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Grundlagen Blitzfotografie

Profilfotos in 3 Schritten. Faszinierende Bildideen und ihre Umsetzung. Integrierter Blitz. Entfesselter Blitz. Aufsteckblitz.

von Fotoschule des Sehens (Herausgeber:in) Peter Uhl (Autor:in) Martina Walther-Uhl (Autor:in)
224 Seiten

Zusammenfassung

Fotografieren mit Blitz – leicht erklärt Integriert, aufgesteckt oder entfesselt: So machen Hobbyfotografen bessere Fotos mit einem Blitz! Mit vielen Bildideen, Anleitungen und Tipps – und ohne sich lange mit Theorie aufzuhalten: Schritt für Schritt lernen Sie, Ihren Blitz manuell einzustellen und so dunkle Hintergründe und überblitzte Gesichter hinter sich zu lassen. Das Grundlagenbuch für alle, die bessere Bildergebnisse möchten und einen leicht verständlichen Einstieg in die Blitzfotografie suchen!

Bildbeispiele für Einsteiger – einfach nachmachen und lernen.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


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Der Fotografenmeister Peter Uhl gründete 2008 zusammen mit seiner Frau, der Diplom-Biologin und Fotografin Martina Walther-Uhl, die Fotoschule des Sehens.

Zunächst starteten sie mit einem kleinen Fotoseminarangebot im Raum Hannover. Doch aufgrund stark wachsender Nachfrage zu verschiedensten Fotothemen vergrößerten sie kontinuierlich ihr Fotoseminarangebot, nicht nur thematisch, sondern auch regional. Heute bieten beide als Fotoschule des Sehens europaweit etwa 100 ein- und mehrtägige Fotoseminare pro Jahr an. Das komplette Seminarangebot ist auf der Internetseite www.fotoschule-des-sehens.de ersichtlich.


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Der Erfolg liegt nicht nur im fundierten fachlichen Wissen, das beide in den Fotoseminaren vermitteln. Eine große Rolle spielt auch die Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge der Fotografie leicht verständlich und für jedermann schnell erfassbar zu beschreiben. Die Seminaratmosphäre ist so gestaltet, dass jede Frage ernst genommen und ausführlich beantwortet wird.

In allen Fotoseminaren kommt immer wieder ein Leitsatz für die Fotografie zum Ausdruck: Fotografieren soll Spaß machen und neue Sichtweisen ermöglichen, aber nicht zum Leistungsdruck werden.

VORWORT

Blitzen ja oder nein – da gehen die Meinungen oftmals weit auseinander. Wir möchten Ihnen zeigen, dass das Blitzen ein wunderbares Mittel ist, um seine Bilder nicht nur in schwierigen Situationen richtig zu belichten, sondern dass es auch ein enormes kreatives Potenzial birgt, das es zu entdecken gilt.

Blitzlicht – für einige unerlässlich, beispielsweise um bei Gegenlichtaufnahmen den Vordergrund aufzuhellen, für andere eine Quelle der Kreativität und des Experimentierens. Und für wieder andere ist der Umgang mit dem Blitz schwer durchschaubar und bedeutet ein Mehr an Technik, mit dem man sich auseinandersetzen müsste, um ihn gezielt einzusetzen.

Das Blitzen ist gar nicht so schwer, wie man vielleicht denken könnte. Das Problem ist eher, dass jedes Blitzgerät etwas anders bedient wird. Die Möglichkeiten und Bedienelemente der einzelnen Geräte sind sehr unterschiedlich. Deshalb zeigen wir Ihnen exemplarisch an einem Blitzgerät, nämlich am Yongnuo YN 560-III die wichtigsten Funktionen eines Blitzes, die Sie kennen sollten. Wir haben dieses Blitzgerät gewählt, weil es im Vergleich zu anderen Blitzen preisgünstig ist, ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis hat und einfach zu bedienen ist.

Denn der große Vorteil des Blitzlichtes gegenüber dem natürlichen Umgebungslicht ist einfach, dass es immer da ist. Natürliches Licht kommt und geht und richtet sich nicht nach den Ideen desjenigen, der fotografieren möchte.

Wir werden Ihnen im Workshop-Teil Anregungen geben, was man alles blitzen kann, wo es unerlässlich und sinnvoll ist und welche kreativen Blitzideen man entwickeln kann. Schwerpunkt dabei ist das manuelle Blitzen mit einem Aufsteckblitz und mit einem entfesselten Blitz.

Viel Spaß beim Ausprobieren wünschen Ihnen
Peter Uhl und Martina Walther-Uhl
von der Fotoschule des Sehens

BLITZEN -WANN, WO UND WANN NICHT

Der große Vorteil von Blitzlicht ist, dass es immer verfügbar ist. Tageslicht kommt und geht, doch das Blitzlicht ist immer da, wenn man es braucht. In welchen Situationen ist es sinnvoll oder sogar unerlässlich, das Blitzlicht einzusetzen, und in welchen Situationen sollte man den Blitz lieber in der Tasche lassen? Einige Gelegenheiten werden Ihnen sicher einfallen, doch möchten wir Ihnen Ideen geben, wann Ihnen das Blitzlicht darüber hinaus noch zu weiteren interessanten Fotos verhelfen kann.

Blitzen in Innenräumen

Das Blitzen in Innenräumen, z. B. auf Geburtstagsfeiern oder Hochzeiten, ist sicher eine der Situationen, die den meisten als Erstes einfällt, wenn man fragt, wann der Einsatz eines Blitzgerätes aus ihrer Sicht notwendig ist. Da so wenig Licht vorhanden ist, fordert die Kamera für die korrekte Belichtung eine sehr lange Belichtungszeit ein, die man jedoch kaum noch aus der Hand heraus fotografieren kann. Und außerdem bewegen sich die Gäste der Feier, sie gestikulieren, gehen im Raum herum oder tanzen. Um alle diese Bewegungen verwacklungsfrei zu fotografieren, ist oftmals – auch wenn man den ISO-Wert der Kamera recht hoch einstellen kann – die Belichtungszeit einfach zu lang. Doch den Blitz einzusetzen scheut man sich – entweder man hat nur den kleinen, in der Kamera integrierten Blitz, mit dem man nur direkt, also frontal blitzen kann, oder man befürchtet, die Stimmung der Situation kaputtzumachen, während der Blitz das Vordere im Bild grell überstrahlt und die Helligkeit nach hinten schnell abnimmt. Die Fotos wirken dann unnatürlich.

