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Gute Laune kennt kein Alter

Heitere Geschichten, Gedichte und Rätsel für Menschen mit Demenz

von Martina Rühl (Autor:in)
136 Seiten

Zusammenfassung

Heitere Geschichten zum Lesen und Vorlesen, zum Mitraten und Mitmachen – Betreuungskräfte und Alltagsbegleiter brauchen ständig Material, um mit den ihnen anvertrauten Menschen mit Demenz qualitätsvolle Aktivierungszeiten zu verbringen.
Die Texte dieses Buches aktivieren Demenzkranke und stärken ihr Langzeitgedächtnis. Vertraute Alltagsaktivitäten (Frühjahrsputz, Waschtag, Kuchen backen etc.) werden wachgerufen und dienen als Anknüpfungspunkte für Gespräche. Den roten Faden bilden dabei die Jahreszeiten.
Noch vorhandene kognitive Fähigkeiten werden durch Gedächtnistrainings (Sprichwörter) trainiert.
Die unterschiedlichen Längen ermöglichen eine Vielfalt an Einsatzmöglichkeiten, ganz nach Zielgruppe.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Vorwort

Die humorvollen Gedichte und Geschichten in diesem Buch erleichtern Betreuungskräften oder Angehörigen den Einstieg in ein Gespräch mit dementiell erkrankten Personen.

Es werden alltägliche Aktivitäten beschrieben, die Senioren von früher her kennen. Durch die unterschiedlichen Themenbereiche und Längen sind die Texte an die Aufmerksamkeitsspanne und die biografische Orientierung der zu betreuenden Personen anzupassen. Sie eignen sich sowohl zur Einzel-, als auch zur Gruppenaktivierung.

Durch die anschließenden Fragen kann das jeweilige Thema noch vertieft werden. Manchmal ist das aber gar nicht nötig, weil schon das Vorlesen der Texte Erinnerungen weckt und viele Senioren von sich aus anfangen zu erzählen.

Durch Gedächtnistraining können noch vorhandene, kognitive Fähigkeiten und das Langzeitgedächtnis geschult werden. Dazu eignen sich die Sprichwortgeschichten, in denen viele, alt bekannte Sprichwörter vorkommen, die auch demenzkranke Senioren gerne vervollständigen.

In den Reimrätseln geht es darum, Tiere und Pflanzen zu erkennen, in den Märchenrätseln um einige der bekanntesten Märchen, die entweder schon nach den ersten Tipps erraten und weiter erzählt oder durch komplettes Vorlesen aufgefrischt werden können.

Beim Lesen werden Sie immer wieder auf einige kurze Gedichte stoßen, an die keine Fragen geknüpft sind. Sie dienen der kleinen Aufheiterung zwischendurch. Miteinander zu lachen ist ein wichtiger Bestandteil in der Versorgung demenzkranker Menschen. Der glückliche Augenblick zählt und wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus, auch wenn er noch so winzig und schnell wieder vergessen ist.

Ich wünsche allen Kollegen, Lesern und Zuhörern, viel Spaß und einige gesellige Stunden mit meinen Texten.

Frühjahr

Die guten Vorsätze

Heute ist der erste Tag im neuen Jahr,

ich will mal wieder alles besser machen;

fasse gute Vorsätze, dafür sind sie ja da,

es ist mir wirklich ernst und nicht zum Lachen.

Abnehmen werde ich, zehn Kilo auf jeden Fall,

das Rauchen und Trinken verkneife ich mir.

Ich achte auf meine Gesundheit, immer und überall,

esse am Abend nichts, zumindest nicht mehr nach vier!

Im neuen Jahr treibe ich jeden Tag Sport,

ich fahre Rad, mache Yoga und laufe stundenlang.

Vielleicht schaffe ich noch einen Weltrekord,

hab’s ja noch nicht ernsthaft versucht bislang.

Ich bleibe standhaft und esse keine Süßigkeiten mehr,

nur noch Gemüse, Salat und vielleicht mal ein Ei.

Ich knabbere weniger Chips als vorher

und mache sicher schon bald eine gute Figur dabei.

Auch das Fluchen werde ich unterlassen,

kein böses Wort kommt mehr aus meinem Mund.

Ich werde stets einen guten Eindruck hinterlassen,

besiege meinen inneren Schweinehund.

Doch bevor ich das nun alles in die Tat umsetze,

steht vor mir ein Stück Torte mit Buttercreme.

