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Der Start in die Reisefotografie

Landschaften, Sehenswürdigkeiten und Menschen gekonnt in Szene setzen, Verständlich erklärt - für Anfänger geeignet

von Martin Buschmann (Autor:in)
192 Seiten

Zusammenfassung

Damit Erinnerungen bleiben: Dieser Ratgeber zeigt leicht verständlich, wie gelungene Reisefotos entstehen. Im Grundlagen-Kapitel geht es um die wichtigsten Basics: Welche Kameraeinstellungen muss ich kennen? Wie schaffe ich echte Hingucker? Im großen Workshop-Kapitel sorgen Beispielfotos und Schritt-für-Schritt-Anleitungen dafür, dass sich Hobbyfotografen auf Reisen mit dem beschäftigen können, was Spaß macht: dem Fotografieren. Der perfekte Ratgeber für alle, die schnell bessere Urlaubsfotos machen möchten!

Leseprobe

Inhaltsverzeichnis


Hallo liebe Foto- und Reisebegeisterter,

ich freue mich, dass du dich für dieses Buch entschieden hast! Auf den folgenden Seiten möchte ich dich an meinen Erfahrungen aus über 25 Jahren Reisefotografie teilhaben lassen. Mein Wissen und meine Tipps sind sowohl für Anfänger als auch für fortgeschrittene Fotografen geeignet. Alles, was du übers Fotografieren auf Reisen wissen musst, erfährst du in diesem Buch. Dabei geht es nicht nur ums Fotografieren, sondern auch um die Reise selbst und ihre Vorund -nachbereitung aus organisatorischer, technischer und kreativer Sicht.

Das Spannende an der Reisefotografie ist der unerwartete Moment, der einem auf Reisen begegnet, sei es mit fremden Kulturen, mit einzelnen Menschen oder Naturereignissen, die du in deinen Bildern festhalten willst. Ich habe dieses Buch geschrieben, damit dir einzigartige, atemberaubende Bilder auf deinen Reisen gelingen. Nach der Rückkehr von deiner nächsten Reise wirst du mit tollen Fotos von deinen Erlebnissen erzählen können.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen und Fotografieren!

Dein
Martin Buschmann

Die Kamera verstehen

Bald geht es für dich auf die Reise, und du möchtest wunderschöne Bilder mit nach Hause bringen. Besitzt du bereits eine Kamera? Dann kann es eigentlich losgehen. Vorher aber versorge ich dich mit den nötigen Basis-Informationen zur Funktionsweise deiner Kamera, damit auch nichts schiefgeht.

Die Ausrüstung

Es macht Sinn, sich bereits vor der Reise mit der Kamera und ihren Möglichkeiten zu befassen, damit du auf der Reise selbst routinierter und entspannter an das Fotomotiv herangehen kannst. Deine Kamera bietet dir viele Möglichkeiten, dein Bild technisch umzusetzen und bereits während der Aufnahme gestalterisch tätig zu werden.

Welche Möglichkeiten du durch die Kamera-Einstellungen hast und wie du sie nutzt, um verschiedene Situationen perfekt einzufangen, erfährst du auf den folgenden Seiten.

Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass du ein paar Euro in deine Kamera-Ausrüstung investiert hast. Im Idealfall hast du eine Kamera, die dir die Möglichkeit gibt, die Objektive zu wechseln. Vom Weitwinkel bis zum Teleobjektiv hast du somit alles dabei. Solche Kamera-Kits gibt es bereits ab 350 €.

Des Weiteren kannst du an deiner Kamera verschiedene Modi, z. B. Programm-, Zeit-, Blenden-Automatik oder manuelles Arbeiten, einstellen. Blende, Verschlusszeit und ISO sind die grundsätzlichen technischen Parameter, die es dir erlauben, dein Bild zu gestalten und richtig zu belichten. Wenn dir diese drei Begriffe verständlich geworden sind, steht deinem perfekten Bild nichts mehr im Weg.

