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Ich helfe mir selbst - Arthrose

Die besten Maßnahmen für zu Hause. Richtig bewegen und ernähren

von Dr. Andrea Flemmer (Autor:in)
136 Seiten

Zusammenfassung

Alle erfolgversprechenden Maßnahmen der Selbsthilfe in einem Ratgeber! Arthrose betrifft fast jeden Zehnten. Allerdings ist es individuell sehr verschieden, wie früh der Gelenkverschleiß einsetzt und wie schnell er voranschreitet. Ob man nun Schmerzen bekommt, hängt auch stark vom persönlichen Verhalten ab – und davon, ob man selbst Maßnahmen ergreift. Grundpfeiler der Selbsthilfe bei Arthrose sind eine arthrosegerechte Ernährung und die richtige Bewegung: Eine optimale Nährstoffversorgung bildet die Grundlage für ein gutes Funktionieren des Körpers, nicht nur der Gelenke. Und die richtige sportliche Betätigung kann Arthrose vorbeugen und lindern. Auch konventionelle nicht medikamentöse Therapien wie die Wärmetherapie stellt Andrea Flemmer vor und zeigt auf, wie sie mit alternativen Möglichkeiten kombiniert werden können.

Das spricht für dieses Buch: Alle erfolgversprechenden Maßnahmen der Selbsthilfe verständlich und auf dem neuesten Stand der Forschung. Viele alltagstaugliche Tipps und Maßnahmen für mehr Lebensqualität. Bewährtes aus Schul- und Alternativmedizin.

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


VORWORT

Liebe Leserin, lieber Leser,

Arthrose oder Gelenkverschleiß betrifft viele Menschen. Allein bei uns in Deutschland leiden rund acht Millionen Menschen daran, das ist umgerechnet fast jeder Zehnte. Mit steigendem Alter wächst das Risiko, eine Arthrose zu bekommen. Nur 4 % der 20-Jährigen haben sie, bei den 45- bis 65-Jährigen ist schon jeder Dritte an Arthrose erkrankt, bei den über 65-Jährigen jeder Zweite, bei den über 70-Jährigen sind es sogar über 70 %. Dabei sind Frauen häufiger betroffen als Männer. Der Verschleiß beginnt – meist unmerklich – bereits ab dem 30. Lebensjahr, ab Mitte 30 sind Menschen mit völlig unauffälligen Gelenkknorpeln in der Minderheit und Jahr für Jahr werden es weniger. Allerdings ist es individuell sehr unterschiedlich, wie früh die Arthrose einsetzt und wie schnell sie voranschreitet.

Zwar ist Arthrose häufig von Schmerzen begleitet, aber nicht immer. Ob Ihre Arthrose schmerzt, hängt unter anderem stark von Ihrem persönlichen Verhalten ab – und davon, ob Sie entsprechende Maßnahmen ergreifen.

Um Ihnen dabei zu helfen, dass Ihre Arthrose möglichst beschwerdefrei bleibt, habe ich dieses Buch geschrieben. Ich biete Ihnen bewährte Selbsthilfemaßnahmen an, die Schmerzen lindern und sogar ganz beseitigen können. Mit diesem Buch werden Alternativen ausgeschöpft, die kaum oder nur wenig Nebenwirkungen haben. Sie erfahren alles über hilfreiche pflanzliche Arzneimittel, aber auch über die richtige Ernährung und über die Möglichkeiten, die Ihnen Bewegung bietet. Ich beschreibe, welche konventionellen nicht medikamentösen Therapien (z. B. Physiotherapie) förderlich sind und wie sie mit alternativen Methoden sinnvoll kombiniert werden können – dies nennt man „Integrative Medizin“.

Es gibt viele Möglichkeiten, etwas zu tun. Die Arthrose-Arten, aber auch die Menschen sind sehr verschieden, daher wirkt nicht jede Methode bei jedem. Das heißt, Sie müssen wahrscheinlich ein paar Methoden und auch Kombinationen testen, um zu sehen, was bei Ihnen funktioniert. Geben Sie nicht auf, wenn es nicht sofort klappt. Probieren Sie es einfach weiter.

Die Behandlung der Arthrose kostet jedes Jahr mehrere Milliarden Euro. Dieser wachsende Markt ist hart umkämpft und nicht immer steht das Wohl der Patienten im Mittelpunkt. Dieses Buch soll Ihnen helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Außerdem sollen Sie selbst entscheiden können, auf welche vorbeugenden und therapeutischen Maßnahmen Sie setzen wollen. Deshalb rate ich Ihnen von manchen Methoden ab, die oft teuer sind, deren Nutzen fraglich ist oder deren Nebenwirkungen heftig sind. Nur was nachweislich gut verträglich und risikoarm ist, empfehle ich zur Selbsthilfe.

Dass Ihre Beschwerden mit den vorgeschlagenen Maßnahmen verschwinden, wünscht Ihnen

Dr. Andrea Flemmer

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ARTHROSE – DAS SOLLTEN SIE WISSEN

Unsere Gelenke sind täglich im Einsatz. Wir brauchen sie und möchten, dass sie lange gesund bleiben. In diesem Kapitel erfahren Sie, wie unsere Gelenke überhaupt funktionieren, was sie benötigen, um intakt zu bleiben, was passiert, wenn dennoch eine Arthrose eintritt, und welche Formen der Arthrose es gibt.

Das gesunde Gelenk

Mehr oder weniger bewusst bewegen wir uns den ganzen Tag: Wir drehen uns, strecken uns, wir greifen, laufen, gehen oder springen – und das unzählige Male. Dass dies möglich ist, verdanken wir unseren Gelenken, den beweglichen Verbindungsstücken zwischen den Knochenenden. Sie machen es möglich, dass die Knochen sich auch gegeneinander bewegen können. Die Gelenke erfüllen drei wichtige Aufgaben:

 

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Die Gelenke sorgen dafür, dass wir uns bewegen können.