Ein Tässchen Kaffee dazu, nur kein Gehetze,

heut mach ich’s mir noch mal richtig bequem.

Das neue Jahr ist noch frisch, hab noch 364 Tage,

um aus mir einen besseren Menschen zu machen.

Dieses Mal halte ich durch, gar keine Frage,

ab morgen hab ich wirklich nichts mehr zu lachen.

Fragen

Welche guten Vorsätze haben Sie zum Jahreswechsel gefasst?

Haben Sie die Vorsätze wirklich umgesetzt?

Wie haben Sie früher den Neujahrstag verbracht?

Der innere Kritiker

Frustriert stand Lilly vor dem riesigen Spiegel in der Umkleidekabine. So konnte sie sich auf keinen Fall unter die Menschheit trauen. Der Sommer fiel für sie wieder einmal aus. Sie würde sich in weite, unförmige Säcke hüllen, um ihre Speckröllchen an Hüfte und Bauch zu verstecken und sich bis zum Herbst deprimiert in ihre vier Wände zurückziehen.

»Nun mach dich mal nicht hässlicher, als du bist!«, meldete sich ihre Vernunft. »Schau dir doch mal dein hübsches Gesicht an, daran gibt es doch nun wirklich nichts auszusetzen!«

»Na ja, so griesgrämig, wie du im Moment aus der Wäsche guckst, kannst du damit auch keine Medaille gewinnen!«, schaltete sich ihr innerer Kritiker ein. »Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, so … na, sagen wir … so vollschlank, wie du bist, brauchst du gar nicht erst an Strand und noch weniger an Bikini zu denken!«

Unzufrieden mit sich, zog Lilly das geblümte Sommerkleid aus und hängte es wieder auf den Bügel. Die Lust, noch etwas anderes anzuprobieren, war ihr gründlich vergangen. Schlecht gelaunt verließ sie das Geschäft. Ja, sie war zu dick, daran gab es keinen Zweifel.

»Vergiss das dumme Geplapper!«, lenkte die Vernunft ein. »Erinnerst du dich noch daran, was du dir beim letzten Jahreswechsel vorgenommen hast? Du wolltest abnehmen und viel Sport treiben!«

»Ha, dass ich nicht lache!«, warf der innere Kritiker ein.

»Du und Sport, das ist so wie … wie, na, sagen wir mal, wie ein Elefant beim Hürdenlauf! Das wird ja doch nichts, ich lach mich jetzt schon schlapp!«

»Noch ist es nicht zu spät!«, versuchte die Vernunft Lilly zu beruhigen. »Bis zum nächsten Jahreswechsel wirst du schlank, dynamisch, gut aussehend und erfolgreich sein. Du wirst alle Männerblicke auf dich ziehen, glaub mir!«

Langsam machten sich die guten Vorsätze wieder breit in Lillys Kopf. Fest entschlossen, jetzt endlich durchzustarten, betrat sie eine Apotheke und kaufte sich ein Pülverchen, das mit kalter Milch angerührt, eine komplette Mahlzeit ersetzte. Wie praktisch! Ohne Vorbereitungen, ohne zu kochen, ratzfatz, fertig!

Auf dem Weg zu ihrem Auto joggte ihr eine schlanke Blondine im figurbetonten sportlichen Outfit entgegen. Kaum hatten Lillys Augen den Anblick ans Gehirn gemeldet, mischte sich schon wieder ihr innerer Kritiker ein.

»Wow, guck dir die an, was für eine Figur und wie leichtfüßig sie dir entgegenkommt. Weißt du noch, wie du mal joggen wolltest und im Park einem gutaussehenden Jüngling direkt vor die Füße gestolpert bist? Peinlich, peinlich, sag ich da nur!«

Lillys Optimismus schwand dahin.

»Hör nicht auf diesen ewig nörgelnden Quatschkopf!«, sagte die Vernunft. »Du schaffst das, da bin ich mir ganz sicher! Dieses Mal wirst du erfolgreich sein! Du fährst jetzt nach Hause, nimmst einen leckeren Drink zu dir und alles wird gut!«

Doch die erste Versuchung ließ nicht lange auf sich warten. Lillys Heimweg führte sie an ihrer Lieblingseisdiele vorbei.

»Hm, lecker, eine Kugel Eierlikör und eine Pfefferminz!«, verunsicherte sie der innere Kritiker.

