Lade Inhalt...

Grundlagen Tierfotografie

Profifotos in 3 Schritten. Faszinierende Bildideen und ihre Umsetzung

von Fotoschule des Sehens (Herausgeber:in) Peter Uhl (Autor:in) Martina Walther-Uhl (Autor:in)
192 Seiten

Zusammenfassung

Tierfotografie – leicht verständlich erklärt! Für alle Einsteiger in die Tierfotografie, die sich nicht mit Theorie aufhalten möchten: Die zahlreichen Bildideen, Anleitungen und Tipps lassen Sie selbst als Anfänger schnell professionelle Aufnahmen machen. In drei kleinen Schritten lernen Sie, wie Sie Ihre Kamera einstellen müssen, um Haus-, Zoo- oder Wildtiere gekonnt in Szene zu setzen. Für den perfekten Start in die Tierfotografie – mit vielen Anleitungen für tolle Bildideen! Mit Beispielen und Anleitungen für Haus-, Zoo- und Wildtiere.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


image
image

Der Fotografenmeister Peter Uhl gründete zusammen mit seiner Frau, der Diplom-Biologin und Fotografin Martina Walther-Uhl, 2008 die Fotoschule des Sehens.

Zunächst starteten sie mit einem kleinen Fotoseminarangebot im Raum Hannover. Doch aufgrund stark wachsender Nachfrage zu verschiedensten Fotothemen vergrößerten sie kontinuierlich ihr Fotoseminarangebot, nicht nur thematisch, sondern auch regional. Heute bieten beide als Fotoschule des Sehens europaweit etwa 100 ein- und mehrtägige Fotoseminare pro Jahr an. Das komplette Seminarangebot ist auf der Website www.fotoschule-des-sehens.de ersichtlich.

image
image

Der Erfolg liegt nicht nur im fundierten fachlichen Wissen, das beide in den Fotoseminaren vermitteln. Eine große Rolle spielt auch die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge der Fotografie leicht verständlich und für jedermann schnell erfassbar zu beschreiben. Die Seminaratmosphäre ist so gestaltet, dass jede Frage ernst genommen und ausführlich beantwortet wird.

In allen Fotoseminaren kommt immer wieder ein Leitsatz für die Fotografie zum Ausdruck: Fotografieren soll Spaß machen und neue Sichtweisen ermöglichen, aber nicht zum Leistungsdruck werden.

VORWORT

Oftmals kommen Teilnehmer in unsere Seminare „Tierfotografie“ oder „Hundefotografie“ weil sie ein eigenes Haustier besitzen und dieses gern ausdrucksstärker fotografieren möchten. Andere kommen, um sich auf eine Urlaubsreise vorzubereiten, bei der sie wilde, frei lebende Tiere fotografieren möchten. Bei einigen Teilnehmern ist auch der Wunsch vorhanden, Tiere im Zoo so zu fotografieren, als wäre das Foto in freier Natur gemacht.

Dabei stehen oftmals Gitter oder auch Glasscheiben im Weg, mit denen man nicht so recht umzugehen weiß. Zudem ist natürlich der Wunsch da, dass die Tiere nicht einfach nur herumstehen, sondern etwas Spannendes machen, damit das Foto mehr Ausdruck bekommt. Dazu kommt die Schwierigkeit vieler Hobbyfotografen, Tiere in Bewegung scharf abzulichten.

In unserem Ratgeber „Grundlagen Tierfotografie“ werden wir deshalb verschiedene Bereiche, in denen man Tieren begegnen kann, aufführen und die Bedingungen und Vorgehensweisen beim Fotografieren beschreiben. Sie erfahren dabei alles Wichtige über das Fotografieren Ihrer eigenen Haustiere sowie von Tieren in zoologischen Gärten (Zoos) und Wildparks, und wir werden auch auf das Fotografieren von Wildtieren eingehen.

Viel Spaß beim Fotografieren wünschen Ihnen

Peter Uhl und Martina Walther-Uhl

von der Fotoschule des Sehens

TIERFOTOGRAFIE

Viele Menschen kommen erst durch ihre Liebe zu Tieren zur Fotografie. Sie möchten die Momente festhalten, in denen sie ihr eigenes Tier besonders niedlich oder schön finden – Momente, die sie berühren oder begeistern. Doch meist merkt man sehr schnell, dass einen die Tierfotografie vor ganz besondere fotografische Herausforderungen stellt – unabhängig davon, ob es das eigene Tier ist, das man fotografieren möchte, ein Tier im Zoo, oder vielleicht eines in der freien Natur.

Je nachdem, ob es sich um Haustiere, Tiere im Zoo, im Wildpark, im Vogelpark oder um Tiere in freier Natur handelt, kommen unterschiedliche Rahmenbedingungen auf Sie als Fotografen zu. Doch bei allen Tieraufnahmen, ob es nun Ihr eigener Hund ist, den Sie gut kennen und einschätzen können, ob es ein Orang-Utan im Zoo oder ein Reh in freier Natur ist: Was Sie bei allen Tieraufnahmen brauchen, ist Geduld. Wer meint, er könne mal eben auf die Schnelle ausdrucksstarke Tierfotos machen, wird meist enttäuscht bemerken, dass man dazu Zeit, eine gute Beobachtungsgabe, Ausdauer und dann auch noch schnelles Reagieren braucht. Selbstredend, dass nicht jedes Bild ein Treffer wird, besonders dann nicht, wenn sich Tiere schnell bewegen oder wenn mehrere Tiere miteinander in Bewegung sind. Dann wird es oft hektisch und unüberschaubar. Jetzt sind Konzentration und gutes Beobachten erforderlich, um den richtigen Moment nicht zu verpassen. Ziel des Beobachtens ist übrigens nicht nur, den richtigen Moment für das Auslösen zu erwischen, sondern auch wiederkehrendes Verhalten zu erkennen und so beim nächsten Versuch besser vorbereitet zu sein.

In den folgenden Kapiteln wollen wir unseren Fokus auf ein paar grundsätzliche Dinge legen, die sich beim Fotografieren von Haustieren, Zootieren und Wildtieren ergeben.