Ohne Gelenke ist keine Bewegung möglich. Die Gelenkschmiere, ein Flüssigkeitsfilm, der von der inneren Gelenkschleimhaut gebildet wird, sorgt dafür, dass sie beweglich sind.

Gelenke federn harte Bewegungen ab. Das gelingt ihnen dank des Gelenkknorpels, des „Stoßdämpfers“ in den Gelenken. Dieser glatte, elastische Überzug schützt das Gelenk und sorgt für einen reibungslosen Ablauf der Bewegung.

Gelenke geben uns Halt. Spezielle Strukturen im Gelenk können bestimmte Bewegungen erlauben und andere verhindern. So sind unsere Gelenke gegen falsche Bewegungen geschützt.

Die verschiedenen Gelenktypen

Die Form eines Gelenks und die umgebenden Strukturen wie Muskulatur, Bänder und Kapseln bestimmen seinen Bewegungsspielraum. Grundsätzlich können Gelenke sich um eine, zwei oder drei Achsen bewegen.

Das Kugelgelenk ist das beweglichste Gelenk. Es besitzt einen kugelförmigen Gelenkkopf und dazu eine passend geformte Gelenkpfanne. Seine drei Bewegungsachsen ermöglichen Bewegungen in sechs verschiedene Richtungen. Ein Beispiel für ein Kugelgelenk ist das Hüftgelenk: Sie können Ihre Beine nach vorn und hinten sowie nach rechts und links bewegen, außerdem nach innen und außen drehen. Auch das Schultergelenk ist ein dreiachsiges Gelenk und lässt sich kreisförmig bewegen.

Das Eigelenk ist ellipsenförmig und besteht aus einem konkaven Gelenkkopf und einer konvexen Gelenkpfanne. Das Eigelenk besitzt zwei Bewegungsachsen, man kann Beuge- und Streckbewegungen und Bewegungen von einer Seite zur anderen ausführen. Ein Beispiel ist das Handgelenk: Sie können Ihre Hand beugen und strecken, nach rechts oder links bewegen und auch drehen.

Das Sattelgelenk besteht aus zwei sehr ähnlichen Gelenkflächen. Beide sehen aus wie ein Sattel, sie liegen nur versetzt aufeinander. Das Sattelgelenk besitzt zwei Gelenkachsen, ein Beispiel dafür ist das Daumengrundgelenk: Ihr Daumen ist mit einem Sattelgelenk mit der Hand verbunden, auf diese Weise können Sie mit ihm Vor- und Rückwärtsbewegungen sowie Bewegungen von einer Seite zur anderen durchführen.

Das Scharniergelenk arbeitet nur in einer Achse, es ermöglicht lediglich Bewegungen nach vorn und hinten. Ein walzenförmiger Gelenkkopf liegt in einer rinnenartigen Gelenkpfanne, wie bei einem Türscharnier. Ihr Ellenbogengelenk ist ein Scharniergelenk: Der Unterarm lässt sich nur beugen und strecken. Auch die Finger- und Zehengelenke zählen zu den Scharniergelenken.

Das Zapfengelenk bzw. Drehgelenk funktioniert ebenfalls einachsig, in diesem Fall ist nur eine Drehbewegung – Einwärts- oder Auswärtsbewegung – möglich. Eine Gelenkfläche ist geformt wie ein Zapfen, die andere ist rillenförmig. Das beste Beispiel für ein Zapfengelenk ist das Radio-Ulnar-Gelenk des Ellenbogens, das es Ihnen erlaubt, den gestreckten Arm einwärts und auswärts zu drehen.

So ist ein Gelenk aufgebaut

Jedes Gelenk besteht aus den Gelenkflächen der beteiligten Knochen, aus dem Gelenkspalt und der Gelenkkapsel.

Die Gelenkflächen sind mit Knorpel überzogen. Die Gelenkkapsel ist eine bindegewebige Hülle, die das gesamte Gelenk umschließt und stabilisiert. Sie schließt das Gelenk nach außen luftdicht ab, der so entstehende Raum wird Gelenkhöhle genannt. Die Gelenkflächen werden durch einen hauchdünnen Spalt getrennt.

 

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Dank der Gelenkkapsel ist das Gelenk gegen Druck und Stöße von außen geschützt. Zusätzlich stabilisiert die Muskulatur das Gelenk.


Beim Gelenkknorpel handelt es sich um ein widerstandsfähiges und gleichzeitig elastisches Material, das die Knochen überzieht und schützt. Er sitzt als millimeterdünne, extrem robuste, schützende, elastische Gleitschicht auf den beiden Knochenenden, die das Gelenk bilden. Er verhindert im Normalfall, dass die Knochen aufeinander reiben und besteht aus einem dichten Netzwerk aus Knorpelzellen und elastischen Kollagenfasern.

Die Knorpelflächen berühren sich in einem gesunden Gelenk nicht unmittelbar. Zwischen den Gelenken befindet sich ein Flüssigkeitsfilm aus Gelenkschmiere (Synovia), die den schmalen Gelenkspalt zwischen den Knorpelflächen ausfüllt. Diese Gelenkschmiere wird von der Innenhaut der Gelenkkapsel produziert, sie ermöglicht es, dass die Gelenkflächen reibungslos aufeinander gleiten und versorgt den Knorpel mit lebenswichtigen Nährstoffen.


 

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Da der Knorpel nicht an den Blutkreislauf angebunden ist, muss er durch die Gelenkschmiere mit Nährstoffen versorgt werden.

Der Knorpel ist nicht an den Blutkreislauf angebunden. Deshalb muss er durch die Gelenkschmiere mit Nährstoffen versorgt werden. Man kann sich das wie eine Pumpe vorstellen: Bei jeder Bewegung gelangt sauerstoff- und nährstoffreiche Schmiere in den Gelenkspalt. Bewegt man sich nicht genug, erhält der Knorpel zu wenig Nährstoffe.

