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Gesundheitsratgeber Sodbrennen

Beschwerden im Griff. Das können Sie selbst tun. Endlich Schluss mit dem lästigen Brennen im Magen!

von Miriam Schaufler (Autor:in)
144 Seiten

Zusammenfassung

Alle Maßnahmen, die bei Sodbrennen helfen
Sodbrennen, Reflux und GERD können durch Speiseröhrenentzündungen oder Medikamenteneinnahme verursacht werden. Häufiger steckt jedoch etwas anderes dahinter: ein ungesunder Lebensstil, Stress und vor allem eine falsche Ernährungsweise. Das kann schnell gefährlich werden – bis hin zu einem erhöhten Krebsrisiko. Die Ernährungsexpertin Miriam Schaufler zeigt im „Gesundheitsratgeber Sodbrennen“ Ursachen, Risiken sowie deren Zusammenhänge mit Lebensstil- und Ernährungsfaktoren auf. Sie gibt Ihnen Tipps an die Hand, um die Beschwerden gezielt zu verbessern und Sodbrennen nicht chronisch werden zu lassen. Abgerundet wird der Gesundheitsratgeber mit einem wunderbaren Rezeptteil von Walter A. Drössler: sinnvolle Lebensmittel, Kräuter und Gewürze gegen das lästige Brennen im Magen.

Das spricht für dieses Buch
- Dauerhaft gegen Sodbrennen angehen mit einem ganzheitlichen Therapieansatz.
- Alle wichtigen Ernährungsgrundsätze und wie man sie praktisch umsetzt in einem Buch.
- Viele leckere und einfach nachzukochende Rezepte, alle mit Angaben zu Kilokalorien, Kilojoule, Kohlenhydraten, Ballaststoffen, Fett, Eiweiß, Kalzium und wichtigen Vitaminen pro Portion.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

wahrscheinlich halten Sie dieses Buch in Händen, weil Sie selbst von Sodbrennen betroffen sind? Von diesem unangenehmen, sauren Aufstoßen, diesem brennenden Gefühl im Hals? Damit sind Sie nicht allein: In Deutschland leiden rund acht Millionen Menschen unter Sodbrennen. Die einen quält es nur dann und wann, bei anderen ist es schon chronisch. Egal wie oft, unangenehm ist es auf jeden Fall und sollte unbedingt abgeklärt und therapiert werden.

Warum kommt Sodbrennen so häufig vor? Einerseits kann es durch zahlreiche Krankheiten verursacht werden, wie Speiseröhrenentzündungen oder Magenschmerzen. Auch Medikamente können schuld sein. Doch häufig ist das saure Aufstoßen durch einen falschen Lebensstil, Stress und vor allem eine falsche Ernährungsweise begründet.

Problematisch sind auch die Folgeerkrankungen: Hat jemand zu häufig mit Sodbrennen zu kämpfen, steigt das Risiko für einige Krebsformen! Daher ist es sehr wichtig, dass Sie die Ursachen für Ihr Sodbrennen genau herausfinden und sie dann mit den richtigen Maßnahmen bekämpfen.

Das vorliegende Buch befasst sich umfassend mit den wichtigsten Aspekten rund um das Thema Sodbrennen. Einerseits möchte ich Ihnen die Begriffe Reflux und gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) sowie die Ursachen, Risiken und möglichen Maßnahmen näherbringen. Andererseits werden wir uns intensiv mit der Magensäure, einer Übersäuerung oder Untersäuerung auseinandersetzen. Damit sind Sie dann mit den Ursachen bestens vertraut.

„Von allen Zusammensetzungen unserer Körpersäfte wirkt sich die Säure zweifellos am schädlichsten aus.“ (Hippokrates, 40 v. Chr. )

Insgesamt lege ich aber den Fokus darauf, welche Maßnahmen sinnvoll sind, die Beschwerden zu lindern oder die ganze Sache gar nicht erst chronisch werden zu lassen. Sie erhalten auch einen Einblick in schulmedizinische sowie alternative Behandlungsmethoden, aber hauptsächlich geht es um ernährungsrelevante und lebensstilbezogene Maßnahmen, die Sie selbst ohne Schwierigkeiten durchführen können.

Abgerundet wird das Buch mit einem wunderbaren Rezeptteil meines langjährigen Kollegen, dem Prüfungsmeister und Fachjournalisten Walter Drössler, der Ihnen schmackhafte und einfache Gerichte gezaubert hat. So sehen Sie, wie einfach und köstlich Speisen sein können, die kein Sodbrennen verursachen.

Ich möchte Ihnen als Betroffene einen interessanten Ein- und Überblick über alle Aspekte rund um Sodbrennen geben, sodass Sie als mündige Patienten zusammen mit Ihrem Arzt oder Ihrem Ernährungsberater über die richtige Therapie sprechen können. Dieses Buch soll Ihnen zu einem sinnvollen Begleiter auf Ihrem Weg werden, das leidige Brennen im Hals endlich in den Griff zu bekommen.

Ich wünsche Ihnen beste Gesundheit!

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Ihre
Miriam Schaufler

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SODBRENNEN UND SEINE AUSLÖSER – DAS SOLLTEN SIE WISSEN

Was ist Sodbrennen eigentlich und wie kommt es zustande? Was sind die Ursachen? Erfahren Sie interessante Fakten über den Weg der Nahrung durch unseren Körper, unsere Verdauung und die Aufgaben der Magensäure in diesem System.

Was ist Sodbrennen?

Das Wort „Sod“ kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet „das Sieden, das Siedende“ oder auch „siedende, wallende Flüssigkeit“. Im Volksmund wird Sodbrennen auch als saure Verdauung bezeichnet. Mediziner nennen es Pyrosis. Darunter versteht man eine vom Oberbauch aufsteigende brennende und schmerzhafte Empfindung hinter dem Brustbein. Unter Umständen kann dieses unangenehme Gefühl bis zum Hals und zum Rachen ausstrahlen und geht oft einher mit saurem oder bitterem Aufstoßen. Häufig treten auch Halsschmerzen, Heiserkeit und asthmaähnliche Symptome auf. Schmerz, Druck und Brennen können bis zu zwei Stunden andauern und verschlimmern sich meistens nach dem Essen. Ein Bewegen, Biegen oder Beugen des Oberkörpers verstärkt die Beschwerden ebenso wie das Tragen von enger Kleidung.

Sodbrennen ist auch Leitsymptom der Refluxösophagitis, sprich der gastroösophagealen Refluxkrankheit oder GERD, über die Sie im Kapitel der Ursachen noch Näheres erfahren werden. An dieser Stelle sei nur auf die häufigsten Symptome von GERD hingewiesen. Dazu gehören chronischer Husten, chronische Kehlkopfentzündung, pfeifende Atmung, häufiges Räuspern, Mundgeruch, schlechter Geschmack im Mund.