Fotografieren von Haustieren

Beim Haustier denken die meisten sicher zuerst an Hund, Katze und Pferd. Aber auch Kaninchen, Vögel, Fische, Reptilien und Amphibien können tolle Models sein. Das Fotografieren des eigenen Haustieres hat den großen Vorteil, dass der Besitzer sein Tier und auch dessen Gewohnheiten und Stimmungen recht gut kennt. Das Verhalten des Tiers ist so oftmals vorhersehbar und somit gezielt zu erfassen. Auch dass das Tier seine Bezugsperson kennt und Vertrauen zu ihm hat, ist von großem Vorteil.

Bei Aufnahmen Ihres Hundes können Sie den Aufnahmeort weitestgehend frei wählen, wohingegen eine Katze dabei meist nicht mitspielt, und bei Terrarien- oder Aquarientieren sind Sie noch eingeschränkter in der Wahl des Aufnahmeortes. Hunde sind besonders schön draußen zu fotografieren, wenn sie ihre Umgebung erkunden, wenn sie laufen, herumtoben und einfach so sind, wie sie sind. Sollten Sie bestimmte Fotos im Kopf haben, die Sie machen wollen, ist es oft hilfreich, zu zweit mit dem Hund rauszugehen, damit sich einer auf das Fotografieren konzentrieren und der andere sich um den Hund kümmern kann. Zum Beispiel, um seine Aufmerksamkeit zu erregen für ein Porträt mit aufmerksamem Blick und aufgerichteten Ohren, oder um ihn heranzurufen für ein Bewegungsfoto von der Seite oder, falls Ihr Hund Wasser liebt, um ihn dazu zu animieren, ins Wasser zu gehen. Zu zweit ist es meist sehr viel einfacher, denn sich gleichzeitig auf Hund und Kameraeinstellungen, die Perspektive, den richtigen Moment etc. zu konzentrieren, ist meist einfach zu viel auf einmal, um die gewünschten Fotos gut zu machen.


Auch Pferde lassen sich natürlich sehr gut draußen aufnehmen, z. B. auf einer Weide. Dabei wird es besonders reizvoll, wenn es sich vielleicht um eine kleine Herde handelt und auch Fohlen dabei sind, die dann vielleicht sogar über die Weide galoppieren. Bei Standbildern von Pferden muss das Tier natürlich nicht immer im Ganzen abgelichtet werden. Oftmals ergeben ein Kopfporträt oder ein einzelnes Detail, wie ein Auge (siehe Workshop „Pferdeauge mit Spiegelung“) oder wie ein Huf, interessante Fotoergebnisse.

Die meisten Katzen sind Hauskatzen, leben innerhalb Ihrer vier Wände und haben keine Möglichkeit rauszugehen. Bei Innenaufnahmen haben Sie grundsätzlich ein Problem mit dem vorhandenen Licht, denn drinnen ist es meist weniger hell als draußen. Wie Sie mit dieser Situation umgehen, zeigen wir Ihnen im Workshop „Mal direkt von oben geschaut“. Aufs Blitzen sollten Sie aber generell verzichten. Nicht nur, dass Ihre Katze an der Rückwand ihrer Augen eine das Licht reflektierende Schicht hat, damit sie im Dunklen gut sehen kann, und weil das zurückgeworfene Licht der Katzenaugen auf dem Foto sehr künstlich aussieht. Nein, Sie werden es sich auch mit Ihrem Fotomodell verderben, denn das Blitzlicht ist für Katzenaugen viel zu hell und die Katze wird sich wahrscheinlich, nachdem sie ein- oder zweimal angeblitzt wurde, bereits umdrehen oder weglaufen, wenn Sie sich auch nur mit dem Fotoapparat nähern. Übrigens ist Blitzlicht nicht nur für Katzenaugen unangenehm, wie Sie vielleicht selbst schon auf Feiern erlebt haben. Man ist einfach geblendet, und das macht den wenigsten Menschen und Tieren Spaß. Deshalb Tiere bitte immer ohne Einsatz des Blitzlichtes aufnehmen. Falls Ihre Katze ins Freie geht, sollten Sie natürlich die Chance wahrnehmen und draußen fotografieren. Mit einem Teleobjektiv können Sie Abstand zu Ihrer Katze wahren und sie in Ruhe beobachten.


Fische werden Sie durch die Scheibe des Aquariums fotografieren, Reptilien und Schlangen – bis auf einige Ausnahmen – in der Regel durch die Scheibe des Terrariums. Hierbei ergeben sich manchmal Schwierigkeiten durch Lichtreflexionen auf der Glasscheibe, die dann auf den Fotos störend zu sehen sind. Wie Sie beim Fotografieren durch Glasscheiben grundsätzlich am besten vorgehen, beschreiben wir im nächsten Abschnitt (siehe Kapitel: „Fotografieren von Tieren im zoologischen Garten, Wildpark und Vogelpark“). Viele Zoos sind dazu übergegangen, Gitter durch Glasfronten zu ersetzen, sodass Fotografieren durch Glas dort eine immer größere Rolle spielt. Doch zurück zu den Aquarien- und Terrarientieren: Bekommt man bei ruhig verharrenden Reptilien und Schlangen mit einer etwas längeren Belichtungszeit meist noch scharfe Bilder, so ergeben sich bei schwimmenden Fischen oftmals Probleme durch die längere Belichtungszeit. Auch hier setzen Sie nach Möglichkeit keinen Blitz ein, denn das Blitzlicht wird Reflexionen an der Scheibe erzeugen, die Sie dann auf dem Foto haben. Wie Sie mit der Situation anders umgehen können, zeigen wir Ihnen in dem Workshop „Fischporträt“.

Fotografieren von Tieren im zoologischen Garten, Wildpark und Vogelpark

Fotografieren im Zoo und in Wild- und Vogelparks stellt eine gute Alternative zum Fotografieren von Wildtieren in freier Natur dar. Unterschiedliche, wild lebende Tiere, sind hier auf relativ kleinen Raum zu sehen, ohne dass teure und aufwendige Reisen unternommen werden müssen. Die Zoo- und Wildparktiere sind in der Regel immer da und an die Menschen und die damit verbundene Unruhe gewöhnt. Man kommt relativ nahe an die Tiere heran und kann ungefährdet und in Ruhe fotografieren.

