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Familien-Chaos im Griff

Profitipps von Kindergarten-Erzieherinnen für einen stressfreien Alltag. Der Ratgeber für Eltern von 2-6-jährigen Kindern. Empfohlen von: Akademie für Kindergarten, Kita und Hort

von Melanie Gräßer (Autor:in) Eike Hovermann (Autor:in)
208 Seiten

Zusammenfassung

Praktische Tipps von Profis
In Kooperation mit der Kindergartenakademie
Praxisnah und verständlich erklärt
Für einen stressfreien Tagesablauf mit Kindern

Quengeln, jammern, heulen: Der Alltag mit Kindern kann für Erwachsene viel Stress verursachen! Mehr als 100 Erzieherinnen und weitere Experten haben in Kooperation mit der Kindergartenakademie die besten Tipps für einen stressfreien Tagesablauf zusammengetragen. Vom Aufstehen bis zum Schlafengehen, daheim, im Urlaub oder beim Arzt: Dieses Buch ist ein praktischer Ratgeber für einen harmonischen Umgang mit Kindern!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Impressum

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

978-3-86910-728-8

ISBN der gedruckten Originalausgabe: 978-3-86910-628-1

ISBN des PDF-eBooks: 978-3-86910-729-5

Die Autoren: Diplom-Psychologin Melanie Gräßer ist Psychotherapeutin mit eigener Praxis in Lippstadt für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Eike Hovermann jun. ist Gründer und Geschäftsführer der Akademie für Kindergarten, Kita und Hort.

Dieses Buch widmen wir Malte und Tina.

Unter Mitarbeit von:

Aring-Pira, Nicole, AWO KiTa Bullerbü, Lippstadt; Bertrams, Sonja, Diplom-Psychologin, Erkelenz; Brüggeman, Kai, Diplom-Psychologe, Psychologische Beratungsstelle Gummersbach; Bürgel, Beate, Montessori-Kindergruppe, Reichelsheim; Dombrowski, Elke, Katholische Kita St. Wendel, Frankfurt; Dragon, Anja, Diplom-Sozialarbeiterin und Ernährungsberaterin, Brühl; Eigenbrodt, Bettina, Diplom-Psychologin, Psychologische Beratungsstelle Gummersbach; Gleißner, Ulrike, Diplom-Psychologin, Bonn; Halstenberg, Nina, Kita Osterbrook, Hamburg; Heringer, Verena, Diplom-Sozialpädagogin, Kita-Support, Duisburg; Hettche, Uta, Betreuungslehrkraft für Vorschule in der Deutschen ­Fernschule, Wetzlar; Jung, Cordula, Psychologische Psychotherapeutin, München; Jungbluth, Tanja, Familienzentrum der Bürgerinitiative Rund um St. Josef, Krefeld; Koutsandréou, Maja, Diplom-Psychologin, Bochum; Lemper-Pychlau, Marion, Diplom-Psychologin, Trainerin und Coach, Königstein; Meynen, Clara, Diplom-Psychologin, Berlin; Rahm, Jasmin, Ev. Kindergarten, Bad Dürheim; Reimer, Theo, Betriebswirt, Kinderinitiative Wasserturm, Lippstadt; Riege, Rebeccah, Erzieherin, Soest; Schicktanz, Leonore, Leiterin Familien Haus Kastanie, Berlin; Spiekermann, Birgit, Lokales Bündnis für Familien, Lippstadt; Streblow, Luitgard Maria, Diplom-Sozialpädagogin, Lippstadt; Thiel-Rieger, Melanie, AWO TfK, Diedenshausen; Uetrecht, Quenny, Integrationsfachkraft, Heilerziehungspflegerin, ­Kindergarten Isenstedt, Espelkamp … und vielen weiteren Expertinnen und Experten.

© 2013 humboldt

Eine Marke der Schlüterschen Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG,

Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover

www.schluetersche.de

www.humboldt.de

Autoren und Verlag haben dieses Buch sorgfältig geprüft. Für eventuelle Fehler kann dennoch keine Gewähr übernommen werden.

Wenn Sie trotz unserer Tipps mit einem Problem nicht weiterkommen, dann sprechen Sie mit Ihrem Kinderarzt, wenden Sie sich an eine Erziehungsberatungsstelle, einen Kinder- und Jugendpsychotherapeuten oder Kinder- und Jugendpsychiater. Die dort arbeitenden Menschen sind auf solche Probleme spezialisiert und dafür ausgebildet, Ihnen und Ihrem Kind zu helfen – und sie tun dies in der Regel sehr gern und gut!

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.

Lektorat: Nathalie Röseler, Dateiwerk GmbH, Pliening

Covergestaltung: DSP Zeitgeist GmbH, Ettlingen

Coverfoto: Mieke Dalle/Getty Images

ePUB: PER Medien+Marketing GmbH, Braunschweig

Vorwort

Liebe Eltern, liebe Mütter, liebe Väter,

fast jedes Kind hat täglich neue Herausforderungen für seine Eltern parat und der Vorrat an neuen Ideen ist schier unerschöpflich. Als Eltern fragt man sich manchmal, wie man das alles schaffen und dabei das Familienchaos in den Griff bekommen soll. Da Sie nicht immer die eigenen Eltern um Rat bitten können oder möchten, liegt es auf der Hand, sich bei Experten zu erkundigen, die tagtäglich einen sehr guten Job mit Kindern machen.

In Deutschland gibt es viele sehr gute Erzieherinnen und Erzieher, die Eltern im Familienalltag mit Rat und Tat zur Seite stehen und praxiserprobte Tipps weitergeben. Es war uns ein Anliegen, ganz viele dieser Praxistipps zu sammeln, übersichtlich aufzubereiten und Ihnen als Eltern als „Experten-Nachschlagewerk für alle Fälle“ zur Seite zur stellen. Verlassen Sie sich auf die zahlreichen Praxistipps von Deutschlands Experten, die wir sorgfältig ausgewählt und für Sie entsprechend dem Familientagesablauf zusammengestellt haben.

Dieses Buch ist aber nicht nur als Nachschlagewerk gedacht. Es kann auch eine inspirierende Quelle sein. Stöbern Sie einfach in den zahlreichen Tipps, lassen Sie sich anregen und probieren Sie dann das ein oder andere aus. Haben Sie zum Beispiel schon einmal einen Anziehwettbewerb mit Ihrem Kind veranstaltet oder Gemüsegesichter gebastelt? Sie werden überrascht sein, wie gut die praxiserprobten Ratschläge funktionieren.

Wir sind uns sicher, dass Sie und auch Ihre Kinder viel mehr Spaß haben und viel gelassener werden, wenn Sie einige Tipps unserer Experten beherzigen und praktisch umsetzen – und vielleicht stellen Sie dann fest, dass das Familienchaos sehr schnell der Vergangenheit angehört.

Wir wünschen Ihnen ganz viel Spaß und Erfolg bei der Umsetzung dieses Praxisratgebers.

Melanie Gräßer

Eike Hovermann jun.

Das ist uns wichtig

Auch wenn uns das tägliche Familienchaos oft fest im Griff hat, sollten wir nie vergessen: Die respektvolle Beziehung zum Kind ist das Wichtigste in der Erziehung. Oder anders gesagt: Veränderung beginnt bei uns Eltern.

Einen Grundgedanken bei der Begleitung und Erziehung von Kindern möchten wir Ihnen hier kurz vorstellen: Das Geheimnis einer gelungenen Eltern- und Paarbeziehung besteht darin, dass die Erwachsenen eigene Entwicklungen zulassen und offen sind für die Herausforderungen, vor die sie durch ihre Kinder gestellt werden. Schwierigkeiten und Probleme sollten nicht verdrängt, sondern als Motivation für Veränderungen angesehen werden, bei Bedarf mit fachlicher Begleitung oder Unterstützung, zum Beispiel durch den Besuch von Elternkursen oder die Nutzung von Beratungsangeboten.

