas Gutes tun können, bekommen Sie bereits in der „Theoriewoche“ eine praktische Empfehlung an die Hand: Die folgende Ernährungstabelle wird Ihnen helfen, Ihren nächsten Einkauf und damit auch Ihre zukünftigen Mahlzeiten bewusster zu gestalten. Am Anfang stehen zwar Wissen und Erkenntnis, was zweifellos sehr wichtig ist, aber noch wichtiger ist, dass Sie Ihren guten Vorsätzen auch gleich Taten folgen lassen. Auch wenn es zu Beginn ein wenig mühsam ist, die richtigen Lebensmittel auszuwählen, und Sie vielleicht immer wieder in der Liste nachlesen müssen, werden Sie feststellen, dass Sie bald schon ganz automatisch dazu greifen.

Ab Woche 2 ist dieser Ratgeber dann ganz und gar auf die praktischen Maßnahmen, Empfehlungen und Anwendungen ausgerichtet und Sie werden noch viele weitere wertvolle Tipps zum Thema Ernährung erhalten.

Die richtige Ernährung bei Gicht

LEICHT PURINHALTIG MÄSSIG PURINHALTIG STARK PURINHALTIG
Diese Nahrungsmittel kann man so oft essen, wie man möchte (Ausnahme: Eier). Diese Nahrungsmittel kann man einmal täglich essen. Während akuten Gichtanfällen lieber meiden. Diese Nahrungsmittel sollte man tunlichst meiden bzw. ganz streichen.
Brot, Getreideprodukte Rind, Schwein, Lamm und andere mäßig purinhaltige Fleischsorten Alkohol (beeinträchtigt die Ausscheidung von Harnsäure)
Cremige, mit fettarmer Milch gemachte Suppen Brühe und Bouillon aus Fleisch oder Geflügel, das nicht stark purinhaltig ist Brühe und Bouillon, die NICHT aus leicht bzw. mäßig purinhaltigem Fleisch oder Geflügel gemacht sind
Eier (3 bis 4 pro Woche) Hefe, egal in welcher Form Kaviar und Wild
Fettarmer und fettfreier Käse Fleischsuppe bzw. Fleischbrühe Fleischextrakt
Fette und Öle Frische Bohnen und Erbsen Hackfleisch
Gelatine Fisch- und Krustentiersorten, die nicht stark purinhaltig sind Bratensaucen
Kaffee und Tee Pilze Sardellen, Hering, Makrelen, Sardinen, Sprotten
Milch Geflügel, das nicht stark purinhaltig ist Innereien wie Herz und Leber
Nudeln Hafer und Haferflocken Muscheln wie Miesmuscheln, Jakobsmuscheln
Nüsse, Erdnussbutter Getrocknete Bohnen, Erbsen und Linsen Gans, Ente, Wachtel, Rebhuhn
Obst und Fruchtsäfte Weizenkeime und Weizenkleie, Weizenkeimbrot
Suppen ohne Fleischbrühe bzw. Fleischextrakt Vollkornprodukte
Weißer Reis Limonade, Colagetränke
Zucker, Sirup und Süßes (in Maßen!)
Quelle: www.gichtbehandlung.com

Checkliste: Wie hoch ist Ihr Gichtrisiko?

Die folgende Checkliste gibt Ihnen Aufschluss über Ihre gesundheitliche Situation. Vor allem können Sie herausfinden, ob Ihr Risiko, an Gicht zu erkranken, erhöht ist. Beantworten Sie die folgenden Fragen bitte selbstkritisch und ehrlich. Sollten Sie mehr als drei Fragen mit Ja beantwortet haben, ist Ihr Stoffwechsel wahrscheinlich stark gefordert und vielleicht sogar überfordert. Möglicherweise machen Ihnen schon die ersten Zeichen einer Gichterkrankung zu schaffen, z. B. schmerzende, entzündete Gelenke.

Scheuen Sie sich nicht, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen. Gehen Sie zum Arzt, lassen Sie sich gründlich untersuchen und ändern Sie Ihre Lebens- und Ernährungsgewohnheiten entsprechend den Empfehlungen dieses Ratgebers. Nur so können sich Ihr Stoffwechsel normalisieren und die gestörten Regulationsprozesse wieder ins Lot kommen.