Die richtige Kamera

Du musst nicht gleich einen ganzen Fotokoffer bei dir haben, um gute Bilder zu machen, eine aktuelle Kamera mit Wechselobjektiven reicht für den Anfang völlig aus. Ich denke, wir sind uns einig, dass wir einem Fahranfänger keinen Ferrari unter den Hosenboden schieben würden: Das würde vermutlich schiefgehen. Aber was haben ein Fiat 500 und ein Ferrari gemeinsam? Vier Räder – das heißt, auch mit einem Fiat 500 kann man sein Ziel erreichen! Ob du dann nach und nach auf etwas Flotteres upgraden möchtest, entscheidest du selbst. Aber an unserem Reiseziel ankommen können wir alle, wenn man das Autofahren einmal gelernt hat.

Genauso verhält es sich mit der Foto-Ausrüstung. Der Hauptunterschied bei den Kameramodellen liegt in der Sensorgröße. Die geläufigsten Sensortypen sind der APS-C-Sensor und der Vollformat-Sensor. Der APS-C ist kleiner als der Vollformat-Sensor und liefert daher auch einen kleineren Bildausschnitt.

Der Vorteil der kleineren APS-C-Kameras ist jedoch ihr meist weitaus günstigerer Preis bei guter Bildqualität. Die Qualitätsunterschiede der Sensoren sind heutzutage nicht mehr so gravierend. Sie treten zutage, wenn man sich in die Grenzbereiche der Fotografie vorwagt oder auf ein großes Schärfe-Unschärfe-Verhältnis Wert legt, wie es z. B. bei Porträts sinnvoll ist. Also: Du kannst ruhig den Fiat 500 nehmen, auch er nimmt die Kurven, die du fahren willst. Für eine perfekte Straßenlage solltest du dich für das Vollformat entscheiden.

Verschlusszeit, Blende und ISO

Die grundsätzlichen Parameter, die es zu verstehen gilt, sind:

Verschlusszeit

Blende

ISO

Die Kombination aus diesen drei Komponenten sorgt für die richtige Belichtung des Bildes. Die richtige Belichtung wiederum sorgt für die maximale Bildqualität des Kamerasensors und verschafft dem Betrachter des Bildes einen harmonischen Bildeindruck.

Diese drei Funktionen an deiner Kamera sind unsere Werkzeuge, um technisch als auch kreativ auf deine Bilder einzuwirken. Es findet also ein Zusammenspiel von Blende, Verschlusszeit und ISO statt. Gleichzeitig sind diese drei Komponenten aber auch Gegenspieler. Verändere ich einen der Parameter, so muss ich mindestens eine der anderen Komponenten ebenfalls verändern.

Für alle, die sich noch an die analogen Zeiten erinnern: Klappte man die Packung des Films auf, fand man im Innenleben des Päckchens verschiedene Einstell-Empfehlungen für unterschiedliche Motiv-Situationen. Hier wurde eine Blende und eine Verschlusszeit in Abhängigkeit von der Filmempfindlichkeit (ISO) angegeben. Da gab es z. B. bei einem Film von ISO 100 die Empfehlung, für Porträts bei hoch stehender Sonne die Blende f/11 und die Verschlusszeit 1/125 s zu benutzen.

So albern uns das heute erscheinen mag, so dumm war diese Empfehlung eigentlich nicht. Warum? Ganz einfach: Mit diesen Werten war man beim Fotografieren zumeist auf der sicheren Seite. Es gibt also gewisse Standardwerte, die in bestimmten Situationen fast immer funktionieren.

In welchen Situationen stelle ich also welche Werte der Verschlusszeit ein? Der nette Beipackzettel beim Analog-Film von damals liegt ja der heutigen Chipkarte nicht mehr bei.

Die Verschlusszeit

Die Verschlusszeit oder Belichtungszeit der Kamera wird in Sekunden gemessen. Aktuelle Kameras bieten Verschlusszeiten von 30 Sekunden bis zu einer 1/8000 Sekunde an. Wie wählst du nun die richtige Verschlusszeit?

Lassen wir die gestalterischen Möglichkeiten dabei erst einmal außer Acht. Bestimmt hat jeder von uns schon mal ein Bild verwackelt. Der Grund dafür war, dass die Verschlusszeit nicht kurz genug eingestellt war. Wir halten also fest: Eine kurze Verschlusszeit hilft uns dabei, dass Bild nicht zu verwackeln.