Einige Pädagogen schlagen Eltern vor, mal die Perspektive zu wechseln: Erwachsene sollten interessiert und offen für die Botschaften ihrer Kinder sein und sich fragen, was sich hinter diesen Botschaften „versteckt“. Das bedeutet, dass Eltern von ihren Kindern lernen können, sozusagen von ihnen „erzogen“ werden. Meistens sind es wichtige soziale Grundbedürfnisse des Kindes, welche die Eltern übersehen – auch aus Unkenntnis. Kinder äußern sich nicht selten durch auffälliges – manchmal aggressives – Verhalten, das oftmals eine Reaktion des Kindes auf das Agieren des Erwachsenen ist.

Lassen Sie sich deshalb an dieser Stelle ermutigen, Ihre eigene Haltung zu überdenken. Finden Sie heraus, wie Sie die Bedürfnisse Ihres Kindes erkennen und feinfühlig darauf eingehen können. Sie können in Ihrer Familie oder Eltern-Kind-Beziehung nur etwas ändern, wenn Sie bei sich selbst beginnen!

Kinder wollen ihre Eltern „echt“ und authentisch erleben, das heißt mit allen Gefühlen – und nicht mit „pädagogisch wertvollen“, auch verkopften Reaktionen. Eltern vergessen manchmal, dass sie außer Vater und Mutter auch eigenständige Männer und Frauen sind, mit eigenen Gefühlen und Bedürfnissen, dass sie unabhängig von ihrer Rolle als Eltern existieren. Daher ist es sehr wichtig für Kinder, dass ihre Eltern ihnen ihre persönlichen Grenzen zeigen wie „Ich bin müde“ oder „Das macht mich ärgerlich“ oder auch „Ich will das nicht“.

Und Kinder wollen ihre eigenen Gefühle wie Ärger, Wut, Angst, Enttäuschung, Traurigkeit zeigen dürfen, weil diese in dem Moment, in dem sie gezeigt werden, zu ihnen gehören. Sie wollen nicht so „behandelt“ werden, als wären sie ein Objekt, mit dem man etwas macht.

Für eine warmherzige Erziehung ist es wichtig, dass die Erwachsenen eine Verantwortung übernehmen, die nicht mehr auf Macht basiert, sondern auf emotionaler Bindung und ihrer natürlichen Autorität, aufgrund ihrer Lebenserfahrung und menschlichen Reife sowie unter der Achtung der Würde des Kindes.

Manchen Eltern fällt es schwer, sich in die Welt ihres Kindes hineinzuversetzen. Sie gehen davon aus, dass Kinder „kleine Erwachsene“ sind, und behandeln sie dementsprechend wie eine Freundin oder einen Kumpel. Auf diese Weise werden die Grenzen zwischen den Eltern und Kindern verwischt. Wenn die Erwachsenen nicht die nötige Verantwortung für sich und ihr Verhalten übernehmen, fehlen dem Kind die klare Orientierung und die Sicherheit als wichtiges soziales Grundbedürfnis. Zugleich kann dem Erwachsenen nicht die entsprechende Achtung entgegengebracht werden.

Elternschaft bedeutet immer eine bewusste oder unbewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Elternrolle bzw. der eigenen Kindheit. Unsere Kinder wecken in uns unser eigenes „Kind“ und mit ihm nicht erfüllte Bedürfnisse und alte Verletzungen. Ungelöste Konflikte mit den eigenen Eltern können die Kontaktaufnahme mit dem eigenen Kind belasten und somit einer warmherzigen Eltern-Kind-Beziehung entgegenstehen.

Ein Kind zu begleiten und zu erziehen ist die wunderbarste, aber zugleich wohl schwierigste Aufgabe der Welt. Dabei ist es ganz wichtig zu verinnerlichen, dass wir weder „perfekt“ sein noch dem Anspruch der Gesellschaft oder unserem eigenen Ideal entsprechen müssen. Dass Eltern vor allem Menschen sind – mit ganz individuellen Begabungen und Begrenzungen und sehr persönlichen lebensgeschichtlichen Erfahrungen –, wird oft ausgeblendet. Aber genau das brauchen unsere Kinder: mitmenschlich handelnde, und das heißt zwangsläufig auch eben nicht perfekte, Vorbilder.

Guten Morgen

Herrlich, so ein Sonntagmorgen: Vater, Mutter, Kinder, alle sind ausgeschlafen und starten mit einem ausgiebigen Frühstück in einen schönen und abwechslungsreichen Familientag. Wenn doch nur jeder Tag ein Sonntag wäre! Leider hat uns am Montag der Alltag ganz schnell wieder …

Wecken

Wenn Sie Glück haben, haben Sie ein Kind, das gerne auch mal etwas länger schläft. Was am Wochenende wunderbar ist, bedeutet unter der Woche meist puren Stress. Häufig müssen Eltern zu bestimmten Zeiten bei der Arbeit sein und somit das Kind auch pünktlich im Kindergarten abliefern. Wenn sie dann einen kleinen Langschläfer zu Hause haben, sind die Probleme schon programmiert.

Es gibt Kinder, die direkt wach und munter sind, wenn man sie weckt, und es gibt Kinder, die maulen und sich am liebsten wieder umdrehen würden, um weiterzuschlafen. Sollte Letzteres bei Ihnen der Fall sein, sollten Sie generell überlegen, ob Ihr Kind ausreichend Schlaf bekommt und ob es eventuell sinnvoll ist, es abends früher ins Bett zu bringen.

Tipp: Langsam in den Tag

Versuchen Sie Ihr Kind langsam aus dem Schlaf zu holen. Vielleicht kennen Sie das auch, dass Sie Herzrasen haben, Ihr Kreislauf verrücktspielt oder Sie sich erst einmal orientieren müssen, wenn Sie ganz abrupt aus dem Tiefschlaf gerissen werden. Ähnlich kann es Ihrem Kind auch ergehen. Führen Sie vielleicht ein Weckritual ein: Stehen Sie erst in Ruhe selber auf und nutzen Sie die Zeit alleine, um sich selber fertigzumachen und das Frühstück vorzubereiten. Öffnen Sie währenddessen die Kinderzimmertür, dann dringen schon die ersten Geräusche ins Kinderzimmer und das Unterbewusstsein kann sich auf das Aufstehen vorbereiten. Gehen Sie dann leise ins Kinderzimmer und öffnen Sie langsam die Jalousien, damit Licht ins Zimmer kommt und sich der Körper allmählich auf den Tagmodus einstellen kann. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem Sie Ihr Kind wecken sollten. Wahrscheinlich ist es schon halbwach, aber es braucht trotzdem die persönliche Ansprache, um vollends wach zu werden und gut in den Tag zu starten.

Es gibt Kinder, die die Verantwortung für das Aufstehen gerne selber übernehmen wollen. Diesen Kindern können Sie mit einem eigenen Wecker eine Freude machen.

Ich kann mich schon alleine anziehen

Dass Kinder sich selbst anziehen wollen, ist ein großer Schritt in der Kindesentwicklung. Leider kann dieser Entwicklungsschritt Sie als Eltern in den Wahnsinn treiben. Gerade morgens, wenn es schnell gehen soll, wenn Sie zu einer Feier eingeladen sind oder einen Arzttermin haben, geht der Kampf um das selbstständige Anziehen oder das Angezogenwerden erst richtig los.

Viele Eltern neigen dazu, die Sache schnell selbst in die Hand zu nehmen, und sagen etwas wie „Lass mich das eben machen“ oder „Ich kann das schneller“. Sie verfolgen damit keine schlechten Absichten, sondern möchten wahrscheinlich nur pünktlich zur Arbeit oder einem anderen wichtigen Termin erscheinen. Doch aufgepasst: Zum einen kann dieses Eingreifen zu einer handfesten Auseinandersetzung mit Ihrem Kind führen, die die Gesamtsituation nur verschlimmert, und zum anderen kommt bei Ihren Kindern vermutlich eine andere Botschaft an. Ihr Kind wird möglicherweise hinter dem Gesagten vermuten: „Mama traut mir das nicht zu“ oder „Ich mache alles falsch“.

