Zusammenfassung
Leseprobe
Inhaltsverzeichnis
VORWORT
Liebe Leserin, lieber Leser,
immer mehr Menschen in Deutschland leiden unter der Stoffwechselkrankheit Diabetes mellitus Typ 2. Diese Krankheit verursacht sehr viel Leid und Folgekrankheiten, wenn man nicht weiß, wie man damit umgehen soll.
1960 waren noch weniger als ein Prozent der Bevölkerung betroffen, heute sind es schon etwa zehn Prozent. Die Zahlen schwanken je nach Quelle zwischen sechs und neun Millionen Deutschen, darunter etwa zwei Millionen, die noch nichts von ihrer Erkrankung wissen. Alljährlich erkranken rund 500.000 Menschen neu an Diabetes Typ 2. Männer sind stärker betroffen als Frauen, ebenso die Menschen in den neuen Bundesländern (11,8 Prozent). Damit handelt es sich um ein Volksleiden und eine drohende Epidemie. Deutschland hat übrigens die höchste Diabetesrate in ganz Europa.
Die Ursachen für Diabetes Typ 2 sind eine genetische Veranlagung gekoppelt mit einer ungesunden Lebensweise, also falscher Ernährung und zu wenig Bewegung. Daher haben sehr viele Typ-2-Diabtiker Übergewicht. Um dem grassierenden Übergewicht und damit unter anderem dem Diabetes Typ 2 entgegenzuwirken, fordert die WHO, den Zuckergehalt an der gesamten Kalorienzufuhr auf maximal 10, besser noch auf 5 Prozent zu senken. Dies soll durch Besteuerung von zuckerhaltigen und die Steuerentlastung von gesunden Lebensmitteln erreicht werden. Denn die Industrie mischt immer mehr Zucker – vor allem Fruchtzucker – in normale Lebensmittel, so dass man sehr genau aufpassen muss, was man kauft und isst. Der hohe Konsum an süßen Getränken tut sein Übriges.
Mehr als 30 Kilo Zucker isst der Deutsche durchschnittlich im Jahr. Da verwundert es nicht, dass die Zahl der Diabetiker und Menschen, die durch Übergewicht krank werden, zunimmt. Inzwischen hat man es oft gehört und gelesen: Zu viel Fett ist natürlich auch ungesund. Wie gefährlich jedoch Zucker ist, wissen viele Verbraucher nicht – auch, weil einige große Zuckerverbände entsprechende Studien bewusst zurückhalten.
Diabetes Typ 1 ist erblich bedingt und man kann selbst relativ wenig dagegen tun. Der sogenannte Altersdiabetes, auch bekannt als Typ-2-Diabetes, bietet hingegen viele Möglichkeiten, selbst aktiv zu werden. Dies ist sogar meist ohne Medikamente möglich – mit Selbsthilfemaßnahmen. Und hier setzt dieser Ratgeber an.
Am wichtigsten ist eine Änderung der Ernährung, die unter anderem hilft, das richtige Gewicht zu erreichen. Hier gilt es für diejenigen von uns, die an Süßem nur schlecht vorbeikommen, neben einer Umstellung der Ernährung den richtigen Zucker zu finden, der den Insulinspiegel nicht beeinflusst. Direkt hinter der Ernährung kommt die Bewegung. Wer sich regelmäßig bewegt, schützt sich vor Übergewicht, stärkt seine Muskeln und aktiviert den Stoffwechsel.
Welche Möglichkeiten es gibt, um sich das Leben mit Diabetes Typ 2 leichter zu machen und die Krankheit möglichst ganz zum Verschwinden zu bringen, erfahren Sie in diesem Selbsthilferatgeber. Ich habe für Sie die besten Maßnahmen aus der konventionellen und der alternativen Medizin zusammengesucht – ganz im Sinne einer integrativen Medizin.
Ein genussreiches Leben wünscht Ihnen
Dr. Andrea Flemmer
DIABETES TYP 2 – WICHTIG ZU WISSEN
Der Arzt hat bei Ihnen einen Diabetes Typ 2 diagnostiziert, und Sie sind verunsichert. Was bedeutet das für Ihr Leben? Was können Sie tun? Um diese Fragen zu beantworten, ist es wichtig, dass Sie zunächst die Erkrankung und die Vorgänge in Ihrem Körper verstehen. Mit diesem Wissen können Sie dann Ihre Lebensgewohnheiten kritisch unter die Lupe nehmen und die Weichen zur Selbsthilfe so stellen, dass Sie Ihren Diabetes gut in den Griff bekommen und sich dabei eine hohe Lebensqualität bewahren.
Was ist Diabetes und wie entsteht die Krankheit?
Sechs bis acht Millionen Menschen sind allein in Deutschland an Diabetes mellitus erkrankt, davon haben 90 Prozent einen Diabetes mellitus Typ 2. Die Tendenz ist steigend und die Dunkelziffer wird auf mindestens zwei Millionen geschätzt. Darüber hinaus gibt es etwa 15 Millionen Menschen, die sich derzeit in einem sogenannten Prädiabetes, also einem Vorstadium von Diabetes Typ 2, befinden.
Die Zahl der Diabetiker nimmt stetig zu, in Deutschland sowie weltweit.
Diabetes ist eine Stoffwechselerkrankung, die auf der Störung der Funktion der Bauchspeicheldrüse beruht. Beim Diabetes Typ 1 zerstört das körpereigene Immunsystem die Insulin produzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse. Warum das geschieht, ist noch nicht geklärt. Diese Autoimmunerkrankung entsteht meist im Kindes- oder Jugendalter und ist nicht heilbar. Bei der Entstehung von Diabetes Typ 2 spielen mehrere Faktoren eine Rolle: eine genetische Prädisposition, falsche Ernährung und Bewegungsmangel. Hat ein Elternteil Diabetes Typ 2, liegt das Risiko für das Kind, ebenfalls daran zu erkranken, bei etwa 40 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit steigt auf 80 Prozent, wenn Vater und Mutter betroffen sind. Entscheidender als die genetische Veranlagung ist allerdings die Lebensweise. So sind die Hauptursachen für Diabetes Typ 2 Übergewicht und Bewegungsmangel – und diese Faktoren können Sie selbst beeinflussen.