Sodbrennen zählt zu den häufigsten Beschwerden in der Bevölkerung. Etwa 25 bis 33 % aller Menschen in Ländern mit westlichem Lebensstandard leiden im Laufe von 6 bis 12 Monaten an Sodbrennen. Davon haben 6 bis 27 % der Gesamtbevölkerung in diesen westlichen Ländern sogar täglich damit zu kämpfen. Refluxbeschwerden entwickeln sich damit zu einem chronischen Problem, das 58 bis 89 % aller Betroffenen über mehrere Jahre quält.

 

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In den westlichen Ländern hat jeder Dritte zumindest gelegentlich mit Sodbrennen zu kämpfen.

Der Weg des Essens vom Mund zum Magen

Bevor wir uns mit der Erkrankung, ihren Ursachen und Risiken beschäftigen, ist es sinnvoll, sich einmal mit dem gesunden Verdauungstrakt zu beschäftigen. Was ist überhaupt Verdauung, wie funktioniert dieses ausgeklügelte System? Mithilfe dieses Wissens können Sie sich später leichter die Fehlfunktionen bei Sodbrennen vorstellen und erlangen ein tieferes Verständnis für Ihren Körper.

Alles, was wir an Nahrung aufnehmen, wird in mehreren Schritten in seine Einzelteile zerlegt und zerkleinert. Dabei werden alle verwertbaren Nährstoffe aus der Nahrung herausgefiltert und dem Organismus zu Verfügung gestellt. Was der Körper nicht brauchen kann, wird als Abfall wieder ausgeschieden. Diesen Prozess der Zerkleinerung und Verwertung von Nahrung nennt man Verdauung.

Der erste Schritt: Die Verdauung beginnt im Mund – oder doch nicht?

Unsere Nahrung wird über den Mundraum in den Körper aufgenommen … Doch halt! Vorher passiert auch schon etwas, und zwar etwas ganz Wichtiges! Bevor wir die Nahrung aufnehmen, sehen und riechen wir sie erst und entscheiden dann, ob wir das jeweilige Nahrungsmittel essen wollen. Diese Verbindung zwischen den Augen, der Nase und dem Magen sendet Signale an das Gehirn, die uns im wahrsten Sinne des Wortes das Wasser im Munde zusammenlaufen lassen, Magenknurren verursachen und auch bereits die Verdauungsdrüsen dazu anregen, Verdauungsenzyme zu produzieren. Das alles passiert bereits, bevor das Essen überhaupt im Mund ist – manchmal sogar schon, wenn wir nur an die Aussicht auf ein leckeres Essen denken, etwa beim Lesen einer Menükarte.

Erst wenn wir uns entschieden haben, das jeweilige Nahrungsmittel zu verspeisen, geben wir es in den Mund. Dort wird es mithilfe von Zähnen, Zunge und Speichel aus den Speicheldrüsen zerkleinert und in einen Brei verwandelt. Dieser Vorgang erfordert gründliches und langes Kauen der Nahrung, um alle aufgenommenen Speisen zu zerkleinern. Nur durch das gründliche Kauen wird die Nahrung ausreichend mit Speichel vermischt und damit auch mit dem Enzym Amylase, das für die Verdauung der Kohlenhydrate zuständig ist. Gründliches Kauen ist unsere einzige bewusste Aufgabe beim Verdauen, alles andere macht unser Körper für uns!

 

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Gründlich Kauen ist der erste wichtige Schritt der Verdauung.
Der zweite Schritt: abwärts geht’s die Speiseröhre!

Der Speisebrei wird dann geschluckt und wandert durch den Hals in den Magen. Beim Schlucken öffnet sich der obere Schließmuskel der Speiseröhre ebenso wie die untere Muskulatur am Ausgang der Speiseröhre.

Die Speiseröhre ist etwa 25 cm lang und enthält zahlreiche Speicheldrüsen. Beim Eintreffen des Speisebreis in der Speiseröhre wird ein regelrechter Speichelstrom produziert, der die Nahrung leicht herunterspülen kann. Des Weiteren wird das Hinunterschlucken durch die Muskulatur der Speiseröhre unterstützt. Dabei werden rhythmische Bewegungen (ein Zusammenziehen der Röhre) erzeugt, die den Speisebrei nach unten befördern. Man nennt sie Peristaltik oder peristaltische Kontraktionen.

Am unteren Ende der Speiseröhre befindet sich die untere Ösophagusklappe, kurz UÖS genannt. Sie öffnet sich, um den Speisebrei durchzulassen, schließt sich aber dann gleich wieder, um einen Reflux, also ein Zurückfließen des Mageninhalts, zu vermeiden.

Der dritte Schritt: viel Arbeit im Magen!

Im Magen, einer Ausstülpung im Verdauungstrakt, wird der Speisebrei durch verschiedene Enzyme, Magensäure und Gallenflüssigkeit weiter verdaut. Sie bilden einen sehr wirkungsvollen Magensaft, eine Mischung aus Enzymen, Salzsäure und Schleim. Durch die Aggressivität der Magensäure werden über die Nahrung eventuell aufgenommene Keime und Bakterien abgetötet. Die Freisetzung verschiedener Enzyme (z. B. Pepsin) leitet die Eiweißverdauung ein (siehe auch Abschnitt „Fragen rund um die Magensäure“). Die Gallenflüssigkeit kommt aus dem Zwölffingerdarm (Duodenum) und ist für die Fettverdauung verantwortlich. Es wird also bereits im Magen begonnen, die Nahrung in ihre entsprechenden Grundbausteine wie Aminosäuren, aus denen das Eiweiß zusammengesetzt ist, und Fettsäuren zu zerlegen.

Die Wand des Magens ist sehr muskulös und kann sich stark zusammenziehen. Sie walkt die Nahrung intensiv durch und zerlegt sie in noch kleinere Bestandteile. Damit wandelt sich die Nahrung, egal ob Apfel, Nudeln oder Reis, zu einer breiigen Masse – Chymus genannt –, die weiter in den Dünndarm geschoben wird.

 

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Bakterien und Keime aus der Nahrung werden durch die aggressive Magensäure abgetötet.
Der vierte Schritt: Verdauung im Dünndarm

Vom Magen wandert der Chymus weiter in den Zwölffingerdarm, den ersten Teil des Dünndarms. Dann geht es weiter durch den drei bis vier Meter langen Dünndarm, wo die Nahrung endgültig in ihre kleinsten Bestandteile zerlegt wird. Aus Fetten entstehen hier Fettsäuren, aus Eiweißstoffen Aminosäuren, aus Kohlenhydraten Glukose. Aus diesen Einzelteilen pickt sich der Körper im Dünndarm nun die Bestandteile raus, die er benötigen kann: nämlich Zucker, Aminosäuren, Fettsäuren, Vitamine und Mineralstoffe. Diese wandern über die Darmwand ins Blut und die Leber und stehen dem Körper als Energieerzeuger oder Bausteine für neues Gewebe zu Verfügung.