Andere Situationen für das Blitzen in Innenräumen sind Aufnahmen von Stillleben oder Tabletop-Aufnahmen. Auch hier liegt die Hauptschwierigkeit darin, die beabsichtigte Stimmung des Bildes mit dem Blitz zu unterstreichen und nicht zu verändern.

Draußen blitzen

Eine klassische Situation für das Blitzen draußen ist, den Blitz als sogenannten Aufhellblitz einzusetzen. Wer kennt diese Situation nicht: Ein herrlicher Sonnenuntergang am Meer, und im Vordergrund steht eine Person, die dann auf dem Foto leider stark unterbelichtet abgebildet wird, wohingegen die Farben des Abendhimmels relativ gut wiedergegeben werden. Hier wäre es sinnvoll, einen Blitz dosiert zum Aufhellen einzusetzen, um etwas Licht auf die im Vordergrund stehende Person zu bringen. Der Blitz schwächt den Helldunkelkontrast, der zwischen dem Sonnenuntergang und der im Vordergrund stehenden Person herrscht, ab.

Auch bei Makroaufnahmen wird häufig geblitzt, da durch den großen Abbildungsmaßstab für die Schärfe ein hoher Blendenwert, z. B. Blende ƒ16, erforderlich wäre und sich dadurch die Belichtungszeit verlängern würde. Bei vielen Makromotiven, wie z. B. Pflanzen in freier Natur, würde dies zu Aufnahmen mit Bewegungsunschärfe führen, da oft schon ein leichter Wind ausreicht, um die Pflanzen zu bewegen, sodass sie auf dem Foto unscharf sind.

Drinnen und draußen mit dem Blitz experimentieren

Doch neben den oben genannten Situationen fürs Blitzen in geschlossenen Räumen und draußen gibt es natürlich noch eine Menge anderer Möglichkeiten, bei denen der Blitz zum Einsatz kommen kann. Setzen Sie den Blitz in verschiedenen Situationen spielerisch ein und haben Sie keine Scheu, etwas auszuprobieren.

So können Sie in Innenräumen mehr Dynamik in Ihre Blitzbilder bringen, wenn Sie einfach mal die Bewegung der Gäste teilweise verwischt darstellen. Trotz des eingesetzten Blitzes. Oder Sie bringen zusätzlich zum hellen Blitzlicht noch farbige Lichtakzente ins Spiel, indem Sie vor den Blitz eine Farbfolie setzen.

Wenn Sie Situationen sichtbar machen wollen, die so schnell passieren, dass man sie mit dem Auge nicht erkennt, eignet sich der Blitz ebenfalls hervorragend, z. B. bei der Fotografie von fallenden Wassertropfen oder Gegenständen, die ins Wasser fallen (siehe Workshop „Badende Früchte“).

Spannend kann es aussehen, wenn Sie draußen einen Mix aus Tages- und Blitzlicht oder auch abendlichem Kunstlicht in der Stadt zusammen mit dem Blitz einsetzen. Sie können die Lichtstimmung durch die Vermischung der beiden Lichtquellen ändern. Einen tollen Effekt gibt es zudem, wenn Sie das Blitzlicht als Durchlicht einsetzen, beispielsweise um dünn geschnittene Fruchtscheiben zu durchleuchten und ihre inneren Strukturen sichtbar machen (siehe Workshop „Obstscheiben durchleuchten“). Oder Sie nutzen das harte Blitzlicht für einen starken Schattenwurf.

Und wann lieber nicht blitzen?

Bei aller Blitzbegeisterung und Vorfreude, die bei Ihnen vielleicht inzwischen aufgekommen ist: Achten Sie beim Blitzen darauf, niemanden zu stören. Das gilt besonders für öffentlichen Feiern oder Zeremonien. Oder in Zoos, wo die Tiere häufig unbeabsichtigt angeblitzt werden. Weder Mensch noch Tier mag es, den ganzen Tag oder den ganzen Abend in grelles, kurz aufflammendes Licht zu schauen. Deshalb sagen wir: Blitzen ja, aber nicht um jeden Preis.

UMGEBUNGSLICHT UND BLITZLICHT

Die meisten Aufnahmen werden sicherlich mit vorhandenem Tageslicht gemacht, also mit dem natürlichen Umgebungslicht. Wenn dann aus Lichtmangel doch einmal geblitzt werden muss, greifen viele auf den Blitz zurück, der ins Kameragehäuse integriert ist. Der ist jedoch nicht immer ausreichend...

Im Folgenden wollen wir auf die Möglichkeiten und Grenzen des Umgebungslichtes und eines integrierten Blitzes eingehen und Ihnen außerdem den Systemblitz als Aufsteckblitz und seine Einsatzmöglichkeiten als sogenannter „entfesselter Blitz“ vorstellen, also wenn er von der Kamera losgelöst ist.

Umgebungslicht

Umgebungslicht – das ist in den meisten Fällen das Tageslicht. Es kann aber auch Kunstlicht aus der Nähe sein, beispielsweise von Straßenlaternen oder leuchtenden Werbeschriften.

Fotografieren bei Tageslicht ist den meisten vertraut. Und das reicht für viele Aufnahmen in seiner Stärke aus, um noch aus der Hand zu fotografieren, ohne das Bild zu verwackeln. Tageslicht hat den Vorteil, dass es immer da ist, dass es natürlich wirkt und dass es keine weitere Stromquelle benötigt so wie das Blitzlicht, welches Batterien oder den Akku der Kamera als Stromquelle nutzt. Der Nachteil des Tageslichtes ist aber, dass es nicht immer so ist, wie man es sich zum Fotografieren wünscht. Manchmal sind einige Bereiche des Motivs stark von der Sonne beschienen oder liegen im dunklen Schatten. Auch ändert sich im Verlauf des Tages die Richtung, aus der das Licht kommt. Im Gegensatz zum Blitzlicht können Sie nur bedingt Einfluss auf das Tageslicht nehmen, meist geht das in Form eines Umlenkens des Lichtes durch Reflektoren. Oder Sie können es weicher machen durch den Einsatz eines Diffusors. Heller können Sie das vorhandene Tageslicht allerdings nicht so einfach machen. Wenn Sie mehr Licht brauchen, müssen Sie entweder auf eine bessere Tageslichtsituation warten oder zusätzlich einen Blitz einsetzen.

