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Professionelles Posing

Der Ratgeber für Fotografen und Models. Grundlagen und neue Trends. Leicht erklärt - perfekt für Anfänger.

von Henrik Pfeifer (Autor:in)
256 Seiten

Zusammenfassung

Der Posing-Ratgeber für Fotografen und Models
Für alle, die sich großartige Fotos von Menschen wünschen: Dieser Ratgeber hilft Fotografen und Models, ihre Bildergebnisse durch professionelles und zeitgemäßes Posing deutlich zu verbessern. Viele Beispiel-Abbildungen und einfache Übungen liefern dir eine schier unendliche Palette an Posing-Ideen. Perfekt für alle Fotografen und Models, die sich bei der Suche nach modernen Posen unsicher fühlen und endlich authentische Fotos möchten!

Alle Grundlagen und neue Trends verständlich erklärt.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Dieses Buch richtet sich gleichermaßen an Models und Fotografen. Mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Beispielen zeigt es in farbenfrohen Bildern, wie man mit einfachen Übungen und ein bisschen Körpereinsatz Posen entwickeln und finden kann.

Es hilft dir als Model, sicher zu einem Shooting zu gehen, da du nach der Lektüre dieses Buchs in der Lage sein wirst, eine schier unendliche Palette an Posen anbieten zu können. Genauso kann sich jeder Fotograf entspannt zurücklehnen, denn nachdem du dieses Buch gelesen hast, wirst du in der Lage sein, deinem Model die unendliche Palette der Posen zu zeigen und ihm helfen können, die Spielwiese der unbegrenzten Möglichkeiten zu entdecken.

Während ich diese ersten Sätze schreibe, komme ich mir vor wie ein Wunderheiler, der auf dem Jahrmarkt Pillen für ein unendliches Leben verkaufen will. Aber mir fällt keine andere Formulierung ein als „die unendliche Palette der unbegrenzten Möglichkeiten“. Und da dem partout so ist und dieses Buch nicht unendlich werden konnte, sehe ich es als eine Anleitung, diesen Schatz zu entdecken, mit offenen Augen durch das Schlaraffenland der Posen zu lustwandeln und sich inspirieren zu lassen.

So kann ich mich, wie schon in meinen ersten beiden Büchern, an dieser Stelle nur wiederholen und dir voller Enthusiasmus zurufen: Augen auf und los geht’s!

Henrik Pfeifer

Seit zehn Jahren gebe ich Fotoworkshops in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Die Teilnehmer sind nicht nur blutige Anfänger, sondern immer wieder auch Profis, die aus einer ganz anderen fotografischen Ecke kommen und mehr über meine Arbeitsweise wissen wollen. Food-, Sport-, oder Reportagefotografen wollen ebenso wie der Hobbyfotograf erfahren: Wie machst du das mit den Posen? Deine Models haben immer so coole Posen. Das sieht immer so natürlich aus, als hätte dein Model gerade zufällig so dagestanden und du hättest einfach nur einen Schnappschuss davon gemacht.

So weit gefehlt ist diese Vermutung auch gar nicht. Denn letzten Endes ist und bleibt ein Foto immer ein Schnappschuss. Im richtigen Augenblick abzudrücken, den Bruchteil einer Sekunde für die Ewigkeit festzuhalten, das macht für mich die Magie der Fotografie aus. Fragt sich also nur: Wie inszeniere ich diesen kurzen Moment, wie finde ich ihn oder wie kann ich meinem Model dabei helfen oder sogar mein Model mir dabei helfen?

Neben den Erfahrungen aus 40 Jahren des Fotografierens (davon die letzten 17 Jahre beruflich) habe ich viel aus dem Schauspielunterricht während meiner Jugend mitbekommen und mitgenommen. Wir haben damals sehr viel Wahrnehmungsübungen und Körperarbeit gemacht. Auch wenn ich nicht der athletischste und sportlichste Mensch bin, habe ich gelernt, meinen Körper wahrzunehmen, seinem Bewegungsdrang zu folgen und diese Fähigkeiten mit in die Fotografie einfließen zu lassen. Der Trick ist, immer wieder das Kind in sich wach zu rütteln und seinem ureigenen Spieltrieb zu folgen. Und das ist gar nicht so schwer, wie man vielleicht denken mag. Alles, was du dafür tun musst, ist, dich darauf einzulassen.

DER UMGANG ZWISCHEN MODEL UND FOTOGRAF

Eine wichtige Voraussetzung für eine kreative und gelungene Zusammenarbeit ist eine allgemein positive Atmosphäre zwischen Fotograf und Model. Und bei größeren Produktionen natürlich zwischen dem gesamten Team.