 

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Im Dünndarm werden die Nährstoffe aus unseren Speisen herausgefiltert und gelangen über die Darmwand in die Leber und ins Blut.

Übrig bleibt der restliche unverdauliche Anteil der Nahrung. Er wird in den Dickdarm weitergeschoben. Die Aufgabe des Dickdarms ist es, die Reste anzudicken, ihnen das Wasser zu entziehen und den dann entstandenen Stuhl über den Enddarm und den Anus auszuscheiden. Damit ist der Verdauungsvorgang abgeschlossen.

Ein Blick auf die untere Ösophagusklappe (UÖS) und ihre Funktion

Die untere Ösophagusklappe, die im Weiteren nur noch als UÖS bezeichnet wird, ist ein ringförmiger Muskel am Übergang der Speiseröhre zum Magen. Diese UÖS spielt bei der Entstehung von Sodbrennen eine wichtige Rolle. Ihre Aufgabe ist es, den Nahrungsbrei im Magen zu halten und nicht in die Speiseröhre zurückfließen zu lassen. Ohne diese Einrichtung würde der Nahrungsbrei ungehindert hin und her fließen! Das ist keine angenehme Vorstellung und vor allem funktionell sinnlos. Es kann jedoch leider wirklich passieren, dass dieser Schließmuskel nicht richtig funktioniert oder sogar defekt wird. Dann kann durch diese Fehlfunktion der Mageninhalt in die Speiseröhre zurückfließen und Beschwerden verursachen – das berüchtigte Sodbrennen!

Im gesunden Zustand ist der Schließmuskel die meiste Zeit angespannt und verschließt damit den Magen. Nur beim Schluckvorgang erschlafft er kurz und lässt die Nahrung durch. Nach dem Schluckvorgang schließt er sich sofort wieder.

Manchmal kann sich der UÖS jedoch auch spontan öffnen, ohne dass Nahrung in den Magen will. Man spricht dann von einer spontanen UÖS-Erschlaffung oder medizinisch ausgedrückt: transiente UÖS-Relaxation. Dies kann passieren, wenn der Magen nach dem Essen zu voll ist, oder auch, wenn Sie Luft geschluckt haben und diese Gase wieder nach oben entweichen möchten.

Das macht sich bemerkbar als Aufstoßen – umgangssprachlich „Rülpsen“. Luft schlucken und das damit einhergehende Aufstoßen passiert oft dann, wenn man zu schnell oder zu hastig gegessen hat, aufgeregt oder nervös ist und zu schnell atmet. Auch beim Trinken von kohlensäurehaltigen Getränken kommt es vor. In diesem Falle ist das aufgestoßene Gas Kohlendioxid.

 

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Der UÖS öffnet sich manchmal auch spontan, etwa nach dem Essen oder Luft schlucken.

In den genannten Fällen ist die Öffnung der UÖS sinnvoll, damit die Luft wieder entweichen kann, und bei einem gesunden Verdauungssystem auch unproblematisch. Sollte dabei Material aus dem Magen in die Speiseröhre gelangen, wird diese unmittelbar durch die Bewegungen der Speiseröhre wieder zurückbefördert. Ein zusätzlicher Speichelstrom neutralisiert dann die in die Speiseröhre gelangte Säure und man merkt in der Regel nichts davon. Beim gesunden Organismus arbeiten die entsprechenden Mechanismen also in einem ausgeklügelten System zusammen!

Problematisch wird es, wenn diese UÖS-Erschlaffung zu häufig auftritt, wie dies bei Patienten mit gastroösophagealer Refluxkrankheit (im Folgenden kurz GERD genannt) der Fall ist. Erstens kommt es dann öfter zu dieser UÖS-Erschlaffung, zweitens leiden die Patienten meist unter einem ständigen natürlichen Druck auf den UÖS. Dadurch wird der Muskel träge und macht irgendwann einfach nicht mehr mit. Es kommt dann nicht nur nach dem Essen zur UÖS-Erschlaffung, sondern auch beim Bücken, Tragen enger Kleidung, Hinlegen und Schlafen. In diesen Fällen wird dann die Schleimhaut der Speiseröhre immer wieder durch die Magensäure gereizt und es kommt zu den brennenden Schmerzen in der Speiseröhre.

Rund um die Magensäure

Die Magensäure hat sehr wichtige Aufgaben im Verdauungssystem. Wie bereits erwähnt, ist sie zusammen mit den Gallensäuren und verschiedenen Enzymen an der Aufspaltung unserer Nahrung in ihre Bestandteile beteiligt. Wie funktioniert das? Die Magensäure stellt im Magen die geeigneten Bedingungen für die Verdauung her, indem sie das Säure-Basen-Gleichgewicht optimiert, sprich den richtigen pH-Wert herstellt, der für die Aufspaltung von Peptidketten und Aminosäuren aus Proteinen und Mineralstoffen (wie Eisen, Kupfer, Zink, Kalzium) notwendig ist. Deswegen ist der pH-Wert im Magen sehr sauer und liegt bei 1–2. Im Vergleich dazu hat der Speichel einen pH-Wert von 6,2–6,8.

Magensäure hilft auch dabei, Proteine zu verdauen, und zwar indem sie die Produktion von Pepsin stimuliert. Pepsin ist das Enzym, das für die Eiweißverdauung notwendig ist.

Eine weitere wichtige Funktion der Magensäure ist es, übermäßiges Wachstum von Bakterien und Pilzen zu verhindern. Das saure Milieu im Magen lässt dort den meisten Bakterien kaum Überlebenschancen. Während in weniger sauren Bereichen des Magen-Darm-Trakts (Gastrointestinaltrakts), also in Mund, Speiseröhre, Dünndarm und Dickdarm, mitunter sehr viele Bakterien zu finden sind, bleibt der Magen weitgehend steril. So werden also Bakterien, die über Mund und Nase in den Magen gelangen, dort abgetötet und unser Körper wird damit vor möglichen Krankheiten geschützt.

 

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Die Magensäure spaltet u. a. unsere Nahrung in ihre kleinsten Bestandteile, damit sie für unseren Körper verfügbar werden.
Warum schadet die Magensäure dem Magen nicht, aber der Speiseröhre?

Schon ein kurzer Kontakt der Magensäure mit der Speiseröhrenschleimhaut schädigt die Speiseröhre. Wie kann es da sein, dass der Magen unversehrt bleibt, obwohl er ständig Kontakt mit dieser aggressiven Substanz hat? Diese Frage lässt sich mit der Anatomie der Organe klären: Die Wand der Speiseröhre ist mit anderen Zellen ausgestattet als die des Magens. In der Speiseröhre finden wir flache Zellen, sogenannte Plattenepithelzellen. Im Magen dagegen finden wir Zylinderepithelzellen. Diese sind extrem widerstandsfähig gegen die Säure, die Plattenepithelzellen der Speiseröhre dagegen nicht! Zudem produzieren die Zylinderepithelzellen im Magen auch noch einen speziellen Schleim (basischer Schleim oder Mucus), der die Säure direkt an der Magenwand neutralisiert.