Denkst du an die auf der damaligen Filmpackung empfohlene Verschlusszeit von 1/125 s, bist du auf der sicheren Seite: Bei einer Verschlusszeit von 1/125 s wirst du in Standardsituationen keine Bilder verwackeln.

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Die Auswahlmöglichkeiten bei der Verschlusszeiteinstellung

Befindest du dich in einer der oben genannten Situationen, hilft ein Blick in das Sucherbild oder das Menü auf dem Display. Dort wird die Verschlusszeit angezeigt und kann kontrolliert werden.

Fazit: Je kürzer die Verschlusszeit, desto geringer die Gefahr, das Foto zu verwackeln. Es gibt Fotografen, die eine Verschlusszeit von 1/10 s verwacklungsfrei halten können, mir selber ist das bisher nur wenige Male gelungen. Verschlusszeiten über 1/30 s sind haltbar, sicherer ist aber alles ab 1/125 s. Wenn die Belichtungszeit trotzdem mal länger als 1/30 s sein muss, schafft ein Stativ oder ein Blitzgerät Abhilfe.

Die Verschlusszeit gibt dir – je nach Länge der eingestellten Zeit – die Möglichkeit, Bewegungen einzufrieren oder verwischen zu lassen. Dabei gilt:

 

Je kürzer die Verschlusszeit, also etwa 1/250 s (kurz), 1/500 s, 1/1000 s, 1/2000 s oder 1/5000 s (sehr kurz), desto weniger Verwacklungsgefahr besteht.

Je länger die Verschlusszeit, z. B. 1 s (sehr lang), 1/8 s, 1/15 s (lang), desto eher verwischen Bewegungen.

Definiere ich eine der drei Komponenten Verschlusszeit, Blende und ISO fest – in unserem Beispiel also die Verschlusszeit von 1/125 s, um nicht zu verwackeln –, beeinflusse ich wie schon gesagt auch die anderen beiden Komponenten. Blende und ISO-Zahl müssen daher nun entsprechend angepasst werden, um richtig zu belichten. Fangen wir mit der Blende an.

Die Blende

Durch die eingestellte Blendenzahl regelst du die Schärfentiefe im Foto. Sie gibt dir die Möglichkeit, ganz gezielt mit der Schärfenausdehnung im Bild zu spielen.

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Die Auswahlmöglichkeiten bei der Blendeneinstellung

Je nachdem, was für ein Objektiv du besitzt, weist es eine Reihe von Blendenzahlen auf. Die Blende am unteren Ende der Skala auf deinem Objektiv, z. B. f/2.8, liefert eine geringere Schärfenausdehnung im Bild als die z. B. Blende f/16 auf dem oberen Ende der Skala. Mit zunehmender Blendenzahl nimmt also die Schärfentiefe im Bild zu. Denken wir an den Beipackzettel der Filmpackung, dann garantiert Blende f/11 eine große Schärfenausdehnung im Bild.

BLENDE UND SCHÄRFENTIEFE

Blende f/2.8: geringe Schärfentiefe (z. B. Porträt mit verschwommenen Hintergrund)

Blende f/8: mittlere Schärfetiefe (z. B. Porträt mit scharfem Hintergrund)

Blende 11: hohe Schärfentiefe (z. B. Landschaft)

Durch eine geschlossenere Blende fällt weniger Licht auf den Sensor als durch eine offene Blende. Das heißt, dass die Verschlusszeit länger sein muss, wenn die Blende geschlossener ist, um das Bild richtig zu belichten. Ist die Blende offener, muss das Licht nicht so lange auf den Sensor fallen: Die Verschlusszeit kann kürzer sein, um die richtige Belichtung des Bildes zu erhalten. Das bedeutet:

 

Große Blendenzahlen (= geschlossenere Blende), z. B. f/16, benötigen eine längere Verschlusszeit, z. B. 1/30 s

Kleine Blendenzahlen (= offenere Blende), z. B. f/5.6, benötigen eine kürzere Verschlusszeit, z. B. 1/125 s

Jetzt haben wir schon zwei der drei Parameter definiert, Verschlusszeit und Blende: Die eingestellte Verschlusszeit garantiert uns, dass wir nicht verwackeln, die eingestellte Blende garantiert uns, dass wir genügend Schärfetiefe im Bild haben oder ganz gezielt mit dem Verhältnis von Schärfe und Unschärfe arbeiten können. Jetzt bleibt uns noch der letzte Parameter, die ISO.