Ein einzelner Störenfried in einer Gruppe kann ausreichen, allen den Tag und die Stimmung zu verderben. Daher sollten alle Beteiligten bemüht sein, für gute Laune zu sorgen und einen friedlichen Umgang miteinander hegen. Am wichtigsten ist natürlich das Vertrauen zwischen Model und Fotograf. Je freundlicher ich als Fotograf zu meinem Model bin und je wohler es sich fühlt, desto mehr wird es bereit sein, sich für meine Wünsche zu öffnen und auf mich einzugehen.

Im Team zu tollen Ergebnissen kommen

Absprachen sind wichtig. Egal ob das Model meine Partnerin/mein Partner oder ein gebuchtes professionelles Model über eine Agentur ist. Gleiches gilt umgekehrt. Je freundlicher und umgänglicher du als Model zu deinem Fotografen bist, umso mehr wird er auch auf deine Vorschläge und Ideen eingehen. Im Optimalfall werdet ihr gemeinsam kreativ sein und mit Teamwork zu den tollsten Ergebnissen kommen.

KLEINES BENIMM-EINMALEINS FÜR MODELS

Regeln sind da, um das Leben zu regeln. Und sie helfen dabei, entspannt miteinander kreativ zu sein.

Regel Nummer 1: Pünktlichkeit

Und das gilt nicht nur für das Model, sondern für alle Beteiligten. Lieber eine viertel Stunde zu früh als zu spät, denn nichts ist blöder, als wenn man auf jemanden warten muss. Und wer zur vereinbarten Uhrzeit anruft und sagt, dass er eine halbe Stunde später kommt, ist damit nicht aus dem Schneider. Der Anruf klärt zwar wenigstens darüber auf, warum du noch nicht eingetroffen bist, und die anderen müssen sich keine Sorgen machen oder rätseln, ob du überhaupt kommst, aber zu spät ist es trotzdem und alle müssen warten. Ein Handy sollte im „Notfall“ genutzt werden, ansonsten gilt: Pünktlich sein!

Regel Nummer 2: Körperpflege

Es sollte sich von selbst verstehen, dass man frisch gewaschen und nicht in nach Schweiß oder anderen Ausdünstungen muffelnden, tagelang nicht gewaschenen Klamotten zu einem Shooting kommt. Leider habe ich das schon oft genug erlebt, sonst würde es hier nicht an zweiter Stelle stehen. Es kann immer sein, dass ein Fotograf dich auch mal spontan barfuß fotografieren möchte. Damit das nicht unangenehm wird, sollten neben gepflegten Händen auch gepflegte Füße mit zum Vorbereitungsprogramm vor einem Shooting gehören.

 

imageFÜR DIE WEIBLICHEN MODELS
imageFÜR DIE MÄNNLICHEN MODELS
Regel Nummer 3: Absprachen

Absprachen sind wichtig. Frage den Fotografen vor dem Shooting, was genau er mit dir machen möchte, ob er einen Vertrag für dich vorbereitet hat und was darin steht. Nichts ist blöder als unerwartete Überraschungen, die dich vielleicht überfordern.

Am besten ist es, wenn der Fotograf dir schon vor dem Shooting einen Mustervertrag zukommen lässt, damit du dir ihn in Ruhe durchlesen kannst und nicht vor vollendeten Tatsachen stehst. Wenn du etwas darin nicht verstehst oder dir etwas unklar ist, frage nach und lass es dir erklären. Wenn du mit etwas nicht einverstanden bist, solltest du das sagen, denn dafür sind solche Absprachen ja da, damit es für beide Seiten beim Shooting keine bösen Überraschungen gibt.

Bist du dir im Vorfeld unsicher, ob ein Fotograf seriös ist, lasse dich zu dem Shooting von einem Freund oder einer Freundin begleiten. Es reicht, wenn deine Begleitung einmal kurz gesehen hat, wo genau du bist und wo er oder sie dich später wieder abholen kann. Dass eine Begleitung bei einem Shooting anwesend ist, mögen die meisten Fotografen nicht. Aber fragen kann man ja mal.

Regel Nummer 4: Alkohol und andere Genussmittel

Alkohol oder auch andere Genussmittel sollten nicht Grundlage eines Shootings sein, mal ganz abgesehen davon, dass man schon von ein wenig Alkohol schnell glasige Augen und eine rote Nase bekommen kann. Ein Fotograf, der dir zu Beginn eines Shootings Alkohol anbietet, um dich locker zu machen, wirkt auf Anhieb unseriös. Locker und entspannt solltet du ausschließlich aufgrund einer lockeren und entspannten Atmosphäre werden.