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Die Checkliste hilft Ihnen, herauszufinden, ob Ihr Risiko an Gicht zu erkranken, erhöht ist.
FRAGEN ZU IHREN LEBENSGEWOHNHEITEN
Essen Sie viel Fleisch und Wurst? Ja Nein
Nehmen Sie häufig Innereien zu sich? Ja Nein
Essen Sie gerne Muscheln, Makrelen, Sardinen etc.? Ja Nein
Ernähren Sie sich sehr fettreich? Ja Nein
Nehmen Sie wenig frisches Obst und Gemüse zu sich? Ja Nein
Trinken Sie regelmäßig Alkohol? Ja Nein
Trinken Sie weniger als zwei Liter (Wasser) am Tag? Ja Nein
Sitzen Sie viel und bewegen Sie sich zu wenig? Ja Nein
Treiben Sie wenig oder keinen Sport? Ja Nein
FRAGEN ZU IHRER GESUNDHEIT
Leiden Sie unter Gelenkbeschwerden? Ja Nein
Sind die Gelenke öfter heiß, geschwollen und gerötet? Ja Nein
Zeigen sich Veränderungen wie Knötchen? Ja Nein
Haben Sie Probleme beim Gehen? Ja Nein
Leiden Sie unter konstantem Übergewicht? Ja Nein
Haben Sie mit Nierenproblemen zu tun (Nierensteine)? Ja Nein
Wurden bei Ihnen erhöhte Harnsäurewerte gemessen? Ja Nein
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Fettes Fleisch, Innereien und Alkohol erhöhen die Harnsäurewerte. Deshalb heißt es den Verzehr einschränken.

Empfehlungen für die 1. Woche

Empfehlung 1

In der Tabelle „Die richtige Ernährung bei Gicht“ auf Seite 24 finden Sie in der linken Spalte all die Lebensmittel und Getränke, die arm an Purinen und somit sehr gut für eine Anti-Gicht-Ernährung geeignet sind. Auch die Lebensmittel aus der mittleren Spalte können Sie in Maßen genießen. Notieren Sie am besten vor Ihrem nächsten Einkauf aus diesen beiden Spalten eine Auswahl an Lebensmitteln, die Sie besonders gerne mögen, und füllen Sie Ihren Einkaufskorb entsprechend dieser Liste. Damit haben Sie schon den ersten, ganz praktischen und wichtigen Schritt zur Regulierung Ihrer Harnsäurewerte und zur Verhütung einer Gichterkrankung getan!

Empfehlung 2

Auch wenn Sie noch keine deutlichen Warnzeichen einer Gicht bemerken und sich eigentlich auch nicht krank fühlen, sollten Sie eine Untersuchung bei Ihrem (Haus-)Arzt vornehmen lassen. Zum Basis-Check gehören normalerweise eine Kontrolle der Blut- und Urinwerte, eine körperliche Untersuchung sowie eventuell eine Ultraschalluntersuchung (z. B. der Nieren, um möglichen Nierensteinen oder sonstigen Veränderungen auf die Spur zu kommen). Die medizinischen Befunde geben einen guten Überblick über Ihre körperliche Situation, sodass Sie dann in Absprache mit Ihrem Arzt gezielte Maßnahmen ergreifen können, etwa um grenzwertige oder deutlich erhöhte Harnsäurewerte wieder in den Normalbereich zu bringen.

Empfehlung 3

Nehmen Sie das Ergebnis Ihres Selbst-Checks (siehe Seite 26) zum Anlass, Ihre Lebens- und Ernährungsgewohnheiten kritisch zu überprüfen, und versuchen Sie, diese entsprechend den Vorschlägen in den nächsten Kapiteln zu optimieren. Dazu könnte beispielsweise gehören, den Genuss von Alkohol zu reduzieren oder – noch besser – einige Wochen lang ganz darauf zu verzichten. Auch mehr Bewegung und verschiedene Kuranwendungen, z. B. mit Heilpflanzen, unterstützen Ihr körperliches Wohlbefinden. Zusätzlich trägt eine weitgehend vegetarische Ernährung auf der Basis von frischem Obst und Gemüse sowie frischen Kräutern und Salaten nicht nur dazu bei, den Harnsäurestoffwechsel in Balance zu bringen, sondern auch den gesamten Stoffwechsel anzukurbeln, sodass Sie sich wieder fit und vital fühlen.

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Regelmäßige Bewegung und eine magere Kost aus fettarmen Milchprodukten, Obst, Salat und Gemüse wirken der Gicht entgegen.