Die ISO

Die ISO bestimmt die Empfindlichkeit des Sensor in der Kamera. Diese Empfindlichkeit wird über folgende Zahlenfolge definiert: 25, 50, 100, 200, 400, 800, 1600, 3200, 6400 …, sie verdoppelt sich also jeweils.

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Die Auswahlmöglichkeiten bei der ISO-Einstellung

Die ISO ist dein kleines Helferlein, indem sie dir jetzt nach der Einstellung von Verschlusszeit und Blende zur optimalen Belichtung verhilft: Sie sorgt dafür, dass der Chip empfindlich genug bleibt, um die vorhandenen Lichtverhältnisse bei deiner gewählten Einstellung von Blende und Verschlusszeit zu nutzen und das Bild richtig zu belichten.

Dafür verwendest du am besten die ISO-Automatik, die sich an deiner Kamera einstellen lässt (siehe dazu auch das nächste Kapitel „Programme und Automatikeinstellungen“). Gerade bei schwierigen Motivsituationen wie Dämmerung oder Innenräumen macht diese Einstellung Sinn, da man schnell und unkompliziert zu einem optimalen Ergebnis kommt.

Hast du beispielsweise deine zwei Parameter festgelegt, etwa Blende f/11 und Verschlusszeit 1/125 s, erledigt die Automatik-ISO jetzt den Rest, damit dein Bild richtig belichtet wird.

Wie auf den folgenden Bildern zu sehen, kommt es dabei zu unterschiedlichen Ergebnissen. Wenn ich bei diesen Lichtverhältnissen eine Kombination von Belichtungszeit 2 s und Blende f/8 auswähle, ermittelt mir die Automatik eine ISO-Zahl von 100, damit das Bild richtig belichtet ist.

Verändere ich die Zeit-Blenden-Kombination, also z. B. die gleiche Blende von f/8, stelle aber die Belichtungszeit auf 1/125 s ein, ergibt sich daraus eine automatische ISO-Zahl von 25600, damit das Bild wieder richtig belichtet ist.

Aber Achtung: Mit steigender ISO-Zahl verschlechtert sich die Bildqualität! Diese Verschlechterung der Qualität nennt man Bildrauschen, das Bild wirkt dann körnig und leicht unscharf. Durch zu hohes Bildrauschen wird die Qualität des Bildes irgendwann unbrauchbar.

Jetzt kennst du die Funktionen und die Wechselwirkung von Verschlusszeit, Blende und ISO. Du weißt, worauf du achten musst, damit dein Bild

verwacklungsfrei ist (Verschlusszeit),

Tiefenschärfe hat (Blende),

richtig belichtet ist (ISO).

Diese drei Parameter sind die technischen Elemente an der Kamera, mit denen du aktiv Bildgestaltung betreiben kannst.

Programme und Automatikeinstellungen

Um es gleich vorwegzunehmen: Ich bin kein Feind von voreingestellten Programmen und Automatikfunktionen. Im Gegenteil – in vielen Fällen ist die Automatik die bessere Wahl, weil du viel schneller und flexibler zum Ergebnis kommst, als wenn du manuell arbeiten würdest. Die Automatiken der heutigen Kameras sind heutzutage so perfektioniert, dass es durchaus Sinn macht, sie auch gezielt einzusetzen. Auch als Profi nutze ich oft diese Vorteile.

Allerdings ist es wichtig zu verstehen, was eine Automatik macht, denn letztendlich soll ja der Mensch hinter der Kamera das Bild machen, also du und nicht die Technik. Die Technik ist lediglich dein Freund und Helfer für optimale Bilder.

Folgende Automatikprogramme stehen uns in der Regel zur Verfügung:

die Programm-Automatik

die Blenden-Automatik

die Zeit-Automatik

Ergänzend gibt es meist weitere automatische Motiv-Programme, z. B. Porträt-, Landschaft-, Nacht-, Makro- und Sport-Programme, um nur einige zu nennen.