Das Tolle am manuellen Blitzen ist, dass Sie entscheiden können, ob und wie stark Sie das Umgebungslicht (Tageslicht oder – abendliches – Kunstlicht) mit ins Foto einbeziehen. Oder ob Sie das Umgebungslicht bei der Aufnahme ganz ausschließen, sodass die Aufnahme ausschließlich durch den Blitz ausgeleuchtet wird. Wie das geht, zeigen wir Ihnen im Workshop-Teil.

Integrierter Blitz

Der kamerainterne oder integrierte Blitz ist – wie sein Name schon verrät – direkt in den meisten Kamerabodys eingebaut. Er kann mittels Knopfdrucks ausgelöst werden und klappt dann auf. Manchmal springt er aber auch, ohne dass man dies beabsichtigt hat, heraus. Nämlich dann, wenn mit Vollautomatik bei schlechten Lichtverhältnissen fotografiert wird.

Der größte Vorteil des integrierten Blitzes ist, dass man ihn immer dabei hat, man ihn also nicht zu Hause vergessen kann. Allerdings kann man ihn, bedingt durch seine Bauweise, nicht verdrehen. Man blitzt somit immer nur in eine Richtung, nämlich in die, in die die Kamera schaut. Das Blitzlicht leuchtet dadurch das Motiv stets direkt von vorne an. Auch verbraucht der integrierte Blitz einiges an Akkuenergie der Kamera, da er keine eigene Stromversorgung hat. Und er hat keine hohe Blitzleistung, sodass Motive, die ein paar Meter von der Kamera entfernt sind, vom Licht oftmals gar nicht erreicht werden.

Trotzdem können Sie natürlich in einigen der vorgestellten Workshops anstelle des Aufsteckblitzes Ihren integrierten Blitz nutzen. Allerdings nur bei direkt angeblitzten Motiven, nicht bei indirekt geblitzten, da Sie wie oben erwähnt die Richtung des Lichtes beim integrierten Blitz nicht verändern können. Zudem ist in der Regel, wie bereits beschrieben, die Blitzleistung geringer als beim Aufsteckblitz.


Systemblitz als Aufsteckblitz

Im Gegensatz zu dem in der Kamera eingebauten Blitz (dem integrierten Blitz) kann man den Aufsteckblitz bei Bedarf oben auf der Kamera auf den dafür vorgesehenen Anschluss, den sogenannten Blitzschuh, aufstecken. Der größte Vorteil ist sicher, dass man den Aufsteckblitz in verschiedene Richtungen drehen und somit auch indirekt blitzen kann, also nicht nur frontal auf das vor der Kamera befindliche Motiv. Indirekt zu blitzen ist wie beim Billard „über Bande zu spielen“. Beispielsweise, indem man den Blitz gegen eine helle Zimmerdecke richtet und diese so anblitzt, dass das reflektierte Licht das Motiv erhellt. Außerdem hat der Aufsteckblitz eigene Batterien, bezieht also nicht den Strom aus den Akkus der Kamera.


Der Aufsteckblitz ist in seiner Anwendung vielseitiger als der integrierte Blitz. Allerdings muss man sich mit der Bedienung des Aufsteckblitzes etwas auseinandersetzen und sich einarbeiten.

Systemblitz als „entfesselter Blitz“

Der „entfesselte Blitz“ ist im Prinzip ein Aufsteckblitz, den Sie aber auch einsetzen können, ohne dass er oben auf die Kamera gesteckt wird. Der Blitz ist dann von der Kamera getrennt. In den meisten Fällen kann er entweder über einen Funkauslöser, durch das Licht des integrierten Blitzes oder durch das Blitzen eines weiteren Blitzgerätes ausgelöst werden.

Mit dem entfesselten Blitz haben Sie noch mehr Einsatz- und Gestaltungsmöglichkeiten beim Blitzen Ihrer Fotos, z. B. wenn Sie Ihr Motiv von der Seite anblitzen möchten, wenn Sie den Blitz als sogenanntes Wanderlicht (siehe Workshop „Bunter Hochsitz“) einsetzen wollen, um größere Bereiche oder Räume auszuleuchten, oder wenn der Blitz das Licht in Richtung Kamera leiten soll (siehe Workshop „Optische Täuschung mit Gläsern“).


Studioblitz

Um es gleich vorwegzunehmen: Für die Umsetzung der Workshops dieses Buches brauchen Sie keinen Studioblitz. Doch wir möchten ihn der Vollständigkeit halber hier erwähnen, denn er hat einen ganz großen Vorteil gegenüber den eben vorgestellten Blitzen. Er besitzt nämlich ein sogenanntes Einstelllicht. Das Einstelllicht ist ein Dauerlicht, das schon leuchtet, bevor der Blitz auslöst. So kann man bereits vor dem Blitzen sehen, ob man beispielsweise den Blitz gut ausgerichtet hat und das Licht beim Blitzen dort ankommen wird, wo es hinsoll.

Bei den Studioblitzen ist das verwendete Einstelllicht immer proportional zum später ausgelösten Blitzlicht. Wird z. B. das Einstelllicht auf halbe Leistung gestellt, wird beim Auslösen auch nur die halbe Blitzleistung verwendet. Dies ist besonders beim Einsatz mehrerer Studioblitze wichtig, um die Wirkung der einzelnen Blitze in ihrer Lichtintensität schon vor der Aufnahme beurteilen zu können. Doch wie gesagt, für die im hinteren Teil beschriebenen Workshops brauchen Sie keinen professionellen Studioblitz.