»Vollgas und nichts wie vorbei an der Eisdiele!«, befahl die Vernunft. » Anhalten! So ein kleines Eis hat ja wohl noch niemandem geschadet!«, hielt der Kritiker dagegen. »Und zur Feier des Tages darf es auch ruhig mal mit Sahne sein!«

Die Vernunft: »Von wegen! Schön weiterfahren, schließlich warst du eben in der Apotheke und hast dir ein Pulver zum Abnehmen geholt! Hörst du? Zum Ab-neh-men!«

»Ach, komm schon, nach so einem anstrengenden Tag wird als Ausgleich ja wohl mal ein kleines Eis drin sein!«, blieb der Kritiker hartnäckig.

»Nein, wird es nicht!«

»Dohoch!«

»Nahein!«, schimpfte die Vernunft und wurde langsam ärgerlich.

»Aber du bist doch so frustriert!«, versuchte der innere Kritiker es weiter.

»Na und? Das sind Millionen andere auch, deswegen muss man sich nicht gleich ein dickes Eis in den Kopp hauen. Ein Apfel tut es auch!«, bemerkte die Vernunft streng.

»Spielverderber!«, sagte der Kritiker.

»Miesmacher!«, erwiderte die Vernunft.

»Bremsen!«, befahl der Kritiker.

»Gas!«, kommandierte die Vernunft.

Lilly verlangsamte ihr Tempo und hielt Ausschau nach einem Parkplatz.

Die Vernunft resignierte: »Na gut, halt an, kauf dir ein Eis, zieh sie dir rein, die fetten Kalorien! Mir soll es egal sein, dann nimmst du eben nicht ab, sondern noch mehr zu! Die tollen Klamotten kannst du vergessen und dein Gejammer will ich dann auch nicht hören! Aber was soll’s?«

»Genau! Was soll’s?«, entgegnete der Kritiker zufrieden. »Sag ich doch die ganze Zeit!«

Nun reichte es Lilly. Sie war an und für sich ein geduldiger Mensch, aber so ging es nicht weiter.

»Ihr seid ja wohl alle beide verrückt!«, schimpfte sie in Gedanken. »Wie soll man denn dabei Auto fahren? Gas, Bremse, Gas, Bremse! Macht das doch unter euch aus!

Ich jedenfalls gehe mir jetzt ein Eis holen, ob es euch nun passt oder nicht! Basta!«

Der innere Kritiker triumphierend: »Siehste, hab mal wieder gewonnen!«

Die Vernunft entmutigt: »Blödmann!«

Der Kritiker: »Spaßbremse!«

Lilly: »Wozu die ganze Aufregung? Ich esse heute noch mal ein Eis und ab morgen mache ich Diät! Und dann halte ich ganz bestimmt durch, versprochen!«

Fragen

Welche Eissorte mögen Sie am liebsten?

Haben Sie schon einmal Eis selbst gemacht?

Essen Sie gerne?

Was sind Ihre Lieblingsgerichte?

Der Frühjahrsputz

Das Frühjahr beginnt, ich muss die Zeit nutzen

und heute meine ganze Wohnung putzen.

Ich fang in der Küche an, polier jeden einzelnen Schrank,

schrubbe und wische den Boden blitzeblank.

Ich putze sämtliche Fenster, nehme alle Gardinen ab,

so ein Frühjahrsputz hält mich wirklich auf Trab.

Ich schleppe den Teppich nach draußen auf die Stange,

bin ziemlich lange mit dem Teppichklopfer zugange.

Der Staub wirbelt nur so durch meinen Garten,

heut kann ich den Feierabend kaum erwarten.

Wieder im Haus lauf ich mit dem Staubwedel rum,

mir steht der Schweiß auf der Stirn, ihr wisst schon, warum.

Schnell noch das Waschbecken poliert und auch das Klo,

wenn alles sauber ist, macht mich das glücklich und froh.

Nur noch die Bettwäsche abziehen und das Bettzeug lüften,

ich schieb eben den Schrank noch vor mit meinen Hüften.

Dann hol ich den Teppich rein, lege ihn ordentlich hin,

bloß gut, dass ich so eine fleißige Hausfrau bin.

Alles ist sauber, durch die Fenster strahlt die Sonne,

ich leg die Füße hoch und betrachte mein Werk mit Wonne.

Fragen

Haben Sie früher auch Frühjahrsputz gemacht?