Ein gesundes Gelenk schmiert sich selbst. Dazu saugt sich der Gelenkknorpel bei Entlastung ähnlich wie ein Schwamm mit der Gelenkflüssigkeit voll. Unter Belastung wird diese Flüssigkeit wieder aus dem Gelenkknorpel herausgepresst, und zwar am stärksten dort, wo die höchste Belastung vorliegt. Bei diesem Vorgang entsteht ein Gleitfilm, der die Gelenkflüssigkeit und die Gelenkteile voneinander trennt.

Schließlich befinden sich zwischen einigen Gelenken knorpelartige Gewebe wie zum Beispiel der Meniskus im Kniegelenk oder die Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern. Sie sind wichtige Strukturen in dem Gelenk, denn sie schützen es vor Stößen, Druck oder Zug. Indem sie ihre Aufgabe als Stoßdämpfer und Druckverteiler erfüllen, bewahren sie das Gelenk vor Verschleiß.

Das arthrotische Gelenk

Arthrose ist eine Gelenkerkrankung, die auf Abnutzung beruht. Das normalerweise reibungslos funktionierende Gelenk ist mehr oder weniger stark geschädigt, je nachdem in welchem Stadium sich die Krankheit befindet.

Vier Stadien der Arthrose

Ausgangspunkt ist eine Schädigung des Gelenkknorpels, die anfangs sehr gering und oberflächlich sein kann, sich aber ausbreitet. Der Knorpel wird immer dünner und rauher, er nutzt sich immer mehr ab. Die Knorpelflächen reiben zunehmend aufeinander, es können sich Partikel ablösen, die das Reiben noch verstärken. Das ist das erste Stadium der Krankheit.

Im zweiten Stadium ist der Knorpel deutlich geschädigt. Er ist nicht mehr glatt, die Gelenkbewegung ist bereits etwas beeinträchtigt.

Das dritte Stadium ist davon gekennzeichnet, dass im angrenzenden Knochen Umbauprozesse stattfinden, was im Röntgenbild zu sehen ist und das entscheidende Zeichen für eine Arthrose ist. Die Schmerzen und Bewegungseinschränkungen nehmen zu, die betroffenen Gelenke sind nun häufiger entzündet.

Im vierten Stadium ist der Gelenkknorpel vollständig abgetragen. Es treten Veränderungen im Bereich des gelenknahen Knochens, der Gelenkschleimhaut, der Gelenkkapsel sowie der Muskulatur, die das Gelenk umgibt, auf. Wird dem nichts entgegengesetzt, kann es zur Zerstörung des gesamten Gelenkapparates kommen. Damit verbunden sind sehr starke Schmerzen, und das Gelenk kann teilweise nicht mehr bewegt werden.

Die Ursachen der Arthrose

In der Medizin wird Arthrose inzwischen vor allem als chronische Entzündungskrankheit angesehen. Das heißt: Entzündungen führen zu Knorpelabbau und Schmerzen. Am Anfang steht eine Schädigung des Gelenkknorpels durch eine Verletzung oder eine Infektion, auf deren Boden entwickelt sich dann bei entsprechenden Einflüssen die Gelenkzerstörung, die Arthrose.

 

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Stoffwechsel-störungen, eine Infektion, eine Verletzung oder auch Entzündungsprozesse können den Knorpel beeinträchtigen.

Ist das Gelenk geschädigt, gibt es verschiedene Risikofaktoren, die den Verschleiß fördern. Dazu gehört vor allem eine Fehlbelastung oder Überlastung des Gelenks durch Übergewicht oder dauerhafte Fehlhaltungen. Aber auch der natürliche Verschleiß des Knorpels im normalen Alterungsprozess spielt eine Rolle.

Bei Übergewicht werden die Gelenke stark beansprucht, was im Zusammenspiel mit weiteren Faktoren eine Arthrose fördern kann. Auch bei Fehlhaltungen wie X- oder O-Beinen wird das Kniegelenk überlastet, da es nicht gleichmäßig belastet wird, sondern das Gewicht entweder nur auf die innere oder die äußere Seite wirkt. Diese seitlichen Gelenkstrukturen sind weniger elastisch und stabil und daher für eine Arthrose deutlich anfälliger. Großer körperlicher Einsatz im Beruf sowie Extrem- oder Leistungssport bedeutet ebenfalls eine übermäßige und einseitige Belastung der Gelenke und begünstigt somit die Entstehung einer Arthrose.

Weiterhin gelten Unfälle als Risikofaktor – bei rund einem Drittel aller Patienten ist die Arthrose Spätfolge eines Unfalls. Meniskus- und Kreuzbandverletzungen des Knies verringern die Stabilität des Kniegelenks und begünstigen so eine frühzeitige Gelenkabnutzung. Wenn Sie solche Verletzungen haben, sollten Sie Ihre Gelenke vor starken Über- und Fehlbelastungen schützen.


Ein weiterer wichtiger Faktor, der die Entstehung einer Arthrose fördern kann, ist mangelnde Bewegung. Sie führt dazu, dass nicht ausreichend Gelenkflüssigkeit gebildet wird, dadurch wird der Gelenkknorpel nicht mehr genügend mit Nährstoffen versorgt und verliert seine Elastizität.

Nicht zuletzt kommen Hormon- und Stoffwechselstörungen wie Gicht, Diabetes mellitus, eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse oder die nachlassende Produktion der weiblichen Sexualhormone in den Wechseljahren als Faktoren in Betracht, die Arthrose fördern.

So unterschiedlich diese Faktoren auch sind, eines haben sie doch gemeinsam: Sie beeinflussen nicht nur die mechanischen Abläufe im Gelenk, sondern wirken sich auch negativ auf den Stoffwechsel des Gelenkknorpels aus.