Wie entsteht Magensäureüberschuss?

Häufig hören wir, dass ein Magensäureüberschuss eine der Ursachen für Sodbrennen darstellt. Dann werden Medikamente verschrieben, die das Zuviel an Magensäure und damit das saure Aufstoßen eindämmen sollen. Wenn Sie jedoch an die vielen Aufgaben der Magensäure denken, liegt die Vermutung nahe, dass es gar nicht so sinnvoll ist, die Magensäure zu reduzieren. Je weniger Magensäure vorhanden ist, desto weniger effektiv kann sie wirken. Dies kann wiederum zu gesundheitlichen Problemen führen. Daher sollte man die Ursachen genau analysieren und gegeneinander abwägen, um dann die richtigen Maßnahmen ergreifen zu können. Im Kapitel zu den Ursachen werden Sie auch feststellen, dass die Gründe für Sodbrennen äußerst vielfältig sind und man nicht allein die ganze Schuld nur auf die Magensäure abwälzen darf.

Aber wie entsteht ein „Zuviel“ an Magensäure? Es gibt in der Tat einige „Säurelocker“, also Lebensmittel, die mehr Magensäure produzieren. Zu diesen „Säurelockern“ zählen:

scharf gewürzte und gesalzene Speisen

stark gebratene und panierte Speisen

geräucherte Lebensmittel

fettreiche Lebensmittel und Frittiertes

Tomaten

frisch gebackene Hefeprodukte

Kaffee

Pfefferminztee

Cola

Alkoholische Getränke (Likör, Schnaps)

Süßspeisen/Süßigkeiten, vor allem mit hohem Fettgehalt (Schokolade, Nüsse)

Wenn Sie viel von diesen Lebensmitteln verzehren, wird also vom Magen sehr viel Magensäure produziert. Warum? Diese Nahrungsmittel sind in der Regel Säurebildner. Unser Körper ist stets um ein Gleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt bemüht. Um dies bei Säure bildenden Lebensmitteln zu erreichen, benötigen die Verdauungsorgane wie Leber, Bauchspeicheldrüse, Gallenblase und Dünndarm mehr Basen für den Verdauungsvorgang. Dazu muss der Magen mehr Natriumhydrogencarbonat produzieren. Das wiederum löst eine übermäßige Salzsäureproduktion aus: Die Belegzellen des Magens produzieren mehr Salzsäure als eigentlich zur Verdauung notwendig wäre.

Mit anderen Worten: Der Magen produziert mehr Magensäure, um die säurebildenden Lebensmittel (die mit wenigen Ausnahmen eher für die Gesundheit ungünstige Lebensmittel sind) schneller zu verdauen. Damit ist der Magen dann schlicht und einfach überfordert. Kommen eventuell noch Stress, zu hastiges Essen, zu große Nahrungsmengen hinzu, ist eine dauerhafte Überproduktion von Magensäure zu erwarten, mit Folgen wie Sodbrennen, aber auch Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Völlegefühl oder saurem Aufstoßen.

Wie entsteht Magensäuremangel?

Genau wie zu viel Magensäure kann auch zu wenig davon Sodbrennen auslösen. Was passiert in diesem umgekehrten Fall, wenn der Magen nicht in der Lage ist, ausreichend Magensäure zu produzieren? Wie kommt es zu diesem Mangel?

Es ist bekannt, dass die Produktion der Magensäure über die Lebensjahre hinweg abnimmt: Während nur 4 % der 20-Jährigen darunter leiden, sind drei Viertel der über 60-Jährigen davon betroffen. Ursache für diesen Rückgang der Magensäure ist in diesem Falle ein Verlust der säureproduzierenden Belegzellen in der Magenschleimhaut. Dieses Phänomen hat auch einen Namen: Es wird als atrophische Gastritis bezeichnet. Interessanterweise leiden auch viele der beschwerdefreien (nicht von Sodbrennen betroffenen) gesunden über 60-Jährigen an dieser atrophischen Gastritis.

 

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Auch auf zu wenig Magensäure folgen unerwünschte Effekte wie übermäßige Bakterien-besiedelung oder Nährstoffmangel.

Welche Folgen hat ein Mangel an Magensäure? Halten wir uns dazu die Aufgaben der Magensäure vor Augen: Schutz vor Bakterien und Krankheitserregern, Aufspaltung unserer Nahrung in ihre Bestandteile, Eiweißverdauung … Ist zu wenig Magensäure vorhanden, so können diese Aufgaben nicht zufriedenstellend erfüllt werden:

Krankheitserreger und Bakterien fühlen sich im wenig sauren Milieu pudelwohl und breiten sich aus, was zu Entzündungen, Bauchschmerzen, Blähungen, Verstopfung, Durchfall, Unwohlsein und auch zu einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen (Salmonellen etc.) führen kann.

Unsere Nährstoffe, Vitamine, Mineralstoffe, Aminosäuren können nicht optimal verwertet werden, was auf Dauer zu einem Nährstoffmangel führt.

Die Folgen können gravierend sein. Neben Allergien, Asthma, Hautkrankheiten (Dermatitis, Nesselsucht) können auch Osteoporose, Typ-1-Diabetes, Colitis ulcerosa oder Magenkrebs entstehen.

Was ist nun schuld am Sodbrennen: Magensäureüberschuss oder -mangel?

Sie haben gesehen, wie enorm wichtig es, ein Gleichgewicht im Körper herzustellen. Egal ob zu wenig oder zu viel Magensäure, ob zu sauer oder zu basisch – beides schädigt auf Dauer den Organismus!

Für dieses Gleichgewicht ist in der Regel unser Säure-Basen-System zuständig. Doch wenn wir unserem Körper von außen stetig und ständig das Falsche zuführen und oder uns vielleicht zusätzlich in einem ständigen emotionalen Stresszustand befinden – eine wichtige Ursache für Sodbrennen, wie Sie noch sehen werden -, schafft es das ausgeklügelste System der Welt mit der Zeit nicht mehr, dieses Gleichgewicht herzustellen. Wir müssen unseren Körper und unseren Geist also entsprechend unterstützen, damit dieser seine volle Funktionsfähigkeit erhalten kann.

Wie es funktionieren kann, bei Magensäuremangel oder -überschuss wieder ein Gleichgewicht herzustellen, erfahren Sie im späteren Verlauf dieses Ratgebers, doch nun kommen wir erst einmal zu weiteren Ursachen, Auslösern und Risiken für Sodbrennen – denn das Spektrum ist groß!

Ursachen, Risiken, Auslöser – ein großes Spektrum!