Hatten Sie einen festen Wochentag zum Putzen?

Hat die Familie im Haushalt geholfen?

Haben Sie Teppiche auf einer Teppichstange ausgeklopft?

Das bisschen Haushalt

Entspannt lehnte Waltraud sich zurück, legte ihre Füße auf dem niedrigen Wohnzimmertisch ab, griff mit der linken Hand nach ihrem Kaffeebecher und wählte mit der rechten ein anderes Programm im Fernsehen.

Wie gut sie es doch hatte. Während Kolleginnen und Freundinnen sich mit dem Wäschewaschen, -trocknen, -bügeln und -zusammenfalten abgeben mussten, konnte sie ihre Füße hochlegen und entspannen. Und das nur, weil ihre Mutter im selben Haus wohnte und es sich nicht nehmen ließ, für sie, die bald ihren 50. Geburtstag feierte, die Wäsche zu machen.

Waltraud musste diese nur in den Wäschekorb werfen und bekam wie von Zauberhand alles ordentlich sortiert, gebügelt und gestapelt wieder zurück. Ihr blieb nur die Aufgabe, alles wieder im Kleiderschrank zu verstauen. Herrlich!

Um keinen falschen Eindruck entstehen zu lassen, Waltraud war nicht faul. Sie ging einem anstrengenden Job nach, machte nebenbei ein Fernstudium und engagierte sich in der Freizeit bei ehrenamtlichen Projekten. Noch dazu war sie Ehefrau und Mutter von zwei erwachsenen Töchtern. Diese führten allerdings schon ihren eigenen Haushalt und trugen somit auch die Verantwortung für ihre Kleidungsstücke selbst.

Manchmal, wenn Waltraud frei hatte, kümmerte sie sich um die Wäsche, um ihre Mutter zu entlasten. So auch an jenem schönen Frühlingstag. Die Töchter Eva und Monika waren zu Besuch und auch ihr Gatte Hermann erfreute die Familie mit seiner Anwesenheit.

So hatte sie schon recht früh unbemerkt die Waschmaschine im Keller eingeschaltet und war nun dabei, die Kleidungsstücke hinter den Garagen auf die Wäscheleinen zu hängen.

Zur gleichen Zeit wurde sie von ihren Töchtern samt Ehemann gesucht. Erst in ihrer Wohnung im Erdgeschoss, dann in der Wohnung ihrer Mutter im Obergeschoss und schließlich im Keller. Verwundert saß die Familie auf der Bank vor dem Haus und beriet sich, wo Waltraud wohl stecken könnte und warum sie, um Himmels Willen, niemandem Bescheid gesagt hatte, dass sie das Haus verlässt. Das war ja eine ganz neue Masche.

Waltraud schlenderte nach getaner Arbeit zufrieden wieder Richtung Haus und stieß auf ihre ratlosen Familienmitglieder, die sie allesamt fragend ansahen.

»Wo warst du?«, brach es aus Hermann heraus.

»Wir haben dich überall gesucht!«, wandte Eva vorwurfsvoll ein.

»Auch oben bei Oma und im Keller!«, teilte ihr Moni mit.

»Wo ich war? Ich war im Garten und hab Wäsche aufgehängt!«, gab Waltraud bereitwillig Auskunft.

Hermann, Eva und Monika schauten sich verdutzt an und starrten dann mit offenem Mund und befremdlichem Blick auf Waltraud, so als käme sie von einem anderen Stern.

Nach einigen Sekunden lösten sie sich aus ihrer Starre und riefen alle drei gleichzeitig: »Du? Wäsche aufgehängt? Ja, wer soll denn darauf kommen?«

Das traf Waltraud mitten in ihre sensible Hausfrauenseele. Sie kam ins Grübeln. Was, wenn sie beim Wäscheaufhängen einem plötzlichen Herztod erlegen wäre? Sicher hätte ihre Familie eher eine Vermisstenanzeige bei der Polizei aufgegeben, als sie bei den Wäscheleinen zu vermuten. Erst beim nächsten Rasenmähen wären sie über ihren leblosen Körper gestolpert und hätten ausgerufen: »Sie hat Wäsche aufgehängt? Ja, wer soll denn darauf kommen?«

Solch eine Katastrophe für alle Beteiligten musste Waltraud um jeden Preis verhindern.