Tipp 1: Zeit einplanen

Sie können die Situation entschärfen, indem Sie künftig mehr Zeit einplanen. Stehen Sie morgens etwas eher auf. So vermeiden Sie, dass Sie selbst unter Zeitdruck geraten und gestresst werden. Lassen Sie Ihrem Kind Zeit, es alleine zu probieren, und bieten Sie nicht direkt Hilfe an. Auch wenn es um Hilfe bittet, wenn es zu scheitern droht, greifen Sie nicht sofort ein, sondern versuchen Sie Mut zuzusprechen, es noch mal zu probieren. Freuen Sie sich mit Ihrem Kind, wenn es geschafft hat, sich selbst anzuziehen, und sagen Sie ihm, wie stolz Sie sind.

Tipp 2: Anziehwettbewerb

Kinder messen sich gerne spielerisch mit anderen. Versuchen Sie es morgens einmal mit einem „Anziehwettbewerb“. Legen Sie im Vorfeld gemeinsam oder alleine die Kleidung Ihres Kindes raus, und auf Kommando ziehen Sie und Ihr Kind sich parallel an. Wer am schnellsten ist, hat gewonnen. Sie werden merken, dass Ihr Kind Gas gibt, und das Wissen über den eigenen Sieg wird der schönste Preis sein. Daher ist es ganz wichtig, dass es bei diesem „Spiel“ auch einmal gewinnt.

Tipp 3: Anziehzeit stoppen

Damit Ihr Kind ein Gefühl für die Zeit bekommt, stoppen Sie einfach einmal die Anziehzeit, also vom Schlafanzug bis zur ausgehfertigen Montur. Runden Sie diese gemessene Zeit um zwei Minuten auf und stellen Sie am Morgen eine Eieruhr auf die Minutenzahl ein. So kann Ihr Kind selber am besten einschätzen, wie schnell es sich innerhalb der Zeit anzieht. Wenn es die Zeit gut einhält, dann sparen Sie nicht mit Lob! Überschreitet es die Zeit und ist nicht pünktlich am Frühstückstisch, ziehen Sie die „Mehrzeit“ von der abendlichen Spielzeit ab oder stellen Sie Ihrem Kind den Wecker am nächsten Morgen die entsprechenden Minuten früher.

Das zieh ich nicht an!

Jeden Morgen das gleiche Theater: Nichts ist anstrengender als ein Kind, das sich morgens weigert, die von Ihnen herausgelegten Sachen anzuziehen. Besonders wenn Sie es eilig haben, kommen immer wieder Diskussionen über das Outfit auf.

Sie wollen wahrscheinlich, dass Ihr Kind ordentlich und den Witterungsverhältnissen angemessen gekleidet ist. Gehen Sie davon aus, dass ihm das völlig egal ist! Ihr Kind hat seine eigenen Vorstellungen und nur diese zählen bei der Kleiderwahl.

Tipp 1: Sachen abends rauslegen

Wählen Sie schon am Abend vorher gemeinsam mit Ihrem Kind das passende Outfit aus. Lassen Sie ihm die Freiheit, selbst zu entscheiden, was es tragen möchte. Geben Sie vor, ob die Kleidung für warmes oder kaltes Wetter geeignet sein muss, damit es nicht friert oder schwitzt. Tolerieren Sie ruhig mal, dass Ihr Kind im Winter im Sommerkleid mit dicker Wollstrumpfhose und Strickjacke aus dem Haus gehen möchte oder farblich überhaupt nicht zusammenpassende Kleidung auswählt. Ihr Kind ist ein Individuum und muss sich frei entfalten können. Es muss lernen, Verantwortung für sein Handeln zu tragen. Gerade bei der Kleiderwahl können Sie ihm diese eigene Entfaltung relativ gefahrlos überlassen. Außer komischen Kommentaren, die es eventuell für seine Kleiderwahl bekommt, kann kaum etwas passieren.

Tipp 2: Im Schlafanzug in den Kindergarten

Sollte es trotz allem morgens richtiges Theater geben und Ihr Kind sich nicht anziehen wollen, packen Sie ihm Kleidung in die Tasche und bringen Sie es im Pyjama in den Kindergarten. Sie werden sich wundern, wie viele Eltern das schon vor Ihnen getan haben und wie viele Eltern das nach Ihnen noch tun werden.

Den Tag besprechen

Genauso wichtig, wie den Tag abends zu reflektieren, ist es, den Tag morgens zu besprechen. Lassen Sie Ihr Kind morgens schon wissen, dass es heute zur Musikschule geht oder noch ein Termin beim Kinderarzt ansteht. Wenn Sie Ihr Kind morgens darüber unterrichten, kann es sich auf den weiteren Tagesverlauf einstimmen.

Ich gehe in den Kindergarten

Schneller als man gucken kann steht der erste Kindergartentag oder der erste Tag bei der Tagesmutter vor der Tür. Die Kleinen sind plötzlich schon ganz schön groß. Wichtig ist jetzt, sie so entspannt wie möglich auf die Zeit vorzubereiten und ihnen den Start damit zu erleichtern.

Die ersten Tage im Kindergarten

Mit gemischten Gefühlen fiebern Sie wahrscheinlich dem Start des Kindergartens entgegen. Sie haben Bedenken, ob Ihr Kind sich in der neuen Situation wohlfühlen wird, ob es mit der Eingewöhnung gut klappen wird und, und, und.

Vertrauen Sie darauf, dass Erzieherinnen im Umgang mit Kindern geschult sind und dies meist schon jahrelang unter Beweis stellen. Versuchen Sie Ihr Kind positiv auf die Kindergartenzeit einzustimmen. Sollten sich Ihre Ängste auf Ihr Kind übertragen, wird es auch Ängste entwickeln und somit vermutlich einen recht schwierigen Start haben. Kinder schaffen es normalerweise ganz schnell, mit dieser Situation zurechtzukommen. Sie freuen sich darüber, mit anderen Kindern zusammenzusein und viele neue Spielsachen auszuprobieren.

Tipp 1: Nutzen Sie beide die Eingewöhnungsphase

In den meisten Kindergärten gibt es eine Eingewöhnungsphase – entweder vor dem regulären Start im Kindergarten oder zu Beginn des neuen Kindergartenjahres. Nutzen Sie diese und erkunden Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Gruppe und bei gutem Wetter das Außengelände. Versuchen Sie Ihr Kind zu motivieren, alleine auf Erkundungstour zu gehen. Vielleicht mag ein älteres Kind ihm die Puppenecke oder die Sandsachen zeigen. Nutzen Sie in dieser Zeit die Chance und unterhalten Sie sich kurz mit den Erzieherinnen, um einen ersten Eindruck von ihnen zu bekommen. Manchmal werden mehrere Eingewöhnungstermine angeboten. Bei dem zweiten Termin können Sie Ihr Kind kurz alleine lassen, wahrscheinlich findet es das ganz in Ordnung. Sie werden eher ein ungutes Gefühl im Bauch haben. Gehen Sie doch einfach in der Zeit kurz zum Bäcker und holen Kuchen, der später zu Hause als Belohnung gemeinsam gegessen wird. So haben Sie etwas zu tun und müssen nicht die ganze Zeit darüber nachdenken, was alles passieren könnte.

Tipp 2: Bringen Sie Ihr Kind mit anderen zusammen

Um Ihrem Kind den Einstieg in den Kindergarten zu erleichtern, können Sie es schon vorher an das Zusammensein mit anderen Kindern gewöhnen. Gehen Sie in eine Krabbelgruppe, zum Kinderturnen oder verabreden Sie sich mit anderen Müttern oder Vätern und ihren Kindern. In solchen Situationen erlernen Kinder die ersten Regeln des Miteinanders. Zum Beispiel, dass man beim Turnen kurz warten muss oder dass man beim Spiel mit anderen Kindern teilen muss. Diese Erfahrungen können sich vorteilhaft auf die Zeit im Kindergarten auswirken.

Ein Kuscheltier gibt Sicherheit

In den ersten Tagen kann es Ihrem Kind helfen, einen kleinen Freund mit in den Kindergarten zu nehmen, der ihm Sicherheit gibt. Das kann ein Kuscheltier, Schnuffeltuch oder Ähnliches sein, das schon lange ein treuer Begleiter ist. Sprechen Sie dies auf jeden Fall mit den Erzieherinnen ab, da es in manchen Kindergärten nicht erlaubt ist, etwas von zu Hause mitzubringen.