Da das Spektrum der Ursachen sehr groß ist, beginnt dieses Kapitel mit einer Grafik, die alle bekannten Ursachen zusammenfassend darstellt. Übergeordnet wird Sodbrennen in drei Formen eingeteilt: die Refluxkrankheit, der Hypersensitive Ösophagus und die funktionellen Beschwerden.

Ursachen und Erkrankungen, die Sodbrennen zugrunde liegen können

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Refluxkrankheit (GERD)

Mit Reflux ist der sogenannte gastroösophageale Reflux gemeint, also der Rückfluss von Mageninhalt in die Speiseröhre. Das Wort Reflux kommt vom lateinischen Wort „refluare“ und bedeutet „zurückfließen“. Die englische Abkürzung GERD stammt von „gastroesophageal reflux disease“, auf Deutsch also die gastroösophageale Refluxkrankheit.

Bei dieser Störung funktioniert der Schließmuskel, der die Speiseröhre vom Magen trennt, also der UÖS, nicht richtig, sodass Speisebrei vom Magen zurück in die Speiseröhre fließen kann. Dort kann er je nach Menge der Magensäure im Mageninhalt, nach Häufigkeit und Dauer des Refluxes zu einer Refluxkrankheit (GERD) führen. Diese Erkrankung kann nun in zwei Unterformen eingeteilt werden: die Refluxösophagitis (ERD) und die nicht-erosive Refluxkrankheit (NERD).

Reflux wird dann zur Refluxkrankheit, wenn durch die Beschwerden die Lebensqualität der Betroffenen mehr oder weniger stark beeinträchtigt wird und/oder bereits ein Krebsrisiko vorhanden ist. Denn leider kann durch die ständige Reizung der Speiseröhre dort ein Tumor entstehen. Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 8000 Männer und 3100 Frauen an dieser Krebsform. Mit einem Anteil von 3 % aller bösartigen Tumorformen ist Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) zwar eine relativ seltene Krebserkrankung, doch könnte sie durch präventive Maßnahmen und auch durch regelmäßige und rechtzeitige Vorsorgeuntersuchungen vermieden werden.

ERD und NERD

Bei etwa 20 bis 50 % der Patienten führt GERD zu einer Entzündung in der Speiseröhre, die mit endoskopisch sichtbaren, negativen Veränderungen der Schleimhaut der Speiseröhre verbunden ist. Diese Unterform von GERD nennt man Refluxösophagitis oder ERD (erosive reflux disease).

Bei den verbleibenden von GERD betroffenen Patienten sind keine nachweisbaren Schleimhautveränderungen vorhanden. Man spricht dann von NERD, der nicht-erosiven Refluxkrankheit (non-erosive reflux disease). Sie geht mit den gleichen Symptomen einher, also Sodbrennen, Aufstoßen, Übelkeit, Erbrechen.

Hypersensitiver Ösophagus

Ein hypersensitiver Ösophagus liegt bei Patienten vor, die in der Regel eine normale Belastung der Speiseröhre mit Säure haben, bei denen aber Sodbrennen oder andere Symptome wie Aufstoßen, Erbrechen, Übelkeit, Verschlucken von Speiseresten in direktem Zusammenhang mit einem Refluxereignis auftreten, wenn es also spontan zu einem Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre kommt. Das bedeutet, dass diese Patienten eine niedrigere Schmerzschwelle in der Speiseröhre haben und es dann entsprechend schnell und sehr deutlich spüren, wenn Magensäure aus dem Magen austritt.

Ob tatsächlich ein Zusammenhang besteht, kann zum Beispiel mit einer pH-Metrie (Säuremessung) der Speiseröhre herausgefunden werden. Bei dieser Messung, die 24 Stunden dauert, wird eine kleine Sonde über die Nase in den Rachenraum eingeführt und etwa 5 cm über dem Schließmuskel des Magens positioniert. Während der Messung drückt der Patient Symptomtasten auf einem angeschlossenen Aufnahmegerät. Die Auswertung zeigt dann, ob die Beschwerden (wie Sodbrennen oder Husten) durch Reflux hervorgerufen werden oder nicht. Bei Menschen mit einer Refluxkrankheit findet sich häufig eine erhöhte Reflux-zahl, eine erhöhte Säurebelastung der Speiseröhre und ein Zusammenhang zwischen Reflux und Beschwerden.

Funktionelle Beschwerden

Liegen trotz Refluxbeschwerden keine auffälligen organischen Befunde vor, so spricht man von funktionellen Refluxbeschwerden. Es handelt sich dabei dann um eine Störung der Bewegungsabläufe von Speiseröhre und Magen. Messbar ist dies auch mit der oben beschriebenen ph-Metrie. In der Regel wird diese Messung auf jeden Fall vor einer Antireflux-Operation durchgeführt und von einigen auf Reflux- und Sodbrennen spezialisierten Ärzten und Therapiezentren angeboten, um die genauen Ursachen für die Beschwerden diagnostizieren zu können.

Krankheiten als Ursache
Diabetes mellitus

Menschen mit Diabetes mellitus leiden überdurchschnittlich häufig auch an Sodbrennen. Dabei ist es egal, ob es sich um Diabetes Typ 1 oder Typ 2 handelt. Es wird vermutet, dass durch die erhöhten Zuckerwerte im Blut auch kleinste Äderchen und Nervenfasern leiden, und zwar in der Art, dass Körperfunktionen nur noch eingeschränkt reguliert werden können. Man spricht dann von autonomer diabetischer Neuropathie. Davon sind auch Speiseröhre und Magen betroffen: Die beiden Schutzmechanismen gegen Rückfluss der Magensäure, die Pumpbewegung der Speiseröhre und UÖS, funktionieren nicht mehr richtig. Das führt dann zu Reflux und/oder Sodbrennen.

Asthma

Asthmatiker leiden vier- bis fünfmal häufiger unter Reflux als Nicht-Asthmatiker. Wissenschaftler sind sich jedoch uneinig, ob Asthma durch Reflux hervorgerufen wird oder eher umgekehrt.

Die meisten Wissenschaftler sind der Ansicht, dass es durch den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre, aber auch weiter bis in den Kehlkopf, den Rachenraum, Mund und Nase, die Nasennebenhöhlen und auch Bronchien und Lunge dort zu fatalen Folgen kommen kann. Auf der Liste stehen zum Beispiel kariöse Zähne oder auch säureversursachtes Asthma.

Doch andere Ärzte wiederum sind genau gegenteiliger Ansicht, sprich bereits vorhandenes Asthma oder eine andere Atemwegserkrankung seien die Ursache für Sodbrennen. Begründet wird dies damit, dass eine erschwerte Atmung physikalische Folgen auf Brustkorb und Bauchraum hat, die dann zu einem gastroösophagealen Reflux führen:

Durch die erschwerte Atmung ändern sich die Druckverhältnisse in der Speiseröhre. Normalerweise liegen die Organe bei einer gesunden Atmung eng beieinander, bei Asthma nicht, sodass Mageninhalt leichter nach oben steigen kann.