2. WOCHE

Richtig essen

Ernähren Sie sich ausgewogen und bewusst und betrachten Sie Ihre Nahrungsmittel als Heilmittel, die Ihnen Kraft geben und obendrein noch überschüssigen Pfunden zu Leibe rücken. Ganz wichtig für die Auswahl Ihres Essens ist nicht nur eine gute Qualität, sondern auch die richtige Menge!

Was genau meinen Ernährungswissenschaftler, wenn sie von einer ausgewogenen Ernährung sprechen? Im Grunde stellt sie das Gegenteil einer einseitigen Kost dar, die leider von vielen Menschen bevorzugt wird. Sie essen zu viel Fleisch, zu viele Süßigkeiten, zu viel Fast Food und zu viel Konservenkost. Eine ausgewogene Ernährung hingegen ist abwechslungsreich, nutzt die Vielfalt der Natur und enthält alle wichtigen Nähr- und Vitalstoffe, die unser Organismus benötigt, um optimal zu funktionieren. Diese Kost ist auch genau richtig, wenn es gilt, der Gicht den Kampf anzusagen.

Pflanzlich ist besser als tierisch

Wie Sie schon wissen, sollten Sie purinreiche Nahrungsmittel meiden und dafür reichlich purinarme zu sich nehmen (siehe Tabelle Seite 24), wenn Sie Ihre Gicht dauerhaft in den Griff bekommen möchten. Vereinfacht gesagt heißt das: mehr Obst und Gemüse und weniger Fleisch und tierische Fette essen.

Powernahrung Obst und Gemüse

Frisches Obst und Gemüse sind ideale Nährstofflieferanten: Sie enthalten wertvolle pflanzliche Eiweiße, außerdem sind sie reich an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und sogenannten Nutraceuticals (biologisch aktive Inhaltsstoffe), die wichtige Funktionen im Körper haben. Zudem wirken Pflanzenfasern als Ballaststoffe und regulieren somit die Verdauung. Obst und Gemüse der Saison – möglichst aus ökologischem Anbau – sollte deshalb täglich mehrmals auf Ihrem Speisezettel stehen, ja sogar den Löwenanteil Ihrer Ernährung ausmachen. Wählen Sie besser heimische Früchte- und Gemüsesorten aus, Äpfel, Birnen, Waldbeeren, Pflaumen, Zwiebeln, Kohl, Karotten, Kartoffeln, Mangold, Spinat und viele mehr, da der Körper auf diese Nahrung optimal eingestellt ist und sie gut verwerten kann. Verzehren Sie außerdem Vollkornprodukte. Auch sie sind ballaststoffreich und liefern darüber hinaus viele wichtige Mineralstoffe.

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Obst und Gemüse ist purinarm und ballaststoffreich. Hier dürfen Sie zuschlagen!

Bitte reduzieren: Fleisch und tierische Fette

Reduzieren Sie vor allem tierisches Fett in Ihrer Ernährung, das heißt, verwenden Sie beispielsweise nur wenig Butter und stattdessen kalt gepresste Pflanzenöle, die hochwertige Fettsäuren liefern. Der Markt bietet hier eine große Auswahl, etwa Rapsöl, Olivenöl, Maiskeimöl, Distelöl und viele mehr.

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Bevorzugen Sie mageres Fleisch und Geflügel und verzichten Sie auf Fertigprodukte, die meist versteckte Fette und Zucker enthalten.

Bei nicht erhöhten Harnsäurewerten sind auch Fleisch und Fisch erlaubt, allerdings nur in Maßen! Genießen Sie einmal in der Woche mageres Fleisch oder Geflügel. Achten Sie möglichst darauf, nur hochwertige Produkte zu kaufen von Tieren, die artgerecht auf ökologischen Bauernhöfen gehalten werden. Innereien jedoch sind tabu! Auch Ente oder Gans enthalten zu viele Purine.

Zweimal in der Woche können Sie qualitativ hochwertigen Fisch servieren. Verzichten Sie dabei allerdings auf Sardellen, Heringe, Makrelen, Sardinen und Sprotten.

Hier eine Liste von Nahrungsmitteln, die besonders viele Purine enthalten:

NAHRUNGSMITTEL PURINE in mg/100 g HARNSÄURE in mg/100 g
Kalbsbries 500–615 1200–1476
Sprotten 335 802
Schweinemilz 250 600
Ölsardinen 200 480
Forelle 144 345
Sardine 140 336
Kalbsleber 120 288
Gänsefleisch 106 254
Schweineschnitzel 88 211
Schinken 85 204
Hammellende 80 192
Erbsen (gekocht) 71 170
Rindfleisch (Filet) 64 154

Gute Alternativen: Tofu, Magerquark und Co.