Zu dem Thema, ob Spielzeug von zu Hause mit in den Kindergarten mitgebracht werden darf, gibt es in den meisten Kindergärten klare Regeln. Meist darf nichts oder nur zu bestimmten Anlässen oder nach Absprache mitgenommen werden. Zum einen hat es den Sinn, dass nichts im Kindergarten verloren geht oder zerstört wird und zum anderen gibt es in den Kindergärten ausreichend Spielsachen für die unterschiedlichen Interessen der Kinder.

Die Qual der Wahl

Wenn Sie Spielzeug mit in den Kindergarten geben dürfen, überlegen Sie vorher gemeinsam mit Ihrem Kind, welches Spielzeug sinnvoll ist. Suchen Sie am besten etwas aus, das keine kleinen Teile hat, die verloren gehen können, und nichts, was leicht kaputt gehen kann. Sollte Ihr Kind sich für ein Spielzeug entscheiden, das Geräusche macht, fragen Sie besser im Kindergarten nach, ob das erlaubt ist. Manche Erzieherinnen sträuben sich bei diesen Spielsachen. Eine CD mit Musik oder Geschichten dagegen ist meist erlaubt.

Mit Teddy-Eskorte in den Kindergarten

Wenn sich Ihr Kind zu Hause noch nicht von seinem Teddy trennen kann, könnte er mit im Auto oder auf dem Fahrrad zum Kindergarten fahren, sich verabschieden, dann bei den Einkäufen helfen und pünktlich „zum Dienstschluss“ Ihr Kind wieder am Kindergarten abholen.

Verabschieden im Kindergarten

Kennen Sie die Situation, dass Ihr Kind herzzerreißend weint und sich an Ihnen festklammert, wenn Sie es in den Kindergarten bringen? Wenn Sie Ihr Kind abgeben, fühlen Sie sich herzlos und befürchten, dass Ihr Kind den ganzen Tag weinend im Kindergarten verbringt. Wahrscheinlich entwickeln Sie Schuldgefühle und fragen sich, ob Ihr Sprössling einen bleibenden Schaden davonträgt.

Sie brauchen sich keine Sorgen machen! Ihr Kind beruhigt sich in der Regel nach ganz kurzer Zeit, und die Erzieherinnen sind darin geschult, mit solchen Situationen umzugehen. Sie schaffen es, Ihren kleinen Liebling schnell abzulenken. Seien Sie sich sicher, dass Sie angerufen werden, wenn Ihr Kind sich über einen längeren Zeitraum gar nicht mehr beruhigen ließe. Wundern Sie sich auch nicht, wenn Ihr Kind, nachdem es monatelang morgens ganz unkompliziert in den Kindergarten gegangen ist, plötzlich wieder anfängt, Theater zu machen. Kinder durchlaufen unterschiedliche Entwicklungsphasen, und da kann es durchaus vorkommen, dass sie sich unsicher fühlen und wieder anfangen zu klammern. Außerdem passiert es manchmal, dass die Kinder sich untereinander streiten und es deswegen zu einer Kindergartenunlust kommt. Sprechen Sie die Erzieherinnen an und fragen Sie, ob etwas Besonderes vorgefallen ist. Oder versuchen Sie, Ihr Kind zu ermutigen, es Ihnen zu erzählen.

Tipp: Lieber ein Abschied mit Schrecken …

Auch wenn es herzlos klingt, versuchen Sie trotzdem, Ihr Kind schnell abzugeben. Wenn Ihr Kind wieder anfängt, sich weinend an Sie zu klammern, drücken Sie es noch einmal, sagen Sie ihm, dass Sie es lieb haben, wünschen Sie ihm viel Spaß im Kindergarten und übergeben Sie es einer Erzieherin. Ihr Kind wird dann wahrscheinlich noch mehr schreien und weinen. Gehen Sie trotzdem raus, ohne sich noch einmal umzudrehen, und holen Sie erst mal tief Luft. In dieser Situation werden Sie sich ganz schlecht fühlen. Denken Sie daran, es ist für eine kurze Zeit und die geht schnell vorbei.

Es gibt Eltern, die in diesen Situationen immer länger da bleiben, den Abschied hinauszögern oder ihr Kind wieder mit nach Hause nehmen. Machen Sie das bitte nicht. Mit diesem Verhalten signalisieren Sie Ihrem Kind, dass Sie selbst unsicher sind und den Erzieherinnen nicht zutrauen, sich angemessen zu kümmern. Diese Unsicherheit überträgt sich auf Ihr Kind und die Situation wird wahrscheinlich noch schlimmer.

Es ist gut, wenn Ihr Kind weint, wenn es sich von Ihnen trennen soll. Dies ist ein Zeichen dafür, dass es eine sichere Bindung zu Ihnen hat. Sie sind die geliebte Bindungsperson, von der es sich nicht trennen möchte. Verstehen Sie es so: „Das, was ich liebe, lasse ich doch nicht gehen!“ Kinder mit einer sicheren Bindungsbeziehung entscheiden immer, wann ihre Bezugsperson gehen darf.

Trennungsängste bei Kindergartenkindern

Die Phase, in der Ihr Kind Trennungsängste erlebt, ist eine sehr wichtige in seiner Entwicklung und völlig normal.

Jedes Kind muss lernen, eine zeitliche Trennung von seinen Eltern zu ertragen. Auch für Sie als Eltern kann es schwer sein, sich von Ihrem Kind für eine gewisse Zeit zu verabschieden.

Sie möchten Ihr Kind zur Tagesmutter, in den Kindergarten oder zu den Großeltern bringen? Grundsätzlich spricht nichts dagegen, dass es von anderen Menschen eine gewisse Zeit betreut wird. Voraussetzung dafür ist, dass Ihr Kind dort kompetent, fürsorglich und herzlich behütet wird. Wichtig ist, dass der eingespielte Ablauf des Tages eingehalten wird und die für Ihr Kind Verantwortlichen nicht laufend wechseln.

Was passiert, wenn Sie Ihr Kind in den Kindergarten oder zur Tagesmutter bringen?

Einige Kinder fangen dann direkt an zu weinen und sträuben sich, dort zu bleiben. Merkt Ihr Kind, dass Sie gleich weggehen wollen und der Babysitter kommt? Sie wissen aus eigener Erfahrung, dass es zahlreiche Situationen gibt, in denen Ihr Kind Trennungsangst entwickelt.

Es ist kein Zufall, dass Trennungsängste bei Kindern vorkommen. Das liegt daran, dass Kinder Situationen noch nicht so gut beurteilen können und sich ihr Gefühl für Zeit erst mit den Jahren entwickelt. Ein paar Minuten – auch wenn es nur fünf sind – können Ihrem drei Jahre alten Kind wie Stunden vorkommen. Einen Zeitraum von beispielsweise drei Wochen kann ein Erstklässler noch nicht übersehen.

Es ist völlig normal, dass Ihr Kind Angst hat, dass Sie nicht wiederkommen oder Ihnen etwas zustoßen könnte. Diese Angst nennt man Verlustangst. Häufig haben Kinder solche Ängste, wenn in Ihrer Familie Stress vorliegt. Der Auslöser kann sein, dass Sie gerade umgezogen sind, Sie Probleme mit Ihrem Partner haben oder jemand aus der Familie krank ist. Wenn sich Eltern schuldig fühlen, Ihr Kind einem anderen Menschen zur Betreuung zu überlassen, kann diese Problematik ebenfalls auftreten. Geben Sie in dieser Situation nicht nach und machen Sie nicht den Fehler und gehen ohne Ihr Kind nicht mehr aus. Ihr Kind muss lernen, von Ihnen getrennt zu sein, ansonsten hält die Bindungsangst bzw. das Klammerverhalten Ihres Kindes an. Widerspricht Ihr Kind der Trennung und erhält dann mehr Fürsorge und liebevolle Zuwendung von Ihnen, dann belohnen Sie es unbeabsichtigt für sein Verhalten. So verschlimmern Sie die Situation und der Widerspruch Ihres Kindes wird zukünftig noch schlimmer.