Bei Asthmatikern kann der Druckunterschied zwischen Bauch- und Brustraum während der Atmung auf das Zwanzigfache des Normalen ansteigen. Dies kann auf Dauer den UÖS schwächen.

Der obere Schließmuskel kann durch die funktionell chronisch erschwerte Atmung geschwächt werden. Dadurch dringt Luft von oben in die Speiseröhre, was wiederum den UÖS entspannt und damit hat die Magensäure freie Fahrt nach oben.

Ein letzter und besonders wichtiger Faktor sind auch die Medikamente, die Asthmatiker einnehmen müssen. Darunter sind einige, die Sodbrennen verursachen können, beispielsweise diverse Asthmasprays. In diesem Fall sollte unbedingt mit dem Arzt geklärt werden, ob das Medikament ersetzt oder gar weggelassen werden kann. Falls dies nicht möglich ist, können auch eine Dosisveränderung, eine Einnahme säurebindender Medikamente oder auch ganz einfache Maßnahmen wie Ernährungsumstellung, weniger Rauchen, eher mit erhobenem Oberkörper schlafen, Linderung bringen.

 

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Einige Medikamente, die Asthmatiker einnehmen müssen, können Sodbrennen verursachen.
Zwerchfelldurchbruch

Das Zwerchfell ist ein Muskel, der die Bauchhöhle von der Brusthöhle trennt. Es ist unser wichtigster Muskel für die Atmung und damit maßgeblich an der Atmung beteiligt. Beim Einatmen gelangt Luft über den Mund oder die Nase in die Luftröhre und weiter in die Lunge. Diese weitet sich und füllt den gesamten Brustraum durch Herausdrücken der Rippen und Herunterziehen des Zwerchfells mit Luft.

Von Zwerchfelldurchbruch oder auch Hiatushernie spricht man, wenn das Zwerchfell nicht mehr seiner Aufgabe nachkommt, Brust- und Bauchhöhle zu trennen. Beispielsweise können an der Durchtrittsstelle der Speiseröhre mit dem Alter das Bindegewebe und die umliegenden Muskeln erschlaffen, sodass eine Öffnung entsteht. Dadurch kann es dann passieren, dass sich der Magen oder Teile davon durch die Öffnung in den Brustraum verlagern. Vermutlich leben etwa 60 % der Betroffenen mit diesen Symptomen, allerdings oft beschwerdefrei. Doch bei 10 % kommt es zu den bekannten Beschwerden wie Schluckbeschwerden oder Sodbrennen.

Sklerodermie

Die Sklerodermie gehört zu den Autoimmunerkrankungen. Dabei kommt es zu einer Vermehrung bzw. Verhärtung des Bindegewebes. Es kann allein die Haut betroffen sein, aber auch innere Organe wie Lunge, Herz, Darm und Nieren.

Typische Symptome sind das Auftreten von Schluckstörungen und/oder Sodbrennen. Durch die Vermehrung des Bindegewebes in der Speiseröhrenwand kommt es zu einer Beeinträchtigung der wellenförmigen Pumpbewegung der Speiseröhre Richtung Magen. Dies begünstigt die Entstehung eines Refluxes, aber auch einen möglichen Zwerchfelldurchbruch.

Medikamente

Wie bereits unter dem Punkt Asthma angedeutet, gibt es einige Medikamente, die Sodbrennen verursachen können. Dies gilt (leider) nicht nur für Asthmasprays! Viele Medikamente können entweder als Einzelmittel oder in verschiedensten Kombinationen Sodbrennen auslösen oder verstärken. Bisher sind die Ursachen für diese unerwünschten Nebenwirkungen leider noch nicht besonders intensiv erforscht worden. Zu den Medikamenten, die Sodbrennen verursachen können, zählen beispielsweise Antirheumatika, Lipidsenker, Cholesterinsenker, Immunsuppressiva, diverse Schmerzmittel, Antiepileptika, Opioide oder auch Parkinsonmittel.

 

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Sollten Sie Medikamente einnehmen müssen und stellen Sodbrennen oder andere Nebenwirkungen fest, sprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt darüber. Vielleicht ist es möglich, das Medikament gegen ein anderes auszutauschen oder gar abzusetzen.
Auslöser: Lebensstil und Ernährung
Lebensstil – Stress und psychische Probleme

Auch wenn die Verdauung unbewusst abläuft, so können doch psychische Faktoren großen Einfluss auf Sodbrennen nehmen. Viele Jahrzehnte lang wurden Geist und Körper in der Medizin getrennt betrachtet, Krankheiten wurden folglich in erster Linie mit Medikamenten behandelt. Man spricht vom biomedizinischen Modell, nach dem der Geist nur für Emotionen zuständig ist und keine Verbindung zum Körper hat.

Heute wissen wir, dass Geist und Körper nicht getrennt betrachtet werden dürfen. So wissen wir, dass beispielsweise gute oder schlechte Lebensereignisse einen großen Einfluss auf unser Immunsystem haben oder auch, dass eine angemessene soziale Unterstützung Krankenhausaufenthalte verkürzen kann. Das biomedizinische Modell wurde umgewandelt in ein biopsychosoziales Modell unseres Körpers: Eine körperliche Erkrankung (bio) ist vorhanden, doch ist diese eng verwoben mit den psychischen und sozialen Komponenten des Lebens.

Nach diesem Modell können Beschwerden bei Sodbrennen durch ein gestörtes Wechselspiel von Körper und Psyche zustande kommen. Man spricht dann von einer psychosomatischen Erkrankung. Das Auftreten von Sodbrennen hängt dann mit einer besonders belastenden Lebenssituation zusammen: Wird Stress sprichwörtlich „hinuntergeschluckt“ und „in sich hineingefressen“, so verkrampft sich der Magen und produziert zu viel Magensäure. Das Ergebnis: Sodbrennen.

Hat Sodbrennen psychische Ursache, kann neben Maßnahmen zur Stressbewältigung oder Sport eine psychologische Beratung oder Psychotherapie effektiv helfen. Auch medizinische Fachgesellschaften empfehlen eine psychotherapeutische Behandlung – nämlich dann, wenn die medikamentöse Therapie nicht hilft oder wenn klare psychische Faktoren wie beispielsweise Stress vorliegen.

Wichtig ist es, einen gesünderen Umgang mit Stress und den Krankheitssymptomen zu erlernen und Prozesse, die die Krankheitsentwicklung fördern, zu stoppen. Die Patienten können dadurch entspannter mit ihren Beschwerden umgehen und ein erfüllteres Leben führen. Welche Möglichkeiten zur Stressbewältigung es gibt, lesen Sie unter den Maßnahmen gegen Sodbrennen.