»Dann machen wir in Zukunft an unseren freien Tagen den Haushalt eben gemeinsam!«, schlug Waltraud vor. »So müsst ihr mich nicht suchen und anschließend haben wir Zeit, um zusammen Kaffee zu trinken!«

Wieder schaute Waltraud in drei verblüffte Gesichter.

Hermann fing sich als erster wieder und lenkte ein: »Na ja, so schlimm war es nun auch wieder nicht! Wollen wir die Kirche mal im Dorf lassen!«

»Genau!«, stimmte Eva ihrem Vater zu. »Es würde ja reichen, wenn du uns Bescheid sagst, dass du ausnahmsweise Wäsche aufhängst, dann wären wir schon zufrieden.«

»Und das Wichtigste ist doch, dass du wieder da bist, also reg dich nicht auf, Mama, alles ist gut!«, beendete Monika die Diskussion. Um die weisen Worte zu bekräftigen, nickten sich alle drei in trauter Einigkeit zu.

Nun war es Waltraud, die ihre Liebsten verwundert anstarrte, fast so, als kämen sie von einem anderen Stern!

Fragen

Mussten Sie als Kind viel im Haushalt helfen?

Welche Hausarbeit machten Sie gern/nicht gern?

Mussten Sie bei der Gartenarbeit helfen?

Haben Sie Ihren Haushalt später alleine versorgt oder hat Ihr/e Partner/in mitgeholfen?

Hatten Sie einen Garten, in dem Sie die Wäsche aufhängen konnten?

Waschtag

Die Mutter sortiert die Wäsche und weicht sie ein,

morgen soll der große Waschtag sein.

In der Früh steht sie auf, heizt den Waschkessel an,

weiße Wäsche kommt rein und Waschpulver dran.

Die Wäsche wird gekocht und mit einem Holzstab gedreht

und dann in eine Zinkwanne mit Lauge gelegt.

Fleckige Kleidung wird über ein Waschbrett gerieben,

mit Kernseife, so hat es die Großmutter aufgeschrieben.

Dazu eine Bürste und alles leuchtet sauber und rein,

kein Fleck wird mehr in der weißen Wäsche sein.

Danach wird alles in klarem Wasser gespült

und gleichzeitig durch das Spülen abgekühlt.

Nun kommt das schwerste von allen Dingen,

mit viel Kraft muss Mutter die Wäsche auswringen.

Dann hängt sie alles auf die Wäscheleine im Garten,

das heißt aber nicht, sie bräuchte jetzt nur noch zu warten.

In die Lauge kommen nämlich nun noch die bunten Teile,

wenn eines am Waschtag nicht aufkommt, ist es Langeweile.

Zum Schluss wird noch Vaters Arbeitskluft gewaschen,

der angenehme Duft wird ihn sicher überraschen.

Irgendwann hat Mutter die Arbeit geschafft,

legt die saubere Wäsche in einen Korb gewissenhaft.

Morgen wird sie gestärkt und gebügelt, alsdann

fängt das Beschmutzen der Wäsche von vorne an.

Fragen

Erinnern Sie sich noch an die alten Waschkessel?

Hatten Sie ein Waschbrett?

Hatten Sie früher auch einen bestimmten Waschtag in der Woche?

Kennen Sie noch die Zeit, als Wäsche in einem nahe gelegenen Fluss ausgespült wurde?

Hatten Sie eine elektrische Wäscheschleuder?

Wie war es, als Sie Ihre erste Waschmaschine bekommen haben?

Die Karnevalsfeier

Ich hörte grad draußen jemand munkeln,

hier drin die Leut wär’n schon am Schunkeln.

Sie hätten Hüte auf, was soll denn das?

Und im Gesicht ‚ne rote Pappenas?

Da huschte doch eben an mir vorbei,

ein rosa Schweinchen, welch Ferkelei.

Und eine Prinzessin, war sie wohl echt?

Fernab sah ich einen Ritter im Gefecht.

Ein Polizist verfolgte ziemlich schnell,

einen Gauner, der war wohl kriminell.

Schaut doch mal, dort, die laufende Banane,

die sieht doch aus, als wär’s die Christiane.

Ich lach mich schlapp, da vorn steht der Otto,

in edlem Gewande, hat er einen Sechser im Lotto?

Und dort hinten, das ist doch der lustige Jan,

hat der sich verkleidet als Jockel, der Hahn?

Was ist hier bloß los mit all den Leutchen?

Die sind ja ganz und gar aus dem Häuschen!