Außerdem möchte ich noch zwei weitere Automatiken ausführlicher erwähnen:

die ISO-Automatik

die Automatik für die Farbtemperatur, den sogenannten Weißabgleich

Um den Sinn von Automatiken zu verdeutlichen, hier ein Beispiel: Du bist auf einem Wochenmarkt in einem südlichen Land. Hier ist es nahezu unmöglich, deine Motive vorherzusehen oder zu planen. In diesem Fall tendiere ich zur Programm-Automatik. Das ist meine Einstellung für das erste Foto. Sie erleichtert es mir, einfach mal das erste Motiv in den Kasten zu bekommen.

Danach wechsle ich in eine andere Einstellung und fange an zu variieren: Über die Blende erziele ich mehr oder weniger Schärfentiefe, über die Belichtungszeit schaffe ich vielleicht sogar Bewegungsunschärfe. Ich fange also an, am Bild zu arbeiten und es zu gestalten. Das dokumentarische Foto, den „unerwarteten Moment“ – mit der Programm-Automatik gemacht – habe ich ja bereits im Kasten.

Die Programm-Automatik

Die Programm-Automatik ist an der Kamera mit P gekennzeichnet. Bei der Programm-Automatik wählt die Kamera Blende und Verschlusszeit selber. Ist dann auch noch die ISO-Automatik eingestellt, läuft die Kamera quasi von alleine.

Wenn man aus der Situation heraus schnell reagieren muss, macht die Programm-Automatik 100 % Sinn. Die Gefahr dabei ist: Die Kamera tut hier wirklich, was sie will! Du bist den voreingestellten Algorithmen des Kameraherstellers ausgeliefert, das heißt, ab und zu können Verwacklungen des Bildes nicht ausgeschlossen werden, oder es ist zu wenig Schärfentiefe im Bild vorhanden. Experimentiere einfach mit deiner Kamera und schau, wie sie sich in bestimmten Situationen verhält.

Die Blenden-Automatik

Die Blenden-Automatik wird je nach Hersteller unterschiedlich bezeichnet. Bei Nikon, Sony und den meisten anderen Herstellern wird sie mit dem Buchstaben S bezeichnet, bei Canon mit Tv.

Bei der Blenden-Automatik gibst du die Verschlusszeit vor, die Blende wird von der Kamera automatisch gewählt.

Wenn beispielsweise schlechte Lichtverhältnisse herrschen, stellst du eine verwacklungsfreie Verschlusszeit von z. B. mindestens 1/125 s ein. Die ISO-Automatik läuft ebenfalls. In Abhängigkeit von diesen beiden Parametern ermittelt die Kamera nun die Blende automatisch.

Vorteil: Die Verwacklung des Bildes wird ausgeschlossen.

Gefahr: Aufgrund der automatisch gewählten Blende reicht eventuell die Schärfentiefe im Bild nicht aus.

Die Zeit-Automatik

Auch die Zeit-Automatik wird je nach Hersteller unterschiedlich benannt. Bei Nikon, Sony und den meisten anderen Herstellern wird sie mit dem Buchstaben A bezeichnet, bei Canon heißt sie Av.

Bei der Zeit-Automatik gibst du die Blende vor, die Verschlusszeit wird von der Kamera automatisch gewählt. Du kannst dir merken: Die Zeit-Automatik verwendet man dann, wenn man Zeit hat! Ein klassisches Anwendungsbeispiel ist die Landschaftsaufnahme.

Hier geht es darum, eine maximale Schärfenausdehnung im Bild zu erzielen. Du wählst dafür beispielsweise die Blende f/11 und hast die ISO-Automatik ausgeschaltet bzw. auf ISO 100 eingestellt. Dann ist es praktisch, wenn du die entsprechende Verschlusszeit nicht im Kopf ausrechnen musst, sondern die Kamera die Verschlusszeit automatisch berechnen lässt.

Vorteil: Du hast eine große Schärfentiefe im Bild.

Gefahr: Oftmals ist die ermittelte Verschlusszeit so lang, dass die Kamera nicht verwacklungsfrei gehalten werden kann und du ein Stativ brauchst. Hier empfehle ich dir – gerade bei der Landschaftsfotografie, immer ein Stativ einzusetzen. Ein Bildbeispiel für eine lange Belichtungszeit findest du auf der nächsten Seite.

