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Aktivieren mit Handgymnastik

Übungen mit Alltagsgegenständen. Fingerspiele für Menschen mit und ohne Demenz. Band 3

von Birgit Henze (Autor:in)
64 Seiten

Zusammenfassung

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Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Einleitung

In meiner Arbeit mit älteren Menschen und Hochbetagten, bemerkte ich wiederholt, dass sie häufig ihre Hände und Finger bewegen – teilweise willkürlich, teilweise unwillkürlich. Das Bewegen der Hände und Finger schien ihnen gut zu tun, ihnen eine Art von Sicherheit zu vermitteln. Die Senioren, gerade auch Menschen mit Demenz, wirkten ruhiger und gleichzeitig konzentrierter, aufnahmefähiger Ich fragte mich, ob das mit den Handbewegungen zusammenhängt und was dahinter steckt?

Bei meiner Recherche stieß ich auf interessante Erkenntnisse:

Aus der klinischen Neurobiologie und -psychologie ist bekannt, dass etwa 60 Prozent unserer Finger im Gehirn repräsentiert sind. So besitzt jeder Mensch in seinen verschiedenen Hirngebieten quasi »Landkarten« seiner gesamten Körperoberfläche. Und: Hirn und Körperoberfläche sind ja miteinander verknüpft. Werden also Finger und Hände durch Gymnastik stimuliert, kann das positive Auswirkungen auf unsere kognitiven Leistungen haben – also etwa auf die Konzentration und Merkfähigkeit! (Vgl. z. B. P. Berlit 2011 oder J. Lehrner et al. 2011)

Das untermauert auch die Aussage der Gehirn-Trainerin Bettina Jasper: »Wenn Finger und Hände gezielt bewegt werden, dann tue ich für die Durchblutung des Gehirns genauso viel als wäre der ganze Rumpf aktiv. Wenn die Finger eine neue Übung einstudieren, die das Denken mit einschließt, arbeitet der Geist auf Hochtouren.« (SZ. de v. 22.05.2010, abgerufen am 05.01.2016)

Zudem haben gymnastische Fingerübungen natürlich die Förderung der Beweglichkeit und Motorik zur Folge: Gerade Menschen mit Fingergelenksarthrose profitieren hier von regelmäßigen. Übungen Sie können so die Aktivität, Griffstärke ihrer Hände verbessern und sogar gegen Schmerzen antrainieren, wie eine norwegische Studie eindrucksvoll beweist. (Vgl. T. Henning, M. Hansens 2013)

Mit diesem Hintergrundwissen machte ich es mir bei meiner Arbeit mit den Senioren zur Gewohnheit, Bewegungsübungen der Finger und Hände durchzuführen. Das kam sehr gut bei ihnen an und wurde freudig durchgeführt.

Schließlich entwickelten sich daraus eigene Einheiten mit umfangreichen Übungen: die Handgymnastik. Die entsprechenden Kurse waren bald so gut besucht, dass ich zusätzliche Termine anbieten musste.

Aktuell kann ich berichten, dass »meine Senioren« bei den Handgymnastik-Runden immer sehr fröhlich und aktiv sind. Sie wirken sogar nachhaltig, denn:

Demenzbetroffene im ersten oder zweiten Stadium profitieren häufig in Form von gesteigerter Konzentration, Ruhe und Erfolgserlebnissen, wenn ihnen die Übungen gelingen.

Auch Teilnehmer mit Bewegungseinschränkungen können gut teilnehmen – bei Bedarf kann die Gymnastik auch am Bett durchgeführt werden.

Viele Teilnehmer üben neben den angebotenen Terminen für sich und präsentieren beim nächsten Treffen stolz ihre Fortschritte.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Durchführung!

Birgit Henze

Bitte beachten Sie!

Der Übungsraum sollte vor Beginn frisch gelüftet sein und eine angenehme Raumtemperatur besitzen.

Alle Teilnehmer sitzen auf bequemen Stühlen an Tischen. Mobilitätseingeschränkte Senioren können auch im Rollstuhl sitzend teilnehmen.

Die Finger und Hände sollten vor jeder Übungseinheit aufgewärmt werden. Dafür bieten sich das kräftige Aneinanderreiben der Hände und kurze Fingermassagen der einzelnen Finger nacheinander an, die jeder Teilnehmer in der Regel selbst durchführen kann.

Alle Übungen sind stets langsam und mit Bedacht auszuführen. Es gilt, die Gelenke achtsam zu dehnen und Arme, Hände und Finger bewusst und ruhig zu bewegen.