Der Tisch gedeckt mit Wein und Bier,

ich seh nur lauter jecke Menschen und Tier.

Recht gut gelaunt, das seid Ihr wohl all,

sagt bloß, es ist schon wieder Karneval!

Nun wird mir alles klar, jetzt weiß ich Bescheid,

ein Prosit auf die Jecken in der Karnevalszeit!

Dann lasst uns fröhlich feiern, tanzen, singen,

den Ober reichlich Wein und Bier ranbringen.

Denn ehe man sich versieht, eins, zwei, drei,

ist am Aschermittwoch schon wieder alles vorbei.

Fragen

Haben Sie gerne Karneval gefeiert?

Waren Sie aktiv in einem Karnevalsverein?

Welche Kostüme haben Sie getragen?

Waren Sie mal zu Karneval in einer Großstadt?

Kennen Sie Karnevalslieder?

Auf den Spuren des Osterhasen

Ich werde mich heut Nacht auf die Lauer legen,

wir feiern nämlich morgen das Osterfest.

Da muss ich still sein und darf mich nicht bewegen,

sonst wird der Osterhase von mir unnötig gestresst.

Im letzten Jahr wollt ich schon seine Spur verfolgen,

da wurde ich leider von Müdigkeit übermannt;

und meine Freunde, die größten Lügenbolde

haben die Existenz des Osterhasen noch nicht erkannt.

Was stellen sich diese Ungläubigen eigentlich vor?

Wer soll denn wohl bei Nacht und Nebel

die Osternester verstecken und noch zuvor

die Eier kochen und mit Farbe umgeben?

Also, meinen Eltern bleibt dafür gewiss keine Zeit,

am Tag müssen sie arbeiten und schlafen in der Nacht.

Deswegen halte ich mich nämlich heute bereit,

mit meiner Kamera werden Beweisfotos gemacht.

Ich liege in Position, hör im Gebüsch etwas rascheln,

das muss er sein, gleich hab ich ihn vor der Linse!

Da steht doch tatsächlich mit einer großen Tasche,

mein Vater vor mir mit breitem Gegrinse!

»Oh nein!«, rufe ich wütend aus, »das darf doch nicht sein!

Jetzt hast du den Osterhasen sicher vertrieben!

Und ich bin auch dieses Jahr wieder obendrein,

völlig umsonst die halbe Nacht wach geblieben!«

Fragen

Erinnern Sie sich an die Zeit, als Sie selbst oder Ihre Kinder noch an den Osterhasen glaubten?

Womit wurden früher die Ostereier gefärbt?

Was bekamen die Kinder in früheren Zeiten zu Ostern?

Was wurde zu Ostern gegessen?

Der Kindergeburtstag

Als Kind fieberte ich meinem Geburtstag entgegen,

älter werden schien gut, ich hatte nichts dagegen.

Es kamen mich Freunde und Verwandte besuchen

und meine Mutter backte Käsekuchen.

Für einen Tag mal die Hauptrolle spielen,

bis mir am Abend vor Erschöpfung die Augen zufielen,

das war für mich als Kind ein Traum,

ich schlug schon aus Vorfreude einen Purzelbaum.

Nach dem Kuchenessen spielten wir mit vollem Magen

Flaschendrehen, Gummitwist und Topfschlagen,

es gab bei jedem Spiel einen kleinen Preis,

Brausebonbons. Karamell oder Erdbeereis.

Und nicht zu vergessen, ich bekam viele Geschenke,

mir wird ganz warm ums Herz, wenn ich daran denke.

Es machte mir Spaß, das bunte Papier aufzureißen

und dann achtlos in die Ecke zu schmeißen.

Das machte ich einige Male, dann überreichte mir

eine Freundin mit folgenden Worten ein Geschenk in schönem Papier:

»Meine Mutter sagt, du sollst die Schleife und das

Papier vorsichtig öffnen und keinesfalls verschwenden,

dann können wir es nämlich beim nächsten Geburtstag

getrost noch einmal verwenden!«

Fragen

Wie wurden früher in Ihrer Familie Geburtstage gefeiert?

Erinnern Sie sich an einen besonderen Geburtstag?

Welches war Ihr schönstes Geburtstagsgeschenk?

Die Buttercremetorte

Meine Mutter schickte mich einst zur Bäckerei,

zum Brötchen holen, das konnte ich einwandfrei.