Motiv-Programme

Neben der Programm-, Blenden- und Zeit-Automatik gibt es noch zahlreiche automatische Motiv-Programme. Zwei häufig genutzte Programme:

 

Das Landschaft-Programm legt den Schwerpunkt auf die maximale Schärfenausdehnung im Motiv. Dies entspricht der beispielhaften Einstellung bei der Zeit-Automatik.

Das Sport-Programm legt die Priorität auf eine kurze Verschlusszeit in Verbindung mit einer hohen ISO-Zahl, um die Bewegung des Motivs einzufrieren.

Weitere Programme wie etwa das Makro-Programm oder Nachtaufnahme funktionieren nach demselben Muster, um dir bei den entsprechenden Anforderungen zu einem guten Ergebnis zu verhelfen. Mit dem Hinweis an die Kamera, welche Situation du gerade fotografierst, wählt die Kamera automatisch die passenden Parameter.

Die Programme sind durchaus dazu geeignet, verwendet zu werden. Du solltest dir jedoch im Nachhinein immer die automatisch gewählten Daten von Blende, Verschlusszeit und ISO anschauen. Daraus kannst du lernen und sie mit etwas Erfahrung später selber manuell einstellen. Das Ziel wäre es, dass du aktiv in deine Bilder eingreifst und beginnst, sie manuell zu gestalten. Damit erreichst du die maximale Kontrolle über deine Fotografie!

Die ISO-Automatik

Wie du bereits weißt, wählt bei der ISO-Automatik die Kamera in Abhängigkeit von der eingestellten Blende und Verschlusszeit die ISO selber. Im folgenden Bildbeispiel hat mir die Kamera ISO 800 vorgegeben. Das wiederum hat mir automatisch eine Verschlusszeit von 1/60 s generiert, das Bild ist nicht verwackelt.

Natürlich ließ sich diese Situation so auch nicht wiederholen. Für mich ein hervorragendes Beispiel, in der die ISO-Automatik und die Programm-Automatik hervorragend zusammengespielt haben.

Aber nicht vergessen: Mit steigender ISO-Zahl verschlechtert sich auch die Bildqualität. Trotzdem: Bei aktuellen Kameramodellen sorgen stetige Verbesserungen für immer bessere Ergebnisse auch in den hohen ISO-Zahlen, sodass auch eine automatisch generierte ISO-Zahl von 800 im Bild hier ein hervorragendes Ergebnis liefert.

Ein weiteres Beispiel für eine sinnvolle Verwendung der ISO-Automatik: Ich möchte auf einer Fotosafari in Afrika einen rennenden Gepard fotografieren. Da Geparden sehr schnell sind, empfiehlt sich eine sehr kurze Verschlusszeit, daher habe ich hier 1/2000 s fest vorgegeben. Weil ich in der Gegend auch mit ständig wechselnden Lichtverhältnissen von Licht und Schatten rechnen muss, müssten die Einstellungen an der Kamera ständig geändert werden. Die ISO-Automatik gleicht diese Änderungen aus und nimmt die richtige Belichtung selbstständig vor. Ich brauche mir über zu hohe ISO-Zahlen und Bildrauschen keine Sorgen zu machen, im Gegenteil: Die richtige Belichtung ist gewährleistet, und die Reduzierung einer Verwacklungsunschärfe durch die kurze Verschlusszeit ist garantiert.

Der Weißabgleich

Jede Lichtquelle hat ihre eigene Lichtfarbe, oder umgekehrt ausgedrückt, die Farbtemperatur einer Lichtquelle bestimmt die Farbigkeit des austretenden Lichts. Die Lichtfarbe, genauer gesagt die Farbtemperatur, wird in Grad Kelvin (K) gemessen.

Die wohl schönste Lichtquelle, die uns zur Verfügung steht, ist die Sonne. Dem Tageslicht an einem klaren Sonnentag um die Mittagszeit ordnet man per Definition eine Gradzahl von 5500°K zu.

Das warme Licht einer Glühlampe von 100 W hat eine Farbtemperatur von 2800 K, leicht wolkiger Himmel hat 7000 K, und zur blauen Stunde am Abend herrscht eine Farbtemperatur von 9000 K und höher. Grundsätzlich gilt also: Je geringer die Kelvinzahl, desto gelber der Farbton, und umgekehrt: Je größer die Kelvinzahl, desto blauer der Farbton.