Der Blutzuckerspiegel ist das A und O
Das wichtigste Kennzeichen bei der Diagnose eines Diabetes ist ein zu hoher Blutzuckerspiegel, denn dieser zeigt an, dass der Körper den Zucker aus der Nahrung nicht mehr in die Zellen einschleusen kann.
Wir brauchen eine gewisse Menge an Zucker im Blut, und zwar in Form von Traubenzucker (Glukose). Dieser liefert dem Körper die Energie, die er benötigt, damit das Gehirn und andere Organe funktionieren.
Glukose ist ein Einfachzucker, der kleinste Bestandteil der Kohlenhydrate. Wir nehmen ihn mit der Nahrung auf, in Form von Obst, Gemüse, Kartoffeln oder Brot. Die Nahrung wird verstoffwechselt, die Kohlenhydrate werden aufgespalten und die kleinen Zuckerbausteine gelangen aus dem Darm in das Blut. Nun müssen sie zur Energieerzeugung auf die Körperzellen verteilt werden. Bildlich gesprochen ist der Zucker das Holz, das in der Körperzelle, dem „Ofen“, verbrannt wird: Es wird Energie daraus gewonnen.
Hier kommt das Insulin ins Spiel. Dieses Stoffwechselhormon wird in den Betazellen der Bauchspeicheldrüse gebildet. Bei der Regulation des Zuckerstoffwechsels bzw. des Blutzuckerhaushalts kommt ihm eine Schlüsselrolle zu:
• Zucker gelangt in die Blutbahn, die Blutzuckerkonzentration steigt an, daraufhin produziert die Bauchspeicheldrüse sofort Insulin.
• Das Insulin dockt an die Rezeptoren der Zellwände an, dadurch öffnen die Körperzellen sozusagen ihre Pforten und nehmen den Zucker auf. Im Inneren der Zelle wird der Zucker dann „verbrannt“, also unter Energiegewinnung abgebaut.
• Die Zuckerkonzentration im Blut sinkt.
Insulin ist ein wichtiges Hormon für den Stoffwechsel. Es dient vor allem dazu, Traubenzucker (Glukose) aus dem Blut in die Zellen zu schleusen.
Befindet sich mehr Zucker im Blut, als die Zellen aufnehmen können, machen sie dicht. Der Einfachzucker – also die Glukose – wird dann wieder in einen Vielfachzucker umgebaut und in den Leber- und Muskelzellen gelagert. Diese Speicherform des Zuckers nennt man „Glykogen“, es dient als kurz- und mittelfristiger Energiespeicher. Auf diese Speicher kann der Körper bei Bedarf zurückgreifen, das Glykogen wird dann schnell wieder in Glukose umgewandelt. Zuerst werden die Speicher in den Leberzellen geleert, die besonders schnell Energie liefern. Nach längerer körperlicher Belastung geht es an die Fettdepots.
Bei Diabetikern kann die Glukose nicht mehr auf die Körperzellen verteilt werden, der Blutzuckerspiegel ist ständig erhöht.
Dass die Blutzuckerwerte sich in einem normalen Bereich bewegen, ist für das Funktionieren unseres Körpers sehr wichtig. Bei Gesunden fällt er praktisch nie unter 60 mg/dl (3,3 mmol/l) und steigt selbst nach dem Essen nicht über 140 mg/dl (7,8 mmol/l).
Verschiedene Einheiten für den Blutzuckerwert
Der Blutzuckerwert lässt sich in zwei verschiedenen Einheiten angeben: Millimol pro Liter (mmol/l) oder Milligramm pro Deziliter (mg/dl). Dabei ist mmol/l die international am weitesten verbreitete Maßeinheit.
Die Angabe mg/dl bezieht sich auf das Gewicht der gelösten Zuckerteilchen pro Volumen, dagegen berechnet die Angabe mmol/l die Anzahl der Teilchen pro Volumen.
Die folgende Formel hilft beim Umrechnen:
mmol × 18 = mg/dl
mg/dl : 18 = mmol/l
So entspricht zum Beispiel ein Blutzuckerwert von 5,2 mmol/l etwa 94 mg/dl.
Folgen eines zu hohen Blutzuckerspiegels
Normalerweise ist der Urin frei von Zucker. Wird die Zuckerkonzentration im Blut jedoch zu hoch, greifen die Nieren ein. Ab einem bestimmten Zuckergehalt im Blut (180 mg/dl = 10 mmol/l bis 200 mg/dl = 11,1 mmol/l) spülen sie den überschüssigen Zucker aus. Dieser Zuckergehalt wird als „Nierenschwelle“ bezeichnet und ist individuell verschieden. Dann ist Zucker im Harn nachweisbar, der Harndrang ist verstärkt. Dieser Prozess führt zu einem hohen Flüssigkeitsverlust, deshalb sind Menschen mit hohen Blutzuckerwerten auch sehr durstig.
Mit dem Harn werden auch Mineralien ausgeschieden, die die „innere Austrocknung“ noch verstärken. Daher sollten Diabetiker Mineralwasser statt Limonaden trinken, zuckerhaltige Getränke würden die Situation zuspitzen. Häufig führt der starke Durst dazu, dass die Krankheit – vor allem bei jungen Diabetikern – überhaupt entdeckt wird. Normalisiert sich der Blutzucker wieder, ist auch der Durst wieder normal. Da Betroffene so viel trinken, kann die Waage auch einige Kilos mehr anzeigen.