Sind Ihre Harnsäurewerte grenzwertig oder erhöht, so ist es ratsam, sich zumindest für einige Wochen rein vegetarisch zu ernähren. Anstelle von Fleisch können Sie z. B. Tofu verwenden. Es gibt heute eine große Auswahl an Fleischersatzprodukten, die gut schmecken und raffiniert zubereitet werden können. Anregungen dazu finden Sie im Rezeptteil ab Seite 96.

Frische, fettarme Milchprodukte runden Ihre Haupt- und Zwischenmahlzeiten ab. Zu nennen sind hier beispielsweise Magerquark, Buttermilch, Kefir und Joghurt, die einen positiven Einfluss auf die Verdauung haben. Joghurt und Quark können Sie selbst schmackhaft zubereiten, etwa mit Kräutern oder als süße Mahlzeit mit frischen Früchten. Kaufen Sie jedoch keinen fertigen Fruchtjoghurt oder -quark, denn er enthält zu viel Zucker, der Ihren Stoffwechsel belastet und zu Gewichtsproblemen führt.

Sich Zeit zum Essen nehmen

Viele Menschen essen heute hastig, oft unter Zeitdruck, gehorchen dem Terminkalender statt dem Hungergefühl und nutzen die Nahrung womöglich dazu, um Frust und Kummer zu kompensieren. Das Verdauungssystem wird dadurch langfristig belastet, die Nahrung kann nicht mehr so gut aufgenommen werden, es fehlen wichtige Nährstoffe und der Stoffwechsel gerät aus den Fugen.

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Essen Sie stets bewusst und nie in Hektik.

Nehmen Sie sich genügend Zeit für Ihre gesunde Ernährung. Dies beginnt schon beim Einkauf. Wählen Sie in aller Ruhe aus der bunten Vielfalt an Obst- und Gemüsesorten aus. Kochen Sie dann zu Hause mit Hingabe, vielleicht auch zusammen mit Ihrem Partner oder Ihren Kindern. Und speisen Sie des Öfteren mit der ganzen Familie an einem schön gedeckten Tisch. Sie werden sehen, wie gut das allen tut.

Regelmäßige kleine Mahlzeiten statt Frustessen

Verzichten Sie aufs Essen, wenn Sie nicht hungrig sind. Knabbern und Naschen zum Zeitvertreib, beim Fernsehen, nachts aus Heißhunger oder als Kompensation von Stress, Kummer und Frustration sind sehr problematisch. Daraus kann sich sogar eine chronische Essstörung entwickeln. Lernen Sie, Appetit und die pure Lust auf bestimmte Nahrungsmittel wie Süßes oder Salziges vom echten Hungergefühl zu unterscheiden. Unterdrücken Sie dieses nicht, sondern geben Sie Ihrem Körper dann die Nahrung, wenn er sie braucht. Essen Sie statt drei großer Mahlzeiten lieber über den Tag verteilt regelmäßig fünf bis sechs kleinere. Das verträgt Ihr Körper besser, zudem belastet es die Verdauungsorgane nicht. Die Nahrung kann auf diese Weise gut verstoffwechselt und für den Organismus nutzbar gemacht werden. Als kleine Portionen für zwischendurch eignen sich Obst- und Gemüsestücke, z. B. von Äpfeln, Karotten und Paprika, dazu passen beispielsweise ein Glas Joghurt oder Buttermilch sowie ein Stück Vollkornbrot.

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Freie Radikale sind aggressive instabile Verbindungen, die die Körperzellen schädigen können.

SPECIAL

Turbofitmacher für Stoffwechsel und Verdauung

Bestimmte Obst- und Gemüsesorten kann man wegen ihrer Inhaltsstoffe als wahre Turbofitmacher für Verdauung und Stoffwechsel bezeichnen. Neben pflanzlichen Lebensmitteln, welche die Stoffwechselorgane Darm, Leber und Gallenwege direkt unterstützen, sind all diejenigen Obst- und Gemüsesorten wichtig, die auch das Immunsystem anregen, das Blutbild verbessern und die Zellen gegen freie Radikale stark machen. Hier finden Sie eine Auswahl an vorwiegend heimischen Obstsorten, die Ihrem Organismus viel Kraft geben.