Ringblitz

Hier möchten wir Ihnen einen speziellen Blitz vorstellen, der sich für die Makrofotografie eignet. Vielleicht kennen Sie das Problem: Sie möchten etwas im Makrobereich fotografieren, gehen ganz nah heran und nehmen sich nun selbst mit dem Schattenwurf der Kamera das Licht weg. Wenn Sie dann noch, um etwas mehr Schärfentiefe in Ihr Foto zu bekommen, die Blende weiter schließen, wird die damit verbundene Belichtungszeit noch länger. Bei Pflanzen, die sich im Wind leicht bewegen, ist dies das Aus für scharfe Fotos.

Beim Blitzen im Makrobereich sind der in der Kamera integrierte Blitz und der Aufsteckblitz oftmals nicht geeignet, da beide wie oben beschrieben beim Blitzen einen Schatten des Objektivs auf Ihr Motiv werfen können oder das Licht erst gar nicht auf das Motiv trifft, wenn Sie sehr nah am Motiv arbeiten.

In diesem Fall sind ein entfesselter Blitz oder ein Ringblitz besser geeignet. Der Ringblitz ist eine besondere Bauform des Blitzlichtes. Bei ihm sind eine oder mehrere Blitzröhren ringförmig angeordnet. Der Ringblitz wird vorne auf das Objektiv gesetzt, sodass sich kein schattengebendes Element mehr zwischen Objekt und Blitzlicht befindet und das Licht direkt frontal auf das Motiv trifft (siehe Workshops „Münzen“ und „Seerose“). Da das schattenlose, eher weiche Licht das Motiv schnell flach aussehen lassen kann, sind die Blitzröhren oftmals in Segmente eingeteilt, deren Blitzleistung man unterschiedlich einstellen kann. Der Ringblitz wird über ein Kabel mit der Kamera verbunden.


Wem ein Ringblitz zu teuer ist oder wer noch nicht weiß, ob er im Makrobereich mehr machen wird und einen Ringblitz daher überhaupt braucht, dem empfehlen wir die etwas preisgünstigere Variante, nämlich den Ringblitz-Adapter. Mit seiner Hilfe können Sie Ihren Aufsteckblitz als Ringblitz nutzen. Der Ringblitz-Adapter wird auf das Objektiv geschoben und oben mit dem Aufsteckblitz verbunden, indem man den Blitz in den Blitzschuh schiebt. Beim Blitzen wird nun das Licht des Aufsteckblitzes weitergeleitet, im Ring des Adapters reflektiert und auf das Motiv geworfen. Mit dem Ringblitz-Adapter können Sie Ihr Makromotiv gleichmäßig ausleuchten.


LOS GEHT’S: VORBEREITENDES WISSEN FüRS BLITZEN

Um Sie auf Ihren Einstieg ins Fotografieren mit Blitz weiter vorzubereiten, stellen wir Ihnen im Folgenden die Bedienung des Blitzgeräts und das manuelle Blitzen vor. Und natürlich werfen wir auch einen Blick auf die Tücken des Lichts und darauf, welche Einflussmöglichkeiten Sie auf Ihr Bildergebnis durch Verändern von ISO-Wert, Belichtungszeit, Blende und Blitzleistung haben.

Da natürlich jedes Blitzgerät etwas anders bedient wird, stellen wir die wichtigsten Bedienelemente exemplarisch an einem Blitzgerät, und zwar am Yongnuo YN 560-III, vor.

Blitzen mit iTTL-/eTTL-Blitz oder lieber manuell blitzen?

Wenn Sie mit einem Systemblitz arbeiten wollen, stehen Sie oftmals vor der Frage, ob Sie die Wahl zur richtigen Belichtung der Kamera überlassen möchten oder selbst die Werte einstellen wollen. Bei einem Blitz, der mit iTTL-oder eTTL-Messung funktioniert, wird die aktuelle Lichtsituation, bei der Sie fotografieren möchten, durch das Objektiv (TTL = through the lense) von der Kamera selbst vorgenommen. Das klingt erst mal recht komfortabel für den Fotografen – und ist es auch, wenn die Kamera von sich aus die nötige Lichtmenge des Blitzes zu richtigen Belichtung berechnet.


ITTL UND eTTL – WO IST DA DER UNTERSCHIED?

TTL ist ein Verfahren zur Blitzlichtmessung. Dabei wird die aktuelle Lichtsituation durch das Objektiv der Kamera automatisch gemessen („Through The Lens“) und, vereinfacht gesagt, mit dem Blitzlicht für die richtige Belichtung kombiniert. Die Bezeichnung iTTL wird von Nikon verwendet, eTTL dagegen von Canon.

Sehr häufig sind auch die Bildergebnisse gut, aber wenn bewusst Helldunkelanteile im Bild oder das Verhältnis von Blitzlicht zu Umgebungslicht verändert werden soll, kann das leicht zu nicht zufriedenstellenden Ergebnissen führen. Einige iTTL-/eTTL-Blitze lassen neben der Automatikfunktion wie oben erwähnt auch manuelles Blitzen zu. Leider nicht alle, sodass wir Ihnen an dieser Stelle nur empfehlen können, sich noch einmal genauestens anzuschauen, was Ihr Blitz kann und was vielleicht nicht möglich ist.


Manuell blitzen heißt, dass Sie am Blitz die Einstellungen für die Blitzleistung selbst vornehmen müssen. Sie sollten dazu aber auch an Ihrer Kamera das Belichtungsprogramm „M“ einstellen, also auch manuell belichten. So haben Sie die beste Möglichkeit, das Bildergebnis zu beeinflussen. Wie Sie sehen werden, ist durch diese Kombination ein gezieltes Steuern von Blitzlicht und Umgebungslicht einfacher und reproduzierbar (siehe Kasten „Was hat Einfluss auf was?“ und siehe „Belichten mit dem Belichtungsprogramm ,M’“).