Staunend stand ich vor dem gefüllten Tresen,

sämtliche Leckereien sind dort drin gewesen.

Mir lief das Wasser im Mund zusammen,

vor meinem Auge die Brötchen verschwammen.

Ich sah klar und deutlich die Buttercremetorte

und hörte wie in Trance meine eigenen Worte:

»Davon nehme ich gleich mal zwei Stück,

dann komme ich satt und zufrieden nach Hause zurück!«

Ehe ich mich versah, hatte ich die Torte verschlungen,

hörte zu Hause meine Mutter reden mit Engelszungen:

»Wo sind denn die Brötchen und wo ist das Geld?

Hat man dich bestohlen? Ach, wie schlecht ist die Welt!«

Ich nickte betreten, griff mir mein Sparschwein verstohlen

und ging von dem Geld für meine Familie Brötchen holen!

Fragen

Mussten Sie als Kind auch einkaufen gehen?

Haben Sie auch einmal etwas Unerlaubtes gekauft?

Mögen Sie Buttercremetorte? (z. B. Frankfurter Kranz)

Welche ist Ihre Lieblingstorte?

Zu welchen Anlässen gab es eine Torte?

Haben Sie selbst Torten und Kuchen gebacken?

Sommer

Der Stadtbummel

»Was hältst du davon, Uschi«, fragte Rudi, »wenn wir beide heute mal gemütlich durch die Stadt gehen?«Uschi dachte einen Moment nach. Sie hatten wirklich schon ewig nichts mehr zu zweit unternommen. Die Wocheneinkäufe machte sie allein und an den letzten Restaurantbesuch mit ihrem Gatten konnte sie sich gar nicht mehr erinnern. Mal ganz in Ruhe am Sonntagnachmittag die Auslagen in den Schaufenstern betrachten und ihren Mann vielleicht ganz beiläufig auf das eine oder andere hübsche Teil aufmerksam machen, warum nicht? Außerdem wusste sie von ihrer Freundin Gerti, dass vor kurzem ein neues Café in der Fußgängerzone eröffnet hatte, da könnten sie zum Abschluss noch einen Cappuccino trinken und dazu ein Stück Apfelkuchen mit Sahne genießen. Uschi willigte ein. Während sie noch im Bad ihre Frisur überprüfte und etwas Lippenstift auflegte, saß Rudi schon im Auto mit laufendem Motor und gab ihr durch einen wiederholten, nervösen Tritt aufs Gaspedal zu verstehen, dass er abfahrbereit war.

Uschi reduzierte ihr Schönheitsprogramm auf das Notwendigste und stieg gehetzt zu Rudi ins Auto.

»Sieh doch mal, Rudi, diese Ringe mit den kleinen Steinchen!«, schwärmte Uschi wenig später vor einem Schmuckgeschäft. »So einer würde sicher gut vor meinem Ehering aussehen, meinst du nicht?«

Als Uschi keine Antwort bekam, schaute sie neben sich und merkte, dass Rudi schon drei Häuser weiter war. Nervös trippelte sie ein paar Schritte bis vor das nächste Schaufenster, warf einen flüchtigen Blick auf die neuen Bademoden, um im nächsten Moment auch schon wieder suchend nach Rudi Ausschau zu halten. Wo war er denn jetzt? Eben hatte sie ihn doch noch gesehen und nun schien es, als hätte die Menschenmenge ihn verschluckt. Er könnte sich ja wenigstens mal nach ihr umschauen und auf sie warten.

Uschi beschleunigte ihren Schritt und reihte sich fünf Geschäfte weiter schwer atmend wieder neben Rudi ein.

»Was keuchst du denn so?«, fragte er und schaute sich leicht verschämt unter den Passanten um.

»Vielleicht weil ich hinter dir herrennen muss wie ein aufgescheuchtes Huhn. Geht es vielleicht auch etwas langsamer?«, erwiderte Uschi gereizt.

Rudi sah seine Frau verständnislos an. »Wieso? Ich gehe doch ganz normal. Wenn ich noch langsamer gehe, kann ich ja gleich stehen bleiben!«

»Schön wär’s!«, dachte sich Uschi und sah zu ihrer Linken die neue Schuhkollektion an sich vorbeifliegen, während sie weiter versuchte, sich den großen Schritten ihres Mannes zu ihrer Rechten anzupassen.