Diabetes mellitus bedeutet wörtlich „honigsüßer Durchfluss“. Früher diagnostizierten Ärzte die Erkrankung, indem sie den Urin kosteten – dieser schmeckt bei Diabetes süß.
Der Körper tut gut daran, den überschüssigen Zucker loszuwerden, denn er schadet den Blutgefäßen, den Organen und Nerven. Davon sind Herz, Nieren, Augen, Füße, Gehirn und Magen betroffen. Die Gefäßwände werden geschädigt, Ablagerungen hemmen den Blutfluss, in der Folge ist der Transport von Sauerstoff und Nährstoffen zu den Organen eingeschränkt. Betroffene mit drei- bis vierfach erhöhten Blutzuckerwerten leiden unter Durchblutungsstörungen, fühlen sich meist müde und schlapp. Weitere Beschwerden sind häufige Harnausscheidungen, trockene Haut und Entzündungen.
Auch Darmhormone wirken bei der Blutzuckerregulation mit
Um den Blutzuckerspiegel auf der richtigen Höhe zu halten, arbeitet der Körper mit vielen verschiedenen Mechanismen, die ein komplexes Zusammenspiel ergeben. Daran sind neben dem Insulin noch weitere Stoffwechsel-, Wachstums- und Darmhormone sowie Botenstoffe beteiligt.
Besonders interessant ist hierbei das Darmhormon Glukagon-Like-Peptid 1 (GLP-1, Darminkretin), das aus der Darmschleimhaut freigesetzt wird, wenn wir Kohlenhydrate oder Fette essen. Es hat verschiedene Wirkungen auf den Stoffwechsel. Die wichtigsten sind:
• Anregung der Insulinausscheidung in der Bauchspeicheldrüse
• Hemmung der Zuckerproduktion in der Leber
• Steigerung des Sättigungsgefühls und Verzögerung der Magenentleerung
Die Wirkung des Hormons hängt vom Traubenzucker ab, es ist also nur bei hohen Blutzuckerwerten wirksam. Der Vorteil ist, dass es bei Werten unter 65 mg/dl (3,6 mmol/l) den Blutzuckerspiegel nicht mehr weiter senkt und damit keine Unterzuckerung auslöst. Verschiedene Medikamente wirken auf dieses Darmhormon.
Diabetesformen
Man unterscheidet zwischen drei Formen von Diabetes:
• Diabetes Typ 1
• Diabetes Typ 2
• Schwangerschaftsdiabetes
Diabetes Typ 1
Diabetes Typ 1 wird auch als „Jugendlicher Diabetes“ bezeichnet, da die Erkrankung meist im Kindes- oder Jugendalter bzw. vor dem 40. Lebensjahr aufritt. Die Betroffenen sind typischerweise schlank. Sie benötigen von der Diagnose an eine Insulintherapie.
Ungefähr 5 Prozent aller Diabetiker haben Typ-1-Diabetes, rund 300.000 Betroffene gibt es in Deutschland, etwa 25.000 davon sind Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren.
Bei Diabetes Typ 1 richtet sich die Immunabwehr gegen die Betazellen der Bauchspeicheldrüse, die das Insulin produzieren, und zerstören diese nach und nach. Sind 80 Prozent der Zellen zerstört, stellt die Bauspeicheldrüse ihre Funktion ein und produziert kein Insulin mehr – und dies auf Dauer. Damit der Blutzucker auf die Zellen verteilt werden kann, müssen die Betroffenen lebenslang Insulin spritzen, und zwar mehrmals täglich. Heutzutage handelt es sich dabei um eine Substanz, deren chemische Struktur dem menschlichen Insulin entspricht. Man nennt es auch „Normalinsulin“ und es wird in der Regel gentechnisch hergestellt.
Bei Diabetes Typ 1 stellt die Bauchspeicheldrüse dauerhaft ihre Funktion ein.
Warum die Erkrankung ausbricht, weiß man noch nicht so genau. Eine gewisse Rolle spielt die Vererbung: Hat ein Elternteil Typ-1-Diabetes, liegt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Kind ihn auch bekommt, bei 5 Prozent. Sind beide Elternteile Typ-1-Diabetiker, liegt sie bei 20 bis 40 Prozent. Man kann dem Diabetes Typ 1 nicht vorbeugen und bislang ist er leider nicht heilbar.
Professor Dr. med. Baptist Gallwitz, Präsident der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG), meint dazu: „Dem Typ-1-Diabetes lässt sich nicht vorbeugen. Bei einer gut eingestellten Zuckerkrankheit können Betroffene aber ein fast normales Leben führen.“
Diabetes Typ 2
Bei Diabetes Typ 2 funktioniert das Regulationssystem für den Blutzucker nicht mehr. Die Körperzellen sprechen nicht mehr auf das Insulin an, es entsteht eine Insulinresistenz. Dies ist oft ein schleichender Prozess.
Wie oben besprochen, wirkt das Insulin als eine Art Türöffner. Sobald der Blutzuckerspiegel erhöht ist – zum Beispiel nach dem Essen –, wird von den Betazellen der Bauchspeicheldrüse Insulin produziert, das an die Körperzellen andockt und den Zucker (Glukose) einschleust. Der Blutzuckerspiegel sinkt, alles ist im Gleichgewicht.
Befindet sich jedoch zu oft zu viel Zucker im Blut, kommt das System irgendwann an seine Grenzen. Das Insulin versucht immer wieder, die Mengen von Glukose in den Zellen unterzubringen, diese reagieren ob des Überangebots aber immer schlechter auf das Insulin. Das betrifft vor allem die Leber- und Muskelzellen, also diejenigen Körperzellen, die den Zucker brauchen oder speichern. Die Glukose gelangt nicht mehr in die Zellen, der Blutzuckerspiegel sinkt kaum ab und die Betazellen produzieren unablässig weiter Insulin, um den Blutzuckerspiegel zu senken. Der Insulinspiegel im Blut bleibt übermäßig hoch, die Körperzellen stumpfen immer mehr ab, schließlich stehen Insulin und Glukose gemeinsam vor den verschlossenen Zellen. Das nennt man Insulinresistenz.