Die Blitzleistung

Was heißt, die Blitzleistung am Blitz selbst einzustellen? Die volle Blitzleistung, also die größtmögliche Lichtmenge, die der Blitz beim Aufblitzen hergibt, wird auf dem Display des Blitzes als 1/1 angegeben. Die Hälfte der Blitzleistung wäre dann 1/2. Diese Einstellung müssen Sie selbst vornehmen, wenn die volle Blitzleistung (also 1/1) zu viel ist und das Motiv überbelichtet wird. Genauso verfahren Sie – sollte die Leistung immer noch zu stark sein – natürlich nachfolgend mit den immer geringer werdenden Lichtmengen 1/4, 1/8, 1/16, usw. bis hin zu einer ganz geringen Lichtmenge von 1/128. Schauen Sie sich also nach jedem geblitzten Foto erst einmal an, ob die Belichtung des Bildes Ihren Vorstellungen entspricht. Falls nicht, verändern Sie die Blitzleistung wie eben beschrieben und tasten Sie sich so an die von Ihnen gewünschte Belichtung des Bildes heran. Das klingt erst mal etwas holprig, aber Sie werden sehen: Je mehr Erfahrung Sie mit Ihrem Blitzgerät haben, desto besser können Sie die benötigte Leistung von vornherein einschätzen.

Übrigens, der Vorteil, wenn man mit geringer Blitzleistung fotografiert, ist, dass der Blitz schnell wieder auflädt und einsatzbereit ist, sodass Sie mehrmals kurz hintereinander blitzen können. Eine niedrige Blitzleistung wie z. B. 1/64 hat außerdem den Vorteil, dass die Blitzabbrenndauer sehr kurz ist und somit bestens geeignet ist für sehr schnelle Bewegungen wie das Fallen von Wassertropfen in der Tropfenfotografie (siehe Workshop „Tropfen auf Tropfen“).

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass man bei einer Kombination von manuellem Belichten und manuellem Blitzen die größten Einflussmöglichkeiten auf die Belichtung des Motivs hat. Deshalb liegt auch der Schwerpunkt der Workshops auf dem manuellen Blitzen und der manuellen Kameraeinstellung. Wenn Sie die Blitzleistung Ihres Blitzes und auch die Blende und Belichtungszeit selbst bewusst einstellen, können Sie das Ergebnis jederzeit reproduzieren.

Doch keine Panik, wenn es beim ersten Mal noch nicht richtig klappt. Oftmals ist das Blitzen mit ein bisschen Ausprobieren verbunden, wenn man die richtige Lichtstärke oder bei einem entfesselten Blitz die richtige Position des Blitzes sucht. Aber im Zeitalter der digitalen Fotografie ist es natürlich möglich, viel auszuprobieren und das Ergebnis sofort zu sehen, sodass man sich ohne großen zeitlichen und finanziellen Aufwand in aller Ruhe herantasten kann.

Tücken des Lichts – es wird schwächer

Das „Quadratische Entfernungsgesetz“ beschreibt, wie die Lichtmenge, die aus dem Blitz herauskommt, mit zunehmender Entfernung abnimmt. Und zwar im Quadrat zur Entfernung. Soll heißen: Die Lichtmenge, die in zwei Metern Entfernung des Blitzes auf das Motiv trifft, ist nur noch 1/4 von dem, was direkt aus dem Blitz herauskommt. Steht das Motiv in vier Metern Entfernung zum Blitz, erreicht es nur noch eine Lichtmenge von 1/16 dessen, was aus dem Blitz herausgekommen ist. Und bei zehn Metern Entfernung zwischen Blitz und Motiv trifft auf das Motiv nur noch 1/100 der aus dem Blitz herausschießenden Lichtmenge. Nun wird vielleicht auch klar, warum die Blitzfotos von großen Räumen, die vielleicht mit dem integrierten Kamerablitz oder einem Aufsteckblitz beleuchtet wurden, einen sehr hellen Vordergrund haben, nach hinten im Bild aber sehr schnell dunkler werden.


Welche Rolle spielt die Leitzahl?

Vielleicht haben Sie in der Anleitung Ihres Blitzgerätes schon einmal das Wort Leitzahl gelesen. Im Zusammenhang mit der oben beschriebenen Abnahme des Lichtes bei größer werdender Entfernung zwischen Motiv und Blitz ist die Leitzahl von Bedeutung. Denn die Leitzahl des Blitzes sagt etwas über seine Power aus, also über die Lichtmenge, die er maximal abgeben kann.

Ganz vereinfacht ausgedrückt ist bei einem Blitz mit einer hohen Leitzahl die Lichtmenge, die er maximal abgeben kann, größer als bei einem Blitz mit kleiner Leitzahl. Das bedeutet, dass man mit einem Blitz mit hoher Leitzahl bei ansonsten gleichen Kameraeinstellungen von ISO und Blende ein etwas weiter entferntes Objekt besser ausleuchten kann als mit einem Blitz mit kleiner Leitzahl.


Die Leitzahl umrechnen und anpassen

Im Zusammenhang mit den Kamera- und Blitzeinstellungen unserer Workshop-Fotos ist es wichtig zu wissen, dass wir alle Fotos mit einem Blitz mit Leitzahl 58 (Hersteller-angaben: Leitzahl 58 bei ISO 100 und 105 mm Brennweite) gemacht haben. Wenn Sie lesen, dass wir ein Workshop-Foto mit Blitzleistung 1/32 gemacht haben, Sie aber einen Blitz mit einer viel kleineren Leitzahl als 58 besitzen, müssen Sie unter Umständen eine größere Lichtstärke bei Ihrem Blitz wählen, da sonst die vom Blitz abgegebene Lichtmenge zur korrekten Ausleuchtung Ihres Motivs eventuell nicht ausreicht. Aber Achtung: Einige Hersteller geben die Leitzahl des manuellen Blitzes bezogen auf ISO 200 an. Somit erhöht sich natürlich die Leitzahl. Eine Leitzahl von 64 bei ISO 200 wäre bei ISO 100 nur noch eine Leitzahl von 45. Der Umrechnungsfaktor ist dabei 1,44. Das heißt, bei der oben genannten Halbierung des ISO-Wertes müssten Sie die Leitzahl 64 durch 1,44 teilen. Das ergibt dann die Leitzahl von 45.