So bereiten Sie Ihr Weggehen behutsam vor

  • Ihr Kind muss auf den Tag, an dem Sie es das erste Mal zur Tagesmutter, in den Kindergarten oder zu den Großeltern bringen, gut von Ihnen vorbereitet werden.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Kind über die Tagesmutter, den Kindergarten oder die Großeltern und besuchen Sie vorher gemeinsam den Ort, an den Sie Ihr Kind demnächst bringen. Entfernen Sie sich bei dem Besuch nicht weit von Ihrem Kind. Es kann hilfreich sein, mehrere gemeinsame Besuche zu unternehmen, um Vertrauen zu schaffen.
  • Setzen Sie Ihr Kind nicht unter Druck, gleich mit den anderen Kindern zu spielen.
  • Laden Sie, wenn es möglich ist, vorher ein Kind aus dem Kindergarten zu sich nach Hause ein, so hat Ihr Kind einen Bezugspunkt in der Kindergartengruppe.
  • Ganz wichtig ist, dass Sie Ihrem Kind an dem Tag, an dem Sie es abgeben werden, erklären, wohin Sie mit ihm gehen, wohin Sie dann gehen und vor allem, wann Sie wiederkommen. Ihr Kind versteht es besser, wenn es weiß, dass es zum Beispiel bis nach der Mittagspause im Kindergarten ist. Es kann sich dann ungefähr vorstellen, wie lange es dauert, bis Sie es abholen.
  • Holen Sie Ihr Kind pünktlich ab, sonst kann es kein Vertrauen aufbauen und glaubt Ihren Worten nicht.

Für Ihr Kind ist es wichtig, dass der Ablauf, wenn Sie es im Kindergarten, bei der Tagesmutter oder bei den Großeltern abgeben, immer gleich ist, also eine Routine vorliegt. Wenn es diese Schritte verinnerlicht, kann es Ihnen schon aufzählen, was als Nächstes passiert. Wichtig ist, dass Sie sich nicht aus dem Raum schleichen, sondern Ihrem Kind sagen, dass Sie nun gehen.

Informationen für und von dem Betreuer Ihres Kindes

  • Teilen Sie mit, wie und wo Sie im Notfall immer erreichbar sind.
  • Erklären Sie die Schritte, wie Sie Abschied nehmen werden.
  • Bitten Sie den Betreuer darauf zu achten, wie lange es dauert, bis sich Ihr Kind beruhigt, nachdem Sie gegangen sind.

Das Zusammenspiel zwischen Ihnen und dem Betreuer muss funktionieren. Arbeiten Sie Hand in Hand. Achten Sie darauf, dass Einvernehmen zwischen Ihnen und dem Betreuer besteht, wie auf Trennungsängste reagiert wird, wenn beide, das heißt Elternteil und Betreuer, anwesend sind. Beispielsweise sollte vorher abgestimmt werden, wer für die Durchführung des Abgebens und Abholens verantwortlich ist.

Wenn Sie Ihr Kind abholen …

  • widmen Sie sich erst einmal nur Ihrem Kind.
  • möchte Ihr Kind in den Arm und ist sehr klammernd, was anfangs ganz natürlich ist.
  • fragen Sie, was es erlebt hat und womit es gespielt hat.
  • fragen Sie den Betreuer nach besonderen Vorkommnissen.
  • loben Sie Ihr Kind für seine Tapferkeit und belohnen Sie es, wenn Sie vorher eine Belohnung für bestimmte Schritte vereinbart haben.
  • erzählen Sie Ihrem Kind, was Ihnen bei der Abgabe sehr viel Freude bereitet hat, zum Beispiel: „Louis, du hast heute früh die anderen Kinder so toll begrüßt.“
  • Hat es Probleme mit den vereinbarten Schritten gegeben, dann bekommt Ihr Kind heute keine Belohnung. Erklären Sie Ihrem Kind in ruhigen Worten die Vereinbarung. Sagen Sie beispielsweise: „Louis, du hast vergessen, dass du dich nicht an meinem Bein festhalten wolltest. Wenn ich morgen wieder mit dir spiele, bevor ich gehe, hältst du dich bitte nicht an meinem Bein fest, okay?“

Nach einiger Zeit wird Ihr Kind sich ganz ohne Probleme ruhig von Ihnen verabschieden und geht selbstverständlich auf andere Kinder zu. Ab diesem Zeitpunkt sind keine regelmäßigen Belohnungen und Wiederholungen der Schritte mehr nötig. Allerdings gelten die einzelnen Schritte künftig weiter. Die materiellen Belohnungen sollten nicht berechenbar für Ihr Kind sein. Wichtig ist, dass es nur noch hin und wieder belohnt wird. Belohnen Sie Ihr Kind dafür regelmäßig mit Worten, wenn sich Ihr Kind ganz ruhig von Ihnen verabschiedet hat.

Abholen aus dem Kindergarten

Will Ihr Kind manchmal auch nicht aus dem Kindergarten abgeholt werden? Oder möchte es überhaupt nicht mit nach Hause kommen? So ergeht es ganz vielen Eltern. Wahrscheinlich stören Sie gerade mitten im Spiel. Haben Sie jedoch einen bestimmten Grund, warum Sie Ihr Kind gerade jetzt abholen kommen, dann ist so ein Aufbegehren Ihres Kindes unheimlich nervenaufreibend. Wie man diesen Stress vermeiden kann? Wahrscheinlich gibt es dafür kein Allheilmittel, aber hilfreiche Tipps.

So fällt Ihrem Kind der Abschied im Kindergarten leichter

  • Klären Sie Ihr Kind, bevor es morgens in den Kindergarten geht, darüber auf, dass am Nachmittag ein wichtiger Termin ansteht, und dass es wichtig ist, pünktlich den Kindergarten zu verlassen. Sollte Ihr Kind dann schon anfangen zu maulen, können Sie es ja fragen, ob es am nächsten Tag – falls da nichts Wichtiges ansteht – länger bleiben möchte.
  • Wichtig ist, dass Sie nicht auf den letzten Drücker in den Kindergarten kommen, um Ihr Kind abzuholen. Dann stehen Sie selbst schon unter Stress und dieser überträgt sich auf Ihr Kind. Besser ist es, wenn Sie mindestens 15 bis 20 Minuten vorher dort sind. Dann können Sie bei Ihrer Ankunft Ihr Kind darüber informieren, dass es noch fünf Minuten Zeit hat, das Spielen zu beenden, und dass es sich dann fertigmachen muss. So hat Ihr Kind die Möglichkeit, sich innerlich darauf vorzubereiten, und kann sein Spiel abschließen.

Konflikte mit den Erzieherinnen

Leider kann es dazu kommen, dass Sie oder Ihr Kind im Kindergarten Probleme mit den Erzieherinnen oder Erziehern haben. Das kann unterschiedliche Gründe haben, z.B. dass Sie grundlegend verschiedene Erziehungsvorstellungen haben oder dass Ihr Kind einfach nicht mit den Erziehern harmoniert.

Probleme sollten Sie direkt ansprechen. Oft können Sie Differenzen mit einem kurzen Gespräch aus der Welt räumen, manches basiert einfach auf Missverständnissen, die geklärt werden müssen. Erzieher sind auch nur Menschen und können mal einen Fehler machen.

Sollte sich keine Besserung einstellen, suchen Sie das Gespräch mit der Elternvertretung des Kindergartens oder mit der Kindergartenleitung und bitten Sie diese um Unterstützung. Wenn Sie das Gefühl haben, dass die Situation nach Gesprächen mit den Erziehern nicht besser wird, sollten Sie gemeinsam mit den Erziehern und der Kindergartenleitung überlegen, ob ein Wechsel in eine andere Gruppe oder in einen anderen Kindergarten sinnvoll ist.

Beachten Sie bitte, dass Sie nicht alles, was Ihr Kind zuhause erzählt, für bare Münze nehmen können, häufig übertreiben Kinder Dinge und überblicken noch nicht das Gesamtgeschehen. Wenn Ihr Kind beispielsweise erzählt, dass die Erzieherin „ganz doll“ mit einem anderen Kind geschimpft habe, obwohl das „ganz lieb“ war, dann könnte sich bei einer Rückfrage bei der Erzieherin herausstellen, dass das „ganz liebe“ Kind mehrere Feuerzeuge in den Kindergarten mitgebracht hat und dass „ganz doll schimpfen“ nur eine deutliche und laute Erklärung für alle Kinder in der Gruppe war.