Irgendwann ist die Bauchspeicheldrüse von der ständigen Insulinproduktion überfordert, sie drosselt die Produktion, bis sie schließlich ganz zum Erliegen kommt. Nun fehlt dem Körper tatsächlich das Insulin, die Glukose kann nicht mehr auf die Zellen verteilt werden, die Blutzuckerwerte steigen und bleiben hoch. Der Diabetes Typ 2 hat sich manifestiert.
Wie bereits gesagt, ist die Wahrscheinlichkeit, an Diabetes Typ 2 zu erkranken, erhöht, wenn Blutsverwandte auch erkrankt sind. Dennoch müssen noch andere Faktoren hinzukommen, um die Erkrankung ausbrechen zu lassen. Die bedeutendsten sind falsche Ernährung und Bewegungsmangel, weitere Faktoren sind Rauchen und Stress.
Das Programm „rauchfrei“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung hilft Ihnen, mit dem Rauchen aufzuhören (siehe Seite 137).
Früher wurde Typ-2-Diabetes auch als „Altersdiabetes“ bezeichnet, da er sich meist erst im fortgeschrittenen Alter entwickelte. Das Alter ist auch heute noch ein Faktor, der zu beachten ist. Im Rahmen einer Studie stellte man fest, dass nahezu 40 Prozent der Teilnehmer in der Altersgruppe der 55- bis 74-Jährigen entweder bereits an Diabetes Typ 2 oder einer Vorstufe davon litten. Zwei Drittel der Patienten mit Diabetes Typ 2 sind über 60 Jahre alt. Bei weiteren 16 Prozent der untersuchten Personen wurde eine vorübergehende Störung des Zuckerstoffwechsels bemerkt.
Diabetes Typ 2 wurde früher als Altersdiabetes bezeichnet, da vor allem ältere Menschen diese Diabetesform bekamen.
Dennoch ist heute auch die Anzahl der jungen Betroffenen beunruhigend hoch: Man schätzt, dass 5.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland an Diabetes Typ 2 erkrankt sind und jedes Jahr kommen 200 Neuerkrankte hinzu. Dabei wird die Diagnose bei immer jüngeren Menschen gestellt.
Schwangerschaftsdiabetes
Ungefähr 2 bis 4 Prozent der Schwangeren erkranken an einem Schwangerschaftsdiabetes, der sich aufgrund der Hormonumstellungen entwickelt.
Das Problem ist, dass einige der Hormone, die der Körper während der Schwangerschaft ausschüttet, die Zuckerverwertung mindern. Die Körperzellen können dann insulinresistent werden und brauchen immer mehr Insulin, um den Blutzuckerspiegel auf der richtigen Höhe zu halten. Die Bauchspeicheldrüse schafft das eine Zeit lang, doch irgendwann kann sie nicht mehr genügend Insulin produzieren, der Blutzuckerspiegel steigt an, meist ab der 24. Woche. Eine zu hohe Blutzuckerkonzentration gefährdet zum einen die gesunde Entwicklung des Kindes, zum anderen gelangt die hohe Zuckermenge über die Nabelschnur zum Kind und ernährt es übermäßig. Schon ab der 12. Schwangerschaftswoche ist die Bauchspeicheldrüse des Fetus soweit entwickelt, dass sie selbst Insulin produzieren und den überschüssigen Zucker als Fett speichern kann. Das Ergebnis sind zu dicke Babys, die dann per Kaiserschnitt zur Welt gebracht werden müssen.
Schwangerschaftsdiabetes selbst behandeln
Nicht alle Frauen, aber viele schaffen es, durch eine Umstellung auf eine zuckerarme Ernährung ihren Schwangerschaftsdiabetes in den Griff zu bekommen. Viel körperliche Aktivität hilft ebenfalls, empfohlen werden stramme Spaziergänge, Schwimmen, Übungen mit dem Theraband und eine spezielle Schwangerschaftsgymnastik.
Ist dennoch eine Behandlung erforderlich, muss Insulin gespritzt werden. Leider ist die einfachere Methode, Tabletten zu schlucken, während der Schwangerschaft tabu. Bei guter Behandlung kann sich das Kind gesund entwickeln.
Nach der Geburt normalisieren sich die Stoffwechselwerte der Mutter in der Regel sehr schnell wieder. Manche der Frauen entwickeln in höherem Lebensalter einen Diabetes Typ 2. Ein Schwangerschaftsdiabetes ist also als frühes Warnsignal anzusehen, Betroffene sollten in den Folgejahren darauf achten, ihr Normalgewicht zu halten und sich viel zu bewegen.
Risikofaktoren für Schwangerschaftsdiabetes sind:
• Alter der Mutter über 45 Jahre
• Übergewicht vor der Schwangerschaft (gemäß einem BMI höher als 30, siehe Seite 87)
• Bewegungsarmut
• Veranlagung für Diabetes in der Familie (Eltern und/oder Geschwister)
• Geschwisterkind wog 4,5 Kilogramm und mehr bei der Geburt
• Schwangerschaftsdiabetes bei vorangegangener Schwangerschaft
• Hoher Blutdruck und erhöhte Blutfettwerte
Langes Stillen schützt vor Diabetes Typ 2
Wissenschaftler des Instituts für Diabetesforschung, Helmholtz Zentrum München, fanden heraus, dass eine Stilldauer von mehr als drei Monaten zu langfristigen Veränderungen des Stoffwechsels führt. Dies schützt 40 Prozent der Frauen nach einem Schwangerschaftsdiabetes etwa 15 Jahre lang vor Diabetes Typ 2.