Doch hier kennen Sie die Tiere in der Regel nicht „persönlich“ oder zumindest nicht so gut wie ihr eigenes Haustier. Auch können Sie den Aufnahmeort nur eingeschränkt frei wählen, denn das Gehege ist ja vorgegeben und die Gehege-Begrenzungen müssen unbedingt eingehalten werden. Einige Gehege bieten allerdings die Möglichkeit, von mehreren Seiten oder von erhöhten Standpunkten ins Gehege hineinzusehen. Bei der Zoo- und Wildparkfotografie sollten Sie also erst einmal die Tiere beobachten, um zu sehen, wie sie sich verhalten, z. B. wo sie sich am liebsten aufhalten oder welche Tiere miteinander in Kontakt treten. Es geht darum – wie schon zu Anfang dieses Kapitels gesagt – vorhersehbares Verhalten zu erkennen, um so in einer wiederkehrenden Situation gut auf das Wunschfoto vorbereitet zu sein. Aber auch das Gehege sollten Sie nicht außer Acht lassen und an den Stellen, an denen Sie als Besucher stehen dürfen, nach günstigen Perspektiven und Standorten Ausschau halten. Denn oftmals lassen sich durch eine vorherige Gehege-Recherche unschöne Hintergründe auf den Fotos vermeiden (siehe Kapitel: „Planungen für das Fotografieren von Zoo- und Wildparktieren“ ). Mit etwas Glück ergeben sich aber Situationen, die das Problem des Hintergrundes fast von selbst lösen, z. B., wenn sich ein Tier so vor ein anderes stellt, dass das zweite Tier bei geschickt gewählter Fotoperspektive, geeigneter Objektivbrennweite und Wahl des Bildausschnitts gleich selbst den Hintergrund bildet.


Auf das Verhalten der Zoo- und Wildparktiere haben Sie keinen Einfluss, anders als bei Ihrem Hund und Ihrer Katze, die Sie durch Spielzeug oder Leckerlis oftmals motivieren oder zu einem bestimmten Verhalten veranlassen können. Im Zoo und Wildpark müssen Sie einfach warten und beobachten, was geschieht.

Beim Fotografieren in Zoos oder in Wildparks werden Sie immer wieder an Gehege kommen, die durch Glas oder durchgehende Gitter Tiere und Besucher trennen, sodass man nicht einfach „darüber hinweg“ fotografieren kann. Fotografieren durch Glas ist möglich, auch ohne sichtbare Reflexionen auf dem Foto. Auch Gitter können Sie in vielen Fällen fotografisch auflösen, sodass sie nicht auf dem Foto erscheinen.

Über das Fotografieren durch Glasscheiben hören wir immer wieder von Teilnehmern, dass man auf den Fotos bunte Reflexionen von anderen Besuchern oder Lichtreflexe von Lampen sehe, dass die Fotos milchig erscheinen oder dass der Autofokus nicht fokussieren würde. Wir sagen immer: keine Angst vor dem Fotografieren durch Glasscheiben. Man muss nur einiges dabei beachten, damit es gut klappt: Sie müssen nahe an die Glasscheibe herangehen und eine saubere Stelle suchen. Das Objektiv sollte nur etwa 1–2 cm von der Glasscheibe entfernt sein und senkrecht auf die Scheibe zeigen. So hat der Autofokus noch Raum für Bewegungen beim Fokussieren. Zudem können so keine von anderen Besuchern verursachten Reflexionen mit auf das Bild gelangen. Damit Sie eine bessere Orientierung haben, wie weit Sie noch von der Glasscheibe entfernt sind, geben wir den Tipp, die äußere Schmalseite der Hand, die Handkante, ans Glas zu lehnen. Denn wenn Sie durch den Kamerasucher schauen, sehen Sie die Glasscheibe nicht mehr. Sie könnten durchaus mit dem Objektiv gegen die Scheibe stoßen und dabei das Objektiv beschädigen. Achten Sie darauf, dass Sie die Kamera nicht schräg zur Glasscheibe halten, denn dann könnten wieder Reflexionen in den Bildausschnitt gelangen, die Sie evtl. hinterher auf dem Foto sehen.


imageWICHTIG: FOTOGRAFIEREN DURCH GLAS

Auch wenn es erst einmal wie Zauberei klingt: Sie können beim Fotografieren durch Gitter in vielen Fällen die Gitter auflösen, sodass sie auf dem Bild nicht mehr zu sehen sind. Allerdings müssen dabei einige Voraussetzungen gegeben sein und Sie müssen ein paar Rahmenbedingungen einhalten.

Das Wichtigste ist, dass Sie nahe an das Gitter herankönnen. Und nahe heran heißt genau, wie oben beim Fotografieren durch Glas beschrieben, auch wirklich nahe heran. Versuchen Sie dabei die Kamera so zu halten, dass kein Gitterkreuz direkt vor dem Objektiv liegt. Eine weitere Voraussetzung ist, dass das Tier nicht allzu nahe am Gitter sitzt, denn wie Sie im Kapitel „Schärfentiefe im Bild“ sehen werden, breitet sich die Schärfentiefe, ausgehend von dem, auf das Sie fokussieren, nach hinten und nach vorne aus. Sitzt das Tier also zu nahe am Gitter, kann es sein, dass die Ausdehnung der Schärfentiefe in Richtung Kamera, also auch in Richtung Gitter, selbst bei niedriger Blendenzahl immer noch ausreicht, um das Gitter unscharf oder schemenhaft auf dem Foto abzubilden. Um die Ausdehnung der Schärfentiefe ein bisschen einzugrenzen, sollten Sie durch Gitter mit weit geöffneter Blende (= niedriger Blendenwert) und eher im Telebereich ab 70-mm-Brennweite (siehe Kapitel „Objektiv-Brennweiten“) fotografieren.


imageWICHTIG: FOTOGRAFIEREN DURCH GITTER

Wie oben bereits angedeutet, ist ein nahes Herantreten ans Gitter manchmal nicht möglich, denn bei einigen Gehegen, ist eine weitere meist niedrigere Absperrung vorgelagert, damit Besucher auf Abstand gehalten werden. Teils ist das zum Schutze der Besucher so, teilweise aber auch, weil ein näheres Herantreten ein Stressfaktor für die Tiere wäre. Bleiben Sie auf jeden Fall hinter der vorgegebenen Absperrung. In manchen Fällen hilft hier ein Objektiv mit einer großen Brennweite im Telebereich, z. B. ab 250 mm. Wenn Sie kein Objektiv im längeren Telebereich haben und auf eine solche vorgelegte Absperrung treffen, respektieren Sie auf jeden Fall die Begrenzung und verzichten Sie lieber auf ein gitterloses Foto, denn Sie wissen ja: Fotos nicht um jeden Preis und schon gar nicht um den Preis der eigenen Sicherheit oder um den Preis, Stress bei den Tieren zu verursachen.