Äpfel – entgiften den Körper und stärken das Immunsystem

Sie enthalten wenig Kohlenhydrate, aber viele wertvolle ungesättigte Fettsäuren, Karotene, Magnesium und Eisen. Die Karotene schützen die Zellen vor den freien Radikalen, die ungesättigten Fettsäuren beeinflussen die Gefäße positiv. Der hohe Anteil an Pektinen (Ballast- bzw. Faserstoffe) im Apfel trägt nicht nur dazu bei, einen erhöhten Blutfettspiegel zu senken und die Leber zu entlasten, sondern auch Giftstoffe zu binden. Essen Sie zweimal täglich einen kleinen, reifen Bio-Apfel, am besten ungeschält. Denn in der Schale sitzen besonders viele dieser Biosubstanzen.

Aprikosen – kräftigen Nerven und Zellen

Dieses Steinobst ist ein echtes Allroundtalent für den gesamten Organismus. Aprikosen enthalten ungefähr 200 verschiedene Wirkstoffe, beispielsweise einen besonders hohen Anteil an Karotenen, die alle Körperzellen – auch die Leberzellen – abwehrstark machen. Außerdem aktiviert die Pantothensäure den Fettabbau und tut damit dem Stoffwechsel gut. Folsäure unterstützt die Bildung von neuen, gesunden Zellen und Niazin gibt den Nerven Kraft. Die Inhaltsstoffe der Aprikose helfen also einerseits Schlacken abzubauen, andererseits die Zellbildung anzuregen und die vorhandenen Zellen zu kräftigen. Schon mit sechs Aprikosen können Sie Ihren Tagesbedarf an Karotenen decken.

Birnen – entwässern und stärken die Darmfunktion

Dieses heimische Kernobst enthält ungefähr genauso viel Zucker wie Äpfel, jedoch etwas mehr Eiweiß und Kohlenhydrate, aber weniger Fett und Fruchtsäuren. Deshalb erscheint sein Geschmack süßer als der von Äpfeln. Birnen liefern nicht nur die Vitamine A, B und C, sondern auch Mineralstoffe wie Schwefel, Zink, Kupfer, Jod, Magnesium, Folsäure und Kalium. Folsäure und Vitamin B2 stärken die Nerven, Kalium unterstützt die Entwässerung, was gerade bei Gicht gut für den Nierenstoffwechsel und damit die Harnsäureausscheidung ist. Der hohe Gehalt an Eisen wirkt Blutarmut effektiv entgegen. Wenn Sie regelmäßig Birnen essen, beugen Sie außerdem der Entstehung von schädlichen Bakterien in Ihrem Darm vor.

Erdbeeren – schützen Herz und Immunsystem

Trotz ihrer herrlichen Süße sind Erdbeeren kalorienarm und liefern viele wertvolle Vitalstoffe wie etwa sekundäre Phenolsäuren, die entzündungshemmend und keimtötend wirken und vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Sie enthalten sogar mehr Vitamin C als Zitronen. Ihre Folsäure fördert die Neubildung von Zellen, was für Schwangere wichtig ist. Kaufen Sie Erdbeeren nur während der heimischen Saison, denn diese Früchte schmecken süßer als Importware, sie enthalten außerdem weniger Chemie und schonen die Umwelt wegen der kurzen Transportwege.

Himbeeren – wirken Krebs entgegen

Die aromatischen Früchtchen wachsen am Strauch und werden bis in den Spätherbst hinein geerntet. Auch in der Medizin genießen Himbeeren, die besonders viel Vitamin C enthalten, großes Ansehen. Da in ihnen ganz spezielle, noch nicht vollständig erforschte sekundäre Pflanzenstoffe enthalten sind, die freie Radikale sowie Bakterien und Viren abtöten, werden sie von Ernährungsfachleuten sogar zur Krebsprävention eingesetzt.

Johannisbeeren – fangen freie Radikale und helfen dem Darm

Johannisbeeren sind echte Vitamin-C-Bomben. Außerdem liefern sie viel Kalium und Eisen sowie zahlreiche Spurenelemente. Das darin enthaltene Pektin hilft bei Verdauungsproblemen und die vielen kleinen Kerne in den roten und schwarzen Beeren wirken Verstopfung entgegen. Überdies schützen sie vor Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Ihre B-Vitamine sorgen für schönes Haar und starke Nerven. Rote Johannisbeeren enthalten übrigens etwas weniger Kalorien als schwarze.