Typische Beschwerden bei Arthrose

Zu Beginn der Erkrankung ist ausschließlich der Gelenkknorpel vom Verschleiß betroffen, doch im Laufe der Zeit breitet sich die Arthrose auf alle Strukturen des Gelenks aus. Dies ist eine Erklärung dafür, dass viele Betroffene anfangs keine oder kaum Schmerzen haben und ihre Gelenke voll belasten können. Denn das Knorpelgewebe besitzt weder Nerven noch Blutgefäße, es ist also auch nicht schmerzempfindlich. Das ändert sich jedoch im weiteren Verlauf der Arthrose, wenn der Knorpel immer mehr geschädigt ist. Teilweise heftige Schmerzen sind dann leider oft an der Tagesordnung. Typisch ist der sogenannte Anlaufschmerz, wenn also die ersten Bewegungen nach einer Ruhephase besonders schmerzhaft sind, zum Beispiel die Schmerzen beim Aufstehen aus einem Sessel. Sind die Gelenke dann warm, sozusagen „eingelaufen“, lässt der Schmerz in der Regel nach, kann aber bei längerer oder stärkerer Belastung wieder kommen. Diese Phase kann sich über mehrere Jahre hinziehen.

 

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Anlaufschmerzen oder Morgensteifig-keit sind typische Beschwerden einer Arthrose im frühen Stadium.

Wird die Arthrose nicht behandelt, kommen im weiteren Verlauf Muskelverspannungen und Bewegungseinschränkungen dazu sowie Schmerzen, die auch im Ruhezustand auftreten. Das Gelenk wird zunehmend unbeweglicher und steifer. Im fortgeschrittenen Stadium kann auch eine sehr schmerzhafte Entzündung auftreten, verbunden mit einer Schwellung im betroffenen Gelenk, das nennt der Arzt dann aktivierte Arthrose. Die Bewegungsfreiheit des Gelenks wird immer weiter eingeschränkt, bis das Gelenk sich schließlich verformt und versteift.


Die Beschwerden bei einer Arthrose auf einen Blick:

Anlaufschmerzen

Morgensteifigkeit

Knirschen im Gelenk

Belastungsschmerzen

im fortgeschrittenen Stadium Ruheschmerzen

verspannte Muskeln und Sehnen

eingeschränkte Beweglichkeit

Schonhaltung

Gelenkentzündungen (aktivierte Arthrose)

Gelenkerguss (vor allem bei Kniearthrose)

Gelenkschwellungen

Muskelschwäche

Instabilität des Gelenks mit eventuellen Fehlstellungen

 

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Eine Arthrose ist im Anfangsstadium oft nicht schmerzhaft.
Arthrose diagnostizieren

Wenn Sie zu Ihrem Arzt gehen, weil Ihr Gelenk schmerzt, muss der Arzt zuerst einmal feststellen, ob die Schmerzen aus dem Gelenk selbst stammen oder aus den Sehnen und Muskeln, die das Gelenk umgeben, oder ob vielleicht eine ganz andere Ursache vorliegt. Denn auch eine rheumatoide Arthritis, Gicht oder sogar chronisch-entzündliche Darmerkrankungen können Gelenkschmerzen verursachen. Diese Möglichkeiten muss Ihr Arzt ausschließen, bevor eine Arthrosebehandlung beginnen kann.

 

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Kälte verstärkt die Arthrosebeschwerden – bei entzündlichem Rheuma hingegen wirkt Kälte lindernd.

Erschwert wird die Diagnose dadurch, dass die Arthrose sehr unterschiedlich verlaufen kann. Bei einem Patienten ist nur ein Gelenk betroffen, bei einem anderen sind es mehrere Gelenke. Die einen haben kaum Schmerzen und fühlen sich in ihren Alltagsaktivitäten nicht eingeschränkt, bei anderen wird die Arthrose schnell schlimmer und hat erhebliche Bewegungseinschränkungen zur Folge. Darüber hinaus kann die Krankheit auch in Schüben verlaufen: über mehrere Wochen sind die Beschwerden stärker, zwischen den Schüben schwächer oder gar nicht vorhanden. Ein Schub kann auch eine deutliche Verschlechterung zur Folge haben.

Daher ist eine genaue Beschreibung des Schmerzes wichtig: Wie äußert sich der Schmerz? Wann sind die Beschwerden das erste Mal aufgetreten? Waren sie anfänglich beispielsweise nur in Zusammenhang mit bestimmten Belastungen spürbar? All diese Kriterien sollten möglichst genau erfasst werden. Dafür ist es sinnvoll, ein Schmerztagebuch zu führen. Das hilft dem Arzt, die Beschwerden einzuordnen.

Unter Umständen ist eine Blutuntersuchung notwendig, allerdings gibt es keine typischen Arthrose-Marker. Nur bei einer aktivierten Arthrose, also bei einer als Folge der Arthrose entstandenen Entzündung, können Entzündungswerte im Blut erhöht sein.

Für eine endgültige Diagnose ist Röntgen die wichtigste Untersuchung, denn die typischen Veränderungen einer Arthrose sind nur im Röntgenbild zu sehen. Diese Kennzeichen sind:

ein verengter Gelenkspalt

Bildung von Knochenausläufern („Osteophyten“)

Verdichtung des Knochens unter dem Knorpel

Defekte des Knochens unterhalb des Knorpels

 

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Um unnötige Strahlenbelastung und auch Kosten zu sparen, legen Sie bei einem Arztwechsel alle bisher angefertigten Befunde vor.


Wenn das Röntgenbild nicht ausreicht, können auch weitere bildgebende Verfahren, wie zum Beispiel der Gelenkultraschall (Sonografie) zum Einsatz kommen. So können Veränderungen an Sehnen, Schleimbeuteln, Gelenkkapseln, Nachweis von Blutungen oder Sehnenrissen erkannt werden.