Die meisten Blitzgeräte können das Blitzlicht unterschiedlich breit aufgefächert abgeben. Meist kann man einen Bereich von 24 mm bis 105 mm einstellen. Stellt man die Breite der Auffächerung auf 105 mm ein, wird das Blitzlicht nur eng aufgefächert in einem schmaleren Bündel abgegeben als bei einer Einstellung auf 24 mm. Das wäre der Weitwinkelbereich, in dem das Blitzlicht dann breiter aufgefächert abgegeben wird. Durch die breitere Auffächerung des Lichtes wird eine größere Bildfläche ausgeleuchtet, allerdings dann schwächer als bei der Einstellung von 105 mm. Die Einstellung der Auffächerung des Blitzes sollte der verwendeten Brennweite Ihres Objektivs möglichst entsprechen.


Mein Blitzgerät – das unbekannte Wesen

Wie bereits zu Anfang des Buches erwähnt, unterscheiden sich die vielen Blitzgeräte, die von verschiedenen Herstellern auf dem Markt sind, stark voneinander. Sei es in dem, was sie können, als auch in ihrer Bedienung. Deshalb werden wir Sie in diesem Abschnitt mit den wichtigsten Bedienfunktionen, die Sie zum Blitzen mit einem Systemblitz benötigen, bekannt machen. Und zwar beispielhaft anhand des Blitzgerätes Yongnuo YN 560-III.

Natürlich hat der Yongnuo YN 560-III – und alle anderen Blitzgeräte ebenso – noch mehr Funktionen, als die, die wir Ihnen hier vorstellen. Aber dies soll ja kein Handbuch für den Yongnuo YN 560-III sein, sondern Ihnen das mit auf dem Weg geben, was Sie zum Umsetzen unserer Workshops auch wirklich brauchen. Zunächst stellen wir Ihnen einige allgemeine Bedienelemente vor, danach werden wir auf die Besonderheiten eingehen, je nachdem, ob Sie den Blitz als Aufsteckblitz oder als entfesselten Blitz einsetzen möchten.

Allgemeine Bedienelemente
des Yongnuo YN 560-III

Zunächst also ein kurzer Überblick über die Bedienelemente des Yongnuo YN 560-III. Auf Weiteres, was Sie auf jeden Fall kennen müssen, um mit dem Blitz zu arbeiten, gehen wir weiter unten noch genauer ein.


Um den Blitz erstmalig in Betrieb zu nehmen, sollten Sie natürlich zunächst Batterien einlegen, denn der Blitz – auch wenn er als Aufsteckblitz eingesetzt wird – hat seine eigene Stromversorgung und zehrt nicht von den Akkus der Kamera.

Zum Einschalten des Blitzes müssen Sie die Ein-Aus-Taste etwa 2 Sekunden lang gedrückt halten. Der Blitz ist dann einsatzbereit, wenn das Kontrolllämpchen rot leuchtet. Nein, das ist kein Schreibfehler, Rot bedeutet hier, dass es losgehen kann. Solange es grün leuchtet, ist der Blitz noch am Laden oder die Batterien sind nicht mehr voll genug zum Blitzen. Ob die Batterien überhaupt noch genügend Energie haben, können Sie mit einem Testblitz ausprobieren, indem Sie auf die rot leuchtende PILOT-Testtaste drücken. Der Testblitz erfolgt dann mit den aktuellen Einstellungen.

Mit der „Modus“-Taste können Sie „M“ einstellen, um die Blitzleistung beim Blitz manuell einstellen zu können. Dies geschieht dann durch Drücken der Tasten des unter der „Modus“-Taste liegenden Steuerkreuzes, also den vier kreisförmig angeordneten Tasten und der Taste in deren Mitte. Sie können Blitzleistungen zwischen 1/1, also volle Leistung, bis zu 1/128, kleine Leistung, wählen. Mit den rechten und linken Tasten gehen Sie in ganzen Blitzstufen, mit den oben und unten liegenden Tasten in 1/3-Stufen. Wenn Sie den Blitz als Aufsteckblitz verwenden wollen, muss auf dem Display das Blitzsymbol links neben dem „M“ stehen. Wenn Sie den Blitz als entfesselten Blitz verwenden wollen, muss auf dem Display das Blitzsymbol rechts oben stehen.


Möchten Sie den Blitz als Stroboskopblitz einsetzen (siehe „Interessante Blitztechniken“), wählen Sie „Multi“. Hier können Sie aber nur Blitzleistungen zwischen 1/4 und 1/128 einstellen, da ja beim Stroboskopblitz in rascher Folge Einzelblitze hintereinander ausgesendet werden und das Aufladen nach einer 1/1-Entladung bis zur nächsten zu lange dauern würde. Außerdem können Sie über das Steuerkreuz auch die Anzahl der Blitze pro Sekunde (= Frequenz) einstellen. Wenn Sie auf die mittlere Taste drücken, sehen Sie auf dem Display, welchen der beiden Parameter – Blitzleistung oder Frequenz – Sie nun verändern können.

Beim Blitzen mit Stroboskopblitz empfehlen wir Ihnen, ganz neue Batterien einzulegen. Denn falls die Batterien nicht mehr voll geladen sind, kann es vorkommen, dass der Blitz nicht auslöst. Bei der Einstellung „Multi“ (Stroboskop) muss die Kamera auf „B“ bzw. „bulb“ im manuellen Modus gestellt werden. Die Kamera belichtet dann so lange, also der Verschluss bleibt solange offen, bis das Blitzlicht aufhört zu blitzen. Denn bevor Sie den Blitz auslösen, haben Sie ja die Anzahl der Blitze eingegeben und auch, in welcher Frequenz diese abgegeben werden sollen. Wenn Sie beispielsweise bei „Anzahl Blitze“ 10 eingeben und eine Frequenz von 2 Hertz, belichtet die Kamera fünf Sekunden, bevor der Verschluss wieder zugeht.