Es ist sinnvoll, mit einer kleinen Basisgymnastik zu starten, die die Teilnehmer auf die Fingerübungen einstimmt und ein lockeres, möglichst aufrechtes Sitzen vorbereitet.

Handgymnastik mit Flaschendeckeln

Für diese Übung sammeln Sie gleichgroße Flaschendeckel (am besten aus Plastik) und verteilen diese an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Außerdem benötigen Sie pro Person zwei Sammelgefäße für die Deckel. Das können leere Schachteln oder auch kleine Schüsseln sein.

Übung 1: Flaschendeckel sortieren

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Vor den Teilnehmern stehen zwei Behältnisse, in dem rechten liegen vier Deckel.

Die Aufgabe besteht darin, einen Deckel mit Daumen und Zeigefinger in das andere Behältnis zu transportieren.

Der nächste Deckel wird mit Daumen und Mittelfinger in das nebenstehende Behältnis transportiert, alle weiteren Deckel jeweils mit dem Daumen und dem Ring- bzw. mit dem kleinen Finger verteilt.

Anschließend werden alle Deckel mit der anderen Hand aus dem linken Behältnis wieder in das rechte übertragen. Dabei dieselben Fingerkombinationen wie zuvor verwenden: Daumen – Zeigefinger, Daumen – Mittelfinger, Daumen – Ringfinger und Daumen – kleiner Finger.

 

Übung 2: Wege erkunden

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Jeder erhält eine Art Musterkarte mit vorab eingezeichneten, dicken, zusammenhängenden Linien – den sogenannten Wegen. Je nach Verfassung der Teilnehmenden können die Karten nach Schweregraden verteilt werden.

Nun erhält jeder einen Deckel. In diesen werden ein Daumen und je ein anderer Finger der rechten Hand – beginnend mit dem Zeigefinger – gesteckt.

Jetzt fährt der Deckel unter der Führung von Daumen und Zeigefinger die Wege/Linien der Musterkarte ab. Abwechselnd steuern alle Finger zusammen mit dem Daumen den Deckel die Wege entlang.

Geübte Teilnehmer versuchen sich auch mit der linken Hand.

Übung 3: Zwischenräume füllen

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Die linke Hand liegt mit gespreizten Fingern flach auf dem Tisch.

Mit der rechten Hand werden in die Fingerzwischenräume der linken Hand Flaschendeckel gelegt.

Die gleiche Übung auch mit der anderen Hand durchführen.

Wer möchte, kann versuchen, die jeweilige Hand mit den Deckeln anzuheben und zu drehen, sodass kein Deckel herunterfällt.

Übung 4: Flaschendeckel rollen

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Einen Deckel hochkant mit Daumen und Zeigefinger der einen Hand greifen und dazwischen hin und her rollen, ohne dass er hinunterfällt. Diese Übung mehrfach wiederholen.

Dann den Zeigefinger erst durch den Mittelfinger, dann Ringfinger und kleinen Finger ersetzen und den Deckel hin und her rollen.

Anschließend die Hand wechseln und das Deckelrollen auch hier mit allen Fingern durchführen.

 

Übung 5: Glatteis

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Fünf Flaschendeckel liegen mit der Öffnung nach oben auf dem Tisch. Nun die Fingerspitzen der rechten Hand jeweils in einen Flaschendeckel legen.

Jetzt die Fingerspitzen zusammen- und wieder auseinanderschieben. Dabei die Deckel wie Gleitschuhe über den Tisch gleiten lassen, als würden sie sich auf glattem Eis bewegen.

Die Übung mehrfach wiederholen und anschließend mit der linken Hand ausführen.

 

Übung 6: Schießen

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Jeder Teilnehmer erhält einen DIN-A4-Bogen, der durch einen deutlichen Querstrich in zwei Hälften geteilt ist. In der vorderen Hälfte, die der Person zugewandt ist, liegen drei Deckel in einer Reihe. Diese sollen jetzt mit dem Zeigefinder in die obere Hälfte »geschossen« werden.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842688230
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (November)
Schlagworte
Aktivierung Altenpflege Arthrose Betreuung Betreuungskräfte Demenz Ergotherapie Gehirnjogging Gymnastik Handgymnastik Senioren Spiel mit Fingern Wohlbefinden

Autor

  • Birgit Henze (Autor:in)

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Titel: Aktivieren mit Handgymnastik