Kirschen – senken den Harnsäurespiegel

Süß- und Sauerkirschen enthalten viel Betacarotin, Vitamin C sowie Kalium und zählen aufgrund ihres hohen Wasseranteils zu den Schlankmachern unter den Früchten. Das Kirschenessen scheint laut einer Studie obendrein noch den Plasma-Harnsäurespiegel zu senken, was eine gute Vorbeugung vor Gicht darstellt. Vor allem die dunkelroten, aromatischen Kirschen enthalten viele wertvolle sekundäre Pflanzenstoffe und sogenannte Anthocyane, die antioxidativ wirken sowie Herzinfarkt und Krebs vorbeugen sollen.

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Die Folsäure in Erdbeeren und Blattgemüse beeinflusst die Blutbildung, den Eiweiß- und den Fettstoffwechsel positiv.
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Vitamin B ist eine Gruppe aus acht wertvollen Vitaminen, die in tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln vorkommen.

Empfehlungen für die 2. Woche

Empfehlung 1

Verringern Sie Ihren Konsum an tierischem Eiweiß oder verzichten Sie für einige Wochen ganz darauf, vor allem dann, wenn Ihre Harnsäurewerte hoch sind. Tierisches Eiweiß enthält Purine, als Gichtpatient sollten Sie jedoch täglich nicht mehr als etwa 110 bis 180 Gramm davon zu sich nehmen. Stark purinreiche Lebensmittel, wie Leber, Hering, Sardellen, Sprotten und Makrelen (siehe Tabelle Seite 24) lassen Sie besser ganz weg. Essen Sie stattdessen mehr pflanzliches Eiweiß, beispielsweise Bohnen und Hülsenfrüchte. Nüsse – jedoch in kleiner Menge wegen des hohen Fettanteils! – liefern ebenfalls viel pflanzliches Eiweiß.

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Nehmen Sie als Gichtpatient täglich nicht mehr als 110 bis 180 Gramm tierisches Eiweiß zu sich.

Empfehlung 2

Je rascher Sie Gemüse und Obst nach Ernte oder Kauf zubereiten und verzehren, desto mehr Vitalstoffe nehmen Sie zu sich. Wenn Sie sie im eigenen Garten kultivieren, können Beeren, Kirschen, Tomaten und Co. direkt von der Hand in den Mund wandern. Es ist ratsam, Gemüse nur kurz zu dünsten oder schonend im Dampftopf zu garen. Auch die asiatische Variante im Wok, bei der Sie alles bei großer Hitze nur kurz anbraten, ist sinnvoll. Das Gemüse verkocht nicht, es bleibt knackig und versorgt Sie mit vielen Biostoffen. Bei Gichtproblemen sind außerdem frische Gemüsesuppen ideal. Ihr hoher Flüssigkeitsanteil unterstützt das Entschlacken und das Ausscheiden von Harnsäure.

Empfehlung 3

Damit Ihre Nahrung auch wirklich wie Medizin wirkt, sollten Sie die einzelnen Lebensmittel mit Sorgfalt auswählen und auf gute Qualität sowie Frische achten. Am besten kaufen Sie so oft wie möglich Gemüse, Obst und Vollkornprodukte aus biologischem Anbau. Auch Milchprodukte, Eier sowie Fisch, Fleischund Wurstwaren aus Bio-Zucht sind immer häufiger zu einem annehmbaren Preis zu finden. Bio-Produkte enthalten zumeist viel mehr Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und andere wertvolle Vitalstoffe, weil ihnen mehr Zeit zum Wachsen und Reifen gegeben wird. Zum anderen beinhalten sie keine Pestizide und andere Schadstoffe.

3. WOCHE

Richtig trinken

Nachdem Sie in Woche 2 begonnen haben, Ihre Ernährung umzustellen, stehen in dieser Woche Ihre Trinkgewohnheiten im Fokus. Denn nur wenn Sie genug und das Richtige trinken, kann Ihr Organismus optimal arbeiten.

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Trinken Sie regelmäßig, damit Ihr Stoffwechsel wie geschmiert läuft.