Die Bedeutung des Körpergewichts bei Sodbrennen

Verlockungen an jeder Ecke, überall und immer bekommt man etwas zu Essen, zu süß, zu fettig, zu salzig: Nahezu jeder Dritte in unserer modernen Überflussgesellschaft leidet an Übergewicht. Die Risiken, dadurch an Herzinfarkt, Diabetes mellitus oder Gicht zu erkranken, sind weitläufig bekannt.

Sieht man sich jedoch die Datenlage bezüglich eines Risikos für Sodbrennen durch Übergewicht an, ist diese eher widersprüchlich. Meistens hört oder liest man, dass vor allem Menschen, die im Oberbauchbereich zu viele Kilos angelagert haben – man nennt das den Apfeltyp (im Unterschied zum Birnentyp mit Fetteinlagerung um die Hüften herum) –, häufiger an Sodbrennen leiden als Normalgewichtige. Begründet wird dies damit, dass das Bauchfett gegen den Magen drückt, der Magen dann gegen den UÖS drückt und dieser sich dadurch öffnen kann und die Magensäure freie Bahn nach oben hat. Das klingt im ersten Moment einleuchtend und man fragt nicht weiter nach.

Nun könnte man meinen, dass eine Gewichtsabnahme auf Normalgewicht den Betroffenen von seinem brennenden Leiden befreien würde. Leider haben Studien jedoch ergeben, dass genau das häufig nicht der Fall war. Trotz Gewichtsreduktion blieb das Sodbrennen erhalten.

Trotzdem: Auch wenn Sie Ihr Sodbrennen mit einer Gewichtsabnahme vielleicht nicht sofort beseitigen, ist es ein erster Schritt und Sie können sich damit viele andere Erkrankungen ersparen!

Einfluss der Nährstoffzusammensetzung

Es ist bekannt, dass die Zusammensetzung der Nahrung den Tonus des UÖS beeinflussen kann. Daher kommt dem Verhältnis von Kohlenhydraten, Eiweiß und Fett in der täglichen Ernährung eine besondere Bedeutung zu!

Fett reduziert den Tonus (= Spannungszustand) des Schließmuskels um ca. 30 %, was die Symptomatik verstärken kann. Als Ursache wird eine vermehrte Freisetzung des Hormons Cholezystokinin vermutet. Beim Vergleich einer Gabe von Vollmilch und einer Gabe von Magermilch, ist der Spannungszustand des UÖS bei Vollmilch geringer. Der UÖS arbeitet also schlechter und Sodbrennen kann entstehen. Kohlenhydrate vermindern den Tonus nur unwesentlich, eiweißreiche Mahlzeiten hingegen können die Spannung um bis zu 50 % steigern und so die Symptome vermindern. Grund ist, dass nach einer eiweißreichen Mahlzeit die Konzentration des Hormons Gastrin um ein Vielfaches ansteigt, während es bei einer fett- und kohlenhydratreichen Mahlzeit nahezu unverändert bleibt. Gastrin ist das Hormon, das die Produktion von Magensaft stimuliert und den Verschluss des UÖS verstärkt. Es ist bekannt, dass der Muskeltonus bereits durch relativ geringe Gastrinmengen erhöht wird, während die Säuresekretion in der Magenschleimhaut durch geringe Gastrinmengen nicht oder nur unwesentlich stimuliert wird.

Ungleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt

Eine Übersäuerung des Körpers kann häufig durch einen ungesunden Lebensstil und besonders durch eine zu fleischbetonte Ernährung verursacht sein. Die moderne Ernährungswissenschaft lehnt zwar die Säure-Basen-Theorien als nicht bewiesen ab, vergleicht man jedoch die Ernährungsempfehlungen der ernährungswissenschaftlichen Fachgesellschaften (dazu später mehr) mit denen aus der Säure-Basen-Lehre, so gibt es doch sehr viele Parallelen, wenn auch die dahinterstehenden Theorien etwas voneinander abweichen mögen.

Grob werden nach der Säure-Basen-Lehre unsere Lebensmittel in Säure- und Basenbildner eingeteilt. Nicht nur Fleisch ist ein Säurebildner, auch Alkohol, Fett, Getränke mit Kohlensäure, Kaffee, schwarzer Tee, Nikotin, Weißmehlprodukte und Zucker – also alle Lebensmittelgruppen, bei denen grundsätzlich Mäßigung oder Verzicht empfohlen wird.

Diese durch besagte Lebensmittel entstandene Übersäuerung des Körpers hat Folgen auf Körperfunktionen, wie Durchblutung der Organe, Bindegewebe, Muskeln, Knochen und Gelenke. Laut Säure-Basen-Theorie kann die Säure hier negativ wirken, sodass es in den Zellen zu Störungen der Energieversorgung kommen kann, Zucker nur schlecht verwertet werden kann, Enzymwirkungen gehemmt und die Antikörperbildung behindert werden. Damit steigt das Risiko für verschiedenste Erkrankungen, wie Harnsteine, Diabetes mellitus, diverse Infektionskrankheiten, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Depression.

Die Mechanismen im Magen sind bekannt: Durch eine fleischlastige, säurebildende Kost wird die Säureproduktion angeregt, sodass schlichtweg mehr Säure vorhanden ist. Das Risiko für eine Refluxkrankheit ist erhöht.

Insgesamt führt eine Übersäuerung nicht unbedingt nur zu einer stärkeren Magensäureproduktion, auch andere Körperfunktionen können dadurch gestört werden. Andererseits lässt sich ein Zuviel an Magensäure nicht ausschließlich auf eine Übersäuerung zurückführen.

Auslöser fettiges Essen

Fett ist ein Geschmacksträger – er macht das Essen oft erst richtig lecker! -, doch zu viel Fett verursacht Sodbrennen und Refluxbeschwerden. Einen Grund haben Sie ja schon kennengelernt, die Reduktion des Muskeltonus des UÖS.

Zudem entstehen beim Frittieren zahlreiche ungesunde Fette, die sogenannten Transfette, die mit weiteren Erkrankungen in Verbindung stehen, wie Arteriosklerose, Diabetes mellitus, Autoimmunerkrankungen, Alzheimer oder Krebs.

Hier stehen vor allem sehr fettreiche Nahrungsmittel wie Eiscreme, Schlagsahne oder solche, die mit sehr viel Fett zubereitet werden, also alles Frittierte wie Pommes frites, Chips oder auch fettreiche Wurst, auf der Risikoliste ganz weit oben. Diese Produkte sind zudem auch Säurebildner und schwer verdaulich: das Refluxrisiko steigt!