Ein Schwangerschaftsdiabetes ist als frühes Warnsignal anzusehen, in höherem Lebensalter ohne Vorsorge an Diabetes zu erkranken.

Diabetes Typ 2 – Symptome und Diagnose
Diabetes Typ 2 erkennen
Da Diabetes keine Schmerzen verursacht und sich schleichend entwickelt, wird die Krankheit oft nur durch Zufall entdeckt. Insbesondere wenn Sie zu viel Bauchfett haben, einen hohen Blutdruck und zu hohe Blutfettwerte, sollen Sie aufmerksam sein. Wenn Sie darauf achten, können Sie die Symptome leicht erkennen. Typische Probleme bei hohem Blutzucker sind:
• Müdigkeit, Schwäche, Schwindel und Abgeschlagenheit
• Mundtrockenheit und starkes Durstgefühl
• häufiges Wasserlassen, auch noch nachts
• trockene Haut und Juckreiz
• schlecht heilende Wunden vor allem an den Füßen, Pilzbefall
• erhöhte Infektanfälligkeit, häufige Erkältungen
• Kribbeln und Gefühllosigkeit in den Beinen
• das Sehen wird schlechter, wechselnde Sehstärke
• Appetitlosigkeit und Hungerattacken wechseln sich ab
• Potenzstörungen bzw. Libidoverlust
• Muskelkrämpfe
• Nervenerkrankungen
• Übelkeit, Bauchschmerzen
• Harnwegsinfekte
• psychische Veränderungen wie aggressives Verhalten
• Vorstufe bzw. Begleiterkrankung: Fettleber
• bei Frauen: Menstruationsstörungen, verminderte Fruchtbarkeit
• bei Kindern: Wachstumsstörungen, Bettnässen, Gewichtsabnahme
Sollten Sie einige dieser Symptome bei sich feststellen, konsultieren Sie bitte einen Arzt.
Diabetes Typ 2 diagnostizieren
Die beschriebenen Symptome weisen auf einen Diabetes hin, doch die Diagnose muss Ihr Arzt stellen. Die Deutsche DiabetesGesellschaft empfiehlt, dass Hausärzte alle Patienten über 45 Jahre alle drei Jahre routinemäßig auf Typ-2-Diabetes testen. Bei einem Diabetesrisiko sollte dies jedes Jahr geschehen, egal wie alt man ist. Ein erhöhtes Diabetesrisiko besteht:
• wenn ein Verwandter ersten Grades – also Eltern oder Geschwister – an Diabetes Typ 2 erkrankt ist
• bei Übergewicht und wenig Bewegung
• bei einem Bluthochdruck über 140/90 mmHg
• wenn ein Schwangerschaftsdiabetes bestand oder das Neugeborene über 4.000 Gramm wog
• wenn vorangegangene Blutzuckermessungen mal grenz wertig waren oder sogar im Bereich von Diabetes lagen
• bei Augen- und/oder Nierenerkrankungen
Grauzone Prädiabetes
Bis sich ein Typ-2-Diabetes entwickelt, können oft viele Jahre vergehen. Jedoch wird die Gesundheit oft schon vorher geschädigt, wenn der Zuckerstoffwechsel über der Norm liegt, aber die Bedingungen für eine Diabetes-Diagnose noch nicht erfüllt sind. Solche Werte weisen darauf hin, dass das Insulin nicht mehr richtig wirkt und der Blutzucker nicht ausreichend von den Zellen aufgenommen wird. Ärzte sprechen von einem Prädiabetes, wenn eines der folgenden Kriterien erfüllt ist:
• Der Nüchternblutzucker liegt zwischen 100 und 125 mg/dl (5,6 und 6,9 mmol/l)
• Die Blutzuckerkonzentration liegt zwei Stunden nach Gabe von Glukose (Glukosetoleranz) zwischen 140 und 199 mg/dl (7,8–11,1 mmol/l)
• Der Langzeitzuckerwert HbA1c (siehe unten) liegt zwischen 5,7 und 6,4 Prozent (39 und 47 mmol/mol).
Die Blutzuckerwerte sind entscheidend
Zur Diagnose bestimmt der Arzt Ihre Blutzuckerwerte. Der Nüchternblutzucker wird morgens vor dem Frühstück ermittelt und sollte unter 110 mg/dl (6 mmol/l) liegen. Während des Tages schwankt der Wert, er sollte aber auch nach dem Essen nicht über 140 mg/dl (7,8 mmol/l) ansteigen.
Wenn Sie dreimal am Tag essen, haben Sie eine Blutzuckertageskurve mit drei hohen Werten und drei flachen Tälern. Bei Diabetes sind die Schwankungen stärker.
Typ 2 Diabetes liegt vor:
• wenn der Nüchternblutzucker mindestens 126 mg/dl (7 mmol/l) beträgt
• wenn der Blutzucker bei einer gelegentlichen Messung im Laufe des Tages über 200 mg/dl (11,1 mmol/l) beträgt und wenn dies bei einer zweiten Messung immer noch der Fall ist
• wenn der HbA1c-Wert (siehe unten) über 6,5 Prozent (mindestens 48 mmol/l) liegt
• wenn der Blutzucker zwei Stunden nach dem Trinken einer standardisierten Zuckerlösung bei über 200 mg/dl (11,1 mmol/l) liegt (Glukosetoleranztest)
Stellt der Arzt bei Ihnen aufgrund der Blutzuckerwerte einen Diabetes Typ 2 fest, wird er zusätzlich den Augenhintergrund, Urin, Blutdruck, Nerven und Füße sowie die Blutfett- und Nierenwerte untersuchen.