Wenn du dich zu Beginn eines Shootings verkrampft und ein wenig schüchtern fühlst, ist das absolut normal. Den meisten Menschen fällt es am Anfang schwer, aufeinander zuzugehen und sich füreinander zu öffnen. Deinem Fotografen kann es genauso gehen. Am besten ist es, das einfach zu sagen, und meistens ist das Darüberreden der erste Schritt, sich erheblich wohlerzufühlen.

Alkohol und auch andere Drogen sollten an dieser Stelle nicht ins Spiel kommen, da du während des Shootings zu 100 Prozent konzentriert und ansprechbar bleiben musst, um einen guten Job zu machen.

Regel Nummer 5: Sich öffnen und fallen lassen

Wenn ein Shooting gut vorbereitet ist, alle Absprachen klar sind und du dich sicher und wohlfühlst, steht einem kreativen Shooting nur noch wenig im Wege. Jetzt ist es an dir, dich in dem besprochenen Rahmen fallen zu lassen und dich zu öffnen. Wenn du deinem kindlichen Spieltrieb nun folgst und der Fotograf den gleichen Weg sieht und verfolgt, werdet ihr jetzt einen spannenden kreativen Moment haben.

In den weiteren Kapiteln wirst du mehr darüber erfahren, wie du diesen Spieltrieb in dir entfachen kannst, und dein Fotograf dir dabei helfen kann, dich inspirierend in ein Shooting einzubringen.

KLEINES BENIMM-EINMALEINS FÜR FOTOGRAFEN

Was für das Model gilt, gilt für den Fotografen ebenso. Sorge dafür, dass sich dein Gegenüber beim Shooting wichtig und wohlfühlt.

Regel Nummer 1: Pünktlichkeit

Um mich nicht endlos zu wiederholen, mache ich es an diesem Punkt kurz: Natürlich sollte nicht nur das Model pünktlich sein, sondern auch der Fotograf. Gerade wenn du ein womöglich unerfahrenes Model warten lässt, ist das für das Model ein weiterer Grund zur Verunsicherung. Es bringt dir nichts, auf dem Standpunkt zu stehen, dass ein gutes Model cool und gelassen sein und eine unkomplizierte, entspannte, kreative Art mit sich bringen sollte. Meistens ist es erst einmal nicht so.

Viele Models sind jung, unsicher und unerfahren und alles andere als gelassen und cool zu Beginn eines Shootings. Es sollte sich in deinem eigenen Interesse von selbst verstehen, alles dafür zu geben, dass sich das Model wohlfühlt. Und das fängt mit der Pünktlichkeit an.

Regel Nummer 2: Körper- und Studiopflege

Nicht ohne Grund habe ich an diesem Punkt von Körperpflege auf Studiopflege erweitert, da ich schon von einigen Models gehört habe, dass sie sich auf dem Weg zum Studio oder der Location erst einmal durch Berge von leeren Bier und Weinflaschen haben kämpfen müssen oder der Fotograf ähnlich intensiv wie sein „Studio“ roch. Das sind mit Sicherheit Ausnahmen, und ich will nicht die Zunft der ambitionierten Hobbyfotografen in den Schmutz ziehen. Aber es lohnt sich, einmal darüber nachzudenken, was für eine Wirkung du auf dein Model hast und was du selbst schon durch dein Auftreten bewirken kannst.

Wenn du möchtest, dass sich dein Model dir öffnet, ist es das Allerwichtigste, dass es sich wohlfühlt. Je mehr du deinem Model zeigst, dass auch dir dieses Shooting wichtig ist und du darum bemüht bist, dass es sich wohlfühlt, umso mehr wird es dir letzten Endes geben.

Regel Nummer 3: Vorbereitung und Absprachen

Um dem Model Sicherheit zu geben, sind eine gute Vorbereitung und Absprachen sehr wichtig. Es empfiehlt sich immer, einen kleinen Vertrag oder eine Einverständniserklärung vorbereitet zu haben, die du dem Model am besten schon vor dem Shooting zukommen lässt, damit es sich diese in Ruhe durchlesen kann und bei Uneinigkeit Inhalte geändert werden können. Für dich selbst ist es mehr als ärgerlich, wenn du Fotos gemacht hast und das Model dir hinterher den Vertrag nicht unterschreiben will und du die Fotos, so wie du sie eigentlich nutzen wolltest, gar nicht verwenden darfst.

Unabhängig vom Vertrag solltest du eine Idee haben, was genau du als Erstes fotografieren willst oder vielmehr womit das Model beginnen soll. Je konkreter du das formulieren oder zeigen kannst, umso besser. Es gibt nicht nur deinem Model Sicherheit, wenn du weißt, was du willst, sondern auch dir selbst, und das wird sich positiv auf dein Model auswirken. Je erfahrener du bist, umso mehr wirst du dich davon lösen und Situationen auch auf dich zukommen lassen können.