Fotografieren von wild lebenden Tieren

Wildtiere – so mancher denkt da gleich an Löwen, Elefanten oder Zebras. Aber es gibt natürlich noch viel mehr Wildtiere, die zu fotografieren sich lohnt. Kleine wild und frei lebende Tiere können Insekten, Schlangen, Enten oder Raben sein, größere vielleicht Kraniche, Rehe, Füchse und Delfine. Doch egal ob klein, groß, heimisch oder in fernen Regionen: Größter Unterschied zum Fotografieren von Haus- und Zootieren ist, dass wild lebende Tiere nicht immer da sind. Das kann an der falsch gewählten Jahreszeit liegen, z. B. bei Zugvögeln oder Insekten. Aber auch Tiere, die eigentlich das ganze Jahr über da sind, bekommt man nicht zu Gesicht, wenn man an der falschen Stelle sucht. Hier sollte man sich vorher genau informieren (siehe Kapitel „Los geht’s: Vorbereitungen für die Tierfotografie“).

Wenn Sie Ihr Fotomotiv gefunden haben, sollten Sie auf jeden Fall einen Grundsatz beachten, nämlich möglichst wenig zu stören, z. B. Vögel beim Brüten oder beim Füttern der Jungvögel. Hier kann eine Störung dazu führen, dass die Altvögel ihre Brut aufgeben.

Wenn Sie die Tiere nicht nur ablichten, sondern interessante Fotos machen möchten, sollten Sie das Verhalten der Tiere möglichst oft beobachten. Das geht natürlich nicht immer, denn manchmal verführt eine plötzliche Begegnung mit einem Wildtier einfach zu Schnappschüssen. Doch wenn Sie beobachten können, tun Sie es. Wenn Sie etwa bemerkt haben, dass Wasservögel, wie zum Beispiel Stockenten, bei der Gefiederreinigung immer wieder unter die Wasseroberfläche stoßen und sich danach im Wasser aufrichten, um ihr Gefieder von Wassertropfen zu befreien, dann können Sie sich beim Fotografieren von Badesituationen genau auf diesen Ablauf einstellen und ihn als vorhergesehenes Verhalten gezielt fotografieren.


PLANUNGEN

Wenn man nicht nur Schnappschüsse machen möchte – die natürlich auch mitreißend sein können – dann setzt die Tierfotografie ein gewisses Maß an Vorbereitung und natürlich auch an Wissen über das Verhalten der Tiere voraus.

Das ist bei den drei Gruppen Haustiere, Zootiere und wild lebende Tiere natürlich recht unterschiedlich. Beispielsweise ist die Frage „Wo finde ich das Tier, das ich fotografieren möchte?“ beim eigenen Haustier und bei Zootieren meist recht einfach zu beantworten. Das sieht aber bei den meisten Wildtieren schon etwas anders aus. Um vorausgehende Überlegungen kommt man also nicht herum.

Planungen für das Fotografieren von Haustieren

Das Fotografieren des eigenen Haustieres hat den großen Vorteil, dass man sein Tier und dessen Gewohnheiten, sein Verhalten und seine Vorlieben kennt. Der Ablauf ist somit oftmals vorhersehbar und die gewünschten Fotos sind entsprechend planbar.

Bei Tieren, die Sie draußen fotografieren, wie z. B. Hund oder Pferd, sollten Sie sich auf jeden Fall Gedanken über den Aufnahmeort machen. Denn der Schauplatz sollte in erster Linie sicher sein. Bei Pferden bietet sich dazu am besten die heimische Weide an. Für die Fotos von Ihrem Hund wählen Sie am besten einen Ort, an dem einerseits Sie selbst in Ruhe fotografieren können und andererseits Ihr Hund möglichst wenig durch andere Tiere oder Spaziergänger abgelenkt wird. Am besten wählen Sie einen Ort, wo nichts passieren kann, wenn er dort herumtobt oder einem Ball oder einer Frisbeescheibe hinterher springt. Nehmen Sie für Ihre Fotosession auf jeden Fall einige Spielsachen Ihres Hundes und natürlich ein paar Leckerlis zur Belohnung mit. Da eine Fotosession von Ihrem Hund – genau wie von Ihnen – eine ganze Menge Energie und Konzentration erfordert, sollten Sie nur mit einem gesunden und motivierten Tier arbeiten. Freude am Herumtoben erkennt man auch bei einem Hund nur dann auf dem Foto, wenn er noch Spaß daran hat und nicht bereits müde ist.

Natürlich ist auch das Wetter wichtig für das Gelingen einiger Aufnahmen. Wenn Sie einen quirlig umherspringenden Hund scharf ablichten möchten, benötigen Sie kurze Verschlusszeiten (siehe im Kapitel „Belichtungszeit“, den Merkkasten mit dem Fazit: „Kurze Zeiten, lange Zeiten“). Und wenn Sie dazu nicht den ISO-Wert allzu hoch einstellen möchten, benötigen Sie die Unterstützung der Sonne.


Auch für die Fotos von Ihrer Katze können Sie einige unterstützende Vorbereitungen treffen. Je nachdem wie spielfreudig Ihre Katze ist, gehören dazu Spielzeuge, nach denen sie greifen und tasten kann. Mit einem Spielzeug können Sie Ihre Katze zu schönen Posen bringen, wenn sie eine Pfote nach einem über ihr hängendes Spielzeug oder nach einem Leckerli ausstreckt und ganz und gar darauf konzentriert ist, den Gegenstand zu ergreifen. Bei Innenaufnahmen von Katzen ist es hilfreich, für eine gute Ausleuchtung des Raumes einen Deckenfluter aufzustellen, wie Sie ihn ja vielleicht sogar im Wohnzimmer stehen haben. Das indirekte Licht gegen die Zimmerdecke stört die Katze nicht und verhilft Ihnen zu kürzeren Belichtungszeiten. Der besondere Reiz der Innenaufnahmen besteht in der Verbindung der Katze mit dem menschlichen Lebensumfeld, beispielsweise, wenn sie auf einem Stuhl liegt und durch die Streben der Rückenlehne ihre Umgebung beobachtet (siehe Workshop „Alles im Blick“).