Ihr Arzt wird darüber hinaus das Gelenk abtasten, die Funktion überprüfen, die Stabilität der Bänder und umgebenden Muskeln untersuchen. Er prüft Ihr Gangbild beziehungsweise Ihre allgemeine Beweglichkeit und nimmt das betroffene Gelenk auf Bewegungsumfang, Schmerzhaftigkeit, Schwellungen und andere Veränderungen näher in Augenschein. Bei einer solchen Untersuchung ist auch ein Erguss, zum Beispiel am Kniegelenk, zu erkennen. So gewinnt der Arzt einen ersten Eindruck davon, wie weit der Gelenkverschleiß fortgeschritten ist und welche Behandlungsschritte ratsam sind.

Arthrose behandeln

Ist die Diagnose gestellt und gesichert, wird Ihr Arzt mit Ihnen einen Behandlungsplan erstellen. Was dieser Behandlungsplan umfasst, hängt davon ab, wie weit die Arthrose fortgeschritten ist. In der Regel werden Schmerzmittel verordnet und eventuell Hilfsmittel wie Einlagen oder Spezialschuhe, gegebenenfalls bekommen Sie ein Rezept für Physiotherapie. Vermutlich wird Ihr Arzt Ihnen auch dazu raten, Ihren Lebensstil zu überdenken, was Ernährung und Bewegung angeht.

 

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Da Arthrose nicht heilbar ist, geht es darum, die Beschwerden zu lindern und den Verschleiß so lange wie möglich aufzuhalten.

Selbsthilfe bei Arthrose – so arbeiten Sie mit diesem Buch

Sie waren also beim Arzt, und es wurde eine Arthrose diagnostiziert. Er hat Ihnen ein Rezept für Schmerzmittel ausgestellt und Ihnen vielleicht geraten, Ihre Ernährung umzustellen, sich mehr zu bewegen etc. Da es bei der Behandlung von Arthrose nicht nur darum geht, die Schmerzen zu reduzieren, sondern vor allem auch die Beweglichkeit und Lebensqualität zu verbessern bzw. zu erhalten, sind Sie nun gefragt. Sie haben viele Möglichkeiten, sich selbst zu helfen. Darum geht es in diesem Buch.

Gelenke entlasten: Wie ab Seite 28 dargestellt, können verschiedene Hilfsmittel die Gelenke entlasten und Ihre Beschwerden lindern.

Physiotherapie: Ab Seite 30 werden verschiedene Maßnahmen vorgestellt, die zur konservativen Behandlung der Arthrose gehören. Sie werden in der Regel vom Arzt verordnet. So lässt sich mit Krankengymnastik die Beweglichkeit der Gelenke gezielt fördern und die Beschwerden lassen sich verringern. Wärme- und Kälteanwendungen fördern die Durchblutung der Gelenke und lindern Schmerzen. Auch Methoden wie Elektrotherapie und Biofeedback haben zum Ziel, die Schmerzen zu lindern. Für diese Anwendungen brauchen Sie einen Therapeuten, der Sie anleitet oder die Maßnahme durchführt. Je nach Methode können Sie sie auch selbstständig zu Hause anwenden.

Ernährung: Ab Seite 50 können Sie nachlesen, in welcher Weise Lebensmittel die Arthrose beeinflussen. Sie erhalten konkrete Ratschläge, wie Sie mit Ihrer Ernährung Ihre Beschwerden positiv beeinflussen können. Mit der richtigen Ernährung können Sie vor allem entzündliche Prozesse lindern. Wenn Sie abnehmen wollen oder sollten, sind die Tipps ab Seite 68 hilfreich.

Bewegung: Ab Seite 78 erhalten Sie Tipps, wie Sie sich am besten bewegen können oder sollten. Ihr Arzt kann Sie beraten, welches Pensum in Ihrem Fall sinnvoll ist.

Pflanzenheilkunde: Ab Seite 90 stelle ich Ihnen verschieden Möglichkeiten vor, wie Sie mit pflanzlichen Mitteln Ihre Schmerzen und Beschwerden lindern können. Sie haben deutlich weniger Nebenwirkungen und helfen meist genauso gut.

Naturheilmittel: Ab Seite 114 lernen Sie einige teilweise sehr alte Naturheilverfahren kennen, mit denen Sie Ihre Gelenkbeschwerden erfolgreich und nebenwirkungsfrei lindern können.

Die Grenzen der Selbsthilfe

All die Ratschläge im Buch beziehen sich auf bei Beschwerden rund um Arthrose. Bei anderen Gelenkerkrankungen oder wenn zusätzlich zur Arthrose Probleme auftreten, sollten Sie einen Arzt aufsuchen:


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Ob eine Arthrose vorliegt, kann nur der Arzt feststellen.

Bei einer Verletzung ist ein Gelenk, die Wirbelsäule oder der Brustkorb mit betroffen.

Ein Gelenk schmerzt, ist vielleicht sogar geschwollen, schlechter beweglich und die Haut darüber gerötet.

Ein oder mehrere Gelenke schmerzen gleichzeitig oder eins nach dem anderen (wandernder oder springender Schmerz) – auch bei Kindern!

Ein Gelenk erzeugt bei typischen Bewegungen ein schmerzhaftes Schnappen.

Gelenke sind nachts oder frühmorgens schmerzhaft und/oder morgens nach dem Aufstehen länger steif. Dauert dies etwa bis zu einer Stunde, ist das ein Hinweis auf eine andere Erkrankung als Arthrose und muss abgeklärt werden.

Treten zusätzlich zu Ihrer Arthrose bzw. den Gelenkschmerzen Begleitsymptome auf, wie Krankheitsgefühl, Hautausschlag (auch im Genitalbereich), Fieber, Schüttelfrost, Gewichtsverlust, Müdigkeit etc., muss ein Arzt hinzugezogen werden, um die Ursache abzuklären.

Auch bei zusätzlichen Krankheitszeichen wie geröteten oder trockenen Augen, Mundtrockenheit, Sehstörungen, Husten, Auswurf, Durchfall, Brustschmerzen oder Depressionen ist ein Arzt zu konsultieren.