 

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Sodbrennen ist nur die erste Abwehrreaktion unseres Körpers gegen ungesunde, fettreiche, frittierte Speisen.
Auslöser Fehlernährung („Problemesser“)

Alle Menschen essen gerne. Essen ist Genuss. Doch leider haben auch sehr viele von uns kein normal ausgeprägtes Essverhalten mehr. Sei es, weil sie es in der Kindheit nicht anders gelernt haben oder weil sie sich nicht mit dem Thema auseinandersetzen und es nicht besser wissen. Viele von uns essen das, was ihnen schmeckt, wählen nicht nach Gesundheitsperspektiven aus und sehen nicht, welche Konsequenzen dieses Verhalten haben kann. Dazu zählen Menschen, die zu häufig essen, die zu viel und alles essen und diejenigen, die zu schnell essen. Dies kann bei jungen und gesunden Menschen anfangs noch gut gehen, mit den Jahren wird unser Körper sich jedoch meistens in irgendeiner Form rächen.

In Bezug auf das Risiko für Sodbrennen gibt es Zeiten, zu denen man nicht essen sollte, wie vor dem Sport oder vor dem Schlafengehen. Die liegende Position beim Schlafen direkt nach einer Mahlzeit begünstigt den Rückfluss der Magensäure in die Speiseröhre. Eine generelle Empfehlung ist daher, die letzte Mahlzeit spätestens vier Stunden vor dem Schlafengehen einzunehmen.

Zu schnelles Essen birgt die Gefahr, zu viel Luft zu schlucken. Denn diese Luft will aus dem Magen wieder heraus und die Folge ist Aufstoßen und ein damit einhergehendes Öffnen des UÖS, die bekannte Folge: Reflux! Wenn Sie zu viel essen, wird der Magen übermäßig gedehnt und der Inhalt drückt wieder auf den UÖS, bekannte Folge: Reflux!

Vor allem, wenn Sie bereits refluxgefährdet sind oder darunter leiden, und sich in den Beschreibungen wiederfinden, sollten Sie sich über Ihre Ernährungsgewohnheiten bewusst werden. Warum brauchen Sie so häufig Nahrung? Was essen Sie? Wie viel essen Sie und wann? Warum essen Sie zu schnell? Mein Tipp: Beobachten Sie sich ganz genau!

Essen Sie langsam und in Ruhe, konzentrieren Sie sich auf Ihr Essen, essen Sie nicht nebenbei. Halten Sie drei bis fünf kleinere Mahlzeiten ein und hören Sie mit dem Essen auf, wenn Ihr Körper Ihnen das Signal der Sättigung gibt.

Auslöser konzentrierter Zucker

Konzentrierten Zucker finden wir mittlerweile in nahezu 95 % aller konsumierten Lebensmittel. Es ist ein Zucker, der einzeln, also ohne Verbindung mit anderen Nährstoffen, in den Körper gelangt. Zum Verständnis ein Beispiel: In natürlichen Lebensmitteln wie Äpfeln oder Tomaten ist Zucker in Form von Fruchtzucker zusammen mit anderen Bestandteilen wie Mineralstoffen, Vitaminen, Spurenelementen und Ballaststoffen vorhanden und gelangt in diesem Komplex in den Körper. In dieser Form dient er als Energielieferant und kann kaum Schaden anrichten. In vielen bearbeiteten Produkten jedoch sowie in allen Süßspeisen, Schokoladen, Kuchen, Torten, Limonaden und anderen ist der Zucker nicht in diesem Nährstoff-Komplex vorhanden, sondern gelangt einzeln als konzentrierter Zucker in unseren Körper. Da es mittlerweile unendlich viele solcher Produkte gibt und wir zu viel davon konsumieren, kann dieser konzentrierte Zucker leider großen Schaden anrichten – Sodbrennen ist in diesem Zusammenhang nur eins von vielen Themen.

Auslöser Alkohol

Bereits bekannt ist Ihnen, dass durch Alkohol die Magensäureproduktion angekurbelt wird. Aber nicht nur das. Alkohol reizt auch die Magenschleimhaut – bei übermäßigem Konsum von Alkohol kann dies zu Magenschleimhautentzündungen führen.

Des Weiteren beeinträchtigt Alkohol die Funktion des Schließmuskels der Speiseröhre. Die Muskelspannung des UÖS wird herabgesetzt und damit kann die Magensäure leichter in die Speiseröhre zurückfließen. Außerdem wird die Herstellung von Histamin angekurbelt. Diese Substanz der Immunabwehr ist beispielsweise dafür verantwortlich, dass ein Mückenstich rot wird und juckt. Daher ist es nicht verwunderlich, dass man sich nach ausgiebigem Alkoholgenuss sehr unwohl fühlt: Stellen Sie sich vor, Ihre Magenschleimhaut müsste mit den juckenden Folgen eines sehr großen Mückenstichs fertig werden.

Vor allem Getränke mit einem sehr hohen Alkoholgehalt (über 15 %) kurbeln die Magensäureproduktion so richtig an.

Dass Sie auch beim Konsum von Bier, das ja meist nur 5 % Alkoholgehalt hat, Sodbrennen bekommen, liegt daran, dass Alkohol generell die Spannung der Muskulatur senkt. Damit funktioniert auch der Schließmuskel nicht mehr so gut. Nicht nur Whiskey schadet unserem Körper, auch Bier! Wer zu Sodbrennen neigt, sollte am besten vollständig auf Alkohol verzichten.

 

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Eierlikör enthält ca. 20 %, Wodka ca. 38 % und Whiskey ca. 50 % Alkohol.
Auslöser Nikotin

Im ersten Moment fragen Sie sich vielleicht, welchen Zusammenhang es hier geben kann. Wie kann Nikotin Sodbrennen auslösen, wenn wir doch den Rauch einatmen und dieser nicht durch die Speiseröhre gelangt?

Nikotin ist ein Nervengift, das in jeder Darreichungsform auf Dauer der Gesundheit schadet.

Die Schadstoffe aus dem Tabakrauch lagern sich zehnmal mehr im Speichel an als im Blut. Der Speichel wird heruntergeschluckt und kann dann, versetzt mit den ganzen Schadstoffen, die Schleimhaut der Speiseröhre angreifen und schädigen.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783842688759
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2017 (September)
Schlagworte
Sodbrennen Reflux Magen Ernährung Patienten-Ratgeber Rezepte Gesundheits-Ratgeber

Autor

  • Miriam Schaufler (Autor:in)

Miriam Schaufler ist Diplom Ökotrophologin und Psychologin i.A. Seit 2004 ist sie selbstständige Ernährungstherapeutin und arbeitet u.a. als Kursleiterin, Referentin und Buchautorin. Ihre Praxis befindet sich in der Nähe von Salzburg. Walter A. Drössler ist ausgebildeter Koch und Prüfungsmeister für die IHK für gastgewerbliche Berufe. Seine langjährigen Erfahrungen, sowohl in der Gastronomie als auch in seiner Redaktions- und Autorentätigkeit im Bereich Gesundheit und Ernährung sind im Rezeptteil dieses Buches wiedergegeben.
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Titel: Gesundheitsratgeber Sodbrennen