Zum Fototermin Ihrer Fische, Amphibien oder Reptilien sollten die Scheiben der Aquarien und Terrarien immer sauber sein. Reinigen Sie also die Scheiben von innen und von außen, bevor Sie fotografieren.

Planungen für das Fotografieren von Zoo- und Wildparktieren

In Zoo- und Wildparks kennen Sie in der Regel die Tiere nicht oder nicht so gut, wie Ihr Haustier. Deshalb sollten Sie hier als Vorbereitung für ausdrucksstarke Fotos etwas mehr Zeit für Tierbeobachtung mitbringen, um beispielsweise zu erkennen, wie sich die Tiere in welchen Situationen verhalten oder an welchen Stellen des Geheges sie sich wann am liebsten aufhalten. Auf das Verhalten dieser Tiere haben Sie keinen Einfluss, anders als bei Ihrem Hund oder Ihrer Katze, die Sie durch Spielzeug oder Leckerlis motivieren oder zu einem bestimmten Verhalten bewegen können. Im Zoo geht das natürlich nicht. Sicher erkennen Sie bei den Zoo- und Wildparktieren ein wiederkehrendes Verhalten, aber es ergibt sich auch sehr viel Unvorhersehbares und Überraschendes.

Anders als beim Fotografieren vieler Haustiere, die Sie an ausgewählte Orte zum Fotografieren bringen können (Park, Garten, Wiese, See, etc.), müssen Sie in Zoos und Wildparks mit dem vorliebnehmen, was sich Ihnen bietet. Der Standort ist nicht uneingeschränkt frei wählbar, da die Gehege-Ausrichtung vorgegeben ist und die Begrenzungen eingehalten werden müssen. Aus diesem Grund ist eine Gehege-Recherche nötig, um schon vor der Aufnahme zu sehen, welche Elemente des Geheges, z. B. Zäune oder Kletterseile, vielleicht nicht mit auf das Foto kommen sollen, oder wie sich der Lichteinfall im Verlauf des Tages ändert. Beobachten Sie, wie die Sonne im Laufe des Tages verschiedene Bereiche des Geheges bescheint. Am einfachsten ist die Gehege-Recherche immer dann, wenn kein Tier im Gehege auftaucht, da man sonst schnell vom Fotomotiv gefangen ist. Aber es lohnt sich, den Blick einfach einmal vom Tier abzuwenden und auf die Umgebung zu richten. So können Sie im vorgegeben Rahmen den Standort auswählen, bei dem wenig störende Elemente mit auf das Bild kommen.


Flugshows sollten Sie sich vor den ersten Aufnahmen – soweit es zeitlich möglich ist – ruhig ein- bis zweimal vorher ansehen, da sie eingeübt sind und die Vögel meist die gleichen Sitzwarten anfliegen. So können Sie für Ihre Aufnahmen vor der Flugshow gezielter Ihren Sitz- oder Standpunkt wählen. Wenn Sie während der Flugshow umhergehen würden, weil an anderer Stelle ein scheinbar besserer Fotostandpunkt wäre, könnte dies die Vögel irritieren.

Informieren Sie sich auch über aktuelle Jungtierbestände, beispielsweise durch die Internetseiten der Zoos und Wildparks. Lernen Sie auf jeden Fall die Aktivitätsphasen der Tiere kennen, denn manche verschlafen den halben Tag und werden eher am Spätnachmittag aktiv. Ebenso wichtig sind die Fütterungszeiten, die Sie meist dem Programmheft der Zoos entnehmen können. Manchmal erlebt man bei den Fütterungen Überraschungen, wenn man beispielsweise sieht, wie ein Braunbär einen Apfel frisst.

Planungen für das Fotografieren von wild lebenden Tieren

Größter Unterschied der wild und frei lebenden Tiere zu Haus- und Zootieren ist, dass sie nicht immer da sind, wenn man sie fotografieren möchte und dass man sie im Allgemeinen noch weniger „persönlich“ kennt. Außerdem muss man oftmals schnell sein, denn wenn einem einmal etwa ein Fuchs über den Weg läuft, ist er auch schnell wieder weg (siehe Workshop: „Nicht planbar“). Bei solchen Zufallsbegegnungen muss man schnell reagieren.

Wenn Sie nicht alles dem Zufall überlassen möchten, dann müssen Sie sich auf den Fotospaziergang vorbereiten, sich beispielsweise vorher über Wildtierfutterplätze oder über das Ankommen von Zugvögeln informieren. Gehen Sie zu den Wildfutterplätzen und Aussichtsplattformen auch ruhig schon mal, wenn noch gar nicht mit den Tieren zu rechnen ist, um die Verhältnisse vor Ort kennenzulernen. Zum Beispiel ist es wichtig, die Himmelsausrichtung zu kennen und zu ermitteln, mit welchen Lichtverhältnissen zu rechnen ist. Mitten im Wald ist es meist dunkler als auf dem freien Feld. Für den Erfolg Ihrer erhofften Aufnahmen ist es wichtig, sich vorher zu informieren und viel zu beobachten. Doch trotz aller Vorbereitungen und Planungen hat natürlich auch der Zufall und somit der Schnappschuss seine Berechtigung, denn dass man auf einem einsamen Autoparkplatz plötzlich einem nach Futter suchenden Raben begegnet, der sich äußerst neugierig der Kamera nähert, damit ist nicht unbedingt zu rechnen. Nutzen Sie solche Zufallsbegegnungen und versuchen Sie ein interessantes Foto daraus zu machen, vielleicht durch eine niedrige Perspektive (siehe Workshop „Dunkel auf hell – richtig belichten“).

Da einem der Zufall aber nicht immer zugutekommt, ist es wichtig, dass man nicht nur die Aufenthaltsorte der Wildtiere kennt, sondern auch weiß, wann man dort mit ihnen rechnen kann. Informationen können Sie über regionale Naturverbände oder -vereine, regionale Tourismus-Informationsbüros oder einfach über das Internet in Erfahrung bringen.


LOS GEHT’S: VORBEREITUNGEN FÜR DIE TIERFOTOGRAFIE

Egal, ob Sie Ihr Haustier im Garten, Tiere im nächstgelegenen Zoo oder Wildpark oder vielleicht wild lebende Tiere in freier Natur fotografieren wollen – ein wenig Vorbereitung sollte sein.