Am Tag

Das Familienleben hält für alle immer wieder Überraschendes bereit. Oftmals ist es hektisch und chaotisch, das wirkt sich auf alle Familienmitglieder aus. Umso wichtiger ist es, Regeln für das Zusammenleben festzulegen, von denen alle gleichermaßen profitieren.

Werte – was Ihnen lieb und wichtig ist

Jeder Mensch hat gewisse Werte, die ihm wichtig sind, und diese möchte man auch gerne an seine eigenen Kinder weitergeben. Als Eltern sollten Sie erst einmal prüfen, ob diese noch zeitgemäß sind. Werte, nach denen Sie erzogen wurden, sind heute zum Teil nicht mehr aktuell, dafür sind vielleicht andere Werte wichtiger geworden.

So vermitteln Sie eigene Werte

  • Erklären Sie Ihrem Kind die Werte, die Sie ihm vermitteln wollen. Das kann sein, dass Sie ihm beibringen möchten, dass man anderen nicht wehtut. Erklären Sie ihm, dass der andere Schmerzen haben könnte und darunter leidet, wenn man ihn quält, und dass Ihr Kind bestimmt auch nicht möchte, dass man ihm wehtut.
  • Erwarten Sie nichts, was Sie nicht auch selber befolgen. Wenn Sie also möchten, dass Ihr Kind Sie respektvoll behandelt, behandeln Sie Ihr Kind auch mit dem nötigen Respekt. Wenn Sie möchten, dass Ihr Kind höflich zu anderen Menschen ist, seien auch Sie höflich zu anderen Menschen.
  • Sollte Ihr Kind immer wieder entgegen Ihren Werten handeln, versuchen Sie als Eltern das eigene Verhalten zu reflektieren. Halten Sie immer Ihre Versprechen, reagieren Sie in jeder Situation gelassen und höflich oder fluchen Sie doch einmal in Anwesenheit Ihres Kindes, zum Beispiel beim Autofahren, lautstark und in unangemessener Weise? Wahrscheinlich sind Sie als Eltern auch nicht immer perfekt, erwarten Sie also von Ihrem Kind auch keinen Perfektionismus!

Aufforderungen nachkommen

Sie kennen die Situation: Sie möchten, dass Ihr Kind einer Aufforderung nachkommt, doch Ihrem Sprössling gelingt es immer wieder, Sie mit „Ja, aber …“ oder geschickten Themenwechseln in endlose Diskussionen zu verstricken. Das endet oft in handfesten Wutausbrüchen beim Kind und bei den Eltern.

Mit diesen Tricks setzen Sie sich durch

  • Der Trick mit der „kaputten Schallplatte“ kann Ihnen vielleicht weiterhelfen. Setzten Sie die „kaputte Schallplatte“ möglichst früh ein, bevor Sie wütend werden. Formulieren Sie eine positive, klare und kurze Aufforderung. Zum Beispiel „Räum bitte deine Bauklötze in die rote Kiste“. Negative Formulierungen wie „Du sollst nicht immer alles rumliegen lassen“ helfen nicht weiter, da Ihr Kind dann nicht weiß, was es stattdessen tun soll. Die positive, klare und kurze Aufforderung wiederholen Sie dann ruhig, gelassen, aber bestimmt – eben wie eine Schallplatte mit Sprung. Lassen Sie sich dabei von Ihrem Kind nicht einladen, doch wieder auf andere Themen einzugehen oder neue Erklärungen abzugeben. Bleiben Sie ruhig, aber konsequent bei Ihrer Aufforderung. Ihr Kind wird bald lernen, dass es, sobald Sie die „kaputte Schallplatte“ einsetzen, keine andere Möglichkeit mehr gibt und es mit allen anderen Tricks nicht mehr durchkommt. Diskussionen werden mit der „kaputten Schallplatte“ für Ihr Kind langweilig. Übrigens: Die „kaputte Schallplatte“ hat sich auch bei pubertierenden Teenagern bewährt.
  • Die „kaputte Schallplatte ohne Worte“: Nachdem Sie Ihrem Kind einmal erklärt haben, was es tun soll, können Sie die „kaputte Schallplatte“ auch ohne Worte anwenden. Zum Beispiel, indem Sie mit einer Geste oder einer Berührung Ihrem Kind sanft, aber bestimmt immer wieder verdeutlichen, was es tun soll. Geben Sie Ihrem Kind den Bauklotz immer wieder in die Hand und zeigen Sie auf die rote Kiste. Die „kaputte Schallplatte ohne Worte“ hat sich auch bewährt, wenn Ihr Kind abends immer wieder aufsteht. Bringen Sie Ihr Kind sanft, aber entscheidend und völlig ohne Worte wieder und wieder ins Bett und decken Sie es behutsam zu.

Nein

„Nein“, „nicht“, „lass das“ und „hör auf“ sind Aussagen, die uns Erwachsenen leider ständig über die Lippen kommen, wenn wir mit Kindern reden. Zählen Sie selbst mal mit, wie häufig Sie am Tag im Umgang mit Ihren Kindern diese oder ähnliche Aussagen – hier „Abwertungen“ genannt – benutzen. Und zählen Sie einmal, wie häufig Sie etwas Nettes zu Ihrem Kind sagen oder es loben. Das Ergebnis wird Sie wahrscheinlich erschrecken, denn Sie werden viel mehr Abwertungen benutzen, als dass Sie Ihr Kind loben.

Überlegen Sie mal, wie Sie sich fühlen würden, wenn Ihnen ständig jemand sagen würde, dass Sie etwas nicht richtig machen oder etwas nicht dürfen. Jeder kennt Situationen – sei es bei der Arbeit oder privat. Und jeder fühlt sich durch solche „Abwertungen“ unwohl, in seiner Persönlichkeit beschränkt und nicht angenommen. Und genau so geht es Kindern.

Als Erwachsener ist man meist in der Lage zu reflektieren, warum man gerade eine solche Abwertung erleben musste, Kinder verstehen das aber häufig nicht und umso schlimmer wirkt sie sich auf sie aus. Kinder fühlen sich nicht angenommen, nicht akzeptiert und häufig nicht geliebt, wenn man sie ständig kritisiert. Das kann negative Auswirkungen auf die ganze Persönlichkeitsentwicklung haben.

Tipp: Formulieren Sie positiv

Was wünschen Sie von Ihrem Kind? Hier einige Beispiele für Sie:

  • „Komm von der Steckdose weg!“
  • „Schließ die Schublade wieder!“
  • „Komm zu mir, damit wir gemeinsam …“

Dies gilt übrigens ebenso für das Wort „nicht“. Wenn Sie Ihrem Kind zurufen: „Lauf nicht auf die Straße“, kommen diese Worte an: „laufen“ und „Straße“. Bestenfalls registriert Ihr Kind, was es nicht tun soll. Wenn Sie positiv formulieren, teilen Sie ihm gleichzeitig mit, welches Verhalten Sie erwarten: „Bleib bei mir stehen – oder bleib auf dem Bürgersteig.“

Das positive Formulieren fällt uns oft nicht leicht, da wir selbst oft mit dem „Nein“ und „Nicht“ aufgewachsen sind. Für Sie ist das reine Trainingssache. Sie können sich hinsetzen und für bestimmte Formulierungen positive Aussagen aufschreiben:

negative Formulierung entsprechende positive Aussage
„Lauf nicht durch die Pfütze.“ „Lauf um die Pfütze herum!“
„Schmeiß das Glas nicht um.“ „Achte auf das Glas!“
„Lauf nicht auf die Straße.“ „Bleib bei mir am Auto stehen.“

Regeln

Kinder brauchen Regeln. Regeln geben Sicherheit, auch wenn Sie als Eltern das Gefühl haben, dass Kinder gegen jede bestehende Regel rebellieren und versuchen, die Grenzen auszutesten.