Übrigens: Wenn Sie bei der Einstellung „Multi“ das Blitzsymbol links neben „Multi“ auf dem Display sehen, können Sie den Blitz als aufgesteckten Stroboskopblitz einsetzen. Steht das Blitzsymbol rechts, ist er als entfesselter Stroboskopblitz einsetzbar.


Der Blitzkopf lässt sich übrigens gut zu beiden Seiten und auch nach oben drehen für indirektes Blitzen (siehe „Interessante Blitztechniken“). Außerdem sind oben im Blitzkopf noch eine herausziehbare Diffusorscheibe und eine ebenfalls herausziehbare Reflektorscheibe eingebaut. Neben dem eigentlichen Sinn der Diffusorscheibe, das Licht stärker zu streuen und dadurch weicher zu machen, können Sie die Scheibe auch nutzen, um darunter eine Farbfolie einzuklemmen und so interessante Farbakzente ins Bild zu bringen (siehe „Interessante Blitztechniken“).

Die Reflektorscheibe kann z. B. sinnvoll bei Porträtaufnahmen eingesetzt werden, indem das Hauptlicht indirekt an die Zimmerdecke geblitzt wird und ein kleiner Teil des Blitzlichtes von der Reflektorscheibe direkt zum Motiv geleitet wird. Das klappt aber nur, wenn die ebenfalls im Blitz eingelagerte Diffusorscheibe vor das Blitzlicht ausgeklappt ist.


Nachdem wir nun die wichtigsten Bedienelemente vorgestellt haben, überlegen Sie vielleicht, wie der Blitz eigentlich ausgelöst, also zum Blitzen gebracht wird. Dazu bietet der Yongnuo 560-III verschiedene Möglichkeiten – je nachdem, ob Sie den Blitz als Aufsteckblitz oder als entfesselten Blitz einsetzen. Diese Möglichkeiten bieten übrigens auch die meisten anderen Blitze, also keine Panik, falls Sie mit einem anderen Blitzmodell arbeiten.

Yongnuo YN 560-III als Aufsteckblitz einsetzen

Wenn Sie Ihren Blitz als Aufsteckblitz einsetzen, wird der Blitz oben auf die Kamera aufgesteckt, daher auch der Name „Aufsteckblitz“. Dazu ist oben auf Ihrer Kamera ein sogenannter Blitzschuh eingebaut. In diesen schieben Sie nun den Blitz mit der an seiner Unterseite eingebauten Platte hinein. Danach sichern Sie die Verbindung von Blitzschuh und Blitz, indem Sie das Rädchen unten am Blitz festdrehen. Nun sind auch die Kontakte zwischen Blitzschuh und Blitz fest verbunden, und der Blitz löst, wenn Sie auf den Auslöser der Kamera drücken, mit aus.

Yongnuo YN 560-III als entfesselten Blitz einsetzen

Wenn Sie Ihren Blitz entfesselt einsetzen, gibt es bei den meisten Blitzgeräten die Möglichkeit, diesen optisch durch Licht oder durch einen Funksender auszulösen. Auch der Yongnuo YN 560-III bietet diese beiden Möglichkeiten an.

Optisches Auslösen bedeutet, dass der Blitz durch das Licht des in der Kamera integrierten Blitzes ausgelöst werden kann. Hierbei beeinflusst oft das Licht des integrierten Blitzes die Lichtstimmung oder verursacht ungewollte Reflexionen. Bei einigen wenigen Kameras können Sie einen Infrarot-Filtervorsatz (IR-Filtervorsatz) vor den integrierten Blitz setzen, sodass dessen Licht stark gedämpft wird.

Wir empfehlen, den entfesselten Blitz mittels Funkauslöser zum Blitzen zu bringen. Dazu benötigt man in der Regel einen Funksender und einen Funkempfänger. Der Funkempfänger ist im Yongnuo YN 560-III bereits eingebaut, sodass Sie nur noch einen Funksender brauchen, der dann auf den auf der Kamera sitzenden Blitzschuh gesteckt wird.

Geeignet ist für den Yongnuo YN 560-III u. a. das Modell RF-603-II, RF-603 N-II für Nikon, RF-603 C-II für Canon und beide genannten Modelle für Sony. Allerdings funktioniert bei vielen Sony-Kameras nicht das Vorgängermodell RF-603 mit dem On-Off-Schalter an der Oberseite des Funksenders. Bei anderen Kameramarken sollten Sie sich beim Kamerahersteller erkundigen.

Zwischen Sender und Empfänger kann eine Entfernung von bis zu 100 Metern bestehen. So wie wir den entfesselten Blitz in unseren Workshops eingesetzt haben, ist diese Entfernung aber bei Weitem nicht erforderlich. Wichtig ist hier beim Auslösen, dass der Funkauslöser und der im Yongnuo YN 560-III eingebaute Empfänger auf den gleichen Kanal eingestellt sind. Beim Funkauslöser befindet sich die Einstellmöglichkeit im Batteriefach unter den Batterien, die Sie zum Einstellen des Kanals einfach herausnehmen. Am Blitz kann man den eingestellten Kanal auf dem Display ablesen. Ändern kann man ihn, indem man zunächst die beiden durch „CH“ (Channel = Kanal) miteinander verbundenen Tasten drückt und dann über die senkrechten Tasten des Steuerrades den Kanal einstellt.

Achten Sie auf jeden Fall darauf, dass auch der Funkauslöser mit vollen Batterien ausgerüstet ist und dass Sie beim Aufsetzen des Funkauslösers auf den Blitzschuh der Kamera den Funkauslöser richtig hineinschieben und mit dem Rädchen festziehen, damit alle Kontakte gut aufeinandertreffen. Und wie erwähnt müssen Funkauslöser und Blitzgerät natürlich auf den gleichen Kanal eingestellt sein. Wenn Sie mit zwei entfesselten Blitzgeräten die Aufnahme ausleuchten, müssen beide Blitze auf den gleichen Kanal wie der Funkauslöser eingestellt sein (siehe Workshop „Dampfender Tee“).