Dazu gehören nicht nur – wie eben gelesen – die Überlegungen, die sich auf die Tiere, deren Verhalten, die Saison und die Aufenthaltsorte beziehen, sondern natürlich auch Gedanken bezüglich der Kameraausrüstung: Einerseits, ob die Ausrüstung, die man mitnehmen möchte, komplett zurechtgelegt wurde, zum anderen gehört dazu auch eine kleine Überprüfung, ob alles funktioniert.

Alles dabei? Kameraausrüstung und Ausrüstungscheck

Die nachfolgende Checkliste Kameraausrüstung zeigt, was für die Tierfotografie sinnvoll mitzunehmen wäre. Aber keine Angst – Sie müssen nicht alles davon besitzen, um ansprechende Tierbilder zu machen. Wenn Sie nur ein einziges Objektiv besitzen, können Sie natürlich auch damit wundervolle Aufnahmen machen. Nur manche Aufnahmen, für die Sie ein etwas stärkeres Teleobjektiv benötigen würden, beispielsweise für Aufnahmen von Tieren in freier Natur, an die Sie natürlich nicht so nahe herankommen, wie an Ihr Haustier, gelingen dann in diesem Moment einfach nicht so gut. Hier müssten Sie später am Computer Ihr eigentliches Motiv etwas herausnehmen und vergrößern, was aber im Allgemeinen kein Problem ist. Deshalb: Verstehen Sie die in der Checkliste aufgeführten Ausrüstungsgegenstände als eine Übersicht von Equipment, das Ihnen Aufnahmen im breitesten Umfang der Tierfotografie ermöglicht, aber nicht als notwendige Voraussetzung, um überhaupt Tiere zufriedenstellend fotografieren zu können.

CHECKLISTE: KAMERAAUSRÜSTUNG

Ausrüstungs-Check: Bevor Sie jetzt voller Energie und Vorfreude losgehen, denken Sie bitte an den Ausrüstungs-Check, also daran, Ihre Kameraausrüstung noch einmal genau auf ihre Funktionsfähigkeit zu testen. Nichts ist ärgerlicher, als wenn man erst beim Fotografieren feststellen muss, dass etwas nicht funktioniert. Ob eine kaputte Speicherkarte oder ein leerer Akku (vielleicht der einzige, den man mitgenommen hat) – schon ein einziges defektes Teil kann die ganze Fototour lahmlegen. Also besser vorher noch einmal testen, ob Kamera, Objektive und die restliche Kameraausrüstung einwandfrei funktionieren.

Nützliche Utensilien für die Tierfotografie

Im Folgenden möchten wir Ihnen einige nützliche Utensilien für die Tierfotografie vorstellen. Sicherlich könnte man die Liste noch sehr viel weiter ausdehnen. Insbesondere, wenn man stärker in das Fotografieren von Wildtieren einsteigt, fallen einem immer mehr Dinge ein, die einem helfen könnten, zu dem Foto zu kommen, welches man sich von Herzen wünscht. Als Beispiele seien hier Lichtschranken, ein Tarnzelt oder ein Nachtsichtgerät genannt. Doch wir beschränken uns der folgenden Auflistung auf das, was Sie als Einsteiger in die Tierfotografie erst einmal brauchen könnten.

Leckerlis: Oftmals das Wichtigste für die Motivation Ihrer Haustier-Models und natürlich zur Belohnung für tolles Mitmachen, sind die Leckerlis. Ihr Hund, Ihre Katze oder Ihr Pferd soll die Fotosession als etwas Angenehmes kennenlernen. Mit einem entspannten, motivierten und aufmerksamen Haustier ist der erste Schritt für ausdrucksstarke Fotos getan.

Spielzeug für Hund und Katze: Spielzeug sollte auf keinen Fall fehlen, wenn Sie Ihren Hund oder Ihre Katze fotografieren wollen. Egal ob Zerrspielzeug, Ball oder Frisbeescheibe – damit können Sie die Aufmerksamkeit Ihres Hundes wecken und ihn zum Laufen und Springen anregen. Aber auch Ihre Katze können Sie mit einem herabhängenden Spielzeug dazu bringen, die Pfote nach oben zu strecken und danach zu greifen.

Sauberes Tuch: Nehmen Sie auch ein Tuch zum Säubern mit, z. B. um Speichel von der Hundeschnauze oder vom Pferdemaul abzuwischen.

Begleitperson: Nehmen Sie zum Fotografieren Ihres Haustieres draußen eine Begleitperson mit, am günstigsten jemand, der Ihr Tier ebenfalls gut kennt. Allein ist es oft schwierig bis unmöglich, das Tier zu animieren, auf die Kameratechnik und gleichzeitig auch noch auf den richtigen Moment für das Foto zu achten. Zu zweit ist es einfacher, wenn sich die Begleitperson mit dem Tier beschäftigt und Sie sich ausschließlich auf das Fotografieren konzentrieren können.

Eine kleine Decke oder Alu-Bodenmatte, um darauf zu knien: Egal ob Sie am Seeufer kleine Frösche oder im Garten Ihren Hund oder Ihre Katze „auf Augenhöhe“ fotografieren möchten: Sie müssen sich dabei auf den Boden knien oder sogar hinlegen. Spätestens dann fällt es einem wieder ein, das man eigentlich eine Unterlage hätte mitnehmen sollen. Ein kleines Kissen, eine Decke oder eine Alu-Bodenmatte, die gegen Kälte, piksende Steinchen oder Feuchtigkeit von unten schützen, ist sehr hilfreich, damit Sie zu den gewünschten Fotos kommen. Alternativ geht natürlich auch eine Regenhose.

Sonnencreme und Mücken- und Zeckenschutz: Wenn Sie draußen fotografieren, sei es auf einer Wiese, einer Pferdeweide, im Wald oder an einem Tümpel, sollten Sie auf keinen Fall die Sonnenschutzcreme und den Mücken-und Zeckenschutz vergessen. Falls Sie für Mücken so attraktiv sind, dass diese sich ständig auf Ihnen niederlassen und stechen, werden Sie mit Sicherheit von Ihren eigentlichen Motiven abgelenkt sein, was Ihnen das Fotografieren erschweren wird. Also unbedingt Sonnen- und Mücken-und Zeckenschutz mit einpacken.