Regeln sollten nur ein Grundgerüst sein und nicht für jede kleinste Sache aufgestellt werden. Außerdem sollten sie sinnvoll und verständlich sein. Stellen Sie keine Regeln auf, indem Sie sagen, dass das jetzt eben so ist, sondern erklären Sie, warum gerade diese eine Regel so wichtig ist, dass zum Beispiel eine Gefährdung besteht, wenn die Regel nicht befolgt wird.

Tipp 1: Stellen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Regeln auf

Ihr Kind hat Spaß daran, in wichtige Entscheidungen mit einbezogen zu werden, und fühlt sich ernst genommen.

Beispiel: Sie möchten nicht, dass Ihr Kind alleine die Haustür aufmacht, wenn es klingelt. Wahrscheinlich denkt es, dass Sie es nicht für groß genug halten. Erklären Sie den Grund, warum Sie nicht möchten, dass es alleine die Tür öffnet – weil Menschen klingeln könnten, die „vielleicht nicht nett sind“. Erklären Sie ihm, warum Sie diese Leute nicht gerne in Ihre Wohnung lassen möchten. Und dass es nichts damit zu tun hat, dass Sie Ihrem Kind nicht zutrauen, die Tür zu öffnen. Fragen Sie jetzt Ihr Kind, warum es gerne die Tür aufmachen würde. Wahrscheinlich hofft Ihr Kind auf netten Besuch oder findet es einfach nur toll, „groß“ zu sein. Sein Wunsch ist verständlich und Ihre Befürchtungen sind Ihrem Kind jetzt vermutlich ebenfalls nachvollziehbarer. Versuchen Sie nun eine Einigung zu finden. Zum Beispiel könnte das sein, dass Ihr Kind, wenn Sie Besuch erwarten und somit wissen können, wer klingelt, die Tür alleine aufmachen darf. Und wenn es unerwartet an der Tür schellt, darf Ihr Kind nur gemeinsam mit Ihnen die Tür öffnen.

Sie werden merken, dass Ihr Kind gemeinsam aufgestellte Regeln viel eher befolgen wird. Vielleicht lassen Sie sich darauf ein, dass Ihr Kind mal eine Regel für Sie aufstellt – nach dem gleichen Prinzip. Ihr Kind wird dies mit Begeisterung tun und Sie werden besser die verschiedenen Bedürfnisse Ihres Kindes verstehen lernen.

Tipp 2: Bleiben Sie konsequent

Regeln sind sehr wichtig, ergeben aber nur dann Sinn, wenn sie auch eingehalten werden. Das heißt, Ihrem Kind muss immer klar sein, dass es bei einem Regelverstoß zu einer Konsequenz kommt. Führen Sie dies nicht wirklich entschlossen durch, wird es in Zukunft immer schwieriger, neue Regeln und deren Einhaltung durchzusetzen. Hierbei ist weniger mehr, nehmen Sie sich immer nur einen Bereich vor und arbeiten an der Einhaltung der Regel mit Durchführung der entsprechenden Konsequenz. So behalten Sie den Überblick und meist wird es mit der Zeit einfacher.

Spielplatzregeln

Kennen Sie die Situation, dass Sie mit Ihrem Kind auf den Spielplatz gehen, es einen Kindergartenfreund sieht, wegflitzt, aus Ihrem Sichtfeld verschwindet und Sie dann mit Herzrasen Ihr Kind suchen?

Für diese Fälle ist es wichtig, Spielplatzregeln aufzustellen. Wichtig ist es auch hier, das gemeinsam zu tun. Überlegen Sie sich eine Spielplatzsituation, zum Beispiel die oben beschriebene. Fragen Sie Ihr Kind, was für es selbst wichtig ist. Wahrscheinlich wird es sagen, dass es dann gerne mit seinem Freund spielen möchte. Das an sich ist ja nichts Schlimmes, und es ist wichtig für die Entwicklung, Freundschaften zu knüpfen und auch außerhalb des Kindergartens mit anderen Kindern zu spielen. Jetzt ist es an Ihnen, Ihrem Kind zu sagen, was Ihnen wichtig ist. Das könnte sein, dass es Bescheid sagt, bevor es zu seinem Freund flitzt, und dass es das Gelände des Spielplatzes nicht verlassen darf. An dieser Regel dürfte Ihr Kind nichts auszusetzen haben, da es nicht in seinem Interesse (Spiel mit den Freunden) eingeschränkt wird.

Sprechen Sie ab, dass Ihr Kind, wenn Sie es rufen, immer kommen soll. Erklären Sie ihm, dass das Rufen nicht immer heißt, dass Sie nach Hause gehen möchten, sondern dass Sie sich einfach nur vergewissern wollen, ob alles okay ist.

Wenn diese Regeln beschlossen sind, steht einem entspannten Besuch auf dem Spielplatz nichts mehr im Weg. Je älter Ihr Kind wird, desto weniger sind Sie auf dem Spielplatz gefordert, am besten nehmen Sie sich eine Zeitschrift mit oder verabreden sich mit anderen Eltern für einen Plausch. Und vor allem freuen Sie sich darüber, wie eigenständig Ihr Kind wird und dass es neue Freundschaften knüpft.

Fehler erklären

Stellen Sie sich vor, Ihr Kind ist einfach auf die Straße gelaufen und Sie schreien es vor Schreck an. Versetzen Sie sich in die Situation Ihres Kindes. Ihr Kind weiß oft nicht, was es falsch gemacht hat bzw. tut dies nicht mit Absicht. Wenn Ihnen das einmal passieren sollte, entschuldigen Sie sich bei Ihrem Kind und erklären Sie ihm Ihre Reaktion. Bei diesem Beispiel könnten Sie sagen: „Ich habe mich ganz doll erschrocken und dich deshalb so laut angeschrien. Es hätte dich ein Auto überfahren können, auf das du nicht geachtet hast. Aber das ist ja zum Glück noch mal gut gegangen.“

Seien Sie bestimmend und erheben Sie Ihre Stimme, wenn Sie Ihr Kind nach einem Fehler ermahnen möchten. Aber vergessen Sie nie, Ihrem Kind zu erklären, was es gerade falsch gemacht hat und was das für Konsequenzen haben könnte.

Strafen

Im Familienleben geht es nicht ohne Regeln. Sie ordnen das Zusammenleben, dienen dem Schutz des Kindes, helfen bei der Bewältigung von Aufgaben und vieles mehr. Was tun Sie, wenn Ihr Kind eine wichtige Regel ignoriert und sich über Ge- und Verbote kurzerhand hinwegsetzt?

Die Versuchung ist groß, ein Kind für sein unangemessenes Verhalten zu bestrafen. Manchmal sind Strafen sehr effektiv, weil es sich anschließend auf die gewünschte Weise benimmt. Aber die Erwachsenen, die sich der Strafe als Erziehungsmittel bedienen, übersehen dabei die schlimmen Folgen ihrer Strafaktion: Das Kind begehrt möglicherweise innerlich auf. Es reagiert trotzig und sagt dem Erwachsenen den Kampf an. Es empfindet Wut, Ablehnung und Empörung.

Manche Kinder neigen eher dazu, nachzugeben und sich anzupassen. Sie resignieren und unterwerfen sich dem mächtigen Erwachsenen. Sie werden ängstlich und passiv. Ihr Selbstwertgefühl leidet unter der wahrgenommenen Machtlosigkeit.

Strafen erzeugen keine Einsicht. Sie machen lediglich traurig, wütend, hilflos. In jedem Fall leidet die Eltern-Kind-Beziehung. Das Vertrauen wird zerstört. Strafen haben eine trennende Wirkung und entfremden Eltern und Kinder voneinander.

Elterliche Macht, die auf Strafe beruht, nimmt mit der Zeit natürlicherweise ab. Je älter und selbstständiger ein Kind wird, desto weniger Möglichkeiten finden die Eltern, es für unerwünschtes Verhalten zu bestrafen. Wer mit Strafen erzieht, ist irgendwann machtlos.