»Was hältst du davon, wenn wir gleich ganz in Ruhe einen Cappuccino trinken?«, fragte sie völlig außer Atem. »Gerti sagt, das neue Café ist sehr gemütlich, und der Apfelkuchen …«

Uschi schaute nach rechts und sah in das fremde Gesicht eines Mannes, der sie fragend anschaute. Von Rudi keine Spur.

Das durfte doch nicht wahr sein. Noch schneller konnte sie wirklich nicht laufen, und wenn sie das wollte, hätte sie sich im Sportverein angemeldet und nicht zu einem Spaziergang durch die Fußgängerzone.

Hätte sie geahnt, dass Rudi wirklich nur durch die Stadt gehen will, ohne nach rechts oder links zu schauen, ganz nach dem Motto »Wer als Erster wieder am Auto ist, hat gewonnen«, dann wäre sie zu Hause geblieben und hätte sich selber einen Cappuccino zubereitet und einen Kuchen gebacken.

Sie schaute sich weiter suchend um und entdeckte ihren Mann schließlich einige Meter zurück vor einer Bratwurstbude stehend. Ein Bier in der linken Hand und eine gelbe Plastikgabel mit einem Stück Currywurst in der rechten, schien er die Welt um sich herum samt Uschi vergessen zu haben.

»Das tat doch wirklich gut, was Uschi?«, sagte Rudi, als sie etwas später wieder zu Hause waren und er es sich mit einer Flasche Bier auf dem Sofa gemütlich machte. »Von mir aus können wir das jetzt jeden Sonntag machen, so einen gemütlichen Spaziergang durch die Stadt. Meinst du nicht auch?«

Fragen

Haben Sie auch gerne einen Stadtbummel gemacht?

Welche Geschäfte haben Sie besonders interessiert?

Sind Sie gerne mal in ein Café, ein Restaurant oder eine Gaststätte gegangen?

Das Geburtstagsgeschenk

Liebe Mutter,

zu Deinem heutigen, großen Ehrentage,

gibt es ein tolles Geschenk, das steht außer Frage.

Doch soll ich Dir mal erzählen,

wie schwer es war, das Richtige auszuwählen?

Ich bin in den Geschäften hin- und hergeirrt,

das große Angebot hat mich total verwirrt.

Für Bettwäsche von Mickey Mouse bist du zu alt,

ein knapper Bikini ist für die Nieren viel zu kalt.

Ein neuer BH könnte es vielleicht sein,

doch wusste ich nicht, wie groß oder klein.

Auf Stöckelschuhen kannst du nicht gut gehen,

durch dunkle Sonnenbrillen nicht genügend sehen.

Ein Pelzmantel hielte dich vielleicht warm,

doch dafür bin ich leider viel zu arm.

Spannend wäre vielleicht ein schönes Buch,

chic um den Hals ein kunterbuntes Tuch.

Einen Gürtel mit Strass magst Du vielleicht leiden,

verflixt noch mal, ich konnte mich nicht entscheiden.

Reizvoll wäre ein Lippenstift in knalligem Rot,

dafür gab es von Vater ein striktes Verbot.

Eine Haarspange könnte Deinen Locken schmeicheln,

falsche Wimpern Deine Schönheit unterstreichen.

Im nächsten Geschäft gab es echt schöne Puschen

und nebenan herrliche Düfte zum Duschen.

In meinen Füßen hatte ich ganz arge Schmerzen,

aber Dein Geschenk lag mir wirklich am Herzen.

Dann plötzlich, sah ich es glasklar vor meinen Augen,

die könnten als Geschenk wirklich was taugen.

Und so fing mit dieser Vision alsdann,

die Suche in den Geschäften von vorne an.

Ich drehte erneut meine Runde,

war ja in jedem Geschäft heut’ schon Kunde.

Im letzten Laden, welch Glückes Geschick,

hatte ich diese wunderschönen Ohrringe im Blick.

So muss ich Dich nicht mit Worten abservieren,

sondern kann Dir von ganzem Herzen gratulieren.

Fragen

Können Sie sich an Ihr schönstes Geburtstagsgeschenk erinnern?

Haben Sie auch mal so lange nach einem Geschenk gesucht?

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842689022
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (September)
Schlagworte
Altenpflege Belletristik Gegenwartsliteratur Medizin Pflege Wörterbücher & Nachschlagewerke

Autor

  • Martina Rühl (Autor:in)

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Titel: Gute Laune kennt kein Alter