Falls Sie kleine Tiere wie Insekten fotografieren möchten und kein Makroobjektiv besitzen, sind Nahlinsen ein wichtiger Ersatz. Nahlinsen sind Objektivvorsätze, die Sie in das Filtergewinde Ihres bereits vorhandenen Objektivs einschrauben. Durch die Nahlinse verringert sich der Abstand, den Sie zwischen Objektiv und Ihrem Motiv einhalten müssen. Somit vergrößert sich der Abbildungsmaßstab. Sie können Ihr Motiv nun also größer ablichten, als ohne die Nahlinse. Allerdings können Sie, wenn Sie eine Nahlinse auf das Objektiv geschraubt haben, mit Ihrem Objektiv nicht mehr auf unendlich scharf stellen. Das heißt: Mit der Nahlinse haben Sie – anders als beim Makroobjektiv – immer nur einen ganz kleinen Bereich, in dem die Schärfe liegt und den Sie nicht durch den Autofokus oder manuelles Fokussieren verlegen können. Sie müssen sich selber aktiv dem Motiv so lange nähern, bis es sich in der Schärfeebene befindet.

Regenschirm und Kopfregenschirm: Zugegeben, etwas gewöhnungsbedürftig sieht er schon aus, der Kopfregenschirm. Aber immerhin haben Sie, wenn Sie ihn am Kopf befestigt haben, die Hände frei zum Fotografieren. Aber auch ein ganz normaler Regenschirm kann helfen, Sie und auch Ihre Kamera eine Zeit lang trocken zu halten, falls Sie ein kleiner Regenschauer, beispielsweise im Zoo, überrascht. Klemmen Sie den Schirm beim Fotografieren einfach zwischen Kopf und Schulter ein. Das ist zwar keine Lösung für lange Fotosessions, hilft aber kurzfristig weiter. Und sagen Sie nicht, Sie würden bei Regen im Zoo nicht fotografieren, weil dann keine Tiere mehr da wären. Manchmal wird es gerade bei Regen fotografisch erst richtig interessant, z. B. wenn Tiere die entstandenen Pfützen zum Baden oder sogar zum Schlammbaden nehmen.

Regen- und Sandschutzhüllen für Kamera und Objektive: Eine Schutzhülle für Ihre Kamera und Ihr Objektiv ist etwas, das Sie draußen auf jeden Fall zur Hand haben sollten! Bei leichtem Regen, und auch gegen Sand, ist Ihre Kameraausrüstung besser geschützt, wenn Sie eine Regenschutzhülle aus dem Fotobedarf darüber ziehen. Wer weiß schon so genau, wie viel Nieselregen die spritzwassergeschützten Kameragehäuse und Objektive vertragen? Oder ob am Strand, während Sie Seevögel fotografieren, durch stärkeren Wind nicht doch Sandkörner in die Kamera eindringen können. Mit einer Schutzhülle werden Sie auf jeden Fall bei Regen und Flugsand entspannter fotografieren.


Fernglas: Ein Fernglas dabei zu haben lohnt sich eigentlich immer. Falls möglich, beobachten Sie die Tiere in der freien Natur erst einmal, bevor Sie sie fotografieren. Wenn Sie Tiere zunächst in Ruhe beobachten, kann es vorkommen, dass Sie auf diese Weise Verhalten entdecken, das Sie vorher noch nicht gesehen haben. So entstehen Wunschbilder im Kopf, die man mit etwas Geduld fotografisch umsetzen kann. Verwenden Sie Ferngläser mit einer maximal 8-bis 10-fachen Vergrößerung. Bei Ferngläsern mit einer höheren Vergrößerung sollten Sie ein Stativ oder ein Fernglas mit eingebautem Bildstabilisator benutzen, um das oftmals störende Wackeln des Bildes auszuschalten. Das Fernglas hat aber noch einen anderen Vorteil: Falls die Brennweite für das Fotografieren einmal nicht ausreicht, können Sie mit dem Fernglas wenigstens noch gut beobachten.

MIT DER KAMERA PER DU

Jeder, der sich bereits ein bisschen mit der Tierfotografie beschäftigt hat, weiß, wie schnell man oftmals reagieren muss, um eine bestimmte Situation einzufangen.

Das gilt besonders, wenn mehrere Tiere miteinander agieren, beispielsweise zusammen spielen oder ihre Kräfte messen. Deshalb sollten Sie Ihre Kamera halbwegs kennen und bedienen können. Zudem sollten Sie die Bedienungsanleitung stets auf Ihre Fototouren mitnehmen, auch wenn Sie sich im Umgang mit Ihrer Kamera bereits sicher fühlen.

Moderne digitale Kameras sind Kleincomputer mit mehreren Hundert Funktionen. Einstellungen, die man nur selten anwendet, werden schnell wieder vergessen, insbesondere dann, wenn Sie die Kamera erst neu gekauft und noch nicht allzu viel mit ihr fotografiert haben. Also nehmen Sie sich ruhig etwas Zeit, um sich mit Ihrer Kamera vertraut zu machen und die wichtigsten Einstellungen kennenzulernen. Wenn Sie wissen, wie Sie z. B. die Blende schließen können, um mehr Schärfentiefe im Bild zu erhalten oder was Sie tun müssen, um ein Tier in Bewegung scharf, fast wie eingefroren abzulichten, dann sind Sie für Ihre Tierfotografie gut vorbereitet.

Im Folgenden möchten wir Sie für die wichtigsten fototechnischen Aspekte und einige wichtige Funktionen Ihrer Kamera fit machen.

Kamerasucher auf das Auge einstellen

Beim Fotografieren kann es immer wieder Situationen geben, in denen Sie manuell fokussieren, also per Hand das Bild scharf stellen müssen, weil der Autofokus einfach nicht scharf stellt. Damit Sie für diese Situationen gewappnet sind, raten wir Ihnen, den Sucher der Kamera auf das Auge, mit dem Sie durch den Sucher schauen, individuell einzustellen. Zum einen stellt dies sicher – sollten Sie doch einmal manuell fokussieren müssen – dass das Bild genau da auftrifft, wo es auftreffen soll, nämlich direkt auf der Sensorebene und nicht davor oder dahinter. Sonst wäre Ihr Foto nämlich immer leicht unscharf. Beim Fokussieren mit dem Autofokus passiert so etwas normalerweise nicht, da die Objektive genau auf die Kamera justiert sind.