Besuchen Sie eine Diabetes-Schulung
Wurde bei Ihnen ein Diabetes diagnostiziert, wird Ihr Arzt Ihnen eine Diabetes-Schulung vorschlagen. Dies ist absolut empfehlenswert, lernen Sie dort doch alles, was Sie rund um Ihre Erkrankung wissen sollten. Unter fachkundiger Anleitung üben Sie zum Beispiel, wie Sie Blutzucker-Messgeräte und Pens anwenden. Und Sie erfahren viel darüber, wie Sie mit Ihrer Krankheit umgehen können und sollten. Je mehr Sie wissen, umso besser können Sie zum Beispiel Folgeerkrankungen vermeiden.
Wenn Ihr Arzt solche Schulungen nicht selbst durchführt, lassen Sie sich von ihm an eine diabetologische Schwerpunktpraxis oder einen Schulungsverein überweisen. Die Kosten für die Schulung trägt in der Regel Ihre Krankenkasse, die Ihnen ebenfalls Angebote zur Diabetes-Schulung empfehlen kann. Ein spezielles Behandlungsprogramm ist zum Beispiel das „Disease-Management-Programm“, abgekürzt DMP. Dabei handelt es sich um ein strukturiertes Behandlungsprogramm, das Krankenkassen für einige chronische Erkrankungen anbieten. Es beinhaltet regelmäßige Kontrolluntersuchungen, Patientenschulungen und Behandlungsrichtlinien. Sie erhalten dabei auch Schulungsunterlagen wie Bücher und Arbeitsmaterialien sowie Hilfsmittel wie Ernährungstabellen oder Selbstkontrollhefte. Ihr Hausarzt kann Sie in der Regel in ein solches Programm einschreiben.
In Deutschland gibt es etwa 3.000 Berater und 6.000 Assistenten, die für die Betreuung von Diabetikern ausgebildet sind.
Die Schulungsprogramme sind sehr vielfältig, und es gibt Schulungen für Diabetiker mit und ohne Insulintherapie. Sie können lernen, Unterzuckerung oder auch Überzuckerung besser zu erkennen und üben, was im Notfall zu tun ist, Sie erfahren, wie Sie sich gesund ernähren, und bekommen Tipps, wie Sie sich mehr bewegen. Andere Angebote richten sich an Patienten, bei denen diabetesbedingte Probleme wie Bluthochdruck, Augen-, Nerven- oder Nierenerkrankungen aufgetreten sind.
Meist dürfen an der Schulung auch Angehörige oder Partner teilnehmen, die Sie schließlich im Alltag unterstützen sollen. Anschließend sollten Sie Ihren Diabetesalltag gut meistern können.
Diabetes-Schulungen – wie oft?
Nach der Diabetes-Diagnose sollten Sie auf jeden Fall eine Schulung besuchen, um für die Herausforderungen, die die Erkrankung an Sie stellt, gewappnet zu sein. Ob weitere Schulungen erforderlich sind, hängt vom Krankheitsverlauf ab. Unbedingt notwendig sind sie zum Beispiel, wenn Ihr HbA1c-Wert (siehe unten) über zwei Quartale schlechter geworden ist und Sie dafür keine Erklärung haben. Dann sollten Sie die Ursachen im Rahmen einer Schulung herausfinden. Andere Gründe sind häufige Unterzuckerungen ohne wirklichen Grund oder große Probleme mit Folgeerkrankungen. Ganz allgemein ist es sinnvoll, sein Wissen in gewissen Abständen aufzufrischen.
Der HbA1c-Wert
Den HbA1c-Wert kann man kurz als „Langzeitblutzuckerwert“ bezeichnen. Dieser Wert zeigt an, wie sich Ihre Blutzuckerwerte in den letzten acht bis zwölf Wochen im Durchschnitt bewegt haben. Er ist komplett unabhängig vom aktuellen Blutzuckerwert, folglich kann er zu jeder beliebigen Tageszeit gemessen werden. Je niedriger der HbA1c-Wert ist, desto besser ist Ihr Stoffwechsel eingestellt.
Je niedriger der HbA1c-Wert ist, desto geringer ist das Risiko für diabetesbedingte Folgeerkrankungen.
Die Abkürzung HbA1c setzt sich folgendermaßen zusammen: Hb ist die Abkürzung für „Hämoglobin“, das ist der Farbstoff unserer roten Blutkörperchen, die den Sauerstoff in unserem Körper transportieren. Die Hämoglobin-Variante A1c bindet Zucker fest an sich – allerdings langsam. Ist die Zuckerkonzentration kurzfristig hoch, passiert erst einmal nichts. Ist der Blutzuckerspiegel jedoch längere Zeit erhöht, bleibt der Zucker am Hämoglobin gebunden – und dies während der Lebensdauer der roten Blutkörperchen von 100 bis 120 Tagen. Daher ist dieser Wert ein guter Anhaltspunkt für die Blutzuckereinstellung während der vergangenen acht bis zwölf Wochen.
Bei Gesunden liegt der HbA1c-Wert zwischen 4,5 und 6 Prozent (26 bis 42 mmol/mol), bei Diabetikern zwischen 6,5 und 7,5 Prozent (48 bis 58 mmol/mol). Nur bei sehr kranken oder hochbetagten Menschen darf er höher sein, doch keinesfalls höher als 9 Prozent (75 mmol/mol).
Am besten lassen Sie den HbA1c-Wert jedes Quartal bestimmen. Damit haben Sie eine wichtige Rückmeldung über die Stoffwechsellage und sehen, ob Ihre Behandlung anschlägt.
HbA1c-Wert
Seit dem 1. April 2010 wird der HbA1c-Wert nicht mehr in Prozent, sondern in Millimol pro Mol Hämoglobin (mmol/mol) berechnet. Die bisherige magische Sieben – also 7 Prozent –, die der obere Zielwert der Blutzuckereinstellung sein sollte, sind jetzt 53 mmol/mol.