Die Menge macht’s

Der Stoffwechsel kann nur gut funktionieren, wenn dem Körper ausreichend Flüssigkeit zugeführt wird. Auch Nieren und Leber brauchen mindestens zweieinhalb bis drei Liter Flüssigkeit täglich, um ihre Entgiftungsfunktion wahrnehmen und anfallende Schadstoffe ausschwemmen zu können. Ein Erwachsener nimmt von der täglich benötigten Flüssigkeitsmenge etwa 40 Prozent über feste Nahrung auf. Den größten Teil muss er also über den Tag verteilt trinken.

Der Organismus braucht nämlich für seine Stoffwechselprozesse ununterbrochen Flüssigkeit. Diese muss genügend Zeit haben, in die Zellzwischenräume und von dort in die Zellen zu gelangen. Unser Körper kann kaum überschüssiges Wasser speichern und verfügt über nur geringe Wasserreserven. Daher sollte ein gestörtes Gleichgewicht immer wieder rasch ausgeglichen werden.

Wenn Sie zu wenig trinken, schadet das Ihrer Gesundheit, da Ihre Zellen dann regelrecht verdursten und sogar austrocknen können. Eine zu geringe Flüssigkeitszufuhr belastet außerdem den Kreislauf und es sammeln sich vermehrt Schadstoffe an. Das Blut wird zu dickflüssig, dem Herzen sowie den anderen Organen wird die Arbeit erschwert. Der Körper hält das Wasser zurück, die Urin- und Schweißproduktion verringert sich und Stoffwechselabfälle können nicht mehr richtig ausgeschwemmt werden. Es kommt dann möglicherweise zu Kopfschmerzen, Schwindel, Blutdruckabfall, Konzentrationsschwäche, verminderter Leistungsfähigkeit und Übelkeit bis hin zu Muskelschwäche.

Wie verlässlich ist das Durstempfinden?

Durst ist normalerweise ein durchaus verlässliches Signal. Er zeigt an, dass der Körper Flüssigkeit benötigt, und tritt typischerweise dann auf, wenn man länger nichts getrunken hat oder wenn Flüssigkeit verloren gegangen ist durch vermehrtes Schwitzen im Sommer, beim Sport oder bei Krankheiten, die mit erhöhter Temperatur einhergehen.

Jedoch gibt es Umstände und Lebenssituationen, in denen das natürliche Durstempfinden eingeschränkt ist, beispielsweise bei älteren und kranken Menschen. Sie können oft nicht mehr richtig spüren, wann ihr Körper Flüssigkeit braucht. Auch während der Einnahme bestimmter Medikamente oder bei seelischen Problemen kann das Durstempfinden gestört sein. In solchen Fällen ist es sehr wichtig, ganz bewusst auf die empfohlene Trinkmenge zu achten, vielleicht indem man die tägliche Menge an (Kräuter-)Tee und Wasser in Karaffen oder Flaschen bereitstellt.

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Ziehen Sie Ihrer Gesundheit zuliebe gutes Mineralwasser dem Leitungswasser vor.

Lebenswichtige Mineralstoffe tanken

Immer nur einfaches Leitungswasser zu trinken ist nicht immer ratsam, denn mit der Flüssigkeit sollte man auch Mineralstoffe und Spurenelemente zuführen, die der Körper nicht selbst bilden kann. Im Trinkwasser aus der Leitung sind diese Stoffe, die für den Stoffwechsel und das reibungslose Funktionieren des Organismus notwendig sind, nicht in ausreichender Menge enthalten.

Autoren

  • Birgit Kaltenthaler (Autor:in)

  • Dr. med. Heike Bueß-Kovács (Autor:in)

Dr. med. Heike Bueß-Kovács ist Ärztin und Medizinjournalistin. Neben ihrer Tätigkeit als Sprecherin und TV-Moderatorin hat sie bereits zahlreiche Zeitschriftenartikel und Ratgeber zum Thema Gesundheit veröffentlicht. Birgit Kaltenthaler ist Redakteurin und Autorin und hat Bücher und Artikel zu den Themen Medizin, Gesundheit, Entspannung und Lebenshilfe herausgebracht. Walter Drössler ist ausgebildeter Koch. Seine langjährigen Erfahrungen, sowohl in der Gastronomie als auch in seiner Redaktions- und Autorentätigkeit im Bereich Gesundheit und Ernährung für Hörfunk, TV-Sender und Printmedien sind im Rezeptteil dieses Buches wiedergegeben.
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Titel: Gicht im Griff in 10 Wochen