 

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Bessern sich die Gelenkschmerzen trotz der Selbst-hilfemaßnahmen nicht oder verschlechtern sie sich akut, dann gehen Sie bitte zum Arzt.
Wenn gar nichts mehr hilft: Gelenkersatz

Wenn die Verschleißerscheinungen der Gelenke zu weit fortgeschritten und mit starken Schmerzen verbunden sind, und wenn auch alle alternativen Methoden nicht mehr helfen, bleibt oft nur noch ein künstliches Gelenk. Das ist und sollte allerdings die letzte Möglichkeit sein, da bei jeder Operation ein Teil des gesunden Knochens geopfert werden muss, um die Prothese zu verankern. Steht bei Ihnen eine Operation zur Debatte, sollten Sie sich genau informieren, welche Möglichkeiten es aktuell gibt.

 

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Bei wichtigen medizinischen Entscheidungen sollten Sie immer eine Zweitmeinung einholen.

Auch sollten Sie eine Zweitmeinung einholen, um sich die Entscheidung zu erleichtern. Krankenkassen unterstützen grundsätzlich diese Maßnahme, einige haben sogar eine eigene Hotline dafür. Davon abgesehen haben Sie als Patient das Recht, sich Ihre komplette Krankenakte und Kopien sämtlicher Untersuchungsbefunde einschließlich Bildmaterial, wie zum Beispiel Röntgenaufnahmen, zeitnah aushändigen zu lassen.

In Deutschland erhalten jedes Jahr etwa 400.000 Menschen eine künstliche Hüfte oder ein künstliches Kniegelenk – und ca. 44.000 Knie- und Hüftprothesen wurden ausgetauscht. Oft hatten sich die Implantate gelockert oder infiziert. Dies kann passieren – mit der Auswahl der Kliniken können Sie das Risiko aber mindern. Kliniken, die viel Erfahrung mit solchen Operationen haben, lassen sich als Endoprothetikzentrum ausweisen. Davon gibt es in Deutschland über 400. Im Internet (www.endocert.de) finden Sie viele Informationen und die Adressen dieser Kliniken. In einem solchen Zentrum können Sie sicher sein, von einem erfahrenen Arzt operiert zu werden. Die Bertelsmann-Stiftung hat mittels einer Studie gezeigt, dass Patienten in spezialisierten Zentren weniger Operationsrisiken ausgesetzt sind.


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Knie-Endoprothese und Knie-Endoprothese im Röntgenbild.

Krankenhäuser müssen ihre Ergebnisse regelmäßig in einem Qualitätsbericht veröffentlichen. Manche Kliniken stellen ihre Behandlungsresultate zum Beispiel im Rahmen der Initiative Qualitätsmedizin (www.initiative-qualitaetsmedizin.de) frei zur Verfügung. Die Krankenkassen fassen zum Teil die verfügbaren Informationen aus Qualitätsberichten und aus Bewertungen von Patienten zusammen und bieten dies als Service ihren Mitgliedern an.

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ARTHROSE KONSERVATIV BEHANDELN

Die konservative Behandlung der Arthrose umfasst alle nicht operativen Maßnahmen. In diesem Kapitel geht es um die Physiotherapie, die medikamentöse Behandlung sowie die Unterstützung durch Hilfsmittel. Ziel jeder Maßnahme ist es, die erkrankten Gelenke zu entlasten und vor Fehl- und Überlastungen zu schützen.

Das Gelenk entlasten und stützen

Allem voran gilt: Bewegung ist das A und O bei Arthrose! Denn für den Stoffwechsel des Knorpels ist Bewegung unentbehrlich, da die Knorpelflächen selbst keine Blutgefäße besitzen und darauf angewiesen sind, ihre Nährstoffe von außen zu bekommen. Dafür zuständig ist die Gelenkflüssigkeit (Synovia), die in der Innenhaut der Gelenkkapsel hergestellt wird. Sie verteilt sich bei jeder Bewegung des Gelenks in der Gelenkhöhle und im Gelenkspalt, versorgt die Knorpel mit Nährstoffen und transportiert gleichzeitig Abfallstoffe ab. Bewegung ist aber auch deshalb wichtig, weil sie Übergewicht vermeiden hilft, die Beweglichkeit aufrecht erhält und es Ihnen erlaubt, weiterhin aktiv am Leben teilzunehmen

 

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Regelmäßige Bewegung hält Sie beweglich und hilft Ihnen, Übergewicht zu vermeiden oder abzubauen.

Es gibt jedoch eine Ausnahme von der Regel: Wenn das Gelenk dick und erwärmt ist und schmerzt, deutet dies auf eine Entzündung hin, ausgelöst durch eine Reizung der Gelenkinnenhaut. In diesem Fall braucht das Gelenk Ruhe. Kühlen Sie es, legen Sie es hoch, dies bringt häufig Linderung. Wenn die Entzündung anhält, kann Ihnen Ihr Arzt auch entsprechende Medikamente verordnen. Die Schmerzen können Sie mit Medikamenten, aber auch mit schmerzreduzierenden pflanzlichen Mittel bekämpfen (siehe ab Seite 90).

Moderne Einlagen

Bei Arthrose in den Knien, Füßen, in der Hüfte oder auch im Rücken können orthopädische Schuheinlagen helfen, die Schmerzen zu lindern und ein Fortschreiten der Krankheit durch Fehlhaltung zumindest zu verlangsamen. Lassen Sie vom Orthopäden Ihre Körperstatik untersuchen. Aufgrund der Ergebnisse kann er Ihnen Einlagen verschreiben oder auch eine Haltungsschulung.

 

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Haben Sie Schmerzen im Knie, im Sprung- oder Hüftgelenk, können orthopädische Hilfsmittel wie Einlagen oder speziell angepasstes Schuhwerk entlasten.

Die Einlagen werden speziell für Sie angefertigt, sie sind achsengetreu ausgerichtet und sorgen für das optimale Zusammenspiel von Bewegungsapparat und Körperstatik. Durch ihre intelligente Technologie kann der Körper Belastungen ausgleichen und die natürlichen Regelmechanismen wiederherstellen. Somit wirken sie Schmerzen, die durch Fehlbelastung und Reibung entstehen, entgegen.