Noch ein kleiner Hinweis: Der Funkauslöser RF-603 ist ein sogenannter Transceiver, er kann also gleichzeitig als Sender oder Empfänger eingestellt werden. Wenn Sie ihn als Funkempfänger, so wie oben beschrieben, einsetzen möchten, müssen Sie das kleine Hebelchen an der Seite auf TX stellen. Auf TRX wäre er als Empfänger einsetzbar bei einem Blitz, der keinen eingebauten Funkempfänger hat, z. B. beim Vorgängermodell Yongnuo YN 560-II.


Wie am Anfang des Buches bereits erwähnt, haben wir den Blitz Yongnuo YN 560-III gewählt, da er recht einfach und verständlich in seiner Handhabung ist. Außerdem ist er mittlerweile weit verbreitet, da er im Vergleich mit den Blitzgeräten der großen Hersteller recht preisgünstig ist. Doch natürlich bieten auch andere Blitzgeräte von anderen Herstellern gute Handhabung und Leistungen an. Sollten Sie gerade vor dem Kauf eines Blitzgerätes stehen und nicht genau wissen, welches Gerät Sie nehmen sollen, möchten wir Ihnen ein paar Tipps geben, welche Funktionen und Eigenschaften der Blitz haben sollte.


Einflussgrößen beim manuellen Blitzen

Nun haben wir bereits mehrmals angedeutet, dass Sie beim manuellen Bedienen von Blitz und Kamera die besten Möglichkeiten haben, auf die Belichtung des Fotos Einfluss zu nehmen. Doch mit was genau beeinflussen Sie eigentlich was?

Fangen wir mal so an: Genau betrachtet ist ein Foto, das mittels Blitzlicht gemacht wird, immer eine doppelte Belichtung, bestehend aus einerseits dem Blitzlicht und andererseits dem Umgebungslicht. Außer Sie machen die Aufnahme mit Blitzlicht in einem Raum ohne Tages- oder Kunstlicht. Doch das ist wohl eher die Ausnahme.

Schauen wir auf den Normalfall, wo neben dem Blitzlicht auch immer – mehr oder weniger – das Umgebungslicht während der Belichtungszeit auf den Sensor fällt. Hierbei gibt es die Möglichkeit,

nur die Stärke des Blitzlichts,

nur die Stärke des Umgebungslichts oder

die Stärke von Blitzlicht und Umgebungslicht zu beeinflussen.

Die Blitzleistung

Die Blitzleistung, die Sie am Blitzgerät einstellen, beeinflusst ausschließlich die Stärke des Blitzlichtes. Klar, wenn Sie beispielsweise von 1/1 auf 1/2 regeln, gibt der Blitz beim Aufleuchten weniger Licht, nämlich nur noch die Hälfte der möglichen Lichtmenge ab.

Der Abstand

Der Abstand zwischen dem Blitz und dem Motiv beeinflusst ausschließlich die Stärke des Blitzlichtes. Denken Sie daran, was wir weiter oben geschrieben haben, nämlich dass das Licht im Quadrat zur Entfernung abnimmt. Je weiter Sie mit Ihrem Blitz vom Motiv entfernt sind, desto weniger Licht bekommt das Motiv bei gleichbleibender Blitzleistung. Andersherum können Sie die Stärke des Blitzlichtes auf dem Motiv verstärken, wenn Sie näher mit dem Blitz – integriert, aufgesteckt oder entfesselt – an das Motiv herangehen.

Die Belichtungszeit

Die Belichtungszeit beeinflusst nur das Umgebungslicht. Das liegt einfach daran, dass die Abbrenndauer des Blitzes, also die Zeit, die er aufleuchtet, extrem kurz und die eingestellte Belichtungszeit im Vergleich dazu sehr lang ist. In der gesamten Zeit, in der der Kameraverschluss geöffnet ist, fällt also das Umgebungslicht auf den Sensor – außer Sie sind in einem stockfinsteren Raum gänzlich ohne Umgebungslicht.

Mit der Belichtungszeit haben Sie ein tolles Gestaltungsmittel. Je heller das Umgebungslicht und je länger es einwirken kann, umso stärker kommt es im Bild zur Geltung. Denken Sie also daran, dass Sie mit der Veränderung der Belichtungszeit ausschließlich die Einwirkstärke des Umgebungslichtes beeinflussen können, denn bei einer extrem kurzen Brenndauer des Blitzes von etwa 1/10.000 s haben Sie bei Belichtungszeiten von z. B. 1/60 s oder 1/250 s keinen Einfluss auf die Stärke des Blitzlichtes.

Die Blende

Die Blende hat sowohl Einfluss auf die Stärke des auf den Sensor fallenden Blitzlichtes als auch auf die Stärke des auf den Sensor fallenden Umgebungslichtes: Wenn Sie die Blendenöffnung verkleinern, also einen größeren Blendenwert wählen, kommt einfach weniger Licht durch die Blendenöffnung, als wenn diese weit geöffnet (kleiner Blendenwert) wäre. Und zwar sowohl vom einfallenden Blitzlicht als auch vom einfallenden Umgebungslicht.

Der ISO-Wert

Und auch der ISO-Wert, der die Lichtempfindlichkeit des Sensors anhebt oder vermindert, hat durch die veränderte Lichtempfindlichkeit sowohl auf die Stärke des auf den Sensor treffenden Blitzlichtes als auch auf die Stärke des auftreffenden Umgebungslichts Einfluss.


Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869103884
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Januar)
Schlagworte
Blitzfotografie Fotografie Ratgeber fotografieren lernen Fotografie-Grundlagen

Autoren

  • Fotoschule des Sehens (Herausgeber:in)

  • Peter Uhl (Autor:in)

  • Martina Walther-Uhl (Autor:in)

Der Fotografenmeister Peter Uhl und die Dipl.-Biologin Martina Walther-Uhl sind Fotografen aus Leidenschaft. Gemeinsam zeigen sie Hobbyfotografen in ihrer Fotoschule des Sehens, wie auch ohne große Vorkenntnisse faszinierende Fotos entstehen. Ihre Foto-Seminare sind so erfolgreich, weil sie Einsteiger und Fortgeschrittene zu schnellen Erfolgserlebnissen führen und damit den Spaß am Fotografieren vervielfachen.
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Titel: Grundlagen Blitzfotografie