Der neue Wert bezieht sich auf eine genauere Messmethode, die Verunreinigungen durch andere körpereigene Hämoglobine (Blutfarbstoffe) leichter ausschließen kann, und ist international standardisiert. Das hat den Vorteil, dass Forscher wissenschaftliche Daten weltweit besser vergleichen können. Aber auch für Sie als Diabetiker ist es nun einfacher, wenn Sie zum Beispiel im Ausland Ihre Werte bestimmen lassen müssen. Um die Umstellung zu erleichtern, werden vorerst beide Werte nebeneinander genannt.
Mit Diabetes Typ 2 leben
Nach der Diagnose wird der Arzt mit Ihnen einen Therapieplan erstellen. Das oberste Ziel der Therapie ist es, den Blutzucker zu senken und auf einem guten Niveau zu halten. Um dies zu erreichen, gibt es verschiedene Möglichkeiten. In aller Regel gilt es, die Ernährung zu ändern, gegebenenfalls abzunehmen und sich mehr zu bewegen, möglicherweise kommt auch eine Behandlung mit Tabletten in Frage. Wenn diese Therapien nicht (mehr) ausreichen, ist es notwendig, Insulin zu spritzen.
Ziel der Diabetestherapie ist es, den Blutzucker zu senken, um damit akute Beschwerden zu lindern und Spätfolgen zu vermeiden.
Den Lebensstil ändern
Gesunde Ernährung, Übergewicht abbauen, mehr Bewegung – den Lebensstil zu ändern ist die Basis der Diabetestherapie und entscheidend für ihren Erfolg. In den ersten Jahren der Erkrankung können diese Maßnahmen genügen, den Diabetes in den Griff zu bekommen, oder ihn sogar ganz loszuwerden. Das alles können Sie selbst in die Hand nehmen, dafür bekommen Sie in diesem Buch zahlreiche Ratschläge und Hinweise.
Der Diabetespass – Hilfe für das Selbstmanagement
Mit einem Diabetespass oder einem Diabetestagebuch können Sie den Verlauf Ihrer Diabeteserkrankung von Anfang an dokumentieren. Das ist wichtig für Sie, damit Sie sehen, wie sich die Maßnahmen auswirken, und es ist wichtig für Ihren Arzt, der auf dieser Basis Ihre Behandlung optimieren kann.
Fettgewebe – insbesondere das Bauchfett – schüttet Botenstoffe aus, die eine Insulinresistenz fördern. Zu wenig Bewegung verstärkt vor allem bei den Muskelzellen die Insulinresistenz.
In den Diabetespass tragen Sie zunächst Ihre Ausgangswerte und Ihre Zielwerte ein sowie die Medikamente, die Sie gegebenenfalls einnehmen. Dann ergänzen Sie regelmäßig Ihre Messwerte und weitere Informationen. Die Daten legen Sie Ihrem Arzt bei den regelmäßigen Kontrolluntersuchungen vor.
Es gibt verschiedene Vorlagen für einen solchen Diabetespass oder ein Diabetestagebuch. Sie bekommen es zum Beispiel von Ihrem Arzt, im Rahmen von Schulungen oder von Ihrer Krankenkasse. Besonders praktisch ist ein elektronischer Diabetespass – im Internet finden Sie die nötige Software für Ihren Rechner oder Apps für Ihr Smartphone.
Diese Dokumentation sollte folgende Informationen enthalten:
• persönliche Daten und Notfallkontakt
• Blutdruck- und Blutzuckerwerte
• Körpergewicht
• aktuelle Medikamentenliste
• regelmäßige Kontrolluntersuchungen mit Ergebnissen
• Durchführung der Vibrationsmessung an den Beinen und Füßen
• Befunde von Untersuchungen der Blutgefäße, des Nervensystems, der Augen etc.
Diese Daten sollten Sie immer bei sich führen, damit auch andere Ärzte oder andere Personen im Fall eines Notfalls auf die Informationen zurückgreifen können.
Mit einem Diabetespass oder einem Diabetestagebuch können Sie den Verlauf Ihrer Diabeteserkrankung von Anfang an dokumentieren.

Diese Werte sollten Diabetiker anstreben
ART DES WERTES | DIABETIKER |
---|---|
Normalgewicht | Individuell, siehe Seite 86 |
Blutzucker nüchtern | 80 bis 120 mg/dl (4,4 bis 6,7 mmol/l) |
Blutzucker 1 bis 2 Stunden nach dem Essen | 80 bis 140 mg/dl (4,4 bis 7,8 mmol/l) |
HbA1c | 6,5 bis 7,5 Prozent (48 bis 58 mmol/mol) |
Harnzucker | 0 |
Cholesterin (Gesamt) | Unter 200 mg/dl |
LDL-Cholesterin | Unter 100 mg/dl |
HDL-Cholesterin | Über 45 mg/dl |
Triglyzeride, nüchtern | Unter 150 mg/dl |
Blutdruck (ohne Nierenschädigung) | Unter 130/80 mm Hg |
Blutdruck (bei Nierenschädigung) | Unter 125/75 mm Hg |
(Quelle: Diabetiker-Ratgeber)
Den Blutzuckerspiegel messen
Wie bereits gesagt, sind die Blutzuckerwerte das A und O bei der Diabetes-Diagnose, und das Ziel der Behandlung ist ein ausgeglichener Zuckerstoffwechsel. Dazu müssen Sie regelmäßig Ihren Blutzucker messen. Dies ist dank moderner Messgeräte für den Hausgebrauch kein Problem.
Mithilfe einer Stechhilfe wird ein stecknadelkopfgroßer Blutstropfen aus der Fingerkuppe gewonnen und auf einen Teststreifen aufgebracht. Dieser wird in dem Messgerät innerhalb von nicht mal einer Minute ausgelesen und die Werte werden auf dem Bildschirm angezeigt. Zur Entnahme des Blutes sind die seitlichen Fingerspitzen von Mittel-, Ring- und kleinem Finger am besten geeignet.