Schuhe mit weichen Sohlen und gepufferten Absätzen, die die Schritte besser abfedern, können die Schmerzen ebenfalls reduzieren. Auch ein Stock, den Sie auf der Gegenseite des schmerzhaften Gelenks benutzen, kann das Gehen erleichtern.

Orthesen und Bandagen

Unterstützende Bandagen und Orthesen gibt es für verschiedene Gelenke, am häufigsten werden sie bei Kniegelenksarthrose eingesetzt. Knieorthesen mit dem Entlastungsprinzip sind erwiesenermaßen so wirksam, dass auf Medikamente und Operationen verzichten kann.

Orthesen sind medizinische Hilfsmittel, die dem Körper angepasst werden und den Bewegungsapparat schützen und stützen. Sie werden bei Verletzungen, nach Operationen und bei chronischen Krankheiten eingesetzt, um die Heilung zu fördern, Schmerzen zu lindern und die Mobilität wiederherzustellen. Knieorthesen entlasten und stabilisieren das Kniegelenk und reduzieren dadurch signifikant die Schmerzen. Ihre positive Wirkung ist medizinisch erwiesen.


 

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Bandagen sind flexibler gestaltet als Orthesen und bieten mehr Aktionsfreiheit. Orthesen schränken mehr ein, schützen aber auch vor Fehlbewegungen.

Es gibt auch funktionelle Bandagen, die die Gelenke so stützen, dass sich die Kräfte gleichmäßiger verteilen. Dies ist ganz besonders dann hilfreich, wenn Fehlstellungen der Beine, der Füße oder auch Wirbelsäulenprobleme vorliegen. Fragen Sie Ihren Orthopäden, was für Sie in Frage kommt.

Physiotherapie

Physiotherapie ist die Bezeichnung für die äußerliche Anwendung von Heilmitteln und beinhaltet die ganzheitliche Therapie des Körpers mit seinen anatomischen und physiologischen Gegebenheiten. Sie umfasst eine ganze Reihe von Verfahren, unter anderem Bewegungstherapie, Wärme- und Kältetherapie sowie Massage. Die Anwendungen verbessern die Durchblutung in Gelenken und umgebenden Geweben. Darüber hinaus werden Muskeln, Kreislauf und Atmung gestärkt und nicht zuletzt wirken die Methoden positiv auf die Psyche.

Das Ziel der Anwendungen ist es, Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit der Gelenke zu verbessern. Die Muskeln sollen gekräftigt und entspannt werden, um Fehlstellungen vorzubeugen. Manche Therapien bezahlt die Krankenkasse, viele werden auch im Rahmen einer Rehamaßnahme angeboten. Fragen Sie Ihren Arzt, was für Sie in Frage kommt.

 

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Das Ziel der Physiotherapie: Schmerzen lindern und die Beweglichkeit der Gelenke verbessern.

Das Angebot ist groß, nicht alles hilft bei jedem. Geben Sie daher nicht sofort auf, wenn eine Therapie nicht anschlägt, sondern probieren Sie einfach eine andere aus.


Bewegungstherapie – Krankengymnastik

Arthrose-Patienten sollen keinesfalls ihre Gelenke schonen, sondern unter professioneller Anleitung Koordinations-, Gleichgewichts- oder Muskelaufbauübungen durchführen, um ihre Beschwerden zu reduzieren. Dies empfiehlt der Bundesverband selbstständiger Physiotherapeuten.

Ziel der Bewegungstherapie bei Arthrose-Patienten ist es, akute und chronische Schmerzen zu lindern und Funktionsstörungen sowie Gelenksteifigkeit zu verringern oder nach Möglichkeit sogar zu beseitigen. Zu den Anwendungen gehören unter anderem:

Krafttraining (zur Kräftigung der Muskeln und Bänder rund um das Gelenk)

Mobilisation versteifter Gelenke, um die Funktion der Gelenke zu verbessern bzw. zu erhalten

dosiertes Belastungstraining

Koordinations- und Gleichgewichtstraining

Bei der Behandlung wird der Patient zum einen durch den Physiotherapeuten bewegt, bleibt also passiv, zum anderen führt der Patient unter Anleitung selbstständig Bewegungen durch, ist also aktiv. Die Behandlung richtet sich nach dem Zustand der arthrotischen Gelenke und dem Allgemeinzustand bzw. Alter des Patienten. Ist das Gelenk noch nahezu intakt, kann direkt am Gelenk angesetzt und die umliegende Muskulatur gekräftigt werden, beispielsweise durch Krafttraining, um dem betroffenen Gelenk wieder mehr Stabilität zu verleihen. Die gesamte Gelenkstruktur wird daran gewöhnt, wieder alltägliche Aufgaben zu erfüllen. Ist der Verschleiß schon etwas weiter fortgeschritten, wird es besonders wichtig, beim Training das Gelenk zu schonen. Mehr über Bewegung bei Arthrose lesen Sie im Kapitel „In Bewegung kommen“.

Ergotherapie

Bei der Ergotherapie erhalten Sie Anleitungen zum gelenkschonenden Verhalten und zur richtigen Anwendung von Hilfsmitteln zur Schonung der Gelenke. Die Ergotherapie hilft dabei, im Alltagsleben handlungsfähig zu sein, ihr Ziel ist, dass die Patienten ihren Alltag in Beruf, Schule und Familie wieder so unabhängig wie möglich bewältigen können. Ist zum Beispiel die Beweglichkeit der Hand aufgrund einer Arthrose so stark eingeschränkt, dass das Schuhe binden oder Zähne putzen nicht mehr möglich ist, kann die Ergotherapie helfen. Ergotherapie ist Teil einer Rehabilitationsmaßnahme, Sie können sie sich aber von Ihrem Arzt verschreiben lassen.