Die Farbtemperatur oder der Weißabgleich lassen sich an der Kamera manuell in 100-K-Schritten einstellen (schau dazu in dein Benutzerhandbuch). Es gibt auch hierfür gibt es eine Automatik. Sie lohnt sich vor allem dann, wenn viele unterschiedliche Lichtquellen in einem Bild vereint sind. Die Bezeichnung an der Kamera lautet hierfür in der Regel AWB (für englisch automatic white balance) oder AUTO.

Den Kompromiss der Automatik gehe ich aber bei der Farbtemperatur nur in ganz wenigen Situationen ein, denn Bilder mit Farbautomatik wirken in der Regel etwas farblos. Das Bildergebnis, das du mit der Automatik erzielst, ist oft nicht das beste.

Deswegen ist es sinnvoll, die Möglichkeiten der Voreinstellungen an der Kamera zu nutzen: Du stellst unter „Weißabgleich“ oder „Farbtemperatur“ einfach das Licht ein, dass du im Motiv vorfindest.

Die zu wählende Einstellung ist einfach:

 

Fotografierst du bei Sonnenlicht, stellst du „Sonne“ ein.

Herrscht Glühlampenlicht, stellst du „Glühlampe“ ein.

Hast du nur Neonlicht … du weißt schon!

Die eingestellte Farbe des tatsächlich vorhandenen Lichtes ist immer die beste Wahl und ergibt eine harmonische Farbausgewogenheit im Foto. Experimentiere einfach mal bei verschiedenen Lichtverhältnissen mit den unterschiedlichen Möglichkeiten des Weißabgleichs, um Erfahrungen damit zu sammeln.

Die Belichtung

Wie nimmt eine Digitalkamera überhaupt Bilder auf? Während der Belichtung trifft eine bestimmte Lichtmenge auf die Pixel des Sensors der Kamera. Die Pixel wandeln das einfallende Licht in elektrische Ladung um. Diese Ladung wird als Helligkeitsinformation ausgelesen bzw. digitalisiert und das Signal auf die Speicherkarte geschrieben – insgesamt ergibt das Ganze dann ein Bild.

Dein Ziel sollte es also sein, den Sensor so zu belichten, dass die ausgelesenen Helligkeitsinformationen ein harmonisch ausgewogenes Bild ergeben. Dann spricht man von der richtigen Belichtung: Alle bildrelevanten Informationen sind optimal abgebildet.

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Überbelichtet …

Abhängig vom Fotomotiv und der richtigen Kombination aus Verschlusszeit, Blende und ISO entfaltet der Sensor seine maximale Bildqualität. Mit dem Einsatz der Automatiken erreichst du bereits sehr gute Ergebnisse, bestimmte Situationen erfordern aber eine manuelle Belichtungskorrektur, weil es sonst – trotz aller „Bemühungen“ der Kamera, alles richtig zu machen – zu Über- oder Unterbelichtungen kommen kann. Diese Qualitätseinbußen lassen sich vermeiden, wenn du weißt, wie du eine manuelle Belichtungskorrektur vornimmst.

Belichtungskorrektur

Bei den „Klassikern der Fehlbelichtung“ muss eine manuelle Korrektur vorgenommen werden. Die Korrekturen sind in Drittelschritte geteilt und werden in EV angegeben (für englisch exposure value, der Belichtungswert), also z. B. +1/3 EV, +2/3 EV, +1 EV etc. So schaffst du Abhilfe:

 

Gegenlicht: einen Korrekturschritt in Richtung „Plus“ (und evtl. Zuschalten des Blitzes): +2/3 EV

Motiv vor dunklem Hintergrund: einen Korrekturschritt in Richtung „Minus“ (und evtl. Zuschalten des Blitzes): −1/3 EV

Motiv mit sehr hohen Weißanteilen: einen Korrekturschritt in Richtung „Plus“: +1/3 EV

Eine Belichtungskorrektur kannst du oft direkt übers Display einstellen. Es gibt auch oft am Kameragehäuse eine Taste, mit der du die Belichtungskorrektur vornehmen kannst. Auch hier empfehle ich dir: Spiele mit der Kamera: Finde heraus, bei welchen Motiven es sinnvoll ist, manuell über- oder unterzubelichten.