Alternativen zu Strafen

Eltern können durchaus das Verhalten eines Kindes beeinflussen und zugleich die Nachteile einer Strafe vermeiden. Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  • Natürliche Autorität ist eine Autorität, die von der Person des Erwachsenen ausgeht und keiner Machtmittel bedarf. Erwachsene, die beispielsweise eine Forderung mit ruhiger Entschlossenheit stellen, werden von Kindern ernst genommen und brauchen sich nicht machtvoll durchzusetzen.
  • Überzeugungsarbeit ermöglicht dem Kind Einsicht. Wenn Kinder einen Zusammenhang verstanden haben, verhalten sie sich ebenso klug wie Erwachsene.
  • Ein Kind sollte verstehen, was es angerichtet hat. Es lernt auf diese Weise, Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen, denn es muss für die Folgen seines Handelns geradestehen.

Tipp: Niemals persönlich nehmen

Wenn Kinder unerwünschtes Verhalten zeigen, tun sie das, weil sie damit irgendeines ihrer Bedürfnisse befriedigen. Sie tun es für sich selbst. Darum sollten die Eltern regelwidriges Verhalten auf keinen Fall persönlich nehmen. Es ist lediglich Ausdruck eines kindlichen Bedürfnisses. Wenn man sich das klar macht, kann man leichter die Nerven behalten und lässt sich nicht so schnell zu unguten Reaktionen hinreißen.

Machtkämpfe

Sie als Eltern haben wahrscheinlich auch ab und an das Gefühl, dass Ihr Kind Sie tyrannisieren will. In der Regel entsteht dieses Gefühl nur aus einer normalen Reaktion auf unterschiedliche Meinungen. Sie haben wahrscheinlich ganz konkrete Erziehungsvorstellungen und stellen klare Regeln für das Zusammenleben auf. Kinder haben aber meist ganz andere Vorstellungen – und hier kommt es dann gerne zu Konflikten. Beide Parteien versuchen mit aller Macht, ihre Vorstellungen durchzusetzen und geraten so aneinander.

Versuchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind Regeln aufzustellen, die für alle zufriedenstellend sind. Es muss in Familien nicht immer nur einen geben, der eigenständig alle Entscheidungen trifft. So fühlen sich Kinder in diesen Prozess einbezogen und werden aufgrund dessen die gemeinsam getroffenen Regeln eher einhalten. Beispiel: Sie erwarten, dass Ihr Kind jeden Abend sein Zimmer komplett aufräumt; bislang endet dies aber immer in einem Machtkampf. Im Gespräch mit Ihrem Kind stellt sich dann heraus, dass es damit überfordert ist, das Zimmer abends komplett aufzuräumen und dass es manche Dinge gerne für den Folgetag stehen lassen würde, um mit den Spielsachen weiterzuspielen. Gemeinsam stellen Sie aufgrund dieser Erkenntnis die Regel auf, dass das Zimmer einmal pro Woche zusammen mit Ihrer Hilfe gründlich aufgeräumt und gereinigt wird und dass Ihr Kind abends ein wenig aufräumt, sodass Sie und Ihr Kind unfallfrei zum Bett kommen.

Sie werden merken, dass Machtkämpfe sich nicht lohnen und es viel angenehmer ist, gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Ihr Kind wird Ihnen für diese Beteiligung danken, indem es sich bemüht, die aufgestellten Regeln einzuhalten.

Tipp: Der Familienrat tagt

Überlegen Sie sich, welche Regeln Ihnen wichtig sind, besprechen Sie dies gemeinsam mit Ihrem Partner und rufen Sie dann einen „Familienrat“ ein. Besprechen Sie die gemeinsamen Familienregeln und entsprechende Konsequenzen bei deren Nichteinhaltung. Hierbei ist es wichtig, dass es nicht nur Regeln für Ihr Kind gibt, sondern auch für Sie selber (z.B. dass Papa sich nicht morgens beim Frühstück hinter der Zeitung versteckt und auch den Tisch abräumt). Fixieren Sie die getroffenen Regeln schriftlich. Wenn Ihr Kind noch nicht Lesen und Schreiben kann, können Sie auch mit Bildern arbeiten, so sind die Regeln für jeden stets präsent und können besser abgerufen werden.

Ängste – wann ist was normal?

Kinder können vieles noch nicht mit ihrem Verstand erfassen und ängstigen sich daher deutlich mehr als Erwachsene. Für Kinder sind viele Ängste real, die für Eltern manchmal nur schwer nachvollziehbar sind.

Angst gehört zum Leben dazu, genau wie alle anderen Gefühle auch. Angst ist kein Makel und kein Fehler, sondern nützlicher Bestandteil des Lebens. Sie funktioniert wie ein Frühwarnsystem, wenn Ihr Kind sich in gefährlichen Situationen befindet. Wenn Kinder Angst verspüren, ist es deshalb wichtig, sie zuzulassen und zu vermitteln, dass das Gefühl normal und in Ordnung ist.

So helfen Sie Ihrem Kind

  • Versuchen Sie sich einmal in Ihr ängstliches Kind hineinzuversetzen: Was würde Ihnen guttun, wenn Sie sich ängstigen oder sorgen? Sie würden sich wünschen, dass Ihnen jemand zuhört und Sie ernst nimmt. Wenn ein Kind Angst hat, dann sucht es zuerst einmal die Sicherheit einer vertrauen Person, meist der Eltern. Erzählen Sie Ihrem Kind davon, dass Sie auch schon mal ähnliche Ängste hatten und diese erfolgreich besiegt haben.
  • Ein Kind, das Angst empfindet, braucht Ihre Nähe und Liebe, Körperkontakt und Vertrauen. In den Arm nehmen oder die Hand halten kann manchmal mehr bewirken als tausend Worte.
  • Bringen Sie Ihrem Kind eine schnelle Bewältigungsstrategie bei, mit deren Hilfe es in einer konkreten Angstsituation besser klarkommt. Hilfreich kann eine Atemtechnik sein: „Atme 20-mal tief ein und wieder aus!“ Oder die Selbstgesprächstechnik: Das Kind sagt zu sich und seinem Körper Sätze wie „Das Zimmer ist nicht ganz dunkel und der Schatten wird mir nichts tun!“, „Ich bin stark, ein furchtloser Indianer, und ich höre jetzt auf, Angst zu haben und zu zittern!“ Üben Sie mit Ihrem Kind diese beiden Techniken mehrfach, bevor es sich der angsteinflößenden Situationen erneut stellt.
  • Helfen Sie Ihrem Kind dabei, sich seinen Ängsten zu stellen. Wenn Ihr Kind Angst vor Katzen hat, dann können Sie sich zum Beispiel gemeinsam Bilder von Katzen, Tigern und Löwen anschauen, eine Katze durchs Fenster beobachten, danach im selben Raum mit der Katze spielen und ganz viel später eine Katze streicheln. Loben Sie Ihr Kind auch hier immer wieder.
  • Ermutigen Sie Ihr Kind zu immer neuen Begegnungen und Situationen, in denen es sich immer wieder neuen Herausforderungen stellen kann. Auch dadurch wird es im Laufe der Zeit deutlich an Selbstvertrauen und Sicherheit gewinnen.
  • Falls die oben beschriebenen Methoden nicht erfolgreich sind und die Ängste Ihres Kindes länger anhalten oder sich gar verstärken sollten, nehmen Sie bitte professionelle Hilfe in Anspruch. Sprechen Sie zunächst mit Ihrem Kinderarzt und wenden sich gegebenenfalls an einen Kinderpsychotherapeuten.

Extratipp für Väter

Auch Sie und damit auch Ihre Söhne dürfen Angst haben. Sie müssen nicht immer den tapferen Indianer spielen, der keine Angst kennt!

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869107288
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2013 (September)
Schlagworte
Eltern-Ratgeber Erziehungs-Ratgeber Familien-Leben Familien-Management Stressbewältigung Umgang mit Kindern Vorschul-Alter

Autoren

  • Melanie Gräßer (Autor:in)

  • Eike Hovermann (Autor:in)

Dipl.-Psych. Melanie Gräßer ist Psychotherapeutin, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin mit eigener Praxis in Lippstadt. Eike Hovermann jr. ist Gründer und Geschäftsführer der Akademie für Kindergarten, Kita und Hort.
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Titel: Familien-Chaos im Griff