Regel Nummer 4: Alkohol und andere Genussmittel

Alkohol und andere Genussmittel sind nicht das Geheimrezept für tolle Fotos. Ich muss zugeben, dass ich selbst mit Mitte zwanzig der Meinung war, dass ein Gläschen Sekt zu Beginn eines Shootings dazu gehören würde, und zelebrierte das konsequent. Ich stellte mir einfach vor, dass es so bei den Superstars auch läuft, und kam mir dann sehr professionell vor, wenn ich mein Model mit Sekt empfing. Es mag sein, dass der ein oder andere Profi tatsächlich so arbeitet, aber realistisch ist es eher, dass dein Model vom ersten Gläschen Sekt schon glasige Augen und eine rote Nase bekommt. Je nachdem, wie gut dein Model den Alkohol verträgt, vermindert er dessen Konzentration, und es wird ein bisschen zu lustig oder müde.

Nein, das bringt euch nicht weiter. Außerdem kann dein Model den Eindruck von dir bekommen, dass du es zu etwas bringen möchtest, was es eigentlich nicht will.

Alkohol vor dem Shooting kann einen unseriösen Eindruck machen. Und wenn du deine eigene Unsicherheit damit in den Griff bekommen möchtest, kann ich nur eine gute Vorbereitung empfehlen. Denn wenn du gut vorbereitet bist, gibt es keinen Grund, unsicher zu sein. Vielleicht könnt ihr einfach nach einem erfolgreichen Shooting den krönenden Abschluss gemeinsam feiern, wenn der Champagner jetzt schon gekauft ist.

Regel Nummer 5: Sich öffnen und fallen lassen

Um kreativ sein und die Inspiration deines Models nutzen zu können, gilt genau wie für das Model auch für dich: Lass dich fallen und öffne dich. „Augen auf und los geht’s“ kommt an dieser Stelle zum Zuge. Lass dich ein auf das, was kommt. Meistens kommen die Dinge anders als erwartet.

Lass dich überraschen und entdecke die vielen Möglichkeiten, mit denen du überhaupt nicht gerechnet hast. Dabei musst du natürlich nicht aus den Augen verlieren, was du vorhattest, und sobald du merkst, dass es stockt oder dein Model Hilfe braucht, kannst du auf das Vorbereitete zurückgreifen oder schnell noch mal in den folgenden Kapiteln nachlesen, was du jetzt machen könntest.

WAS SIND EIGENTLICH POSEN?

Diese Frage ist sehr einfach beantwortet, denn es gibt keine Körperhaltung, die nicht eine Pose wäre. Wenn du dir das vor Augen hältst, wirst du sehr schnell merken, wie einfach der Weg zu den unbegrenzten Möglichkeiten der unendlichen Posen ist, denn du musst vor der Kamera eigentlich nichts anderes machen, als weiterzuleben.

Wenn du dir das nicht vorstellen kannst, beobachte einfach mal andere Menschen, während sie sich unterhalten und dem anderen gerade zuhören. Egal ob sie dabei sitzen oder stehen: Dir wird auffallen, wie aktiv Menschen sind, obwohl sie sich eigentlich gerade nur unterhalten. Ohne darüber nachzudenken, rutschen sie von der einen Pobacke auf die andere, wechseln vom linken auf das rechte Standbein, kratzen sich am Hinterkopf, zupfen hier und da am Hemd, gehen sich durch die Haare, streichen sich über den Arm, gucken mal eben nach links oder rechts oder drehen sich kurz um, strecken sich und dehnen sich und nehmen besonders im Sitzen oft die interessantesten Körperhaltungen oder Posen ein.

Wenn wir nicht darüber nachdenken, sind wir eigentlich ständig in Bewegung. Diese ureigene Eigenschaft wird lediglich durch Fernseher oder Computer außer Kraft gesetzt. Ein einzelner Mensch, der durch ein solches Medium abgelenkt wird, neigt dazu, über einen langen Zeitraum in einer Körperhaltung zu verharren und nichts mehr zu machen, außer sich alle paar Minuten seine Cola und eine Handvoll Chips zum Mund zu führen.

Autor

  • Henrik Pfeifer (Autor:in)

Der Berliner Fotograf Henrik Pfeifer hat vor 17 Jahren sein Lieblingsmotiv gefunden – den Menschen! Mittlerweile ist er für viele Models und Schauspieler erste Wahl, wenn es darum geht, Persönlichkeit gekonnt in Szene zu setzen. Seine erfolgreichen Workshops zum Thema werden von Hobby- und Profifotografen gleichermaßen besucht.
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Titel: Professionelles Posing