Aber es gibt noch einen weiteren Grund, den Sucher auf das durchschauende Auge einzustellen: Damit können Sie im Sucher die Anzeige, also die Leiste, auf der die wichtigsten aktuellen Kamerawerte wie Blende und Zeit angegeben sind, scharf sehen und gut ablesen. Diese Werte sind für Ihre Einschätzungen wichtig, z. B. dafür, ob die Verschlusszeit, die Ihnen die Kamera bei der Blendenvorwahl vorschlägt, auch ausreicht, um ein sich bewegendes Motiv ohne Bewegungsunschärfe abzulichten.

Um den Sucher auf Ihr Auge einzustellen, schalten Sie die Kamera ein, nehmen den Deckel vom Objektiv und schauen durch den Sucher auf einen hellen neutralen Hintergrund, z. B. in den Himmel. Im Zentrum des Sucherfeldes sehen Sie oft viereckige Felder – die Autofokusmessfelder. Ihre Anzahl ist bei den verschiedenen Kameras unterschiedlich. Sie sehen die Felder mehr oder weniger scharf. Wenn der Sucher gut auf Ihr Auge eingestellt ist, sehen Sie sie scharf. Dann können Sie alles lassen, wie es ist. Sehen Sie sie unscharf, drehen Sie an dem kleinen Rädchen bzw. bewegen Sie den kleinen Schieber direkt neben dem Sucher für die sogenannte Dioptrieneinstellung, bis die Autofokusfelder für Sie scharf zu sehen sind.



imageWICHTIG: SUCHER UND AUGE MÜSSEN ZUSAMMENPASSEN

Blende

Die Blende ist das „Loch“, durch das das Licht auf den Sensor fällt. Die Größe dieses „Blendenlochs“ können Sie selbst wählen, wenn Sie das Belichtungsprogramm AV (Canon) bzw. A (Nikon) eingestellt haben (siehe auch Kapitel „Belichten mit dem Belichtungsprogramm AV/A“). Die Blende wird üblicherweise mit „ƒ“ und einer Zahl bezeichnet. Wenn Sie die Blende selbst einstellen, haben Sie mehr Einfluss auf die Gestaltung Ihres Bildes. Aber Vorsicht: Wenn das Blendenloch weit geschlossen ist (große Blendenzahl, z. B. ƒ22), dauert es länger als bei einer weit geöffneten Blende (kleine Blendenzahl ƒ5,6), bis genügend Licht auf den Sensor trifft und das Bild richtig belichtet ist. Hier besteht die Gefahr, das Bild zu „verwackeln“, wenn frei aus der Hand fotografiert wird. Oder das Motiv bewegt sich während der langen Belichtungszeit und wird deshalb unscharf abgebildet.

Ein Beispiel zur Erklärung: Sie stehen im Garten und haben zwei große Fässer mit dem gleichen Fassungsvermögen, es passt also in beide Fässer gleich viel hinein. Nun möchten Sie beide Fässer mit Wasser füllen. Zum Befüllen nehmen Sie für das eine Fass einen Gartenschlauch (kleiner Durchmesser) um es zu befüllen und für das andere einen Feuerwehrschlauch (großer Durchmesser). Es ist klar, dass mit einem Feuerwehrschlauch das Fass schneller voll ist, als mit einem Gartenschlauch.


Auf unsere Kamera bezogen ist der enge Gartenschlauch die weit geschlossene Blende (große Blendenzahl) und der Feuerwehrschlauch die weit geöffnete Blende (kleine Blendenzahl). Bei der weit geschlossenen Blende mit beispielsweise Blendenzahl ƒ22 (Gartenschlauch) dauert es länger, bis dieselbe Lichtmenge auf dem Sensor eingetroffen ist, als bei einer weit geöffneten Blende (Feuerwehrschlauch) mit Blendenzahl z. B. ƒ5,6. Sie kommen also mit kleinen Blendenzahlen (weit geöffnete Blende) auf viel kürzere Belichtungszeiten als bei hohen Blendenzahlen (weit geschlossene Blende), unveränderte ISO-Zahl und gleichbleibende Lichtverhältnisse vorausgesetzt. Kürzere Belichtungszeiten wiederum erhöhen die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Bild verwacklungsfrei und scharf wird.

WICHTIG: DAS GEHÖRT ZUSAMMENimage

Vielleicht wundern Sie sich jetzt, dass wir immer, wenn wir von einer weit geöffneten Blende reden, damit eine kleine Blendenzahl verbinden und umgekehrt, wenn wir von einer großen Blendenzahl reden, die Blendenöffnung klein ist. Das klingt erst einmal unlogisch! Es erklärt sich aber dadurch, dass die korrekte Blendenzahl ein Bruchwert ist, also nicht einfach nur ƒ4, sondern ƒ1/4 und nicht einfach ƒ22, sondern ƒ1/22. Und da der Zahlenwert 1/4 nun einmal größer ist, als der Zahlenwert 1/22, löst sich das Rätsel und erklärt, warum die Blendenöffnung bei 4 viel größer ist als bei 22. Es hat sich umgangssprachlich so entwickelt, dass man lieber nur die Zahl unter dem Bruchstrich als Blende nennt und nicht den ganzen Bruch. Das ist zwar für Neueinsteiger zunächst undurchsichtig und scheinbar unlogisch, aber im Alltag einfacher zu handhaben.

Wie Sie gleich noch sehen werden, ist die Blende auch noch zuständig für die im Bild mögliche Schärfentiefe, also dafür, wie viel im Bild scharf oder unscharf wird (siehe Kapitel „Schärfentiefe im Bild“)

imageWICHTIG: KLEINE NUMMER – GROSSER BLENDER

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869102344
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2016 (September)
Schlagworte
Bewegungen festhalten Digitale Fotografie Einstieg in die Tier-Fotografie Fotografie-Ratgeber Fotoschule des Sehens Foto-Seminare Haustiere Naturfotografie Wildtiere Zootiere

Autoren

  • Fotoschule des Sehens (Herausgeber:in)

  • Peter Uhl (Autor:in)

  • Martina Walther-Uhl (Autor:in)

Der Fotografenmeister Peter Uhl und die Dipl.-Biologin Martina Walther-Uhl sind Fotografen aus Leidenschaft. Gemeinsam zeigen sie Hobbyfotografen in ihrer Fotoschule des Sehens, wie auch ohne große Vorkenntnisse faszinierende Fotos entstehen. Ihre Foto-Seminare sind so erfolgreich, weil sie Einsteiger und Fortgeschrittene zu schnellen Erfolgserlebnissen führen und damit den Spaß am Fotografieren vervielfachen.
Zurück

Titel: Grundlagen Tierfotografie