Wärmetherapie

Bei der Wärmetherapie wird dem ganzen Körper oder – wie bei der Arthrose – nur einzelnen schmerzenden Gelenken Wärme zugeführt. Die Wärme regt die Durchblutung des betroffenen Gelenks an, so können die Nährstoffe besser in den Gelenkkopf gelangen und Stoffwechselabfälle abtransportiert werden. Für die lokale Wärmetherapie eignen sich heiße Umschläge, Heusackpackungen und vor allem Moor- und Fangopackungen. Physiotherapeutische Praxen bieten verschiedene Wärmeanwendungen an, Sie können sie aber auch zu Hause durchführen. So sind heiße oder warme Vollbäder eine Wohltat, eine Wärmflasche können Sie direkt auf das schmerzende Gelenk legen und auch Fangopackungen gibt es in der Apotheke in verschiedenen Größen zu kaufen. Wärmeanwendungen sind als ergänzende Heilmittel zur Krankengymnastik verordnungsfähig.

Wann empfiehlt sich die Wärmetherapie nicht? Bei einer akuten Entzündung des Gelenks oder der Gelenkkapsel oder bei aktivierter Arthrose ist die Wärmetherapie nicht geeignet – in diesem Fall werden Sie selbst schnell merken, dass die Wärme dem Gelenk nicht guttut und die Wärme instinktiv meiden. Auch bei einem Bandscheibenvorfall, bei arteriellen und venösen Durchblutungsstörungen, bei Ödemen, Blutungen, Blutungsneigungen, Tumoren sowie schweren Allgemeinerkrankungen oder Herz- und Kreislauferkrankungen sollten Sie auf Wärme verzichten.

Tiefenwärme

Unter dem Begriff Tiefenwärme werden verschiedene elektrische Wärmebehandlungen zusammengefasst: Infrarot-, Ultraschall- und Hochfrequenztherapie. Bei diesen Methoden dringt die Wärme in tiefergelegenes Gewebe ein. Auf diese Weise werden Stoffwechsel und Durchblutung angeregt, Muskeln entspannt, Schmerzen verringert und das Immunsystem gestärkt. Sie werden nicht nur bei Arthrose eingesetzt, sondern auch bei Rückenschmerzen, Muskelverspannungen, Morbus Bechterew und Wirbelsäulen-Syndromen.

 

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Tiefenwärme sollten Sie nicht auf eigene Faust anwenden. Lassen Sie sich von einem Fachmann beraten, worauf Sie achten müssen.

 

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Infrarotgeräte können Sie auch zuhause anwenden.

Bei einer Infrarottherapie erreichen die Temperaturen des Infrarotlichts nur 50 bis 60 °C, trotzdem gelangt mehr als 80 % der abgegebenen Energie in den Organismus – das ist äußerst effizient. Da die heiße Luft nicht eingeatmet wird, schont diese Anwendung den Kreislauf. Mittlerweile gibt es auch Geräte für den Hausgebrauch.

Bei der Ultraschalltherapie erwärmen die Ultraschallwellen das Gewebe mechanisch. Sie wirken entzündungshemmend, schmerzlindernd und krampflösend.

Bei der Hochfrequenztherapie beruht die Erwärmung des Gewebes auf der Erzeugung hochfrequenter elektromagnetischer Felder. Zur Anwendung kommt sie vor allem bei Beschwerden des Stütz- und Bewegungsapparates, also auch bei Arthrose. Auch hierfür gibt es Geräte für den Hausgebrauch.

Kältetherapie

Bei der Kältetherapie handelt es sich wie bei der Wärmetherapie um eine ergänzende unterstützende Therapieform. Durch die direkte Wirkung der Kälte werden Schmerzbahnen auf der Oberfläche der Haut kurzfristig blockiert, Entzündungen in der Tiefe werden gehemmt. Die Kühlung drosselt den Stoffwechsel, lindert die Reizung der Gelenkhaut und wirkt dadurch schmerzstillend.

Die verwendeten Temperaturen reichen von leicht unterhalb der Körperwärme bis zu –110 °C. Um einzelne Körperpartien zu kühlen, werden hauptsächlich Kühlgel-Packungen oder zerkleinertes Eis in Kunststoffbeuteln verwendet. Erheblich intensiver ist die Ganzkörper-Kältetherapie: Hierbei wird der ganze Körper in sogenannten Kältekammern Temperaturen von –60 bis –120 °C ausgesetzt. Die Patienten haben Badekleidung, Handschuhe, Strümpfe und einen Mundschutz an, sie bleiben ein bis drei Minuten in einer Kältekammer. Danach können sie sich schmerzärmer bewegen, was für eine anschließende Bewegungstherapie von Vorteil ist. Die Ganzkörper-Kältetherapie eignet sich vor allem bei rheumatoider Arthritis, bei entzündeten Gelenken im Rahmen einer Arthrose sowie bei weichteilrheumatischen Erkrankungen.


Wann empfiehlt sich die Kältetherapie nicht? Schwere Erschöpfungszustände, Infekte, Angina pectoris, Bluthochdruck, Asthma bronchiale sowie arterielle Durchblutungsstörungen verbieten den Einsatz der Kältetherapie. Für die partielle Auflage kühler Wickel sind die Auflagen natürlich weniger streng als für eine Kältekammer.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869103495
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (Januar)
Schlagworte
Arthrose Selbsthilfe Gesundheitsratgeber Gelenke

Autor

  • Dr. Andrea Flemmer (Autor:in)

Dr. Andrea Flemmer ist Diplom-Biologin und Ernährungswissenschaftlerin. Die Autorin hat zahlreiche Ratgeber rund um die Themen Medizin, alternative Therapien und Ernährung veröffentlicht. Ihre Bücher wurden von Fernsehauftritten im WDR, Bayerischen Fernsehen und bei TV München begleitet.
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Titel: Ich helfe mir selbst - Arthrose