Viele Kameras haben auch die Funktion „Belichtungsreihe“, mit der du drei identische Bilder mit unterschiedlicher Belichtung hintereinander machen kannst (sieh dazu in dein Benutzerhandbuch). Wenn du keine bewegten Motive hast, nutze diese Funktion!

Die sicherste Möglichkeit, eine Belichtung zu beurteilen, ist das Histogramm, das die Helligkeitsverteilung im Bild von den dunkelsten bis zu hellsten Bereichen anzeigt. Dieses Thema ist jedoch umfangreich und würde hier zu weit führen. Wenn du dich dafür interessierst, informiere dich dazu im Benutzerhandbuch deiner Kamera.

Belichtungsmessmethoden

Um die Belichtung eines Bildes zu messen, gibt es in den gängigen Kameras vier verschiedene Messmethoden:

 

Mehrfeldmessung

Selektivmessung

Spotmessung

mittenbetonte Messung

Jede dieser Messmethoden hat ihre Stärken und Schwächen. Ich empfehle dir aber für die Reisefotografie die Mehrfeldmessung, die meist standardmäßig an der Kamera voreingestellt ist. Auch hier gilt: Konzentriere dich auf eine Messmethode und sammle damit deine Erfahrungen.

FEHLBELICHTUNGEN AUSWERTEN

Spiele mit deiner Kamera, um zu wissen, wie sie bei unterschiedlichen Motiven belichtet. Manche Kameramodelle tendieren zur Unterbelichtung, manche zur Überbelichtung. Hier heißt es Learning by doing! Aus Fehlbelichtungen kann man lernen, um in derselben Situation beim nächsten Mal belichtungstechnisch besser zu reagieren.

Also: Fehlbelichtungen nicht gleich löschen, sondern im Detail analysieren und entsprechende Belichtungskorrekturen beim nächsten Fototermin vornehmen!

Dateiformate: JPEG oder RAW?

Seit Bilder digital aufgenommen werden, spielt das Dateiformat für Bilder eine Rolle. Es gibt die unterschiedlichsten Formate. Die Endungen am Dateinamen zeigen das Dateiformat an: Es gibt z. B. das GIF, das TIFF, das JPEG und das RAW. Die letzten beiden, JPEG und RAW, sind die wichtigsten für dich.

Nahezu alle gängigen Kameras bieten heutzutage die Möglichkeit, die Fotos als RAW oder als JPEG abzuspeichern. Das RAW-Format (raw = roh) speichert die reinen Kameradaten auf der Chipkarte ab. Das JPEG ist eine komprimierte Bilddatei und kann ebenfalls auf der Chipkarte abgespeichert werden. Beide Dateiformate haben Vor- und Nachteile.

Beim JPEG-Format greift die Kamera in die Rohdatei ein und generiert daraus das komprimierte JPEG-Format. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Wer in JPEG fotografiert, verbraucht weniger Speicherplatz auf der Chipkarte. Vergleicht man die JPEG- und die RAW-Datei unbearbeitet am Monitor, sieht das JPEG sogar besser aus als die RAW-Datei.

Die Erklärung dafür ist einfach: Beim JPEG greifen die Algorithmen der Kamera ein und korrigieren die Daten nach ihrem „Gusto“, es entscheidet also die Kamera je nach den eingestellten Parametern, wie blau z. B. der Himmel dargestellt wird.

Details

Seiten
ISBN (ePUB)
9783869103815
Sprache
Deutsch
Erscheinungsdatum
2018 (September)
Schlagworte
Reisefotografie Landschaftsfotografie Urlaubsfotografie Workshop

Autor

  • Martin Buschmann (Autor:in)

Martin Buschmann ist Fotograf und Fototrainer aus Leidenschaft. Mit seinen Fotoreisen, Workshops und Online-Seminaren hat er bereits tausenden Hobbyfotografen zu besseren Bildergebnissen verholfen. Wenn er gerade nicht sein Fotowissen weitergibt, arbeitet er in seinem Fotostudio für internationale Agenturen und Redaktionen. Für diesen Ratgeber schöpft er aus seiner 25-jährigen Erfahrung als Trainer und Reisefotograf.
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