Blutzuckermessgeräte bekommen Sie in der Apotheke, in der Drogerie und natürlich auch im Internet. Manchmal wird ein kostenloses oder sehr preisgünstiges Starterset angeboten, da die Hersteller vor allem am Verkauf der Teststreifen verdienen.
Im Normalfall und wenn Sie gut eingestellt sind, genügt es, wenn Sie Ihren Blutzucker morgens und zusätzlich einmal pro Woche nach einer Hauptmahlzeit messen. Sind die Werte ungewöhnlich, wird Ihr Arzt Sie bitten, ein oder zwei Tage zusätzlich zu messen, um Ihre Behandlung anzupassen oder möglicherweise auf andere Medikamente zu wechseln.
Die Messwerte notieren Sie gemeinsam mit den Besonderheiten in einem Blutzuckertagebuch. Nach einem Restaurantbesuch, einer Tüte Gummibärchen, einer Torte etc. können Ihre Blutzuckerwerte in die Höhe schnellen. Diese Erfahrung kann Ihr zukünftiges Essverhalten beeinflussen.
Wie häufig der Blutzucker gemessen werden sollte, ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Besprechen Sie dies mit Ihrem Arzt.
Den Harnzucker messen
Sie können den Blutzuckerwert auch kontrollieren, indem Sie den Harnzucker messen. Dafür tauchen Sie ganz einfach ein bis zwei Stunden nach der Hauptmahlzeit einen Teststreifen in Ihren Harn ein: Ist das Ergebnis negativ, liegt der Blutzucker nicht über der Nierenschwelle von 180 mg/dl (10 mmol/l) und die Mahlzeit war in Ordnung. Dafür reichen ganz simple preisgünstige Harnteststreifen, die nur positiv oder negativ anzeigen. Nach den Mahlzeiten muss man nicht mehr wissen.
Unterzuckerung kommt bei Typ-2-Diabetikern, die kein Insulin spritzen, nur sehr selten vor. Eine Ausnahme sind Betroffene, deren Nierenfunktion stark eingeschränkt ist. Sie können sich auch nicht nach dem Harnzucker richten, sondern müssen den Blutzucker direkt messen.
Die medikamentöse Therapie spielt hier ebenfalls eine Rolle. So erhöhen zum Beispiel Sulfonylharnstoffe das Risiko für eine Unterzuckerung, Metformine hingegen nicht.
Zu den häufigsten Ursachen für eine Unterzuckerung gehören körperliche Aktivitäten, denn die Muskeln verbrauchen bei Anstrengung mehr Glukose. Aber auch hier besteht für Typ-2-Diabetiker nur dann ein Unterzuckerungsrisiko, wenn die oben genannten Faktoren zutreffen.
Erste Kennzeichen für eine Unterzuckerung sind Schwitzen, Herzjagen, Heißhunger und Zittern. Traubenzucker und gesüßte Getränke helfen sofort. Tritt beim Sport Unterzuckerung auf, sollten Sie zusätzlich etwas essen, das den Blutzucker langsam erhöht, zum Beispiel ein Butterbrot oder einen Müsliriegel.
Wann benötigt man „Zuckertabletten“?
Sie haben Ihren Lebensstil geändert, vielleicht hat das die Werte eine Weile gebessert, aber nun ist Ihr Blutzucker nach den Mahlzeiten immer öfter zu hoch? Das ist ein Hinweis darauf, dass Ihre Bauchspeicheldrüse nicht mehr genug Insulin produzieren kann. Dann kommen Tabletten zum Einsatz. Hierbei liegt das Augenmerk auf dem Blutzuckerlangzeitwert HbA1c: Liegt dieser trotz der veränderten Lebensweise dauerhaft – das heißt länger als drei Monate – über 6,5 bis 7,5 Prozent (48 bis 58 mmol/mol), ist eine medikamentöse Therapie angezeigt.
Medikamente können eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung und der richtigen Ernährung nicht ersetzen, aber unterstützen. Je später der Diabetes wirklich ausbricht, desto geringer sind die Risiken für diabetische Folgeerkrankungen.
Es gibt verschiedene Zuckertabletten mit ganz unterschiedlichen Wirkungsarten. Einige der Medikamente können Sie nur einsetzen, solange die Bauchspeicheldrüse noch Insulin bilden kann. Sie müssen auf jeden Fall vom Arzt verschrieben werden.
Metformin ist eines der wichtigsten Medikamente zur Behandlung von Diabetes Typ 2. Es senkt die Freisetzung von Zucker aus der Leber, verzögert die Glukoseaufnahme in die Darmzellen und senkt die Insulinresistenz.
Glinide erhöhen kurzfristig und kurzzeitig die lnsulinproduktion der Bauchspeicheldrüse, können also nur dann wirken, wenn der Körper noch selbst Insulin herstellen kann. Sie wirken schnell, haben aber eine relativ kurze Wirkdauer. Sulfonylharnstoffe sind, ähnlich wie die Glinide, in der Lage, die lnsulinproduktion der Bauchspeicheldrüse anzuregen. Sie wirken über mehrere Stunden.
Diabetes-Medikamente haben ganz unterschiedliche Wirkungsarten.
AIpha-Glukosidase-Hemmer bremsen die Aufspaltung der Kohlenhydrate im Darm, was die Aufnahme von Glukose in das Blut verzögert. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel nach dem Essen nicht so schnell und hoch an.
Glitazone machen die Zellen wieder empfindlicher für Insulin, so dass wieder mehr Glukose eingeschleust werden kann.
Details
- Seiten
- ISBN (ePUB)
- 9783869107042
- Sprache
- Deutsch
- Erscheinungsdatum
- 2018 (September)
- Schlagworte
- Typ-2-Diabetes Selbsthilfe Zuckeralternativen Blutzuckerspiegel